Bezugspreis: Für den Monat Mai 1.40 Goldmark, frei ins Haus. Anzeigenpreis: Die einſpalt. Petitzeile 15 Goldpfg. Reklamen: 60 Goldpfg. Bei Wiederholung Rabatt. Beilagen: Illuſtriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). Dina, 25 Mn 1026 — Tages- und Anzeigenblatt für Seckenheim und Umgebung e Erſcheinungszeit: Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſetzlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle Hildaſtraße 68 oder durch unſere Träger. Fernſprecher Rr. 16.— Poſtſcheckkonto 78439 Karlsruhe. —— England und die Beſatzungsfriſten. Deutſchland hat Vorausſetzungen zur Räumung erfüllt. „Wenn Deutſchland zu einem früheren Termin(als vor Ablauf der 15jährigen Beſatzungszeit) Beweiſe ſeines guten Willens und befriedigende Garantien gegeben hat, die die Erfüllung ſeiner Verpflichtungen ſichern, dann werden die alliierten und aſſoziierten Mächte vereint bereit ſein, untereinander zu einem Abkommen über eine frü⸗ here Beendig ung der Beſatzungszeit zu ge⸗ langen.“ N Dieſe„Erklärung“, die Wilſon, Clemenceau und Lloyd George am 16. Juni 1919 unterzeichnet haben, und die für England und Amerika die Vorbereitung für die Annahme des Verſailler Friedensdiktates geweſen iſt, 0 hat kürzlich im engliſchen Unterhaus eine Rolle geſpielt, als der engliſche Staatsſekretär des Aeußern, Herr Cham⸗ berlain, auf eine Anfrage erklärte:„Die„Erklärung“ von 1919... war keine„Erklärung“, auf die ſich die deutſche Regierung zu berufen ein Recht hätte.“ Wenn es auch nach der Haltung von England und Amerika im Jahre 1919 ſchon äußerſt fraglich iſt, ob ohne jene von Frankreich zugeſtandene Erleichterung der„Er⸗ klärung“ dem Deutſchen Reiche überhaupt die im Verſailler Diktat getroffene Beſtimmung einer 15jährigen Beſatzungs⸗ dauer auferlegt worden wäre, ſo kann man ſich zweifellos auf den formal⸗juriſtiſchen Standpunkt ſtellen, daß Deutſchland ein formales Necht zur Forderung der Ab⸗ kürzung der Beſatzung aus jedem Dokument nicht herleiten kann. Ebenſo zweifellos iſt aber, daß insbeſondere nach dem 1 Abſchluß des Locarno⸗Paktes Deutſchland ein umſo größeres moraliſches Recht dazu hat. Es iſt begreiflich, daß dem engliſchen Außenminiſter die Erinnerung an die Abmachungen Lloyd Georges mit Cle⸗ g. menceau unter den Auſpizien des amerikaniſchen Staats⸗ ö oberhauptes Wilſon ſehr unangenehm iſt. So gern er es — gemocht hätte, er hat es doch nicht gewagt, in der Unter⸗ hausſitzung vom 20. April d. J. auf die Anfrage des Ab⸗ geordneten Wedgewood, ob die in der Erklärung von 1919 niedergelegten Grundſätze zur Durchführung gebracht würden, ſobald die in der„Erklärung“ erwähnten Bedin⸗ gungen zur Zufriedenheit der britiſchen Regierung erfüllt ſeien, und ob tatſächlich die britiſche Regierung ſich noch 1 an die 1919 abgegebene„Erklärung“ halte, eine klare und deutliche Abſage zu geben. Jedenfalls hat die Anfrage die Aufmerkſamkeit der geſamten Welt auf die Tatſache hin⸗ gelenkt, daß eine engliſch⸗franzöſiſche Verpflichtung zur ſchnelleren Rheinbefreiung vorhanden iſt. a 1 Denn tatſächlich hat Deutſchland die Voraus⸗ 1 ſetzungen erfüllt, die für eine vorzeitige Be⸗ . freiung des Rheinlandes in der Erklärung vom 16. Juni 4 * 1919 zur Bedingung gemacht waren. Chamberlain konnte reilich in ſeiner Antwort betonen, daß die Feſtſtellung der Beotſchafterkonferenz vom 6. März,„daß Deutſchland wirk⸗ — 05 liche Bürgſchaften für ſeine ehrliche Abſicht zur Erfüllung ſeiner vertraglichen Verpflichtungen biete“, nur für das militäriſche Gebiet der Entwaffnung gelte, und im übrigen nicht im Hinblick auf eine vorzeitige Rheinbefrei⸗ ung, ſondern auf den Eintritt Deutſchlands in den Völker⸗ bund getroffen ſei. Aber was für die Oeffnung der Tür des Völkerbundes gilt, muß auch Geltung für jeden anderen Fall haben, in dem Deutſchland auf Grund der Bürgſchaften für ſeinen guten Willen Anſprüche etheben darf. 8 Mag es der engliſchen Regierung, wie Chamberlain am 20. April im Anterhaus zweimal verſicherte, im Augenblick nicht angängig erſcheinen, an Frankreich die Forderung zu ſtellen, die ſich aus der Erklärung vom 16. Juni 1919 ergibt — das eine iſt ſicher, daß diplomatiſche Nückſichten auf die Dauer nicht das Gebot der Ehre zurückdrän⸗ gen werden, das an die engliſche Regierung jetzt herantritt ſtens einige Abgeordnete im engliſchen Unterhaus gemacht haben. In derſelben Sitzung warf der Abgeordnete Kenn⸗ worthy die Frage auf nach der Möglichkeit, ob Deutſchland vollberechtigtes Mitglied des Völkerbundes ſein könne, während noch ein Teil ſeines Landes von den Truppen anderer Völkerbundsmitglieder beſetzt ſei. Kein Staat i ſtſouverän, aufdeſſen Bodendie Bajonette ſeiner Nachbarn blinken. Soll Deutſchland vollbe⸗ rechtigtes Mitglied des Völkerbundes und Großmacht im Völkerbundsrat ſein, dann muß die fremde Beſatzung den Rhein verlaſſen. Man darf erwarten, daß trotz des neuerdings von der 0 deutſchen Regierung aus erfolgten Dementis, bezüglich eines neuen Schrittes in den Ententeſtaaten, dieſer dennoch über kurz oder lang erfolgt, wenn eben, wie die Notiz ſagt, die „pſychologiſchen Vorausſetzungen“ dazu gegeben ſind. Die Verminderung der Truppenſtärke. de Berlin, 25. Mai. Zu der Meldung einer Berliner Korreſpondenz, daß eine größere diplomatiſche Demarche zur Verminde⸗ rung der Truppenſtärke im beſetzten Gebiet in Ausſicht genommen ſei, wird von zuſtändiger Seite bemerkt, daß die Meldung in dieſer Form nicht 1 Der Zeit⸗ punkt für eine größere diplomatiſche Aktion laſſe ſich nicht ſetzungen gegeben ſein müßten. Eine ſolche Demarche wird auch augenblicklich nicht für notwendig gehalten, weil unſere Botſchafter ebenſo wie der Reichskommiſſar im e Ge⸗ biet jede ſich irgendwie darbietende Gelegenheit benützen, um vorſtellig zu werden und eine Herabſetzung der Truppen⸗ dtärke im beſetzten Gebiet zu verlangen. N nerstag gehalten hat, von den übrigen Teilnehmern nahezu und zu deſſen Verfechter ſich dankenswerter Weiſe wenig⸗ vorher beſtimmen, da dafür gewiſſe pſychologiſche Voraus⸗ Jur Abrüſtungskonferenz. Vertagung der Vollkommiſſion in Genf. Die Vollkommiſſion der Abrüſtungskonferenz hat vor⸗ läufig die Ausſprache über den Fragebogen, der den Ver⸗ handlungen zugrunde liegt, abgeſchloſſen. Nunmehr beſchäf⸗ tigt ſich das Redaktionskomitee noch einmal mit dieſem Fragebogen, um ihn einfacher und deutlicher zu geſtalten. Die weiteren Dispoſitionen gehen dahin, daß, nachdem das Redaktionskomitee den Fragebogen endgültig revidiert hat, die Unterkomitees mit der Bearbeitung der einzelnen Fra⸗ gen beginnen werden. Wann wieder eine Vollſitzung ſtatt⸗ findet, iſt noch ungewiß. Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß die Vollkommiſſion ſich bereits in dieſer Woche auf unbeſtimmte Zeit vertagt, um die Unterkommiſſionen un⸗ geſtört arbeiten zu laſſen. Wenn man den bisherigen Gang der Verhandlungen im Zuſammenhang betrachtet, ſo wird man als Geſamteindruck leider feſtſtellen müſſen, daß nicht nur ein großes Durch⸗ einander und große Gegenſätze über die Ziele und Mög⸗ lichkeiten einer Abrüſtung bei den meiſten beteiligten Staa⸗ ten, mit Ausnahme Deutſchlands beſtehen, ſondern daß von einem ernſten Willen, das allgemeine Wettrüſten, das naturnotwendig über kurz oder lang wieder zu einer Welt⸗ kataſtrophe führen muß, abzubauen, nichts zu ſpüren iſt. Unzweifelhaft iſt es dem deutſchen Vertreter Graf Bern⸗ ſtorff vorbehalten geblieben, bisher die ſachlichſten Ausfüh⸗ rungen zum Abrüſtungsproblem zu machen. Es iſt aber auch kennzeichnend für die allgemeine Stimmung in Genf, daß insbeſondere die Rede, die Graf Bernſtorff am Don⸗ mit eiſigem Schweigen entgegengenommen wurde, während die Ausführungen des Vertreters Frankreichs, bekanntlich der größten europäiſchen Militärmacht, von der Verſamm⸗ lung geradezu enthuſiaſtiſch applaudiert wurden. Es iſt Herrn Boncour gelungen, durch ſeine endloſen Darlegungen über den ſagenhaften Begriff des„potentiel de guerre“ einen allgemeinen Wirrwarr und einen ab Ahe Nebel u erzeugen, in deſſen Dunſt ſich niemand mehr zurecht inet Was Deutſchlands tan potentielle Kriegs⸗ ſtärke anbetrifft, auf die der franzöſiſche Vertreter unaus⸗ geſprochen immer