Bezugspreis: Für den Monat Jan. 1.40 Goldmk, freuins Haus. Anzeigenpreis Die einſpalt. Petitzeile 15 Goldpfg. Reklamen: 60 Goldpfg. Bei Wiederholung Rabatt. Beilagen: Illuſtriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). Mlwoll 20. Zan 1026 BO Tages-und Anzeigenblatt flu Seckenheim und Umgebung Erſcheinungszeit: Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſetzlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle Hildaſtraße 68 oder durch unſere Träger. Fernſprecher Nr. 16.— Poſtſcheckkonto 78439 Karlsruhe 9 9 N Neues in Kürze. 5: Die Kommuniſten haben im ſächſiſchen Landtag den Antrag eingebracht, daß der Landtag ſeine Auflöſung beſchließen möge. : Wie in Pariſer politiſchen Kreiſen verlautet, ſoll für den demnächſt zurücktretenden Regierungspräſidenten des Saargebietes Raoult der bisherige Botſchafter Frank⸗ reichs in Waſhington Daeſchner als Nachfolger auser⸗ ſehen ſein. . 2: Havas meldet aus Rabat, franzöſiſche Streitkräfte hätten mit Hilfe von Eingeborenenſtämmen in der Ge⸗ gend von Bihane eine Säuberungsaktion eingeleitet, die ceeinen guten Verlauf nehme. 1 1: Wie aus Bagdad gemeldet wird, hat das Unter⸗ haus des Irak den neuen Anglo⸗Irak⸗Vertrag mit 58 Stimmen gebilligt. 20 Mitglieder der Nationalpartei verließen zum Proteſt gegen die Verhinderung einer De⸗ batte die Kammer und blieben der Abſtimmung fern. 1: Wie aus Waſhington gemeldet wird, beſchloß das Repräſentantenhaus mit 359 gegen 1 Stimme, einen Kredit von 50000 Dollar für die Vertretung Amerikas bei der vorbereitenden Abrüſtungskonſerenz zu bewilligen. 1 Die deutſche Außenpolitik. Verzögerung durch die Negierungskriſe. 5 be Berlin, 20. Januar. 3 Während die Bemühungen zur Neubildung des Reichskabinetts nun ſchon ſeit Anfang Dezember 1925 völliger Stillſtand der wichtigen Verhandlungen eingetreten. Trotzdem das geſchäftsführende Kabinett zu beſchicken, um wenigſtens in einzelnen Teilfragen einen Fiortſchritt zu erzielen, hat ſich herausgeſtellt, daß die aaußenpolitiſche Aktionsfähigkeit Deutſchlands durch das Fehlen eines vollgültigen Kabinetts ſo erheblich einge⸗ ſchränkt iſt, daß wirkliche Erſolge kaum in Frage kom⸗ gänzung der Rückwirkungen des Locarnopaktes auf das beſetzte Gebiet drängen jetzt zu einer ſchleunigen Sböfſung, nachdem bereits die ernſte Gefahr eingetreten war, daß die endgültige Regelung der künftigen Beſatzungs⸗ ſtärken im Rheinland vollſtändig einſeitſig gegen Dieutſchland getroffen werden ſollte. Auch über die Modalitäten des Beitritts zum Völkerbund herrſcht noch reichlich viel Anklarheit, weil der General⸗ ſekretär des Völkerbundes, Sir Eric Drummond, nicht eher nach Berlin kommen will, bis die neue Reichsregie⸗ rung gebildet ſein wird. Die deutſcherſeits zu treffenden Entſcheidungen hängen aber von dem Ergebnis der Beſpre⸗ chungen Drummonds mit den deutſchen Regierungsſtel⸗ len ab, ſo daß ſich die Verzögerung der Regierungsbil⸗ dung auch mit dieſer wichtigen Lebensfrage außer⸗ ordentlich ſtörend auszuwirken beginnt. Die neue Reichsregierung wird ein außerordentlich hohes Maß außenpolitiſcher Aktivität entfalten müſſen, wenn ſie die Verſäumniſſe der letzten zwei Monate wieder * einholen will. Schon die Tatſache, daß eine neue Zu⸗ ſammenkunft zwiſchen dem engliſchen Außenminiſter Chamberlain und dem franzöſiſchen Kabinettschef Briand geplant iſt, beweist, wie groß die Gefahren einer längeren Dauer der deutſchen außenpolitiſchen Paſſivität ſind. Bis heute iſt das Einladungsſchreiben des Völker⸗ Vorverhandlungen zur internationalen Abrüſtungskonfe⸗ renz unbeantwortet geblieben. Die Verhandlungen ſollten urſprünglich ſchon am 15. Februar beginnen, und koch immer ſteht die Ernennung einer deutſchen Delega⸗ tion aus, die an derartig wichtigen Verhandlungen nur nach ſehr ſorgfältiger Vorbereitung des Beratungsſtof⸗ les teilnehmen kann. Auch die Frage der Einberufung einer Weltwirtſchaftskonferenz, die von dem Völker⸗ bund bereits in Angriff genommen worden iſt, müßte end⸗ 1 3 von deutſcher Seite zur Erörterung geſtellt werden. 5 Schließlich bleibt noch das Problem der inter⸗ alliierten Militärkontrolle in Deutſchland. Man hat ſeit den letzten Wochen einen ſtändig fortſchrei⸗ tenden Abbau des alliierten Ueberwachungsapparates in Dieutſchland beobachten können, aber die in Berlin zentra⸗ lliſierte Hauptorganiſation, die unter Führung des Gene⸗ rals Walch ſteht, iſt noch immer in uneingeſchränk⸗ 3 ter Funktion. Die deutſche Regierung hat ein Recht darauf, die gänzliche Beſeitigung der interalliierten Militärkontrolle und ihrer Erſetzung durch Organe des Völterbundes zu fordern. Ehe ſie dieſes Ziel erreichen kann, muß ſie jedoch entſprechende Verhandlungen mit der Gegenseite einleiten. Es ergibt ſich alſo, auch in dieſer wichtigen Lebensfrage eine recht unerggickliche Situation, wenn die dringenden außenpolitiſchen nur für das Anſehen des Parlamentes, ſondern auch für die außenpolitiſchen Intereſſen Deutſchlands von größtem Nachteil war, und daß die beteiligten Parteien endlich daran denken müſſen, die ſtaatspolitiſchen Aufgaben mehr den Vordergrund treten an kalen * 1 VVV im Gange ſind, iſt in der außenpolitiſchen Situation ein Luther es für richtig hielt, die Pariſer Luftfahrkonferenz men können. Namentlich die Verhandlungen über die Er⸗ bundrates an die Reichsregierung zur Teilnahme an den Verhandlungen nicht endlich in Fluß kommen. Damit iſt zur Genüge bewieſen, daß die Dauer der diesmaligen Regierungskriſe nicht Nee gefährdete Kabinettsbildung. Während am Samstag abend und am Sonntag die allgemeine Meinung dahin ging, daß das zweite Kabinett Luther ſo gut wie fertig ſei, trat geſtern das von Skep⸗ tikern ſchon vorausgeſagte letzte und ernſteſte Hindernis auf: der Widerſpruch der Bayeriſchen Volkspartei. Die Bayerische Volkspartei hat als Ergebnis von zwei Fraktionsſitzungen, die ſie geſtern abhielt, den ent⸗ ſchiedenen Beſchluß gefaßt, daß ſie an einem Kabinett, in dem das Innenminiſterium durch einen Demokraten be⸗ ſetzt ſei, nicht teilnehmen könne, ja ſogar, daß ſie ein ſolches Kabinett auch nicht von außen her zu unterſtützen ſich entſchließe. Zuerſt hatte man geglaubt, daß ſich dieſer Widerſpruch gegen die Perſon Dr. Kochs richte, der als Reichsinnenminiſter des Kabinetts Fehren⸗ bach ſchon im Jahre 1920 tätig war und daber gewiſſe Konflikte mit dem damaligen Miniſterpräſidenten von Kahr auszufechten hatte. Da weiter auch die Tatſache ins Feld geführt wurde, daß Koch dem führenden Ausſchuß des Reichsbanners angehöre, ſo verdichtete ſich der Ein⸗ druck, daß ſich der vom Domkapitular Leicht bei Luther vorgebrachte Einſpruch gegen die Perſon Kochs wende. Dann aber erfuhr man, daß, offenbar auf Weiſung von München, der Einſpruch ſich gegen die Beſetzung des In⸗ nenminiſteriums durch einen Demokraten im allgemeinen gerichtet hatte. Die Bayeriſche Volkspartei äußerte den Wunſch, an die Spitze des Innenminiſteriums einen Beamten geſtellt zu ſehen. Natürlich würde dieſe Ver⸗ änderung den Charakter des Kabinetts völlig umkehren, und außerdem ſind die Demokraten durch ihre Beſchlüſſe, daß ſie das Innenminiſterium beſetzen wollen, gebunden. Es handelt ſich alſo um die Frage, ob das neue Kabinett ohne die Bayeriſche Volkspartei gebildet werden ſoll oder ob die ganzen bisherigen Verhandlungen als erfolglos betrachtet werden müſſen. Man neigt im Augenblick der letzteren Auffaſſung zu, da man davon gehört hatte, daß Dr. Luther auf die Unterſtützung oder Einbezie⸗ hung der Bayeriſchen Volkspartei nicht verzichten wolle. i In der Sackgaſſe. Nachdem geſtern abend der Beſchluß der Bayeriſchen Volkspartei und der Verzicht des volksparteilichen Abge⸗ ordneten Hepp dem Reichskanzler mitgeteilt worden war, hatte ſich dieſer mit den für die geplante Regierung der Mitte in Frage kommenden Parteien in Verbindung ge⸗ ſetzt, um doch noch eine Einigung zu erreichen. Dieſe Be⸗ ſprechung mußte jedoch ohne jegliches Ergebnis abgebro⸗ chen und auf heute vormittag vertagt werden. Aber auch dieſe neuerlichen Besprechungen ſind bisher ergebnislos verlaufen. Die Demokraten ſelbſt nahmen nur kurze Zeit an den Beratungen teil und beſchränkten ſich darauf, daß ſie dem Reichskanzler und den anweſenden Partei⸗ führern einen geſtern abend gefaßten Beſchluß bekannt⸗ gaben, welcher beſagt, daß die Fraktion unter allen Um⸗ ſtänden daran feſthalten müſſe, daß das Innenminiſterfum mit einem entſchiedenen Demokraten beſetzt werde. Nach⸗ dem die demokratiſchen Vertreter noch erklärt hatten, daß ſie keine weiteren Vorſchläge mehr zu machen hätten, ver⸗ ließ die Abordnung