lbſt⸗ erglas Jaſche, n und 8 0 3 0 best- 0 2 8 4 Sudetendeutſcher Heimatbund, 7 5 5 ek ar-Bofe Samstag, den 29. Mai 1926(2. Blatt). Zum Iglauer Hochverratsprozeß. Bekannt iſt die rührige Propaganda, die die Tſchechen überall, wo ſie eine Kolonie oder ſonſt einen Wohnſitz haben, zur Hebung und Förderung ihres Volkstums unter Aufwendung vieler Geldſummen entfalten. Auch in Deutſch⸗ land, namentlich in den Grenzgebieten Bayern und Sachſen haben die tſchechiſchen Staatsbürger ſich mannig⸗ fache Vereinigungen kultureller, wirtſchaftlicher und ge⸗ ſelliger Art geſchaffen. Sie beſitzen eigene Turn⸗ und Ge⸗ ſangsvereine, auch tſchechiſche Schulen ſind ihnen von den deutſchen Behörden zur Verfügung geſtellt worden und niemand in Deutſchland denkt daran, ihnen bei der Pflege ihres Volksſinnes Schwierigkeiten zu bereiten, ſofern dieſe aß nicht offenſichtlich gegen Geſetz und Recht ver⸗ ſtößt. Blitzartig beleuchtet der in der deutſchen Bergſtadt Iglau gegen den Fachlehrer Göth geführte Hochverrats⸗ prozeß die Stellung, in der ſich das deutſche Volkstum gegenüber dem Tſchechentum befindet. Nach dreitägigen Verhandlungen iſt Göth zu einem Monat ſchweren Arreſt verurteilt worden. Was hat nun dieſer, um die Heimat⸗ kunde der Iglauer deutſchen Sprachinſel hochverdiente ann begangen? Er war angeklagt, in der Zeit vom Jahre 1921 bis September 1925 verſchiedene geheime Orga⸗ niſationen, deren Zweck es iſt,„die Selbſtändigkeit und die verfaſſungsmäßige Einheitlichkeit des Staates zu unter⸗ graben“ in Beziehungen geſtanden, an ihrer Tätigkeit teilgenommen, ſie oder ihre Mitglieder in ihren Beſtre⸗ bungen materiell oder in anderer Weiſe unterſtützt zu haben. Der Angeklagte iſt ſeit Jahren Leiter der Arbeits⸗ emeinſchaft für Heimatkunde der Iglauer Sprachinſel in Iglau und hat die Aufgabe ſeiner Tätigkeit— fern von aller Politik— darin geſehen, die deutſche Oeffentlichkeit über die Not der Sudetendeutſchen, ihre Bedeutung für die Geſamtnation aufzuklären. Ein Vergehen des Landes⸗ verrats wurde darin erblickt, daß er mit reichsdeutſchen und öſterreichiſchen Organiſationen gleicher Richtung in Verbindung geſtanden hat. Als ſolche wurden folgende acht Vereine in der Anklageſchrift genannt: 1. Hilfsverein für Deutſchböhmen und die Sudetenländer, Verein der Deutſchen der Sprachinſel in Wien, Iglauer . Wiſſenſchaftliches Inſtitut für Kultur 17 Geſchichte der Sudetendeutſchen in ien, 5.„ Auslandsinſtitut in Stutt⸗ gart, 7. Verein für das Deutſchtum im Ausland, 8. die Vereinigung„Böhmerland“. Als weiteres Anklagematerial dienten Paßkarten, Photographien und Diapoſitive, die der Angeklagte von den genannten Vereinigungen fie ach ar Die ee die zur Anklage führten, ſtützen ſich auf das Zeugnis des tſchechiſchen Iglauer et ars und auf ein dies⸗ bezügliches Gutachten der tſchechoſlowakiſchen de de e 5 3 er Verlauf der Verhandlungen hat gezeigt, daß der Angeklagte ſich in keiner Weiſe irgend eines Vergehens gegen die Staatsgeſetze ſchuldig gemacht hat. Nichts war geeigneter, die Haltloſigkeit dieſer verleumderiſchen Be⸗ Feen zu beweiſen, als der Nachweis, daß die vom ngeklagten geleitete„ſtaatsgefährliche“ Arbeitsgemein⸗ ſchaft ſogar Subventionen vom tſchechiſchen Schulminiſte⸗ rium in Prag erhalten habe und daß ihm ſeine unpolitiſche Arbeit damit von höchſter Stelle beſtätigt wurde. Trotzdem iſt Göth verurteilt worden. So wird in dem neuen Staate„Recht“ geſprochen. Der Grundſatz Gewalt geht vor Recht kommt hierbei in brutal⸗ ſter Weiſe zum Vorſchein. Man fragt ſich wie lange dieſe ſchändliche allen Moral⸗ und Weltgeſetzen hohnſprechende Juſtiz noch ihr Unweſen treiben ſoll. Es iſt verſtändlich, wenn ein Staat bemüht iſt, ſich zu erhalten und auch die Gerichtsbarkeit dafür herhalten muß. Wenn aber verbriefte Rechte einer bedeutenden Volksgruppe mit Füßen getreten, wenn man deſſen Anhänger als eine Art Freiwild betrach⸗ tet, auf der man nach Belieben und mit welchen Mitteln es auch ſei, Jagd machen kann, dann iſt das eine Geiſtes⸗ einſtellung, die eines Kulturvolkes nicht nur unwürdig iſt, die es vielmehr geradezu barbariſch erſcheinen laſſen. Ein weiteres Schanddiktat iſt damit gegen das deutſche Volkstum in der Tſchechoſlowakei gefällt worden. Was dieſer Prozeß jedoch, wie nie zuvor, mit aller Deutlichkeit bewieſen hat, iſt die Tatſache, daß mit Hilfe tſchechiſcher Regierungsſtellen ein feingeſponnenes Spionagegeſetz ſogar in Deutſchland arbeitet. Es iſt höchſte Zeit, daß die deutſche Oeffentlichkeit und in erſter Linie die Regierung dieſen Vorgängen ein erhöhtes Augenmerk widmen. Das deutſche Anſehen in der Welt verlangt entſchiedene Abwehr dieſer unglaublichen Angriffe auf deutſchen Geiſt und deutſche Ehre. 232 22. Der Golſſir om den Amerikanern. Es ſtaunt der Laie und dem Fachmann ſtehen die Haare Pläne die wenn man lieſt und hört, welche verrückten läne die über hundertprozentigen Amerikaner brütend im Zwerchfell wälzen. Propagiert ſo ein amerikaniſcher Ingenieur den Plan, uns ohnehin armen Europäern ein⸗ fach den Golfſtrom zu klauen. Wie jedes Kind weiß, ver⸗ dankt Europa ſein mildes Klima der ſegensreichen Tätig⸗ keit dieſes Stromes; die Kenntnis vom Laufe desſelben gehört zu den erſten Geographieſtunden. Von der Weſt⸗ küſte Afrikas bewegt ſich der warme Strom nach der Oſt⸗ küſte von Mexiko hinüber, um ſodann von dem mexikaniſchen Golf den Namen ⸗Golfſtrom“ zu erhalten. Von der mexikaniſchen Bucht aus dreht er in nördlicher Richtung, bewegt ſich durch das Gewäſſer zwiſchen Florida und Cuba, verläßt ſodann Amerika, um ſich über den großen Ozean nach Europa zu begeben, deſſen Küſten er von Spanien bis Nord⸗Norwegen beſpült. In Amerika, wo bekanntlich nichts unmöglich iſt, bekennen ſich nun gewiſſe Leute zu der etwas ſonderbaren Anſicht, daß Europa ſein mildes Klima vom amerikaniſchen Kontinent— geſtohlen habe; deshalb daß it in U. S. A. jetzt die Auffaſſung immer mehr um ſich, d aß energiſche Maßnahmen getroffen werden müſſen, um den Golfſtrom wieder„in die rechten Hände zu bringen“. Am