28 Jah Bezugspreis: Für den Monat Mai 1.40 Goldmark, frei ins Haus. Anzeigenpreis: Die einſpalt. Petitzeile 15 Goldpfg. Reklamen: 60 Goldpfg. Bei Wiederholung Rabatt. Beilagen: Illustriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). — Das Anrecht der Begriffsbeſtimmungen. 1 Die Pariſer Luftfahrtverhandlungen, die im Dezember vorigen Jahres ihren Anfang nahmen, ſtehen unmittelbar vor ihrem Abſchluß, ſo daß die Unterzeich⸗ nung des dort vereinbarten Abkommens in aller Kürze erfolgen dürfte. Die außerordentlich lange Dauer der Verhandlungen erklärt ſich daraus, daß es ſich um tech⸗ niſch recht komplizierte Fragen handelte und daß auf jeden Fall verhindert werden mußte, daß etwa die jetzigen„Be⸗ hriffsbeſtimmungen“, die unſere Luftfahrt ſchwer hem⸗ men, in irgendeiner Form in das neue Abkommen aufge⸗ nommen würden. Die Befreiung der deutſchen Luft⸗ fahrt von den Feſſeln, die ihr durch die Entente auf⸗ erlegt ſind, hat bekanntlich auch in Locarno den Gegen⸗ tand von Erörterungen gebildet, ſo daß man, wenn man o will, das jetzt bevorſtehende Abkommen als eine aller⸗ dings recht ſpät eintretende„Rückwirkung“ bezeichnen kann. Es iſt ſa bekannt, daß im ſchroffen Gegen⸗ atz zu dem klaren Wortlaut des Verſafller ertrages, der durch den Artikel 198 nur beſtimmt, daß„Deutſchland Luftſtreitkräfte weder zu Lande noch zu Waſſer unterhalten darf“, auch der deutſchen Zivilluftfahrt ſchwere Beſchränkungen auferlegt wur⸗ den und zwar durch das Londoner Altimatum vom Mai 1921, ohne daß der Wortlaut der Begriffsbeſtimmungen, die in dieſem Ultimatum angekündigt wurden, bei der Ueberreichung des Ultimatums feſtſtand. Der Text der Begriffsbeſtimmungen wurde vielmehr erſt am 14. April 1922 durch eine Botſchafternote übermittelt, Bedeuteten ſchon die Begriffsbeſtimmungen an ſich einen Vertrags⸗ bruch, ſo wurden doch nicht einmal dieſe Beſtim⸗ mungen von den Alliierten eingehalten. Ausdrücklich wurde nämlich in den Beſtimmungen feſtgelegt, daß die„Neun Regeln“ alle zwei Jahre den etwaigen Fortſchritten des Flugweſens angepaßt werden ſollten. Demzufolge er⸗ innerte anfangs 1924 die deutſche Regierung die Bot⸗ ſchafterkonferenz daran, daß die zweijährige Friſt ablaufe. Erſt am 25. Juni 1925, alſo mit einer Verſpätung von über einem Jahr, wurde die deutſche Note durch die Botſchafterkonferenz beantwortet. Dieſe Antwort stellte jedoch keineswegs die Anpaſſung der Begriffsbeſtim⸗ mungen an den gewaltigen Fortſchritt der Flugzeugbau⸗ technik dar, ſondern ſie war vielmehr eine Verſchär⸗ fung dieſer Beſtimmungen, die nur durch zwei ganz un⸗ bedeutende Zugeſtändniſſe gemildert wurden, nämlich in⸗ ſofern, als die Nutzlaſt wohl von 600 auf 900 Kilogramm erhöht und die Geſchwindigkeit von 170 auf 180 Kilo⸗ meter geſteigert wurde. Dahingegen wurden Dinge, die bisher keinerlei Beſchränkungen unterlagen, wie zum Bei⸗ piel der Motorenbau, einer Kontrolle unterworfen, ie Menge des Luftfahrtmaterials und Luft⸗ fahrtperſonals wurde in das Ermeſſen des Luft⸗ fahrt⸗Garantie⸗Komitees geſtellt. Da damals ſchon Ver⸗ en im Gange waren, die ſchließlich nach Locarno ührten, unterblieb eine Stellungnahme der Reichsregie⸗ rung, die ganze Frage wurde vielmehr in Loacrno mit erörtert und dieſe Beſprechungen führten dann zur Auf⸗ nahme der Luftfahrtverhandlungen in Paris. 0 Zu ſolchen Verhandlungen fand ſich die Gegenſeite zweifellos um ſo eher bereit, als die Deutſchland aufge⸗ zwungenen Begriffsbeſtimmungen ſich in der Praxis gegen ihre Urheber kehrten. Dieſe Beſtimmun⸗ gen zwangen nämlich Deutſchland, auch jedem aus⸗ ländiſchen Flugzeug das Ueberfliegen deutſchen Ge⸗ bietes zu verbieten, das nicht den Beſtimmungen ent⸗ 11 85 Da man aber im Auslande natürlich leiſtungs⸗ ähigere Flugzeuge baute, durften dieſe deutſches Gebiet nicht überfliegen. Frankreich wie auch die Tſche⸗ choflowakei hat ſich an dieſes Verbot nicht immer gekehrt. Flugzeuge, die bei ſolchen Flügen etwa in Deutſchland noklanden mußten, verfielen dann aber der Beſchlagnahme und ſo ſollen nach franzöſiſcher Darſtellung im Laufe der Zeit nicht weniger als 12 Flugzeuge von Deutſchland einbehalten worden ſein. Für Deutſchland war die Parole für die Verhandlungen mithin klar. Er⸗ ſtrebt werden mußte unter allen Umſtänden einmal die Beſeitigung der ſogenannten e e ed der en, ferner die Beſeitigung der Ordonnanz Nr. 80 der heinlandkommiſſion, welche deutſchen Flugzeugen das Ueberfliegen des beſetzten Gebietes unter⸗ ſagte, es mußte ferner erſtrebt werden die Zurückzie⸗ hung des Luftfahrtgarantiekomitees, die Beſeitigung der Beſchränkungen des Luftverkehrs in der neutralen Zone und ſchließlich die Beſeitigung des erbotes, den polniſchen Korridor zu überfliegen. ie weit im einzelnen dieſe Ziele in Paris erreicht wor⸗ den ſind, läßt ſich im Augenblick, da das Abkommen im Wortlaut noch nicht vorliegt, nicht ohne weiteres erkennen. Verſichert wird, daß die Gegenſeite ſich darauf beſchränkt habe, daß in dem Abkommen noch einmal wiederholt wird, daß, wie der Verſailler Vertrag es vorſieht, keine Flug⸗ zeuge gebaut werden dürfen, die nur Kriegszweclen die⸗ nen. Das endgültige Urteil wird man zurückſtellen müſſen, bis das Abkommen vorliegt. Nach Abſchluß dieſer politiſchen Luftfahrtverhand⸗ lungen wird man nunmehr in Paris auch noch ſich über Abmachungen für den Luftverkehr eee Es han⸗ delt ſich hier um die großen durchgehenden Linien, wie Paris— Berlin— Warſchau, Deutſchland— Spanien über die Schweiz, Berſin— Prag.— Wien uſw. Ueber den Ver⸗ kehr auf dieſen Linien werden ſich die Fluggeſellſchaften verſtändigen und es kann als ſicher gelten, daß durch das geplante Abkommen das geſamte internationale Flug⸗ weſen eine ſtarke und wirkſame Förderung erfahren wird. maonlag 3. Mal 1926 aer und Anzeigenblatt für Seckenheim und umgebung Erſcheinungszeit: Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſetzlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle Hildaſtraße 68 oder durch unſere Träger. Fernſprecher Rr. 16.— Poſtſcheckkonto 78439 Karlsruhe. 