0 25 Jabraung Bezugspreis: Für den Monat März 1.40 Goldmark, frei ins Haus. Anzeigenpreis: Die einſpalt. Petitzeile 15 Goldpfg. Reklamen: 60 Goldpfg. Bei Wiederholung Vabatt. Beilagen: Illuſtriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). Amſchwung in Genf. 4 1 Sünſtigere Beurteilung der Geſamtlage. 4 O Genf, 10. März. „ Nachdem der geſtrige Tag rein äußerlich betrachtet Annen völligen Stillſtand der offiziellen Verhandlungen gebracht hatte, indem weder eine Sitzung des Rates, noch Line Vollverſammlung angeſetzt worden war, konnte in den ſpäten Abendſtunden gleichwohl feſtgeſtellt werden, * daß eine zwiſchen der franzöſiſchen, engliſchen und der deutſchen Delegation auf Anregung Chamberlains für 5 le te vereinbarte Beſprechung die Stimmung doch weſent⸗ I 115 optimiſtiſcher beeinflußte. Auch ein Beſuch des eng⸗ 7 dachen Außenminiſters bei der deutſchen Delegation in den geſtrigen Abendſtunden wurde nicht als Höflichkeits⸗ dit. ſondern als ein Schritt von höchſter politiſcher Be⸗ diatung gedeutet, an den ſich die Meldung knüpft, daß die engliſche Vertretung entſchloſſen ſei, jetzt auf der 8 einigen Zuwahl Deutſchlands zu beſtehen. sb iſt daher heute feſtzuſtellen, daß die Beurteilung der jeſamtlage ein weſentlich günſtigeres Bild ab⸗ 1 5 wie in den vorausgegangenen Tagen und ſchließlich 1 auch die Löſung der franzöſiſchen Kabinetts⸗ btriſe und die Nachricht, daß Briand ſchon mor⸗ gen wieder bei den Verhandlungen zu⸗ i Abbe ſein wird, dazu beigetragen, an einen baldigen . dloſchluß der Streitfragen zu glauben. Allgemein iſt man daher der Auffaſſung, daß die größten Schwierigkeiten 4 ſiterwunden ſind, nachdem ſowohl Polen, wie auch Bra⸗ Rien die Ausſichtsloſigkeit ihrer Anſprüche auf ſtändige latsſitze angeſichts der innerhalb des Völkerbundes ſtän⸗ a ig wachſenden Abneigung hiergegen erkannt haben dürf⸗ 1 für Auch gewinnt man den Eindruck daß das Terrain für die deutſche Auffaſſung ziemlich vorbereitet tt, da nicht nur zwiſchen Chamberlain und den deutſchen Hauptdelegierten und zwiſchen Streſemann und Paul Boncourt Beſprechungen ſtattgefunden ha⸗ 1 Pen: ſondern auch Dr. v. Schubert und Chamber⸗ dain, ſowie Dr. Luther und der Vertreter von Uru⸗ gu ay Zuſammenkünfte hatten. Die Kämpfe hinter den Kunſſen. 4 Nachdem der polniſche und braſilianiſche Anſpruch 7 auf einen ſtändigen Ratsſitz jetzt mehr und mehr beiſeile geſchoben wird, ſteht nur noch Spaniens Wunſch im Vordergrund des eigentlichen Intereſſes, von welchem es jetzt allein abhängen dürfte, ob die Genfer Beſprechun⸗ 0 gen zu einem guten Ende kommen werden. Abgeſehen don der deutſchen Haltung, welche ſich immer noch mit 0 11 bereits von Dr. Luther in Hamburg abgegebenen Er⸗ flärung deckt, hebt nun nochmals der ſchwediſche Ver⸗ treter hervor, daß ſein Veto gegen jede Erweite⸗ 4 plan. des Rates außer durch Deutſchland beſtehen ebe und daß dieſer Entſchluß unabänderlich 1 fa Hinter den Kuliſſen werden aber trotz dieſer ein⸗ bcchen und klaren Sachlage gleichwohl noch zahlreiche 19 ſchmrfe ausgefochten, in welche nun auch noch wirt⸗ ſchaftliche Momente hineingetragen werden, indem 4 fen ſpaniſcher Seite gedroht wurde, daß Spanien die . ſcwebſſchen Holztransporte boykottieren werde, falls dem ſpaniſchen Erſuchen nicht ſtattgegeben werde. Auch wird die polniſche Forderung immer noch von 1. Franzoſen protegiert, doch verlautet auch hier, daß die franzöſiſche Delegation bereits den Weg beſchritten babe, um durch Einwirkung auf die Warſckauer Regierung einen Vergleich herbeizuführen. um Braſilien da⸗ gegen iſt es weſentlich ruhiger geworden, da deſſen Ahord⸗ kung allem Anſchein nach die völlige Ausſichts⸗ oſigkeit ihres Beginnens eingeſehen hat. Was nun 1 lech die übrigen geſtellten Anträge betrifft, ſo ver⸗ lautet hierüber gar nichts, da ſie doch mehr oder weniger lan als Gegenmaßnahmen gegenüber den ſlawiſch⸗ ateiniſchen Forderungen aufzufaſſen ſind und in demſelben ugenblick hinfällig werden, in welchem, über die erſteren zur Tagesordnung übergegangen wird. Fern von ſch ganzen Kuliſſenarbeit ſteht eigentlich nur die deut⸗ che Delegation, welche, getreu ihrer Anſicht, daß die 91 Debatte ſtehende Frage der Ratserweiterung keine deutſche, ſondern eine Völkerbundsangele⸗ Len heit iſt, auf der ſtrikten Erfüllung des Deutſchland in ocarno gegebenen poſitiven Verſprechens eines ſtändigen Sitzes im Völkerbundsrat beſteht. Die einzig möguche Kompromißlöſung. man Wert auf die Feſtſtellung, daß es Deutſchland am allerwenigſten möglich iſt, in den Konflikt über die Ver⸗ mehrung der Ratsſitze einzugreifen, da es ſich hier um eine reine Völkerbundsangelegenheit handelt, an welcher tecutſchland als Nichtmitglied vorläufig nicht in⸗ ereſſiert iſt. Da die deutſche Abordnung lediglich mit cen Ziele nach Genf gegangen iſt. die Politik von Lo⸗ i abe durch den Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund ebdzuſchließen, kann Deutſchland in der Frage der Rats⸗ alddeiterung augenbliclich nur inſofern ein Intereſſe haben, 5 bei dem Vorziehen anderer Staaten die Vorausſetzun⸗ dan umgeſtoßen werden, unter welchen ſich die Reichsregie⸗ ung bereit erklärt hatte, dem Völkerbund beizutreken. f Die einzige Kompromißlöſung, die man ſich auf deut⸗ r Seite denken kann, iſt daher die, welche Reichs⸗ r Dr. Luther in ſeiner bekannten Samburger Rede angedeutet hat, als er erklärte, daß Deutſchland nach ſeinem Eintritt in den Völkerbund einer orga⸗ niſchen Entwickelung des Völkerbundsgedankens keine Dgges- und Anzeigenblatt für Seckenheim und umgebung Von Seiten der deutſchen Völkerbundsdelegation legt Erſcheinungszeit: Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſetzlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle Hildaſtraße 68 oder durch unſere Träger. Fernſprecher Rr. 16.