dieſes Ziel erreichen zu können, müßten drei wichtige 1 17 zuſammenarbeiten, über welche man jedoch in Amerika ausgiebig zu verfügen hofft, nämlich techniſche Tüchtigkeit, unermüdlicher Gier und— Unmengen von Geld! Die Pläne der Amerikaner. deren eigentlicher W Ukheber ein zewiſſer Ingenfeur Sleater zu ſeift ſcheink, gehen nun in der Hauptſache darauf hinaus, den Golfſtrom durch das Bauen von Nieſendämmen und Kanälen zu zwingen, ſeinen Lauf zu ändern, und, anſtatt Amerika nördlich der Halbinſel Florida treulos zu Gunſten Europas u verlaſſen, hübſch in der Nähe des nordamerikaniſchen eſtlandes zu verbleiben und deſſen Oſtküſte zu beſpülen. Der Hauptplan iſt darauf gerichtet, zwiſchen Florida und Cuba eine Rieſenmauer zu bauen— 250 Kilometer lang, 50 Meter breit und 500 Meter tief; auf dieſe Weiſe ſoll der Golfſtrom verhindert werden, die mexikaniſche Meeresbucht zu verlaſſen, anſtatt deſſen will man den Strom durch einen quer durch die Halbinſel Florida zu grabenden Kanal leiten. Auf dieſe Weiſe meint man den weiteren Lauf des Golfſtroms in nördlicher Richtung längs der ganzen amerikaniſchen Oſtküſte ſichern zu können. Nach einem anderen Plane ſoll von Neu⸗Fundland aus ein 400 Kilometer langer Damm ins Meer hinausgebaut werden, ſo ſollen die kalten Waſſermaſſen, welche die Meeresſtröme von den Küſten Grönlands nach der amerikaniſchen Oſtküſte führen, gezwungen werden, ſich weiter hinaus ins Atlan⸗ tiſche Meer zu begeben. Die Widerſtandskraft der geplan⸗ ten Rieſendämme müßte natürlich eine ganz koloſſale ſein; man bedenke nur, daß der Golfſtrom an der Stelle, an welcher er jetzt in den Atlantiſchen Ozean hinausläuft, eine Breite von 65 Kilometern und eine Tiefe von 380 Metern hat, bei einer normalen Geſchwindigkeit von etwa 30 Meilen täglich. Die Schnelligkeit, mit welcher ſich die ungeheuren Waſſermaſſen des Golſſtromes fortbewegen, kann indeſſen bis zum Vierfachen anwachſen! Werden die Wunderleiſtungen moderner Technik derartige, noch nie dageweſene Schwierigkeiten überwinden können? In Amerika meint man ja. Wir meinen, daß der liebe Herr⸗ gott ſchon dafür ſorgen wird, daß die amerikaniſchen Phan⸗ taſiebäume nicht in den Himmel wachſen. Sollten aber die amerikaniſchen Zukunftspläne verwirklicht werden können, würde Europa Waſſermaſſen an os beim Fehlen des Golf⸗ ſtromes, deſſen Waſſermaſſen an der Weſtküſte Irlands noch eine Durchſchnittstemperatur von 15 Grad Celſius haben, ſehr raſch einer neuen Eiszeit entgegengehen. Gottſeidank haben wir Europäer bei ſolchen plantaſtiſchen Plänen und noch vielmehr bei deren Ausführung auch noch ein Wört⸗ chen mitzureden. Europa iſt ein Abſatzgebiet für Amerika, über das dieſes nicht ſo ohne weiteres hinweggehen kann. Die Folgen wären unabſehbar. Der gute Ingenieur Sleater wird alſo wohl ſeine Pläne bis auf weiteres wie⸗ der einſtecken müſſen. —— Familientragödie durch einen Rieſen korpion. Von einem grauenhaften Vorgang, der in ſeinen Einzelheiten der wildeſten Phantaſie moderner Senſa⸗ tionserfinder Hohn ſpricht, berichten Londoner Blätter. Einem Rieſenſkorpion, dieſer gefürchteten Spinnart der Tropen, iſt kürzlich in den Vereinigten Staaten eine ganze Familie zum Opfer gefallen. In der Stadt Phönix in Arizona hatte ſich vor einiger Zeit ein ehemaliger Newyorker Bankier Arthur Ellmann angeſiedelt. Ellmann hat einſt über ein bedeu⸗ tendes Vermögen verfügt, beſaß ein eigenes Haus, und war Chef eines blühenden Bankgeſchäftes. Mißglückte Spekulationen ruinierten ihn und er ſah ſich genötigt, ſein ganzes Hab und Gut zu veräußern und das Leben von neuem zu beginnen. Es waren ihm nur einige tauſend Dollar verblieben, mit dieſem Kapital kaufte er ſich ein kleines Grundſtück. Die Stadt Phönix iſt ein Zentrum für Farmer, die in der Umgebung des kleinen Städtchens ihre Häuschen und Plantagen haben. Hart an der Grenze des gigantiſchen Urwaldes liegt die Stelle, wo Ellmann ſich ein kleines Häuschen erwarb. Das Unglück ſchien den Mann auch hier zu verfolgen. Es gelang ihm nicht recht, ſein Gut rentabel zu machen. Trotzdem entſchloß ſich Ell⸗ mann zu heiraten. Der Ehe entſproſſen zwei Kinder, deren älteſtes, ein Söhnchen, zwei Jahre alt war. Das 9 8 Kind, ein Mädchen, kam vor einigen Monaten zur elt. Das Leben in der jeder Kultur entrückten Gegend wurde für Ellmann durch ſeine Ehe nicht erträglicher. Er beſchloß daher nach Newyork zu fahren und ſich dort nach einem neuen Erwerb umzuſehen. Er nahm von ſeiner Familie Abſchied, in der Hoffnung, ſie ſpäteſtens in drei Monaten wieder zu ſehen. In dieſer Hoffnung hat ſich Ellmann getäuſcht. Seine Fahrt nach Newyork war zwar von allem Erfolg ge⸗ krönt, er hatte dort eine Anſtellung gefunden, als er je⸗ doch nach zwei Monaten nach Phönix zurückgekehrt war, harrte ſeiner eine entſetzliche Ueberraſchung. Die Tür ſeines Häuschens traf er offen an. Im kleinen Zimmer bot ſich dem Eintretenden ein furchtbarer Anblick. In dem großen Bett lagen beide Kinder tot. Neben dem Bett die Reſte zweier abgebrannter Kerzen. Ein Blick auf die kleinen Leichen überzeugte den Unglücklichen, daß die Kin⸗ der durch Revolverſchüſſe getötet worden waren. Die Schüſſe ſind aus nächſter Nähe abgegeben worden. Er rief verzweifelt nach ſeiner Frau. Bekam jedoch keine Antwort. Nun ſtürzte Ellmann ins Nebenzimmer. Auf dem Boden in einer Blutlache lag ſeine Frau tot. Auf dem rechten Arm klaffte eine furchtbare Wunde ſie hielt in der Hand krampfhaft einen Bleiſtift. Ein Stück Pa⸗ pier mit einem unvollendeten Brief der Unglücklichen, gab dem Manne Aufſchluß über die Tragödie. Es war drei Tage vor der Ankunft Ellmanns: die Frau, die im Garten zu ſchaffen hatte, verſpürte auf ihrem Arme plötzlich einen fürchterlichen Schmerz. Sie griff automatiſch mit der linken Hand hin und ver⸗ ſpürte eine gallertartige Maſſe. Sie verſuchte, den Fremd⸗ körper zu entfernen, gewaltſam auszureißen, vergebens! Erſt jetzt wußte ſie, daß ſie es mit einem der gefürchtetſten Tiere der Tropen, einem giftigen Rieſenſkorpion zu tun habe. Es war ihr klar, daß raſcheſte Abhilfe notwendig ſei, wenn ſe mit dem Leben davonkommen wollte. 