9 Zur Fürſtenabſindungsfrage Das Kabinett greift ein. 5 Berlin, 3. Mai. In der Fürſtenabfindungsfrage hat ſich die Lage jetzt ſo geſtaltet, daß die Verhandlungen aus dem Plenum des Reichstages wieder in den Rechtsausſchuß zurückverlegt worden ſind. Der Reichstag hat am Freitag gegen die Stimmen der Deutſchnationalen und der Deutſchen Volks⸗ partei die Ueberweiſung des Geſetzentwurfs über das Volksbegehren ſowie der Abänderungsanträge des Zen⸗ trums und der Demokraten an den Rechtsausſchuß be⸗ ſchloſſen. Der Ausſchuß iſt für Dienstag von ſeinem Vor⸗ ſitzenden, dem Abgeordneten Dr. Kahl, einberufen worden. Der Ausſchuß wird demgemäß zu Beginn ſeiner Be⸗ ratungen vorfinden: 1. den Entwurf eines Geſetzes über die Enteignung der Fürſtenvermögen als Folge des Volksbegehrens; 2. den demokratiſchen Antrag Koch⸗Weſer, wonach die Länder durch Geſetz den Fürſten und Mitgliedern der Fürſtenhäuſer, die bis zur Staatsumwälzung im Jahre 1918 in den Ländern regiert haben, aus der enteigneten Regierungsmaſſe eine Abfindung gewähren können, die ihnen eine angemeſſene Lebenshaltung ermöglicht; 3. den neuen Geſetzentwurf des Zentrums über die vermögensrechtliche Auseinanderſetzung zwiſchen den deutſchen Ländern und den vormals regierenden Fürſten⸗ häuſern, ein Antrag, der ſich bekanntlich ziemlich eng an das im Rechtsausſchuß geſcheiterte ehemalige Kompromiß der Regierungsparteien anſchließt. Außerdem wird dem Rechtsausſchuß in einer ſeiner erſten Sitzungen vorausſichtlich noch ein vierter Geſetzent⸗ wurf, den die Regierung einbringen wird, vorliegen. Das Reichskabinett hat nämlich am Freitag abend beſchloſſen, der Anregung der Deut⸗ ſchen Volkspartei ſtattzugeben und durch einen eigenen Geſetzentwurf die Initia⸗ tive wieder zu ergreifen. Wie in parlamen⸗ tariſchen Kteiſen verlautet, ſoll ſich der Geſetzentwurf der dan e im weſentlichen auf den bisherigen Kompromiß⸗ entwurf der Regierungsparteien ſtützen. Der Reichsrat wird ſpäteſtens am Dienstag zu dem neuen Entwurf der Regierung Stellung nehmen. a Weltwirtſchaſtsprobleme in Genf. Die Gegenſätze der Nationen. S Genf, 1. Mai. Seit Anfang dieſer Woche unterhält man ſich in Genf über die großen Probleme der Weltwirtſchaft. Es iſt die vorbereitende Kommiſſion für die internationale Welt⸗ wiriſchaftskonferenz, die ſich bemüht, zunächſt einmal ein Programm für dieſe Weltwirtſchaftskonferenz zu ſchaf⸗ fen. Bei der Diskuſſion, die zum großen Teil in nicht öf⸗ fentlichen Sitzungen vor ſich ging, obwohl ein Anlaß zur Ausſchaltung der Preſſe und der Oeffentlichkeit keineswegs vorlag. ha ſich gezeigt, daß im allgemeinen die Vertreter der einzelnen Länder dieſen oder jenen Fragenkompler mehr in den Vordergrund rücken, wie es eben ihrer Wirtſchaftspolitſk jeweils entſpricht. So wurde von den Frauzofen die wirtſchaftliche Kartellpolitik in den Vordergrund gerückt, für die Engländer war das wich⸗ tigſte Thema das Zolltarifproblem, während die Ita⸗ liener die Frage der Freizügigkeit der Arbeiter wie das geſamte Bevölkerungsproblem als wichtigſtes betrachten. Nach längerer Debatte iſt man nun ſchließlich ſoweit gekommen daß zunächſt einmal Unterausſchüſſe ge⸗ bildet worden ſind, von denen ſich die erſte Kommiſſion mit Landwirtſchaft, Finanzen und Spezialfragen be⸗ ſchäftigt, während die zweite die allgemeine Weltwirt⸗ ſchaftslage, die Hauptinduſtrien, die Rationaliſierung der Produktion unterſuchen ſoll. Die dritte Unterkommiſſion veranſtaltet eine allgemeine Unterſuchung des Welthandels und der Abhängigkeit der verſchiedenen Länder von dieſem. Die Kommiſſionen berichten dann wiederum in der Voll⸗ ſitzung, dieſe Vollſitzung ihrerſeits wieder macht Mitteilun⸗ gen übe das Ergebnis der Beratungen an den Völker⸗ bundsrat der bekanntlich im Juni zuſammentritt. Es iſt unter dieſen umſtänden alſo mit einer recht langwieri⸗ gen Arbeit zu rechnen und es iſt kaum anzunehmen, daß ſchon jetzt ein feſtes Programm für die künftige Konfe⸗ renz ausgearbeitet werden kann, ſondern man wird ſich vermutlich damit begnügen müſſen, eine Liſte der in Trage kommenden Berakungsgegenſtände aufzuſtellen. Schon daraus ergibt ſich, daß die eigentliche Weltwirtſchafts⸗ d in dieſem Jahre kaum noch abgehalten werden ürfte. 5 5 5 Ergebnisloſe Verhandlungen in Adſchda. Paris, 1. Mai. renz in Udſchda blieb weiter ergebnislos. Die Rifkabylen ſollen jede Diskuſſion und jedes Zugeſtändnis bis auf ein gewiſſes Entgegenkommen in der Entwaffnungsfrage ver⸗ weigert haben. General Simon ſoll den Rifdelegierten vorgeſchlagen haben, auch bei Abbruch der Verhandlungen und bei Wiederaufnahme der Feindſeligkeiten zur Aufrecht⸗ n des Kontaktes einen Vertreter in Udſchda zu aſſen. Wie aus Marokko gemeldet wird, iſt der Beginn der Feindseligkeiten noch um einige Tage verſchoben worden. Briand, der geſtern mit Painleve längere Zeit über Ma⸗ krokko konferierte, hat Preſſevertretern e erklärt, daß die den Rifleuten gewährte Friſt bis zum Montas, den 3. Mai. laufen werde. 7 2 Die Preußiſche Regierung beabſichtigt, die Entlaſſung dieſer Verzögerte Aufnahme der Feindſeligkeiten in Markoo. Die letzte Sitzung der marokkaniſchen Friedenskonfe⸗ Neichsverfaſſung zu veröffentlichen. Dieſe Denkſchrift wird Die Oſtfragen. Optimismus der Reichsregierung. 9 ö Berlin 1. Mai.. 15 Die parlamentariſchen Kreiſe fühlen ſich durch die ablehnenden Preſſeäußetungen der Weſtmächte über die Wilt unge des deutſch⸗ruſſiſchen Vertra⸗ ges ſtart beunruhigt. Zwiſchen den Regierungsparteien hat nun eine Ausſpfache ſtattgefunden, bei der die Folgen einer Demarche der Locarnomächte in Berlin durchaeſprochen wurden Im Gegenſat hierzu glaubt man in Regie vngsteſes, auch heute noch nicht an größere Kom⸗ plikationen, nachedm die Botſchafter auf alle Anfragen der fremden Regierungen weitgehendſte Auskunft er⸗ teilt ha“ en un) auch die fremden Botſchafter in Berlin ge⸗ nügend Grit: hatten, Rückfragen an das Auswär⸗ tige N zu ſtelle! Au die bevorſtehende Reiſe Vriands noch London, wohin er den Präſidenten der Re:. Doumergue begleiten wird, wird teilweiſe in keinen Zuſammenhan⸗ mit den gegenwärtig ſchwebenden außenpolitiſchen Frs befonders mit dem deutſch⸗ruſ⸗ ſiſchen Vertiag gebracht da nach den bisherigen Infor⸗ 115 mationen des deutſchen