f Bezugsrreis: Für den Monat Dez. 1.40 Boldmt. kret tag Daus. Anzetgenpreis Die einſpalt. Petitzeile 15 Bolbrfg Reklamen: 60 Goldpfg. Bei Wiedernolung Rabatt. Beilagen Illuſtriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). — Die polſtiſchen Beſprechungen in London. f ö Die zahlreichen Meldungen aus allen Lagern, wel⸗ che über die vertraulichen Beſprechungen der nunmehrigen Weaktgenoſfen“ im Anſchluß an die Unterzeichnung des ertrags von London vorliegen, weichen inhaltlich recht U Deit voneinander ab. Im ganzen iſt über dieſe Beſpre⸗ 5 Melden zu sagen, daß es ſich entgegen vielfachen anderen 1 eldungen einfach um einen vorläufigen Meinungsaus⸗ 1 duch gehandelt hat, der ſich an ſich im Rahmen einer 1 derchaus freundlichen Atmoſphäre bewegte. Eingehen⸗ ere Verhandlungen erübrigten ſich ſchon wegen der be⸗ Zaustlichen Tatſache, daß Briand, der ſich bereits am „Dezember mit ſeinem Kabinett in Paris vorſtellen mußte, über eine nur äußerſt knappe Zeit verfügte und em mit den Sorgen ſeines neuen innenpolitiſchen Pro⸗ 1 demms vor der Pariſer Kammer belaſtet war. Es iſt Idenfalls völlig unzutreffend, daß ſich aus dem Londoner 190 lere mungaustauſch bereits irgendwelche greifbaren wei⸗ Dien Zugeſtändniſſen im Rahmen der Ruͤckwirkungen an Deutſchland ergeben haben. Sauerwein kennzeichnet im „Matin“ die Lage ungefähr richtig dahin, indem er ſich 4 Aeußerungen Briands ſtützt:„Vielleicht wird man ngen. daß die Deutſchen ungewöhnlich große Forderun⸗ Len vorgebracht haben— was eine Unwahrheit wäre 1 oder man wird verſichern, daß ſie ſich bei den Alliier⸗ een eine blutige Abfuhr holten, und das würde ebenſo ufſrefſend ſein.“ mer In Wirklichkeit blieben die Anterredungen im Rah⸗ 10 8— Verhandlungen von Locarno. Die logiſchen Fol⸗ dal der neuen Annäherung wurden kurz beſprochen und, + G je logiſch ſind, bringen ſie keine Senſation. Fauerwein macht im„Matin“ einige Angaben, die in dan Tat im ganzen nicht viel Neues bringen. Es wurden Janach in der Unterhaltung der Miniſter im allgemeinen 1 ſamen die weitere Verringerung der verbündeten Be⸗ bungen am Rhein beſprochen, weiterhin das Prin⸗ .* der Gegenſeitigkeit auf dem Gebiete der Luft⸗ N 0 rt. In dieſer Frage zeigte man ſich, das geht aus janeren Meldungen hervor, auf beiden Seiten konzi⸗ Vert, und es ſteht ja auch bereits feſt, daß jetzt in Paris D 5 auf ahrt baimnen ſollen. Die Verhandlungen zielen dar⸗ 5— ab, daß Deutſchland mit gleichem Rechte in eine 1 Seuväiſche Luftfahrtunion eintreten ſoll. Von deutſcher ite wird dazu eine Delegation entſandt werden, die Aer Leitung des Geheimrats Profeſſor Dr. Nord vom 1 nd. Leizwärtigen Amte ſteht. Geheimrat Dr. Nord iſt der 1 Voter des Entwaffnungsreferats und hat auch die letzten ſerhandlungen über den Abſchluß der Kontrolle in Pa⸗ ſehr geſchickt geführt. Ihm ſtehen bei den bevorſtehen⸗ 2 den Beſprechungen Sachverſtändige der Luftfahrtabteilung es Reichsverkehrsminiſteriums zur Seite. Im ganzen dürfte feſtzuſtellen ſein, daß bei den 01 Silprechungen zwiſchen Chamberlain, Briand, Luther⸗ gur eſemann und Vandervelde die deutſche Delegation dar⸗ i 25 anſpielte, daß die öffentliche Meinung in Deutſchland, 1 beſondere bezüglich der Beſetzungsperiode in der zwei⸗ 10 und dritten Zone, nach der Londoner Vertragsunter⸗ 1 debgung Erleichterungen erwarte. Demgegenüber glauben möblierten ihrerſeits den Standpunkt berückſichtigen zu alien, daß ein Teil der öffentlichen Meinung in den inen glauerten Ländern noch immer nicht ſo weit ſei, daß ſie 5 lezuben. auf ſtrategiſche Garantien, wie ſie die Be⸗ lesung darſtellte, verzichten zu können. Auch„Daily Te⸗ 17 untaph⸗, der von den englischen Blättern beſonders gut + I bielblet zu ſein ſcheint, ſagt, man habe den Deut chen haft* gudiskreter Weiſe zu verſtehen gegeben, daß eine Beſpre⸗ kräht* die Verkürzungszeit der Beſetzung noch ver⸗ die Befriedigende Zuſicherungen ſcheinen lediglich über lu Weichen der Räumung Kölns gegeben zu ſein, alli cheint dies damit zuſammenzuhängen, daß man auf bunter Seite den Eintritt Deutſchlands in den Volfer⸗ „ id, gfeichfalls beſchleunigen möchte. Ueber dieſen ſelpſt ge, letzt noch noch nichts entſchieden und inoſſtziell iſt bis in de nur ſo viel ſicher, daß das deutſche Eintrittsgeſuch leger Dezembertagung des Völkerbundes noch nicht vor⸗ lol. Deen wird, wobei man damit rechnet, daß der Eintritt N ſWtlichlands nicht vor März 1926 erfolgen kann. Hin⸗ 5 0 ich der„Kriegsverbrecherprozeſſe“ wäre zu bemerken, nch dieſe nach wie vor bei allen Unterredungen den deut⸗ aatsmännern am Herzen lagen und allem Anſchein hofft man allerſeits, daß die franzöſiſche Regierung tdeſt dem Beiſpiel Belgiens und Englands folgen adde, welch letztere die Niederſchlagung dieſer unſeligen ane, ur zu weiterer Verbitterung führenden Verfahren rdnet haben.— Saweit das Ergebnis der Londo⸗ aßt zeſprechungen. Wie ſie ſich weiter auswirken werden, il ſich jedoch im Augenblick noch nicht überſehen. Feränderungen in der Rhein andlommifſon? 5 Eine Nückwirkung bei der Perſonalbeſtellung. * d Berlin, 4. Dezember. N nut ie Beſprechungen der lezten Tage haben allem lungen nach gewiſſen Aenderungen in Kitenden Stel⸗ 0 n der Rheinlandkommiſſion den Boden geebnet und eint auch in dieſem Punkte eine cht unbedeutende don 1 ung ſſch vorzubereiten. J denf eis hört man da⸗ ble aß gewiſſe deutſche Wünſche keiner grundſätzlichen ett Tua mehr begegnen. Ferner wird vermutet, daß wehr der and durch eine Perſönlichleit erſetzt wird, die Uünff er Briand'ſchen Außenpolitik naheſteht, und daß in bedeutende Veränderungen in der Mheinland⸗ 7 ſſion nicht ohne Fühlungnahme mit deutſchen Stel⸗ erfolgen dürften. 5 eee 1 lustpaan lungen über die Freigabe der deutſchen Zivil⸗ Freitag, 4. Dezember 1925 mr, für Seckenheim und Umgebung No. 282 Bote Erſcheinungszeit: Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſezlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle O ldaſtraße 68 oder durch unſere Träger. Fernſprecher Nr. 16.— Poſtſcheckkonto 78439 Rarlsruhe Das Ende der Anterzeichnungs⸗ verhandlungen. Rückkehr der Delegationen. . O London, 3. Dezember. Mit dem geſtern abend beim Miniſterpräſidenten Baldwin in der Downing Street ſtattgefundenen gro⸗ ßen Diner fanden die Veranſtaltungen anläßlich der Un⸗ terzeichnung der Locarno⸗Verträge ihr Ende. Sämtliche Delegierten, mit Ausnahme der abgereiſten Franzoſen, die Mitglieder des engliſchen Kabinetts und zahlreiche Vertreter der Diplomatie waren erſchienen. Bemerkens⸗ wert war die Anweſenheit des amerikaniſchen Botſchafters Houghton. Reden wurden nicht gehalten, ſondern nur drei Trinkſprüche gewechſelt. Um ſo lebhafter war die Anter⸗ haltung zwiſchen den einzelnen Delegierten. Dr. Luther, der zwiſchen Baldwin und Chamberlain ſaß, hatte noch eine ganz ausführliche Unterredung mit Sir Auſtin Chamberlain. 