Bezugspreis: Für den Monat Juni 1.40 Goldmark, frei ins Haus. Anzeigenpreis: Die einſpalt. Petitzeile 15 Goldpfg. Reklamen: 60 Goldpfg. Bei Wiederholung Rabatt. Beilagen: Illuſtriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). Neues in Kürze. : Die franzöſiſche Kammer hat mit 150 gegen 128 Stimmen beſchloſſen, den Vorſchlag abzulehnen, die Ab⸗ e von 27000 auf 42 000 Franken zu er⸗ en. n 2: In Warſchau verlautet, daß eine amerikaniſche Kapitalgruppe geneigt wäre, Polen eine Anleihe von etwa 100 bis 120 Millionen Dollar zu gewähren. 2: Wie aus Tanger gemeldet wird, haben die den Spaniern treu ergebenen Djaballah⸗Stämme die heilige Stadt Scheſchuan im Sturm genommen. Die Angreifer hätten die geſamte Rifbeſatzung getötet. Internationale Konferenzen. „ Drei Anläufe zur Internationaliſierung ſind ge⸗ macht. Eine Umbildung des Völkerbundsrats hat die Studienkommiſſion in Genf verſucht. Die Wirtſchafts⸗ konferenz wurde durch einen Ausſchuß vorbereitet, der den E 2 8 N —— N — r a Arbeitsplan entwarf. Zur Abrüſtungskonferenz wurden Reden gehalten, Richtlinien erörtert und Beſchlüſſe auf Materialſammlung gefaßt. Dabei ließ ſich ein gewiſſer Drang zur Gemeinſamkeit, ein Aufleuchten der Erkennt⸗ daß der ſtaatliche Egoismus nicht das letzte Wort der Weltgeſchichte ſein kann, daß die Zer⸗ riſſenheit der Völker namentlich in Europa ihren eige⸗ nen Intereſſen entgegenſteht, nicht verkennen. Aber einſt⸗ weilen ſind es nur die geiſtig Vorgeſchrittenen, die euro⸗ päiſch, menſchheitlich denken, und dieſe reißen die Maſſe nicht mit ſich fort. Am glatteſten wickelten ſich die Verhandlungen in der Studienkommiſſion ab. Es kam auf einen Mittelweg heraus, der ſowohl Deutſchland als auch den kleineren Staaten genügen ſoll, Deutſchland inſofern, als außer dem für uns beſtimmten kein neuer ſtändiger Sitz im Nat geſchaffen wird, den kleineren Staaten inſofern, als ſie nichtſtändige Sitze erhalten. Aufrecht erhalten bleibt dagegen der Grundſatz der Einſtimmigkeit, weil andernfalls die Souveränität der Staaten leiden würde. So erſcheint bis auf weiteres die Kriſis des Völkerbundes überwunden und der Eintritt Deutſchlands erleichtert. Weit weniger günſtig ſind die Ausſichten der Wirt⸗ ſchaftskonferenz. Man mußte ſich damit begnü⸗ gen, Unterkommiſſionen zu bilden, die das weite, unendlich weite Arbeitsgebiet unter ſich verteilen. Das Sekretariat ſoll Material ſammeln und wird dieſe Sammeltätigkeit ſolange fortſetzen, bis die Konferenz früheſtens zu Be⸗ ginn des nächſten Jahres zuſammentreten kann. Eine Bindung durch Mehrheitsbeſchlüſſe iſt auch hier nicht vor⸗ ausgeſehen; aber ſelbſt der Vereinbarung auf beſtimmte Vorſchläge ſtehen ſchwer zu beſeitigende Hinderniſſe im Wege. Die Wertverſchiedenheit des Geldes, die Ungleich⸗ heit der Wirtſchaftsſtufen, die mit den wirtſchaftlichen verbundenen politiſchen Rückſichten, die Vorbelaſtung Deutſchlands mit dem Dawes⸗Abkommen und ſo vieles andere erſchweren eine einheitliche Behandlung. Viel⸗ leich, kommen die privaten Beſtrebungen auf. Einführung überſtaatlicher Kartelle eher zum Ziel, wobei nur immer darauf geachtet werden muß, daß keine Preisüberſpan⸗ nung und damit keine Ausplünderung der Verbraucher er⸗ folgt. Am eheſten gelingt wohl noch die Angleichung der Zolltarife, die eine Vorausſetzung für die neuerdings an⸗ geregten Wertzölle bilden würde. Wenn außerdem die von dem deutſchen Vertreter Trendelenburg empfohlene Rationaliſierung der Produktion überall ernſthaft in An⸗ griff genommen werden würde, ſo wären die Beratungen wenigſtens nicht ganz fruchtlos geweſen. Mehr als die Kon⸗ ferenz leiſten kann, darf man von ihr nicht erwarten. Erſt reht nicht von der Abrüſtungskonferernz. Sie iſt ſchon deshalb von Unfruchtbarkeit bedroht, weil zwei Staaten von dem Rieſenausmaß des ruſſiſchen und des nordamerikaniſchen ſich Zurückhaltung auferelegen. Aber auch Frankreich widerſteht. Seine Generale — und dieſe haben ſchließlich doch die Führung— erklä⸗ ren ihr Land für nicht ausreichend geſichert, obwohl ſie über die größte Militärmacht Europas verfügen und ob⸗ wohl ihr deutſcher Nachbar, den ſie am meiſten zu fürchten vorgeben, vollkommen entwaffnet daſteht. Strittig war gleich der Ausgangspunkt. Soll für die Anwendung des Artikels 16 der Völkerbundsſatzung der jetzige Rüſtungs⸗ ſtand oder der künftig zu vereinbarende in Frage kommen? Der deu ſche Vertreter, Graf Bernſtorff, drang darauf, daß man von dem letzteren auszugehen habe. Die Vertreter anderer Staaten dagegen äußerten ſich ſehr unbeſtimmt und ſchienen nur beſtrebt, den künftigen Entſchließungen ihrer Regierungen nicht vorzugreifen. Rechten Glauben an das Gelingen hatte niemand und konnte niemand haben, wenn er die Hochſpannung ins Auge faßte, die über Europa, ja über der ganzen Erde liegt. Muſſolini feuert in jeder Rede ſeine Italiener an, ſoldatiſchen Geiſt zu ſchaffen und gegebenenfalls zu marſchieren, um das größere Italien zu ſchaffen. So w⸗ jetrußland gibt die zariſtiſchen Eroberungspläne nach dem Oſten hin nicht auf. Die Farbigen pochen auf ihr Selbſtbeſtimmungsrecht Weißen. In Indien und Aegypten gärt es gegen England. Der Verſailler Vertrag hat Staaten errichtet, die in dieſer Form auf die Dauer un⸗ möglich ſind. Deutſchland gegenüber herrſcht noch immer kein Friede, ſondern ein Krieg, wenn auch mit anderen Mitteln. Das aber iſt nicht die Luft, in der Verſöhnungsgedanken gedeihen. Nur der härteſte Zwang, hervorgerufen durch das finanzielle Unvermögen. könnte hier einen Umſchwung bewirken. Bis aber dieſe Erkenntnis ſich Bahn bricht, vergeht wohl noch eine rech! lanae Zeit. g. 0 gegenüber den domnerglüd. 