A. Jührüun „ Bezugspreis: Für den Monat Juni 1.40 Goldmark, frei ins i⸗. Haus. Anzeigenpreis: Die einſpalt. Petitzeile 15 Goldpfg. n 0 Reklamen: 60 Goldpfg. Bei Wiederholung Rabatt. it* Beilagen: Illuſtriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). Neichskabinett und Fürſtenabfindung i Ueberweiſung des Geſetzentwurfes an den Reichstag. 9 des Berlin, 31. Mai. — Amtlich wird mitgeteilt, daß der Reichsrat dem 555 von der Reichsregierung ausgearbeiteten Geſetzentwurf 6 über die Abfindung der vormaligen Fürſtenfamilien ſeine „ Zuſtimmung erteilt hat und ihn zur Weiterbe⸗ „ ratung an den Reichstag überwieſen hat. Wie 1 in dieſem Zuſammenhange weiter berichtet wird, hat dem e Geſetzentwurf der Reichsregierung, welcher ſich eng an 0 0 das ſeinerzeitige Kompromiß der Regierungsparteien an⸗ lehnt, auch die preußiſche Regierung im Reichs⸗ rat zugeſtimmt, wobei beſonders betont wird, daß die 3 preußiſche Regierung unter ſozialdemokratiſcher Führung N ſteht, welcher ihre Zuſtimmung durch Hinzufügung ein⸗ 1 zelner weitergehenderer Beſtimmungen erleichtert wor⸗ deen it. Wie weiter berichtet wird, iſt es als ſicherſtehend an⸗ n zuſehen, daß der Kompromißentwurf der Reichsregi'rung r nicht mehr vor dem 20. Juni, alſo dem Tage 5 des Volksentſcheides, zur endgültigen Erledig ung kom⸗ r men wird. wenn auch die erſte Leſung im Plenum dis Reichs⸗ . 1 tags und die darauf folgende Aeberweiſung des Ent⸗ n e 5 zu erwarten iſt. Im Hinblick auf dieſen Gang wird nun verſchiedentlich von parlamentariſcher Seite darauf hinge⸗ wieſen, daß durch den früheren Termin des Volksent⸗ ſcheids und bei einem negativen Verlauf desſelben der Eindruck erweckt werden könnte, als ob der Geſetzentwurf der Reichsregierung noch nachträglich irgendeine Verſchlech⸗ terung erfahren oder überhaupt wieder einſchlafen könnte. Es wird deshalb verſchiedentlich gewünſcht, daß ſowohl die Reichsregierung als auch die hinter ihr ſtehen⸗ den Rechstags parteien noch vor dem 20. Juni eine klare Veröffentlichung abgeben, in welcher ſie 7 g ſich verpflichten, unter allen Amſtänden an dem f augenblicklichen Geſetzentwurf feſtzuhalten und ihn zur Durchführung zu bringen. In parlamenta⸗ riſchen Kreiſen glaubt man nun, daß ſowohl die Reichs⸗ regierung als auch die Koalitions parteien ſich der Rich⸗ tigkeit dieſer Argumentierung nicht verſchließen und eine dementſprechende bindende Erklärung heraus⸗ geben werden. — 2— 22 Vermehrung der Beſatzungsſtärke um 8000 Mann! be Berlin, 31. Mai. Schon ſeit längerer Zeit waren in Berlin Gerüchte verbreitet, nach welchen die Beſatzungsziffern in der zwei⸗ ten und dritten Rheinlandzone gegenüber dem Zuſtand vor der Räumung Kölns noch geſtiegen ſeien, doch wurden dieſe zum Teil in ſehr beſtimmter Form auch vor dem Plenum des Reichstags vorgebrachten Behauptun⸗ et. ae immer wieder von den zuſtändigen Stellen als unbe⸗ 115 gründet bezeichnet. Nunmehr hat das Reichsminiſterium igen, für die beſetzten Gebiete dem 16. Ausſchuß des Reichs⸗ ichen tags, welcher die Beſatzungsfragen behandelt, eine 1 N Denkſchrift zugehen laſſen, in welcher die Beſatzungsa albes ſtärle in der zweiten und dritten Zone angegeben wird um! und welche die gewiſſermaßen halbamtlich dementierten Ge⸗ rüchte der ſtärkeren Belegung der beiden noch beſetzten 3 Zonen offiziell beſtätigt und mit amtlichen Zah⸗ 9 len belegt. Nach dieſer Denkſchriſt wird der Stand der Beſatzungstruppen in der zweiten und dritten Zone am 15. September 1925 mit 80 250 Mann angegeben, während ſich heute in dieſen Zonen rund 88 000 Mann fremder Truppen befinden. i 5 Hieraus ergibt ſich alſo, daß trotz der feierlichen Verſpre hungen der Allijerten die in Locarno zugeſagten r) und in der Note der Botſchafterkonferenz an — die Reichsregierung nochmals in Ansſicht geſtellte Ver⸗ 1 85 minderung der Beſatzungslaſt nicht nur nicht eingetreten n iſt, ſondern daß im Gegenteil die Alliierten in ihrer Be⸗ ſatzungspolitik ſich einen Uebergriff erlaubten, der geeignet iſt, das Zutrauen Deutſchlands zu dem mehr⸗ fach verſicherten„Verſtäudigungswillen“ der Beſatzungs⸗ mächte volllommen zu untergraben. Ergänzend wird in der angeführten Denkſchrift des Reichsminiſte⸗ riums für die beſetzten Gebiete noch mitgeteilt, daß im Verfolg dieſer von alliierter Seite beliebten Auslegung des„Geiſtes von Locarno“ in der zweiten und dritten Rheinlandzone ſeit der Räumung des Kölner Gebietes 380 Privatwohnungen mehr beſchlag⸗ nahmt worden ſind als es vorher der Fall war und daß auch die Beanſpruchung der Hotels uſw. eine viel ſtärkere geworden ſei. b i In Anbettacht dieſer mit amtlichen Zahlen beleg⸗ ten a lierten Mißahtung der geſchloſſenen Verträge und Zuſicherungen wird nun beſonders von der unter der Beſatzungslaft ſchwer leidenden rheiniſchen Bevölkerung mit allem Nachdruck von der Reichsregierung gefordert, daß ſie ihren Proteſt gegen derartig vertragswidrige Aebergriffe mit allen ihr zu Gebote ſtehenden Mitteln 3 verſchafft und daß ſie nicht wie in letzter Zeit led Tag wurfs an den Nechtsausſchuß des Reichstages ſchon balo Dienslag. 1. Jun 1926 es · und Anzeigenblatt r Seckenheim und Umgebung in Paris, London und Brüſſel eine Herabſetzung der Be⸗ ſatzungslaſt zu erreichen ſucht, ſondern daß ſie jetzt durch eine nachdrückliche Aktion in Form einer offiziellen Note an die Botſchafter⸗ konferenz dieſe an ihre Zuſagen und Verpflichtungen erinnert. 22 20 Parlamentariſcher Auftakt. e Mit dem neuen Monat beginnt auch in Deutſch⸗ land das parlamentariſche Leben wieder, nachdem es in der auf die Feiertage folgenden Woche noch völlig an innenpolitiſchen Anregungen fehlte. Wenn auc das Ple⸗ num des Reichstages erſt am 7. Juni wieder zuſammen⸗ tritt, ſo beginnt doch der Femeausſchuß des Reichstages bereits am 4. Juni ſeine Arbeiten wieder, wobei er zu⸗ nächſt den Fall Bauer weiter beraten wird. Im Reichs⸗ tag ſtehen auf der Tagesordnung der erſten Sitzung nur Vorlagen von geringer Bedeutung, doch werden auch hier ſehr bald die Kämpfe wieder anheben. Bevor aber das Parlament des Reiches zuſammentritt, dürfte auch im Reichskabinett eine Entſcheidung über die Beſetzung des Juſtizminiſteriums wie der Poſten des Staats⸗ ſekretärs der Reichskanzlei und des Reichspreſſechefs ge⸗ troffen werden. Es ſpricht nicht gerade für die Feſtigkeit der Regierungskoalition, daß die Frage der Beſetzung des Juſtizminiſteriums wie des Miniſteriums für die be⸗ ſetzten Gebiete, die zur Zeit bekanntlich vom Reichskanz⸗ ler mitverwaltet werden, zu nicht gerade ſehr freundlichen Preſſeauseinanderſetzungen im Lager der Koalitionspar⸗ teien geführt hat. Bekanntlich hatte das Zentrum für den Poſten des Juſtizminiſteriums den Vizepräſidenten des Reichstages Bell in Ausſicht genommen, wogegen die Volkspartei Einſpruch erhob, da nach ihrer Anſicht der Einfluß des Zentrums durch einen weiteren Miniſter dieſer Partei zu groß werden würde. Als die demokratiſche Preſſe dann in dieſe Auseinanderſetzungen eingriff, folg⸗ ten einige Unfreundlichkeiten der Volkspartei an die de⸗ mokratiſche Preſſe, die von demokratiſcher Seite nun auch nicht gerade in ſehr freundlichem Tone beantwortet wur⸗ den. Ob unter dieſen Umſtänden auf eine Neubeſetzung des Juſtizminiſteriums vorerſt überhaupt Verzicht gelei⸗ ſtet wird, oder ob es dem Volksparteiler Heinze über⸗ tragen werden wird, iſt heute noch eine offene Frage, die ſich erſt beantworten laſſen wird, wenn der Kanzler die Fühlung mit den Parteien aufgenommen haben wird. Da auch die Beſetzung des Poſtens des Staatsſekretärs und des Reichspreſſechefs hiermit in engem Zuſammenhang ſteht, ſo dürfte die Entſcheidung wohl über alle drei Fra⸗ gen gleichzeitig fallen. Dan es in der nun wieder beginnenden Parlaments⸗ zeit nicht an innenpolitiſchen Auseinanderſetzungen feh⸗ len wird, dafür ſorgt ſowohl die noch immer offene Frage der Fürſtenabfindung wie das Flaggenproblem. Ob der Kompromißentwurf über die Fürſtenabfin⸗ dung vor dem Voll atſcheid den Reichstag noch beſchäf⸗ tigen wird, ſteht im Augenblick noch nicht feſt. Daß er vor dem 20. Juni, dem Tage des Volkentſcheides, nicht verabſchiedet werden kann, bedarf wohl kaum beſonderer Betonung. Man wird damit rechnen müſſen, daß in der nächſten Zeit Kommuniſten und Sozialdemokraten eine ſtarke Agitation für den Volksentſcheid und damit für die Enteignung der Fürſtenhäuſer betreiben werden, wodurch die Löſung der Abfindungsfrage auch für das Parlament nicht gerade erleichtert werden wird. In der Flaggenfrage zeigen die mancherlei Preſſekommentare der letzten