0 4 Der belgiſche Miniſter Vandervelde iſt heute früh von London abgereiſt. Die deutſche Delegation fuhr um 2 Uhr mittags nach Dower und von dort über Oſtende nach Berlin. Die meiſten Delegationen werden bis heute abend abagereiſt ſein. Berlin, 3. Dez. Ueber die Besprechungen, die im Anſchluß an die Unterzeichnung des Locarno⸗Vertrages zwiſchen den Staatsmännern in London ſtattgefunden haben, hat das amtliche deutſche Depeſchenbureau einen Bericht veröffentlicht, der einen Teil der ausländiſchen Berichte über dieſe Beſprechungen auf das richtige Maß zurückführt. In einem Teil der deutſchen Preſſe iſt dieſer Bericht des amtlichen Nachrichtenbureaus zum Anlaß ge⸗ nommen worden, um von einer Niederlage der deutſchen Regierung in London zu ſprechen. 5 Demgegenüber wird von zuſtändiger Seite darauf hingewieſen, daß vor der Abfahrt der deutſchen Dele⸗ gierten nach London ausdrücklich betont worden iſt, daß es ſich in London nur um eine perſönliche Fühlungnahme, um eine allgemeine Ausſprache handeln werde, und daß irgendwelche Beſchlüſſe oder Entſchnidungen auf keinen Fall zu erwarten ſeien. Sowohl der deutſche Reichskanzler Dr. Luther ſowie Reichs außenminiſter Dr. Streſemann ſeien von vornherein überzeugt geweſen, daß die Lö⸗ ſung aktueller Fragen, die Deutſchland beſonders am Herzen liegen, einer ſpäteren Zeit vorbehalten bleiben müßten. An zuftändiger Stelle verſteht man daher nicht, wie man die Beſprechungen in London einer derartigen Kritit unterziehen könne. Eine deutich⸗ranzöſiſche Konferenz in Paris? Die Regelung der Saargebiets⸗ und Beſatzungsfragen. Berlin, 3. Dezember. Mitte Februar ſoll in Paris eine Konferenz an⸗ beraumt werden, in der die deutſchen Forderungen hin⸗ ſichtlich der Saargebietsfrage nachgeprüft werden. Zu gleicher Zeit wird man über die vollſtändige Beſeitigung der interalliierten Militärkommiſſion ſowie über die Frage der Beſatzungsfriſten verhandeln. Zur Zeit ſteht es le⸗ doch noch nicht feſt, welchen Charakter die in Ausſicht genommene Konferenz tragen ſoll, denn man wird ſich erſt darüber klar werden müſſen, wie groß der Fragen⸗ komplex ſein wird, der zur Erörterung geſtellt werden kann. f Nach der erfolgten Neubildung des Reichskabinetts werden dann für die nächſten Wochen wichtige diploma⸗ tiſche Unterhandlungen zwiſchen Berlin und Paris ſtatt⸗ finden, bei denen der Verſuch gemacht werden ſoll, zwi⸗ ſchen Deutſchland und Frankreich zu einem großen poli⸗ tiſchen Arragement zu gelangen, das für die Geſtaltung der beiderseitigen Beziehungen von größter Wichtigkeit ſein wird. Allerdings kann man jetzt noch nicht voraus⸗ ehen, inwieweit die Grundlagen für eine ausgedehnte deutſch⸗franzöſiſche Verſtändigung vorhanden jein wird, denn bereits nach der Annahme des Dawes⸗Gutachtens durch Deutſchland waren lebhafte Verſuche unternommen worden, die deutſch⸗franzöſiſchen Gegenſätze auszugleichen. Da dies aber nur in ganz geringem Umfange möglich war, mußte man ſich deutſcherſeits zu dem Sccherheits⸗ angebot vom 9. Februar entſchließen, um beſſere Voraus⸗ ſetzungen für die Beſeitigung der politiſchen Konfliltſtofſe zwiſchen den beiden Ländern zu ſchaffen. Die nächſten Monate werden jedoch zeigen, ob es ſich auf der Grund⸗ lage der Locarno⸗Verträge ermöglichen laſſen wird, Frank⸗ reich zu einer grundſätzlichen Aenderung ſeiner Politik gegenüber Deutſchland zu veranlaſſen und namentlich in der Beſeitung der Frage der Rhemlandbeſetzung und der Anerkennung der deutſchen Luftfahrtfreiheit zu einem be⸗ friedigenden Reſultat zu kommen. Verſchiebung der Luſtfahrtkonferenz. Verwaltungstechniſche Gründe als Arſache. Paris, 3. Dezember. 5 Nach einer noch unbeſtätigten Verlautbarung iſt die für morgen in Paris angeſetzte Luftfahrtkonferenz um einige Tage verſchoben worden. Politiſche Gründe ſol⸗ len für die Verſchiebung nicht vorliegen, ſondern ledig⸗ lich Gründe verwaltungstechniſcher Art. Die Konferenz würde demnach anfangs nächſter Woche beginnen. Bei den Verhandlungen wird das Auswärtige Amt durch Geheimrat Nord vertreten werden, für die Luftfahrt⸗ abteilung der Verkehrsbehörden werden Geheimrat Dr. Fiſch ſowie der techniſche und juriſtiſche Referent an den Verbandlungen teilnebmen. 5. Die Regierungsumbildung. Zentrum und Demokraten gegen ein Kabinett der Mitte. 5 a de Berlin, 3. Dezember. Die ſeit Anfang dieſer Woche ſchwebenden Verhand⸗ lungen zwiſchen den Mittelparteien und den Sozialdemo⸗ ten können im Augenblick als abgeſchloſſen gelten, nach⸗ dem ſie einen Erfolg nicht gehabt haben. Die Initiative zu den interfraktionellen Beſprechungen zur Bildung der großen Koalition ging vom Zentrum und von den De⸗ mokraten aus. Sowohl die Zentrumsfraktion des Reichs⸗ tages als auch die demokratiſche Fraktion hatten ein⸗ ſtimmig Beſchlüſſe gefaßt, in denen die Bildung eines neuen Reichskabinetts auf der Grundlage der großen Koalition für wünſchenswert erachtet wurde. Der Abge⸗ ordnete Fehrenbach⸗Zentrum lud daher die Vertreter der für die große Koalition in Frage kommenden vier Par⸗ teien(Zentrum, Demokraten, Deutſche Volkspartein und Sozialdemokraten) zu einer Beſprechung ein, an der aber die Deutſche Volkspartei nicht teilnahm, da ſie erklären ließ, daß ihre Parteiinſtanzen zu der Frage noch nicht Stellung genommen hätten. Die Sozialdemokraten nah⸗ men die Anregung entgegen, konnten aber ebenfalls noch keine bindende Erklärung abgeben. Darauf verhandelte der Abgeordnete Fehrenbach mit dem Abgeordneten Scholz(D. Vp.), der nochmals darauf verwies, daß er 3. Zt. keinerlei Erklärungen abgeben könne, da die Par⸗ teiinſtanzen noch keine Entſcheidung getroffen hätten. An dieſer Beſprechung nahm auch der Abg. Leicht(Bayer. Vp.) teil. Der Abg. Fehrenbach hat daraufhin ſeine weiteren Bemühungen zur Bildung der großen Koalition zunächſt eingeſtellt. Die Vertreter des Zentrums und der Demokraten brachten noch einmal zum Ausdruck, daß ſie eine Koalition der kleinen Mitte, wie ſie von der Deutſchen Volkspartei befürwortet wird, nicht mit⸗ machen könnten. e Briand vor der Kammer. Abſtimmung über die Vertrauensfrage.— Schwache Mehrheit für das Kabinett. ö Paris, 3. Dezember. Nach einer außerordentlich lebhaften allgemeinen Ausſprache hat die franzöſiſche Kammer heute vormittag 4,30 Ahr mit 298 gegen 113 Stimmen beſchloſſen, in die Einzelberatung der Finanzgeſetze einzutreten. Briand hatte bei dieſer Abſtimmung die Vertrauensfrage geſtellt. Ge⸗ gen die Regierung ſtimmten die Sozialiſten und Kommu⸗ niſten, während die Rechte ſich größtenteils der Stimme enthielt. Um 5,10 Uhr wurde ein von dem Oppofitonel⸗ len Abgeordneten Bokanowſki eingebrachter Gegenantrag, der die neue Notenausgabe auf drei Milliarden beſchrän⸗ ken will, mit 362 gegen 183 Stimmen abgelehnt. Briand hate auch bei dieſer Abſtimmung die Vertrauensfrage geſtellt. Die vorhergehende Ausſprache war faſt ausſchließ⸗ lich durch ein ſcharfes Rededuell zwiſchen dem Abgeord. neten Bakanonſki und Briand und Loucheur ausgefüllt. Be fowſki warf der Regierung vor, daß durch übertrie⸗ bene Erhöhung der direkten Steuern der Reichtum zer⸗ ſtört werde Die Fahne von Locarno dürfe nicht ein Pro⸗ jekt ſchützen, das dem finanziellen Bedürfniſſe des Lan⸗ des zuwiderlaufe Die Inflationsforderung müſſe auf drei Milliarden vermindert werden, weil bis zum 8. Dezember nicht mehr gebraucht würden. Dann könnte der geſamte Sanierungsplan vorgelegt werden. Loucheur er⸗ klärte, er hätte niemals ein derartiges Projekt einge⸗ bracht, wenn er nicht durch die Umſtände dazu gezwungen worden wäre. Wenn die Regierungsvorlage nicht ange⸗ nommen würde, müßten ſchwere Konſequenzen für das Land daraus entſtehen. Eine Notenemmiſſion von ſie⸗ ben Milliarden ſei unhedinat erforderlich. g Die Finanzpläne Loucheurs angenommen. 