77 nahm ein Küchenmeſſer“, ſchrieb ſie in dem Abſchiedsbrief,„und ſtach mich wild in den Arm hinein. Mit einer Energie, deren ich mich nie für fähig gehalten hätte, ſchnitt ich den Skorpion und zugleich ein Stück eigenen Fleiſches aus dem Arm heraus!“ a Der Abſchiedsbrief bricht hier ab. Die folgenden Szenen laſſen ſich nur erraten. Die unglückliche Frau hat durch den Schnitt eine Schlagader durchtrennt. Es dürfte ihr klar geweſen ſein, daß ihr Leben nur mehr nach Viertelſtunden zähle, da keine ärztliche Hilfe zur Hand ſei. Der Gedanke, daß die beiden kleinen Kinder ohne ſie des Hungers ſterben werden, gab ihr noch ſo viel Kraft, einen Revolver zu holen und die beiden unſchuldigen Ge⸗ ſchöpfe aus nächſter Nähe zu erſchießen. Der unglückliche Ehemann wurde unter dem Einfluß dieſes furchtbaren Erlebniſſes irrſinnig. Er wurde nach Phönix gebracht und hätte in ein Irrenhaus überführt werden 1 755 8 bereitete er jedoch mit einem Schuß ſeinem PPP des ECeloſtaten kontrollieren, welche 5 Wettervorherſage auf lange Sicht. Es kommt vor, daß zu Martini(Anfang November) noch ſommerliche Wärme herrſcht und daß am 1. Mai wiederum die Eismänner ſich in mißliebiger Weiſe be⸗ merkbar machen. Nicht umſonſt ſpricht man von der Ver⸗ änderlichkeit der Jahreszeiten. Wie kann man dieſe mut⸗ willigen Sprünge des Wetters erklären, die niemand mit Beſtimmtheit vorherſagen kann? Es iſt wahr, man weiß es noch nicht, aber man iſt bald ſo weit, es prognoſtizieren zu können. Seit ungefähr zehn Jahren kann man Tem⸗ peratur und Regen acht Tage vorher mit ziemlicher Sicher⸗ heit feſtſtellen. Wir verdanken dieſes Reſuftat dem wiſſenſchaftlichen Leiter des meteorologiſchen Obſervatoriums in Buenos Aires M. Clayton. Die Methode an und für ſich iſt ebenſo originell als intereſſant. Die Sonne iſt die Vermitt⸗ lerin der Vorausſage. Sie wärmt uns und iſt die immer⸗ währende Urſache von Regen, Wind, Gewitter und allen vorkommenden atmoſphäriſchen Störungen. Würde uns die Sonne immer mit derſelben Intenſität beſtrahlen, wäre die Wettervorherſage ſehr einfach. Jahreszeiten wür⸗ den mit der Pünktlichkeit von Ahren zu einem beſtimmten Zeitpunkt beginnen und aufhören und hätte man dann den Witterungscharakter jedes Landſtriches der Erde für jede Jahreszeit feſtgelegt, könnte man jeden Plaßregen, die Regenzeit, für nördliche Gegenden Schneefälle, mit tötlicher Sicherheit vorherſagen. Wenn dem aber nicht ſo ſein kann, ſo iſt die Sonne mit der Anregelmäßigkeit ihrer Strahlenkraft daran ſchuld. Die Sonne iſt ein Stern mit wechſelnder Radiations⸗ kraft. Würde man die Variationskurve der Sonnenſtrahlen mit einiger Sicherheit feſtlegen können, hätte man das Mo⸗ ment, um unbedingt ſichere Wetterprognoſen zu machen. Die Aſtronomen nehmen heute an, daß die Sonne einem periodiſchen Strahlungsenergiewechſel unterliegt, der ſich alle zwölf Jahre wiederholt. In dieſem Zeitraum durch⸗ geht die Sonne eine Strahlungsminimum⸗ und Maximum⸗ periode, welche ſich im Zunehmen und Abnehmen der Sonnenflecke äußert. Die amerikaniſchen Meteorologen be⸗ faſſen ſich jedoch nicht mit dieſen langen Phaſen, ſie haben ſich vielmehr zur Aufgabe gemacht, die Sonnenſtrahlung 15 Tag zu Tag, ja von Stunde zu Stunde zu kontrol- lieren. Am Mount Wilſon in Kalifornien und in einer Wü⸗ ſtenſtation in Chile ſind ſogenannte Celoſtaten, neueſten Syſtems, aufgeſtellt, welche automatiſch dem Gang der Sonne folgen und ihre Strahlungskraft als Kurve gra⸗ phiſch darlegen. Ein Trisma zerlegt die Sonnenſtrahlen in ſeine Elementarfarben, d. h. in alle Farben des Spek⸗ trums plus Ultraviolett und Intrarot. So kann man, dank der automatiſchen Aufzeichnung Durchſchnittsſtrah⸗ lungswärme die Sonne an jedem Tage gehabt hat. Dieſe Reſultate vom Mt. Wilſon und von der chileniſchen Sta⸗ tion werden von Woche zu Woche verglichen. Man hat für dieſe Obſervatorien Gegenden gewählt, in denen es faſt nie regnet, wo der Himmel in immerwährender Bläue ſtrahlt, ſo daß die Atmoſphäre die Sonnenſtrahlen unge- ſchwächt durchläßt, ohne von Nebeln oder Wolken behin⸗ dert zu werden. Der idealſte Aufſtellungsort allerdings wäre der Mittelpunkt einer großen Wüſte. Es wurde feſtgeſtellt, daß die Sonne bei normaler Strahlungswärme durchſchnittlich 1938 Calorien auf den Quadratzentimeter ſtrahlt. Man könnte damit einen Li⸗ ter Waſſer in 50 Minuten zum Sieden bringen. Dieſe Durchſchnittswärme genügt, um in Aegypten eine Para⸗ bolſpiegeldampfmaſchine von 100 PS. zu treiben und um die Küche der Meteorologen am Mt. Wilſon tags⸗ über mit genügender Wärme zu verſorgen. Die Zahl 1938 nennt ſich Sonnenſtrahlungskonſtante. 0 Die ſchwachen Schwankungen dieſer Konſtante ſind es, welche unſere Atmoſphäre beeinfluſſen und die Launen der Witterung hervorrufen. Dieſe„Konſtante“ iſt ſehr ſchwer zu erhalten, da Staubwolken und der Wind, welcher ſie emporwirbelt, für deren Feſtſtellung ſehr hinderlich ſind. Trotzdem betragen die Schwankungen ſelten mehr als zwei bis drei Prozent. Die Reſultate dieſer langjährigen Beobachtungen bleiben auch nicht aus. Die kleinen Schwan⸗ kungen der Radiationskonſtante laſſen empiriſch und mit einer ans wunderbare grenzenden Präziſion Regen⸗ und Sturmperioden für jene Landſtriche vorausſagen, die bis jetzt mit 98 Prozent eintrafen, obwohl ſie ſich nicht auf den nächſten Tag beziehen, ſondern oft bis zehn Tage vor⸗ ausgeſagt werden. Man geht jetzt in Nord⸗ und Süd⸗ amerita daran, mehrere ſolche Stationen einzurichten, da deren Wichtigkeit für die Landwirtſchaft und auch für das Flugweſen erkannt worden ſind. r ee Neue Wege der Geſundheitsfürſorge. Von Georg Streiter. 5 Der Gedanke, die Lebensverſicherung in inneren Zu⸗ ſammenhang mit der Geſundheitspflege zu bringen, um für den einzelnen ein möglichſt hohes Alter, und zwar in voller Geſundheit und Rüſtigkeit, zu erreichen, beginnt jetzt in der deutſchen Lebens verſicherung Fuß zu faſſen. Er iſt zuerſt in den Vereinigten Staaten von Amerika verwirklicht worden. 