en wei Bezugspreis: Für den Monat Mai 1.40 Goldmark, frei ins Haus. Anzeigenpreis: Die einſpalt. Petitzeile 15 Goldpfg. Reklamen: 60 Goldpfg. Bei Wiederholung Rabatt. Beilagen: Illuſtriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). A 2 Neues in Kürze. «Nach ausländiſchen Preſſemeldungen hat der braſilianiſche Geſandte in Genf dem deutſchen Botſchafter von Hoeſch erklärt, daß Braſilien keinen Einſpruch gegen den Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund machen werde. N » Wie aus parlamentariſchen Kreiſen bekannt wird, ſoll im Laufe dieſer Woche der Auswärtige Ausſchuß des Reichstages einberufen werden, um über das Ergebnis der Genfer Ab⸗ rüſtungskonferenz zu beraten. * Nach Meldungen aus Paris mußte Abd el Krim bei ſeiner Uebergabe auch ſeine geſamte Korreſpondenz herausgeben, aus der die ausländiſchen Perſönlichkeiten, die den Nifkampf unter⸗ ſtütt hatten, zu erſehen ſind. Die Dokumente haben lebhafte Ueberraſchung N Eine Veröffentlichung dürfte jedoch nicht ſtattfinden. » Bei der letzten Senatsdebatte über die Völkerbundsfragen, erklärte Muſſolini in einer längeren Rede, daß er ſich hinter den Locarno⸗Vertrag ſtelle und auch die Aufnahme Deutſch⸗ lands in den Völkerbund unterſtützen wolle. Am die Einheitsflagge. Wie wir aus Kreiſen, die der Reichsregierung nahe⸗ ſtehen, erfahren, wird das Reichskabinett erſt in der kom⸗ menden Woche ſeine Hauptarbeiten auf politiſchem Gebiet wieder aufnehmen. Im Mittelpunkt dieſer Arbeiten wird die Flaggenfrage ſtehen, die ja ſeit der vielumſtrittenen Flaggen verordnung Dr. Luthers in den Vordergrund des politiſchen Intereſſes gerückt iſt. Man hat ſich zur Ein⸗ ſetzung eines parlamentariſchen Ausſchuſſes entſchloſſen, der die Frage eingehend prüfen ſoll. Es ſind bereits im Reichsminiſterium des Innern eine große Anzahl von Vorſchlägen eingegangen. Beſonderes Intereſſe nimmt . ein Flaggenentwurf in Anſpruch, den der eichskunſtwart Dr. Redslob ausgearbeitet hat. Der Flaggenentwurf des Reichskunſtwarts ſieht folgendermaßen aus: In der vollen Breite und Höhe des Flaggentuches ſoll in die Flagge ein Kreuz in ſchwarzes Farbe eingefügt werden. Die freibleibenden vier Felder ſollen oben links und unten rechts gol d, und oben rechts und unten links rot ausgeführt werden. Vom Neichsminiſterium des Innern wird erklärt, daß auch dieſer Entwurf keineswegs amtlichen Chürakter trägt, ſondern eine Privatarbeit des Reichskunſtwarts dar⸗ ſtellt, die mit den zahlreichen anderen Entwürfen, die bereits vorliegen, dem erwähnten Ausſchuß unterbreitet werden ſoll. Durch dieſe Zeichnung Dr. Redslos wird das Kreuz wieder in die Reichsfahne eingefügt, und zwar in einer Form, wie ſie ſeit Jahrhunderten als bande deutſch bekannt war und wie es in moderner Abänderung als Eiſernes Kreuz ſeit über hundert Jahren in der deutſchen Geſchichte berühmt geworden iſt. Das Kreuz als älteſtes Symbol abendländiſcher und chriſtlicher Kultur findet ſich auch in den Flaggen anderer Länder, ſo z. B. im engliſchen Union Jack, in den Flaggen Dänemarks, Schwedens, Nor⸗ wegens und Finnlands, in der alten ruſſiſchen Fahne, in der Flagge Griechenlands und als Herzſchild in der italie⸗ niſchen Trikolore. Auch in anderen Entwürfen, die dem Reichsminiſterium des Innern vorgelegt worden ſind, ſpielt das Kreuz eine Rolle. So ſieht ein Entwurf vor, daß das Eiſerne Kreuz als Waffenſchild in eine ſchwarz⸗rot⸗goldene Flagge eingefügt werden ſoll, während es auch einen Entwurf gibt, der umgekehrt ein ſchwarz⸗rot⸗gold entwor⸗ 1 75 Eiſernes Kreuz in eine ſchwarz⸗weiß⸗rote Flagge einfügen möchte. In anderen Vorſchlägen, die gemacht worden ſind, ſpielt die Einfügung einer Göſch oder des neuen Reichsadlers eine Rolle. Jedenfalls wird die Kommiſſion, der all dieſe Vorſchläge f unterbreitet werden, keine leichte Arbeit haben. Nachdem die Pagen fg einmal aufgeworfen worden iſt, wird es wohl kaum möglich ſein, auf einem anderen Wege, als dem der gegenſeitigen Verſtändigung, zu einer Löſung dieſer außerordentlich heiklen Frage zu kommen. Wie groß jedoch die Schwierigkeiten ſind, die einer Löſung der Flaggenfrage entgegenſtehen, 1 man aus Aus⸗ führungen, die die„Germania“ zu dieſem Gegenſtand macht. Das führende Zentrumsblatt ſchreibt dazu u. a.:„Die be⸗ 1 5 Schwierigkeit des Problems liegt darin, daß es einem Weſen nach durch Mehrheitsbeſchluß nicht gelöſt werden kann. Es iſt nur dann gelöſt, wenn alle Deutſchen, mindeſtens von den Sozialdemokraten bis zu den Deutſchnationalen, mit der Löſung zufrieden ſind... Hier kommt es darauf an, einen einſtimmigen Beſchluß herbeizuführen, und das in einer Frage, bei der funda⸗ mentale Gegenſätze der Anſchauungen eine Rolle ſpielen. Das Problem ſpitzt ſich dahin zu, ob es möglich ſein wird, die Zuſtimmung der e ee e ſowohl wie der Sozialdemokraten, des Reichsbannes ſowohl wie der Vaterländiſchen Verbände zu einem nationalen Far⸗ benſymbol zu ſuchen. Die entſcheidende Frage, vor welche ſich die Parlamentarier und die anderen Perſönlichkeiten geſtellt ſehen, deren Rat und Gutachten die Reichsregierung demnächſt einholen wird, wird ſein, ob ſie ein anderes Farbenſymbol für möglich halten als ein ausſchließ⸗ weiß 8 oder ein ausſchließlich ſchwar⸗ rotes.“ Daß die Gegenſätze außerordentlich groß ſind, geht ſchon aus den bisherigen Aeußerungen der Parteiblätter hervor. Während die ſozialdemokratiſche und demokratiſche Preſſe von einem Kompromiß nichts wiſſen will und als Reichs⸗ fahne die Beibehaltung von Schwarz⸗rot⸗gold fordert, er⸗ klären auf der anderen Seite die deutſchnationalen Blätter, daß für ſie nur Schwarz⸗weiß⸗rot das Symbol nationaler Einheit ſein könne. So viel dürfte bereits heute feſtſtehen, daß auf dem Wege eines parlamentariſchen Mehrheits⸗ beſchluſſes oder eines Volksentſcheides auch dieſe Frage nicht gelöſt werden kann. Tag Abrüſtungs⸗ und Völkerbundspolitik. b Berlin, 31. Mai. Nach der franzöſiſchen Kammer hat jetzt der italie⸗ niſche Senat bei der Beſprechung der Außenpolitik gleichzeitig die Locarno⸗Politik geſtreift, deren Verträge noch immer nicht ratifiziert worden ſind. Es iſt viel über die Stellungnahme Muſſolinis zu den Friedensbeſtrebungen der Weſtmächte ge⸗ genüber Deutſchland geſchrieben worden, und man hatte wiederholt Gelegenheit zu hören, daß der Duce im Grunde ſtatt des Friedens den Krieg wolle. Man wies auf die Hetzreden hin, die vor einigen Monaten Gegenſtand aus⸗ giebiger Debatten im Reichstage waren, und in denen Muſſolini in allerſchärfſter Form gegen das Deutſchtum und beſonders gegen die deutſchen Anſprüche an die Brenner⸗ grenze vorgegangen war. Man hätte es damals nicht für möglich gehalten, daß derſelbe Muſſolini ſo verhältnismäßig kurze Zeit danach ſich zum Verteidiger des Lo⸗ carnopaktes würde aufſchwingen können. Paris und London haben die italieniſche Regierung ſeit der Genfer Märztagung bei jeder Gelegenheit fühlen laſſen, daß mit einer Gegnerſchaft Muſſolinis gegen die Völkerbundpolitik der Weſtmächte und gegen die Aufnahme Deutſchlands im Bund und Nat unweigerlich die völlige Iſolierung Italiens in der europäiſchen Politik verbunden werden würde. Nach dem Friedensſchluß ſpielte Italien im Kreiſe der Ententeſtaaten eine ſehr viel bedeutendere Rolle als jetzt, wo es dauernd zwiſchen der engliſchen und der franzöſiſchen Freundſchaft hin⸗ und herpendelt und bald hier, bald dort den Anſchluß ſucht, immer geleitet von ganz beſtimmten Intereſſen der italieniſchen Außenpolitik. Dieſes Hin und Der verſcherzte Italien die Möglichkeit eines feſten Bündniſſes mit einem der früheren alliierten Staaten und führte jetzt dazu, daß Frankreich die Kolonialpläne Italiens dauernd durchkreuzt. Lediglich in der Abrüſtungspolitik laufen die Intereſſen der Entente⸗ ſtaaten auch heute noch zuſammen. Italien weigert ſich, nach den Reden Muſſolinis den Abrüſtungs ſelbſt⸗ mord zu begehen. Es faßt die Friedenspolitik nur ſo auf, daß mit ihr die Würde und Stärke der italieniſchen Inter⸗ eſſen gewahrt werden müſſe. Sehr viel beachtet wurde in deutſchen diplomatiſchen Kreiſen die beſtimmte Zuſicherung Muſſolinis, daß Deutſchland im Herbſt auf der nächſten Sitzung des Völkerbundes Mitglied werden würde, und daß dies dem Standpunkt entſpreche, den die italieniſche Regierung von Anbeginn an eingenommen habe. Die Frage iſt nie geklärt worden, wer auf der Märztagung hinter den ganz plötzlich auftauchenden Anſprüchen Braſiliens ſtand, denn es war klar, daß dieſer Staat, der bis dahin ſich mit der