Heckar-Bofe Samstag, den 16. Januar 1926(2. Blatt). roi und Ouoer. Man kann es nicht allen recht machen, immer ſind einige darunter, die etwas zu nörgeln und zu mäkeln finden. Das brauchen noch nicht einmal die Beſſerwiſſer und Beſſerkönner zu ſein, die an allem etwas auszuſetzen des 0 ſondern es gibt auch vernünftige, wenig heißſpornige Leute, denen manches nicht recht kommt. So ſcheint auch unſer Winter diesmal ein ſehr unſicherer Kantoniſt zu ſein, deer noch nicht genau weiß, welche Töne er anſchlagen ſoll. — Efrſtt faucht er mit ſeinen wilden Schneeſtürmen über die Soöhen und durch die Gaſſen, läßt alles erreichbare Waſſer gefrieren, und dann kommt er wieder mit milden Flöten⸗ könen, ja mit Schalmeien, daß man nicht ohne Grund annehmen könnte, er habe ſein geſtrenges Regiment auf⸗ gegeben. Aus dem fernen Süden hat er uns ſogar ſchon die Stare hergeſandt, daß ſie mit ihren lieblichen, herz⸗ erfreuenden Geſängen unſeren Sinn betören ſollten in der Hoffnung, daß nun alle Wintersnot ein Ende habe. Für⸗ witzige Kirſchbäume haben an nicht wenigen Stellen des Landes die naſeweiſen Blüten ins Freie geſandt, als ſollten aach dieſe uns frohe Boten des kommenden Frühlings ſein. Ja und dies Verhalten kann nicht ganz unſere Zuſtimmung in e en nehmen. Wohl wäre es auch uns und den SHaunderttauſenden unſerer Mitbürger, die heute keine KRohle und kein Stück Holz zur Feuerung haben, eine frohe Beotſchaft, daß des Südwinds Wehen wärmend und weckend 5 über das Land ſtriche und kein böſer, bitterkalter Froſt das „hoffnungsvolle Keimen jäh knicke. Aber die Regel ſpricht . dagegen, der alte, gute, brave hundertjährige Kalender * gel weiſt mit trotziger Gebärde ſtumm und doch ſo beredtſam jede Vermutung zurück, die uns allzu Leichtgläubigen entſtehen könnte. Denn es geht wirklich nicht an, daß „ unſer lieber Wettermacher ſo gegen jede herkömmliche Regel verſtößt und in einer übermütigen Laune den bewährten Gana der Weltaeſchichte auf den Kopf ſtellt, Dagegen müßten ſich auch unfere wiſſenſchaftlichen Wetter⸗ propheten empören und in geſchloſſener Einheit mit aller „notwendigen Förmlichkeit Proteſt einlegen. Denn es geht nicht an, daß man ihre in Jahrhunderten geſammelten Erfahrungen ſo kurzer Hand über den Haufen wirft und ſie für null und nichtig erklärt. Die Weltgeſchichte ver⸗ langt eben einen nach Geſetzen geordneten Ablauf und ſie duldet keinen Seitenſprung, den wir Menſchen uns zuwei⸗ len ſo ganz im Geheimen geſtatten. . Doch Geſetze mit ihren Paragraphen und Abſätzen haben pft etwas ſehr Herzloſes an ſich. Das beweiſt wieder ein⸗ mal die neue Hundeſteuererhöhung im ſchönen Städtchen Berlin an der Spree. Hunde ſind Luxus, alſo lautet der Wahrſpruch, den man vor langen Jahren bereits fällte. Luxus muß beſteuert werden, und je mehr deſto beſſer, denn wir Deutſche haben heute keinen Anlaß mehr, uns l irgend etwas mehr zu leiſten, als zu einem geordneten Lebenswandel notwendig iſt. Iſt es denn aber erforderlich, jedem Mittelbemittelten, ſchweigen wir von den Minder⸗ bemittelten, das Vergnügen, einen Hund zu beſitzen, zu tauben? Mußte dieſe Steuerſchraube ſo ſehr angezogen [werden, daß die Haltung eines Hundes nun tatſächlich deinen unerſchwinglichen Luxus bedeutet? Wie manchem unſerer Zeitgenoſſen iſt der Hund ein treuer Freund ge⸗ worden, in vielen Fällen das einzige Lebeweſen, zu dem eer noch bedingungsloſes Vertrauen hatte; denn darüber f. wollen wir uns nicht hinwegtäuſchen, daß die vergangenen Jahre vieles Gute im Verkehr der Menſchen untereinander „ 5 auf lange Zeit hinaus zerſtört haben. Nun mußten em aber viele Tage hindurch hunderte von Hundebeſttzern ihre Lieblinge und Freunde opfern, weil ihnen die Koſten der c 1 „ r 8 * im Steuer untragbar wurden. Stundenlang mußten ſie l Schlange ſtehen, um die armen Tiere endlich dem Vergif⸗ 1 tungstod überliefern zu können. Das war hart und für piele ein ſchwerer Schlag. Fraglich iſt dabei aber, ob die Stadt 1 wirklich ein gutes Geſchäft, denn darauf 9 kam es doch letzten Endes an, gemacht hat. Werden die H. Uueberlebenden ſoviel Steuer einbringen, daß dennoch ein Plus für die Steuerkaſſe herausſpringt? Im Intereſſe der Allgemeinheit möchte man es wünſchen, aber, dieſe 0 Maßnahme bedeutete nichtsdeſtoweniger einen ſcharfen Schnitt, der manchem treuen Hundeleben, das erſt vor kurzem nach dem monatelangen Leinen⸗ und Maulkorb⸗ zwang ſich der Freiheit wieder erfreute, den Garaus machte. Auf der anderen Seite iſt in Berlin wieder etwas los. Wohltätig ſpukt des Bockbiers Kraft in den Gehirnen Tag und Nacht.. N 0 Friedensbockbiers Wunderkräfte ſchon im Gehirn bemerk⸗ ar machen, dann iſt es um die Geradlinigkeit der Berliner Straßen und Laternen ſchon übel beſtellt. Aber ſo ſchlimm ſſt es nun doch noch nicht. Zunächſt erblickt man, wo es nur möglich iſt, die Plakate und Guirlanden, die auf die Freuden der Bockbierzeit hinweiſen. In den Lokalen herrſcht großer Rummel, Jubel und Trubel, und wer etwas näher hinhört, der vernimmt gar oft die Zeichen höchſter Zufriedenheit in den Worten:„Ach Liebling, ſo gut warſt du lang nicht mehr!“ Auch ſonſt zeigt ſich der Berliner in dieſer Zeit von einer recht netten Gelehrigkeit. Die Proſt⸗Suffas und den ſchönen Kehrreim von der Gemütlichkeit verſteht er ebenſo kräftig mit voller Lunge 0 ſeinen Mitmenſchen zu verkünden, wie ſeine Stammes⸗ genoſſen an der Iſar und am Starnberger See. Bayern iſt Trumpf und wer ſchöne⸗ feſche München z Madln ſehen wi.