Zeit ſehr deutlich, daß die Meinungen ſich hier unverändert ſchroff gegenüberſtehen. Man erklärt wohl bei allen Parteien, daß man der An⸗ regung des Reichspräſidenten,„einen verſöhnenden Aus⸗ gleich zu ſchaffen, der dem gegenwärtigen Deutſchland und ſeinen Zielen entſpricht und zugleich dem Werde⸗ gang unnd der Geſchichte des Reiches gerecht wird“, gerne Folge leiſten würde, aber man iſt auf der Linken und auf der Rechten ſehr verſchiedener Anſicht über die Art dieſes zverſöhnenden Ausgleichs“. Während der Berliner Lo⸗ lalanzeiger beiſpielsweiſe für die Rechte erklärt, daß eine Fahne, die die Farben ſchwarz⸗weiß⸗rot nicht führt, nie⸗ mals eine Einheitsflagge darſtellen könne, erklärt für die Linke das„Berliner Tageblatt“, daß nach dem ſieben Jahre langen Kampfe man allein die ſchwarz⸗rot⸗gol⸗ den Fahne durch Einfügung eines die hiſtoriſche Vergan⸗ genheit ehrenden Symbols zur Einheitsflagge machen könne. Dieſe Gegenſätze werden auch nicht ausgeglichen durch den Vorſchlag des Reichskunſtwartes, der die Schaffung einer Kreuzflagge vorſieht. Vielmehr wird von beiden Seiten dieſer Vorſchlag ſchroff ange⸗ lehnt. Der Reichstag wird bekanntlich zur Erledigung der 1 0 einen Ausſchuß einſetzen, der ſich vor eine faſt unlösbare Aufgabe geſtellt ſieht, ſpitzt ſich doch das Problem dahin zu, ob es möglich ſein wird, die Zu⸗ ſtimmung der Deutſchnationalen ſowohl wie der Sozſal⸗ demokraten, des Reichsbanners ſowohl wie der vater⸗ ländiſchen Verbände zu einem nationalen Farbenſymbol zu finden. Damit iſt die ungeheure Schwierigkeit klar gekennzeichnet und die Ausſichten dafür, daß dieſe Schwierigkeit in abſehbarer Zeit überwunden werden wird, müſſen als ſehr gering bezeichnet werden. Wie nötig die Einigung aber wäre, geht gerade dar⸗ aus hervor, daß die Flaggenfrage Anlaß zu einer Stö⸗ rung der 650⸗Jahrfeier der Stadt Marienburg wurde, da die Rechtsverbände ihre Beteiligung an der Feier ab⸗ ſagen zu müſſen glaubten, nachdem auf Anordnung der Stadt der Weg vom Bahnhof bis zum Markt mit den iglich durch Vorſtellungen ihrer Botschafter Farben des Reiches geſchmückt werden ſollte. 125 4 Erſcheinungszeit: Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſetzlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle Hildaſtraße 68 oder durch unſere Träger. Fernſprecher Rr. 16.— Poſtſcheckkonto 78439 Karlsruhe. Piiſudſti polniſcher Gtaatspräſident. Nur knappe Mehrheit in der Nationalverſammlung. Berlin, 31. Mai. Wie aus Warſchau gemeldet wird, iſt in der heutigen Präſidentenwrel der polniſchen Nationalverſammlung Pilſudſti mit 290 von 555 Stimmen, alſo mit knapper Mehrheit, zum Präſidenten der Republik Polen gewählt worden.. Umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen waren von Sei⸗ ten Pilſudſtis und ſeiner Freunde getroffen worden, um einen ungeſtörten Verlauf der Wahlhandlung zu ermög⸗ lichen, wobei ein ſtarker Militärkordon das Sejmgebäude, in welches nur das diplomatiſche Korps und die Preſſe Zu⸗ tritt hatten, von der Außenwelt abgeſchloſſen hatte. Von den Kandidaturen galt von vornherein diejenige Pilſud⸗ kis als die ausſichtsreichſte, ſo daß das Ergebnis nur in⸗ ofern überraſchen konnte, als man eine ſtärkere Stimmen⸗ zahl für den Marſchall erwartete. Naturgemäß war der Jubel im Lager der Pilſudſti⸗Anhänger infolge ihres Sieges über die Rechte außerordentlich groß, da ſie von dem Endergebnis der Abſtimmung auch die Beendigung der derzeitigen Staakskriſe erwartet hatten. Die Wahl Pilſudſkis zum polniſchen Staatspräſidenten brachte jedoch bereits in den nächſten Stunden eine von keiner Seite auch nur im entfernteſten geahnte ſenſationelle ueber: raſchung, indem der Marſchall, welcher ſich bis letzt noch in keiner Weiſe klar darüber ausgeſprochen hatte, ob er die Wahl annehmen würde, und von dem man allge⸗ mein erwartete, daß er bei erfolgter Wahl ſich zur Ueber⸗ nahme des Amtes bereit erklären würde, plötzlich mit der Mitteilung an die Oeffentlichkeit trat, daß er das Amt des polniſchen Staatspräſidenten nicht zu übernehmen gedächte. Ueber dieſen Vorgang 9 5 1 von Warſchau folgende offizielle Meldung verbreitet: f ö piiſudſti verzichtet. Seim⸗Marſchall Nataj erklärte heute nachmittag in Anweſenheit des Miniſterpräſidenten Bartel vor Vertre⸗ tern der polniſchen Preſſe, daß Marſchall Pilſudſki die Wahl zum Staatspräſidenten nicht annehme. Sein Beſchluß, ſo erklärte Rataj, ſei unwiderruflich. Infolgedeſſen hat Sejm⸗Marſchall Rataj für morgen vor⸗ mittag 10 Uhr die Nationalperſammlung wieder einbe⸗ rufen, um die Wahl des neuen Staatspräſidenten vor⸗ zunehmen. Der Entſchluß Pilſudſkis hat in vpolitiſchen Kreiſen eine ungeheure Erregung hervorgerufen. Die Folgen dieſer Entſcheidung laſſen ſich zur Zeit noch nicht in ihrem ganzen Umfange überſehen. Kriſenſtimmung in Frankreich. Vor dem Sturz des Kabinetts. N Paris, 31. Mai. Die Abſtimmung in der franzöſiſchen Kammer vom 27. Mai, welche für Briand eine Mehrheit von 320 gegen 209 Stimmen erbracht hatte, hat die Kriſe, in welcher ſich das Kabinett ſchan ſeit ſeinem Beſtehen befindet, nicht beseitigt, ſondern die Entſcheidung lediglich ver⸗ tagt. Der infolge des äußerſt günſtigen Verlaufs des Marokkokrieges keineswegs überraſchende Ausgang der Kammerabſtimmung vom 27. Mai hatte jedoch in der Fortſetzung der Kammerdebatte unmittelbar daran an⸗ 5 ſchließend eine bezeichnende Abſchwächung er⸗ fahren, als die Kammer bei einem weiteren Antrag der Regierung, bei welchem jedoch vorſichtshalber die Ver⸗ trauensftage nicht geſtellt worden war, ſich ſchon wieder in ihrer Oppoſitionsſtellung zum Kabinett zuſammenge⸗ funden hatte. Dieſes Symptom der franzöſiſchen mermeinung wird nun dahin ausgelegt, daß in der kom⸗ menden Woche bereits die große Schlacht zwiſchen Kabinett und Kammer entbrennen wird, wobei be⸗ ſonders auf die Möglichkeit verwieſen wird, daß die von Briand erzwungene Vertagung der Finanzde⸗ batte wenn auch nicht im Kammerplenum, ſo doch in der Finanzkommiſſion zur Diskuſſion geſtellt werden wird. Sollte dieſe Möglichkeit eintreten, ſo dürfte damit dokumentiert werden, daß durch die Annahme des Ver⸗ trauensvotums für Briand keineswegs der Weg freigemacht worden it, ſondern daß die Beſtrebungen das Kabinett zu Fall zu bringen, fortgeſetzt werden. Was man der Regierung beſonders von radikaler Seite vorwirft iſt ihre bisherige Grundſatzloſigkeit in der Regelung der interalliierten Schul⸗ den, der man hinſichtlich der troſtloſen Lage der franzöſiſchen Währung mehr Bedeutung als bis⸗ 3 her zuzulegen bereit iſt. Die ſchwierige Frage der Sanie⸗ rung der Finanzen wird daher in allernächſter Zeit der Prüfſtein für das Kabinett Briand ab⸗ geben, wobei in Betracht gezogen werden muß, daß in Frankreich die Abgeordneten weniger wie in anderen Ländern bereit ſind, zu unpopulären Steuern ihre Zu⸗ ſtimmung zu geben und die Rettung aus der Finanznot eigentlich nur von der Regierung erwarten. Die kommende Zeit dürfte daher vorausſichtlich außerordent⸗ lich reich werden an unvorgeſehenen Zwiſchenfällen, von deren Verlauf das Schickſal des Kabinetts Briand 1 abhängen wird. l. 125 Kam⸗ 5 Aus dem In⸗ und Auslande. . 335 5 8 Zur Reform des Völkerbundes. Berlin, 31. Mai. Schon bei der Beendigung der Verhandlungen der Studienkommiſſion, die Ende Juni zu einer zweiten Be⸗ ratung zuſammentritt, wurde mit Beſtimmtheit voraus⸗ geſagt, daß Braſilien ſeine Stellung, die bekanntlich nicht allein, aber ſchließlich entſcheidend die März⸗Tagung des Völkerbundes ſprengte, nicht mehr aufrecht erhalten werde. Nun berichtet die Pariſer Preſſe endgültig, daß der bra⸗ ſilianiſche Vertreter Mello Franco dem deutſchen De⸗ legierten von Hoeſch bei der Beendigung der erſten Tagung der Studienkommiſſion mitgeteilt habe, daß Bra⸗ f 9 Veto zurückgezogen werde. Dieſe Erklärung, ie den Weg nach Genf für Deutſchland freimacht, iſt⸗ doppelt begründet. Einmal findet in Braſilien demnächſt ein Präſidentenwechſel ſtatt, und es iſt dort üb⸗ lich, daß ſchon die letzten Monate der Amtszeit des ab⸗ gehenden Staatschefs der politiſchen Meinung des kom⸗ menden angepaßt werden. Gerade der im Herbſt zurück⸗ tretende Präſident aber war der Vertreter der ſcharfen Tonart. Ferner iſt Braſilien offenbar durch die erſte Etappe der Studienkommiſſion, die die nichtſtändigen Sitze von ſechs auf neun erhöht und eine be ſchränkte Wie⸗ derwählbarkeit beſchloſſen hat, davon überzeugt worden, daß Braſiliens Anſprüche auch durch dieſes Kompromiß erfüllt werden können, während die Aufrechterhaltung des Anſpruches