die Sitzung. Die weitere Beſprechung der Parteiführer, welcher auch die Miniſter Dr. Streſe⸗ mann, Brauns, Stingl ſowie Dr. Geßler beiwohnten, drehte ſich um die Frage, ob unter den gegebenen Ver⸗ hältniſſen überhaupt noch eine Möglichkeit beſtünde, die tDemokraten zu einer Regierungs bildung der Mitte hinzu⸗ zuziehen. In parlamentariſchen Kreiſen denkt man über dieſe Frage ſehr ſleptiſch.. Außerdem iſt es infolge der gänzlich ungeklärten Lage ſehr unwahrſcheinlich geworden, daß die für mor⸗ gen angeſetzte Regierungserklärung im Plenum des Reichs⸗ tags abgegeben werden kann. Inſolgedeſſen hat der Reichstagspräſident für morgen vormittag den Aelteſten⸗ rat einberufen, um zu entſcheiden, ob morgen eine Voll⸗ ſitzung ſtattfinden ſoll. 1 0 Külz ſtatt Koch. Ein Vermittlungsvorſchlag Dr. Luthers. Berlin, 19. Januar. Die parlamentariſche Lage ſcheint ſich in der dritten Nachmittagsſtunde dadurch entſpannt zu haben, daß der Fraktionsführer der Bayeriſchen Volkspartei vorbehaltlich der Zuſtimmung ſeiner Fraktion ſich mit dem Kompromiß⸗ vorſchlag ein verſtanden erklärt hat, wonach der Abgeordnete Külz das Innenminiſterium übernehmen und dem Abgeordneten Koch das Finanzminiſterium gegeben werden ſoll. Die Zuſage der Demokraten ſteht noch aus, da dieſen der Vorſchlag offiziell noch nicht zugeleitet iſt. Man glaubt aber, daß ſie ſich ſchließlich mit dieſer Regelung einverſtanden erklären würden. N 9 5 7 Berlin, 19. Januar. Die demokratiſche Fraktion des Reichstags hat nach faſt 3 ſtündiger Beratung heute gegen 11 Ahr mit knapper Mehrheit beſchloſſen, der vom Reichskanzler vorgeſchlage ⸗ nen Miniſterliſte zuzuſt immen. 1 0 N i N 1 Die Grundlagen der Luftfahrt⸗ verhandlungen. N e Die Grundlagen für die deutſch⸗interalliierten Flugzeugbau⸗ und Luftfahrtverhandlungen haben ſich im Laufe der Jahre ſeit Verſailles immer mehr vom mili⸗ täriſchen auf wirtſchaftliches Gebiet verſchoben und die Verhandlungen, die gegenwärtig in Paris mit Vertretern des Botſchafterrates über die allgemeinen Beſtimmungen für die deutſche Luftfahrt und mit franzöſiſchen Ver⸗ tretern über die Schaffung einer Verkehrsgemeinſchaft zwiſchen Deutſchland und Frankreich geführt werden, laſſen ganz deutlich erkennen, daß der ſpringende Punkt dern ganzen Fragen nur mehr rein wirtſchafts⸗ und verkehrstechniſcher Art iſt. Wenn franzöſiſche Militärkreiſe immer noch nicht we⸗ ſentlich von den unwürdigen und unmöglichen Beſtimmun⸗ gen des Verſailler Vertrages abgehen zu können glauben, ſo bedeutet das eine innerpolitiſche Konzeſſion an ihre urteilsloſen politiſchen Glaubensgenoſſen, die ſich auf die Dauer unmöglich aufrecht erhalten läßt. Glaubt die Entente, auch nach Locarno und nach dem Eintrktt Deutſch⸗ lands in den Völkerbund militäriſche Ausnahmebeſtim⸗ mungen gegen Deutſchland beibehalten zu müſſen,— ein Standpunkt, der die Idee ſowohl von Locarno als auch des Völkerbundes ſabotieren würde,— ſo gäbe es immer⸗ hin noch andere Möglichkeiten, die nicht auch zugleich 1. 5 einer abſoluten Verkümmerung der deutſchen Handels⸗ luftfahrt und des Verkehrsflugweſens führen würden. In dieſer Richtung beginnt ſich nun bereits ſeit einiger , Deutſchlands günſtige verkehrsgeographiſche age auszuwirken und es ſcheint nach den letzten Nach⸗ richten, daß die franzöſiſchen Vertreter ſich bereits dem Standpunkt nähern, daß Frankreich keine Rechte hinſichtlich des Luftverkehrs beanſpruchen könne, die es nicht bereit lei, auch Deutſchland zuzugeſtehen. Tatſächlich iſt für Frankreich das Recht, auf dem Wege nach der T o⸗ ſlowakei, dem Balkan, Polen und Rußland deutſches Ge⸗ biet überfliegen zu dürfen, weitaus unentbehrlicher, als für Deutſchland das Recht, den Weg nach Spanien— und dieſe einzige Verbindung ſteht in dieſem Fall nur in Frage— anſtatt über Norditalien⸗Mittelmeer über Lyon⸗ Tarascon zu nehmen. Für England iſt die Situation ähn⸗ lich hinſichtlich ſeines Luftverkehrs nach dem geſamten europäiſchen Oſten und Südoſten. 5 Deutſchland hat gewiß kein Intereſſe daran, den Ausbau internationaler Luftverkehrslinien zu verhindern, wie denn auch in Deutſchland zuerſt mit aller Klarheit das Prinzip formuliert wurde, daß der Luftverkehr nur dann ſeinen vollen Zweck werde erfüllen können, wenn er international betrieben werde. Jedoch kann Deutſch⸗ land ſich dieſem im eigentlichen Sinne paneuropäiſchen Gedanken zuliebe keines Falls in das Joch der„Begriffs- beſtimmungen“ hineinzwängen laſſen und wird ſich gegen ſie unentwegt mit jener„paſſiven Reſiſtenz“ wehren müſ⸗ ſen, die allen ſolchen auswärtigen Flugzeugtypen das Einfliegen, Landen und Starten in Deutſchland ver⸗ bietet, deren Bau man uns nicht zugeſtehen will. England, das ſich ſehr wohl darüber klar iſt, daß auch die wichtigſten Strecken ſeiner dominalen Luft⸗ verbindungen kaum ohne oder gegen Deutſchland in Be⸗ trieb geſetzt werden können, ſtellt ſich letzthin geneigt, Deutſchland im Bau von Luftſchiffen Zugeſtändniſſe zu machen, insbeſondere die Luftſchiffhalle von Friedrichsha⸗ fen unangetastet zu laſſen, wogegen es die Anterſtützung ſeiner Pläne von Deutſchland erwarten zu dürfen glaubt. Man ſoll ſich bei uns bei aller Pietät gegen den Tradi⸗ tionswert der Zeppelinhalle in Friedrichshafen keinen Il⸗ luſionen darüber hingeben, daß ſie praktiſch den Anfor⸗ derungen, die ein rationeller Luftſchiffbetrieh in e 5 fordern wird, bei weitem nicht mehr gewachſen iſt. Rech⸗ net man doch in England ſelbſt mit einem Minimum von 120 bis 150 000 Kubikmeter Rauminhalt für ein Luft⸗ ſchift, das den Flugverkehr auf weite Strecken rentabe geſtalten ſoll, gegenüber den 70 000 Kubikmeter Inhalt des L. Z. 126. Die Droſſelung, die die Begriffsbeſtim⸗ mungen dem deutſchen Fleugzeugmotorenbau auferlegt haben, konnte bisher zwar nicht verhindern, daß von Toch⸗ tergeſellſchaften deutſcher Fabriken im Ausland und von deutſchen Konſtrukteuren ausreichend ſtarke Motore ge⸗ ſchafſfen wurden. Aber auch das kann natürlich pur eine Notlöſung ſein, deren Fortheſtand für Deutſchland untrag⸗ bar iſt. Die vollkommen lächerliche Begriffsbeſtimmu daß Flugzeugmotore über 60 Pferdeſtärken als militärif verwendungsfähig anzuſehen ſind und ihr Bau daher Deutſchland verboten iſt, wird vollends gegenſtandslos durch die Entwicklung des Motorenbaues in den letzten Jahren, die ihr Endziel in der Schaffung eines Schwer⸗ ölmotores ſieht, der einzig und allein ſowohl hinſichtlich ſemes Betriebsſtoffverbrauches, wie auch ſeiner Leiſtungs⸗ dauer nach den Luftverkehr über weite Strecken rationell geſtalten helfen kann. 1 555 Sollen die gegenwärtigen Luftfahrtverhandlun nicht vollkommen ergebnislos verlaufen, ſo muß von Entente eine vollkommene Loslöſung von der alten Po- litit der Begriffsbeſtimmungen erwartet werden, die allen ihren Einzelheiten das Ergebnis einer Situation und einer Geſinnung waren, deren Fortdauer mit der Neu⸗ orientierung der europäiſchen Politik unter gar keinen um⸗ ſtänden in Einklang zu bringen iſt. g Föſung der Frage der Stärke der Beſatzungstruppen in ſchwer wurde zu ſagen, ſo wollte ſie doch immer wieder * . 8 7 Aus dem In⸗ und Auslande. . Ein harter Kampf um Deutſchlands Necht. Berlin, 19. Januar. Die deutſchen diplomſatiſchen Vertreter in London, Paris und Brüſſel haben, wie ſchon angekündigt wurde, in der Frage der Beſatzungstruppenſtärke bei den Regierun⸗ gen, bei denen ſie beglaubigt ſind, Vorſtellungen erhoben. In welcher Richtung ſich dieſe Vorſtellungen bewegt haben, ſteht ja nach dem bekannten Veſchluß des Auswärtigen Ausſchuſſes, wonach entſprechend den Vereinbarungen von Locarno in den beſetzt bleibenden Gebieten höchſtens 50000 Mann belaſſen werden dürften, feſt. Auch Dr. Streſemann hat ut ſeiner letzten Rede bei der Reichsgründungsſdier m München erneut betonk, daß die deutſche Regierung eme dem Sinne, daß 75000 Mann im beſetzten Gebiete blie⸗ den, nicht annehmen könne. Von der engiiſchen Preſſe deſchaftigt ſich mit dieſen Vorſtekungen Deutſchlands nur der„Daily Telegraph“ ausführlicher, von dem auch die erſte Nachricht über die Bemeſſung der Stärke auf 75000 Mann ausgeht. Das Blatt führt aus, daß man in London den deutſchen Forderungen„em derrächkliches Maß von Sympathie“ entgegenbringe, daß aber ein Recht für die deutſche Forderung nicht beſtehe. Trotzdem ſei es ſchon aus Erſparnisgründen vorteilhaft, die Stärke der Be⸗ ſatzungstruppen zu vermindern. Engliſcherſeits verſchanzt man ſich im übrigen dahinter, daß man in England nichts gegen eine Herabminderung der Truppenſtärke einzuwen⸗ den habe, daß aber Frankreich nicht bereit ſei, in dieſer Frage