wieder anſpielt, ſo hat Graf Bernſtorff hier am Donnerstag treffend nachgewieſen, wie es in die⸗ ſer Hinſicht in Deutſchland beſtellt iſt, deſſen Grenze völlig offen iſt, deſſen Hauptinduſtrien in dem unmittelbarſten An⸗ griffsbereich eines etwaigen Feindes liegen und deſſen Er⸗ nährungs⸗ und Rohmaterialienverſorgung unbedingt auf ausländiſche Zufuhr angewieſen iſt. Wenn es den übrigen 5 an der Abrüſtungskonferenz wirkli 5 um den Abrüſtungsgedanken iſt, dann mögen ſie ſich entſchlie⸗ ßen, zunächſt einmal den poſitiven Vorſchlag Graf Bern⸗ ſtorffs, das rückſichtsloſe Verbot jedes Luft⸗ und Gaskrieges vor ehaltlos anzunehmen. Mit endloſen völkerrechtlichen Definitionen dient man dem Völkerfrieden nicht. Der neue Schankſtättenentwurf. Verbeſſerung des Konzeſſionsweſens unter Ablehnung der Trockenlegung. Berlin, 25. Mai. Das Reichswirtſchaftsminiſterium hat dem vorläufigen e ee den von der Reichsregierung geneh⸗ migten Schankſtättengeſetzentwurf zur Begutachtung zuge⸗ leitet. Der Entwurf, in dem auch zu dem Gemeinde⸗ beſtimmungsrecht Stellung genommen wird, ſoll einem Beſchluß des Reichstages auf Vorlegung eines Schankſtättengeſetzes, das auf die Gefahren des Alkoholis⸗ mus aufmerkſam macht und einer Verbeſſerung des Schank⸗ konzeſſionsweſens unter Ablehnung einer Trocken⸗ legung Deutſchlands dient, Rechnung tragen. Er ſucht den gewünſchten Schutz der Jugend zu vertiefen, in⸗ dem er die im Notgeſetz vom 24. Februar 1923 und die im Allgemeinen Strafgeſetzbuch darüber enthaltenen Vorſchrif⸗ ten im weſentlichen übernimmt. Die Vorbedingungen für die Erteilung der Erlaubnis zum Betriebe einer Gaſt⸗ oder Schankwirtſchaft oder zum Kleinhandel mit Branntwein werden genau erläutert, ebenſo die Bedingungen, die zum Erlöſchen und Verluſt dieſer Erlaubnis führen können. Schließlich ſind in dem Entwurf Maßnahmen zur Verhinderung einer übermäßi⸗ gen Vermehrung der Gaſt⸗ und Schankſtätten und anderer Branntweinhandlungen vorgeſehen. In dem Entwurf wird dann erklärt, daß er Mißbräuchen und Ausſchreitungen vorbeugen ſoll und zugleich einen wirtſchaftlich geſunden und geachteten Gaſtwirtsſtand fördern ſoll. Der Kampf um den Franken. Wie kann eine Sanierung erfolgen? Berlin, 25. Mai. An den internationalen Vörſenplätzen hat ſich ſowohl der franzöſiſche wie der belgiſche Frank nicht un⸗ erheblich befeſtigt. Man führt dies einerſeits auf ſtarke Interventionen von franzöſiſcher Seite zurück. Andererseits iſt die Spekulation, die an den inter⸗ nationalen Börſenplätzen große Baiſſeengagements ein⸗ gegangen war, durch dieſe Interventionen nervös gewor⸗ den und hat, um ihre Gewinne ſicherzuſtellen, bzw. ihre Ver⸗ luſte zu begrenzen, Glattſtellungen vorgenommen. In hieſigen Börſen und eee bezweifelt man, ob die Schaffung einer zentralen Ausgleichs⸗ ſtelle für den Deviſenterminhandel in Paris als einzige Maßnahme geeignet iſt, eine Stützung des Frankkurſes herbeizuführen. Man weiſt darauf hin, daß die dauernden Kursſtürze ja auch innere Urſachen hätten. Eine Sanierung des franzöſiſchen Frank könne nur erfolgen durch eine großzügige Sanierungsaktion der franzöſiſchen Staatsfinanzen. ö 5 Die Not der Gaargänger. e Es iſt bekannt, daß das ſtark induſtrialiſierte Saargebiet wirtſchaftlich zum allergrößten Teil vom Bergbau und der Hütteninduſtrie abhängt. Dies gilt jedoch nicht nur für die Bewohner des durch den Ver⸗ ſailler Vertrag abgegrenzten und dem Völkerbund unter⸗ ſtellten Saargebiets, ſondern auch für viele, die in den angrenzenden deutſchen Ortſchaften des Regierungsbezirks Trier, der Pfals und Birkenfeld wohnen. Wenn ſie politiſch auch nicht der Regierungskommiſſion des Saargebietes unterſtehen, ſo ſind ſie doch faſt ausſchließ⸗ lich auf Arbeitsgelegenheit im Saargebiet angewieſen. und zwar ſchon ſeit Jahrzehnten. Die Zahl der Arbeiter und Angeſtellten, die im Saargebiet beſchäftigt werden, aber außerhalb ſeiner Grenzen wohnen, beträgt zur Zeit etwa 14⸗ bis 15 000. Gut die Hälfte davon kann nicht täglich nach Hauſe fahren. Ihr Wohnort liegt ſo weit vom Arbeitsort entfernt, daß ſelbſt die Benutzung der günſtigſten Zugverbindungen oft eine tägliche Hin⸗ und Rückfahrt nicht ermöglicht. Die andere Hälfte fährt mei⸗ ſtens mit beſonderen Arbeiterzügen täglich heim, liegt vielfach aber drei bis vier Stunden auf der Eiſenbahn, was außer Fahrtkoſten auch einen großen Zeitverluſt und viele ſonſtigen Unannehmlichkeiten und Schwierigkeiten verurſacht. Alle dieſe Leute,„Saargänger“ genannt, haben recht beträchtliche Sonderausgaben, ſei es für Arbeiterrückfahrkarten oder für den doppelten Haus⸗ halt. Früher wurde dadurch ein gewiſſer Ausgleich ge⸗ ſchaffen, daß die Leute in ihrem Heimatsort etwas Acker⸗ bau und Viehzucht betrieben. Dieſe landwirtſchaftlichen Arbeiten mußten dann natürlich faſt ausſchließlich von den Frauen und Kindern verrichtet werden, weil die Män⸗ ner entweder nur Sonntags nach Hauſe kamen oder bei täglicher Rückkehr einſchließlich der Arbeitszeit 12 bis 15 Stunden fort ſind, ihnen alſo für Heimarbeit keine Zeit übrig bleibt. Trotz der ungünſtigen Verhältinſſe hatten ſich die Leute hauptſächlich wohl dank der Macht der Gewohn⸗ heit mit ihrem harten Los ziemlich gut abgefunden. Sie hatten eben ihr„Auskommen und waren verhältnis⸗ mäßig zufrieden. Seit der Frankeninflation geht es ihnen ſedoch fürchterlich ſchlecht; denn ſie werden für ihre Arbeit in Franken bezahlt, miſſen aßer faſt alle Ausgaben für ihre Familien in Reichs⸗ mark machen, da ſie ja nicht im Saargebiet wohnen. Ihre Lage verſchlechtert ſich mit dem Weichen des Fran⸗ kenkurſes immer mehr. Gerade troſtlos liegen die Ver⸗ hältniſſe für die Invaliden, Witwen und Waiſen dieſer Orte; denn ſie erhalten ihre an ſich ſchon ſehr niedri⸗ gen Renten ebenfalls in Frankenwährung. Dabei iſt unter den gegebenen Umſtänden eine Beſſerung durch Lohn⸗ oder Rentenerhöhung nicht zu erreichen. Allein die franzöſiſche Bergverwaltung iſt nicht bereit. den Leuten eine beſondere Zulage zu geben. Sie lehnt auch eine Erhöhung der Renten ab, weil dadurch mit mathematiſcher Beſtimmtheit eine Beitraꝛserhöhung not⸗ wendig werden würde. Abwandern können die Leute auß nicht. Wohin ſollen ſie bei der großen Arbeits loſiakeit in Deutſchland wandern und Arbeit finden? Obſchon der ge⸗ zahlte Lohn im Durchſchnitt unter der in Deutſchland ge⸗ zahlten Erwerbsloſenunterſtützung bleibt, ſind die Leute bisher doch regelmäßig zu ihrer Arbeit gegangen. Von den Gewerfſchaften, den politiſchen Parteien und dem„Bund der Saarvereine“ wurden mehrfach Anträge auf Ge⸗ währung einer Beihilfe bei den in Frage kommenden Stellen geſtellt. Nach vielen Beratungen ſtellten die be⸗ teiligten Regierungsſtellen(Reich, Preußen, Bayern und Birkenfeld) im März dieſes Jahres einen Betrag von 350000 Reichsmark zur Verfügung. Bei der ungeheuer großen Not war das aber nur ein Tropfen auf einen heißen Stein. Dieſer Erkenntnis haben ſich auch die zu⸗ ſtändigen Stellen nicht verſchloſſen, und der Ausſchuß für die beſetzten Gebiete und das Reichsfabinett haben eineinhalb Millionen Reichsmark für die Monate Mai, Juni, Juli zur Verfügung geſtellt. Davon ſoll zunächſt der Fahrgeldbetrag erſtattet werden. Die Arbeiter, die nur Sonntags heimfahren, erhalten den Differenzbetrag zwiſchen Monatsfahrkarte und der einfachen Rückfahrkarte als Erſatz für doppelte Haushaltskoſten. Der Reſtbetrag 0 nach Anhörung der Arbeitervertreter zur Verteilung gelangen. Es wird im Saargebiet und vor allem in den Grenz⸗ orten ſehr dankbar anerkannt, daß das Reich im Ver⸗ ein mit den Ländern bereit iſt, zu helfen. Sehr beſorgt iſt man jedoch noch um die Invaliden, Witwen und Waiſen. Hoffentlich werden ſie nicht vergeſſen: denn ihre Not iſt wohl die größte. Bei der Abtretung der Sozial⸗ verſicherung im Saargebiet von der deutſchen Sozialgeſetzgebung— die gegen den Willen der Arbeiterſchaft erfolgt iſt— wurden bei Auszahlung der Renten 1 Franken gleich eine Mark umgerechnet. Das war von Anfang an eine weſentliche Verſchlech⸗ terung, die ſich inzwischen trotz einiger Aenderungen weiter vergrößert hat. Sehr ſchlecht geht es auch den Handwerkern und Gewerbetreibenden in den Grenzorten. Ihre