85 Heute vormittag 10 Ahr wurde dann in der Kam⸗ mer der Kernpunkt des Finanzentwurfs, der die Inflation von 7,5 Milliarden Franken und die Erhöhung der Vor⸗ ſchüſſe der Bank von Frankreich an den Staat um 6 Mil⸗ liarden Franken vorſieht, mit 245 gegen 239 Stimmen angenommen. Die Geſamtvorlage ergab nach vorläufi⸗ ger Zählung eine Mehrheit von 289 gegen 260 Stim⸗ men. Briand hatte die Vertrauensfrage geſtellt, aber er⸗ klären laſſen, daß die Regierung bleiben würde, auch wenn bei der Abſtimmung über den fraglichen Artikel nur eine geringe Mehrheit zuſtande kommen würde. Eine lebhafte Debatte war um die Erhöhung der Steuern entbrannt, wobei die Regierung verſchiedene Gegenvorſchläge annahm, ohne daß über die Einzelheiten die Vertrauensfrage geſtellt wurde. Vor der Abſtim⸗ mung über den entſcheidenden Inflationsartikel bemäch⸗ tigte ſich des Hauses eine allgemeine Erregung, da ſich hierbei das Schicksal der Regierung entſcheiden mußte. Man ſah voraus., daß ſich eine Reihe von Sozialiſten und einige Abgeordnete der Rechten der Stimme enthalten würden. Nach der Abſtimmung verlautete zunächſt, die Regierung lei in der Minderheit geblieben und man hielt das Schickhal des Kabinetts Briand ſchon für beſiegelt. Bei genauer Durchzählung der Stimmen ergab ſich aber dann doch noch eine ſchwache Mehrheit in dem entſchei⸗ denden Artikel 1 von ſechs Stimmen für die Regierung. „ Paris, 3. Dez. Der franzöſiſche Franken hat ſich weiterhin verſchlechtert. Aus London wird ein Kurs von 127 gemeldet. Für einen Dollar wurden 26,20 Fran⸗ ken bezahlt. In Börſenkreiſen hält man an der Anſicht feſt, daß Frankreich um eine Inflation großen Stils kaum herumkommen dürfte, zumal die ſemerzeit aufge⸗ nommene große Morgan⸗Anleihe nicht zum Ausgleich der Finanzen verwendet wurde. 3 3 — 8 9 ö 62. Fortſetzung. Aus dem In⸗ und Auslande. Saarſtatut und Beſatzungsfriſten. 1 London, 3. Dez. Nach einer Mitteilung des diplo⸗ matiſchen Korreſpondenten des„Daily Telegraph“ werden vorausſichtlich die Frage des Saargebietes und der Aen⸗ derung ſeiner Verwaltung zunächſt ſolange liegen bleiben. bis Deutſchland Mitglied des Völkerbundes ſem wurd, während die Beprechungen über die Herabsetzung der Be⸗ fatzungsfriſten im Rheinland solange hmausgeſchoben wer⸗ den sollen, bis ſich die materiellen und pfychologiſchen 1 des Locarno⸗Paktes in allen Ländern zeigen werden. Der Nundfunkverkehr im beſetzten Gebiet. Koblenz, 3. Dez. Zur Regelung des Rundfunkver⸗ jehrs im beſetzten Gebiet ſteht eine neue Ordonnanz der Rheinlandkommiſſion bevor. Bis zum Inkrafttreten dieſer Verordnung, die insbesondere die Ueberwachung des Funk⸗ vertehrs betrifft, iſt die Aufſtellung und Benutzung von Rundfunkempfang⸗ Apparaten noch unterſagt. Dagegen iſt der Handel, d. h. der Kauf und Verkauf von Rundfunk⸗ 8 entgegen anders lautenden Meldungen vollſtändig eigegeben. Das Ende der Kadaverlüge. London, 3. Dez. Der Abgeordnete Henderſon rich⸗ tete in der geſtrigen Unterhausſitzung wiederum eine An⸗ frage an die Regierung wegen der Kadaverlüge. Cham⸗ berlain gab folgende Erklärung ab: Der deutſche Reichs⸗ kanzler hat mich zu der Erklärung ermächtigt. daß die in der hieſigen und auswärtigen Preſſe verbreitete Ge⸗ chichte von der„deutſchen Kadaververwertungsanſtalt“ le⸗ er Begründung entbehrt. Als Vertreter der britiſchen Regierung habe ich dieſe Erklärung des deutſchen Reichs⸗ kanzlers entgegengenommen und vertraue darauf. daß dieſer falſche Bericht nicht wieder verbreitet wird. Von allen Bänken des Haußes ertönte lauter Beifall. England und die Abrüſtungsfrage. London, 3. Dez. Die von Auſton Chamberlam ge⸗ brauchten Worte, daß Locarno nur der Anfang der Ver⸗ ſtändigung ſet, wurden geſtern in Konferenzkreiſen zur Anterſtützung des Vorſchlages gebraucht, daß jetzt eine allgemeine Landabrüſtungs⸗Konferenz einberufen werden müſſe. Wie aus politiſchen Kreiſen verlautet. habe die britiſche Regierung bis jetzt noch keine endgültigen Schritte für eine derartige Konferenz unternommen. Man lege je⸗ doch der Anweſenheit Lord Cecils in Genf, wo er Groß⸗ Britannien bet der Erörterung der Abrüſtungsfrage ver⸗ treten werde, große Bedeutung ſei. Belgien für Abrüſtung. London, 3. Dez. Der belgiſche Außenminiſter Van⸗ dervelde erklärte dem diplomatiſchen Korreſpondenten des f Proble Telegraph“, daß durch den Locarno⸗Pakt kein roblem mehr in den Vordergrund trete als das der Abrüſtung. Nachdem jetzt durch ausreichende Garantien die Sicherheit des Landes gewährleiſtet ſei, würden die belgiſchen Delegierten beim Völkerbund am eifrigſten tätig ſein, um für eine allgemeine Rüſtungverminderung 5 wirken. Ein ſolcher Schritt würde Belgien von einem Teil der militäriſchen Laſten und Europa von der realen Bedrohung befreien, die in übertriebenen Rüſtungen liege. Aus der italieniſchen Kammer.— Wieder ein Abgeord⸗ neter mißhandelt. Rom, 3. Dez. In der geſtrigen Kammerſitzung wurde der Abgeordnete Saitta, der der Aventm⸗Oppoſition an⸗ gehört, umzingelt und ähnlich, wie por emiger Zeit emige kommuniſtiſche Abgeordnete, mit Schlägen aus dem Sitzungssaal hinausgeworſen. Der geſtern in Freiheit geſetzte, in den Matteotti⸗Mord verwickelte Marinelli wurde eſtern von dem Generalſekretär der Faſchiſtiſchen Partet, arinacci, mit dem Amt eines Generalinſpektors für die a Verwaltung der Faſchiſtiſchen Partei betraut. Die Vorgänge in China. Paris, 3. Dez. Wie aus Peking gemeldet wird, iſt die Frage, ob der Präſident der Republik noch im Amte bleibt, noch nicht geklärt. Von ewiſſer Seite werde Ge⸗ neral Feng beſtürmt, für das Verbleiben des Präſiden⸗ ten einzutreten, da ſonſt die Zollkonferenz wie auch die Konferenz über die Exterritorialität aufgegeben werden müßte. Von anderer Seite werde jedoch die Bildung einer verantwortlichen Regierung und der Rücktritt des jetzigen Präſidenten betrieben. Der Beſuch des Neichspräſidenten in der erſten Zone. Berlin, 3. Dez. Nach der Befreiung der erſten Zone iſt dort ein Beſuch des Reichspräſidenten geplant. Da nun mit der Räumung der Kölner Zone bis Ende Ja⸗ nuar zu rechnen iſt, ſo dürfte der Beſuch des Reichs⸗ präſidenten ſchon in den erſten Tagen des Februars zu erwarten ſein. In Ausſicht genommen iſt ein achttägiger Aufenthalt, vor allem in Kölr und in Bonn. Deutſcher Reichstag. Berlin, 3. Dezember. Ueberweiſung der Abfindung der Fürſtenhäuſer an den Rechtsausſchuß.