sel 64g aaſusseg be νπẽ)] Nbheiniſche Lebensfragen. Bezugspreis: Für den Monat Juni 1.40 Goldmark, frei ins Haus. Anzeigenpreis: Die einſpalt. Petitzeile 15 Goldpfg. Reklamen: 60 Goldpfg. Bei Wiederholung Rabatt. Beilagen: Illuſtriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). 2 ligaocd, 2. Jun 1926 ee Anzeigenblatt Erſcheinungszeit: Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſetzlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle Hildaſtraße 68 oder durch unſere Träger. Fernſprecher Rr. 16.— Poſtſcheckkonto 78439 Karlsruhe. Gegen die Erhöhung der Beſatzungſtärke. d Berlin, 2. Juni. Nachdem die vom Reichsminiſterium für die beſetz⸗ ten Gebiete ausgearbeitete Denkſchrift über die Beſatzungsſtärke auf Grund amtlichen Zahlenmate⸗ rials ſeit der Räumung Kölns eine Vermehrung der Beſatzungstruppen in der zweiten und drit⸗ ten Rheinlandzone um rund 8900 Mann auf rund 88 000 feſtſtellt, wird von offizieller Seite darauf hingewieſen, daß in allernächſter Zeit die alliierte Beſatzungspolitik Gegen⸗ ſtand einer größeren diplomatiſchen Aktion werden wird. In dieſem Zuſammenhang wird dann auch daran erinnert, daß in den Mitteilungen der Interalli⸗ ierten Rheinlandkommiſſion vom Oktober v. J. ausdrück⸗ lich angekündigt wurde, daß die Zahl der Beſatzungs⸗ truppen„fühlbar“ herabgeſetzt werden würde, was in dem amtlichen deutſchen Kommentar dahin augelegt wurde, daß dieſe Zahl etwa der Stärke der deutſchen Friedensgarniſonen in jenen Gebieten entsprechen würde. Deutschland unterhielt unmittelbar vor Kriegs⸗ ausbruch in jenen Gebieten aber nur etwa 50 000 Mann; ſodaß die jetzige Zahl der Beſatzungstruppen um mindeſtens 38000 zu hoch iſt. Auch der Ein⸗ wand der Gegenſeite, daß die Lo carnoverträge, die die Vorausſetzung für die Minderung der Truppenzahl bilden ſollten, noch nich, in Kraft getreten ſeien, iſt nicht ſtichhaltig, da bekanntlich die gemeinſame Er⸗ klärung der Locarnomächte, die am Ende der Genfer Völkerbundstagung veröffentlicht wurde, feſtſtellt, daß man an den Locarnoverträgen ſo feſthalten wolle, als ob ſie ſchon in Kraft getreten ſeien. Ueberdies iſt auch wiederholt verſichert worden, daß auch Briand teu Zuſtimmung zur Herabſetzung der Beſatzung wenig⸗ tens auf 66600 Mann gegeben habe. Praktiſch liegen die Dinge alſo heute ſo, daß die Locarnopolitik in Bezug auf die Unterhaltung der Beſatzungstruppen in der zweiten und dritten Zone kei⸗ nerlei Rückwirkung gehabt hat, daß die gege⸗ benen Zuſagen nicht innegehalten worden ſind. Man wird das auch nicht damit entſchuldigen können, daß die franzöſiſche Regierung durch innenpolitiſche Probleme ſo ſtark in Anſpruch genommen geweſen ſei, daß ſie den Widerſtand ihrer Generalität nicht zu brechen vermochte. Von deutſcher Seite iſt wiederholt in Paris, Brüſſel und London auf dies Problem hingewieſen worden und immer wieder iſt eine Minderung der Beſatzungstruppen⸗ zahl auf das zugeſtandene Maß als Forderung aufgeſtellt und vorgetragen worden. Die deutſche Regierung wird nun, nachdem alle ihre bisherigen Bemühungen ergeb⸗ nislos geblieben ſind, in einer größeren politi⸗ ſchen Aktion dafür ſorgen, daß endlich die gegebenen Verſprechungen eingehalten werden und ſie wird ſich bei dieſem Schritt darauf berufen, daß auch auf der Ge⸗ genſeite, wie eine Artilelreihe des Mancheſter Guar⸗ dian gezeigt hat, durchaus der deutſche Standpunkt ge⸗ teilt wird, daß nämlich im Zeitalter von Lo⸗ carno die Beſatzung überhaupt widerſin⸗ nig iſt und deshalb ſo ſchnell wie möglich vollſtändig aufgehoben werden ſollte. Solange das nicht zu er⸗ reichen iſt, wird man aber wenigſtens mit allem Nachdruck auf Innehaltung der gegebenen Zuſicherun⸗ gen, d. h. auf eine Verminderung der Beſatzungs⸗ truppen auf 50000 Many beſtehen müſſen. Perſonalfragen im Reichkabine. Interimiſtiſche Weiterverwaltung des Juſtiz⸗ und Rheinminiſterium durch Dr. Marx. Berlin, 1. Juni. Wie ſchon angekündigt worden war, hat das Reichs⸗ kabinett ſich in ſeiner erſten Sitzung nach den Pfingſt⸗ ferien mit einer Frage beſchäftigt, die die Oeffentlich⸗ keit, ſoweit ſie innenpolitiſch intereſſiert iſt, ſchon ſeit eeinigen Wochen erörtert. Es handelt ſich dabei um die Frage, ob das Reichsjuſtizminiſterium und das Miniſterium für die beſetzten Gebiete, die bekanntlich vom Reichskanzler Dr. Marx mitverwaltet werden, nachträglich doch noch beſonders zu beſetzen ſeien. Für die Entſcheidung dieſes Streitfalls war in Be⸗ tracht zu ziehen, daß Reichskanzler Dr. Marx ent⸗ ſchieden gegen die Berufung zweier weiterer Mini⸗ ſter in ſein Kabinett war. Man entſinnt ſich, daß die Deutſche Volkspartei Anſpruch auf das Reichsjuſtizmini⸗ ſterium erhoben hatte, daß dieſer Anſpruch aber nach ihrer Andeutung eben nur für den Fall gelten ſollte, daß die dreifache Perſonalunion Marx aufgehoben würde. Indem der Reichskanzler ſich nun einer Erwei⸗ terung des Kabinetts ablehnend entgegenſtellte, ging er von der Erwägung aus, daß er auf dieſe Weiſe einem in. Tagen unerwünſchten Konflikt zwi⸗ ſchen Zentrum und Deutſcher Volkspartei vorbeugen könne und müſſe. Auch die Parteien außerhalb der Re⸗ gierung haben dieſen Standpunkt eingenommen und auch in der deutſchnationalen Preſſe iſt hervorgehoben wor⸗ — 0 daß dieſe Beſetzungsfrage am beſten ausgeſchaltet würde. i Entſprechend dieſer Auffaſſung ſowohl des Reichs⸗ kanzlers als auch der großen Reichstagsparteien wurde nun von dem geſtern abend ſtattgefundenen Kabinettsrat der Reichsregierung noch keine Entſcheidung über die endgültige Beſetzung oder Nichtbeſetzung der angeführ⸗ ten, durch den Reichskanzler mitverwalteten Reichs mini⸗ ſterien getroffen, vielmehr wurde der Anſicht Ausdruck verliehen, daß über dieſe Fragen in der kommenden Woche mit den Führern der Reichstagsparteien die Fühlung⸗ nahme aufgenommen werden ſoll. Hierbei ſei hinzuge⸗ fügt, daß nach der allgemeinen parlamentariſchen Auf⸗ faſſung die Entſcheidung in dem Sinn zu erwarten ſein wird, daß die endgültige Beſetzung der Miniſte⸗ rien erſt im Herbſt zur Sprache kommen wird, wenn über die Bildung einer Mehrheitsregierung er⸗ handelt werden ſoll. 0 Die Kardinalfrage des Völkerbundes. Eine deutſche Auslaſſung zur Abrüſtungskonferenz. f b Berlin, 2. Juni. Ueber das bisherige politiſche Ergebnis der Haupt⸗ kommiſſionsverhandlungen der Genfer Abrüſtungsberatun⸗ gen geht der Streit in der deutſchen Oeffentlichkeit wei⸗ ter und die Angriffe auf die Haltung der deutſchen Dele⸗ gation dauern an. Demgegenüber wird von den maßgeben⸗ den politiſchen Kreiſen jetzt nach der Rückkehr der deut⸗ ſchen Delegationsleitung darauf hingewieſen, daß die deut⸗ ſche Delegation die ausdrückliche Weiſung mit auf den Weg nach Genf bekommen habe, nichts zu tun, was