8 1. N — i 5 Hnekar-Bofe Samstag, den 5. Juni 1926(2. Blatt). 0 Rückblick r Obwohl das Reichsminiſterium wieder vollzählig in Berlin verſammelt iſt, fehlt es in der Innenpolitik doch zunächſt noch an anregenden Momenten. Die Frage einer Erweiterung des Reichskabinetts iſt zunächſt vertagt worden, da der Kanzler ſich auf den Standpunkt geſtellt hat, daß eine Entſcheidung erſt nach dem Zuſam⸗ mentritt der Reichstagsfraktionen gefällt werden kann. In Preußen hat es im Landtag ſofort nach der Wieder⸗ aufnahme der Sitzungen nach den Pfingſtferien erregte De⸗ batten gegeben, und zwar ſowohl über die angeblichen Putſchpläne und die Maßnahmen der Polizei, wie auch die Fürſtenabfindungsfrage. Man kann nicht gerade ſagen, daß die Putſchdebatte eine Klärung der Lage herbeige⸗ führt hätte, ſie hat vielmehr lediglich zur Verſchärfung der innenpolitiſchen Gegenſätze beigetragen und man wird gut tun, zunächſt die Entſcheidung des Oberreichsanwalts abzu⸗ warten. In der äußeren Politik ſtanden naturgemäß die Vor⸗ gänge in Polen im Vordergrund des Intereſſes. Die Befürchtungen, daß die Sitzung der Nationalverſamm⸗ lung geſprengt werden würde, haben ſich als grundlos er⸗ wieſen, der Wahlakt konnte in völliger Ruhe und Ord⸗ nung vollzognen werden. Die Preſſe der Rechtsparteien hebt zwar hervor, daß der Wille der Nationalverſamm⸗ ng nicht„frei“ geweſen ſei, ſondern daß ſie ſich unter ſtar⸗ kem Druck befunden habe. Aber auch die Rechtsblätter er⸗ kennen doch ohne Vorbehalte den neuen Präſidenten als legales Staatsoberhaupt an. Der Mann, der, nachdem Pilſudſki die auf ihn entfallene Wahl abgelehnt hatte, zum Staatspräſidenten gewählt wurde, nämlich der Pro⸗ feſſor Moscicki, ſieht ſich nicht gerade vor eine leichte Auf⸗ gabe geſtellt. Politiſch iſt er ein unbeſchriebenes Blatt, ſteht jedoch Pilſudſki außerordentlich nahe, ſo daß Pil⸗ ſudſki auch weiterhin der wahre Machthaber in Polen bleiben wird, wenn auch die polniſchen Rechtsparteien er⸗ warten, daß der neue Präſident eine„weitere Vormund⸗ ſthent Pilſudſkis ablehnen“ werde. Iſt ſomit der Staats⸗ ſtreich Pilſudſkis legaliſiert worden, wobei nunmehr auch in Poſen die neue Regierung anerkannt wird, ſo beſteht doch kein Zweifel darüber, daß die wahren Schwierigkeiten erſt beginnen. Die Sanierung Polens iſt eine ſo ungeheuer große Aufgabe, daß man bezweifeln muß, ob ſie unter den heutigen Umſtänden überhaupt durchzuführen iſt. Sehr weſentlich werden die Dinge naturgemäß dadurch be⸗ einflußt werden, ob das Ausland, in dieſem Falle Ame⸗ rika, ſich bereitfindet, eine ausreichende Anleihe zu ge⸗ währen, ohne die die polniſchen Finanzen einer Geſundung nicht entgegengeführt werden können. Im übrigen wird man abwarten müſſen, wie die neue polniſche Regierung beſchaffen ſein wird, ob es zur Bildung des angeblich von Pilſudſki erſtrebten Triumvirats, beſtehend aus Mos⸗ cicki, Bartel und Pilſudſki, kommen wird oder nicht. In Frankreich hat das Kabinett Briand einen neuen Sieg zu erringen vermocht. Es gelang ihm aber⸗ mals, eine Finanzdebatte zu vermeiden. Trotzdem hat die Abſtimmung in der Kammer eine Klärung der innenpoli⸗ tiſchen Frage in Frankreich nicht gebracht und es kenn⸗ zeichnet die Lage, daß auch nach dem Sieg Briands eine Entſpannung auf dem Deviſenmarkt nicht eintrat. Inzwi⸗ chen hat nun der Sachverſtändigenausſchuß, der über die inanzmaßnahmen beraten ſoll, ſeine Sitzungen aufge⸗ nommen, die täglich abgehalten werden ſollen, um die Arbeiten des Ausſchuſſes nach Möglichkeit zu beſchleunigen. In Frankreich ſelbſt ſieht man dieſen Beratungen mit einiger Skepſis entgegen, was nach den vielen vorbeige⸗ glückten Reformprojekten immerhin begreiflich iſt. Man will Taten ſehen und ſo bedeutet die letzte Kammerabſtim⸗ mung auch kaum mehr als eine Gnadenfriſt für Briand, der auf die Dauer nicht mit der Rechtsmehrheit, die ihm auch jetzt wieder zum Sieg verhalf, wird regieren können, während die meisten ſeiner Miniſter dem Linkskartell an⸗ gehören. Inzwiſchen treten für Frankreich erſt einmal die außenpolitiſchen Fragen in den Vordergrund, wie die Ra⸗ tifikation des Locarnovertrages durch den Senat, por allem aber die Genfer Reiſe Briands, wobei man wiſſen will, daß Briand in Genf in den Beſprechungen mit Chamberlain verſuchen wird, für das franzöſiſche Desin⸗ tereſſement in Abeſſinien engliſche Zugeſtändniſſe für die franzöſiſche Marokkopolitik zu erreichen. In England gehen die Debatten über den Ber g⸗ arbeiterſtreik weiter, ohne daß es bislang gelungen wäre, den über einen Monat andauernden Streik, der be⸗ reits zu einer Reihe von Kohlenerſparnisverordnungen Veranlaſſung gegeben hat, beizulegen. Größer als dieſe innenpolitiſche Sorge ſind freilich im Augenblick noch die außenpolitiſchen Sorgen Londons. In Aegypten ſpitzt ſich die Lage immer mehr zu. Der Ausfall der ägypti⸗ ſchen Parlamentswahlen, bei denen etwa 80 Prozent aller Stimmen für die Nationaliſten⸗Partei abgegeben wurden, und die Freiſprechung einiger Sudanmörder haben die Si⸗ tuation außerordentlich verſchärft, ſo daß in London ſo⸗ gar der Gedanke an eine Rückgängigmachung der Unab⸗ hängigkeitserklärung aufgetaucht iſt. Man ſieht in London den Weg nach Indien bedroht und man zeigt durch die Entſendung von Kriegsſchiffen nach Alexandrien, daß man keinesfalls gewillt iſt, vor den Aegyptern zu kapitu⸗ lieren. Es iſt nicht zu verkennen, daß hier für die eng⸗ liſche Regierung eine ſchwierige Situation entſtanden iſt und es iſt begreiflich, daß