8 Ein in New Vork gegründetes Lebensverlängerungs⸗ inſtitut verfolgt ſeit mehr als zehn Jahren die Idee der Hebung der Geſundheit und Verlängerung des Lebens und verfügt heute über 8000 Aerzte als Mitarbeiter. Dieſer Aufklärungsarbeit und dieſes für eine vorbeugende Ge⸗ ſundheitspflege eintretenden Aerzteſtammes bedient ſich eine große Anzahl amerikaniſcher Lebensverſicherungsge⸗ ſellſchaften für ihre Verſicherten mit Erfolg. Dem gleichen Zwecke will künftig u. a. die Gemeinnützige Deutſche Le⸗ densverſicherung mit ihrem auf eine hygieniſche Aufklä⸗ rung aufgebauten Syſtem dienen. Die Möglichkeit der Verlängerung des Lebens hat ein deutſcher Arzt, nämlich Dr. Jufeland, vor 130 Jahren wiſſenſchaftlich nachgewieſen. Daß es ſich dabei nicht etwa um ein phantaſtiſches Hirngeſpinſt, ſondern um tatſächli erreichbare Möglichkeiten handelt, hat die deutſche Reiche, ſtatiſtik inzwiſchen auch beſtätigt. Die mittlerweile bekannt gewordenen amerikaniſchen Ergebniſſe unterſtützen dieſen Beweis und geſtatten gün⸗ ſtige Schlußfolgerungen hinſichtlich der weiteren Fort⸗ chritte, die ſich in Deutſchland erzielen laſſen, wenn die eit altersher gepflegte öffentliche Hygiene künftig mehr als bisher durch eine erhöhte perſönliche Geſundheitsfür⸗ ſorge unterſtützt und ergänzt wi a — 2* 9 ö 5 5 Moſaik. (Unpolitiſche Zeitbetrachtungen.) Die Wiſſenſchaft vom Wetter.— Ohne Verbindlichkeit!— Bauernrezepte.— Die erſten Anſichtskarten.— Ein Vor⸗ ſchlag.— Sommerliche Kunſt.— Die häßliche Wahrheit.— Der Schneiderkönig auf Reiſen.— And wieder mal anders! Wir haben neben vielen anderen Wiſſenſchaften auch eine ſolche vom Wetter, die Meteorologie. Sie ſucht zu erforſchen, wie das Wetter entſteht, und während unſer⸗ einem kaum erlaubt ſein ſoll, vom Wetter zu ſprechen, iſt es für dieſe Wiſſenſchaftler das A und O ihres Lebens, die tägliche Beſchäftigung. And ſie haben glücklich heraus⸗ gebracht, daß die Temperatur, die Feuchtigkeit der Luft und der Luftdruck und noch einige andere Umſtände für die Geſtaltung der Witterungsverhältniſſe maßgebend ſind. Aber es iſt mit der Wetterwiſſenſchaft wie mit den anderen auch: man weiß längſt noch nicht alles. And daß man ſogar noch recht wenig davon weiß, erſehen wir meteoro⸗ logiſch nicht vor⸗ und ausgebildeten Laien an den Wetter⸗ vorherſagungen der berufsmäßigen Meteorologen. Es ſtimmt merſchtendeels nämlich nicht. And es ſtimmt oft ganz und gar nicht. Und wer im Vertrauen darauf, daß heiteres, trockenes Wetter angeſagt wurde, ohne Regen⸗ ſchirm ausgeht und in einen Dauerregen hineingerät, ſo daß kein trockener Faden an ihm bleibt, oder, weil es trübe und regneriſch werden ſollte, ſich mit dem Paraplui be⸗ waffnet hat und nachher im hellſten Sonnenſchein damit herumläuft, der iſt, nachdem er mehrere Male alſo herein⸗ gefallen iſt, auf die Meteorologie und die Meteorologen begreiflicherweiſe nicht gut zu ſprechen und kann in ſeinem Groll meinen, daß auf ein Wetterhäuschen oder einen Laubfroſch mehr Verlaß ſei. Zu Pfingſten war es mit der Wettervorherſagung auch wieder ſoſo, es kam wieder etwas anders und leider ſchlechter, und mancher Ausflug, manche Reiſe wäre nicht unternommen, manches neue Pfingſtkleid nicht angeſchafft worden, wenn man das geahnt hätte. Aber was hilft es — die Meteorologen arbeiten ohne Verbindlichkeit, haft⸗ pflichtig ſind ſie nicht zu machen. In der geſegneten Zeit der Rationierung und des Schlangeſtehens hatte man dafür das Wort„freibleibend“, es fehlte in keinem Lieferungs⸗ vertrage. Man wird ſich ſchaudernd erinnern. Mehr als von der wiſſenſchaftlichen Wettervorherſagung, vom Wetter⸗ kegeln. Und daß die Bauern etwas vom Wetter verſtehen, darf man ſchon glauben. Sie haben ja alle Arſache, ſi darum zu kümmern. Angünſtiges Wetter iſt für den Städter eine Unannehmlichkeit, für den Landmann eine Lebensfrage, und von Jugend auf iſt er gewohnt, darauf acht zu geben. Aber auch die Bauernregeln treffen nicht zimmer zu und da der Hundertjährige Kalender ebenfalls ein trügeriſcher Berater, ſo reſigniert man ſchließlich und traut nur noch der einen bekannten und auch unbedingt vertrauenswürdigen Regel: Wenn der Hahn kräht auf dem Miſt, ändert ſich das Wetter oder es bleibt, wie es iſt! Die Pfingſtreiſenden haben uns Anſichtskarten geſchickt und die Sommerreiſenden, die ſich nun in Bälde von Haus und Herd losreißen werden, um in die blaue Ferne zu ſchweifen, werden uns noch mehr ſchicken. Die Anſichts⸗ karteninduſtrie, die jahrelang vollkommen ſtillag, belebt ſich wieder und die Poſt, die an der Anſichtskartenſchickerei früher ein hübſches Geld verdiente, freut ſich deſſen, ſie hat das Verdienen heute ja noch nötiger. Man muß es ſich aus der größeren Liebenswürdigkeit und dem— ich will mich vorſichtig ausdrücken— größeren Mitteilungsbedürfnis unſerer Damen erklären, daß ſie fleißiger Anſichtskarten 6 ae als die Männer, die zum Teil ausgeſprochene Feinde davon ſind. Man ſollte ihrer Schreibfaulheit auf Reiſen die Konzeſſion machen, daß man Karten mit vor⸗ edrucktem Text herſtellt, beſtehend aus den üblichen Mit⸗ eilungen, ſo daß das Zutreffende nur unterſtrichen zu erden braucht.