geeignet ſein würde, die Verhandlungen der Kom⸗ miſſion zu ſabotieren, alſo vor allen Dingen keine eigenen Anträge auf Abrüſtung aller Staaten bis zum gegenwärtigen deutſchen Rüſtungsniveau oder auf eine deutſche Aufrüſtung zu ſtellen, was unzweifelhaft ſofort die Sprengung der Kommiſſion bedeutet hätte. Auch war die deutſche Kommiſſion gehalten, alles zu unterlaſſen, was auf eine Erſchwerung oder Störung der bisherigen deutſchen Außenpolitik hinausgelau⸗ ten wäre. Die deutſche Delegation, die ſich genau an dieſe Richtlinien hielt, war damit natürlich in ihrer Be⸗ wegungsfreiheit ſtark behindert. Was die Haltung der Delegation gegenüber dem franzöſiſchen Vorſchlag auf ſtärkere Wirkſammachung des Artikels 16 betrifft, ſo war ihre Lage hier beſonders ſchwierig. Hätte ſie ſich z. B. geweigert, der rein formellen franzöſiſch⸗engliſchen Einigung über die Ueberweiſung des franzöſiſchen Antrags an den Völ⸗ kerbundsrat zuzuſtimmen, ſo wäre dadurch beſtimmt der Eindruck hervorgerufen worden, daß Deutſchland eine, wenn auch nur formale Einigung zwiſchen England und Frankreich ungern ſehe. Auf der anderen Seite durfte ſich Deutſchland von einer Diskuſſion über den Artikel 16 nicht ausſchalten, denn gerade dieſer Artikel der Völkerbundsſatzung iſt gewiſſermaßen der Haupthebel, den Deutſchland anſetzen kann, um eine allgemeine Abrüſtung herbeizuführen. Die Zuſtimmung Deutſchlands zu der Ueberweiſung des franzöſiſchen Antrags an den Völkerbundsrat hat deshalb auch den Zweck, zu manifeſtie⸗ ren, daß Deutſchland den größten Wert darauf legt, noch in den Völkerbundsrat aufgenommen zu werden, bevor die Frage des Artikels 16 zur Sprache kommt. Schließ⸗ lich hat die deutſche Delegation der Ueberweiſung auch des⸗ halb zugeſtimmt, weil ſie von der ſicheren Erwartung aus⸗ gehen zu können glaubte, daß England ſich niemals mit einer ſchärferen Wirkſammachung des Artikels 16 ein⸗ verſtanden erklären würde, ehe nicht ſchon vorher eine er⸗ hebliche allgemeine Abrüſtung erreicht worden iſt. Das Hauptergebnis der Vorbeſprechungen. In maßgebenden politiſchen Kreiſen wird es jetzt als abſolut falſch bezeichnet, daß irgend ein Staat oder gen oder eine Niederlage erlitten habe. Es ſteht feſt, daß keine einzige wichtige politiſche Frage entſchie⸗ den worden iſt, ſondern alles wichtige iſt zurückge⸗ ſtellt worden, bis die militäriſchen und techniſchen Anter⸗ kommiſſionen ihre Gutachten abgegeben haben. Dieſe Zu⸗ rückſtellung der Entſcheidung über die wichtigen politiſchen Fragen iſt von der abrüſtungswilligen Staatengruppe nicht ohne beſonderen Vorbedacht betrieben und durch⸗ geſetzt worden, nachdem ſich herausgeſtellt hatte, daß die Vertreter der abrüſtungsfeindlichen Mächtegruppe einer klaren Stellungnahme zu allen möglichen Fragen aus wichen und die Klärung dieſer Fragen auf un⸗ beſtimmte Zeit zu verſchleppen ſuchten. In⸗ dem man jetzt zunächſt die techniſchen Anterkommiſſionen arbeiten, und zu beſtimmten Gutachten über die techniſche Seite der wichtigſten Fragen kommen läßt, hofft man die Regierungen der abrüſtungsunwilligen Länder ſchließlich doch zu einer politiſchen Stellungnahme zwin⸗ gen zu können. Wenn die Hauptkommiſſion auch noch zu keinen poſitiven Entſcheidungen gekommen iſt, ſo iſt ſie doch in zwei Punkten zu einem für die Freunde der Abrüſtung erfreulichen Anfang gelangt, inſofern als zwei nicht unwichtige Beſchlüſſe gefaßt wurden: Er⸗ ſtens iſt ein engliſcher Antrag angenommen worden, daß die Abrüſtungsfrage nur nach dem„ſichtbaren Nü⸗ ſtungsſtand“ geklärt werden ſoll, was auf eine Ausſchaltung des von franzöſiſcher Seite in die Diskuſſion geworfenen Begriffs der votentiellen Kriegsfähigkeit hinausläuft. Zweitens wurde beſchloſſen, daß alle Regierungen die Verpflichtung übernehmen ſollen, auf der endgültigen Abrüſtungskonferenz ſelbſt Vorſchläge bezüglich ihrer eigenen Abrüſtung zu machen. Dieſe bedien Beſchlüſſe ſchreiben den kommenden Verhandlungen immerhin eine beſtimmte feſte Marſchroute vor. f 87 eine Staatengruppe in Genf einen Sieg davongetra⸗ Die zweite Praͤſidentenwahl in Der erſte Wahlgang ergebnislos. D Warſchau, 1. Juni. Die völlig überraſchende Ablehnung der Wahl zum Präſidenten durch Pilſudſti hat die Nervoſität der War⸗ ſchauer Bevölkerung noch verſtärkt. Daraus erklärt ſich wohl auch, daß für die heutige zweite Präſidentenwahl über alle Ferngeſpräche die Zenſur gelegt wurde, was einer Telephonſperre ziemlich gleichkommt. Die einzelnen Parteien verhandelten zum Teil bis in die ſpäte Nacht, um ſich für die heutige Wahl ſchlüſſig zu werden. Im Gegenſatz zur erſten Wahl ſchloſſen ſich die Sozialdemokraten, verärgert durch die Ablehnung Pilſudſtis, einem gemeinſamen Kandidaten der Mittelpar⸗ teien und der polniſchen Linken nicht an. Sie ſtellten viel⸗ mehr einen eigenen Kandidaten in der Perſon des Abgeordneten Marek auf. Die drei rechtsſtehenden Par⸗ teien ſtellten wieder ihren erſten Kandidaten den Poſener Wojewoden Bninſki auf, während die Mittelpar⸗ teien, die polniſche Linke, die Juden und auch der größte Teil der deutſchen und ſlaviſchen Min⸗ derheiten ſich für den von Pilſudſki empfohlenen Pro⸗ feſſor Moszicki erklärten. e Der erſte Wahlgang brachte, wie erwartet, keine Klarheit. Für Profeſſor Moszicki wurden 215, für Bninſki 211 und für Marek 56 Stimmen abgegeben. Aus dieſen Ziffern ergibt ſich, daß der Kandidat der Rechten einen Stimmenzu⸗ wachs von 22 Stimmen erreicht hat, während ſeine Gegenkandidaten eine Stimmeneinbuße von 21 Stimmen zu verzeichnen haben. Moszicki Staatspräſident. Im zweiten Gang der Wahl zum polniſchen Staats⸗ präſidenten erhielten Mosz icki 281 Stimmen, Bninſki 200, Marek eine Stimme. Außerdem wurden 63 weiße Zettel abgegeben. Der Kandidat Pilfudſkis, Mos zickt, iſt ſomit zum Staats⸗ präſidenten gewählt. Die Vereidigung des neuen Staatspräſidenten Moszicki wird heute abend 6 Uhr ſtatt⸗ finden. In Pilſudſki naheſtehenden Kreiſen iſt man über das Wahlergebnis beſtürzt. Man iſt ſich klar darüber, daß die Gegner Pilſudſkis ihren Kampf gegen das neue Re⸗ giment nicht aufgeben werden, ſondern daß neue ſcharfe Auseinanderſetzungen nicht ausbleiben werden. Schon die Erörterungen über die Kabinettsbildung werden zu ſchar⸗ fen Kämpfen führen. 