nachzugeben. Es Guben alſo, als ob die deutſche Regierung um die Durchführung ihrer berechtigten For⸗ derungen noch einen harten Kampf wird führen müſſen, wobet betont ſei, daß offizielle Antworten auf die Vor⸗ 3 der deutſchen Vertreter bislang noch nicht vor⸗ egen. ö Eine deutſche Note an den Völkerbund. Berlin, 20. Januar. Die Einladung des Völkerbundes zur Teilnahme Deutſchlands an den Länderverhandlungen über die Ab⸗ rüſtungsfrage ſoll nunmehr in Form einer Note von der deutſchen Regierung beantwortet werden. Dieſe Note wird unter Darlegung des deutſchen Rechtsſtandpunktes auf die Notwendigkeit einer allgemeinen Abrüſtung hinweiſen und die bereits durchgeführte Entwaffnung Deutſchlands als Grundlage für die kommenden Verhandlungen und als Maßſtab für den allgemeinen Nüſtungsſtand zur Er⸗ örterung ſtellen. Im übrigen wird ſich die Reichsregierung darauf beſchränken, die Annahme der Einladung zu den 5 Verhandlungen auszuſprechen. Verzögerung der Vorkonferenz für die Abrüſtung. Berlin, 19. Jan. Die bereits mehrfach in der Preſſe erſchienenen Nachrichten, wonach eine Verzögerung der Vorkonferenz für die allgemeine Abrüſtung bevorſtehe, ent⸗ prechen den Tatſachen. Die Vorkonferenz ſollte eigentlich Ende Februar ſtattfinden. Die engliſche und franzöſiſche Regierung haben nun aber den Wunſch, ſich auf eine ge⸗ meinſame Marſchlinie zu einigen, ehe die offiziellen Ver⸗ handlungen beginnen. Es iſt vorauszuſehen. daß dieſe ge⸗ meinſame Marſchlinie zunächſt in diplomatiſchen Be⸗ prechungen zwiſchen London und Paris und in perſön⸗ licher Aussprache zwiſchen Briand und Chamberlain große modo vereinbart und alsdann in Unterhaltungen zwiſchen militäriſchen Sachverſtändigen im einzelnen ausgearbeitet wird. Obwohl für Deutichland keine Veranlaſſung vorliegt, der Verzögerung der Vorarbeiten beſondere Aufmerkſam⸗ keit zu ſchenken, dürfte ſich die in Bildung begriffene neue Regierung unmittelbar nach Amtsantritt mit der Annahme der Einladung zu den beabſichtigten Abrü⸗ ſtungsverhandlungen befaſſen. Die Frage der deutſchen Delegierten zur Abrüſtungskonferenz iſt noch nicht er⸗ örtert worden. a Die Deutſchen in Südtirol vogelfrei. N Innsbruck, 19. Jan. Wie aus Bozen gemeldet wird, beſtimmt ein königliches italieniſches Dekret, daß ———— dieſem Summenabenteuer habe Poincaree Milliarden ver⸗ die Deutſchen Südtirols jederzeit ihrer durch Option er⸗ worbenen italieniſchen Staatsbürgerrechte verluſtig gehen können. Die Deutſchen in Südtirol werden dadurch vogel⸗ frei gemacht. In dem Dekrte heißt es noch, daß die Er⸗ werbung der italieniſchen Staatsbürgerſchaft nach einen Option auf Grund des Friedensvertrages jederzeit wider⸗ rufen werden könne, wenn ſich der betreffende Staats⸗ bürger infolge ſeines Verhaltens der italieniſchen Staats⸗ bürgerſchaft unwürdig erweiſe. Widerſpruch habe innerhalb Tagen zu erfolgen. Ein Rekurs ſei zuläſſig. Auf Grund dieſes Dekrets wird es möglich ſein, unliebſame Perſonen aus Südtirol auszuweiſen und hunderte von Exiſtenzen zu vernichten, im Widerſpruch zu allen be⸗ ſtehenden ſtaats⸗ und völkerrechtlichen Beſtimmungen und beſonders der Beſtimmungen des Friedensvertrages von St. Germain. 5 ö 5 Die internationale Regelung der Arbeitszeit. Berlin, 19. Jan. Der Direktor des internationalen beitsamtes in Genf, Albert Thomas, iſt in Berlin einge⸗ troffen, um mit der deutſchen Regierung über die inter⸗ nationale Regelung der Arbeitszeitfrage zu verhandeln. Ber der einflußreichen Stellung, die Albert Thomas in⸗ nerhalb der maßgebenden Völkerbundskreiſe inne hat, dürfte ſein Berliner Beſuch auch mit den diplomatiſchen Sondierungen über die Beſetzung deutſcher Völkerbunds⸗ poſten im Zuſammenhang ſtehen, obwohl Thomas in die⸗ em 1 5 nicht als offizielle Perſönlichkeit angeſehen wer⸗ den kann. f Die Ergebniſſe des Wohnungsbaues.— Der Wieder⸗ aufbau Oppaus. München, 19. Jan. Miniſterialrat Dr. Löhner vom Sozialminiſterium referierte in einer Beſprechung über die Ergebniſſe des aus den öffentlichen Mitteln des Staa⸗ tes und der Gemeinden geförderten Wohnungsbaues. In den ſieben Nachkriegsjahren wurden etwa 56000 Neu⸗ bauten ausgeführt. Eine Reihe von Einzelausſtellungen in den größeren Städten Bayerns zeigt das Geleiſtete. Im Sitzungsſaal des Sozialminiſters iſt ebenfalls eine Ausſtellung von Plänen, Bildern und Modellen veranſtal⸗ tet, die den Wiederaufbau von Oppau und die Wohnungs⸗ bauten in der Stadt Augsburg zeigt. Das vom Wieder⸗ aufbau Oppaus gezeigte Bildmaterial gibt einen guten Begriff von der Leiſtung, über 2500 Baulichkeiten neu bezw. wieder zu erſtellen. Der mitausgeſtellte Anſichts⸗ plan vom ganzen Wiederaufbaugebiet zeigt beſonders klar, wie der ſeinerzeitige Staatslommiſſar auf die ſchwierigen Verkehrsfragen ſtädtebaulich beſonders Rückſicht nahm. Miniſterialreferent Dr. Ziegler erſtattete Bericht über die produktive Erwerbsloſenfürſorge in Bayern. Seit dem Kriegsende bis zum Dezember 1925 wurden in Bayern rund 27792 000 Arbeitertagewerle geleiſtet. Franzöſiſche Truppenverſtärkungen für Syrien. Paris, 19. Jan.„Rewyork Herald“ meldet au: Kairo, in Beirut würden demnächſt franzöſiſche Trup⸗ penverſtärkungen in Höhe von 17000 Mann aus Toulouſe erwartet. Auf Erſuchen de Jouvenels habe die franzöſiſche Regierung den Beſchluß gefaßt, die franzöſiſchen Streit⸗ träfte in Syrien auf 100 000 Mann zu erhöhen. Gerüchte beſagen, der Oberkommiſſar werde in dieſem Monat nach Frankreich zurückkehren, und zwar aus politiſchen Gründen. Eine Stimme gegen Poincaree. Paris, 19. Jan. Der radikale„Volonte“ befaßt ſich mit dem kürzlich erfolgten öffentlichen Auftreten Poinca⸗ rees und ſchreibt: Poincaree habe nichts hinzugelernt und nichts vergeſſen, trotz der ernſtlich erhaltenen Lehren bleibe er noch dabei, die von ihm betriebene Politik des aggreſ⸗ ſiven Imperialismus zu verteidigen. Die Beſetzung des Ruhrgebietes ſei aber die Arſache der meiſten Schwierig⸗ keiten, unter denen Frankreich leide. Die Ruhrbeſetzung habe Frankreich faſt mit der ganzen Welt in Uneinigkeit gebracht, zwei Jahre hindurch von dem Land viele Opfer gefordert und auch verhindert, im geeigneten Augen⸗ blick eine Finanzſanierung durchzuführen. Die Bilanz der Koſten der Ruhrbeſetzung bleibe noch aufzuſtellen. In geudet, nicht zu vergeſſen die verlorene Zeit und den Sturz der Währung. Das wenigſte, was man von Poin⸗ caree jetzt verlangen könnte, wäre, daß er ſchweige. Aus dem badiſchen Lande. Mannheim.(Errichtung eines evangeli⸗ ſchen Wohlfahrtsamtes.) Der Evangeliſche Kir⸗ chengemeindeausſchuß beſchloß die Errichtung eines evan⸗ geliſchen kirchlichen Wohlfahrtsamtes, die infolge der in den letzten Jahren eingetretenen Notſtände notwendig wird. Das im Jahre 1919 errichtete evangeliſche Ju⸗ gendamt, deſſen Fürſorgetätigkeit breiten Schichten der Bevölkerung zugut gekommen iſt, mußte ſeinen Geſchäfts⸗ kreis auch auf Erwachſene und Familien ausdehnen, weil die Kirche an der beſtehenden Not nicht vorübergehen darf. Die Errichtung einer beſonderen Stelle für dieſe letztere Arbeit läßt ſich infolge Ueberlaſtung des Jugend⸗ amtes und mit Rückſicht auf die geſteigerte tigkeit weiter Kreiſe nicht länger verſchieben. Heidelberg. Die unbekannte Tote.) Neuenheimer Neckarufer unterhalb der Schlittſchuhbahn wurde eine weibliche Leiche gefunden, die dem Ausſehen nach ſchon längere Zeit im Waſſer lag. Die Tote iſt ungefähr 60 Jahre alt. Heidelberg.(Der Heidelberger Intendan⸗ Hilfsbedürf⸗ 1 5 Am tenpoſten.) Am den Poſten des Heidelberger Stadt⸗ theaterleiters haben ſich bisher über hundert Personen beworben. Der 16. Januar war der letzte Bewerbungs⸗ tag. Unter den Reflektanten befinden ſich Theaterleiter, Spielleiter und Schauſpieler, auch, wie man hört, eine Dame. Mehrere davon waren bereits in Heidelberg als Spielleiter oder Schauſpieler tätig. Die Entſcheidung über die Perſönlichkeit wie auch über die Frage, ob ein Pacht⸗ oder ein Regietheater in Zukunft geführt werden ſoll, hat in nächſter Zeit erſt der Stadtrat zu treffen. Karlsruhe.(Feſtnahme des Flehinger At⸗ tentäters.) Als Täter des Mordanſchlages auf den Profeſſor wurde der am 24. 8. 1901 in Mannheim ge⸗ borene Gärtner Friedrich Mack feſtgenommen. Er hat geſtanden, Profeſſor Gregor aus Rache mit einem Meſſer niedergeſtochen zu haben. Er wurde in der Bahn zwiſchen Pforzheim und Karlsruhe ohne Fahrkarte angetroffen und daraufhin feſtgenommen.. i Raſtatt.(Autounfall.) Ein von Raſtatt kom⸗ mendes Automobil fuhr in die geſchloſſene Schranke beim Sandweier—Oos⸗Uebergang, wurde vom durchfahrenden Güterzug erfaßt und völlig zertrümmert. Der Autoführer konnte noch rechtzeitig abſpringen. Sonſt waren keine Inſaſſen in dem Wagen. a Triberg.