Kunden gehören zum weitaus größten Teil der Berg⸗ und Hüttenarbeiterſchaft an. Deren Kauf⸗ kraft iſt natürlich infolge der niedrigen Frankenlöhne ſehr gering. Der Geſchäftsgang wird daher von Monat zu Monat ſchlechter. Außerdem müſſen ſie auch im Zu⸗ ſammenhang mit der ſchwierigen Wirtſchaftslage immer neuen Kredit geben. Hinzu kommt noch die drückende Kon⸗ kurrenz aus dem Saargebiet, die infolge der Franken⸗ inflation alle Preiſe unterbieten kann. Daher muß auch für den Mittelſtand etwas geſchehen. Es muß aus⸗ drücklich feſtgeſtellt werden, daß alle Betroffenen an ibren ſchwieriaen Verhältniſſen völlig ſchuldlos ſind. u. 119 Dis ſchlechte wirtschaftliche Lage dieſer Gebiete ſſt eine Folge der Beſtimmungen des Verſail⸗ ler Vertrages und insbeſondere der z w angswei⸗ ſen Einführung der Frankenwährung im Saargebiet. Der Hilfe bedürfen größere Teile der preußiſchen Kreiſe Saarburg, Bernkaſtel, Landkreis Trier und der Reſtkreiſe Merzig und Wadern; aus Bayern die Bezirksämter Homburg, Zweibrücken, Kuſel und Kai⸗ ſerslautern ſowie das kleine Ländchen Birkenfeld. Es handelt ſich alſo nicht nur um die 14⸗ bis 15 000 Ar⸗ beiter mit etwa 60 000 Angehörigen, ſondern auch um den größten Teil der übrigen Bewohner dieſer Kreiſe. Da man kaum damit rechnen kann, daß im Saargebiet, das wirtſchaftlich völlig von den franzd⸗ ſiſchen Verhältniſſen abhängig geworden iſt, in abſehbarer Zeit eine Wendung zum Beſſeren eintritt, kann man es als die Pflicht der dazu geſchaffenen deut⸗ 3 Stellen bezeichnen, daß verhindert wird, daß ein Teil eutſcher Volksgenoſſen völlig unſchuldig einer grenzenloſen Verelendung anheimfällt. Aus dem In⸗ und Auslande. Verhandlungen zwiſchen Zentrum und Volkspartei. be Berlin, 25. Mai. Die Frage der Beſetzung der Miniſterien für Juſtiz und beſetzte Gebiete iſt durch die Uebernahme der Kanzler⸗ ſchaft durch Dr. Marx, der dieſe Miniſterien bisher ver⸗ waltet hat, akut geworden. Arſprünglich war beabſichtigt, dieſe Frage noch vor Pfingſten zu regeln. Warum dies nicht möglich geweſen iſt, geht aus einer Darſtellung hervor, die aus Kreiſen der Zentrumsfraktion verbreitet wird. In dieſer Darſtellung heißt es: 5 „Als die Zentrumsfraktion den bisherigen Reichsjuſtiz⸗ miniſter Marx zum Vorſitzenden wählte, wurden die beiden freiwerdenden Miniſterien dem Abgeordneten Reichs⸗ miniſter a. D. Dr. Bell angeboten. Dieſer bat aber, trotz einmütigen Erſuchens, dringend von ſeiner Ernennung ab⸗ zuſehen. Als kurz darauf die Demiſſion des Kabinetts Luther erfolgte, trat eine veränderte Situation ein. Dr. Bell, der bei den Beſprechungen über den Kanzler⸗ wechſel die vom Fraktionsvorſtande des Zentrums ihm in Anbetracht der Anentbehrlichkeit des Vorſitzenden Marx angetragene Uebernahme des Kanzleramtes abgelehnt hatte, wurde nunmehr erneut vom Zentrum drin⸗ gend er ſucht, die vom neuen Reichskanzler Dr. Marx einſtweilen mitverwalteten beiden Miniſterien zu über⸗ nehmen. Hierzu erbat er ſich Bedenkzeit. Jetzt aber machte die Deutſche Volkspartei, offenbar aus ähnlichen Erwägungen wie bei der Kanzlerkandidatur Adenauers, Schwierigkeiten, indem ſie einen zu ſtarken Einfluß des Zentrums im Kabinett durch Kanzler und drei Zentrumsmitglieder beſorgte. In⸗ 54135 dieſes Verhültens der Deutſchen Volkspartei mußte ie Frage der Neubeſetzung der beiden Miniſterien einweilen zurückgeſtellt werden.“ Wie von unterrichteter Seite verlautet, wird die 5 Frage, die wiederum Anlaß zu Differenzen zwiſchen Zen⸗ trum und Deutſcher Volkspartei gegeben hat, zunächſt in Verhandlungen zwiſchen den beiden Parteien geklärt werden. Man glaubt, daß die Beſetzung der freigewordenen Miniſterien, die vorläufig der Kanzler mitverwaltet, als⸗ bald nach den Pfingſtfeiertagen geregelt wird. Nußlands Antwort an die Nandſtaaten. Riga, 25. Mai. Wie die„Rigaſche Nundſchau“ meldet, hat die ruſſiſche Regierung durch ihre Vertreter den Ne⸗ gierungen Eſtlands und Lettlands die Antwort auf die letzte Note in Sachen des Garantievorſchlags überreichen kaſſen. Ueber den Inhalt iſt bis jetzt nur bekannt, daß er den Weg für weitere Verhandlungen offen läßt. Die Londoner Schuldenverhandlungen. London, 25. Mai. Die engliſchen und franzöſiſchen Sach⸗ verſtändigen werden ſich bei ihren Verhandlungen in den nächſten Tagen vor allen Dingen mit der Löſung folgender beiden Probleme beſchäftigen: 1. Mit der Feſtſetzung der SPöhe der erſten 5 Jahreszahlungen, für die Frankreich ein teilweiſes Moratorium gewährt werden ſoll; 2. mit der Verteilung der durch das Moratorium England zunächſt derlorengehenden franzöſiſchen Schuldenzahlungen auf die ſpäteren Annuitäten. Franzöſiſcherſeits ſoll man nun be⸗ ſtreiten, daß Caillaux jemals zugegeben habe, dieſe durch as Moratorium verlorengehenden Summen ſeien auf ſpä⸗ tere Jahresleiſtungen zu verteilen. Die Engländer glauben dagegen 1 75 Gründe für die Annahme zu haben, daß Caillaux in die ſpätere Verteilung eingewilligt hat. 5 * 8 9 Ein ruſſiſch⸗franzöſiſcher Vertrag? Berlin, 25. Mai. Von diplomatiſcher Seite verlau⸗ tet, daß die Umſturzbewegung in Polen die franzöſiſch⸗ ruſſiſchen Verhandlungen ſtark beeinflußt hat, und daß ein Vertrag kurz vor der Unterzeichnung ſteht. Von Seiten der ruſſiſchen Vertretung wird jedoch verſichert, daß das Beſtreben der Sowjetregierung in einer Ver⸗ ſtändigung mit allen Staaten liege, und daß keine Veran⸗ laſſung vorliege, guten Beziehungen zu Polen aus dem Wege zu gehen. Auch das deutſch⸗xuſſiſche Verhältnis werde keine Trübung erfahren. Klärung der politiſchen Lage in Polen. Warſchau, 22. Mai. In der Klärung der politiſchen Lage iſt ein entſcheidender Fortſchritt zu verzeichnen. Die Seimparteien haben ſich darauf geeinigt, zur Präſidenten⸗ wahl die Nationalverſammlung am 29. Mai in Warſchau einzuberufen. Ein zweiter Punkt, über den man ſich ge⸗ einigt hat, iſt von beſonderer Bedeutung. Er betrifft eine Verfaſſungsänderung, wonach der Präſident der Republik das Recht erhält, das Parlament aufzulöſen. Der dritte Punkt der Einigung, der nicht minder wichtig iſt, bezieht ſich auf die Selbſtauflöſung des jetzigen Sejms ſowie des Senates. Die in den Blättern vorliegenden Aeußerungen der Parteiführer ſowohl von rechts als auch von links zeigen deutlich, in welchem Maße eine Entſpannung der politiſchen Atmoſphäre eingetreten iſt, eine Entſpannung, die durch die aus der Provinz vorliegenden Berichte noch beſonders beſtätigt wird. Die Geſamtheit der Gewerk⸗ ſchaftsverbände beſchloß Zurückſtellung aller Forderungen auf Lohnerhöhung. 5 Erfolgreiche Offenſive im Rifgebitt. Paris, 22. Mai. Nach Meldungen aus Marokko iſt durch die Vereinigung der franzöſiſchen und ſpaniſchen Truppen der ganze Oſtteil des Rifgebietes abgeſchnikten und zur Uebergabe gezwungen. Ard el Krim bleibt nur noch das eigentlich Gebirgsland zwiſchen Targuiſt und Tetuan. Dies iſt inſofern leicht für ihn zu verteidigen, als die bisherige Bedrohung der rückwärtigen Linien durch die ſpaniſchen Truppen auf einen einzigen Abſchnitt be⸗ ſchränkt iſt. Die Front iſt weſentlich verkürzt und infolge des kaum überſteigbaren Felsgebirges mit geringen Kräf⸗ ten zu halten. Die franzöſiſchen Truppen haben einen neuen Vorſtoß gegen Targuiſt ausgeführt, von dem ſie nur noch 15 Kilometer entfernt ſind. Zwiſchen der franzöſiſchen Stellung und dem Orte Targuiſt liegt jedoch ein ſchnee⸗ bedecktes Gebirge wie eine natürliche Feſtung. Die Nach⸗ richten aus franzöſiſcher Quelle über die Unterwerfung zahlreicher Stämme ſind noch nicht beſtätigt. Mit Kanonen gegen wehrloſe Frauen und Kinder. Os London, 24. Mai. Zu den franzöſiſchen Meldungen über die angeblich voll⸗ ſtändige Unterwerfung franzöſiſchen Truppen ſchreibt der„Daily Telegraph“, nach einem ihm vom Syriſchen Kaufmannskomitee in Kairo zugegangenen Bericht übertreffen die letzten Nachrichten über die Beſchießung von Damaskus am 8. Mai jede Vorſtellung. Die franzöſiſchen Truppen umzingelten das ſtark bewohnte Midanviertel, ſchnitten Elektrizitäts⸗ und Waſſerzufuhr ab und bombardierten den Stadtteil 15 Stunden lang mit Artillerie, Flugzeugen und Maſchinen⸗ gewehren. Tauſende von Häuſern, Moſcheen, Läden, Ge⸗ treidelager wurden zerſtört und Hunderte von Frauen, Kindern und alten Männern unter den Ruinen begraben. Die friedliche Bevölkerung, der es gelang, den Flammen zu entfliehen, wurde der Wut der Soldaten preisgegeben, und Hunderte von Leichen liegen in den verlaſſenen Straßen. Aus dem badiſchen Lande. Mannheim.