auf einen ſtändigen Sitz nach den Be⸗ ratungen der Studienkommiſſion die Folge hätte haben können, daß Braſilien im Herbſt überhaupt und mit ſo⸗ fortiger Wirkung aus dem Rat hin ausgewählt wor⸗ den wäre. 3 Die Studienkommiſſion hat bekanntlich die Frage der ſtändigen Sitze ihrer zweiten Etappe vorbehalten. Aber as Kompromiß über die nichtſtändigen Sitze und über die Wiederwählbarkeit nichtſtändiger Ratsmitglieder war nichts anderes als die Vorſtufe zu dem Endkompromiß, das die ſtändigen Ratsſitze nur um den deutſchen, die nicht⸗ ſtändigen um drei neue vermehren ſoll. Dabei ſind in Verbindung mit der Wiederwählbarkeit die Anſprüche Spaniens, Polens und Braſiliens nur erfüllbar, ſobald ſie ſich nicht auf einen ſtändigen Sitz verſteifen. Nach dem Widerruf Braſiliens ſind die Schwierigkeiten viel gerin⸗ ger, da Polen ſich sehr zurückgehalten hat und Spanien gleichfalls mit dem Kompromiß abgefunden werden dürfte. Es kann alſo nunmehr damit gerechnet werden, daß das Endkompromiß über die künftige Zuſammenſetzung des Völkerbundrates nach dem Programm Lord Robert Ce⸗ cils nach folgenden Grundſätzen ducchgeführt werden kann: Vermehrung der ſtändigen Ratsſitze nur um den deut⸗ ſchen, und, entſprechend dem ſchon fertigen Teilkompro⸗ miß, Vermehrung der nichtſtändigen Sitze von ſechs auf neun mit teilweiſer Wiederwählbarkeit, wodurch die Anſprüche Polens, Spaniens und Braſiliens befriedigt werden können. 15. Verhaftung eines Reichswehrangehörigen im beſetzten Gebiet. Worms, 31. Mai. Hier wurde ein Reichswehrſoldat vom Reichsregiment 15 in Stuttgart, der ohne von der Beſatzungsbehörde die vorgeſchriebene Einreiſeerlaubnis ins beſetzte Gebiet zu haben, in die Stadt gekommen war, von den Franzoſen angehalten. Als er ſich ſeiner Verfolgung durch die Flucht entziehen wollte, ſtürzte er auf der Straße unnd brach ein Bein. Er wurde ins Kranken⸗ haus eingeliefert und wird ſich nach ſeiner Geneſung we⸗ gen Uebertretung der Vorſchriften der Beſatzungsbehör⸗ den vor dem franzöſiſchen Gericht zu verantworten haben. Deutſche Kriegsgefangene in Sibirien. Berlin, 29. Mai. Der Volksbund„Rettet die Ehre“ ibt auf Grund amtlichen Materials aus den Nachfor⸗ ſchungsergebniſſen des deutſchen Konſulats und über deſſen Heimkehr⸗Verhandlungen mit den in Sibirien zurückge⸗ bliebenen deutſchen Kriegsgefangenen folgendes bekannt: Seit dem Jahre 1920 ſeien alle Kriegsgefangenen in Sibi⸗ rien auf freiem Fuße. Bei dem allgemeinen Rückſchub von 1920—22 ſei allen die Heimkehr ermöglicht worden. Seit 1923 befindet ſich in Nowoſibirsk wieder ein deutſches Kon⸗ 98 das mit der Auffindung und Heimbringung der nach em Rückſchub in Sibirien noch Zurückgebliebenen betraut iſt und ſich ſorgfältig um dieſe Aufgabe bemüht. Die Ar⸗ beiten ſeien äußert ſchwierig. Seit Auguſt 1923 ſeien durch die Bemühungen des deutſchen Konſulats 216 ehemalige deutſche Kriegsgefangene ermittelt worden, außerdem ver⸗ olge das Konſulat zurzeit noch die Spur von weiteren 9 an ele deren Anſchrift und Perſonalien noch nicht genau eſtgeſtellt werden konnten. — Berufung im Eiſenbahnerprozeß. Berlin, 31. Mai. In dem ſich bereits monatelang hin⸗ ziehenden Prozeß der Eiſenbahnerverbände gegen die Deut⸗ ſche Reichsbahngeſellſchaft um Anerkennung des Schieds⸗ ſpruches, haben die Eiſenbahner jetzt Reviſion beim Kam⸗ mergericht eingelegt. Der Grund für dieſe verſpätete Re⸗ viſion liegt darin, daß die Verbände zunächſt einen Prozeß um die Feſtſetzung der Höhe des Streitobjektes durchge⸗ fochten haben, welche von der erſten Inſtanz auf'eine Mil⸗ lion bemeſſen worden war und deren Herabſetzung im Prozeßwege auf 10 000 Mark erreicht worden iſt. Dadurch werden die Prozeßkoſten für die Verbände entſprechend geringer. N Angariſche Amneſtie.— Auch für die Frankenfälſcher? Budapeſt, 31. Mai. Wie„Magyar Orszag“ von zuſtändiger Stelle erfahren haben will, plane die Regie⸗ rung zum 29. Auguſt, dem 400. Jahrestag der Schlacht bei Mohacs, eine allgemeine Amneſtie zu erlaſſen. Die Amneſtie ſoll ſich auf alle Verbrecher beziehen, die zu Zuchthausſtrafen von nicht mehr als fünf Jahren ver⸗ urteilt ſind und die ihre Straftaten nicht aus gemeiner Habgier begangen haben.— Sollte das Arteil gegen die Frankenfälſcher bis zum 29. Auguſt alle Inſtanzen durch⸗ laufen und Rechtskraft erlangt haben, ſo iſt, der Informa⸗ tion des genannten Blattes zufolge, es nicht ausgeſchloſ⸗ ſen, daß Windiſch⸗Grätz, Nadoſſy und Genoſſen am 29. Auguſt, am Gedenktag der Schlacht bei Mohacs, amne— ſtiert werden. Eine außenpolitiſche Rede Muſſolinis. Rom, 31. Mai. Muſſolini hat im italieniſchen Senat eine Rede gehal⸗ ten, die den Anſchluß zum Völkerbund herſtellte und ſehr realpolitiſch gehalten war. Den deutſchen Ratsſitz begrüßte er, und auch ſeine Sätze über den deutſch⸗ruſſiſchen Vertrag ſind nicht allzu gewichtig. Auffallender iſt es, daß er die Theſe von der potentiellen Kriegsenergie billigte, dem Sinn nach, ohne dieſen Ausdruck zu gebrauchen. Die Rede iſt gewiſſermaßen die Rückkehr Italiens zum Be⸗ griff der Entente, und ſie meldete die bekannten Anſprüche Italiens auf koloniale Ausdehnung in einer Form an, die in keiner Weiſe feindſelig genannt werden kann. Der Staub, der im erſten Vierteljahr 1926 aufgewirbelt wor⸗ den war, beginnt ſich zu ſenden. Dieſe Rede hätte mit geringen ſtiliſtiſchen Unterſchieden auch ein vorfaſchiſtiſcher Außenminiſter, etwa Graf Sforza, halten können. Internierung auf Korſika? Paris, 31. Mai. Nach Meldungen aus Marokko iſt Abd el! Krin Zeſtern in Taza eingetroffen, wo er zunächſt bleiben wird. In Taza hat ohne beſondere Zeremonien die öffent⸗ liche Unterwerfung vor dem General Boi⸗ chut ſtattgefunden. In Begleitung Abd el Krims befindet ſich ſeine ganze Familie. Während auf franzöſiſcher Seite die Neigung beſtehen ſoll, dem geſchlagenen Führer der Rifkabylen ein Aſyl zu gewähren— man ſpricht davon, ihn auf der Inſel Korſika zu internieren—, fordern ver⸗ ſchiedene ſpaniſche Zeitungen, daß Abd el Krim nicht als Kriegsgegner, ſondern als aufrühreriſcher Bandenführer behandelt und vor ein ſpaniſches Kriegsgericht geſtellt werden ſoll. Auch verſchiedene fran⸗ zöſiſche Blgätter ſtellen dieſe Forderung auf. Sehr zwei⸗ felhaft iſt bisher auch das Schickſal der reſtlichen ſpaniſchen Gefangenen, unter den übergebenen Gefangenen fehlen ſämtliche Offiziere. 2 Die Revolution in Portugal. Die Regierung zurückgetreten.— Die Aufſtänd ſchen Hert der Lage.„ * Liſſabon, 31. Mai. . Die revolutionäre Bewegung des portugieſiſchen Mi litärs hat mit einem vollkommenen Sieg der Aufſtän⸗ diſchen geendet, ohne daß es hierbei zu Bulvergießen kam. Da ſich die Garniſon der Stadt Liſſabon den Auf⸗ ſtändiſchen anſchloß, war das Kabinett gezwungen, dem Präſidenten der Republik ſeine Demiſſion bekanntzu⸗ geben, worauf die Revolutionäre den Befehl über die Stadt übernahmen und den Belagerungszuſtand ver⸗ hängten. Ein Führer der Aufſtändiſchen, General Cabe⸗ cadas, iſt vom Präſidenten der Republik mit der Bil⸗ dung der neuen Regierung beauftragt worden. Eine Erklärung des Revolutionskomitees beſagt, daß eine Regierung auf demokratiſcher Grundlage gebildet wer⸗ den ſolle und daß die Bewegung nur republikaniſche Ten⸗ denzen und keinen militäriſchen Charakter habe. e Aus dem badiſchen Cande. Mannheim.(Ein Auto in den Rhein ge⸗ ſtürzt.) In der Nacht gegen 12 Uhr iſt bei der Frieſen⸗ heimer Inſel ein Auto der Firma Lackner beim Umdrehen die Böſchung herabgerutſcht und in den Rhein geſtürzt. Der Chauffeur konnte ſich rechtzeitig durch Abſpringen retten. Der von der Rheinbauinſpektion beauftragte Tauch⸗ unternehmer Willi Moos konnte das Fahrzeug nah etwa zweiſtündiger Arbeit bergen. Schwetzingen.(Durch Huſſchlag getötet.) Im Stall der Eichbaumbrauerei wurde der 64 Jahre alte Kutſcher Peter Henn von hier von einem Pferde durch Hufſchläge ſo ſchwer verletzt, daß er noch am gleichen Tage geſtorben iſt. Neudorf(Amt Karlsruhe).(Schlägerei.) Die verſchwägerten Auguſt Mehl aus Wieſenthal und Engel⸗ bert Zimmermann von hier gerieten wegen Familien⸗ zwiſtigkeiten in Streit. Mehl ſchlug ſeinen Schwager mit einem Flügel ſo heftig auf den Kopf, daß Zimmermann bewußtlos zuſammenbrach. Sein Zuſtand iſt höchſt ge⸗ fährlich, der Täter wurde verhaftet. Pforzheim.(Selbſtmord.) Auf der Bahnſtreſe zwiſchen Dillſtein und Dillweißenſtein fand man in der Nähe des Tunnels die Leiche eines jungen Mannes auf dem Bahngleiſe. Anſcheinend handelt es ſich um einen Selbſtmörder, der ſich von dem gegen 9 Uhr verkehrenden Zuge hat überfahren laſſen. Die Perſo⸗ nalien konnten noch nicht feſtgeſtellt werden. Bretten.