28. Jahrgang Bezugspreis: Für den Monat Mai 1.40 Goldmark, frei ins Haus. Anzeigenpreis: Die einſpalt. Petitzeile 15 Goldpfg. Reklamen: 60 Goldpfg. Bei Wiederholung Rabatt. Beilagen: Illuſtriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). Tages · und Anz für Seckenheim und Umgebung Frolldb, 21. Mal 1926 eigenblatt Alb. 117 Erſcheinungszeit: Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſetzlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle Hildaſtraße 68 oder durch unſere Träger. Fernſprecher Rr. 16.— Poſtſcheckkonto 78439 Karlsruhe. Das Ergebnis von Genf. Das Turnusſyſtem. g Berlin, 20. Mai. Ueber das bisherige Ergebnis der Arbeiten der Gen⸗ fer Studienkommiſſion zur Regelung des Völkerbund⸗ rates und über die Bewertung dieſes Ergebniſſes erfahren wir von gut unterrichteter Seite folgendes: Nach dem von der Kommiſſion vorläufig aufge⸗ ſtellten Reglement würden, wenn dieſes endgültig prak⸗ tiſch werden würde, bei der nächſten Vollverſammlung im September alle Teile des Völkerbundrates neu ge⸗ wählt werden. Die Mandate der bis jetzt dem Völker⸗ bundsrat angehörenden ſechs nichtſtändigen Mit⸗ glieder laufen bis zum Januar 1927. Statt dieſer ſechs ſollen nunmehr bekanntlich neun nichtſtändige Mitglie⸗ der gewählt werden. Dieſe würden im September mit der Maßgabe neugewählt werden, daß ſie ihr Mandat ſofort nach der Wahl anzutreten haben. Immerhin hat 1(die lich a. de die i ändigen Mitglieder(die ſich z. B. dem Ein⸗ tritt Deutſchlands widerſetzen) mit ſofortiger Wirkung aus dem Völkerbundsrat auszuſchließen. N Der Beſchluß der Kommiſſion beſagt nämlich:„Die nicht⸗ ſtändigen Sitze des Völkerbundrates werden für drei Jahre gewählt und treten unmittelbar nach ihrer Wahl in Funktion. Bei der Wahl der neuen Mitglieder erfolgt jedoch eine Begünſtigung in keiner Weiſe.“ Es beſtanden gewiſſe Tendenzen, die die Frage der Wie⸗ der w ählbarkeit von vornherein zum Ausdruck brin⸗ gen wollten, indem beſtimmt werden ſollte, daß gewiſſe drei Mächte von neun Mächten, deren Mandate abgelau⸗ fen ſeien, wiedergewählt werden. Dieſe drei Mächte würden von vornherein ein beſtimmtes Privileg bekommen haben und es wäre eine Art halbſtändi⸗ ger Ratsſitze geſchaffen worden. Das iſt durch den Be⸗ ſchluß der Studienkommiſſion vermieden worden. Es iſt über die Wiederwählbarkeit vereinbart worden, daß grundſätzlich nur das Rotationsſyſtem gilt. Es müſſen alſo bei einer Wiederwahl immer neue Mit⸗ glieder gewählt werden mit der Ausnahme, daß mit einer Zweidrittelmehrheit die Völkerbundsver⸗ ſammlung von den neun jeweils vorhandenen nichtſtändigen Mitgliedern drei nochmals wählen kann, aber immer erſt an einem Zeitpunkt, wenn ihr Mandat zeitlich abgelaufen iſt. a Die neuen Mitglieder, die im September gewählt werden, werden auch nicht auf einmal ausſchei⸗ den, ſondern es werden im September d. J. drei nicht⸗ ſtändige Mitglieder auf drei, drei nichtſtändige Mitglie⸗ der auf zwei und drei nichtſtändige Mitglieder auf ein Jahr gewählt werden. Daraus geht hervor, daß die Wiederwählbarkeit zum erſten Male im September 1927 auftreten wird. Man kann, da nur ein Drittel wieder⸗ gewählt werden darf, von den Ausſcheidenden drei neu wiederwählen laſſen, aber aus praktiſchen Erwägungen heraus hat man von dieſem Modus Abſtand genom⸗ men, denn wenn im Herbſt 1927 drei Mitglieder ausſchei⸗ den, ſo könnte die Tendenz beſtehen, das Recht der Wie⸗ derwählbarkeit ſofort auf dieſe drei Mitglieder anzuwenden, und dann würde zum Nach⸗ teil derjenigen Mächte, deren Mandate erſt 1928 oder 1929 ablaufen, die Wiederwählbarkeit er⸗ ſchöpft ſein. Um dies zu verhindern, iſt die Ueber⸗ gangsbeſtimmung vorgeſehen, daß in dieſem Ein⸗ zelfall die Wiederwählbarkeit auch erſtreckt werden kann auf Mitglieder, deren Mandate in den beiden 1927 fol⸗ genden Jahren ablaufen. N Die Völkerbundsverſammlung hat aber nach den Satzungen uneingeſchränkt das Recht, mit einer Zweidrit⸗ telmehrheit den ganzen nichtſtändigen Teil des Völker⸗ bundrates aufzulöſen. Die Völkerbundsverſammlung iſt in einem ſolchen Falle berechtigt, nur diejenigen nichtſtändigen Ratsmitglie⸗ der wiederzuwählen, die ihr genehm ſind. Die Völ⸗ kerbundsverſammlung von 1922 hat nun eine Sazungs⸗ änderung in dem Sinne beſchloſſen, daß die Vollver⸗ ſammlung anſtatt der ſonſt vorgeſchriehenen Einſt im⸗ migkeit mit einer Zweidrittelmehrheit die Mo⸗ dalitäten der Wahl der nichtſtändigen Mitglieder regeln kann. Dieſe Satzungsänderung iſt noch nicht von allen Mächten ratifiziert worden. Es fehlen noch Frank⸗ reich und Spanien. Frankreich hat allerdings be⸗ reits erklärt, die Aenderung ratifizieren zu wollen und ſobald auch Spanien ratifiziert hat, kann die Satzungs⸗ änderung formell in der Septemberverſammlung mit bin⸗ dender Wirkung in Kraft geſetzt werden. Sollte das aber dennoch nicht der Fall ſein, ſo ſoll dieſe Satzungs⸗ änderung als freie Vereinbarung unter den Völkerbunds⸗ mächten angeſehen werden und als Richtlinie für die Bun⸗ desverſammlung gelten. Es iſt aber damit zu rechnen, daß auch Spanien die Ratifikation nachholen wird, ſo daß damit auch die formelle Grundlage gegeben ſein wird, um das von der Studienkommiſſion vereinbarte Reg⸗ lement durch die Septemberverſammlung mit Zweidrittel⸗ mehrheit endgültig in Kraft ſetzen zu können. —— bei der Das verſchleierte Vertrauensvotum. Die„Kenntnisnahme“ der Regierungserklärung. Berlin, 20. Mai. Noch nie iſt im Reichstag eine ſo kurze Regie⸗ rungserklärung abgegeben worden wie dieſes Mal vom dritten Kabinett Marx. Die Parteien und die Preſſe waren darauf vorbereitet worden, und trotzdem überraſchte die Knappheit der Erklärung, die ſich in der Außenpolitik darauf beſchränkte, die Fortfüh⸗ rung der Locarnopolitik anzukündigen und inner⸗ politiſch das Gebiet der Arbeitsloſigkeit, der Flag⸗ genverordnung und des Volksentſcheids in der Fürſtenabfindung zu treffen. Der Eindruck im Parlament war ebenſo außergewöhnlich. Weder Beifall noch Ab⸗ lehnung oder das übliche Ziſchen der Kommuniſten er⸗ folgte. Man nahm die Erklärung lediglich zur„Kennt⸗ nis.“ Aus dieſer Situation ergab ſich ohne weiteres die Stellungnahme der einzelnen Debattered⸗ ner. Die Antworten, die von Seiten des neuen Reichs⸗ kanzlers auf die kürzlich erfolgten Fragen der Sozial⸗ demokraten gegeben worden ſind, waren ſcheinbar ſo hin⸗ reichend, daß von dieſer Seite eine Kritik an der vom Kanzler angekündigten Politik nicht erfolgte. Die Sozial⸗ demokraten ſtellten nur noch einmal feſt, daß ſie die Aus⸗ führungen des Kanzlers dahin verſtanden hätten, daß es ſich bei der Regierung Marx lediglich um ein Ueber⸗ gangskabinett handele, das früher oder päter auf einer neuen Baſis umgebildet werden ſolle und daß die Beſtrebungen des Zentrums darauf hinausliefen, ein Bündnis mit der Sozialdemokratie zu gegebener Zeit zu ſchließen. So ſehr der ſozialdemokratiſche Redner es ver⸗ mied, eine oppoſitionelle Stellung gegen das neue Ka⸗ binett zu zeigen, ſo war doch unverkennbar ein Mißver⸗ gnügen vorhanden, derſelben Politik die Zuſtimmung ge⸗ ben zu müſſen, die mit etwas anderen Worten der eben geſtürzte Reichskanzler Dr. Luther ebenfalls verfolgt und gutgeheißen hatte. Auch aus den Worten des Deulſchnatio⸗ fra en Redners kang ein liebliher Ton von Koalitions⸗ freudigkeit durch, der allgemein überraſchte und nicht unweſentlich dazu beitrug, den Willen der Sozialdemokra⸗ ten zur aktiven Anterſtützung des Kahinettes zu ſtärken. Als ein Manko wurde es in Regierungskreiſen em⸗ pfunden, daß es in Verhandlungen der Koalitionspar⸗ teien nicht gelungen war, eine einheitliche Erklärung der Regierungsparteien zuſtande zu bringen. Erſt während der Debatte lief eine Erklärung der Mittel- parteien ein, die weder ein Vertrauen noch eine Billigung verlangte, ſondern lediglich die Tatſache enthielt, daß der Reichstag„von der Regierungserklärung Kenntnis genommen“ habe. Dieſe Faſſung des verſchleierten Vertrauensvotums ermöglichte es im Grunde al⸗ len Parteien, zuzuſtimmen. Daß ſich die Deut! ch⸗ nationalen der Stimme enthielten, entſprang ledig⸗ lich ihrer taktiſchen Haltung vor der Wählerſchaft im Lande und iſt ohne jede Bedeutung. Das Kabinett Marx iſt alſo vom Parlament beſtätigt worden. Ueber ſeine Dauer iſt man ſich freilich ſehr im Unklaren. Die einen rechnen mit der Umbildung des Kabinettes un⸗ mittelbar nach der Durchführung des Volksent⸗ ſcheides, die anderen erſt nach den Sommerferien, weil man hofft, bis dahin eine politiſche Lage vorzu⸗ finden, die eine Klärung in der Innenpolitik erleichtert. Die deutſch⸗franzöſiſchen Verhanduungen. Der Frankenſturz als Hemmnis. d Berlin, 20. Mai. Nach Abſchluß der Ratifizierung des deutſch⸗ſpani⸗ ſchen Handelsvertrages durch Regierung und Reichstag wird die Aufmerksamkeit der deutſchen Induſtrie und Wirtſchaftskreiſe, ſowie der einſchlägigen Reſſorts der Mi⸗ niſterien voll und ganz auf den Abſchluß des deutſch⸗ franzöſiſchen Handelsvertrages gelenkt. Die Hoffnungen, die man auf die gute Wirkung des vor einigen Monaten abgeſchloſſenen Gemüſe⸗Zuſatzabkommens zum Handels⸗ vertrage geſetzt hatte, ſcheinen ſich nur ſehr langſam bewahrheiten zu wollen. Jedenfalls werden deutſcherſeits die größten Anſtrengungen gemacht, um über den toten Punkt der Verhandlungen hinwegzukommen, nachdem die Reinen Fragen ſo gut wie gelöſt ſind. Nicht unweſentlich beeinflußt wird der Ausgang der Verhandlungen durch die privaten Beſprechungen der deutſchen und der fran⸗ 1 Schwerinduſtrie, die in den letzten Tagen in Paris wieder aufgenommen worden ſind. Vom Standpunkt der Induſtriellen aus iſt der neue Sturz des franzöſiſchen Franken wenig begrüßenswert. Die Induſtrie iſt durch die Unſicherheit der franzöſiſchen Währung nicht in der Lage, feſte Dispoſitionen zu treffen und ſie muß außerdem eee große Verluſte durch den Valuta⸗Ausfall zu erleiden.. Die Abrüſtungsberatungen in Genf. Das engliſch⸗franzöſiſche Programm. Genf, 20. Mai. Die engliſch⸗franzöſiſche Auseinanderſetzung über die Grundlagen eines Abrüſtungsprogrammes wurden in der Abrüſtungskommiſſion weitergeführt. Paul Boncour erklärte ſich mit der Formel Lord Cecils, wonach man brüſtunng nur von den Friedensrüſtun⸗ gen ſprechen könne, nur bedingt einverſtanden, nachdem 0 lich Lord Cecil der franzöſiſch⸗belgiſchen Auffaſſung in einer neuen Formel genähert hatte, die von„mobiliſier⸗ baren Kriegskräften eines Landes“ ſpricht. Boncour und de Brucquere ſtimmen ihr zu unter der Bedingung, daß unter dieſen mobiliſierbaren Kräften die tatſächlichen Friedensſtreitkräfte ſowie die Truppen der gewöhnlichen Mobiliſierung und der induſtriellen Mobiliſierung verſtanden werden und daß die potentiellen Kriegsmittel zur See in die Abrüſtungsmaßnahmen nicht einbezogen, aber bei ihrer Feſtſetzung mit erwogen werde. Polen und das Ausland. . Die innenpolitiſche Bedeutung des Staatsſtreiches in Polen durch Pilſudſki läßt ſich von Berlin aus trotz der vorliegenden Nachrichten nicht klar überſehen. Das Kabi⸗ nett Witos iſt auf den Druck der Truppengewalt zurück⸗ getreten und ein neues Kabinett iſt ins Leben gerufen worden, dem der frühere Eiſenbahnminiſter Bartel vor⸗ ſteht. Die Vereidigung fand bereits ſtatt und die Miniſter haben ihre Arbeiten damit begonnen, der Preſſe über ihre bevorſtehenden Arbeiten Aufklärung zu geben. Die größ⸗ ten Schwierigkeiten für die Regierung Bartel erwachſen aus dem Lager der Rechtsparteien, die ſich unter Anfüh⸗ rung der alten Generäle gegen die Erlaſſe und VBerord⸗ nungen des Kabinetts ſperren und ſich auch gegen die Ein⸗ berufung der Nationalverſammlung nach Warſchau mit aller Energie ausgeſprochen haben. Die Hochburg des feindlichen Lagers 1170 in Poſen, von wo aus General Haller einen Vormarſch gegen die Truppen Pilſudſkis inſzeniert hat, der auf halbem Wege wieder abgeblaſen worden iſt. Es handelt ſich bei den innenpolitiſchen Erörterungen in Warſchau vor allem darum, wie man die neue Richtung befeſtigen kann, da durch die Zuſammenſetzung des Parlaments und durch die Einſtellung des Staatspräſidenten keine Gewähr dafür gegeben iſt, daß die gegenwärtige Löſung von Beſtand iſt. Auf der Nationalverſammlung ſollen die Mittel und Wege gefunden werden, die zur Auflöſung und Neuwahl . wofür die Reichsverfaſſung keine Handhabe gibt. i Die von Pilſudſti zuſammen mit dem Sejm⸗Marſchall Rataf gebildete proviſoriſche Regierung ſoll den Bewer⸗ erbringen, daß der Marſchall nach dem erfolgreichen Staatsſtreich nicht daran denke, ſich eine diktatoriſche Rolle anzueignen. um dies nach außen hin beſonders zu doku⸗ mentieren, begnügt ſich Pilſudſki mit dem Poſten eines Kriegsminiſters. Der Miniſterpräſident Bartel beeilte ſich ſofork zu erklären, daß die neue Regierung auf dem Boden der Verfaſſung ſtehe. Das bedeutet, daß Pilſudſki darauf verzichtet hat, den Seim mit Gewalt aufzulöſen. Der 8 polniſche Seim kann nämlich nicht durch die Regierung, ſondern nur durch eigenen Beſchluß aufgelöſt werden. Es iſt kaum anzunehmen, daß die rechtsſtehenden Parteien bereit ſein würden, ihre Zuſtimmung zu der Auflöſung des Sejms zu geben. Es iſt unerfindlich, wie Pilſudſki mit dem Sejm auf der Grundlage der beſtehenden Parteikon⸗ ſtellation regieren will, wenn die Rechte ſich auch, was allerdings ſehr unwahrſcheinlich iſt, auf die Präſidenten⸗ kandidatur Pilſudſkis einigen ſollte. Das Ausland intereſſiert natürlich mehr der Kurs des Kabinettes Bartel, der hinſichtlich der aus⸗ ländiſchen Beziehungen zu den Nachbarländern eingeſchla. Der neue Außenminiſter Zaleſki, ein gen werden wird. a 5 ehemaliger Geſandter erklärte Vertretern der ausländiſchen Preſſe, daß er die Politik des Grafen Skrzynſki fortzu⸗ ſetzen gedenke. Dieſe Verlautbarung wird jedoch weder 2 in Berlin noch in Paris und London genügen, um das Mißtrauen zu beſeitigen, das ich infolge der Warſchauer Vorgänge eingeſchlichen hat. Beſonders getroffen ſcheint das Kabinett Briand von dem Staatsstreich zu ſein, da er unvorbereitet kam und Frankreich als der Be⸗ ſchützer und Freund Polens ein Recht zu haben meint, auch über die internen Vorgänge unterrichtet zu werden. Schon bei den Genfer Verhandlungen im März war bei Briand eine merkliche Abkühlung gegenüber dem pol⸗ N niſchen Vertreter zu beobachten, was ihn jedoch aus Loyali⸗ tät nicht hinderte, die polniſchen Ratsanſprüche zu unter⸗ ſtützen. Seitdem hat man von Paris aus die Warſchauer Regierung mehr als einmal fühlen laſſen, daß das In⸗ tereſſe Frankreichs an Polen im Sinken begriffen iſt, wenn es zu ſehr eigene Wege schen Auf franzöſiſche Ini⸗ tiative hin wurden die polniſchen Verhandlungen mit Sowjet⸗Rußland aufgenommen, die allerdings zu keinem Reſultat führten. Es iſt ein beſonderer Schlag gegen die ee ee Abſichten, daß der militäriſche Befehlshaber Marſchall Pilſudſki ein ausgeſprochener An⸗ tibolſchewiſt iſt, der jede Annäherung an Rußland mit den ihm zu Gebote ſtehenden Mitteln hemmen wird. Noch ein anderes Geſpenſt taucht für Briand auf. Die Ver⸗ ſuche der engliſchen Diplomatie, in Polen gegen die fran⸗ zöſiſche Vormachtſtellung Fuß zu faſſen, ſtützten ſich im weſentlichen auf Wohl nicht mit Unrecht befürchtet man in Paris, daß die antibolſchewiſtiſche Tendenz der Warſchauer Regierung durch engliſche Unterſtützung neue Nahrung erhält, und daß das außenpolitiſche Intereſſe Polens ſich mehr der deutſch⸗polniſchen Verſtändigung zuwenden wird die ebenfalls im engliſchen, aber nicht im. a Sinne liegt. Die Wirtſchaftsverhandlungen zwiſchen Deutſchland und Polen, die in dieſen Tagen in Berlin wieder aufgenommen werden, können am beſten zeigen, in welcher Weiſe das Kabinett Bartel dem Auslande geß⸗ genüber zu operieren gedenkt, und ob es die Freundſchaft mit Frankreich und Rußland oder die mit England und Deutſchland vorzieht. 4 1 arſchau und gegen die guten Beziehungen zu Pilſudſki. e ſche und daß binett Briand noch vor dem Wiederzuſammentritt der Kammer am 25. M menhang mit der Frankenbaiſſe. Aus dem In⸗ und Auslande. Rücktritt Lloyd Georges? London, 20. Mai. In parlamentariſchen Kreiſen verlautet, daß wegen der Aeußerungen Lloyd Georges über die. 925 e N a i i en in der li err⸗ n 9 dh 9100h 1 die Abſicht habe, in der näch⸗ ſten Sitzung der liberalen Partei den Vorſitz niederzu⸗ Der Lloyd George naheſtehende„Daily Chro⸗ miele bemerkt 10 dieſen Verlautbarungen, es beſtehe wenig Zweifel, daß in einigen Mongten das Land eine andere Auffaſſung von der letzten Kriſe und dem Verlauf der Kohlenhandlungen haben werde. Später werde die Nation ſich vielleicht fragen, ob bei klügerer und weit⸗ blickenderer Haltung die ganze Kriſe hätte vermieden wer⸗ den können. a 3 Die Kämpfe in Marokko. 5 Paris, 20. Mai. Wie aus Madrid gemeldet wird, haben die ſpaniſchen Truppen im Verlaufe ihrer jüng⸗ ſten Operationen Afran, Sidi, Idiſſa und Annual wie⸗ der beſetzt. Weiter ſollen die Spanier Tamaſint genom⸗ men und Abd el Krim zur Flucht aus dieſer Ortſchaft gezwungen haben. Nach Meldungen aus Fez haben drei franzöſiſche Diviſtonen in der Gegend von Taza eine ausgedehnte Vorwärtsbewegung begonnen. Nach den bis⸗ her vorliegenden Nachrichten nahmen dieſe Operationen einen günſtigen Verlauf. F 8 Eine preußiſche Putſchdenlſchrift. Wie wir hören, ſoll das preußiſche Innenminiſterium beabſichtigen, das geſamte Material über die Putſchvorbereitungen der Rechtsorganiſationen ſowie die bei den Hausſuchungen uſw. ihnen in die Hände gefallenen Unterlagen hierüber in Form einer Denkſchrift zuſammenzufaſſen und dem Landtag, ſowie der Reichsregierung zugehen zu laſſen. Verringerung der Steuerüberweiſungen an die Länder. Verſchiedene Länder haben in den letzten Tagen die Mit⸗ teilung erhalten, daß mit einer Verminderung der Steuer⸗ überweiſungen zu rechnen iſt. So wird beiſpielsweiſe Braunſchweig vom Reich 1 Million Mark weniger erhal⸗ ten, als in dem Braunſchweigiſchen Voranſchlag vorge⸗ ſehen war. Da die meiſten Länder ihren Etat für das kommende Jahr bereits aufgeſtellt haben, und infolge dieſer Verringerung mit einem unerwarteten Defizit zu rechnen hätten, planen die Länder gemeinſam, an das Reichsfinanzminiſterium mit Vorſchlägen heranzutreten, wie die Länder für dieſen Ausfall einen Erſas erhalten können. Hochwaſſer⸗ und Lawinenſchäden. 4 Die Naturkataſtrophen in Südtirol. 5 Mailand, 20. Mai. Südtirol, insbeſondere das Trentino, ſind durch Hochwaſſer ſchwer geſchädigt. Alle Flüſſe ſind aus⸗ geſtellt werden. In der Adamello⸗Gruppe wurden krutſche unterbrochen. getreten. Verſchiedene Dammbrüche verurſachten Kataſtro⸗ phen. Der Noce⸗Fluß hat 6 Häuſer weggeriſſen und 4 Orte überſchwemmt. Alle 4 Lokalbahnen 1 = beiter von einer Lawine verſchüttet; alle ſind tot. In der Henzenberg⸗Kette im Zillertal iſt das berühmte Al⸗ pengoldwerk zum großen Teil eingebrochen. „Die vom Hochwaſſer in der Provinz Crimona an⸗ gerichteten Schäden werden allein auf zehn Millionen Lire geſchätzt, indem, abgeſehen von der Aufwühlung vieler Aecker, ein Teil der ausſichtsreichen Ernte vernich⸗ tet wurde. Die betroffene Bauernbevölkerung befindet ſich in troſtloſer Lage. In den Gebieten der Provinz Bergamo wird die Wiederinſtandſetzung der Verkehrs⸗ wege geraume Zeit in Anſpruch nehmen. In Veltlin ſind die Landſtraßen an verſchiedenen Stellen durch Erd⸗ Aus dem badiſchen Lande. Mannheim.(Süd deutſchlandflug 1926.) In Würdigung der großen Bedeutung, die dem Süddeutſch⸗ landflug für die Förderung des deutſchen Flugſportes zu⸗ kommt, hat die Oberpoſtdirektion Karlsruhe genehmigt, daß alle Poſtſendungen, die während der Zeit der Veran⸗ ſtaltung von Mannheim abgehen, einen beſonderen Poſt⸗ ſtempel„Süddeutſchlandflug“ tragen. Mannheim wurde aus dem Grunde gewählt, weil der Mannheimer Flug⸗ hafen der Ausgangs⸗ und Endpunkt des Streckenfluges des Wettbewerbs ſein wird, auch werden hier die tech⸗ niſchen Leiſtungsprüfungen ſtattfinden. Lörrach.(Fahrläſſige Tötung.) Der am 27. * Singen.(Unfall.) In den Aluminium⸗Walzwer⸗ ken verunglückte der verheiratete Maſchinenmeiſter Kutter von Böhringen. Bei dem Reinigen und Polieren von Walzen geriet er ſo unglücklich zwiſchen dieſe, daß eine Hand von den rotierenden Walzen erfaßt und bis zum Ellbogen durchgetrieben wurde, ehe die Maſchine abge⸗ ſtellt werden konnte. Man hofft, den Arm retten zu können. 1 Eine EImloſionsſiafaſtronße bei erißeim. 13 Tote. Wertheim, 20. Mai. Geſtern vormittag hat ſich in dem bayeriſchen Ort Haßloch am Main ein ſchweres Exploſionsunglück ereignet. Aus bisher unbekannter Urſache flog die dortige Pulverfabrik Haßloch unter furcht⸗ barem Getöſe in die Luft. Die ganze Fabrik iſt ver⸗ nichtet und ein Teil der umliegenden Wohngebäude ſchwer beſchädigt. An der Explofſſonsſtelle befindet ſich ein rieſiger Trichter. Die Fabrik, die von einer Familien⸗ G. m. b. H. betrieben wird, beſchäftigte 90 Arbeiter. Die Trümmerſtätte bietet ein gräßliches Bild. Die Lufterſchütterung hat nicht nur in Haßloch, ſondern auch in den umliegenden Orten Zerſtörungen an Fenſter⸗ ſcheiben angerichtet, ſelbſt in Wertheim wurden Schau⸗ fenſter zertrümmert. Von den im hieſigen Krankenhaus liegenden Verletzten ſind inzwiſchen vier geſtorben, ſodaß bis jetzt die Geſamtzahl der Toten dreizehn beträgt. Im ganzen ſind— ſoweit feſtgeſtellt werden konnte— 30 Perſonen verletzt worden. Von den Toten und Verletzten ſind ungefähr die Hälfte Arbeiterinnen. Die Verletzungen ſetzen ſich zum größten Teil aus Verbrennungen zuſammen, wozu aber noch andere Verletzungen treten. Im Laufe des Nachmittags trafen aus Aſchaffenburg eine Abteilung Schutzpolizei ein, die ſich an die Aufräumungs⸗ und Abſperrungsarbeiten begeben hat. Badiſcher Landtag. Die Beihilfe zur Erwerbsloſenfürſorge. Karlsruhe, 20. Mai. In einer noch vor Pfingſten einberufenen Plenar⸗ ſitzung wurde die bereits früher begonnene Aufwer⸗ tungsdebatte im badiſchen Landtag fortgeſetzt. So⸗ dann fand nach einem Bericht des Abg. Dr. Glockner (D.) über eine Zuſchrift des Staatsminiſteriums betr. Beihilfe zum Aufwand für die Erwerbs⸗ ahnen Mü der Antrag des Haushaltsausſchuſſes einſtimmig Annahme, der beantragt, der Landtag wolle die Zuſtimmung erteilen zur vorſchußweiſen Verausgabung von 3 168 000 Mark zur Beſtreitung des weiteren Auf⸗ wandes der Erwerbsloſenfürſorge, vorbehaltlich der An⸗ forderung im Staatsvoranſchlag 1926/27. Zur Beratung kam dann ein Antrag der demokrati⸗ ſchen und volksparteilichen Fraktionen über die Durch⸗ führung der Landtagsentſchließung zur Gebäudeſon⸗ derſteuer der Hotelinduſtrie:„Der Landtag wolle beſchließen, die Regierung zu erſuchen, den Erlaß vom 8. Auguſt 1925 durch nähere, die Rechtslage genau feſt⸗ ſtellende Erklärungen zu ergänzen und für die einheit⸗ liche beſchleunigte Durchführung der Landtagsentſchließung Sorge zu tragen.“ Nach zuſtimmenden Erklärungen der Abgg. Duff⸗ ner(Z.), Mattes(D. Vp.), Dees(D.), Behrin⸗ ger(B. Vgg.) und Rückert(S.) wurde der Antrag einſtimmig angenommen.— Nach Erledigung einer Reihe von Geſuchen wurde der Präſident ermächtigt, die nächſte Sitzung ſelbſt anzuberaumen. 5 Mit den beſten Pfingſtwünſchen ſchloß Präſident Dr. Baumgartner die Sitzung. Aus Nah und Fern. Pirmaſens.