10. Zum 1026 Lages · und Anzeigenblatt für Seckeuheim anz Umgebung Die Tragikomödie in Genf. Der verſteckte Krieg um die Ratsſeſſel. O Genf, 9. Juni. Unter den zahlreichen Konferenzen, die zur Zeit wie⸗ der im Rahmen des Völkerbundes in Genf abgehalten werden, nimmt unzweifelhaft der me hroder weniger verſteckte Krieg um die Ratsſeſſel auf der gegenwärtigen Ratstagung das weitgehendſte Intereſſe in Anſpruch. Die Gerüchte über die Abſichten der braſilianiſchen Regierung, ſich vom Völkerbund zurückzuziehen, dürften zwar nicht ernſt genommen werden, doch bleibt die fortgeſetzte Obſtruktion Bra⸗ filiens und ebenſo Spaniens für die Löſung der Ratskriſe eine harte Nuß. In Völkerbundskreiſen rechnet man numehr mit der Wahrſcheinlichkeit, daß der chroniſch gewordene Konflikt mit einer Art Desintereſſement beider Staaten enden wird. Die Aktions fähigkeit des Rates wird dadurch nicht beeinträchtigt, da nach Artikel 6 der Geſchäftsordnung die Anweſenheit der Hälfte der Mitglieder genügt, um den Rat beſchluß⸗ fähig zu machen. In Artikel 8 der Geſchäftsordnung iſt ferner feſtgelegt, daß die Einſtimmigkeit des Rates bei allen Beſchlüſſen, für die ſie erforderlich iſt, ſich nur auf die in der Sitzung anweſenden Mitglieder bezieht. Wenn alſo die braſilianiſchen Delegierten beabſichtigen, den Sitzungen des Rates von jetzt an fernzubleiben, ſo könnte der Rat im September die Aufnahme Deutſch⸗ lands in den Nat ohne weitere Widerſtände beſchließen, umſomehr, als Spanien von Anfang an ja erklärt hat, 5 der Aufnahme Deutſchlands nicht widerſetzen zu wollen. Am richtigſten ſcheint der Sonderkorreſpondent des „Petit Pariſien“ in Genf die Lage wiederzugeben, der in dem offiziöſen Blatte die herrſchende Auffaſſung dahin charakteriſtert, daß unter den gegebenen Umſtän⸗ den die Frage der Natsſitze wohl auf eine beſſere Zeit, d. h. bis zum September, vertagt werden müſſe. Man wolle ohne Zweifel jede neue Verſchärfung des Konflik⸗ tes vermeiden und habe ſcheinbar ſtillſchweigend die Ver⸗ einbarung getroffen, auf dem gewöhnlichen diplomatischen Wege die Angelegenheit einzurenken. Vielleicht würden die unmittelbaren diplomatiſchen Beſprechungen zwiſchen Paris, London, Rom einerſeits und Madrid und Rio de Janeiro andererſeits zu einem beſſeren Erfolge führen. Die Taktik Mello⸗Francos. Im übrigen wird die Lage in Genf ſo aufgefaßt, daß ſich Braſilien durch ſeine wenig geſchickte Haltung ſchließlich ſelbſt zwiſchen zwei Stühle geſetzt hat. Die öffentliche Meinung in Braſilien iſt zunächſt ſcharf gemacht worden, und nun vermag die braſilia⸗ niſche Regierung die Geiſter, die ſie zuerſt gerufen hat, nicht mehr zu bannen und daher keinen vernünftigen Rück⸗ zug zu finden. So dürfte man die Haltung Mello⸗Fran⸗ tos und ſeine diplomatiſche Anpäßlichkeit am beſten er⸗ klären. Er hat augenſcheinlich die Odre von ſeiner Ne⸗ gierung, ſich von den Verhandlungen zurückzuhal⸗ ten, um damit einerſeits den Weg für Deutſchlands Ratsſitz freizumachen, andererſeits aber die Miß⸗ ſtimmung wieder auszugleichen, die Braſiliens Haltung in den maßgebenden Völkerbundskreiſen hervorgerufen hat. Offenbar hofft Braſilien, auf dieſe Weiſe im Sep⸗ tember die eigene Wiederwahl in den Rat zu erreichen. Jedenfalls aber herrſcht zurzeit in Genf die Auffaſſung, daß weſentliche Schwierigkeiten für die endliche Aufnahme Deutſchlands in den Völkerbund im September nicht mehr gegeben ſein dürften. Die Tagung des Völkerbundes. Das Ende der öſterreichiſchen Finanzkotrolle. „G Genf, 9. Juni. Große Ueberraſchung in der heutigen Ratstagung gab das plötzliche Erſcheinen des braſilianiſchen Botſchafters Mello⸗Franco. In der Erwartung allerdings, daß dieſer irgendwelche Erklärungen namens ſeiner Regierung abgeben werde, wurde man enttäuſcht. „Zu Beginn der heutigen Sitzung des Rates gab der Präident Guani⸗Urugſuay eine Erklärung ab, wonach der Rat ſich mit der Frage der franzö ſiſchen Trup⸗ pen im Saar gebiet bisher noch nicht beſchäftigt habe. Als Berichterſtatter über die öſterreichiſche Finanz⸗ ſanierung erinnerte Chamberlain an die ent⸗ ſetzlichen Elendsſchilderungen, die in dem Be⸗ richt Lord Balfours über die Situation in Oeſterreich enthalten waren, als der Völkerbund im Jahre 1922 ſich mit der Frage zu befaſſen begann. Ein Zuſammenhruch des öſterreichiſchen Wirtſchaftslebens ſchien damals fast un⸗ vermeidlich und nur wenn man an jenen Augenblick denke, könne man heute den Weg ermitteln, der bisher zurück⸗ gelegt wurde. Chamberlain erinnerte wieder an die Mit⸗ arbeit des früheren Bundeskanzlers Dr. Seipel und legte eine Reſolution vor, nach welcher der Nat beſchließt, daß das Amt des Generalkommiſſars am 30. Juni d. J. zu Ende geht, nachdem der Rat ſich danon Rechenſchaft ab⸗ gelegt hat, daß die finanzielle Stabilität ge⸗ ſichert iſt. Hierauf wurde beſonders dem Generalfom⸗ miſſar Zimmermann und ſeinen Mitarbeitern für die Ver⸗ dienſte gedankt, die er dem Völkerbund und Oeſterreich erwieſen hat. N 8 0 B 1 Erſcheinungszeit: Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſetzlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle Hildaſtraße 68 oder durch unſere Träger. Fernſprecher Rr. 16.—. Poſtſcheckkonto 78439 Karlsruhe. Nachdem eine Reihe von Ratsmitgliedern, u. a. Scialoja, Beneſch und Boncour ihre Befriedi⸗ gung über die Beendigung der öſterreichiſchen Finanzſanie⸗ rung Ausdruck gegeben hatten, wurde die Reſulotion an⸗ genommen. Dr. Zimmermann faßte in einer längeren Rede die wirtſchaftlichen Ergebniſſe zuſammen, durch die Oeſterreich wieder eine normale Exiſtenz führt und deſ⸗ ſen finanzielle Lage beſſer iſt, als die vieler anderer Län⸗ der. Er gedachte hierbei der wirtſchaftlichen Schwierig⸗ keiten, die heute noch Oeſterreich bedrücken, führte ſie aber im weſentlichen auf die allgemeine Wirtſchaftslage Euro⸗ pas zurück, für die er von der kommenden Wirtſchafts⸗ konferenz Heilung erwartet. Bundeskanzler Ramek dankte dem Rat und dem Generalkommiſſar Zimmermann und erklärte, daß es ein feſtſtellen könne, daß Oeſterreich ſeine Verpflich⸗ tungen erfüllt habe. Er könne verſichern, daß Volk und Regierung Oeſterreichs einig darin ſeien, daß an dem Reſultat der Sanierungsaktion nicht gerüttelt werden dürfe. Auf der Tagungsordnung ſtehen nun noch die Berichte über die griechiſche Flüchtlingsanleihe und vor allem der franzöſiſche Antrag auf Schaffung einer internationalen Konvention gegen die Falſchmünzerei. — 2 2 Eine Sondertagung des Völkerbundes. Ein Vorſchlag der franzöſiſchen Delegation. Genf, 9. Juni. Ein ſeit geſtern umlaufendes Gerücht ſcheint ſich zu bestätigen, daß Briand vor ſeiner Abreiſe nach Paris mit Rückſicht auf die Haltung Spaniens und Braſiliens die franzöſiſche Delegation erſuchte, dem Nat vorzuschlagen, Ende Juli oder Anfang Auguſt in Genf zu einer Son⸗ dertagung zuſammenzutreten, in der der Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund zum September vor⸗ bereitet werden ſoll. Eine amtliche Bestätigung dieſer Mel⸗ dung war allerdings von den franzöſiſchen Delegierten nicht zu erlangen.. In Kreiſen der britiſchen Delegation wird die Frage einer ſolchen außerordentlichen Ratstagung noch offen ge⸗ laſſen. Man hält es in dieſen Kreiſen jedoch für unzweck⸗ mäßig, die vorerſt auf den 28. Junt angeſetzte zweite Tagung der Studienkommiſſion einzuberufen, die ſich mit der Frage der Ratsſitze zu befaſſen hat. Dieſe Frage müſſe vielmehr vorher unter den Kabinetten geklärt wer⸗ den. Auch das Büro Reuter meldet aus Genf den Auf⸗ ſchub der für den 28. Juni in Ausſicht genommenen Ta⸗ gung der Studienkommiſſion und gleichzeitig die Abſicht 17 der Septemberſitzung. 