— Die Kreditnot der Landwirtſchaft. Neichstagspauſe bis 9. Dezember. Präſident Loe be eröffnet die Sitzung um 1.80 Uhr. Vor Eintritt in die Tagesordnung gibt Abgeordneter Dr. Wirth(bei keiner Frak.) eine Erklärung ab, in der er die geſtrigen Angriffe des Abgeordneten Henning(Völk.) gegen ihn zurückweiſt. Er verlieſt verſchiedene Stellen aus einem Artikel, den vor dem Rathenaumord der völkiſche Abgeordnete Henning in der„Konſervativen Monats⸗ ſchrift“ veröffentlicht hat mit den Unterſchrift:„königl. Preuß. Major a. D.“(Gelächter links.) Darin wird der Rapallovertrag als ein zwiſchen Deutſchland und ruſſi⸗ ſchen Juden getriebenes Schachergeſchäft mit der deutſchen Ehre bezeichnet. Wenn jetzt, ſo ſchließt Dr. Wirth, die geſamte Rechte für den Rapallovertrag eintritt, ſo iſt das die beſte Sühne für das unſchuldig verfloſſene Blut Rathenaus.(Beifall links und in der Mitte.) Das Haus tritt darauf in die Tagesordnung ein und überweiſt ein Schreiben des Arbeitsminiſters betr. Teilung der Landesverſicherungsanſtalt Schleſien und Er⸗ richtung einer Verſicherungsanſtalt für die Provinz Ober⸗ ſchleſien dem Ausſchuß. Es folgt dann die Weiterberatung der Abfendung der Fürſtenhäuſer. Zuerſt nimmt Abgeordneter Hampe(W. Vgg.) das Wort. Zwiſchen dem Staatsbeſitz und dem Privatbeſitz der Fürſtenhäujſer laſſe ſich ſehr wohl unterſcheiden. Die Richter haben ſchon ſchwierige Fragen zu löſen vermocht. Recht habe Scheidemann allerdings mit der Verurteilung der Bismarckſchen Umwälzung von 1866. Das war eme Revolution von oben; 1918 hatten wir eine Revolution von unten, wo es vielleicht anders gekommen wäre, wenn 1866 der monarchiſtiſche Gedanke nicht einen ſo ſchweren Stoß erlitten hätte. Konſequenterweiſe müſſe ſich nun Scheidemann gegen eine Wiederholung des damaligen Un⸗ rechtes wenden. Gegen den demokratiſchen Antrag ſpreche auch der Art. 105 der Weimarer Verfaſſung, wonach nie⸗ mand ſeinem ordentlichen Richter entzogen werden darf. Dieſe Wirkung werde aber eintreten, wenn durch Reichs⸗ geſetz die gerichtlichen Auseinanderſetzungen zwischen den Fürſten und den gegenwärtigen Regierungen unterbrochen würden. Darum müſſe man dem deutſchnationalen Redner darin zuſtimmen, daß ein ſolches Geſetz verfaſſungswidrig wäre. Der Ueberweiſung der Vorlage an den Ausſchuß ſtimmen wir zu.. 5 Abg. Dr. Kahl(D. Vp.) verlangt für ſeine Partei, daß der hier erörterte Fragenkreis nur im Geiſte und und im Sinne der Gerechtigkeit gelöſt wird. Das würde aber nicht möglich ſein, wenn man den kommuniſtiſchen Antrag berückſichtigt. Die entſchädigungsloſe Enteignung der Fürſtenhäuſer wäre in einem Rechtsſtaat unmöglich, denn ſie wäre eine rechtswidrige Beſitzentziehung, die wir Kriminaliſten Diebſtahl nennen. Der demokratiſche Ent⸗ wurf iſt eigentlich ſozialdemokratiſches geiſtiges Eigentum. Abg. Dr. Pfleger(B. Vp.) betonte, es ſei außer Frage, daß die Annahme des demokratiſchen Ent⸗ wurfes einen Eingriff in die Verfaſſung darſtellen würde. Die Bayeriſche Volkspartei werde unter keinen Umſtän⸗ den eine Regelung mitmachen, bei der der ordentliche Rechtsweg ausgeſchloſſen wird. Rechtspolitiſch würde auch die Schaffung eines Sondergerichtshofes für dieſe Frage bedenklich ſein. Mit der agitatoriſchen Ausnutzung diefer Frage könne man wohl die Maſſen aufwühlen, aber der Reichstag habe nicht den Maſſen zu dienen, ſondern dem deutſchen Volke. Auch die Abgeordneten Schröd er⸗Mecklenburg(V.) und Dr. Bredt(W. Vrg.) lehnten die Anträge ab. In einem Schlußwork faßte der Demokrat Brod⸗ auf das Ergebnis der Ausſprache dahin zuſammen, daß die Mehrheit des Hauſes offenbar bereit ſei, auf der Grundlage des demokratiſchen Entwurfes im Rechtsaus⸗ ſchuß nach einer Löſung zu ſuchen. Auch die demohatiſche 5 wendig. Frattion wolle ſich nicht auf jedes Wort des Entwurfes ſeſtlegen. Unbeſtreitbar ſei der unhaltbare Jußtand, daß die Gerichte die Abfindungsfrage näch rein zivilrechtlichen Geſichtspunkten behandelten. 5 3 Die Anträge der Demokraken und Kommunisten wur den ſodann dem R echtsausſchuß überwieſen. Der Reichstag geneymigte hierauf näch kurzer De⸗ batke den Haushalt des Nelch nen Abänderungen und begann ſodann die dritte Leſung des Haushalts des Reichs miniſteriums für Ernährun und Landwirkſchaft, mit der die Beſprechung einer stages mii len deutſchnationalen Interpellation verbunden wurde. i f Die Interpellation, die von dem Abg. Thomy- ſon begründet wurde, fordert von der Regierung Maß * 1 nahmen, um die augenblicliche ungeheure Kreditnot 15 8 der Landwirtſchaft raſch und wirkſam zu beheben um insbeſondere die Umwandlung der Wechſelverbindlichkeiten in langfriſtige Realkredite zu erträgli i nigſt durchzuführen, 3 räglichen Zinſen ſchleu Nach dem deutſchnationalen Redner begründete Abg. Höllein(Kom.) in einſtündiger Ausführung eine Reihe kommuniſtiſcher Anträge auf Hil ür die Landarbeiter. 5 eee Dann wurde die Weiterberatung auf Mittwoch, den 9. Dezember, nachmittags 2 Uhr, vertagt.. . Badischer Landtea. Karlsruhe, 3. Dez. Zu Beginn der kurz vor dier Uhr eröffneten Nachmittags⸗Sitzung gab Abg. Dr. Mayer⸗Karlsruhe(Bürg. Verein.) eine Erklärung über St die Beratungen der Bürgerlichen Vereinigung wegen Be, 9 ſeung des zweiten Vizepräſidentenpoſten ab und ſtellte dabei feſt, daß irgendwelche Bedingungen von dem Abg von Au beun Eintritt der Wirtſchaft. Vereinigung m die Bürgerliche Vereinigung nicht geſtellt wurden. ich In der fortgeſetzten politiſchen Ausſprache erklärte ft Abg. Scheel(Dem.) mit den vom Staatspräſidentel gemechten Feſtſtellungen einverſtanden, die die Stellune, nahme der Regierung beim Empfang der Leiche ie Kampffliegers von Richthofen zum Gegenſtand han Zur Flaggenfrage erklärte der Redner, es ſei zu 15 ſchen, daß der Flaggenſtreit endlich begraben wür Wenn ein Flaggenfriede hergeſtellt werden ſolle, danſt(. auch die Achtung vor der Fahne ſchwarz⸗weiß⸗rot Nach einer Rede des kommuniſtiſchen Abgeordnge, Lechleiter, der erklärte, daß ſeine Gruppe deg. flö⸗ gierung kein Vertrauen ausſprechen könne, und Er rungen des Abg. Dr. Schmitthenner(Bürg. Ver der ſich mit der Antwort der Regierung in der Flaggen, frage nicht einverſtanden erklärte, wurde zur Ab 1 mung über das Vertrauensvolum geſchritoaz Von 86 anweſenden Abgeordneten ſtimmten 36 für chte vom Zentrum und der Sozialdemokratie eingeb ra, Vertrauensvotum. Drei Kommuniſten ſtimmten dagger, 29 Abgeordnete enthielten ſich der Stimme. Das trauensvotum war ſomit angenommen. wer⸗ In der heutigen Sitzung wurde in erſter und zuch ter Leſung eine Regierungsvorlage angenommen, Aus das Staatsminiſterium ermächtigt wird, die zur erſor⸗* führung des Reichsgeſetzes für Jugendwohlfahrt derlichen Beſtimmungen