unter ſolchen Umſtänden auch das Intereſſe für den Bruderzwiſt in der liberalen Par⸗ tei, den Kampf zwiſchen Lloyd George und As nith, nachgelaſſen hat. n i Iss Gewitterregen. Wenn an heißen Tagen ſich Wolken am Himmel bal⸗ len, ein leiſer Wind anhebt, anſchwillt und Staub auf⸗ wirbelt, an den Bäumen zauſt und an den Fenſtern rüttelt, weiß jeder: die plötzliche Schwüle bringt ein Gewitter, das die Vorboten vokausſendet. In der Stadt iſt man kein Freund ſolcher elementaren Ereigniſſe. Der vielleicht, der ſelbſt ein Stückchen Land ſein eigen nennt und vom Gewit⸗ terregen ſchnelleres Wachstum erhofft. Jener wohl auch, dem der Schweiß ſehr ſchnell von der Stirne rinnt und dem in hoher Frühlingswärme noch eine Abkühlung naht. Der Himmel macht es jedenfalls keinem recht. Freut der Landmann ſich über den Frühlings⸗ und Gewitter⸗ regen, ſo nörgelt der Städter, und böſe iſt er beſonders, wenn ſein lange geplanter Sonntagsausflug zu Waſſer wird. Gewitterregen aber iſt das beſte für das Land, dem⸗ nach für das Wachstum und die Volksernährung. Der Städter ſollte es wiſſen und ſich mit den Segnungen des Himmels zufriedengeben. Früher einmal hat jedes Gewitter noch Angſt erweckt. Man fürchtete die zündenden, tötenden Blitze. Seitdem die Technik aber auch der elektriſchen Strömungen des Himmenls Herr geworden iſt, ſpielen in den Städten ruhig Theater, ſpielt die Muſik, tanzt und iſt fröhlich das Volk, ohne auf das Gewitter zu achten, ohne Furchtanwandlung. Nur auf dem Lande. allwo das Gewitter ein Segen be⸗ deutet, hat ſich die alte Angſt erhalten. Und nicht mit Unrecht, denn das Land iſt zum Teil ſchutzlos vor Ein⸗ ſchlägen, zumeiſt ohne techniſche Einrichtungen den Blitz abzufangen. Häuſer und Bäume ziehen die Blitze an, und in engen Stuben ſitzen die Landleute zuſammen, angſt⸗ erfüllt aus Erfahrung, ängſtlich aus der auf dem Lande ſchlummernden Furcht vor einem himmliſchen Strafgericht. Es gibt ſo viele weiſe Lehren, wie gerade der Landmann, der das Gewitter braucht, ſich vor ihm ſchützen ſoll. Sprüchlein ſagen:„Vor den Eichen ſollſt du weichen, doch die Buchen ſollſt du ſuchen“. Und der Landmann kennt und beherzigt ſie. Er wird aber bei jedem Gewitter in Zwieſpalt bleiben: es begrüßen und es fürchten. Na⸗ mentlich die Gewitter im Frühling ſollen gefährlich ſein, wie die Statiſtik ſagt. Sie beweiſt aber auch, daß die Ein⸗ ſchläge von Jahr zu Jahr geringer werden. And das könnte uns tröſten. Gewitter iſt ein naturnotwendiger Reini⸗ gungsprozeß. Gewitter gehört zur Frühlings⸗ und Som⸗ merwärme, gehört zum Wachstum, gehört zum Leben. Die holländiſche Erbſchaſt. Im Jahre 1672 trat ein gewiſſer Theobald Metzger geboren 1626 in Kettenheim(Rheinheſſen) in holländiſche Militärdienſte. Er brachte es bis zum General und erhielt um ſeiner beſonderen Verdienſte wegen den Titel Ba⸗ ron van Weibenen. Metzger ſtarb zu Breda mit Hinter⸗ laſſung eines großen Reichtums für ſeine Erben. Da er unverheiratet geweſen war, ernannte der damalige Statt⸗ halter von Holland, Wilhelm III., zum Teſtamentsvoll⸗ 1 einen Herrn von Schreilenberg. Dieſer erklärte, aß Erben nicht vorhanden ſeien und demnach die ge⸗ lamte Erbſchaft dem Statthalter zufalle, der dann einen großen Teil ſeinem Freunde, dem Grafen Bentink, Her⸗ zog von Portland, überwies. Die öffentliche Meinung tft Holland mißbilligte dieſes Verhalten, und die Folge war, daß neue Nachforſchungen nach etwaigen Erben an⸗ geſtellt wurden. Da ſie aber nur unter dem Namen des Generals von Weibenun gingen, ohne des Namens Metz⸗ ger Erwähnung zu tun, blieben ſie erfolglos. Ungefähr 80 Jahre ſpäter, 1773, erfuhr ein Leut⸗ nant der Grenadiere in Darmſtadt, ein gewiſſer Huche⸗ lemberg, der mit einer Verwandten des Barons Wei⸗ benun⸗Metzger verheiratet war, von der Erbſchaftsange⸗ legenheit. Er ſtrengte einen Prozeß gegen den König der Niederlande an, den er jedoch verlor, da ſich die Richter auf den Standpunkt der Verjährung ſtellten. Eine Beru⸗ lch gegen dieſes Urteil wurde abgewieſen. Die Sache chien damit abgetan zu ſein. Als jedoch im Jahre 1793 franzöſiſche Truppen in Breda einrückten, erhielt ein Sol⸗ dat mit Namen Mattien Halles aus Kayſersberg(Pfalz) auf ſein Anſuchen von General Rapp die Ermächtigung, nach dem Teſtament von Metzger⸗Weibenun zu forſchen. Es glückte ihm, dieſes aufzufinden und eine Abſchrift anzufertigen. Nun erfolgten neue Nachforſchungen nach den etwaigen Erben. Das niederländiſche Parlament nahm die Sache auf, und infolgedeſſen ſah ſich der König ver⸗ anlaßt, die Nachlaſſenſchaft den berechtigten Erben nach Ausweis der geſetzlichen Papiere zur Verfügung zu ſtellen. Die öſterreichiſche, wie auch die bayeriſche Regierung und der Präfekt von Straßburg ſtellten nunmehr Erhe⸗ bungen nach den Erben an, die ſich in die Länge zogen. Die franzöſiſche Revolution und das Kaiſerreich gingen vorüber, ohne daß die Aggelegenheit erledigt worden wäre. Im Jahre 1829 beſaß der Herzog von Portland noch immer den größten Teil der Hinterlaſſenſchaft. Der König von Holland wünſchte die Rückgabe der Güter, doch der Herzog kam dem nicht nach. In den Jahren 1839 und 1842 traten die Erb⸗ berechiigten nochmals an das niederländiſche Parlament heran, und 1863 verwandte ſich Frankreich zugunſten der i Intereſſenten bei der holländiſchen Regierung. Dieſe be⸗ rief ſich auf die Verjährung, und das Erbe wurde dem Frrſtenhauſe zugeſprochen. 