(Ertrunken.) Das 6 jährige Söhn⸗ chen eines hieſigen Schreiners fiel beim Spielen an der Landungsbrücke der Bootsüberfahrt in den Neckar und ertrank. 5 Heidelberg.(Gewaltige i Für die ausgeſchriebenen Arbeiten zum Umbau der Stra⸗ ßenbahnanlage hatten 34 Unternehmer Angebote ein⸗ gereicht. Eine Hamburger Firma will die Arbeiten für Wia Mark ausführen, eine Konſtanzer für 25 193 ark. Heidelberg.(Berufung.) Der g. o. Profeſſor Dr. med. et. phil. Ernſt Gerhard Dreſel hat einen Ruf auf das Ordinariat der Hygiene an der Univerſität Greifs⸗ wald erhalten. i der Druſen durch die fügung geſtellt. Karlsruhe.(Zweifährige Zuchthausſtraſe 1 wegen Amtsunterſchlagungen.) Das Schöffen⸗ gericht verhandelte gegen den 43 Jahre alten ſtädtiſchen Kaſſier von der Karlsruher Stadthauptkaſſe, Heinrich Haller wegen erſchwerter Amtsunterſchlagung. Der Ange⸗ klagte hatte in den letzten zwei Jahren insgeſamt 8100 Mark bei der ſtädtiſchen Hauptkaſſe in Karlsruhe unter⸗ ſchlagen, die er durch Rennwetten verlor. Haller hatte bei Reviſionen die Unterſchlagungen dadurch verdecken können, daß er den Fehlbetrag ſeiner Kaſſe immer wieder durch Nichteintragung eingegangener Beträge deckte. Dieſes Spiel 9975 er bis zum Jahresabſchluß im Frühjahr ds. Is. ort, wo man dann auf die Anterſchlagungen aufmerkſam wurde. Bei ſeiner Vernehmung gab der Angeklagte ſeine Verfehlungen zu. Während der Staatsanwalt nur eme Gefängnisſtrafe von mindeſtens einem Jahr unter An⸗ rechnung der Unterſuchungshaft beantragte, kam das Ge⸗ richt zu einer Verurteilung des Angeklagten zu zwei Jah⸗ ren Zuchthaus und Aberkennung der bürgerlichen Ehren⸗ N rechte auf fünf Jahre. Durlach.(Unfall.) Der 15 Jahre alte Bäcker⸗ lehrling Franz Koch wurde in der Schloßſtraße von dem Auto der ſtädtiſchen Milchzentrale angefahren und ſo erheblich verletzt, daß er in ein Krankenhaus nach Karls⸗ ruhe verbracht werden mußte. Gerichtliche Unterſuchang iſt eingeleitet. Konſtanz.(Oberbadiſche Verkehrsgemein⸗ ſchaft.) Nachdem bereits in Mittel⸗ und Unterbaden die Behandlung der Verkehrsprobleme zur Gründung von Verkehrsgemeinſchaften geführt haben, geht man jetzt auch in Oberbaden mit dem Gedanken um, eine Verkehrs⸗ gemeinſchaft zu gründen. Dieſe ſoll alle Verkehrsintereſ⸗ ſenten im Gebiete der Schwarzwaldbahn von Konſtanz bis Gengenbach, im Gebiete der Rheintalbahn von Kon⸗ ſtanz bis Grenzach und im Gebiete des Bodenſee zu einer einheitlichen Verkehrsorganiſation zuſammenfaſſen. Die Gründung dieſer Verkehrsgemeinſchaft ſoll von Kon⸗ ſtanz aus in die Wege geleitet werden. Zu den beſonderen Aufgaben der Gemeinſchaft wird u. a. das Problem der Elektriſierung der Bahnen, der Ausgeſtaltung des Grenz⸗ verkehrs, Schaffung von direkten Automobilſtraßen ge⸗. hören. i f Pforzheim.(Unterſchlagung bei der Spar⸗ kaſſe.) Ein vertraglich beſchäftigter Angeſtellter der Spar⸗ kaſſe lieferte Beträge, die er von Bekannten, die ſich damit den Gang zur Sparkaſſe erſparen wollten, zur Bezahlung ihrer Gas⸗ und Stromrechnungen gefälligkeitshalber aa⸗ genommen hatte, nicht der Kaſſe ab, ſondern behielt ſie für ſich und ſuchte die Unterſchlagungen durch falſche Einträge zu verdecken. Man kam der Sache bald auf die Spur. Der Schuldige wurde entlaſſen und ſieht ſemer Beſtrafu ig entgegen. Für die unterſchlagenen Beträge hat der entlaſſene Angeſtellte Sicherheit geleiſtet. An⸗ dernfalls wären die Gas⸗ und Stromabnehmer nochmals zur Zahlung herangezogen worden, da dieſe nur rechts⸗ gültig iſt, wenn ſie an den vom Stadtrat beſtimmten Kaſſenſtellen erfolgt. Schweighauſen.(Tödlicher Sturz.) Der 73 Jahre alte Klauſenbauer Andreas Weber von hier hatte Holz nach Ettenheim geführt und ſeine Tochter mit dem leeren Wagen allein nach Hauſe geſchickt, während er ſelbſt ü Ettenheim— Münſterbach, dem ſogenannten Münſtergr⸗ ben, dem alten Weg, nachkommen wollte. Dabei ſtürzte er in der Dunkelheit einen Abhang hinunter und erli b. ſo ſchwere Kopfverletzungen, daß er ſtarb. Engen.(Tot aufgefunden.) Im ſtädtiſchen Wehr in der Schillerſtraße wurde die 74 jährige Pfrügd⸗ nerin Frl. Kreszentia Willauer tot aufgefunden. Die Tote, die ein bedauernswertes Opfer der Inflation iſt, war ſeit einigen Tagen im hieſigen Pfründnerhaus ver⸗ pfründet und hat ſich dort nach dem Eſſen in Hausſchuhen entfernt. Es muß angenommen werden, daß ſich die Bedauernswerte in einem Anfall von Schwermut das Leben genommen hat. Hornberg.(Tod durch Blutvergiftung.) Der 42 Jahre alte Bruchmeiſter Karl Steininger zog ſich bei der Ausübung ſeines Berufes eine kaum beachtliche Verletzung am Fuße zu. Es ſtellte ſich nach kurzer Zeit Blutvergiftung ein, ſo daß eine Operation nötig wurde. Steininger iſt am Tage nach der Operation geſtorben. Freiburg.(Bücherei für die Arbeitsloſen.) Der Aufruf des hieſigen Bürgermeiſters Hölzl an die Einwohnerſchaft von Freiburg für die Errichtung einer Bücherei an die Arbeitsloſen hatte einen ſehr guten Er⸗ folg. Es wurden 800 Bücher und Zeitſchriften zur Ver⸗ Prinzeſſin Tatjana. Abenteuer einer ruſſiſchen Großfürſtenfamilie auf der Flucht. Von Willy Zimmermann ⸗Sſuslow. 55. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Biſt du zufrieden mit deiner Herrſchaft?“ Die Alte nickte. „Bekommſt du genug zu eſſen?“ r nickte Per 7 5 hast 8. 9 zFür wieviel Perſonen haſt du geſtern gekocht?“ Die Alte nickte in derſelben Weiſe. „Iſt ſie ſchwerhörig?“ fragte der Kreiskommiſſar den Doktor. 5 „Nein, ſie iſt taub,“ antwortete Maria. „Daher auch,“ murmelte der Kreiskommiſſar.„Machen wir's anders.“ Er entnahm ſeinem Notizbuch ein Blatt und ſchrieb eine Frage darauf: Kannſt du hören? Er hielt der Alten das Blatt vor die Augen. Sie ſah verſtändnislos darauf und ſchüttelte verneinend den Kopf. „Es geht ja,“ ſagte der Kommiſſar erfreut.„Das findet man ſelten bei ſo alten Leuten.“ f Er ſchrieb eine andere Frage auf den Zettel: Für wie⸗ viel Perſonen haſt du geſtern gekocht? „Wieder ſtarrte die Alte das Papier an und wieder ſchüttelte ſie mit dem Kopf. Ihr Grinſen war jetzt bald noch liebenswürdiger als vorhin. „Sie kann nicht leſen,“ warf Maria ein. „Dann iſt ſie auch wohl ſtumm?“ fragte der Kommiſſar neugierig. Sie hat ſeit Jahren nicht mehr geſprochen.“ Mit lebhaftem Kopfſchütteln ſteckte der Kreiskommiſſar den Zettel wieder fort. Es iſt eine Zeugin nach dem Geſchmack des Kranken⸗ hausdirektors, eine mit abgebiſſener Zunge, dachte er bei ſich, und mit wehleidigem Lächeln ſagte er zu Leo: „Vielleicht kennt ſie irgendeine Suppen⸗ oder Paſteten⸗ ſprache. Aber dazu habe ich jetzt keine Zeit. Die Zeugin kann gehen.“ Und zum Doktor gewendet fuhr er fort: „Sagen Sie die Wahrheit, Herr Doktor und ich ſichere Ihnen Straffreiheit zu: Wiſſen Sie, wo die Prinzeſſin mit ihrem Anhang geblieben iſt? Sie tun ein gutes Werk, wenn Sie durch volle Offenheit die Bemühungen der Polizei unterſtützen. Es handelt ſich um eine höchſt gefährliche Perſon. Sie iſt eine Verräterin am Vaterlande.“ Da lachte Maria hell auf. N i „Mein Herr,“ ſagte ſie beluſtigt.„Wir ſind doch erwach⸗ ſene Menſchen und keine Schulbuben, die um ein Stück Torte die n e ſagen. Die e e und ihre Be⸗ gleiterin haben uns genug genarrt. Sollen wir jetzt auch noch Sie narren mit Antworten, die wir nicht geben können?“ l 6 „Was ſagen Sie dazu, Herr Doktor?“ „Ich weiß nichts, mein Herr.“ In Begleitung Leos begab ſich der Kreiskommiſſar auf die dunkle Straße. 8 „Dieſe letzte Antwort des Doktors war das Verdäch⸗ tigſte in der ganzen Unterhaltung,“ ſagte er zu Leo.„Der Mann hat nicht ein Dutzend Worte geſprochen, aber aus jedem guckt ein Gemiſch von Dummheit und Verſchlagenheit heraus. Hat ſich denn gar nichts Auffälliges gezeigt?“ „Mir ſind friſche Fußſpuren am Ausgange des Dorfes in der Mulde gemeldet worden.“ „Richtung ſtromaufwärts?“ „Stromaufwärts.“ Der Kreiskommiſſar dachte einen Moment nach. „Auf die Pferde,“ rief er lebhaft aus.