Botſchafters in Paris eine unmit⸗ 7 55 telbare Gefahr eines franzöſiſchen diplomatiſchen Gegen⸗ 1 angriffes gegen die Reichspolitik nicht vorliegen ſoll. 2 Braſtlanſſces Weißbuch über Genf. Veröffentlichung wichtiger Dokumente. des Berlin, 2. Mai. Wie man aus diplomatiſchen Kreiſen erfährt, plant die braſilianiſche Regierung die Herausgabe eines Weißbuches über die Haltung Brafiliens bei der letzten Genfer Völkerbundstagung, deren Mittel⸗ punkt natürlich die Stellungnahme zu der Frage des deut⸗ ſchen Ratsſitzes bildet Das Weißbuch ſoll u. a. folgende Dokumente enthalten: ein Telegramm Mello Francos an den braſilianiſchen Außenminiſter vom 17. Februar 1926. In dieſem Tele⸗ gramm berichtet Mello Franco von einer Anterredung mit dem deutſchen Generalkonſul Aſchmann, in welcher die⸗ ſer ct hingewieſen habe, daß die deutſche Regierung erwarte, bei der bevorſtehenden Tagung einen ſtändigen Ratsſitz zu erhalten und zwar als einzige Macht, der ein ſolcher neuer Sitz gegeben werde. Ein weiteres Dokument enthält die Aufzeichnung des braſtlianiſchen Außenminiſters Dr. Pachero über eine Unterredung mit dem deutſchen Geſandten in Rio de Janeiro. N „In dieſer Unterredung ſoll der Außenminiſter ausge⸗ 0 führt haben, Braſilien habe lange vor Deutſchland einen ſtändigen Sitz beanſprucht. Dieſes Geſuch ſei lediglich vertagt worden. Durch das deutſche Verlangen, zunächſt allein einen ſtändigen Sitz zu erhalten, ſei Zu Braſilien die Lage verändert, und es müſſe auf ſeine Zuſage in der Note vom 1. Dezember 1925 nochmals zurückkommen. In das Weißbuch ſollen im übrigen außer der erwähnten braſilianiſchen Note vom 1. Dezember 1925 auch die deut⸗ ſchen Noten vom 1. März 1926 und die braſtlianiſche Antwortnote vom 5. März 1926 aufgenommen werden, die von deutſcher Seite bereits veröffentlicht ſind. 8 Amwandlung der ſtaatlichen Polizei. Auf Grund einer Vereinbarung mit der Botſchafter⸗ konferenz. f 8 68 e Berlin, 3. Mai. Wie bereits vor einiger Zeit gemeldet, wird eine Reihe von Städten, in denen bisher ſtaatliche Polizei lag, in Zukunft kommunale Polizei erhalten. Die Amwand⸗ lung erfolgt auf Grund einer Vereinbarung mit der Botſchafterkonferenz, die bekanntlich gegen die Organiſa⸗ tion des deutſchen Polizeiweſens in der gegenwärtigen Form Einſpruch erhoben hat. Um die ſtaatliche Polizei 980 auf die Stärke zurückzuführen, die in den Verhandlungen mit der Botſchafterkonferenz vereinbart worden iſt, wird man eine Anzahl offener Stellen nicht wieder beſetzen. Ihre Zahl iſt ſo groß, daß darüber hinaus nur verhältnis mäßig wenig Polizeibeamte dem Abbau verfallen werden. N Beamten unter möglichſt günſtigen Bedingungen für die Ausſcheidenden vorzunehmen. Daher wird ſie dieſen Beamten Uebergangs⸗ und Entlaſſungsgelder zahlen, die ſich je nach den Dienſtjahren zwiſchen 2000 und 9000 Mark bewegen. ö 5 Die deuiſche Verfaſſungsreviſion. Eine Denkſchrift der Reichsregierung. ö bes Berlin, 3. Mai. Die Reichsregierung beabſichtigt, wie verlautet, in dieſen Tagen eine Denkſchrift über die Reviſion der die bayeriſchen Vorſchläge zur Ausgeſtaltung der Verfaſſung im föderaliſtiſchen Sinne umfaſſen, wobei jedoch gleichzeitig der Standpunkt der Reichsregierung in dieſen Fragen bekannt gegeben werden dürfte. 0 5 1 . 2 2 4 Generalſtreik in England. * Berhängung des Ausnahmezuſtandes. London, 1. Mai. Die Konferenz der Gewerkſchaften beſchloß, für Dienstag den Generalſtreik unter Einſchluß der lebenswichtigen Betriebe und des Verkehrsweſens zu verkünden, wenn die Streitigkeiten im Bergbau bis dahin nicht beigelegt ſind. Der König hat wegen der Ausſperrung im Kohlen- bergbau den Ausnahmezuſtand proklamiert. . 2 Aus dem Zu- und Auslande. Wirtſchaftsverbände gegen das Aufwertungsbegehren. Berlin, 3. Mai. Wie verlautet, werden in den nächſten Tagen mehrere bedeutende Wirtſchaftsverbände gegen das Volksbegehren in der Aufwertungsfrage Stellung nehmen, wie dies der Induſtrie⸗ und Handelstag bereits getan hat. Das franzöſiſch⸗amerikaniſche Schuldenabkommen. Paris, 1. Mai. Das zwiſchen Frankreich und Ame⸗ rika zum Abſchluß gekommene Schuldenabkommen bildet das Hauptthema der Preſſe. Nach den Ausführungen zu dieſem ſcheint das Abkommen keine helle Begeiſterung hervorgerufen zu haben. Die„Victoria“ nennt das Ab⸗ kommen eine amerikaniſche Duſche, für die Amerika nicht erwarten könne, einen warmen Dank Frankreichs zu er⸗ halten. Das„Echo de Paris“ bedauert, daß in dem Abkommen keine Sicherheitsklauſel enthalten iſt, die eine Feſtſetzung der franzöſiſchen Zahlungen gemäß den deut⸗ ſchen Leiſtungen beſtimmt. Das Blatt beklagt ſich auch, daß nichts geſagt worden ſei darüber, ob die aufgeſcho⸗ benen Zahlungen nicht verzinſt werden müſſen. Ruſſiſch⸗kandinaviſche Schiedsgerichtsverträge. Kopenhagen, 3. Mai. Der neue ſowjetruſſiſche Geſandte in Norwegen, Makar, der Nachfolger der Frau Kollontay, iſt in Oslo eingetroffen. Nach einer Moskauer Nachricht der„Berlingſke Tidende“ hat er den Auftrag, den Abſchluß ruſſiſch⸗kandinaviſcher Sicherheitsverträge vorzubereiten und zunächſt mit der norwegiſchen Regierung hierüber in Verhandlungen einzutreten. Vermittlungsverſuch zwiſchen Hindus und Mohammedanern. Simla, 3. Mai. Das Kalifatskomitee wird am 6. und 7. Mai in Delhi einen Kongreß abhalten, auf dem eine Entſchließung gefaßt werden ſoll, die ſich an die einfluß⸗ reichen Hinduführer wendet, um ſie um ihren Beiſtand zur Herbeiführung des Friedens zwiſchen Hindus und Moham⸗ medanern zu bitten. Die beiden Parteien ſollen aufgefor⸗ 8 werden, ihre Propagandatätigkeit einzuſtellen. Sollte ieſer Einigungsverſuch fehlſchlagen, ſo wollen die Moham⸗ medaner eine Kampagne großen Stils gegen die Hindus einleiten.