1877 machten die elſäſſiſchen Erbberechtigten einen neuen Verſuch beim oberſten Ge⸗ richtshof Später war der König, wie„Petit Pariſien“ berichtet, bereit, einen Schadenerſatz von vier Millionen Gulden zu zahlen. Darauf ließen ſich die Erben jedoch nicht ein. Nunmehr haben aufs neue ungefähr 400 Ab⸗ kömmlinge der Familie Metzger ihre Anſprüche geltend gemach und ein Komitee beſtellt, das die nötigen Schritte eir ſchlagen ſoll, um in den Beſitz der heute etwa 40 Milliarden Franken betragenden Erbſchaft zu gelangen. Kleine Chronik. ar Vier Kinder verbrannt. In Oudeharke bei Heere⸗ noven(Friesland) geriet in der Nacht das Haus eines Arbeiters aus ungeklärter Urſache in Brand. Während die Eltern und vier Kinder ſich mit Mühe retten konnten, kamen vier andere Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren in den Flammen um. Ihre Leichen wurden in völlig verkohltem Zuſtande aus den Trümmern geborgen. A. Automobilunglück in Auſtralien. Ein elektrischer Zug ſtieß bei dem Uebergang von Boronia an der Eiſen⸗ bahnlinie nach Fern⸗Tree⸗Gully mit einem Poſtauto zu⸗ ſammen, das von Ausflüglern beſetzt war. Neun Per⸗ ſonen wurden getötet und zwölf verletzt. 5 Einige Beispiele aus der Fülle unserer Angebote — — ——— — MOusselineffe 22 % Meter Pf. Nleiderrrmusselinne 58 hell und dunkel... Meter Pf. DIrradl-Zeprur — — — — WqsC T HKrepp 89 bedruckt, gute Qualität... Meter Pi. Voll- Voile 100/110 em breit 95 vorzügl. Qualität, viele Muster Meter Pf. WOllrrulsselire reine wolle 1 hell u. dunkelgrund, viele Must. Meter 65 Helvefie N 95 reine S deer Pf. 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Auch Preisausſchreiben bieten eine Möglichkeit, zu Geld zu kommen und bei einigen iſt nebenbei auch Ruhm zu erwerben, aber bei der Mehrzahl ſind nur die Veran⸗ ſtalter die Gewinner, und dieſe Spezies nahm vor nicht langer Zeit ſo ſehr überhand und nahm einen ſo ſchwindel⸗ haften Charakter an, daß die Behörden dagegen einſchreiten mußten. Beſonders„neckiſch“ waren gewiſſe Preisrätſel, die ſehr einfach ſchienen, aber verſchiedene Löſungen zu⸗ ließen und eigentlich nur durch Zufall richtig gelöſt werden konnten. Aber auch bei ſolchen, die wirklich leicht und nur richtig zu löſen ſind, gewinnt und verdient der Rätſelmacher und nicht der Rätſellöſer. Das rätſelhafte iſt, daß ſich noch immer Gutgläubige finden. Doch ſie werden ja wohl nie alle——2 Bei den großen Preisausſchreiben, wo außer Geldpreiſen Ruhm zu erringen iſt, der nach Schiller das höchſte von des Lebens Gütern ſein ſoll, paſſieren mitunter auch recht ſonderbare Dinge. Mißtrauiſche Bewerber haben ſchon ihre eingereichten Arbeiten mit Zeichen verſehen, um nachher feſtſtellen zu können, ob wenigſtens die zugeſicherte gewiſſenhafte Prüfung ſtattgefunden hat, und haben dann mit Entrüſtung konſtatiert, daß dies nicht geſchehen ſei. So erſt unlängſt wieder. Aber ob ſie ſelbſt ſo ganz gewiſſen⸗ haft prüfen würden, wenn ſie ſtatt Preisbewerber Preis⸗ richter wären und vielleicht Berge von lyriſchen Gedichten, Dramen, Romanen vor ſich hätten? Ich habe immer Mitleid mit den Angehörigen eines Preisrichterkollegiums. Es wird eine Pferdearbeit von ihnen verlangt und ſie machen es doch nur den wenigen Glücklichen recht, denen ſie Preiſe zuſprechen, in den Augen aller übrigen ſind ſie Ignoranten und Idioten und noch ſchlimmeres. And darum wird die „Dichterakademie“, wie die„Sektion für Dichtkunſt inner⸗ halb der preußiſchen Akademie der Künſte“ 1 1 ge⸗ aum ſehr beliebt werden, falls ſie die„Hebung der Lebensbe⸗ dingungen der Dichter“, die ſie ſich angelegen ſein laſſen will, etwa mit Preisausſchreiben ins Werk ſetzen wollte. Daß die Akademie aber zur Hebung der deutſchen Dichtkunſt beitragen könnte, will mir ſchon gar nicht einleuchten. Und was die Herren Dichterakademiker, die„Unſterblichen“ be⸗ trifft— ſie werden ja weiter keinen Schaden von der Ehre haben, aber für Spott werden ſie auch nicht zu ſorgen brauchen. „Wer't mag, de mag't, un wer't nich mag, de mag't ja woll nich mägen!“ Kommt die Dichterakademie zu ſtande, ſollte man auch einen plattdeutſchen, das heißt plattdeutſch⸗ ſchreibenden Dichter darin aufnehmen. Das Plattdeutſche iſt ja viel zu ſehr Stiefkind, obwohl es noch von Millionen Deutſchen geſprochen wird. Man ſollte alle Mundarten mehr achten und pflegen, um zu verhüten, daß ſie aus⸗ ſterben, wie unſere ſchönen Volkstrachten und Volksſitten. Der Sprecher der nordamerikaniſchen plattdeutſchen Ver⸗ eine, die gegenwärtig die alte deutſche Heimat beſuchen, hat bei dem Empfang durch den Reichspräſidenten Hindenburg eine plattdeutſche Anſprache gehalten, die Grüße von falle dütſche Landslüt“ in Amerika überbracht und Aug in Auge dem„ol Vaderland ewige Tru“ geſchworen. Das waren von Herzen kommende Worte und herzlich wurden ſie auf⸗ genommen. Die Plattdeutſchen haben ja auch ihre Mund⸗ artdichter: Fritz Reuter, Klaus Groth, Johann Meyer und andere, und namentlich iſt Fritz Reuter zu einem wahren Volksdichter geworden, den auch die Hochdeutſchen lieb⸗ gewonnen haben. In Berlin will man jetzt die Straßen eines neuen Stadtviertels nach Figuren aus ſeinen Dich⸗ tungen benennen, nach Bräſig, Hawermann, Lining und Mining, und 0 der Wollhändler Moſes Löwenthal aus Schurr ⸗ Murr ſoll in einem Straßennamen verewigt werden, Moſes Löwenthal, der Bräſig überredete, mit ihm nach Berlin zu fahren, und zwar auf einen falſchen Paß als ſein Onkel Levi Joſephi aus Prenzlau, wodurch Bräſig in hölliſche Angelegenheiten kam— eine drollige Geſchichte, nur iſt aus