(Keine Eiſenbahnwagen als Woh⸗ nungen.) In der Bürgerausſchußſitzung ſollte eine Vor⸗ lage über die Erwerbung von Eiſenbahnwagen zur Un⸗ terbringung von Wohnungsſuchenden zur Beratung kom⸗ men. Zu Beginn der Sitzung wurde aber mitgeteilt, daß der Gemeinderat dieſe Vorlage zurückgezogen hätte. Obwohl ſich 12 Wohnungsſuchende für die Eiſenbahn⸗ wagen gemeldet hätten, ſolle von ihrer Erwerbung abge⸗ ſehen werden, denn es hätten ſich da und dort Stimmen dagegen bemerkbar gemacht. An Stelle von Eiſenbahn⸗ wagen ſollen nun Wohnhäuſer erbaut werden. Oberkirch.(Eine mutige Tat.) Das vierjährige Kind des Heinrich Hodapp hier, ſtürzte in den Ge⸗ werbekanal. Das Dienſtmädchen Barbara Kaltenbrunn bemerkte es und ſprang ohne Bedenken ſofort dem Kinde nach. Mit großer Mühe gelang es ihr, das Kind vor dem Ertrinken zu retten. a* Lahr.(Beim Abladen von Fäſſernelebens⸗ gefährlich verunglückt.) Der 46 Jahre alte Karl Friedrich Keßler iſt im Bierdepot der Brauerei Braun lebensgefährlich verunglückt. Er war mit anderen Leu⸗ ten mit dem Abladen von Fäſſern beſchäftigt. Dabei kam der ſchwere Anhängewagen ins Rollen und drückte Keßler an die Rampe. Die Verletzungen ſind ſo ſchwer, daß mit dem Ableben Keßlers gerechnet werden muß. Ihren erſten Mann hatte Frau Keßler vor 20 Jahren verloren; der war beim Baden im Rhein ertrunken. Amoltern a. K.(Ein verhängnisvolles Ex⸗ periment.) Ein zwölfjähriger Knabe füllte hier ein Medizinglas mit gebranntem Kalk, goß Waſſer dazu und verkorkte das Glas. Nach einigen Minuten zerſprang das Glas, wodurch der Knabe erhebliche Verletzungen an den Augen erlitt. a Konſtanz.(Kindsmord.— Das Martyrium eines Kindes.) Das Schwurgericht Konſtanz hatte über zwei Fälle abzuurteilen, die trübe Bilder ſittlicher Verkommenheit entrollten. Der 21 Jahre alte Schmied Karl Huger, geboren zu Achdorf bei Bonndorf, zuletzt in. Schwenningen, und die 23 Jahre alte Dienſtmagd Hilda Böhler aus Fiſchbach(Amt Neuſtadt), bedienſtet in Villingen, ſtanden unter der Ank age des Mordes. Sie haben am 23. Juli 1925 ihr Kind getötet und die Leiche vergraben. Das Urteil lautete bei dem Huber wegen Totſchlages auf 5 Jahren Zuchthaus und Ab⸗ erkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf 5 Jahre, bei der Böhler wegen Kindsmordes auf 3 Jahre Zucht⸗ haus und 3 Jahre Ehrverluſt.— Der im 30. Jahre ſtehende, von ſeiner Frau geſchiedene Arbeiter Kurt Schmid hatte im Verein mit ſeiner ebenſo alten Haushälterin Karoline Bertſche, mit der er außerehelich in Radolf⸗ zell zuſammenlebte, ſeinen aus der geſchiedenen Ehe ſtam⸗ nenden 3 Jahre alten Sohn Edgar ſo ſchwer und ſo lange in unmenſchlicher Weiſe geſchlagen und mißhandelt, daß das Kind am 19. April d. J. ſtarb. Das Arteil lautete für beide Angeklagte auf 8 Jahre Zuchthaus und 10 8 Ehrverluſt. Der Staatsanwalt hatte 4 Jahre eantragt. Prinzeſſin Tatjana. Abenteuer einer ruſſiſchen Großfürſtenfamilie auf der Flucht. Von Willy Zimmermann⸗Sſuslow. (Schluß.) „Sie haben recht, Herr Direktor, ich entſinne mich. Aber ich wünſchte, er hätte es getan. Hören Sie nur weiter. Nachdem wir uns auf dem Ankerplatz in der Wolga⸗ mündung glücklich ohne Zwiſchenfälle in einen Kaſpiſchen Dampfer geladen hatten, ſchleicht Wladimir plötzlich zu mir und fragt mich: „Herr General, ich kann's nicht. Was ſoll ich in dem fremden Lande anfangen?“ „Kannſt du hier etwas Beſſeres anfangen, dann bleib, ſagte ich. Ich will nicht, daß du dort drüben das heulende Heimweh bekommſt. Es hat dich ſchon, ſcheint's, am Leib⸗ riemen.“ 6 „Ja, was ſoll ich aber hier anfangen?“ drang er weiter in mich. „Werde Wegelagerer, Räuber— was du willſt. So oder ſo hängen ſie dich auf, wenn ſie dich kriegen.“ Es hat mir leid getan, daß ich ihm ſein Vaterland ver⸗ ekelt habe, aber ich wollte ihn gern bei mir behalten. Am nächſten Tage war er nicht wiederzuerkennen. Er hatte ſich einen tüchtigen Schluck Troſt angetrunken. Ich freute mich ſchon, einen Tenor entdeckt zu haben, als 1 ihn beim Abendlied der Matroſen immer eine Oktave gröhlen hörte. Die Stimme war vorläufig nur durch die Stärke hervorragend, doch hätte mit der Zeit ein guter Eierkognak Wunder wirken können. Meine klingenden Zukunftsträume wurden plötzlich durch den Ruf:„Mann über Bord!“ zerriſſen. Wladimir hatte bei dem folgenden Tanz der Matroſen einen zu kühnen Sprung getan und war über die Brüſtung gerutſcht. Als man ihn glücklich uus dem Waſſer herausgefiſcht 1 zeigte ſich ſeine Schnapsfüllung ſchon ſo ſehr mit Seewaſſer verdünnt, daß aaußer dem Weingeiſt kein anderer Geiſt mehr im Körper inrückgeblieben war.“ i öher mit⸗ „Armer Kerl,“ meinte der Direktor bedauernd. hat doch eigentlich Ihrer aller Rettung erſt die Krone gegeben. Ohne ſeine Päſſe wäre Ihnen die Grenzſperre verſchloſſen geblieben.“ a 8 „Ein gutes Stück Geld hat's außerdem gekoſtet. Der Doktor hat tief in die Brieftaſche greifen müſſen.“ „Gott ſei Dank haben Sie nun alles hinter ſich. Möchten Sie es noch einmal durchleben?“ „Nein,“ antwortete der General entſchieden.„Immer⸗ hin zwickt es da drinnen irgendwo.“ Er legte die Hand aufs Herz.„Wenn's nur nicht dasſelbe iſt, was dem Wla⸗ dimir die Schnapsflaſche in die Hand geſpielt hat.“ „In Paris wird ſich das geben,“ lachte der Direktor. „Meine Villa in St. Cloud und die herrliche Umgebung werden Sie Ihr Vaterland bald vergeſſen laſſen.“ „Nein, Herr Direktor“— dieſes Nein war noch abwei⸗ ſender geſprochen als das erſte—„mein Vaterland werde ich weder in Paris noch in St. Cloud vergeſſen. So etwas wächſt mit dem Menſchen wie die Jahresringe im Baum.“ „Ich meine, die Nähe der fürſtlichen Familie wird für 5 8 10 Stückchen Vaterland ſein,“ ſagte der Direktor ein⸗ enkend. „Der Fürſt gefällt mir nicht mehr,“ meinte der General. „Er iſt einſilbig und ſcheint nicht bei der Sache.“ „Ob ihm nicht die Verlobung ſeiner Tochter mit dem Arzt nahegegangen iſt? Es iſt doch immerhin eine nicht alltägliche Verbindung.“ Der Direktor kniff das eine Auge lauernd zu. N „Sie haben richtig vermutet und zu gleicher Zeit recht, Herr Direktor. Nahegegangen iſt ihm die Verbindung. Denn als ihm Tatjana ihren Wunſch vorgetragen hatte, vergoß der alte Mann Freudentränen und ſagte:„Edle Frauen paſſen zu edlen Männern. And alltäglich, wie Sie ſich aus⸗ drücken, iſt die Verbindung ſicher nicht. So ein Paar Men⸗ ſchen wie dieſe, führt der liebe Gott nur in ſeiner roſigſten Laune zuſammen.“ N f Der Direktor wiegte den Kopf und ließ den Wohlgeruch ſeiner friſch angezündeten Zigarette über das Promenaden⸗ deck ſchweben. a a 0 9* „Er „Sie können recht haben. Auf jeden Fall ſieht er aus, als würde er meine Gaſtfreundſchaft nicht lange be⸗ anſpruchen. Solche Köpfe haben bald ein Unterkommen gefunden.“ „Gefällt Ihnen der Kopf? Ha, ha,“ lachte der General, „als ich ihn zum erſten Male glattraſiert und mit gepfleg⸗ tem Haupthaar ſah, iſt es mir durch den Kopf gegangen: Dieſer Mann hat in dein Inneres 1 505 in einen ſchmutzigen Kartoffelſack geſchaut. Und da habe ich mich zum erſten Male in meinem Leben geſchämt.“ „Dieſe beiden dort ſcheinen ſich an dem ſchönen Bilde nicht ſatt ſehen zu können,“ ſagte der Direktor, indem er auf ein am äußerſten Ende der Promenade plauderndes Paar deutete. Es waren Alexei und Tatjana. Sie ruhte, das zarte Rot einer neuerwachten Geſundheit auf den Wangen, in. einem Liegeſtuhl, während Alexei dicht neben ihr an dem, niedrigen Geländer lehnte. ö „Wie herrlich dieſer weiße Baukaſten Konſtantinopel in, der Sonne ſchimmert,“ ſagte Tatjana mit träumendem Blick in die Ferne. 8 19 8 liegt rein und hoffnungsvoll vor uns wie unſer eben.“ g „Und das haben wir deinem Opfermut und deiner Liebe zu verdanken“ „Nicht doch, Totjana,“ ſagte Alexei. Er führte die durch⸗ ſichtige Hand ſeiner Verlobten an die Lippen.„Nicht die Tat eines zufälligen Helfers in der Not formt das Leben, ſondern die Art, wie wir die Hilfe belohnen und für uns verwerten. Belohnt haſt du mich durch deine Liebe und geadelt iſt mein Tun in deiner mutigen Verteidigung der: drei höchſten Güter eines guten Menſchen: Freiheit, Ehre, Vaterland!“ Ende. * 1* Das wahre Glück Iſt die Genügſamkeit, Und die Genügſamkeit Hat überall genug.(Goethe,) 5 1 Nie derſchwörſtadt.(Verunglückter Faltboot⸗ fahrer.) Zwei Faltbootfahrer aus Freiburg kenterten hier mit ihrem Fahrzeug und wurden durch einen Wäch⸗ ter, der die Vorarbeiten am Rhein für das Kraftwerk Nie⸗ derſchwörſtadt beaufſichtigt, vom Tode des Ertrin lens gerettet. Ohne ein Wort des Dankes ſetzten ſich die beiden jungen Leute wieder in ihr Boot und fuhren davon. Furtwangen.