Tag Mawuch. 16 Jun 1926 es · und Anzeig Bote enblatt füt Seckenheimuns Umgebung fu. 137 Erſcheinungszeit: Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſetzlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle Hildaſtraße 68 oder durch unſere Träger. Fernſprecher Rr. 16.— Poſtſcheckkonto 78439 Karlsruhe. r ) g Bezugspreis: Für den Monat Juni 1.40 Goldmark, frei ins 3 Haus. Anzeigenpreis: Die einſpalt. Petitzeile 15 Goldpfg. 1 1 Reklamen: 60 Goldpfg. Bei Wiederholung Nabatt. 5 1 Beilagen: Illuſtriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). —* 0 a* ü* J N 0 Paris, 15. Juni. Nach dem heutigen Miniſterrat, welcher von 10 bis halb 2 Ahr dauerte und welcher ſich hauptſächlich ). mit dem neuen Frankenſturz befaßte, hat Finanzmini⸗ . ſter Peret ſeine Demiſſton eingereicht. Der — Miniſterrat hat das Rücktrittsgeſuch angenommen und wird in einer neuen Sitzung über Perets Nachfolger Be⸗ ſchluß faſſen. 3 Peret hat nach dem Miniſterrat den Journaliſten erklärt, daß er zurückgetreten ſei, weil ihm gewiſſe Unter⸗ ſtützungen, auf die er für die Hebung des Franken gezählt habe, verſagt worden ſeien. 7 1* f ö e„ Mit dem Rücktritt des Finanzminiſters Peret hat 5 ö die mit großem Pathos angekündigte„Marneſchlacht für F den Franken“ ihr erſtes Opfer gefordert. Ob es das einzige 5 bleiben wird, läßt ſich vorerſt noch nicht mit Beſtimmtheit 5 entſcheiden, doch iſt es kaum anzunehmen, da der ſeit ö em erzwungenen Rücktritt Poincares überraſchend große Verbrauch an franzöſiſchen Finanzminiſtern eine zu deut⸗ liche Sprache redet. Der Rücktritt ſelbſt iſt nur inſofern verwunderlich, als er ſo lange auf ſich warten ließ und wenn Briand während der verſchiedenen Finanzinterpella⸗ tionen in der Kammer es nicht immer wieder verſtanden hätte, aus der Finanzfrage zugleich eine Kabinettsfrage dau machen, welche infolge der Ermangelung von geeig⸗ neten Nachfolgern nahezu jegliche Kabinettsbildung in Frage ſtellen mußte, ſo wäre Peret ſchon bei der erſten Interpellation geſtürzt worden. Denn für die Sanierung bezw. Stabilisierung der franzöſiſchen Währung hat er bis jetzt noch nichts tun können und verſchiedentlich wird ſogar behauptet, daß er bis jetzt noch nicht einmal ein Finanzprogramm aufgeſtellt hätte. f „ Nun wird ſich die freknzöſiſche Kammer mit ſeinem 1 Nachfolger zu befaſſen haben, doch ſind die Hoffnungen lauf eine baldige Beſſerung der Währungsverhältniſſe nicht ſehr groß, da die Entwertung des Franken in letzter Zeit ſo außerordentlich große und raſche Fortſchritte gemacht 1 hat, daß vorerſt nicht einmal abzuſehen iſt, wann in dem Abgleiten des Kurſes einmal ein wirklicher Still⸗ ſtand eintreten wird. Denn es iſt einmal zu berückſichtigen, 5 daß die franzöſiſche Kammer, wenn ſie auch nach unend⸗ lichem Hin und Her die Finanzgeſetze angenommen hat, den Haushalt nicht ausbalanzieren — 1 doch Feeonnte, da die fortſchreitende Inflation immer wieder die — Peoſitionen verſchob und daß dann weiterhin ſich in Frank⸗ kxeich, genau ſo wie ſ. Zt. in Deutſchland, eine Flucht aus 1 dem Franken vollzieht, welche ſtändig große Beſtände % an Frankendeviſen auf den Markt wirft. Auch können die . kleinen und unzureichenden Mittelchen, welche man für die r Stabiliſierung der Währung anwendet, ebenſowenig Ver⸗ . trauen erwecken, wie die Suche nach einem Schul d i⸗ gen den kataſtrophalen Sturz des Franken aufhalten Hann. Beſonders das letztere iſt ein typiſches Zeichen der 1 franzöſiſchen Volkspſychologie: einmal ſollen es die Ameri⸗ kaner ſein, welche den Franken entwerten, dann iſt es wie⸗ der die deutſche Spekulation und wieder ein anderes Mal iſt es der engliſche Kohlenſtreik, welcher ein weiteres 5 Abgleiten e ſoll. Dagegen hütet man ſich ängſt⸗ — üch dem Uebel an ſeine Wurzel! und an einen end⸗ lichen Abbau der militäriſchen Ausgaben zu 1 1 feu welche Rieſenſummen verſchlingen. Auch hat die Ffranzöſiſche