8 8 franzöſiſchen Herrſchaft einverſtanden iſt. J mit der 28. Jahrbüng Bezugspreis: Für den Monat Juni 1.40 Goldmark, frei ins Haus. Anzeigenpreis: Die einſpalt. Petitzeile 15 Goldpfg. Reklamen: 60 Goldpfg. Bei Wiederholung Rabatt. Beilagen: Illustriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). — Tag für deckenheim uns Umgebung Dann. 15. zun 1020 Die Autonomiebewegung in Elſaß⸗Lolhringen. Ein Aufruf des elſaß⸗lothringiſchen Heimatbundes. i 5 i Straßburg, 14. Juni. Der elſaß⸗lothringiſche Heimatbund iſt mit einem Aufruf an die Oeffentlichkeit heran⸗ getreten, in welchem er die vollſtändige Autono⸗ mie Elſaß⸗Lothringens im Rahmen Frankreichs verlangt. Begründet wird dieſes Verlangen mit der Tatſache, daß das elſaß⸗lothringiſche Volk ſeit ſieben Jahren Kampf um die Sicherung ſeiner unver⸗ äußerlichen Heimatrechte kämpfe, die ihm von Seiten der Pariſer Regierung und von Innerfranzoſen, welche die höchſten Verwaltungsſtellen in Elſaß⸗Lothrin⸗ gen einnehmen, entriſſen würden. Der Aufruf fordert vor allem Gleichberechtigung der deut⸗ ſchen Sprache im öffentlich⸗rechtlichen Leben Elſaß⸗ Lothringens, freie flege des heimatlichen Weſens des Volkes, Befreiung des Landes von einer rückſtändigen Bürokratie, welche durch landfremde und der Volksſprache nicht mächtigen Beamten aus Innerfrank⸗ reich ausgeübt wird. Heranziehung der Landes⸗ kinder für die Verwaltungsarbeit in Elſaß⸗Lothrin⸗ gen, Selbſtändigkeit der elſaß⸗lothringi⸗ ſchen Eiſenbahnen, Schutz der Landwirtſchaft, Wein⸗ bau, Handel und Gewerbe auch gegenüber der franzöſi⸗ ſchen Konkurrenz, Gleichſtellung der 217 ß. lothringiſchen Steuer belaſtung mit dem inner⸗ franzöſiſchen Steuerweſen, Ausbau der ſeit ſieben Jahren erſtarrten ſozialen Geſetzgebung uſw. Dieſem Aufruf, der all die ſchon ſeit Jahren von El⸗ ſaß⸗Lothringen geforderten Reformen enthält, hat eine beſondere Note dadurch verliehen bekommen, daß er von über 100 im öffentlichen Leben ſtehenden Männern mit vollem Namen, Stand und Wohnort unterzeichnet wurde. Unter den Anter⸗ zeichnern befinden ſich Generalräte, Kreisräte, Bürgermei⸗ ſter, Beigeordnete, Aerzte, Apotheker, Rechtsanwälte, No⸗ tare, Profeſſoren, Lehrer und Beamte, katholiſche und evangeliſche Geiſtliche, darunter ein Ehrendomherr und ein päpſtlicher Hausprälat uſw. n Diſsiplinarverfahren gegen die Anterzeichner. Geegen die Unterzeichner des autonomiſtiſchen Mani⸗ feſtes hat Juſtizminiſter Laval ſofort ein Straf⸗ verfahren angeordnet. Von ihren Diſziplinarkammern werden die Beamten ſtrafrechtlich verfolgt und ſind be⸗ reits in der Mehrzahl ihres Amtes enthoben. Von der Strafverfolgung werden 21 Geiſtliche, darunter der päpſtliche Prälat. Wack in Blies⸗ brücken, ferner Profeſſoren, Lehrer, verſchiedene Bürger⸗ meiſter uſw. betroffen. f Miniſterbeſprechung mit den höchſten geiſtlichen Würdeträgern. Paris, 14. Juni.„Journal“ meldet aus Straß⸗ burg, daß der Juftizminiſter für morgen den Direktor für elſaß⸗lothringiſche Angelegenheiten in Ellaß⸗Lothringen. den Biſchof von Straßburg, Monſignore Ruch, den Biſ⸗ ſchof von Metz, Monſignore Pelt und den Vorſitzenden des evangeliſchen Konſiytorſums zu einer Beſpre⸗ chung nach Paris berufen habe. Dieſe Beſprechung werde die Sanktionen zum Gegenſtand haben, die gegen die katholiſchen und evangeliſchen Geiſtlichen er⸗ griffen werden ſollen, die die Bekanntmachung des elſäſ⸗ ſiſchen Heimatbundes unterzeichnet haben. In einer geſtern in Verdun abgehaltenen Kund⸗ ſebung des Nationalen Verbandes der epublikaniſchen rontkämpfer wurde eine Entſchliezung angenommen, in der mit Befriedigung von dem Entſchluß der Regierung Kenntnis genommen wird, gegen die Beamten im Elſa und in Lothringen vorzugehen, die ſich an den Autonomie⸗ Beſtrebungen beteiligt haben. g 2 2 Im Elſaß hat ſich die Lage derart zugeſpitzt, daß der franzöſiſche Juſtizminiſter ſich veranlaßt ſieht, anzukündigen, daß er ein Strafverfahren gegen die Unter⸗ zeichner des autonomiſtiſchen Manifeſtes, das die Ueber⸗ ſchrift trug:„An alle heimattreuen Elſaß⸗Lothringer“ und von hundert Namen aus allen Teilen Elſaß⸗Lothrin⸗ gens und aus allen Schichten ſeiner Bevölkerung unter⸗ zeichnet war, angeſtrengt habe. f 8 Der Aufruf, gegen den die franzöſiſche Regierung ſo ſchweres Geſchütz auffährt, rechtfertigt das Auftreten des„Heimatbundes“ damit, daß die Elſaß⸗Lothringer nun feit ſieben Jahren unter Mißachtung aller feier⸗ lichen Verſprechungen entrechtet werden, daß man ihre Ueberlieferungen und Gebräuche zu erdroſſeln ver⸗ ſuche. Gefordert wird, da Elſaß⸗Lothringen in Frank⸗ reich eine nationale Minderheit darſtellt,„die vollſtändige Autonomie im Rahmen Frankreichs“ mit einer vom Volk gewählten Vertretung mit dem Sitz in Straßburg, die„neben dem für Fragen allgemein fran⸗ zöſiſchen Charakters gemeinſamen Parlament in Paris den Zuſammenhang mit dem franzöſiſchen Staate wah⸗ ren“ ſoll. Der Aufruf kennzeichnet deutlich, wie wenig man im Elſaß mit der Entwicklung der Dinge unter der u haft ein n der„Revue Aniverſelle“ hat kürzlich ein bekannter franzöſiſcher Poli⸗ tiker allerdings unter einem Pſeudonym ſich eingehender Lage beſchäftigt. Da er als Franzoſe ein gewiß Averdächtiger Beobachter iſt, ſcheint es zweckmäßig, ſeine Wahrnehmungen und ſeine Hier heißt es u. a.:„Als der Friedensvertrag uns die Darſtellungen anzuführen. 1 1 erlorenen Propinzen wiedergab, fanden wir ein Land ſchluß Veranlaſſung gegeben: vor, das ſich ſeines neuen Schidſals ſreute, aber mit Recht auf ſeine Freiheiten eiferſüchtig war. Wir machken ihm ſchöne Verſprechungen, von denen auch nicht eine ſpäter wegzuleugnen oder zu umgehen vorſucht wurde. Man ſandte Durchſchnittsbeamten in das Land und traf die Wahl nicht nach ihren Kenntniſſen, ſondern nach der Schwere ihrer parlamentariſchen Beziehungen; beinahe alle waren der Landessprache unkundig und trieben ſtatt Ver⸗ waltung Politik. Und was für eine Politik! Sie mach⸗ ten ſich mit Eifer daran, die Elſäſſer als Verdächtige, als Bürger zweiten Ranges zu behandeln, und bezogen, wahrſcheinlich als Belohnung dafür, Gehälter, die zwei⸗ mal ſo hoch waren, als die der einheimiſchen Beamten. Einem Lande, das mit einem weitaus modernen, billi⸗ geren und raſcher arbeitenden Verwaltungsapparat aus⸗ geſtattet war und von welchem man unzählige Male hätte lernen können, verſuchte man brutal eine Aſſimi⸗ lationspolitik aufzuzwingen, welche einem Rückſchritt gleich⸗ kam. Das Elſaß muckte auf. Sei es in der Schule, in der Poſt, in der Eiſenbahn, im Gerichtsweſen, nirgends wurde ein möglicher Fehlgriff vermieden. Heute ſehen wir die Reſultate dieſer falſchen Politik! Eine autono⸗ miſtiſche Bewegung entwickelt ſich mit unheimlicher Schnel⸗ ligkeit und läßt in erſter Linie, neben vielen anderen Elementen, die Geſamtheit der elſäſſiſchen Beamten, den ganzen Verwaltungsapparat des Landes, in Oppoſition gegen uns erſtehen.“ Gegen die Behauptung, daß es ſich hier nur um eine deulſche Mache handle, heißt es aus⸗ drücklich in dem Artikel, daß es ein Irrtum wäre zu glauben, daß die autonomiſtiſche Bewegung von deutſchen oder germanophilen Elementen geführt wird. Tatſäch⸗ lich iſt die Bewegung dadurch entſtanden, daß die fran⸗ zöſiſchen Behörden gut daran zu tun glaubten, ſo ſchnell wie möglich mit allem aufzuräumen, was an die fünfzig⸗ jährige Zugehörigkeit zum Deutſchen Reich erinnern konnte. Dabei uͤberſah man, daß Elſaß⸗Lothringen im Verband des Deutſchen Reiches allmählich zu einem, wenn auch nicht vollberechtigten Bundesſtaat aufgerückt war. Die Empb⸗ rung darüber, daß man es nun um jedes politiſche und ſtaatliche Eigendaſein bringen wollte, war daher außer⸗ ordentlich groß. Die Abwehrbewegung wurde im Anfang faſt ausſchließlich von klerikaler Seite geführt, was wie⸗ derum im Zusammenhang mit der franzöſiſchen Kirchen⸗ und Schulpolitik ſteht. Heute wird die Bewegung von allen elſäſſiſchen Parteien getragen, wenn auch naturge⸗ mäß die Zielſteckung nicht ganz einheitlich iſt. Die ge⸗ fährlichſte Maßnahme aber, die die franzöſiſche Regie⸗ rung in dieſem Falle ergreifen kann, dürfte die Verhän⸗ gung von Strafen ſein. Schon unlängſt wurde in einer Volksverſammlung in Mülhauſen erklärt:„In Paris regieren Leute, die keine Ahnung haben, wer wir ſind. 45 Jahre lang kämpften wir mik den Deutſchen und ſie haben uns nicht untergekriegt. Mit den Franzoſen wer⸗ den wir keine 45 Jahre kämpfen.