„Habe es vorzüglich, leidlich, ſchlecht ge⸗ troffen. Herrliches, unbeſtändiges, elendes Wetter. Aus⸗ gezeichnetes, mäßiges, jämmerliches Eſſen uſw. Auch die Grüße und Küſſe könnten ſchon vorgedruckt ſein. Solche Karten würden auch von den Empfängern lieber geleſen werden als mit Bleiſtift vollgekritzelte, die ſich nur mit Mühe enträtſeln laſſen. Reiſen iſt individuell, iſt Glücks⸗ ſſache, iſt eine Kunſt. Zur Biedermeierzeit und auch noch ſpwäter, als die Poſtkutſche ſchon im Verſchwinden war, hat⸗ ten die Menſchen unterwegs Muße und Laune, ſeitenlange Reiſebriefe an Verwandte und Freunde zu ſchreiben. Das tut man heute nur noch ganz ausnahmsweiſe, man betrach⸗ tet es als eine Verſchwendung der Zeit, die man zum Genuß und zur Erholung verwenden will. Die Anſichten ändern ſich und wir haben die Anſichtskarte! Was unſere Maler und Bildhauer im Winter hervor⸗ gebracht haben, das ſtellen ſie im Frühjahr aus und ſie warten den Sommer hindurch auf Käufer ihrer Werke. Die Ausſtellungsbeſucher ſind aber ſchneller mit dem Kri⸗ tiſieren als mit dem Kaufen bei der Hand und beſonders ſind es die verſchiedenen neuen Richtungen in der bildenden Was iſt dagegen eine Beſteigung des Himalaya, was ein Wettſchwimmen mit Rademacher, was ein Sechs⸗ tagerennen auf der Radrennbahn? Ich lebe na Fieser 1 koloſſalen Anſtrengung noch, leide aber ſeither an Farben⸗ 5 blindheit. Und was das Traurigſte iſt— ein Verhältnis zu den neuen und neueſten Kunſtrichtungen habe ich no nmnicht gefunden, trotzdem ich mich 91 J ernſtlichſte darum bemüht habe. Schön wollen ſie nicht ſein, ſie wollen wahr ſſein. Na, ſchön! nicht, der iſt fürwahr ein erbärmlicher Wicht! Aber daß man aus menſchlichen Geſichtern abſtoßend häßliche, kaum . Larven macht, die Körper willkürlich verbiegt und verrenkt, in Landſchaften ein Kornfeld wie einen Mondkrater, einen Wald wie einen Lattenzaun malt, iſt noch keine Wahrheit. Und die Häufung greller Farben, aber man ſoll Bilder ja wohl nicht durch eine Schutzbrille ſenſhen müſſen. Bleibt nur die Genugtuung, daß dieſer ſonderbare tealismus ohne Wirklichkeitsſinn die älteren Richtungen bisher nicht verdrängen konnte, ſondern ſie an⸗ 7 0 42 Meiſtern nachſtrebend, Tüchtiges zu leiſten. a in Künſtler will auch Herr Poi ret ſein, der Pariſer Modekönig, der mit einer Anzahl ſeiner Vorführdamen nach Deutſchland gekommen iſt, um mit den jüngſten Taten . 205 ſchöpferiſchen Geiſtes zu glänzen und ſeine neueſten Modelle zu zeigen und zu empfehlen. Die Kleider über⸗ lraſchenderweiſe unten wieder länger und oben weniger ausgeſchnitten. Anſere Damen wollen ſich diesmal Herrn 11 Autorität nicht unterwerfen. Aber man kennt 85 dar— über ein Weilchen werden ſie ſich doch wieder dazu entſchließen. Denn was iſt die Mode? Immer etwas Neues, etwas Anderes! Und darum——1 f Wer die Wahrheit kennt und malt ſie häuschen und Laubfroſch halten viele von den Bauern⸗ 9 4 9 Die Verbreitung des Heuſiebers. Von Dr. med. Mosbacher, Berlin. Alljährlich zur Zeit der Fliederblüte beginnt ein unerwünſchter Gaſt ſein Nahen anzukündigen— der Pol⸗ lenſchnupfen, das Heufieber, das alljährlich tauſenden unſerer Mitmenſchen monatelang heftige, bis zur Uner⸗ träglichkeit ſich ſteigernde Qualen bereitet. Der Heu⸗ ſchnupfen gehört zu einer Krankheitsgruppe, die— wie die Wiſſenſchaft annimmt— auf dem Prinzip der Ueber⸗ empfindlichteit beruht. Ueberempfindlichkeit gegen das Ei⸗ weiß des Blütenſtaubes, insbeſondere gewiſſer Gräſer, ruft das mit heftigen Nißattacken, Naſen⸗, Augenentzün⸗ dungen und Rachenkatarrh einhergehende Leiden hervor, das das Allgemeinbefinden des Befallenen erheblich be⸗ einträchtigen kann. Erſt nach Ablauf der Blütezeit klin⸗ gen die Reizerſcheinungen wieder ab, um im nächſten Jahre zur gleichen Zeit wiederzukehren. Meiſt iſt dieſe Ueber⸗ empfindlichkeit ererbt. Die Zahl der männlichen Heuſchnu⸗ pfenkranken gleicht ungefähr der der weiblichen vom Heu⸗ fieber Heimgeſuchten. Wie jüngſt ein Schweizer Arzt an Hand einer Rundfrage feſtſtellte, ſcheint das zweite bis dritte Lebensjahrzehnt das Hauptkontingent zu ſtellen. Das Kind bleibt gewöhnlich von der Krankheit verſchont. Tritt ſie jedoch ausnahmsweiſe bei einem der Kleinen auf, dann allerdings meiſt unter den ſchwerſten Teſcheinungen: im höheren Lebensalter geht die Zahl der Befallenen und die Heftigkeit des Leidens auffallend zurück. Anſcheinend hat die Verbreitung des Heufiebers in den letzten 20 bis 30 Jahren erheblich zugenommen. Man führt dieſes ſtatiſtiſche Ergebnis auf die abnehmende Ver⸗ wendung des Landes zum Zwecke des Ackerbaues zurück, während gleichzeitig das Wieſenland in geringerem Maße als Viehweide benutzt würde. Infolge dieſer Veränderung in der landwirtſchaftlichen Bodenverwertung iſt zur Zeit die Menge der Pollen höher als früher und wird auf einen geringeren Zeitraum zuſammengedrängt, als es ehe⸗ dem der Fall war. Daher kommt es denn auch, daß in den Monaten Mai und Juni die Luft mit Blütenſtaub faſt bis zur Sättigung erfüllt iſt und demgemäß die Häufig⸗ keit und Schwere der Heufiebererkrankungen weſentlich zu⸗ genommen hat. Im übrigen neigen die Städter weſent⸗ lich ſtärker zum Pollenſchnupfen als die Landbevölkerung; und weiterhin ſcheinen unter erſteren wiederum die geiſtigen Arbeiter beſonders empfänglich zu ſein. Die Statiſtik des Schweizer Arztes ergibt, daß von 1000 Städtern etwa 80 eine Idioſynkraſie gegen die Graspollen beſitzen, wäh⸗ rend von den Landleuten unter 1000 nur 13 eine abnorme Dispoſition für Heufieber aufweiſen. Von den Angehö⸗ rigen gelehrter Berufe waren etwa 5 Prozent überempfind⸗ lich, während die Arbeiter nur 0,1 bis 0,2 Prozent an Heuſchnupfenkranken ſtellen. Die Erklärung für die geſchil⸗ derte Art der Verbreitung ſteht noch aus. Sie erſcheint um ſo ſchwieriger, als gerade die Landbewohner, die doch ver⸗ hältnismäßig mehr von Graspollen umgeben ſind als die Städter, weniger unter Heufieber zu leiden haben. Das Milieu der Stadt und die Eigenart der geiſtigen Berufe ſteht ſicherlich in irgendwelchen, bisher noch unbekannten, 1 Beziehungen zu der Verbreitung des Heu⸗ iebers. Die Zwergphönixe. Von Paul Hohmann. 5 Wenn wir uns heute hier mit den Zwergphönixen beſchäftigen wollen, ſo müſſen wir doch zunächſt auf deren Stammeltern zurückblicken. Es ſind dies die aus Japan ſtammenden Phönixe, die im Jahre 1878 durch Herrn N. D. Wichmann⸗Hamburg in Deutſchland eingeführt wurden. Um deren weitere Herauszüchtung, was die Feinheit der Raſſemerkmale anbelangt, haben ſich außer dem genannten Herrn auch deſſen Sohn und vor allem Kommerzienrat du Roi⸗Braunſchweig verdient gemacht. Die Einführung* einer neuen Raſſe hat wohl ſelten ſo großes Aufſehen in. Züchterkreiſen erregt, wie es gerade bei den Phönixen der 1 Fall geweſen iſt. Es handelt ſich hierbei weniger um die äußere Form, beſonders was die uaßergewöhnlich üppige Entwicklung des Schwanzes anbelangt. Dies bezieht ſich nicht nur auf die Menge und Fülle der Schwanzfedern, ſondern vor allem auf deren Länge. Es gibt Phönixhähne, deren Schwanz drei Meter lang iſt, ja wohl auch noch län⸗ ger. Ebenſo tut ſich der Schwanz der Phönixhennen durch die Menge und Länge ſeiner Federn hervor. T,, x x, , N N * N 555 8 g 9 0 Die Zwergphönixe gleichen in allen Stücken ihren Stammeltern. Sie ſind äußerſt lang gebaut. Dies gilt vor allem für den Rücken, an den ſich dann der lange Schwanz anſetzt. Wird er auch nicht drei Meter lang, ſo übertrifft er darin doch alle anderen Zwerghühner. Be⸗ züglich des Körperbaues iſt ſonſt nur noch hervorzuheben, daß die Zwergphönixe einen einfachen Kamm und mittel⸗ lange Läufe haben. 