Kammer bis jetzt noch keinerlei Neigung an en Tag gelegt, ſich auch einmal wirklich ernſthaft mit der Regelung der internationalen Schulden Frankreichs zu befaſſen, ſo daß auch von dieſer Seite nichts getan wird, um das Vertrauen in den franzöſiſchen Erfüllungswillen auch nur irgendwie zu heben. Schließ⸗ lich dürfte auch die von Frankreich betriebene Politik auf der vorbereitenden Abrüſtungskonſe⸗ renz mit eine Urſache für den Kursrückgang ſeiner Wäh⸗ rung ſein. i 1 f ö Das alles ſollte Frankreich ein Warnungsſignal ſem und es veranla ſen, alles zu tun, um die ihm bevorſtehenden Erſchütterungen vermeiden zu können. Denn hier kann ein neuer Finanzminiſter nichts mehr helfen, vielmehr kann die Rettung einzig und allein von einer endlichen und durchgreifenden Aenderung der äuße⸗ ren Politik kommen. Die„Marneſchlacht für den Franken“ erfordert nicht ſo ſehr einen guten Finanzmini⸗ ſter, als vielmehr einen Mann an der Spitze des Kabi⸗ netts, der den Mut aufbringt, gegen die von Poincare dem franzöſiſchen Volke eingehämmerte Kriegspſychologie liche Verſtändigung mit der Welt zu ſuchen, welche ſeine ganze rieſenhafte Rüſtungsmaſchinerie hinfällig macht. Erneute Kursrückgänge. 5. 0 Paris, 15. Jun.. Es läßt ſich nicht leugnen, daß die um den Franken“ alles andere als gut für die fran⸗ zöſiſche Regierung ſteht. Der Franken hat einen er⸗ neuten Kursrückgang aufzuweiſen, das Pfund no⸗ tierte in Paris vorübergehend ſchon mit 179,5 und hat da⸗ Mitte Mai überholt. In Berlin lautete die Börſennotie⸗ rung 11,74 für 100 Franken, während der Stand Mitte Mai noch 1255, am 1. Januar ſogar 15,35 war. turm zu laufen und eine wirkliche und fried⸗ Marneſchlacht mit den Kursſtand des ſogenannten ſchwarzen Tages von Das Kabinett Briand zurückgetreten. . Die Folge der Oemiſſion Perets. Der erneute Kursrückgang des Franken läßt natur⸗ gemäß auch neue Tariferhöhungen in Frank⸗ reich und damit wieder neue Forderungen der Beamten in die Erſcheinung treten. Nicht ohne Intereſſe iſt, daß Loucheur ſich in einem aufſehenerregenden Artikel über die Finanzlage Frankreichs dahin äußert, daß das Schatzamt am 1. Juni nur noch über 1 Milliarde aus den ſogenannten Loucheurſteuern verfügte, daß es alſo ſchon 7 Milliarden verausgabt habe, und zwar für Forde⸗ rungen, die nicht im Haushalt enthalten und für die entſprechende Einnahmen nicht vorgeſehen ſeien. 5 5 Das Kabinett Briand iſt ſoeben in ſeiner Geſamtheit zurückgetreten. abend ausgegebene Kommunique beſagt, daß das Mini⸗ ſterium einſtimmig zu der Auffaſſung gelangt ſei, daß weder die einfache Erſetzung des heute morgen zurück⸗ getretenen Finanzminiſters noch eine Ambildung des Kabi⸗ netts genügt, um dem Ernſt der Situation gerecht zu werden. Das Miniſterium habe deshalb beſchloſſen, in ſeiner Ge⸗ ſamtheit zu demiſſionieren, um dem Präſidenten der Republik die notwendige Handlungsfreiheit zu ſichern. Braſiliens Abſage. . Die braſilianiſche Regierung hat ſoehen Generalſekretär in einem offiziellen Telegramm an den Gen des Völkerbundes das nach ihrer Anſicht allein gegebene Fazit aus den langwierigen Kämpfen um einen ſtändigen Ratsſitz dadurch gezogen, daß ſie den Austritt aus dem Völkerbund notifiziert. Das iſt geſchehen, bevor noch Spanien ſeinen endgültigen Beſchluß faßte, und man wird ſich entſinnen, daß es gleichfalls die braſilianiſche Regierung war, die, immer mehrere Schritte den gleich⸗ falls opponierenden Spaniern voraus, die Genfer Ta⸗ gung auffliegen ließ, die die Aufnahme Deutſchlands be⸗ ſchließen ſollte. Es verlautet jetzt auch aus Madrid, daß man dort zur Abſage an den Völkerbund ſo gut wie ent⸗ ſchloſſen ſei, in Rio de Janeiro hat man aber darauf nicht gewartet, ſondern die Kündigung ſelbſtändig aus⸗ geſprochen. i Die Frage ob man Braſilien und Spanien an Stelle ihrer bisherigen nichtſtändigen Sitze einen ſtändigen Platz im Völlerbundsrat zugeſtehen ſolle