zu erlaſſen. bis eine gelet Regelung der Fürsorgepflicht eingetreten ſei. wo⸗ Die Kommuniſten begründeten einen Antrag. eie nach die Regierung beauftragt werden ſoll. ſofort Ge⸗ Verordnung zu erlaſſen. nach der alle in badischen den fängniſſen und im Zuchthaus zu Bruchſal inhaftie zu⸗ Strafgefangenen zu Weihnachten ein Weihnachtspatzuſes geſtellt werden darf. Der Berichterſtatter des Ausſchus⸗ für Rechtspflege und Verwaltung teilte mit. daß der fol ſchuß mit 16 gegen 1 Stimme beſchloſſen habe. dem In muniſtiſchen Antrag die Zuſtimmung zu verſagen ats dieſem Zuſammenhang teilte Juſt zminiſter und Stach, präſident Trunk Erfahrungen über die politischen ame fangenen mit und erklärte dabei, daß durch die An ttaf⸗ des kommuniſtiſchen Antrages die Sicherheit in den 7 det anſtalten ſchwer gefährdet würde. Hierauf wurde kommuniſtiſche Antrag abgelehnt. gen Zum Schluſſe wandte ſich das Haus verſcheenhge⸗ ſozialpolitiſchen Anträgen zu, über die der Zentrum 1555 1 ordnete Dr. Föhr berichtete und entſchlietzend lee, be liche Anfrage über die Notlage der Klemrentne gründete, worauf die Sitzung vertagt wurde. Gold. Ein Menſchenſchickſal. Roman von Wilhelm Herbert. (Nachdruck verboten.) Irgend einen rief Er verlangte Geſellſchaft. et ſich herbei— einen Angeſtellten der Fabrit, einen Ein eſeſſenen. Sie mußten ihm ſagen, wie s mit ihm ſtand; von ihnen ſuchte er mit ſchlauer Bauernpſiffigkeit ohne daß ſie es merten ſollten, heraus zubringen, was man von ihm redete, wie man ihn ta ierte, ob er rei⸗ cher wurde oder ärmer. Aber ihr ſtetes Lob, ihr im⸗ merwährendes Bejahen mundete ihm bald nicht mehr. Sie riefen damit nur ſeinen Argwohn wach, logen ſie nicht alle auch? Aßen ſie nicht ſein Brot? Tranken ſie nicht ſeinen Wein? Ah, fort mit ihnen! Fuchſinger! Fuchſinger! Zuletzt brüllte er es unter der offenen Tür ſtehend mit dröhnender Stimme ins obere Stodwerk. Der war doch ſchließlich der einzige, der ihn beru⸗ higen, der alle ſeine Sorgen einlullen konnte. Sein Wort, ſo wenig Vertrauen der Maienhoſer in nüchter⸗ nem Zuſtande meiſt mehr dareinſetzte, vermochte doch über den Trunkenen Wunder. Wenn er dann bei ihm ſaß und ihm vorrechnete, wenn er ihm wie einem kranken, eigenſinnigen Kinde mit hochſliegenden Plä⸗ nen, mit phantaſtiſchen Hoffnungen Spielzeug gab, wie Veris errregter, lechzender Sinn es wollte, dann ward es wieder froh und hell in ihm. Auf ſeinen Wangen brannte die Glut, in ſeinen Augen flammte die Trun⸗ kenheit— er lachte und lärmte, er nannte den andern ſein einziges, treues Brüderlein und wenn Fuchſinger ihn dann anſtieß und ſchmunzelte:„Nun hör! aber mal, nach der Arbeit das Vergnügen!“ und wenn er d inn den Würfelbecher aus der Taſche zog, da griff der Maienho ter lachend danach und vers. ielte lachend ſeine Dovppelkronen an den andern, bis er plötzlich halb lal⸗ land, halb ſchon ſchnarchend, lang auf die Bant hinſiel heit. und von dieſer ſchwer auf den Boden kollerte, wäh⸗ rend der Becher aus ſeiner Hand glitt und die Wür⸗ fel mitten hinein in die Stube rollten. Oft hatte Fuchſinger dann eben noch Zeit, das Geld vom Tiſche und die verräteriſchen Zeugen des Spiels vom Boden aufzuraffen, bis Dori eintrat, de⸗ ren ſeidene Röcke ſein ſcharſes Ohr auf der Treppe halte kniſtern hören. „Nun,“ ſagte ſie dann ſchmol'end,„wo bleiben Sie 19 W Unſere Luſtigteit iſt gelähmt, ſeit Sie fort ind!“ „Wo iſt mein Mann?“ fügte ſie wohl noch bei. Dann wies er achſelzuckend nach der Ecke. „Ich wollte ihn zurückhalten,“ meinte er.„geiſtig anregen; aber man bringt ihm das Glas nicht vom Munde, bis es immer und immer wieder zu ſpät iſt;“ Unwillig drehte ſie ſich dann weg und hob den Saum ihres Kleides, als fürchte ſie für deſſen Rein⸗ „Kommen Sie!“ ſagte ſie dann raſch. Hier unten in dem entwöhnten Raum— in der dumpfen Luft— in der Nähe des Trunkenen glaubte ſie zu erflicken.. Und dennoch liebte Dori den Veri noch. Längſt ſich ſelber untreu geworden in ihrem ganzen Denken und Fühlen, hielt ſie mit alter Treue an ihm feſt, ſo oft Ekel und Abſcheu, Beſchämung und Verlegenheit ſie von ihm ſtieß. Wenn er dann in einer glücklichen Stunde vor ſie hintrat, von einer guten Nachricht froh 5 8 55 ſtrotzend in männlicher Kraft und Lebensfülle, tolz und ſelbſtbewußt, dann regte ſich die alte Lei⸗ denſchaft für ihn, dann vergalt ſie ihm mit zärtlichen Worten, was ſie Ungutes von ihm gedacht, und auf Wochen und Monate hinaus vermochten ſolche Augen⸗ blicke das ſich lockernde Band zwiſchen den Gat en wieder zu feſtigen. In allem geſellſchaftlichen Trubel. unter dem Einfluß all des Wech elnden und Ne ien, was Dori erlebte war es für ſie ein fees. ein Stiche 1 res, an Veris Liebe zu denken. Seine Zunelgghel ſeine Treue war vom erſten Tage an, da ſie kennen gelernt, ihr eigen geweſen und, was auch mer an ihm ſich ändern mochte, darin würde er ſich ler gleich bleiben. Oft, wenn ihr Fuchſinger von on dem Herzenswandlungen in der großen Geſellſchaft vo alte, raſchen Scheiden und Voneinandergehen dort erdnsge⸗ konnte ſie behaglich lachen und mit einem ihn im beim erbitternden Stolze ſagen:„Sehen Sie. Veri wir Wilden doch die beſſeren Menſchen— mein und ich— wir ſind treu!“ 3 Es würe ſchwer geweſen, zu ſagen, wa übel Maienhofer über dieſen Punkt dachte. Sann 5 lagen kaupt darüber nach? War in ihm neben der d den Unruhe nach Reichtum nich Platz für ein al ihn Empfinden? Wohl kaum! Allerdings erarſch n die für den Moment der ſüße, ſchwere Roſenduft, und Locken ſeiner Frau atmeten, ihr ſchönes ihre hübſchen Züge, es ſchmeichelle iön, diele en, kleidete modiſche Geſchöpf ſein eigen zu nen Fr zugleich kam ſie ihm doch ſtets mehr wie ein 0 vor. Nicht nur ihre äußere Erſcheinung, 1 ihr Denken und Fühlen trennte ſie. Wofür Nur dur Sinn hatte— das Erwerben reizte ſie nicht. ihn, Verbrauchen ſchien ihre Luſt und das empör Gedanke daran verließ ihn nie und trieb 1h wieder bald aus ihren Armen fort. et f 0 „Dieſer Zwieſpalt batte denn alſo auch ernſtliche Zerwürfnis der Gatten bervorgeruſen au, lüge Mit dielem Betein war es der mungen e Frühſtück bei ihn oben im Exker arne 0 bringen und hatte dieſe eben mit Schotelac e 155 1 eee a e da gebaut, als er ſchweren Schrittes eintrat. folg e 0(Gorietung folg r ee — —— 2. — f Ruadroſchte fuhr, ohne ſich um den Ueberfahrenen zu —— Aus dem badiſchen Lande. * Mannheim, 3. Dez.(Tödlicher Autounfall.) der Friedrichsfelderſtraße wurde ein Mann von einem dale ſo unglüclich überfahren, daß er auf der Stelle liegen blieb. Der Chauffeur eines Wagens, einer 1 mern, weiter. Vor dem Pfälzer Hof ließ er das lutomobii ſtehen und flüchtete. Die Leiche des Unglück⸗ en wurde in die Leichenhalle gebracht. de. Schwetzingen, 3. Dez.