9 22 Spanien und der Völkerbund. Auch Spanien will austreten? O London, 9. Juni. f Der Madrider Korreſpondent des Daily Telegraph“ hatte eine längere Unterredung mit Primo de Rivera, in welcher ſich der ſpaniſche Diktator über Spaniens Stel⸗ lung zum Völkerbund äußerte. Angeſichts der Verdienſte Spaniens um den Völkerbund, ſo erklärte Primo de Rivera, habe Spanien das Recht auf einen ſtändigen Sitz im Völkerbundsrat. Wenn Spanien daher ernſte Hin derniſſe bei Erreichung dieſes Zieles in den Weg geſtellt würden und wenn es ſehe, daz ihm die Tür vor der Naſe zugeſchlagen würde, ſo würde Spanien ſich nicht allzu hartnäckig in dem Wunſche zeigen, dem Bund weiter an⸗ zugehören. — 2— „ Die„Neutralität“ des Saargebietes. Das franzöſiſche Täuſchungsmanöver. Saarbrücken, 9. Juni. a In politiſchen Kreiſen des Saargebietes hat die Hal- tung des Regierungskommiſſars Stephens und des Gegenſatz zu der Mehrheit der Regierungskommiſſion in einem Gutachten an den Völkerbundsrat gegen eine Be⸗ laſſung der franzöſiſchen Truppen im Saargebiet zu einem angeblichen Schutz der Saarbahnen ausgeſprochen haben, Zuſtimmung gefunden. Stephens iſt der Meinung, daß die Forderung der Mehrheit der Regierungskommiſ⸗ ſion, die, wie ſich wieder einmal zeigt. noch immer unter franzöſiſchem Einfluß ſteht, auf eine dauernde Beibehaltung franzöſiſcher Truppen im Saar⸗ gebiet hinausläuft. faſſung wird auch von dem„Daily Telegraph“ geteilt, der das franzöſiſche Manöver ſehr treffend durch den Hinweis charakteriſiert, daß die Franzoſen die Truppen, die Grunde genommen wäre die ganze Frage, um die ſich die Debatte dreht, nämlich Sicherung der Truppentrans⸗ biets reſpektiert. Dieſe verbietet ſowohl Auf⸗ enthalt wie Durchzug von Truppen, ſo daß alſo zuges von Truppen nicht gegeben iſt. 1 u 32 ole hiſtoriſcher Moment ſei, indem heute der Völkerbundsrat einer außerordentlichen Tagung des Völkerbundrates vor ſaarländiſchen Mitglieds Koßmann, die ſich beide im Dieſe, im Saargebiet allgemein vorherrſchende Auf⸗ ſie aus der einen Tür hinausſchickten, durch eine andere Tür wieder ins Saargebiet zu bringen verſuchten. Im porte durch das Saargebiet, gegenſtandslos, wenn der Völkerbund die Neutralität des Saarge⸗ rechtlich die Notwendigkeit einer Sicherung des Durch⸗ 2 Der Geſetzentwu Die Regierungs parteien beim Kanzler. f 8 Berlin, 9. Juni. In einer Beſprechung mit den Führern der hinter der Reichsregierung ſtehenden Reichstagsparteien hat dieſe der Reichskanzler von der Abſicht des Kabinetts in Kennt⸗ nis geſetzt, den Regierungsentwurf in der Abfindungsfrage möglichſt ſchnell durch den Reichstag verabſchieden zu laſſen. Gleichzeitig wurde bei 195 Unterredung betont, daß die Frage der ſogen. Präambel, durch welche das Geſetz des verfaſſungsändernden Charakters entkleidet wer⸗ den kann, nicht von der Regierung aufgewor⸗ en werden wird, ſondern von den Regierungsparteien im Rechtsausſchuß, an welchen die Vorlage nach der erſten Leſung im Plenum überwieſen werden wird. Das Neichsknappſchaftsgeſetz. Die Einzelberatung. de Berlin, 9. Juni. Die heutige Reichstagsſitzung begann um halb 4 Uhr nachmittags. Da der Aelteſtenrat das Fürſtenabfindungs⸗ geſetz von der Tagesordnung wieder abgeſetzt hatte, konnte das ſchwach beſuchte Haus ſofort in die Einzelbera⸗ tung der Novelle zum Reichsknappſchaftsge⸗ ſetz eintreten. Der Gang der Beratung wickelte ſich in der bekannten langſamen Weiſe in größter Ruhe ab. Zunächſt wurde der Artikel 1 der Novelle gegen die Stimmen der Kommuniſten in der Ausſchußfaſſung angenommen. Zu einer längeren Debatte kam es bei der Abſtim⸗ mung über die Krankenverſicherung im Knapp⸗ ſchaftsweſen. Die Deutſchnationalen beantrag⸗ ten freie Arztwahl. Die Sozialdemokraten ver⸗ langten, daß mindeſtens alle Angeſtellten, die der Ange⸗ ſtelltenverſicherung unterliegen, auch der Krankenverſiche⸗ rung der Knappſchaftskaſſe angehören müßten. Die Kommuniſten forderten die Gleichſtellung der unehe⸗ lichen mit den ehelichen Kindern in der Familien⸗ und Krankenhilfe. Alle dieſe Anträge wurden abgelehnt. Angenommen wurde ein Antrag des Zentrums, der es den einzelnen Kaſſen überlaſſen will, ob die Krankenver⸗ ſicherungspflichtgrenze der Angeſtellten erhalten werden ſoll. Der Abſchnitt über die Krankenverſicherung wurde alsdann genehmigt. Die weitere Beratung zog ſich dann in der gewohnten ſchleppender Weiſe hin, die keine neuen Geſichtspunkte mehr erbrachte. Da weiterhin das Haus einen außerordent⸗ lich ſchlechten Beſuch aufwies und die Abgeordneten mehr in Einzelunterhaltungen in den Wandelgängen des Reichs⸗ tags debattierten, wurde die Sitzung geſchloſſen. Auf der Tagesordnung der morgigen Sitzung ſteht die erſte 0 des Regierungsentwurfs über die Fürſtenabfin⸗ ung. ——————— 50 Der ſinkende Franken. Neue Kriſenſtimmung für Briand. Paris, 9. Juni. Briand konnte in Genf die Erreichung eines Kom⸗ promiſſes in der Völkerbundsfrage nicht erwarten, da eine außerordentlich ſtarke, aber begreifliche Beunruhigung die neuerliche Frankenkriſe ſeine Anweſenheit in Frankreich dringend notwendig machte, wo die verhäng⸗ nisvolle Entwicklung der Deviſenkurſe in der Oeffentlichkeit eine außerordentliche ſtarke, aber begreifliche Beunruhigung hervorgerufen hat. Dabei fehlt es zunächſt noch immer an einem Sanierungsplan, der in etwa 3 Wochen der Kammer vorgelegt werden ſoll. Inzwiſchen verſucht man mit allerlei kleinen Mittelchen, wie Beſchränkung der Einfuhr, fleiſchloſen Tagen uſw. die ſich ſchon in Deutſch⸗ land als abſolut unzweckmäßig zur Stützung der Wäh⸗ rung erwieſen hatten, auf den Frankenkurs einzuwirken. Es iſt daher auch ganz der Stimmung des Landes ange⸗ paßt, wenn neuerdings wieder Gerüchte auftauchen, nach welchen eine Ambildung der Regierung bevor⸗ ſtehen ſoll und nach welchen eine Erweiterung nach rechts in der Weiſe vorgenommen werden ſoll, daß Briand an der Spitze der Regierung bleibt, daß aber po⸗ litiſche Perſönlichkeiten der Rechten als Mi⸗ niſter ohne Portefeuille zugezogen werden ſollen. Auf dieſe Weiſe ſoll beſonders für Mitglieder der neuen Rechtsmajorität Platz geſchaffen werden. N rf zur