5 5 3 Wie aus Poſen gemeldet wird, weigern ſich die Be⸗ hörden in Poſen noch immer, trotz der Weiſung von War⸗ ſchau den Belagerungszuſtand aufzuheben. püſudſtis Wahlſieg und Verzicht. Polen 5 „% Mit 292 gegen 193 Stimmen, bei 61 Enthaltun⸗ gen, hat die am Montag faſt lückenlos vollzählige pol⸗ niſche Nationalverſammlung den Marſchall und derzeitigen Kriegsminiſter Pilſudſki zum Staatspräſidenten ge⸗ wählt. Die abſolute Mehrheit der aus 444 Abgeordneten und 111 Senatoren, alſo 555 Mitgliedern, zuſammen⸗ geſetzten Nationalverſammlung betrug, da nur neun wohl ernſtlich erkrankte oder verhinderte Mitglieder fehlten, 274; Pilſudſkis hat alſo nicht nur die Mehrheit von 100 Stimmen gegen den Rechtskandidaten, den Gouverneur von Poſen Graf Bninſki, erlangt, ſondern auch 18 Stim⸗ men über die abſolute Mehrheit ſämtlicher Anweſender, 386 Stimmen mehr als ſeine Gegner und die Unentſchiede⸗ nen zuſammen. Eigentlich iſt dies ein ſehr reſpektabler Erfolg. Aber Pilſudſti lehnte die Annahme der Wahl ah mit der Begründung, daß er dieſes Wahlergebnis nicht als ausreichenden Ausdruck des Wil⸗ lens zur Säuberung betrachte. Die Meldungen über den Wortlaut des Verzichts, der die Ueberraſchung des Tages war, gehen inſofern auseinander, als die einen be⸗ haupten, Pilſudſti habe dieſen Verzicht unwiderruflich ausgeſprochen, während auf der anderen Seite die Ver⸗ mutung beſtand, daß er eine neue Wahl mit größerer Mehrheit doch annehmen würde. Allerdings hat der Marſchall ſchon zwei Kandidaten namhaft gemacht, zwei Aniverſitätslehrer, von denen der eine, Moszicki, Pro⸗ feſſor der Chemie in Lemberg, der andere, Zdiechow⸗ ki, Profeſſor der Philoſophie in Wilna und ein ange⸗ ſehener Rechtsphiloſoph iſt. Es iſt nicht zu bezweifeln, daß es Pilſudſti perſön⸗ 9 lich nicht auf den Poſten des Staatspräſidenten ankam, ſondern auf die ſachliche Macht, die er nach allem, was vorgefallen iſt, auch unter einem anderen Präſiden⸗ ten ausüben könnte. Vielleicht ſogar beſſer. Das Schrei⸗ ben, in dem Pilſudſti ſeinen Verzicht begründete, erklärt, daß ihm, Pilſudſki, die Präſidentſchaft nicht die Verfol⸗ gung ſeiner hiſtoriſchen Aufgabe erlaube, weil die gegenwärtige Verfaſſung dem Staatspräſidenten nicht die geeigneten Rechte verleihe. Wie er ſeine hiſtoriſche Auf⸗ gabe auffaßt, das ging aus einer äußerſt heftigen An⸗ ſprache hervor, die Pilſudſki kurz vor Beginn der Na⸗ tionalverſammlung an Vertreter faſt aller Parteien rich⸗ tete. Er erklärte, daß die Haupturſache der Not die ſtraf⸗ los begangenen Diebſtähle ſeien. Das Intereſſe Einzelner und der Parteien ſtehe überall voran. Der neue Staat habe keine Wiedergeburt der Seel e erlebt. Er ſelbſt habe, als er Ende 1918 die Macht über⸗ nommen habe, an dieſe Wiedergeburt geglaubt und Po⸗ len nicht mit der Peitſche in der Hand regieren wollen. Er habe die Macht in die Hände des von 55 ſelbſt die einberufenen geſetzgebenden Landtggs gelegt. — 5 ä 227 3 —.k 55 3 — r me müſſe ſich beſcheiden lernen. Felicitas war ja und in deſſem gaſtlichen Hauſe ſie es ſich mit Wiedergeburt ſei ausgeblieben. Schuſte und Lumpen, Unſauberkeit und Rückſichtsloſigkeit, Mißbrauch der De⸗ mokratie hätten ſich breit gemacht. Den Staatspräſidenten Narutowicz habe man ermordet, ohne daß die an dieſem Morde moraliſch Schuldigen beſtraft worden ſeien. Er wolle noch einen Verſuch machen, in Polen ohne Peitſche zu regieren. Er warne aber Landtag und Senat davor, Kandidaten nach der Parteizugehörigkeit aufzu⸗ ſtellen. Der Präſident müſſe über den Parteien ſtehen und die ganze Nation repräſentieren. Der Landtag müſſe für einige Zeit auseinandergehen, damit etwas Neues geſchaffen werden könne. Dieſe Rede, die erſte von ſo perſönlicher und ent⸗ ſchiedener Art, die Pilſudſki ſeit dem Putſch überhaupt gehalten hat, gibt das Bild eines demokratiſchen Ideali⸗ ſten, der gleichzeitig Worte gebraucht, wie ſie ſonſt etwa Muſſolini gebrauchen könnte. Der Verzicht auf die Wahl, den man zunächſt wohl fälſchlich als Romantik ausgelegt hatte, iſt alſo keineswegs der Verzicht auf die Macht, ſondern viel eher der Verſuch, die Macht in noch feierlicherer Form zu ergreifen. Pilſudſkis Be⸗ ſtreben ging offenſichtlich dahin, einen Kandidaten ein⸗ ſtimmig oder wenigſtens ohne Gegenkandidaten durchzubringen. Deshalb hat er zwei Gelehrte namhaft gemacht, die nicht unmittelbar mit einer der Par⸗ teien in Verbindung ſtehen. Unter einem ſolchen Präſi⸗ denten würde dann Pilſudſkis Macht deſto feſter ſtehen. Der merkwürdige Mann, der den Putſch als Mittel einſetzte, um die polniſche Demokratie zu erneuern und die Säuberung des öffentlichen Lebens von Korruption und kleinlicher Parteipolitik einzuleiten, ſchwankt fortwährend zwiſchen ſtrenger Legalität und Säbelgeraſſel. Denn ſchließ⸗ lich wird er doch nur den Präſidenten und die Wahl dul⸗ den, die ihm oder der ihm für die Durchführung deſſen tauglich erſcheint, was er als ſeine hiſtoriſche Aufgabe betrachtet. Pilſudſki fühlt ſich dazu berufen, den polni⸗ ſchen Staat, der in ſeiner heutigen Form tatſächlich bis zu einem gewiſſen Grade Pilſudſkis Werk iſt, noch einmal zu begründen. Ohne Zweifel iſt dieſer Marſchall der Linken, der die Parteien anherrſcht und doch das Parlament ſchützen will, eine Geſtalt von weit mehr als alltäglichem Format. Aber es iſt etwas an ihm, was man den tragiſchen Zug nennen könnte. Er gehört zu den Menſchen, die lieber mit ihrer Idee ſcheitern, als durch Abſtriche von der Idee Erfolg haben wollen. Solchen Geſtalten pflegt der Hiſtoriker ein Blatt beſonderen und feierlichen Nach⸗ rufes zu widmen. Sie erinnern etwa an den großen Rö⸗ mer Gaius Gracchus, der auch ein Revolutionär und ein idealiſtiſcher Demokrat gleichzeitig war und an der Re⸗ volution ſcheiterte, gerade weil er ſie zu bändigen ſuchte. Für Pilſudſki iſt die Stunde eines ſolchen Nachrufes noch nicht gekommen. Wir müſſen zunächſt abwarten, was die Tagesgeſchichte von ihm ferner zu berichten hat. Es muß hervorgehoben werden, daß die deutſchen Mitglieder der polniſchen Nationalverſammlung geſchloſſen für den Mar ſchall geſtimmt haben. Briands Schwierigkeiten. Die Kriſe in ihrem Endſtadium. f O. Paris, 1. Juni. Die franzöſiſche Kabinettskriſe neigt ſich jetzt ihrem Endſtadium zu, nachdem der Siegestaumel über die Unter⸗ werfung Abd el Krims verflogen und die drückenden Sorgen nach der ſo notwendigen Sanierung der Währung das erſte Gebot der Stunde geworden iſt. Denn Frankreich kann es ſich bei ſeinem vollſtändig untergrabenen Kredit nicht mehr erlauben, die Regelung dieſer Frage auf die lange Bank zu ſchieben, ſo daß die Reue darüber, daß die Kammer am 27. Mai dem Miniſterpräſidenten einen Aufſchub der Finanzdebatte gewährt hatte, den überwie⸗ genden Teil der franzöſiſchen Deputierten ergriffen hat. Auch hat man erkannt, daß die Urſache, welche Briand bewogen hatte, die Währungsinterpellation vertagen zu laſſen, in ſeinem Beſtreben liegt, eine Art von Er⸗ mächtig ungsgeſetz zu ſchaffen und gerade dagegen wehrt ſich beſonders die Linke der Kammer, welche nun beſtrebt iſt, die Debatte über die Sanierung des Fran⸗ ken mit allen Mitteln zu erzwingen, während die repu⸗ blikaniſch⸗demokratiſche Union, welche zum größten Teil die