(Beſtrafte Einbrecher.) Der Ein⸗ brecher Alfred Hils von Tennenbronn, der in der Um⸗ gegend von Triberg verſchiedene Einbrüche verübt hatte, iſt vom Offenburger Gericht zu 4 Jahren Zuchthaus ver⸗ urteilt worden. f 8 Frieſenheim(Amt Lahr).(Aus dem Zuge ge⸗ ſtürzt.) Der 58 Jahre alte Maurer C. Adler aus Rottenbach im Allgäu, der ſeinen Bruder in Oppenau beſuchen wollte, ſtürzte aus dem Schnellzuge 308, und wurde überfahren. Mit dem Perſonenzuge nach Offen⸗ burg ins Krankenhaus gebracht, mußten ihm dort beide Beine unterhalb des Knies abgenommen werden. Lörrach.(Das unſelige Spiel mit Schieß⸗ waffen.) In einem Gaſtl, tſe in der Greifengaſſe in Baſel machte ſich ein junger Mann an einer geladenen Piſtole zu ſchaffen, wobei ein Schuß losging, der eine Kellnerm in die Bauchgegend traf. Die Schwerverletzte, die ſich ſofort einer Operation unterziehen mußte, be⸗ findet ſich außer Lebensgefahr. Der unvorſichtige Schütze wurde verhaftet.. Landshauſen.(Diamantene Hochzeit.) Anter Anteilnahme der ganzen Gemeinde fand hier die Feier der diamantenen Hochzeit des Johannes Pottiez und ſei⸗ ner Ehefrau Thereſe ſtatt. 10 Kinder, 22 Enkel und 7 Urenkel bilden den nächſten Kreis der Angehörigen und Nachkommen. Der Erzbiſchof von Freiburg ſandte ein Glückwunſchſchreiben. 55 „Bruchſal.(Teueres Holz.) Bei den Holzver⸗ ſteigerungen im hieſigen Bezirk finden ſich ungemein viel Kaufliebhaber ein, und dadurch werden die Preiſe viel⸗ fach ſehr hoch. So kam in Langenbrücken bei Holz aus der Lußhardt der Ster Tannenholz auf 12 bis 15 M., Buchen 20 bis 25 M., Eichen 18 bis 20 M. und Wellen 18 bis 20 M. Dazu kommen dann noch die Koſten für Abfuhr. Spalten und Sägen. N 3 PFPFPbPPPFCCbbCCCTTFTTPPTPPTGPVTVCCCCGGVVVDVVPPPPPPVPUPVPVUbVDVDVDV—V—V—wV—V—V—Ä—FFW—WwGW—Ä—Fw—wV—*—*—VXVVPUUUPV—V—V—V—V———V—V—V VV» ‚»»»» o ˖ Ä 1 99 5 7 Vom Glück vergeſſen 5 2 Roman von Fr. Lehne. 28. Fortſetzung 8 i g Da ſtreichelte er ſie und wie ein Kätzchen ſchmiegte ſie 5 1 an ihn. Als ſeine Hand zufällig ihre dicke Schulter berührte, zuckte er zuſammen. In plötzlichem Zorn preßte er ſeine Lippen aufeinander. f g Lachen über ſich ſelbſt hätte er mögen— lachen! Er, der elegante Malte von Reinhardt mit einer ſolchen Braut! Wie aus weiter Ferne zogen Hannas zärtliche Liebesworte an ſein Ohr; mechaniſch ſprach und antwortete er. „Malte, liebſt du mich?“ Das war ihre ſtändige Frage, und in immer neuen Beteuerungen mußte er antworten und erfinderiſch in den läppiſchſten Koſeworten ſein, die ſie mit zärtlichen Küſſen vergalt. 98 7 „Malte, mein einziger Herzensliebling, ich bin aber nicht ſo gerade gewachſen wie Blanka,“— obwohl ihr das hören, daß er— im Gegenſatz zu ſo vielen Männern— bei einer Frau nur das Geſicht ſchätze und liebe, weil es der Spiegel der Seele ſei,— in dieſem Falle der Spiegel einer himmliſch ſchönen Seele, alſo auch ein himmliſch ſchönes Geſicht, das ſeine ſüße Hanna habe— die Figur ſei ihm ganz Nebenſache— als ob Liebe ſich an kleinen unbedeutenden Aeußerlichkeiten ſtoße!— Gläubig, wie ein vertrauendes Kind, lauſchte ſie ſeinen Worten. „Du biſt ebenſo gut gewachſen wie Blanka— und dieſe kleine Unregelmäßigkeit— ich muß ja froh ſein, daß ſie da iſt— ſonſt würdeſt du mir davon 15 en— geradewegs in den Himmel hinein— es iſt die Kapſel, die deine Engels⸗ flügel einſchließt——“ f 5 Aach, Malte,“ jubelte ſie auf, ihn küſſend,„denkſt du wirklich ſo? Wenn ich dir doch zeigen könnte, wie ſehr ich dich liebe!“ In ſeliger Selbſtvergeſſenheit lehnte ſie ſich an ſeine Schulter. f ö . Unangenehm empfand ſie die Störung durch die Mutter, die jetzt endlich kam, den Schwiegerſohn zu begrüßen. Am ſich bei der Dame angenehm zu machen, erzählte Malte einige kleine, boshafte Neuigkeiten aus der Geſellſchaft, denen Frau Likowski ein ſtets dankbares Ohr lieh. i f Blanka und Gwendoline ſaßen im Nebenzimmer, beide mit einer Handarbeit beſchäftigt; ſie wollten das Brautpaar nicht ſtören. 5 „Du Line, jetzt ſpiele und ſinge mir etwas vor! So etwas recht Sentimentales, um Malte drüben ein bißchen zu ärgern— haſt du geſehen, wie komiſch das iſt, wenn er ſeine Moiſſi⸗Augen macht? Singe doch: Hab' ich nur deine Liebe, die Treue brauche ich nicht! oder: Das iſt im Leben ſiehen eingerichtet, daß bei den Roſen gleich die Dornen e en— 5 5 „Blanka, du biſt boshaft,“ lachte Gwendoline. Dann blätterte ſie in den Noten und ihre herrliche Stimme ſetzte glockenrein ein: And morgen wird die Sonne wieder ſcheinen— f Ja, ihr ſchien ſie morgen beſtimmt— denn morgen würde ſie ihn ſehen— er hatte es ihr geſchrieben, und die⸗ ſer Glücksjubel darüber durchbebte auch ihre Stimme. Blanka lauſchte hingeriſſen; wider Willen nahm ſie dieſe weiche, ſüße, dunkle Stimme immer wieder gefangen. Sie ließ ihre Arbeit in den Schoß ſinken und ihre Blicke ſchweiften zum Fenſter hinaus. Plötzlich ſtutzte ſie: drau⸗ en waren zwei Damen ſtehen geblieben, um dem Geſang u lauſchen, und ſie erkannte in ihnen die junge Prinzeſſin Ehrenberg und ihre Hofdame, die Gräfin Limbach. Unauf⸗ fällig ſchob ſie den halbgeöffneten Fenſterflügel ganz auf und beugte ſich wieder eifrig über ihre Stickerei. Dennoch merkte ſie, daß die Damen erſt dann weitergingen, als Gwendoline das Lied beendet und der Begleitung noch einige glänzende Läufer angeſchloſſen hatte. d Sie ſagte aber nichts von ihrer Beobachtung zu Gwen⸗ doline. Indem ſie ihre Arbeit wieder zuſammenlegte, meinte ſie:„Du, Line, ich glaube, wir könnten uns jetzt mal wieder zu dem Brautpaar verfügen! Malte braucht ſchließlich die berühmte Sandtorte unſerer Babette nicht allein zu verzehren!“ 5 0; 8 1 ironiſchem Beifallsklatſchen empfing Malte ſeine Weſter. 0 N e für das Gratiskonzert, liebe Line—“ „Es iſt doch zu ſchade, daß ſie ſo eigenſinnig iſt und von mir gar nichts zur richtigen Ausbildung ihrer Stimme annehmen will!“ ſagte Hanna eifrig, Maltes Ironie nicht b„liebſter Schatz, hilf doch deine Schweſter mit itten!“ 5 Gwendolines Brauen zogen ſich wie im Schmerz zuſam⸗ men.„Nein, Hannerl, willſt du mich immer wieder quälen?“ ſtieß ſie hervor,„ſchon genug, daß——, ſie brach kurz ab und biß ſich auf die Lippen—„man ſoll deine Güte nicht gar zu ſehr ausnutzen, Hannerl,“ ſetzte ſie dann hinzu. r nachſah. Der ganze Malte duftete förmlich nach „Ich freue mich, daß du ſo vernünftig denkſt, Line!“ warf die Frau Kommerzienrätin ein, das„du“ merklich betonend. Malte lächelte ein ſüffiſantes Lächeln, legte zärt⸗ lich den Arm um Hannas Taille und blickte die drei anderen Damen beinahe herausfordernd an; an ihm prallten derlei 5 Anzüglichkeiten wirkungslos ab. Am nächſten Tage— dem Sonntag— ſchlug Gwendoline in aller Frühe die Augen auf, geblendet von einem vor⸗ witzigen Sonnenſtrahl, der ſich durch die Spalten der Vor⸗ hänge des Schlafzimmers ſtahl. Sie richtete ſich auf, ſah nach der noch ſchlafenden Hanna, mit der ſie das Zimmer teilte, da dieſe nachts nicht allein ſein durfte, ſchlich ſich vor⸗ ſichtig aus dem Bett, und huſchte in das nebenan liegende Kämmerchen, um ſich dort anzuziehen.. Sie ließ die Fenſterflügel weit auf. Das ſtrahlende Tagesgeſtirn war gerade über die Berge im Oſten hervor⸗ gekommen, und ſeine Strahlen funkelten in dem feuchten Gras und auf den noch naſſen Blättern der Bäume und Sträucher wie tauſend Diamanten. Wolkenlos wölbte ſich der tiefblaue Himmel über der prangenden Erde, und in bläulichem Dunſt ſtanden die Berge da. Feiertagsfrieden und Feiertagsſchönheit lag in dieſem Sonntagmorgen. Tief atmete ſie die reine, köſtliche Bergluft ein. „Heut' ſehe ich ihn,“ jubelte ſie. Nur ihretwegen würde er kommen— er hatte es ihr ja geſchrieben, und doppelt ſorgfältig machte ſie Toilette. 5 Die Villa, die Frau Likowski gemietet, war ziemlich elegant eingerichtet, und geräumig genug, um gelegentlich Gäſten ein behagliches Anterkommen zu gewähren, wovon Malte öfter Gebrauch machte. Heute war er ſchon früh auf. In einem weißen Anzug mit Seidenhemd mit grün⸗ ſeidener Kravatte, zu der die Strümpfe und der Gürtel paßten, ſtand er auf dem Balkon, der ſich rings um das Haus zog. Der Scheitel in dem dunklen, leicht welligen Haar war peinlich ſcharf gezogen; ſein hübſches Geſicht trug einen Ausdruck großer Befriedigung, während er den leich⸗ ten, aromatiſchen Rauchwölkchen an arette hagen, Sauberkeit und Friſche. 1 f 8 Unter leutſeligen Scherzworten ſah er dem adretten e fun 125. 25 f nb herrichtete. Gwendoline kam jetzt, die Honig⸗ und Marmeladendoſe tragend.„Sind Sie fertig, Mellzs??). 0 898—— 2———————— 2.