(Zwick verhaftet.) Zu der von uns bereits berichteten Bluttat wird ergänzend gemeldet, daß ofort nach der Flucht des Täters von ſämtlichen Gen⸗ armerieſtationen, ſowie der Kriminal- und Polizeiabtei⸗ lung unter lebhafter Unterſtützung der Bevölkerung die Verfolgung aufgenommen wurde. Es wurde von Paſ⸗ ſanten berichtet, daß Zwick in der Richtung Ludwigs⸗ winkel geflohen ſei, ſodaß ſeine Abſicht klar zu erkennen war, möglichſt ſchnell über die Grenze zu kommen. In einer Waldlichtung hinter Lemberg in Richtung Ludwigs⸗ winkel ſah ſich ein Gendarm plötzlich dem Flüchtling ge⸗ genüber. Dieſer richtete ſofort die Waffe gegen den Be⸗ amten, als er aber deſſen Karabiner auf ſich gerichtet ſah, brachte er ſich ſelbſt mit ſeinem Revolver einen Schuß in die linke Hüftgegend bei. Er wurde ſofort in emem Auto in das Pirmaſenſer Krankenhaus gebracht. Der angeſchoſſene Polizeibeamte Schmitt iſt erheblich. je⸗ doch nicht lehensgefährlich nerlengt. 1 7 Prinzeſſin Tatjana. Abenteuer einer ruſſiſchen Großfürſtenfamilie auf der Flucht. Von Willy Zimmermann⸗Sſus low. 53. Fortſetzung. Nachdruck verboten. „Bis zum Dunkelwerden ſind wir dort.“ 0 „Was iſt das für eine Inſel, Doktor? Gibt es da ein anſtändiges Glas Tee?“ 225 Fee nicht, aber genug Feuchtigkeit von unten. Wenn die Wolga ſo weiter ſteigt, werden wir bald in einem Ozean n. „Ich halte das Stehen auch nicht lange mehr aus, Doktor. Wenn's nur erſt einen Tag weiter wäre.“ „Wer weiß, wie's morgen ausſieht. Man wird ſicher alles daran ſetzen, uns auf der Spur zu bleiben.“ „Da können ſie meinetwegen bleiben,“ zog der General grimmig an ſeinen Beinen.„Wenn ſie uns nur nicht er⸗ wiſchen. ät abends hatte der Trupp die vereinbarte Inſel, eine ſandige Erhebung im Waſſer, erreicht. Ein ziemlich heftiger Nord jagte zerriſſene Wolken über den Himmel, in den Aeſten der am Ufer ſtehenden krummen Bäume pfiff der Wind eine traurige Melodie. Durchnäßt, im Sturme zuſammenſchauernd, ſtarrten die Flüchtlinge der Richtung u, aus deren grauem Schleier die Umriſſe des rettenden ampfers auftauchen ſollten. Irgendwo in der Nähe wie⸗ herten zwei führerloſe Pferde. 2* 7* Etwa um dieſelbe Zeit ſprengte ein einzelner Reiter durch die aufſpritzenden Pfützen vor das Haus des Doktors Peter Antonowitſch. Die hinter dem Abſpringenden ſitzende Eile ließ ihm kaum Zeit, die Leinen um den Kopf des Haus⸗ zaunes zu werfen. f „Sind ſie fort?“ fragte Leo den entgeiſterten Doktor, ihm heftig den Arm umſpannend. 5 i „Wer ſoll fort ſein?“ „Die Prinzeſſin, die Flüchtlinge. Sagen Sie's um Gotteswillen, Peter Antonowitſch. Ich bin Ihr Freund.“ Ja, e u ort, 55 „Und haben Sie alle Spuren verw „Es iſt alles geordnet.“ 1 „Welchen Weg haben ſie genommen?“ „Hinter dem Garten durch die Mulde.“ „Gut. Ich werde meine Leute ein paarmal durch die Mulde jagen und dann nach hier zur Hausſuchung zurück- kommen. Der Kreiskommiſſar iſt ſelbſt wieder nach hier auf dem Wege. Er ſitzt im Wagen, hat ſich durchgeritten. Blei⸗ ben Sie feſt, Peter Antonowitſch. Machen Sie eine ge⸗ ſchickte Ausrede.“ Das Geſpräch hatte ſich mit großer Schnelligkeit abge⸗ wickelt, ſo daß die mit der Verfolgung betrauten Beamten, die Leo zur nochmaligen Durchſuchung des Gemäuers zu⸗ rückgelaſſen hatte, ihren Führer am Eingange des Dorfs wartend vorfanden. 0 5 „Habt ihr etwas entdeckt?“ fragte Leo den Nächſt⸗ reitenden. 8 „Nein, Herr Kommiſſar. Ein alter Strauchdieb lag da zuſammengerollt wie ein Igel. Es war aber kein General.“ „Hab mir's gedacht,“ nickte Leo befriedigt.„Leute, jetzt werden wir gewitzt zu Werke gehen. Vier Mann durchreiten das Dorf und kehren links durch die Wälle bis zur hinteren Grenze des Doktorgartens zurück. Wir kommen euch von mischen Aus der Zange können ſie uns nicht ent⸗ wiſchen.“ N d 8 „Sie können durch's Vordertor auf die Straße, Herr Kommiſſar,“ ſagte ein verwegen dareinblickender Burſche. „Haſt recht. Bleib du auf der Straße und knall nieder, was auf den Anruf nicht ſteht.“. „Er geht ſchneidiger vor als der Alte,“ rief einer der vier Umkreiſenden ſeinem Kollegen zu.„Wenn's nur endlich zu 79 05 wäre mit dieſer Hetzerei. Das ſoll der Teufel aus⸗ halten.“ 5 Als die beiden Abteilungen hinter dem Garten zuſam⸗ mentrafen, meldete einer dem Führer: „Herr Kommiſſar, ich habe am Ausgang der Mulde friſche Spuren geſehen.“ „Halt's Maul,“ flüſterte ein anderer dem Meldenden zu,„ſonſt kommen wir überhaupt nicht mehr auf die ritſce. 19 5 9 iſcht 92 4 dem Hauſe tretenden Kollegen. „Was ſind das für Spuren?“ erkundigte ſich Leo. „Pferde⸗ und Fußſpuren ſind's. Ein fetter Menſch muß dabei geweſen ſein. Die Abdrücke gehen tief. Stromaufwärts zeigen ſie.“ „Wir haben ſtrengen Befehl, hier auf den Kreiskom⸗ miſſar zu warten,“ ſagte Leo ausweichend.„Er ſoll ſelbſt beſtimmen.“ Wie Katzen, die in der Nähe ihre Beute erſpäht haben, ſchlichen die Beamten durch den ſumpfigen Garten dem Hauſe zu. Beim Pferdeſtall blieb einer zurück, die andern folgten dem Führer. Schnell waren Hintertür und Seiteneingang beſetzt, mit zwei Mann betrat Leo das Haus. „Es tut mir leid, Ihre Abendruhe unterbrechen zu müſſen,“ wandte ſich Leo ſtreng an das Ehepaar.„Es be⸗ ſteht der dringende Verdacht, daß in dieſem Hauſe eine Prinzeſſin und ähnliches Geſindel verborgen werden. Ich bitte zunächſt um Vorführung der Krankenſchweſter.“ f fen. Schweſter hat heute nachmittag unſer Haus ver⸗ aſſen.“ f „Wohin iſt ſie gegangen?“ f „Das wiſſen wir nicht,“ löſte Maria dem Gatten in der Antwort ab.„Sie iſt in Unfrieden von uns geſchieden.“ „Wir haben Befehl, dies Haus zu durchſuchen, Herr Doktor. Wir hoffen, daß Sie keine Schwierigkeiten machen.“, „Keinesfalls, bitte verfügen Sie.“ a a Einer der Beamten wollte ſofort eine Tür öffnen und die Unterſuchung auf eigene Fauſt vornehmen. „Halt!“ rief ihm Leo zu.„Wir bleiben zuſammen.“ Sobald es galt, die Wand hinter den Bildern nach ge⸗ heimen Türen abzutaſten oder Betten, Schränke und Truhen von den Wänden zu rücken, kitzelte es den Beamten lebhaft in den Fingern, wenn ſie dies alles wieder an den alten Ort rücken mußten. Auch hätten ſie gern Kopfkiſſen und Bettdecken durchſtochen, anſtatt behutſam mit den Händen darin herumzukneten. Leos Gegenwart und Beiſpiel ließ aber eine Hausſuchung nach neubewährter Art nicht zu. Die Nachforſchungen verliefen ergebnislos. „Habt ihr etwas gefunden?“ fragte eine Wache den aus FFortſetzung folgt.) 3 3 r e/ A Offenbach a. M.(Ein Rohling.) Der Sohn eines hieſigen Dampfſchreinereibeſitzers mißhandelte den Lehrling ſeines Vaters in der roheſten Weise. Er prü⸗ gelte ihn und trat ihn in den Leib bis er bewußtlos lie⸗ gen blieb. Der Bedauernswerte wurde ins Stadtkranken⸗ haus verbracht. Stromberg.(Autounfall.) Infolge des aufge⸗ f weichten Straßenbankeits fuhr ein Perſonenauto beim Aus⸗ 1 beiden gegen den Abweiſer der Provinzialſtraßenbrücke 1 3 Emaillewerken Gebr. Wandersleben. Die Inſaſſen, 1 ö 3 trugen erhebliche Verletzungen davon. Sie wurden Füuh Franzoſen, wurden aus dem Wagen geſchleudert einem Sanitätsauto nach Kreuznach gebracht. Der rer wurde nur leicht verletzt. Der Wagen ſelbſt iſt fark beſchädigt. Hanau.(Das herrenloſe Automobil.) Die Polizei beſchlagnahmte hier ein Auto, das führer⸗ und 1 1 der Wagen in Frankfurt geſtohlen war. Als die herrenlos auf der Straße ſtand. Nachforſchungen ergaben, Diebe einer Vergnügungsfahrt nach Hanau fürchteten er⸗ kannt zu werden, ließen ſie das Auto in Hanau ſtehen. Weimar.(Die alte Geſchichte.) Ein ſchwerer 4 Anglücksfall hat ſich in Tiefurt ereignet. Dort hat ein dadurch 20 fähriger Fleiſchergehilfe das Feuer eines Bratroſts anzufachen verſucht, daß er auf die Kohlen Benzin goß. Sofort explodierte der Benzinbehälter. Das bren⸗ nende Benzin ergoß ſich auf die Kleider des jungen Man⸗ hes, der ſofort in hellen Flammen ſtand. Er iſt ſeinen 1 Brandwunden erlegen. a 1 Unter ſchweren Vergiftungserſcheinungen Stadtteil Eickel eine vierköpfige Familie. Alle Erkrankten wurden ins Krankenhaus eingeliefert, wo inzwiſchen Wanne.(Eine ganze Familie vergiftet.) erkrankte im der Ehemann und ſeine beiden Söhne im Alter von vier und 1 l Jahren geſtorben ſind. Die Frau liegt noch ſchwer ank darnieder. Soweit bisher feſtgeſtellt werden konnte, tt die Vergiftung auf den Genuß von eingeweckter vor⸗ laähriger Melde zurückzuführen. 1 Nothsürben(Schleſien).(Drei Kinder m einer Sandgrube verſchüttet.) Beim Spielen in einer Sandgrube bei Wugnis verunglückten drei 8 bezw.! Jahre alte Kinder durch herabfallende Sandmaſſen tödlich. Ein viertes konnte gerettet werden. Berlin.(Branske nicht der Mörder von 1 Strausberg.) Nach dem beim Berliner Polizeipräſi⸗ V 1 dium Mittwoch mittag eingelaufenen Bericht der tſchechi⸗ chen Kriminalpolizei iſt die Identität des Attentäters auf Spindelmühle als die des 20 jährigen Karl Branske 5 S ical ereilt. Die Gans aber dritbof 3 Krankenhaus. aus Berlin erwieſen. Eine Verbindung mit dem Mörder an der Gräfin Lambsberg beſteht jedoch nicht. 5 Wafungen i. Thür.(Hochſpannungsunglück.) In Oberkatz wurde ein Gänſehirt, der die von einer Gans zerriſſenen Drähte einer Hochſpannungsleitung beiſeite legen wollte, auf der Stelle getötet. Ein Ortseinwohner, er ihm zur Hilfe herbeigeeilt 515 Gpel von demſelben ieb heil. Düſſeldorf.(Schweres Anglück.) Auf dem Fa⸗ Daniel Lueg in der Grafenberger Allee ereignete ich ein überaus ſchwerer Unglücksfall. Eine Firma aus Buer in Weſtfalen hatte an dem Kühlhaus ein Gerüſt aufgeſtellt, das aus bisher noch nicht aufgeklärter Ar⸗ fache zuſammenbrach und zwei Arbeiter unter ſich begrub. Arbeiter war ſofort tot, der zweite verſtarb im Tegernſe.( Familientragödie.) Auf dem Schloß Wotisquell in Tuften bei Tegernſee wurde der . Beſitzer, Dr. von Lagerſtröm, und ſeine Gattin von der Dienerſchaft tot im Bett aufgefunden. Es verlautet, daß 1 Lokales und Allgemeines. Seckenheim, 21. Mai. mitteilungen aus der Gemeinderatssitzung vom 11. und 18. mal. Die Verſteigerung der Kirchweihplätze wird genehmigt.— Einem Geſuch um unentgeltiche Ueberlaſſung einer Fuhre Sand kann der Konſequenz wegen nicht entſprochen werden.— Dem Turnerbund „Jahn“ wird in jederzeit widerruflicher Weiſe geſtattet in der Sporthalle Turngeräte aufzubewahren.— Ein Geſuch um Nachlaß der Gebäudeſonderſteuer wurde genehmigt. Ein Geſuch um Stundung wird ge⸗ nehmigt.— Die Kaſſenſtandsdarſtellung wird bekannt⸗ gegeben.— Dem Georg Söllner wird ein Familiengrab gegen eine feſtzuſetzende Gebühr überlaſſen.— Ein Ge⸗ ſuch um Nachlaß des Gemeindezuſchlages zur Grund⸗ erwerbsſteuer wird unter der Bedingung genehmigt, daß auf dem Grundſtück innerhalb Jahresfriſt ein Wohnhaus erſtellt wird.— Zwei Geſuche um Nachlaß der Grund⸗ und Gewerbeſteuer werden befürwortet.— Die Reinigung des Rathauſes wird der Chriſt. Weſch Ehefrau über⸗ tragen.— An Baudarlehen für das Jahr 1926 werden pro qm Wohnfläche 100 Mk. bis zu 80 qm pro Wohnung bewilligt.