(Hilflos. im Schnee.) du in Neckarhauſen wohnhafte Straßenwärter Werz ſollte von Brühl über Waldſtation ben, Rhemau durch ii Friedrichstelder Wald beimkehren. Mitten in Wan 80. er auf dem Glatteis zu Fall und brach ſich em fein. Der Mann mußte drei Stunden im Schneeſturm nden bleiben. da alle Hilferufe ungehört verhallten. Ge⸗ 15 1 Uhr nachts kam durch Zufall ein Arbeiter, der 10 der Nachtſchicht heimkehrte, in die Nähe des Un⸗ küasfalles. Er wurde durch das Anſchlagen ſeines Hun⸗ 155 auf den Verletzten aufmerkſam und veranlaßte zu⸗ huchſt die Verbringung in ein Bahnwärterhaus. Von et wurde er mit dem Sanitätswagen in ſeine Wohnung h Nedarhauſen überführt. 6. Karlstube, 3. Dez:(Ein Auswanderung s windel.) Ein gewiſſer E. Lenar in Rio de Janeiro urucht neuerdings leichtgläubige Deutſche dadurch aus⸗ Bruten, daß er auf eine beſtimmte Art, die er„Syſtem gtazil“ nennt, Gelegenheit, bietet, auf freien Scholle u freier Mann zu werden“. In verlockenden Proſpekten Ie fleberſchriften.„Wir geben für nichts, bestimmen 5 ſelbſt“ empfiehlt er ſein Syſtem und bietet für ute in Braſilien ein Landlos von 20 bie o Hektar Ain Haus ſowie freie Ueberfahrt für drei Perſonen und terstützung für ein halbes Jahr ie Monat 100 Milreis. dach dem Ergebnis der angeſtellten Nachforſchungen iſt * Unternehmen darauf eingeſtellt, ſich von gutgläu⸗ unden Auswanderungsluſtigen Geldmittel zu verſchaffen ud auf dieſe Weiſe die Aermſten um ihr ſauer verdientes eld zu betrügen. Vor dem Unternehmen wird gewarnt. atwalge Geſchädigte wollen dem Badiſchen Landespolizei⸗ nt Mitteilung machen. f der Mutter.) Karlerute,. Dez.(Der Rach arlsruhe, 3. Dez.(Der Rächer A Eater abend kurz vor 10 Uhr gab der 20 jährige chreiner Karl Fichtner auf ſeinen 51 Jahre alten Va⸗ nue den verheirateten Werkmeister a. D. Franz Fichtner us einer Browningpiſtole ſechs Schüſſe ab. Fichtner er⸗ elt einen Schuß in die rechte Hüftengegend und den ſuzen Anterarm und iſt leicht verletzt, während ſeine Ge⸗ eabte. die 44jährige ledige Näherin Eliſabeth Becker aun Bauchſchuß erhielt und in ſchwer verletztem Zu⸗ ö nde ins Krankenhaus eingeliefert werden mußte, wo Nort ihre Operation erfolgte. Der Täter wurde verhaftet. ich hierzu weiter bekannt wird, bat die Frau des ſirdtner. die unter dem Verhältnis ihres Mannes litt, te Söhne, dem Vater einmal zu folgen, um zu ſehen, Poehin er ſich begebe. Als ſich nun geſtern abend der Ualer wieder aus der Wohnung entfernte, folgte ihm en 20 Jahre alter Sohn Karl, der erſt kürzlich nach neiwierteljährigem Aufenthalt aus Braſilien zurückgekom⸗ an wat. Aus der Pfalz. de: Ludwigshafen, 3. Dez.(Erploſjonsung üd — der Anflinfabrik.) Geſtern abend gegen 6 Uhr Oianete ſich im alten Werke der Baß ſchen Anime und Fa afabrit ein ſchwerer Unglücksfall. Beim Reinigen von Mäher in der Abteilung Säureverſand erfolgte bei dem katſuch eines der Fäſſer zu öffnen, eme heftige Erploſton, zei welcher der Hilfsmeiſter Jakob Heintz aus Iggel⸗ Ein ſofort getötet wurde, ein zweiter Arbeiter, Rudolf der 5. aus Ludwigshafen, erlitt eine ſchwere Verletzung, aal er im Krankenhaus erlegen iſt. Ein dritter Arbeiter ditt einen leichten Unterarmbruch. Weitere Verletzun⸗ en ſind glüdlicherweiſe nicht vorgekommen. Pie, Urſache r Exploſion iſt bisher noch völlig unaufgeklärt. i Ludwigshafen, 3. Dez.(Ludwigshafener Po⸗ (Ebeitsloſer Kutſcher von hier, weil er in verſchiedenen eſchäften eine Sammlung angeblich für erwerbslose Not⸗ andsarbeiter vornahm, ohne hierfür die Erlaubnis zu eſitzen. Das geſammelte Geld und die Sammelliſte konn⸗ 9 beſchlagnahmt werden.— Zur Anzeige gelangten ſie Händlermnen von hier wegen Preiswuchers weil der geſtern auf dem Wochenmarkte Aepſel verkauften, an J en ſie über 30 Prozent Gewämn erzielten.— Eine W Jahre alten Ehefrau von hier, die kinderlos iſt, Pufde im ſüdlichen Stadtteil geſtern nachmittag beim etteln betroffen und dieſerhalb zur Anzeige 5 pt I Limbach, 3. Dez.(Tragiſcher Unglücksfall. Wahrend 8 Brandes verlor ein 14 Jahre Ater Knabe uf kragiſche Weiſe ſein Leben. Der Junge war mit dem derbeischaffen von Waſſer nach der Brandſtelle beſchäf⸗ Het, wobei plötzlich ein Draht der elektriſchen Leitung herabfiei und den Jungen bei der Berührung ſofort tö⸗ 5 te. Erſt nach geraumer Zeit gelang es⸗ den Körper des 5 aben aus ſeiner Lage zu befreien. Der Vorfall, der ur eine zeitlang die Umgebung der Brandſtätte un⸗ 9 . N zeſchronik.) Feſtgenommen wurde ein 30 Jahre alter 6 Lokales und Allgemeines. Seckenheim, 4. Dezember. Vorsicht bei Glatteis. Der in Neckarhaufen wohn⸗ hafte Straßenwärter Werz wollte von Brühl über Wald⸗ ſtation bei Rheinau durch den Friedrichsfelder Wald heimkehren. Mitten im Walde kam er auf dem Glatteis zu Fall und brach ſich ein Bein. Der Mann mußte drei Stunden im Schneeſturm liegen bleiben, da alle Hilferufe ungehört verhallten. Gegen 11 Uhr nachts kam durch Zufall ein Arbeiter, der von der Nachtſchicht heimkehrte, in die Nähe des Unglücksortes. Er wurde durch das Anſchlagen ſeines Hundes auf den Verletzten aufmerkſam und veranlaßte zunächſt die Verbringung in ein Bahnwärterhaus. Von dort wurde er mittelſt Sanitätswagen in ſeine Wohnung nach Neckarhauſen überführt. — Der Schnee im Sprichwort.„Gut iſt der Schnee, der zur Zeit kommt“, und der Bauer kann den Schnee gar früh gebrauchen, denn er„düngt die Felder“,„iſt für die Saaten, was die Betten für die Menſchen ſind“. „Die weiße Gans brütet gut“, ſagt der Däne, und bet uns heißt es:„Eine gute Decke von Schnee bringt das Winterkorn in die Höh“. Aber nicht zu lange darf die weiße Decke liegen bleiben:„Acht Tage lang dient der Schnee der Erde als Mutter; bleibt er länger, wird er zur Stiefmutter.“ Ein ruſſiſches Sprichwort findet den ſchönen Vergleich:„Das Korn fühlt ſich wohl unterm Schnee, wie der alte Mann unter ſeinem Pelz.“„Unterm Schnee liegt's Mehl“, heißt es in der Lombardei. Je mehr Schnee, deſto beſſer;„große Schneemaſſen, große Korn⸗ maſſen.“ Aber er bleibt nur bei gutem Wetter.„Fällt die Sonne auf den Schnee, gibt's Schnee und Schnee und wieder Schnee.“„Wenn's regnet, verdirbt der beſte Schnee.“ Auch aus der Form des Schneiens weiß der Deutſche auf das Wetter zu ſchließen.„Schneit es klein und fein, gibt's große, lange Kälte, schneit es mit großen, breiten Flocken, geringe Kälte.“ Ebenſo wird auch für Ueberſchwemmungen prophezeit:„Kleiner Schnee, große Waſſer, großer Schnee, kleine Waſſer.“ Vom erſten Schnee heißt es im speziellen:„Fällt der erſte Schnee in'n Dreck, wird der Winter ein Geck.“ Oder auch:„Wenn es friert in den Dreck, iſt der Winter ein Geck.