ͤll, der braucht nicht mehr nach München zu fahren, ſon⸗ dern kann ſeine Volkskenntniſſe in Berlin ebenſo gut be⸗ reichern. Daß die Madlu aus dem freundlichen ehemaligen Rirxdorf ſtammen, das vergißt man ſchnell, wenn man ſein entſprechendes Quantum 6Maß“ bewältigt hat. In der Gemütlichkeit werden alle Menſchen Brüder, und warum nicht auch die Bayern und die Preußen, die es gleichfalls im nüchternen Alltag ſind, mehr, als Manchem vielleicht 3 nicht mehr genau erinnere. O weh, wenn ſich des erſten unverfälſchten Der Münchener Mordprozeß. Fortſetzung der Zeugenvernehmung. :: München, 15. Januar. Als weiterer Zeuge wurde der zweite Oberbürger⸗ meiſter von Perlach, Georg Held, vernommen. Held, der der mehrheitsſozialdemokratiſchen Partei angehört, be⸗ kundet, die Verhaftung der Erſchoſſenen ſei von einer Gruppe von Einwohnern in Perlach betrieben worden. Die bei dem Hafnermeiſter Ludwig gefundene Geiſelliſte mit dem Namen des Pfarrers Hell an der Spitze, habe er für eine Wahlliſte gehalten. Der Gaſtwirt Huber gab an, daß mit Ausnahme eines einzigen der Erſchoſſenen die er⸗ ſchoſſenen Arbeiter, von denen fünf bei ihm gewohnt hätten, anſtändige Leute geweſen ſeien. Der katholiſche Pfarrer Zotz bezeichnete das Freikorps Lützow als eine diſziplinierte Mannſchaft. Ludwig ſei ein ganz links ge⸗ richteter Mann geweſen. Hierauf wurde der evangeliſche Pfarrer Hell vernommen, der erklärte, daß während der Räteherrſchaft Ludwig eine treibende Rolle in Perlach geſpielt habe. Nach dem Abrücken der Regierungstruppen nach München ſei es vor ſeinem Hauſe verſchiedentlich zu Anſammlungen gekommen und es ſeien Drohungen gegen ihn ausgeſprochen worden. Nachdem am 4. Mai die Todesdrohung gegen Dr. Wolfram bekannt wurde, habe ſeine Frau telephoniſch um eine Beſatzung für Perlach gebeten. Der Zeuge gab ſodann Auskunft über die An⸗ kunft der Truppe, deren Führer, Leutnant Pölzing, ſeiner Frau mitteilte, daß er einige Verhaftungen vornehmen müſſe. Die Namen der zu Verhaftenden habe er von einem Zettel abgeleſen und auch erklärt, daß die Be⸗ treffenden vor ein Standgericht geſtellt würden. Der Zeuge erklärte entſchieden, daß er keine Perſonen, die zu verhaften ſeien namhaft gemacht habe und nie davon geſprochen habe, daß ſie an die Wand geſtellt werden ſollten. Auf Befragen der Verteidigung ſtellte Pfarrer Hell feſt, daß der am Vo ittag vernommene Sicher⸗ heitskommiſſär Pohler Pölzing gegenüber in der gemein⸗ ſamen Unterredung entgegen der Ausſage des Vormittags nicht erklärte, daß die zu Verhaftenden anſtändige Leute ſeien. Bei der Beſprechung mit Pölzing habe Pohler ge⸗ rade das Gegenteil deſſen erklärt, daß es ſich um ruhige Menſchen handle. Der Angeklagte Pölzing bemerkte, daß er die Leute auf keinen Fall hätte verhaften laſſen, wenn ihm von Pohler mitgeteilt worden wäre, daß es ſich um anſtändige Leute handle. Der nochmals aufgerufene Zeuge Pohler blieb zunächſt bei ſeiner Ausſage vom Vormittag. Auf wiederholtem Vorhalt der Verteidigung erklärte der Zeuge Pohler ſchließlich, daß er ſich an den Vorgang Vermiſchtes. O Die Nonne als Schauſpielerin. Am Lyzeum⸗Revue⸗ theater in London tritt in dieſen Tagen eine hoffnungsvolle chauſpielerin auf, deren Vorgeſchichte ſelbſt in dem reich⸗ bewegten Leben der Künſtlergilde wohl einzigartig daſteht. Die Dame heißt Mercia Gregori und iſt die Tochter eines e Südamerika. Sie trat mit 17 Jahren als covizin in den Karmeliterorden ein und lebte das ein⸗ tönige Daſein einer Nonne. Sie hätte ihr Leben wohl auch ſo beſchloſſen, wenn nicht zufällig eine ihrer Ange⸗ hörigen ſie beſucht hätte, eine Verwandte aus England. Dieſe war überraſcht von der außergewöhnlichen Schönheit Maden e Verwandten, und es gelang ſchließlich nach langem Kampfe, die ſchöne Nonne zu überreden, aus dem Kloſter auszuſcheiden und Schauſpielerin zu werden. In London abſolvierte ſie eine Schauſpielerſchule und ſchon nach einem halben Jahre wurde ſie an das Lyzeum⸗Revue⸗ theater verpflichtet. Die neugebackene Schauſpielerin ſoll ſehr talentiert ſein und beſonders durch ihre große Schön⸗ heit auffallen. Der Direktor eines großen Londoner Theaters ſteht mit Miß Gregori bereits in Unterhandlun⸗ gen, um ſie für die Hauptrolle der„Heiligen Jungfrau“ zu verpflichten. O Der Doorner Kaiſerfilm. Aus Doorn wird mitgeteilt: Zeitungsnachrichten zufolge wird in Lichtſpieltheatern ver⸗ ſchiedener kleiner Städte ein kleiner Film aus dem Pak von Haus Doorn vorgeführt, in welchem das Kaiſerpaar mit den Kindern auf einem Spaziergang dargeſtellt iſt. Angefertigt iſt der Film von einem Haager Photographen, der ſchon früher Aufnahmen in Doorn gemacht hatte. Selbſtverſtändlich war der Film nur für die engſte Familie beſtimmt, der Photograph hat ihn aber entgegen der Abrede unter Vertrauensbruch in die Oeffentlichkeit gebracht. O Ein Lebenskünſtler. Das„Buchhändler⸗Börſenblatt“ erzählt; Er betritt die Saulgauer Buchhandlung:„Ein armer Reiſender“...„Nein, lieber Herr, bittſchön, kein Geld. Wiſſen's i kimm jetzt doch ins Loch mit dem Betteln, und da möcht i bitten, ob's nöt was zum Leſen hätten, daß i mir's g biſſ'l gemütli machen kunnt.“ Ein paar alte Ka⸗ lender finden ſich.„Aagaah, ooooh, vergelts Gott tauſend⸗ mol, lebens wohl, bleibens gſund, wünſch' recht gute Ge⸗ ſchäfte, fröhliche Weihnachten!“ 5 — P ethaffüng der Eiſenbahnräuber. Den Bemühun⸗ gen der mexikaniſchen Behörden, die ſofort nach Bekannt- werden des großen Ueberfalles auf den Perſonenzug Gudalajara— Mexiko City Truppen zur Verfolgung der Banditen in Bewegung ſetzten, iſt es gelungen, die Räuber einzuholen. Die Truppen töteten eine Anzahl der Näu⸗ ber und nahmen acht weitere gefangen, die ſofort erſchoß, ſen wurden. Die geſamte Beute wurde zurückerobert. 1 Raubüberfall. 1 Straße zwei Juweliere überfallen und mit dem Revolver⸗ kolben niedergeſchlagen. Die beiden Räuber bemächtigter ſich zweier Taſchen mit ungeſchliffenen Diamanten in Werte von 100 000 Dollar und entflohen im Automobi trotz des Kugelregens, den ihnen die Poltzei nachſandte In Newyork wurden auf offenen 7 Volkswirtſchaſt. Rückgang der Großhandelsrichtzahl. Berlin, 15. Jan. Die Großhandelsrichtzahl vom 13. Januar iſt gegenüber dem Stande vom 6. Januar 121,6) um 8 Prozent auf 120,6 zurückgegangen. Von en Hauptgruppen haben die Agrarerzeugniſſe um 12 Prozent und die Induſtrieſtoffe um 2 Prozent nachgelaſſen. Die Arbeitsmarktlage in der erſten Januarhälfte. Die Arbeitsmarktlage hat ſich in den erſten beiden Januarwochen allgemein weiter verſchlechtert. Die ver⸗ ſchiedenen Landesarbeitsämter ſtellen eine Zunahme der Arbeitſuchenden in erheblichem Ausmaße feſt, wenngleich die Verſchlechterung nicht in dem Tempo wie in den Vor⸗ wochen vor ſich ging. Für die zweite Dezemberhälfte wurde eine Steigerung der unterſtützten Erwerhsloſen vom 15. Dezember 1925 bis 1. Januar 1926 von 1060 397 auf 1 485 931 geſtiegen; die Zahl der unter⸗ ſtützten männlichen Erwerbsloſen beträgt 1 325 052, die Zahl der weiblichen 160 879. Die Steigerung gegenüber dem Stand vom 15. Dezember 1925 beträgt etwas über 40 Prozent. Die Hochwaſſerſchäden haben in den betroffenen Ge⸗ bieten die Arbeitsmöglichkeit erheblich verringert; doch wurde ſtellenweiſe in einzelnen Berufsgruppen eine aller⸗ dings noch unbedeutende Nachfrage nach Arbeitskräften und geringe Erhöhung der Vermittlungstätigkeit be⸗ obachtet, die zum Teil in Zuſammenhang mit der mil⸗ den Witterung ſtand. In der Landwirtſchaft nahm die Arbeitsloſigkeit noch etwas zu, doch ſetzte bereits in ver⸗ an Bezirken lebhaftere Nachfrage ein. Die Ge⸗ amtlage im Bergbau zeigte keine weſentlichen Aenderun⸗ gen. Die Zahl aller erwerbsloſen Bergarbeiter an der Ruhr wird zu Anfang des Jahres 1926 auf 40 000, d. h. 10 Prozent der Geſamtbelegſchaft geſchätzt. In der Induſtrie der Steine und Erden traten einzelne Be triebsaufnahmen ſtärker als in den Vorwochen in Erſchei⸗ nung. Die Arbeitsmarktlage in der Metallinduſtrie ent⸗ wickelte ſich im ganzen weiterhin ungünſtig. Im Rhein⸗ land liegt ein großer Teil der Eiſen verarbeitenden In⸗ duſtrie ſtill, der Reſt arbeitet verkürzt. Auch in der che⸗ miſchen Induſtrie bleibt die Arbeitsmarktlage weiter ver⸗ ſchlechtert. Nur in Baden werden verſchiedentlich Einſtel⸗ lungen vorgenommen. Das Spinnſtoffgewerbe zeigt weiter rückläufige Bewegung, am ſtärkſten im Freiſtaat Sachſen. Auch in Brandenburg, Schleſien, Rheinland, Weſtfalen, Heſſen und der Pfalz iſt die Lage verſchlechtert, im all⸗ gemeinen zufriedenſtellend noch in Bremen, Baden, Würt⸗ temberg, Schwaben und Oberfranken. Recht uneinheitlich war die Situation im geſamten Zellſtoffgewerbe, mit der deutlichen Tendenz zu weiterer Verſchlechterung. In der Lederinduſtrie werden weiter ungünſtige Verhältniſſe gemeldet bei zunehmenden Entlaſſungen. Erneut ver⸗ ſchlechterte ſich auch die Beſchäftigung im Holz⸗ und Schnitzſtoffgewerbe in allen Bezirken. Nach der Belebung des Weihnachtsgeſchäftes wurde die Lage im Nahrunas⸗ und Genußmittelgewerbe allgemein ungünſtiger, beſon⸗ ders in Berlin. Recht erheblich war auch der Zugang der Arbeitſuchenden im Bekleidungsgewerbe. Am Bau⸗ markt trat eine leichte Belebung ein; rückgängig berichtet das Vervielfältigungsgewerbe. Keine einheitliche Bewe⸗ gung wird vom Verkehrsgewerbe gemeldet. Hunderttauſend ſtellenloſe kaufmänniſche Angeſtellte. Die Lage des Stellenmarktes für kaufmänniſche An⸗ geſtellte hat ſich im Dezember weiter verſchlechtert. Nur der Groß⸗ und Kleinhandel haben ſich durch das Weih⸗ nachtsgeſchäft etwas zu verleben vermocht, wenn auch nicht überall und in allen Geſchäftszweigen. Nach Weih⸗ nachten ſind viele Hilfskräfte, namentlich Ve käufer, wie⸗ der entlaſſen worden. Im Deutſchen Reiche befanden ſich Ende Oktober bereits 53 000 männliche und 24 000 weibliche Handlungsgehilfen ohne Stellung. Die Zahl dürfte inzwiſchen durch die Entlaſſungen zum 31. De⸗ zember auf annähernd 100 000 geſtiegen je. 5 Steigerung der Sachlieferungen nach Frankreich. Das Problem der deutſchen Sachlieferungen nach Frankreich erfährt gegenwärtig innerhalb der zuſtändigen Pariser Stellen eine intenſive Behandlung, da man es in Frankreich neuerdings für durchaus erwünſcht hält. möglichſt viel Waren aus Deutſchland auf dieſem Wege zu beziehen. Man vermutet, daß der Transfer von Bar⸗ geld in der nächſten Zeit größere Schwierigkeiten be⸗ reiten wird, und daß Deutſchland ſich darauf berufen könnte, daß die deutſche Wirtſchaft in nicht mehr zu ertragender Weiſe unter dem beſtehenden Geldmangel lei⸗ det. Beſondere Schwierigkeiten bereitet die Vergütung der Abſchläge, die bis zu 40 Prozent des Wertes für die deutſchen Sachlieferungen vorgenommen werden. Em gewiſſer Kreis ſchlägt noch immer die Verwendung emes Teils der Erträgniſſe aus der Verwertung der deutschen Eiſenbahnobligationen vor, ein Plan, der zweifellos kaum Erfolg haben dürfte. r In jetziger teurer Zeit hilft maggi's Würze in der Küche ſparen. — 7 Man beachte genau die jeder Original⸗ 1 0 flaſche beigegebene Anweiſung. 2* Vorteilhafteſter Bezug in großen plombierten Originalflaſchen zu RM. 6.50. N —— ſcheinen mag. 1 Unsere INVINITUR-AU SVEN AUT S- PREIS sind zum Teil nochmals herabgesetzt um restlos zu räumen. e 8 8357 E N 22—* 2 8 f 5 Madlen. I Jüuüue% Eimzel-Pasre fees fee ande 700 Bau 1 en been 0 in hochwertiger Luxus-Aus führung P f r 1 1 spoltbillig! 1 men-P 590 ann FSpangenschube 65% e 15 emen-Funfs 700 N g nnheim dane Tanzschun. 85 Warme Hausschuhe wei unier Preis. VFC f 1 1, Sreitestr. N 1 . 1 1 8 Die Jagd im Januar. Mit den Haſentreibjagden geht es nun zu Ende, da die Schonzeit Mitte Januar beginnt. Freund Lampe, deſſen Liebesſpiele in dieſem Monat, namentlich bei mil⸗ dem Wetter, ihren Anfang nehmen, kann alſo ungeſtört Hochzeit machen. Rot⸗ und Damwild, das ja noch wäh⸗ rend des ganzen Monats ungeſchützt iſt, ſollte man trotz⸗ dem möglichſt ſchonen und ſich höchſtens auf den Abſchuß von Gelt⸗ und Schmaltieren, ſowie von Hirſchen mit ſchlechtem Geweih beſchränken. Die Jagd auf Schwarz⸗ wild wird zwar fortgeſetzt, iſt aber wenig lohnend, da die Keiler nach der Raucchzeit ſchlecht bei Wildbret ſind. Ebenſowenig ſind die beſchlagenen Bachen die Kugel wert, wenn ſie auf die kümmerliche Erdmaſt angewieſen ſind und nicht gefüttert werden. Mit Futterrüben, Kartof⸗ feln, Eicheln laſſen ſich die Sauen leicht ankörnen. Die Jagdzeit auf Rehböcke ruht, und das iſt gut, denn ſie haben faſt die längſte Schußzeit von allem Wild, und zudem tragen ſie jetzt eine baſtweiche Krone, deren Be⸗ ſitz für den Jäger keinen Reiz hat. Enten und Gänſe lie⸗ gen bei Froſt auf offenen Gewäſſern, ſind aber ohne ge⸗ nügende Deckung, die ſelten vorhanden, ſchwer anzu⸗ kommen. 