“ Aus dieſen Worten geht aber auch hervor, daß man die Dinge in Deutſch⸗ fand nicht unter dem Geſichtswinkel betrachten darf, als ob Elſaß⸗Lothringen etwa in den Verband des Deutſchen Reiches zurückzukehren wünſche. Es will, daß man ſeine Sprache und ſein Volkstum reſpektiert, und daß Frank⸗ reich ihm die geſetzliche Grundlage dafür durch Gewäh⸗ rung weitgehender Autonomie ſichert. ö Der Kampf um den Volksentſcheid. Der Aufmarſch der Parteien. Berlin, 14. Juni. Geſtern ſind die Parteien, welche hinter dem Ge⸗ ſten ehen für die entſchädigungsloſe Enteignung der Für⸗ ten ſtehen, in die Hauptagitation eingetreten. Mit Plakaten, Flugblättern, Hand⸗ und Wurfzetteln wurde gearbeitet und große Demonſtrationszüge fanden ſtatt, denen in den nächſten Tagen weitere folgen werden. Gleich⸗ zeitig ſetzte aber auch die Gegendemonſtration mit aller Schärfe ein, welche mit einer Maſſendemonſtra⸗ tion der Deutſchnationalen und Völkiſchen an die Oeffentlichkeit getreten iſt. Auch hier werden wei⸗ tere Umzüge folgen, ſo daß die Tage bis zum 20. Juni vollkommen im Zeichen des Plakatſtiles und der gegen⸗ ſeitigen Propaganda ſtehen werden.. Was nun die zwiſchen der Rechten und der Linken ſtehenden Parteien betrifft, welche für den von der Reichs⸗ regierung ausgearbeiteten Geſetzentwurf eintreten, ſo iſt hier die Lage der Demokratiſchen Partei etwas ſchwierig, weil in ihren Neihen die Auffaſſung über die Enteignungsfrage nicht einmütig iſt, was auch das Parteiorgan, die„Voſſiſche Zeitung“, mit den Worten feſtſtellt, daß„in der Haltung gegenüber dem Volksent⸗ ſcheid weitgehende Meinungsverſchiedenheiten beſtehen⸗“ Auch der Austritt des Reichsbankpräſidenten Dr. Schacht iſt hierfür ein Symptom. Klarer hat dagegen geſtern das Zentrum zu dem Volksentſcheid Stellung ge⸗ nommen, indem durch eine Parteiparole, durch Erklärungen der biſchöflichen Behörden und der in Frage kommenden katholiſchen Organiſationen gegen den Volksentſcheid und für eine reichsgeſetzliche Regeſung eingetreten wurde. Auch hat die Unterzeichnung des Aufrufs katholiſcher Jugend⸗ licher vom Windthorſtbund den erweiterten Vorſtand des Provinzialverbandes der Windthorſtbünde Berlin⸗Bran⸗ denburg in ſeiner geſtrigen Sitzung zu folgendem Be⸗ „Der erweiterte Vorſtand des Provinzialverbandes der Windtborſtbünde. Berlin⸗ es · und Anzeigenblatt Erſcheinungszeit: Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und wird aus nahezu allen Völkerbundsſtaaten gemeldet, daß großen Optimismus zu warnen, da die Zeitſpanne bis 8 Ib. 130 geſetzlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle Hildaſtraße 68 oder durch unſere Träger. Fernſprecher Rr. 16.— Poſtſcheckkonto 78439 Karlsruhe. — Brandenburg ſtellt feſt, daß alle Windthorſtbund⸗ und Einzelmitglieder, die in ihrer Eigenſchaft als Angehörige des Bundes mit Unterſchrift oder durch ſonſtige Hand⸗ lungen gegen den offiziellen Standpunkt des Parteivor⸗ ſtandes in der Frage der Fürſtenabfindung verſtoßen, ſich außerhalb der Organiſation der Windthorſt⸗ bünde ſtellen.“ a Beſchlagnahme von Plakaten. Auf Veranlaſſung des Berliner Polizeipräſidenten wurden geſtern abend im Weſten Berlins von einer Reihe von Anſchlagſäulen Plakate gegen den Volksentſcheid entefrnt, auf denen die preſſegeſetzlich vorgeſchriebene Druck⸗ firma fehlte. Die Plakate wurden wieder durch ord⸗ nungsmäßige Anſchläge erſetzt. Aus Magdeburg wird emeldet, daß die„Burger Neueſten Nachrichten“ in Burg ein amtliches Kreisblatt, die Aufnahme von An⸗ zeigen gegen die Fürſtenenteignung mit dem Hinweis auf den amtlichen Charakter des Blattes verweigerten. Auf die Beſchwerde der Auftraggeber beim Regierungsprä⸗ ſidenten hat dieſer u. g. geantwortet:„Ein Blatt, das, wie die„Burger Neueſten Nachrichten“ amtliches Kreis⸗ blatt iſt, hat ſich größter Objektivität zu befleißigen. Es iſt daher nicht angängig, daß ein ſolches Blatt Artikel oder Anzeigen bringt, die den Anſchein erwecken, als ob es bei einer beſtimmten Angelegenheit ſeine Stellung über den Parteien verlaſſen wolle.“ Verbot eines Propagandafilms. Die Berliner Filmprüfſtelle Kammer 1 hat die Vor⸗ führung des Filmes„Keinen Pfennig den Fürſten“ ver⸗ boten, weil der Filmherſteller ſich geweigert hatte, einige Ueberſchriften ſo abzuändern, daß über ihre Bedeutung kein Irrtum entſtehen konnte. In der Begründung wird u. a. geſagt, daß das durch den Film wiedergebene Tat⸗ ſachenmaterial keine Irreführung des Beſchauer⸗ hervor⸗ rufen dürfe, wie es z. B. geſchehe mit der Angabe, daß „Wilhelm von Doorn“ täglich 1670 Reichsmark für ſeine Perſon von der Republik beziehe, während doch dieſe Summe auch die Unterhaltungskoſten für die geſam⸗ ten Mitglieder der Fürſtenhäuſer ſowie die Koſten der Generalverwaltung und aller damit zuſammenhängender Ausgaben in ſich ſchließe. Auch Reichsmark Leibrenten“ ſei irreführend, da der Beſchauer des Films hieraus den Eindruck gewinnen müſſe, als würden dieſe Summen bereits gezahlt, während ſie ledig⸗ lich eine Forderung darſtellen. N Heutſchland und der Völkerbund. Die Möglichkeit neuer Schwierigkeiten. b Berlin, 15. Juni. a Nachdem ſich die Erregung über die Haltung Braſt⸗ liens und Spaniens in der Ratsſitzrrage etwas gelegt hat, nunmehr auf der Septembertagung des Völkerbundes die Aufnahme Deutſchlands ohne weiters erfolgen dürfte, da ja die Schwierigkeiten der Märztagung dieſes Mal im Voraus beſeitigt ſeien. Gegenüber dieſer opti⸗ miſtiſchen Auffaſſung legt man nun in deutſchen diplo⸗ matiſchen Kreiſen großen Wert darauf, vor einem allzu⸗ zum September noch ſo groß iſt, daß bis dahin noch unvorhergeſehene Ereigniſſe eintreten können, die eine reibungsloſe Aufnahme Deutſchlands immer noch gefährden könnten. In dieſem Zuſammenhang wird be⸗ ſonders auf die Tatſache verwieſen, daß man auch gegen Ende des vergangenen Jahres der Auffaſſung war, daß nach dem Notenwechſel, welchen Deutſchland mit den dem Völkerbund angehörenden Staaten geführt hatte, eine Diskuſſion über die deutſche Aufnahme überhaupt nicht mehr ſtattfinden, oder doch nur formaler Natur ſein könne und daß dann im Gegenſatz hierzu die März⸗ tagung des Völkerbundes mit einem eklatanten Mißerfolg geendet hatte. Als eine der möglicherweiſe neu auftretenden Schwie- rigkeiten für die Septembertagung des Völkerbundes iſt man in deutſchen diplomatiſchen Kreiſen geneigt, das Beſtreben anzuſehen, die aus dem Rate ausſcheidenden Völkerbundsmächte Spanien und Braſilien nochmals um⸗ zuſtimmen, woraus gefolgert wird, daß in dieſem Falle mit der Ausſicht operiert wird, J Kompromiß in der Ratsfrage, dem Deutſchland be⸗ reits zugeſtimmt hat, einer abermaligen Ueberprüfung unterzogen würde, wodurch dann für Deutſchland eine neue Lage geſchaffen werden würde. Da nun Deutſch⸗ land ſeinerſeits mit ſeiner Zustimmung zu dieſem Kom⸗ promiß bis an die Grenze ſeines Entgegenkommens ge⸗ langt war, dürfte ein etwa auftretendes Abänderungs⸗ beſtreben geeignet ſein, die augenblicklich ruhenden Schwie⸗ rigkeiten aufs neue erſtehen zu laſſen, wodurch dann eine aber⸗ malige Verzögerung der deutſchen Aufnahme ſich ent⸗ wickeln könnte. Im übrigen wird gleichzeitig aber auch darauf hingewieſen, daß man auch in Deutſchland an offizieller Stelle davon überzeugt ist, daß die bisherigen Schwierigkeiten in der Frage des deutſchen Völkerbundseintritts und beſonders das Fiasko der März⸗ tagung auch die widerſtrebenden Elemente des Völker⸗ bundes davon überzeugt haben dürften, daß das Pre⸗ ſtige des Genfer Bundes durch neue Schwierig⸗ keiten nur leiden könne, zumal von ruſſiſcher Seite einem östlichen Völkerbunde das Wort geredet wird und auch in der amerikaniſchen Entwicklung eine Gefahr für den Genfer Bund erblickt werden muß. Offiziele wi daher die in den Kreiſen des Völkerbundes vorherrſchende Meinung geteilt, nach der Deutſchlands Aufnahme oh jegliche neue Schwierigkeiten im September erfolgen wi 74 v 5 1 Auch die Inſchrift„20 000 daß das Cecil'ſche l der des Präſidenten bezwecken. 5 Tages ſelbſt herausfinden. wenn es Ihnen der — Eine offizielle Mitteilung an den Völkerbund. S Genf, 14. Juni. Der braſilianiſche Außenminiſter Parcher hat heute an das Generalſekretariat des Völkerbundes ein Staats⸗ telegramm gerichtet, das folgenden Wortlaut hat: „Braſilien hat in der vom Botſchafter Mello Franco überſandten Denkſchrift auf ſeinen Platz als nichtſtändiges Mitglied des Völkerbundrates verzichtet. In der Denk⸗ ſchrift hieß es am Schluß, daß Braſilien den geeigneten Zeitpunkt abwarte, um ſeine Aktion zu vollenden und die Ehre abzulehnen, weiterhin Mitglied des Völker⸗ bundes zu ſein. Da gerade jetzt die Einladungen zur Sep⸗ temberverſammlung des Völkerbundes hier eingeht, zu welcher Braſilien nicht mehr erſcheinen kann, hält es ſich für verpflichtet, die Erklärung abzugeben, daß dieſer Am⸗ ſtand ihm die Notwendigkeit auferlegt, ſchon jetzt ſeinen Beſchluß bekannt zu geben, ſich vom Völkerbund zurückzuziehen, wie es durch die gegenwärtige Mit⸗ teilung geſchieht.