oder nicht, iſt ſeit der Verhinderung des deutſchen Eintritts aufs äußerſte weiter erörtert worden. Man kann jedoch nicht ſagen, daß die Debatte ſeit der ergebnislos verlaufenen Märztagung weſentlich neue Geſichlspunkte erbracht hätte. Damit iſt allerdings nicht geſagt daß ſich unter Umſtänden nicht hätte ein Ausweg finden laſſen können, auf dem der offene Bruch vermeidbar geweſen wäre. Obſchon an ſich eine zweijährige Kür dieungsfriſt vorgeſchrieben iſt, ſcheint Braſilien indeſſen darauf zu verzichten, bis zum faktiſ chen Eintritt der Trennung ſeine Rechte und Pflichten als nicht⸗ ſtändiges Mitglied auszuüben. Denn in dem Kündigungs⸗ ſchreiben heizt es ausdrücklich, daß Braſilien ſich außer⸗ ſtande ſähe, der kommenden Herbſttagung des Völkerbun⸗ des noch bet. t: Und zwar, obſchon man den bra⸗ ſilianiſchen Vertretern in Genf vorher erklärt hatte, daß der Rat für die Entgegennahme von Austrittserklärun⸗ gen garnicht zuſtänd:; ſei, ſondern allein die Vollver⸗ ſammlung. Hat man alſo in Rio de Janeiro unter der Hand doch vielleicht mit dem Gedanken geſpielt, daß man äußerlich den Trennungsſtrich ziehen ſolle und müſſe, aber daß die Entwicklung in Genf ſelbſt in einiger Zeit die Möglichkeit zu einer Wie deranknüpfung bieten dürfte? Man wird jedenfalls den Tatſachen keine allzu große Gewalt antun, wenn man annimmt, daß nach Lage der Dinge kein Staat, der dem Völkerbund zugehört, und daß auch Braſilien nicht, ein vitales Intereſſe daran hat, ſich für immer ſelber von der internationalen Zuſammenarbeit auszuſcheiden, die im Rahmen des Völkerbundes vor ſich geht. Gewiß liegt nicht der geringſte Grund vor, die bisherigen Ergebniſſe zu überſchätzen und für die Zu⸗ kunft allzu roſige Hoffnungen zu hegen, aber gerade der Eifer, mit dem Braſilien und Spanien ihre Anſprüche anmeldeten und verteidigten, ſpricht doch eigentlich da⸗ für, daß ſie auf ihre Zugehörigkeit zum Völkerbund aus taktiſchen und Preſtigegründen großen Wert legen. Man ſagt im übrigen noch, daß der in Bra⸗ ſilien bevorſtehende Präſidentſchaftswechſel auf das jetzige Vorgehen der braſilianiſchen Regierung nicht ohne Einfluß geblieben ſei und daß dieſer Wechſel wiederum, nach ſeinem Vollzug, auf die weitere braſilianiſche Stellung⸗ nahme ebenfalls ſeinen Einfluß ausüben werde. Heute ſoll das im Sinne einer Beſchleunigung der Demonſtra⸗ tion geſchehen 0 rräſide wahl jedoch dürfte es im Sinne einer ruhigeren Betrach⸗ tung der Sachlage wirken. ö Was Deutſchland anlangt, ſo iſt zunächſt nur wiederholt feſtzuſtellen, daß wir all dieſen Dingen im weſentlichen nur als Zuſchauer beiwohnen. Braſilien, und mit ihm Spanien, haben im März die Situation geſchaffen, aus der heraus der eklatante Mißerfolg der Tagung und eine ernſte Niederlage des Völker⸗ bundsgedankens erwuchs. Es iſt deshalb auch ge⸗ t worden, daß nach dem Ausſcheiden Braſiliens und l ſag Das über den Miniſterrat von heute ſein, nach Vollzug der Präſidentſchafts⸗ Spaniens aus dem Völkerbund gleichſam der Weg für Deutſchland frei würde. Und, nachdem man dieſer An⸗ ſchauung das bekannte Körnchen Salz beigemengt hat, wird man nach der Austrittserklärung Braſiliens und auf die Ankündigung des Austritts Spaniens ſagen dürfen, daß die Entwicklung gegen dieſe Auffaſſung nichts we⸗ ſentliches erbracht hat, ſondern ſie an 5 nur be⸗ ſtätigt. Auf deutſcher Seite verzeichnet man ſa⸗ 5 andere gegen den Völkerbund ſündigen. Der Berliner ſpaniſche Geſandte hat eben mit Nachdruck betont. daß Spanien auf Grund ſeiner internationalen Stellung und ſeiner im Kriege gegenüber den beiden Intereſſengruppen beobachteten Haltung im Völkerbund der geborene Mikt⸗ ler ſei. Es will uns ſcheinen, als ob gerade eine ſolche bedeutſame Rolle dazu veranlaſſen müſſe, Gründe und Gegengründe ſorgſam abzuwägen. Und es liegt auf der Hand, daß eine Austrittserklärung eine Schädigung des Völkerbundsgedankens darſtellt. g Darum