Abfindungsfrage. Beſprechungen über die Frankenkriſe. Gemeinſame Währungspläne der lateiniſchen Anion. Paris, 9. Juni. „Miniſterpräſident Briand hat noch vor ſeiner Ab⸗ reiſe von Genf mit dem belgiſchen Außenminiſter Van⸗ dervelde im Beiſein des früheren franzöſiſchen Mini⸗ ſters Loucheur und des belgiſchen Miniſterpräſidenten Theunis die Frankenfrage beſprochen. Man einigte ſich auf eine gemeinſame Aktion zur Verteidi⸗ gung des belgiſchen und franzöſiſchen Fran⸗ ken unter eventueller Hinzuziehung Italiens. Theunis will mit dem franzöſiſchen Finanzminiſter in Paris die Einzelheiten der geplanten Aktion vereinbaren. Auch fan⸗ den in der gleichen Angelegenheit Beſprechungen mit dem italieniſchen Vertreter in Genf ſtatt. Unter Briands Vorſitz fand heute vormittag ein Kabinettsrat und anſchließend ein Miniſterrat ſtatt, dem man größte Bedeutung beimißt. Allerdings beſteht noch völlige Unklarheit darüber, in welcher Weiſe man ſich ein gememſames Vorgehen gedacht hat. Aus einer offenhar inſpirierten Aeußerung Sauerweins im„Matin“ geht jedenfalls hervor, daß man ein beſtimmtes Pro⸗ gramm noch nicht gefaßt hat, da vor allem die Zuſtimmung Italiens nicht reſtlos ſei Er mahnt des⸗ halb zu einem vorſichtigen Vorgehen und warnt, etwas von einer gemeinſamen Währung zu sprechen. Die Haupt⸗ ſache ſei, daß die gemeinſamen Maßnahmen das Vor⸗ gehen der einzelnen Regierung nicht durchkreuzten. Serbiens Verantwortlichkeit für den Weltkrieg. Eine hiſtoriſche e der ſerbiſchen radikalen Partei. Wien, 10. Juni. Am 28. September 1914 veröffentlichte die engliſche Regierung eine Denkſchrift über die Julikriſe und den Kriegsausbruch, in der ſich folgende Stelle vorfindet: „Oeſterreich war provoziert. Es hatte über eine gefähr⸗ liche Volksbewegung gegen ſeine Regierung zu klagen. Welche Beweiſe es gegen die ſerbiſche Regierung haben mochte, wußte damals niemand in Europa.“ Es iſt leider richtig, daß im Juli 1914 niemand wußte, in welchem Maße die ſerbiſche Regierung für 5 Mord von Sera⸗ jewo verantwortlich war. Erſt im Auguſt 1924 wurde durch das Geſtändnis des ehemaligen ſerbiſchen Kultusminiſters Liuba Jovanopic die ſchwere Mitſchuld der Regierung Paſic er⸗ wieſen und dadurch die Vermutungen der k. und k. Regierung in vollſtem Maße beſtätigt. Die Enthüllungen Jovanovic's hatten in der Welt den nachhaltigſten Ein⸗ druck hervorgerufen und auch zu mehrfachen Anfragen der ehemaligen Verbündeten an die ſerbiſche Regierung ge⸗ führt. Doch der Hauptbeteiligte, der Miniſterpräſident Paſic, ſchwieg, obwohl er immer wieder von ſerbiſcher Seite zu einer Stellungnahme aufgefordert wurde. Nun endlich hat Paſic ſein Schweigen gebrochen. Auf einer Tagung des Hauptausſchuſſes der Radikalen Partei in Belgrad gab Paſic die Erklärung ab, es ſei nicht wahr, daß er, wie Jopanovic behauptet hätte, gewußt habe, daß der öſterreichiſche Thronfolger ermordet werden ſolle. Nein, nicht in einer Miniſterratsſitzung— ent⸗ gegnete ihm ſofort Liuba Jovanovic.—, ſondern in einem Pripatgeſpräch hat Paſic dies geſagt. und Liuba Jova⸗ novic erklärte ſich bereit, zum Beweiſe für die Richtigkeit ſeiner im Jahre 1924 veröffentlichten Darſtellung Do⸗ kumente vorzulegen, aber er verlange, daß der ſerbi⸗ ſche Miniſterpräſident und der ſerbiſche Außenminiſter für eine Bekanntgabe dieſer Dokumente die volle Ver⸗ antwortung übernehme. Sowohl der Miniſterpräſident Uzunovic wie der Außenminiſter Nintſchic lehnten die Uebernahme einer ſolchen Verantwortung ab und baten Liuba Jovanovic mit Nachdruck, von der Veröffentlichung dieſer Dokumente Abſtand zu nehmen. Dieſe hiſtoriſche Tagung des Hauptausſchuſſes der ſerbiſchen Radikalen Partei hat alſo beſtätigt, daß die ſerbiſche Regierung von der Vorbereitung des Attentats von Sarajewo Kenntnis hatte und daß ſie den Mord ge⸗ ſchehen ließ, obwohl es ihr möglich geweſen wäre, ihn zu verhindern. Für den Anlaß zum Weltkrieg trägt dem⸗ nach die ſerbiſche Regierung in erſter Linie die Verant⸗ wortlichkeit. Aus dem In⸗ und Auslande. Muſſolini⸗Attentäter vor Gericht. ö Rom, 9. Juni. Der im November v. Is. wegen eines angeblichen Mordverſuchs auf Muſſolini verhaftete frühere Abgeordnete Zaniboni ſoll auf Antrag des Ge⸗ neralſtaatsanwalts wegen verſuchten und überlegten Mor⸗ des vor Gericht geſtellt werden. Fünf andere Angeklagte, darunter der General Capello, ſollen unter der Anklage der Verſchwörung gleichfalls abgeurteilt werden. Hausſuchungen bei kommuniſtiſchen Funktionären. Berlin, 9. Juni. Auf Anordnung des Unterſuchungs⸗ richters Vogt vom Landgericht 1 hat die politiſche Polizei eine Anzahl Hausſuchungen bei kommuniſtiſchen Funktio⸗ nären vorgenommen und etwa zehn Perſonen verhaftet. Die Feſtgenommenen wurden zunächſt ins Polizeipräſi⸗ dium gebracht. Fünf der Verhafteten wurden dann dem Anterſuchungsrichter vorgeführt. Die Hausſuchungen und Verhaftungen erfolgten wegen der Verbreitung des vor längerer Zeit von der Polizei auf Anordnung der Staats⸗ anwaltſchaft vorgenommenen Beſchlagnahme der Broſchüre „Bürgerkrieg“, die zum bewaffneten Kampf gegen die beſtehende Verfaſſung aufrief. Es war bekannt geworden, daß trotz des Verbots größere Poſten der Broſchüre noch immer in Umlauf gebracht wurden. Die jetzt Feſtgenom⸗ menen werden aus dieſem Grunde ſich vor Gericht zu verantworten haben. Die Behauptung der„Roten Fahne“, daß die Feſtnahme mit dem am 20. Juni bevorſtehenden Volksentſcheid in Verbindung ſtehe, entbehre jeglicher Grundlage. Der militäriſche Sachverſtändige Deutſchlands. Der deutſche militäriſche Sachverſtändige bei den Abrüſtungs⸗ verhandlungen in Genf, Oberſt von Stülpnagel, iſt in⸗ folge ſchwerer Erkrankung abberufen worden. Zu ſeinem Nachfolger wurde Oberleutnant von Bötticher, Abtei⸗ lungskommandeur im Artillerie⸗Regiment 4 in Dresden, ernannt. Bötticher hat ſeine neue Stellung bereits ange⸗ wer us dem badiſchen Pando. Mannheim.