(Ein teuer erkaufter erſter Preis.) Der von hier gebürtige 22 Jahre alte, ledige Arnold Wernet, der bei dem an Pfingſten in Ihringen abgehaltenen Radfahrfeſt bei einem der Rennen als Erſter durchs Ziel ging, war, wie wir damals berichteten, ge⸗ kürzt und hatte einen dreifachen Schädelbruch erlitten. In der Klinik iſt der junge Mann nun ſeinen Verletzun⸗ gen erlegen. 4 Aus Nah und Fern. Ludwigshafen.(Mißglückter Schwindel.) In den Bahnſtation Meckenheim verſuchte in der Nach 5 gutgekleideter Mann, der ſich als Kaſſenprüfungsbeamter der Reichsbahndirektion vorſtellte, eine Kaſſenreviſion vor⸗ zunehmen, offenbar in der Abſicht, eine Kaſſenberaubung auszuführen. Nachdem der Fremde die von ihm geforderte Legit nation nicht vorzeigen konnte, entfernte er ſich mit em Bemerken, am nächſten Tage wieder zu kommen. Die Polizei iſt verſtändigt. Klingenmünſter.(Vorſicht beim Papiergeld.) in junger Mann kam in ein hieſiges Schuhgeſchäft und verlangte ein Paar Schuhe zu kaufen; zur Bezahlung zog er einen 50⸗Mark⸗Schein aus der Taſche. Die Verkäuferin hatte keine Bedenken und gab dem jungen Manne ohne weiteres auf den 50⸗Mark⸗Schein heraus; die Schuhe koſte⸗ ten fünf Mark. Kurze Zeit darauf ſah die Frau, daß es ein alter 50⸗Mark⸗Schein war. Alzey.(Giftgaſe im Schacht.) Der Maurer⸗ neiſter Stotz war in dem C. Maier'ſchen Gebiete(Hinter⸗ gebäude) mit dem Ausputzen eines alten Kanals beſchäf⸗ tigt. Dabei ſtieß er auf einen ſteinernen Deckel, den er aufhob, um in die Oeffnung einzuſteigen. Doch kaum war er darin, wurde er durch giftige Gaſe ſofort be⸗ ſinnungslos. Zum Glück war ein Junge daber der raſch Hilfe holte. Die Arbeiter der Möbelfabrik Maier zogen den Bewußtloſen, der von Schlamm bedeckt war, mit Stricken aus dem unterirdiſchen Gang und ſtellten Wiederbelebungsverſuche an. Inzwiſchen traf auch ärzt⸗ liche Hilfe ein, der es nach längeren Bemühungen ge⸗ lang, den Bewußtloſen wieder ins Leben zurückzurufen. Der Mann wurde in das Kreiskrankenhaus überführt. Dieſer alte Schacht, in den der Maurermeiſter eingeſtie⸗ gen war, war vielleicht jahrhundertelang noch nicht ge⸗ öffnet und hatten ſich darin die giftigen Gaſe entwickelt. Weilburg.(Blutiger Ausgang einer Kir⸗ mes.) Im benachbarten Mengerskirchen trug ſich wäh⸗ rend des Kirchweihfeſtes eine blutige Meſſerſtecherei zu, in deren Verlauf ein junger Mann einen Stich in die Lunge erhielt, ſo daß ſein Zuſtand hoffnungslos iſt. Die Weiterabhaltung der Kirmes wurde, nachdem die Ge⸗ richtskommiſſion Feſtſtellungen gemacht hatte, verboten. Meiſenheim.(Begnadigt.) Nach einem hier ein⸗ gegangenen amtlichen Schreiben iſt die durch das rechts⸗ kräftige Urteil des Schwurgerichts gegen den Schuh⸗ macher Heinrich Hermann aus Meiſenheim wegen Mor⸗ des verhängte Todesſtraſfe im Gnadenweg in lebens⸗ längliche Zuchthausſtrafe umgewandelt worden. Kirchbergn.(Aufgegriffener Fürſorgezög⸗ ling.) Hier wurde ein 12 Jahre alter Fürſorgezögling, der angab, bei einem Landwirt in Wederath untergebracht zu ſein, aufgegriffen. Das Bürſchchen wurde dem Richter vorgeführt, da die Vermutung beſteht, daß er mehrere rechtswidrige Handlungen begangen hat. Vor ſeiner Feſt⸗ nahme benutzte er hier andauernd die Schiffſchaukel und verbrauchte weiter auch Geld für eine nicht unbeträchtliche 3 Süßigkeiten. 0 5 ffenbach.(Wegelagerer.) In einem Walde bei dem nahegelegenen Lämmerſpiel wurde ein Bauer, der ſich zu Fuß nach Offenbach begeben wollte, um Sauen einzukaufen, an einer Wegkreuzung von einem Strolch angefallen und an der Kehle gewürgt. Seine Spieß⸗ geſellen, die ſich hinter einem Dickicht verborgen hielten, ſprangen aus demſelben hervor. Alle drei durchſuchten gemeinſam den Ueberfallenen und raubten ihm ſein Porte⸗ monnaie mit 20 Mark Inhalt, worauf ſie ſich ſchleunigſt verdufteten. N f genheim.) 7 — 8 25 Dortmund.(Ja, der liebe Monat Mai....) In Selm⸗Beifang bei Dortmund in Weſtfalen heiratet die⸗ ſer Tage eine 64jährige Witwe. Dieſe Tatſache iſt an ſich wohl ohne Bedeutung. Aber der glückliche Bräutigam, der die Greiſin zum Standesamt und zum Altar führte, hatte das beneidenswerte Alter von—— 24 Jahren. Die„junge“ Frau brachte als Mitgift fünf Kinder mit, die ſämtlich über 40 Jahre alt ſind. Wie ſich der junge Vater jetzt wohl fühlt? Ja, der liebe Monat Mail 4 Mainz.(Plan eines Lufthaſens in Wies⸗ baden.) Die Städte Mainz und Wiesbaden wollen ihre Intereſſen auf dem Gebiete des Luftverkehrs ge⸗ meinſam regeln. In der Nähe von Wiesbaden, auf der ehemaligen Rennbahn, ſoll ein gemeinſamer Lufthafen errichtet werden und eine gemeinwirtſchaftliche Geſell⸗ ins Leben gerufen werden. Hamburg.(Das Ende des Amrumer Toten⸗ ſchüffes.) Das Totenſchiff von Amrum, das vor drei Jahren kenterte, iſt jetzt von den Gebrüdern Beckedorf, zwei Tauchern aus Hamburg, angekauft worden und befin⸗ det ſich im Schlepptau auf dem Wege nach Hamburg. Das Schiff hat noch die alte Holzladung, auf der es treibt. Es ſoll in Hamburg aufgerichtet und gelöſcht werden. Frankfurt a. M.(Eine Mutter mit zwei Kindern in den Rhein.) Eine furchtbare Tragödie hat ſich am Rheinufer zwiſchen Biebrich und Schierſtein abgeſpielt. Dort entdeckte man ein im Waſſer treibendes, ſchweres Bündel, das ſich als die zuſammengeſchnürten Leichen einer Frau und zweier Kinder herausſtellte. Nach den vorgefundenen Ausweispapieren handelt es ſich um die 37jährige Witwe Marie Wolfsleben aus Elberfeld⸗Voh⸗ winkel, deren 11jährige Tochter und ihren 9jährigen Sohn. Die Mutter war mit den Kindern anſcheinend nach Wies⸗ baden gereiſt und hatte am Nachmittag das Strandbad Schierſtein beſucht. Man ſah noch um 12 Uhr die drei Perſonen auf einer Bank am Rheinufer, wo wahrſcheinlich die Frau die grauenhafte Tat vorbereitet hat. Aus wel⸗ chen Gründen die Frau mit ihren Kindern in den Tod ging, ſteht noch nicht feſt. Laibach.(Grauſiger Sele tmord eines Liebespaar es.) Der Aufſeher im Wadde von Opeina fand vor einigen Tagen die verkohlten Leichen zweier jun⸗ ger Leute. Ein 32jähriger Ehemann hatte ſich in die Schweſter ſeiner Gattin verliebt, die ihn ſo zu feſſeln verſtand, daß er ihr willenloſes Werl, ug wurde. Die beiden hatten ſich nach Opcina begeben, ihr Körper mit einem Eiſendraht aneinander gebunden und die beiden Enden des Drahtes über die elektriſche Hochſpannungs⸗ leitung geworfen. Der Strom tötete die beiden augen⸗ blicklich und ſetzte ihre Körper in Brand. Am nächſten Baum beſagte ein großes Papier mit der Auffſchrift: „Berührt uns nicht!— Lebensgefahr!“ Wiesbaden.(Eine furchtbare Familientra⸗ g.ö die.) Zwiſchen Biebrich und Schierſtein hat ſich am Rheinufer eine furchtbare Tragödie abgeſpielt. Am Eingang des Schierſteiner Hafens ſah man ein ſchweres Bündel im Waſſer treiben. Bei näherer Inaugenſchein⸗ nahme ſtellte ſich heraus, daß es die zuſammengeſchnürten Leichen einer Frau und zweier Kinder, eines Knaben und eines Mädchens, waren. Die Feſtſtellungen ergaben, daß eine Selbſtmordtragödie, deren Arſache noch unbekannt iſt, vorliegt. Nach den vorgefundenen Ausweispapieren handelt es ſich um die 37 Jahre alte Witwe Frau Dr. Marie Wolfsleben, deren elfjährige Tochter und neun⸗ jährigen Sohn. Die Kinder ſcheinen ſich gegen das Vor⸗ haben der verzweifelten Mutter, wie aus der Art der Umſchnürung hervorgeht, bis zum letzten Augenblick ge⸗ ſträubt zu haben. Dresden.(Unter Mord verdacht verhaftet.) Eine aufſehenerregende Verhaftung wurde hier vorgenom⸗ men. Unter dem dringenden Verdacht, am 22. September 1916 ſeine dritte Ehefrau vorſätzlich erſchoſſen und das Verbrechen mit Ueberlegung begangen zu haben, wurde der in Groß⸗Rohrsdorf bei Weeſenſtein wohnhafte Sa⸗ nitätsrat Dr. Böhme feſtgenommen und der Staatsan⸗ wualtſchaft Dresden zugeführt. Berlin.(Unfall des Freiherrn von Wan⸗ 0 Dr. Konrad Freiherr von Wangenheim, der Führer der deutſchen Landwirtſchaft, wurde auf ſeinem Rittergut Klein⸗Spiegel durch Scheuen der Pferde aus dem Wagen geſchleudert und erlitt eine ſchwere Gehirn⸗ erſchütterung. Freiherr von Wangenheim ſteht im 77. Lebensjahre. 05 N 5 — 2 2 2 Kreuz und Quer. Allerweltsplauderei von Ernſt Hilarion. Die erſten Früchte des neuen Jahres.— Anappetitliche Schankbuden.— Spare in der Zeit!— Einſt und jetzt auf der Reiſe.