ſei im Endurteil über Braſiliens Abſage denn auch nur ſo viel geſagt, daß man in Deutſchland zwar nicht unmittelbar beteiligt iſt, daß man ſie aber objektiv bedauert, auch wenn man in der Ver⸗ gangenheit den Völkerbund wahrlich niemals überſchätzt hat und das auch in Zukunft nicht zu tun gedenkt. Braſilien und der Völkerbund. Die Erwartungen bezüglich Deutſchlands. O Genf, 15. Juni. Nach dem Eingang der offiziellen Austrittserklä⸗ rung der braſilianieſchen Regierung glaubt man in hieſigen Völkerbundskreiſen, daß nunmehr Braſilien, analog den ſeinerzeitigen Beſtrebungen Argentiniens, verſuchen wird, die ſüd⸗ und noramerikaniſchen Staaten vom Völkerbund abzubringen, wobei es eine rege Propaganda für d: Bildung eines amerikaniſchen Völker⸗ bundes entfalten dürfte. Dieſe Beſtrebungen dürften ſich dann inſofern von jenen erfolgloſen Bemühungen Argen⸗ tiniens unterſcheiden, als z. Z. tatſächlich auch in den Vereinigten Staaten von Nordamerika eine gewiſſe Be⸗ wegung ſich geltend macht, welche auf ein Gegenge⸗ wicht zum Genfer Bunde hinzielt und deren wirk⸗ ſamſtes und wichtigſtes Propagandamittel einmal das Fiasko des Völkerbundes darſtellt, das dieſer auf ſeiner Märztagung erlitten hatte, während weiterhin die ge⸗ genſätzliche Auffaſſung, welche in den Studien⸗ kommiſſionen für die Abrüſtungskonferenz gegen⸗ über der amerikaniſch⸗deutſchen Anſicht zutage getreten iſt, eine ſehr gewichtige Rolle ſpielen werden. 5 In richtiger Abſchätzung der Gefahren, die ſomit dem Völkerbund von amerikaniſcher Seite unter Umſtän⸗ den drohen können, glaubt man nun in Völkerbundskrei⸗ ſen, daß auf der kommenden Septembertagung in Genf der Eintritt Deutſchlands in den Bund ohne jegliche Diskuſſion und auf der Grundlage des von allen Mächten ratifizierten Cecil'ſchen Kompromißvor⸗ ſchlags erfolgen müſſe, wodurch man ein ſehr erfolg⸗ reiches Propagandamittel gegen die etwaigen braſiliani⸗ ſchen Beſtrebungen zu erlangen hofft. Weiterhin erwartet man von dem deutſchen Eintritt, daß bei einem regem Intereſſe der deutſchen Regierung an den Arbeiten des Völkerbundes auch das Intereſſe der dem Bunde nicht angehörenden Staaten für die Genfer Beſtrebungen ge⸗ weckt wird ſo daß bei einem ſtetigen Fortſchritt und dem Ausbau des Völkerbundes der deutſche Eintritt eine weſentliche Förderung des Völker⸗ bundgedankens auszulöſen imſtande ſein wird. 22 5 Die engliſche preſſe zu Braſiliens Austritt Hoffnungen auf Deutſchlands Eintritt. O London, 15. Juni. Die engliſche Preſſe befaßt ſich lebhaft mit dem Beſchluß Braſiliens, aus dem d a und andererſeits mit dem bevorſtehenden Eintritt Deutſch⸗ lands in den Völkerbund. So ſchreibt der Genfer Bericht⸗ erſtatter des„Daily Telegraph“, daß durch die⸗ ſen Beſchluß Braſiliens der Widerſtand gegen den Ein⸗ tritt Deutſchlands in den Völkerbund im nächſten Septem⸗ ber völlig beſeitigt ſei Durch den Eintritt Deutſchlands in dei Völkerbund als ſtändizes Ratsmitglied könnten aber im kommenden September die Locarnoverträge in Kraft treten. Wie der Genfer Berichterſtatter der„Morning Poſt“ ſeinem Blatt drahtet, hegt man dort immer noch große Zweifel, daß Spanien, wie es zwar androhe, dem Beispiel Braſiliens folgen werde. Man hofft immer noch, daß der Beſuch des ſpaniſchen Königs in London von ent⸗ ſcheidendem Einfluß ſein werde. Die„Weſtminſter Gazette“ bedauert zwar den Austritt Braſiliens aus dem Völkerbund, iſt aber der Anſicht, daß der Völker⸗ bund dadurch wenig an Anſehen verlieren würde, zumal Deutſchlands Eintritt im September ohne Schwierigkeiten bevorſtehe. Das liberale Blatt bezeichnet den bevorſtehen⸗ den Eintritt Deutſchlands als einen winn nicht nur aus dem Grunde, weil Deutſchland vor⸗ mals eine feindliche Macht war, ſondern weil Deutſchland eine Großmacht ſei und bezeichnet die damit verbundene Rückwirkung auf die Ausführung der Friedensverträge als bemerkenswert und