“ ö Eine Klaſſifizierung der Nüſtungskräfte. O Genf, 14. Juni. Die militäriſche Unterkommiſſion der vorbereitenden Abrüſtungskommiſſion hat eine vorläufige Löſung ange⸗ nommen, in der ſie Beſchlüſſe zuſammenfaßt über die Frage: was unter Rüſtung zu verſtehen ſei. Sie hat ſich für drei Klaſſifizierungen entſchieden. Zunächſt die Frie⸗ densrüſtungen, die das ſtehende Heer betreffen, dann die Friedensrüſtungen, die in der Ausbildung und Verwendung im Kriegsfall beſtehen und endlich die Rüſtungskräfte, die erſt im Kriegsfall zu Kriegszwecken umgewandelt werden. Sie hat die Reſerviſten der zweiten Klaſſe zugeteilt, da dieſe erſt durch die Mobilma⸗ chung Verwendung fänden, hingegen werden Gendar⸗ men und Zollbeamte in die erſte Klaſſe ein⸗ gereiht. Die amerikaniſchen Delegierten haben mi⸗ 4 een gegen dieſe Auffaſſung ge⸗ i mmt. Der Luftverkehr mit dem Sagrgebie.. Befremdende Zurückhaltung der Megierungskommiſſion. 6. Saarbrücken, 14. Juni. Nachdem durch das Pariſer Luftfahrtsabkommen das Verbot des Aeberfliegens der beſetzten Gebiete für deutſche Luftverkehrsflugzeuge gefallen iſt, iſt die Deutſche Lufthanſa in Berlin ſofort mit der Saarregierungskom⸗ miſſion in Verhandlungen getreten, die die Einrichtung von Luftverkehrsſtrecken zwiſchen dem Saargebiet und dem übrigen Deutſchland zum Gegenſtand haben. Dieſe Verhandlungen ſind, wie wir von unterrichteter Seite erfahren, noch nicht abgeſchloſſen. Jedenfalls iſt feſtzu⸗ ſtellen, daß ſich die Erwartungen des deutſchen Luftver⸗ kehrs, auch das Saargebiet ſofort in das mitteleuro⸗ päiſche Luftverkehrsnetz einzuſchließen, bisher nicht er⸗ füllt haben. Ueber die Einrichtung von Luftverkehrs⸗ linien Saarbrücken— Frankfurt a. M. und Saarbrücken — Karlsruhe bezw. Mannheim, können erſt Beſchlüſſe ge⸗ faßt werden, wenn die Verhandlungen mit der Saar⸗ regierung zu einem befriedigenden Ergebnis geführt haben, das heute jedoch noch völlig ungewiß iſt. Neues in Kürze. ze: In Mecklenburg, wo bisher die deutſchnationale⸗ völkiſche Majorität die Regierung geſtellt hatte, wird nun⸗ mehr nach dem endgültigen Ergebnis der Landtagswahlen die Sozialdemokratie die Regierung übernehmen. 2: Für den 1. Juli iſt für Berlin mit einer Steige⸗ rung der Miete um 10 Prozent zu rechnen, ſo daß die Ber⸗ 8 dann 104 Prozent Friedensmiete zu tragen 75: Die franzöſiſch⸗ſpaniſchen Marokkoverhandlungen in Paris drehen ſich vor allem um die Fernhaltung Ita⸗ liens von den Verhandlungen und die Verbannung Abd el Krims nach Madagaskar. 5: Am 22. Juni ſoll dem polniſchen Landtag eine Reihe von Verfaſſungsänderungen vorgelegt werden, welche vor allem eine Stärkung der Stellung der Regierung und 0 Aus dem In⸗ und Auslande. Streit in der franzöſiſchen Zollverwaltung. Paris, 14. Juni. Zwiſchen der franzöſiſchen Zollver⸗ waltung und den Zollbeamten iſt ein eigenartiger Konflikt ausgebrochen. Da die Regierung bis jetzt den Gehalts⸗ forderungen der Beamten nicht ſtattgab, führen dieſe die beſtehenden Verordnungen nach dem Buchſtaben durch. In⸗ folgedeſſen ſind große Stockungen im Grenzverkehr ein⸗ getreten, ſodaß Waren teilweiſe ohne Zollviſitation nach Deutſchland durchgelaſſen werden mußten. N Amerika und der Völkerbund. Rio de Janeiro, 14. Juni. Der amerikaniſche Botſchafter beglückwünſchte den Bundespräſidenten zu der Haltung Braſiliens in der Frage des Völkerbundsrates. Es iſt möglich, daß dieſer Schritt den Auftakt zur Bildung eines pan⸗amerikaniſchen Staatenblocks unter der Führung Nordamerikas bildet. 0 Das weitere Schickſal Abd el Krims. 0 Paris, 14. Juni. Heute nachmittag begann im Quai d'Orſay die franzöſiſch⸗ſpaniſche Marokkokonferenz, welche ſich neben der Frage des Schickſals Abd el Krims noch mit der künftigen Organiſation des Rifgebie⸗ tes und der Grenzregulierung befaßt. Beſondere Bedeutung wird der Regelung der Entwaffnung und der Kontrolle über den Waffenbeſrtz und Waf⸗ fenhande! beigemeſſen. In der Frage der Grenz⸗ regulierung ſcheint man zu beabſichtigen, keine eigentliche Grenzregulierung vorzunehmen, um Italien keinen Vorwand zu irgendwelchem Einſpruch zu geben, das dann die Einberufung einer internationalen Marokkokonferenz fordern würde. Nach einer Meldung des„Petit Pariſien“ beabſichtigt man, für die drei Stämme, die von der Grenzlinie durchſchnitten werden, eine gemiſchte franzöſiſch-ſpaniſche Verwal⸗ tung einzurichten. 0 Hinſichtlich des weiteren Schickſals Abd ei Krims glaubt„Petit Pariſien“ zu wiſſen, daß er und ſeine nähere Umgebung nach einer franzöſiſchen Kolonie, wahrſcheinlich Madagaskar, überführt werden wird. Wie das Blatt weiter berichtet, wird von ſpaniſcher Seite immer noch die Forderung erhoben, Abd el Krim als Kriegsverbrecher den ſpaniſchen Behörden auszu⸗ liefern, was jedoch franzöſiſcherſeits aus dem Grunde nicht angängig iſt, weil ſich Abd el Krim den Franzosen freiwillig geſtellt hat. Die ſpaniſchen Offiziere in Ge⸗ fangenſchaft ſeien an Typhus geſtorben. — 22 ů Aus dem badiſchen Lande. Mannheim.(Werber für die Fremdenle⸗ gion.) Zwei Algerier, franzöſiſcher Staatsangehörigkeit, der 39 jährige Pelzhändler Louis Haoine ben Mohamed und der 36 jährige Händler Salah Benmedjane, beide in Ludwigshafen wohnhaft, haben kürzlich in einer Wirt⸗ ſchaft den 18 jährigen Handwerksburſchen Rudolf Freu⸗ denthaler aus Freiſtadt in Oberöſterreich, der ſich mit dem 50 jährigen Gärtner Felix Honell auf der Wander⸗ ſchaft befand, mit Hilfe der Wirtin und deren Tochter überredet, ſich zur Fremdenlegion anwerben zu laſſen. Salah brachte den Freudenthaler zur franzöſiſchen Kom⸗ mandantur in Ludwigshafen. wo der Oeſterreicher an⸗ geworben wurde.— Es beſteht der dringende Verdacht, daß die beiden Algerier auch andere Perſonen zur Frem⸗ denlegion angeworben haben. Mannheim.(Amtsunterſchlagung.) Wegen Amtsunterſchlagung hatte ſich der verheiratete Poſtaus⸗ helfer Gürz zu verantworten. Der Angeklagte, der Ein⸗ ſchreibebriefe unterſchlagen hatte, darunter einen an das ſchweizeriſche Konſulat, will die Straftaten vornehmlich aus Anluſt an ſeinem Beruf verübt haben, da ſich un Krieg erhaltene Beinſchüſſe auf ſeinen Wegen beim Be⸗ ſtellen der Poſtſachen bemerkbar machten. Er wurde zu einer Gefängnisſtrafe von 7 Monaten verurteilt, auf die Lörrach.(Verhaftung.) Ein Wegelagerer, der dieſer Tage an zwei Frauen in der Gegend von Kandern mit Erfolg Erpreſſungsverſuche vorgenommen hatte, wurde in Liestal im Kanton Baſel⸗Land verhaftet. Da er auf alle Auslieferungsformalitäten verzichtete, wurde er von der Schweizer Behörde ſofort der deutſchen Be⸗ hörde übergeben und ins hieſige Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert. Es handelt ſich um einen ledigen Bierbrauer aus Oeſterreich. Heidelberg,(Fahrläſſige Tötung.) Eine 23. jährige ledige Zigarrenmacherin aus St. Leon hatte ſich vor dem Schöffengericht wegen fahrläſſiger Tötung zu verantworten, nachdem ein vorher anhängig gemachtes Verfahren wegen Kindesmordes eingeſtellt worden war. Im März ds. Is. wurde ſie beim Melken von Geburts⸗ wehen überraſcht, ſuchte für die Niederkunft den Heuboden auf. Das Kind fiel dabei auf einen harten Gegenſtand, ſodaß es einen Schädelbruch erlitt und kurz darauf ver⸗ ſtarb. Die Leiche verſteckte ſie im Heu, wo ſie am näch⸗ ſten Tage aufgefunden wurde. Dem Mädchen wurde ein gutes Leumundszeugnis ausgeſtellt und vor Gericht das ſchändliche Verhalten ihres früheren Bräutigams gebrand⸗ markt, der das Mädchen verlaſſen und dadurch zur Ver⸗ zweiflung g b acht hatte. Unter Zubil ung weiteſtgehender mildernder Umſtände lautete das Urteil auf fünf Mo⸗ nate Gefängnis mit Strafaufſchub. i Karlsruhe.(Eiſenbahnunfall.) Zwiſchen Ra⸗ ſtatt und Baden⸗Oos entgleiſten durch vorzeitiges Um⸗ ſtellen einer Bauweiche die beiden letzten Wagen des Ber⸗ lin—Baſeler Schnellzuges. Perſonen kamen nicht zu Scha⸗ den. Der Betrieb unterlag einer zweiſtündigen Störung. Karlsruhe.