* Luftverkehr London Berlin— Moskau. Regelmäßiger Nachtflugbetrieb. Wie bereits gemeldet, eröffnet die Deutſch⸗ruſſiſche Luft⸗ verkehrsgeſellſchaft(Deruluft) den Verkehr auf ihrer Strecke Königsberg Moskau am 1. Mai. Am gleichen Tage wird auch die Linie Berlin— Danzig Königsberg als Nacht⸗ luftverkehrsſtrecke von der Deutſchen Lufthanſa in Betrieb genomen. Um 2 Uhr nachts fliegt die Nachtmaſchine in Tempelhof ab und erreicht um 6.50 Uhr den Anſchluß an das um 7.30 Uhr in Königsberg ſtartende Deruluft⸗Flug⸗ zeug, das um 17.30 Uhr in Moskau eintrifft. In entgegen⸗ — geſetzter e die Zeiten: Moskau ab 3 Uhr, Kö⸗ nigsberg an 13 Uhr, ab 15 Uhr, Berlin an 20 Ahr. Bei einer Flugdauer von 17 Stunden ſteht hier eine 65 ſtündige Eiſenbahnfahrt gegenüber. Der vorläufige Flugſchein⸗Verkauf und das Publikums⸗ intereſſe laſſen erkennen, daß die Organiſation dieſes Luft⸗ weges den Wünſchen der Wirtſchaft ſehr entſpricht. Das erſte Mal im Luftverkehr überhaupt werden Paſſa⸗ giere im regelmäßigen Nachtflugbetrieb beför⸗ dert, während man ſich in den Vorjahren bei den Verſuchs⸗ ſtrecken auf die Mitnahme von Poſt beſchränkte. Die Fort⸗ ſchritte, die man in ſieben Jahren deutſchen Luftverkehrs gemacht hat, treten hier beſonders augenſcheinlich in Er⸗ ſcheinung und werden ſich, nachdem eine vollſtändige Tren⸗ nung im Paſſagierverkehr und in der Frachtbeförderung eingetreten iſt, auf welche die Entwicklung abzielt, gerade auf dieſer großen internationalen Handelsſtrecke noch weiter auswirken. * merkte man die ſorgſame Vorſorge. 2————. 8 9 Aus dem badiſchen Lande. Die Elektrifizierung der Strecke Mannheim— Baſel. Karlsruhe, 1. Mai. Im Haushaltsausſchuß des badiſchen Landtages teilte der Finanzminiſter zur Frage Projekt der Elektrifizierung der Strecke Mannheim—Bafe! der Elektrifizierung der badiſchen Bahnen mit, daß das von der Reichsbahn zu Gunſten der Strecke München Augsburg— Stuttgart zurückgeſtellt und ſeine Ausführung auf ſpäter verſchoben worden ſei. In der ausgedehnten Ausſprache kam zum Ausdruck, daß Baden ſeine An⸗ ſprüche auf Elektrifizierung ſeiner Bahnen an erſter Stelle im Intereſſe des Geſamtverkehrs und der beſonderen Ver⸗ hältniſſe aufrecht zu erhalten und in weiteren Verhand⸗ lungen zur Geltung zu bringen habe. Mannheim.(Der Prozeß Erythropel) An⸗ ter ſtarkem Andrange des Publikums wurde am hieſigen Großen Schöffengericht wegen Amtsunterſchlagung und Betrug gegen den 51 Jahre alten verheirateten ſtädti⸗ ſchen Verwaltungsinſpektor Wilhelm Emil Erythropel von Altona. wohnhaft dahier, verhandelt. Der Angeklagte hatte neben ſeiner amtlichen Eigenſchaft auch das ehren⸗ amtlich zu verſehende Amt eines Vorſtehers für den 49. Mannheimer Armenbezirk. Auf dieſem Vertralens⸗ poſten bereicherte er ſich an Geldern für die Armen. In einer Reihe von Fällen fälſchte er Eilanträge für ſofortige Anterſtützung von Armen in Höhe von 4300 Mark und entſprechend auch die Bezirksliſten, ferner fälſchte er wirklich geſtellte Anträge durch Aenderung der Zahl 1, ſodaß die Beträge verzehnfacht wurden, unterdrückte ord⸗ nungsgemäß geſtellte Anträge und verrechnete an ihrer Stelle höhere Beträge. Erythropel bezog ein Gehalt von 4000 Mark, das für ſeine Exiſtenz ausgereicht hätte. Der Staatsanwalt beantragte 4 Jahre Zuchthaus, da der Angeklagte in einer öffentlich⸗rechtlichen Stellung ge⸗ handelt habe. Die Verteidigung plädierte auf möglichſt geringe Strafe und beſtritt, daß der Angeklagte ſich in einer öffentlich⸗ rechtlichen Beamteneigenſchaft befunden habe. Nach längerer Beratung verkündete das Gericht eine Gefängnisſtrafe von 2 Jahren 3 Monaten, ab 3 Monate Unterſuchungshaft, wegen Amtsunterſchlagung und Urkundenfälſchung. Erſchwerend fiel ins Gewicht die große Gemeinheit der Tat und daß er direkt auch die Armen mit ſeinen Betrügereien ſchädigte, mildernd, daß er bei ſeinem Hausbau in finanzielle Schwierigkeiten ge⸗ raten war. Die bürgerlichen Ehrenrechte wurden ihm für drei Jahre aberkannt. Karlsruhe.(Vom Zug erfaßt.) Ein von Mann⸗ heim kommendes Auto wurde am Uebergang beim Exer⸗ zierplatz in Ettlingen durch einen Zug der Halbtalbahn in dem Moment erfaßt, als das Auto über die Hleiſe hinwegfahren wollte. Die Inſaſſen, ein Herr, eine Dame und ein Kind, kamen mit mehr oder weniger ſchweren Verletzungen davon. Das Auto ſelbſt wurde vollſtändig zertrümmert. Die Schuldfrage iſt noch nicht geklärt. Freiburg.(Vergehen gegen das Jugend⸗ wohlfahrtgeſetz.) Der 16jährige Tunichtgut einer hieſigen Familie war auf Anordnung des Jugendamtes in Fürſorgeerziehung gegeben worden. An verſchiedenen Plätzen ging er wieder durch, zuletzt entwich er von dem Hofe eines Landwirts im Unterland. Dieſe letzte Flucht wurde von ſeinem älteren Bruder und ſeiner Mutter begünſtigt und mit Geld unterſtützt. Das Jugendamt ſtellte Strafantrag, worauf durch Strafmandat über Mutter und Sohn wegen Begünſtigung je acht Tage Gefängnis wegen Vergehens gegen das Jugendwohlfahrtsgeſetz ver⸗ hängt wurden. Das hieſige Amtsgericht hat in der Sitzung die Strafen beſtätigt und den Einſpruch der Beſtraften abgewieſen. Freiburg.(zur Verhaftung eines Spar⸗ kaſſenangeſtellten.) Von dem Sparkaſſenangeſtell⸗ ten Eiſele, über deſſen Verhaftung wir berichteten, war in jeder Beziehung für die Beraubung der Sparkaſſe Vorſorge getroffen worden. Nicht allein mit Ein⸗ bruchswerkzeugen war er vollkommen ausgerüſtet, zur Un⸗ terbringung der vielen Geldſcheine, die er in den Kaſſen⸗ ſchränken zu finden hoffte, hatte er ſich vier Kaſſetten aus Eiſenblech anfertigen laſſen, die er an einem nicht leicht auffindbaren Platz im Sparkaſſengebäude verwahrte. Ent⸗ ſpricht ſein bisheriges Eingeſtändnis der Wahrheit, ſo wollte er das geraubte Geld nicht ſofort an ſich nehmen, ſondern in einem Verſteck unterbringen und das Weitere abwarten. Erſt ſpäter beabſichtigte er damit ins Ausland zu 3 ein Auslandspaß fand ſich bereits in ſeinem Be itz. 1 e 0 Aus Nah und Fern. Darmſtadt.(Eine unachtſame Mutter.) Wäh⸗ rend die Mutter die Schaufenſter in der Stadt beſichtigte, id ae ae 99 auf die Straße und 7 e überfahren. Man brachte das ind in das Krankenhaus. 5 e 0 Ingeweim. Ein glänzender Vorſchlag.) Chormeiſter Philipp Bitz in Mainz, der zahlreiche Geſang⸗ vereine in der hieſigen Gegend leitet, erklärt in der„In⸗ gelheimer Zeitung“, aus den Kritiken der Konzerte eien pure Lobhudeleien für die Geſangvereine entſtanden. Mit dieſer Methode müſſe gebrochen werden. Am beſten ſei es, wenn die Vereine ſich einen völlig unabhängigen Kri⸗ tiker pon auswärts kommen laſſen auf ihre Koſten, der keinerlei Rückſichten auf den Verein, auf die geſchäftlichen Intereſſen der Zeitungen, auf den Dirigenten und die Sänger zu nehmen habe. Alzey.