ſolchem Anlaß wohl noch nie eine Straße be⸗ nannt worden, und Fritz Triddelfitz und Hamwel Po⸗ muchelskopp hätten entſchieden als zwei der bekannteſten Reuterſchen Geſtalten ein größeres Anrecht darauf. Die Triddelfitze und hinterhältigen Po⸗ muchelsköppe ſind zudem auch charakteriſtiſche Typen unſerer Tage, die mit denen der„Stoventid“ ſonſt nur geringe Aehnlichkeit haben. Lebte der brave Herr Enſpektor Zacha⸗ rias Bräſig heute, würde er einem Pomuchelskopp, wenn der, wie im Reformverein mit Phraſen von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit um ſich würfe, um ſich bei ſeinen Zuhörern einzuſchmeicheln, beſtimmt noch ganz anders ant⸗ worten als er es in ſeiner erfriſchenden Rede getan, die in dem klaſſiſchen Satze gipfelte, daß die große Armut in der Stadt von der großen Powerteh herkäme. Um ſeine Freiheit und die ſeiner Stammesbrüder hat Abd el Krim wie ein Löwe gekämpft. Man hat ihn ein⸗ gekeſſelt und zur Strecke gebracht. Das wäre auch trotz der erdrückenden Ueberzahl ſeiner mit den modernſten Kriegs⸗ waffen ausgerüſteten Feinde noch nicht gelungen, hätte ihm nicht ein Teil der Stammesbrüder die Treue gebrochen. Das tragiſche Los ſo vieler Helden! Mit Undank wurde ihnen gelohnt, Verrat beſiegelte ihren Antergang. Seine Hoffnung, daß die grüne Fahne des Propheten entrollt und der heilige Krieg erklärt werden würde, erfüllte ſich auch nicht. Man hat in Angora näherliegende Sorgen und iſt noch zu ausſchließlich mit dem Reformieren beſchäftigt. Die türkiſche Zeitrechnung ſoll ja nun auch zum alten Eiſen geworfen und der abendländiſche Kalender eingeführt wer⸗ den. Es iſt ſchnell befohlen, wird aber zu Anfang keine ſchlechte Konfuſion geben. Bei uns nimmt man deshalb nicht mal Kalenderänderungen vor, läßt die Schalttage wie ſie ſind und legt das Oſterfeſt nicht ſeſt, ſo oft und mit ſo triftigen Gründen auch ſchon darauf gedrungen wurde. Die Maßgebenden in Angora ſind für das: sic volo, sic jubeo; sit pro ratione voluntas— ſo will ich's ſo befehle ich's, ſtatt Grundes gelte der Wille. Da die Türken ihre Zeitrechnung mit dem 12. September 622, als dem Tag der Flucht Mohammeds nach Medina, begonnen haben, werden ſie 622 Jahre hinzurechnen müſſen, um mit uns gleich zu marſchieren. Die Alten werden ſich ſträuben und beim Barte des Propheten ſchwören, daß dies eine ganz unmög⸗ liche Neuerung ſei, einmal dieſes Propheten wegen und dann wegen der perſönlichen Verhältniſſe, die ja in die allergrößte Verwirrung geraten müßten. Aber: sic volo! Das geruhſame, pflegmatiſche Volk der Türken kriegt es auch zuſehends mehr mit der nervöſen Unruhe, dem Ge⸗ haſte und Gezappel der Giaurs. Die Morgenländer ver⸗ abendländern. Und wir holen uns allerlei„Schönes“ aus dem Morgen⸗ lande: Rauſchgifte zur Betäubung, Hena, womit ſich die weiblichen Modepuppen das Haar und die Fingernägel färben, Tänzerinnen und Tänze, Naſſehunde und Raſſel⸗ katzen und gefakirt wird bei uns auch ſchon wie in Indien, und nicht bloß auf den Varietébühnen. In einem Berliner Bierlokal läßt ſich ein deutſcher Fakir auf viele Stunden 1 * ü die Wäffd fägerff— eiſfe Akkräktiön, die die Gäste anziehen und den Bierkonſum ſteigern ſoll. Da⸗ Kunſtſtück, ſich mit nacktem Körper auf ſpitze Nägel zu legen und auf ſich herumtrampeln zu laſſen, iſt eine ſchon oft gezeigte Nummer Ein Mann hypnotiſiert Löwen und Rie⸗ ſenſchlangen. Aber hinter Gittern. In Bierſtuben wird es ſich nicht gut machen laſſen, die dürften davon eher leer als voll werden. Doch es gibt kleineres Viehzeug, womit im Hypnotiſieren bewanderte Fakire den Gewerbebetrieb eröffnen könnten. Eine Kalbshaxe, ein Glas Bier, Radio⸗ mufik und Fakirkünſte— mehr kann auch der Kultureuro⸗ päer des Jahres 1926 nicht beanſpruchen! 8 o bs. Arbeit und Erholung. „Tages Arbeit, abends Gäſte, Saure Wochen, frohe Feſte!“ In dieſen trefflichen Verſen hat uns Goethe eine gol⸗ dene Lebensregel gegeben. Das märchenhafte Streben 125 allerdings dahin, ohne Mühe und Arbeit durch das eben und womöglich zu Reichtum zu lommen. Aber bei ihrer ewigen Jagd nach dem Glücke vergeſſen ſie doch die Lehre, die der holde Knabe dem„Schatzgräber“ bei Ueberreichung der Lebensſchale gab. Schon der Pſal⸗ miſt ſagt, wenn unſer Leben köſtlich geweſen iſt, dann iſt es Mühe und Arbeit geweſen. 3 g Um das Ziel vieler, Glück und Zufriedenheit zu erreichen, iſt ein vernünftiger Wechſel zwiſchen Arbeit und Vergnügen erforderlich. Ohne eine geregelte Tätig⸗ keit wird jedes Vergnügen eine Halbheit, ſagt doch ſchon ein altes Volkswort:„Nichts iſt in der Welt ſchwerer zu ertragen, als eine Reihe von guten Tagen.“ Selbſt bei ſorgſamer Pflege erleidet ohne regelmäßige Arbeit ein träger Körper Einbuße an ſeiner Geſundheit, und be⸗ kanntlich iſt der Müßiggang aller Laſter Anfang. Nach getaner Arbeit aber verlangen Körper und Geiſt auch eine regelmäßige Ruhe und Erholung. Oyne dieſe würde die Leiſtungsſähigkeit und die Widerſtands⸗ kraft bald Schaden leiden und ſich übermäßige. Reizbarkeit, Abſpannung, Schlafloſigkeit, Kopfſchmerz ſowie vorzeitiger Kraftverfall und frühes Altern einſtellen. So erfordert ſchon allein die Pflege der Geſundheit ein richtiges Ver⸗ hältnis zwiſchen Arbeit und Ruhe, Tätigkeit und Er⸗ holung. In welcher Weiſe das zu erfolgen hat, dafür laſſen ſich allgemein gültige Regeln nicht aufſtellen, weil Arbeitskraft und Erholungsbedürfnis bei allen Men⸗ ſchen verſchieden iſt. b 2 f Vor allem aber iſt es für die Geſundheit nicht gleich⸗ gültig, in welcher Art die neben der Schlafzeit uns übrigbleibenden Ruheſtunden ausgefüllt werden. Gei⸗ ſtige Anregung auf der einen, Naturgenuß auf der anderen Seite verſchönern allen geblideten Menſchen die Erho⸗ lungszeit. Namentlich ſollte derjenige, dem ſein Beruf zu körperlicher Anſtrengung und Bewegung in freier Luft nötigt, ſeinem Körper in den Freiſtunden Ruhe gönnen und ſeine Zerſtreuung vorzugsweiſe in geiſtiger Anregung, das heißt in verſtändiger Unterhaltung, im Leſen nütz⸗ licher Bücher, in der Betrachtung ſchöner Bildwerke oder in muſikaliſchem Genuß ſuchen. Wer dagegen vorwiegend geiſtig beſchäftigt iſt und ſeine Arbeitszeit ſtehend oder ſitzend in geſchloſſenem Raume zubringen muß, ſollte in der Freizeit ſeinem Körper Bewegung verſchaffen und durch zweckmäßige Leibesübungen die Muskeln ſtählen und durch Aufenthalt in der freien Natur ſeinen Atmungs⸗ werkzeugen friſche, reine Luft zuführen. Auch die Geſelligkeit gewährt eine angenehme und der Geſundheit nicht ſchädliche Erholung, ſofern ſie auf ein richtiges Maß beſchränkt bleibt. Der Gedankenaustauſch mit anderen Menſchen regt den Geiſt vorteilhaft an und erweitert den Geſichtskreis des einzelnen. Die Mitteilung eigener Empfindungen und Erlebniſſe iſt überdies dem 12 ein Bedürfnis und erfordert eine geſellige Aus⸗ prache. b Der in der Amtsſtube oder Geſchäftsräumen jahraus, jahrein Geplagte wird die Erholung nach des Tages Arbeit jedenfalls am beſten am häuslichen Herde im Kreiſe der Familie finden.„Jeder iſt ſeines Glückes Schmied!“ Wer dieſe Loſung auch hinſichtlich der Verteilung von Arbeit udn Ruhe richtig befolgt, hat ſchon ein gut Teil von dem, wonach er ſich ſehnt, ſtillem Glück, und wo dies in erſter Linie wohnt, ſagt uns wieder der Dichter: „Ein Haus, das deckt und ſchirmt im Leid, Ein Lager, das Erquickung baut, Ein Herz, das ſchlägt für andrer Sorgen: Wer die drei weiß, iſt wohl geborgen.“ 8 Vermiſchtes.. o Das Alter der Zeitung. Die Geſchichte der Zeitung geht zurück bis in das Jahr 469 v. Chr., wo der Thebaner Epa⸗ minondas nach der Schlacht bei Mantinea einem Sklaven mit tonartiger Erde in Spiegelſchrift das Wort Nice(Sieg) in die Hand ſchrieb; ſchweißtriefend drückte der Sklave einem weißen Opfertier die Hand in den Nacken, das dann durch Theben geführt wurde und dem Volke den Sieg ver⸗ kündete. Eine der älteſten Zeitungen iſt die geſchriebene Pekinger Zeitung 400 v. Chr. geweſen. 0 Exploſivkraft des Getreides. Getreide kann ein ebenſo gefährlicher Exploſivſtoff ſein wie Schießpulver. Wenn man den Inhalt eines Sackes mit 6 Pfund Weizen in der Luft eines normalgroßen Hauſes verteilte, ſo könnte das Auf⸗ leuchten eines Streichholzes das Gebäude in die Luft ſpren⸗ gen. Die doppelt ſo große Menge Getreide würde mit 4000 Kubikfuß Luft in einem hermetiſch verſchloſſenen Raum vermiſcht bei der Entzündung ſo viel Kraft hervorrufen, daß ſie genügen würde um 500 Tonnen zu einer Höhe von 100 Fuß emporzuſchleudern. Der Grund für dieſe Explo⸗ ſionsfähigkeit des Getreides liegt daran, daß bei der Ver⸗ teilung in der Luft eines Raumes jedes Teilchen des Ge⸗ treides in Berührung mit dem Sauerſtoff der Luft kommt und brennt, wenn es angezündet wird. Sofort wird eine große Menge Gas entwickelt, das ſich auszubreiten ſucht und die Mauern zerſprengt. Nicht nur Getreideſtaub hat die exploſive Wirkung, ſondern auch Staub von Metall, Gummi, Zucker, Kork, Papier uſw. O Das Ende des Silberkaſtens. Ach, wie war die Hausfrau ehedem ſo ſtolz auf ihn, wie verſtand ſie mit ihm bei feſt⸗ lichen Anläſſen zu prunken und wie blinkte er den Gäſten ins frohe Antlitz! Vorbei! Sofern es ſich nicht um ererbtes Familienſilber handelt, iſt der Silberkaſten mit ſeinen Be⸗ ſtecken bis zum 24 Perſonen verſchwunden, ein Opfer der Zeit. Aber Beſtecke müſſen für uns Kulturmenſchen im Abendlande nun einmal ſein, den öſtlichen Eßſtäbchenbe⸗ trieb ſchätzen wir nicht, verſtehen ihn auch nicht. Und Silber können wir uns kaum noch leiſten. Da heißt es alſo, Erſatz zu beſchaffen, und die Induſtrie hat in Alpacca⸗ beſtecken Wunderbares geſchaffen, das von echtem Silber kaum zu unterſcheiden iſt, zumal wenn alles hübſch in den Silberkaſten eingeordnet iſt. Einfache und zierliche Formen, die Griffe mit feiner Schmucklinien verziert. Aber noch ein⸗ fachere Beſtecke treffen wir heute ſelbſt in den vornehmſten Haushaltungen an: Meſſer und Gabel mit Griffen aus Büffelhorn oder Bein, oder Obſtmeſſer und Küchenbeſtecke aus Perlmutt. Alles in allem: der Silberkaſten iſt tot, es lebe der„Silber“ kaſten! O Ein merkwürdiges Geſuch. Wie die„Prawda“ meldet, hat die dem Rat für Arbeit und Verteidigung unterſtellte Kommiſſion für das Einwanderungsweſen in Sowjetruß⸗ land ein Geſuch empfangen, das von ungefähr 1200 Arbei⸗ tern in Solingen ausgeht. Dieſe Arbeiter bitten die Sowjetregierung, ihnen ein geeignetes Territorium in der Sowjetunion anzuweiſen, auf dem ſie ein„Induſtriedorf“ errichten wollen. Die Bevölkerung dieſer Niederlaſſung würde ſich mit der Herſtellung von Metallgegenſtänden befaſſen, wie dies in Solingen geſchieht. Die Einwande⸗ rungskommiſſion hat in dieſer Angelegenheit den Rat ver⸗ ſchiedener wirtſchaftlicher Einrichtungen und der betreffen⸗ den Gewerkſchaften eingeholt, doch iſt eine Entſcheidung noch nicht gefällt worden. d 5 8 88 41 0 a 2 N Die Berufstätigkeit der Frau. Nach Prozenfen verteilt sich die Frauenarbeit folgendermassen: Lendwirtschsft 60 Dienskboten 20 2 Bekleidung 10 T ſenilind. 