—— „ 1 1 5 * 2 n * W 2 lr * e . Eppingen.(Eine Bluttat in Eppingen.) Kurz vor Mitternacht wurde der Schutzmannſchaft mitgeteilt, daß auf der Brücke in der Nähe der Wirtſchaft zum „Eiſernen Kreuz“ anſcheinend ein Betrunkener ſein Nacht⸗ quartier aufgeſchlagen habe. Als die Sicherheitsorgane eintrafen, mußten ſie feſtſtellen, daß die noch nicht 16 Jahre alte Tochter Frida der Familie Jakob Hecker tot am Boden lag. Gendarmerie und Schutzmannſchaft perrten ſofort die Zugänge zum Fundorte der Leiche ab. Als die Gerichtskommiſſion eintraf, konnte feſtgeſtellt wer⸗ den, daß ein Meſſerſtich in der Nähe der Herzgegend den Tod des Mädchens herbeigeführt hatte. Noch im Laufe der Nacht wurden Nachforſchungen und Verhöre vor⸗ genommen, die Verhandlungen im Gefolge hatten. In weiten Kreiſen der hieſigen Bevölkerung wird die Ver⸗ mutung ausgeſprochen, die jedoch bisher noch keine Be⸗ ſtätigung gefunden hat, daß ein gewiſſer Zuſammenhang zwiſchen dem Mordverſuch in Flehingen am Sonntag abend und der Bluttat in Eppingen beſtehen könnte. Buchholz(Amt Emmendingen).(Freiwilliger Tod.) Unterhalb der Station ließ ſich ein 16 bis 17 Jahre alter Burſche von Sexau vom Elztäler Zug über⸗ fahren. Dem Unglücklichen wurde der Kopf vom Rumpfe getrennt. Was den jungen Mann zu der Tat veranlaßt. hat, muß erſt die Unterſuchung an den Tag bringen. Sulzburg.(Unglücks fall.) Der Holzmacher Bleſ⸗ ſing geriet beim Holzfällen im Herrſchaftswalde unter einen Stamm und erlitt außer erheblichen Quetſchungen eine ſchwere Gehirnerſchütterung. Aus Nah und Fern. Bad Dürkheim.(Zuſammenſtoß.) Ein Zufam⸗ menſtoß zwiſchen dem von Grünſtadt nach Dürkheim ver⸗ kehrenden Reichspoſtauto und der Rheinhardtbahn ereig⸗ nete ſich an der Kreuzung der Salinen-und Mannheimer⸗ ſtraße. Das Auto wurde ſtark beſchädigt. Glücklicher⸗ weiſe wurden nur 8 Autoinſaſſen leicht verletzt. Heil genſtein.( Verurteilung.) Einem längſt ge⸗ ſuchten Betrüger iſt nunmehr ſeine ſchadenvolle Tätig⸗ keit gelegt worden. Es iſt dies der 40 jährige Taglöhner O. Schall von hier, der ſeit langer Zeit in der ganzen Umgegend von Speyer Uhren zur Reparatur annahm und dann die inſtandgeſetzten Uhren anderwärts wieder verkaufte. Er wurde vom Amtsgericht Speyer zu 6 Mo⸗ naten Gefängnis verurteilt. Schall ſcheint jedoch noch mehr derartige Betrügereien auf dem Kerbholz zu haben, denn er wurde vom Amtsgericht Edenkoben am Tage vor⸗ her wegen einem gleichen Vergehen zu 6 Wochen Ge⸗ Kaiſerslautern.(Tödlicher Ausgang fahr⸗ läſſiger Schießerei.) Die von dem 19 jährigen Friedrich Sicius am Freitag abend infolge Fahrläſſig⸗ keit durch einen Revolverſchuß ſchwer verletzte 16 jährige fängnis verurteilt. Näberm Maria Kurz iſt im Städtiſchen Krankenhaus geſtorben. i. d Ramſen(bei Kirchheimbolanden).(Raſch ent⸗ ſchloſſen.) Ein Wildſchwein mit der Axt erſchlagen hat ein Goldarbeiter namens Schmidt in der Wald⸗ abteilung St. Nikolaus. Während der Beſchäftigung wurde der Arbeiter plötzlich von fünf Wildſchweinen umringt von denen vier davonſprangen, während das fünfte den Arbeiter angriff. Der Mann ergriff ſeine Axt und ſtreckte durch wohlgezielte Hiebe das wütende Tier nieder. Zweibrücken. Der Tote als Wahlkandidat.) Der gewiß ſeltene Fall, daß ein bereits Verſtorbener als Wahlkandidat auftritt, wird ſich in Zweibrücken ereig⸗ nen. Für die durch die Eingemeindung notwendig ge⸗ wordene Ergänzungswahl zum Stadtrat wurde u. a. auch der Zimmermeiſter Hoffmann aus Ernſtweiler aufgeſtellt. Der Zeitpunkt für etwaige Ergänzung der Wahlvorſchläge lief am Freitag abend ab und in der folgenden Nacht verſchied nach kurzem Krankſein der Wahlkandidat Hoff⸗ mann. Der Wahlleiter Oberbürgermeiſter Röſinger war aauf Grund der geſetzlichen Beſtimmungen nicht in der Lage, eine Korrektur des betr. Wahlvorſchlages eintre⸗ ten zu laſſen und ſo erſcheint bei der Wahl am nächſten Sonntag der Name des Toten an zweiter Stelle des 5 Wahlvorſchlages der Eingemeindungsfreunde. Gießen.(Hin richtung.) Der vom Schwurgericht der Provinz Oberheſſen am 29. Juli 1925 zum Tode verurteilte Metzger Adolf Steul aus Bellersheim iſt am 18. ds. Mts. 6 Uhr vormittags im Zellengefängnis zu Butzbach durch Fallbeil hingerichtet worden. Bekannt⸗ lich hatte Steul in beſtialer Weiſe ſeine Geliebte, die 19⸗ Iährige Eliſabeth Wirth aus Muſchenheim, die von ihm ſchwanger war, mit dem Metzgermeſſer ermordet. Ein von den Eltern eingereichtes Gnadengeſuch wurde vom Geſamtminiſterium abſchläglich beſchieden. N Aus der Rumpelkammer des modernen Auberglaubens Hopp, hopp, hopp im Sauſeſchritt, ſauſt die Zeit, wir ſauſen mit.“ Vorwärts! Aufwärts! Die Technik raſſelt auf, über und unter der Erde, hat die Meere erobert. Die Wiſſen⸗ ſchaft forſcht und ergründet, zwingt der Natur ihre Ge⸗ heimniſſe ab. Wir leben im Zeitalter der Radiowellen. Des Menſchen tiefe Hingabe zum Wunderbaren, Aber⸗ * glauben iſt erſchüttert. f Zwar behauptet die alte Dorfſibylle, welche an das 1 Seltſame, Unerklärliche, Geheimnisvolle, je mehr es ſich 5 mit dem Finger nach der dem Ungeheuerlichen nähert, noch unerſchutterucher glaubt. in dem kleinen ſchwarzen Kaſten auf dem Tiſche ſäße der * leiphaftige Teufel, welcher die Menſchen mit zauberiſcher Mufik verführe und dann die armen Köpfe mit verwor⸗ rener Politik vergifte. Jede wohlgemeinte Aufklärung über die Entſtehung der Radiotöne weiſt ſie mit Ent⸗ 4 rüſtung zurück, ſchlägt drei Kreuze und verläßt das un⸗ ſelige Haus. Dann 1 0 Schulbuben und deuten irn, 9 Aber es iſt die Dorfſibylle nicht allein, die in⸗ fo ge gänzlicher Unkenntnis der Natur und völligen Man gels umfangreicher Beobachtung handgreifliche Möglich⸗ fleiten von der Hand weiſt und Unmöglichleiten glaubt. Noch heute leben in jedem Dorfe, in jeder Stadt der⸗ artige Sibyllen, die feſt davon überzeugt ſind, daß Un⸗ geziefer gehert wird, der feurige Drache in die Eſſen fährt, die Wünſchelrute vergrabene Schätze entdeckt, ge⸗ hörnte und ungehörnte Geſpenſter um die Mitternachts⸗ 5 ſtunde durch die Gaſſen gehen. Es ſind„ſonderbare Heilige“, die in der von tiefer Dämmerung unfangenen Region leben, ſpiritualiſtiſche Geſäuſel vernehmen, Tische tanzen ſehen, Geiſter klopfen hören, prophetische Träume träumen, wo„das zweite Geſicht“ die herrliche Funktion des wahren Geſichts in den Schatten ſtellt. ECC fbccccccccGGGPGVPVGVGPTVVP—TTTPPVVV—VT—VTVTVVVTVTVT—T—T—T—T—T—TTTTW * Bensheim.(Napides Stefgen der Erwerbs⸗ loſen.) Eine außerordentliche Verſchlechterung des Ar⸗ beitsmarktes iſt im Kreiſe Bensheim zu bezeichnen. Die Erwerbsloſenzahl iſt in den letzten 14 Tagen um das 6 fache geſtiegen. Als beſchäftigt im Kreis können ange⸗ ſehen werden die Papierinduſtrie, ein Teil der Stein⸗ und Kamminduſtrie, ſämtlich jedoch nicht aufnahmefähig. Vor⸗ übergehend liegen jetzt die. Metall⸗ und Holzinduſtrie still. Nur längere Zeit stillgelegt oder nicht voll beſchäftigt iſt die Tabakinduſtrie. Wiesbaden.(Aufgehobene Bordelle.) Die engliſche Beſatzungsbehörde hat die ſofortige Aufhebung zweier auf Verlangen der Franzoſen eingerichteten öffent⸗ lichen Häuſer verfügt. Die Aufhebung mußte binnen vier Stunden erfolgen. Idſtein.(Ueberfall.) Bei Oberfeelbach wurde ein junges Mädchen, das ſich auf dem Heimweg von Idſtein nach Oberfeelbach befand, von einem Burſchen überfal⸗ len. Der Räuber hatte dem Mädchen bereits die Hände auf dem Rücken gefeſſelt und die Kleider zerriſſen, als ein Briefträger nahte, der den Burſchen verjagte und ſofort die Bewohner der umliegenden Dörfer alarmierte. Leider konnte man des Burſchen nicht habhaft werden. Krefeld.(Der Braut den Hals durchſchnit⸗ ten.) Ein hieſiger Metzger hat ſeiner Braut, die auf dem Standesamt zur Eheſchließung nicht erſchienen war, in ihrer Wohnung kurzerhand den Hals durchſchnitten. Der Mörder wurde verhaftet. Koburg.(Großfeuer.) Einem Großfeuer fielen in Aicha bei Koburg die Gehöfte des Bürgermeiſters und Landwirts Alfred Faber und des Landwirts Alwin Faber mit Wohnhäuſern, Scheunen, Stallungen und Ne⸗ benräumen vollſtändig zum Opfer. Der Bürgermeiſter Faber und ein Pferd wurden durch Starkſtrom von einer abgeriſſenen Hochſpannungsleitung getötet. Die Frau des Bürgermeiſters wurde betäubt und verletzt. Die Urſache des Brandes iſt unbekannt. Stettin.