— Zwecks Erſtellung von Gemeindewohnungen wird ein Grundſtück käuflich erworben. Untall am Deckarkanalbau. Heute früh verunglückten beim Reckarkanalbau ein Scha chtmeiſter und ein Erdarbeiter. Erſterer zog ſich Brandwunden im Geſicht und an den Beinen, letzterer eine Quetſchung des linken Fußes zu. Beide fanden Aufnahme im allgemeinen Krankenhaus Mannheim. Der verstärkte Plingstoerkehr. Die Reichsbahn⸗ direktion Karlsruhe hat für den zu erwartenden Pfingſt⸗ verkehr durch Doppelführung und Verſtärkung von Schnellzügen im Rah⸗ und Fernverkehr in weitgehendem Ausmaße Vorkehrungen getroffen. Die Verſtärkung des Verkehrs läuft über 7 volle Tage und umfaßt außer zahlreichen Perſonenzügen nicht weniger als 60 Schnellzüge. — Verlängerte Gültigkeitsdauer der Sonntagskarten zu Pfingſten. Die Sonnkagskarten der Eiſenbahn gelten zu Pfingſten bereits ab Freitag mittag 12 Uhr und bis einſchließlich Pfingſtmontag(zweiten Feiertag). Außerdem heſteht noch die neuere Vergünſtigung, die Rückfahrt am erſten Werktage nach dem Feſte, alſo am Pfingſtdienstag (ſogenannter dritter Feiertag), mit einem Juge ausführen zu dürfen, der die Zielſtation der Karte ſpäteſtens vor⸗ mittags 9 Uhr verläßt. Als Beſonderheit iſt ferner zu beachten daß innerhalb dieſer verlängerten Gültigkeits⸗ dauer die Hin⸗ wie die Rückfahrt an einem beliebigen Tage ausgeführt werden kann. 3 1 a Gedenktage am 22. Mai. 337 Konſtantin der Große, römiſcher Kaiſer, in Niko⸗ demien geſtorben. 1688 Der Dichter Alexander Pope in London geboren. 13813 Richard Wagner in Leipzig geboren. 1848 Der Maler Fritz von Uhde in Wolkenburg i. Sa. geboren. 1859 Der Romandichter Sir Conan Deyle in Edinburg geboren. 1885 Der Dichter Victor Hugo in Paris geſtorben. 1909 Abſchluß des deutſch⸗franzöſiſchen Marokko⸗Abkom⸗ Kleine Chronik. 4 Der ſiegreiche Pagenkopf. Wie die däniſche Preſſe meldet, hat die däniſche Königin ſich kürzlich einen Bubi⸗ kopf ſchneiden laſſen. Sie iſt ſomſt die erſte Königin, die ſich vor der Mode beugt und„die ſchönſte Zierde der Frau“ abgeleat hat. Ein vornehmer Senker. Die polniſche Regierung hat einen neuen Henker angeſtellt, der unter dem Pſeu⸗ donym Maciejowſki auftritt und nach den Mitteilungen der Preſſe ein verbummelter Student der Medizin im Alter von 31 Jahren iſt. Er bezieht das Gehalt eines Staatsbeamten der vierten Rangklaſſe, ſomit eines Woiyoden, Diäten und eine Vergütung für alle Reiſe⸗ unkoſten. In Galizien erhält er außerdem nach einem öſterreichiſchen Geſetz des Jahres 1873 von der Gerichts⸗ kaſſe für jede Vollſtreckung ein Honorar von 50 Zloty und ein„Zehrgeld“ von 10 Zloty. Bei den zahlreichen in Po⸗ len verhängten Todesurteilen, die bisher vom Militär durch Erſchießen vollzogen wurden, bezieht der Henker zweifellos das höchſte Gehalt im ganzen Staat. Er er⸗ ledigte ſich ſeiner erſten Aufgabe mit polniſcher Eleganz. Er erſchien zur Hinrichtung in ſchwarzer Maske und wei⸗ ßen Handſchuhen. Nach der„Operation“ zog er die Hand⸗ 1 aus und warf ſie mit adeliger Geſte auf die eiche. 4 500 Häuſer niederg brannt. In der Nacht brach in der Küche einer kleinen Bodega in Bacau bei Bukareſt Feuer aus, das infolge des ſtarken Windes ſo ſchnell um ſich griff, daß in kürzeſter Zeit große Teile der Stadt in Flammen ſtanden. Ganze Straßenzüge ſind niederge⸗ brannt. Nach den bisher vorliegenden Meldungen iſt ein Viertel der Stadt zerſtört worden. Der Schaden iſt außer⸗ ordentlich groß, er wird auf eine halbe Milliarde Lei ſchätzt. Etwa 5000 Menſchen ſind obdachlos. 725 a Verlobungsrekord. Einer Frau in Evian⸗Les⸗ Bains gelang es trotz ihres Alters von 50 Jahren hinter⸗ einander mit 32 jungen Männern eine Verlobung zuſtande⸗ zubringen. Erſt der 33. erſtattete Strafanzeige, ſo daß der Heiratsſchwindel ans Licht kam. Marktberichte vom 20. Mai. Mannheimer Kleinviehmarkt. Zum heutigen Klein⸗ viehmarkt waren zugeführt und wurden per 50 Klg. Lebendgewicht gehandelt: 130 Kälber 60 bis 80, 201 Schweine 78 bis 81. Marktverlauf: Kälber ruhig, lang⸗ ſam geräumt, mit Schweinen ruhig, Ueberſtand. „Mannheimer Produktenbörſe. An der Produktenbörſe erſtreckte ſich bei ſonſt ruhiger Haltung das Inter auf die nahe Ware. Verlangt wurden für die 100 Klg. ohne Sack, waggonfrei Mannheim: Weizen inl. ohne Angebot, ausl. 30,25 bis 33,25, Roggen inl. 20,25 bis 20,75, ausl. 22,25 bis 22,50, Braugerſte inl. ohne An⸗ gebot, ausl. 26 bis 27.50, Futtergerſte 18,25 bis 19,25, Hafer inl. 20,50 bis 21,50, ausl. 19,25 bis 24, Mais 5 5 0 wueh Baſis O, 41.75 „25, Weizenbrotme i bis 31, Kleie 9,25. e —— Vorausſichtliche Witterung: Das„Hoch“ im Oſten mit ſeinen hohen Wärme⸗ graden behauptet ſich. Ein weſtliches Tiefdruckgebiet wird noch etwas Regen bringen, der erſte Feiertag und zum größten Teil auch der zweite wird, abgeſehen von ſtrich⸗ weiſen Gewitterſchauern, ſchön verlaufen.— Am Sams⸗ tag: Abwechſelnd heiter und wolkig, Temperatur wenig verändert, ohne weſentliche Regenfälle.— Am Sonn⸗ tag: Meiſt ſchön und trocken, ziemlich warm. „ r e 5 3 1 Bekämpfung der Maul⸗ und Klauenſeuche. a ſbeſtdte am 11. März 1926 bezgl. der Rindvieh⸗ 9 nde der Stadtgemeinde Schwetzingen angeord⸗ en Sperrmaßnahmen werden hiermit aufgehoben. aannheim, den 19. Mai 1926. — Bad. Bezirksamt— Abt. IV. Bekanntmachungen der Gemeinde Seckenheim. 85 Das Betreten der Wieſen unterhalb des verbrtplatzes iſt, da das Gras verſteigert wird, eboten. Zuwiderhandelnde werden beſtraft. Seckenheim, den 21. Mai 1926. 5 Der Bürgermeiſter: Flachs. 1 dane Kirchenchor seltenen. Heute Freitag Abend Vrobe. i Gaftliepend Deneralver sammlung. 1 Der Vorſtand. TLuxnberein 1898 semonbelm. 0— Handball⸗Abteilung. 5 die am Pfingſtſonntag E. vorgeſehenen Handballſpiele % fallen in Anbetracht der Wanderungen(morgens nach % Heidelberg und mittags nach mannhein weg und werden am Pfingſt⸗ Nataß Nachmittag auf dem Platze der 125 1 2 olgende Mannſchaften gegenüber: 5 2 r: . hr: Turnverein Geiſenheim(1. Mannſchaft) egen Turnverein Seckenheim(komb.) 3 Uhr: a FIomd. Rüdesheim(1. Mannſchaft) gegen urnverein Seckenheim(1. Mannſchaft) 4 Der Spielwart. orgen Samstag nachm. ab 5 Ahr meinefleiſch Pfand 1.10 m. ßballvereinigung ausgetragen. Hier ſtehen Empfehle mein Lager in: Futter mitteln Kunſtdünger, Harnstoff, Amoniak, Kali. Friſch eingetroffen: Heu u. Stroh. Beſtellungen auf verbilligten Amoniak (Junipreis) werden noch entgegengenommen. Beſtellungen auf npfelmein per biler 23 Pfg. werden entgegengenommen. Oswald Seitz. landwirtſchaftl. Bedarfsartikel zu bedeutend herabgeſetzten Preiſen. Einladung. Die Freiwillige Feuerwehr Mannheim, ſowie der IX Bad. Kreisfeuerwehrverband Mannheim feiern vom 22. bis 25. Mai 1926 ihr 75⸗ beim. 50⸗qühriges Beſtoßen verbunden mit Kreisbannerweihe wozu die Kameraden ergebenſt eingeladen ſind. Am Sonntag, den 23. Mai 1926, mittags 1 Uhr ſammeln ſich die Kameraden am Bahnhof der Nebenbahn, von dort Abfahrt 14 Uhr nach Mannheim. Die Kameraden der 3. Komp. fahren mit der Staatsbahn ab 1232 Uhr. e 8 6 1 Badischer Bauernbund. Ortsgruppe Seekenheim. Morgen Samstag Abend 8 Ahr in der„Roſe“ Versammlung. Anzug: J. Rock, dunkle Tuchhoſe, Gurt, Helm. Spielleute: J. Rock, dunkle Tuchhoſe, Gurt, Mütze. Das Kommando: Neubauer. Tagesordnung: Ermäßigung von Einkommenſteuer für Frau und volljährige Familienmitglieder. Vollzähliges Erſcheinen wegen eigen⸗ händiger Unterſchrift erforderlich. ö Der Vorſtand. hilft das ö Ta- Herten der Titania-Präparate G. m. b. H. in Heidelberg ab. Dasselbe entfernt nicht nur Obst-, Gemüse-, Gras-, Rost-, Tinten-, Kopierstift- zum Reinigen sehr schmutziger Hände. 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Mai 1926 Ro. 118 N N 5 g e rb I ö f — We 4 Blütengeſchmückt und mit Lächeln der Wonne Ruht an dem Herzen des Frühlings als Braut Heute die Erde, im Glanze der Sonne Schimmernd von flüſſigen Perlen betaut. Weidende Herden auf grünender Au, Jauchzende Lerchen im himmliſchen Blau! Wie ſich die Knoſpen dem Lichte erſchloſſen, So auch erſchließe dich heute dem Geiſt, Der aus der Höhe ſich flammend ergoſſen, Daß er aus Staub und aus Dunkel uns reißt! „Pfingſten iſt heute!“ ſo jubelt's im Chor, Pflanzt junge Maien vor Tür und vor Tor!“ Pfingſten iſt das Feſt des Geiſtes. Doch nich jenes Ger⸗ ſtes, der in den Rechenmaſchinen unſerer Großbetriebe iſt, und auch nicht jenes, der die Werkhallen mit ihrem tö⸗ nenden und ſchaffenden Leben 95 Dröhnen bringt. Es iſt nicht der Geiſt, der mit den kühlen Verſtandskräften die Notdurft des Leibes und vielleicht noch etwas darüber hin⸗ aus zu befriedigen ſucht. Oft iſt der Kluge dennoch nicht von dem Geiſt beſeelt, der an Pfingſten uns auf ſo beſon⸗ dere, dringende und innige Weiſe in Erinnerung gebracht wird. Denn das alles ſind die Gaben des Gehirns, die man eben ſowohl im guten wie im böſen Sinne anwenden kann. ö Der Pfingſtgeiſt aber erfüllt die Seele, wer von ihm durch⸗ drungen iſt, der vermag keine böſe Tat begehen und mögen die äußeren Umſtände auch noch ſo ſehr danach drängen, mag auch der Verſtand mit ſeinen Kräften noch ſo ſehr verlocken, ein boshaftes Spiel zu beginnen, der Geiſt der Seele, der in den Pfingſten ſeinen Urſprung hat, kann keine Tat begehen, denen ein gutes Herz ſich ſchämen müßte vor ſich ſelbſt. Darum wohl ſteht das Pfingſtfeſt mitten in dem Zauberrauſch des Frühlings, wo das Drängen nach Leben mit urgewaltiger Macht wach geworden 15 wo alles Naturhafte und mit ihm der Menſch ſeine Kräfte verviel⸗ 1 fühlt und gar nicht anders zu können glaubt als ſich dem Taumel des Urwüchſigen ganz hinzugeben und darin aufzugehen. Da aber kommt das Pfingſtfeſt. Es tritt uns entgegen, daß wir alles, was eben noch ins Zügelloſe über⸗ ſchweifen wollte, bannen und wir mit innerer Sammlung in uns ſelbſt nach dem Pfingſtgeiſt zu ſuchen beginnen. Wohl ſagt man ſich nicht mit Unrecht, daß Pfingſten und Frühling von faſt gleichem tiefen Gedankengehalt ſind. Doch damit trifft man doch nicht das Weſen und den Kern dieſes een Feſtes. Iſt der Frühling das Zeichen des Lebens, des Zeugens und Werdens, ſo bedeuten die Pfingſten die Klärung alles Lebens. Dieſer Tag will den Geiſt in der menſchlichen Seele wecken, daß er über ſein Ziel und ſeinen Zweck und den Wert ſeines Handelns klar werde. Und ſo iſt es ein Tag der Wahrheit, das Feſt, an dem der Menſch ſeine Innerlichkeit erſchließt und die Quellen eines höheren Glaubens ſtrömen läßt, um aus ihnen die einzige, wahre Lebensweisheit zu ſchöpfen. Wir erkennen dann, daß das Leben, das in den Städten pocht und hämmert, daß die Da⸗ ſeinsarbeit, die der Landmann tagtäglich verrichten muß, nicht unſer ganzes Weſen ausfüllen, ſie können uns nie be⸗ riedigen, wenn das Herz dabei leer ausgeht. Wir finden ogar manchmal, daß dieſe oder jene Handlung, die wir regelmäßig gedankenlos erfüllen, nicht mehr dem entſpricht, was wir in unſerem Herzen von ihr verlangen möchten. Das iſt auch die ſeltſame Erſcheinung unſerer Zeit, daß viele unſerer Tage in ihrem geſamten Ablauf mit unſerem Her⸗ zen nichts mehr zu tun haben. Es ſteht dieſem fremd gegen⸗ über und oft wird es in ſeinen Regungen ſogar erſtickt, denn unſer Leben, wie es ſich heute abwickelt, hat keine Be⸗ ziehungen mehr zu unſerer Seele, im beſten Falle bedeutet es nur einen Zweck zu einem Ziel. Doch dies iſt die Klippe, an der unſere Generation und vielleicht auch noch die nach⸗ folgende ſcheitern kann, daß wir ſelbſt nur Maſchinen wer⸗ den, die gedankenlos, ein Spielball niedriger Wünſche, von einem Tage in den anderen taumeln. Hier kommt das Geiſtesfeſt uns entgegen. Es gibt uns Gelegenheit uns der Zuſammenhänge von Menſch und Welt bewußt zu werden und daraus unſere Schlüſſe zu ziehen, um dann unſerem Leben einen neuen Sinn zu geben. „Doch der Pfingſtgeiſt gibt auch Mut und Tapferkeit. Er ſtählt die Kräfte der Seele, er adelt ſie, daß nicht jede kleine von außen oder innen andringende Anfechtung, uns aus dem Geleiſe zu werfen vermag. Wer ſich ganz in die Ge⸗ heimniſſe ſeiner gottgeſchenkten Seele vertieft, wer ſie in einer glücklichen Stunde ganz erfaſſen und erleben kann, dem quellen auch zugleich die Kräfte, dieſe Errungenſchaften des Geiſtes zu behaupten, denn Pfingſten bringt auch die Gnade. Sie ſpendet der Schöpfergeiſt allen, die ſich darum in Wahrheit bemühen. Wie leicht und fröhlich fühlt ſich doch ein Menſch, der ſich mit dem Leben, ſo wie es ihm entgegen⸗ tritt, ob freundlich ob dunkel, einverſtanden erklärt und ein freudiges Jaſagen findet für den Kampf, den er ſtündlich um ſeine Erhaltung und um ſich ſelbſt auszufechten hat. Dazu führt aber allein der Weg der Wahrheit, die an der Erkenntnis beſtehender Naturgeſetze nicht herumgeht, ſon⸗ dern ſie gleicherweiſe erfaßt, wie das leichtbeſchwingte Glück, das ſo ſchnell den Händen entfallen kann. Um immer von dieſen Gedanken erfüllt zu ſein, ſtets ihren Wert erfühlen zu können, dazu hilft uns die Gnade. Sie iſt ein Geſchenk, das ſtändig neu errungen werden muß, für das man täglich ſeiner Seele das feſtliche Gewand geben muß, denn hohe und edle Gedanken können nur in einer reinen Seele eine Wohnſtatt finden. Dunkle, kleinliche, allzu menſchliche Be⸗ ſtrebungen verſchleiern alles Hohe und wahrhaft Große. Dazu möge dieſes Pfingſtfeſt uns führen, denn gerade heute, wo der Exiſtenzkampf des geſamten Volkes und des Ein⸗ zelnen ſcharfe F igſten zuſtrömt. 