nützlich. lich, was Völkerbund auszutreten großen Ge⸗ Die deutſch⸗polniſchen Beziehungen. Neue Deutſchenhetze als Ablenkungsmanöver. Berlin, 15. Juni. Die von manchen Optimiſten gehegte Erwartung, daß durch den Amſchwung in Polen ſich die Be⸗ ziehungen zwiſchen Deutſchland und ſeinem öſtlichen Nach⸗ barn beſſern würden und daß die antideutſche Politik der polniſchen Rechten durch einen entgegenkommenderen Kurs abgelöſt werden würde, iſt bis jetzt nicht in Erfüllung gegangen. Es gewinnt vielmehr den Anſchein, als ob auch nach dem Staatsſtreich Pilſudſkis die Deutſchen⸗ hetze in Polen unverändert weiter betrie⸗ ben werden ſoll. Da es im Augenblick an einem wirklich aktuellen Anlaß für eine neue Deutſchenhetze fehlt, ſo greift die polniſche Preſſe offenbar auf einen Wink von amtlicher Stelle hin zurück auf die Ende vorigen Mo⸗ nats in Königsberg abgehaltene Kundgebung des deutſchen Oſtbundes. Hier wurde eine Reſolution gefaßt, in der die Rückkehr der an Polen abgetretenen Gebiete gefordert wird. Da ſich der Oſtbund bekanntlich zum großen Teil aus Deutſchen zuſammenſetzt, die nach 185 Verluſt ihres Hab und Guts in Polen aus ihrer früheren Heimat auswandern muß⸗ ten, iſt es ſchwerlich verwunderlich, wenn der Oſtbund ich für die friedliche Rügerwerbung der früheren eutſchen Gebiete einſetzt. Die Warſchauer Preſſe nimmt nun dieſe ſchon einen halben Monat zurückliegende Kund⸗ gebung zum Anlaß einer neuen Hetze gegen Deutſchland, die bezeichnenderweiſe durch das Organ des polniſchen Außen mintiſteriums eingeleitet wurde, wobei von dieſem Blatt auch die Ankündigung erfolgte, daß Polen in Berlin wegen der Kundgebung des Oſt⸗ bundes einen offiziellen Schritt unternehmen werde. Man wird in dieſem Fall in Berlin hoffentlich darauf verweiſen, in wie agreſſiver Form der pol⸗ niſche Weſtmarkenverein, der in ſchärſſter Weihe alles Deutſche bekämpft, ſich wiederholt gegen Deutſch⸗ land gewandt hat, ſodaß viel eher Anlaß zu Beſchwer⸗ den der deutſchen Regierung vorläge, als zu einem Vorgehen Warſchaus. Offenbar braucht man aber in Warſchau ein Mittel, um die ſtarken innenpolitiſchen Ge⸗ genſätze zu überwinden und glaubt in einer neuen Deut⸗ ſchenhetze ein zweckmäßiges Ablenkungsmanö⸗ ver gefunden zu haben. Man muß ſich dabei vor Augen halten, daß Pilſudſki, der zunächſt von der Linken gefördert und unterſtützt wurde, jetzt ſtarke Differen⸗ zen mit den polniſchen Linksparteien hat. Die Linke will der Regierung nur kurzfriſtige Voll⸗ machten geben und verlangt die ſofortige Auflöſung des Parlaments und Neuwahlen im Oktober. Pil⸗ ſudſki iſt jedoch der Anſicht, daß eine Auflöſung des Parlamentes im Augenblick nicht zweckmäßig ſei, daß aber der Regierung ſehr weitgehende Vollmachten eingeräumt werden müßten. In dieſer Lage muß Pil⸗ ſudſki ſich mit den Rechtsparteien verſtändigen und er ſcheint zur Vorbereitung dieſer Verſtändigung nun die antideutſche Politik dieſer Parteien, mit denen er ſeine innenpolitiſchen Ziele durchzuſetzen gedenkt, fortfüh⸗ ren zu wollen, ſodaß die Ausſichten auf irgendeine Beſſe⸗ rung in den deutſch⸗polniſchen Beziehungen leider als f außerordentlich gering bezeichnet werden müſſen. Polniſche Gabotageakte. Dreifaches Bombenattentat gegen eine deutſche Grube. Beuthen(Oberſchl.), 15. Juni. IJIgn der Nacht von geſtern auf heute wurde gegen die vor kurzem in Betrieb genommene Zinkerzgrube Deutſch⸗Scharley ein dreifaches Bomben⸗ attentat verübt. Eine Dynamitladung wurde im Seil⸗ bahnhaus zur Exploſion gebracht, wodurch die Spann⸗ ſcheibe, die die Seile durch 4000 Klg. Gewicht ſpannt, in zwei Hälften zerriſſen wurde. Etwa eine halbe Stunde ſpäter erfolgte eine weitere Exploſion in dem noch nicht vollendeten Ahrturm des Verwaltungsgebäudes, die aber weniger großen Schaden anrichtete. Wiederum eine halbe Stunde ſpäter entſtand eine dritte Exploſion, durch die die neue Wage völlig unbrauchbar gemacht