(Verurteilter Spion.) Der Straf⸗ ſenat des Oberlandesgerichts Karlsruhe verurteilte den früheren Kriminalaſſiſtenten Auguſt Leutwein von hier wegen Vergehens gegen das Spionagegeſetz zu 4 Jahren Zuchthaus, von denen ſieben Monate Unterſuchungshaft abgerechnet werden und zu 10 Jahren Ehrverluſt. Heidelshein.(Zur Warnung.) Hier hat em zwölf Jahre alter Knabe nach dem Genuß von Kirſchen Waſſer getrunken und iſt dann am anderen Tage geſtorben. Pforzheim.(Einbruch?) Als im benachbarten Bü⸗ chenbronn die Gemeindekaſſe geöffnet wurde, ſtellte ſich heraus, daß dieſelbe(im eiſernen Kaſſenſchrank der Ge⸗ meinde ſich befindend) vermutlich in der vorhergegan⸗ genen Nacht um den Betrag von rund 2500 Mark er⸗ leichtert worden war. Spuren eines gewaltſamen Ein⸗ bruchs waren dem Vernehmen nach nicht vorhanden. Der von der Gendarmerie ſofort angeſetzte Polizeihund erzielte kein Ergebnis, da das Amtszimmer kurz vorher vom Polizeidiener gereinigt worden war. Es beſteht jedoch ein Verdacht in beſtimmter Richtung. Die Unterſuchung iſt im Gange. Aus Nah und Fern. „ Hettenlefdeſheim.(Römiſche Funde.) In der 1. der Firma Hagenburger, Schwalb und Co. wurden drei Mammuthzähne ſowie ein einſchneidiges Hiebmeſſer, das der roͤmiſchen Zeit angehört, gefunden. Die Firma überließ dieſe Gegenſtände dem hiſtoriſchen Muſeum der Pfalz. In der gleichen Grube wurden früher ſchon Spuren römiſcher Eiſenſchmelzwerkſtätten feſtgeſtellt. Jahre alter Kaufmann von hier ermittelt. Er hatte nachts auch noch den Gartenzaun vollſtändig demoliert. Karsdorf.(Verſuchte Brandſtiftung.) In angetrunkenem Zuſtande vjerſuchte nach einem Streit der Invalide Heft ſein Wohnhaus anzuzünden. Er trug auf dem Hausboden Heu und Stroh zuſammen und ſetzte es in Brand. Nachbarn, die das Feuer löſchen wollten, be⸗ drohte der Menſch mit der Miſtgabel, er konnte jedoch überwältigt werden. Das Feuer wurde gelöſcht, ehe es größeren Umfang annehmen konnte. Heft wurde verhaftet. 1 eh(Schwerer Unfall beim Sport⸗ Leſt.) licher Unglücksfall ereignet. Einem Turner glitt beim Ku⸗ gelſtoßen die Kugel aus und flog in das Publikum. Dabei wurde ein 12jähriges Mädchen am Kopfe ſo ſchwer ver⸗ letzt, daß es ins Krankenhaus eingeliefert werden mußte. — Liebe erweckt Liebe. 10 Original⸗Roman. „Was für ein Menſch ich bin? rauf keine unparteiiſche Antwort geben. f meine Werbung eingehen. werden Sie es vielleicht 12 55 Uipe lohnt. Ich kann Ihnen jetzt nur ſagen, daß ich von dem Munſche durchdrungen bin, Ihnen zu helfen. die Demütigung zu verwinden, die man Ihrem ſtoſzen Sinn zugefüüat hat. Im übrigen— ich habe ſchon ſeit gerau⸗ mer Zeit die Abſicht, mich zu verheiraten. ohne bisher eine Dame gefunden zu baben. deren Perſönlichkeit mei⸗ nen Wünſchen entſprach. Ich wollte eine Frau aus der heſten Geſellſchaft— trotzdem ich ein Emporkömmlina bin. Das wiſſen Sie vielleicht nicht. Ich bin nämſich der Sohn eines Handwerkers. Mein Vater war Zim⸗ mermann: bis vor ungefähr zehn Jahren war ich ein Fremdling in der auten Geſellſchaft. Das ſage ich Ib⸗ nen, damit Sie wiſſen, mit wem Sie es zu tun haben.“ Es zuckte in ihrem Geſicht und ihre Augen blickten dunkel und ſchmerzlich in die ſeinen.“ N „Das alles iſt ſo ſeltſam— ſo ſeltſam. Ich weiß Ich kann Ihnen da⸗ Menn Sie auf nicht, was ich denken, was ich tun ſoll. Wenn ich fetzt Ihre Hand annähme— es lockt mich, es zu tun— ſo würde es nur geſchehen, um— dem anderen— zu zei⸗ gen— daß— daß ich mich nicht verzehren werde in ver⸗ ſchmähter Liebe, nur, um ihm heimzuzahlen— was er mir getan. Und dann— vielleicht dann auch noch, um aus dieſem Hauſe zu kommen. Ich bin meinen Ver⸗ wandten eine Laſt— ſie haben mit ſich ſelbſt zu tun Unter anderen Umſtänden hätte ich für Ihre Werbung nur ein ſchroffes Nein gehabt. Bedenken Sie wohl, aus welchen Gründen ich Ihre Werbung annehmen würde. Wenn Sie mich trotz alledem zur Frau begehren— nun gut— ich bin in einer verzweifelten Stimmung und weiß nicht, ob ich morgen ſchon bereue, was ich heute tue. Auch Sie ſollten ſich fragen, ob Sie das nicht morgen tun werden.“ 0 Sie ſagte das alles haſtig, mit unruhig flackernden Augen. Er blieb ruhig wie zuvor. 1 i ch habe nichts zu bedenken und bitte Sie noch⸗ malt unt F Da ſtreckte ſie ihm ihre zitternde Rechte entgegen. „Sie wollen es— es ſei,“ ſagte ſie heiſer vor Er⸗ regung. a Er faßte mit einem feſten und doch zarten Griff nach der feinen, weißen Mädchenhand und als er ſie in der ſeinen fühlte— ſo zart und weich, wie eine Blume— da durchrieſelte ihn ein heißes Gefühl. Lang⸗ ſam führte er ſie an ſeine Lippen. „Ich danke Ihnen. Und wenn Sie nun imſtande ſind, wieder unter Menſchen zu gehen, ſo geſtatten Sie mir, daß ich Sie zu Ihrem Herrn Onkel führe, um ihm Mitteilung zu machen, daß wir uns verlobt haben.“ Sie ſtieß einen zitternden Atemzug aus Seine Au⸗ gen hielten ſie in einem ſeltſamen Bann. Sie wußte nicht, ob ſie Furcht vor ihm empfand oder ob ſie ihm vertraute. Aber eins war ihr klar— er half ihr, dieſe Stunde der Verzweiflung aufrecht zu tragen und eine unſagbare Demütigung zu überwinden. Zugleich ſetzte er ſie durch ſeine Werbung in den Stand, Harry Forſt noch heute abend zu zeigen, daß ſie ihm nicht nachtrau⸗ ern würde. Dafür mußte ſie Hans Ritter dankbar ſein Noch einmal ſah ſie ihn mit großen, forſchenden Augen an.— a „Wenn es denn Ihr Willen iſt— ſo laſſen Sie uns gehen.“ ſagte ſie düſter. 1 1 Er verneigte ſich und legte ihre Hand auf ſeinen Arm. So ſchritten ſie nebeneinander in den Saal zurück Feſt und ruhig ausſchreitend, führte er ſie durch die bunte Menge.. Frau Hofrat hatte ſich eben Bärbchen und Lorchen aus der Reihe der Tanzenden geholt und ſchalt ſie in einer Ecke leiſe aus, daß ſie nicht wußten, wo Ritter geblieben war. „Da geht er, mit Fee am Arm!“ rief Bärbchen jetzt erleichtert und wollte den mütterlichen Ermahnungen entfliehen. 5 „Bleib!“ rief die Hofrätin gebieteriſch. Sie ſahen nun alle drei mit unruhigem Staunen dem ſtolz und aufrecht ausſchreitenden Paar nach, vor⸗ läufig nicht wiſſend, was ſie davon denken ſollten. Auch — das würde ſie ihm nie vergeſſen. Leutnant Forſt, der unweit des Eingangs zum Saal ihnen die Mutter geſagt hatte. mit einem Kameraden zuſammenſtand und mit unru⸗ higen. Blicken die Saaltür im Auge behalten hatte, ſah Hans Ritter mit Fee an ſich vorüberſchreiten. Betroffen ſah er ihr blaſſes, ſtarres Geſicht. Ihre Augen ſchweiften ſtolz und kalt über ihn hinweg. Und Ritter bohrte ſeine Augen einen Moment drohend in die ſeinen, ſo daß er unwillkürlich zuſammenzuckte und e„Was war das? Was ſollte dieſer Blick be⸗ euten?“ Felicitas wußte nicht, was ſie tat. Sie ging an Hans Ritters Seite, ols ſei ſie ſich ſelbſt eine Fremde. Und dann ſtanden ſie beide vor Hofrat Schlüter, der ſie mit ſeinen ſchwarzen Augen befremdet anſchaute. Kurz und bündig teilte ihm Ritter mit, daß er ſich ſoeben mit Felicitas verlobt habe, und bat ihn, dies ſeinen Gäſten bekannt zu geben. f Hofrat Schlüter blickte ſich beklommen nach ſeiner Gattin um. Er kannte ihre Pläne inbezug auf Ritter und befand ſich in einer unbehaglichen Verfaſſung, ob⸗ wohl er Felicitas die gute Partie von Herzen gönnte. Kaum hatte er einen etwas gequälten Glückwunſch hervorgeſtammelt, als auch ſchon neben ihm ſeine Gat⸗ tin auftauchte, die es nicht ratſam hielt, Ritter lange in Fees Geſellſchaft zu laſſen. Als ſie hörte, was geſchehen war, verlor ſie einen Augenblick ihre Faſſung, und bekam einen beängſtigend roten Kopf vor Zorn und Aerger darüber, daß ihre Nichte ihren Töchtern den reichen Freier vor der Naſe weggenommen hatte. Aber Frauen ſind Meiſterinnen der Verſtellungskunſt, wenn es ihnen darauf ankommt. Sie faßte ſich ſofort wieder und brachte es fertig, eine hocherfreute, mütterlich⸗liebevolle Miene zu zeigen. Nachdem ſie das junge Paar beglückwünſcht hatte, eilte ſtie mit einer Entſchuldigung davon, um„ihren Töch⸗ tern das frohe Ereignis 55 verkünden,“ wie ſie ſagte. In Wahrheit lief ſie davon, um ihrem Groll erſt einmal Luft zu machen. Lorchen und Bärbchen erhiel⸗ ten von ihr nicht die Kunde von einem„frohen Ereig⸗ nis“, ſondern von einem„empörenden Zeichen des Un⸗ danks“ ihrer Couſine, die es„beſſer verſtanden“ hatte, ſich den reichen Freier zu kapern,„als ihre unbeſchreib⸗ lich leichtſinnigen Töchter“, die ſich mit den jüngſten und ärmſten Leutnants im Tanz drehten, ſtatt zu tun, was „ 22— 1 — . Hier hat ſich bei einem Sportfeſt ein bedauer⸗ 1 — 8 n = P o b „ Gingen. Das Reichsehrenmal am Rhein. Anläßlich der Frage auf Errichtung des Neic seht für die Gefallenen des Weltkrieges faßte der Kreistag eine Entſchließung, daß bei allen in Betracht kommenden Inſtanzen darauf hingewirkt werden ſoll, daß das Ehren⸗ mal für die Toten des Weltkri i in er⸗ richtet werde.