„Ich wette, daß wir in Kürze den erſten Dampfer erwarten können. Hier in dieſem Loch ſind wir nicht genügend geſichert. In Kaſan werden wir die Fröſche aus dem Pfuhl herausholen.“ Mit ſchmerzverzerrter Miene kroch der Kreiskommiſſar in den Wagen.„So ſchnell wie möglich zurück,“ befahl er mit einem Sehnſuchtsſeufzer bei dem Gedanken an das ſanfte Gleiten eines Schlittens. „„ Iſt das ſchon Schluß?“, fragte ein Beamter den Kom⸗ miſſar Leo. i „Was wollt Ihr noch mehr?“ „Wir dachten nur ſo. Manchmal dauert's länger.“ N XVII. Der letzte Kampf um Freiheit und Ehre. Mit nicht unerheblicher Verſpätung hatte der Dampfer die verabredete Stelle erreicht. Wie einem ſtrahlenden Zu⸗ kunftstraum ſahen die geſchwächten, durchfrorenen Flücht⸗ linge dem ſchwarzen Kaſten entgegen, deſſen klobige Maſſe ſich wie ein vorgeſchichtliches Nachttier aus dem Dunkel löſte. Der Kapitän ſelbſt ruderte das Kielboot heran. Es war ihm angenehm, daß die Nacht ihre ſchwärzeſten Tinten über das bewegte Waſſer gegoſſen hatte, konnte er doch die Ankunft der Flüchtlinge ſo beſſer vor den Augen der Mann⸗ ſchaft verbergen. Auch einige Paſſagiere waren auf dem Dampfer, Leute, die unbedingt reiſen mußten. Um dieſe Jahreszeit war eine Wolgafahrt kein Vergnügen. Schwierigkeiten bei der Verladung machte der General. Deſſen Beine waren ſo ſteif und unbeweglich, daß der Kapitän Wladimirs Hilfe in Anſpruch nehmen mußte. Wie eine Leiter wurde der ſchwere Körper des Generals halb gezogen, halb geſchoben, nur daß bei dieſer die Sproſſen eine beſſere Handhabe als die durchnäßten Kleider darbieten. „Halb tot, halb tot bin ich,“ ſtöhnte der General, indem er durch mehrere wüſte Flüche kundtat, daß ſein Mund die noch lebendige Hälfte ſeines erſtarrten Leibes darſtellte. „Ich habe mit die Temperatur eines ruſſiſchen Bades etwas weiter über Null gedacht.“ „Geduld,“ lachte der feſtſtämmige Kapitän.„Wenns beliebt, werde ich das Blut in den Adern wieder dünn kneten.“ 5 Dabei kniff er auch ſchon in dem kalten Fleiſch des Generals tüchtig herum, ließ die Fäuſte wie Paukenſchläge auf dem Rücken tanzen und die Beine mit hartem Griff um die Knöchel kleine und grohe Kniebeuge machen. ö Das iſt mein Mann, dachte der General bei ſich. Da merkt man doch, daß man noch Knochen im Leibe hat. „Sie ſcheinen mir noch am brauchbarſten von der Geſell⸗ ſchaft zu ſein,“ brummte der Kapitän Alexei an.„Helfen 1 beim Verſtauen. Sie müſſen unſichtbar gemacht werden.“ 5 5 „Glauben Sie, daß man uns auf Ihrem Dampfer ver⸗ mutet?“ 5(Fortſetzung folat 5 8 * ⸗ e 1 5 n e N e 3 r e 0 4 9 r 5 Aus Nah und Fern. „Zweibtüken.(Epidemiſches Auftreten von Blinddarment zündung.) In Contwig bei Zwei⸗ brücken tritt die Blinddarmentzündung faſt epidemiſch auf. In das Zweibrücker Krankenhaus wurden in der letzten Zeit nicht weniger als acht Patienten von hier einge⸗ liefert, die ſich dort einer Operation unterziehen mußten. Im vergangenen Sommer war ebenfalls eine Blinddarm⸗ epidemie zu verzeichnen. Von der Bevölkerung wird all⸗ gemein dem Leitungswaſſer die Schuld beigemeſſen. Alſenz.(Lebensrettung.) Das S jährige Söhn⸗ chen des Lehrers Pfeifer, der ſich mit zwei weiteren Buben der Alſenzbrücke vergnügte, fiel plötzlich über die Bachbettmauer in die Alſenz, die infolge der ſtarken Re⸗ genniederſchläge der letzten Tage ſtark angeſchwollen war. Der in der Nähe wohnende Tagner Mohr, der den Vor⸗ gang beobachtete, konnte das Bübchen dem ſicheren Tode entreißen. i N Darmſtadt.(Notlandung.), Bei einer Notlan⸗ dung des Piloten Jährling in den in unmittelbarer Nähe der Flugplätze gelegenen Kleingärten brachen an dem Flugzeug— einem Doppeldecker der Heſſenflieger— beide Tragflächen. Der Pilot und ein Paſſagier blieben unverletzt. Mainz.(D⸗Zugdiebe.) Ein Eiſenbahnbeamter fand beim Kontrollieren der Bahnſtrecke Mainz— Wies⸗ baden in der Nähe des Bahnkörpers eine Geldbörſe mit Legitimationspapieren eines Kaufmannes aus Cochem. Man ſetzte den Kaufmann von dem Fund in Kenntnis und erfuhr von ihm, daß er am gleichen Tage mit dem D⸗Zuge dieſe Strecke paſſiert hat, und daß ihm während der Fahrt von einem Unbekannten die Geldbörſe geſtoh⸗ len worden war. In der Börſe befand ſich nach An⸗ gabe des Beſtohlenen auch ein größerer Geldbetrag, der aber beim Auffinden der Börſe nicht mehr vorhanden war. Der Dieb hat alſo das Geld herausgenommen und das Portemonnaie aus dem Zuge geworfen. Nackenheim.(Verhütetes Unglück.) Ein auf der Bergfahrt befindlicher Raddampfer verurſachte derartig hohen Wellengang, daß ein durch die Baggerarbeiten jen⸗ ſeits des Sändchens ſchwer beladener Kahn voll Waſſer geſchlagen wurde und dem Sinken nahe war. Nur durch ſchnelle und energiſche Hilfe des Baggerperſonals wurde ein Unglück verhütet. Flomborn(Rheinheſſen.)(Raubmord.) In der Gewann„Im Stallmann“ am Freimersheimer Weg, etwa 20 Minuten von Flomborn, wurde beim Rüben⸗ holen in einer Rübenkaute eine männliche Leiche aufge⸗ funden. Die Leiche lag auf der linken Körperſeite, die Beine waren eingezogen und die Arme lagen verſchränkt über der Bruſt. Der Rücken der Leiche war vollkommen entblößt. Die Hände waren zuſammengekrampft und zei⸗ gen die Einwirkungen des Regenwaſſers, die zugleich mit der übrigen Beſchaffenheit des Körpers auf ein mindeſtens acht Tage langes Liegen der Leiche hinweiſt. Der Unterkiefer war durch einen Hieb mit einem ſchwe⸗ ren Gegenſtand vollkommen zertrümmert. Die Perſön⸗ lichkeit des Toten, der zweifellos ermordet und beraubt worden iſt, iſt bis jetzt noch nicht feſtgeſtellt. Offenbach a. M.(Lebensrettung.) Der Hand⸗ werker Wilhelm Wagner war in den Main geſtürzt. Auf ſeine Hilferufe hatte ſich gleich eine große Menſchenmenge angeſammelt. Der Schiffer Schmitz aus Hombucg ſprang in die Fluten und es gelang ihm, den Mann, als er wie⸗ der auftauchte, zu retten. Er wurde in das Krankenhaus gebracht, wo Wiederbelebungsverſuche erfolgreich waren. Stromberg.(Führerloſer Zug.) Auf dem Kalk⸗ werk von Gebr. Wandersleben ereignete ſich ein Unglücks⸗ fall, der leicht hätte einen ſchlimmen Ausgang nehmen können. Der Hilfsheizer einer Schmalſpur⸗Lokomotive ſetzte dieſe in Bewegung, um die anhängenden, mit Kalkſteinen beladenen Wagen einige Längen vorzuziehen. Als der Zug ſich ſchon in Bewegung befand, ſah er auf einmal, daß die Weiche nicht richtig lag und er ſprang deshalb ab, um die Sache in Ordnung zu bringen. Indeſſen hatte die Ma⸗ ſchine eine größere Geſchwindigkeit angenommen, ſo daß der Heizer nicht mehr auf dieſe gelangen konnte. Die führerloſe Maſchine fuhr nun mit voller Wucht auf eine andere Maſchine auf und ſtürzte durch den gewaltigen An⸗ prall die etwa vier Meter hohe Rampenmauer auf die Geleiſe der Hauptbahn hinab. Es kann von Glück geſagt 5 keine Menſchenleben dabei zu Schaden gekom⸗ men ſind. Frankfurt.(Gas vergiftung.) In der Unteren Schweizerſtraße wurde das Ehepaar Feßler tot aufgefun⸗ den. Es handelt ſich um eine Leuchtgasvergiftung. Das ein Jahr alte Kind lebt noch. Der Mann lag angekleidet auf dem Bett, die Frau am Eingang zum Schlafzimmer, ebenfalls angekleidet. Der Gummiſchlauch des Gasherdes 5 8 9 Es iſt noch nicht aufgeklärt, ob Selbſtmord vorliegt. Fürth.(Seinen eigenen Sohn erſchlagen.) Im Vororte Anterfarrenbach hat der 58 Jahre alte, verheiratete Landwirt Huber ſeinen 28 Jahre alten Sohn während der Beſtellung eines Feldes im Streite mit einer Miſtgabel mit ſolcher Wucht auf den Kopf geſchlagen, daß ein Schädelbruch erfolgte und der Tod alsbald ein⸗ trat. Der Vater wurde verhaftet. 5 Weimar.(Ein Luſtmord.) In Steinbach⸗Hallen⸗ berg im Thüringer Wald lockte der 21jährige Schloſ⸗ ſer Schreiber die kleine Ilſe Moritz, ein neunjähriges Mäd⸗ chen, deſſen Eltern mit denen des Schreiber Haus an Haus wohnen, am 19. auf ein hinter den beiden Häuſern lie⸗ gendes Feldſtück, entkleidete dort das Kind vollſtändig und ſchlachtete es ab, indem er ihm die Halsſchlagader öff⸗ nete und das unglückliche Opfer verbluten ließ. Das Blut ſoll der Mörder irgendwie aufgefangen oder möglicherweise ſogar getrunken haben. Nach der Tat ergriff der Luſt⸗ mörder die Flucht. Die Bevölkerung des Ortes, die bei dem Bekanntwerden der Tat in ungeheure Aufregung ge⸗ riet, veranſtaltete eine ausgedehnte Streife nach dem Tä⸗ ter. Dieſer konnte, als er nochmals die Wohnung ſeiner . aufſuchen wollte, ergriffen und dingfeſt gemacht werden. Marburg.