wurde. Die Tä⸗ ter konnten bisher noch nicht ermittelt werden. Allem Anſchein nach handelt es ſich bei dem An⸗ ſchlag um den Auswuchs polniſcher Verhetzung gegen die neu errichtete deutſche Grube. Dieſe Grube iſt eine Folge der durch den Genfer Vertrag in Ober⸗ 4 erzwungenen Grenzziehung. Dieſe ließ das be⸗ eutendſte Zinkerzvorkommen Deutſchlands in ſeinem größ⸗ ten Teil auf deutſchem Gebiet, während der Förderſchacht Polen zugeſprochen wurde. Das neue Induſtrieunterneh⸗ men wurde von Polen ſehr bekämpft. Die Verhetzung hat nach Annahme der zuſtändigen Stellen bei den ra⸗ dikalen Polen den Plan des Attentats reifen laſſen. Der durch die Sprengung angerichtete Schaden beträgt meh⸗ rere tauſend Mark, doch iſt der Betrieb der Grube nicht in Mitleidenſchaft gezogen. Menſchenleben ſind nicht zu Schaden gekommen. i Aus dem In⸗ und Auslande. Vor einer polniſchen Finanzdiktatur? Warſchau, 15. Juni. Wie hier in unterrichteten Krei⸗ ſen verlautet, beabſichtigt die Regierung, weitgehende Voll⸗ machten für den Finanzminiſter zu fordern, die insbeſon⸗ dere ſehr ſcharfe Verodnungen zum Schutze des Zloty betrefffen. Es ſoll die reſtloſe Ablieferung aller auslän⸗ diſcher Valuten gefordert werden und man will den privaten Valutahandel in Polen völlig ſperren. Die Giftgasverſuche in England. London, 15. Juni. Ein Abgeordneter befragte den Kriegsminiſter, warum die Regierung die Verſuche mit gif⸗ tigen Gaſen fortſetzen laſſe, obwohl 31. Staaten den Waſhingtoner Vertrag von 1922 über die Verwendung giftiger Gaſe ratifizierk hätten, und ob es wahr ſei, daß in dieſem Jahre in England 2131 Verſuchstiere mit giftigen Gaſen getötet woryden ſeien. Der Kriegsminiſter ſtellte dieſe Zahl nicht in Abrede, erklärte aber, daß die Verſuche leider noch notwendig ſeien, um die Mittel zu prüfen, wie das Land gegen einen Gasangriff geſchützt werden könne! Die kulturelle Behandlung der Minderheiten. Wie wir erfahren, iſt der Reichsminiſter des Innern zun zeit mit der Frage einer geſetzlichen Regelung der kulturellen Behandlung der Minderheiten beſchäftigt. Man hofft, daß die wegen der geſetzlichen Regelung der Minderheiten⸗ frage demnächſt mit den Ländern ſtattfindenden Ver⸗ handlungen zu einer Uebereinſtimmung führen werden. Streik und Außenhandel in England. Die Mai⸗Zif⸗ fern des britiſchen Außenhandels zeigen einen erneuten Rückgang, der zu einem Teil naturgemäß auf den Streik zurückzuführen iſt. Am größten iſt der Exportverluſt bei den Kohlen mit 3,4 Millionen Pfund. Trotz des Streiks wurden aber im Mai noch für 1.4 Millionen Pfund Kohlen ausgeführt, da man durch Erfüllung von Dauer⸗ kontrakten die beſten Kunden um jeden Preis halten will. Die Exporte industrieller Produkte ſind um 12 Millionen Pfund auf 39,1 Million zurückgegangen. Hierin eigt ſich die transporthindernde Wirkung des General⸗ ſtreits, aber auch die durch den Kohlenmangel ver⸗ minderte Produktivität der Induſtrie. Reviſion des Dawesplanes möglich. Nach der„New⸗ horker Staatszeitung“ äußerte ſich General Dawes dahin, daß eine Reviſion des Reparationsmodus und der deut⸗ ſchen Zahlungen für den Fall erforderlich ſei, falls ſich unter den derzeitigen Verhältniſſen der deut⸗ ſchen Erwerbsverhältniſſes derart verſchlechtern würden, daß das deutſche Volk ſeine Arbeitsluſt und Lebensfreude verlieren würde. Die Neuregelung der Fernſprechgebühren. Ueber den Stand der Verhandlungen, die zu einer Neuregelung der geltenden Fernſprechgehühren führen ſollen, hören wir: Nach den Mitte Mai ſtattgefundenen Beſprechungen mit Vertretern von Handel und Induſtrie finden gegenwärtig ſtatiſtiſche Erhebungen ſtatt, auf Grund derer die Neu⸗ ordnung derart erfolgen ſoll, daß für die ſogenannten „Vielſprecher“ eine Ermäßigung der Gebühren eintritt, während die„Wenigſprecher“ höher belaſtet werden ſol⸗ len. Eine diesbezügliche Vorlage, deren Fertigſtellung in der nächen Zeit zu erwarten iſt, wird vom Arbeitsausſchuß dem Verwaltungsrat der Reichspoſt zur Beſchlußfaſſung vorgelegt werden. Eine Entſcheidung über dieſe Vorlage, gegen die von verſchiedenen Seiten heftige Proteſte zu erwarten ſind, wird früheſtens nach den Anfang Juli be⸗ ginnenden Sommerferien getroffen werden. Aus Baden und Nach barſtaaten. Waldshut.