5 Doch nicht nur der Schwanz, ſondern auch die Federn des Hals⸗ und Sattelbehanges zeichnen ſich durch ihre Länge aus, wie das unſere Abbildung recht gut erkennen läßt. i f Wir haben hier den goldhalſigen Farbenſchlag der Zwergphönixe vor uns, der in ſeiner Grundfarbe und Zeichnung, was den Hahn anbelangt, faſt in allen Punkten mit der Gefiederfärbung des rebhuhnfarbigen Italiener⸗ hahnes übereinſtimmt; alſo ſchwarze Grundfarbe und gol⸗ diger Behang am Halſe und am Sattel. Die Henne da⸗ gegen weicht in ihrer Grundfarbe und Zeichnung ganz be⸗ deutend von der rebhuhnfarbigen Italienerhenne ab. Sie hat im Gegenſatz dazu viel Uebereinſtimmendes mit der dunklen Dorkinghenne. Darauf hinweiſen will ich noch, daß es außer goldhalſigen Zwergphönixen nur noch ſilber⸗ Juaarctken Krieg D ee Tauſende Anerkennungen beſtätigen, daß unſere neue Aſſuh⸗Zigarette 3u nur 4 Pfg. LE davon getragen hat. Adler⸗Compagnie A.⸗G., Dresden⸗A. 21. halſige gibt. Das das khummt! r Haufen ie nur den unüberlrasenen Haggenauer Huspord Verkaufsstelle: Johann& Würthwein, Seckenheim. Bequeme Teilzahlungen. erde jeden Schlages ſtehen ſtets zum Verkauf. An hieſige bandmirie gebe ich ſolche jederzeit auf einige Tage f zur Probe. Auch lehne ich Pferde, wenn ſie gut in Futter gehalten werden, für kurze Zeit aus. Auf Wunſch wird in beſonderen Fällen Pferdematerial ſchnellſtens beigebracht. ginn Wir liefern: Schlaf., Speise- u. Herrenzimmer Hüchen, komplette Betten Einzel- u. Polstermöbel 5 in nur guten Qualitäten. Riesige Auswah, Herabgesetzte Preise. 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So ſon⸗ 8 und frühlingsgrün, als wolle man Pfingſten eiern. „ Alſo morgen nachmittag im Zoo, oben unter der Weinhalle,“ hatte die neue Kollegin geſagt, mit der ſich Fränze Diethold am Oſterſamstag vor dem Bureau ver⸗ abſchiedete. Und—„Bravo“, hatte ſich Felir Raßmus geſagt und trat unter dem Torbogen eines benachbarten Re⸗ ſtaurants hervor, wo er gewartet und willens geweſen war, heute zwiſchen ſich und Fränze Diethold das Eis zu brechen und womöglich eine kleine Oſterverabredung zu treffen. Nun war das nicht mehr nötig. Morgen Nachmittag im Zoo.— Er würde nicht verfehlen. Frau Diethold wollte die Tochter nicht fortlaſſen. „Du bleibſt zu Haus, Fränze. Wenn der Vater da wäre, der ließ dich heute auch nicht allein weg. Und in dem Staat. Sollen denn die Leute noch mehr reden. als ſie's ſchon tun? Ich merk's, wenn ich nur den Fuß auf die Straße ſetze. Und du mußt's auch ſchon ge⸗ merkt haben. Nein, Fränze, du bleibſt zu Haus. Wir machen's uns gemütlich und vielleicht kommt auch noch wer zu Beſuch.“ Beſuch.— Wie es heute morgen in aller Frühe klin⸗ gelte, war Fränze mit beiden Füßen aus dem Bett ge⸗ ſprungen, war hin zur Tür geſtürzt und hatte gehorcht mit Leib und Seele. Und etwas, von dem ſie nicht wußte, ob ſie es in der Nacht geträumt hatte oder ob es ihr in dieſen Tagen wieder und wieder wie eine Fieberphantaſie gekommen war, das, meinte ſie, ſei nun da draußen als eine Wirklichkeit da und wollte zu ihr herein. Ein Oſterei voll lauter Blumen und dabei ein Brief mit nur drei Worten: „Oſtern heißt auferſtehen!“ 5 Und ſie lauſchte und lauſchte, hielt die Türklinke gefaßt, ſie niederzudrücken, die Tür aufzuſtoßen, die Hände auszuſtrecken nach dem, was zu ihr herein wollte. Oſtern heißt auferſtehen! Der Mutter Stimme ward draußen vernehmbar. Sie redete mit dem Milchmann, dem ſie die Milch abnahm. Da hatte Fränze Diethold ihren Oſterglauben von ſich geworfen und mit einem Lachen und mit einem Wei⸗ nen, das ſie in den Kiſſen erſtickte. Oſtern hieß auch neues Leben. Und das mochte dann heute ſeinen. Anfang nehmen! „Laß ſie doch reden, Mutter, und laß' ſie doch Augen machen. Noch hab' ich meinen Staat ſelber bezahlt und Abe zerbrechen ſie ſich ohne Grund über mich die Zungen, aber— „Das weiß ich ja,“ fiel die Mutter ein.„Das iſt's ja gerade. Manche können Gott weiß was anſtellen und keiner merkt's und tut auch nur den Mund darum auf. Nach anderen aber drehen ſie alle Köpfe hin und legen auch das Anſchuldigſte gleich wer weiß wie böſe aus. Die müſſen dann eben in allem doppelt und dreifach vorſichtig ſein.“ „Oder müſſen doppelt und dreifach auf die Welt pfeifen,“ ſagte Fränze Diethold.„Leb' wohl, Mutter, und wünſch' mir viel Vergnügen.“ 5 Im Zoo hatten ſie ihrer bereits gewartet. Drei junge Mädchen mit eleganten Toiletten und langſamem, heimlich keckem Augenaufſchlag ſaßen da mit ihren Ga⸗ lanen, für einen vierten Herrn, der noch erwartet wurde, war neben Fränze der Stuhl leer. Wo bleibt denn nur der Baron?“ fragte, einmal über das andere Mal ſich umſehend, das eine der beiden Mädchen. Und wie tröſtend zu Fränze gewandt: „Kommen tut er gewiß noch.“ a Fränze lächelte. Alſo Baron war er, den man ihr zugedacht. Sie meinten es gut mit ihr. Aber ſie war gar⸗ nicht ſo hochſtrebend, hatte für das neue Leben, das heute ſeinen Anfang nehmen ſollte, einen im Sinn, der nicht Baron war. Der Stuhl hier neben ihr konnte für heute nachmittag gern leer bleiben. Inzwiſchen lernte ſie's ein bißchen den anderen ab, wie man's machen mußte, ſich zu amüſieren. „Daß einer ſich ſchon ſeit längerem den leeren Stuhl an ihrer Seite anſah, gewahrte ſie nicht. Aber ſie zeigte kein Erſchrecken, keine Ueberraſchung, weder Zorn noch Verwirrung, als jetzt Felir Raßmus mit gezogenem Hut an den Tiſch herantretend fragte: —— —— 1 ä— . 