(Grauſiger Leichenfund.) In Eſſelborn wurde durch die Gendarmerie die Leiche eines Mannes, an einem Maſt der Starkſtromleitung hängend, aufgefun⸗ den. Der Selbſtmörder hatte den Maſt erklettert bis in die Nähe der Leitungsdrähte und, indem er ſich mit den Beinen an dem Eiſengerüſt feſtklammerte, mit dem Kücken die Starkſtromleitung berührt, ſo daß kurz darauf der Tod eintrat. Eine Identifizierung des Toten iſt bis jetzt noch nicht gelungen, doch liegt die Möglichkeit nahe, daß es ſich um einen am Bahndamm Hettenheim arbeitenden Mann handelt. Der Tote iſt ungefähr 40 Jahre alt. „ obienz.(Las gesprengte Kriegsdenkmal.) In Eberhahn auf dem Weſterwald hatten die Amerikaner im Jahre 1919 ein Denkmal errichtet zur Erinnerung an das Endziel des Vormarſches der amerikaniſchen Trup⸗ pen in Deutſchland. Da der Platz, auf dem der rieſige Betonblock aufgeſtellt war, jetzt für den Bau eines Haufſes verkauft worden iſt, iſt mit Genehmigung der Rhein⸗ landkommiſſion das Denkmal beſeitigt worden. Neun Sprengungen waren nötig, um den Koloß einigermaßen Trier.(Separatiſtiſche Selbſtbeſchurdi⸗ gung vor Gericht.) Gelegentlich einer Verhandlung vor dem Trierer Schwurgericht, in der ein aus der Se⸗ paratiſtenzeit bekannter Elektrotechniker namens Reuter 95 auseinander zu machen. zu ſechseinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, weil er am 1. Juni 1923 den Rottenarbeiter Matthias Dietz vorſätzlich erſchoſſen hatte, kam es zu gegenſeitigen Be⸗ ſchuldigungen mehrerer als Zeugen geladener Separati⸗ ſten. So teilte der verurteilte Reuter mit, daß der Se⸗ paratiſtenführer dem früheren Separatiſten Schneider den Auftrag gegeben habe, den damaligen ſtello. Oberbürger⸗ meiſter Stöck zu ermorden. Auch habe er bereits Benzm bereit geſtellt, womit das Wohnhaus des Stöck ange⸗ zündet werden ſollte. Der Zeuge Martzen beſchuldigte nun Reuter, dieſer und Schneider hätten unberechtigte Be⸗ ſchlagnahmungen vorgenommen und in der Trierer Gegend geräubert. Im Vollzugsausſchuß der Separatiſten ſei die Rede davon geweſen, daß ein Geſpräch wegen Ermordung der Herren Stöck und des Abgeordneten Prälat Dr. Kaß in Separatiſtenkreiſen im Umlauf ſei. Wegen der von Reuter erhobenen Beſchuldigung wurde bereits ein neues Gerichtsverfahren eingeleitet. Saarbrücken.(Eine Tracht Prügel für Se⸗ paratiſten.) Wie aus Sulzbach gemeldet wird, ver⸗ anſtalteten dort bezahlte ſeparatiſtiſche Elemente eine Ver⸗ ſammlung, in der ein Separatiſt aus dem beſetzten Gebiet Weſt⸗Propaganda zu machen verſuchte. Einige Zuhörer ſahen ſich genötigt, den Herren Sonderbündlern eine Tracht 2 zu verabfolgen und ſie darauf an die Luft zu Aſchafſenburg.(Gefährliche Spielerei.) In Gerolzhofen verſchluckte ein neunjähriger Knabe einen klei⸗ nen Knopf und verheimlichte das ſeinen Eltern. Gegen Abend bekam der Junge Atembeſchwerden. Auf dem Wege zum Arzt verlor er das Bewußtſein, brach zu⸗ ſammen und verſtarb nach einer Viertelſtunde. München.(Schweres Sittlichkeitsverbre⸗ chen.) Hier lockte ein Mann ein fünfjähriges Mädchen in einen abgelegenen Raum eines Hauſes und verging ſich an ihm. Das Kind mußte nach einigen Tagen wegen ſchwerer Geſchlechtskrankheit ins Krankenhaus gebracht werden. Leider iſt der Wüſtling entkommen. Hamm i. W.(Raub der Bahnhofkaſſe in Hamm.) Einbrecher drangen in den Kaſſenraum des hieſigen Perſonenbahnhofes ein und erbrachen den Geld⸗ ſchrank. Sie erbeuteten etwa 165000 Mark, die zu Ge⸗ i aufbewahrt wurden. Die Täter ſind unbe⸗ Prinzeſſin Tatjana. Abenteuer einer ruſſiſchen Großfürſtenfamilie auf der Flucht. Von Willy Zimmermann ⸗Sſuslow. 38. Fortſetzung. a Nachdruck verboten. Alexei Petrowitſch begleitete die Wirtin ins anſchlie⸗ ßende Zimmer. Auch in ſeiner Ordnung und Traulichkeit Die beiden für die Fürſtin und Tatjana vorbereiteten Betten waren weiß überzogen. In bequemen Lehnſeſſeln ſaßen der Fürſt und die Fürſtin und ſchauten ſinnend in den freundlichen Schein der Tiſchlampe. In dem Bad, das gleich nach der Ankunft der Flüchtlinge hergerichtet war, hatte man nicht nur die langentbehrte Reinlichkeit, ſondern auch ein gut Stück der alten Hoffnungen wiedergefunden. Die von Peter Antonowitſch zur Verfügung geſtellten Wäſche⸗ und Kleidungsſtücke ließen die äußere Behaglichkeit als woh⸗ liges Empfinden nach innen ſtrahlen. Tatjana ſaß in anmutiger Schweſterntracht neben ihrem Bett und las in einem abgegriffenen Gebetbuch. Maria Nikandrowna ging auf den Fürſten zu und reichte ihm die Hand. 15 heiße Sie unter unſerem Dach herzlich willkom⸗ men,“ ſagte ſie ſchlicht. über Sie ausbreite.“ Der Fürſt erhob ſich. „Ich muß um Entſchuldigung bitten, daß ich unſere Sorgen in Ihr ſtilles Haus hineingebracht habe.“ „Jetzt iſt es ſtill,“ lachte Maria Nikandrowna.„Mor⸗ gen früh werden meine beiden Jungen für genügend Lärm ſorgen.“ Sie reichte der offenbar wieder leidenden Fürſtin die Hand und ging dann auf Tatjana zu, die ihren Platz ver⸗ laſſen hatte und an den Tiſch getreten war. Iſt's wahr, daß Sie nur bis zum Frühling bei uns bleiben wollen?“ fragte Maria Nikandrowna mit einem bewundernden Blick auf das ſchöne Geſicht der Prinzeſſin. „Bis zum Frühling.“ Den Blick ſenkend, fügte ſie hinzu: „Wenn Gott es nicht anders fügt.“„ — „Gott gebe, daß es ſeinen Segen und ſchon komme ich mit einem Wunſch. Darf ich Sie um etwas bitten?“ „„Zwei Buben habe ich, ſie können kaum über dieſen Tiſch hinwegſchauen. Dafür reicht aber das Haus mit ſämtlichen Nebenbauten für ihre gut entwickelten Lungen nicht aus. Wollen Sie mir helfen, dieſe Geiſter ein wenig bändigen?“ Tatjana faßte die ihr dargebotenen Hände. Aus dem ernſten Glanz der Augen tauchte ſchüchtern die Freude auf. „Das will ich herzlich gern tun, wenn ich dazu nur fähig bin.“ „Die Fähigkeit kommt mit dem Wollen und mit der Liebe die Luſt.“ Maria Nikandrowna zog den blonden Mädchenkopf an ſich und küßte Tatjana die Stirn. „Und nun ſagen Sie mir,“ wandte ſich Maria an die Familie,„haben Sie Wünſche: Fehlt noch etwas?