(Durch das Scheuen der Pferde zwei Menſchen getötet.) Dem Beſitzer zur„Kro⸗ ne“ in Berendorf ſcheuten auf der Rückfahrt vom Bahn⸗ hof Waldshut nach Hauſe die Pferde, die ſchon vorher ſehr unruhig geweſen waren. Sie gingen durch. Auf der raſenden Fahrt wurde an der Weggabelung zum Sportplatz der Wagen umgeworfen. Die drei Inſaſſen, der Wirt und Schreinermeiſter Rogg, ſeine Frau und Lehrer Maier wurden herausgeſchleudert. Das Ehepaar fiel in den etwa ein Meter tief mit Waſſer gefüllten Gra⸗ ben und kam unter die Pferde zu liegen, ſo daß es inner⸗ halb kurzer Zeit erſtickte. Der Lehrer kam mit leichteren Verletzungen davon. Die Leichen konnten nur mit großer Mühe geborgen werden. Sie wieſen ſchwere Verletzungen auf, die von den Pferdetritten herrühren mußten. Die Pferde ſelbſt konnten aus dem Waſſer gezogen werden und ſind nur wenig mitgenommen. Das ſo plötzlich ums Leben gekommene Ehepaar hinterläßt fünf unmündige Kinder. a Durlach.(Aus dem 3. Stock geſtürzt.) Das fünfjährige Töchterchen des Blechnermeiſters Herrmann ſtürzte aus einem Fenſter des dritten Stockwerkes in den Hof und erlitt ſchwere Verletzungen. Raſtatt.(Mutige Tat.) Eine mutige Tat be⸗ ging der Sparkaſſenlehrling Merkel, indem er den acht Jahre alten Volksſchüler Kiſter vom Tode des Er⸗ trinkens rettete. Der Knabe fiel in die hochgehende Schwar⸗ zach unterhalb der Stauſchleuſe. Göbrichen bei Pforzheim.(Vom umſtürzen⸗ den Brunnen erſchlagen.) Das fünfjährige Töch⸗ terchen des früheren Meßners Karl Sauter wurde, als es am alten reparaturbedürftigen Dorfbrunnen Waſſer trinken wollte, vom umſtürzenden hölzernen Brunnen⸗ ſtock erſchlagen. Der Vater, der ſich im Krieg durch Ver⸗ ſchüttung ein Nervenleiden zugezogen, erlitt einen ſchwe⸗ ren Nervenanfall. Bauſchlott bei Pforzheim.(merkwürdiges Na⸗ turereignis.) Das außergewöhnliche Wetter zur jetzr⸗ gen Jahreszeit, das uns ſtatt ſommerlicher Wärme täglich Regen beſchert, brachte nach dem Regen noch ein merk⸗ würdiges Naturereignis. Gegen halb 11 Uhr ſetzte plötz⸗ lich nach völliger Windſtille ein ſo kräftiger Sturm ein, daß die Häuſer in ihren Grundſeſten erbebten und Türen und Fenſter, die gerade offen ſtanden, äußerſt unſanft zu⸗ und wieder aufgeſchlagen wurden. Der Sturm hielt etwa 3 Minuten an, worauf wieder völlige Stille eintrat. Die Macht des Sturmes konnte man daran ermeſſen, daß beiſpielsweiſe von einem Kaſtanienbaum vor der Kirche zwei Aeſte in der Stärke von Telegraphenſtangen abgeriſſen am Boden lagen, die der Sturm wie Streich⸗ hölzer abgeknickt hatte. Menzenſchwand bei St. Blaſien.(Ein großer Bauernhof abgebrannt.) In der Nacht brannte der Bauernhof des Landwirts und Ratſchreiber⸗ Eduard Wild, der größte Hof des Ortes, vollſtändig nieder. Das Feuer war in der Scheune ausgebrochen. Das Vieh, ſowie ein Teil des Mobilars konnte gerettet werden. Von den Flammen wurde auch das Nachbarhaus des Land⸗ wirts Michael Albiez erfaßt. Es konnte jedoch zum Teil gerettet werden. 3 Villingen.(Ueberfahren und getötet.) Auf dem hieſigen Bahnhof wurde der 47 Jahre alte ledige Bahnarbeiter Otto Meßner aus Heufra(Württ.), während er mit einer Kolonne bei Gleisarbeiten be⸗ ſchäftigt war, von einer Rangierabteilung überfahren und ſoſort getötet. 9 Willingen.(Schweres Kraftwagenunglück.) Ein mit ſechs Perſonen beſetzter Laltkraftwagen der Reichs⸗ poſt verunglückte bei Marbach. Einer der Mitfahrenden wurde getötet, einer ſchwer und ein weiterer leicht ver⸗ letzt Markelfiugen.