freien Mitarbeit im Völkerbund begnügt hatte, ohne Unterſtützung von dritter Seite dieſen Schritt nicht unter⸗ nommen hätte. Man glaubte damals die Schuld dem italieniſchen Vertreter Scialoja beimeſſen zu müſſen, ohne jedoch dafür andere Beweiſe in der Hand zu haben als die der feindſeligen Einſtellung gegen Locarnopakt und alleinige Aufnahme Deutſchlands in den Rat. Um ſo erfreulicher iſt nun die Ankündigung Muſſolinis, daß Italien ſich auf der kommenden Tagung der Aufnahme Deutſchlands nicht widerſetzen werde. Er hat hierbei allerdings nicht davon geſprochen, daß er auch dafür eintreten werde, Deutſchland ſein Recht zukommen zu laſſen und an den Vorbedingungen mitarbeiten zu wollen, die Deutſchland vor der Anmeldung ſeines Aufnahmegeſuches geſtellt hat. Einberufung des Auswärtigen Ausſchuſſes Zum Ergebnis der Abrüſtungskonferenz. g d= Berlin, 31. Mai. Das Reichskabinett wird ſich Montag bei Anweſenheit aller Miniſter mit den Ergebniſſen der Abrüſtungs⸗ konferenz beſchäftigen, über die der deutſche Vertreter Graf Bernſtorff im Laufe des Sonnabends Bericht erſtattet hat. Es verlautet, daß die Deutſchnationalen die Einberufung des Auswärtigen Ausſchuſ⸗ ſes fordern werden, um von der Regierung Einzelheiten über ihre weiteren Pläne bei den Abrüſtungsverhandlungen zu erfahren. Die Reichsregierung dürfte dem Verlangen wohl nachkommen, weil ſie auch auf dieſe Weiſe die Mög⸗ lichkeit hat, gegenwärtig einer außenpolitiſchen Debatte im Reichstag aus dem Wege zu gehen. Ihre Ziele haben ſich nicht verändert, und ſie beſtehen weiter darin, die zugeſagten Verſprechungen auf Rüſtungsbeſchränkung der anderen Staaten beſtätigt zu ſehen. Braſilien zieht ſein Veto zurück. Die Erklärung des braſilianiſchen Delegierten in Genf. bes Berlin, 31. Mai. Die Mitteilungen des Pariſer„Temps“, daß Braſilien ſein Veto gegen den Eintritt Deutſchlands in den Völker⸗ bund bei der nächſten Tagung des Völkerbundes nicht geltend machen werde, werden in Berlin ſtark beachtet. Bisher liegen jedoch amtliche Nachrichten über dieſe Frage noch nicht vor. Man iſt jedoch der Auffaſſung, daß die Mitteilungen des„Temps“ an ſich zutreffen dürften, nachdem während der Beratungen der Studienkommiſſion des Völkerbundes in Genf der deutſche Hauptdelegierte, Botſchafter v. Hoeſch, mit dem braſilianiſchen Delegierten Montarroyos mehrfach Besprechungen über dieſen Gegen⸗ es · und. für Seckenheim und Umgebung Erſcheinungszeit: Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſetzlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle Hildaſtraße 68 oder durch unſere Träger. Fernſprecher Rr. 16.— Poſtſcheckkonto 78439 Karlsruhe. ſtand hatte. Schon damals verſicherte der braſilianiſche Vertreter mehrfach und ausdrücklich, daß Braſilien nicht die Abſicht habe, Deutſchlands Eintritt in den Völkerbund durch ſein Veto zu verhindern. Auf der anderen Seite ſteht feſt, daß Braſtlien ſeinen Anſpruch auf einen ſtändigen Ratsſitz nicht zurückgezogen hat und daß es ihn auch auf der Herbſttagung vertreten wird. Es ſcheint aber, daß Braſilien vielleicht veranlaßt durch die Wiederannäherung Argen⸗ tiniens an den Völkerbund bei Ablehnung dieſes Anſpruchs nicht durch ein Veto gegen den deutſchen Natsſitz demon⸗ ſtrieren werde. Wie erwähnt, liegen hierüber amtliche Mitteilungen noch nicht vor, man iſt aber in hieſigen unter⸗ richteten politiſchen Kreiſen bereit, anzunehmen, daß tat⸗ ſächlich die Lage bei den Beratungen des Völkerbundes im Herbſt eine weniger kritiſche ſein wird wie im Frühjahr. Der Niffkrieg und die Mittelmeerfrage. Aller Siegesjubel, der über den glücklichen mili⸗ täriſchen Ausgang des Rifkrieges augenblicklich in Paris und Madrid herrſcht, darf über die Tatſache nicht hin⸗ wegtäuſchen, daß, wenn auch für Frankreich und Spa⸗ nien Jahre der militäriſchen Schwierigkeiten und finan⸗ ziellen Anſtrengungen, Jahre der Trauer in den Familien vorüber ſind, nunmehr eine Periode großer di⸗ plomatiſcher Schwierigkeiten bevorſteht, die in ihrer Komplexität an diejenige Zeit erinnert, in der die Marokkofrage der Knotenpunkt der europäiſchen Po⸗ litik und beinahe der Anlaß zu einem Weltkrieg geweſen wäre. Die Lage im Mittelmeer iſt ſeit damals, ſeit der Algeciras⸗Konferenz und dem großen außenpolitiſchen Hervortreten Caillaux' eine prinzipiell verſchiedene ge⸗ worden, aber ſie hat ſich dadurch nicht einfacher geſtal⸗ tet. Die deutſchen Marokko⸗Intereſſen und Anſprüche ſind durch die Beſtimmungen des Verſailler Vertrages in einem negativen Sinne für den Augenblick endgültig erledigt. Rußland iſt in der früheren Form als Mit⸗ telmeer⸗Intereſſent ausgeſchieden, wenngleich auch für das bolſchewiſtiſche Rußland der Drang nach Konſtantinopel, wenn auch in anderer Form weiterbeſteht. Aber es iſt ein neuer Faktor, und zwar ein überaus energiſcher und beunruhigender Faktor mit dem Italien des Fa⸗ ſchismus in die ganze Mittelmeerpolitik eingetreten, jenem neuimperialiſtiſchen Rom, das mit dem beſcheide⸗ nen Italien der Zeit vor dem Tripoliskriege nicht zu vergleichen iſt. Man erinnert ſich an das frevelhafte und verlogene diplomatiſche Spiel, das in den Jahren 1909/12 ent⸗ feſſelt durch die marokkaniſche Frage zwiſchen den euro⸗ päiſchen Hauptſtädten geſpielt wurde. Der abenteuerliche und finſtere Intrigant Iswolſki brachte damals die ruſſiſche Politik zu jenem endgültigen Einſatz für Kon⸗ ſtantinopel, der ſchließlich zum Weltkrieg führen ſollte. Man erinnert ſich auch daran, wie während des Kriege⸗ plötzlich die Expedition nach den Dardanellen inſzeniert flo. 124 wurde, und durch die Aufzeichnungen des früheren fran⸗ zöſiſchen Botſchafters in Petersburg, jenes unſchuldigen Opfers Ispwolſki⸗Poincareeſcher Intrigen, Georges Louis, weiß man heute, daß die Engländer dieſe Ex⸗ pedition veranlaßt hatten, um„vor den Ruſſen in Kon⸗ ſtantinopel einzutreffen“. Die Konſtantinopeler Frage iſt durch den Weltkrieg erledigt, wenngleich vollſtändige Befriedigung über die Art der Löſung in keiner der al⸗ lierten Hauptſtädte herrſchen dürfte, zumal das bolſche⸗ wiſtiſche Rußland durch ſeine Freundſchaft mit den An⸗ gora⸗Türken einen neuen Weg nach Kleinaſien und dem Mittelmeer gefunden hat. Nachdem ein Teil der diplomatiſchen Geheimarchive geöffnet worden iſt, weiß man, daß eine Anzahl alliierter, vor allen Dingen franzöſiſcher Staatsmänner in der Kriegszeit daran gedacht hat, die Mittelmeerfrage durch eine Reihe von„Internationaliſierungen“ zu löſen. Die Opfer ſolcher Löſungen, die für Frankreich in der Kriegszeit, als es ſich darum handelte, die Ver⸗ bündeten bei der Stange zu halten, annehmbar ſcheinen konnten, ſind heute nach dem militäriſchen Sieg und an⸗ geſichts der italieniſchen Ambitionen für die Politiker an der Seine nicht mehr tragbar. England, das in den Kriegsjahren ein Intereſſe daran hatte, das neutrale Spanien durch Internationaliſierungspläne mit Tanger zu beſchäftigen, um ſeine Aufmerkſamkeit von Gibraltar abzulenken, hat heute, zumal nach den Beſprechungen an der Riviera zwiſchen Chamberlain und Muſſolini, ebenfalls andere Intereſſen, und man kann es alſo verſtehen, daß weder Paris noch Madrid große Freude darüber empfinden, daß England und Italien dereits heute ihre Teilnahme an einer vorausſichtlichen neuen Algeciras⸗Konferenz anmelden. Zwar für Italien, das in Tripolis große marokkaniſche Be⸗ völkerungen in Ruhe zu halten hat, bedeutet der Rifſieg in dieſer Beziehung eine unſtreitbare Erleichterung und Sicherung. Aber die Pläne, das alte römiſche Welt⸗ reich um das Mittelmeer zu neuem Leben zu rufen, gewin⸗ nen nicht an Ausſicht, ſolange der eine Eingang zu dem mare noſtrum das Konſtantinopel in ſeiner heutigen Form und der andere ein auf der europäiſchen Seite engliſches und am anderen Ufer franzöſiſch⸗ſpaniſches Meerengen⸗ gebiet darſtellt. Hinzu kommen die franzöſiſch⸗italieniſchen Schwierigkeiten allgemeiner Art, die ſehr greifbar in Algerien, etwas ſchimärenhafter ſchon mit Kor⸗ ſika, Nizza uſw. ebenfalls um das Mittelmeer gravi⸗ tieren und hinzu kommen ſchließlich die gemeinſamen ita⸗ lieniſch⸗engliſchen Beſtrebungen in einzelnen Teilen des Balkans und vor allem in Kleinaſien, um es gelinde auszudrücken— mit der franzöſiſchen Politik ebenfalls nicht konform verlaufen. 