— Poſtſcheckkonto 78439 Karlsruhe. Schwierigkeitien in den Weg legen werde. Mit anderen Worten wird die Völkerbundskriſe in dem Augenblick gebannt ſein, in welchem man ſich ent⸗ ſchließt, das Studium der verſchiedenen Anſprüche auf einen ſtändigen Sitz im Völkerbundsrat ſolange zu verſchieben, als Deutſchland nicht ſelbſtändiges Nats⸗ mitglied geworden iſt. Es iſt daher Sache der Völker⸗ bundsmächte und nicht Sache Deutſchlands, die beſtehen⸗ den Meinungsverſchiedenheiten, welche die Gefahr einer Völkerbundskriſe heraufbeſchworen haben, zu klären. Die heutigen Beſprechungen. Noch keine Verſtändigung. D Genf, 10. März. Die heute wieder aufgenommenen Beſprechungen zwi⸗ ſchen den Vertretern der Locarnomächte dauerten etwa zweieinholb Stunden. Um halb 11 Uhr fuhren Reichs⸗ kanzler Dr. Luther, der heute ſeinen 47. Geburtstag feiert, und Außenminiſter Dr. Streſemann beim Ho⸗ tel Beau Rivage, dem Quartier Chamberlains, vor und in kurzen Abſtänden folgten die franzöſiſchen Delegierten Paul Boncour und Loucheur, ſowie der italieni⸗ ſche Delegierte Sci aloja und der belgiſche Außenmini⸗ ſter Vandervelde. Kurz vor ein Uhr nachmittags ging die Beſprechung zu Ende und Paul Boncour erklärte den auf ihn einſtürmenden Journaliſten halb abweisend, daß die Besprechungen ſortdauerten, jedoch in verändertem Rahmen. Die Vermittlertätigkeit wurde weiterhin, wie wir erfahren, von Scialoja ausgeübt. Die wichtige Frage, ob Polen zu den Beſprechungen des Völkerbundsrates zugezogen werden wird, iſt noch nicht geklärt. Im übrigen werden die Beſprechungen der Ratsmitglieder in ganz unverbindlichem Rahmen und nicht etwa in offizieller Sitzung des Völkerbundsrates geführt. Die Engländer erklärten heute vormittag, daß ſie am liebſten die Frage der Ratserweiterung zuerſt von der Vollverſammlung des Völkerbundes grundſätzlich ent⸗ ſchieden haben möchten. Daß aber die Vollverſammlung in ihrer Mehrheit jeder Vermehrung der Zahl der ſtän⸗ digen Ratsſitze abgeneigt iſt, wenn nicht ein ſtarker Druck auf mehrere ihrer Mitglieder im gegenſeitigen Sinne aus⸗ geübt wird, ſcheint ſicher. Aus der Darſtellung des Genfer Blattes„Le Geno⸗ vois“ ergibt ſich, daß Chamberlain einen äußerſt ſtarken Druck auf die deutſchen Unterhändler verſucht hat, ohne daß es ihm bisher gelungen wäre, den deutſchen Stand⸗ punkt zum Weichen zu bringen. 5 So wie die Dinge jetzt liegen, kann ſich die Ent⸗ wickelung vielleicht folgendermaßen vollziehen: Deutſch⸗ land tritt am Samstag in den Völkerbund und wahr⸗ ſcheinlich am Dienstag allein und als ſtändiges Mitglied in den Rat ein. Eine Kommiſſion wird beauf⸗ tragt, die Reform des Rates zu ſtudieren und im Jun! der 40. Ratstagung, die wahrſcheinlich in Madrid ſtatt⸗ findet, Bericht zu erſtatten. Das Ergebnis dürfte auf der Septemberſeſſtion der 41. Ratstagung und der 7. Bundes⸗ verſammlung vorgelegt werden. Die Saarfragen. Gerüchte über die Erledigung der Saarpräſidentſchaft. D Genf, 10. März. Angeſichts der das Intereſſe ausſchließlich beanſpru⸗ chenden großen Frage der Ratserweiterung tritt die Saar⸗ frage begreiflicherweiſe ganz in den Hintergrund. Immer⸗ hin iſt es bemerkenswert, daß ſie inzwiſchen von Punkt 1 auf Punkt 14 der Tagesordnung verſchoben wurde, was man gern als kleines Entgegenkommen gegenüber Deutſchland bucht, da die Möglichkeit emer deutſchen Mitwirkung bei der Neuwahl der Regierungskommiſſion durch dieſe Verſchiebung zum mindeſten nicht von vorn⸗ herein verbaut wird. Zwar ging nach Bekanntwerden der abgeänderten Tagesordnung das Gerücht um, die Präſidentſchaftsfrage ſei in der geheimen Vormittags⸗ ſitzung des Rates behandelt worden; man ſah auch Herrn Raoult nachdenklich vor dem Sitzungsſaale herumſpa⸗ zieren. Wie jedoch zuverläſſig in Erfahrung gebracht wer⸗ den kann, trifft das Gerücht nicht zu. Man hätte durch dieſe Voreiligkeit Deutſchland zweifellos verſchnupft, wo⸗ 8 bei der geſpannten Lage niemand Intereſſe haben ann. Frankreichs ſyriſches Mandat. Was hat die Mandatskoinmiſſion beſchloſſen? 5 2 Rom, 10. März. Die in Rom tagende Manbatskommiſſion des Völ⸗ kerbundes hat ihre Beratungen über das ſyriſche Mandat Frankreichs abgeſchloſſen. Die Verhandlungen haben hinter perſchloſſenen Türen ſtattgefunden und man iſt demzu⸗ folge auf Informationen angewieſen, deren Richtigkeit nicht immer nachgeprüft werden kann. Während ſo einer⸗ ſeits verlautete, daß der Vertreter Frankreichs bei dieſen Verhandlungen eine wenig beneidenswerte Rolle geſpielt und ſich auch recht kleinlaut gezeigt habe, weiß der Se⸗ colo“ zu berichten, daß das Gukachten der Kommiſſion im ganzen für Frankreich nicht ungünſtig ausgefallen ſei, wenn es auch eine lebhafte Kritik übe, was nach den Greuelſzenen von Damaskus ſicherlich nicht unberechtigt iſt. Das italieniſche Blatt fügt ſeiner Meldung nicht mit Unrecht den Satz hinzu, daß die Franzoſen ſich nicht ge⸗ täuſcht hätten, wenn ſie auf das Solidaritätsgefühl der anderen Mandats⸗ und Kolonialmächte gerechnet hätten. Die Forderung der Syrer, das Mandat Frankreich ah⸗ zunehmen, iſt nicht angenoramen worden, wie auch anſchei⸗ nend die Forderung auf Unterſuchung durch eine neutrale Kommiſſion abgelehnt worden iſt.„ Türkiſche Reformen. Es gibt wenig Länder, die in ſo kurzer Zeit unter ſo ſchwierigen und ungünſtigen Verhältniſſen derart große Fortſchritte zu verzeichnen haben, wie gerade die junge fürkiſche Republik. Die größten Verdienſte darum hat ſich Muſtafa Kemal Paſcha erworben, der Prä⸗ ſident der türkiſchen Republik, ein Mann von ungeheurer Energie und Durchſchlagskraft, mit einem weitſichtigen di⸗ plomatiſchen Sinn ausgeſtattet. 5 5 Die Wandlung des alten türkiſchen Reichs in die moderne Republik vollzog ſich jedoch nicht ſo einfach, wie es vielleicht den Anſchein haben könnte. Durch den Frie⸗ den von Sevres wurde das alt⸗ottomaniſche Imperium zum Tode verurteilt. Und wer weiß, was aus dem alten Reich geworden wäre, wenn ihm nicht in den ſchwierigſten Momenten der richtige Mann zur Seite geſtanden hätte: Kemal Paſcha. Durch den Lauſanner Vertrag wurde die nationale Unabhängigkeit der Türkei garantiert. Die neuen modernen Strömungen und Bewegungen zwan⸗ gen auch den letzten Sultan, den letzten Kalifen zum Verlaſſen ihrer Reſidenz. 2 Die Errungenſchaften der Politik Kemal Pa⸗ ſchas beſtehen in der Hauptſache in folgenden Refor⸗ men: Die Aufhebung des Kalifats, oder, mit anderen Worten geſagt: die Trennung der Kirche vom Staat. Da⸗ durch wurde ungemein viel gewonnen. Denn damit wurde der große Einfluß, den früher kirchliche Kreiſe auf po⸗ litiſche Zuſtände und Aktionen ausübten, mit einem Schlage beſeitigt. Juſſuf Hikmed Bei, der türkiſche Ge⸗ ſandte in Belgrad, bezeichnete dieſe Maßnahme vollkom⸗ men richtig als den Ausgangspunkt zu allen weiteren Reformen, die auf adminiſtrativem Wege ſpäter durch⸗ zuführen ſind. g Das Parlament hat auch ein Geſetz angenommen, welches das Prinzip der Einheitsſchule einführt, ſo daß jetzt in allen Volksſchulen, Gymnaſien und anderen Lehr⸗ anſtalten nach demſelben Lehrplan unterrichtet wird. Die Univerſität in Konſtantinopel wurde durch die Schaffung einer theologiſchen Fakultät erweitert. Die früheren mu⸗ ſelmaniſchen theologiſchen Schulen wurden geſchloſſen. Die Volks⸗ und zweiklaſſigen Militärſchulen ſind dem Reſſort des Kultusminiſteriums