“ „Alles ſchöner, viel ſchöner, als wir zu hoffen wagten,“ ſagte der Fürſt.„Aber“— bei dieſen Worten zitterte des Fürſten Stimme—„wir ſind Ausſätzige, teure Frau, und unſere Krankheit iſt anſteckend. Ich bitte Sie herzlichſt, uns bei den erſten Anzeichen einer Gefahr die Gaſtfteundſchaft zu kündigen. Es brennt mir ſchwer auf der Seele, daß wir ſchon einen lieben Menſchen an unſer Schickſal ge⸗ ſchmiedet haben. Auch in dieſem Haus lagern jetzt die Schatten unſeres Unglücks. Es gibt keinen Dank, der eine ſolche Schuld abtragen könnte.“ Tatjana ging zu ihrem Stuhl und beugte ſich über die vergilbten Blätter des Buches. „Wir alle ſind Genoſſen einer unglücklichen Zeit,“ ant⸗ wortete Maria Nikandrowna.„Der beſte Dank iſt treues Zuſammenhalten in Not und Leid.“ „Man muß ſtark ſein, um ſo zu denken und gut, um ſo handeln zu können.“* „Weil die meiſten Menſchen weder gut no ſtark ſind, zermürben ſie ſelbſt im gemeinſamen Elend dur ank und Unfrieden den Kitt, der ſie zu einem unangreifbaren Stoff vereinigen könnte. Die Not iſt der beſte Prüſſtein aller guten Eigenſchaften.“ VF ——„ „Sie haben noch kein viertel Zifferblatt hier verbracht „Und die Freude macht übermütig,“ ſagte der Fürſt. „Wie lange ſchon waren wir nicht übermütig!“ „In die grauen Schatten unſerer Zeit paſſen keine bunten Farben. Doch ich glaube, auch die Zeit kommt wieder, wo wir auf einem prächtigen Lebensbild den Platz für die Schatten vergeblich ſuchen.“ „Wer ſo glauben könnte!“ ſagte der Fürſt mit gefal⸗ teten Händen. Seine Augen ſchienen ſich dieſes Bild aus⸗ zumalen und in ihm zu erglänzen. 5 „Wenn wir's nicht erleben ſollten, ſo können wir uns doch an der Hoffnung aufrichten.“ 8 Der Doktor Peter Antonowitſch öffnete die Tür und rief ſeiner Gattin zu, daß es ber die Herrſchaften nach der angeſtrengten Reiſe Zeit zur Ruhe ſei. 5 Als die Tür ins Schloß ſchnappte, ſagte der Fürſt:„Von guten Menſchen zu ſcheiden, iſt ſchwer. Blutsverwandte hinzugeben iſt bitter. Aber dem Vaterlande entſagen zu müſſen, dafür gibt es keinen Troſt.“ *** Der nächſte Morgen brachte Sonnenſchein und friſchen Oſtwind. Und doch laſtete es trotz der glitzernden Straßen und blinkenden Giebel wie ein Alb über dem Dorfe. Scheu und einſilbig ſchlich man aneinander vorüber. Ur die Einwohner ſchienen ſich die durch das Dorf ſtreifenden Polizeibeamten nicht zu kümmern. Sie ſprengten hinunter zur Landungsbrücke, ritten weiter ſtromaufwärts, kehrten nach einiger Zeit zurück und waren dann verſchwunden. Gegen Mittag gab es neuen Beſuch. Wieder waren es berittene Poliziſten. Einer löſte von großer Rolle Plakate, die mit roter Schrift auf weißem Grunde eine Betannt⸗ machung aufwieſen. Bald leuchteten die roten Buchſtaben von mehreren ſichtbaren Ecken. Dann zogen die Beamten weiter, offenbar zu den nächſten Ortſchaften, um dort ebenfalls die Wünſche der Behörde bekannt zu geben. „Kannſt dus leſen?“ fragte ein kurzhalſiger Bauer den Nachbar.„Es ſteht nicht allzu viel darauf.“ „Es iſt genug für uns alle,“ antwortete der Gefragte. „Kannſt es dir ausſuchen. Geld verdienen oder den Hals rechen.“(Fortſetzung folgt.) „. W o . 2 85 2 — 1a N Snun N F „ n ANI n M N E nenn * 2 O — 25 Colmar.(Vom Feuer erfaßt.) Die etwa 55 Jahre alte Witwe Mergel wurde, als ſie am Waſchkeſſel ſtand, auf bisher noch unaufgeklärte Weiſe vom Feuer erfaßt und war im Nu eine brennende Säule. Auf ihre Hilferufe eilte der zufällig auf dem Rade vorbeifahrende Bahnangeſtellte Joho herbei, dem es gelang, die Flam⸗ men zu erſticken. Mit ſchweren Brandwunden mußte die Verunglückte ins Krankenhaus gebracht werden. Hindenburg.(Verhaftungen in der Bres⸗ lauer Mordaffäre.) Zwei Breslauer Kriminalbe⸗ amte verhafteten die Verſicherungsagenten Gebrüder Kor⸗ leck, die in Verdacht ſtehen, den Fiſchhändler Kochmann und ſeine Tochter in Breslau ermordet zu haben. Die Verhafteten leugnen die Tat, geben aber zu, die Ermorde⸗ ten in Verſicherungsangelegenheit am Donnerstag früh beſucht zu haben.. a Grevesmühlen.(Wegen einer Glühbirne in den Tod.) Der wegen„Vergehens im Amte“ zu fünf Tagen Gefängnis verurteilte Nachtwächter Kollmorgen hat einem Leben kurz nach der Arteilsverkündung durch einen evolverſchuß ein Ende gemacht. Aus dem Rathauſe war vor längerer Zeit eine Glühbirne abhanden gekommen, die man ſpäter im Hauſe des Wächters wiederfand. Der Rat der Stadt glaubte die Sache zur Anzeige bringen zu müſſen und K. wurde zu 14 Mark Geldſtrafe verurteilt. Er legte Berufung ein. Das Ergebnis der zweiten Verhandlung nahm er ſich ſo zu Herzen, daß er zur Waffe griff. Chemnitz.(Schwerer Autounfall.) Ein Laſt⸗ auto der Berliner Schokoladefirma Hildebrand und Sohn fuhr an einem ſteilen Bergabhange bei Waldheim i. S. inſolge Verſagens der Bremſe gegen ein Haus. Der An⸗ prall war ſo ſtark, daß das Haus zum Teil einſtürzte. Der Chauffeur wurde beim Zuſammenſtoß getötet, der Beifahrer ſchwer verletzt. Breslau.(Doppelmord.) Hier iſt ein Doppel⸗ mord verübt worden. Der Kriegsverletzte und oberſchleſiſche Flüchtling Joſeph Kochmann und ſeine 24 jährige Tochter wohnten hier als Untermieter in dürftigſten Verhält⸗ niſſen. Hier erſchien ein junger Mann, dem die Tochter öffnete. Bald darauf wurden Hilferufe und Revolver⸗ ſchüſſe vernehmbar. Der Täter ſteckte nach dem Mord das Zimmer in Brand und entkam. Die Feuerwehr fand Kochmann erſtochen und die Tochter erſchoſſen mit durch⸗ ſchnittener Kehle am Boden liegend vor. Es ſcheint ſich um einen Racheakt zu handeln. 