Partei des alten(Bloc National“ iſt, ſich bereit er⸗ klärt hat, die Regierung zu unterſtützen. Dadurch ent⸗ ſteht dann das ſonderbare Bild, daß Briand, der eigent⸗ lich der Linken angehört, ſich nunmehr auf ſeine früheren 7 Widerſacher ſFützk, wodurch bei Anftahme des Briafld'ſchen Vertagungswunſches ſich natürlich auch politiſche Fol⸗ gerungen für das Kabinett ergeben dürften. In Erwar⸗ tung dieſer ſchwerwiegenden innerpolitiſchen Ereigniſſe fand nun heute im Elyſee ein Miniſterrat ſtatt, in wel⸗ chem eine Erklärung des Miniſterpräſidenten feſtgelegt wurde, welche Briand der Kammer vorlegen und über welche dieſe abzuſtimmen haben wird. In dieſer Erklärung wird Briand die Frankenkriſe nur ſehr kurz erwähnen, dann aber der Kammer recht deutlich zu ver⸗ ſtehen geben, daß er der parlamentariſchen Intrigen müde ſei und entweder eine feſte Kammermehrheit wünſche oder, falls dieſe nicht erreicht werde, zurück⸗ treten werde. a Aus dem In⸗ und Auslande. Die Fürſtenvorlage im Reichstag. Berlin, 1. Juni. Dem Reichstag iſt geſtern die von der Regierung ausgearbeitete Vorlage zur Frage der Für⸗ ſtenabfindung zugegangen. Der Entwurf umfaßt im ganzen 29 Paragraphen und lehnt ſich eng an das bekannte letzte Reichstagskompromiß an, das ſeinerzeit im Ausſchuß keine Mehrheit für ſich finden konnte. f Völkerbund und Banknotenfälſchung. Genf, 1. Juni. Es iſt bereits mitgeteilt worden, daß der tſchechoſlowakiſche Außenminiſter Beneſch die Abſicht haben ſoll, die Angelegenheit der ungariſchen Franken⸗ fälſchungen vor dem Völkerbund zur Sprache zu bringen. Dieſe Abſicht erſcheint in einem ganz neuen Lichte, nach⸗ dem die franzöſiſche Preſſe mitgeteilt hat, daß Graf Beth⸗ len die Abſicht habe, ſich dieſer Tage nach Genf zu be⸗ geben, um ſeinerſeits den Völkerbund aufzufordern, die internationale Finanzkontrolle in Ungarn aufzuheben. Gleichzeitig wird in einzelnen der franzöſiſchen Regierung naheſtehenden Organen, wie z. B. dem„Oeuvre“, be⸗ hauptet, daß der franzöſiſche Geſandte in Budapeſt, der dieſer Tage zur Berichterſtattung über den ſenſationellen Prozeß in Paris eintreffen wird, im Beſitz von Papieren ſei, die für die un Kriſche Regierung außerordentlich be⸗ laſtend ſein ſollen, und u. a. den Beweis dafür erbringen ſollen, daß die Maſchine, auf der die falſchen franzöſiſchen Noten in Budapeſt hergeſtellt worden ſind, von dem un⸗ gariſchen Finanzminiſterium offiziell nicht nur beſtellt, ſon⸗ dern auch bezahlt worden ſei. Gleichzeitig hört man, daß der Plan des tſchechiſchen Außenminiſters, der ſich hier⸗ über bereits mit der Pariſer Regierung auseinanderge⸗ jetzt haben dürfte, darauf hinausgeht, zu erreichen, daß der Völkerbund eine internationale Konvention gegen die Falſchmünzerei ausarbeite, und auf dieſem Wege eine Handhabe geſchaffen werde. um die ganze Budapeſter Senſationsaffäre in Genf aufzurollen.. Franzöſiſch⸗italieniſcher Handelsvertrag. Paris, 1. Juni. In Rom iſt ein Zuſatzhandelsvertrag zwiſchen Frankreich und Italien, für die italieniſche Re⸗ gierung von dem Diktator Muſſolini perſönlich, für Frankreich von dem Botſchafter Besnard und dem be⸗ kannten Handelsvertragsſachverſtändigen des franzöſiſchen Wirtſchaftsminiſteriums Serruys unterzeichnet worden. Diefer Vertrag, an ſich nicht von ſehr weittragender Be⸗ deutung, der aus drei Teilen beſteht, befaßt ſich in der Hauptſache mit Verkehrsfragen, Frachtproblemen uſw. Aber er gewinnt an Bedeutung durch die offiziöſen Kom⸗ mentare, mit denen er in der Preſſe beider Länder be⸗ gleitet wird. Dieſe Kommentare ſehen in dem Abſchluß des Abkommens die Einleitung einer umfaſſenderen poli⸗ tiſchen Aussprache zwiſchen Rom und Paris, die darauf ausgehen ſoll, die ſämtlichen in der Schwebe befind⸗ lichen Probleme zwiſchen den beiden Ländern auf dem Wege einer freundſchaftlichen Ausſprache aus der Welt zu ſchaffen. Man ſpricht in dieſem Zuſammenhang aus drücklich von einer Entſpannung, die bereits eingetrel. ſei.. Die Anterwerfung der Nifſtämme. Franzöſiſch⸗ſpaniſche Marokloverhandlungen. Paris, 1. Juni. Im Verlauf des geſtrigen Tages haben ſich die zweite und vierte Diviſion, die die Einſchließung des Gebietes der Beni Serual als Aufgabe erhalten hatten, im Tale der Aulay vereinigt. Damit ſind die letzten bisher noch nicht entwaffneten Teile des Stammes der Beni Serual bezwungen. Außerdem haben ſich die Beni Uriaghel und die Jaya vollſtändig unterworfen. Die erſten franzöſiſchen Gefangenen ſind in Fez angekommen. ö Liebe erweckt Liebe. Original⸗Roman. 1. Kapitel. Felicitas Wendland ſaß in ihrem kleinen Stübchen, das Tante Laura, die Frau Hofrat Schlüter, ihr an⸗ gewieſen hatte, als ſie nach dem Tode ihres Vaters in deren Hauſe Aufnahme fand. Hofrat Schlüter bewohnte mit ſeiner Familie eine Amtswohnung in einem außer Betrieb geſetzten alten fiskaliſchen Gebäude. Es ſah von außen nicht ſehr freundlich aus, hatte dicke Mauern und tiefe Fenſterniſchen. Aber die Räume, die der Familie des Hofrats zur Verfügung ſtanden, waren groß und reichlich. Es gehörten ſogar zwei große Säle dazu, de⸗ ren Fußböden Frau Hofrat blitzblank hatte bohnern laſſen, ſodaß man bei feſtlichen Anläſſen famos darauf tanzen konnte. i 8 9 Felicitas beſaß aber nur dies winzige Stübchen für ſich allein. Tante Hofrat hatte gemeint, die junge 7 je nicht mehr das einſt ſo gefeierte Generalstöchterchen, das im Hauſe des Vaters eine große Rolle geſpielt fan ſondern ſie war nur eine arme Waiſe, die froh 75 1 0 155 bei ihren Verwandten Aufnahme gefunden zu haben. General Wendland war der Bruder der Frau Hof⸗ rat, auf den ſie bei Lebzeiten ſehr ſtolz geweſen 11 5 ihrer Familie oft hatte wohl ſein laſſen. Jetzt dachte ſie aber nicht gern daran, jetzt ſagte ſie nur immer ſeufzend: w Mein Bruder hätte kein ſo großes Haus führen, ſondern lieber ein bißchen für die Zukunft ſorgen ſollen, damit ſeine Tochter nicht auf uns angewieſen wäre.“ 5 Das ſagte ſie aber nur zu ihren Angehörigen. Nach außen berief ſie ſich gern noch auf„ihren Bruder, den General Wendland.