unterſtellt worden, ſo daß diejeni⸗ gen, die ſich der militäriſchen Laufbahn widmen wollen, eine bürgerliche Schule beſucht haben müſſen, um dann erſt in eine Militärſchule eintreten zu können. Die Abſchaffung von Fez und Schleier dünkt dem Aneingeweihten eine Aeußerlichkeit zu ſein. Wer aber die türkiſchen Verhältniſſe kennt und weiß, mit welcher Zähigkeit und Pietät der Türke an altherge⸗ brachten Sitten feſtzuhalten pflegt, der erkennt auch in dieſen Maßnahmen einen ſehr bedeutſamen Fortſchritt. Jetzt braucht die Türkin keinen Schleier mehr, ſie kann moderne Hüte tragen und ihr Geſicht auch dem Fremden zeigen. Sie kann Geſellſchaften beſuchen und dann an Vergnügungen und Veranſtaltungen aller Art teilneh⸗ men, wie es bisher nur ihre Männer konnten. Die Frauen dürfen auch die Univerſität und andere Hoch⸗ ſchulen beſuchen. Es iſt charakteriſtiſch, daß die Zahl der weiblichen Studierenden an der Univerſität Konſtanti⸗ nopel un verhältnismäßig groß iſt. Auch ſind eine ganze Menge von Berufen für Frauen zugänglich gemacht wor⸗ den. Die neueſte Verordnung Kemal Paſchas, die erſt ganz kürzlich in Kraft getreten iſt, beſeitigt die Polygamie. Das Schweizer bürgerliche Geſetzbuch wurde mit Gültig⸗ keit für die ganze türkiſche Republik angenommen. Kemal Paſchas Reformen erſtrecken ſich auch auf das Gebiet der Finanz⸗ und der Nationalökonomie. Das letzte Finanzprogramm der neuen Türkei erſtrebt eine Erhöhung der Einnahmen durch Einführung von Staatsmonopolen und progreſſiver Einkommenſteuer. Die Bodenſteuer wurde verſechsfacht, ſo daß die Großgrund⸗ beſitzer, die, um den„Zehnten“ nicht zahlen zu müſſen, die üble Gewohnheit beſaßen, viel Boden brach liegen zu laſſen, ſich jetzt gezwungen ſehen, den Boden entweder zu bebauen oder dem Kleinbauern zu verkaufen. „Die jetzige Regierung iſt in der Lage, das türkiſche Eiſenbahnnetz jährlich um 300 bis 400 Kilometer neuer Schienen zu verbeſſern reſp. zu erweitern, und zwar nicht aus Anleihen, ſondern aus eigenen Mitteln. Es iſt das ein ſchlagender Beweis für die ausgezeichnete finan⸗ zielle Lage der Türkei. Auch auf dem Gebiete des So⸗ zialen und der Volksgeſundheit wird viel geleiſtet. Die großen Sümpfe in der Nähe von Angora ſind in Parks verwandelt worden. Der Erfolg dieſer Trockenlegung war, daß die Malaria, die früher eine ſchreckliche Plage der dortigen Bevölkerung war, heute faſt gar nichk mehr auftritt. Die neue Hauptstadt der jungen Türkei, Angora, entwickelt ſich zuſehends. Auf Grund einer ſehr regen Bau⸗ tätigkeit iſt zu erwarten, daß das Zentrum der Republik in lürzeſter Zeit zu einer modernen und ſchönen Großſtadt heranwachſen wird. Es iſt nicht zu bezweifeln, daß alle dieſe durchgreifenden Maßnahmen Kemal Paſchas auf die Modern ſierung des ganzen Kleinaſiens und des fernen Oſtens vorbildlich wirken werden. Neues in Kürze. : Im Tiroler Landtag wurde ein Dringlichkeits⸗ antrag ſämtlicher bürgerlichen Parteien angenommen, in dem erneut die Forderung erhoben wird, daß die ſüdtiroler Frage vor den Völkerbund gebracht werden müſſe. 22: Die türkiſche Regierung teilte dem Generalſekre⸗ tär des Völkerbundes mit, daß ſie beſchloſſen habe, ſich durch den früheren Außenminiſter Schurki Karya Bey im griechiſch⸗türkiſchen Konflikt um das Mariza⸗Delta ver⸗ treten zu laſſen. n„„ K 5 5 B gen. 5 55 oder Montag wieder in Paris ſein. Mein Kabinett 71. Fortſetzung Aus dem In⸗ und Auslande. Die Verteilung des Reichs bahnkredits. Berlin, 10. März. Für den der Reichsbahngeſell⸗ ſchaft gewährten 100 Millionen Kredit, der jetzt endgültig perfekt geworden iſt, iſt der Verteilungsplan nunmehr fertiggeſtellt worden. Zunächſt iſt beabſichtigt, größere Beſtellungen für neue Fahrzeuge zu erteilen. Für dieſen Zweck ſind ungefähr 25 Millionen vorgeſehen, wobei 16 Millionen auf D⸗Zug⸗Wagen und Wagen dritter und vierter Klaſſe entfallen. Für neue Lokomotiven ſollen neun Millionen verausgabt werden. Dabei kommen vernehmlich kleinere Typen für Nebenbahnen und Rangierzüge ſowie Speziallokomotiven in Betracht. Für Verſtärkung des Oberbaues ſind 15 Millionen Mark vorgeſehen, womit 520 Kilometer erneuert werden können. Für die Verſtär⸗ kung von eiſernen Brücken kommen rund drei Millionen in Frage. Das Programm nimmt auch Rücksicht auf Woh nungen für Arbeiter und Betriebsbeamte. Zuſammenziehung aller Fememordverfahren? Leipzig, 10. März. Die Akten der Landsberger Staatsanwaltſchaft im Falle Schibur und Genoſſen ſollen nunmehr dem Staatsgerichtshof zur Aeußerung darüber vorgelegt werden, ob der Tatbeſtand unter ſeine Zuſtän⸗ digkeit fällt. Für den Fall, daß der Staatsgerichts⸗ hof dieſe Frage bejahen ſoll, plant man die Zuſammen⸗ ziehung aller noch ſchwebenden Fememordverfahren zu einem einzigen großen Verfahren, das dann den Ober⸗ reichsanwalt in Leipzig beſchäftigen wird. Es handelt ſich dabei um die Fememorde an Pionier Gröſchke, Unteroffi⸗ zier Brauer, Leutnant Sand, Oberfeldwebel Wilms, Wachtmeiſter Legner, Feldwehel Gädicke, Feldwebel Janke ſowie an einem noch unbekannten Zeitfreiwilligen. Das neue franzöſiſche Kabinett. a Briand reiſt nach Genf. a Paris, 10. März. Das neue Kabinett Briand iſt in der vergangenen Nacht um 1,45 Uhr zuſtande gekommen. Es hat folgende Zuſammenſetzung: Miniſterpräſident u. Außenminiſter Ariſtide Briand, Innenminiſter Maloy, Finanzminiſter Raoult Perret, Kriegsminiſter Paul Painleve, Marineminiſter Georges Leygues, Kolonialminiſter Leon Perrier, Anterrichtsminiſter Lamoureux, Oeffentliche Arbeiten de Monzie, Handelsminiſter Daniel Vincent, Arbeitsminiſter Duraf our, Landwirtſchaftsminiſter Jean Durand, Penſionsminiſter Jourdain, Unterſtaatsſekretäre: beim Miniſterpräſidium: Da⸗ nielou, für Finanzen: Andre Falieres, für das Kriegsminiſterium: Oſſola, für Luftſchiffahrt: Lau⸗ rent⸗Eynac, für die Handelsmarine: Marion Rou⸗ ſtan, für die befreiten Gebiete: Paul Morel, für tech⸗ niſchen Unterricht und körperliche Erziehung: Benazet, Oberkommiſſar für das Wohnungsweſen: Levaſſier. Briand begab ſich um 2 Uhr zum Präſidenten der Republik, um ihm die Zuſammenſetzung des Kabinetts mitzuteilen. Dieſe hatte eine Verzögerung erfahren, weil Malvy um 1 Uhr, nachdem ihm Briand das Innenminiſte⸗ rium angeboten hatte, Bedenkzeit verlangt hatte, um ſeine Freunde beraten zu können. Seine Antwort traf erſt 1,45 Uhr ein. Auch das Unterrichtsminiſterium konnte erſt ſpät durch Lamoureux beſetzt werden, nachdem Daladier im letzten Augenblick abgelehnt hatte. Nach dem Verlaſſen des Elyſees erklärte Briand um 2.15 Uhr:„Ich habe mit Präſident Doumer⸗ gue die verſchiedenen Fragen raſch geprüft, die bei den nächſten parlamentariſchen Debatten zur Verhandlung kommen werden. Wir haben beſonders lange die Fragen er⸗ örtert, die in Genf gegenwärtig zur Verhandlung kom⸗ men, ſo daß ein Miniſterrat vor meiner neuen Abreiſe nach Genf notwendig ſein wird. Ich hoffe, bis heute abend Pa⸗ ris verlaſſen 17 können oder ſpäteſtens Donnerstag mor⸗ Wenn aber in Genf alles gut geht, werde ich Sonn⸗ wird unter dieſen Umſtänden erſt am Dienstag vor der 5 erſcheinen können. Ich hoffe, daß dies möglich ein wird.