67 N 6 1 5 9— Jahmnnqn 27 8 7 Casruutshält kz 1 5 N ö— 0 0 b 1.. 0 freie etufe 2.07 4 f. Palast-Theafer Seckenhei n 2. Juni: Täglieh bis Montag, de Hnfang jeden Abend 86 Uhr. 5 r Mit EMIL JANNINGS N ö Ende 11½ Uhr. Trotz den auß erordentlichen Aufführungskosten keine erhöhte Eintrittspreise. Laßt Taten sprechen! 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Sn svand zdepogpngz a bos dienen Seng! ie see dle ust zaus! uv gave unhddiau i ee nag ene ene va ind 4% ecpaeubebszoneg sgog 210 sj dun pin aehogpngz ebunk a0 cpi buv chene jjogech zu ufemulohnehnv 16 uber e uten un een ehe einc occhi Uerezechabg used ua did ehe eee eee eee Adel e unn ueber euer n daes uv! aun invig zsuiel ang sva un qui qobeg auff ⸗ Aobo uus eqn nung sn eue uu pi peulveg gun snoc cppu bub Soingz soufe dune uee ungen eren An ben eie piece en; -a i Anh ueugnz eue de ef hebe n — lee se— icpnllch 1% jagech zgag sda neben ne ee ende e ht e eee pig used ae opa„pg 14% ada ee eee e ee ee ee eee ee eee ee Sie traten ins Freie hinaus und Raßmus rief zu den zaltenden Wagen eine Nummer hinüber. Eine geſchloſſene Droſchke fuhr vor. Er half Fränze hinein, ſprang ſelbſt nach und ſchlug die Tür zu. Der Kutſcher fuhr in ſchnel⸗ em Tempo davon und ein Raſender ſtürzte hinterdrein. Das war ſie geweſen! Nur wie einen Blitz hatte Ernſt Janſen ihr Geſicht geſehen, aber der Blitz hatte ſchterlohe Flammen in ihn hineingeſchlagen, die ihn ver⸗ brannten. Das war ſie geweſen! Und mit ihr der andere. Nicht allein war ſie in der Oper, wie ihre Mutter ge⸗ gagt, die ihm auf der Straße nachgeeilt war und ihn an⸗ zeſprochen hatte, voll einer heimlichen Angſt, voll des 55 Bemühens, nach Kräften Frieden zu ſtif⸗ en.— Nicht allein, mit ihr der andere! In Sprüngen, wie ein jagendes Tier, ſetzte er hinter dem Trab harrenden Wagen drein Nur ihn nicht aus dem Geſicht verlieren. Nur wiſſen, wohin ſie fuhren. Nur erſt den Wagen erreichen. Sich daran feſtklammern, an der Rückwand, an den Rädern. Sich von den Rädern ſchleifen laſſen, aber nicht den Halt verlieren, nicht die beiden verlieren, die dort drinnen ſaßen. Er vermochte nicht, den Wagen einzuholen, aber immer in einiger Entfernung ſah er ihn wieder vor ſich. Ein Stück fuhr er die„Linden“ hinauf, bog in die Char⸗ lottenſtraße ein und rollte dann eine der Querſtraßen entlang. N Immer ihm nach in wilden Sätzen. Die Menſchen ſtieß ſich Janſen mit beiden Armen aus dem Weg. Einen Schutzmann, der ihn feſthalten wollte, ſah er mit Augen an, daß ihm die Hand zurückzuckte. Da lief wohl einer zum Arzt, weil irgendwo ein Unglück paſſiert war. Auf einmal hielt der Wagen. Ein paar panther⸗ artige Sprünge, aber er kam zu ſpät. Der leere Wagen machte langſam kehrt. Die beiden, die ihm entſtiegen, waren im Innern des Hauſes verſchwunden, gegen deſſen überdachten Eingang Janſen antaumelte mit keuchender Bruſt und brechenden Knien. Eine Weile vermochte er nichts zu denken, zu fühlen vor dem Toſen im Hirn. Dann kam wie eine Schlange, die ſich ringelnd in ihm empor⸗ wand, der einzige Gedanke wieder gekrochen, den er zu denken vermochte. Dort drinnen waren ſie. Dort drinnen. In dem Haus. In dem Reſtaurant. Nein, in der Hölle, davor der Teufel Wache hielt: Ein kohlſchwarzer, großer Neger in papageienbunter Livree. Er ſtand breitſpurig unter dem Glasdach, dicht neben dem Schild an der Tür: Von zehn bis zwei Uhr Soupers. Kapelle des Vörös Miska. 5 Souper, Sekt und Zigeunermuſik. Dort drinnen wa⸗ ren ſie. Es kamen noch mehr der Paare, die's nach einem Souper zu zweien gelüſtete. Wagen um Wagen fuhr vor und immer ſprang der bunte Teufel herzu, riß den Wagenſchlag auf und hielt die Tür zur Hölle zurück, bis die Lüſternen dahinter verſchwunden waren. Dort drinnen waren ſie. 5 Er hätte ja auch hineingekonnt.„Grand Reſtaurant“ ſtand auf dem großen transparenten Schild über dem Portal zu leſen. Gerade den beiden gegenüber hätte er ſich ſeinen Platz ſuchen können. Aber er wollte nicht hinein. Hier draußen wollte er warten. Hier draußen, wo ſie ihm nicht entgehen konn⸗ ten, jede Minute des Wartens bis aufs letzte auskoſten. Luſtig mußte es da drinnen ſein. Und voll mußte es ſein. Immer mehr rauſchte die Seide, kniſterten die Spitzen, wehte ſüßlich betäubender Duft auf, ſchimmerte zwiſchen den loſe umgehängten Mänteln hervor das weiße Fleiſch der unverhüllten Büſten. N So eine war ſie nun auch geworden— ſo eine. Nicht mehr und nicht weniger als ſo eine. Ernſt Janſen lachte. Ein Lachen ohne Laut, unter dem der Körper ihm zuckte und ſchütterte. Nein, er ging nicht hinein. Er riß ſie nicht vom Tiſch empor, er ſchrie's ihr nicht ins Geſicht, was für eine ſie nun geworden war. Er ſchlug den anderen nicht dort drinnen zu Boden. Er wartete, bis ſie wieder kamen. Wie 1 Säule ſtand er gegen die Hausmauer ge⸗ lehnt.— In einer der heimlichen Niſchen des langen Saales halte Felir Raßmus und Fränze Diethold. Der Kellner atte das Souper zu ſervieren begonnen, der Sekt ſtand im Eiskühler und Fränze lachte. Als ſie, in den blendend erhellten Saal eintretend, rechts und links die ver⸗ ſchwiegenen Niſchen ſah, die die Darinſitzenden jedein jedem neugierigen Blick verbargen, da hatte ſie plötzlich ganz laut aufgelacht.. „Recht ſo,“ lobte ihr Begleiter.„Bis jetzt war's auch ein bißchen gar zu froſtig.