“ 1 8 Dieſer war nun ſchon über ein Jahr tot, und ſeit dieſer Zeit lebte ſeine Tochter im Hauſe der Hofrätin. Ein ſehr angenehmes Leben war es freilich nicht, das Felicitas führte. Man war nicht gerade feinfühlig ühr gegenüber. Am netteſten zu ihr war der Hofrat 7 ſen. Aber damals hatte ſich das auch gelohnt. lelbſt, aber der war meiſt abweſend und ſpielte außer⸗ dem in ſeinem Hauſe eine ziemlich untergeordnete Rolle. Tante Laura gab den Ton an und ſie tat das mit einem koloſſalen Aufwand von Stolz und Würde. Sie behandelte Felicitas ſo, daß dieſe nicht einen Augenblick im Zweifel ſein konnte über die Größe des Opfers, das man ihr brachte. Auch Lorchen und Bärbchen, die beiden erwachſenen Töchter des Hofrats, waren nicht beſonders liebenswür⸗ dig gegen Welch Früher, als deren Vater noch lebte, waren ſie freilich eitel Liebe und Anhänglichkeit 2 5 nke General war ſehr freigebig; er gab immer ſo reizende Feſte, auf denen ſich die jungen Offiziere auch gegen die Nichten des Generals ſehr zuvorkommend benahmen. Daran dachten aber Lorchen und Bärbchen längſt nicht mehr. Es iſt merkwürdig, was für ein kurzes Ge⸗ dächtnis manche Menſchen für empfangene Wohltaten haben! Jedenfalls fanden Lorchen und Bärbchen, daß man ſich Fecilitas wegen allerlei Entbehrungen aufer⸗ legen mußte, weil ſie doch nun den Eltern„zur Laſt“ fiel und dann— ja, dann war Fecilitas eben auch un⸗ erlaubt ſchön für eine arme Waiſe. Jedenfalls war ſie viel ſchöner, als Lorchen und Bärbchen; ſie beſaß aller⸗ lei Vorzüge, die ſie ſelbſt nicht aufzuweiſen hatten. Und das erfüllte die Schweſtern mit kleinlichem Neid. Lorchen und Bärbchen waren durchaus keine häß⸗ lichen Mädchen— o nein, es waren hübſche, blonde, fri⸗ ſche Dinger. Aber ein wenig Durchſchnittstype. Sie be⸗ ſaßen nicht die elegante Schlankheit, die edlen Linien und die vornehm graziöſen Bewegungen ihrer Couſine. Ihr blondes Haar ſah direkt fahl aus gegen den ſatten metalliſchen Goldton, der Felicitas Haar eigen war. Ihre wundervollen braunen Augen mit den fein ge⸗ zeichneten dunklen Brauen und Wimpern boten zu dem goldigen Haar einen pikant wirkungsvollen Kontraſt. Lorchen und Bärbchen aber beſaßen wäſſerige, blaue Augen mit weißblonden Wimpern, und da dieſe Augen nicht ſehr ausdrucksvoll waren, ſahen faſt alle Men⸗ ſchen— hauptſächlich natürlich die Herren— viel lieber in die Augen der Couſine, als in die von Lorchen und Bärbchen. Und das war doch nicht ſehr angenehm. Außerdem— wie ſich Felicitas zu kleiden verſtand! nen, aber nun ging das nicht mehr. Die Not der Landwirtſchaſt. Forderung nach Amwandlung der kurzfriſtigen Kredite in langfriſtige Anleihen. f a Berlin, 2. Juni. Die Wünſche der Landwirtſchaft auf Konſoli⸗ dierung der Kreditverhältniſſe im Hinblick auf die neue Ernte finden beim Reichsbankpräſidenten Schacht nicht den Anklang, den die deutſche Landwirtſchaft ſich wünſcht. Dr. Schacht hat erklärt, daß die kurz⸗ friſtigen Kredite die Ernte und deren Unterbringung auf dem Markte keineswegs ſo unheilvoll beeinfluſſe, wie von Seiten der Landwirtſchaft dargeſtellt wird. Die Deutſchnationalen werden im Reichstage über die Kreditlage der Landwirtſchaft eine Interpellation einbrin⸗ gen, um von der Regierung Zugeſtändniſſe über eine Aenderung der Kreditpolitik zu erlangen. Da auch das Zentrum zu einem großen Prozentſatz ſich aus landwirtſchaftlichen Wählern zuſammenſetzt, wird es die deutſchnationalen Forderungen zu einem Teil ebenfalls vertreten, ſoweit es das nicht durch eigene Anträge in der letzten Zeit ſchon getan hat. Aus dem badiſchen Lande. Freiburg erhält den Badenſender. Karlsruhe, 1. Juni. Im Anſchluß an die ordent⸗ liche Generalverſammlung der Süddeutſchen Rundfunk-⸗A.⸗ G. in Stuttgart wurde ſeitens der Verwaltung mitge⸗ teilt, daß die Entſcheidung über die Aufſtellung des Sen⸗ ders in Baden nunmehr gefallen bei und dieſer in Frei⸗ burg errichtet werde. In Karlsruhe werde eine Beſpre⸗ chungsſtelle eingerichtet, ſo daß man hoffen könne, daß die Verbindung mit Baden und darüber hinaus dem ſüd⸗ deutſchen Rundfunk eine erhebliche Zahl neuer Freunde bringen werde. Man erwarte namentlich auch, daß das ſüdliche Baden und der Seekreis nach Ausführung der in die Wege geleiteten Maßnahmen einen beſſeren Emp⸗ fang haben würden als jetzt. Es beſtehe begründete Ausſicht, daß der ſehr viel größere Sender in Deger⸗ loch bei Stuttgart bis zum Herbſt des Jahres fertig⸗ geſtellt werde. Die badiſche Kommuniſtin Frau Anger verurteilt. Karlsruhe, 1. Juni. Nach viertägiger Verhandlung gegen die kommuniſtiſchen badiſchen Landtagsabgeordneten verurteilte das Reichsgericht Frau Frieda Unger wegen Vorbereitung zum Hochverrat und Vergehens gegen Pa⸗ ragraph 7 des Republikſchutzgeſetzes ſowie wegen Nö⸗ tigung zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus und 300 Mark Geldſtrafe. Das Verfahren gegen den Landtagsabgeord⸗ neten Max Bock wird auf Grund des Amneſtiegeſetzes eingeſtellt. 1 Eberbach.(Lebendig verbrannt.) Während die Mutter der elfjährigen Paula Raab im Keller beſchäf⸗ tigt war, wollte das Mädchen im Herd Feuer machen. Da⸗ bei fingen die Kleider Feuer, ſodaß das Kind in weni⸗ gen Minuten in hellen Flammen ſtand. Es ſprang auf die Straße, wo es infolge der gräßlichen Brandwunden zu⸗ ſammenbrach und kurz darauf im Krankenhaus verſtarb. Emmendingen.(Aòufgedeckter Diebſtahl.) Ein vor einiger Zeit hier vorgekommener Wäſche⸗ und Fahr⸗ raddiebſtahl bei einem Bauunternehmer in der Hoch⸗ burgerſtraße fand auf recht gelungene Weiſe ſeine Auf⸗ klärung: Die Köchin des Beſtohlenen bemerkte auf dem Wochenmarkte eine Frau mit ihrer(der Köchin) Schürze. Kurz entſchloſſen ſetzte ſie die Gendarmerie in Kenntnis, und eine ſofort bei dem 40 Jahre alten Schloſſer Her⸗ mann Gutenberger vorgenommene Hausſuchung brachte das geſamte Diebesgut mit Ausnahme des ſchon ver⸗ kauften Fahrrades ans Tageslicht. Der Verhaftete war erſt vor einiger Zeit nach einer mehrjährigen Zucht⸗ hausſtrafe in Bruchſal hier zugezogen und wollte mit der geſtohlenen Wäſche ſeine in zweiter Ehe ihm an⸗ getraute Fran ousſtatlen. Oberkirch.(60 Ofähriges Stadtjubiläum.) Am 19. September dieſes Jahres wird Oberkirch die Feier ſeines 600jährigen Stadtjubiläums begehen. Aus dieſem Anlaß ſoll ein Feſtſpiel aufgeführt werden. Wittenweier.(Leichenländung.) Auf der hie⸗ ſigen Gemarkung wurde aus dem Rhein eine unbekannte männliche Leiche geländet. Der ungefähr 50—55jährgie Tote befand ib etma 14 Tage im Waſſer. In den ſchlichteſten Trauerfähnchen hatte ſie ſchon wie eine Prinzeſſin ausgeſehen und nun legte ſie die Trau⸗ er ab und würde wieder farbige Kleider tragen. Be⸗ ſonders in Weiß ſah ſie immer unerhört ſchön aus. Nun ſollte ſie wieder mit in Geſellſchaft gehen, da das Trauerjahr zu Ende war. Lorchen und Bärb⸗ chen fanden zwar, daß die arme Felicitas dazu gar nicht berechtigt ſei, aber die Hofrätin meinte, der Leute wegen könne man ſie nicht mehr zu Hauſe laſſen. Bis. her hatte man das mit der Trauer entſchuldigen kön⸗ Felicitas würde alſo nun als gefürchtete Rivalin für Lorchen und Bärb⸗ chen auftreten. f Einen Troſt hatten die Schweſtern jetzt aber. Sie hatten für das bevorſtehende große Ballfeſt, das Hof⸗ rats jeden Winter gaben, um ſich für zahlreiche Ein⸗ ladungen zu revanchieren, neue„himmliſche“ Roben be⸗ kommen. Felicitas aber mußte ſich ein altes Kleid auf⸗ arbeiten. Sie beſaß zwar aus der Glanzzeit im Hauſe ihres Vaters noch immer eine Menge ſehr ſchöner und zum Teil auch koſtbarer Toiletten, aber die waren nicht mehr modern. 