„ Bingen.(Der Tod im Rhein.) Im Rhein er⸗ trunken iſt ein 11 jähriger Junge. Er brachte ſeinem beim Elektrizitätswerk beſchäftigten Bruder das Mittageſſen und watete, während dieſer aß im Rhein, wo er plötzlich von den Wellen fortgeriſſen wurde und vor den Augen des Bruders verſank. Stockſtadt.(Die Hochwaſſerſchäden.) Die durch die Ueberſchwemmung des Rheins in unſerer Gemar⸗ kung entſtandenen Schäden ſind bedeutend. Von Biebes⸗ heim bis Erfelden ſteht das Waſſer bis zum Hochwaſſer⸗ damm. Auf über 2000 Morgen(500 Hektar) fiskaliſchem Wieſenland iſt die Heuernte durch Ueberſchwemmung ver⸗ nichtet. Mehrere Ziegeleien mußten ihren Betrieb ein⸗ ſtellen und zahlreiche Arbeiter entlaſſen. Die hinter dem Landdamm liegenden Kleingärten ſind durch Druckwaſſer überſchwemmt. Die la deinwärts iegenden Ländereien blei⸗ ben infolge hohen Waſſerſtandes ohne Abfluß. Eſſen.(Selbſtmord in der Synagoge.) Der Vorſteher der Eſſener Synagogen⸗Gemeinde, Levy, hat in der Synagoge Selbſtmord verübt. Schwierige Lebens⸗ verhältniſſe ſollen ihn zu dieſem Schritt veranlaßt haben. Beidenfleth.(Ein altes Dorf.) Anſer Dorf iſt eine der älteſten Ortſchaften Schleswig⸗Holſteins. Bereits im Jahre 809 wird es anläßlich einer Verhandlung zwi⸗ ſchen den Geſandten des Dänenkönigs Göttrick und Kaiſer Karls des Großen erwähnt. Sie trafen ſich nach den Auf⸗ zeichnungen des Chroniſten Einhard auf der hohen Wurt von Badenflirt, auf der heute unſere altehrwürdige Kirche liegt. Da dieſe Verhandlungen ergebnislos waren, kam es im folgenden Fahre zur Gründung der Burg von Itzehoe. Bayer. Eiſenſtein.(Tod eines Lebensret⸗ ters.) Als ſich der Perſonenzug von Budweis dem Wär⸗ terpoſten näherte, erblickte der Bahnwärter zu ſeinem Schrecken ſeinen bereits über 90 Jahre alten Vater auf den Schienen, um Hühner zu füttern. Eilends rannte er auf den Bahndamm und ſtieß ſeinen Varer noch im letzten Augenblick in einen Graben. Der alte Mann wurde ſo vor dem Ueberfahrenwerden gerettet, während der Sohn ſelbſt von der Maſchine erfaßt wurde und unter die Räder geriet, ſo daß er als ſchrecklich verſtümmelte Leiche liegen blieb. Soltau.(Mordverſuch und Selbſt mord.) In Bomlitz ſchoß ohne vorhergegangenen Streit der Schloſ⸗ ſer Strotka den Schloſſer Averbeck durch beide Wangen. Dann richtete er die Waffe gegen ſich ſelbſt und ſchoß ſich durch den Kopf. Strotka wurde ins Henriettenſtift nach Hannover gebracht, wo er bald darauf ſeinen ſchweren Ver⸗ letzungen erlag. Averbeck fand Aufnahme im Kranken⸗ haus. Beide ſollen verfeindet geweſen ſein. Königsberg i. Pr.[Träg( ſches Ende einer Vergnügungsfahrt.) Einen tödlichen Ausgang nahm eine Vergnügungsfahrt, die der Direktor des Kaba⸗ retts„Münzpalaſt“ in Königsberg, Arndt, mit einem 20jährigen Mädchen, einer Angeſtellten des Kabaretts, im Auto unternahm. Arndt überließ das Steuer des mit großer Geſchwindigkeit fahrenden Autos dem Mädchen. Der Wagen fuhr gegen einen großen Stein, der auf der Chauſſee lag. Arndt verſuchte zu helfen, riß aber wohl das Steuerrad zu ſcharf herum. Der Wagen ſchlug gegen einen Chauſſeebaum, der entwurzelt wurde. Dem Mädchen wurde die Bruſt vollſtändig aufgeriſſen. Bevor noch der Wagen der Königsberger Feuerwehr eintraf, war ſie be⸗ reits tot. Direktor Arndt ſoll leichtere Verletzungen am Unterkiefer erlitten haben. Büttelborn.(Schwerer Verkehrsunfall.) Zimmermann Philipp Gölzenleuchter und Fabrikarbeiter HSeinrich Werkmann ſtießen mit ihren Fahrrädern in der Darmſtädter Straße zuſammen und ſtürzten zu Boden. Der Letztgenannte hatte ſein dreijähriges Kind auf dem Rade ſitzen, das nach Feſtſtellung des herbeigerufenen Arztes eine Gehirnerſchütterung davontrug. VVVPVCCVVVT—V—T—T—T—T——— 5 Moſaik. Anpolitiſche Zeitbetrachtungen. Krebszeit und Krebſerei.— Sommerpelze.— Die inkonſe⸗ quenten Strandnixen.— Der Bierkonflikt.— Solder Friede!— Ein neuer Voykott.— Frau Gräfin!— Nähr⸗ * vater Film. Es iſt Krebszeit, in den Monaten ohne r ſoll das Kruſten⸗ tier, das beim gekochtwerden errötet, am beſten ſchmecken. Die wenigſten Menſchen verſtehen Krebſe aber richtig zu eſſen, ihr unbeholfenes Gepuhle iſt die reinſte Tierquälerei am toten Objekt. Um beim Krebſeeſſen in Geſchmack zu kom⸗ men, muß man ein nicht zu kleines Schüſſelchen davon haben, mit drei oder vier fingerlangen Dingerchen lohnt es kaum A berg And es iſt kein Eſſen mehr für arme Leute, da der Krebs ſeinem vornehmen großen Bruder, dem Hummer, hinſichtlich Bewertung zu ähnlich geworden. Ein Krebsgang der Krebspreiſe läf t ſich nur davon er⸗ warten, daß die durch Krankheit dezimierte, nun aber wie⸗ der geſund gewordene Familie Aſtacus ſich wieder ſtärker vermehrt. Aber bekanntlich geht alles andere raſcher den Krebsgang als Preiſe, die können ſich verblüffend ſchnell vorwärts, aber bloß ſehr langſam rückwärts bewegen. And wir haben auch mitangeſehen, wie ſich im Trüben nicht nur gut fiſchen, ſondern auch krebſen läßt, und durch dieſe Kreb⸗ ſerei ſind viele mächtig vorangekommen und große Tiere geworden. Und wir hören auch noch täglich mit an, wie man ſich gegenſeitig für allerlei Krebsſchäden verantwort⸗ lich macht, anſtatt ſie einmütig zu bekämpfen. Das iſt das Krebsgeſchwür der Uneinigkeit. Es wundern ſich die Flun⸗ dern und den Hummer erfüllt es mit Kummer. 3 Die Flundern werden ſich in dieſem Sommer, der ſich ja dach endlich mal mit der vorſchriftsmäßigen Wärme und Trockenheit einſtellen muß, auch über die Stadtdamen wun⸗ dern, die ihre Pelze am Strande ſpazieren tragen, auch wenn dreißig Grad im Schatten ſind. Es ſind die von der Mode vorgeſchriebenen Sommer⸗(nicht Sonnen-) pelze. Man hat es als einen ſchweren Irrtum erkannt, daß Pelze nur im Winter, zum Schutze gegen die Kälte benutzt wer⸗ den und daß man ſie im Sommer eingemottet aufbewahrt. Sie müſſen das ganze Jahr hindurch getragen werden. Recht ſo! Gegen 596 hilft Hitze, das weiß jeder ſeebefahrene Mann, der ſich in tropiſchen Breitengraden nicht mit Eis⸗ waſſer abkühlt, ſondern einen Grog nördlich braut. Und gegen Motten hilft das Einmotten nicht unbedingt ſicher. Manche Mottenmittel werden von den grauen Schädlingen ſo gern genaſcht wie die Pralinen von Backfiſchen. Sodann: urch das Tragen von Sommerpelzen wird der Pelzhandel bele t werden. und belebt ſich der Pelzhandel, verdienen die Kaſtrop i. W.(Drei Bergleute verſchüt⸗ Auf der Zeche Graf Schwerin Biden Fa tet.) Zubruchgehen eines Streckenteils drei Bergleute ver⸗ ſchüttet, die noch nicht geborgen werden konnten. Lüneburg.(Freigeſprochener Mörder.) Das Schwurgericht in Lüneburg ſprach den Schneider Her⸗ mann Droſte, der ſeine Frau in einem Anfall von ſinn⸗ loſer Wut mit einem Dolch erſtochen hatte, wegen Un⸗ zurechnungsfähigkeit nach Paragraph 51 des Strafgeſetz⸗ buches fret. Hamburg.(Die Hamburger Sprengſtoff⸗ attentäter verurteilt.) Das Hamburger Schwur⸗ gericht verurteilte fünf Jugendliche, die im Jahre 1925 gegen das Denkmal der Revolutionsopfer auf dem Ohls⸗ dorfer Friedhof, gegen das Gebäude der Hamburget „Volkszeitung“ und gegen die Wohnung des Abg. Thäl⸗ mann Sprengſtoffattentate verübt hatten, zu Zuchthaus⸗ ſtrafen von fünf bis fünfeinhalb Jahren. Ein Angeklagter wurde freigeſprochen. Die Urteilsbegründung hebt den po⸗ litiſchen Charakter der Verbrechen hervor. Oranienburg.