5 i Wenn ſich ſonach für die Ausübung der Jagd im Januar wenig Gelegenheit bietet, ſo hat der Jäger jetzt umſomehr Anlaß, ſich als Heger zu erweiſen. Insbeſon⸗ dere durch Anlegung von Fukterplätzen, Freilegung von heidewüchſigen Stellen und Fällung von Weichzölzern, de⸗ ren Rinde dem Wild als Nahrung dient. Auch iſt es zweck⸗ mäßig, beim Vorhandenſein einer Schneekruſte Wege, Ge⸗ ſtelle und heidewüchſgie Stellen mit dem Schneepflug auf⸗ de Ferner iſt es jetzt Zeit, dem Raubzeug durch Graben, Austrommeln und womöglich durch Benutzung der Luderhütte auf den Pelz zu rücken. Leider hat der Jäger jetzt vielfach Veranlaſſung, auch den zweibeinigen Wildräubern an den Kragen zu gehen. Wenn eine genügende Schneedecke vorhanden iſt, veranſtal⸗ ten die Wilddiebe Mondſcheintreiben und ſchießen ſogar bei Gelegenheit die Faſanen von den Schlafbäumen, knallen in den Dorfgärten aus den Fenſtern auf Haſen und ſtellen Schlingen in Zaunlücken. Deshalb ſind Reviergänge in den Nachtſtunden ſehr empfehlenswert. Auch in der Kunſt des Frettierens haben die Wild⸗ diebe häufig große Uebung. Dieſer nicht unintereſſante Nebenzweig der Jagd beſteht darin, daß das Frettchen, eine Abart des Iltis, in einen Kaninchenbau eingeführt wird, wo es die Bewohner aufſtöbert, ſo daß ſie den Ausgängen in wilder Flucht zuſtreben, deren ein Kanin⸗ chenbau bekanntlich eine große Anzahl hat. Die Aus⸗ änge ſind dann durch Netze verſtellt, in denen ſich die lüchtlinge fangen. Auf dieſe Weiſe gelingt es mit Leich⸗ tigkeit, bei ein paar Frettiergängen ein Dutzend und mehr Karnickel zu erbeuten. Auf der Rodelbahn. Ein hoher, ſchneebedeckter Berg. Bäume und Sträu⸗ cher prangen im feſtlichen Winterſchmuck. Eine ſchmale, glaätte Bahn zieht ſich den Berg hinunter ins Tal, die Rodelbahn. Ein lebhaftes Treiben herrſcht darauf. Zu beiden Seiten ſtehen, in warme Kleidung gehüllt, Män⸗ ner, Frauen und Kinder, verfolgen mit größter Span⸗ nung die Fahrt der Rodler. „Hollaaaa!... Juchu!.... Karl mach' Platz! e Hoppla!“ Karambolage! Signalpfeifen ſchrillen. Ein Rodelſchlitten ſauſt heran, prallt in der Kurve gegen die Bordwand, Schnee wirebelt auf, Beine in der Luft, der Schlitten fährt herrenlos abwärts, die Zuſchauer lachen. Drei Schlitten ſauſen heran. Warnungsrufe! Der ſich im Schnee Wälzende ſpringt auf, will ſich drehen, gleitet aus, fällt hin, ſpringt abermals auf, torkelt über die glatte Bahn.„Achtung, hier wird raſiert!“ Ein Sechs⸗ ſitzer gleitet von der Bahn, reißt die lange Kette der Zu⸗ ſchauer über den Haufen. Männer, Frauen, Kinder pur⸗ zeln durcheinander, ſchreien, lachen, johlen.„Verwechſelt Eure Beine nicht!“ rufen lachend die Davonfahrenden zurück. Auf der Rodelbahn trudelt ein herrenloſer Da⸗ menabſatz. f Es iſt bitterkalt. Die Menſchenkette trampelt mit den Beinen, hat die Hände in Muffen und Hoſentaſchen verborgen. Aber fortgehen?— Keine Ahnung! Das ſchon wieder ſeidenflorpeſtrümpfte Beine im der Luft. Pudelmützen rollen gleich fahrenden Schlitten den Abhang hmunter. Anzügliche Witze werden der ſich im Schnee wälzenden Damengeſellſchaft entgegen geworfen. Alte Da⸗ men entrüſten ſich über die Zuſtände der heutigen Zeit. „Früher, als wir noch Kind waren, wer hätte da ſo etwas getan?!“„Platz“ Ein Rodelſchlitten hebt die alten Damen aus dem Sattel. Die Menge ſtimmt ein Freu⸗ dengeheul an. Ein Orkan der Schadenfreude hallt hinab ins Tal. Ausdrücke wie„Knochenbahn, Bruchbahn“ uſw. werden hier und dort vernommen. Iſt ein Schlitten glücklich unten angelangt— nur wenigen iſt dieſes Glück beſchieden— ſo pilgern die Rod⸗ ler den Berg wieder hinauf, um die Fahrt von neuem zu beginnen. So geht es vom frühen Morgen bis in die ſpäte Nacht hinein.. So lebt der Berg im Winter. Schafft für jung und alt ein Reich heiteren Frohſinns und unerſchöpflicher Freude. Was iſt dabei, wenn eine Hoſe platzt, ſich ein Abſatz vom Stiefel trennt, die Glieder kalt und vom Schnee durchnäßt ſind? Was iſt dabei? Ein Armbruch, ein Beinbruch, das iſt doch wirklich nichts Schlimmes? Winterſport und Hallſentraining. Die kalte Jahreszeit ruft die Anhänger des Winter⸗ ſportes auf den Plan. Eislaufen, Rodeln, Bobsleigfahren und Schneeſchuhlaufen triumphieren. Die Winterſportplätze bevölkern ſich, jede Erhöhung im freien Gelände verwandelt ſich in eine Rodelſtrecke und jede gefrorene Waſſerfläche wird zur Eisbahn. Daneben haben aber auch andere Sport⸗ arten, wie Fußball, Handball und Hockey ihren Großbetrieb mit aller Kraft aufgenommen. Der reine Sommerſport, Athletik, Schwimmen, Rudern und Tennis, iſt in die Hallen gegangen. Das Wintertraining dieſer Sportarten beſteht in gymnaſtiſchen Uebungen aller Art. Die Waſſerſportler üben Trockenſchwimmen und Kaſtenrudern, die Leichtath⸗ leten ſind in der Lage— abgeſehen von einigen Wurfübun⸗ gen— in der Halle jede Uebungsart durchzuführen, nur die Radfahrer ſind in ihrer Mehrheit zur Ruhe verurteilt, da die wenigen vorhandenen Winterbahnen zum Schauplatz größerer Berufs⸗ und Amateur⸗Rennen werden, die ſich bis zur Sechstage⸗Spitzenleiſtung ſteigern. Die Frage der Uebungsmöglichkeit iſt durch den Mangel an Hallen noch lange nicht gelöſt. Nicht nur, um von der nächſtliegenden Uebungsſtätte, der Turnhalle, zu ſprechen—, daß die Anzahl der vorhandenen Hallen ungenügend iſt; auch ihre techniſche und hygieniſche Einrichtung läßt ſehr zu wünſchen übrig. Von 2175 in Deutſchland vorhandenen Turnhallen beſitzen nur 125 die ſo dringend notwendigen Duſchanlagen. Dabei iſt eine körperliche Reinigung nach den Uebungen erſtes Erfordernis der Hygiene. Der Mangel an Uebungshallen macht ſich für den Sport⸗ und Turn⸗ betrieb täglich von neuem fühlbar. Heute kommen auf den Kopf der Bevölkerung erſt 0,027 Quadratmeter Turnhallen⸗ fläche, während der gewiß beſcheiden errechnete Mindeſtſatz 0,1 Quadratmeter ergibt. Aehnlich verhält es ſich bei den Schwimmanſtalten. Von 399 befragten Orten haben 88 keinerlei Badegelegenheit. Auf 27000 Einwohner kommt immer erſt ein Schwimmbad, während auch hier als Min⸗ woll auf 15 000 Einwohner ein Schwimmbad gefordert wird. Die letzten Jahre haben uns einige Hallen⸗Großkampf⸗ ſtätten gebracht. Es ſeien der Sportpalaſt(Eisarena) Berlin, die