(Unruheprozeß vor dem Mann⸗ heimer Schwurgericht.) Die Oktober⸗Anruhen im Jahre 192= werden noch einmal in ihrer ganzen Beeite vor dem Mannheimer Schwurgericht aufgerollt. Für die Verhandlung ſelbſt ſind mehrere Tage vorgeſehen. Die Amneſtien haben unter die meiſten der damaligen Hand⸗ lungen einen Strich gemacht, aber die Verbrechen gegen das Leben haben ſie ausgenommen und um dieſe han⸗ delt es ſich bei der Anklage gegen den 30 Jahre alten Schiffer Peter Bläſer von Geinsheim in Heſſen und den 30 Jahre alten Rangierer Franz Joſef Huber von Bad Peterstal i. Schw. Die Unruhen erreichten ihren Gipfelpunkt am 15. und 16. Oktober 1923. An dem erſt⸗ genannten Tage kam es zu einem Zuſammenſtoß der Schutzmannſchaft mit den Kommuniſten zwiſchen T 1 und U 1, am folgenden Tage folgten die Vorgänge am Alten Rathauſe auf dem Marktplatze. An dieſen beiden Tagen hat ſich Bläſer an dem offenen Widerſtand gegen die Schutzleute beteiligt und iſt beſchuldigt, den Polizei⸗ wachtmeiſter Böttger durch einen Schuß in die rechte Hüfte, dann am zweiten Tage den Polizeiwachtmeiſter Voig ſchwer verletzt zu haben. Huber iſt angeklagt, auf den letztgenannten Beamten von dem Platze vor dem „„Grünen Haus“ aus ebenfalls auf den Polizeibeamten Böttger einen Schuß abgegeben zu haben, der dieſem den Hals durchſchlug, worauf er noch einige Schritte zurücktaumelte, zu Boden ſtürzte und ſtarb. Gegen Blä⸗ ſer mußte die Verhandlung ausgeſetzt werden, weil er von der Haftpſychoſe befallen wurde, nachdem er von Ende Juni 1924 in Anterſuchungshaft geſeſſen hatte. Huber ſitzt zur Zeit in Strafhaft im Zuchthauſe zu Bruchſal. Ein ganz ungewöhnliches Gendarmerie⸗ und Schutzmannsaufgebot machte ſich bei Beginn des Prozeſſes kbemerkl a, man hatte ſo ar zur Vorſorge die Verbindungs⸗ türe zu dem Amtsgericht geſchloſſen. Zu beiden Seiten und in der Mitte der beiden Angeklagten ſtand ein Gen⸗ darm, dahinter ein vierter. Nach der Feſtſtellung der Perſonalien der Angeklagten und ehe noch der Eröff⸗ nungsbeſchluß verleſen iſt, warf der Vorſitzende die Frage des Ausſchluſſes der Oeffentlichkeit auf. Beide Verteidiger verlangten die völlige Oeffentlichkeit der Verhandlung. Das Gericht zog ſich zur Beratung zurück und der Vor⸗ ſitzende verkündete nach 10 Minuten, daß die Oeffentlich⸗ keit wegen Gefährdung der Staatsſicherheit auszuſchlie⸗ ßen ſei und zwar allgemein. mit Einſchluß der Preſſe. Liebe erweckt Liebe. 6 Original⸗Roman. Wenige Wochen ſpäter hörte er, daß der General nach kurzer Krankheit geſtorben ſei, und abermals eini⸗ ge Wochen ſpäter war ihm Felicitas flüchtig bei einem Beſuch von der Hofrätin vorgeſtellt worden. f Auch in ihrem Trauerkleid machte ſie ihm den Ein⸗ druck einer ſtolzen, unnahbaren jungen Dame. Sie ſprach kaum einige Worte mit ihm und verſchwand. Hier in dieſem Salon war es geweſen, Hans Ritter wußte es noch ganz genau. Die Hofrätin ahnte nicht, daß Hans Ritter Haus ſo oft beſuchte, weil er hoffte, Fecilitas zu be⸗ gegnen. Ihr Anblick allein ſchon war ihm eine unbe⸗ ſchreibliche Wohltat, er löſte ein wohliges Empfinden in ihm aus. Und wenn er ſie geſehen hatte— was nur ſelten und flüchtig geſchah, weil die Hofrätin klug ihre Nichte von dem reichen Freier zurückzuhalten wußte— dann konnte er ſo recht vergnügt werden, als ſei ihm ein großer Wunſch erfüllt worden. In ſolchen Momen⸗ ten plauderte und ſcherzte er angeregt mit Bärbchen und Lorchen, was die Hofrätin zu kühnen Hoffnungen er⸗ mutigte. 1 Heute nun hatte er Fecilitas zum erſten Male in großer Toilette geſehen und ein ſeltſam heißes Gefühl hatte ihn durchzuckt, als ſie vorhin neben ihm geſtanden und einige freundliche Worte mit ihm gewechſelt hatte. f Ob ſie auch eine ſo oberflächliche, ſeelenloſe Puppe war, wie die meiſten Weltdamen? Er konnte es nicht glauben. Ihre Augen blickten zwar ſtolz und flammend, aber auch gütig und ihr La⸗ chen verriet ein warmes Empfinden. Viel würde er da⸗ rum gegeben haben, wenn er einen Blick in ihre Seele hätte tun können.. ö So ſaß er in tiefe Gedanken verſunken, bis ihn plötzlich das leiſe Geräuſch nahender Schritte aufſchreckte. Gleich darauf vernahm er das leiſe, diskrete eines ſeidenen Frauenkleides und zugleich die Stimme derſelben jungen Dame, die ſeine Gedanken eben be⸗ ſchäftigt hatte. Durch einen Spalt in der Portiere ſah er Felicitas ſchlanke, lichte Geſtalt, von der Lampe ro⸗) nem 0 1 5 0 5 ihr Rauſchen ſig beleuchtet. Neben ihr aber ſtand der junge Offizier 8 Adoniskopf— es war der Leutnant Harry orſt. i Ritter wollte ſich erheben und ſich bemerkbar ma⸗ chen, aber wie gelähmt blieb er ſitzen. Felicitas hatte ſich mit einem leiſen, zärtlichen Ausruf in die Arme ban, geſchmiegt und ſagte mit innigem Aus⸗ ruck: „Gottlob, Harry, hier ſind wir allein und ungeſtört —endlich können wir uns wieder einmal ausſprechen.“ Zärtlich und hingebungsvoll umfaßte ſie den Hals au. 0 der ſich unruhig in dem dämmernden Raum umſah.— f„Harry— ach Harry— wie gräßlich iſt dies Heim⸗ lichtun! Es widerſtrebt mir unſagbar,“ fuhr Fecilitas Hans Ritter war zumute, als ſtocke ihm der Herz⸗ ſchlag vor Erſchrecken. Es war ihm furchtbar peinlich, Zeuge dieſer intimen Szene zu ſein, und doch ſagte er ſich, daß er jetzt unmöglich hervortreten könne, ohne der jungen Dame eine tiefe Beſchämung zu bereiten. Es war wohl das Beſte, er blieb reglos auf ſeinem Platze, bis die beiden jungen Menſchen ſich wieder entfernt hat⸗ ten. Nun er einmal ihr Geheimnis kannte, kam es nicht darauf an, ob er noch einige Worte mehr vernehmen würde. Das wider Willen erlauſchte Geſpräch würde bei ihm ſicher verwahrt bleiben. 5 5 Mit einem ſeltſam ſchmerzenden Gefühl ſah er, wie ſich das ſchöne Mädchen an den Offizier ſchmiegte, und mit einem dunklen, forſchenden Blick ſtreifte Hans Rit⸗ ter das Geſicht des Offiziers. N Wie war ihm doch? nicht in Verbindung mit der Tochter ſeines Geſchäfts⸗ freundes, des Kommerzienrats Volkmer gebracht? Ja doch— der Kommerzienrat ſelbſt hatte ihm doch vor einigen Tagen eine Anſpielung gemacht, daß ſich ſeine Tochter demnächſt mit einem Offizier verloben würde, der ſich ſchon ſeit Monaten um ſie bewarb. Aber das konnte doch unmöglich derſelbe ſein, der Fecilitas Wend⸗ land in den Armen hielt? Eine merkwürdige Unruhe beherrſchte den ſonſt ſo ruhigen Mann. i 0 Leutnant Forſt löſte jetzt Feeilitas Arm von ſei⸗ Halſe und ſab ſich wieder änaſtlich um; et Hatte man Leutnant Forſt „Um Gotteswillen, Fee— ſei doch vorſichtig! Wenn uns jemand hierher folgte!“ Sie hob den Kopf und ſah mit einem Blick zu ihm auf, der dem Lauſcher den Herzſchlag ſtocken ließ. „Kein Menſch kommt hierher, Harry. Ach— und wenn auch— was wäre ſchließlich dabei? Wenn man uns hier überraſchte, dann wäre eben mit einem Male dieſes ſchreckliche Heimlichtun zu Ende. Wir haben kei⸗ nes Menſchen Blick zu ſcheuen!“. Harry Forſt nagte an ſeinem dunklen Bärtchen und ſah unſicher in ihre ſtrahlenden Augen. Dann ſagte er haſtig und gepreßt: „Ja, Fee— ein Ende muß gemacht werden— ſo geht das nicht weiter. Dieſer Zuſtand iſt für dich und mich unerträglich.