(Nach drei Jahren geſtändig.) In Schmachtenhagen bei Oranienburg wurde vor einigen Wochen der Grundbeſitzer Przycky verhaftet, da er ver⸗ dächtig iſt, vor drei Jahren ſeinen Nachbar Janſon wegen Grenzſtreitigkeiten meuchlings erſchoſſen zu haben. Damit geht jetzt ein Verbrechen ſeiner Aufklärung entgegen, das drei Jahre lang in Dunkel gehüllt blieb. Nach langen Vernehmungen gelang es der Kriminalpolizei, Przycky jetzt endlich zu einem Geſtändnis zu bringen. Er hat ſeine Beteiligung an der Tat zugegeben, behauptet aber, daß nicht er ſelbſt die todbringende Kugel abgefeuert habe, ſondern ein gewiſſer 23jähriger Erwin Craemer, der ſich in der Mordnacht in Schmachtenhagen aufgehalten haben ſoll. Wie inzwiſchen feſtgeſtellt werden konnte, hält ſich Craemer ſeit mehreren Jahren in Berlin auf. Bisher gelang es noch nicht. ihn feſtzunehmen. Ein Gexualmörder freigeſprochen. Im Zuſtande fortſchreitender Geiſteskrankheit. Vor einem Berliner Schwurgericht ereignete ſich am Sonnabend der ſeltene Fall, daß ein Doppelmörder freigeſprochen wurde. Es handelt ſich um den frühe⸗ ren Schupowachtmeiſter Gerth, der vor zwei Jahren zwei Proſtituierte, eine Mutter und ihre Tochter, in deren Wohnung auf furchtbare Weiſe ermordet hat. In der Zwiſchenzeit iſt bereits ein Verfahren gegen den Angeklagten durchgeführt worden, wobei der Verteidiger des Angeklagten ſein Amt niederlegte. Gerth wurde vor der neuen Verhandlung in einer Irrenanſtalt auf ſeinen Geiſteszuſtand hin unterſucht. Als Seltſamkeit iſt zu er⸗ wähnen, daß Gerth, als er bereits unter Mokd⸗ verdacht im Anterſuchungsgefängnis ſaß, eine Witwe heiratete, die auch bei der jetzigen Hauptverhandlung als Zeugin erſchienen war. Der An⸗ geklagte galt im allgemeinen als ein ſanfter Me nſch, dem man keine Untat, viel weniger noch ſolch ſchweres Verbrechen zumutete. Auch bei der Hauptverhandlung machte er durchaus nicht den Eindruck eines Mörders. Die Beweisaufnahme ergab einwandfrei, daß Gerth die beiden Frauen 0 in einem Nauſchzuſtande ermordet hatte. Der Staatsanwalt beantragte daraufhin 12 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrvrluſt. Die Gutachten der mediziniſchen Sachverſtändigen gingen jedoch einſtimmig darauf hinaus, daß der Angeklagte bei der Tat nicht zu⸗ rechnungsfähig geweſen ſei, daß der Angeklagte ſogar in dem Zuſtande einer fortſchreitenden Geiſteskrankheit ſich befinde. Auf Grund dieſer Gutachten ſprach das Gericht den Mörder frei, ſtellte ihn jedoch unter Polizeiaufſicht. Man wird nun jedenfalls den Mörder aus der Anterſuchungshaft in das Irrenhaus überführen. Der Angeklagte nahm den Arteilsſpruch ohne ſichtbare Erregung in ſtumpfem Zuſtande entgegen, wäh⸗ rend ſeine Frau laut ſchluchzend aus dem Saale geführt werden mußte. Pelzhändler, beſonders die führenden der Branche. Darum hat man unlängſt ſchon eine Pelzwerbewoche veranſtaltet und plant noch eine. Es iſt ein Appell an die Damenwelt, an die Männer wendet er ſich nicht, denn die wollen ja doch, wenn es heiß wird, lieber in Hemdsärmeln als im Gehpelz herumlaufen, mit Einſchluß der ſeebefahrenen, die ihren Grog auch gegen den Durſt trinken, und als eingefleiſchte Egoiſten weder der Mode noch der Pelzwarenbranche ein Opfer bringen, wenn ihre Bequemlichkeit in Frage kommt. Engherzig, wie ſie ſind, werden ſie nur um ihren Geld⸗ beutel beſorgt ſein, dem durch den Sommerpelz der Gattin ein neuer Sturmangriff droht, und auch, falls man ſeine Ferien am Meere verleben will, durch die zu beſchaffenden modegerechten Strandkoſtüme, die ſich, ſonderbar genug, nicht durch den heute ſo beliebten Stoffmangel oben und unten hervortun. Ins Waſſer ſteigen die feſcheſten der Nixen in langen Aermelkleidern und in Strümpfen. Viel⸗ leicht nimmt man auch noch die Reiſetaſche mit, als die die neueſte Damenhandtaſche infolge ihrer Größe taxiert und verwandt werden kann. N Die„Trockenen“ im Lande Dollarika haben ſich über die paar Flaſchen Bier aufgeregt, die auf unſerem Kreuzer „Hamburg“ in einem kaliforniſchen Hafen verkauft wur⸗ den. Aus einer Gefälligkeit, die Schiffsbeſuchern erwieſen wurde, in denen man keine Prohibitionsſchnüffler arg⸗ wöhnte, hätten dieſe Herrſchaften mit Wonne einen diplo⸗ matiſchen Streitfall erſter Ordnung gemacht. Daraus hätte ſich in mehrfacher Beziehung Kapital ſchlagen laſſen. Man konnte zeigen, wie ſcharf man aufpaßt, indem man ſeine Wachſamkeit ſogar über das Erlaubte hinaus auf fremde Kriegsſchiffe erſtreckt, und konnte der wackelnden Pro⸗ hibition wieder ein bißchen unter die Arme greifen und ſich der Klicke gefällig erweiſen, die die trockengelegten ASA. hintenherum mit hochprozentigem Alkohol befeuchtet und Unſummen damit ergaunert. Reklame für die Trocken⸗ legung, bei der ein Heer von Schmugglern und Schiebern ſein Schäfchen ins Trockene bringt! Gegen den inneren Feind hat man drüben noch nichts ausrichten können, man rüſtet nur immer unentwegt gegen den äußeren, der da irgendwo am Horizont herumſpukt, im Oſten oder Weſten, an den Borden des Atlantiſchen oder Stillen Ozeans. Amerika iſt, wie es Präſident Coolidge dieſer Tage ſagte, keine kriegsliebende Nation, aber es beſaß noch niemals eine beſſer ausgerüſtete Armee und wirkſamere Flotte, und will die größten Luftkreuzer und hunderte von Flugzeugen dazu bauen, um ein ſeiner Macht und Würde entſprechendes Militärweſen zu haben—— wie ja auch die Franzoſen, Engländer, Italiener, Ruſſen uſw. nur zur Erhaltung des Friedens wetteifern. Und ebenſo wollen unſere tſchechiſchen Nachbarn keinem wehe tun, wenn ſie ihren Kampf gegen Vermiſchtes. O Natur und Städtebau. Die im Stadtteile St. Gilles gelegene Place Loix, einer der ſtimmungsvollſten altmodi⸗ ſchen Plätze von Brüel, der mit ſeinen drei oder vier alten Platanen ein wenig an die zarten Schönheiten von Gent oder Brügge erinnert, ſoll nach dem Beſchluß eines weiſen Gemeinderats dieſes ſeines Baumſchmuckes beraubt wer⸗ den. Zum Glück gehört zu den Anwohnern des Platzes der Stabträger der Brüſſeler Advokatenzunft, Maitre Leon Hennebicg, und zum noch größeren Glück iſt dieſer Mann der Sohn eines nicht unbekannten belgiſchen Malers, deſſen Atelier noch erhalten iſt und deſſen Ruhm durch eine Ge⸗ dächtnistafel allen Vorübergehenden verkündet wird. Da der Advokat als ſolcher die Feder zu führen weiß, richtete er an den Bürgermeiſter einen ſaftigen Brief, in dem er „das beabſichtigte abſcheuliche Majeſtätsverbrechen gegen die Schönheit“ denunziert und erklärt, daß alte und durch die Achtung von Generationen geheiligte Dinge wie die Platanen des Loix⸗Platzes Anſpruch auf die verehrende Pflege der jetzt lebenden Menſchen haben, und daß es wirk⸗ lich keinen Anlaß zur Klage geben könne, wenn im Sommer der Wind und die Vögel durch das Laub hingingen und im Herbſt die goldbraunen Blätter den Boden mit dem leuch⸗ tendſten aller Teppiche bedecken. Man darf geſpannt ſein, ob die Auffaſſung dieſes männlich empfindenden Natur⸗ freundes oder die Neuerungsſucht von Städtebaukundigen, die dem Moloch einer wildgewordenen Mathematik alle zarten Naturreize zu opfern geſonnen ſind, den Sieg davon⸗ tragen wird. Ein ſeltſamer Stern. Die Spektralanalyſe hat das Geheimnis eines ebenſo ſonderbaren, wie intereſſanten Weltkörpers enthüllt. Es handelt ſich um den Firſtern, der im Bonner Sternkatalog die Nummer 3639 führt und ſeit langer Zeit die Aufmerkſamkeit der Forſcher auf ſich lenkt. Das Seltſame an dieſem Weltkörwer war es, daß ſelbſt in den allermächtigſten Teleſkopen das Bild des Firſternes nie punktförmig wie das aller andern erſchien. Der leuchtende Kern ſchien immer ver⸗ ſchwommen, von einem wolkenartigen Gebilde umgeben. Man unterſuchte daher das Licht des Weltkörpers und man hatte es bald heraus, daß der Strahl, der von dieſem Stern zu uns dringt, einen Gasozean aus Waf⸗ ſerſtoff zu durchqueren hat. Der Schluß lag nun nahe, daß der Weltkörper von einer Waſſerſtoffatmoſphäre um⸗ geben iſt. Man wollte nun die Ausdehnung dieſer Wal ſerſtoffhülle kennen lernen. Es war daher notwendig, zunächſt die Entfernung des Weltkörpers von unſerem Heimatſtern zu beſtimmen. Das Ergebnis war, daß dieſe ſeltſame Welt von uns nicht weniger als 1100 Licht⸗ jahre entfernt iſt. Der Strahl, der von dort hienieden anlangt, muß ſeinen Ausgangspunkt etwa zur Zeit Karls des Großen verlaſſen haben, um die Erde heute zu er⸗ reichen. Wie ungeheuerlich dieſe Entfernung iſt, kann noch durch einen zweiten Vergleich begreiflich gemacht werden. Der Abſtand Sonne— Mond, der bekanntlich 150 Millionen Kilometer iſt, würde von dieſem Stern unter einem Geſichtswinkel erſcheinen, als etwa eine Orange, die wir aus einer Diſtanz von 7000 Kilometer betrach⸗ ten. Nach der Beſtimmung der Entfernung konnte man an die Berechnung der Ausdehnung der Waſſerſtoff⸗ atmoſphäre ſchreiten. Und nun harrte der Forſcher eine Ueberraſchung. Es ſtellte ſich nämlich heraus, daß die Hydrogenhülle,(Waſſerſtoffhülle) die dieſe ſeltſame Welt umgibt, rund achtundzwanzigmal größeren Umfang hat, als unſer ganzes Sonnenreich mit all ſeinen Planeten. Der kletternde Fiſch. Der Bommi iſt ein afrikaniſcher Fiſch, der ſpringen und klettern kann. Dieſe Art Fiſch kann infolge ihrer eigentümlichen Atmungsorgane ſtundenlang außerhalb des Waſſers leben. Er verläßt oft ſein naſſes Element, um ſich auf Bäumen Inſekten zu fangen. 