3 215 e Formen angenommen hat, bedürfen wir einer Seelenſtärkung, die uns aus dem tiefen Born der Der Wendepunkt. Pfingſt⸗Humoreske von Georg Perſich. Nachdruck verboten. Die 5 für den Pfingſtausflug ging herum und faſt alle unterſchrieben— die Buchhalter und die Korreſpon⸗ denten, die Schreihmaſchinenfräuleins und ſonſtigen Büro⸗ damen. Man hatte monatelang zuſammen gefront, nun wollte man auch das Frühlingsfest zuſammen feiern. Jetzt wurde die Liſte Hans Hartung hingeſchoben. Dem ſtieg eine leichte Röte ins Geſicht; ein kurzes Zaudern, dann ſchob er das Blatt ſeinem Nachbar zu. Er hatte nicht unterzeichnet. „Wollen Sie denr nicht, Hartung?“ „Kann nicht——“ Da ſahen ſie alle auf. ſchließen?“ „Muß leider!“ 5 5 „Aber warum? Was ſoll denn das bedeuten?“ ſcholl es durcheinander. „Unüberwindliche Hinderniſſe!“ meinte er und ſteckte eine geheimnisvolle Miene auf. Da ſagte eine der perfekten Stenotypiſtinnen:„Kinder, er hat ne Verabredung!“ „Er hat keine!“ verteidigte ſich Hartung.„Nicht im geringſten.“ „Schwindel!“ 27 „Was, Sie wollen ſich aus⸗ Er entrüſtete ſich über den unparlamentariſchen Zwi⸗ ſchenruf. Doch man glaubte ihm nicht. Im Nebenzimmer ein Näuſpern. Der Chef! So rück⸗ ſichtsvoll pflegte der Alte ſich immer anzukündigen, wenn er unter ſein Volk zu treten beabſichtigte. Die Köpfe beugten ſich auf die Arbeit. Aber Hartung ing noch einen vorwurfsvollen Blick auf. Er kannte dieſe ugen. Aennchen Ewald! Und er wurde wieder rot, diesmal aber vor Zorn. Zornig war er auf ſich, auf das Schickſal, auf die Kollegen⸗ Welt auch auf Aennchen Ewald. Ja, auf ſie beſonders. eil ſie immer ſo furchtbar adrett war, wie auf Draht gezogen, wie aus dem Ei gepellt. und darum—— „Aber Herr Hartung, ich frage Sie ſchon zweimal was, und Sie geben mir keine Antwort!“ Der Chef ſtand neben ihm. „Verzeihung—“ 5 „Sie machen wohl ſchon in Gedanken Ihren Pfingſt⸗ bummel?“ 5 „Ich pfingſtbummele nicht!“ erwiderte er ſchroff. „Na, das erzählen Sie, wem Sie wollen!“ meinte der Alte ſchmunzelnd.„Wenn die andern ausſchwärmen, wer⸗ den Sie muntere Biene gerade im Stock bleiben!“ „Was kümmert Sie denn das? Iſt meine Privat⸗ angelegenheit!“ wollte er gereizt auffahren, aber er würde ſich ja nur lächerlich machen. Und da mußte ſich ſein Blick auch wieder mit dem Aennchen Ewalds kreuzen, und der war noch vorwurfs⸗ voller als vordem. Der Schneidermeiſter Theophil Schnippler war eine Seele von Mann, einer, dem nichts 1 fiel, als ſeinen Mitmenſchen etwas abzuſchlagen. Aber wenn es durchaus ein mußte! 5 „Wenden Sie mir bis Pfingſten meinen Sommer⸗ anzug!“ bat ihn Hans Hartung flehend.„Tun Sie mir den Gefallen!“ 5 ö „Drei Dage vor Pfingſten ſoll ick Ihnen'in Anzug wen⸗ den? Der Witz is jut!“ 2 habe ſonſt am Feſt nichts anzuziehen!“ „Jiehn Se man wieder an, wat Se am Abend vorher ausjezogen haben.“ „Meiſter, ich kann doch nicht mit meinem Büroanzug . N er Meiſter ſah ihn über ſeine Brille hinweg an.„Los⸗ jehn wolln Se? Pfingſten wer'n bloß Dummheiten je⸗ macht. Ick war ooch mal jung und habe Pfingſten mein Jattin kennen jelernt, wat meine Olle is. Tja, tja——“ er kratzte ſich hinterm Ohr—„zu Hauſe bleiben is ville jeſcheiter! Und Ihren ſojenannten Sommeranzug habe ick Ihnen ja ſchon det vorichte Jahr wenden ſolln, ick hatte aber Angſt, et mechte nur der Sommer übrig bleiben, vom Anzug aber niſcht. Der is ſo dinne, det die unechte Seite von ſelber nach außen kommt, wenn Sie ihn noch drei Wochen dragen.“— O dieſer Schnippler! Mit ſeiner Abſage war die letzte Hoffnung begraben. Nie und nimmer würde er ſich Aenn⸗ chen Ewald und den andern jungen Damen Pfingſten in ſeiner ſchäbigen Kluft zeigen. And ein Millionär war er nicht, um ſich einen neuen 1 8 ein halber mußte man ja mindeſtens heute „Bleibe zu Hauſe und langweile dich redlich! Das wird mein Pfingſtvergnügen werden,“ ſagte er zu ſeiner Schweſter Elſe. 0 „Du kannſt mir leid tun!“ „Schenke dir deine Teilnahme und mir'nen neuen Anzug!“ ſchlug er brüderlich vor. f „Es ginge wohl noch einmal mit dem alten——“ „Um mich zu blamieren, was? Die Ewald hat für ſo was einen Blick!“ „Aennchen Ewalds wegen—? Ich habe es mir 8 ſchon gedacht. Aber die iſt viel zu vernünftig, um au ſolche Aeußerlichkeiten Wert zu legen.“ „Ihr Weiber beurteilt alles nach Aeußerlichkeiten! Das kennt man.“ 1„Ach, du grüner Junge, was weiſt du von den Wei⸗ ern?—— And er langweilte ſich redlich am Pfingſtſonntage. Ver⸗ gebens 9 er ſich einzureden, daß es ein Tag wie eder andere ſei. Die Sonne ſchien heller zu leuchten als 7 5 der Himmel blauer zu ſein. aſe zum Fenſter hinaus, war die Luft ſo warm und doch ſo klar und ein Klingen war darin wie von einer fernen, ae e Und ſteckte man die 0 Die anderen waren ausgeſchwärmt, die muntere Biene“ ſaß allein im Stock. Aber wenn ſie von ihm ſprä⸗ chen, würde es heißen:„Der hat eine Verabredung!“ So wurde man verkannt und verleumdet. „Aennchen Ewald wird das auch von mir denken,“ ſagte er zu der Schweſter. 0 „Aennchen Ewald wird überhaupt nicht an dich denken!“ Nun war er ganz geknickt. f a 85 wurde Nachmittag. Die Schweſter deckte den Kaf⸗ eetiſch. i 15 7 Ein Klopfen an der Tür. „Natürlich muß jetzt Beſuch kommen, um uns den Kuchen wegzueſſen!“ brummte er und ſchob, während die Schweſter ging, um zu öffnen, den Kuchenteller unter das Sofa. ö And da kam der Beſuch. 5 „Eine Freundin, die mich zu einem Spaziergang ab⸗ holen will,“ ſagte Elſe.„Meine Pfingſtverabredungl“ Er blickte ſtarr und ſtumm. 5 „Kennſt du Fräulein Ewald nicht?“ f „Fräulein Ewald—! Sind Sie denn nicht mit den andern——?“ 5 Sie trug ein ganz einfaches Kleidchen, doch ſie konnte ja tragen, was ſie wollte, ſie war immer wie auf Draht gezogen, wie aus dem Ei gepellt. Blitzſauber! „Ich hatte nicht recht was anzuziehen,“ erklärte ſie. „Darum habe ich abgeſagt.“ Dabei lachte ihr der Schalk aus den Augen... „Zwei Seelen und ein Gedanke!“ meinte die Schweſter. „Gönnſt du denn dieſem Pfingſtbeſuch unſeren Kuchen? Aber wo iſt er denn?“ a Er holte den Kuchenteller unter dem Sofa hervor und reichte ihn Aennchen Ewald hin. „Bis auf das letzte Krümelchen!“ ſagte er. a Das war weder ein Liebesgedicht noch eine Liebes⸗ erklärung, aber es wurde mit ſolcher Herzlichkeit geſagt, daß es Aennchen Ewald beides zu ſein däuchte. f Pfingſtbräuche einſt und jetzt. Keines unſerer Feſte iſt ſo geeignet wie das Pfingſtfeſt, es in ſinniger Weiſe zu feiern. Von altersher ſind viele Volksbräuche mit ihm verknüpft, von denen ſich leider nur wenige bis in unſere Zeit herübergerettet haben. Wie das Volkslied im ausſterben begriffen iſt, ſo ſind es auch die alten Sitten, die mit dem Glauben unſerer Altvordern in zartem Zuſammenhange ſtehen. Da man jedoch gerade aus Volksbräuchen am beſten die Seele des Volkes durch Jahr⸗ hunderte und Jahrtauſende erkennen kann, iſt es mit eine der vornehmſten Aufgaben, die alten Sitten im Volke zu erhalten und zu pflegen. Der kindliche Glaube unſerer Urväter ſah die geheimnis⸗ vollen Kräfte des Wachſens und Entſtehens in jedem Natur⸗ vorgang. So wie er in der Sonne die Liebe Gottes ſah, im Grollen des Donners den Zorn Gottes, erblickte er in den Bäumen die ſchützende und ſegnende Hand des gütigen Vaters. Wie kann es da Wunder nehmen, wenn unſere Ar⸗ ahnen die Bäume pflanzten und ſchützten, glaubten ſie doch, den Zorn Gottes auf ſich laden zu müſſen, wenn ein Frevel an ihnen geſchah. Ein ſolcher Baum iſt die Welteſche Yadraſel, deren Wurzeln nach der alten Sage durch das ganze Erdinnere laufen, deren Zweige das Erdreich um⸗ ſpannen, in deren Gezweig göttliche Diener des Befehles ſuucger den Menſchen Leid oder Freud zu bringen. Ein olcher Baum war die Eiche, deren Schönheit und Sym⸗ bolik noch in vielen unſerer heutigen Volkslieder beſungen wird. Doch bei allen Völkern finden wir den Glauben an das Segenbringende des Maienbaumes. In ihm ſollen unzählige Geiſter ſich aufhalten, die den Men⸗ ſchen Hilfe bringen, ihm Schutz gewähren, die Fruchtbarkeit des Bodens fördern— weshalb man ihn. viel als mög⸗ lich anpflanzte und ſo gut als möglich pflegte. Doch zur Pfingſtzeit, wenn gerade die Maien ihr zartes Kleid an⸗ getan haben, und ſich ſo freundlich und dennoch beſcheiden von dem Wachſen ringsum auf Flur und Hain abheben, dann zog man hinaus, den„Maien zu hauen“. Innen und außen wurde das Haus damit geſchmückt, die Viehſtälle wur⸗ den damit ausgeſchlagen, damit keine Krankheiten und Seuchen das Vieh befalle. Burſchen und Mädchen, die ein⸗ ander liebten und heiraten wollten, ſchlugen einander, damit Glück und Segen auf ihrer Ehe ruhe. Bis in die Kirchen hinein ſah man das leichte Grün des Maien— und wen man außer Gott noch ehren wollte, dem ſchenkte man einen Strauß davon, zum Zeichen der Verehrung und Er⸗ gebenheit. Dieſe Art, Pfingſten zu feiern, hat ſich bis in die Jetztzeit erhalten. Auch heute ſchmücken wir Kirche, Haus und Hof mit Maien, zu denen ſich in vielen Gegenden der ſüßſchmeckende Kalmus gefunden hat, auf dem die Kinder zum Feſt ein luſtig Liedlein zu blaſen verſtehen. Auf dem Lande vor allem verwendet man ihn überall dort, wo man reichen Segen und ein Gedeihen wünſcht. ö Im Hannoverſchen, vereinzelt auch im ganzen Reiche, ziehen in der Pfingſtnacht die Burſchen aus, ihrer Liebſten einen Maienbaum zu ſchlagen. Den pflanzen ſie ihr dann vor das Kammerfenſterlein zum Zeichen der Liebe und Treue. In manchen Dörfern ſchmücken ſie ihn noch mit bunten Bändern und Zierart. Im Gegenſatz hierzu ſetzt man böſen Mädchen, denen man die Nichtachtung zeigen will, einen vertrockneten Maienbaum vor das Fenſter, oder auch eine Rute. Eine ſolche Gabe zu erhalten, gilt als große Schande und kommt ſelten vor. Wenn man ſich jedoch friſche Maien aufbewahrt und trocknen läßt, ſo glaubt man vor Blitzſtrahl ſicher zu ſein. Der Segen und die Heilkraft ſind ſo groß, daß die Wunden, auf die man friſche Maien⸗ blätter legt, ſehr ſchnell und gut heilen ſollen. In anderen Gegenden wieder pflanzt man einen Maten⸗ baum auf die Dorfwieſe, um die in luſtigem Reigen die Paare zur Dorfmuſik ſich drehen. Dieſer Maienbaum, der auch durch einen großen Kranz aus Maien an einer hohen N Stange befeſtigt, erſetzt werden kann, iſt das Heiligtum eines jeden Dorfes. Wird er von der Jugend des Nachbarortes geſtohlen, ſo wendet ſich das Glück der ganzen Gemeinde fort und läßt keine Freude mehr aufkommen. Die ganze Nacht hindurch wird er darum von handfeſten Burſchen gegen Uebergriffe bewacht, damit das ganze Jahr hindurch 1 5 8 Glück unter ihnen weile. Weniger erhalten hat ſich das Wettlaufen oder ⸗reiten nach dem Maienbaum. Auf der Dorfwieſe wurde ein mit bunten Bändern verzierter Baum aufgeſtellt. Wer ihn zuerſt erreicht, den ſetzte man auf einen dicken Strauch von Maien und zog ihn durch den Tau, während man dem letzten Läufer einen Dornenbuſch auf den Nücken band. Dieſem Wettlaufen ſehr ähnlich iſt das Wettreiten nach dem Maienkranz, den die mit bunten Bändern ge⸗ ſchmückten Reiter mit einer Lanze von einem Pfahl ab⸗ ſtechen müſſen. Man ſchreibt dieſen Maienbäumen und Kränzen die Bedeutung zu, daß kraft der in ihnen woh⸗ nenden Kräfte die Sieger beſonders eich mit Geiſtesgaben 8 5 93705 0 1 98 ͤ— dgeleanet werden. Das Feſt der Freude. Pfingſtplauderei von A. E. Stein. 