Jahrhunderthalle in Breslau, die Weſtfalenhalle in Dortmund und die Sportarena in Berlin genannt. Auch andere Städte, wie Leipzig und Magdeburg, beſitzen große Meſſehallen, die dann und wann für ſportliche Veranſtal⸗ tungen herangezogen werden. In ſolchen Sportfeſten liegt ein großer Werbewert. beſonderen ſportlichen Wert beſitzen ſie weniger. Die Radfahrer veranſtalten Radrennen in ver⸗ ſchiedenſten Formen(Mannſchafts⸗, Ablöſe⸗, Vorgabe⸗, Dauer⸗ und Fliegerrennen), die Athletik krönt ihren Uebungsbetrieb mit Hallenſportfeſten, die in der letzten Zeit auch internationale Wettbewerbe enthalten, die Borer legen ihre Großkämpfe in den Winter, um unabhän⸗ gig vom Wetter zu bleiben, und auch der Pferdeſport wirbt mit großzügig durchgeführten Reit⸗ und Fahrturnieren. So lebt der Sport auch im Winter und die Halle iſt ihm, abgeſehen von den wenigen Arten körperlicher Betäti⸗ gung, die des Schnees bedürfen, ein willkommener Anlaß zur Arbeit im Gewand der Freude, wie man die Leibes⸗ übung ſo treffend nennt. Der Entwicklung des Sportes Ufſerer Sporkſer— maß ſtrebt neben Spißenleiſtungen a nach Allgemein⸗Körperbildung— ruhen im Winter au die Kräfte im Sporte nicht, die wegen ihrer Eigenart eigent⸗ lich zum Winterſchlaf verurteilt ſein müßten. Der Schwim⸗ mer und Athlet geht ebenſo im Winter zum Fußball, wie der Fußballer im Sommer die Athletik als Ergänzungsſport treibt. Der Sport ergänzt ſich und die Uebungen dienen in ſich der körperlichen Entwicklung unſeres Volkes. In ihm liegt ein Grundgedanke eigener Art, neben der Erziehung des Körpers dient er der Bildung des Charakters und der Förderung des Geiſtes. Warum ſoll er ſich deshalb nicht die ſtarken Kräfte des Winters nutzbar machen? f Apfelſinen. Friſche Apfelſinen! Die erſten Früchte des Jahres, die uns noch mitten im Winter an den ewigen Frühling der ftalieniſchen Riviera und an die ſonnigen Geſtade Siziliens erinnern! Wer möchte nicht gleich ihren Weg zurückmachen und über die Alpen fliegen können! Wer die Apfelſinen an der Quelle oder genauer auf dem Baum genießen dürfte! Wie viel beſſer müſſen ſie in der Heimat und in dem Lande munden, in dem„im dunklen Laub die Goldorangen glühen!“ Man ſoll aber nicht glauben, daß die Apfelſinen in Italien ſelbſt beſſer ſchmecken als in Deutſchland. Im Ge⸗ genteil! Die Apfelſinen, welche man bei uns kauft, ſind im Durchſchnitt beſſer als die, die man bei einem Florentiner oder römiſchen Obſthändler bekommt, ohne erheblich teurer zu ſein. Man kann ſich wohl in Nervi oder in Sorrent den Spaß machen und auf einen Orangenbaum klettern, um die herrlichen Früchte ſelbſt zu pflücken; daß dieſe ſelbſt⸗ gewählten Exemplare von vorzüglicher Güte ſind, ver⸗ ſteht ſich. Aber für gewöhnlich iſt man doch bei uns auf Obſthändler und Apfelſinenhändler angewieſen, und da macht man dann die Erfahrung, die man bei vielen Waren in allen Ländern macht, daß namentlich die guten Waren ausgeführt, die ſchlechten dagegen zurückbehalten werden. Man reiſe einmal nach Kairo und kaufe bei dem erſten beſten Händler Datteln! Man erkennt die Frucht kaum wieder. Man muß eben im Lande ſelbſt ſehr lange wählen, ſehr vorſichtig ſein, perſönliche Bekanntſchaf⸗ ten haben, wenn man die Landesprodukte in guter Qua⸗ lität haben will, weil die erſten Qualitäten, deren Weiter⸗ 3 am lohnendſten iſt, meiſtenteils nach auswärts gehen. Aber auch in anderer Beziehung ſind die italieniſchen Apfelſinen nicht erſtklaſſig. Die beſten Blutorangen und die beſten Mandarinen kommen zu uns von der Inſel Malta. Die eigentlichen guten Apfelſinen aber ſind unter einem ganz anderen Himmelsſtriche gereift. Die Heimat dieſer köſtlichen„Aepfel“ liegt weit ab von den Küſten des Mittelmeeres. China iſt dieſe Heimat. Die Apfel⸗ ſine kam erſt nach Ausbreitung der portugieſiſchen Schiff⸗ fahrt, angeblich zuerſt im Jahre 1548 aus dem ſüdlichen China nach Europa. Der europäiſche Urbaum ſtand noch lange zu Liſſabon im Hause des Grafen Sankt Laurent. Von dort aus gelangten die Apfelſinen bald nach Rom und verbreiteten ſich an den Küſten des mittelländiſchen Meeres bis tief nach Weſtaſien hinein, während anderer⸗ ſeits Portugieſer und Spanier den Baum auch nach Amerika verpflanzten, in deſſen tropiſchen Gegenden er wunderbar gedeiht. Es iſt anzunehmen, daß die Alten noch keine Apfel⸗ ſine kannten. Lucullus, der den europäiſchen Obſtmarkt um die Kirſche bereicherte, hat Apfelſinen auf einer Ta⸗ fel noch nicht gehabt. Ja ſelbſt die Normannen haben die Orangen nicht gekannt. Angeblich ſchickten die normanm⸗ ſchen Abenteurer von Salerno Apfelſinen an ihre Brüder in der Normandie, um ſie nach Anteritalien zu locken, als einſt Narſes den Langobarden von Neapel auserleſene Früchte ſandte und als die attiſchen Feigen den Kerxes nach Griechenland geführt haben ſollen. Die Alten kannten weder Apfelſinen noch Zitronen, ſondern einzig und allein das, was ſie den mediſchen Apfel nannten. Das war die Frucht des Cedratbaumes, deren dicke, unreife, in Zucker eingemachte Schale das Zi⸗ tronat bildet und die aus der perſiſchen Provinz Gilan, einem Teil des alten Mediens, ſtammte. Nur auf dieſe Frucht paſſen die gelegentlichen Aeußerungen der alten Schriftſteller. Wir nennen ſie irrtümlich„Adamsapfel“, wenigſtens der Italiener verſteht unter pomo d' Adamo ede 1 88 mand ungenießbare und nur zur terde gepflegte Orange, die, wie jener A im 4 dieſe, durch ihr ſchönes Ausſehen Unot, 1 Schauſpiel iſt zu ſchön. Dort unten in der Kurve müllern LE 81 i 1 Achtung! Leichtere Fuhren ſowie Umzüge und Stückgut von und nach Mannheim werden reell ausgeführt bei billigſter Berechnung. Philipp Hirseh Schloßſtraße 64— Telefon No. 47. E 1 Alle Sorten = Hörbe empfiehlt preiswert Fr. Trieisch, Korbmacberei Schloßstraße 60. lch empfehle mein Lager in: Fürſton, Beſen, dlnſeln. bolſon, Folſonnulber, putlüchorn, Ibaſchleinen, flammern, Rlelderbügeln, Bacnünson, Lurborlagen, Connichäloniern usch. Ludwig Qilmer, a 90 Elgene Bürstenbinderel. Frachtbriefe ſind ſtets vorrätig in der Drumterei-des„eſſur-Bolen“. 