“ 5 Er dirigierte ſie mit zu einer der Ecken hinüber. Wer dort einen Platz fand, der hatte es beſonders gut und war unbelauſcht. Sie fanden Platz. Wieder griff Raß⸗ mus nach Fränzes Mantel. Diesmal dauerte es lauge, bis er ihr ihn abgenommen hatte. Einer der Haken hatte ſich in den Spachtelſtoff ihrer leichten Bluſe feſtgehakt. Er hatte Mühe, ihn loszulöſen, und ſeine Finger preßten ſich dabei in die volle, weiche Schulter, die durch den weitmaſchigen Stoff ſchimmerte. Fränze lachte und wie der Sorgſame gar nicht mit dem Entwirren fertig wer⸗ den wollte, fuhr ſie mit der Hand empor und zwang mit einem Riß den Haken frei. „Das wird mir zu langweilig.“ „O—“ ſagte Raßmus,„nun hat's ein Loch gegeben, das muß ich wieder heil machen.“ Und er preßte auf die Stelle, wo der Spitzenſtoff beſchädigt war, die Lippen. Fränze riß die Schulter herum.„So einen frechen Flickſchneider habe ich noch nicht geſehen.“ In ſeinen Augen blitzte und flimmerte es. Sie ſchien gut im Zuge. Mundfaul war ſie nicht. Nicht zum Reden und würde es nicht zum Küſſen ſein. Die eigenen Lippen brannten ihm nach ihrem roten Munde. Es war ſo lange her, daß er keinen Mädchenmund mehr geküßt. Wie lange wohl? Wieviel Tage— Wochen— Monate— oder Jahre—— 7 Lang, lang.... Es lag da hinten oder Unten wie eine verſunkene Welt. Fränze ſaß auf dem rotſeidenen Sofa, den Ober⸗ körper weit gegen die ſchwellende Lehne zurückgebogen. Mit der einen Hand ſtreckte ſie Felir Raßmus die Sekt⸗ ſchale entgegen.. 5. „So gießen Sie mir doch endlich ein! Sehen Sie nicht daß ich verſchmachte?“ 5 So hatte es geſtern im Zoo eine der Tiſchgenoſſinnen mit ihrem Herrn gemacht, der tat ſie nun nach. Raßmus ſchenkte ein. Erſt ihr, dann ſich ſelber. Die Gläſer klangen aneinander. „Ich verſchmachte auch,“ ſagte er.„Aber Sekt allein tut's bei mir nicht.“ N Seine Augen brannten auf ihren Mund hernieder. Sie hielt die Schale dagegen und drüber hinweg da ſah ſie ihn an.„Immer eins nach dem andern, ſonſt gibt's nur Konfuſion,“ ſagte ſie und ſchlürfte gierig den Schaum. Auch er trank und füllte die Gläſer aufs neue. Nach dem Sekt die Speiſen, doch Fränze rührte kaum daran, trinken wollte ſie, nur immer trinken. Ihre Wangen glühten wie ihre Augen; der Mund, der lachte. Es war ja auch zum Totlachen. Da auf dem Tiſch der Blumenaufſatz. Ein Oſterei. Ein großes Oſterei aus wei⸗ ßen Hyazinthenblüten. Und in der Spitze des weißen Blüteneis, da ſteckte eine rote Roſe. Die mußte ſie immer anſehen und ſchüttelte ſich vor Lachen dabei. Jedesmal, wenn ſie die Ellenbogen mit einem Ruck auf den Tiſch cen da nickte die Roſe auf und nieder, als wollte ſie agen: „Ja, ja, ſo iſt es. Ja, ja, ſo geht es in der Welt.“ And dann war's, als hätte die Roſe ein Geſicht. So ein ſchwarzbraunes Mädchengeſicht mit dem roten Tuch um den Kopf. i 5 a Fränze warf ſich gegen die Samtpolſter zurück, goß wieder ein Glas Sekt hinunter und jauchzte: „Ich lach mich tot— ich lach mich rein noch tot. Das Oſterei dort mit der Roſe! And mein Traum. Wenn Sie bloß wüßten, was ich geſtern früh für einen verrückten Traum gehabt hab'!“ „Ich habe auch einen Traum gehabt. Ich hab' ge⸗ träumt, ich hielt eine ſo im Arm und— küßte ſie ſo!“ Er hatte Fränze an ſich geriſſen, bog ſein Geſicht über das ihre. Sie ſtieß ihn vor die Bruſt. „Nicht auf den Mund. Alles meinethalben, aber nichl auf den Mund!“ In begehrlicher Hitze ſtarrte er ſie an. Alles— ſie war freigebig. Ja, ja, aber erſt den Mund! f (Fortſetzung folgt.) Wo? Von Heinrich Heine. Wo wird einſt des Wandermüden Letzte Ruheſtätte ſein? Unter Palmen in dem Süden? Unter Linden an dem Rhein? Werd' ich wo in einer Wüſte Eingeſcharrt von fremder Hand? Oder ruh' ich an der Küſte Eines Meeres in dem Sand? Immerhin! Mich wird umgeben Gotteshimmel, dort wie hier, Und als Totenlampen ſchweben Nachts die Sterne über mir. Altrömiſche und germaniſche Frauen. Von Guſtav Beyer. g Bei Beginn unſerer Zeitrechnung ſtand Rom auf dem Gipfel ſeiner Macht, aber der nach außen hin ſo mächtige und glänzende Staatskörper war durch ſittliche Fäulnis völlig zerrüttet. Zu dieſer Zeit tritt, äußerlich und innerlich unverdorben und jugendſtark, Germanien in die Weltgeſchichte. Es gibt keinen größeren Gegenſatz als die Römer und die Germanen wie ſie uns Tacitus ſchildert. Wenn von manchen Hiſtoritern behauptet wird, Tacitus habe bei der Schilderung der deutſchen Sittenreinheit ſeiner Vaterſtadt einen Spiegel vorhalten wollen, ſo wer⸗ den doch ſeine Darſtellungen durch die Bekundungen an⸗ derer gleichzeitiger Schriftſteller, namentlich durch das gute Zeugnis, das ſie den germaniſchen Frauen ausſtellen, voll⸗ auf beſtätigt. 5 So wird von den Cimbern, einem germaniſchen Stamm, berichtet, daß bei ihnen das Weib in hohem Anſehen ſtand. Greiſe Frauen waren ihre Prophetinnen oder Prieſterinnen, die aus dem geronnenen Blute eines geopferten Kriegsgefangenen die Zukunft weisſagten. Als die Germanen bei Aquge Sexrtiae gegen Marius die Schlacht verloren, töteten die Weiber erſt ihre Kinder und dann ſich ſelbſt. Mit Schwertern und Beilen ſtürzten ſich andere den Kämpfenden entgegen und trieben unter furcht⸗ barem Wutgeheul die Fliehenden als Verräter zurück, indem ſie ſich unter die Kämpfenden miſchten, mit den Händen die Schilder der Römer herunterriſſen, die Klin⸗ gen der Schwerter erfaßten und ſich ſo mit Todesmut verwunden und niederſchlagen ließen. 