8(Nachdruck verboten.) Gr.— Pfingſten iſt das lieblichſte der Feſte.„Von Erd' zu Himmel horchen tauſend Stimmen— und proben heimlich ihren feierlichſten Tuſch— bis Gott der Herr mit Blumenglockenklingen— nimmt lächelnd ſeinen Thron in einem Fliederbuſch“—, ſo heißt es in einem Pfingſt⸗ gedicht. Ja es iſt, als ob die ganze Natur zu Pfingſten den Gottesgeiſt empfinge. In ihrer ganzen Pracht prangt ſie, durchglüht von Leben und Schönheit. Die Saaten grünen, die Bäume blühen, die erſten Anzeichen des Reifenwollens zeigen ſich. So iſt das Pfingſtfeſt ein Feſt der Natur. Im wei⸗ teſten Maße hat es alte heidniſche Ueberlieferungen in ſich aufgenommen, die die neuerſtehende Natur zum Gegen⸗ ſtand hatten. Zwar lag in der Zeit, in die das chriſt⸗ liche Pfingſtfeſt fällt, keine alte heidniſche Feier. Aber das alte Frühlingsfeſt, das zeitlich mit dem Oſterfeſt zu⸗ ſammenfiel, hat auch auf das Pfingſtfeſt ſeine Wirkung ausgeübt. Ebenſo hat der erſte Mai, der Tag nach der Walpurgisnacht, der dem Wetter⸗ und Frühlingsgott Donar geweiht war, manchen Brauch für das Pfingſtfeſt hergegeben. Endlich iſt dann in dem chriſtlichen Pfingſt⸗ feſte noch eine ſpätere Feier, die der Sommerſonnen⸗ wende(Johannistag), vorweggenommen worden, die auch ihrerſeits die Pfingſtfeſtbräuche beeinflußt hat. l Bei dieſen vielfachen Einflüſſen iſt es nicht immer ganz leicht, die Pfingſtſitten auf ihre Herkunft und ihren eigentlichen Sinn zurückzuführen. Verhältnismäßig klar iſt die Sitte der Maimännchen und des Maibaumes, die natürlich dem alten Maifeſt entſprungen iſt. Mit Blät⸗ tern und Zweigen behängte und mit Blumen bekränzte Burſchen verſinnbildlichen den Wonnemonat. Wir kennen geute noch die ſogenannten„Pfingſtlümmel“ oder gar, wie ſie wohl auch genannt werden, die„Pfingſtochſen“, und den Maibaum, der dem Liebchen vor die Tür oder das Fenſter geſetzt wird. Auf dieſen ſelben Brauch, den Wonne⸗ mond zur Knüpfung zarter Bande zu erwählen, deutet auch eine andere Sitte, die in manchen Gegenden üblich iſt, die Sitte des„Herausrufens“. Um die Pfingſtzeit herum haben die jungen Mädchen des Abends ſchön ſitt⸗ ſam zu Hauſe zu ſitzen, denn jeden Abend kann es ſich ereignen, daß vor dem Haus der Name der einen oder anderen gerufen wird, und wenn ſie dann nicht er⸗ Fe, dann heißt das, daß das Glück verpaßt und er 2 97 0 abgewieſen iſt. Eine Art Gegenſtück zu dieſer Pfingſtſitte bildet der Brauch der Brautverſteigerung. Er findet ſich in den verſchiedenſten Spielarten in ganz Europa, in Belgien wie in Sizilien und ebenſo in manchen Gauen Deutſchlands. Halb e e aber auch im Ernſt unternehmen es die älteren Männer eines Ortes, die heiratsfähigen jungen Mädchen durch Ausrufen und Ausbieten an den Mann zu bringen. Daß dieſem Vorgang bei all ſeiner ſcherzhaften Einkleidung eine tiefere Bedeutung, vielleicht ſogar die Erfüllung einer ſozialen Aufgabe zugrunde liegt, beweiſt die ſizilianiſche Volksſitte, die das für die hüb⸗ ſcheren Mädchen zuſammenkommende Büſtungsgeld dazu benutzt, den weniger hübſchen Töchtern des Dorfes zu helfe Mitgift und damit auch zu einem Manne zu ver⸗ helfen. N f Die Johannisfeier, die früher mit dem Pfingſtfeſt verknüpft war, hat in jüngſter Zeit wieder größere Selbſtändigkeit erlangt und ſich von dem Pfingſtfeſt los⸗ gelöſt. Es brennen nicht mehr wie früher die Pfingſt⸗ feuer, ſondern die Johannisfeuer auf unſeren Bergen. rſprünglich waren die Pfingſtfeuer in vielen Gegenden Deutſchlands verbreitet. Sie fielen zuſammen mit der alten chriſtlichen Sitte der Feuerweihe, die am Pfingſt⸗ ſonnabend ſtattzufinden pflegte. 8 Das Pfingſtfeſt iſt trotz ſeines lieblichen Charakters nicht in dem Maße wie das Hſter⸗ und das Weihnachts⸗ feſt in das Volksgemüt evrwoben. Das hängt einerſeits mit der unentſchiedenen Stellung des Feſtes in dem, Verlauf der Jahreszeiten zuſammen, andererſeits damit, daß der chrißliche Gehalt des Pfingſtfeſtes, die Ausgießung des heiligen Geiſtes, die Faſſungskraft vor ſchwerere Aufgaben ſtellt als die greifbaren Tatſachen, die dem 557 und dem Weihnachtsfeſt zugrundeliegen. Das Pfingſtfeſt iſt das Feſt der inneren Begnadigung, des inne⸗ ren Ringens und Reifens, es iſt ein heiliges Feſt, vor dem das Volk eine Art ſcheuer Ehrfurcht empfindet: 1 Geheimniſſe der Gottheit liegen in ihm ver⸗ orgen. Nach außen hin aber wird das Pfingſtfeſt unzweifel⸗ haft in allen Schichten der Bevölkerung auf das Regſte wahrgenommen.„Zu Pfingſten machen wir einen Aus⸗ flug“ dieſe Parole iſt den jungen wie den alten Leuten tief eingewurzelt. An keinem Tage des ganzen Jahres herrſcht auf den Eiſenbahnen ein ſo ungeheures Ge⸗ dränge wie an den beiden Pfingſttagen. Die Gaſtwirte der Ausflugslokale betrachten das Pfingſtgeſchäft als das e ihrer ganzen Saiſontätigkeit. Als eine wahre Völkerwanderung ſtrömt es aus allen Städten hinaus aufs Land, hinaus in die Natur, und ſelbſt notoriſche Stubenhocker raffen ſich an Pfingſten zu einem Ausflug auf. Dabei herrſcht überall Jubel und fröhliche Stim⸗ mung. So ling ſich denn in dieſem Punkte, in der allgemeinen Pfingſtſtimmung, die innerliche religiöſe Be⸗ deutung des Feſtes mit der mehr weltlichen Gepflogen⸗ heit des Pfingſtausfluges zuſammen: Pfingſten iſt das feſt der Freude, Freude erfüllet aller Herz und aller Sinn. Der Pfingſtjan. Ein Aten it unt der heutzutage ſtark im Verſchwin⸗ den begriffen iſt und früher in manchen Orten ſich auch am Johannistage abſpielte, iſt der Umritt des Jan. Ein ſtarker Burſche, der mit Kornblumen 1 bee war, trug vor dem Geſicht eine aus Birkenrinden hergeſtellte Maske und in der Hand einen langen Knüttel. Er ritt dreimal um den Kirch⸗ oder Dorfplatz, von der ſchreienden Menge ſterweckende Erſcheinung finde den Namen„Zauder⸗ 8 ſeinem Gefolge befinden ſich drei Ritter, von denen der eine einen Korb für einzuſammelnde Eier, ein zweiter eine Heugabel zum Aufſpießen des geſchenkten Specks und ein dritter einen Teller zur Aufnahme von Geldſtücken trägt. Sin gend zieht dann die Schar von Haus . 7 Haus: Haben die Ritter ihre Spenden erhalten, bedan⸗ ken ſie ſich, den Geizigen aber verwünſchen ſie. Von den ö Gaben richten die Mädchen des Abends er Spinnſtube eine 1 0 an; 1 olgt ein Tanz in der Schenke, bei dem die Burſchen die Koſten für Muſik und Getränke tragen. 180 7 geritzt habe, 1* 1 Kreuz und Quer. Allerweltsplauderei von Ernſt Hilarion. Die Naſe hoch tragen!—„Auf ewig dein“. und eine unbezahlte Schneiderrechnung.— Wir ſind auf der Höhe!— Warum die Schwarzen weiße Zähne haben.— Das Land ohne alte Jungfern.— Ein nichteuropäiſches Frauenideal. Wir Europäer ſind ſo ſtolz auf unſere Kultur und auf unſere weiße Hautfarbe, daß wir mit Recht oder Unrecht unſere Naſe möglichſt hoch zu tragen lieben. Das hindert aber viele der Unſrigen nicht, fleißig nach den Exoten Ausſchau zu halten und deren Sitten möglichſt haargenau nachzuäffen. Es iſt noch eine beſondere Frage, die einmal eingehend erforſcht zu werden verdiente, ob wir dieſe Sitten aus einer Art großtueriſchem Mitleid oder aus ausgeſprochenem Gefallen daran nachmachen. Eine ſolche Anſitte oder Mode, die heute allerdings glücklicherweiſe im Ausſterben begriffen iſt, war das Tätowieren von Armen und Beinen, mit dem ſich vor allem die Kraftmenſchen zu erfreuen pflegten. Wenn ſie bei der Arbeit ihre Aermel aufkrempelten, konnte jeder feſtſtellen, was ſie für tüchtige Leute waren. Manchmal hatte dies aber auch ſeine Nach⸗ teile, das mußte neuerdings auch ein junger Engländer erfahren, dem die eingeritzten Zeichen einen höchſt unan⸗ genehmen Streich ſpielten. Er hatte ſich in den Arm tätowieren laſſen:„Ich liebe Nelly Harwood“. Gewiß, das war ein Liebeszeichen, über das ſich die genannte Nelly wohl ſtürmiſch gefreut und auch erheblich geehrt gefühlt haben wird, denn es war doch ein Liebesſchwur, von dem man das„ewig“ ſchon annehmen konnte. Ob das Liebes⸗ band jedoch ewig dauerte, darüber ſchweigen die Annalen, denen dieſe Geſchichte entnommen iſt. Jedenfalls erſchien dieſer Tage vor einem Londoner Gericht ein Schneider⸗ meiſter und verklagte den Engländer, daß er ſchon ſeit drei Jahren die Schneiderrechnung nicht bezahlt habe, weil der junge Mann einfach ausgekniffen ſei. Aber dem Herrn paßte dieſe Forderung aus der Vergangenheit nicht und er beſtritt ganz energiſch, jemals mit dieſem Schneider etwas zu tun gehabt zu haben. Das war zweifellos eine Frechheit, da es ja eine Lüge war. Das alte Sprichwort ſagt nun, daß Lügen kurze Beine haben, und ſo ſollte es ſich auch hier wieder bewahrheiten. Der Schneider ſchlug mit der Fauſt recht kräftig auf den Tiſch und rief, er ſolle doch einmal den Liebesſchwur zeigen, den er in ſeinen Arm Der Jüngling erblaßte ſichtbarlich, mußte aber wohl ober übel auf Geheiß des Gerichtes ſeinen Arm entblößen. And da ſtand ſchön in blauer, geſchnörkelter Schrift:„Ich liebe Nelly Harwood.“ Wie bitter ſchmerzte es nun den ehemals Verliebten als ſein Gläubiger mit freudigem Ausruf auf den Arm wies, und wohl oder übel mußte er ſeine Börſe ziehen und die Rechnung berappen. Was aber mag es wohl geben, wenn ſeine Frau nun nicht die gewiſſe Nelly, ſondern eine andere iſt? Wie unange⸗ nehm für dieſe Frau, immer das Liebesbekenntnis, das einer anderen gilt, vor Augen zu haben. In der jüngſt verfloſſenen Reichsgeſundheitswoche iſt uns wieder einmal recht augenſcheinlich ans Herz gelegt worden, was wir alles zu tun und zu laſſen haben, um uns und damit auch Geſar geſamtes Volk geſund zu erhalten. Es iſt wahr, die Geſundheitspflege hat in den letzten Jah⸗ ren einen ganz bedeutenden Aufſchwung genommen und es wäre nur zu wünſchen, daß dies weiter ſo anhielte, denn die wir keinen vollen Erfolg aus dem Leben ſchöpfen kön⸗ nen. Mit Schaudern verſetzen wir uns nur in jene Zeit des großen franzöſiſchen Königs Ludwigs des Vierzehnten, von dem die Geſchichtsſchreiber berichten, daß er ſtets eine koſtbare lange Nadel mit ſich herum führte, um in ſeinem Haarſchopf allerlei mögliche Tierchen in Ordnung zu halten. Eine ſolche Nadel zu beſitzen gehörte damals zum guten Ton. Wenn heute kleine Kinder eine alte Frau, die mit ihren Gepflogenheiten noch in der ganz alten Zeit wurzelt, beobachten, wie ſie mit ihrer Stricknadel gleiche Kunſtſtücke verübt, dann ſtoßen ſie ſich in die Rippen und kichern ſich eins. Wir ſollten nun aber nicht denken, das wir immer in allem voran ſeien, denn das hat nur eine bedingte Richtigkeit. So erzählt zum Beiſpiel ein moderner Afrika⸗ forſcher, daß die Naturvölker des ſchwarzen Erdteils eine recht eifrige Zahnpflege treiben. Täglich eine halbe Stunde lang nehmen ſie ein Holzſtück einer beſtimmten Baumart in den Mund, zerkauen dies und putzen dann regelrecht ihre Zähne. Man bewundert