8 die Es dt alſo Har, daß die diplomakiſche Regelung der militäriſchen Reſultate des Marokko⸗Krieges ohne jeden Zweifel zu einer Aufrollung des geſamten Kom⸗ lexes der weittelmeerfragen fuhren wird. Da ledoch das Mittelmeer die Hauptlandſtraße— wenn man ſo ſagen darf— des engliſchen Imperiums darſtellt, werden die Konſequenzen erſichtlich, die dieſe ganze Aus⸗ ſprache für England mit ſich führt und damit natür⸗ lich guch die Schwierigkeiten, wenn nicht Gefahren, die ſich in ihr bergen. Es kommt hinzu, daß in Marokko ſelbſt große internationale Konzerne miteinander in hef⸗ tigem Ringen liegen, deren unheilvolle Bedeutung für den Weltfrieden heute jedermann klar ſind. Wenn der der Standard Oil naheſtehende„Matin“ in einem ſenſationel⸗ len Artikel inſinuiert, daß Deutſchland und Rußland den Feldzug Abd el Krims materiell unterſtützt hätten, wenn der„Temps“, in dem der myſteriöſe Sir Baſil Za⸗ haroff, der ſeinerſeits mit der Anglo Perſian in Verbin⸗ dung ſteht, ohne einen beſtimmten Namen zu nennen, ver⸗ langt, man müſſe die Kräfte entſchleiern, die Abd el Krim vom Frieden abgeraten und ihn mit Waffenliefe⸗ rungen unterſtützt hätten, ſo ſind das recht deutliche Fingerzeige und bei mancher deratigen Stimme kann man ſich des Eindrucks nicht erwehren, daß hier in be⸗ ſonders zyniſcher Weiſe:„Haltet den Dieb!“ gerufen wird. Die internationale Atmoſphäre, die an ſich trübe genug iſt, hätte die„Bereicherung“ mit all dieſem Zünd⸗ ſtoff gut entbehren können. Zum zweiten Male wird in Algeciras über Frieden und Krieg für 9 als einen Kontinent entſchieden werden. 2 92»— Eine Erklärung Abd el Krims. Er wollte ſich nicht kampflos ergeben. Paris, 31. Mai. 7 Abdel Krim erklärte dem Sonderberichterſtatter des „Matin“, er habe die in Udſchda geſtellten Friedensbedin⸗ i game nicht annehmen können, weil er ſich nicht hätte ampflos ergeben dürfen. Er vertraue auf die Großmut Frankreichs und habe ſich bedingungslos dem General⸗ reſidenten geſtellt. Abd el Krim bezeichnete Frankreich als den Urheber des Krieges. Den Krieg habe er mit 2 Millio⸗ nen Peſeten geführt, die er nach der ſpaniſchen Niederlage erhalten hätte. Die in ſeiner Amgebung ſich aufgehaltenen Fremden wären nach Tanger geflohen. Eine Frage des Be⸗ richterſtatters nach Deutſchen beantwortete Abd el Krim dahin, daß der deutſche Klempe ſich beim Hantieren mit einer Granate verletzt habe. Nach einer beim Kriegsmini⸗ ſterium eingegangenen Nachricht will Abd el Krim ſich erſt dann nach Taza begeben, wenn beſtimmte Weiſungen er⸗ teilt worden ſeien, die das weitere Schickſal ſeiner Familie beſtimmen. 5 ö Die franzöſiſchen Behörden hatten bei den Kapitula⸗ tionsverhandlungen mit Abd el Krim die Uebergabe der geſamten Korreſpondenz gefordert. Abd el Krim hat zahlreiche Papiere ausgeliefert, die Prüfung iſt aber noch nicht beendet.„Quotidien“ erfährt, daß Abd el Krim namentlich von italieniſchen Perſönlichkeiten ſehr lebhaft zum. ermutigt worden ſei, daß man außerdem in der Korreſpondenz neben zahlreichen deutſchen Namen amerikaniſche, engliſche und nicht wenige franzö⸗ ſiſche Unterſchriften findet. —— Eine internationale Währungsſtützungsaktion. Gemeinſame Schritte der Länder mit ſinkender Währung. db Berlin, 31. Mai. i Nach dem Scheitern des bisherigen Stützungsver⸗ ſuche des franzöſiſchen Franken ſoll der franzöſiſche Fi⸗ nanzminiſter Peret ſich mit der belgiſchen und itgljeniſchen Regierung zwecks gemeinſamer Aktion zur Stützung der ſinkenden Valuten gewandt haben. Der Plan ſcheint darauf hinauszulau⸗ fen, gemeinſame Schritte in London und in Waſhing⸗ ton zur Gewährung von Anleihen zu unternehmen. Die⸗ ſen Beſtrebungen, die bei Perets Anweſenheit in London allein von Frankreich bereits unternommen wurden, haben bisher bei der engliſchen Finanzwelt kein williges Ohr gefunden. Es iſt anzunehmen, daß England die⸗ ſen Standpunkt nicht verlaſſen wird, falls es nicht we⸗ ſentliche Zugeſtändniſſe Frankreichs bezüglich der Her⸗ abminderung ſeiner Truppenzahl und anderer engliſcher Wünſche erhalten ſollte, zu denen ſich Fron'r eich kaum bekennen dürfte. *. Nach dem Staatsſtreich Pilſsudski. Beſſerung der deutſch⸗polniſchen Beziehungen? Nachdem Pilſudski ſich in die polniſche Politik wieder eingeſchaltet hat, und er für die nächſte Zeit auf die Ge⸗ ſchichte Polens einen maßgeblichen Einfluß ausüben dürfte, erhebt ſich die Frage, welche Rückwirkung der innerpolitiſche⸗ Umſchwung in Polen auf das deutſch-polniſche Verhältnis haben wird. Zu keinem Staate ſind die Beziehungen Deutſchlands ſo ſchlecht wie zu Polen. Polen hat bis heute auf der rückſichtsloſen Durchführung all der Beſtimmungen des Verſailler Vertrages beſtanden, die ihm eine Handhabe für ſeine Entdeutſchungspolitik boten. Polen hat das klare Recht wiederholt zu ſeinen Gunſten gebeugt und die deut⸗ ſchen Intereſſen geſchädigt, und es iſt drauf und dran, mit Hilfe des Agrarreformgeſetzes, ſeines Vernichtungs⸗ feldzuges gegen die deutſche Schule und einer ſich ſchon an⸗ kündenden Wahlreform die Poloniſierung Weſtpreußens und Poſens zu vollem Erfolge zu führen. 5 Gerade in dieſen Tagen ſind die Handelsvertragsver⸗ handlungen zwiſchen Deutſchland und Polen wieder auf⸗ genommen worden. Die Sitzungen der nächſten Tage werden ſich mit den gegenſeitigen Forderungen auf Herabſetzung der Zollſätze befaſſen. Wird ſich dabei ſchon zeigen, ob man in Warſchau auch jetzt noch in dem Wahn lebt, eine Wirt⸗ ſchaftsautokratie im Zeitalter der weltwirtſchaftlichen Ver⸗ flechtung erreichen zu können, ſo wird ein Amſchwung in der polniſchen Politik ſich erſt umſomehr bemerkbar machen können, wenn die Fragen mit politiſchem Einſchlag zur Verhandlung gelangen. Polen hat es bisher abgelehnt, Deutſchland das Niederlaſſungsrecht zu gewähren, obwohl es zu jedem normalen Handelsvertrage gehört; es hat auch die Liquidationsverhandlungen nach einem völlig unzu⸗ länglichen Angebot ſcheitern laſſen. Nachdem ſchon 195 000 Hektar deutſchen Eigentums in einer jedem Recht hohn⸗ ſprechenden Weiſe enteignet worden ſind, ſollen die Liquida⸗ tionen ganz nach den Wünſchen des Weſtmarkenvereins rückſichtslos zu Ende geführt werden. Kurz vor den Ereig⸗ niſſen in Polen machte die deutſche Regierung einen letzten Verſtändigungsverſuch und richtete an die polniſche Re⸗ gierung noch einmal das dringende Erſuchen,„im Inter⸗ eſſe des künftigen Verhältniſſes beider Länder die Ein⸗ wendungen gegen eine völlige Aufhebung der Liquidationen fallen zu laſſen“. Hier wäre die beſte Gelegenheit für Polen, den Weg zu einer vernünftigen Regelung ſeiner Beziehungen zu Deutſchland zu beſchreiten. Es wäre ver⸗ fehlt, von Pilſudski Deutſchfreundlichkeit zu erhoffen, weil er während des Weltkrieges gegen Rußland kämpfte. Zwar iſt der Deutſchenfreſſer Stanislaus Grabski, der als Kultusminiſter das deutſche Schulweſen zerſchlagen hat, nicht mehr im Amt. Zwar verhandelt der Linksblock mit den Minderheiten zwecks gemeinſamen Vorgehens in der Präſidentſchaftsfrage und der polniſche Innenminiſter kündigt gewiſſe Konzeſſionen an. N Hilfe für die Landwirtſchaft. Eine Rede des Neichsernährungsminiſters. Auf einer Vorſtandstagung des Reichslandbundes in Jeimar hielt Reichsernährungsminiſter Dr. Has⸗ lin de eine längere Rede. Der Miniſter bedauerte zunächſt das langſame Tempo bei der Zuleitung der. Kredite der Golddiskontbank an die bedürf⸗ tigen landwirtſchaftlichen Kreditnehmer und bezeichnete es als dringend erforderlich, daß alle vermittelnden Kredit⸗ inſtitute im Reiche mit größter Schnelligkeit und möglichſt großzügig arbeiten. Er teilte dann mit, daß mit Rückſicht auf die Erfah⸗ rungen des vergangenen Jahres von der Regierung in Verbindung mit der Reichsbank Maßnahmen vorbereitet ſeien, um zu verhindern, daß bei der kommenden Ernte unter dem Druck der fälligen kurzfriſtigen Schuldverbindlichkeiten die Erntevorräte in einem die Aufnahmefähigkeit des Marktes überſteigenden Umfange abgeſtoßen würden und ſich daraus wieder ver⸗ luſtbringende Getreidepreiſe entwickelten. Zur Zoll⸗ frage bemerkte der Miniſter, daß, ſolange unſere In⸗ duſtrie den jetzigen Zollſchutz für erforderlich und aufrecht Fries auch die bis zum 1. Auguſt gültigen weit unter die riedensſätze geſetzten Uebergangszölle für Ge⸗ treide und Vieh bei der fortgeſchrittenen Verelendung der Landwirtſchaft nicht als hinlänglicher Zollſchutz gegen die übermächtige Konkurrenz des Auslandes anerkannt werden können. Zum Schluß warnte der Miniſter die Landwirte vor unüberlegten drohenden Proteſtverſammlungen und Forderungen ultimativen Charakters an die Regierung, wodurch nur der Wirtſchaftsfriede geſtört und dem Volks⸗ ganzen geſchadet würde. Aus dem In⸗ und Auslande. Aerztliche Studienkommiſſion