2— Kleine Chronik. If Eine Ausſtellungshalle eingeſtürzt. Aus Paſſau wird gemeldet: Beim Abbruch der„Heimatſchauhallen“ ſtürzte plötzlich das Dach einer Halle zuſammen und begrub eine Anzahl Arbeiter unter ſich. Soweit bisher feſtgeſtellt werden konnte, ſind zwei Arbeiter ſehr ſchwer und zwei andere leicht verletzt. A Glaubenswechſel der rumäniſchen Königin. Die rumäniſche Königin Maria, die bisher der anglikaniſchen Kirche angehörte, iſt nach einer Meldung aus Bukareſt zum orthodoxen Glauben übergetreten. ab Um die Goldfunde in Panama. Nach Meldungen aus Panama haben die von engliſcher Seite verbreiteten Erklärungen über die Goldfunde in Panama dort große Ueberraſchung hervorgerufen. Man glaubt allgemein, daß 50 8 8 895 der gemachten Goldfunde weit übertrieben orden iſt. A Eine abgelehnte Stiftung Nockefellers. Wie aus Kairo gemeldet wird, hat die ägyptiſche Regierung das Angebot John D. Rockefellers, 10 Millionen Dollar für archäologiſche Forſchungen zu ſtiften, endgültig abgelehnt. A Raubüberfall auf einen ruſſiſchen Schnellzug. Der Schnellzug Moskau Taſchkent iſt kurz vor Taſchkent von einer Räuberbande überfallen worden. Die Paſſagiere wurden ausgeraubt. Dem Sekretär der afghaniſchen Ge⸗ fiche dest der in dieſem Zuge fuhr, wurde die diploma⸗ liſche oſt geraubt. Es iſt den Behörden gelungen, einen Teil der Näuberbande feſtzunehmen. Die diplomatiſche Poſt konnte jedoch nicht wiedergefunden werden. Die Sowjetregierung hat der afghaniſchen Regierung ihr Be⸗ dauern ausgeſprochen. ib Ein blutiger Streit am See Genezareth. Die Times berichtet aus Jeruſalem, daß bei einem Streit zwiſchen kur⸗ diſchen und tſcherkeſſiſchen Fiſchern an den Ufern des Sees Sadr 9 Fiſcher getötet und verſchiedene verwundet urden. u Der Sohn des Kronprinzen Carol hat keinen Ge⸗ burtsſchein. Frau Zizi Lambrino, die ihren früheren Gat⸗ ten, den Prinzen Carol von Rumänien, auf Schadenerſatz verklagt hat, beabſichtigte, ihren Sohn in einem Lyzeum in Paris unterzubringen. Der Direktor der Anſtalt wei⸗ gerte ſich aber, den Schüler aufzunehmen, weil dieſer keine Zivilſtandespapiere und keine Ermächtigung ſeines Vaters vorweiſen konnte. Zizi Lambrino hat daraufhin den Prin⸗ zen verklagt, im Pariſer Juſtizpalaſt zu erſcheinen und die zur Identität des Knaben nötigen Papiere vorzulegen. If Tſchangſolins ruſſiſche Hilfsvölker. Nach einer To⸗ kioter Meldung des„Tägl. Korreſp.“ ſpielen die Soldaten der ſogenannten nationalen Armee den ruſſiſchen Hilfsvöl⸗ kern des Generals Tſchangſolin beſonders übel mit, die ge⸗ fangenen Ruſſen(aus der früheren Weißen Armee) werden von den Truppen des chriſtlichen Generals Feng in un⸗ menſchlichſter Weiſe gemartert; u. a. iſt es ein beliebter port, ihnen einen Ring durch die Naſe zu ziehen und ſie dann wie gefangene Bären am Strick fortzuführen. Tſchang⸗ ſolin ſelbſt ſcheint übrigens ſeine ruſſiſchen Hilfstruppen zicht ſehr hoch einzuſchätzen; bei den jüngſten Kämpfen ſchickte er wiederholt eine Koſakenabteilung ins Treffen, die Ruſſen gerieten dabei in den dichteſten Kugelregen, und da ſie mehrfach vorzugehen gezwungen wurden, ſollen ſie bis auf den letzten Mann aufgerieben worden ſein. Angeb⸗ lich ſollen auch unter den Ruſſen, die hier für China ihre aut zu Markte tragen, ſchon Meutereien vorgekom⸗ men ſein. f Ar Die geplante Stilfſerjoch⸗Bahn. In Mailand hat in Gegenwart Muſſolinis die entſcheidende Sitzung des Aus⸗ ſchuſſes für den Bau der Stilfſerjoch⸗Bahn ſtattgefunden. In dem Bericht, der Muſſolini vorgelegt wurde, ſteht zu leſen, daß durch den Bau dieſer Bahn München dem Hafen von Genua um 200 Tarifkilometer näher liegen würde als der Hafen von Hamburg. Genua würde dadurch das Zen⸗ trum des geſamten mitteleuropäiſchen Warenverkehrs werden. Senator Crepſi hob den Wert der Bahn für eine direkte Verbindung nach Südtirol und ihre ſtrategiſchen Vorteile hervor. Der Vertreter Venetiens hatte zuerſt fiene f. erhoben, dann aber erklärt, daß Venedig einver⸗ ſtanden ſei, wenn ſich der Bau als ein national nützliches Internehmen erweiſe. Schließlich wurde der Bau grund⸗ bilde ene Muſſolini erklärte aber, daß an eine dige Inangriffnahme des Bahnbaues nicht zu denken ſei. währt Lokales und Allgemeines. Seckenheim, 3. Mai. 2. Evang. Rirchengemeinde. Durch Erlaß des evang. Oberkirchenrats iſt Vikar Dr. Schütz zum Vikar an die Lutherkirche in Mannheim und Pfarrkandidat Eugen Kammerer von Graben zum Vinkar in Seckenheim ernannt worden. Das Fest der silbernen Hochzeit feierten am geſtrigen Tage Herr Peter Münd und ſeine Ehefrau Anna geb. Schwöbel. Herzlichen Glückwunſch. Maiteier der freien Arbeiterschaft. In einer würdigen Form feierte die hieſige organiſierte Arbeiterſchaft am Samstag ihren Maifeiertag. Kinder am morgen unter Führung der Naturfreunde hinaus in die freie Natur zu Spiel und Geſang auf grüner Wieſe, folgte am nachmittag eine gemeinſame zwangloſe Wanderung der Aelteren zur Teilnahme an dem Feſtſpiel„Europa“ der Mannheimer Arbeiterſchaft im Luiſenpark. Am Abend fand im Anſchluß an einen Umzug im Vereinshaus eine erhebende Feier ſtatt. Sie wurde eingeleitet mit„Frühlingserwachen“ v. J. S. Bach mit Frl. Bender⸗Mannheim am Flügel. Dem„Lied der Maien“, eindrucksvoll rezitiert von Frl. Friedel Rhein⸗ hardt, folgte der„Feſtgeſang“ vom Arbeitergeſangverein vorgetragen. Der„‚Pilgerchor“ aus R. Wagner's „Tannhäuſer“ mit feinſtem Empfinden von Frl. Bender, Flügel und Herr Winkler, Violine vorgetragen, löſte andächtigſte Stimmung aus.„Zu deinem Geſtade, Land der Menſchen“, Gedicht von K Bröger, rezitierte wiederum Frl. Friedel Rheinhardt. Die Feſtrede hielt Profeſſor Ueberle⸗Mannheim. Es wäre nur zu wünſchen, daß die hohen, ſchönen Gedanken dieſes geiſtvollen Redners nicht nur bei den Arbeitern, ſondern allgemein erfaßt und verwirklicht würden. Der Grundlage unſeres Elends wäre der Boden entzogen. Von ergreifender Wirkung war der Sprechchor„Der erſte Tag“. In wunderbarer Weiſe iſt hier das Ringen um das große Werk der Menſchheitsbefreiung dargeſtellt. Im zweiten Teil wechſelten muſikaliſche Darbietungen mit rezitatoriſchen und geſanglichen Vorträgen ab. Ganz reizend wurde durch 6 Turnerinnen in duftenden ſtilvollen Koſtümen eine alte ſchwediſche Polka in Rokokocharakter getanzt. Mit einem Chor des Arb.