7 So ſaß nun Felicitas in itrem Stübchen und mühte ſich mit flinken, geſchickten Händen, eine Toilette aus elfenbeinfarbigen Spitzen und Chiffon auf gleichfarbiger Seide zu moderniſieren. Einige Meter Chiffon hatte ſie ſich dazu kaufen müſſen. Der Vater hatte ihr nur zwantigtauſend Mark hinterlaſſen. Von den Zinſen dieſes kleinen Vermögens mußte ſie alles beſtreiten, was ſie— außer Koſt und Wohnung— für ihre Perſon brauchte. Und eine junge Dame braucht doch an Kleidern, Hüten, Wäſche, Hand⸗ ſchuhen, Schuhen und dergleichen eine ganze Menge, wenn ſie, wie es bei Felicitas der Fall war, auch noch „ mußte. Da galt es, ſich ſparſam einzu⸗ richten. g Aber das machte der jungen Dame wenig mer. Es hatte ſogar einen eigenen Reiz für ſie, einzuſchränken. Während ſie eifrig, mit glühenden Wan⸗ gen an ihrem Kleide nähte, flog immer wieder ein 1 ſehnſüchtiges Lächeln über ihr ſchönes Ge⸗ Kum⸗ ſich 1 . 1 2 75 ien enn eu X„*ù;EG. ˙ . 2 85 8 2 4 1 1 5 3 * 5 tungen zu entledigen, beging Krämer die Jahre zurückliegt, auf die Nülth bei Bretten.(Vom Zuge getötet.) Von dem Bahnwärter, der die Strecke beging, wurde der 27⸗ jährige Kraftwagenführer Ernſt aus Ruith unweit der Station Oelbronn tot neben dem Gleiſe liegend aufge⸗ funden. Der Verunglückte befand ſich anſcheinend von einer Veranſtaltung in Bretten auf dem Heimwege, wozu er die Eiſenbahnſtrecke benutzte. Unterwegs wurde er vom Zuge erfaßt und zur Seite geſchleudert. Ernſt hatte ſchwere innere Verletzungen erlitten, außerdem war ihm ein Arm abgefahren worden. Der Tod dürfte durch Verblutung eingetreten ſein. Lahr.(Seinen ſchweren Verletzungen er⸗ legen.) Der Schmied Karl Friedrich Keßler, der beim Abladen von Bierfäſſern im Hofe einer Brauerei von dem plötzlich in Bewegung kommenden ſchweren An⸗ hängerwagen an die Rampe gedrückt wurde, iſt ſeinen Verletzungen erlegen. 1 Singen.( Familientragödie.) Der 37jährige Kriegsinvalide A. Strittmatter kam in betrunkenem Zu⸗ ſtande heim, weshalb es zu einer Auseinanderſetzung zwi⸗ ſchen ihm und ſeiner Ehefrau kam. Um ſich in Sicher⸗ heit zu bringen, entfernte ſich die Frau mit ihrem Kind aus dem Hauſe und kehrte erſt am nächſten Tag wieder heim. Bei ihrer Rückkehr fand ſie ihren Mann tot in der Küche vor. Er hatte ſeinem Leben durch Gas⸗ vergiftung ein Ende gemacht. Biberach b. Bühl.(Bürger meiſterwahl.) Der ſeitherige Bürgermeiſter⸗Stellvertreter Willmann im Zin⸗ ten Fröſchbach wurde zum Bürgermeiſter gewählt. Herden bei Freiburg.(Verhängnisvpoller Fall.) Einige junge Ausflügler vergnügten ſich auf einer Wieſe mit einem Spiel. Dabei kam der junge Freiwerk zu Fall, wobei das in ſeiner Taſche befindliche Meſſer aufging und ihm in den Unterleib drang. Er wurde ſchwer verletzt von der Freiwilligen Sanitäts⸗ kolonne nach der Klinik in Freiburg verbracht. Schönau.(Der Brandſchaden.) Die Höhe des Geſamtſchadens des Brandes, dem 12,25 Prozent der hieſigen Häuſer zum Opfer gefallen ſind, beläuft ſich auf 6—700 000 Mark. Eine in Badenweiler ſich aufhal⸗ tende engliſche Reiſegeſellſchaft hat 316 Mark geſammelt. Lörrach.(Im Augſter Schleuſenbaſſin er⸗ trunken.) Ein Arbeiter war damit beſchäftigt, mit einem Haken Holz, das ſich bei dem angewachſenen Rhein vor dem Schleuſentor Augſt angeſammelt hatte, . Dabei muß der Mann ausgerutſcht ſein; denn plötzlich perſchwand er im Schleuſenbaſſin und konnte trotz eifriger Nachforſchungen nicht gefunden werden. Ver⸗ ee iſt er in den offenen Rheinſtrom hinausgetrieben orden. ö Aus Rah und Fern. Lambrecht.(Friſtlos entlaſſen.) Auf Grund der jetzt beendeten Reviſion der hieſigen Stadtſparkaſſe, welche durch zeitweilige Abweſenheit des Leiters der Ge⸗ meindeeinnehmerei veranlaßt wurde, wurde der ſtädtiſche Einnehmer von all ſeinen Funktionen friſtlos entlaſſen. Germersheim.(Autobrand.) Der Perſonenkraft⸗ wagen der Firma Weckbart und Vogel von Bellheim iſt auf der Straße zwiſchen hier und Fülzheim infolge Mo⸗ tordefekt in Brand geraten. Der Wagen iſt vollkommen demoliert, die Inſaſſen erlitten jedoch keinen Schaden. Mechtersheim.(Guter Fang.) Einen guten Fang machte der Metzger Hermann Vongerichten. Er konnte im Altrhein einen Hecht von 11 Pfund Schwere und 83 Zen⸗ timeter Länge erbeuten. 1 5 Darmſtadt.(General der Infanterie Frei⸗ herr v. Gall geſtorben.) Der General der In⸗ fanterie, Karl Freiherr v. Gall iſt im 79. Lebensjahr geſtorben. In ſeiner letzten Friedensdienſtſtellung war er Kommandeur der 25.(heſſiſchen) Diviſion. Hamburg.(Liebestragödie.) Im Walde bei der Förſterei Heinbuch im Kreiſe Winſen wurden die in Hamburg bei ihren Eltern wohnende 171jährige Grete Schuermann in ſchwerverletztem Zuſtande und der 18⸗ jährige Oberrealſchüler Ernſt Wandmacher erſchoſſen auf⸗ gefunden. 155 f. Tſchifflic.(Vom Wagen erdrückt.) An der Ein⸗ ſpännerchaiſe des Viehhändlers Jakob Weis löſte ſich auf nicht aufgeklärte Weiſe der die Schere haltende Bolzen und das Gefährt, der Steuerung beraubt, ſtürzte die Böſchung hinab und begrub den Weis unter lch Der eben⸗ falls im Wagen ſitzende Teilhaber Salter erlitt bei dem Abſturz leichtere Verletzungen, während Weis noch in der Nacht ſeinen ſchweren Verletzungen erlegen iſt. Wiesbaden.(Die Froſtſchäden in den Wein⸗ bergen.) Der mittelrheiniſch⸗naſſauiſche Bauernverein fordert in einer Entſchließzung, daß die Froſtſchäden, durch die in den kalten Maf⸗Nächten etwa 50 Prozent der kommenden Ernte in den Weinbergen vernichtet wurden, durch eine ſtaatliche Kommiſſion feſtgeſtellt werden. Kaſſel.(das Spiel mit der Handgranake.) Beim Spielen mii einer Handgranake verunglückte in Niederniſſa ein viekjähriger Junge. Durch die Granakſplit⸗ ter wurde das Kind an beiden Händen ſchwer verletzt und ihm außerdem das linke Bein zerſchmettert. In ſchwer⸗ 0 Zuſtande wurde es dem Krankenhauſe zuge⸗ rt. „Daun(Eifel).(Wieder ein Autounglück.) Bei Müllbach überfuhr ein Auto die große Kurve des Ortes und ſtürzte einen Abhang hinunter. Ein Inſaſſe wurde ge⸗ tötet, zwei weitere ſchwer verletzt. Köln.(Zwei Flieger abgeſtürzt.) Ein Sport⸗ flugzeug ſtürzte aus geringer Höhe öſtlich von Longerich ab. Beide Inſaſſen waren ſofort tot. Weſterburg.(Mordtat.) Der Arbeiter Robert Krämer aus Höhn lockte ſeine Braut Anna Benner in Fehl⸗Ritzhauſen an eine entlegene Stelle der Gemarkung und ermordete ſie, ſchleppte die Leiche in ein entlegenes Wieſental und flüchtete. Durch Zufall wurde die Leiche des Mädchens, die am Hinterkopf allein 17 ſchwere Meſ⸗ ſerſtiche aufwies, gefunden. Krämer wurde verhaftet und hat ein volles Geſtändnis abgelegt. Dem Verhältnis war bereits ein Kind entſproſen. Jetzt erwartete das Mädchen ein zweites Kind. Um ſich der Braut und e ordtat. Berlin.