“ Dr. Külz zur Innenpolitik. Die Beratung des Etats des Reichsinnenminiſteriums im Reichstag. be Berlin, 10. März. Die heutige Reichstagsſitzung begann halb 2 Uhr nachmittags. Nachdem eine Forderung der Kommuniſten auf ſofortige Beratung eines Antrages, der den Reichs⸗ arbeitsminiſter beauftragt, für die unemgeſchränkte Durch⸗ führung des Achtſtundentages in London einzu⸗ treten, an dem Widerſpruch der Rechten und der Mitte geſcheitert war, begann das Haus die zweite Beratung des Etats des Reichsinnenminiſter tums. Den Bericht über die Verhandlungen des Haushaltsausſchuſſes gab Dr. Schreiber(3.), wobet er beſonders darauf hinwies, daß der Etat des Reichsinnenminiſteriums die geringſten Ausgaben von allen Miniſterien aufweiſe. Der Ausſchuß hat die für wirtſchaftliche, künſt⸗ leriſche und kulturelle Zwecke ausgeworfenen Mittel we⸗ ſentlich erhöht. Im übrigen erſuchte er die Reichsregie⸗ rung, die Vorarbeiten für die Verwaltungsreform mit erat Beſchleunigung zu Ende zu führen und gegen die verfaſſungswidrigen Hemmniſſe vorzugehen, die dem Volksbegehren bereitet werden. Dann nahm Reichsinnenminiſter Dr. Külz das Wort zu einer längeren Rede. Der Miniſter ging davon aus, 1805 das Wirken ſeines Miniſteriums ſich mit den Worten„Staat und Kultur“ umſchreiben laſſe. Sein Miniſterium müſſe die Zentrale alles innerpolitiſchen Ge⸗ ſchehens im Reiche ſein. Feſtigung des Staatsge⸗ fühls und Ausbau des Staates ſei dabei das Ziel. Ausgangs⸗ und Endpunkt aller Arbeit ſei das Deutſche Reich und die Grundlage der Arbeit ſer die Ver⸗ faſſung. Von dieſer elementaren Vorausſetzung aus müſſe die rechte Einſtellung zu den Problemen gewonnen wer⸗ den, die hinſichtlich des Verhältniſſes zwiſchen Reich und Ländern und hinſichtlich der Aenderung der Verfaſſung uſw. aufgerollt worden ſind. Auch das Deutſche Reich let nach ſeiner Verfaſſung ein Bundesſtaat. Damit fei die Staatlichkeit der Länder generell beſaht. Die Begriffe Förderalismus und Anitarismus ſeien, ſo erklärte der Miniſter, für ihn keine gegenſätzlichen Probleme. Oas Deutſche Reich ſei nicht nur Sinnbild und Verkörperung, ſondern Fundament der deutſchen Leistungskraft auf po⸗ litiſchem, wirſchaftlichem und kulturellem Gebiet. Nie⸗ mals habe das Deutſche Reich eine ſtärkere Zuſammen⸗ faſſung ſeiner Energie gebraucht als jetzt. Deshalb müß⸗ ten ſich die einzelnen Staaten und Länder m den Dienſt dieſer Zuſammenfaſſung im Reiche ſtellen.„Deutſch“ ſoll der General⸗Nenner bei allen unſeren politiſchen Nech⸗ nungen heißen. Deutſch ſei jeder, dem das Erleben des deutſchen Volkes eigenes Erleben iſt und der ſich als mitverantwortlicher Träger am Schickſal des deutſchen Volkes fühlt. Mit dieſem deutſchen Volksgeiſt will die Regierung den deutſchen Staat erfüllen. Das wird em ſtärkeres Fundament für das Reich gehen als alle geſchrie⸗ benen Geſetze. Eine Reviſion der Weimarer Verfaſſung lehnt der Miniſter ab. Die Staatsform ſcheine geſichert. Nach der Verfaſſung gehe die Staatsgewalt vom Volke aus und nicht von den Parteien. Deshalb müſſe jede Partei zu jeder Zeit ſich nicht nur der Verantwortung vor ihren eigenen Angehörigen, ſondern auch vor dem Volke bewußt bleiben. Der Miniſter kam dann auf das neue Wahlrecht zu sprechen. Notwendig ſei, daß entgegen dem bisherigen Verfahren eine engere Fühlungnahme zwiſchen Ab⸗ 8 geordneten und Wählerſchaft erreicht werde. Das deutſche Volk habe das Gefühl, daß der Bedarf an Regierungs⸗ kriſen im allgememen gedeckt ſei. Zur Beamtenfrage bemerkte der Miniſter, daß er ſich als Mmiſter für die Beamten betrachte. Zur Kulturfrage übergehend führte der Miniſter aus, daß die deutſche Kultur durch den Krieg in vielfacher Be⸗ ziehung ſchwere Rückſchläge erlitten habe. Ihm als dem Kultusminiſter des Deutſchen Reiches erwüchſen ganz be⸗ ſtimmte Aufgaben auf vier großen Arbeitsgebieten, bet Förderung der körperlichen, geiſtigen und ſitt⸗ lichen Geſundheit, auf dem des Erziehungsweſens, auf dem der Kunſtpflege, der Wiſſenſchaftspflege und der Forſchung und auf dem der Pflege der kulturellen Be⸗ ziehungen zum Auslande. Beſondere Mittel wende die Regierung zur Bekämpfung des Alkoholmißbrauchs und der ſich aus ihm ergebenden Gefahren auf. Zur Schulfrage bemerkte der Miniſter, es komme in erſter Linie nicht auf die Schulart an, ſondern auf die Menſchenart, die man heranbilden wolle. Der Ausgleich zwiſchen den verſchiedenen Intereſſen an der Schule könne in Deutſchland mit ſeinen konfeſſionellen und weltan⸗ ſchauungsmäßigen Verſchiedenheiten nur unter weitgehender kultureller und politiſcher Toleranz geſunden werden. Dem . Recht den Menſchen auf Bildung dürfe keine willkürliche 7 und unnatürliche Grenze gezogen werden, wie etwa mit dem Geldbeutel der Eltern oder mit der Aufſchrift der Viſitenkarte des Vaters. Zum Schluß bezeichnete es der Miniſter als beſonders vornehmes Gebot ſeines Miniſteriums, die Kultur⸗ verbindung mit den deutſchen Minderheiten im Auslande aufrecht zu erhalten. Darauf ſprach der Sozialdemokrat Sollmann, der die Miniſterrede begrüßte, weil ſie den Sieg des ſozialen und kulturellen Staatsgedankens beweiſe. Der Redner ver⸗ mißte bei der Miniſterrede die gleiche Friſche und Klarheit, mit der der Miniſter im Ausſchuß ſeine republikaniſchen Richtlinien in der Beamtenpolitik entwickelt habe. Beamte, die heute nach ſiebenjährigem Beſtehen der Republik noch kein inneres Verhältnis zum Staate gefunden hätten, ſondern ſich an der Hetze gegen die Republik beteiligten, ſeien die ſchlimmſten Schädlinge am Gedanken des Be⸗ rufsbeamtentums. Er forderte den Miniſter auf, ſemen Einfluß auf die Polizeigewalt der Länder auszuüben. Weiter verlangte er ein Ausführungsgeſetz zum Artikel 48 der Reichsverfaſſung und kündigte ſchärfſte Oppofition der Sozialdemokratie für den Fall an, daß die ſogenannte kleine Wahlreſorm auf Grund des Artikels 48 dem Reichstag aufoktroyiert werden ſollte. Die Sozialdemo⸗ kratie ſet mit einer Reform der Wahlkreisemteilung ein⸗ verſtanden, lehne