(Zu viel Vorſicht.) Ein altes Müt⸗ terchen aus der Umgebung, wohl an die 70 Jahre alt, hatte in der Stadt Einkäufe gemacht und befand ſich wieder auf dem Heimwege. Gerade, als ſie die letzten Häuſer Marburgs hinter ſich hat, überholt ſie ein lang⸗ ſam fahrendes Perſonenauto. Die Inſaſſen haben Mit⸗ leid mit dem alten Mütterchen, das ſo gebückt dahin eundlz und laden es ein, eine Strecke mitzufahren. Ihr reundliches Angebot wird aber mit Entſetzen zurückge⸗ wieſen.„Nee, nee!“, ſo tönt es den Autofahrern aus zahnloſem Munde entgegen,„mitfahren tu ich nicht! Ich ab 155 ſoviel von Mädchenhändlern gehört und ge⸗ el Neel Ich fabr nicht mit!“ 5. Schweres Eiſenbahnunglück in München. Geſtern abend fuhr ein Perſonenzug in der Station Oſtbahnhof auf einen dort haltenden anderen Perſonenzug anſcheinend durch Aberfahren des Signals— von hinten auf, ſo daß mehrere Wagen des vor ihm ſtehenden Perſonenzuges ſtark beſchädigt wurden. Über die Zahl der Verletzten iſt noch nichts Räheres bekannt, doch ver⸗ lautet, daß 30—40 Perſonen verletzt worden ſeien, darunter eine Anzahl ſchwer. Ferner ſollen mehrere Perſonen getötet worden ſein. Nähere Einzelheiten über das Unglück fehlen noch. 2 ————— 6 Kleine Chronik. i Eine chemiſche Fabrik in die Luft geflogen. In der Nacht iſt bei Clauſenburg infolge Ueberhitzung der Keſſelanlage eine chemiſche Fabrik in die Luft geflogen. Unter den Trümmern wurden 42 Arbeiter begraben, von denen ſechs den Tod fanden. A Schweres Exploſionsunglück. In einer chemiſchen Fabrik in Bacaulmare(Siebenbürgen) erfolgte eine Keſ⸗ ſelexploſion, bei der vier Perſonen getötet und zehn ver⸗ letzt wurden. a Eine Lurusjacht geſtrandet. Der Kieler Luftkutter Königsbiele ſtrandete in der Nähe von Aebletoft. Vier Paſſagiere, Prinz Schoengich⸗Carolath, ein anderer deut⸗ ſcher Prinz und zwer Großkaufleute retteten ſich in einem Rettungsboot und kamen erſchöpft in Alhagen an. Der Kutter wurde nach dem Hafen von Aarhus geſchleppt. Mit dem Laſtauto in den Abgrund. Auf der Brennerſtraße unweit von Innsbruck, ſtürzte ein beladenes Laſtautomobil infolge Bruches der Steuerung zwanzig Meter tief in den Ruetzbach ab. Zwei Inſaſſen wurden getötet, zwei ſchwer verletzt. 4 Eiſenbahnunglück in Mex ko. Nach einer Meldung aus Mexilo iſt ein Eiſenbahnzug, der Bundes truppen be⸗ förderte, in der Nähe von Ismiquilpaz(Zentral⸗Mexriko) entgleiſt und in einen Abgrund geſtürzt. Dabei wurden 10 Soldaten getötet und 30 verletzt. 8 4 Großes Fiſchſterben in Oberöſterreich. Aus Ober⸗ öſterreich wird gemeldet, daß faſt der geſamte Fiſchbeſtand der Enns infolge der Schlackenabſetzung der Eiſenerzer Hochöfen vernichtet wurde. Viele Tauſende von ſterbenden und verendeten Fiſchen aller Art und Größe, darunter Heuchen im Gewichte von mehr als zwanzig Kilogramm, ſah man die Enns hinabtreiben. . ik Die Argroßeltern laſſen ſich ſcheiden. In Wien findet gegenwärtig ein Scheidungsprozeß ſtatt, den der 75 jährige Kaufmann Julius Fleiſcher gegen ſeine 72⸗ jährige Gattin angeſtrengt hat. Der Kläger gibt als Scheidungsgrund an, daß ihn ſeine Frau wiederholt gröblich beſchtempft habe. Frau Fleiſcher will in die Schei⸗ dung nicht einwilligen und behauptet, daß ihr Mann nur deshalb die Scheidung anſtrebe, weil er, der trotz ſemes patriarchaliſchen Alters noch ſehr lebensluſtig und rüſtig ſei, eine junge Frau heiraten wolle. Frau Fleiſcher hat auch die Nebenbuhlerin wegen Ehebruches angezeigt und dieſe iſt in einem bereits abgeſchloſſenen Verfahren zu einer mehrmonatigen Zuchthausſtrafe verurteilt worden. In einem Termin des Scheidungsprozeſſes wurden meh⸗ rere Urenkel des Ehepaares als Zeugen vernommen. E Ein gefährliches Liebes⸗Zaubermittel. Aus Bu⸗ dapeſt wird gemeldet: Die Polizel von Miskolez hat drei Frauen in einer ſeltſamen Vergiftungsaffäre verhaftet. Der Miskolezer Bürger Kaſſay iſt am Oſterſonntag unter eigenartigen Vergiftungserſcheinungen erkrankt, ſo daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Die Erhebun⸗ en der Polizei ergaben, daß ſeine Gattin auf den Rat einer Freundin, der gegenüber ſie über Vernachläſſigung durch hren Mann geklagt hatte, bei einer Quachalberin für eine Million Kronen ein Zaubermitte zur Wieder⸗ gewinnung der Liebe ihres Gatten gekauft hatte. Am Oſterſonntag hat ſie dieſem eine größere Doſis in ein Glas geſchüttet, worauf der Mann unter ſchrecklichen Krämpfen erkrankte und mit inneren Blutungen ins Spital gebracht wurde. Es ſtellte ſich heraus, daß die Quack⸗ ſalberin der Frau zerſtoßene ſpaniſche Fliegen gegeben hatte. Sie wurde verhaftet. . i„Moderne“ Schüler. In einem Pariſer Gymna⸗ ſium wurde ein Schüler kurz vor der Abſchlußprüfung beſtraft und von der Anſtalt verwieſen. Seine Klaſſen⸗ kameraden erklärten ſich mit dem Gemaßregelten ſoli⸗ dariſch und traten in den Streik. Der Direktor läßt die Schule polizeilich bewachen. „ F Fährenunglück in Rußland. Bei Petrowſki ging eine Fähre mit über 50 Perſonen auf dem Fluſſe Sulak unter. Ueber zwanzig Perſonen ſind ertrunken. Die anderen wurden nach ſchwerer Mühe gerettet. 5„. Flugzeugabſturz. Auf dem Wege von Moskau nach Tiflis iſt in der Nähe von Charkow ein Paſſagierflugzeug mit drei Perſonen abgeſtürzt. Ein Paſſagier wucde getötet und zwei ſchwer verletzt. i Beulenpeſt in Bagdad. In Bagdad iſt die Beu⸗ lenpeſt ausgebrochen. In der letzten Woche ſind 90 Fälle feſtgeſtellt worden, von welchen 60 Prozent einen tödlichen Ausgang hatten. Es werden energiſche Maßregeln getrof⸗ fen, um ein Weiterumſichgreifen zu verhindern. Die Rache des Betrogenen. In Hermannſtadt nahm ein Ehemann an ſeiner ungetreuen Frau und deren Liebhaber eine eigenartige Rache: er ertappte die Frau auf friſcher Tat und zwang ſie, mit einem ſcharfen Kü⸗ chenmeſſer dem Liebhaber die Naſe abzuſchneiden. Der verſtümmelte Liebhaber wurde ins Krankenhaus verbracht, der Anſtifter dieſes Racheaktes verhaftet. „ Fünfzehn Arbeiter durch Hochſpannungsleitung ge⸗ tötet. In einem Torfgewinnungsbetrieb in der Nähe des Dorfes Pribyl, 32 Kilometer von Moskau entfernt, ſchleppten 15 Arbeiter eine Lokomobile, deren Röhre eine Hochſpannungsleitung berührte. Dadurch wurden ſämt⸗ liche Arbeiter auf der Stelle getötet. „ Brillen für Hunde. Ein Newyorker Hundebeſitzer teilt der Preſſe hocherfreut mit, daß es ihm gelungen iſt, ſeinem Hunde durch eine Brille das Schielen abzu⸗ gewöhnen. Der Hund hatte anfangs wenig Neigung, die Brille zu tragen, und zertrümmerte mehrere Exem⸗ plare; aber dann gewöhnte er ſich daran und heute ſind ſeine Augen geheilt. g 5 Ab Romantiſcher Fluchtplan in einem portugieſiſchen Gefängnis. Im Liſſaboner Zentralgefängnis wurde ein kühner Fluchtplan aufgedeckt. Mehrere Strafgefangene wollten die Hintermauer des Gefängniſſes durchbrechen und ſo, einen unterirdiſchen Tunnel freilegend, entfliehen. Der Plan wurde von einem Strafgefangenen aufgedeckt, der deshalb von einem Komplizen durch mehrere Meſſer⸗ ſtiche ſchwer verletzt wurde. b Lokales und Allgemeines. Seckenheim, 25. Mai. Das Pfinaſtfeſi war nicht das„liebliche Pfingſtfeſt“ mit dem man Pfingſten allgemein zu bezeichnen pflegt. Im Gegenſatz zu Oſtern, die eher dieſe Bezeichnung verdient hätte, denn dieſes Jahr war das Wetter an Oſtern ſo, daß man hätte glauben können es ſei bereits Pfingſten und auch das Himmelfahrtsfeſt zeigte ein freundliches Geſicht. Immerhin ging es noch, wenn auch der erſte Feſttag⸗ morgen ein gar verdrießlich Geſicht aufgeſetzt hatte, zerriſſen gegen Mittag doch die Wolken und die Sonne brach ſich Bahn, wenn's auch keine heiße Pfingſtſonne war. Dies bewirkte, daß nach der Nachbarſtadt Mann⸗ heim, wo anläßlich zweier Jubiläen ein hiſtoriſcher Feſtzug in Ausſicht ſtand, ein Maſſenverkehr einſetzte, den die O. E. G. nicht zu bewältigen in der Lage war. 1 Die an der Rathaushalteſtelle Wartenden mußten zuſehen, wie ein überfüllter Zug nach dem andern vorbei⸗ fuhr ohne zu halten. Viele gaben dann die gelöſten Karten wieder zurück, um zu Fuß nach Mannheim zu wandern. Andere, die hofften, den Anſchluß noch mit dem 3 Uhr⸗Zug zu erhalten wurden enttäuſcht, da er mit bedeutender Verſpätung eintraf. Das war natürlich kein Anlaß zu feſtlichen und heiteren Geſichtern. Ein gutes Geſchäft für die O. E. G. war es trotzdem, allein an der Station wurden 1500 Karten verkauft. Die Staatsbahn konnte dieſes Jahr den Verkehr nach Heidelberg und zurück leicht bewältigen. Eine große Anziehungs⸗ 4 kraft beſonders vom Lande hatte das Mannheimer Feſt doch bewirkt. Dort war natürlich Maſſenbetrieb. 