“ i Sie lächelte glücklich. „Ach— gottlob, mein Harry— ich habe ja ſchon ſo lange darauf gehofft, daß du ein Ende machen wür⸗ deſt mit dieſen Heimlichkeiten. Nein, zieh“ deine Stirn nicht in böſe Falten, ich will dir aus deinem Schwei⸗ gen keinen Vorwurf machen; ich weiß ja, daß es nicht anders ging. Als du mir damals, vor Papas Er⸗ krankung, deine Liebe erklärteſt, da dachten wir beiden, wir könnten uns ſchon am nächſten Tage ſtolz vor aller Welt als Brautpaar bekennen. Aber als du am näch⸗ ſten Tage bei meinem Vater um mich anhalten woll⸗ teſt, war er über Nacht plötzlich ſchwer erkrankt. Du konnteſt ihn leider nicht ſprechen— er ſtarb, mein ar⸗ mer, lieber Papa— ehe du mich von ihm fordern konn⸗ teſt. Während des Trauerjahres konnteſt und wollteſt du dann nicht mit deiner Werbung hervortreten.— Aber nun— nun wirſt du Onkel und Tante alles ſagen, nicht wahr? Ach, Harry— ich habe dies Jahr im Hauſe meiner Verwandten nur ertragen in der Hoffnung auf unſere gemeinſame Zukunft! Glaube mir, es lebt ſich nicht gut bei Tante Laura— als arme, läſtige Ver⸗ wandte. Wenn ich nicht gewußt hätte, daß du mich bald erlöſen würdeſt, dann wäre ich viel lieber in die Welt hinausgegangen, um mir mein Brot zu verdienen.“ So ſagte Felicitas erregt. N Hans Ritter lauſchte atemlos. 1 —— 08 22 2.— EEC ˙ A Sn Perſonen leicht verletzt. Heidelberg.(Schwediſcher Beſuch in Heidel⸗ berg.) Die Königin von Schweden iſt mit Gefolge in Heidelberg eingetroffen und hat im Schloßhotel Woh⸗ nung genommen. Sie erhielt dort den Beſuch ihres Bruders, des früheren Großherzogs und der Großher⸗ zogin von Baden, die z. Zt. auf dem Zwingenberger Schloß wohnen. Prinz Max von Baden hat gleich⸗ falls der Königin einen Beſuch abgeſtattet. Heidelberg.(Ueberfahren.) Von dem 7,15 Uhr aus Karlsruhe hier eintretenden Eilzug 99 wurde bei offener Strecke am Anfang der Stadt in der Nähe des Hundeheims eine weibliche Perſon überfahren und ge⸗ tötet. Wie dieſer Unfall geſchah, ſteht noch nicht ſeſt. Auch die Perſonalien der Toten ſind noch nicht ermittelt. Es wird Selbſtmord angenommen. Stodach.(Das Spielen mit Schießgeweh⸗ ren.) In dem Dorf Gutenſtein ſpielten zwei Kinder mit dem geladenen Jagdgewehr des Vaters des einen derſelben. Der Schuß ging los und traf das dreijährige Kind des Vermeſſungsaſſiſtenten Fiſcher von Stockach ſo unglücklich in den Kopf, daß es ſofort tot war. Säckingen.(Von einem Auto über fahren.) Der 82 Jahre alte Handelsmann Nikolaus Geßlein aus Säckingen wurde in der Nacht von einem ohne Licht fahrenden Auto überfahren. Er wurde von den Auto⸗ inſaſſen in ſeine Wohnung gebracht. Als er am nächſten Tage nicht zum Vorſchein kam und man ihn aufſuchte, fand man ihn in halbbewußtem Zuſtande mit fünf Rip⸗ penbrüchen vor. Er wurde ſofort nach dem Sypital ge⸗ bracht, wo er bald darauf ſeinen Verletzungen erlag. Die Gendarmerie fahndet eifrig nach den Tätern. Karlsruhe.(Die Lage des badiſchen Ar⸗ beitsmarktes.) Die Entwicklung auf dem Arbeits⸗ markt ſteht immer noch unter dem Zeichen des fort⸗ dauernden Zuſammenwirkens der Abſatz⸗ und Kredit⸗ kriſis. So entfallen auf 100 bei den öffentlichen Arbeits⸗ nachweiſen gemeldete offene Stellen rund 5934 Stellen⸗ uchende gegenüber rund 5709 am 26. Mai 1926. Hier⸗ ei iſt die Andrangsziffer der männlichen Arbeitſuchenden von 8/04 auf 10068 alſo um 1364 geſtiegen; die An⸗ drangsziffer der weiblichen Arbeitſuchenden dagegen von rund 3276 auf rund 3132 geſunken. Die Zahl der Hauptunterſtützungsempfänger iſt von 68 441 auf 68 183 unmerklich zurüdgegangen. Dillweißenſtein.(Folgenſchwerer Unfall.) Vor Dillweißenſtein ereignete ſich ein ſchwerer Anfall. Aus Leichtſinn machten ſich vier junge Burſchen— der Aelteſte zählt noch nicht 17 Jahre— des öfteren mit einem Gasrohr zu ſchaffen, das ſie auch abends wieder mit Pulver luden und als Zündſchnur einen Schnürriemen verwendeten. Als die Ladung nicht gleich losging, jahen zwei der Knaben nach. Hierbei entlud ſich plötzlich die Ladung und verletzte beide Knaben ſchwer. Dem einen wurde eine Hand abgeriſſen, der andere erlitt ſchwere Geſichtsverletzungen. Die beiden Verunglückten wurden ſchwerverletzt in das Städtiſche Krankenhaus Pforzheim eingelicfert. Sie ſchweben in Lebensgefahr. Die beiden anderen beteiligten Burſchen ſind durchgebrannt. Bodersweier.(Furchtbare Tat einer Gei⸗ ſtesgeſtörten.) Vermutlich in einem Anfall geiſtiger Umnachtung hat die 34 Jahre alte Ehefrau des Daoid Roß hier ihrem Leben dadurch ein Ende gemacht, daß e ich mit einem Dolch den Unterleib aufſchlitzte. Ihrem ochen alten Kinde brachte ſie vorher vier Stiche 70 it. denen dasſelbe im Kehler Krankenhaus geſtor⸗ en iſt. N . 6 Aus Nah und Fern. Bensheim.(Tödlicher Unglücksfall.) 99 85 Elmshauſen ereignete ſich ein ſchwerer Unglügls⸗ fall. Die Brüder Heeb aus Bensheim fuhren eine La⸗ dung Steine nach Reichenbach. Einer der Brüder wollte während der Fahrt den Wagen beſteigen, wobei er fiel und unter die Räder des ſchwerbeladenen Wagens kam. Das Nad ging dem Verunglückten über den ganzen Kör⸗ per und verletzte ihn ſo ſchwer, daß der Tod auf der“ Stelle eintrat. Nieder⸗Hilbersheim.(Eine rohe Tat.) Zwei größere Burſchen aus einem Nachbarort verſuchten einigen Jungens, die dabei waren, Fallen zum Hamſterfang zu ſtellen, dieſe Fallen zu entreißen. Das ließ ſich der 15jährige E. Jantz von hier aber nicht gefallen, worauf einer der älteren Burſchen dem Jungen mit einem Bügel einen Schlag auf den Kopf verſetzte, ſo daß dieſer eine ſchwere Gehirnerſchütterung davontrug. Gegen den Rohling iſt Anzeige wegen Körperverletzung erſtattet. Hersfeld.(Beide Beine abgefahren.) Das leidige Aufſpringen auf einen bereits fahrenden Eijen⸗ bahnzug hat in Corbach wieder ein Opfer gefordert. Der 40 jährige Reiſende Georg Gecht aus Zimmern, der den bereits fahrenden Zug noch erreichen wollte, ſtürzte dabei und geriet unter den Zug, wodurch ihm beide Beine abgefahren wurden. Außerdem erlitt er eine ſchwere Schädelverletzung. Kurz nach ſeiner Einlieferung ins Kran⸗ kenhaus verſtarb er. N Altenbam̃berg.(Raubüberfall und Notzucht⸗ verbrechen.) Auf dem Wege nach Feilbingert wurde eine 41jährige Witwe von hier von einem Unhold über⸗ fallen, ihrer Barſchaft beraubt und ſchließlich vergewaltigt. Der Täter iſt bis jetzt noch nicht ermittelt. Mainz.