des Völkerbundes. Berlin, 29. Mai. Anter den Auſpizien des Völker⸗ bundes hat eine Studienkommiſſion von 15 Aerzten, die ſich aus Vertretern Bulgariens, Kubas, der Tſchechoſlowakei, Eſtlands, Deutſchlands, Großbritanniens, Ungarns, Litauens, Norwegens, Serbiens, Spaniens, Schwedens, der Vereinigten Staaten und Sowjetrußlands zuſammenſetzt, vor kurzem eine auf 14 Tage berechnete Studienreiſe durch Dänemark angetreten, in deren Verlauf die hygieniſchen und ſanitären Verhältniſſe der däniſchen Krankenhäuſer ſowie deren Organiſation ſtudiert werden ſollen. Dr. Luther Vorſitzender des deutſchen Luftfahrtverbandes? Berlin, 29. Mai. Einer Hamburger Meldung zufolge ſoll auf dem 20. deutſchen Luftfahrertag auch die Frage der Zurückverlegung der Geſchäftsſtelle von Bremen nach Berlin erörtert werden; ferner ſollen bei der am 30. Mai ſtatt⸗ findenden Vorſtandswahl zum erſten Vorſitzenden Reichs⸗* kanzler a. D. Dr. Luther, zum zweiten Vorſitzenden 1 Bürgermeiſter Dr. i e vorgeſchlagen 1 werden. Angeblich ſollen beide Herren bereits ihre Zu⸗ ſtimmung gegeben haben. Organifationsänderung der Reparationskommiſſion. Paris, 29. Mai. Die Reparationskommiſſion wird vom 1. Juni an ihre innere Organiſation ändern. Das bisherige Direktionskomitee wird aufgelöſt werden und die Delegierten werden wieder verpflichtet ſein, in Paris zu wohnen, wo jeden Monat eine Sitzung abgehalten wird. Zwiſchen dieſen Monatsſitzungen wird es ihnen aber er⸗ laubt ſein, nach ihren Herkunftsländern zu reiſen. Das e hat geſtern ſeine letzte Sitzung abge⸗ alten. 752.—— 2 2—— 2— — 2 2—— 2— 2 112———2 2—————ͤ—ę——— 2 Der Militärputſch in Liſſabon. Liſſabon, 31. Mai. In einer von der Regierung heraus⸗ gegebenen Veröffentlichung wird mitgeteilt, daß überall Ruhe herrſche. Die Aufrührer ſtänden unter dem General Coſta. In Porto ſeien bereits Verbände aufgeſtellt, um die Bewegung zu unterdrücken. Eine andere Meldung aus Liſſabon dagegen berichtet, daß die Verbindungen zwiſchen Liſſabon und dem Innern des Landes unterbrochen ſeien. Die Aufſtändiſchen haben den Präſidenten der Republik aufgefordert, aus Nichtparlamentariern eine republi⸗ kaniſche Regierung zu bilden. Die Forderungen der Druſen. f 1 Beirut, 29. Mai. Der Aufſtand in Syrien iſt noch 1 immer nicht zu Ende, da die Aufſtändiſchen die Unter⸗ 4 werfung ablehnen und in einem Memorandum folgende Forderungen aufgeſtellt haben: 1. Abſchluß eines Ver⸗ trages zwiſchen Syrien und Frankreich; 2. Verban⸗ nung ſämtlicher Armenier und Tſcherkeſſen, die den Fran⸗ N zoſen gegen die Druſen Waffenhilfe geleiſtet haben: 3. Frankreich hat eine Entſchädigung von fünf Millionen 1 Pfund an die Druſen zu zahlen; 4. Abzug der franzöſi⸗ ſchen Truppen aus Syrien und Rückerſtattung aller be⸗ ſchlagnahmten Waffen. Dieſe Forderungen beweiſen den unerſchütterlichen Kampfeswillen der Druſen. ———— 2.814—————ꝛ—ͤ—————————— Die Bieraffäre des Kreuzers Hamburg. f Eine harmloſe Angelegenheit. 1 In weſtamerikaniſchen Zeitungen iſt in ſenſationeller Aufmachung berichtet worden, daß auf dem im Hafen von f Los Angeles liegenden deutſchen Kreuzer„Hamburg“„ Flaſchenbier zum Preiſe von 1 Dollar an Amerikaner abge⸗ 1 geben worden ſei, ſo daß Prohibitionsbeamte ſich f zum Einſchreiten und zu einem Bericht an das Staatsd epartement veranlaßt geſehen hätten. Ein amtlicher deutſcher Bericht iſt hierüber noch nicht eingegangen. Nach privaten Mitteilungen ſtellt Ach die Sache aber als ziemlich harmlos heraus. Der Kreuzer* Hamburg“ iſt nämlich in Los Angeles mit ſo her licher 8 Freundſchaft begtüßt worden, daß bei dem freundſchaft⸗ lichen Verkehr, der ſich zwiſchen der Beſatzung des Kreuzers und der Bevölkerung des Hafens entwickelte, in Einzel⸗ ällen Mannſchaften ihre Freundſchaftsbezeigungen an die Beſucher dadurch Ausdruck geben zu ſollen glaubten, da ſie g ihren Beſuchern auf Wunſch„ein Glas gutes deutſches 9 Bier“, natürlich ohne Bezahlung, kredenzten. An einen 1 Bierverkauf hat natürlich niemand gedacht, allerdings wohl auch nicht an die amerikaniſchen Prohibitionsbeſtimmungen. Uebrigens ſcheint die amerikaniſche Behörde der Frage auch keinerlei Bedeutung beizulegen, da der Kreuzer 1 programmäßig ſeine Weiterreiſe nach San Francisco an⸗ 1 treten konnte. 1 . T Prinzeſſin Tatjana. Abenteuer einer ruſſiſchen Großfürſtenfamilie auf der Flucht. Von Willy Zimmermann ⸗Sſuslow. 60. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Der Kommiſſar wandte ſich an den Matroſen:„Sind Paſſagiere auf dem Dampfer?“ e ie den Kapitän,“ antwortete der Matroſe barſch. 5 4 Ohne ſich weiter um die freundliche Auskunft zu küm⸗ mern, ſtieg der a dee die Treppe empor. Er ging durch den Speiſeſaal, deſſen Tür offen ſtand, und drückte auf die Klinke zur erſten Kabinentür. N Sie gab nach, der Raum war dunkel. 5„Hier iſt's ſchon leer,“ dachte der Kommiſſar. Er wollte die Tür wieder ſchließen.. f Da war ihm, als höre er einen tiefen Atemzug. Er taſtete nach dem Schalter und drehte das Licht an. „Einen Moment ſtand der Eindringling ſtarr und ſteif. 1 5 8 er raſch in den Raum, die Tür hinter ſich zu⸗ ziehend. a 5 Vor ſich ſah er einen blonden Mädchenkopf mit aufge⸗ löſten Haaren im weißen Kopfkiſſen. Große weite Augen blickten ruhig herauf. Das Blau der Iris ſchien langſam werden. »Was wünſchen Sie hier?“ fragte Tatjana tonlos. „Aha,“ dachte der Kommiſſar bei ſich, jetzt gönnt ſie mir chon den holden Klang ihrer Stimme. Da fehlt die Dolch⸗ pitze; das Mädchen hat Angſt. Ich werde es beruhigen.“ „Gute Menſchen treffen ſich zu Waſſer und zu Lande.“ ſagte der Kommiſſar, ſein breites Geſicht in gefällige Falten legend.„Sie zweifeln an meiner Ehrlichkeit, Prinzeſſin. Sie haben unrecht.. g WWas wünſchen Sie hier?“ wiederholte Tatjana. VIch will Ihnen ſagen, daß ich Ihr Freund bin, daß ich es gut mit Ihnen meine.“ g b „Ich verzichte auf Ihre Freundſchaft“ Sie tun Unrecht, Prinzeſſin. Sie bedenken nicht. daß ich Ionen Helen ang... f d zu dunkeln und von dem ſchwarzen Kern verdrängt zu evolver heben. Sie klatſchte kraftlos auf Ne Bodenmatte. „Auch auf Ihre Hilfe verzichte ich.“ b „Was mag da nebenan nur vorgehen,“ dachte Wladimir bei ſich.„Zanken ſich die beiden oder iſt's ein anderer, als der Doktor?“ Er legte ſich auf die Seite und ſchlief ein. Auch der Kommiſſar überlegte:„Es iſt gut, daß ich die Unterſuchung allein vorgenommen habe. Ich kann ſo un⸗ geſtört mit ihr ſprechen.“ f „Sie halten mich für einen Menſchen, der Ihnen nach dem Leben trachtet. Habe ich Ihnen das Gegenteil nicht ſchon in meinem Kaſaner Büro bewieſen, wo es eine Klei nigkeit 25 N00 geweſen wäre, Ihre unfreundliche Haltung aus dieſem Rohr abzukürzen?“ Dabei löſte der Kommiſſar den Revolver vom Gürtel und zeigte ihn Tatjana mit abgewendetem Lauf.„Sehen Sie, Prinzeſſin. Ich lege die Waffe hier auf den Spiegeltiſch, zum Zeichen, daß mir Ihr Leben lieb und wert iſt.“ Der Kommiſſar wartete ungeduldig auf eine Antwort. Sein Blick glitt liebkoſend von dem blonden Mädchenkopf über den verdeckten 1 bis zu dem Stuhl, über den wohlgeordnet Tatjanas Kleider hingen. Da kroch es dem Kommiſſar langſam ins Blut. Die grauen Augen flackerten in wilder Begierde auf, er ſank in die Knie, umfaßte den Körper der Liegenden mit beiden Armen und flüſterte ihr heißatmig zu: „Prinzeſſin——“ Mit einem erſtickten Aufſchrei ſchob ſich der Körper des Kommiſſars zur Seite. Er ſuchte den Arm Tatjanas, der zum zweiten Stich ausholte, abzuwehren. „Das für meine Freiheit!“ rief ihm Tatjana mit wahn⸗ ſinnsflackerndem Blick zu; und bei dem zweiten Stich:„Das 2 meine Ehre!“ Sich weit aus dem Lager beugend, bohrte ie die gerötete Dolchſpitze zum dritten Male in den zucken⸗ den Körper, mitten ins Herz:„Das für mein unglückliches Vaterland!“ Dann fiel Tatjana beſinnungslos in die Kiſſen zurück. Die Kabinentür wurde aufgeriſſen. Wladimir ſtand auf der Schwelle. Da war es, als wollte der Kommiſſar die Hand zum trug ihn durch den Gang zur Waſſerſeite des Dampfers. 1 haben. Zuerſt benachrichtigte Wladimir den Arzt Alexei von der vorgefundenen Sachlage. Dann lud er ſich den lebloſen Körper ſeines ehemaligen zur Waffen auf die Schulter und „Einmal habe ich die Dolchſpitze von dir gewandt, Brü⸗„ derchen,“ brummte der Diener vor ſich hin.„Diesmal bin 5 ich zu ſpät gekommen, hätt's auch nicht mehr getan.“ N Das Wolgawaſſer ſchlug aufſpritzend über der Leiche des Kommiſſars zuſammen. „Iſt der Mann an Land?“ rief es von der Kommando⸗* brücke herunter. 