(Tödlicher Autounfall.) Auf der Straße nach Sellin fuhr ein Binzer Automobil in der ſcharfen Kurve beim Jagdſchloß Granitz gegen die hohe Böſchung. Der Wagen kippte um und begrub die In⸗ laſſen unter ſich. Der 46jährige Bauunternehmer Waid⸗ haas war ſchon tot, als man ihn unter dem Auto hervor⸗ zog. Der Führer iſt ſchwer verletzt. Ein dritter Inſaſſe onnte ſich durch Abſpringen retten. Das Exploſionsunglück in Moabit. Noch weitere Opfer zu erwarten. Berlin, 19. Januar. Reichspräſident von Hindenburg hat an den Ober⸗ bürgermeiſter von Berlin folgendes Telegramm gerich⸗ tet:„Mit dem Gefühl herzlicher Teilnahme für die Opfer erhalte ich ſoeben die Nachricht von dem ſchweren Explo⸗ ſionsunglück in der Kirchſtraße. Ich bitte, dun Hi tee bliebe⸗ nen der Toten und Verletzten den Ausdruck meiner Teil⸗ nahme zu übermitteln. von Hindenburg, Reichspräſident.“ Nach den letzten Meldungen wurden bisher zehn Tote, 14 Schwerverletzte und 21 Leichtverletzte als Opfer der Exploſionskataſtrophe in der Kirchſtraße 9 in Moabit feſtgeſtellt. Die Zahl der Todesopfer kann ſich noch erhö⸗ hen, da unter den Trümmerhaufen noch mehrere Menſchen liegen dürften. Nach über ſechsſtündiger angeſtrengter Ar⸗ beit der Feuerwehr, die mit über 40 Fahrzeugen an der Unglücksſtelle erſchenen war, waren die Aufräumungsar⸗ beiten ſoweit gediehen, daß man an die Bergung der am tiefſten liegenden Opfer herangehen konnte. Leider iſt dieſe Tätigkeit dadurch ſehr erſchwert, daß um dieſe Zeit das durch die Expioſion geſpaltene Gebäude in ſich zu⸗ ſammenſtürzte. g f i Die Exploſion iſt eine der ſchwerſten, die Berlin je erlebt hat. In Sachverſtändigenkreiſen neigt man im⸗ mer mehr der Meinung zu, daß es ſich um eine Benzin⸗ exploſion handelt. Auch die furchtbare Wirkung der Ex⸗ ploſion deutet darauf hin. Bei den Aufräumungsarbeiten aus Anlaß der Moa⸗ biter Einſturzkataſtrophe konnte außer den gemeldeten Toten noch eine Leiche geborgen werden. Bei der Sichtung der Schuttmaſſe der Kataſtrophe in der Kirchſtraße wurden auch zwei kleine, zu Blech⸗ ſcheiben zuſammengeſtampfte Benzinkannen gefunden, eben⸗ ſo ein Meßapparat für den Petroleumverkauf, ſo daß die Annahme einer Benzinexploſion vollkommen hinfällig wird. Die Urſache iſt auf ausgeſtrömtes Gas zurückzu⸗ führen. Feſt ſteht, daß in dem Hauſe am 5. Januar an den Gasleitungen gearbeitet wurde, und man nimmt an, daß eine Lockerung der Verſchlüſſe den Gaseintritt in die Kellerräume herbeigeführt hat. Viel Staub hat jüngſt der Prozeß des Lehrers Droſt in Bernburg in der öffentlichen Meinung aufgewirbelt, der die geheimnisvolle Gabe des„wahrhaftigen Hell⸗ ſehens“ beſitzen ſoll. Hat er doch mit Hilfe ſeines Mediums kleine Verbrechen und Dien“ ble aufgeklärt. Das Gericht hat ihn freigeſprochen, hat mit ſeinem Urteil den in der breiten Oeffentlichkeit unbekannten Lehrer in den uf internationaler Popularität gebracht. Droſt wird nicht böſe ſein, wenn man ihm auf dieſe Weiſe die Wege zum Reichtum und Anſehen geebnet hat, rüſtet er ſich doch be⸗ reits ſchon zur erſten Weltvortragsreiſe, die ihm ſicherlich viel Geld einbringen wird. In ſeinem Intereſſe möchte ich ihm noch einen guten„Tipp“ mit auf die Reiſe geben. Um das Jahr 1820 hat die Pariser Akademie der Wiſſen⸗ ſchaften einen Preis von 10 000 Franken für denjenigen Hellſeher ausgeſetzt, dem es gelingt, vor einer Kommiſſion einen verfiegelten Brief zu leſen. Obwohl es ſeit Jahr⸗ hunderten faſt auf jedem Rummelplatz Schwarzkünſtler 155 die verſchloſſene Briefe leſen, ſo hat ſich bis auf den eutigen Tag doch noch niemand gefunden, ſich den aus⸗ geſetzten Preis der Pariſer Akademie zu holen. Für Droſt müßte die Löſung dieſer Aufgabe eine Kleinigkeit ſein. Großmütig könnte er dann die 10 000 Goldfranken in dem dicken Reparationskontobuch Deutſchlands in An⸗ rechnung bringen laſſen. So oft es auch gelungen iſt, die Hellſeheret als ein einträgliches Geſchäft mit ſehr fragwürdigen Methoden zu enklarven, ſo gibt es doch auch im 20. Jahrhundert noch immer eine große Zahl von Abergläubigen, die nicht zu überzeugen ſind, und allen möglichen Humbug glauben denen die„böſe Dreizehn“,„die Spinne am Morgen“, oder„die Totenuhr“ ein reizvolles Gruſeln zum Le⸗ bensbedürfnis geworden ſind und denen die Romantik des Aberglaubens mehr liegt als das nüchterne Denken. Nicht mahr, lieber Freund: N N „Spinne am Mittag, bringt Glück am dritten Tag.“ Der Prozeß Grans. Zwölf Jahre Zuchthaus.— Das Todesurteil aufgehoben. a Am heutigen letzten Verhandlungstag des Grans⸗ prozeſſes ſollen im Anſchluß an einige Zeugenverneh⸗ mungen die Sachverſtändigen gehört werden. Der als Leumundszeuge Seidels vernommene Zeuge Groß er⸗ klärte, er habe nicht den Eindruck, zu dieſem Punkt noch zweit Zeugen zu vernehmen. Einige weiteren Zeugen konn⸗ ten über die Glaubwürdigkeit Seidels nichts Neues aus⸗ ſagen. Damit war die Zeugenvernehmung erledigt. Es folgten nun die Gutachten der Sachverſtändigen. Als erſter Sachverſtändiger wurde Geheimrat Profeſſor Schultze⸗Göttingen vernommen. Er gab an, daß Haar⸗ mann erklärt habe, ein Mörder ſet Grans nicht, und es dürfe ihm kein Haar gekrümmt werden. Die nachträg⸗ liche mikroſkopiſche Anterſuchung des Gehirns Haarmanns habe nach dem Gutachten einiger ärztlicher Autoritäten keine Anzeichen für irgend eine Geiſteskrankheit ergeben. Als Haarmann über die Motive ſeiner Widerrufung ge⸗ fragt worden ſei, habe er geſagt, er könne es nicht mit ſeineſn Gewiſſen vereinbaren, mit dazu beigetragen zu haben, daß Grans hingerichtet werde. Als zweiter Sachverſtändiger ſprach dann Medizinal⸗ rat Dr. Schackwitz⸗ Hannover. Er ſagte zunächſt als Zeuge aus, er habe einen Tag vor der Hinrichtung Haarmanns mit dieſem noch einmal die einzelnen Fälle durchgegangen. Dabei habe Haarmann, ähnlich wie in ſeinem Geſtänd⸗ nis erklärt, daß Grans mit den Fällen Hannappel und Wittig nichts zu tun habe. Als Sachverſtändiger führte Dr. Schackwitz in ſeinem Gutachten aus, er habe nie den Eindruck gehabt, daß Haarmann zu Anfang ſeiner Aus⸗ lagen dahinzielte, Grans zu belaſten. Es habe vielmehr ſo ausgeſehen, als glaubte Haarmann, daß ſeine An⸗ gaben garnicht zu einem Todesurteil gegen Grans führen könnten.— Darauf trat eine Mittagspauſe ein. Ver Strafantrag. Dann nahm Staatsanwaltſchaftsrat Dr. Wagen⸗ ſchiefer das Wort zu ſeinem Plädoyer. Darauf bean⸗ tragte der Oberſtaatsanwalt wegen Beihilfe zum Mord in zwei Fällen je 6 Jahre Zuchthaus. Beide Fälle ſollen auf insgeſamt 12 Jahre Zuchthaus zurückgeführt wer⸗ den. Ferner werden dem Angeklagten mit Rückſicht darauf, daß das Motiv ſeines Handelns Habgier war, die bürger⸗ lichen Ehrenrechte auf 10 Jahre aberkannt werden. Außer⸗ dem iſt mit Rückſicht auf die Gemeingefährlichkeit seines Handels Stellung unter Polizeiaufſicht beantragt. Die ganze Unterſuchungshaft ſoll auf das Strafmaß ange⸗ rechnet werden. Das Arteil. Das Urteil gegen Grans wurde heute mittag ge⸗ fällt. Es lautete wegen Beihilfe zum Mord in zwei Fällen zu einer Geſamtzuchthausſtrafe von zwölf Jah⸗ ren, zur Tragung der Koſten des Verfahrens, ſowei ſie den Angeklagten betreffen ſowie zur Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 10 Jahren und Zuläſſigkeit der Polizeiaufſicht. Das Urteil deckt ſich bis auf die beantragte An⸗ rechnung der Unterſuchungshaft mit dem Antrag der Staatsanwaltſchaft. 75 Vermiſchtes. Neue Hochzeitsbräuche in England. Im Wander de Zeit und des Modegeſchmacks haben ſich in der Londoner Geſellſchaft neuerdings allerlei neue Hochzeitsgebräucht herausgebildet. Allem Anſchein nach dürfte beſonders das Jahr 1926 im Zeichen der Hochzeitsüberraſchungen ſtehen Die Bräute lieben es, über den Hochzeitstermin den Schleier des Geheimniſſes zu breiten und Freunde und Bekannte erſt in elfter Stunde über die für die Trauung angeſetzte Zeit zu unterrichten. Es geſchieht das ein oder zwei Tage vor der Zeremonie durch telephoniſche Be⸗ nachrichtigung. Ja, kürzlich iſt es ſogar vorgekommen, daß ſich das Brautpaar in aller Heimlichkeit, ohne daß einer ſeiner Freunde eine Ahnung hatte, verheiratete und erſt einige Zeit nach der vollzogenen Trauung die B.. kannten zum Empfang im eigenen Heim einlud. Bei Schaufptelerinnen iſt der Fall allgemein, daß ſie ſchon ein Jahr verheiratet ſind, ehe ſie Freunde und Bekannte von der Tatſache unterrichten. Auch Witwen, die eine neue Ehe eingehen, haben eine Scheu vor der Oeffentlichkeit und lieben es, in den Morgenſtunden die Ehe zu ſchließen, ſo daß nur ein paar eingeweihte Freuftde Gelegenheif haben, bei der Zeremonie anweſend zu ſein. Londoner Blatt hervorhebt, geſchieht die Verheimlichung des Hochzeitstermins bis zur letzten Stunde vor allem aus dem Grunde, weil man der Gefahr entgehen wilt, mit Hochzeitsgeſchenken bedacht zu werden, die unerwünſchl kommen. Deshalb hat ſich auch in letzter Zeit die proſaiſche Gepflogenheit herausgebildet, anſtatt eines Hochzeitsge⸗ ſchenks der Braut einen Scheck ins Haus