und beſtaunt oft die wunder⸗ vollen Zähne der Schwarzen und führt dies auf die anders geartete Koſt zurück. Das iſt jedoch nur zum Teil richtig, da, wie der Forſcher erklärt, die Stämme, in denen die Mundpflege nicht betrieben wird, viel ſchlechtere Zähne haben als die anderen. Wenn wir alſo regelmäßig unſere Zahnbürſte in Betrieb nehmen, ſo zeigen wir damit ledig⸗ lich, daß wir nicht barbariſcher als die Barbaren ſind. Die Knaben und Mädchen, die bekanntlich nie dazu Zeit haben wollen, könnte man damit vielleicht auch zur Ordnung antreiben. a Das Land, in dem es keine alten Jungern gibt O köſtliches Land für alle Mädchen, die den erſten oder zweiten Augenblick zur Erreichung der Haube„verſehent⸗ lich“ oder aus„Großzügigkeit“ verpaßt haben. Aber es iſt ſehr weit bis dahin und eine Auswanderung dürfte den unbemannten Europäerinnen trotzdem nicht zu empfehlen ſein. Es iſt Tibet, das Land noch vieler unergründeter Geheimniſſe, das faſt nur zum kleinſten Teile von Weißen durchforſcht werden konnte. Eine Tibetanerin, die Gattin eines engliſchen Konſuls, hielt ſich vor einiger Zeit in London auf und 1 1 5 ſogar ein Buch über die Sitten und Gebräuche ihres Heimatlandes. Darin erzählt ſie unter anderem, daß es außer den Nonnen in Tibet keine unver⸗ heirateten Frauen gäbe. Dort muß jede Frau heiraten, und das Glücklichſte ihres Schickſals iſt es, daß ſie auch ſtets einen Mann finden. Dabei ſollen die Tibetanerinnen aber auch viel häuslicher veranlagt ſein als die Europäe⸗ rinnen. Sie rauchen und ſie trinken nicht und brauchen weder Puder noch Schminke, um eine künſtliche Schönheit zu erzeugen. Nur in einigen ſonnigen Bezirken bedecken ſie ihr Geſicht bei der Arbeit mit einer ſchwarzen Farbe, um die Geſichtshaut gegen Wind und Sonne zu ſchützen. Intereſſant iſt auch noch, wie dieſes Volk über unſere euro⸗ päiſchen Damen urteilt, man erkennt daraus, wie verſchie⸗ den das Frauenideal iſt. Nach tibetaniſcher Anſchauung ſind die Naſen unſerer Frauen zu groß; ihre Ohren ſind nicht klein genug und ähneln denen der Schweine; die Augen haben nicht den gewünſchten Ausdruck und die Augenhöhlen ſind zu tief, ſo daß die Augenbrauen hervor⸗ ragen wie bei den Affen. Gewiß, das iſt nicht ſehr ſchmei⸗ chelhaft und dürfte kein europäiſches Mädchen verleiten, nach Tibet zu gehen. Drum mögen ſie lieber hier bleiben, die Europäer verſtehen ſie ſchon zu ſchätzen, aber wie lange noch, dann gibt es nur noch Männer in Europa. Dann ſch Geſundheit iſt die große, faſt unerſchöpfliche Quelle, ohne Aale Große Anzeigen preiſen die guten Eigen⸗ ſchaften von Zigarettenmarken höherer Preislagen an. Unſere neue Aſſuh⸗Zigarette für nur 4 Pfg. vereinigt trotz des niedrigen Preiſes alle dieſe Vorzüge. Ihr gebührt Nel Ciel! Adler⸗Compagnie A.⸗G., Dresden⸗A. 21. fe Kl würde allerdings die Wahl ſchwer fallen e eee Palast-Theater Seckenheim am Rathaus. Daus dusgęrlgsgne Pfingſt⸗Programm Ab heute: os HERTEN 00 iT VIRGINIA Ein hochdramatisches Flmbild in 6 Akten.. 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Extra-Kindervorstellung. Pfingst-MHontag: Neues Programm. Dieser Film ist hochaktuell und von der Mannheimer. Wunder der Pflanzenwelt n b ueqg uolleb -d aangebun ol Bunqpinpphug neinv ꝛ0a cpi ezuügz Aae een ebene ee ede pugqueonjz usul? ue eg et de dun en each% uda dupa ei udava snuivzg bund ue usbuleg ing „ bnd pod sene va eupas ed dun v6“ Alp gehen svn de ond guzegen 3 clue uda— gun gusgzam usbpfch! b bunjg ava aeg g uebelebvq jo sid ang a0 eee lee eee e eee e nee ee g en e e eee i e de eie nne“ Inv oog 15 eig ouggld po eee e e been eee een reg i en eee e eee hee en eee eigne bungapuch aufs qs Ronsqppaalech uod sa uueg 8/22 agg vg aun egen use 0 Wa going usgan5 Aenlenebinv ned aui sei ueinvc wens neqsig c ueg Wüuupzqz zd ue spaß uejpebinv sv ug ibn ung ada udpo uefa ad dm uebi up iu ug aun Neptune een e een eee enen eng en Dneluinvt ei een eee e ning eee zaubc usq ne gol aun acc aun ug ueanpgsch us ueꝙphice Hus snvadg nog ed ne deem vz x1 Iipiel sell anu Te ben ene eee ben e g ene ee i ee we ee eee eee eee een en e De e ehe neee nes zes uacpt ae sv uin noc selesd inv goc uszgvq udn ons 2 fue ue Au ee eee ez ee ur hben i alp o uuvg gun uezuugz uso ups anu eq fleucp! e ne eee le ee e eee eee N„unge Menebuse nog ace eee eee neee eee ee nu is“ Jaume suv uso zwod ue aca ua icht de een eee eee een ed hr eee eee een een engeiejiv sa vz uuns ne en„jure cn dau! se“ aq und a uns eee eve z ueber 8 egen ap ee en ee e ene een enz een Senn 8850 131 ieee engine die neun ud n unzs pie ne e deen eee wee ee de gz einsg mplon! o vl zom„ cb ebenen eg 0 een ee enen en ec eee „Ule Szequb ꝙnv Suu mec enen“ eo ed ei„os“ „& eee acacusbech 10 21 nere e eh eee eee nu een Inv 134 adde uu uzen vun ie usgesur pos nenn un eie ee een ine been e ieee: en ne o een Cuezogiea pnaigppzg) 1486 8 uoa ubinong. ei aun ue udaunses equeigedg sog 18 sig ung“ ed ius de ee eee ie eee engunnc 10 mv pijgz uedueinm ueuse snulgvzg er„e“ „uva sv au nde se a e e eh e“ zd pf upfbuvf 4d queaqpa 40 eu bund ud Inv uung anavi aun qv apps zd uv 25 dip iſog iges zn de u e eee ee eee ud uon ue eneesenehgcksogck unde ulezung Alb meg un ee ee e ehe eee „e lcppmeb Bunpeciuc dungen enen aue eee e Usq oc“ Inv zehlach med zeug bu vn evg nog mea ind D e en enen een nuihee ee „ Ueluve ad dis uspou sogß“ ba jlaa goa sda siq Agnus ⸗unſc zcufse ur auvc ze din deen dun een hg agg quvqzeg zee ue een een de eng Snpaeg osten lege ee eue endung 210 u pcs uuns un aber mee ui aged gun egen 440 zen 0 uses pie so'in 0 eig oſeig Inv zue üsnvoc ue bol op zue us aeſunuig vd Benn aun een eee nee ee een enen een udequv zaufe ne jon gig a0 n un eeuc um aenlogß zd Ben Aloe Inv 4 dd dee udqupc usqusbancz nu— gau uepod usqupc uu ꝙpnv cpi spa usgel ueonzz ul anu jqhzu pu sv beige sv ꝙæpou ange 5 bnusb Szemegz piu zuuu pau ava 8 adi use uege s sog az undd ue gra szenen ön usb uo go zo sog ueinz ond„isniz“ spd ug deupags aa Agles bo us! ulsg uv Bungezqvaegz Inv dich bunganaegz dnle leb e f öde ne Szemegz ueigenehv ue usbniz neues mu:e sod pu znu siv uenogz ue aun usa use uszuvgach usulez pill due eu ehe edu eee e qs Aq ang agen Siu pu dove e einen e eh i: enen neee e weneaungch ulld qun uv zeig a ue u non ee ebe chen e een ⸗Uunt ug nee ei eee eee e ede ig ei udgnz oqupc did inv! usgerbeuuvpß ulleg zandzgz id une usbunugoz usbinue ene ener eee woc di udue uda ada invg uren cpu pi eagnz gun anz ie ed Inn ͤ nose ee e un euere eee use gochhnog ud ug en q ue! ⸗zbqv 4 qa usbocae gun ueuuumauebpand sahv dana Saellacß sed ung ud ao le uebuv be opnag 10 u unegnog Seat Bun gone did ga Joneaqzea nog udeuvb ue Inv usgfausbaean vez avock une pou aun nps ⸗Ululvs dig ueijpg zezpal usaunjſs zwoc uc aca uellebvz ⸗Hzſß une uenppuudzs ua inobv urg siv ei 19 10 aun usbp nod feiqe bung vauvuz non ne zeqnuig gone ei een eee ene ee eee, ͤ e ng snocß deuvb sva 8d agnqa usbzcozcß udzedur uin Bungehzog 88 unach mozu vag! 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Aber wer war die Fränze? Zu der ſchwarzäugigen Poliersbraut könnte der Name paſſen. Armes Ding, hatten ſie der ſo übel mit⸗ geſpielt? Und wer denn? Der Liebſte etwa? Aehnlich ſähe dem Kerl die Brutalität. und warum? Doch nicht etwa ſeinetwegen? Da wäre er ihr ja Schmerzensgeld ſchuldig. Da wär's ja geradezu heilige Pflicht geworden, was er ſich ſchon zuvor zum Pläſier und ſo als kleine Rache vorgenommen hatte. Das Sichzutröſtenwiſſen ſollte kein leeres Wort geweſen ſein. Und die leergewordene Stelle wollte er lo bald wie möglich wieder beſetzen. Leer geworden.— Er war abermals ſtehen geblie⸗ ben, hatte die brennende Zigarre zwiſchen den Zähnen hervorgenommen und ſtarrte auf die rote Glut, bis ſie mehr und mehr ins Verlöſchen kam und da, wo ſie ge⸗ brannt, nur noch eine kleine weißlichgraue Aſchenſäule ſtand, die ſich loslöſte und verſtäubend zu Boden fiel. Da ſchleuderte er den toten Stummel der Aſche nach und kehrte dem Bau den Rücken. Tage waren verſtrichen. Schweigen deckte im Dah⸗ lingerſchen Hauſe die gelöſte Verlobung zu. Dahlingers ſelbſtvergeſſene Brutalität gegen Edith und der darauf⸗ folgende Augenblick wahnſinnigen Schreckens hatten die Angelegenheit in ein lautloſes Stadium gerückt und in wortloſem Groll, wie Fremde, gingen Vater und Mutter an der Tochter vorüber. Da hatte dieſe ſelbſt verſucht, eine offene Ausſprache, die ihr volle Klarheit über die verworrenen Verhältniſſe gab, herbeizuführen. Mit feindlichem Blick hatte Dahlinger ſie angeſehen. „Weißt du ein Mittel, wie die Tauſende und Tau⸗ ſende, um die es ſich handelt, zu beſchaffen ſind? Sonſt wüßte ich nichts, was ich mit dir zu bereden, dir zu er⸗ klären hätte.“ 5 Und Frau Melanie rief:„Du biſt ja ſchuld an allem, 92 haſt's dazu gebracht, nun finde du auch den Weg heraus.“ Herausfinden, ſelber dazu helfen, ja doch, ja! Sie hatte ja keinen anderen Gedanken bei Tag und Nacht. Die Schuld an Felix Raßmus, die mußte als erſtes ge⸗ tilgt werden! Aus eigener Kraft mußte ſie mit abtragen an der Schuld. Geld verdienen. So viele verdienten ja Geld. Es gab einbringliche Frauenberufe. „Sie verdient ſchönes Geld,“ hatte ihr Frau Diet⸗ hold einmal von der Tochter geſagt. In einem Bureau arbeitet dieſe an der Schreibmaſchine. Maſchinenſchreiben konnte ſie auch. Früher hatte ſie es einmal zum Ver⸗ gnügen gelernt. Ein bißchen einüben und es würde ihr ganz flott von der Hand gehen. Der Gedanke machte ſie beinahe froh. Es war doch etwas, das ſie leiſten konnte, das über ihre ſonſtige praktiſch wertloſe höhere Töchterbil⸗ dung hinausging. Und es würde etwas ſein, das ihre Kräfte, ihre Gedanken in Anſpruch nahm, ihr nur wenig Zeit ließ, dem bitteren Weh nachzuhängen, das ihr im Herzen zitterte. 5 Wenn wirklich noch ein geheimes Hoffen in ihr ge⸗ weſen war, Felir Raßmus werde voll der Großmut ſeiner Liebe eines Tages wiederkommen, werde ihr den verlore⸗ nen Glauben, das verlorene Glück zurückbringen, jetzt war's vorüber. Sie hoffte auf kein Glück mehr und ſuchte tapfer ihre Pflicht zu tun. Heimlich hatte ſie begonnen, ſich um einen Erwerb zu bemühen. Fort aus der Stadt hätte ſie gemocht, in der er lebte, in der ſie ihm jeden Tag begegnen konnte; aber ſie hatte nicht den Mut, jetzt das Elternhaus zu verlaſſen. Auch um ihres Bruders willen glaubte ſie, nicht fort zu dürfen, bevor ſie nicht klar überſehen konnte, wie in Wahrheit die Verhältniſſe lagen. Sie hatte Alfred, der auch nur zu geneigt war, das Leben leicht zu nehmen, über alles ſchreiben wollen, aber er ſtand vor dem Examen, durfte ſie ihn da mit beunruhigenden Mitteilung ablenken, herausreißen? So vergingen ihr im Warten die Tage. Es hielt nicht leicht für ſie, die keinerlei Empfehlung oder berufliche Vorhildung hatte, irgend einen einbring⸗ licheren Erwerb zu finden, und ſo nahm ſie ſchließlich an, was man ihr in dem Stellenvermittlungsbureau, an das ſie ſich gewandt hatte, gerade bot. Gegen ein geringes Gehalt hatte ſie ſich bei einer reichen Kaufmannsfamilie gerpflichtet, die drei halbwüchſigen Töchter bei ihren Schularbeiten zu beaufſichtigen und den täglichen Spazier⸗ gang mit ihnen zu machen. Den Eltern hatte Edith erſt Mitteilung gemacht, als lee den Vertrag bereits abgeſchloſſen.— — * Mit einem verächtlichen Lachen ſah Dahlinger ſie vom Kopf bis zu Füßen an, als nähme er ihre Worte überhaupt nicht ernſthaft. 5 „Als Kindermädchen?— Wenigſtens haſt du keinen Zweifel mehr darüber gelaſſen, wofür du dich ſelber einſchätzeſt.“ Frau Melanie aber ſtieß einen Schrei aus.