“ — Päckchen und geſchloſſene Briefſendungen mit zoll⸗ pflichtigem Inhalt nach dem Saargebiet. Für Päckchen und geſchloſſene Briefſendungen mit zollpflichtigem In⸗ halt nach dem Saargebiet iſt die vorherige Beſchaffung einer durch die Zolldirektion in Saarbrücken ausgeſtellten Einfuhrgenehmigung nicht mehr erforderlich. Es genügt, wenn dieſe Sendungen mit dem vorgeſchriebenen grünen Beklebezettel verſehen ſind. — Empfangsbeſcheinigung für Poſtpakete. Es iſt in der Oeffentlichkeit noch wenig bekannt, daß die Poſtanſtal⸗ ten die Einlieferung gewöhnlicher Pakete auf Antrag gegen eine Gebühr von 10 Pf. für jedes Paket beſcheinigen. Paketverſender, die hierauf Wert legen, werden auf dieſe Möglichkeit aufmerkſam gemacht. Wetterberichte der Karlsruher Landeswetterwarte. Die Temperatur blieb geſtern unverändert. Nach 1.8 Grad über Null am Tage ſank das Thermometer in der Nacht auf 0,3 unter Null. Heute morgen war es 0,6 Grad warm. a Vorausſichtliche Witterung: Die Zuführung kalter Luftmaſſen von Skandinavien her wird ein Andauern der jetzigen Witterung bewirken. Am Samstag: Ziemlich heiteres, trockenes Froſtwet⸗ ter.— Am Sonntag: Vorwiegend trocken, zeitweiſe heiter, Winterwetter. Barbara ⸗Tag. Der 4. Dezember iſt der Tag der heiligen Barbara. Nach der Legende wurde ſie um das Jahr 240 in Nico⸗ media in Kleinaſien oder nach einer anderen Quelle im Jahre 306 in Heliopolis in Aegypten geboren. Damit ſie ſich nicht verheiratete, ſei ſie von ihrem Vater in einen Turm geſperrk worden, wo ſie in ihrer Einſamkeit durch die Betrachtung des geſtirnten Himmels auf den Glauben an einen Gott kam. Sie habe deshalb an den Kirchenvater Origenes in Alexandria geſchrieben, der ihr ſofort einen ſeiner Schüler ſandte, der, als Arzt verklei⸗ det, ſie vollends zum Chriſtentum bekehrte. Als ſie in ihrem Turm zu Ehren der Dreieinigkeit drei Fenſter machen ließ,„weil die Seele ihr Licht durch drei Ferster erhält“, habe ſie der Vater mit dem Schwerte töten wollen, aber ſie ſei bis zur Spitze des Turmes entflohen und von dort durch Engel entrückt worden. Als aber ihr weiterer Aufenthalt dem Vater verraten worden ſei und er geſehen habe, daß ſie Chriſtin geworden ſei, habe er alle Mittel angewandt, um ſie vom Glauben abwendig zu machen. Als dieſes nichts geholfen hätten, habe er ihr mit eigener Hand den Kopf abgehauen, worauf er ſelbſt von einem Blitzſtrahl zerſchmettert worden ſei. Dies iſt wohl der Grund, weshalb die Heilige bei Gewittern um Schutz angerufen wird. Auch gilt ſie als Schutzheilige der Bergleute ſowie auch der Artillerie, und noch heute führen die Geſchütze der franzöſiſchen und ſpaniſchen Kriegs⸗ ſchiffe den Namen St. Barbe. Ferner ſchützt die Heilige vor den Gefahren des Schießpulvers und auch überhaupt vor einem plötzlichen Tod. An die heilige Barbara er⸗ mnert auch der Barbara⸗Taler, eine Silbermünze mit dem Bildnis der heiligen Barbora und der Umſchrift: „S. Barbara protechtrix“. 1 f i In Deulſchland knüpft ſich in einigen Gauen an den Barbara⸗Tag eine hübſche Sitte, die freilich nichts mit der ſtandhaften Glaubensheldin als Schutzherrin gegen die männermordenden Kanonen zu tun hat, ſondern lieb⸗ lichere Seiten des menſchlichen Lebens berührt. Es wer⸗ den nämlich am Barbara⸗Tage in winterlich⸗kahlen, oft verſchneiten Gärten Zweige von Obſtbäumen oder Zier⸗ ſträuchern gebrochen und im Zimmer in Gefäße mit Waſ⸗ ſer— ohne Erde— geſetzt, damit ſie zu Weihnachten ihre Blüten entfalten und einen reizenden Zimmerſchmuck bil⸗ den. Junge Mädchen ſehen, wenn es ihnen gelingt, die Knoſpen zur Entfaltung zu bringen, darin wohl ein gün⸗ ſtiges Vorzeichen, daß ihre verſchwiegen gehegten Wün⸗ ſche in Erfüllung gehen, und betrachten ſo die Barbara⸗ Zweige als eine Art Pflanzenorakel, ähnlich wie Gretchen iin„Fauſt“:„Er liebt mich.. nicht er liebt mich!“ Aber auch der, welcher keinen Wert darauf legt, die Zweige am Barbarg⸗Tage zu brechen und die Kno⸗ ſpen gerade zu Weihnachten zum Blühen zu bringen, und der ihnen keine prophetiſche Bedeutung beimißt, wird doch mit Freude das ſchnelle Wachstum und die frühe Entfaltung der Knoſpen beobachten, die, ſchon im Herbſte vorgebildet, ſicher und geborgen in ihren Hüllen ruhen und nun durch Wärme und Feuchtigkeit zur raſchen Ent⸗ wicklung gelangen. Bei der Wahl der Zweige achte man auf frühblühende Arten und kräftige Knoſpenbildung, da⸗ mit man auf zeitiges Blühen hoffen kann. Wie groß iſt daber die Auswahl an derartigen Bäumen und Strau⸗ chern, welche liebliche Frühlingspracht kann man ſich ohne Koſten und große Muͤhe ins Zimmer zaubern! Dieſer ſinnige Brauch der Barbara⸗Zweige in an⸗ deren Gegenden werden die Zweige ſchon am Andreas⸗ Tage(30. November) gebrochen— iſt wohl aus der Sehnſucht nach dem Frühling in der rauhen und kalten Jahreszeit entſtanden, und er zeugt von der großen Liebe zur Natur, die in unſerem Volke wurzelt. Schon im Mit⸗ telalter war der Glaube weit verbreitet, daß„ze wihen nahten“ die Bäume blühten, ja die Apfelbäume Früchte trügen, und vielleicht ſind dieſe Zweige Vorläufer davon, die grünen Bäume des Winters als Tannenbäume zu Weihnachten in die Wohnungen zu nernflanzen Zigaretten noch zum alten Preis! Zu 2 Pfg.: Rot- Handle, Emin und Pitt. Zu 3 Pfg.: Die beliebte Assuh, sowie Flipp, Metzger, Salmi, Eckstein, lsarlust, Zetto, Großmogul und Sport. Zu& Pfg.: Salem mit u. ohne, Zuban Nr. 6 + Ausende kommen bei uns zum Verkauf. mit und ohne, Asta Nielsen, Adler-Turf Die Preise sind spettbillig und Batschari.. Zu 5 Pfg: Consul, Sleipner, Bulgaren, Lucie-Doraine, Ritter Gero, Monna-Vanna. In den Preislagen aufwärts alle bekannten Marken. Ferner empfehle ich mein bekannt gutes Zigarren- u. Tabak- Lager. Zigarrenhaus Uolk cher machte, verurſachte für geraume Zeit eine Stok⸗ Vu der Löſcharbeiten. Ecke Hilda- Mittelstraße. Geprücler Malor Mannheim, Schwetzingerstr. 39 Nur Qualitätsware! 6³ Adresse bitte genau beachten! — Vor Billigkeit sei auf der Hut Ecke Hllda- Friedrichstr. Es bricht sich Bahn f Beim Einkauf mußt Du daran denken, Es kann Dir niemand etwas schenken! 0 Karl Raufelder Ellon-Pichliniole Hectonßeim. A Das prüft iſche eißnachlsgeſchenn!! K nerreicht Günstige Zahlungsbedi gungen. Alleinverkauf Mannheim, A 3, 4 Eigene Reparaturwerkstätte. -Nanmaschinen Stick- und Stopf- Unterricht gratis. f NMAnTIN DECKER a gegenüber dem Nationalthentereingang. „Er“ harrold Pbloud Ein Meiſterwerk des Hochlandpoeten Todesfahrt Programm vom I.— 5. Dezember 1926 ieh, Groteske in 5 großen Akten mit unſerem beliebten Allerweltskerl: Das Stück, wo tatſächlich Tränen gelacht werden, ſpielt auf der Beſitzung des Käſekönigs Camenbert Dann bei der Marine auf hoher See. 7 1 66 5 a 2 „Die Trutze vom Trulzberg““„bw Ganghofer 1 Das Drama verſetzt den Zuſchauer ins Mittelalter(1450) und werden ihm ergreifende Lebensſchickſale von drei Ritter⸗Familien vor Augen geführt. Neueſtes vom Kriegsſchauplatz in Marokko. Herbſtmanöver. Das Rekord⸗Trab⸗Rennen(U. S. A.) Geſchwaderübung amerikaniſcher U⸗Boote u. a. m. Sonntag mittag halb à Uẽnr Rinder vorstellung. A 3 uch oem Roman Unſere Reichswehr im Das amerikaniſche Luftſchiff„Shenandoa“ auf ihrer Volkswiriſchaſt. Hängerbund Gechenheim Montag, den 7. Dezember 1925, vorm. 10 Uhr 7 verſteigern wir in Lulſenring 49 das age Nüllongoſollichaft für Labafhanbb. e Mannheimer Wochenmarktpreiſe. Nach den Feſtſtel⸗ Heute Abend s Ahr von 26 Pferden vom Fuhrhof für die Zeit vom bet. lungen des Städtiſchen Nachrichtenamts wurden auf dem Probe 0 e e 5 7 5 75 1926 Morgen Samstag, den 5. Oezem 0 heukigen Wochenmarkt pro Pfund verlangt und bezahlt: Der Vorſtand. ee ee vormittags 11 Ahr verſteigern wit N Kartoffeln 4 bis 6, Bohnen 25 bis 35, Wirſing 10 bis f J— unſerem Lager hier ein größeres Qua S e c de e 40 e dee e Verlobungskarten bakabfäll ü is 100, Gelbe Rüben 10, Rote Rüben is eiſerner f 5 a bala fei 2 12, Spinat 20 bis 25, Zwiebeln 10 bis 12, Erbſen dürre 5 f 5 5 a T we 25 bis 0, Endioenſelat Stück 6 bis 18, Feldfalat 120 Kindorſchlillon in sauberer Ausführung liefert zu Düngerzwecken.