7 AI 2 bietet die VMinterszeit kein Hemmnis. Bei der Einſtellung Eden-Lichtsplele Seckenheim. Programm von heute bis Sonntag, den 12. Januar: Die freudlose Gasse 9 Rieſenakte nach dem weltbekannten Roman von Hugo Bettauer. Der Film erhebt ſich in dreifacher Be⸗ ziehung über alle anderen Darbietungen J. Durch ſeine Handlung Er bringt kein ausgeklügeltes Kinoſpiel, greift vielmehr mit ſcharfer Unbarm⸗ herzigkeit in die Fülle jenes Lebens, das wir alle jüngſt mit durchgemacht haben, das uns aber jetzt ſchon wie ein grauſiger Traum erſcheint, an den wir mit Schrecken und Erſchütterung zurückdenken, das iſt die tolle Inflationszeit Das Elend, der herzzerfreſſende Jammer der Armen und Aermſten, die ihren Hunger nicht ſtillen konnten, die daher im Dirnendienſt ihr Leben friſten mußten, und im Gegenſatz dazu die gierigen Inflationsgewinner bei Tanz und Sekt und Weib. Der Kontraſt, filmiſch außer⸗ ordentlich wirkſam herausgearbeit, packt jeden Zuſchauer und rüttelt ihn im Tiefſten auf. Der Film nimmt ſein Geſchehen aus den dunkeln Winkeln der Großſtadt, die das Licht des Tages ſcheuen, in denen für Geld alle Lüſte käuflich ſind. Im Hintergrund der Elend⸗ wohnungen bei verſteckten Eingängen die Prunkſtätten der Reichen, die ſich vor Uebermut nicht zu laſſen wußten. Es iſt ein Werk voll wirklich erſchauter und erfühlter Natur, das erſte Dokument, das die Sittenloſigkeit, Gemeinheit, die Brutalität und den Luxus nicht nur einer ſinkenden Stadt ſchildert, ſondern wie in einem Brennſpiegel die ſeeliſche Verwilderung einer ganzen Epoche auf⸗ fängt. Das iſt der gewaltige Vorzug dieſes Filmes. Er iſt einzigartig II. Durch ſeine Oarſtellung Asta Nielsen Werner Kraus III. Durch eine bisher unerhörte techniſche Vollendung Die„Freudloſe Gaſſe“ iſt der Film, der die Herzen und Gemüter be⸗ herrſchen wird Wie man auch zum Kino ſteht, anerkennend oder ab⸗ lehnend, um dieſen Film kommt man nicht herum— man muß ihn kennen lernen, muß ſich mit ihm auseinanderſetzen. Der Film„Freudloſe Gaſſe“ läuft allein beinahe 3 Stunden. Anſchließend: Deulig-Moche 8 bg uebunnch eg ug 12 . At deen eien begun ueequv sog Usbunzegzag us in cen we eee ee eg neglegene een ie 8 e ieee eee e ee ed:öſcpnidſuved 121 8 oe een e eh ee enen ben ee ausge zen e een enecunac ue e eeeen eſſimech aun ili on nu nenne mucvzg XII s 1: ueſiogz epd en gen ed b uolliaoch gun icpillq ort“ i„uuns usfaoaquv . zz nee gun gen bu s, pi di 4g ebne ol 83.05 . nog ue gon ede ehen en en e sene 5 ei bung ug bunfleſ ed reuseiu ur cpr obupjol zb 0 . eherne ec eee ee et ee“ „ 5 le a0 f dndg ie ih e een eee unge eiddppiea dle dan in e nen een eee ehe eee ebun dbap oon uit diba ug 1 uu 401 ach i hen unn— tem use e e ene wulfzzqung qun uabgu usbol fene une ug! ug! d eh unebenen ebene ede ee eus a ee ee e e en epd n ng! us ae bine ne use Ind bnuss daes 20 dg e ene ben eee eee 51 5 a deen ͤ be ur neee eie ne er e ez ud 5 usbungundutz epo aun uezuvdoch dcihnnuesun 101% 5 Sog dien sc en eren nus Ipimech gun Avzgz Seu eee e ebe ee eennöcphuv Sueqnvich ue ah d en e eee en ei goa jdn uus et ene e eee uenbeq unt ueqvg ne Hundqu vie Uenbpadebsnv nehv eus guv! Tepee aint uon Suu aa vg uso ne ueeinhsdze if eiundquvic deu Jun ue en ee enbegun wa se aun Ibu 25 ee een nr edge bu ecplſenb 5 ese eee een e bun eh ulgeg demss uu 5 un ee neee eee eee e e nfqplud 5 weg ue e uus 82 48 uuvu„ehen budjes g“ 5 an 1212 Suse eue een eee ee em e di en opa un eee een ee enen en ee Uefant ug! 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Ein Glück, daß er bei den beiden anderen Häuſern die Hand nur wenig im Spiel gehabt, ſonſt käme ſtatt des glänzenden Gewinns, den er, Felir Raßmus, ſich ausge⸗ rechnet, eines Tages nur ein Lumpenverdienſt heraus. Er hatte ja keineswegs die Abſicht, ſein Lebenlang nur Spekulationshäuſer in die Welt zu ſetzen, im Gegen⸗ teil, für die weitere Zukunft gedachte er's zu bewei⸗ ſen, daß er als Architekt auch wirklich etwas leiſten könnte. Für's erſte aber ging's nicht um die Ehre. Und hatte er nächſtens mal wieder einen Bauleiter zu enga⸗ gieren, würde er ſich zuvor genau unterrichten, ob' der nicht allzu großmäulig mit Pflicht und Gewiſſen um ſich warf. Einer bemerkenswerten Zurückhaltung in dieſem Punkte befleißigte ſich übrigens der liebe Schwieger⸗ papa, den er im Verdacht hatte, manchmal noch ein ganz gehöriger Schwerenöter zu ſein. Beſtimmte An⸗ haltspunkte dafür hatte er zwar nicht, aber er beſaß nach der Richtung hin ſo eine gewiſſe untrügeriſche Wit⸗ terung im Gefühl. Na, ſo lange es ihm nicht ſelber Schaden brachte, verdarb er wiſſentlich keinem ſein Plä⸗ ſier. Leben— und leben laſſen— das war entſchieden der Grundſatz, nach dem ſich's am beſten vorwärts kom⸗ men ließ. Und vergnüglich gingen nach dieſem Grundſatze die Tage weiter. Es war Herbſt geworden und auf dem Bau wurde mit fieberhafter Eile gearbeitet. Raßmus trieb an, wo er nur konnte. And es ging vorwärts, faſt zuſehends wuchſen die Mauern. f Edith ſtaunte, als ſie eines Tages um die Mittags⸗ ſtunde, wo auf dem Bau die Arbeit ruhte, ihren Spa⸗ ziergang dorthin richtete. Das eine Haus war ſchon völlig unter Dach, das zweite, im Rohbau ziemlich fer⸗ lig gemauert und an dem dritten wurde das erſte Stock⸗ werk aufgerichtet. Ihr kam ein faſt andächtiges Gefühl. Das alles ſchaffte und befehligte er, denn der Schaffende war doch er, was unter ihm diente, waren nur ſeine Handlanger. Feſte Mauern aufbauen, Wohnungen für das Glück und Zufluchtſtätten für das Leid— ihr ſchien's, als könne es keinen ſchöneren, keinen mann⸗ hafteren Beruf geben. Wie bald und die hellen Schei⸗ ben blinkten davor und Augen ſchauten heraus, lachende und weinende. Nein, keine weinenden! Nur das Glück ſollte hauſen in den feſten Mauern, die er aufgerichtet. Was war das? Ein dröhnender Laut war aufge⸗ klungen, ein dumpfes Pochen, das aus der Erde zu dringen ſchien, als klopfte ein Begrabener an die Wände ſeiner Gruft. 72 5 a 5 Erſchauernd zuckten ihr die Schultern ein, ſchreck⸗ haft ſtarrte ſie zu dem Bau hinüber. Was war das geweſen?. 