5 „Jawohl, alles fertig,“ antwortete Wladimir.. „Los, der Hund—“ Der Wind zerriß die weiteren A Worte. 5 „Hab' nichts 1 8 brummte der Matroſe, aus ſei⸗ 1. nem Schlummer auffahrend.„Aber es wird ſchon ſtimmen.“* Damit zog er die Brücke hoch und wickelte die fallenden 1 Tauringe von den Pflöcken. Weißgiſchtig gurgelten die Schraubenwellen aus der ſchwarzen Troſtloſigkeit herauf. 5 5 XVIII. 5 1 Schluß. 1 „Schade iſt's, daß ich den Kerl verloren habe,“ ſagte der General.„Es hätte noch ein brauchbarer Menſch aus ihm werden können.“ „Wie iſt er Ihnen denn abhanden gekommen?“ fragte der freundliche, glattraſierte Herr, der auf dem Dampfer von Konſtantinopel nach Paris allgemein mit Herr Di⸗ rektor betitelt wurde. „Haarſcharf wie der vorige. Als ſich die Prinzeſſin nach ihrem erſten Fieberanfall erholt hatte und wir uns zur Abfahrt von Aſtrachan, wo wir übrigens einzeln bei ver⸗ chiedenen Freunden des Doktors untergebracht waren, nach aku vorbereiteten, verwandelte ſich plötzlich Wladimir wie 85 eine Kartoffelſtaude im erſten Froſt. Er ließ die Blätter 8 wurde aſchgrau im Geſicht, ſtellte mir den Tee ins chreibzeug und trank die Tinte aus——.“ i 1 „Na, na, Herr General,“ lachte der Direktor und drohte mit dem Finger,„Tinte wird er doch nicht getrunken f e(Schluß folgt.]. Aus dem badiſchen Lande. Mannheim.(Was alles getan wird, um zu Geld zukommen.) Der verheiratete Taglöhner Valen⸗ tin Metz aus Pfeddersheim, hier wohnhaft, der beireits drei Kinder beſitzt, meldete auf dem Standesamt ein Kind männlichen Geſchlechts zur Geburt an, ohne daß überhaupt . eine Geburt erfolgt war, nur um die Wochenhilfe im Be⸗ trage von 47 Mark zu erhalten. Der Schriftſachverſtändige Ptolizeirat Rüdinger ſtellte feſt, daß beide Unterſchriften auf der Geburtsurkunde, die auf dem Standesamt abge⸗ geben wurde, von dem Angeklagten ſelbſt herrühren, was g dieſer leugnete. Das Gericht verurteilte ihn zu einem Jahr Gefängnis. Heidelberg.(die Nedarkanalfrage.) Zur Neckarkanalfrage erfahren wir von unterrichteter Seite folgendes: In ſeiner letzten Sitzung hatte der Bauaus⸗ chuß des Aufſichtsrats der Neckarkanal A.⸗G. in Hei⸗ elberg Gelegenheit, das umfangreiche Material zur Kennt⸗ nis zu nehmen, das jetzt zur Beurteilung der im Heidel⸗ berger Stadtbild geplanten Kanaliſierungsbauten vor⸗ liegt. Im Anſchluß an das Ergebnis des bekannten Preisausſchreibens vom vorigen Jahre hat die Neckarbau⸗ direktion in Stuttgart den ſchwierigen Stoff in mong⸗ telangen, ſehr ausgedehnten Unterſuchungen im Beneh⸗ men mit namhaften Spezialfirmen weiter durchgearbei⸗ tet und damit die Grundlagen für die in nächſter Zeit wohl zu erwartende Klärung des Problems geſchaffen. Der Bauausſchuß erkannte einmütig die eingehende und alle Geſichtspunkte der Betriebsſicherheit und des Hei⸗ matſchutzes ſorgfältig erwägende Behandlung der Frage an. Einſtweilen iſt ein Beſchluß des Bauausſchuſſes noch nicht gefaßt worden, da einige Punkte noch einer weiter⸗ gehenden Klärung bedürfen. Es iſt anzunehmen, daß vor der Ausführung auch der Oeffentlichkeit Gelegen⸗ heit gegeben wird, die geplante Löſung kennen zu lernen. 1 Graben.(Wegen Betrugs verurteilt.) Der ehemalige Zigarrenfabrikant Karl Holl wurde wegen Be⸗ ttrugs in mehreren Fällen vom Amtsgericht Bruchſal zu drei Monaten Gefängnis und zu den Koſten verurteilt. 5 Iffezheim.(Erkrunken.) Der dreijährige Knabe des Arbeiters Merkel von hier fiel in einem unbewachten Augenblick in den Mühlbach und wurde mehrere Meter 8 Paſſanten ſahen das Kind und zogen es aus 1 aſſer. Leider waren Wiederbelebungsverſuche er⸗ olglos. ö g Schönau i. W.(Zu dem Brandunglück.) Zu dem furchtbaren Brandunglück, das innerhalb von drei Stunden 25 Wohnhäuſer zerſtört und 180 Menſchen ob⸗ dachlos gemacht hat, die meiſt arme Leute ſind, erfahren wirr noch dieſe Einzelheiten: Vermutlich iſt der Brand in eeinem ſchadhaften Kamin entſtanden. Die meiſten Häuſer ſind über hundert Jahre alt und aus Holz gebaut. Da ſich der Wind drehte, ſtanden innerhalb zehn Minuten ſchon acht Häuſer in Flammen, die dann auf die Häuſer auf der anderen Seite überſprangen. Das Vieh befand ſich zum größten Teil auf der Weide. Das Mobilar der Leute iſt faſt alles verbrannt. Da die Häuſer zum Teil bis an die Wieſentalbahn reichen, wurde durch auf den Geleiſen liegende Trümmer der Zugverkehr für einige Zeit unter⸗ brochen. Von einem Kind, das bis jetzt vermißt wird, nimmt man an, daß es ſich zu Bekannten begeben hat. Oberkirch.(Verurteilte Schwarzbrenner.) In einer Strafgerichtsſitzung des Amtsgerichts Oberkirch wurde wegen Vergehens gegen das Branntweinmonopol⸗ geſetz der Angeklagte König zu 2160 Mark Geldſtrafe bodder 30 Tage Gefängnis verurteilt. Die Brennereieinrich⸗ tung wird eingezogen. Der Angeklagte hatte ſich da⸗ diurch ſtrafbar gemacht, daß er an Stelle der angemelde⸗ ten RNoßkartoffeln Zuckermaiſche brannte. Sein Sohn, der mitangeklagt war, wurde für Strafe und Koſten für haftbar erklärt.. 1 Raſtatt.(Betrüger.) Hier wie in Baden⸗Baden verſuchten bis jetzt noch unbekannte Perſonen Geſchäfte dadurch zu ſchädigen, daß ſie bei Kleineinkäufen großes Geld wechſeln ließen, um dann mit dem Wechſelgeld und dem auf den Ladentiſch gelegten Wechſelſchein zu ver⸗ ſchwinden. f b Nieſern.(Tine rohe Tat.) Hochzeitsſchießer rich⸗ 5 9 teten ihre Flintenläufe gegen das Storchenneſt auf der Kirche. Das Storchenpaar flog von den Jungen weg und iſt ſeitdem nicht wieder gekommen, ſo daß die vor ein paar Tagen ausgebrüteten Jungen verhungern mußten. Bretten.(Unfall.) Beim Transport eines Hühner⸗ hauſes fiel ein Balken dem Sohne des Bahnſteigſchaff⸗ hers Fröhlich ſo unglücklich in den Rücken, daß der Getrof⸗ fene bewußtlos zuſammenbrach und ins Krankenhaus ein⸗ geliefert werden mußte. 1 * Lörrach.(Verbrüht.) In der Stadtſtraße im Stadtteil Stetten fiel das vierjährige Töchterchen der Familie Albert Weiß, während die Mutter ſich mit der Bi.eſche beſchäftigte, rückwärts in einen Kübel mit heißem a Waſſer. Es erlitt ſo ſchwere Brandwunden, daß es nach wenigen Stunden unter qualvollen Schmerzen ſtarb. Aus Nah und Fern. 5 Lampertheim.(Die Gefahren der Straße.) Elin eineinhalbjähriges Kind wurde von dem Laſtauto einer Wormſer Brauerei angefahren und ſo ſchwer ver⸗ letzt, daß es ſofort tot war. Eine Schar ſpielender⸗ Kinder hielt ſich in der Nähe des Anhängewagens auf und beim Rückſtoß wurde das Kind ſo ſchwer getroffen, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Frankfurt a. M.( Familiendrama.) Nach einem Streit in der Familie des Sed Siegmund Strauß, Rödelheimer Landſtraße 30, griff die 24jährige Schwe⸗ ſter des Strauß, Katharina Strauß, zu einem Revol⸗ ver und gab auf den Bruder, der ſchon mehrere Male gewalttätig gegen ſie vorgegangen war, mehrere Schüſſe ab, die ihn tödlich verletzten. Frankfurt a. M.(Die Repiſionsverhand⸗ ung gegen die Krankenſchweſter Fleſſa.) Die Reviſionsverhandlung oem die Krankenſchweſter Fleſſa, die bekannntlich wegen Ermordung des praktiſchen Arztes Dr. Seitz vom Frankfurter Schwurgericht zum de verurteilt worden iſt und deren Verurteilung ſeiner⸗ it beſonders in Frauenkreiſen großes Aufſehen erregte, findet am 1. Juni vor dem Reichsgericht in Leipzig Trier.(Ein Anfall Stegerwalds.) Der an⸗ läßlich des deutſchen Karitastages nach hier gekommene h preußiſche Miniſterpräſident Stegerwald iſt auf m Bahnhof beim Ausſteigen aus dem Zuge von einem ſchweren Unfall betroffen worden. Er erlitt einen Bein⸗ — mußte zunächſt in ein nahegelegenes Hotel ge⸗ Werden. Zementrohr unterhalb der Oelmühle gezogen. Leichenſchau konnten keine äußeren Zeichen eines gewalt⸗ Straße mit Meſſern aufeinander los. Königstein i. T.(Folgenſchwere Schwarz⸗ tahrt.) An einer Kurve der Landstraße von Ehlhalten nach Schloßborn, wo die Straße nach Heftrich abzweigt, ereignete ſich ein ſchweres Automobilunglück, das zwei Todesopfer forderte. Ein Laſtauto der Firma Bürgel und Brum in Schwanheim hatte Sand nach Eppenhain ge⸗ fahren. Anſtatt nun die Rückfahrt anzulreten, machte der Chauffeur eine Schwarzfahrt nach Schloßborn und nahm noch vier Männer und zwei Mädchen mit auf das Auto, das nun einſchließlich der beiden Begleitperſonen mit insgeſamt acht Perſonen beſetzt war. Infolge zu raſchen Fahrens konnte er die Kurve bei Ehlhalten nicht mehr bewältigen, das Auto ſtürzte den Straßenhang hinunter und wurde umgeworfen. Der Chauffeur und ein Mädchen aus Eppenhain waren ſofort tot, während der Beiſitzer und eine weitere Perſon mit ſchweren Ver⸗ letzungen im Krankenhaus eingeliefert werden mußten. Die übrigen vier Perſonen kamen mit leichteren Ver⸗ letzungen und Hautabſchürfungen davon. . Hanau.