(Nach zwölf Jahren entdeckter Mord.) In dem Städtchen Malchow in Mecklenburg iſt man durch einen Zufall einem Verbrechen, das zwölf e zurt„Spur gekommen. Nach einem Streit, bei dem der Arbeiter Otto Stein ſeine Frau er⸗ ſchlagen wollte, bezichtigte die aufgebrachte Frau ihren Mann des Totſchlags. Daraufhin wurde Stein verhaftet. Nach längerem Leugnen legte er ein Geſtändnis ab, daß er vor etwa zwölf Jahren im Finſterwalde einen Arbeits⸗ kollegen tolgeſchlagen und im Sand verſcharrt habe. 3 her⸗ Kleine Chronik. I Flucht aus einem ruſſiſchen Gefängnis. Aus dem Gefängnis in Klezk(Rußland) entflohen 16 Schwer⸗ verbrecher, nachdem ſie den Aufſeher entwaffnet hatten. Bei der Verfolgung der Flüchtigen wurden vier Verbre⸗ cher getötet, vier ſchwer verletzt und zwei wieder feſtge⸗ nommen. Die übrigen entkamen. a Der Brand von Kotelnitſch. Der durch die Feuers⸗ brunſt in Kotelnitſch im ruſſiſchen Gouvernement Wiatka angerichtete Schaden wird auf zwölf Millionen Rubel geſchätzt. Bisher ſind ſieben Leichen gefunden worden. Es laufen viele Meldungen über vermißte Perſonen, be⸗ ſonders Kinder, ein. Die Bibliothek, die Regierungsge⸗ bäude, die Banken, Kirchen und Schulen ſind ſämtlich niedergebrannt. . f Ein mißglückter Bankraub. Vier Banditen, die ſich einen überirdiſchen Weg in das Gebäude der Mar⸗ ſhallbank in Chikago gebaut hatten und deren Beute 100 000 Dollar betrug, wurden auf dem Rückweg von Wächtern überraſcht und in einem Feuergefecht getötet. I Sumyffieber in Moskau. In Moskau ſind zahl⸗ reiche Sumpffieberfälle zu verzeichnen. Das Kommiſſariat für Geſundheitsweſen hat feſtgeſtellt, daß in den letzten drei Wochen 200 Fälle zu verzeichnen waren. * Brand einer rumäniſchen Petroleumguelle. In Ceptura in Rumänien iſt die der„Steaua Romana“ ge⸗ hörende Petroleumquelle mit einem Tagesertrag von 100 Waggon Petroleum infolge Blitzſchlages in Brand ge⸗ raten. Es ſind alle Vorkehrungen getroffen. um ein Uebergreifen des Brandes auf das übrige Petroleum⸗ gebiet mit ſeiner großen Erdölerzeugung zu verhindern. a Doppelleben eines Schuldieners. Im Stadtteil Alt⸗ Ofen von Budapeſt wurde der 33jährige Schuldiener Aladar Bernath, der ſeit zehn Jahren„in der Bür⸗ gerſchule in der Lajosgaſſe wohnt, ermordet aufgefun⸗ den. Bei der polizeilichen Unterſuchung ſtellte ſich her⸗ aus, daß Bernath ein Doppelleben führte. Im Schul⸗ dienſt war er pflichttreuer Beamter, mit dem der äußerſt ſittenſtrenge Schuldirektor ſehr zufrieden war. Nach ſei⸗ nem Dienſt jedoch veranſtaltete er in ſeiner Wohnung in dem Schulgebäude nächtliche Orgien, zu denen er übel beleumundete Damen mitbrachte. Von einer ſol⸗ chen, einem 17jährigen Mädchen, wurde er erſchoſſen. 35 Der älteſte Fluggaſt. Der 90jährige Landwirt Jakob Denzler aus Winterthur hat letzte Woche mit ſeiner mehr als 60 jährigen Tochter, Frau Flückiger⸗Denz⸗ ler aus Winterthur, einen Flug von Baſel nach Zürich unternommen. Er iſt hochbeglückt, daß er vor ſeinem Scheiden von dieſer Welt noch dieſes wundervolle Erleb⸗ nis mitgemacht hat. a Ein Opfer des weißen Sklavenhandels. Die Ko⸗ penhagener Zeitung„Politiken“ berichtet von der my⸗ ſteriöſen Entführung einer jungen Kopenhagenerin in Paris. Sie war mit ihren Eltern in einem Reſtaurant, wo getanzt wurde. Hier erſchien ein elegant und korrekt ausſehender Herr, ſtellte ſich ihrem Vater vor und bat um die Erlaubnis, mit ſeiner Tochter zu tanzen. Da der fremde Herr einen vertrauenerweckenden Eindruck machte, erhob der Vater, ein bekannter Kopenhagener Fabri⸗ kant, keine Einwürfe. Bald verloren die Eltern die Toch⸗ ter aus den Augen, hofften aber, ſie nach Beendigung des Tanzes wiederzuſehen. Als der Tanz aus war, kehrten weder das junge Mädchen, noch ihr Tänzer zurück. Der Eltern bemächtigte ſich eine furchtbare Unruhe. Der Vater durchſuchte das ganze Reſtaurant, fand aber nichts. Auch der Wirt konnte keine Aufklärung geben. Die Po⸗ lizei konnte nur feſtſtellen, daß es ſich bei dem Kavalier um einen ausländiſchen profeſſionellen Tänzer handelte. Für das Verſchwinden der jungen Kopenhagerin gibt es keine andere Exklärung, als daß ſie unter irgend einem Vorwand bei Seite gelockt, vielleicht betäubt und dann entführt worden iſt. Es handelt ſich alſo hier um die Tätigkeit eines geheimen Agenten, der im Dienſt des weißen Sklavenhandels ſteht. a Zwei Kinder in einem Koffer erſtickt. Seit zehn Tagen vermitzte die Familie Jakob Hartmann in Azmoos ihre beiden Knaben im Alter von 12 und 5 Jahren. Nun fand man die beiden Kinder in einem Kleiderkoffer. Die Knaben hatten ſich beim Spielen in dem Koffer ver⸗ ſteckt, deſſen Deckel zufiel und da ſie nicht beobachtet wur⸗ den, waren ſie darin erſtickt. 1 Exploſion in einer polniſchen Pulverfabrik. In der großen volniſchen Munitionsfabrik in Zagozdon un⸗ weit von Radon flog infolge einer Exploſion ein gro⸗ ßes Arbeitsgebäude in die Luft, wobei eine Perſon ge⸗ tötet und neun ſchwer verletzt wurden. Unter den Schwer⸗ verletzten befindet ſich auch ein franzöſiſcher Major und ein franzöſiſcher Unteroffizier. 3 Nang 90 8 5 9 Lokales und Allgemeines. Seckenheim, 2. Juni. Fronlelchnams fest. Anläßlich des hohen Fronleichnams⸗ feſtes, dem höchſten Feiertag der kath. Kirche, wäre es zu begrüßen, wenn die Bewohner in den Straßen flaggen würden, in welchen die Prozeſſion vorbeizieht.— Die Fronleichnamsprozeſſion wird in dieſem Jahre durch folgende Straßen ſich bewegen: von der Kirche aus obere Hauptſtraße, Schloß, Hilda⸗, Friedrichſtraße zurück zur Kirche. Mit Rückſicht auf die derzeitigen Kanal⸗ arbeiten wird die Prozeſſion eine kleine Aenderung erfahren. Am Rathaus befindet ſich dieſes Jahr kein Altar, dafür wird derſelbe am Kreuz bei Röſer errichtet. Heidelberger Schlossbeleuchtung. Heute Abend findet aus Anlaß des 6. Deutſchen Brahmsfeſtes eine Schloß⸗ beleuchtung ſtatt. Es iſt vorgeſehen: eine Schloß⸗ und Brückenbeleuchtung, Feuerwerk und als Neuerung eine Beleuchtung des Turmes der Heiliggeiſtkirche in Ver⸗ bindung mit einer Beleuchtung alter Gebäude am Neckarſtaden. Nach der Schloßbeleuchtung hat die O. E. C. für heute einen Sonderzug eingeſchaltet: Heidelberg ab 10 Uhr, Seckenheim an 1056 Uhr. Fabriknummer des Fahrrades aufnotieren. Seit die Fahrräder im Gebrauch ſind, ſind ſie ein begehrtes Ob⸗ jekt für Langfinger geworden. Dank der Gewohnheit gleichgültiger Radfahrer, ihr Stahlroß irgendwo unbeauf⸗ ſichtigt und unverſchloſſen aufzuſtellen, wird dem Fahrrad⸗ marder die Ausübung ſeines Handwerks oft leicht genug gemacht. Er baut überdies noch auf einen anderen Vorteil, von dem er weiß, daß er ihm nützlich ſein wird: auf die von dem Beſitzer nicht notierte Fabriknummer des Rades. Mehr als man glauben ſollte, kommt der beſtohlene Eigentümer zur Polizei, und in vielen, leider nur allzu vielen Fällen, kann er die Fabriknummer des abhanden gekommenen Fahrrades nicht angeben. Dadurch wird, ſo⸗ viel ſollte jedermann begreifen, die Nachforſchung nach dem Rad und die Ermittelung des Diebes ungemein er⸗ ſchwert. Darum muß das erſte Gebot eines Fahrradkäu⸗ fers oder Fahrradbeſitzers das ſein, unverzüglich die Fa⸗ briknummer aufzuſchreiben. 