1 i Peſtepidemie in Turkeſtan. Nach einer Meldung aus Moskau hat die in Turkeſtan graſſierende Peſtepi⸗ demie in den letzten Tagen einen bedrohlichen Umfang angenommen. Es wurden 82 neue Peſtfälle feſtgeſtellt, von denen bisher 56 tödlich verliefen. Die Seuche wütet hauptſächlich unter den Landarbeitern. Umfangreiche Vor⸗ beugungs⸗ und Hilfsmaßnahmen ſind ergriffen worden. däs Deutſchtum rückſichtslos fortſetzen. Von den alten deutſchböhmiſchen Bädern Karlsbad und Franzensbad wird jetzt verlangt, daß ſie ihren Quellen, Promenaden, Ko⸗ lonnaden tſchechiſche Namen geben, die Kurliſten, Bekannt⸗ machungen, Muſikprogramme in tſchechiſcher Sprache ver⸗ öffentlichen. Tſchechiſch ſoll Weltſprache werden, aber min⸗ deſtens Neunzig von Hundert der Badegäſte werden es noch nicht leſen können und nicht verſtehen und auch keine Luſt haben, es zu erlernen. Zur Liebe kann man niemand zwin⸗ gen. Die Italianos ſetzen nicht nur ihren Sprachenkrieg gegen die deutſchen Südtiroler fort, ſie wollen auch die Weh e Waren boykottieren. Und da wäre eine Liebe der anderen wert und wir müßten gleiches mit glei⸗ chem vergelten, wobei die Italianos wohl am ſchlechteſten abſchneiden würden. Die Gräfin Bothmer freundlichen Angedenkens aus den nach ihr benannten Prozeſſen, in denen ſie die Hauptperſon war, tritt nach ihrer Scheidung in einer Berliner Filn⸗ theater auf, wo ſie einen Prolog ſpricht. Man kann nicht behaupten, daß ſie damit einen künſtleriſchen Befähigungs⸗ nachweis erbringt, aber darauf legt das Publikum in die⸗ ſem Fall auch kein Gewicht, es will nur die Heldin der Senſationsprozeſſe ſehen und bekundet damit den noch frag⸗ würdigeren Geſchmack, weil die Gräfin immer noch zu ihrer Entſchuldigung anführen könnte, daß ſie ſich ihr Brot ver⸗ dienen muß und daß ſich ihr dazu keine andere Gelegenheit geboten hätte. Der geſchiedene Ehemann iſt, was man ihm wird nachfühlen können, nicht erbaut von dem öffentlichen Auftreten ſeiner einſtigen Gattin zu Reklamezwecken und will ſie angeblich zur Ablegung ſeines Namens zwingen. So ſtände denn wieder ein Bothmer⸗Prozeß in Ausſicht, aber es wird zum Glück ein Zivilprozeß ohne Senſation werden. Und es wäre ja möglich, daß die Gräfin ſehr bald dahinter käme, daß ſie beim Film und überhaupt bei der Kunſt ihr Brot auf die Dauer nicht finden und daß ihre Herausſtellung auch nur auf kurze Zeit zugkräftig ſein wird. Die Senſationsluſt verlangt nach Abwechſlung. Am beim Film dauernd zu verdienen, muß man ſchon ein anerkannter „Star“ ſein, etwa ein Charlie Chaplin, der ſich auch ſeine Stücke ſelbſt ſchreibt und Millionen über Millionen ein⸗ ſchaufelt, oder ein ſo überſchätzter Schriftſteller wie der auch auf deutſchen Bühnen bis zum Ueberdruß geſpielte, er⸗ ſchröcklich„geiſtreiche“ Herr Shaw, dem für die Verfilmung ſeiner Stücke ſage und ſchreibe 135 Millionen Frank ge⸗ boten worden ſein ſollen, was er jedoch abgelehnt hat. Er hofft wohl darauf, daß der Frankenkurs und der Kurs ſeiner dramatiſchen Muſe ſich noch heben werden. Und das deutſche Theaterpublikum, das für Auslandsware die höch⸗ ſten Preiſe zahlt, wird ihn nicht in Geldverlegenheit kom⸗ men laſſen. ä 8 ä. — Lokales und Allgemeines. f f Seckenheim, 15. Juni. Versetzung. Kaplan Karl Walter wird von Oberachern nach Seckenheim verſetzt. Abschledsteler. Zu Ehren des ſcheidenden Kaplans Konſtantin Seitz veranſtaltet die kath. Kirchengemeinde heute Abend eine Abſchiedsfeier. Die Steuerzahlungen für den Monat Mai ſind fällig und die Erklärungen ſind abzugeben. Das Finanzamt gibt im Anzeigenteil die Fälligkeitsdaten bekannt. Freiwillig in den Tod gegangen. Am Sonntag Abend gegen 6 Uhr wurde aus dem Neckar bei Neu⸗ Oſtheim die Leiche der ſeit 6. d. Mis. vermißten 53 Jahre alten Ehefrau Tilz aus Heidelberg geländet. Die Verlebte hat ſich an dieſem Tage von ihrer Wohnung entfernt, um ihre 16 Jahre alte Tochter zu ſuchen, die am Tage vorher verſchwunden war.— Wie aus Heidel⸗ berg mitgeteilt wird, iſt geſtern morgen auch die Leiche ihres 16 jähr. Kindes Edit im Neckar gefunden worden, und zwar unterhalb Heidelberg bei Wieblingen. Auch die Tochter war, und zwar wegen Krankheit, freiwillig in den Tod gegangen. — Berüclſichtigung der früheren Eintragung eines Wohnungsſuchenden. Eine Berückſichtigung der früheren Eintragung eines Wohnungsſuchenden, der ſeinen Wohn⸗ ort wechſelt, hat bei Neueintragung in die Wohnungsliſte des neuen Wohnortes bisher nur in einzelnen Gemeinden ſtattgefunden. Die Nichtberückſichtigung hat zahlreiche Be⸗ ſchwerden des Wohnungsſuchenden zur Folge gehabt. An ſich erſcheint die Berückſchtigung der früheren Eintragung billig und eine allgemeine gleichmäßige Regelung für das ganze Reichsgebiet erwünſcht. Sie ſcheitert daran, daß die Führung der Wohnungsliſten und die Aufnahme der Wohnungsſuchenden in dieſe Liſten in den einzelnen Län⸗ dern, innerhalb der Länder ſogar in den einzelnen Ge⸗ meinden, nach durchaus verſchiedenen Richtlinien erfolgen. Um die hieraus im Einzelfall entſtehenden Hörten, ſoweit es bei den beſtehenden Verhältniſſen möglich iſt, zu mil⸗ dern, ordnet, wie der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt mitteilt, der Miniſter für Volkswohlfahrt in einem Rund⸗ erlaß an die Regierungspräſidenten und an die Wohnungs⸗ reſſorts der außerpreußiſchen Länder(dieſen zur Kenntnis) an, daß Wohnungsſuchenden, die aus dringenden wirt⸗ ſchaftlichen oder beruflichen Gründen den Auſenthaltsort wechſeln, und die in ihren bisherigen Wohnort als Woh⸗ nungsſuchende eingetragen waren, die Wartezeit, die ſie dort ausweislich einer Beſcheinigung der Gemeindebehörde (Wohnungsamt) zurückgelegt haben, bei der Eintragung in die Wohnungsliſte der neuen Aufenthaltsgemeinde angemeſſen anzurechnen iſt. ö „— Das Recht zum Tragen von Uniformen. Der Reichs⸗ präſident hat beſtimmt, daß beſonders verdienten Militär⸗ und Zivilbeamten der Heeresverwaltung, denen beim Aus⸗ ſcheiden aus dem Dienſt auf Antrag die Berechtigung zum Anlegen einer Uniform widerruflich erteilt wird, zugleich die Berechtigung zum Anlegen der nächſthöheren für ihre Bisher innegehabte Planſtelle feſtgeſetzten Dienſtgradabzei⸗ chen erteilt werden kann, wenn ſie bei weiterem Verbleiben im Dienſt innerhalb von fünf Jahren dieſe beſtimmungs⸗ gemäß erhalten haben würden. — Das neue Reichsluftkursbuch. Am 10. Juni iſt die fünfte Ausgabe des von der Luftfahrtabteilung des Reichs⸗ vertehrsminniſteriums herausgegebenen Reichsluftkursbu⸗ ches in erweitertem Umfange erſchienen. Gegenüber der vierten Ausgabe, die rund ſechzig Luftſtrecken enthielt, umfaßt die neue Ausgabe über 70 Luftſtrecken. Das Luft⸗ kursbuch enthält 1 mitteleuropäiſchen Verkehrs⸗ linien. Das Reichsluftkursbuch bringt außerdem ſämtliche Luftpoſtlinien, auch in den überſeeiſchen Ländern. Vorſicht beim Baden! Wenn die Sonne hoch am Himmel ſteht, ihre heißen Strahlen auf die Mutter Erde herabſendet, die Luft ſchwül und drückend iſt, ſo ſehnt ſich der menſchliche Kör⸗ per nach Erfriſchung, Abkühlung und Erholung. Was wäre zur Erreichung dieſes Zweckes wohl angebrachter als ein Bad in friſcher Waſſerflut? Leider aber ſind mit dem Baden im Freien auch Gefahren verbunden und nicht ſelten bringt die Trauer⸗ kunde: Ertrunken! für Eltern, Frauen, Bräute und Ge⸗ ſchwiſter unſagbares Leid. Die Zahl derer die jährlich einen jähen Tod durch Ertrinken beim Baden findet, wächſt von Jahr zu Jahr und ſteigert ſich entſprechend der wachſenden Betätigung im Schwimmſport und im Waſſerſport überhaupt. Dabei ſind es keineswegs nur Nichtſchwimmer, die den Tod in den naſſen Fluten fin⸗ den, vielmehr überſchätzen oft auch gute Schwimmer ihre Kraft und wagen ſich zu weit hinaus in den See oder die Strömung eines Fluſſes. Jedem Nichtſchwimmer iſt es, ohne daß er jedesmal gewarnt werden muß, ſicher⸗ lich bekannt, daß es für ihn eine Gefahr bedeutet, wenn er an einer Stelle in das Waſſer geht, deren Tiefe er nicht genau kennt.„Es raſt der See und will ſeine Opfer haben.