aber jede Heraufſetzung des Wahlalters und eine Verminderung der Abgeordneten ab. Es folgte Abgeordneter Berndt(Dn.), der in der Miniſterrede eine Begründung für die Verzögerung des Reichsſchulgeſetzes vermißte. Scharf wandte ſich der Redner gegen die Entfernung von Denkmälern und Umbenennung der Straßen, was er als lächerliche Bilderſtürmeret be⸗ zeichnete. Schließlich wandte er ſich noch gegen die parla⸗ mentariſche Unterſuchungsausſchüſſe, welchen er jedes un⸗ parteiliche Urteil abſprach Die Abfindung der Fürſten. Parteien und Fürſtenkompromiß. Berlin, 10. März. Im Juſtizminiſterium iſt jetzt die juriſtiſche Bearbei⸗ tung des Kompromiſſes über die Fürſtenabfindung, um die das Miniſterium gebeten worden war, durchgeführt und der danach vorliegende Text den Parteiführern zu⸗ geſtellt worden. Dieſe, mit Einſchluß der Führer der Deutſchen Volkspartei, haben daraufhin das Kompromiß unterſchrieben, allerdings vorbehaltlich der Zuſtimmung ihrer Fraktionen. Außerdem wird mitgeteilt, daß das Juſtizminiſterium an dem Text des Kompromiſſes einige juriſtiſche Aenderungen vorgenommen hat. Dieſe werden jedoch vorläufig noch vertraulich behandelt und ſollen erſt veröffentlicht werden, wenn morgen das Kompromiß dem Rechtsausſchuß des Reichstages übergeben wird. Aus der Deutſchen Volkspartei vernimmt man, daß dort für den Augenblick wenigſtens, die Schwierigkeiten behoben ſeien. Dagegen hat ſich die Volkspartei an ihre Zentrale nach München gewandt und es ſcheint, als ob von dort gewiſſe Schwierigkeiten ſich erhöben. Die ſozialdemokratiſche Reichs⸗ tagsfraktion tritt morgen nachmittag zuſammen und wird, wie es heißt, bei dieſer Gelegenheit auch zu dem Kompromiß Stellung nehmen. Man will bereits wiſſen, daß es nicht ausgeſchloſſen iſt, daß innerhalb der ſozial⸗ demolxatiſchen Fraktion eine Mehrheit zugunſten des Kom⸗ promiſſes zuſtande kommen könnte, falls an dieſem noch einige„Verbeſſerungen“ vorgenommen würden. Man ſpricht ferner davon, daß die Führer der Mehrheitspar⸗- teien auch mit den maßgebenden Kreiſen der deutſch⸗ nationalen Fraktion inzwiſchen Fühlung genom⸗ men hätten, da zur Erreichung einer Zweidrittel⸗Mehr⸗ heit unter Umſtänden die Haltung eines Teils der deutſch⸗ nationalen Fraktion von Wichtigkeit ſein wird, Es iſt indeſſen offenſichtlich, daß ſich innerhalb der deutſchnatio⸗ nalen Fraktion bisher ſehr wenig Neigung gezeigt hat, dem Kompromiß Wohlwollen entgegenzubringen. Vom Glück vergeſſen Roman von Fr. Lehne. „Ein Engel an Güte!“ betonte Gwendoline.„Sie glich Hanna darin, ſo ſelbſtlos und ſo gut.“ 8 „Für ſie hätte man wohl die ſchwerſten Opfer bringen können?“ ſagte Axel von Kronau mit Bedeutung. „Was nennſt du ſchwere Opfer, mon cher?“ warf Blanka ein.„Line hat ſich wahrhaftig nicht geplagt!“ Gwendoline ſah Axel erſtaunt an; er hatte mit ſo eigen⸗ tümlicher, abſichtlicher Betonung geſprochen, und ſein Blick hielt den ihren feſt, halb flehend, halb befehlend, als ob er ihr etwas zu ſagen hätte. Doch es gelang ihm nicht, auch nur ein Wort unbeachtet mit ihr zu wechſeln, da Blanka 2 nicht von ſeiner Seite wich. Und als er ging und ihr zum A0 9 Abſchied die Hand reichte, umfaßte er ihre Rechte mit heißem Druck; aber ſchlaff, wie 1eblos ruhte ihre Hand in der ſeinen—— fremd ſah ſie an ihm vorbei; was wollte er denn noch von ihr? Johanna Likowski fühlte ſich am nächſten Tage etwas angegriffen, ſo daß ſie auf den Genuß der„Meiſterſinger“ b verzichtete und Gwendoline allein in das Prinzregenten⸗ Theater ging, da Blanka und die Rätin keine Luſt hatten. Die Vorſtellung war zu Ende. f Die Menge geputzter, eleganter Leute ſtand vor dem Portal, an dem ein Auto nach dem anderen vorfuhr, um die Wartenden ſtadteinwärts zu befördern. Es war ein wundervoller Sommerabend. Weich und lind ging die Abendluft, und unzählige Sterne blinkten am 15 nachtdunklen Himmelsgewölbe. „Gwendoline überlegte einen Augenblick. Es war ſo ſchön, daß ſie vorzog, noch einige Minuten zu gehen, um die herrliche Muſik in ſich nachklingen zu laſſen. Langſam und in ihr träumeriſches Sinnen verloren, ſchlenderte ſie nach dem Friedensdenkmal. Dort blieb ſie ſtehen und ſchaute traumverloren auf die Stadt. Leuchtenden Perlenketten gleich zogen ſich die Bogenlampen durch die Luft und ge⸗ 0 Heim kvol rauſchte die Iſar zu ihr empor. Jetzt wandte ſie ſich um nach einem Wagen oder nach der Straßenbahn; es wurde Zeit, heimzufahren; Hanna war⸗ tete ſicher ſchon. e Da trat ihr jemand in den Weg. Sie ſtieß einen leiſen Schrei aus. Es war doch unvorſichtig von ihr geweſen, ſich allein hierher zu wagen. 5 „Ich bin es, Gwendoline!“ ſchlug eine wohlbekannte Stimme an ihr Ohr. ö Axel Kronau war es, der nach ihrer Hand faßte, die ſie in den Falten ihres ſchwarzen Seidenmantels barg. „Herr von Kronau,“ wies ſie ihn zurück. „Nicht ſo, Gwendoline! Ich muß dich ſprechen. Von Blanka wußte ich, daß du infolge von Hannas Unpäßlichkeit allein ins Theater gegangen warſt— und ſo habe ich dich erwartet——“ N 5 „Wir haben uns doch aber nichts, gar nichts zu ſagen, Herr von Kronau! Bitte, laſſen Sie mich frei, ich möchte jetzt gehen!“ 0 5 5 „Nein, Gwendoline— erſt höre mich an!“ Ohne wei⸗ teres zog er ihren Arm durch den ſeinen und führte ſie in die Anlagen. Sie mußte ihm folgen, ſo feſt hielt er ſie. „Ihre Braut, Herr von Kronau—? Blanka—“ „Sprich nicht in dieſer Stunde, die uns beiden gehört!— Gwendoline, vergib mir, daß ich war und dich ſo ſchwer kränkte.“ „Daß dadurch meines Lebens Glück in Trümmer ging,“ vollendete ſie.„Woher aber jetzt dieſe Erkenntnis—?“ „Ich weiß, daß du um die Herzogin, deiner Freundin willen, geſchwiegen haſt, ich weiß es von ihr ſelbſt— ſie hat mir geſchrieben—“ a f 1 „Maria Chriſtina hätte— dir— geſchrieben?“ In ihrer großen Ueberraſchung gebrauchte ſie wieder das Du. „Ja, Gwendoline! Hier willſt du leſen?“ Er blieb unter einer Laterne ſtehen und nahm aus ſeiner Brieftaſche einen Brief, der die feinen, flüchtigen Schrift⸗ züge Marig Chriſtinas trug. 5 Ihre Hände zitterten, als ſie danach faßte, wie ein Gruß aus einer anderen Welt war ihr das Schreiben.— Es war in Ems zwei Tage nach des Leutnants Ver⸗ lobung geſchrieben und lautete: g Heel weiß, daß meine liebe Freundin Gwendoline von Reinhardt mit Ihnen heimlich verlobt war, weiß auch, daß dieſes Verlöbnis durch ein Mißverſtändnis gelöſt wurde ee aber ganz unſchuldia an dieſem Mißverſtändnis.d 7 einſt blind vor Eiferſucht dennoch ließeſt du mich fallen, zweifelteſt an mir! war ſo arm, ich hatte nichts als meine Liebe und dich— as ſie aus Freunde lehaft ſur eine andere nicht aufgerlart hat. temand weiß das beſſer als ich! Ich hoffe, daß meine Verſicherung Ihnen genügen wird, auch ohne daß ich mehr ſage! Gwen⸗ doline von Reinhardt iſt des höchſten Vertrauens, der größten Liebe wert! Herzogin von Herrnsheim.