994 —— * — Der Feſtzug wurde am Luiſenring aufgeſtellt und hatte zirka 8000 Teilnehmer, über 30 Wagen, einige Dutzend 9 Muſikkapellen, hunderte von Pferden und ſogar Ochſenn⸗ geſpanne; im ganzen 252 Gruppen. Der Vorbeizuiumg dauerte 1½ Stunden Zuerſt kam die Feuerwehr, die 5 die Entwicklung des Feuerlöſchweſens in den einzelnen Gruppen darſtellte, dann das Handwerk. Die Metzger hatten die intereſſanteſte Gruppe, beſonders die Kinder wiſſen das, denn unzählige Paare Würſtchen flogen in 1 die Zuſchauermenge. Auch die Bäcker beteiligten ſich an dieſer 1 Maſſenſpeiſung. So manche ulkige Szene wirkte er⸗ heiternd.„Holz her!“ riefen die Zimmerleute, Bier her! lautete das Echo von den Handwerksburſchen. Reiter(auch der hieſige Pferdezuchtverein hatte hierzu eine Anzahl geſtellt), z. T. in hiſtoriſchen Trachten, oden im ſchwarzen Rock mit Schärpe, eine poſſierliche Ochſen⸗ 9 reiterin, die zehn Fahnenſchwenker der Länder Baden, 9 Bayern, Heſſen, Rheinlande und Schwaben, blumen⸗ 1 geſchmückte Radlergruppen, Landsknechtabteilungen und viele andere originelle Aufzüge belebten imnter aufs neue den Zug. In impoſanter Zahl traten die kathol. Geſellenvereine im Zuge auf. Abordnungen aus dem 9 ganzen Lande Baden ſah man, die Renchtäler in ihren ſchönen Trachten. Die Bühler Gruppe trug eine rieſige 1 Zwetſchge im Zuge, die Freiburger Münſterleute führten ein ſchönes Modell vom Münſter mit. Die Freiburger Bretzel fehlte natürlich auch nicht. Daß die Schwetzinger für ihren berühmten Spargel Reklame machten, iſt klar. Der Montag früh ließ ſich zwar etwas beſſer an, und lockte Tauſende nach dem nahen Gebirge. Zum Wandern war der Tag wie geſchaffen. Nachmittags ſetzte merkliche Kühle ein und der Aufenthalt zum Sitzen im Freien konnte unangenehm werden. Trotzdem, feſtlich und heiter waren alle geſtimmt und die Feſtesfreude kam faſt überall auch darin zum Ausdruck, daß an den beiden Feſttagen die Gotteshäuſer dicht gefüllt waren. Die, denen Mittel und Zeit es geſtatteten, die beiden Feſttage in vier bis fünf Tage des Feierns zu verlängern, haben wohl ein weiteres Reiſeziel gewählt und die Tage in den Schwarzwaldbergen oder ſonſtwo verbracht. 1 Für alle aber war es eine blühende goldene Zeit, Tage 1 der Roſen, wenn auch die Königin der Blumen ihre zarten Knoſpen noch nicht entfaltet hat. Zehntauſende haben aus ihnen neuen Mut und neue Lebenskraft* geſchöpft, und nunmehr muß die Maſchine in der Ein⸗ 1 tönigkeit des Alltags weiter arbeiten, bis für viele die goldene Urlaubs- und Ferienzeit kommt. 1 Erhöhte maimlete. Der Miniſter des Innern hat die geſetzliche Miete für Wohnräume mit Wirkung vom 1. Mai ds. Is. ab von 86 auf 93 v. H. der Friedens⸗ miete erhöht und für gewerbliche Räume auf 107 v. H. Die Entſcheidung über Inanſpruchnahme dieſer Miet⸗ ſteigerung für die Erhöhung der Gebäudeſonderſteuer bleibt dem Landtag vorbehalten. Der Entwurf über die Aenderung des Gebäudeſonderſteuergeſetzes wird ihm in Kürze zugehen. Die Stimmzettel für den Volksentſcheid. Nach einer amtlichen Mitteilung ſind, wie bei den Reichstags⸗ wahlen, für den bevorſtehenden Volksentſcheid nur amt⸗ liche Stimmzettel zuläſſig. Es würde dem bei Einführung des amtlichen Stimmettels verfolgten Zwecke widerſpre⸗ chen, wenn Parteien oder ſonſtige Gruppen von Stimm⸗ berechtigten geſtattet würde, den amtlichen Stimmzettel nachzudrucken, um ihn mit einer entſprechenden Eintragung ö — — 8 an ihre Anhänger zu verteilen. Nicht amtlich hergeſtellte f 8 9 Stimmzettel ſind ungültig. Die Stimmzettel dürfen erſt 4 im Abſtimmungsraum ausgegeben werden. 1 7 Was habe ich bei einer Reiſe zu beachten? Es wird 1 empfohlen, bereits am Tage vor der Abreiſe die Fahrkarten zu löſen und das Gepäck aufzugeben. Die Gepäckſtücke ſind feſt zu verpacken und gut zu verſchnüren. Jedes Stück muß die genaue und dauerhaft befeſtigte Anſchrift des Reiſenden, 9 ſowie die Namen der Aufgabe⸗ und der Beſtimmungsſtation i 1 tragen, am beſten unter Verwendung der am Gepäckſchalter käuflich erhältlichen Vordrucke. Die Anſchrift iſt möglichſt ö an der Stirnſeite anzubringen. Auch empfiehlt es ſich, einen Zettel mit den gleichen Angaben in das Gepäckſtück ſelbſt zu legen, damit der Eigentümer nötigenfalls ſchneller gefun⸗ den werden kann. Alte Bezettelungen müſſen laugfune ent⸗ fernt ſein. Vorteilhaft iſt, das Gepäck durch Bezahlung einer geringen Gebühr am Gepäckſchalter zu verſichern, da die Haftpflicht der Eiſenbahn beſchränkt iſt. Wer innerhalb 4 Tagen die Rückreiſe ausführen will, löſe gleichzeitig mit der Fahrkarte zur Hinfahrt eine ſolche zur Rückfahrt. Hier⸗ durch wird das Warten am Fahrkartenſchalter bei der Rückfahrt erſpart... 8 8 15 1 a — . Ueberktaduſtd von Fernſprechanſchlüſſen. Nach Pa⸗ ragraph 13 der Fernſprechordnung darf kein Fernſprechan⸗ ſchluß ohne Genehmigung der Telegraphenverwaltung auf einen anderen Inhaber übertragen werden. Hleichwohl kommt es nicht ſelten vor, daß Fernſprechteilnehmer, die verziehen, ihr Geſchäft verkaufen oder infolge Ablaufs der Pachtzeit ihres Geſchäftes und dergleichen den Fern⸗ ſprechanſchluß dem Wohnungs⸗ oder Geſchäftsnachfolger überlaſſen, ohne der Fernſprechanſtalt ſchriftliche Anzeige zu erſtatten und um die Uebertragung des Anſchluſſes nachzuſuchen. Wer jene Vorſchrift außer acht läßt, ſetzt ſich, abgeſehen von den Weiterungen, die daraus erwachſen, der Gefahr aus, für die Entrichtung der Fernſprechgebüh⸗ ren auch noch nach der Abtretung des Anſchluſſes haftbar gemacht zu werden. l a. „Das Inſerat als Kapitalanlage. Wie der„Organi⸗ ſator“ meldet, iſt vor einiger Zeit an zirka 2000 Han⸗ delskammermitglieder eine Umfrage über das Verhältnis vom Produktionskoſtenabbau und Reklameweſen berich⸗ tet worden. Das Reſultat dieſer Umfrage iſt höchſt beach⸗ tenswert. Die meiſten Geſchäftsleute beontworten die Frage, ob zuſammen mit dem Abbau der Produktions⸗ koſten auch ein Abbau der Ausgaben für Kundenwerbung und Reklame verbunden ſein könne, dahin, daß die Re⸗ klameaufwendungen auf keinen Fall eingeſchränkt werden dürften. Im Gegenteil ſei in Zeiten der Wirtſchaftsnot und der verſchlechterten Kon unktur die Durchführung eimer plannjäßigen Reklame m Allen Wirtſchaftszweigen, haupt⸗ ſächlich durch Inſerate in der Tagespreſſe, unbedingt not⸗ wendig. Viele der Handelskammermiſglieder vertreten ſo⸗ gar den Standpunkt, daß die Ausgaben für Reklame, obwohl ſie zu den ällgememen Geſchäftsſpeſen gerechnek werden, zugleich auch als Kapftalsanlage zu betrachten eien. ö Immer mehr Mietskaſernen. Die Bautätigkeit wen⸗ det ſich immer mehr der Mietskaſerne zu. So iſt die Zahl der Bauerlaubniſſe für Wohngebäude in den 42 monat⸗ lich berichtenden Gemeinden mit mehr als 100 000 Ein⸗ wohnern vom Januar zum Februar um etwa ſieben Pro⸗ zent zurückgegangen, dagegen die Zahl der vorgeſehenen Wohnungen, über die 35 Großſtädte berichten, um 41 Prozent oder von 1664 auf 2354 geſtiegen. In den Groß⸗ ſtädten, die ſchon im vorigen Jahre berichteten, ſind in dieſem Februar 11 Prozent mehr Wohnungen baupoli⸗ zeilich genehmigt worden. Zum Bau genehmigt wurden in Hamburg 507 Wohnungen, Leipzig 234, Breslau 219, München 194, Dresden 128, Bremen und Königsberg 110, Ludwigshafen 95, Hannover 89, Altona 84, Dort⸗ mund 79, Magdeburg 67, Stuttgart 56, Kiel 51, Braun⸗ ſchweig 42, Duisburg 41, Chemnitz 35, Oberhauſen 32, Karlsruhe 28, Kaſſel 19, Hamborn 18, Münſter 17. Wiriſchaftliche und ſoziale Wochenſchau Der Ernſt der Wirtſchaftskeiſe.— Wo bleiben die Baukredite?— Die handels vertragliche Tä⸗ tigkeit.