(Der falſche Paßkontrolieur.) In Gau⸗Algesheim erſchien ein junger Mann, der ſich als Angehöriger der engliſchen Militärpolizei ausgab und zur Legitimation mit engliſchen Stempeln verſehene Pa⸗ piere beſaß. Während er bei einigen jungen Leuten eine Paßreviſion vornehmen wollte, geriet er mit dieſen in Streit und empfing hierbei ſo ausreichende Hiebe, daß die Polizei ihn in Schutz nehmen wollte. Wie ſich nun⸗ mehr herausgeſtellt, handelt es ſich um einen Schwindler, die Papiere ſind gefälſcht. Von Seiten der engliſchen Polizei wird nach ihm gefahndet. Neu⸗Bamberg.(Schwer es Unglück im Stein⸗ bruch.) In einem in der Nähe gelegenen Steinbruch ereignete ſich ein furchtbares Unglück. Während man mit Vorarbeiten zu einer zweiten Sprengladung beſchäftigt war, löſte ſich ein zirka 8 bis 10 Zentner ſchwerer Fels⸗ block und begrub den Bruchmeiſter Jakob Luttenberger aus Neu⸗Bamberg, den Lehrling der betreffenden Firma, den 16 jährigen Arban aus Wöllſtein, ſowie den Stein⸗ brucharbeiter Stelzel aus Wöllſtein unter ſich. Lutterber⸗ ger und Urban waren auf der Stelle tot, dem Stelzel wurde der Bruſtkaſten eingedrückt und liegt hoffnungslos darnieder. Außer Obengenannten wurden noch zwei weitere .. Im Weilburg.(Eine Feſtnahme in der Mord⸗ affäre Süßer.) Die hieſige Polizei hat einen jun⸗ gen Mann, der ein faſt neues geſtohlenes Rad verkaufen wollte, feſtgenommen. In dem Verkäufer glaubt die Po⸗ lizei den ſteckbrieflich verfolgten Mörder der Witwe Süßer in Wiesbaden zu erkennen. Koblenz.(Raubmord in Koblenz.) An einer hier wohnenden 78 Jahre alten Beamtenwitwe iſt ein Raubmord begangen worden. Der Tod iſt durch Zer⸗ trümmerung der Schädeldecke mit einem Feuerhaken ein⸗ getreten. Geraubt wurde eine goldene Damenuhr und etwa 100 Mark Bargeld. Als mutmaßlicher Mörder, kommt ein Landſtreicher oder Bettler in Betracht. Pfalzdorf.(dem eigenen Kinde die linke Hand abgemäht.) Ein hieſiger Landwirt hatte beim Mähen von Grasklee ſein kleines Kind bei ſich, das er nach Hauſe geſchickt hatte. Das Kind hatte ſich aber, ohne daß der Vater es bemerkte, in das hohe Gras gelegt. Beim Weitermähen wurde das Kind von der Mähmaſchine er⸗ faßt, wobei ihm die linke Hand vollſtändig abgeſchnitten wurde. N Nienburg.(Blutige Folgen der Eiferſucht.) Eine Meſſerſtecherei, die in der Eiferſucht ihren Grund hatte, forderte kürzlich nachts ein junges Menſchenleben. Als der Schuhmacher Kahle aus Schweringnen abends ſeine frühere Braut auf dem Schützenfeſte in Balge nicht antraf, regte ſich in ihm die Eiferſucht. Er ging nach dem Hauſe des jungen Mädchens in dem nahe gelegenen Holzbalge und gewahrte bei der früheren Braut einen anderen Lieb⸗ haber. K. drang in das Zimmer ein. Der neue Verehrer flüchtete und rief vom Feſtplatz in Balge Hilfe herbei. Als der mitgekommene 20jährige Landwirtsſohn H. Landau das Haus betreten wollte, erhielt er von Kahle einen Meſſerſtich in den Hals, der, trotzdem bald ärztliche Hilfe 5 Stelle war, den Tod des jungen Menſchen zur Folge hatte. Einem 8 0 jungen Manne, der ebenfalls aus Balge mitge⸗ ommen war, wurde von dem Meſſerhelden ein Arm auf⸗ geſchnitten. Der Meſſerſtecher wurde verhaftet. Baſel.(der Mörder vom St. Albangra⸗ ben.) Wie ſeinerzeit gemeldet, hatte der aus dem Kan⸗ ton Freiburg in der Schweiz gebürtige Joſeph Jungow den Gelegenheitsarbeiter Samuel Baumann⸗Tröſch aus Pratteln am St. Albangraben in Baſel durch Meſſer⸗ ſtiche ſchwer verletzt und ihn dann mit Fußtritten bear⸗ beitet, die den Tod des Baumann herbeiführten. Beide hatten an dem betreffenden Tage in verſchiedenen Wirts⸗ häuſern gezecht und waren dann, als es ans Zahlen ging, in Streit geraten, in deſſen Verlauf Jungow zum Meſſer griff. Da die Tat im Afffekt geſchehen ſei, wurde nur Totſchlag angenommen und Jungod zu einer Zuchthaus⸗ ſtrafe von zehn Jahren unter Anrechnung der Unter⸗ ſuchungshaft, zu zehnjähriger Einſtellung im Aktiv⸗Bür⸗ gerrecht und einer anerkannten Entſchädigung von 500 Franken verurteilt. Falkenau.(Schweres Anglück.) Sechs Turner unternahmen in einem Auto einen Ausflug. In einer Kurve fuhr dieſes über einen Steinhaufen. Der Führer verlor die Gewalt über den Wagen. Dieſer geriet an einen Prellſtein und überſchlug ſich, wobei die Inſaſſen herausgeſchleudert wurden. Einer von ihnen kam unter das Auto und wurde ſo ſchwer verletzt, daß er bald darauf ſtarb. Der Führer des Wagens erlitt einen Arm⸗ bruch, die übrigen Inſaſſen wurden leichter verletzt. Meißen bei Minden.(Schlagwettererxplo⸗ ſion.) Auf dem hieſigen Kohlenbergwerk ereignete ſich eine Schlagwetterexploſion. Außer einem Bergarbeiter, dem die Bedienung der Pumpe am Wetterſchacht oblag, und der inzwiſchen als Leiche geborgen wurde, befand ſich niemand in der Grube. N Hamborn.(Bergarbeiterlos.) Auf der Schacht anlage III/ VII des Thyſſenbergbau iſt in einem Aufhau in Flöz 8 Standwaſſer aus einem alten Aufhau durch⸗ gebrochen. Der Revierſteiger und drei Bergleute wurden hierbei von der Außenwelt abgeſchnitten. Die Arbeiten zur Rettung der Verunglückten wurden die ganze Nacht fortgeſetzt. Gegen Morgen gelang es, zwei Arbeiter zu bergen, die nur verhältnismäßig geringe Verletzungen da⸗ vontrugen. Dagegen befinden ſich der Revierſteiger und der eine Bergmann noch in dem zuſammengebrochenen Aufhau. Es iſt zu befürchten, daß beide kaum noch lebend gerettet werden können. Die Bergungsarbeiten werden fortgeſetzt. g 4 Das Hochwaſſer der Donau. München, 9. Juni. Der kataſtrophale Charakter des Donau⸗Hochwaſſers reicht nunmehr bis nach Ingolſtadt. Der Scheitel der Donau⸗Hauptwelle hat mit einem bis⸗ her noch nie beobachteten Höchſtſtand von 3,88 Meter Donauwörth durchlaufen. Auch in Ingolſtadt wird mit weiterem Steigen des Waſſers gerechnet. In Deggendorf iſt die Gefahr der Ueberflutung der rechtsſeitigen Hoch⸗ waſſerdämme durch die Donau gegeben. Von der Iſar⸗ Mündung abwärts können ſich die Verhältniſſe insofern noch ungünſtig geſtalten, als die Möglichkeit eines Zuſam⸗ mentreffens einer Donauwelle mit der zur Zeit im Ablauf befindlichen mittleren Hochwaſſerwelle der Iſar beſteht. Lokales und Allgemeines. Seckenheim, 10. Juni. Einen Reichsjugendkraft⸗Werbetag veranſtaltet die D. J. K. am 13. Juni. Allenthalben werden derartige Werbetage veranſtaltet und ſo will auch der hieſige Jungmännerverein mit ſeiner D. J. K.⸗Abteilung nicht zurückſtehen. Das Ideal der Körperkultur und Ertüch⸗ tigung, das ſich auch die D. J. K. zur Aufgabe gemacht, ſoll hier zum Ausdruck kommen und hat ſich die Abteilung eine Reihe D. J. K.