(Eiſenbahnattentat eines Zehn⸗ jährigen.) Auf der Nebenbahn Herſen— Treyſa ent⸗ gleiſten bei der Station Niederaula die Lokomotive und zwei Wagen eines Perſonenzuges. Dem Lokomotiofüh⸗ rer gelang es, den Zug ſofort zum Stehen zu bringen. Wie die polizeiliche Unterſuchung ergab, hatte ein zehn⸗ jähriger Junge mehrere Baſaltſteine auf die Schienen ge⸗ legt. Bad Ems.(Bergwerksunglück.) Auf der Wein⸗ ährler Hütte brachen ſchwere Geſteinsmaſſen nieder und verſchütteten drei Bergleute. Während ein Bergmann ge⸗ tötet wurde, konnten die beiden anderen mit ſchweren Verletzungen geborgen werden. Glogau.(Exploſion in einer Mühle.) Im Dammühlenwerk von Georg Frühling explodierte ein Sauerſtoffapparat. Der Monteurraum und die darin be⸗ findlichen Maſchinen ſind vollſtändig zerſtört. Ein Mon⸗ teur und ein Lehrling wurden leicht, zwei andere Lehr⸗ linge ſchwer verletzt. Einem von ihnen ſind beide Beine abgeriſſen worden. Kleve.(Verurteilter Mörder.) Vom Klever Schwurgericht wurde der 26 Jahre alte Kaufmann Hein⸗ rich Drillen wegen Totſchlags zu fünf Jahren Zuchthaus und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte für zehn Jahre verurteilt. Drillen, der trotz ſeiner Jugend ſchon ein abenteuerliches Leben hinter ſich hat, hat in der Nacht zum 26. Oktober 1923 auf den wiſſenſchaftlichen Hilfs⸗ arbeiter am Klever Landratsamt Dr. Fritz Meißner einen Schuß abgegeben, durch den Meißner ſo ſchwer verletzt wurde, daß er wenige Wochen darauf ſtarb. Der Verur⸗ teilte wollte von der Tat nichts wiſſen und gab an, er müſſe die Tat in der Trunkenheit begangen haben. Burghardroth(Unterfranken).(Aufklärung eines Mordes nach 39 Jahren.) Den Bemühungen der hieſigen Polizei iſt es gelungen, einen vor 39 Jahren ver⸗ übten Mord aufzuklären. Am Pfingſtſonntag des Jahres 1897 war der Forſtaufſeher Johann Schmitt von Wilde⸗ rern meuchlings erſchoſſen worden. Trotz eifriger Nachfor⸗ ſchungen war es nicht möglich, die Täter zu ermitteln. Nach den nunmehrigen Feſtſtellungen handelt es ſich um vier Wilderer aus der. Umgebung, die inzwiſchen ſämt⸗ lich geſtorben ſind. Berlin.(Liebestragödie.) Die 19 Jahre alte Tochter Hertha der Witwe des Paxfümeriefabrikanten Schwarzloſe wurde von einem Studenten erſchoſſen, weil ſie ſeine Anträge zurückgewieſen halte. Der Student ver⸗ übte nach der Tat einen Selbſtmordverſuch und liegt als Polizeigefangener im Krankenhaus. Breslau.(Verhaftung eines Eiſenbahn⸗ attentäters.) Dem Strehlener Landjäger iſt es ge⸗ lungen, die Perſon ausfindig zu machen, die am Frei⸗ tag auf dem Gurtſcher Fußweg einen über ein Meter langen Prellſtein herausgeriſſen und auf den Schienen⸗ ſtrang gelegt hatte. Es handelt ſich um den 25 Jahre alten landwirtſchaftlichen Arbeiter Kornetzky, der verhaftet wurde. Kornetzky geſtand die Tat ein. Als Motiv gab 1 an, er habe einmal eine Zugsentgleiſung ſehen wol⸗ en. Straßburg.(Tödlich verunglückt.) Im Kali⸗ ſchacht in Wittenheim wurde der 24 Jahre alte, ledige Arthur Altbiſſer von einer Lore erfaßt, die ihm den Kopf zerſchmetterte. Der Tod trat ſofort ein. Straßburg.(Der„Neffe“ des Admirals von Tirpitz.) Die Polizei iſt einem Mann auf die Spur ge⸗ kommen, der ſeit einiger Zeit in verſchiedenen Orten im Elſaß unter verſchiedenen Namen und in Straßburg unter dem Namen Derand in einem Hotel abgeſtiegen war. Die Unterſuchung hat ergeben, daß es ſich um einen 24jährigen Belgier namens Nene Tirpitz handelt, der berufslos iſt und behauptet, ein Großneffe des Admirals Tirpitz zu ſein. Der Ausländer, gegen den gerichtliche Verfolgungen in Belgien im Gange ſind, wurde ausgewieſen und zur Grenze abgeſchoben. 5 Bad Ems.(Schweres Anglück im Stein⸗ bruch.) Auf der Weinährerhütte(Heſſen⸗Naſſau) brachen ſchwere Geſteinsmaſſen nieder und verſchütteten drei Berg⸗ leute. Während ein Bergmann getötet wurde, konnten die 00 anderen mit ſchweren Verletzungen geborgen werden. ö Bad Wildungen.(Rätſelhafter Tod einer Penſionärin.) Ein junges Mädchen, das erſt vor einigen Tagen in eine hieſige Fremdenpenſion zur Erler⸗ nung des Haushalts eingetreten war, wurde tot aus einem Bei der ſamen Todes feſtgeſtellt werden. Man nimmt an, daß ſich das Mädchen vergiftet hat oder vergiftet wurde. Wie es in die Röhre gekommen iſt, bleibt zunächſt ein Rätſel. Stetin.(Typhusepidemie in Pommern.) In Torgelow iſt eine Typhusepidemie ausgebrochen. Bisher 750 man elf Fälle feſtgeſtellt. Um die Kranken unterzu⸗ ringen, wird das alte Gemeindehaus als Krankenbaracke eingerichtet. Furth i. W.(Frauen im Kampf mit dem Meſſer.) Im Verlauf von Streitigkeiten gingen die Mutter des Händlers Winterſtein und deſſen Frau auf der n Sie brachten ſich ins tüdtif ſchwere Stichverletzungen bei und mußten beide ins ſtädtiſche Krankenhaus eingeliefert werden. Leutkirch.(Verwegener Kindesraub.) Als mittags die Schweſtern der St. Annapflege mit ihren Kin⸗ dern einen Ausflug nach Ottmannshofen machten und in der Nähe des Waldteils Kapf waren, drangen plötzlich ein unbekannter Mann und eine Frauensperſon in die Kinder⸗ 1 85 ein, um ein in der Nähe der Schweſtern befindliches ädchen zu rauben. Obwohl ſich dieſe energiſch zur Wehr ſetzten, gelang der Kindesraub und die Unbekannten ſuch⸗ ten mit ihrer ſchreienden Beute das Weite. Bisher iſt es noch nicht gelungen, die Kindesräuber ausfindig zu machen. 1 Kleine Chronik. I Wirbelwind. Ueber Kalkutta ging ein ſehr kurz dauernder, aber außerordentlich heftiger Wirbelwind nie⸗ der, der beträchtlichen Schaden anrichtete. Sieben große Schiffe wurden vom Anker geriſſen; vier kleinere Schiffe ſind geſunken. Auf einem Fluß in der Nähe von Kalkutta iſt ein Boot umgekippt; die vier Inſaſſen ertranken. In der Stadt ſind ganze Aleen und ein Straßenbahnzug um⸗ geworfen worden. Viele Paſſanten wurden durch herab⸗ fallende Ziegel verletzt. a Verhaftung eines internationalen Heiratsſchwind⸗ lers. Die Philadelphiaer Polizei verhaftete einen an⸗ geblichen Wiener namens Hermann Krüger alias„Lord Beaverbrook“ alias„Wiedemeier“ uſw. mit der Be⸗ hauptung, es handele ſich um einen in London, New⸗ hork und anderwärts geſuchten internationalen Schwind⸗ ler, der 47mal geheiratet und ſeinen Frauen Juwelen im Werte von manchmal über hunderttguſend, insgeſamt im Werte von einer Million Dollar abgeſchwindelt habe. Der Schwindler ſei bereits mehrfach vorbeſtraft, auch ſchon mit Zuchthaus. — af Zugzuſammenſtoß in Auſtralien. Aus Mel⸗ bourne wird berichtet: Bei dem Zuſammenſtoß zweier elektriſcher Züge bei Caulfield wurde eine Perſon ge⸗ tötet und 22 verwundet, darunter mehrere ſchwer. * Exploſion auf einem engliſchen Küſtendampfer. Infolge einer Röhrenerploſion auf dem engliſchen Küſten⸗ dampfer„Eſſequebo“, der ſich 80 Kilometer von der Mündung des Fluſſes Demerara in Britiſch Guyana entfernt befand, wurden ſieben Perſonen getötet und 25 verletzt. Der Dampfer wurde nach Georgetown aeſchleppt. Lokales und Allgemeines. Seckenheim, 31. Mai. Der Wanderschild im endgültigen Besitz des Turn⸗ verein 9s. Durch einen regneriſchen Vormittag war die Durchführung der Kämpfe um den Wanderſchild in Frage geſtellt. Um die Mittagsſtunde klärte ſich das Wetter endlich auf, ſodaß die Vereine gegen ½2 Uhr den Marſch zum Sportplatze antreten konnten. Ein letzter Guß nach Ankunft draußen und ein echtes Sportwetter war den Turnern und Sportlern nunmehr beſchieden. Raſch wickelten ſich nun die Einzelkämpfe ab und geſchloſſen rückten unter den Klängen der Muſik Turner und Turnerinnen, ſelbſt die Kleinſten nicht ausgenommen, auf, um in ſchönem Bilde Freiübungen zu zeigen, die für das diesjährige Kreisturnfeſt in Offenburg beſtimmt ſind. Anſchließend nahmen die Austragungen in den Staffeln ihren Fortgang. Die Läufe, beſonders der 1500 Meterlauf brachte ſpannende Momente, die bei den ſich ſchließlich doch noch zahlreich eingefundenen Beſuchern reges Intereſſe fanden. Das Reſultat iſt wiederum mit 1105 zu 835 Punkten zu Gunſten des Turnvereins ausgefallen, der ſomit zum dritten Male und in den endgültigen Beſitz des Wanderſchildes gelangt. Es war ein friedliches, ſportliches Ringen um den Wanderſchild, deſſen Endziel und Zweck im Sinne der Stifter ſein ſollte: Die körperliche Ertüchtigung unſerer Jugend. Daß die Stiftung des Wander⸗ ſchildes ein gut Teil dazu beigetragen, haben die geſtrigen Leiſtungen bewieſen. Den Stiftern und allen ſport⸗ lichen Teilnehmern ein kräftiges„Gut Heil“. Palast- Theater.