“ Gwendoline ſchluchzte laut auf. Das ſah Chriſta ähnlich, dieſe unwahrſcheinlich edle, romantiſche Handlung! Sie drückte das Briefblatt gegen ihre naſſen Augen. „Dieſes Schreiben wurde mir wenige Tage nach dem Tode der Herzogin von einem Notar in A. zugeſtellt,“ ſagte Axel mit leiſer Stimme,„wie mir da zumute war, ich kann es dir nicht beſchreiben. Die Reue, dir unrecht getan zu haben, verzehrte mich! Wie oft habe ich angeſetzt, dir zu ſchreiben— dann hörte ich, du würdeſt kommen— du Süße, Einzige, die ich immer geliebt—“ Sie zuckte zuſammen. „Sprich nicht davon!“ „O ja, immer und immer! Täglich möchte ich es dir ſagen, dir zeigen, wie groß meine Reue und meine Liebe iſt,“ ſagte er leidenſchaftlich. g „Es iſt zu ſpät und jetzt eine Sünde.“ „Nein, Gwendoline, es iſt nicht zu ſpät! Ich löſe meine Verlobung mit Blanka Likowski und dann—“ 9 9 5 man wechſelt die Bräute nicht wie die Hand⸗ 1 e„ Er erbleichte jäh bei dieſen Vorten, daß ſein ſchönes, brünettes Geſicht ganz fahl wurde. „Gwendoline, das war brutal,“ ſtieß er hervor. „Mich hat das Leben ſo f in ſc Axel!— Du warſt mein einziger Halt, mein Troſt in chweren Tagen— und Ich und durch dein Mißtrauen hatteſt du 1 8 tödlich gekränkt, daß ich vor Schmerz und Zorn ganz von Sinnen war! 36 glaubte dich zu haſſen,“ mit ſteigender Erregung ſpra ſie. Ihre anklagenden Worte trafen ihn— er hörte, aber auch das Du, und eine berauſchende Freude erfüllte ihn. „Gwendoline, ich laſſe dich nicht! Du gehörſt zu mir, in mein Leben!— So heiße Liebe kann doch nicht ſterben.“ „Aber ſie kann entſagen, Axel,“ verſetzte ſie bedeutungs⸗ voll,„ich habe mich in mein Geſchick gefunden! Und du haſt eine Braut—“ 4 1 Bayeriſche 7 1 CCC —. 2 282 2 22 222 —— 2— 5* — 7 D c F n — i FN *'n c 2 n= mn„n n un u n 2 ere 4 9 * 5 . 5 4 * 1 * 5 ä N . 1 an und kam zu Fall. — Aus dem badiſchen Lande. Mannheim.(Schulkinder als Manſarden⸗ diebe.) In einem Hauſe der D⸗Quadraten wurde von einer Hausbewohnerin wahrgenommen, daß ſich in den Manſarden Diebe aufhalten. Sie verſtändigte ſofort die Polizei. Das Poltzeikommando eilte mit dem Kraft- wagen an den Tatort und beſetzte die Ausgänge. Bei der Durchsuchung des Hauſes fanden die Beamten in einer aufgebrochenen Manſarde einen Täter, der beim ufräumen eines mit Kleidern gefüllten Schließkorbes geſtört worden war. Zwei ſeiner Mittäter waren bereits auf das Dach geflüchtet, von wo ſie herunter geholt wurden. Es ſind drei Schüler im Alter von 10 bis 12 Jahren. Sie hatten einige Stunden vorher das Man⸗ ſardenzimmer erbrochen, daraus Bücher weggeſchleppt und in der elterlichen Wohnung verſteckt. Beim zweiten Raub⸗ zug machten ſie ſich an Kleidungsſtücke, wovon ſie bereits einen Sack voll zum Forttragen bereit geſtellt hatten. Karlsruhe.(Beim Aufſpringen auf Straßenbahnwagen lebensgefährlich oer⸗ letzt.) Eine junge Frau aus Daxlanden glitt beim Auf⸗ ſpringen auf die Straßenbahn in der Nähe des Kühlen Krugs aus, kam zu Fall und geriet unter die mäder, wobei ihr beide Füße abgedrückt wurden. Ein jugendlicher Hilfsarbeiter des Straßenbahnamts hatte die Ceiſtesgegen⸗ wart, mit Taſchentüchern die Beine der Schwerverletzten abzubinden, ſo daß ein Verbluten der Frau verhindert wurde. Trotz der furchtbaren Verletzungen blieb die Frau bei voller Beſmnung. Sie bat ſelbſt noch um die tele⸗ foniſche Benachrichtigung ihres Mannes. Nach der Ueber⸗ führung der Frau ins Krankenhaus mußten ſofort beide Unterſchenkel amputiert werden. b Freiburg.(Urkundenfälſchungen und Be⸗ trug.) Die Ehefrau Belfer aus Sigmaringen wurde wegen ſchwerer Urkundenfälſchung und Betrugs beim Pferdehandel zu einer Gefängnisſtrafe von 1 Monat ver⸗ urteilt. Der mitangeklagte Ehemann erhielt eine Gefäng⸗ nisſtrafe von 5 Monaten und der Mitangeklagte Martin aus Neuershauſen kam mit 2 Monaten davon.— Der Angeklagte Joſef Heim aus Holzhausen wurde wegen Amtsunterſchlagung(Umtauſch von guten Briefmarken gegen geſtempelte auf Paketen) zu 3 Monaten 2 Wochen Gefängnis verurteilt.— Friedrich Schnarr wurde wegen ſchwerer Urkundenfälſchung und Betrug im zweiten Rück⸗ fall zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt; ein Monat Unterſuchungshaft wurde angerechnet.— Wilhelm Bock aus Limburg wurde wegen Urkundenfälſchung und Betrug zu einer Geſamtſtrafe von 7 Monaten Gefängnis ver⸗ urteilt. Ge „Birkenau.(Hiſtoriſcher Fund.) Gelegentlich der Erneuerung eines Fußbodens in der Fuies'ſchen Wirtſchaft wurde in geringer Tiefe unter dem Fußboden ein mtereſ⸗ ſanter hiſtoriſcher Fund gemacht. Beim Graben ſtieß man nämlich auf einen kleinen Krug, aus Zementmaſſe hergeſtellt, der etwa 150 Silbermünzen verſchtedener Größen enthielt in einem Durchmeſſer von 1 bis 3 Zen⸗ timetker. Auf den Münzen befinden ſich die Bildniſſe von weltlichen und geiſtlichen Fürſten, Biſchöſen und Aebten. Der Heldſchat 5 jedenfalls während der pfälziſchen Periode des dreißigjährigen Krieges vergraben und der Beſitzer dürfte wohl während der Kriegsgreuel vertrieben oder dem Kriege zum Opfer gefallen ſein. Die alten Münzen ſind ziemlich dünn und ſtammen aus den Jahren 1610 bis 1620.. Kehl.(Tödlicher Anfall.) Im benachbarten Hagenau war der 12 jährige Karl Bauer, im Anwelſen des Gaſthauſes„Zum Schwan“ wohnhaft, mit einer Leiter auf das Glasdach eines zum Städtiſchen Schlacht⸗ hof gehörigen Nebengebäudes geſtiegen. Das Glasdach brach durch und der Junge wurde ſo ſchwer verletzt, daß er nach kurzer Zeit infolge Verblutung ſtarb. Ketſch ber Schwetzingen.(Brandſtiftungz) Im ee mit dem Brande des Wohnhauſes und der Scheuer der Witwe Krauß wurden vier Perſonen, zwei Männer und zwei Frauen, von der Gendarmerie wegen Verdachts der Brandſtiftung ſeſtgenommen. Pfortz.(Unfall.) Beim Einladen von Schwellen kippte infolge Ueberladung der am Rhein befindliche Kran der Holzfirma Schend um und ſtürzte die Böſchung hmab, wodurch er ſtark beſchädigt wurde. Der Kranenführen empf von hier kam mit leichteren Verletzungen davon. Mosbach.