1 Da klang es wieder auf, jetzt in langſamen, fork⸗ geſetzten Schlägen, die in ſchwingendem Hall eine dü⸗ ſtere Melodie ſchufen, wie einen Trauermarſch. Sie atmete haſtig und mit Gewalt. Auf die Bruſt hatte ſich ihr ein Alb gelegt, den wollte. ſie abſchütteln. Dann lächelte ſie, die Lippen noch ein wenig blaß. Spukgedanken am hellen Mittag! Ein Arbeiter, der keine Ruhepauſe machte, hämmerte dort drinnen im Bau. Was für ein Aeberfleißiger mochte das ſein?— Jetzt war wieder alles ſtill. Nun aber tauchte in einer der offenen Fenſterhöhlungen zu ebener Erde etwas auf wie der gebeugte Rücken eines Mannes. Breite Schultern hoben ſich empor, auf feſtem Nacken richtete ein Kopf mit ſtarrem, rötlich blondem Haar ſich auf, ein Arm ſtreckte ſich hervor, eine Fauſt, die den ſchwe⸗ ren Steinmetzhammer hielt. Und nun ſtand ſteif und regungslos im Fenſterbogen Ernſt Janſen und ſah ſie an Der Maurerpolier! Warum ſah er ſie ſo finſter an? Wußte er nicht, wer ſie war? Er hatte ſie doch ſchon ein paarmal mit Felix zuſammen geſehen. Hätte er nun nicht grüßen müſſen? Er grüßte nicht und rührte ſich nicht und Als be ſelbſt ſich wandte und mit raſchen Schritten die Straße hinaufging, folgte ſein Blick ihr nach. Was hatte ſie hier gewollt? Nach dem Herzaller⸗ liebſten Ausſchau halten? And war ſie ſeines Schlages, hatte ſich gleich zu gleich gefunden? Oder war ſie nur ö eine mit blinden Augen? Was ging's ihn an! Hinter dem Mauerwerk war der Polier wieder verſchwunden. Edith eilte. Es drängte ſie heimzukommen und ie wußte nicht, warum. In die Straße einbiegend, in der ſie wohnte, mußte ſie an Frau Amanda Klingebiels Deſtille vorbei. Vor den Treppenſtufen ſtand ein Trupp Arbeiter, Maurer und Steinſchläger. Ein wahrer Rieſe führte das Wort. 5 g „Ick hab's dem Polier ſchon lang anjemerkt, det da walk nich jeheuer is.“ „Hat er denn wat jeſagt?“ fragte phlegmatiſch ein anderer Rieſe und ſetzte den Fuß feſter in die Holz⸗ pantine hinein. „Det ſollſte doch wiſſen, Ede, det der Janſen niſcht ſagt, ſolange der ſich'ner Sache noch nicht janz ſicher iſt“, lautet die Antwort.„Aber det mit dem Irund⸗ bau wat ſengerich is, davor verwett ick gleich ſechs jroße Weißen.“ 8 „Na, vor mir meinswejen. Wenn ick richtig meinen Lohn kriege, jeht mir det andre weiter niſcht an. Aber ſchen is det nicht, wenn ener an niſcht weiter denkt, als wie er Geld rausſchinden kann—“ ä Edith war vorüber. Wovon ſprachen die Leute? Wen meinten ſie?„Janſen“— hatten ſie geſagt. Was war auf dem Bau nicht geheuer? Und wer dachte an nichts weiter als wie an Geld—„Braut“ hörte ſie jetzt ganz deutlich ſagen und hatten im Rücken ein Ge⸗ fühl, als zielten ein halbes Dutzend Augenpaare nach ihr hin. Von ihr ſprachen jetzt die Leute, die bei Felin auf dem Bau arbeiteten. f Ganz aufgeregt kam ſie heim. Wenn's doch erſt Abend wäre und Felix käme. Sie hatte ſolch ein drän⸗ gendes Verlangen nach ihm. Er erſchien heute ſpäter als gewöhnlich und ſchon beim Eintreffen rief er: „Kinder, wie wär's, wenn wir heute abend noch in den Reichshof gingen? Der ſchöne Rigo ſtreicht die Fiedel dort.“ 5 Frau Melanie, die ſtets Bereite, klatſchte begei⸗ ſtert Beifall und auch der Direktor erklärte ſich durch⸗ aus einverſtanden. Nur Edith verharrte ſtumm. Da ſchob ſie Raßmus zur Tür hinüber, durch die Frau Melanie bereits ent⸗ eilt war. „Geh' Schatz, mach dich ſchön, du weißt, ich laß mich gern beneiden.“ Mechaniſch wechſelte ſie den Anzug und ſaß dann ſtill im Wagen, als ſie zum Reichshof fuhren. Eine elegante Geſellſchaft füllte den Saal, doch ſie fanden noch einen Tiſch für ſich, gerade dem Po⸗ dium gegenüber, auf dem die Zigeunerkapelle ſpielte. Felix Raßmus beſtellte Sekt und ſchob der Braut die gefüllte Schale zu. 5 „Trink', Schatz, und ſei fidel. Proſt Dittychen! Proſt, allerſchönſte Schwiegermama!“ Frau Melanies ſchwarze Augen lachten ihn an, ihr Glas klang hell an das ſeine. Heimlich fröſtelnd zog Edith die Schultern ein. Ihr war's als klinge aus dem hellen Gläſerklingen ein anderer Ton hervor: das dumpfe Pochen, das ſie am Mittag ſo erſchreckt. Sie hob die Sektſchale an die- Lippen und trank. Wie war ſie doch töricht heute und wie lächerlich ner⸗ vös. Es gelang ihr, der beklommenen Stimmung Herr zu werden. Sie wurde allmählich ganz fröhlich, ſcherzte und lachte voll entzückender Schelmerei. Felix ſah, wie ſie anfing, der Zielpunkt der männlichen Blicke zu wer⸗ den und das machte ihn ſelber immer aufgeräumter, immer befliſſener. Er flüſterte ihr Zärtlichkeiten zu, machte ſie auf den und jenen aufmerkſam, der ihr ein ganz beſonderes Intereſſe bezeigte, und deutete mit einer Kopfbewegung zur Muſik hinüber. „Daß du mir keine zweite Prinzeſſin Chimay wirſt. Der ſchöne Rigo verſchlingt dich faſt mit ſeinen Blicken.“ Edith lächelte, wurde ein wenig rot. Sie hatte ſelbſt ſchon bemerkt, wie unverwandt der Zigeunerprimas mit einen brennenden dunklen Augen zu ihr hinüberſtarrte. nd jetzt nickte er ihr ganz leiſe zu, hob dabei die Geige und begann zu ſpielen. Die Weiſe galt ihr allein. (Fortſetzung folgt.) Die erſte Zulgmn N 8 i 5 Von E. A. Otto. 5 Der Fabrikant für das Haarwuchsmittel war ge⸗ funden. Walter Trautmann hatte ihm ſchon alles aus⸗ emandergeſetzt: es ſollte ein Mittel ſein, was alles Da⸗ geweſene in den Schatten ſtellte. 5 5 Jede Glatze, und ſei ſie noch ſo kahl, ſollte mit ſeinem Mittel neu belebt werden können, bereits nach vier Wochen bei täglichem Gebrauch ſollte aus jedem kahlen Faupt ein Wuſchelkopf voller Haare geworden ſein. Unendliche Mühe und jahrelange Arbeit hatte es gekoſtet, ehe er das Rezept gefunden hatte. Trautmann hatte heute mit ſeinem Fabrikanten eine Verabredung im Kaiſer⸗Cafe, wohin er ihn gebeten hatte, wobei der Vertrag unterzeichnet werden ſollte. Pünktlich waren beide zur Stelle. Das iſt alles ſchön und gut, hub der Fabrikant an, und ich bin überzeugt, daß wir ein gutes, ja ein rieſenhaftes Geſchäft machen, da es bisher noch nicht gelang, einer völlig kahlen Glatze die Haare wieder⸗ zugeben, doch bevor ich den Vertrag unterzeichne und Ihnen das Rezept abkaufe, möchte ich gern einen prak⸗ tiſchen Beweis der Wirkung haben. Trautmann machte ein nachdenkliches und verlege⸗ nes Geſicht. Doch er ſchien ſich bald zu faſſen. „Sie haben nicht unrecht, erwiderte Trautmann, 15 müßten es praktiſch an einem Kahlköpfigen pro⸗ ieren.