— Europälſche Währung⸗ſorgen. Die Parlamente des Reichs und der Länder werden ſich in dieſen Tagen mit recht ernſten und weittragenden w. haftspolitiſchen Fragen beſchäftigen müſſen. Man ha e in Negizrungs⸗ und Pa tine ſen ziemlich allgemein damit gerechnet, daz ſchon in der erſten Hälfte des Jah⸗ res 1926 eine Beſ erung der aligemeinen Wirtſchafts⸗ lage und dementſprechend eine Verminderung der Arbeits⸗ loſigkeit in größerem Ausmaße eintreten würde. Dieſe Hoffnungen ſind bitter enttäuſcht worden. Hier⸗ aus ergibt ſich auf der einen Seite zweifellos ein all⸗ gemeines Zurückbleiben der Einnahmen aus boer⸗ ſchiedenen Steuern hinter den Voranſchlägen und auf der anderen Seite eine ſtarke Mehrbelaſtung durch Ausgaben für Erwerbsloſenfürſorge u.. w. Schon aus dieſem Grunde wird man das wichtige Pro⸗ blem der Wirtſchaftskriſe nun endlich einmal energiſch anfaſſen müſſen. Das Reich und die Länder haben ſchon viele hunderte von Millionen ausgegeben, und noch be⸗ willigt, um die Auswirkungen der Kriſe abzuſchwächen. Nur in ganz wenig Fällen ſind aber bisher öffentliche Gelder dazu verwandt worden, um die gewerbliche Produktion anzuregen. Die immerhin beträchtlichen Summen, die dem Baumarkte zur Verfügung geſtellt werden ſollten, haben bis zum heutigen Tage noch keine nennenswerte Belebung der Bautätigkeit hervorgerufen, da leider die allzu bürokratiſche Behandlung dieſer Dinge monatelange Verzögerungen mit ſich brachte. Am Baumaterialienmarkte betrugen die Um⸗ ſätze in der diesjährigen Saiſon ungefähr nur 50 Pro⸗ zent derjenigen des Vorjahres. Entſprechend ungünſtig iſt auch die Lage des Arbeitsmarktes im Baugewerbe und in der Bauſtoffinduſtrie. Dieſe Verhältniſſe wirken naturgemäß ſehr ſtark auf die allgemeine Wirtſchafts⸗ lage zurück. Obwohl uns der Maj bereits den Abſchluß des neuen Vertrages mit Spanien und das Abkommen mit Dänemarl gebracht hat, hat die handelsvertrag⸗ liche Tätigkeit dieſes Monats noch nicht ihr Ende er⸗ reicht. Bekanntlich iſt jetzt auch der Abſchluß eines Ver⸗ trages mit Schweden erfolgt, durch den der vertrags⸗ loſe Zuſtand, der ſeit dem Ablauf des letzten Vertrages im Jahre 1921 herrſchte, beendet wurde. Da in der Nachkriegszeit die deutſche Ausfuhr nach Schweden eine außerordentliche Steigerung erfahren hat und Schweden bereits an die neunte Stelle der deutſchen Ausfuhrländer gerückt iſt, iſt dieſer Abſchluß zur drinngenden Notwen⸗ gung von Einzelfragen. digrert geworden. Das neue Abkommen hat, wie ja die meiſten Verträge, die Baſis der Mei ſtbegünſtigung. Durch die Gewährung von Zollfreiheit auf beſtimmte landwirtſchaftliche und induſtrielle Erzeugniſſe von Sei⸗ ten Schwedens dürfte der Vertrag von außerordentlich großer volkswirtſchaftlicher Bedeutung ſein. Nach Pfing⸗ ſten wird die Wiederaufnahme der Verhandlungen mit der Schweiz erwartet und bei den Beratungen mit Oeſterreich handelt es ſich nur noch um die Erledi⸗ Weiter ſtehen noch Verhand⸗ lungen mit der Tſchechoſlowakei aus. Die polniſchen Ver⸗ handlungen haben gleichfalls wieder begonnen. An den internationalen Börſen hat in der vergange⸗ nen Woche der rapide Sturz des franzöſiſchen Franken, dem zeitweilig auch der belgiſche folgte, größ⸗ tes Aufſehen hervorgerufen. An der Pariſer Börſe zeig⸗ ten ſich jene uns Deutſchen aus der Inflationszeit noch wohl bekannten panikartigen Erſcheinungen. Dieſer Fran⸗ kenſturz hängt unmittelbar zuſammen mit den Verhandlun⸗ gen, die zwiſchen Churchill und Peret in London über die Schuldenfrage ſtattfanden. In engliſchen Finanzkreiſen kon⸗ ſtatierte man mit Erſtaunen die vollkommene Plan⸗ loſigkeit der franzöſiſchen Sachverſtändi⸗ gen. Zweifellos hat die Wiederaufnahme der Feindſelig⸗ keiten in Marokko in angelſächſiſchen Bankkreiſen eine be⸗ ſonders ungünſtige Beu lt ilung der Ausſichten der franzö⸗ ſiſchen Währung hervorgerufen. Auch die Sanierung der polniſchen Währung wird noch lange auf ſich warten laſſen. Im Hinblick auf die vollkommen verworrene inner⸗ politiſche Lage des Landes iſt der Vertreter des New⸗ horker Bankhauſes Dillon Read, der ſchon ſeit Wochen mit der Warſchauer Regierung über eine zweite Amerika⸗ Anleihe verhandelte, ſofort nach Amerika zurückgereiſt. Die polniſch⸗amerikaniſchen Anleiheverhandlungen gelten in europäiſchen Finanzkreiſen damit als geſcheitert. Auch die italieniſche Lira unterlag in den letzten Tagen ſehr heftigen Schwankungen. Muſſolini, der ſeit Monaten gerade in Bezug auf die italieniſche Währung einen be⸗ wundernswerten neueſte Entwicklung als Quittung für ſeine oft recht un⸗ überlegte Außenpolitik hinnehmen müſſen. In deutſchen Finanzkreiſen glaubt man, daß der zur Stützung der italie⸗ ſchen Währung bereit gehaltene Dollar⸗Fond ſchon zu mehr als 60 Prozent aufgebraucht ſei. Bei der eblehnen⸗ den Haltung, die Amerika gegenüber Italien in der Schul⸗ denfrage und demgemäß auch gegenüber den Anleihewün⸗ ſchen der italieniſchen Wirtſchaft einnimmt, gewinnt der Rückgang der Lira ganz beſondere Bedeutung. Redaktion, Druck und Verlag: G. Zimme mann Ww, Inh. G. Härdle, Seckenheim a. N. Optimismus zur Schau trug, wird dieſe MANNHEIM. n E e Morgen, Mittwoch, den 26. Mai RES TE Nesle on von Wollstoffen, Seidenstoffen, Seidentrikot, Waschseide Zur Hälite und zwei Deittel des regulären Preises! M han Dem E Anldchg Pofkannbmachungon. 1898 bollenbec. ficllh. Jungm.-Derein deſkengelm. Bekämpfung der Maul⸗ und Klauenſeuche. Nachdem in dem Gehöft des Landwirts Phili Berlinghof in Plankſtadt Schwetzingerſtr. 51 die folgende Anordnungen getroffen: A. Sperrbezirk.. Der weſtliche Teil der Schwetzingerſtraße vom Rathaus bis zum Eingang bildet einen Sperrbezirk 1. S. der 88 161 ff. der Ausführungsvorſchriften des Bundesrats zum Reichsviehſeuchengeſetz. C. 15 km Umkreis. In den Umkreis von 15 km vom Seuchenort ſchriften zum Reichsviehſeuchengeſetz) fallen ſämtli Gemeinden in dieſer 5 5 75 5 f 10 Mannheim, den 22. Mai 19286. Bad. Bezirksamt— Abt. IV. Bekämpfung der Maul⸗ und Klauenſeuche. B. 15 km Umkreis. In den Umkreis von 15 km vom Seuchenort Mannheim entfernt(5 168 der Ausführungsvor⸗ ſchriften zum Reſchsviehſeuchengeſetz) fallen fämtliche Gemeinden in dieſer Umgebung. Mannheim, den 21. Mai 1926. 1 1 0 Bad. Bezirksamt— Abt. IV. Sammel ⸗Anzeiger nur für Mitglieder der Landwirtſchaftl. Ein⸗ und Verkaufs⸗Genoſſenſchaft. Der beſtellte Apfelwein muß im Laufe des heutigen Tages abgeholt werden. 755 Im Lager vorrätig: Bruchreis, Hirſen, Leinſaat, Fiſchmehl, utterkalk, Knochenmehl, Gerſtenſchrot, Kleie, Biertreber, Malzkeime und Hafer. Beſtellungen auf Kohlen und Briketts rden im Lager entgegengenommen. f Der Vorſtand. Maul⸗ und Klauenſeuche ausgebrochen iſt, werden Plankſtadt entfernt(8 168 der Ausſührungsvor⸗ Staff Bohlen I. Hopfenſtangen Curnberein 8 2 0* Am Sonntag, den 30. Mal 85 finden auf dem Waldſport⸗ platz die Austragung der vollstümlchen Kümpfe für den Wanderſchild ſtatt und zwar: Morgens 9 Ahr: Mannſchafts⸗ und Einzelkämpfe. Nachmittags um 2 Ahr: 5 Abmarſch vom Schloß durch die Friedrich⸗ ſtraße nach dem Feſtplatz. Dort anſchließend allgemeine Freiübungen, Austragung der .(Höchſtleiſtung) u. verſchiedene affeln. N Zu dieſen äußerſt ſpannenden Kämpfen laden wir die geſamte Einwohnerſchaft höflichſt ein. Für den gemütlichen Teil iſt ebenfalls beſtens geſorgt. Tageskarte pro Person 50 pig. nachmittags pro Person ebenfalls 50 Pig. Rinter unter 14 Jahren sind frei. Heute Dienstag Abend pünktlich ½5 Ahr Mitglieder⸗Verſammlung. Zahlreiches Erſcheinen erwünſcht. Der Turnrat. Turnerbund Jacn Soeben C. U. Heute Dienstag Abend 7 Ahr uẽßerordentliche Uebungsſtunde der Volksturner. In Anbetracht der Wanderſchildkämpfe am kommenden Sonntag iſt reſtloſes Er⸗ ſcheinen unbedingt erforderlich. Gleichzeitig Anmeldung der Teilnehmer an den verſchiedenen Konkurrenzen. Der Sportwart. Schöne am Lager. Lokal„Zum Hirſch“ Deulſche Jugend⸗Kraft. Heute Dienstag Abend ½9 Uhr im 1 5 n Nele Kernſeife 5 d. 88. 95 Pfg. 72 proz. Cparkeraſeife 400 er 49 Pfg. 1 unter den hieſigen Turn⸗ und Sportvereinen Hbleilungs⸗Verlammlung. Tagesordnung: 1. Werbetag 13. Juni. 2. Gauturnfeſt Rohrbach. Sämtliche Turner, Leichtathleten und Handballſpieler ſind hierzu freundl. ein⸗ geladen. Der Vorſtand. Erstklassige Marken äder für Damen und Herren in allen Preislagen. 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