(Erfolge in der Kropfbehand⸗ lung.) Als vor einem Jahr in den Schulen des hieſigen Bezirks die Kropfbehandlung durch Jodabgabe an die chulkinder eingeführt wurde, waren manche Eltern ge⸗ gen dieſes Experiment, das in der Schwetz große Erfolge gezeitigt hatte. Damals ſtellte der Bezirksarzt Dr. Schmidt⸗Mosbach⸗Eberbach feſt, daß faſt 80 Prozent aller Schulkinder mit Kröpfen kleinerer oder größerer Größe behaftet waren. Die jetzigen Nachunterſuchungen ergaben as erfreuliche Reſultat, daß ein Rückgang von 10 bis 20 Prozent dieser Krankheit feſtzustellen iſt. Die Zahlen an der Volksſchule der Stadt Eberbach ſind noch weit günſtiger. Dort waren die Knaben mit 80 Prozent und die Mädchen ſogar mit 90 Prozent mit Kröpfen behaftet. Die Nachunterſuchung ergab hier ſogar einen Rückgang auf 48 Prozent, d. h. ein Teil der Schüler hat jetzt keinen Kropf mehr und die anderen Kröpfe haben an Größe und Umfang abgenommen. Im neuen Schuljahr wird mit der Abgabe von Jod an die Schüler fortgefahren. Konſtanz.(Tödlicher Motorradunfall.) In dem benachbarten Wollmatingen ereignete ſich ein töd⸗ licher Motorradunfall. Der in den 40er Jahren ſtehende kaurerpolier Karl Trummer, Vater von vier Kindern, von Wollmatingen, fuhr in der Hauptſtraße des Dorfes zuerſt auf der linken Seite und wollte dann auf die rechte Seite abbiegen. Hierbet fuhr er einen Radfahrer Trummer erlitt einen Schädel⸗ ruch und innere Blutungen und verſchied wenige Minu⸗ ten darauf an der Unfallſtelle. Achern.(Lebens rettung.) Der alte Dorfmetz⸗ ger und Fiſcher Walter Fritz iqn Greffern fuhr mit ſeinem Kahne zum Fiſchen hinaus. An der Stelle, wo die Acher mn den Rhein mündet, geriet er in den Wellengang emes totorbootes. Der Kahn kenterte und der alte Mann, der ſich daran feſthielt, wurde etwa 1 Kilometer weil dom Strom fortgeriſſen. Der ledige Fiſcher Latzer brachte 5 dem Verunglückten im letzten Augenblick Hilfe und rettete ihn ſo vom Tode des Ertrinkens. Walldürn.(Jigeunerplage.) Die Landorte ha⸗ ben von jeher unter dem Durchzug der Zigeuner viel zu leiden gehabt. Im hieſigen Bezirk herrscht zur Zeit eine wahre Zigeunerplage. Da dieſe Elemente häufig nicht nur frech, ſondern auch ſehr diebiſch ſind, ſo hat man allen rund, ihnen mit allergrößtem Mißtrauen zu begeg⸗ N. 1 05 den Aus Rah und Fern. St. Ingbert.(Wer hat Recht7) Vor einiger Zeit hat ſich hier aus tüchtigen Muſikern unter Leitung eines früheren Militärmuſikmeiſters eine Muſikkapelle gebildet, die ſich den Titel„Städtiſches Orcheſter“ beilegen und ich ohne Gegenleiſtung in den Dienſt der Stadt ſtellen wollte. Der Stadtrat hat das abgelehnt und der Kapelle nicht geſtattet, den genannten Titel zu führen. Nun nennt ſich die Kapelle„Stadtkapelle Wilhelm“. Auch das will die Stadtverwaltung nicht dulden und droht mit einer Klage, wenn die Kapelle weiterhin ſo firmieren ſollte. Dieſe denkt aber nicht daran, ihren Namen zu ändern, da Stadtkapelle ein ganz allgemeiner Ausdruck iſt und weiter nichts als das Gegenteil einer Dorfkapelle bedeutet. Rorheim.(Ein„Duell“.) Hier kam es zwi⸗ ſchen den Gebrüdern Scheerer zu Streitigkeiten. Einer der Brüder bot Schweine, das Paar zu 90 Mart an, während der andere 110 Mark verlangte. Da eine Emi gung zwiſchen den Brüdern nicht zuſtande kam, ſollte ein Kampf das Recht entſcheiden. Sie hingen an ihrem Fuhrwerk die Stränge aus und ſchlugen aufeinander ein, ſodaß beide Verletzungen davontrugen. Ein hinzukommen⸗ der Gendarm nahm die Streitenden mit auf das Ge⸗ meindehaus. 0 „, Spener.(Gefährlicher Kinder freund) Ein rückfälliger Sittlichkeitsverbrecher wurde hier 1 men und in das Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert. Es handelt ſich hierbei um den in den 30er Jahren ſtehenden Joſeph Back von hier, der auf dem hieſigen Feſtplatze an mehreren kleinen, noch nicht ſchulpflichtigen Kindern unſittliche Handlungen vorgenommen hat. Back iſt wegen gleicher Vergehen ſchon vorbeſtraft. Vobenheim.(Tödlicher Unfall.) Ein tödlicher Unfall trug ſich in der Rorheimerſtraße zu. Der 18 Jahre alte Tagner Arthur Ebersbach aus Oppau war mit Ausbeſſerungsarbeiten in einem 2 Meter tiefen Kanali⸗ ſationsſchacht beſchäftigt. Durch nachſtürzende Erdmaſſen wurde Ebersbach verſchüttet, was den ſofortigen Tod des fungen Mannes herbeiführte. Frankfurt a. M.(Ein langgeſuchter Hei⸗ catsſchwindler.) Der von zablreichen Staatsanwalt⸗ ſchaften ſeit Monaten geſuchte und vielfach vorbeſtrafte Spengler Theodor Wilhelm Güls aus Neuwied wurde endlich feſtgenommen. Güls wohnte hier wohl unter ſeinem richtigen Namen, betrat aber die von ihm gemietete Man⸗ ſarde niemals, ſondern hauſte in einem Zimmer eines Hauſes im vornehmſten Weſtendviertel. Der 40 jährige Schwindler verdiente ſeinen Lebensunterhalt durch Hei⸗ catsſchwindeleien. Auf ſeine Zeitungsanzeigen, in denen er eine Lebensgefährtin ſuchte, meldeten ſich unzählige hei⸗ ratsluſtige Mädchen und Frauen. Sehen und Verloben war meiſtens das Werk eines Tages. Am nächſten Tage hatte der Mann ſeinen Opfern aber auch bereits in den allermeiſten Fällen die Erſparniſſe entlockt und war dann auf Nimmerwiederſehen verſchwunden. Den heiratsluſtigen Frauen trat er ſtets als„Dr. Ing.“ entgegen und ver⸗ fehlte damit niemals den gewünſchten Eindruck. Bebra.(Ueberfall auf einen fahrenden Güterzug.) Eiſenbahnräuber ſprangen auf der Strecke Bebra—Gerſtungen auf einen fahrenden Güterzug und erbrachen, ohne daß ſie von dem Fahrperſonal bemerkt wurden, drei Güterwagen. Die Räuber hauſten im In⸗ nern der Wagen wie die Wilden. Die Kollis wurden zum Teil zerſchlagen und der Inhalt durcheinander gewor⸗ fen. Anter den geraubten Gegenſtänden, die wahrſcheinlich während der Fahrt abgeworfen wurden, befinden ſich u. a. große Mengen Leinen und andere Stoffe. Stuttgart⸗Lannſtadt.(Doppelſelbſtmord.) Hier haben ſich eine 22jährige Maſchinenarbeiterin und ihr 20 Jahre alter Geliebter durch Einatmen von Gas das Le⸗ ben genommen. Das Paar hatte das fünfjährige Kind der Arbeiterin zu ſich genommen, das durch das Ein⸗ atmen des Gaſes gleichfalls getötet wurde. Hannover.(Ueberfall auf einen Land⸗ jäger.) In Mecklenheide wurde ein Landjäger von fünf Erwerbsloſen überfallen, ſeiner Waffe beraubt und lebens⸗ gefährlich verletzt. Es iſt dies innerhalb zwei Monaten der vierte derartige Ueberfall. Die Täter konnten feſtgenom⸗ men werden. 5 Eberswalde(Mark).(Eine organiſierte Schü⸗ lerdiebesbande verhaftet.) Als Urheber von zahlloſen Ladendiebſtählen und Schaukäſteneinbrüchen, die ſeit längerer Zeit in Eberswalde vorgekommen waren, ſind jetzt durch die Kriminalpolizei ſieben Volksſchüler im Alter von 11 bis 14 Jahren verhaftet worden, die eine Diebes⸗ pate organiſiert und planmäßig die Einbrüche ausgeführt atten. Melſungen.