„Das Wandern iſt des Müllers Luſt, die Arbeit ſeine Laſt“, ſingt Patachon, als er und der lange Pat nach längerem Herumwandern als Kammerjäger nun als Müllergeſellen mit täglich zweimal Eſſen einen Unterſchlupf gefunden haben. Was nun folgt, läßt ſich nicht beſchreiben. Man muß ſelbſt ſehen, wie Patachon den Mahlgang als Karuſſell benutzt und ſeine Duleinea findet, Pat ſich in der Mühle eine Luftſchaukel konſtruiert.„Pat und Patachon als Müller“ mit ſeinen unglaublichen Situationen nur noch heute Abend zu verbilligten Preiſen. a Moesheim.(40 jähr. Stiftungsfeſt). In würdiger Weiſe beging geſtern der Cäcilienverein ſein 40 jähr. Stiftungsfeſt, verbunden mit der Einweihung des neuen kath. Vereinshauſes. Der Feſtgottesdienſt am Vormittag war ſehr ſtark beſucht. Pfarrer Häußler⸗Ladenburg auf die Bedeutung und Kunſt des kirchlichen Geſanges hin. Im Anſchluß fand das leb. Hochamt von H. H. Pfarrer Spinner⸗Seckenheim unter Aſſiſtenz von zwei Diakonen ſtatt. Während dem feierl. Hochamt brachte der Cäcilienverein Ilvesheim die Feſtmeſſe in k-dur von Pennbauer zum Vortrag. Es war eine weihevolle Stunde innerer Erbauung: Am Nachmittag fand zunächſt die kirchliche Weihe des neuen kathol. Vereinshauſes ſtatt. Im Anſchluß ſprach H. H. Pfarrer Joſeph Weigand⸗Ilvesheim über die Entſtehung, Zweck und Bedeutung des kathol. Vereinshauſes für die kathol Pfarrgemeinde Ilvesheim. Im Feſtbankett gab der Cäcilienverein einige Chöre zum Beſten. In liebens⸗ würdiger Weiſe hatte ſich auch der Geſangverein Germania Ilvesheim zur Verfügung geſtellt und legte Zeugnis ſeines Könnens ab. Im Mittelpunkt ſtand die Feſtrede von H. H. Pfarrer Keilbach⸗Rheinau. Im Anſchluß daran folgte die Ehrung verſchiedener Mitglieder. Es ſind dies Herr Michael Hildebrand, Peter Jakoby, Adam Berthold, Joſef Keil, Frl. Maria Herre, Oberlehrer a. D. Georg Striegel, Heinrich Keilbach, Anton Grimm, Philipp Keilbach, Joſef Weibel. Anſchließend an das Bankett fand ein gemütl. Beiſammenſein ſtatt, das die Feſtteilnehmer noch lange in anregender Rede und Gegenrede zuſammenhielt. Befunnlmachungen der lemeinde semenßeim. Die Grasverſteigerung der Wege und des hat der Gemeinderat genehmigt. ge und Wörtels Gemäß Bekanntmachung des Miniſteriums des Innern vom 22. Mai 1926 beträgt die geſetzliche Miete vom 1. 25 für alle Gemeinden des Landes 93 v. H., für gewerbliche Räume, die weder Teile einer Wohnung noch zuſammen mit Wohnräumen vermietet ſind, 107 v. H. der Friedensmiete in Reichsmark. Seckenheim, den 31. Mai 1926. Der Bürgermeiſter: 7 . Ruf. In der Feſtpredigt wies H. H. Frau Maria Thome, Sicherung der Wohnung während der Sommerreiſe. In der nächſten Zeit werden viele Häuſer wegen Abreiſe der Bewohner leer ſtehen. Als Vorſichtsmaßregeln werden von der Polizei empfohlen: Für ſicheren Verſchluß der Tü⸗ ren und Fenſter zu ſorgen und nach außen nicht kund zu tun, daß die Bewohner verreiſt ſind. Man ſchaffe die Wert⸗ ſachen fort, laſſe alle Räume häufig durch Vertrauensper⸗ ſonen überholen und benachrichtige über Abreiſe, Aufent⸗ halt und Rückkehr die Nachbarn. Ueber alle Verdacht er⸗ regenden Wahrnehmungen müſſen die revidierenden Per⸗ ſonen und die Nachbarn umgehend den nächſten Polizei⸗ beamten und das nächſte Polizeibureau benachrichtigen. Vielfach benutzen gewerbsmäßige Einbrecher Leitern, die ſich auf Nachbargrundſtücken vorfinden. Dieſem Uebelſtand kann nur durch ſorgſamſte Aufbewahrung— Einſchließen oder Anſchließen— der Leitern entgegengetreten werden. Für den Beſitzer einer im Freien ſorglos aufbewahrten Lei⸗ ter beſteht nicht nur die größte Gefahr des Einbruchs bei ihm ſelbſt, ſondern er kann auch damit rechnen, daß er von einem andern haftpflichtig gemacht wird, wenn jenem unter Benutzung der ihm gehörigen Leiter ein Einbruchsſchaden zugefügt wird. An etwaigen Tatſpuren darf vor Eintreffen der Polizeibeamten nichts geändert werden. Des Ein⸗ bruchsdiebſtahls verdächtige Perſonen beobachte und ver⸗ folge man unauffällig, bis polizeiliche Hilfe zur Stelle iſt. Ein Brief darf nicht zu klein ſein. Die Reichspoſt iſt gegen die allzukleinen Briefe, die ihr den Betrieb er⸗ ſchweren. Sie will ein Mindeſtmaß für Briefe feſtſetzen. Die Berliner Handelskammer hat ſich zu dieſer Frage gut⸗ achtlich dahin geäußert, daß gegen die Abſicht, ein Mindeſt⸗ maß für Briefe feſtzuſetzen, keine Bedenken zu erheben ſeien. Es müſſe jedoch für den Aufbrauch der Beſtände an kleineren Briefumſchlägen eine längere Friſt, etwa von zwei Jahren, eingeräumt werden. —, Sauberhaltung der Züge. Anläßlich des bevorſte⸗ henden Neiſeverkehrs hat die Reichsbahnverwaltung auf die Beachtung der Vorſchriften über den Verkehr mit dem Reiſepublikum, die Sauberhaltung der Züge uw. das geſamte in Frage kommende Perſonal erneut hin⸗ gewieſen. Das von der Reichsbahn erſtrebte, in erſter Linie im Intereſſe der Reiſenden ſelbſt liegende Ziel kann jedoch nur bei tatkräftiger Mithilfe des reiſenden Pub⸗ likums erreicht werden. Wenn einerſeits die Reichs⸗ bahnverwaltung von dem Bahnhofs⸗ und Zugperſonal verlangt, für gute Unterbringung der Reiſenden in den Zügen zu ſorgen, ſo muß aber auch von dem Reiſenden verlangt werden, daß er ſich berechtigten Anordnungen des Perſonals willig fügt. Auseinanderſetzungen mit dem Perſonal hindern nur die Entwicklung des Verkehrs. „UAebergangsgeld für Angeſtellte. Die Reichsregie⸗ rung hat beſtimmt, daß vollbeſchäftigten Angeſtellten mit mindeſtens einjähriger ununterbrochener Dienſtzeit bis auf weiteres im Falle ihres nicht von ihnen»erſchulde⸗ ten oder veranlaßten Ausſcheidens aus dem Reichsdienſte ein Uebergangsgeld gezahlt werden ſoll. Das Uebergangs⸗ geld iſt nach der im Rechisangeſtelltenverhältnis bis zum Tage des Ausſcheidens zurückgelegten ununterbrochenen Dienſtzeit unter Zugrundelegung der den Angeſtellten am letzten Tage vor dem Ausſcheiden zuſtehenden Bezüge (Grundvergütung, Wohnungsgeldzuſchuß, gegebenenfalls Frauen⸗ und Kinderzuſchlag, örtlicher Sonderzuſchlag und Miniſterialzulage) zu bemeſſen. Das Uebergangsgeld ſoll betragen: Nach einer Dienſtzeit bis zu drei Jahren den einfachen Betrag; bis zu fünf Jahren den eineinhalb⸗ fachen Betrag, bis zu ſieben Jahren den eindreiviertel⸗ fachen Betrag; bis zu neun Jahren den zweifachen Betrag: bis zu zehn Jahren den zweieinhalbfachen Betrag; bis zu elt Jahren den dreifachen Betrag; bis zu dreizehn Jahren den dreieinhalbfachen Betrag; von mehr als dreizehn Jahren den vierfachen Betrag des letzten Monatsbezuges, Das Uebergangsgeld ſoll der Einkommenſteuer nicht unterliegen. b ö Gefahren des Blumenpflückens. Das Blumenpflücken auf den Wieſen iſt der Kinder größte Freude; doch es iſt mit Gefahren verknüpft, da viele Wieſenblumen Gifte enthalten, die bei zarteren Kindern Haulgusſchläge, und, wenn ſie gar in den Mund genommen werden, zerkaut und verſchluckt werden, Fieber, Erbrechen uſw. zeitigen. Des⸗ halb laſſe man kleine Kinder nicht ohne Aufſicht beim Blu⸗ menpflücken und belehre die größeren über den Giftgehalt mancher Arten. Da iſt vor allem vor allen Hahnenfuß⸗ arten zu warnen, deren leuchtende goldgelbe Blüten die Kinder ſo ſehr zum Pflücken verleiten. Sie haben einen ätzenden Saft, der Hautausſchlag und Geſchwüre verur⸗ ſacht. Tauſendſchönchen, Goldknöpfchen, Sumpfdotterblu⸗ me, auch Butter⸗ und Kuhblume genannt, zählen zu dieſer Art. Der ebenfalls gelb blühende Giftlattich, der ſo üp⸗ pig aus Schutthaufen hervorſchießt, wirkt durch ſeinen mil⸗ ckioen Saft betäubend, erregt Schwindel, Erbrechen und Schlafſucht. Die reizende Waldanemone erregt durch ihren Saft auf zarter Hand brennende Blaſen. Als Gegenmittel kommt Zitronenſaft oder Eſſig äußerlich und Wein oder ſchwarzer Kaffee, innerlich angewendet, in Betracht. Sehr gifitg ſind die halmartigen blauen Blüten und Blätter des Eiſenhutes; ſie erzeugen Fieber, Kolik und Delerien, ja ſelbſt Krämpfe. Wein, Eſſigwaſſer, ſchwarzer Kaffee lin⸗ dern die Erſcheinungen. Beim gefleckten Schierling, kennt⸗ lich am rotgefleckten Stengel, und dem weißblühenden Stechapfel ſind die Fruchtkapſeln die Giftträger. Hiergegen wende man Milch, Rizinusöl, Zitronenſaft an, hole aber ſofort den Arzt, wenn der Verdacht vorliegt, daß dieſe Pflanzen genoſſen wurden; denn dadurch ſind ſchon Todes⸗ fälle verurſacht worden. Dasſelbe gilt vom ſchwarzen Bil⸗ ſenkraut, den Blüten des Goldregens, und vor allem vom roten Fingerhut, der mit ſeinen prachtvollen, trauben⸗ förmigen Blüten die Kinder entzückt. Sein Stengel birgt ein ſtarkes Gift, das eine nachhaltige Nervenſchwäche zeitigt. Zum Schluß ſei noch vor den ſo harmlos erſchei⸗ nenden, aber ſtark giftigen Maiglöckchen und Herbſtzeit⸗ loſen gewarnt, die man von Kindern niemals pflücken laſſen ſollte. Gedenktage am 31. Mai. 1740 König Friedrich Wilhelm 1. von Preußen geſt. 1750 Karl Auguſt Frhr. v. Hardenberg, preußiſcher Staatsmann, in Eſſenroda geb. 1773 Der Dichter Ludwig Tieck in Berlin geb. Wirtſchaftliche und ſoziale Wochenſchau Frankenkriſe und Dawesplan.