“ Dieſes Schillerwort ſcheint in ſich zu ſchließen, daß Unfälle beim Baden unvermeidlich ſeien. Dem iſt aber keineswegs ſo, ſondern in den allermeiſten Fällen ſind Leichtſinn, Waghalſigkeit oder die Außeracht⸗ laſſung der jedem bekannten Vorſichtsmaßregeln die Ar⸗ ſache von ſolchen Trauerkunden. Darum kann die Mah⸗ nung nicht genug beherzigt werden: Vorſicht beim Baden! Auch ſonſt hat das kühle, erfriſchende Waſſer ſein⸗ Mucken und Tücken. Schon mancher iſt von einem jähen Tod ereilt worden, weil er ſich mit überhitztem Körper den Fluten Neptuns anvertraut hat. Darum ſollte man langſamen Schrittes zur Badeanſtalt gehen, ſich gemäch⸗ lich ſeiner Kleidung entledigen, ſich geraume Zeit, mög⸗ licht im Schatten abkühlen, ehe man ins Waſſer ſteigt oder ſpringt. Im Waſſer ſelbſt verſchaffe man ſich aus⸗ reichend Bewegung, auch wenn man Nichtſchwimmer iſt. Friert man im Bade oder fühlt man ſich unbehaglich, eher ſchaden als nützen. Auch bleibe man nicht zu lange 15 Waſſer Höchſtens zehn Minuten reichen vollkom⸗ men aus, um dem und Erfriſchung zu geben. Wer dieſe leider nur zu oft angebrachten Mahnun⸗ gen befolgt, hat eine ziemlich große Sicherheit, daß ihm das Bad nicht nur ein Genuß und eine Erfriſchung iſt. ſondern er läuft auch nicht Gefahr, ein Opfer des Sees zu werden. Wer des Schwimmens noch nicht kundig iſt, hat es wenigſtens in der Hand, die immerhin beſtehen⸗ den Fährniſſe herabzumindern, wenn auch nicht ganz zu beſeitigen, indem er die Kunſt des Schwimmens, nöti⸗ genfalls an der„Angel“ unter kundiger Anleitung eines Schwimmeiſters, zu erlernen. Schließlich wird auch das Baden erſt dann zu einem rechten Genuß, wenn der ſtarke Arm des Schwimmers die Fluten teilt. Wetterbericht der Karlsruher Landeswetterwarte 8 vom 14. Juni. Die Temperatur blieb auch geſtern ziemlich unver⸗ ändert. Sie erreichte mittags 18,2 Grad. Heute morgen wurden 11,5 Grad notiert. 5 Vorausſichtliche Witterung: Das nordöſtliche Hochdruckgebiet ſcheint ſich zu be⸗ haupten, ſo daß eine allgemeine Aufheiterung bei ſteigen⸗ der Tageswärme erwartet werden kann.— Am Mitt⸗ woch: Schön, trocken meiſt heiter, tagsüber noch etwas wörmer.— Am Donnerstag: Schön, warm. ſo gehe man wieder ans Land, denn ſonſt würde ein Bad Körper die gewünſchte Abkühlung Sport und Spiel. 0 Fußballergebniſſe vom Sonntag: Spielvereinigung Fürth wiederum Deutſcher Meiſter. Frankfurt a. M., 14. Juni. Aus dem geſtern in Frankfurt ausgetragenen Wettſtreit um die Deutſche Fuß⸗ ball⸗Meiſterſchaft ging die Spielvereinigung Fürth mit 4: 1 gegen Hertha B. S. C. als Sieger hervor. Weitere Fußball⸗Ergebniſſe: Bezirk Bayern: Sp. Vg. Ingolſtadt— Würzburger Kickers 1: 2(abgebr.).. Bezirk Württemberg⸗Baden: Freiburger S. C.— Phönix Karlsruhe 1:1; Sp. Vg. Cannſtatt— F. C. Konſtanz O0: 38.. Privatſpiele. 1. F. C. Idar— 1. F. C. Nürnberg(Samstag) 2:4: Germania 94 Frankfurt— 1. F. C. Nürnberg 1585 Kickers Offenbach— F. S. V. Frankfurt 3:2; Hanau 93— V. f. R. Keſſelſtadt 4:0: Sp. V. Wiesbaden— Eintracht Frankfurt 2:1; Sp. Vg. Griesheim 02— 1. F. C. Rödelheim 3: 5, Viktoria 94 Hanau— Union Niederrad 2:5; S. V. Waldhof— F. V. Saarbrücken 3:3; Ludwigshafen 03 Phönix Mannheim 2 2; Mannheim 08— Wormatia Worms 2:1: V. J. L. Neckarau— Boruſſia Neunkirchen 7: 1: A. S. V. Nürn⸗ berg— Nürnberger Kreisliga 7: 1: V. f. L. Neu⸗Yſenburg — B. f. R. Mannheim 3:1; S. C. Stuttgart— — V. f. R. Heilbronn 1:0; F. C. Fürth— Jahn Re⸗ gensburg 7: 1. Faustball. Tb. Jahn Seckenheim— Lützelſachſen 51:39 für Seckenh. Handſchuhsheim— Lützelſachſen 30.48 für Lützelſachſen. Marktberichte vom 14. Juni. b Mannheimer Wochenmarktspreiſe. Nach den Feſt⸗ ſtellungen des Städtiſchen Nachrichtenamts wurden auf dem heutigen Wochenmarkte folgende Preiſe pro Pfund in Pfennig verlangt und bezahlt: Kartoffeln 5 bis 5,5: ausländiſche Kartoffeln 10 bis 20, Wirſing 20 bis 5 5 Weißkraut 20 bis 25; Spargeln 35 bis 80; Blumenkohl, Stück 30 bis 80; Karotten, Büſchel 5 bis 8; Gelbe Rü⸗ ben 5 bis 8: Rote Rüben, Büſchel 15 bis 25; Grüne Erbſen 30 bis 40; Spinat 25 bis 35; Zwiebeln 18 bis 20; Knoblauch, Stück 10 bis 20; Kopfſalat, Stück 5 bis 10; Gurken, Stück 40 bis 70; Kohlraben, Stück 7 bis 15; Mangold 20 bis 25; Rettich, Stück 5 bis 20 Meerrettich, Stück 30 bis 60; Kirſchen 25 bis 40: Ananas 50 bis 80; Stachelbeeren 25 bis 30; Aepfel 80 bis 110; Heidelbeeren 50 bis 55; Süßrahmbutter 200 bis 240; Landbutter 160 bis 190; Honia mit Glas 150 bis 180: Eier, Stück 8 bis 16. Mannheimer Peoduktenbörſe. Am heuligen Produk⸗ tenmarkt zeigte ſich bei ruhiger Haltung etwas Nach⸗ frage nach nahem Brotgetreide. Man verlangte für 100 Kilogramm ohne Sack waggonfrei Mannheim: Weizen, inl., ohne Angebot, ausländiſcher 30,50 bis 33,50, Rog⸗ gen, inl., 21,25 bis 21,50, ausländiſcher 23 bis 23,50, Braugerſte, ausl., 26 bis 27, Futtergerſte 19 bis 20. Mais mit Sack, alter, 17,50, neuer 18, Weizenmehl, Spezial 0, 41,50 bis 43, Weizenbrotmehl 27 bis 31, Roggenmehl 28 bis 31. Weizenkleie 8,75 bis 9. 1 5 N Mannheimer Schlachtvieh⸗ und Pferbemarkt. Zum heutigen Viehmarkt waren zugeführt und wurden per 50 Klg. Lebendgewicht je nach Klaſſe gehandelt: 227 Ochſen 30 bis 60, 120 Bullen 36 bis 33, 703 Kühe und Rinder, 14 bis 51 für Kühe, 52 bis 60 für Rinder, 733 Kälber 62 bis 76, 32 Schafe 38 bis 40, 2226 Schweine 62 bis 80, 185 Arbeitspferde per Stück 700 bis 1400, 40 Schlachtpferde 80 bis 200. Marktverlauf: Großvieh und Kälber mittel, geräumt. Schweine lang⸗ ſam, Ueberſtand. Pferde langſam. Redaktion, Druck und Verlag: G. Zimmermann Ww., Inh. G. Härdle, Seckenheim a. N. . 1. Vorauszahlung nach dem Aufbringungsgeſetz, 2. Lohnſteuer für 21.—30. Mai, 1.—10. Juni und 3. Umſatzſteuer der Pflichtigen mit einem Jahres⸗ zuſchlag von 0,75 v. H. für jeden angefangenen halben Kalendermonat erhoben. Sollduchnummer nicht vergeſſen. Bei der Kirchen⸗ ſteuer iſt das Religionsbekenntnis anzugeben. ſimllace eäanülnaungen. ddoe Oeffentliche Mahnung. Steuerzahlung im Monak Juni 1926. Beſondere Mahnung jedes Pflichtigen erfolgt nicht mehr. Es wird erinnert an die Zahlung der: 2. Rate 1926, fällig am 1. mit 1 Woche Schonfriſt. 11.20. Juni, fällig am 5., 15. und 25. Juni 1926. Keine Schonfriſt. Am 5. Juni waren die eides⸗ ſtattlichen Erklärungen für Mai abzugeben. umſatz von 50000 RM. und mehr im Jahre 1925 nebſt Einreichung der Voranmeldungen, fällig am 10. Juni 1926, Schonfriſt bis 17. Juni 1926. Ton 1898 Fetonbem. “Turnſtunde Versammlung amtl. Turner und Volnsturner Tagesordnung: 1. Gauprobeturnen in Neckarau. 2. Landesturnen in Offenburg. In Anbetracht der Wichtigkeit der Tages⸗ ordnung bittet um vollzähliges Erſcheinen Heute Abend nach der einschl. Männerriege. 8 85 Der Turnwart. Bei verſpäteter Zahlung wird ein Verzugs⸗ Zahle bargeldlos, Angabe der Steuer⸗ b zw. Finanzamt Mannheim⸗Neckarſtadt. Poſtſcheckkonto 78845 Karlsruhe. 0 nur für Mitglieder der Landwirtſchaftl. . müſſen im Laufe dieſer Woche gemacht werden. ö Torf, Stroh, Kleie, Biertreber, Bruchreis, Weizen, Gerſte, a jederzeit gemacht werden. Vohllen⸗ u. Hopfenſtangen Johann 8 Würth mein. Schöne am Lager. Sammel⸗Anzeiger Ein⸗ und Verkaufs⸗Genoſſenſchaft. Beſtellungen auf Apfelwein Im Lager vorrätig: Kohlen, Amoniak, Harnſtoff, Haferflocken, Mais. Auf Heu und Kohlen können Beſtellungen Der Vorſtand. Badischer Bauernbund. zllanmenkunſtdes Junaanubundes in der„Roſe“.(Vortrag). badiſchen Bauernbundes freundlichſt ein. 2 Büby-Oüsche; e fillchen, Machen, Mönchen ek. Js Ersilings-Hemdenen Erstlings-Jäckchen gert Erstlings-Jackchen setdengan. 1 40, 120, 1.0 Wickelhänder eat und Molto 5 Wickel-Jeppiche welche Qualität... 1.75, 1.25, 90 pi N Molton-Deckchen on und gebleicht.. 82 45, 30 f. N Mull-Windeln Marte Bambino 60, 42, 28 pr N zum lüßon nimmt an Frau Schüßler Hildaſtr. 50. in gut. Qualitäten u. großer Auswahl ständig Partie-Posten unfer Preis zu verkaufen. Ferkel Gundſtraße 1. 5 55, 38, 33 p.. 55, 38. 38, 25 pf J (14 ar) abzugeben. Klencher 1 e 7, 45, 30 pf. 9 Hildaſtraße 37. 0 HSBAcH alt und uralt. 1 ist der beste deutsche Ortsgruppe Seekenheim. Heute Abend 8 Ahr g Hierzu laden wir auch die Mitglieder des Der Vorſtand. Gummiſtempel liefert in jeder Größe 8 Buchdruckerei des„Neckar-Boted.““ An den Planken M unn He 1 Prelse. Mannheim nur Bellenstrasse Neben der Haupipost Tellzahlung gestahst. Wegen Ersparnis hoher, Ladenmiete unerhört niedrige Möbelhaus C. Gra 4 1 E= Kognak. S* Mabelbinden Ni 38, 25, 15 pf. 1 05 Sec 0 * Rii chen Tragkleidehen schöne Auslühtung. 2. 4 78, J. 50 i. f 5 b Laufröckchen nasche Formen.. 4.28, 3.78, 2.50 Küchen neue prächtige 8 5 e MHinderhöschen e e e 50 1 18 e Ab 457 b f 8 22 un öher 3 Staunend billige Preise Minder-Röckchen gesicnt 1.. 1.80, 1.20, 90) Pf Schlal zimmer f — Besichtigen Sie unsere Ausstellung!— MHinderwagen-Stenpuecken 1 4.60„ n 0 Möbelhaus— uk 20— und höher. f F ch MHNNHEIN Mindelflanell ve ane dun 35 6 5 v. fieber 52 pf We I S 1 4 N echt nussb.⸗-pol. K 15 Uagenkissen, Couverts, Bäupchen, Lätzchen ek. i 8e l e 5 Breitestrabe. me— Waschkommoden, erm; Nachtschränlke, . ö Matratzen eto. ete. spottbillig. 7