398 Herrſchaften verzeihen, iſt der Stuhl hier un⸗ beſe. 5 Auch die Farbe wechſelte Fränze nicht, ſaß da, als höre, ſehe ſie den nicht, der da ſtand. Warum denn Auf⸗ regung zeigen! Sie war ja doch mit ſich im reinen. Heute morgen, wie ſie ſich mit wilden Fäuſten die letzten Trä⸗ nen in den Augen erdrückt, da hatte ſie ſich's zugeſchwo⸗ ren: Dann alſo der andere! Nicht irgend ein anderer, der 995 5 und allein der! 5 Mit einem Achſelzucken hatten die anderen auf ſeine Frage egantwortet. Man wiſſe noch nicht recht, glaube allerdings. N „Selbſtverſtändlich räume ich den Platz ſofort, wenn der rechtmäßige Beſitzer erſcheint,“ ſagte Raßmus, ver⸗ beugte ſich Reihe um und ließ ſich an Fränzes Seite nieder. Ihr machte er noch eine Extraverbeugung, doch tat er auch ſeinerſeits, als wäre ſie ihm fremd, gleich den anderen. f Felix winkte dem Kellner und beſtellte ſich eine Taſſe Mokka. Die begann er langſam zu trinken und lauſchte dabei ſcheinbar aufmerkſam zur Muſik hinüber. Auch Fränzes Kollegin lauſchte mit ſchmachtender Miene und ſeufzte gefühlvoll auf. 5 i „Wundervoll ſpielen ſie das. Ach, überhaupt Muſik!“ „Ja,“ ſagte Fränze Diethold, bog den Kopf zurück und ihre Augen glühten—„morgen abend geh' ich in die Oper.“ „O fein. Guter Platz?“ „Zweiter Balkon rechts, erſte Reihe,“ ſagte Fränze immer mit dem lauten Tonfall und den glühenden Augen. „Großartig!“ rief wieder die Freundin.„Was wird denn gegeben? Carmen?“ Sie war ganz hin, drückte die Hand auf die volle Büſte.„Ach, Carmen! Die Lieb', die vom Zigeuner ſtammt! Da beneid' ich Sie. Und nach dem Theater, was machen Sie denn da?“ „Das weiß ich nicht. Aber das wird ſich ſchon noch finden,“ lautete die Antwort. „Ich danke ganz verbindlich,“ ſagte ſehr ausdrucksvoll Felir Raßmus, ſchob ſeinen Stuhl zurück, erhob ſich und verbeugte ſich tief. d Sie hätte ihm in's Geſicht ſchlagen mögen, daß er ſie ſo gut verſtanden. Doch Raßmus ſah Fränze Diet⸗ hold noch einmal beſonders an, ſeine dankende Verbeugung galt der ganzen Tafelrunde. Dann trat er von dem Tiſch zurück, wandte ſich herum und ging.- Sie hatte ſeinen Abſchiedsgruß nicht erwidert, hatte ihn mit keinem Blick angeſehen. Seite an Seite hatten ſie geſeſſen, als kannten ſie ſich nicht! g 5 Hinter einer der Säulen, die den Saal von der Halle abſchnitten, ſtand Ernſt Janſen. Endlich hatte er ſie aus⸗ findig gemacht, nach der er ſchon ſeit Stunden den Gar⸗ ten durchſuchte. Vom frühen Morgen an hatte er ihr Haus, die nahen Trambahn⸗Halteſtellen umlauert. Sie blieb heute doch nicht daheim, ging doch irgendwo hin. Am Nachmittag ſah er ſie in die Trambahn ſteigen. Es war die Linie nach dem Zoologiſchen Garten. Er fuhr ihr 99 und endlich hatte er ſie entdeckt. Die beiden Seite an Seite! Aber ſie redeten nicht und ſahen ſich nicht an. And ſie tat, als kenne ſie den nicht, der neben ihr ſaß, und ſeinen Abſchiedsgruß hatte ſie nicht erwidert. Brauſend ſchoß es dem Polier in's Hirn hinein. Das bleiſchwere Blut hob ſich ſtürmend empor. 5 Wenn ſie unſchuldig wäre und ſchuldig nur der andere, der ſich an ſie drängte. 5 Wenn er ihr unrecht täte! Und der Tag käme, wo er das erkennen müßte! 5 Sein Herz wollte er ihr unter die Füßen legen, daß ſie weich drauf ginge ihr Leben lang. Aber ſie hatten Seite an Seite geſeſſen! And wo war der andere hingegangen? War das Fremdſein hier vielleicht nur Komödie geweſen und ſie trafen ſich dort, wo ſie ganz allein und unbeobachtet waren. Janſen ging Felix Raßmus nach. Dieſer verließ den Garten, bog zum Bahnhof hinüber und fuhr mit der Stadtbahn davon. Mit dumpfem Aufſtöhnen drückte der Polier die Fauſt ſich gegen die Stirn. War das nun beſſer, daß ſtatt der Gewißheit, die ſich nur noch den allerletzten Be⸗ weis erzwingen wollte, wieder der Zweifel daſtand an der Gewißheit ſelber— oder war's noch ſchlimmer?—— (Fortſetzung folgt.) Das graue Haus. Skizze von Lisbeth Dill. (Schluß.)(Nachdruck o. ten.) „Vu, wenn ſie nicht bald kommt, gehen wir fort,“ ſagte Anne entſchloſſen und ſtand auf. a a Lotte war einverſtanden.„Das iſt merkwürdig,“ ſie ſchaute nach der vergoldeten Uhr auf dem Spiegel— aber die tickte nicht, ihr Zeiger ſtand auf Mitternacht.. Das Haus lag ſtill, man hörte keinen Laut, keinen Schritt. Kein Wagen fuhr vorüber, draußen ſchien die ganze Straße leer und tot. „Haſt du eigentlich eine Ahnung, wo wir ſind,“ fragte Lotte beklommen von der lautloſen, unheimlichen Stille um ſie. 5 „Nein, keinen Schimmer. Ich weiß nur, daß wir durch Straßen fuhren, die genau ſo ausſahen wie diele.“ „Und jedes Haus wie dieſes,“ ſagte Lotte. Und ſie erinnerte ſich plötzlich der Abſchiedsworte ihres Bruders auf dem Bahnhof:„Eine große Hafenſtadt iſt wie ein Schlund.“„Wir hätten am Ende doch erſt in unſere Pen⸗ ſion fahren ſollen,“ meinte ſie...“. Anne antwortete nicht, ſie ſtand am Fenſter... Bet der ſinkenden Nacht ſah die Straße plötzlich verändert aus, ſie hatte nicht mehr das Ehrwürdige der alten, ein⸗ förmigen Patrizierhäuſer an den nebligen Grachten, ſie ſah aus, als habe ſie etwas zu verbergen, zu ver⸗ ſchleiern und als brennten die Laternen deshalb ſo trübe. Die Stille des Hauſes und dieſer ganzen unbekannten Gegend legte ſich ihr auf die Sinne wie ein Schleier, durch den man nur noch undeutlich ſieht... Und plötzlich begegnete ſie den Augen der Freundin, die verſtört und blaß mitten im Zimmer ſtand, neben der künſtlichen Palme 5 „Die kommt nicht mehr, Anne“ „Dann gehen wir einfach.“ Und entſchloſſen ging Anne auf die Tür zu.. und drückte die Klinke nieder.. Aber 1 ging nicht auf. Sie war abgeſchloſſen. „Lotte!“ 8 5 5 „Anne...“ kam es entſetzt zurück. „Wo ſind wir?!!“ Die beiden ſtarrten ſich an, alle Farbe war aus ihren Geſichtern gewichen. Sie eilten an die zweite Tür, die mit ſchweren gelben Plüſchvorhängen verhängt war. Aber auch dieſe war von außen abgeſchloſſen. „Wir ſind gefangen 3 i „Großer Gott, was tun wir nun?