zu ſchicken. Eine nicht gerade poetiſche aber gewiß um ſo praktiſchere Auf⸗ merkſamkeit! Es kommt nicht ſelten vor, daß ein Braut⸗ paar an die fünfzig Schecks erhält, die dann ſinnig über den Hochzeitskuchen gelegt werden und in ihrer Buntfarbig⸗ keit einen dankbar begrüßten Regenbogen bilden. Die Wolfsplage in Sibirien. Die Wolfsplage in Sibirien nimmt ein geradezu ungeheures Ausmaß an. So haben die Wölfe im vergangenen Jahr in den Gou⸗ vernements Akmolinsk 50000 Stück Vieh aufgefreſſen. Abteilungen der Roten Armee ſind zur Bekämpfung der Wolfsplage ausgeſandt worden. Eine„Entführung“. Eine Seele von Mädchen iſt offenbar die Freundin jenes Eiſenbahnbeamten, der voll⸗ kommen verſtört zum Olmützer Polizeikommiſſariat kam und meldete, ſeine Geliebte ſei, als er mit ihr ſpazieren ging, im Dunkeln von zwei Männern erfaßt und in einem bereitſtehendem Auto entführt worden. Der Polizei ge⸗ lang es ſchon nach wenigen Stunden, die Entführte in Geſellſchaft eines der beiden Männer in einem Hotel zu entdecken. Der ſcheinbare Ueberfall war im friedlichen Einverſtändnis mit ihr ausgeführt worden; ſie hatte näm⸗ lich ihren Freund auf dieſe Weiſe loswerden wollen, um ſein Zartgefühl nicht zu verletzen. Der Prinz von Wales kaut Gummi! Der— f von Wales hat auf ſeiner letzten Reiſe eine Gewohnheit angenommen, die in England als eines Gentlemans recht unwürdig erachtet wird. Der Prinz von Wales kaut Gummil Als er kürzlich zu einer Jagd eingeladen wurde, fiel es auf, daß der Prinz die ihm angebotenen Zigaretten ſchafti mit Dank ablehnte, während er ſonſt ein leiden⸗ chaftlicher Zigarettenraucher geweſen war. Auch eine Pfeife verſchmähte er, und es ſtellte ſich heraus, daß der Prinz ſich in America mit der Sitte— oder Unſitte- Gummi zu kauen, befreundet hat. ö Wie ein d Allgemeines. Seckenheim, 20. Januar. 5 2. Evang. Kirchengemeinde. Wir machen unſere Gemeindeglieder darauf aufmerkſam, daß der evang. Oberkirchenrat an alle Kirchengemeinderäte des Landes eeinen Erlaß gerichtet hat, in welchem mit allem Ernſt darauf hingewieſen wird, daß die Landeskirche auf den möglichſt reſtloſen Eingang der laufenden Kirchenſteuer angewieſen iſt, wenn ſie ihre umfangreichen finanziellen Aufgaben erfüllen will, und daß deren Erfüllung in dem Maße gefährdet iſt, als die Kirchenſteuer ausfällt. Wenn die Landeskirche die ſtaatlichen Organe in Anſpruch nehmen muß, um mit Hilfe der Anwendung von Zwangsmaßnahmen zu dem ihr von Rechtswegen zu⸗ ſtehenden Gelde zu kommen, ſo haben ſich die davon betroffenen ſäumigen Kirchengenoſſen die ſich daraus ergebenden unangenehmen Folgen ſelbſt zuzuſchreiben. Um die Betreibung der noch rückſtändigen Steuern(auf 1. 4. 1925) ſo raſch als möglich durchzuführen, wird die Betreibung dieſer Rückſtände nunmehr unmittelbar von der Allgemeinen Kirchenkaſſe Karlsruhe ſelbſt über⸗ nommen; es wird alſo von dort an die Säumigen Mahnung und Betreibung ergehen; auch etwa noch gewünſchte Stundung müßte dorthin beantragt werden. Der Einzug der laufenden Kirchenſteuern erfolgt nach wie vor durch die Hebeſtellen. Auch Mahnung und Be⸗ Lokales un die laufende Steuer. Familjenabend der Freiw. Feuerwehr. Am letzten Sonntag fand im„Schloß“ eine Jamilienfeier verbunden mit Theateraufführungen ſtatt. In Anbetracht der ſchweren Zeitverhältniſſe hatte man von einem Vereins⸗ ball in dieſem Jahre abgeſehen. Um 7 Uhr eröffnete der Zitherklub der Station Seckenheim durch einen Eröffnungsmarſch die Feier. Im Anſchluß begrüßte Kommandant Neubauer die ſo zahlreich herbeigeeilten Kameraden, im beſonderen von der Station, die auch in der Hauptſache den theatraliſchen Teil des Abends in ſelbſtloſer Weiſe übernommen hatten. Die Hauptſtücke: „Im Feuer gewonnen“,„Ueber alles die Pflicht“, „Blinder Alarm“,„Der heitere Fridolin“ hatten ſicher ihre Wirkung nicht verfehlt. Das gute Zuſammenſpiel „Liedertafel“. Wie wir erfahren, iſt ein gediegenes, dem treibung erfolgt durch die örtlichen Kirchenbehörden für der Spielerinnen und Kameraden der 3. Komp.(Station) muß anerkaunt werden. Ein überaus reichbeſetzter Glückshafen brachte allerhand Ueberraſchungen. Es ſoll zum Schluſſe dankbar anerkannt werden, daß die Zu⸗ weiſung von Gaben ſeitens hieſiger Geſchäfts⸗ und Ge⸗ werbetreibender den reichen Gabentempel ermöglichte. Möge auch ſonſt die Feuerwehr, die ſich doch reſtlos in den Dienſt der Nächſtenliebe ſtellt, in der breiten Oeffent⸗ lichkeit die nötige Unterſtützung und Anerkennung finden. Bad. Plalzgau-Sängerbund. Der Bad. Pfalzgau⸗ Sängerbund veranſtaltet am Sonntag, den 24. Januar, nachmittags 3 Uhr im Bahnhof⸗Hotel in Ladenburg zu Ehren derjenigen ſeiner Sänger, welche auf Grund ihrer 25⸗, 40⸗ und 50 jährigen aktiven Zugehörigkeit zu einem Bundesverein vom bad. Sängerbund eine Auszeichnung erhielten, eine Ehrungs⸗Feier. Dieſer Tag ſoll aber auch Sängerbundes, Herrn Hauptlehrer Ph. Stein⸗ Mannheim. Herr Stein kann auf eine 40jährige Tätigkeit als Chor⸗ meiſter zurückblicken und leitet zurzeit die hieſige ein Ehrentag werden für den Gründer des Pfalzgau⸗ Ernſte der Zeit entſprechendes Programm aufgeſtellt; genußreiche Stunden echt ſangesbrüderlicher und ſanges⸗ freudiger Weiſe dürfen zu erwarten ſein. Der Obmann des Bad. Sängerbundes Herr Rechtsanwalt Dr. Metzger aus Freiburg hat ſein perſönliches Erſcheinen zugeſagt. Die hieſigen Geſangvereine M. G B. 1861, Sängerbund und Liedertafel ſind bekanntlich dem bad. und dem Pfalzgau⸗Sängerbund angeſchloſſen und da ſich in dieſen Vereinen ebenfalls eine größ ere Anzahl Sänger befindet, welche ſolche Auszeichnungen erhielten, ſo dürfte ſeitens dieſer Vereine eine rege Beteiligung an der Feier zu erwarten ſein. — Die Vögel als Frühlingsboten. Anſere Zugvögel künden bekanntlich zuerſt den Frühling an. Schon Ende Januar oder Anfang Februar trifft der Buſſard, der in Deutſchland immer ſeltener wird, aus dem ſüdlichen Europa in Deutſchland ein. Er findet gewöhnlich noch den Winter vor, aber ſeine Ankunft verheißt allen, die ihn ſehen, daß es bald Frühling wird. Schon jetzt laſſen ſich an vielen Orten die Stare ſehen. Feldlerche und Gabelweihe finden ſich Mitte Februar ein. Ende Februar trifft man bereits die Ringeltaube und den Kiebitz. Die meiſten Zugvögel aber kommen erſt mit dem Frühling ſelbſt und zwar im März. An erſter Stelle die kleine Bekaſtne, die Waldſchnepfe, das Hausrotſchwänzchen, der Turmfalke, der graue Steinmätzer und die Singdroſſel. Im April kann man bereits ſingen: „Alle Vögel ſind ſchon da, Alle Vögel, alle.“ Amſel, Droſſel und Fink, zählt dieſes Frühlingsliedchen mit Recht auf, während der Star, wie ſchon geſagt, be⸗ reits da iſt und den Frühling erwartet. Im April ſieht man den Wiedehopf, die Rauchſchwalbe und die Bach⸗ ſteize, die Grasmücke, Dorngrasmücke, Gartenrotſchwanz, Wachtelkönig, Nachtigall, Goldammer, den Plattmönch, den Sproſſer, den Kuckuck, die Hausſchwalbe, die kleine Rohrdroſſel, den Schilfrohrſänger und den Teichrohr⸗ ſänger, Im Mai kommen die Nachzügler, zuerſt der Droſſelrohrſänger, dann die Nachtſchwalbe, die Man⸗ delkrähe, die Turmſchwalbe, der Neuntöter, die Gar⸗ tengrasmücke, der Pirol, der graue Fliegenfänger und ſchließlich kommt ganz zuletzt auch die Wachtel. — Eine erledigte Millionene rbſchaft. Im Jahre 1691 ſtarb in Holland unter Hinterlaſſung eines größeren Ver⸗ mögens ein deutſcher Staatsangehöriger, General Th o⸗ bald Metzger von Weybnom. In ſeiner beim Auswärtigen Amt ſeit langem bekannten Nachlaß⸗Sache haben ſtändig eingehende Unterſuchungen und Nachforſchungen auf An⸗ trag vermeintlicher Erbberechtigter ſtattgefunden. Im Jahre 1877 erklärte die niederländiſche Regierung end⸗ gültig, daß die Sache verjährt ſei, und daß ſie auf Grund einer vom höchſten niederländiſchen Gerichtshof ergangenen abweiſenden Entſcheidung jede fernere Ver⸗ gleichsweiſe oder ſchiedsrichterliche Entſcheidung ablehnen müſe. Seitdem hat ſich in der Sachlage nichts geändert. Noch immer aber laufen an den zuſtändigen Stellen beſonders in der Pfalz, Heſſen und in Baden, Anträge auf Nachforſchung nach angeblich unerledigten hollän⸗ diſchen Millionenerbſchaften ein, meiſt auf Antrag gewinn⸗ ſüchtiger Agenten, z. T. auch ausgehend von ſogenannten Erbvereinigungen, die ſich zur Verfolgung angeblicher Erbanſprüche gebildet haben. Solche Anträge erſcheinen durchaus zwecklos. Denn einmal ſind die angeblichen Erb⸗ anſprüche nach dem holländiſchen BGB. verjährt, außer⸗ dem iſt es zumeiſt praktiſch unmöglich, den Nachweis der Erbberechtigung nicht nur der Verwandtſchaft mit dem Erblaſſer zu erbringen. Vor dem Eintritt in derartige Vereinigungen und dem Treiben gewinnſüchtiger Agenten wird von zuſtändiger Stelle ausdrücklich gewarnt. — Die Ausprägung von Pfennigmünzen abgeſchlos⸗ ſen. Die Ausprägung von Reichspfennigmünzen iſt in. der Hauptſache abgeſchloſſen. Im Dezember wurden nur noch unbedeutende Mengen zu 5 und 10 Pfennig in Ber⸗ lin und Stuttgart, zu 10 Pfennig in Karlsruhe herge⸗ ſtellt. Die Münzſtätten widmen ſich jetzt den Silbermün⸗ zen, von denen über 13 Millionen hergeſtellt werden, davon über 11,5 Millionen zu 1 Mark, außerdem 887041 zu 2 Mark, 210 000 zu 3 Mark und 443300 zu 5 Mark. Im ganzen ſind faſt 316 Millionen Silber⸗ ö münzen jetzt im Umlauf, über 293 Millionen zu 1 M. 26 zu 2 Mark, faſt 50 zu 3 Mark und 782 408 zu Mark. Mit den vorhandenen 1825 Millionen Pfennig⸗ münzen gibt es nach dem Stande vom 1. Januar alſo jetzt 2141 Millionen neue Münzen, auf den Kopf Bevölkerung demnach 35 bis 36. 