(Fliegerabſturz.) Der Flieger Eſpen⸗ laub ſtürzte in der Nähe von Melſungen bei einem Schau⸗ fliegen mit ſeinem Apparat ab. Der Apparat verfing ſich in einem Telegraphengeſtänge und wurde ſtark be⸗ ſchädigt. Eſpenlaub ſelbſt blieb unverletzt. i Paſſau. Beim Stockſprengen tödlich ver⸗ unglückt.) Der 67jährige Bauernknecht Straſſer war bei Parzham mit dem Ausroden von Baumſtöcken be⸗ an„Die Trümmer eines geſprengten Stockes, von em er ſich nicht weit genug entfernt hatte, flogen mit ſolcher Wucht auf ihn, daß ihm eine Rippe gebrochen wurde, die in das Herz eindrang und ſeinen Tod herbei⸗ Bewölkung, 1 Lokales und Allgemeines. Seckenheim, 11. März. „— Die Vernachläſſigung der deutſchen Landstraßen. Die Länderregierungen haben die Reichsregierung darauf auf⸗ merkſam gemacht, daß infolge der wirtſchaftlichen Not⸗ lage der Länder und Kommunalverwaltungen ſchen Landſtraßen ſeit nunmehr zehn Jahren nicht mehere ordnungsmäßig unterhalten worden ſind, wodurch jetzt Ausbeſſerungs⸗ und Erneuerungsarbeiten im Geſamtbe⸗ trag von zwei Milliarden Mark notwendig wären. Die ordnungsmäßige Unterhaltung der Landſt aßen würde eine jährliche Ausgabe von 250 bis 300 Millionen Mark er⸗ fordern, von denen jedoch aus der Automobilſteuer nur rund 100 Millionen eingehoben werden können. Es ſol⸗ len daher Erwägungen im Gange ſein, eine Zugtier⸗ ſteuer einzuführen, da nach ſtatiſtiſchen Feſtſtellungen die Landſtraßen auch heute noch von rund 50 Prozent Zug⸗ tiergeſpannen benutzt werden. Allerdings iſt gegen eine ſolche Zugtierſteuer auf ſtarken Widerſtand der Land⸗ wirtſchaft zu rechnen. 5 — Schnelle Unterdrückung der Tollwut. Strenge Mu⸗ ſtervorſchriften für bezirkspolizeiliche Anordnungen zur Be⸗ kämpfung der Tollwut hat das Reichsminiſterium des In⸗ nern ſämtlichen Ländern mitgeteilt. Wie Min.⸗Rat Dr. von Oſtertag in Stuttgart an amtlicher Stelle mitteilt, haben ſie in Württemberg die eingeſchleppte Seuche ſchnell unterdrückt und die ſo unbeliebten langen Sperrmaßnah⸗ men vermeiden laſſen. Die ſofortige Tötung aller den Vor⸗ ſchriften zuwider umherlaufenden Hunde muß nachgeholt werden, falls ſie nicht ſofort ausführbar ſind. Die Ket⸗ tenhunde müſſen bei Nacht im verſchloſſenen Haus⸗ oder Hofinnern eingeſperrt werden, da ſie ſonſt von umher⸗ ſchweifenden kranken Hunden gebiſſen werden. Polizeiliche Streifen an verſchiedenen Wochentagen in den benachbar⸗ ten Dienſtbezirken haben den Zweck, jeden beſtimmungs⸗ widrig angetroffenen Hund ſofort zu töten. Auf dieſe Weiſe iſt zu erreichen, daß wie vor dem Kriege die Toll⸗ wut nur in den Grenzbezirken des Reiches noch vorkommt. Gedenktage am 12. März. 1365 Eröffnung der Wiener Univerſität. 1607 Der Dichter Paul Gerhardt in Gräfenhainichen geboren. 1684 9 5 Philoſoph George Berkeley in Kilkrin ge⸗ oren. 1831 Der Dichter Friedrich von Matthiſſon in Wörlitz bei Deſſau geſtorben. 1855 555 Hygieniker Erwin von Esmarch in Kiel ge⸗ oren. f 1924 Der Hiſtoriker Hermann von Grauert in München geſtorben. 1925 Der Politiker Sun⸗Yat⸗ſen in Kanton geſtorben. Sonnenaufanng 6,23 Uhr Mondaufgang 5,57 Uhr Sonnenuntergang 5,58 Uhr: Monduntergang 3,37 U Wetterbericht der Karlsruher Landes wettetwarte vom 10. März. Die Temperatur erreichte geſtern 11,6 Grad über Null. Die über Nacht eingetretene Aufheiterung brachte einige Abkühlung. Heute morgen war es mit 3 Grad friſch. f über 0 ziemlich 5 8 Vorausſichtliche Witterung: Das Herannahen einer weiteren Störung vom Ozean her wird weiteres wolkiges trübes Wetter mit etwas Regen bewirken. Am Freitag: Etwas kühler, wechſelnde windig, ſtrichweiſe etwas Regen. i Samstag: Zunächſt trocken, etwas kühler; ſpäter Re⸗ gen und mild. windig. Im allgemeinen ſtarke Bewölkung. Kinoſchau. 3 Die Eden⸗Lichtſpiele am Waſſerturm bringen dieſe Woche einen Ufa⸗Film für unſere Krieger. Ein tapferer Soldat, der im Krieg verwundet und im Geſicht ſo entſtellt wird, daß er ſich ſelbſt nicht mehr kennt, gerät ſpäter auf ſchiefe Ebene, ſcheut die Arbeit und landet ſchließlich auf Veranlaſſung ſeiner ränkeſüchtigen Geliebten im Gefängnis. Auf ſeltſame Art folgt die Befreiung aus demſelben, wobei er ſich nochmals Verletzungen des Geſichtes zuzog, welches ſo kunſtgerecht genäht wird, daß es ſeinen urſprünglichen 1 1 a m, wie die Es folgt jetzt Entlarvung der Feinde und ſo zeigt der Gerechtigkeit ſiegt. Das Beiprogramm„Dir bleibt die Luft weg“, iſt wie der Titel angibt, atemraubend ſpannend. Er ſpielt in den Wolken⸗ kratzern Rew⸗Vorks. Mehr ſoll nicht verraten werden. 8 Nadio und Geſchäftswelt. Die Möglichkeit, ſich den Genuß guter Radioübertragungen zu verſchaffen, bietet zur 15 die Firma Schuhbaum A.⸗G., Mannheim, 1.1, 1 Ecke Breiteſtraße, die einen Apparat neueſter Ausführung zur Aufſtellung gebracht hat. Der im Betrieb befindliche Radioapparat. ie deut⸗ N iſt ein neun Lampenempfänger neueſter Konſtruktion mit Zimmer⸗ antenne(Lieferant„Tefag“ Telephon A.⸗G.), mit welchem die Sender von Paris, London uſw. auch gehört werden können. Dem großen Kundenkreis der Schuhbaum A.⸗G. iſt auf dieſe Weiſe beim Einkauf von Schuhwaren Gelegenheit geboten, koſtenlos Konzerte und Vorträge aller Art durch Radio zu hören. 3 Redaktion, Druck und Verlag: G. Zimmermann Ww., Inh. G. Härdle, S ckenheim a. N. führte. PALlASTI-T EATEH Seckenbeirm arm Rathaus. 4 Voranzeige für 25. März: D angel Tae inn Pane Der größte Film des Jahres Läuft anschlielend an Mannheims Erstaufführung! Fußball Vereinigung 98 Geckenheim E. B. iſt dringend erforderlich. Einem dringenden Bedürinis N hilft das Diese Woche: Pat u. Patachon Ein 7-Akter mit glänzendem Humor. ab. 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März 6 Akte ama zeigt wie die Gerechtigkeit siegt. Als Beiprogramm: bleibt die Luft weg“ Lustspiel in 6 Akten. Eintrittspreise: Mk. 1.—, Mk. 0.80, Mk. 0.60. Spielbeginn: Freitag und Samstag jeweils 8 Uhr, Sonntag/ Uhr. Sonntag Nachmittag 3 Uhr grosse Kinder- Vorstellung. 500 AN VoRZU ele a d 4 A oa. f 17 eee Wie ein billiger [Konfektionsanzug von einem erſtklaſſigen [Maßanzug, ſo unterſcheidet ſich ein ſog. billiges Rad von einem Kayſer⸗Rad. Drum merkts Euch: Apfel wein Kayſerräder— Penn⸗Vertreter. Friedr. Penn, Mannheim Tel. 10120. p 3, 11 Trachtbriefe Eigene Polsterwerkstatt. ſind ſtets vorrätig in der Drucherei dos 1 Filialen in Viernheim und Lampertheim. stet: Ea aer: Age ummufikaffes- 1- und 2. reihig in blau Cheviot und Kammgarnstoffen 1 19.50, 24.—, 35.—, 42.— R üntel [Regen mänte 1 in Gummi, Loden u. Gabardinestoffen 15.—, 19. 22.—, 28—, 85.—,45.— Nontekhlenshaus e Planken rene eaten Sie meine 6 Censter“ Samstags dureigehend geòfnet! Pon 0 Direktion . 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