— In der Beſchränkung zeigt ſich erſt der Meiſter. i D— Was koſtet die freie Natur? An ihren Früchten werdet ihr ſie erkennen, ſo kann man Du heute ſagen, wenn man auf dem Markt und in den Obſtverkaufsſtänden auf der Straße die leuchtend roten, friſchen Kirſchen ſieht, die einem das Herz im Leibe lachen machen. Nun erſt wiſſen wir es ganz genau, daß der Früh⸗ ling endgültig trotz der Maikälte einmarſchiert und der Sommer bereits nahe iſt. Aber die rotbackigen erſten Früchtlein des neuen Jahres mögen noch ſo ſüß, noch ſo verlockend erſcheinen, für den gewöhnlichen Sterblichen ſind ſie erheblich verſalzen. Sie hängen zu hoch, wie der vor⸗ nehme Meiſter Reinicke Fuchs erklärt, ſind ſie deshalb zu ſauer? Wenn ſich auch jetzt bereits ein gewiſſer Preis⸗ abſchlag auf Kirſchen geltend gemacht hat, ſo ſind ſie trotz⸗ dem noch viel zu hoch im Preiſe, als daß jeder ſich daran er⸗ laben könnte. Dieſer Zuſtand iſt aber nicht einmal ohne die Schuld des kaufenden Publikums entſtanden, denn wie viele kaufen bedenkenlos, zu welchem Preiſe es auch ſei und unter⸗ ſtützen ſo den hohen Preisſtand. Auch hier muß der Grund⸗ ſatz c daß man dorthin geht, wo man am beſten und am billigſten einkaufen kann, da bringt die gegen⸗ ſeitige Unterbietung ſchon von ſelbſt niedrigere Preiſe hervor. Mit der warmen Jahreszeit haben ſich nun auch wieder die Limonaden⸗Verkäufer und die Eishändler auf den Straßen eingefunden und laden uns zur ſchnellen Er⸗ quickung in der Sonnenhitze durch eine innerliche Abküh⸗ lung ein. Oft hat man auch die rechte Luſt danach, aber wenn man zuweilen ſehen muß, wie unſauber die Gläſer 1 werden, wie trüb, faſt laugenhaft das Waſſer aus⸗ teht, in dem ſie geſpült werden, dann vergeht einem aller Durſt und man macht, daß man ſchleunigſt weiterkommt. Abgeſehen davon, daß dieſe mangelhafte Sorgfalt höchſt unappetitlich iſt, 1 25 beſonders betont werden, daß bei ſolcher Unsauberkeit die Krankheitsgefahr eine ſehr hohe iſt. Krankheitserreger können leicht dadurch übertragen werden. Ein Verdienſt um das Wohlergehen des Publikums hat ſich daher das Berliner Polizeipräſidium erworben. als 1 es in dieſem Jahre eine neue Verordnung herausgab, wo⸗ nach ſämtliche Schankbudenbeſitzer eine Einrichtung mit 1 endem Waſſer haben müſſen, die zum Spülen der rrinkgefäße dienen ſoll. Dieſer Verordnung iſt auch gleich ein praktiſcher Vorſchlag beigegeben. Natürlich kann ſich nicht jeder Ausſchankbeſitzer auf der Straße eine Waſſer⸗ leitung legen laſſen. Darum wird empfohlen, durch die Aufſtellung einer Waſſertonne, die mit einer Kohlenſäure⸗ einrichtung verſehen werden ſoll, fließendes Waſſer herzu⸗ ſtellen. In Berlin wird man alſo künftig keinen ſchmutzigen Spülwannen mehr begeanen. denn die Beamten ſind zur ſtkengen Aufmertſamteit in dieſer Angelegenheit angewte⸗ ſen worden. Auch für andere Städte und Orte dürfte ſich dieſe Verordnung zweckdienlich erweiſen und es wäre zu begrüßen, wenn man überall die Schankbudenbeſitzer zu dieſer an ſich ſelbſtverſtändlichen Sauberkeit anhalten würde. Schon beginnen uns auch die Ferien wieder im Kopf herumzuſpuken. Jede entbehrliche Mark wird beiſeite gelegt, um wenigſtens einen kleinen Rückhalt zu haben, wenn die goldenen Tage der Freiheit anbrechen und man, gelöſt von des Gewerbes Banden, ſich einer wohlverdienten Erholung hingeben will. Bei vielen allerdings wird Sparen klein geſchrieben, und wenn ſie einmal die rechte paſſende Gelegenheit hätten, ſich ihres Lohnes zu erfreuen, ſind die Taſchen leer. And dann kann es gar paſſieren, daß man ſeinen Ferientagen gegenüberſteht und in ſich und vor ſich eine gähnende Leere erblickt. Mögen jene daraus lernen und dann ſich doch eines Tages zu dem guten Hausvatertum bekehren laſſen. Große Sprünge werden in dieſem Jahre wohl die wenigſten machen, weil ihnen eben das rechte Sprungbrett dazu fehlt. Vor einigen Jahren konnte es ſich noch manch einer leiſten, mit ſeinen Inflationspapieren, die er auf mehr oder weniger kluge und ſchlaue Weiſe ſich erwarb, eine längere oder weitere Reiſe zu machen. Auf der Eiſenbahn wartete man den abfahr Moment ab, um noch gerade mit dem billigen Zug abfahren zu können, denn in der nächſten Stunde wurde es gar ſchon zu einer Anerreichbarkeit, während man nun noch für einen Apfel und ein Stück Brot durch ganz Deutſchland reiſen konnte. Dieſer Scheinreichtum iſt nun endgültig verflogen, jetzt können wir wieder genau ſehen, was wir haben und nicht haben und wie lang die Decke iſt, nach der wir uns ſtrecken müſſen. Damit iſt aber trotzdem wieder eine gewiſſe Beruhigung auch in dem Feriengenuß feinen roten Tropfen bedeckt waren. Vermiſchtes. f Bubikopf und Briefmarke. Nun hat der Bubikopf auch bereits die Briefmarke erobert, denn die jüngſte Brief⸗ marke der amerikaniſchen Republik San Salvador hat als Schmuck einen Frauenkopf aufzuweiſen, der im Gegen⸗ ſatz zu den bisherigen ſtiliſierten Frauenköpfen im aller⸗ modernſten Sinne friſiert iſt, das heißt, die Frau iſt mit einem Bubikopf abgebildet. Die Amerikaner haben ſeit jeher das Beſtreben, alle ihre künſtleriſchen Ausſchmückun⸗ gen nach dem Stil des alltäglichen Lebens zu verfertigen. Aus dieſem Beſtreben heraus iſt offenbar auch die neue Briefmarke entstanden, denn für die Amerikaner bedeutet Stil nicht wie bei uns Tradition und Kultur, ſondern das Neueſte iſt für ſie dasjenige, was am beſten den Rhythmus des Lebens kennzeichnet. Die Dame mit dem Bubikopf auf der Briefmarke hat außerdem noch die moderne Stirn⸗ locke, ſo daß man tatſächlich ſagen kann, auf dieſer Marke iſt der modernſten Haartracht ein Denkmal geſetzt. Bemer⸗ kenswerterweiſe hat dieſe Marke noch einen anderen Zweck, denn die praktiſchen Amerikaner laſſen auch das kleinſte Stückchen Papier nicht unbenutzt, ohne es zu einem ge⸗ ſchäftlichen Zweck zu verwenden. In der richtigen Erwar⸗ tung, daß die Dame mit dem Bubikopf auf der Briefmarke die Aufmerkſamkeit der Hausfrauen erregen werde, hat die Regierung von San Salvador gerade dieſe Bubikopf⸗ marke dazu benutzt, eine wirkungsvolle Propaganda für den Kaffee von San Salvador zu machen. Der Kaffee vo San Salbador iſt nämlich der größte Ausfuhrartikel die⸗ ſes Landes, für den beſonders in den letzten zwei Jahren ſtark die Werbetrommel gerührt wurde. Nun muß die Briefmarke dazu herhalten, vor allem der Bubikopf, denn um das Damenbildnis rankt ſich ein recht naturgetreuer oliven⸗ grüner Kaffezweig, gewiſſermaßen als Rahmen des Bild⸗ niſſes. Um einen ſchönen fkarbigen Eindruck zu erzielen, befinden ſich an dem grünen Zweig auch mehrere rote Früchte und dieſes ganze konſtruierte Arrangement wird von einer Umſchrift umgeben: El mejor cafe— the beſt coffee. Es wird alſo in den zwei geläufigſten Sprachen den Amerikanerinnen auseinandergeſetzt, daß der Kaffee von San Salvador der beſte Kaffee iſt. Die Bubikopf⸗ marke hat tatſächlich einen großen Erfolg, ſo daß alſo die Reklame für den Kaffee bei den Hausfrauen auf günſtigen Boden gefallen iſt. Was wird aus den Tanzgirls? Die Epidemie des Tiller⸗ und ähnlichen Girltums macht dieſe Frage zu einer wahrhaft ſoziologiſchen Angelegenheit. Man denke nur daran, daß in einer einzigen Revue, oder doch in ihrem Titel,— und es liefen zu gleicher Zeit ähnliche Revuen halbdutzendweiſe in Berlin— von„1000 ſüßen Beinchen die Rede war. Was wird alſo aus den Reſitzerinnen 01 gcc Beinchen? Die amerikaniſche N„Liberty“ hat ich die Mühe gemacht, dieſe Frage wenigſtens für diejenigen Girls zu klären, die innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte die berühmten„Ziegfeld Follies“ paſſiert haben. Acht⸗ hundert Schickſalen iſt man ſo nachgegangen und hat im⸗ merhin einige Zahlen eruiert, aus denen ſich mancherlei ſchließen läßt. Die wichtigſte Fünfhundert von dieſen achthundert Girls haben ſich we⸗ nigſtens einmal verheiratet. Ein außerordentlich günſtiges Reſultat, möchte man ſagen. Aber das böſe Ende kommt noch. Von dieſen fünfhundert ſind nämlich wenigſtens vierhundert zum mindeſten einmal wieder geſchieden wor⸗ den. Zu dieſem Ergebnis ſtimmt die traurige Tatſache, daß nur fünfundzwanzig von dieſen achthundert doch ohne Zweifel zum allergrößten Teil körperlich leiſtungsfähigen und wohlgeſtalteten Mädchen Mütter geworden ſind und daß zweihundert von ihnen, wie der Bericht mit grauſamer Kürze ſagt: untergegangen ſind. Vierhundert von ihnen ſind noch Tänzerinnen, hundert ſind zum Film überge⸗ wechſelt, dreißig ſind geſtorben... Eine Statiſtik, die ſchlimm in unſere Zeit paßt! „Blutregen“ in Cattaro. In Cattaro zeigte ſich nach einem heftigen Sturm ein roter Nebel, aus dem ein Feuerregen herniederrieſelte. Der Himmel leuchtete wie ein Widerſchein eines entfernten Brandes. Als der Regen aufhörte, merkte man, daß alle Dächer und Blätter, die