“ n f f Trautmann's Blicke gingen im Cafe umher und blieben plötzlich auf einer weißen Stelle in einer Ecke haften. Anwillkürlich lenkte der Fabrikant auch ſeine Blicke dorthin. 5 Es war die Glatze eines Kahlköpfigen, der dort in der Ecke ſaß. f „Wie wäre es, wenn wir dieſen Herrn bitten wür⸗ den ſich uns zu einem Verſuch zur Verfügung zu ſtel⸗ len?“ ſagte Trautmann. Der Fabrikant lächelte.„Wenn Sie es übernehmen wollen, ihn darum zu bitten. 5 „Wir ſetzen uns erſt einmal an ſeinen Tiſch heran und das andere wird ſich leicht finden, denke ich,“ waren Trautmann's Worte. Geſagt, getan. Einige Minuten ſpäter ſaßen ſie am Tiſch des Kahlköpfigen. a Als dieſer ihre Unterhaltung über„Haarwuchsmit⸗ tel“ hörte, lächelte er. Dies ſahen die beiden als gutes Zeichen an, und knüpften mit ihm ein Geſpräch an. „Mein Name iſt Trautmann, ich bin der Erfinder des Haarwuchsmittels, das jedem Kahlköpfigen in vier Wochen garantiert volles Haar verſchafft, und dieſer Herr iſt der zukünftige Fabrikant dieſes Mittels“, mit dieſen Worten fing Trautmann die Unterhaltung an und ging dann raſch direkt zu dem Vorſchlag über, das Mittel an dem Kahlköpfigen zu probieren, und fragte die⸗ ſen, ob er ſeine Einwilligung dazu gebe. Der Kahlköpfige— als ein Herr Kampe ſtellte er ich vor— machte ein verdutztes Geſicht und es ent⸗ tand ein Schweigen. „Nichts für ungut.“ griff jetzt der zukünftige Fabri⸗ kant ein, ich werde Sie natürlich entſchädigen, dabei zog er ſeine Brieftaſche und legte einen Hundertmark⸗ ſchein vor ſich hin.. „Dieſer Schein gehört Ihnen, wenn Sie ſich ver⸗ pflichten, heute in acht Tagen, dann in vierzehn Ta⸗ gen, dann in drei Wochen, und ſchließlich in vier Wochen wieder, hierher ins Kaiſer⸗Cafe zu kommen, und jedes⸗ mal wird Ihnen Herr Trautmann mit dem Haarwuchs⸗ mittel den kahlen Kopf einreiben. Wir haben dann die beſte Kontrolle über die Wirkung. Der Hundertmarkſchein verfehlte ſeine Wirkung nicht. Herr Kampe nahm dieſen in Empfang und nahm den Vorſchlag an. a 8 Lächelnd zog Herr Trautmann ein Fläſchchen aus der Taſche, goß einige Tropfen in die hohle Hand und verrieb ſie auf der Glatze Kampes. Da ſie in einer äußerſten Ecke des Cafes ſaßen, ging dies zu machen, ohne irgendwie Anſtoß zu erregen.. menkunft war alſo in acht Tagen 75 W 8 5— 2 ä 5 e Das taum giauvvare Wzunder geſchay: als pie prer Im acht Tagen zuſammentrafen, zeigte ſich deutlich auf der Glatze ein Haarwuchs, wenn auch noch gering. Beim zweiten und dritten Zuſammentreffen waren erhebliche Fortſchritte im Wachſen der Haare zu ſehen, ſodaß der Fabrikant ganz prachlos war, Er rieb ſich ſchon vergnügt die Hände ob des in Ausſicht ſtehenden großen Geſchäftes.. 5 Beim vierten Zuſammentreffen, welches gleichzeitig die Entſcheidung gab, ſollte der Vertrag unterzeichnet— und dem Herrn Trautmann das Honorar für das Wun⸗ dermittel ausgezahlt werden. i 8 Trautmann und der Fabrikant ſaßen bereits im Cafe und warteten auf Kampe. 5 ö Endlich kam dieſer. Die beiden Wartenden ſchie⸗ nen ihren Augen nicht trauen zu können, denn das Haar⸗ wuchsmittel hatte Wunder verrichtet. Der vorher kahl⸗ 1 5 Kampe hatte nun ein anſehnliches dichtes Kopf⸗ aar. 8 5 Trautmann triumphierte und legte dem Fabrikan⸗ ten den Vertrag vor. Dieſer ſchien einen Augenblick zu überlegen. Er blickte um ſich. Da trat plötzlich ein frem⸗ der Herr an den Tiſch heran, ging auf Kampe zu, „Sie geſtatten,“ wobei er mit einem Rud das dichte Kopfhaar des Kampe ergriff und weiter:„die Pe⸗ rücke werden wir gleich haben wäre der feſten Anſicht geweſen, Herr Kampe trüge eine Perücke, beim letzten Zuſammentreffen habe er bereits den Verdacht gehabt. Aber nun ſei er von der fabel⸗ haften Wirkung überzeugt. Unter großen Entſchuldigungs⸗ reden zahlte dann der Fabrikant an Trautmann den anſehnlichen Kaufpreis, wotauf ihm das Rezept, be⸗ ſtehend aus einer Reihe Unverſtändlicher Formeln und einer Probeflaſche der Wundertinktur ausgehändigt wurde. Am ſelben Tage lehnten Trautmann urd Kampe in den weichen Polſtern des eilig die Stadt verlaſſenden Expreßzuges und ſchüttelten ſich vor Lachen über ihren gelungenen Streich. 8 „Glück haben wir aber doch gehabt,“ ſagte Kampe, denn wenn der Detektiv beim zweiten oder dritten Ju⸗ ſammentreffen zugegriffen hätte, hätte er tatſächlich die Perücke in der Hand gehabt.“ N „Das ſtimmt allerdings,“ antwortete Trautmann, „ganz dumm war der Fabrikant nicht, denn beim dritten Mal ſchien er etwas von der Perücke gemerkt zu ha⸗ ben. Aber auf die Idee, daß die Glatze eine Perücke war, unter der dein nakürliches volles Haar lag, war er doch nicht gekommen“ 0 „Glänzend von dir war das„zufällige“ erſte Zu⸗ ſammentreffen im„Kaiſer⸗Cafe“ arrangiert“ ſagte Kampe. Während die beiden ſich ſo unterhaltend, im Ex⸗ preß durch das Land ſauſten, zerbrach ſich der Fabrikant über unverſtändliche chemiſche Formeln des Rezepts den Kopf, und wohl noch mehr über deſſen doch tatſäch⸗ lich erlebte fabelhafte Wirkung. 1 Mit hundert Jahren beginnt erſt 5 das Leben. Die Amerikaner ſind unwiderſprochen die galanteſten Männer, nicht in Worten; darin ſind manche ihnen über. Aber ſie treiben einen nüchternen, ſelbſtverſtändlichen oft davon geſprochen haben, daß die Frauen die Nägel zum Sarge der Männer ſind, dann ſteht demgegenübe die Lebensweisheit eines Amerikaners, der jetzt ſeinen hundertſten Geburtstag durch die Heirat mit einer 56jäh⸗ rigen, ſeiner ſechſten Gemahlin, feiern konnte. Abgeſehen von ſeinen hundert Jahren muß dieſer große Frauen⸗ verehrer durch ſeine ſechsmalige Verheiratung als Auto- rität auf dieſem Gebiete gelten..— Er behauptet, daß das Geheimnis eines langen und glücklichen Lebens im Heiraten läge. Man ſolle nur nicht als Spinſter oder Junggeſelle dieſe Welt verdüſtern. Die Voxrausſetzung für ein langes Leben ſei ein ſtändiges Ehe⸗ 2 Frauendienſt, der von einer Achtung ſpricht, die man mit 3