2 Auch Tacitus erzählt, daß zu den Schlachten Weiber und Kinder mit hinauszogen, daß Mutter oder Gat⸗ tin die Wunden des Mannes verband, daß ſie ſelbſt in das Kampflager eilte, um ihm Nahrung zu brin⸗ gen, daß wankende Schlachtreihen von den Frauen zum Stillſtand gebracht und wieder in den Kampf zurück⸗ gedrängt wurden, indem ſich dieſe vor die Fliehenden warfen, da ſie die Gefangenſchaft als das traurigſte Los betrachteten. Der Germane achtete die Frau und hielt ſie heilig, da ſie, wie er glaubte, die Gabe der Weisſagung beſaß. Zahlreich waren jene weiſen Frauen, deren Erſcheinung ſelbſt die Römer mit Bewunderung erfüllte. Bekannt iſt die Sage von jenem rieſenhaften Weibe, das dem Druſus an der Elbe entgegentrat und ihm zurief:„Wow hin willſt du, unerſättlicher Druſus? Das Schickſal er⸗ laubt dir nicht, alle dieſe Länder zu ſehen. Kehre um, denn das Ende deiner Taten und deines Lebens iſt nahe.“ Tacitus erzählt von Veleda, einer prieſterlichen Jungfrau aus dem Bruktererſtamme, die zur Zeit des Aufſtandes des Batavers Claudius Civilis gegen die Römer durch ihre Weissagungen politiſchen Einfluß ge⸗ wann. Sie wurde vom Kaiſer Veſpaſian gefangen ge⸗ nommen und im Triumph in. Rom aufgeführt. Auch bei den Römern war ihr der Nimbus einer übernatürlichen Sehergabe verblieben. Nach desen e herrſchte bei den Germanen größte Einfachheit. Das Weib hatte keine andere Klei⸗ dung als der Mann, nur kleidete es ſich häufig ſtatt mit dem einfachen, oft nur mit einem Dorn zuſammen⸗ gehaltenen Mantel in leinene mit Purpurſtreifen ver⸗ . 8 Hregneriſchen Vormittag, vor einem renitenten Kaſſabuch zierte Gewändter, welche jedoch, ärmellos, Schultern, Arme und einen Teil der Bruſt unbedeckt ließen. Streng war das Eheleben. Nur ein Weib wählte der Mann, und in unverbrüchlicher Treue hielt dieſes mit ihm zuſammen. Der indiſche Brauch, ſich mit der Leiche des Gatten verbrennen oder begraben zu laſſen, war nichts ſeltenes. Die Frau war die Gefährtin und Teilnehmerin aller Leiden des Mannes, immer tätig, immer bemüht für das Wohl ihrer Lieben.. f Sanz anders waren die Verhältniſſe zur Kaiſerzeit in Rom. Wollte man Frauen wie Julia, die ausſchwei⸗ fende Tochter des Kaiſers Auguſtus, Moſſalina, die jeder Scham entbehrende dritte Gattin des Claudius, und Poppäa Sabina, die Geliebte des Kaiſers Nero, deren teufliſcher Bosheit die Mutter und die edle Gattin des Kaiſers zum Opfer fielen, als Hauptvertreterinnen des kaiserlichen Rom betrachten, ſo müßte man ein Grauen vor dem ganzen Geſchlecht empfinden. Aber wie nieder⸗ drückend auch die Wahrnehmung immer ſein mag, daß Frauen dieſer Art überhaupt gelebt und ſogar geherrſcht haben, ſo iſt doch wohl zu beachten, das es trotz der allgemeinen Verkommenheit der Zeit auch in Rom noch Frauen gab, die ſich durch Tugend und Edelſinn aus⸗ zeichneten, So hat Adolf Willbrand die todesmutige Tat der Arria, der Gattin des Cäcina Pätus, durch eine Tragödie verherrlicht. Als dieſem im Jahre 42 nach Chriſtus wegen einer Verſchwörung gegen Kaiſer Clau⸗ dius nur der Tod durch eigene Hand übrig blieb, ſtieß ſich Arria zuerſt den Dolch in die Bruſt und reichte ihn dann ſterbend dem Gatten mit den Worten:„Pätus, es ſchmerzt nicht!“ Im Nationalmuſeum in Rom befindet ſich eine antire Marmorgruppe, durch welche dieſe he⸗ roiſche Tat verherrlicht wird. Zu den edelmütigen römiſchen Frauen iſt auch Agrip⸗ pina, die Enkelin des Kaiſers Auguſtus, die ihren Gatten Germanicus auf allen ſeinen Feldzügen begleitete, zu rechnen. Als dieſer, vermutlich durch Gift, geſtorben war, wurde ſie wegen ihrer Bemühungen, den Täter zu er⸗ mitteln, in die Verbannung geſchickt, wo ſie aus Schmerz um den verlorenen Gatten. eines freiwilligen Hunger⸗ todes ſtarb. e Aber wenn es auch vereinzelte tugendhafte römiſche Frauen gab, ſo iſt doch der grenzenloſe Sittenverfall des damaligen Rom nicht wegzuleugnen, dem auch die mei⸗ ſten Frauen zum Opfer fielen. Da die jeweiligen Macht⸗ haber ihre Gegner durch Gift und Dolch zu beſeitigen pflegten, ſo konnte es nicht Wunder nehmen, daß auch die Frauen, die damals vielfach an dem politiſchen Trei⸗ ben beteiligt waren, das Verbrechen als eine zweckdien⸗ liche Handlung betrachteten. 8 Auf die Nacht der römiſchen Sittenverderbnis folgte die Morgenröte des Germanentums, in der die Sitten⸗ 1 11 5 und Verehrung der Frau ihre höchſten Triumphe eierte. 18- Entführung aus dem privatfontor. Es war an einem trüben, regneriſchen Vormittag in einer großen amerikaniſchen Stadt. Es gibt Men⸗ ſchen, die gegen Witterungseinflüſſe gänzlich unempfind⸗ lich ſind, es gibt aber auch ſolche, die Regen, Nebel und Sturm zum Auswachſen finden— ſicherlich eine Erinnerung an jene vorſintflutlichen Zeiten, da der Menſch ſeine Entwicklung durch das Pflanzenreich hindurchnahm: nur daß ſich die Gefühle von Luſt in Anluſt gewandelt haben. Zu jenen witterungsempfindlichen Menſchen ge⸗ hörte auch ein junger Buchhalter, der ſich verzweiflungs⸗ voll bemühte, die Zahlen des vor ihm liegenden Kaſſa⸗ buches zu einer einzigen Additionsſumme zu vereinigen. Das Regenwetter und der dadurch hervorgerufene Miß⸗ mut und Ungeduld laſſen das nicht zu. Alſo gab er ſein Bemühen auf, und beſchäftigte ſich anderweitig, nicht gerade im Intereſſe ſeines Chefs. Er brütete über ſein perſönliches Unglück. Heiraten wollte er, hatte ſchon eine Ehelizenz, eine kleine Wohnung und auch eine Braut. Aber die Braut hatte einen Chef, der ſie unbarmherzig zwang, zu tippen und immer wieder zu tippen, bis der Anſtellungsvertrag auf den letzten Tag, die letzte Stunde abgelaufen war. So verlangte es das Geſchäftsinter⸗ eſſe. Der Ehelizenzbeſitzer halte bis jetzt gewartet, von ſeinem Rechte Gebrauch zu machen. An dieſem trüben,