1 Nadioſchau. Seendeſtelle Frankfurt a. M.(Welle 470). Donnerstag, den 21. Januar. 3,30 bis 1 Uhr: Ju⸗ gendſtunde: Herz'ge Geſchichten von heiligen Pflichten. — Ohne Fleiß kein Preis. Dritter Teil. 1. Tu mir den einzigen Gefallen.— Kauf Papiere.— 2. Die Mark.— Für Kinder vom ſiebten Jahre ab. 30 bis 6 Uhr: Nach⸗ mittagskonzert des Hausorcheſters. 6 bis 6,30 Uhr: Leſe⸗ 3 ſtunde:„Das Abenteuer in der Silveſternacht“ von hatt E. Th. A. Hoffmann. 6,30 bis 7 Uhr: Uebertragung von ſpät Kaſſel. 7 bis 7,30 Uhr: Fried Stern:„Fritz Boehle 2 Nie 7.30 bis 8 Uhr: Stunde der Frankfurter Zeitung 8 bis ſchei 9 Uhr: Kaſſel:„Die Söhne Bachs als Sinfonike“. trot Werke von Wilhelm Friedemann, Karl Philipp Ema⸗ daa nuel und Johann Chriſtian Bach. 9 bis 10 Ahr: Kon⸗ nah zert des Harmonie⸗Orcheſters des Frankfurter Orcheſter⸗- int vereins. a iäch Sendeſtelle Stuttgart(Welle 446). gnaete Donnerstag, den 21. Januar. 4 bis 4,30 Uhr: Wirt. 5. ſchaftsnachrichten. 4,30 bis 6 Uhr: Nachmittagskonzert und Der Neues aus aller Welt. Rundfunlorcheſter. 6 bis 6,30 eme Zeitanſage, Wetterbericht. 6,30 bis/ Uhr: Dramaturgi⸗- des ſche Funkſtunde. 7 bis 7,30 Uhr: Vortrag von Dr. Keſſel. rend Die Gaumenmandeln und die Rachenmandel. 730 bis 8 ſter Uhr: Vortrag von Friedrich Ege: Weſen und Bedeutung ſuch des Expreſſionismus. 8 Uhr: Zeitanſage, Wetterbericht. zu Sportnachrichten. 8 bis 9 Uhr: Reiſe un die Welt. Mit ſche dem Sender durch alle fünf Erdteil. 16. Station: London. geb Wetterbericht der Karlsruher Landeswetterwarte 5 vom 19. Januar. Sch Die Temperatur ſtieg geſtern bis auf 1 Grad über ſtell Null, ſo daß der Schnee zu schmelzen begann, doch ezte abends wieder eine neue Kältewelle ein, ſo daß der tiefſte zu Stand der Nacht wieder 4.5 Grad unter Nuli betrug. In der Nacht ſetzte neuer Schneefall ein. Heute morgen 5 Wu war es 4,2 Grad falt. f ö 1 8 Vorausſichtliche Witterung: 1 50 Das jetzt ſteigende Barometer läßt eine Ausbreitung prä des öſtlichen„Hoch“ erwarten und uns zufließende eiſige 1ſt Luftmaſſen dürften in Verbindung mit Aufheiterung und 5 der vorhandenen Schneedecke zunächſt ſtrengen Froſt, pä⸗ eint ter aber wieder Schnee bringen.— Am Donnerstag: ſitu Ziemlich heiter, ſtellenweiſe neblig, im Oſten, Südoſten 1 ſpän und Süden ſtrenger Froſt und trocken. In den weſtlichen der und mittleren Teilen Froſt etwas gelinder und Schnee, Rei der ſpäter auch bei mäßigem Froſt im Süden einſetzt. dar — Am Freitag: Ziemlich trüb, Schnee, mäßiger Froſt. Nes N Redaktion, Druck und Verlag; raft G. Zimmermann Ww., Inh. G. Härdle, Seckenheim a. N. amiiche Benannimachungen. 5 Anſtellung eines Fiſchereiauſſehers für das 0 badiſche Unterland. Mit Wirkung vom 1. Januar 1926 an wird Otto Rohrmann, Fährmann in Heidelberg⸗ lierbach die Stelle des ſtaatlichen Fischerei, ehers und Vertrauensmannes in Fiſcherei⸗ elegenheiten für das badiſche Unterland, um⸗ end die Amtsbezirke: g Adelsheim, Buchen, Heidelberg, Mannheim, Mosbach, Sinsheim, Tauberbiſchofsheim, Weinheim, Wertheim, Wiesloch a übertragen. Die Aufſicht erſtreckt ſich auf alle Flüſſe, äche, Teiche, Seen und Fiſchzuchtanſtalten der enannten Amtsbezirke, ſowie den Rhein von der sgrenze unterhalb Rheinhauſen abwärts bis 5 ur Landesgrenze. g Die handgelübdliche Verpflichtung Rohrmanns t das Bezirksamt Heidelberg am 31. 12. 1925 genommen. N Mannheim, den 12. Januar 1926. Turnerbund Jahn ehenbeim 0 0. Einladung. Am Sonntag, den 24. Januar 1926, nachmittags ½3 Ahr findet im Lokal „Zum Kaiſerhof“ unſere diesjährige Haupt-Versammiung mit folgender Tagesordnung ſtatt. 1. Entgegennahme der Berichte. 2. Entlaſtung des Turnrats. 3. Neuwahl desſelben. 4. Satzungsänderungen. 5. Verſchiedenes 1 85 Unſere Ehrenmitglieder, aktive und paſſive Mitglieder ſind zu zahlreichem Beſuche freundlichſt eingeladen. ö 1 Sterbekaſſenverein Einigkeit, Geckenheim. Die Stelle eines Vereins dieners für das Unterdorf iſt neu zu beſetzen. Geeignete Bewerber wollen ſich ſofort beim unterzeichneten Rechner melden. Georg Bauer. lch empfehle mein Lager in: 1 5 öürten. Selen, pinsel. 5olen. Folſonuloer. Pußlüchern. aſschleinen, flammern, Heute Abend Probe. Toll Aar zenten hem Der Vorſtand. fiblderbügeln. Backnüpſen. Türborlagen, Lennichglonfern uw. Cudwig Gilmer, ß Se e Eigene Bürstenbinder el. Der Turnrat. Bad. Bezirksamt— Abt. IV. Bekanntmachung. Gemäß 3 138 des Berggeſetzes vom 22. Juni 1890 der Faſſung des Geſetzes vom 2. Juli 1924 etz⸗ Und Verordnungsblatt 1925 S. 103) wird achſtehender Beſchluß unter Verweiſung auf dieſen den folgenden Paragraphen des Berggeſetzes öffentlichen Kenntnis gebracht: 5 Beſchluß. Nachdem die als Miteigentümer an dem Berg⸗ erk Anng Eliſabeth, verliehen am 28. Februar 1894 Gewinnung von Kupfer⸗ und Schwefelerzen tr Haagmann in Düſſeldorf am 17. November 1924 ihren freiwilligen Verzicht auf ihren Anteil am gwerkseigentum ausgeſprochen haben und ferner lich feſtgeſtellt iſt, daß der öffentlichen Auf⸗ orderung vom 27. Januar 1925(Nr. 24 der Karls⸗ ruher Zeitung) an Perſonen, welche Rechte aus der Eintragung des dritten im Bergwerksgrundbuch eingetragenen Miteigentümers, nämlich des ver⸗ orbenen Herrn Emil Guilleaume in Müllheim a. Rh. en, das Bergwerk innerhalb einer Friſt von Rauchen iſt — end beöttörerein Tudenburh Einladung zu der am Donnerstag, den 21. Januar, abends 8 Ahr im Gaſthaus„Zum Bad. Hof“ in Seckenheim ſtattfindenden Landw. Besprechung mit Vortrag des Herrn Ernſt Möller, Stuttgart über: i 1 „Ling bundm. öludionroiſe lurch Deulſchland im Rulo“ mit Filmvorführung. f Zahlreiches Erſcheinen auch der erwachſenen Söhne und Töchter erwünſcht. Filmvorführung geſtattet. Mühle Iluesheim. Bringe der Einwohnerſchaft von Seckenheim meine Kunden- Mühle in empfehlende Erinnerung. Mache darauf aufmerkſam, daß ich wie vor dem Kriege die Frucht mit meinem Fuhrwerk abhole und wollen Aufträge bei meinem Schwager, Herrn Jakob Diefenbach. Bäcker, Hildaſtraße 83 aufgegeben werden, der die ſofortige Abholung der Frucht veranlaßt. wülhelm Schweitzer alt und uralt 1 4 ist der beste deutsche Kognak. Assel! Erhältlich bei 5 Georg Röser, Hauptst die Für alle Feranstaftungen B. leiht man die in Kostüme ſche gut ut d billig bei doh Adler. Mannheim P 3, 11 Tel. 2688 Theater- urd Masken- garderobe, Verleihanstal Hochachtungsvoll 15 erſt nach Beendigung der Die Direktion: Geschäfte, wie: Doll, Landesökonomierat. zonaten in Betrieb zu nehmen, nicht nach⸗ kommen iſt, wird hiermit gemäߧ 137 des Berg⸗ lsruhe, den 22. Dezember 1925. Miniſterium der Finanzen Abt. für Salinen und Bergban Baumann. n liefert in jeder Größe Buchdruckerei des„Neckar-Boten“. wird erinnert. f%„ eingetragene ſlonoſenſchafl mit unbeſchrünſler Haflung. Der Kreditverein besorgt alle im Bankfach vorkommenden 1. Gewährung von Kredit in laufender Rechnung an Mitglieder. 2. Führung laufender Rechnungen obne Kreditgewährung füt Zahn Eleciri 1 7 jedermann mit Veberweisungs- und Scheckver kehr.. 1 22. Fe ae die dennen des b 3. Annahme von Spareinlagen mit höchster Verzinsung wegen Entziehung des Bergwerks.“ Di f Eir 5 8 5 5 5 hinsichtlich des en Bergwerks b 114440 80 e pochen. g 7 b N 5. An- und Verkauf von Wertpapieren. Zur monatlichen 5 Zahlung der Goldmark- Geschäftsanteile . Mühle, Ilvesheim. Misſeh fell, 5 8 2 Ferschleimunng o Pündl. Crolitverein Jonen deim viele Tausende von i Qual betreiten. Nur Rüc marke erwün cht. Walther Althaus 5 Helligenstadt (Eichsfeld) S 29. Elec nei genoss „„ nũ bleicht und reinigt gelb schwarze u. grüne Za M Erhält 5 18 dauern 5 . weiss. Verhötet Zahnstei Umwechslung fremder Geldsorten, Beschaffung von Devisen.] Erhältlich bei N Germania- Drogerie get Nachf. Di Der Vorstand. Inhaber