„Auch J Schande noch! Geradezu ſkandalös, der bloße Ge⸗ anke.“ f 5 „Ich trete morgen die Stelle an. Daran hindern könnt ihr mich nicht, höchſtens mir für die Zukunft den Aufenthalt bei euch verweigern.“ Mit blaſſen Lippen ſagte es Edith und wandte ſich zur Tür. g „Du bleibſt!“ donnerte Dahlinger.„Man wird dich einſchließen nötigenfalls. Meinſt du, ich will meiner Stel⸗ lung den Todesſtoß durch dich verſetzen laſſen?“ „Es wird deiner Stellung nicht ſchaden, Vater, wenn deine Tochter ſich auf ehrliche Weiſe ihr Brot verdient. Und das will und werde ich. Und die geringſte Dienſt⸗ botenarbeit würde ich verrichten, wenn ſich nichts anderes für mich fände.“ Sie hatte die Tür hinter ſich geſchloſſen und man rief ſie nicht zurück, hielt ſie auch nicht zurück, als ſie ſich andern Tags auf ihren neuen Poſten begab, der ſie vom Mittag bis zum Abend in Anſpruch nahm. Dahlinger Und ſeine Frau hatten ſich überlegt, daß die im äußerſten Oſten anſäſſige Familie zu den ſämtlich im Weſten woh⸗ nenden und verkehrenden eigenen Bekannten kaum in irgend welcher Beziehung ſtehen würde und die Sache ſich für's erſte verheimlichen ließe, bis man richtig Stel⸗ Jung dazu genommen. Zudem waren Vater und Mutter froh, die Tochter für den Augenblick ſo wenig wie mög⸗ lich um ſich zu haben. 5 Es war am Abend. Edith befand ſich auf der Heim⸗ fahrt und in der Ecke des elektriſchen Wagens ſitzend, dachte ſie dem nach, was der heutige Tag neues in ihr Leben gebracht. Durch das Fenſter ſtarrte ſie mit ver⸗ lorenen Blicken hinaus in das Menſchheitsgetöſe. Sie kamen mehr in die belebte Hauptgegend hinein. Der erſte leere Wagen begann ſich zu füllen. Dort von der 1 drängte wieder eine Menge Menſchen her⸗ über. a Dort drüben— wo die elektriſchen Lampen vor dem großen Schaufenſter Tageshelle breiteten— und in der Helle— da ſtand er. Da ſah ſie Felir Raßmus wieder. Aber ſie ſah ihn nicht allein. Fränze Diethold ſtand neben ihm und lächelnd ſprach er auf ſie ein. Mit beiden Händen fuhr Edith nach dem Herzen. Ein Stoß hatte hineingezuckt, ſo ſcharf und ſtechend, daß ihre Finger ſich krampften, als wollten ſie das Heft des Meſſers herauszerren, das in ihr ſaß. Und ſie wußte doch, das zweiſchneidige Meſſer waren dort drüben Felix Raßmus' lachende Augen, die Fränze Diethold anſahen. Nun kam ſie mit haſtender Bewegung zum Wagen herüber und er ging hinter ihr drein. Barmherziger Gott, ſie kamen doch nicht herein— doch nicht hier herein in den Wagen! 5 Die Räder ſetzten ſich wieder in Bewegung. Vom Hinterperron her drängte eine üppig ſchlanke Mädchen⸗ geſtalt zu dem einzigen noch leeren Platz im Wagen herein. Ein goldbraunes Kleid hatte ſie an und an der Bruſt einen Maiblumenſtrauß. Von dem ſchien ein Duft aus⸗ zuſtrömen wie eine betäubende Woge. Edith hatte die Augen geſchloſſen. Wer hatte ihr die Blumen geſchenkt? Schneller und immer ſchneller rollte der Wagen. Mit ſchwindelnder Eile. So ſchien es Edith. Alles um ſie, in ihr war wie ein ſchwindelndes Durcheinanderraſen. Die Empfindungen, die Gedanken. Das hatte ſie ſich ja noch nie zuvor klar gemacht, wie es ſein würde, wenn ſie einmal eine andere an ſeiner Seite ſah. Und nun dieſe andere! Er hatte ſie ja ſchon vorher gekannt, getroffen. „Nur ein Scherz“— hatte er damals geſagt. Ihr aber war's, als ſchnitte ihr der Scherz das Herz entzwei. Stand er vielleicht draußen auf dem Perron und lächelte zu der Maiblumengeſchmückten herein? Oder ſah er vielleicht ſie ſelber? Lag ſein Blick auf ihren ge⸗ ſchloſſenen Lidern, daß die brannten und zitterten, als zucke Feuer darüber hin? GFortlebung folgt.) N Der Pfingſtochſe. Humoreske von Herbert Steinmann. (Nachdruck verboten.) . Jedesmal, wenn Herr Felix Kuchenreuter dieſe wahrhaftige Pfingſtgeſchichte erzählte, ging er zuvor an ſeinen ehrwürdigen Schreibtiſch und entnahm ihm jenen alten vertrockneten Ochſenſchwanz, der in Gemeinſchaft mit dieſer Geſchichte in dem ausgedehnten Bekannten⸗ kreiſe des Herrn Bibliothekars eine gewiſſe Berühmtheit genoß. Mit dieſer Trophäe pflegte Herr Kuchenreuter dann ab und zu bei den kräftigſten Stellen ſeines Be⸗ richte derb auf den Tiſch zu ſchlagen, daß die auf der 72 Platte ſtehenden Gläſer nur ſo klirrten. So aber pflegte er zu erzählen: Wir vier waren unzertrennlich: Hans, der Maler, Fritz, der Literat, Karl, der Mediziner, und ich. Unſer vierblättriges Kleeblatt hat in den ſchönen Jahren, da wir noch gemeinſam unſeren Studien oblagen, manchen tollen Streich ausgeführt. Am übelſten aber iſt uns die Ge⸗ ſchichte mit dem Pfingſtochſen bekommen, deſſen traurigen Ueberreſt ich hier in der Hand halte. An einem ſcyonen Mattage, als wir gerave wieder im Atelier unſeres Freundes Hans hockten, kam ich auf den Gedanken, doch einmal ſeinen ewig nicht abgeriſſenen Kalender in Ordnung zu bringen. Bei dieſer Gelegenheit ſtieß ich auf die erſtaunliche Tatſache, daß wir nur noch zwet Tage vor Pfingſten ſtanden. Meine diesbezügliche Mitteilung nahm die Korona mit einem Freudenge⸗ heul auf. N 5 „Wir müſſen etwes unternehmen“, ſchrie Fritz, der Literat, tatkräftig und begeiſtert.„Einen Pfingſtausflug, natürlich“, ſtimmte Hans kräftig zu.„Um Gotteswillen, nur nicht laufen“, brummte Karl, der damals ſchon be⸗ achtenswerte Anſätze eines kommenden Spitzbauches trug. Da aber auch ich unbedingt für einen Ausflug war, ſo mußte ſich der Dicke ſchweren Herzens für überſtimmt er⸗ klären. Der Pfingſtausflug war beſchloſſene Sache, es fragte ſich nur noch wohin. In Anbetracht der— ſelbſt⸗ verſtändlich— ſehr knappen Kriegskaſſe ſchwiegen wir uns darüber erſt einmal gründlich aus, bis ich Unglück⸗ ſelige! auf eine Idee kam.„Da drüben hinter dem großen Tannenwalde nach Neuſtadt zu, da gibt es eine herrliche, alte Waldkneipe.„Zum krummen Winkel“ heißt ſie. Der Wirt dort iſt ein grober Klotz, aber Eſſen und Trinken ſind gut und billig. Kein Menſch ſtört uns da, wenn wir Pfingſten auf unſere Art feiern. Wie wär's, Geſellen, mit einer Fahrt in den„Krummen Winkel“?“ „Vortrefflich“, votierte Hans.„Ein göttlicher Ge⸗ danke“, jubelte Fritz. Und Karl brummte:„Na, wenn's ſchon ſein muß, ich mach' mit.“. „Wir werden dem guten Wirt im„Krummen Winkel! gleich unſere Ankunft verkünden“, meinte dann Hans, damit er nicht vor Schreck auf den Rücken fällt, wenn plötzlich Gäſte kommen.“ Und er nahm eine Poſtkarte und ſchrieb mit ſeiner ſchönſten Malerſchrift alſo: „Hochedler Herr und Wirt im„Krummen Winkel'! Wir erbieten Euch unſeren tauſendfältigen Gruß und vermelden Euch, daß wir gedenken, den heurigen erſten Pfingſttag unter Eurem Dach zu ſchmauſen. Haltet alſo einen Pſingſtochſen bereit, denn wir haben hungerige Mäuler. Der Verein der wanderfrohen Geſellen.“ Wir lachten aus vollem Halſe über dieſes bombaſtiſche Schreiben, den„Pfingſtochſen“ und den„Verein der wanderfrohen Geſellen“. Hans ſteckte die Karte noch in derſelben Stunde in den Kaſten. Hätte er es nur nicht Sake 8 5 Als wir uns am Pfingſtmorgen wohl ausgerüſtet zur Wanderſchaft verabredungsgemäß bei 15 im Atelier trafen, fehlte Karl.„Der wird verſchlafen haben“, ſagte 1. 5 8. 3 353 8 Das war ein herrliches Wandern durch den heiterſten Pfingſtmorgen, den ich je erlebt hatte. Ich wollte er wäre ſo geblieben. Durch Feld und Wald ging der Marſch. Am blauen Himmel ſtanden weiße Wolken, die Vögel ſangen ihre freudigſten Triumphgeſänge, von Buſch und Baum grüßte friſches grünes Laub, Blumen leuchteten allüberall kurz, es war eine herrliche Wanderfahrt. Wir waren in der allerübermütigſten Laune, ſangen mit den Vögeln um die Wette, ſprangen über die breiteſten Gräben und tummelten uns kreuz und quer durch Buſch und Strauch, um dann wieder einmal geruhſam ein Stück⸗ chen auf ebener Straße weiterzumarſchieren. 5 Unſere erſte längere Raſt machten wir mitten im Waldesſchatten. Wir lagerten uns etwas ermattet von dem tollen Jagen auf dem köſtlich weichen Nadelteppich und ließen uns unſeren Imbiß ſchmecken. So unterm Plaudern und Schmauſen kreuzte unſer Lager eine alte Bäuerin, ſo ein richtiges altes Hutzelweibchen.„Prächtig, rief Hans, als er ihrer anſichtig wurde,„das iſt ein Modell für mich“. Und ſchon hatte er Papier und Bleiſtift heraus und begann zu zeichnen. Die Alte blieb ſtehen und be⸗ trachtete mißmutig des Malers Treiben.„Hi hi“ kicherte ſie dann,„junge Herren ſollten lieber aufs Wetter achten als alte Leute ärgern“, ſprachs und huſchelte eilig von dannen. Wahrhaftig, was war denn das? Der Himmel war ja grau geworden. Ein kaster Wind fegte durch die Tannen. Schon fielen die erſten dicken Tropfen. Haſtig packten wir unſere Sachen zuſammen. Als wir die Land⸗ ſtraße erreichten, goß es ſchon in Strömen.„Nur vor⸗ wärts Mut“, rief Hans,„die Sache wird ſchon ſchief gehen“ Und ſo vatſchten wir weiter unſerem Ziele ent⸗ gegen. Aber ach, noch war es nicht erreicht. Sweet Stunden mußten wir mindeſtens noch laufen. 3 Schon nach einer Viertelſtunde klagte Fritz über »Fußſchmerzen, wir andern beiden, total durchnäßt und verärgert, brummten Beileid. Nach einer weiteren Viertel⸗ ſtunde erklärte Fritz kategoriſch:„Ich mache nicht mehr mit, mag da kommen was will, ich glaube ich habe mir den Fuß verſtaucht!“ Und da gerade ein Bauernwagen vorüberkam hielt Fritz den Lenker kurzentſchloſſen an und ließ ſich von ihm mitnehmen. Seine Einladung, mit umzukehren war an uns Dickköpfen ſpurlos vorüberge⸗ gangen. Wir marſchierten weiter durch den ſtrömenden Regen, durch Pfützen und Schlamm, dem Krummen Winkel zu. i a.. g 8 Endlich, endlich ſchimmerten uns die weißen Wände und das rote Dach des alten Wirtshauſes entgegen. Wir ſtießen einen Freudenſchrei aus, daß es nur ſo hallte, und ſtimmten einen Triumphgeſang an nach der Melodie: „Wir haben noch jedesmal gewonnen“. In der Haustür empfing uns ſchon der behäbige Wirt, artig das ſchwarze Käpplein von der breiten Stirn lüftend.„Nur herein meine Herren, nur herein, es iſt alles bereit, die andern geehrten Herrſchaften kommen doch hoffentlich noch nach? „Die kommen bald hinterdrein“, brummte Hans,„nur erſt im Trocknen ſein“. Wir legten ab. Noch als wir die naſſen Sachen an den Nagel hingen, ſchnüffelte Haus mit der Naſe in der Luft herum.„Das riecht hier ja unheimlich gut“ ſagte er,„haſt du gemerkt, wie angeſehen wir ſind, ſogar eine neue weiße Schürze hat ſich der Wirt umgebunden für uns“. Schon ſtand eine weißge⸗ kleidete Maid vor uns.„Die Herrens möchten in den Feſtſaal kommen“.„Feſtſaal, ei, du Donnerwetter“! Wir folgten gehorſam. a 5 Oben im Tanzſaal des Krummen Winkels bot ſich uns ein unvergeßlicher Anblick. Da ſtanden ſechs lange Tiſche in Hufeiſenfſorm aufgebaut, ſchön bedeckt mit weißem Linnen und mit einer Unzahl Teller, Meſſer, Gabeln, Weingläſer und was ſonſt noch zu einer großen Tafelei gehört. Uns wurde unheimlich zumute.„Mein Gott,“ ſtammelte ich,„was iſt das?“.. Der behäbige Wirt ſchob ſich in den Raum.„Nehmen die Herren nur Platz, Sie können gleich den Pfingſtochſen probieren, er ſchmort ſchon prächtig. Wenn die anderen Herrſchaften kommen, laſſe ich die Suppe auftragen“. Ganz ſchwül wurde uns. Betreten ließen wir uns an der einſamen langen Tafel nieder, das weißgekleidete Mädchen brachte uns zwei rieſige Stücke herrlich duftenden köſtlichen Ochſenbratens.„Was mochte das ſein? fragte ich, und ſchon ſtieg vor meinen Augen jene unglückſelige Poſtkarte herauf, da wir ſtatt eines„Ochſenbraten 5 ſcherzend einen„Pfingſtochſen“ beſtellt und übermütig als „Verein der e S Geſellen“ unterſchrieben hatten. Entſetzlich“, ſtöhnte ans,„ich glaube, der Kerl bat den 8 EE. 5 5 8 5