— Der Handelsvertrag mit Schweden.— Die Sanierung der Raiffeiſenbank. Die Frankenkriſe hat ſich nach kurzer Anterbrechung erneut verſchärft. Damit wird für Frankreich eine Frage akut, die von Briand ſchon ſeit geraumer Zeit in aller Stille erwogen und durch vorbereitende Fühlungnahme einer Löſung nähergebracht werden ſoll. Es handelt ſich um den Plan, durch gewiſſe Abänderungen des Dawes⸗ Planes, denen natürlich entſprechende Verhandlungen mit Deutſchland vorausgehen müßten, die Baſis für eine Sa⸗ nierung der franzöſiſchen Währung zu ſchaffen. Man denkt offenbar in franzöſiſchen Regierungskreiſen an Verwertung des bekannten deutſchen Obligationspakets. Es liegt. der Hand, daß Frankreich für Zugeſtändniſſe Deutſch⸗ lands in dieſer Richtung ſeinerſeits ausreichen Aequi⸗ valente, vielleicht hinſichtlich des Saarreviers, bieten müßte. An die Reiſe Dr. Schachts nach London, wo er mit dem Gouverneur der Bank von England, Montague Nor⸗ man, und mit dem Präſidenten der Federal Reſerve⸗Ban⸗“ ken, Strong, zuſammentrifft, wurden bereits Vermutun⸗ gen geknüpft, wonach jene Verhandlungen mit Frankreich ſchon jetzt vorbereitet werden ſollen. Von deutſchen amt⸗ lichen Stellen ſind dieſe Verſionen dementiert worden. Im⸗ merhin gewinnt die Reiſe des Reichsbankpräſidenten nach London ſowohl angeſichts der Währungslage in Frank⸗ 3 wie auch der Vorgänge in Polen ganz beſondere Be⸗ eutung. Das Intereſſe der deutſchen Wirtſchaftskreiſe hat ſich in überraſchend ſtarkem Maße dem ſcheinbar ſo harmloſen, aber in Wirklichkeit doch außerordentlich bedeutungsvol⸗ len Handelsvertrag mit Schweden zugewandt. Die Pfla⸗ ſterſteininduſtrie klagt, daß man auf ihre ohnehin kritiſche Lage nicht genügend Rückſicht genommen habe, auch gewiſſe Zweige der Holzinduſtrie ſowie die freien Marga⸗ rinefabriken und nicht zuletzt die große Maſſe der Kon⸗ ſumenten fühlen ſich durch gewiſſe Zollregelungen ſchwer benachteiligt und fordern Abänderung des Vertrages. Auf alle Fälle wird es um dieſen Vertrag einen heißen Kampf im Reichstage geben und es erſcheint ſehr fraglich, ob er in der jetzigen Form von der deutſchen Seite ratifiziert werden kann. In landwirtſchaftlichen Kreiſen ſieht man mit großem Intereſſe der bevorſtehenden Generalverſammlung der Raiffeiſenbank A.⸗G. entgegen. Dieſe Verſammlung wird g ſich mit dem Sanierungsplan beſchäftigen, der von der neuen Leitung des Unternehmens mit Unterſtützung der Preußenkaſſe ausgearbeitet wurde. Es iſt geplant, die eingefrorenen Kredite in ein langfriſtiges Darlehn um⸗ zuwandeln, das erſt am 31. Dezember 1938 kündbar ſein ſoll. Die Raiffeiſen⸗Verbände übernehmen eine Zins⸗ bürgſchaft in Höhe dieſes Ueberbrückungskredits. Die neue Verwaltung hofft während der Dauer dieſes Kredites die en'ſtandenen Verluſte abdecken zu können. 1 Redaktion, Druck und Verlag: a G. Zimmermann Ww., Inh. G. Härdle, Seckenheim a. N. — ſtatt. Bekanntmachungen der Gemeinde Seckenheim. Die nächſte Mütterberatungsſtunde ſindet morgen Dienstag, den 1. Juni 1926, nachm. von 2—3 Uhr im Bürgerausſchußſaal dahier Seckenheim, den 31. Mai 1926. Der Bürgermeiſter: J. VB. Ruf. Am Samstag nachmittag verschied unerwartet mein lieber Gatte, unser treubesorgter Vater, Groſi- vater, Bruder, Schwiegervater, Schwager und Onkel Georg Ziegler 0 Evang. Männerverein Serkenheim Todes-Hnzeige. i Unerwartet rasch verschied unser wertes Mitglied Georg Ziegler. Beerdigung Montag, den 31. Mai, abends 6 Uhr. Sammlung der Mitglieder 580 Uhr im, Löwen“. Zahlreiche Beteiligung wird ei wartet Der Vorstand. im Alter von 62 Jahren, infolge einer schweren Operation im Neuen Krankenhaus in Mannheim. Seckenheim, den 31. Mai 1926. Die Beerdigung findet heute Montag abend 6 Uhr vom Trauerhause Dammstraße 11 aus statt. Todes-Anzeige. Rangiermeister In tiefer Trauer: Frau Barbara Ziegler Küchen echt pitsch pine, aparte Modelle und höher Schlaf zimmer echt Eiche, nussb u imit. mit gross. Spie elschrank, Mk 298— und höher. Kleiderschränke Mk. 37.— und höher. ect nussb.⸗pol. Bettstellen Mk. 64.— und höher Waschkommoden, Nachtschränke, Matratzen etc. etc i 7 Palast Theater Seckenheim am Rathaus. Heute billige Vorstellung! Eintrittspreis 40 und 60 Pfg. prachtv. Mk 187.— spottbil 1g. Teilzahlung gestattet. Wegen Ersparnis hoher Ladenmiete unerhört niedrige Preise. Möbelhaus C. Araft Mannbeim nur Ballenstrasse 24 Famiſie Ph. Ziegler „ Gg. Veit. * 1. P Rücmem zu verkaufen. Max Söllner Luiſeuſtr l eee F. aße 9. Münnergesang⸗Doroin geienßei Todes⸗Hnzeige. Unsern Mitgliedern zur Kenntnis unser lieber Sangesbruder Georg Ziegler infolge einer Operation der er sich unterziehen 9 mußte, unerwartet rasch gestorben ist. m. daſd 5 Angebot. 700 Stück Fichtenholz⸗Tabalſtangen Länge 5 Meter aufwäcts bis 8 Meter, mirtlerer Durchmeſſer von 5 em aufwärts. „ In den Gemeinden: Auch für andere 37 jahre hat er sich in den Dienst unseres Vereins und des deutschen Liedes gestellt. Wir verlieren in ihm einen unserer treuesten Anhänger. Sein Andenken wird bei uns Seckenheim, Ilvesheim, Neckarhauſen, Ladenburg, Friedrichsfeld und Edingen werden zwecks Verſorgung der Bewohner mit Gas durch die Waſſerwerks⸗Geſellſchaft Rheinau m. b. H., Mannheim, ausgeführt bezw. geliefert: allezeit in Erinnerung bleiben. Der Vorstand. NB. Die Beerdigung findet heute nachm I ianeangrumenle Sulllon und Boſtandloile 6 Uhr statt. Wir bitten unsere Mitglieder, dem teuren Verstorbenen vollzählig das letzte Geleit zu geben. Zusammenkunft um 5 Uhr im Lokal. 5 Die Parteimitglieder werden zur in bester Qualität. Aullerdem reiche Auswahl Noten. Musikhaus Friedrichsfeld Hauptstraße. vorgenommen. Daselbst werden alle Reparaturen und Stimmungen Weſprechung wichtiger Tagesfragen auf morgen Dienslag bond 8 ½ Uhr pünktlich ins Gaſthaus„zum bumm“ eingeladen. Deutſch⸗demokratiſche Partei Oer Vorſitzende: R. Lorentz, 3 teil. IChaiselongue Staunend billg U ollmatratzen mit Keil nur Mk. 32.50 Eigene Polsterwerkstatt. S. Heuer T 4a, 5, Mannheim. Mk. 175.— verkauft Mk. 46. Mannheim KR eee 6 Küchen natur lasiert, sehr schönes Model zu M. Lauber 5 Zwecke geeignet. Abzugeben bei Gasſteigleitungen, Sie e e 7— 7 7 8 ſtände gegen monatliche eilzahlung, 9 N 1 Eduard Oietz, Straßenheimerhof. ſowie evtl. die Gasinnenleitungen 15 ö nt. Bordmage Telefon 1 Viernheim. Anſchluß dieſer Verbrauchsgegenſtände. a Einſpänner . 9. Herfteiille l(Einſpänner) Ortsanſäſſigen Inſtallateuren iſt Gelegenheit mit faſt neuen Bor gegeben, die Ausführung dieſer Leitungen und Abgabe und Schild gut e der Verbrauchsgegenſtände im Auftrag der Waſſerwerks⸗ Geſellſchaft Kheinau m. b. H. vertraglich zu übernehmen. Die Ausführungsbeſkimmungen, Verträge uſw. können bei der Waſſerwerksgeſſellſchaft Rheinau m. b. H. Mannheim, K 7, Zimmer 209, gegen eine Gebühr von Mk. 3.— innerhalb der Zeit von ½8 bis 2 Uhr in Empfang genommen oder eingeſehen werden. Angebote ſind bis längſtens 10. Juni 1926 an die Waſſerwerks⸗Geſellſchaft Rheinau m. b. H., Mannheim K 7, einzureichen. Waſſerwerks⸗Geſellſchaft Rheinau m. b. H. Mannheim, K 7, 1/2. 0 will das Brautpaar glücklich sein. kautrs Mabel nur bei Dietrich ein. E 3, 11 Mannbeim E 3, 11 0 1 Gute Qualitäten. Reelle Bedienung. Billigste Preise. g l — pat und Patachon als Nüller. Ein Film mit der ganzen nordiſchen Behaglichhel und Gemütstiefe, dabei überſprudelnd 25 Hume wenn Pat und Patachon ſich als Müller betätigen ſich im Gefängnis amüſieren und der kleine Patachon auf Freiersfüßen geht. Ein Film der in den vielen komiſchen Situationen zu immer neuen Lachſalven hinreißt. Rebſt dem andern reichhaltigen Programm Anfang 85 Ahr. Ab Donnerstag(Fronleichnam) un Hadis. billig zu verkauft Joh. Grittman“ Criebrichsſel riedrichsfe Grenzhöferſtraße 2 Junge Forſi zu verkaufen. Hauptſtraße 11 Das Frirüg diner pie (8 ar) im Brunnenfeld abzugeben. Näheres in der. ſchäftsſtelle ds. Hausöfsaüch zu haben in det Zee u dee reh N sowie bei Friseur Keppler f Papierhandlun Hauptstraße. Zimmermann