“ 8 Die Fragen ſtürzten ihnen von den Lippen, ver⸗ worrene Bilder von Gefahren, in die ſie ſich begeben hatten, taumelten ihnen durch den Kopf. Da erinnerte ſich Anne des Fenſters, das auf das Gartenhausdach führte. Mit einem Satz war ſie dort und ſchwang ſich auf das Fenſterbrett..„Komm ich ſpringe hinunter... ich kann turnen... Und du kommſt nach...“ Aber Lotte ſchaute in die dunkle Tiefe.„An⸗ möglich,“ ſagte ſie und bog ſich zurück,„ich werde ſchwindlig, ich kann nicht..“ „Dann gehe ich und laufe, die Polizei holen, und bringe dich zurück... Ich wag's.“ Damit ſchwang ſie ſich aus dem Fenſter und verſchwand in der Tiefe.. Man hörte einen Körper irgendwo aufſchlagen, dann Stille. Anne war auf dem Dach angelangt und turnte an dem bleiernen Waſſerleiter herunter in den Vorgarten. Sie fand den Zaun, das Eiſengitter hielt ihren Rock feſt, aber ſie riß ſich los, erreichte mit einem Sprung die Straße, lief, was ſie konnte, von dannen... Einſame, ſtille Straßen taten ſich auf, in denen kein Menſch zu ſehen war... Ueberall ſchauten ihr dieſelben vergitter⸗ ten Fenſter, dieſelben verſchloſſenen Haustüren, dieſelben Treppen und dieſelben Faſſaden entgegen, und überall brannten trübe Laternen durch die graue, feuchte Dämme⸗ rung eines Herbſtabends. Endlich ſah ſie Waſſer blinken, ſie war an einer der vielen Grachten, an denen ſie ſicher vorhin vorüber⸗ gekommen war, ſie glaubte eine bekannte Kirche aus dem Nebel auftauchen zu ſehen. Aber als ſie hinkam, war es eine fremde, neue Backſteinkirche.. Sie lief zurück und verirrte ſich in den engen Gaſſen der Innenstadt Betrunkene hielten ſie an.„Hallo,“ ſie ſchrien ihr etwas nach; ein Matroſe blieb mitten auf der Straße ſtehen mit ausgebreiteten Armen, lachend und johlend. Sie kam an einem Matroſencafe vorbei, in dem im Chor Lieder geſungen wurden. Und ſie hielt inne. Nein, das war eine 4 . wahrſcheinlich für immer.. ganz unbekannte Gegend... Und ſie ging zurück. End⸗ lich landete ſie auf einem freien Platz, an dem eben die Geſchäfte geſchloſſen wurden. An der Ecke ſtand ein dicker Schutzmann. Sie fühlte mit Ver⸗ zweiflung, daß er ſie nicht verſtand, aber er folgte ihr zur Wache. Dort erklärte ſie ſich dem Polizeioffizier. Der verſtand erſt auch nicht... wo lag denn das Haus? Das wußte ſie nicht? Sie war hier fremd? Aber die Dame? Wer war denn die Dame, mit der ſie gegangen war? Das wußte ſie auch nicht? Weder Hausnummer noch den Namen der Dame? Er ſah ſie erſtaunt an, merkwürdig.. Aber er ſchickte ihr einen Poliziſten mit. Sie nahmen einen Wagen und fuhren an den Grachten mtlang, und überall, wo eine ſtille Straße einbog, ließen ſie halten und ſtiegen aus und ſuchten die Hausfronten ab... Aber nirgends ſah ſie das Haus mit dem Vorgarten und dem Veranda⸗ dach. Die arme Lotte mußte verzweifeln... was mochte mit ihr geſchehen ſein, nachdem ſie ihre Flucht entdeckt hatten...—. 5 N Sie ſuchten im Nebel, ſie fuhren von Straße zu Straße, von Viertel zu Viertel, vos» Haus zu Haus Schließlich verlor der Poliziſt die Geduld... Es war ſpät, er mußte zum Dienſt... Morgen, am hellen Tag, 5 man weiterſuchen, ſie ſollte ſich dann wieder ein⸗ inden. „Aber wo bleibe ich die Nacht?“ Er nannte ihr mit einem Blick auf ihren zerriſſenen Mock, ihr verwirrtes Haar, ein einfaches Gaſthaus am Bahnhof und übergab ſie einem Kollegen, der ſie nach dem„Seemannshuis“ brachte. Man wies ihr eine Man⸗ jarde an, die nach den Grachten hinausging. Und ſie warf ſich todmüde auf das einfache, harte Bett Aber ohne einſchlafen zu können... Die arme, arme Lotte... hämmerte ihr Herz... Was iſt mit ihr ge⸗ ſchehen? Wo iſt ſie jetzt.. War die Dame wiederge⸗ kommen? Oder gehörte ſie überhaupt nicht in das Haus? Hatte ſie nur die Vermittlerin geſpielt, die darauf aus⸗ geſchickt wurde, unerfahrene junge Mädchen einzufangen? Und ſie ſah ſie vor ſich, in ihrer Ecke, mit ihrem Plaid um die Knie, den vielen buntbeklebten Koffern, dem eleganten Frühſtückskorb... der ſpöttiſchen Frage:„Rei⸗ ſen die Damen wirklich allein?“——— Am anderen Morgen regnete es, die Straßen waren glatt und ſpiegelten, und der Regen fiel in die Grachten, während ſie neben dem Poliziſten die Stadtviertel ab⸗ lief. Sie durchſtreiften die verdächtigen Viertel, das Ha⸗ fenviertel, wo die Matroſenkneipen lagen, aber dort hatte das Haus nicht geſtanden, zwiſchen den engbrüſtigen, einfachen, ſchmalen Häuschen, deren Giebel ſich zuein⸗ ander neigten. Es war eine ziemlich breite, ſtille Straße mit Häuſern, von denen eines dem anderen ähnlich ſah.. Da ſie weder einen Namen angeben konnte, noch eine Hausnummer wußte, war ein ſolches Haus in der großen, Stadt ſchwer zu finden. Sie konnte keine Merkmale an⸗ geben, nichts, als den Vorgarten und die Veranda. Man konnte doch nicht jedes Haus abſuchen. Der Konſul, riet ihr, nach Hauſe zu reiſen. Sie würden einſtweilen Recherchen anſtellen... die Poliziſten begannen ſich für die Sache zu intereſſieren.. Der Kutſcher wurde ge⸗ ſucht, der die Damen gefahren hatte. Aber ſie erinnerte ſich nicht einmal, was für einen Wagen und was für Pferde ſie gehabt... Eine Droſchke am Bahnhof? Die ſahen ſich alle gleich, und die Kutſcher erinnerten ſich nicht, drei Damen abgeholt zu haben...„Vielleicht war der Wagen ein Privatgeſpann,“ meinte der Polizei⸗ offizier..„Wahrſcheinlich ſogar...“— Wer ſchaut hinter die mächtigen Kuliſſen einer Ha⸗ fenſtadt mit ihrem Spinnwebnetz von Straßen, Grachten und Bahnlinien, auf denen täglich neue Züge einlie⸗ fen, die neue Fremde brachten? i Und was bedeutete in dieſer täglich einſtrömenden Menſchenſchar ein einziger Menſch? 2 Es gab ſo viele Häuſer, die eine geheime Ver⸗ bindung mit den Schiffen hatten, verborgene Ausgänge nach den Grachten. Bei Nebel, des Nachts öffnet ſich irgendeine kleine Hintertüre, vor dem Haus hält ein geſchloſſener Wagen, der Wagen fährt zum Hafen, dort wartet ein Schiff, ſchweigend, mit abgeblendeten Lich⸗ tern... Und wie dieſe Schiffe des Nachts im Nebel hinausglitten ins Meer 10 würde auch das junge Menſchenleben verſchwinden, lautlos und ſpurlos, und .