⸗Geſangvereins fand die ein⸗ drucksvolle Feier ihren würdigen Abſchluß. Eden. Lichtspiele. Heute zum letzten Male läuft in dieſem Lichtſpieltheater u. a. der Film„Luiſe Millerin“ nach Motiven unſeres großen Dichters Friedr. v. Schiller. Was hier auf der Leinwand gezeigt wird, kann auch den verwöhnteſten Theater⸗ und Kinofreund befriedigen. Die Handlung iſt bis zum letzten Moment ſpannend und ein Beſuch lohnend. f Neue Fünfzigpfennigſtücke. Das Reichsfinanzminiſterium ha! mit dem von ihm herausgegebenen Hartgeld nicht vie! Glück gehabt. Die 1⸗Pfennig⸗Stücke werden kaum benutzt und füllen in Maſſen die Keller der Reichsbank. Die 1⸗Mark⸗Stücke haben teilweiſe eine ſo ſchlechte Le⸗ gierung, daß ſie nach kurzer Zeit des Gebrauchs voll⸗ kommen ſchwarz und unanſehnlich werden. Am ſchlimm⸗ ſten aber ſteht es mit den 50⸗Pfennig⸗Stücken. Dieſe 50⸗Pfennig⸗Stücke ſind von Anfang an in geradezu un⸗ heimlicher Menge gefälſcht worden. In jedem Monat werden mehrere ſolcher Fälſcherwerkſtätten aufgedeckt. Außer den falſchen Fünfzigern gibt es aber auch noch „echte“ falſche Fünfziger. Aus einer Münzſtätte ſind näm⸗ lich mehrere Präge⸗Stempel geſtohlen worden, ſo daß es Fälſchungen gibt, die mit den echten Stempeln her⸗ geſtellt und von den Originalen kaum noch zu unterſchei⸗ den ſind. Große Firmen, die ihr Bargeld direkt an die Reichsbank abliefern, erleiden durch die Ausſonderung der Falſchſtücke ſchon ſeit Jahr und Tag große Ver⸗ luſte. Trozdem hat man mehr als ein halbes Jahr ge⸗ braucht, bis man nach langwierigen Verſuchen einen Aus⸗ weg gefunden hat. Er beſteht darin, daß man die 50⸗ Pfennigſtücke durch Nickelgeld, das ſorgſamer geprägt iſt, erſetzt. Ein entſprechender Geſetzentwurf ſoll in nächſter Zeit dem Reichsrat zugehen. — Frühjahrskrankheiten. Am Ausgang des Winters beginnt für anfällige Naturen eine Gefahrenzeit. Alte Leute und Schwächlinge ſterben mehr als ſonſt. Wer das Luftbad ausgeſetzt und den Aufenthalt in der freien Natur eingeſchränkt hat, in deſſen Blut ſammeln ſich durch die verminderte Ausſcheidung Stoffwechſelſchlacken. Das ſchafft dann die Frühjahrskrankheitsneigung, und macht ſelbſt eine harmloſe Erkältung zur Krankheit. Vorbeugend wirken fleißiges Luftbad, Packungen, Einſchränkung der Fleiſchkoſt, Genuß von Obſt und Gemüſe. — Wohnungstauſchbeihi fen der Reichsbahngeſellſ haft. Um den Wohnraum verſetzter Beamten durch Austauſch zu erhalten und um den Austauſch zu beſchleunigen ge⸗ die Reichsbahngeſellſchaft ihren Beamten Woh⸗ nungstauſchbeihilfen, ſofern durch eine Beihilfe Tren⸗ nungsentſchädigungen für einen Beamten erſpart wer⸗ den. Die Wohnungstauſchbeihilfen ſollen den Beamten in den Stand ſetzen, Abfindungsſummen zu zahlen, falls ohne ſolche Zahlungen in abſehbarer Zeit eine Tauſchwoh⸗ nung nicht zu erlangen wäre. — Neue Poſtwertzeichen für den Weltverkehr. Bet der Neuausgabe von Poſtwertzeichen im kommenden Sommer werden auch die zur Freimachung von Auslandspoſtkarten und Auslandsbriefen erforderlichen Werte zu 15 und 25 Pfennig herausgegeben. Einer Wanderung der 1 — Meſſungen der Atmosphäre durch Kegiſtrierballons. f Zum Zwecke wiſſenſchaftlicher Erforſchung höherer Luft⸗ ſchichten werden, wie die Landeswetetrwarte mitteilt, gleich⸗ zeitig an beſtimmten Tagen des Jahres von allen grö⸗ 5 e Inſtituten der Erde unbemannte Luftballons aufgelaſſen, welche ſelbſttätig ſchreibende In⸗ ſtrumente zur Aufzeichnung von Luftdruck, Temperatur und Feuchtigkeit tragen. Die Ballons erreichen Höhen von 20 Kilometer und mehr und kommen dort zum Platzen; das Inſtrument gelangt durch Verwendung von Fallſchirmen ohne Beſchädigung wieder auf den Boden. Um ein Bild von den fortlaufenden Veränderungen der Atmoſphäre während eines längeren Zeitraumes zu ge⸗ winnen, werden in dieſem Jahre zum erſten Male den ganzen Monat Mai hindurch täglich ſolche Fahrten ver⸗ anſtaltet. Der Erfolg dieſer Fahrten hängt naturgemäß davon ab, ob die Apparate aufgefunden, zweckmäßig be⸗ handelt und an das betreffende Inſtitut zurückgeſandt werden. Eine entſprechende Anweiſung über die Behand⸗ lung des Inſtruments iſt beigegeben. Es ergeht hierdurch an die Bevölkerung, ſpeziell auf dem Lande, die Bitte, bei Auffindung eines derartigen Apparates entſprechend dieſer Anweiſung zu verfahren und denſelben an die in Frage kommende Landeswetterwarte einzuſenden. Der Fin⸗ der des Inſtruments erhält eine Belohnung von 15 Mark. Sportliche Rundſchau. Das mannheimer Pferderennen war nicht ſo vom Wetter begünſtigt, als das hieſige. Immerhin war der Beſuch beſſer als man nach dem zweifel haften Wetter, das Mittags aufzog, erwarten konnte. Die Tribünen waren natürlich gut beſetzt, aber der altgewohnte Maſſenbeſuch und beſonders auf dem Neckardamm fehlte, aber die unentwegten Sportliebhaber hielten trotz dem feinen Sprühregen aus. Von der Entfaltung prächtiger Renn⸗ toiletten konnte unter den gegebenen Verhältniſſen keine Rede ſein, dagegen belebten geſtern zum erſten Male ſeit 1914 auch wieder Uniformen das geſellſchaftliche Bild. g Die Ergebniſſe: Begrüßungs⸗Rennen. 1. Manetho, 2. Nord⸗ ſtern, 3. O Straßburg. Tot.: 26:10; Platz: 15, 17, 22.10. Reichsheer⸗Jagdrennen(Offiziersrennen). 1. Amſel, 2. Hamlet, 3. Beate Weddina. Tot.: 117:10; Platz: 35, 20, 16.10. Neuwieſen⸗Rennen. 1. Storm Cloud 2. Winnetou 3. Südwind. Tot: 17:10; Platz: 13, 13, 20.10. Rheingold⸗Pokal(Jagdrennen). 1. Snob, 2. Die Zuverſicht, 3. Primadonna. Tot.: 126:10; Platz: 27, 36, 26:10. Prüfungspreis. 1. Ruzillo, 2. Amersfoort, 3. Perfekt, 4. Glockner. Tot.: 11:10; Platz: 15, 13:10. Preis von der Pfalz(Jagdrennen.) Ausgleich lll. 1. Marotte, 2. Satyr, 3 Hagewald. Tot.: 53.10; Platz: 19, 14.10. f General v. Moßner⸗Jagdrennen rennen). 1. Chriſtel II, 2. Kathinka ll, Tot: 25.10; Platz: 12, 14, 21.10. Luiſenpark⸗Ausgleich. 1. Volker, 2. Valens, 3. Canio. Tot.: 19:10; Platz: 13, 28.10. * Tenniskampf Deutſchland— Oeſterreich. Für den am 13. und 14. Mai in Wien ſtattfindenden Tennisländerkampf (Halbblut⸗ 3. Argenta. Deutſchland—Oeſterreich hat der Deutſche Tennis⸗Bund die folgende Mannſchaft in Ausſicht genommen: Bergmann (Leis Dr. Buß, Oppenheimer(Mannheim), Zander Leipzig), Demaſius, Froitzheim, Dr. Kupſch, Moldenhauer (Berlin). Die öſterreichiſche Mannſchaft wird erſt nach dem 8 des Länderkampfes gegen Rumänien zuſammen⸗ geſtellt. Neuer Autoweltrekord über die Stunde. Der engliſche Automolbilkonſtrukteur J. G. Parry Thomas verbeſſerte ſeinen Weltrekord über die Stunde auf 171 engliſche Meilen (275 Kilometer). Er hofft, in den nächſten Tagen 180 Meilen zu erreichen. Redaktion, Druck und Verlag: G. Zimmermann Ww., Inh. G. 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