Springbrunnen der Stadt und die Felſengebirge mit Dieſe Erſcheinung, die unter dem Namen„Blutregen“ bekannt iſt, zeigt ſich nur ſehr ſelten. Man führt ſie darauf zurück, daß in der Luft roter Staub vorhanden iſt, der bei einem Vulkanaus⸗ bruch in große Höhen geſchleudert worden iſt. eingetreten. Man braucht nicht kagtägtich in die Zeitung zu ſehen, wie die Kurſe ſtehen, man braucht ſich nicht mehr mit Rechenexempeln herumzuſchlagen, die meiſt doch nur Spekulationen waren. And dieſe Ruhe hat den großen Vorteil, fuß ſie die Ferien auch zu einer rechten Erholung werden laſſen. Man braucht nicht gleich in ein großes Seebad zu reiſen, wo 51 die große Welt trifft, man braucht 7 nicht mit kühnen Plänen einer Ueberſeereiſe abzugeben, chon in kurzer Entfernung von unſerer näheren Heimat 1 0 wir Orte, in denen wir alles finden, was wir mit 19 ische t in den Ferien ſuchen: landſchaftliche Schön⸗ eit, friſche feier Natur. Da kann das alte Goethewort auch noch zu ſeiner Berechtigung kommen, daß ſich in der Beſchränkung erſt der Meiſter zeigt, denn es iſt eine Kunſt, mit wenig Mitteln dennoch ſchöne und genußreiche Ferien zu ver⸗ leben. Vor allen Dingen ſollten wir es uns aber angelegen ſein laſſen, uns innerhalb der Grenzen unſeres Vaterlandes zu beſcheiden. Wir haben es fürwahr nicht nötig, unſer Geld ins Ausland zu tragen. Es iſt ſchon gerade genug, was uns alljährlich an Kriegslaſten aus der Taſche gezogen wird. Zu bedenken iſt auch, daß unſere Volksgenoſſen, die auf den Fremdenverkehr angewieſen ſind, auf uns warten, daß ſie ebenſo wie wir von unſerer ſchweren Zeit betroffen ſind und man ihnen Anterſtützung im größtmöglichen Maße angedeihen laſſen muß. Dieſe Bedürftigkeit darf dieſe nun allerdings nicht veranlaſſen, die Sommerfriſchler als die geeignetſten Ausbeutungsobjekte zu betrachten. Hierin wird noch immer geſündigt und das Publikum ſollte zu der Selbſthilfe greifen, daß es auf Preisunterſchiede aufmerk⸗ am macht und dorthin geht, wo es am beſten bedient wird. ir müſſen alle Hand in Hand arbeiten, wenn wir gut über die ſchweren Jahre kommen wollen. Wenig zur Nach⸗ ahmung empfohlen kann folgendes Vorkommnis werden: Befindet ſich da in der Umgebung Berlins ein großer, ſchöner See, der allſonntäglich das Ziel vieler Ruderer und Segler iſt. Aber die Ufer ſind das Eigentum eines Privat⸗ mannes, und dieſer 105 von ſämtlichen Bootsinhabern, die auf ſeinem Gebiet an⸗ legen, 50 Pfennig abfordern. Derartige Gewinnſucht geht wohl etwas zu weit. rage iſt natürlich: wie ſind die Heiratsausſichten? Nun, offenbar nicht gerade ſchlecht. uft, geſunde Koſt und Erholung in Gottes t jeweilig durch einen Angeſtellten g 1 0 Dieſe Ausflügler müſſen alſo zu ihrem bitteren Leidweſen erkennen, daß ſelbſt die friſche Luft und die Anſicht des Waldes nicht umſonſt iſt. Allgemeines. Seckenheim, 1. Juni. „Die Zahl der Stimmberechtigten zum Volksen ſcheid. Aus verſchiedenen Wahlkreisverbänden lagen An⸗ fragen darüber vor, in welcher Weiſe die Jahl der Stimmberechtigten zum Volksentſcheid feſtzuſtellen und mit⸗ zuteilen iſt. Dieſe Unklarheit wird jetzt durch neue Richt⸗ linien des Reichsinnenminiſteriums erledigt. Danach ſollen in den einzelnen Wahlkreiſen die Zahl der Stimmberechtig⸗ ten gleichzeitig mit dem Abſtimmungsergebnis nach Schluß der Abſtimmungshandlung vom 20. Juni mitgeteilt wer⸗ den. Von einer vorherigen Mitteilung und Ermittelung der Zahl der Stimmberechtigten wird Abſtand genommen. Dagegen werden die Wahlkommiſſare e hei 21 7 der Wählerliſten beſondere Sorgfalt wal⸗ en zu laſſen. 8 Zu einer Besprechung wichtiger Tages fragen ladet 5 Lokales und die Deutſch⸗demokratiſche Partei ihre Mitglieder für heute Dienstag Abend ins Gaſthaus, Zum Lamm“ ein „ Der Garten im Juni. Nicht umſonſt heißt der Juni der Roſenmonat, bringt er uns doch die erſten Blüten der Königin der Blumen, die mehrere Monate hindurch uns durch ihren prachtvollen Duft erfreut. Aber nicht alle Roſen blühen zweimal im Jahre und der Roſengärtner beſchneidet die Roſen kurz nach ihrer erſten Blüte, um dadurch die Knoſpen für die zweite Blüte zu wecken. An Blumen iſt in dieſem Monat überhaupt kein Mangel und die Blumenbeete weiſen noch Reſeda, Goldlack, Primeln, Zyklamen und Zineranien auf. Einen materiellen Gewinn hat der Kleingärtner im Brachmonat bereits von ſeinem Gemüſegarten. Trotzdem iſt auch für ihn im Monat Juni kein Mangel an Arbeit. Die abgeernteten Beete, die das Frühgemüſe getragen haben, müſſen für andere friſche und zarte Gemüſe wieder umgegraben werden und friſch gedüngt werden. Man pflanzt noch einmal Radieschen, ſät Erbſen, Salat uſw. Die letzten Bohnen werden gelegt und die Gurkenkerne in den wohl vorbereiteten Boden gebracht. Da der Kleingärt⸗ ner die kalten Nächte nicht mehr zu fürchten hat, kann er auch die jungen Pflanzen vom Miſtbeet verpflanzen und ſorgt ſo für den Winter vor. Er beſchneidet den Winter⸗ alat und die Gewürzkräuter und trocknet ſie an einem chattigem Platze. Als weiteren Vorrat für den Winter bringt er noch auf andere Beete Kohl aller Art: Rotkohl, Weißkohl, Wirſingkohl, Blumenkohl und Roſenkohl. Auch pflanzt man im Juni noch Sellerie und Porré, eventuell auch Dill, der wohl in jedem Garten von allein wieder auf⸗ taucht, um im Winter auch an Suppenwürzen keinen Mangel zu leiden. Der Spargel liefert uns die letzten Stan⸗ gen, mit denen er uns faſt einen ganzen Monat hindurch eine pikante Tafelfreude bereitet hat. Man muß ihn jetzt wachſen laſſen, damit er nicht zu ſehr geſchwächt wird und „Durch die Blätter den Wurzeln neue Nahrung zuführen kann f Ein beſonderes Augenmerk muß der Gartenbeſitzer auf die Bekämpfung der Schädlinge der Obſtbäume richten. Sorgfältiges Beobachten des Ungeziefers, Anbringen von Kleberingen, Abſammeln von Raupenneſtern werden ihn im Herbſt bei der Obſternte voll belohnen. An den Zwerg⸗ und Spalierbäumchen werden die 85 ausgetriebenen Ne⸗ benzweige entfernt und von allen Obſtbäumen und ⸗ſträu⸗ 2. Bühler Georg, 3. Reinhard Marie, TV, 46 P, ßere Akbefk mächen die Erdbeerßeete. Sehr ſorgfältiges Abranken iſt nötig und fleißiges Gießen und Düngen mit verdünnter Jauche an warmen Regentagen geben den Erd⸗ beerſtauden ſo viel Nahrung, daß die köſtliche Frucht zu voller Größe ausreifen kann. b Der Juni iſt ein Krautmonat. Werden hier nicht ge⸗ nügend durch fleißiges Jäten und Hacken alle Unkraut⸗ keime entfernt, ſo kann man bald nicht mehr durchfinden, und im nächſten Jahr wird es noch ſchlimmer werden, da die Zeit der Blüte und zum großen Teil ſchon die der Reife des Unkrauts in dieſen Monat fällt. Die trockenen Tage im Monat verlangen ein fleißiges Gießen nicht nur der Pflan⸗ zen, ſondern auch der jüngeren Bäume und Sträucher. Hierzu gräbt man ſich am beſten eine Tonne in den Boden ein, gießt ſie des morgens voll, damit man die Pflanzen mit abgeſtandenem Waſſer beſprengen kann. Der beſte Zeitpunkt für das Gießen iſt der frühe Moroen vor Sonnen⸗ aufgang und der ſpäte Abend, wenn die Sonne bereits hinter dem Horizont verſchwunden iſt. Sport und Spiel. Die Ergebniſſe zu den Kämpfen um den Wanderschild hier am letzten Sonntag: Oberſtufe(3⸗Kampf): 1. Schmich Bruno, TB, 58 P., 2. Weis Volf, TV, 53 P., 3. Wöll Albert, TV, 51 P., 4. Lohnert Hans, TV, 49 P., 5. Volz Hermann, TV, 46 P. Anterſtufe(3⸗Kampf): 1. Wöll 1 TV, 51 P., 2. Schmitt Albert, TV, 50 P., B, 50 P., 2. Jörger Albert, TB, 50 P., 3. Biegel Wilhelm, TB, 48 P., 4. Seitz Albert, TVB, 5. Hirſch Paul, TB, 6. Arnold Ludwig, TV, 6. Ruf Anton, TB, 6. Ehret Wilhelm, TV. Jugend Oberſtufe(3⸗Kampf): 1. Staudter Paul, TB, 68 P, 2. Werner Max, TV, 64 P., 3. Eder Guſtav, TB, 56 P., 4. Bauer Hermann, TV, 5. Braun Karl, TB, 6. Frey Albert, TVB, 3. Biegel Adam, TV, 6. Koger Emil, TB, 7. Würthwein Edmund, TB, 7. Damm Fritz, TB, 8. Hörner Roland, TB, 9. Eder Hermann, TB, 10. Hartmann Wilhelm, TB, 10. Seitz Emil, TV, 11. Hauck Arthur, TB. Jugend Anterſtufe(3⸗Kampf): 1. Jakob Alfred, TVB, 68 P., 2. Weber Ludwig, TV, 66 P., 3. Frey Karl, TB, 63 P., 4 Hartmann Fritz, TB, 5. Kunz Karl, TV., 6. Rieſenacker Hermann, TB, 7. Würthwein Adolf, TB, 8. Wohlfahrt Emil, TB. b Schüler(3⸗Kampf): 1. Heidt Guſtav, TB, 69 P, 2. Häring Georg TV, 67 P, 3. Wolf Albert, TB, 62 P., 4. Pfliegensdörfer Emil, TV, 5. Fuchs Fritz, TB, 6. Obermeier Ludwig, TB, 6. Erny Karl, TB, 7. Huf⸗ nagel Richard, TB, 8 Klumb Ernſt, TB, 9. Roß Georg, TB, 10. Seitz Erwin, TV, 10. Herd Alex, TB, 11. Kern Heinrich, TB, 11. Herd Karl, TB, 12. Grabenauer Ernſt, TV, 13. Hörner Günter, TV. Turnerinnen(3⸗Kampf): 1. Ehret Kätchen, TB, 56 P., 2. Dehouſt Luiſe, TB, 53 P., 3. Biegel Liſabeth, TB, 4. Ruf Emilie, TB, 5. Möll Frieda, TB, 5. Treiber Marie, TV. Einzelkämpfe: 100 m Lauf(Oberſt.): 1. Weis Rolf, TV,(2 S., 2. Möll Alb., TV, 12,1 S. 100 m Lauf(Jug.): 1. Werner M., TB, 12 S., 2. Staudter P., TB, 12,3 S. 1500 m Lauf: 1. Schüßler Gg., TV, 5,7 M., 2. Möll H., TV, 5,8 M. Hochſprung: 1. Arnold L., TB, 1,55 m, 2. Möll Alb., TB, 1,50 m Weitſprung: 1. Schmich Bruno, TB, 5,96 m, 2. Weis Rolf, TV, 5,75 m Stabhoch: 1. Bühler Georg, TV, 8 m, 2. Möll Albert, TB, 2,95 m Kugelſtoßen: 1. Schmich Bruno, TB, 10,15 m, 2. Lohnert H., TV, 9,65 m . Schleuderball: 1. Möll A., TV. 46,70 m, 2. Schmich Br., TB, 46,50 m chern ſchneidet man die ſogenannten Waſſerreiſer ab. Grö⸗ mllche Benunnimuchungen. Diskuswerfen: 1. Weis Rolf, TV, 28,50 m, 2. Schmich Br., TB, 27,90 mn g Speerwerfen: 1. Volz H., TV, 38,40 m, 2. Hirſch Paul, TB, 36,60 m Ballweitwurf: 1. Hirſch Paul, TB, 87,20 m, 2. Eder G., TB, 78,90 m Fußballweitſtoß: 1. Seitz Hermann, F.