⸗Abteilungen zu ihrem Werbetage verpflichtet, um den Intereſſenten beſonders die jetzt allenthalben ſo beliebten und zweckmäßigen Handballſpiele vor Augen zu führen. Aber auch andere Sportarten werden gezeigt werden, ſo Maſſenfreiübungen uſw. Jeder, der Intereſſe an geſundem Sport und Körperpflege hat, wird ſich dieſe Gelegenheit nicht ent⸗ gehen laſſen.— Am letzten Sonntag konnte bei dem Jugend⸗ tag in Ketſch Albert Zwingenberger im 100 Meter⸗Lauf den 2. und Artur Hirſch im Hochſprung und Kugelſtoßen je einen 5. Preis erringen. „Gewährung von Sterbegeld an Militärrentenem⸗ pfänger. Nach Paragraph 34 des Reichsverſorgungsge⸗* ſetzes wird im Falle des Todes eines Rentenempfängers ein Sterbegeld gewährt. Es muß jedoch darauf hinge⸗ wieſen werden, daß ein Sterbegeld im Fall des Todes von Empfängern von Hinterbliebenenverſorgung(Wit⸗ wen⸗, Waiſen⸗ und Elternrente) nicht in Frage kommt. Sterbegeld wird nur gewährt beim Ableben von Per⸗ ſonen, die eine Rente nach dem Reichsverſorgungsgeſetz infolge eines Dienſtbeſchädigungsleidens bezogen haben. 7 gilt für die Gebührniſſe für das Sterbeviertel⸗ jahr. Beſchäftigung jugendlicher Arbeitsloſer. Den ju⸗ gendlichen Arbeitsloſen, die noch keinen Anſpruch auf Erwerbsloſenunterſtützung haben, ſoll nach einem Be⸗ ſchluſſe des Reichstages die Aufnahme von Arbeit mög⸗ lichſt erleichtert werden. Das Fahrgeld ſoll erſetzt wer⸗ den, die Arbeitsausrüſtung gewährt, ſie für die Arbeit vorbereitet und geſchult, dabei auch die hauswirtſchaft⸗ liche Ausbildung weiblicher Jugendlicher berückſichtigt wer⸗ den. Dafür ſollen die Mittel der Erwerbsloſenfürſorge mehr als bisher eingeſetzt werden. Für die Schulung ſind tunlichſt die beſchäftigungsloſen Junglehrer und llehre⸗ rinnen heranzuziehen. Der Reichsarbeitsminiſter hat jetzt die oberſten Landesbehörden für Arbeitsvermittlung und Erwerbsloſenfürſorge erſucht, mit allem Nachdruck dar⸗ auf hinzuwirken, daß die Möglichkeiten ausgenutzt werden, die die Reichsvorſchriften in dieſer Beziehung bieten. Der Himmel im Juni. Wir gelangen zur Höhe des Jahres. Am 22. Juni, 6 Uhr morgens, tritt die Sonne in das Zeichen des Krebſes, kommt am Mittag dem Scheitelpunkt am nächſten und bringt die längſte Dauer des Tages hervor, das heißt, es beginnt der Sommer. Noch rückte nach dem 1. Juni der Sonnenbogen etwas höher, aber kaum ſo viel, daß uns dies wahrnehmbar wird. Denn die Sonne, die am 1. des Monats 3 Uhr 49 Mi⸗ nuten aufging, erſcheint am 13. nur ſechs Minuten früher, bleibt zehn Tage lang auf 3,43 Uhr ſtehen und geht alsdann wieder ſpäter auf, am 30. Juni um 3,46 Uhr, Der Sonnenuntergang fand zu Anfang des Monats 8,07 Uhr ſtatt, am 21. Juni 8,20 Uhr und verändert ſich dann bis Ende des Monats in ſeiner Untergangszeit— we⸗ nigfens kalendermäßig— nicht mehr, da die Differenz nur einen Bruchteil einer Sekunde beträgt. Mondwechſelzeiten ſind: 3. Juni letztes Viertel, 10. Juni Neumond, 18. Juni erſtes Viertel, 25. Juni Vollmond. Von den Pla⸗ netenerſcheinungen iſt zu bemerken: Merkur bleibt unſicht⸗ bar, Venus geht zu Beginn des Monats anderthalb Stunden, Ende des Monats zwei Stunden vor der Sonne auf und ſteht 3 Ahr morgens reichlich zehn Grad über dem 5 f Oſt⸗Horizont im Sternbild der Fiſche. Mars geht zu Be⸗ ginn zweieinhalb, Ende des Monats nahezu vier Stunden vor der Sonne auf. Am 15. ſteht er 3 Uhr morgens reich⸗ lich 20 Grad hoch im Südoſten im Sternbild des Waſ⸗ ſermann. Jupiter geht Mitte des Monats um 11 Uhr * abens im Oſten auf im Sternbild des Waſſermann. Sa⸗ turn geht Mitte des Monats ſechseinviertel Stunden nach der Sonne unter. Er ſteht 10 Uhr abends reichlich 20 Grad boch am ſüdlichen Himmel im Sternbild der Wage. Vorausſichtliche Witterung: 2 Von Weſten nähert ſich raſch ein neues Tiefdruck⸗ gebiet, ſo daß wir noch Gewitter und Regen zu erwar⸗ ten haben. Erſt für ſpäter iſt Beſſerung zu erwarten. — Am Freitag: Abwechſelnd heiter und wolkig, Tem⸗ peratur wenig verändert, Regenſchauer, vielfach mit Ge⸗ witter. Am Samstag: Ziemlich heiter, trocken, etwas wärmer. — Redaktion, Druck und Verlag: G. Zimmermann Ww., Inh. G. Härdle, Seckenheim a. N. Audfahret⸗Geſellſchaft 1901 Heckenhein. Cbangel. Rirchenchor Feckenbelm. Heute Abend 8 Ahr Gesamtprobe. Der Vorſtand. 7 heute Abend ½9 Uhr 8 Mitglieder Verſammlung a N betr. Teilnahme an der am N kommenden Sonntag ſtatt⸗ Y A eingetroffen. findenden Radſtafette des Radfahrervereins[ Georg Röser „All Heil“. Hauptſtraße. 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Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme am Hinscheiden unseres guten Vaters, sowie auch für alle Kranz- und Blumenspenden danken wir von ganzem Herzen. Allen denjenigen, die am Mittwoch beim ersten Seelenamt im Gebete unseres lieben Vaters gedachten, vielmals„Vergelt's Gott“. Seckenheim, den 10. Juni 1926. Die tieftrauernden Hinterbliebenen: Frau Marie Kintz u. Kinder. 7 Mannheimer flewerbepunft e. G. m. b. H. Depositenkasse Seekenheim im Hause des Herrn Georg Röser, hier bietet für Spareinlagen mit täglicher und monatlicher Kündigung trotz der allgemeinen Herabsetzung des Zinsfulles Mannheim Ein neuer Stoff zu billigem Preis Das Kleid für Stadt und Land Dem Regen und dem Sonnenschein Ae usetgeud 77 2 1 eine angemessene Verzinsung. Bei gröeren Beträgen nach besonderen Vereinbarungen. Hält Gminder-Linnen stand. Iminter-Linnen Iii Fabrikat der bekannten württ. Textilfirma Ulriek Gmin der in Reutlingen Baumwollspinnereien, Webereien, Bleiche u. 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Juni, abends von 6—9 Uhr und Dekorationen, Wandbehänge, Bucheinbände, 8 Sonntag. den 13. Juni, mittags von 12—2 Uhr und an der Abendkasse. Handarbeiten ete 9 5 4 Für Nichtmitglieder nur an der Abendkasse. . AA Erwerbslose gegen Ausweis 15 Pfg. reite 802 em Allldnnnnnnuaanaammdnunnuunumamnnmnannmnnnmmmnnnunmenbnmemu Preis per Meter f a 9 7 N 110 e eee HI, 8 Mannſteim I I, 8 gaundmagen Radfahrerverein„All Heil Breitestr. Breitesir. faſt neu Einladun Heilbronn Stuttgart Karlsruhe billig abzugeben.— U Kaiter ek, 32 Zu erfragen in der Am Sonntag, den 13. Juni veranſtalten unſer Verein ſein diesjähriges NMiannßeim e F 2 Geſchäftsſtelle ds. Bl. an den Planken neh. der Haupipos! Muster nach auswärts bereitwilligst! Achtung! Ich kerm IJhmer deher nur F Haskoch⸗ Apparate N nbertteffen empfiehlt Schloßſtraße 11. Weißen Küſe Joh. aas, ſmilchhandlung Sportfest. Morgens 7 Uhr Slafellenfahron und alaſeltonaufon zmiſchen Radſaßrern und gnopllern. Start und Ziel„Deutſcher Hof“. 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