— bis 140, Meerrettich Stück 10 bis 70, Rosenkohl 35 ſowie ein faſt neues Druckerei des Neckar- Boten. Der Vorſtand. Ge his 48, Aepfel 12 bis 45, Birnen 30 bis 70, Quitten Luftdruckgewehr 1 ant 30, Nüſſe 45 bis 70, Süßrahmbutter 240 bis 270,(Diana) mit Zubehör afr Landbutter 200 bis 230, Weißer Käſe 45 bis 60, Eier preisw zu verkaufen. Re Stück 12 bis 20, Hahn geſchlachtet Stück 200 bis 750, Näh in d. Geſchäftsſt ein Huhn geſchlachtet Stück 200 bis 750, Enten geſchlachtet 8 in Stück 600 bis 1200, Tauben geſchlachtet Stück 80 bis Sahl 0 schw! Ge 130, Gänſe, geſchlachtet Stück 1200 bis 1600, Nindfleiſch 10 1 N lan 100 bis 110, Kuhfleiſch 60, Kalbfleiſch 130, Schweinefleiſch zu verkaufen. au: 140, Hammelfleiſch 100, Gefrierfleiſch 75. Hauptſtraße 121. ſän Mannheimer Produktenbörſe. Die erhöhten Aus⸗ f von landsforderungen hatten trotz der durch die Zurückhaltung Ein guterhaltenes we der Käufer bedingten kleinen Umſatztätigkeit eine Be⸗ errenfahrrad eim ö feſtigung der Preiſe zur Folge. Man verlangte für die bibi 60 1 85 1 der N 100 Klg. bahnfrei Mannheim: Weizen inl. 25,50 bis 27, mit Doppeltorpedo 5 8 1 9 led ü ausl. 33 bis 35, Roggen inl. 18,50 bis 19, ausl. 21 ſowie ein 1H 8 J Waren. all ö bis 21,50, Braugerſte 23 bis 26,50, Futtergerſte 18,50 Damonrag. 2 2 2 81 bis 19, Hafer inl. 17,50, ausl. 19,75 bis 23, Mais mit* a N f 5 5 5 50 Sack 20,75 bis 31, W̃ 1 8 1 0, 41,50 bis kauf 5. 5 i 2, Noggenneht 27,25 bis 28,50, Niete 10,78 bis 1, Wilhelmstraße 46. Verkaufe aus meinem Lager Lauerſtraße 1(Wirtſchaft 5c 6 Biertreber 18,50. ö 18„Zum Lamm“) zu enorm billigen Preiſen: 1 me Mannheimer Kleinviehmarkt. Zum heutigen Klein⸗ 18 f 1 Er viehmarkt waren zugeführt: 79 Kälber, 20 Schafe, 125 5 E Borcalf⸗Herrenſtieſel ge 12. Rindbor⸗Oamen⸗Halbſchuhe 12 8 zu Schweine, 439 Ferkel und Läufer. Bezahlt wurden pro hellle ſyiſche 12 4 1 2 da 50, Klg. Lebendgewicht für Kälber 52 bis 70 Mark, für 2 Porcalf⸗Knabenſtiefel. 10. Borcalf⸗Jamen⸗Halbſchuhe 7. 3 der Schweine 68 bis 92 Mark, für Ferkel und Läufer pro I 18;; E bu Stück 16 bis 42 Mark. Marktverlauf: Mit Kälbern 4 Rinbbox⸗Herrenſtiefel. 11. Frauenſchuhe. 7. 1 Es ruhig, langſam geräumt, mit Schweinen ruhig, ausver⸗ 5 70 5 N; f zug kauft, mit Ferkeln lebhaft, ausverkauft. ö 7 Rindhor⸗Knabenſtiefel 9. Kinderſchuhe 1824, 3. 7 irg Frankfurter Getreidebörſe. An der heutigen Ge⸗ U ge a 5 treidebörſe notierten bie feſter Tendenz: Weizen, neuer, 25,75 bis 26, Roggen, inl., 18,25 bis 18,50, Sommer⸗ gerſte 23 bis 25,50, Hafer, inl., 18,50 bis 21,25, Mais 5. 20,50 bis 20.75, Weizenmehl 41 bis 42, Roggenmehl 27 Jak. Würthwein bis 27,25, Weizenkleie 10,75 bis 11, Roggenkleie 11 Neckarauerſtr. 27 bis 11,25, alles in Goldmark je 100 Kilogramm. a 5 bollesdlenn-ranung in der falogl. fleche. Miſſions woche für Frauen und Mädchen. rejtag: 2 und ½8 Uhr Miſſionspredigt. amstag: 6 und 8 Uhr morgens Predigt. Damen-Pacſiſchuße Pik. 9.— Auf sämtliche Waren 10 Prozent Rabatt! Verkaufszeit von vormittags 10 bis abends 6 Uhr. 1 Herm. Ritten, Iluesheim 9 Pf. Ia. Eiderfettkäſe Schuh⸗Groß- und Kleinhandel. ca. 20% Mk. 6.75 franko 5 Dampf⸗Käſefabrik 2* e Rendsburg. 5 Zenrung!? 1 empfiehlt ————— Wirtschaft„Zur Kapelle“. Der Morgen Samstag unreines Blut Hal! 2 2 Stunlverstopfung, Hämorr- 1 hoiden, schlechte Verdau- ILIILI lost. ö ung, Blutandrang nach dem 55 Kopfe, Kopfschmerz, trinke Von 9 Ahr ab Wellfleiſch mit Dr. Buflebs Sauerkraut. Es ladet ein echten Frangulatee. Daniel Kern. W. Höllstin, Drogerie. 55 Praktisch Weihnachts-Geschenke oilenbhadter kaderwaren meine Leistungsfähigteit anerkannt wird. oitsch; 5 natur lass. und echt 5 un NMONNHNEHN e DEEL Az Unser erosses Speziul-Hau s 1 gh ö Handtaschen Brieftaschen dietet Innen überreiche Pe schöner 1 e 2 995 Besuchstaschen Aktentaschen Weihnachts-Geschenke in allen Preislagen komplett von M. 7 30 N Tortemonnaies Morgenröcke, Blusen, Servier- und kflauskleider Herremimmer N Party- Cases Näbbeutel Westen für Damen u. Herren, Kinderhleider, Kleidei die groſe Mode leisen- e ee e ee rinzemnpeg Fiete, feaerven ö bcessalrés ete. Gesellschaft, elegante Crépe de chine- Schals i b e f GKaadige Lager von t. 159 kinficktungen. erleichterte dug 9 i Weiss. Kostenlose Aufbewanrung dis zum bebra g Baulsche Möbel- und Betlen-ndustle Billigste Preise! PH NMNM MEINL N Sqhwetzingerstr. 34% 3 und J 3, 1314 ien Mitte um Besichtigung meiner groflen Whenswerten Ausstellung. ec 31, 1 „ chuhhaums Weſhnchts-Pleszet Grosszügig Hussergewöhnlich Unverändert in den in der Veranstaltung in der Preisstellung bekannt gu len Oualitäten Ich empfehle mein Lager in! 1. bbrnan, beſon. dinseln, dene. e 2.20 ee 12.30 8 3.950 17 61 1 Schlagpen mit filzsohlen 3 5 0 l. g ir ilig 43,46 M. 1.20, 36% U. 98 Bichatspange pom podour- Daune u. mögt. Spangenschunt Schwan Findbox-Andersfieiel a 11031 1 mn. 1 an beg g Absatz, schöne Form 8.25 Leder, L. XV.- Absatz 14.30 besonders billig. Gr. 27/28 5.90 g 5 lelderbügeln. Sacknüpfen. 10 1e weesenſ s eee le l. J0 fe. Lütborladen, Leib äunte Grösse 25/6 1.15, Grösse 21/24 Graue Iuchhausschune JJ ͥͤͥͤͥͤ ⁵³ĩV. y A udwig GQilmer neut Steel * D* it Ledersohl 8 5 2 5 Crbsse 4046 1. Bo, Crosse 30/42. 25 f findbor. Jettenstletel 1 Ataung Herren-Sport-Stielel ö ferrenstiefel cn eran un 0 Res Burstenbindere Imit. HKamelhaarkragenschune Wee e ee 4 0 40 Alle Sorten mit Filz- und Ledersohle 2 95 * Imit. Kamelhaarsehuerlz. u. ien e weiß gedopp., Febing-Oes. braun Eins. Rähmenuware ä or. 30042-Stiefel u eren Gummi ULeberschnne Iſeatadt des Iugend- Fee: eee 705 E filz-Schnallensckuke Ski-Stietel e eee e Marke Wanderbhursch], Or 2 1 Jandalettespange golablond 6 50 Lack-Hiltersgange 9 50 Hlingerstiefel Leder, schw. u. 101 80 und schwarz Satin sehr preiswert. Gr. 20/22 1.95, Gr. 18/19 halbspitz, weiß gedoppelt mit Wildlederbesatz Lederschle, sehr billig. Cr. 3/42. 95 J Hindbon-Rerrenhalbschube kcht bontalt-Aanen ha schuhe fletten-Lag-Jalhschube 5 schwarz 1 50 ee ee Narren e e ee * 8 b Herren-Grössen von Mk. 6.75 dersohlen, verdeckte Naht 36/42 in sportgerechter Ausführung. an u. Wander mädel 5 1 5 fiehlt preiswert 15 filzschnallen mit Leuerhesatz Res f-Sorfimenfe und Einzelpaare 5 8875 P bl Fee e, cn 4.50 zu wesentlich herabgesetzten Preisen. N F. Trietsch, Korb acbb Sealskinſutter Gr. 36/42 Schloßstraße 60. C r„