8 1 Aufnahme der Hausſöhne und Haustöchter in die Mäghlerliſte. Diejenigen Söhne und Töchter, welche mit den Eltern zuſammenwohnen, werden häufig nicht polizei⸗ lich gemeldet. Sie können daher nach Eintritt in das wahl⸗ berechtigte Alter nur zufolge beſonderer Anmeldung in die Wählerliſten aufgenommen werden. An alle diefenigen Hausſöhne und Haustöchter, die vor dem 20. Juni 1906 geboren ſind und ſich bis jetzt zum Eintrag in die Wähler⸗ liſte noch nicht gemeldet haben, ergeht deshalb die Auf⸗ forderung, die Aufnahme zu beantragen. Erfolgt der An⸗ trag nicht bis zu dieſem Tage, ſo kann das Stimmrecht bei dem Volksentſcheid über die Fürſtenenteignung am 20 Juni 1926 nicht ausgeübt werden. Gedenktage am 3. Juni. 1828 Der Schlachtenmaler Otto von Faber du Faur in Ludwigsburg geboren. 1841 Der Kanadaforſcher Robert Bell geboren. 1842 Der Maler Eugen Bracht in Morges in der Schweiz geboren. 1844 N Detlev von Liliencron in Kiel ge⸗ oren. 1864 20 Dichter Otto E. Hartleben in Klausthal ge⸗ oren. 1871 Elſaß⸗Lothringen wird deutſches Reichsland. 1875 Der Komponiſt Georges Bizet in Bougival ge⸗ ſtorben. 5 1915 Przemyſl wird von den Deutſchen und Oeſterrei⸗ chern zurückerobert. 1917 Unabhängigkeitserklärung Albaniens. Liebe erweckt Liebe. Unter dieſem Titel beginnen wir heute mit einem neuen Roman und geben der Hoffnung Ausdruck, daß das ſpannende Werk mit ſeiner lebendigen, packenden Handlung den Beifall aller Leſer finden möge. Seine lebendurchglutete Handlung zwingt von der erſten bis zur letzten Zeile in Bann. Mit Spannung verfolgen wir die Schickſale dreier Menſchen und beſon⸗ ders das der Hauptperſon, der ſchönen, herzensguten, heißumworbenen Felicitas Wendland, die von dem ge⸗ liebten Mann wegen ihrer Armut verlaſſen ird und dann nach vielen Prüfungen und Anfechtungen in einem edlen Menſchen das in erhöhtem Maße wiederfindet, was ſie verloren hatte. a Földeodblacft- ördnüng i der dtp. fürche Sochheiliges Fronleichnamsfeſt. Donnerstag: ½7 Uhr Frühmeſſe.— ½9 Uhr Feſtgoktesdienſt mit Prozeſſion, Te-deum und Segen(Kirchenchor). ½2 Uhr feierliche Veſper.— ½8 Uhr Segen. Freitag 55 Samstag: morgens Oktavamt, abends ½8 Uhr Oktavandacht.. Redaktion, Druck und Verlag: G. Zimmermann Ww, Inh. G. Härdle, Seckenheim a. N. Bekanntmachungen der Gemeinde Seckenheim. Kirſchenverſteigerung. Am Samstag, den 5. Juni 1926, abends 6 Ahr wird an Ort und Stelle das Erträgnis der Kirſchenbäume beim Friedhof öffentlich meiſt⸗ bietend verſteigert. Der Steigerungspreis iſt ſofort bei der Ver⸗ ſteigerung bar zu bezahlen. ö * Ich mache darauf aufmerkſam, daß der Fron⸗ leichnamstag ein geſetzlicher Feiertag iſt. Mit Rückſicht auf die ſchlechte Witterung der letzten 7490 wird für den Fronleichnamstag ab Mittags 12 Uhr die Vornahme von Arbeiten an der Heuernte geſtattet. Seckenheim, den 2. Juni 1926. „ Der Bürgermeiſter: Flachs. . Empfehle: ſrlſche Lanabulter frlſche Landeier zum Einlegen neue Rarloffeln eue öwiobeln drangen Ga. Röser. lauf betr. kath. Konfeſſion. Dasſelbe iſt unwahr und warne ich Jedermann das⸗ ſelbe weiter zu verbreiten, da ich wegen Geſchäfts⸗ ſchädigung gerichtlich gegen die Urheber vorgehen werde. Math Frey,„Z. Schloß“ ſUurnung. 1 Es iſt ein Gerücht im Um⸗ EE Raſſereiner jeller Hl Hund hen u. preiswert tubenrein und d 3 f zu kaufen 9 Drusterei Näheres bei Neinle, lles Hildaſtraße 83. 135 ktavan dacht mit llectur⸗Bolen. ſ— U „Liedertafel“ Seckenheim. Wir laden hiermit die gesamte Einwohnerschaft zu dem am Sonntag, den 6. Juni, nachmittags 3 Uhr bei dem neuen Rennplatz stattfindenden E LUS IE 8 2 7 5. 7. 8 5 mit gesanglichen, Darbietungen höflichst ein. „Zum Reichsadler“. Eintritt frei! Vollzähliges Erscheinen ist erwünscht. musikalischen und turnerischen Ebenso finden originelle Belustigungen für alte und junge Leute statt. Abmarsch mit Musik punkt 2 Uhr vom Lokal Wirtschaftsbetrieb in eigener Regie bei billigsten Preisen. Der Vorstand. Heute Abend Probe. e 2e Eintritt frei! D. O. II 2 d dellen-oomune ee 5.50 80 em breit Unvergleichlich schöne Muster Auflallend niedrige Preise Ich führe Sfoffe ls SpSZIAlif Gf unh Kerm deshelb sebr leœisfungsfSbig Seif). Hohseide für eleg. 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Tagesordnung wird im Lokal bekannt⸗ gegeben. elle Ferebt Heltebelſ. Kommando: Neubauer. flllb. Junom.-Derein Selkenbeim. morgen Donnetstag(Fronlelchnam) zum Haupigottesdlenst/ 9 uhr Rirdigang. Abmarſch vom Vereinslokal„Zum Hirſch“ punkt ½¼9 Uhr. Es iſt Ehrenpflicht aller Mitglieder des kath. Arbeitervereins ſowie des Jungm.⸗Vereins reſtlos daran teilzu⸗ nehmen. Der Vorſtand. Radfahrerverein„All Heil“ Donnerstag abend 8 Ahr Verſammlung betr. Rennen und Gartenfeſt. Das Erſcheinen ſämtlicher Mitglieder iſt unbedingt erforderlich. Der Vorſtand Fußball⸗Vereinigung 98 Gectzenheim C. B. Morgen Donnerstag Ausfahrt naeh Brühl. Treffpunkt dortſelbſt im Lokal zum Löwen. Abfahrt Nachm. 2 Uhr vom Lokal Zahlreiche Beteiligung dringend erwünſcht. Es wird auf den Anſchlag im Lokal wverieſen. Der Vorſtand. morgen Donnerstag Abend ½ Uhr Zusammenkunft der N.-H. Das das kn Ii Verkaufsstelle: Johann& Würthwein, Seckenheim. 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Die Ausführungsbeſtimmungen, Verträge uſw. können bei der Waſſerwerksgeſellſchaft Rheinau m. b. H. Mannheim, K 7, Zimmer 209, gegen eine Gebühr von Mk. 3.— innerhalb der Zeit von ½8 bis 2 Uhr in Empfang genommen oder eingeſehen werden. Angebote ſind bis längſtens 10. Juni 1926 an die Waſſerwerks⸗Geſellſchaft Rheinau m. b. H., Mannheim K 7, einzureichen. Waſſerwerks⸗Geſellſchaft Rheinau m. b. H. Mannheim, K 7, 1/2. Aeparatuxen au Nolliden K. Kolinig, Gchreinermeiſter. 1 Muffler, Kufeke, Serhähf Neſtle, Radolf und 2 Zivi's Kindermehl, IM W. tte Soxhlet Nährzucker, Milchzucker, Eiweißmilch, Ramogen, Buco, kondenſ. Milch, Malzſuppen⸗Extrakt Mondamin, Maizena, Reismehl, Kinderhaferfloczen, * Hafermehl, Sorhlet-⸗Apparale, Milchflaſchen Soxhletflaſchen,, Flaſchenſauger Beißringſauger, Gliflirppritzen, Fieberthermometer, Schwämme, Badethermometer, Kindertreme, Kinderſeife, Puder empfiehlt Germania-Drogerie Fr. Wagner nacht. Inh. W. Fönstin SD e lch empfehle mein Lager in: Slleſten. Beſen. 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