⸗Vgg. 98, 48,40 m 2. Becherer W., F.⸗Cl. Vikt., 43 m 4100 m Staffel: 1. TV mit 49,4 Sek., 2. TB mit 50 Sek. 404100 m Jugend: 1. TV mit 50,1 Sek., 2. TB mit 50,1 Sek., 3. TV mit 52,2 Sek. 45475 m, Schüler(Pendel): 1. TV mit 45,1 Sek., 2. TV mit 46 Sek. 3. TB mit 46,4 Sek. Marktberichte vom 31. Mai. Mannheimer Produktenbörſe. Infolge des heutigen amerikaniſchen Feiertages lauten die vom Auslande vor⸗ liegenden Offerten ziemlich unverändert. Die Marktlage iſt ruhig. Am hieſigen Platze blieb nahe Ware geſucht. Man nannte vorbörslich gegen 12.30 Uhr: Weizen, inl., ohne Angebot, ausländiſcher 30,50 bis 33,25, Roggen, inl., 21 bis 21.25, ausländiſcher 21.75 bis 23, Hafer, inl.⸗ 20,50 bis 21,50. ausländiſcher 19,25 bis 23,75, Brau⸗ gerſte, inl., ohne Angebot, ausländiſche 26 bis 27,50, Futtergerſte 18,25 bis 19,50, Mais mit Sack 17.25 bis 18, Weizenmehl, Spezial 0, 42,25 bis 42,50, Brotmehl 29 bis 31, Roggenmehl 29 bis 31, Kleie 9,25, Bier⸗ treber mit Sack 14,50 bis 15, alles die 100 Kilogramm bahnfrei Mannheim. Mannheimer Vichmarkt. Dem heutigen Viehmarkt waren zugeführt 284 Ochſen, 137 Bullen, 669 Kühe und Rinder, 376 Kälber, 38 Schafe, 1950 Schweine. Be⸗ zahlt wurden für Ochſen 30 bis 59, Bullen 36 bis 59, Kühe 14 bis 50, Kälber 48 bis 84. Schafe 38 bis 44, Schweine 60 bis 82. Marktverlauf: Mit Großvieh ruhig, Ueberſtand, mit Kälbern mittelmäßig, geräumt, mit Schweinen ruhig, Ueberſtand. 8 3 Vorausſichtliche Witterung: Die nächſten Tage werden unter der Wechſelwir⸗ kung eines hohen Druckes im Südweſten und eines nie⸗ deren Druckes in Nordweſten ſtehen. Abgeſehen von ſtrich⸗ weiſen Gewitterregen iſt im allgemeinen ziemlich ſchö⸗ nes Wetter zu erwarten. Mittwoch: Ziemlich ſchön und etwas wärmer, vereinzelt Gewitterregen.— Donnerstag: Vorwiegend heiter und trocken, ziemlich warm. a Geſchäftliche Mitteilungen. Beamten⸗Lotterie. Der Verband der Bad. Gemeinde⸗ Beamten hat in großzügiger Weiſe an den ſchönſten Punkten unſerer badiſchen Heimat Erholungsheime geſchaffen, in denen die Angehörigen des Verbandes mit ihren Familien, aber auch andere Gäſte aus allen Gauen Deutſchlands eine gute und billige Aufnahme finden. Zur Erhaltung und Ausſtattung dieſer Erholungsheime veranſtaltet der Verband auch in dieſem Jahre wieder eine Wohltätigkeits⸗Lotterie. Alle, die bereit ſind ein gutes Werk zu unterſtützen, mögen von dieſen Loſen kaufen. 2243 Geldgewinne im Geſamtbetrag von M 15.000.— werden verloſt. Die Ziehung füündet garantiert am 11. Juni 1926 ſtatt. Loſe zum Preiſe von M. 1.— ſind bei der Firma J. Stürmer, Lotterie⸗Unternehmer, Mannheim O 7. 11. und allen badiſchen Los⸗ verkaufsſtellen zu haben. Hartes Waſſer verhindert beim Waſcheu eine ſchaumige, fette Laugenbildung und iſt oft die Urſache der unangenehmen weiß⸗ lich grauen Kalkflecke in der Wäſche. Zur Verhinderung dieſer Erſcheinung und zur beſſeren Ausnutzung des Waſchmittels gebe man der Waſchlauge immer einen Zuſatz von Henko Bleich⸗Soda bei. Henko macht das Waſſer weich wie Regenwaſſer und fördert die Waſchwirkung erheblich. 185 f Redaktion, Druck und Verlag: G. Zimmermann Ww., Inh. G. Härdle, Seckenheim a. N. eee ee e e e n 8 9„ Straßenſperre. Wegen Vornahme der Walzarbeiten wird die Landſtraße No. 3 zwiſchen Feudenheimer Fähre Danksagung. Grosser Reklame- Verkauf und Seckenheim vom 1. bis 8. Juni, zwiſchen Seckenheim km 10,1 und Edingen vom 9. bis 11. Juni und zwiſchen Edingen und Wieblingen vom 12. bis 17. Juni jeweils von morgens 6 Uhr bis abends 7 Uhr für den Fuhrwerks⸗ und Kraft⸗ wagenverkehr geſperrt. 1 55 N enge können die erſte Strecke über Kreis⸗ weg No. 4, 8 und 7 Fähre— Seckenheim, auf der zweiten Strecke von Seckenheim über Neckarhauſen oder Friedrichsfeld nach Edingen und auf der dritten Strecke über den Grenzhof umgehen. Mannheim, den 29. Mai 1926. Bad. Bezirksamt— Abt. V. Aufgrund des 8 114 Ziffer 3 des P. Str. G. B. und 8 368 Ziffer 8 R. Str. G. B. wurde unter Aufhebung der bisher im Bereich des Amtsbezirks Mannheim und des früheren Amtsbezirks Schwet⸗ zingen beſtehenden Feuerlöſchordnungen am 15. 3. 26. für die Landgemeinden des geſamten Amtsbezirks Mannheim eine Feuerlöſchordnung(bezirkspoltzei⸗ liche Vorſchrift) erlaſſen, der der Bezirksrat am 8. 4. 26. ſeine Zuſtimmung erteilte, und die der Herr Landeskommiſſär am 17.5. 26. für vollziehbar erklärte. Gemäߧ2 der bad. Verordnung vom 23. 7.19 (die Verkündung der bezirks⸗ und ortspoltzeilichen Vorſchriften betr.) bringen wir die Erlaſſung dieſer Vorſchrift, die mit dem Tag der Bekanntgabe in Kraft tritt, zur allgemeinen Kenntnis. Abdrücke der erlaſſenen bezirkspolizeilichen Vorſchrift liegen beim Bezirksamt und auf den Sekretariaten der . zur allgemeinen Einſichtnahme auf.. Mannheim, den 25. Mai 1926. Bad. Bezirksamt— Abt. IV. Bekämpfung der Maul⸗ und Klauenſeuche. Nachdem in dem Gehöft des Landwirts Karl Krauß in Neckarhauſen, Hauptſtraße No. 93 die Maul⸗w und Klauenſeuche ausgebrochen iſt, werden folgende Anordnungen getroffen: 75 A. Sperrbezirk. Die Gemeinde Neckarhauſen bildet einen Sperrbezirk i. S. der 88 161 ff. der Ausführungs⸗ 1 des Bundesrats zum Reichsviehſeuchen⸗ eſetz. B. 15 km Umkreis. In den Umkreis von 15 km vom Seuchenort ſteckarhauſen entfernt(5 168 der Ausführungsvor⸗ 7 zum Reichsviehſeuchengeſetz) fallen ſämtliche emeinden in dieſer Umgebung. Mannheim, den 31. Mai 1926. a Bad. Bezirksamt— Abt. IV. Schöne U. Hopfenſtangen am Lager. Johnen besorgten Vaters Seckenheim, den 1. Juni 1926. Für die so überaus zahlreich bewiesene Anteilnahme an dem schmerzlichen Verluste meines lieben Mannes, unseres treu- Georg Ziegler und die vielen Kranz- und Blumenspenden sagen wir auf diesem Wege unseren innigsten Dank. Besonderen Dank Herrn Pfarrer Kunz für seine trostreichen Worte, dem Mänbergesangverein für den erhebenden Gesang im Hause und am Grabe, dem evang. Männerverein, dem Sterbekassenverein Einigkeit und dem Verband deutscher Eisenbahner für ihre Kranzniederlegungen. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Frau Barbara Ziegler. Teilzahlung ohne Aufschlag! Sammel⸗Anzeiger nur für Mitglieder der Landwirtſchaftl. Ein⸗ und Verkaufs⸗Genoſſenſchaft. Beſtellungen können gemacht werden auf Apfelwein, Traubenwein, ſpaniſchen Traubenſaft, Kohlen und Torf. Im Lager vorrätig: Harnſtoff, Amoniak, Kleie, Weizenfuttermehl, Hirſen, Bruchreis, Fiſchmehl, Hafer, Kohlen, Briketts, Stroh und Torf. Der Vorſtand. 90s Ctträhnts von 2 Kleeückern zu verkaufen. Zu er⸗ fragen in d. Geſchäfts⸗ ſtelle ds. Bl. Friedrich Nötter, Mannheim, l 5,„4 U. 22 Speisezimmer Herrenzimmer Schlafzimmer Büffet und Kredenz: Bücherschrank und echt Nussbaum echt Ei he Schreibtisch 3-türig poliert Mk. 305. Mk. 788. 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Annahme von Spareinlagen mit höchster Verzinsung Diskontierung und Einzug von Wechseln. An- und Verkauf von Wertpapieren. 15 Umwechslung fremder Geldsorten, Beschaffung von Devisen- Zur monatlichen Zahlung der Goldmark- Geschäftsanteile wird erinnert. b f nter Haflung. gt alle im Bankfach vorkommende. 5 14 g fü. 1 lch empfehle mein Lager in: Sürfion, Zeſen, binſeln, delſen, Helderbügeln. Backnänfen, Felſonuulber, puhlüchern, Turborlagen, Deuniccgonfern uf. Hauptstraße 90 Ludwig Gilmer,% Stoet, Eigene Bürstenbinderel. f zur Hufjuchl junger ach mono empfehle: Leberthran-Emulsion Brockmann's Futterkalk Leberthran Futter-Haferflocken Drogerie Höllstin. 3 ulel-Slt zu mäßigen Preisen empfiehlt 14 gung, Wuhelmstr. 53 2 8.