(Vom Starkſtrom getötet.) Am Hauſe des Landwirts Graf war ein Mann mit dem Feſtmachen eines Drahtes beſchäftigt, als er mit der elektriſchen Leitung in Berührung kam. Der auf einer Leiter ſtehende Mann wurde zu Boden geſchleudert, er⸗ litt aber keine Verletzungen, während der 14 Jahre alte 1 4 Sohn des Landwirts Graf, der das Drahtende in der Hand hielt, ſofort tot umfiel. Liebe erweckt Liebe. 11 Original⸗Roman. Und nachdem ſie dieſes Unwetter in haſtigen Wor⸗ ten über den geſenkten Köpfchen von Bärhchen und Lor⸗ chen entladen hatte, forderte die Mutter ſie auch noch auf, erfreute Geſichter zu machen, um dem Brautpaar in guter Haltung zu gratulieren, damit niemand etwas von ihrer Niederlage merke. i Wenige Minuten ſpäter verkündete Hofrat Schlüter der aufhorchenden Geſellſchaft, daß ſeine Nichte Felici⸗ tas Wendland ſich ſoeben mit Herrn Hans Ritter ver⸗ lobt habe. Dieſe Nachricht rief allſeitige Ueberraſchung hervor. Am meiſten aber überraſcht war Harry Forſt. Er war zuſammengezuckt wie unter einem Schlag, als er dieſe Ankündigung vernahm. Blaß, mit brennenden, forſſchen⸗ den Augen ſah er zu Felicitas hinüber, die dem Sturm von Glückwünſchen ſtolz und ruhig ſtandhielt und deren Arm Ritter ſo ſelbſtverſtändlich in dem ſeinen hielt. Nie war ihm Ritters Erſcheinung ſo imponierend erſchienen, wie in dieſem Augenblick. Die Augen des Brautpaares ſtreiften zu Forſt hin⸗ über. In denen Ritters blitzte und funkelte es wieder drohend auf, aber die Augen Felicitas blickten kalt und abweiſend in die des Mannes, der ſie ſo namenlos ge⸗ kränkt hatte. Forſt biß wie im Krampfe die Zähne zu⸗ ſammen. Jetzt fühlte er mit peinvoller Schärfe, was er verloren— oder vielmehr aufgegeben hatte. Mit einem ſeltſam quälenden Gefühl verließ er kurz darauf die Ge⸗ ſellſchaft. Er war nun frei, wie er es gewünſcht hatte — aber zufrieden war er dennoch nicht. 3. Kapitel. b Als Felicitas an dieſem Abend endlich ihr Zim⸗ mer aufſuchen konnte, ſtand ſie lange, wie im Schmerz erſtarrt, am Fenſter und ſah mit erloſchenen Augen in die Nacht hinaus. Dann trat ſie an das Käſtchen heran, in dem ſich Harry Forſts Bild befand. Mit zitternden Händen taſtete ſie danach und, ohne es noch einmal an⸗ zuſehen, zerriß ſie es in kleine Stücke. Die ſtreute ſie mit bitterem, qualvollen Lächeln zum Fenſter hinaus und gab ſie dem eiſigen Nachtwind preis.. Verbindung mit ihm geſehnt Fröſtelnd ſuchte ſie dann ihr Lager auf. Am nächſten Morgen ſaß die Familie des Hofrats Schlüter in ziemlich erregter Stimmung am Frühſtücks⸗ tiſch. Heute war die ſonſt wenig beachtete Felicitas die Hauptperſon, um die ſich alles drehte. Noch geſtern abend, ehe Felicitas ihr Zimmer hatte aufſuchen dürfen, hatte Tante Laura die junge Dame einem peinlichen Verhör unterzogen, wie es denn gekommen ſei, daß Rit⸗ ter ſich um ſie beworben habe. a Felicitas hatte mit blaſſem Geſicht vor ihr geſtanden und ihr geſagt, daß Ritter in Tante Lauras Salon plötzlich vor ihr geſtanden und um ihre Hand angehal⸗ ten habe. Mehr brachte die Hofrätin nicht aus ihrer Nichte heraus. Lorchen und Bärbchen hatten auch noch vor dem Schlafengehen einen Tuſch bekommen und wa⸗ ren ziemlich verzagt in ihr gemeinſames Schlafzimmer geſchlichen. 5 Ueber Nacht ſchien aber die Hofrätin die Enttäu⸗ ſchung, daß nicht eine ihrer Töchter an Stelle ihrer Nichte war, verwunden zu haben. Sie war am Mor⸗ gen etwas weniger zungnädig zu ihren Töchtern und befleißigte ſich Felicitas gegenüber eines liebenswürdi⸗ gen Tones. Klug hatte ſie bedacht, daß ſie erſtens Fee auf gute Weiſe los wurde, und daß es dann doch im⸗ merhin beſſer ſei, Fee heiratete den reichen Mann, als irgend eine Fremde. Sicher war es doch keineswegs ge⸗ weſen, daß Ritter eine ihrer Töchter wählte, wenn er nicht Fee zu ſeiner Frau machte. Jedenfalls hieß es, aus dieſer Verbindung auch für ſich einigen Nutzen zu ziehen. Und das wollte die Hofrätin ganz gewiß. Lorchen und Bärbchen atmeten auf, als die Mutter wieder freundlich zu ihnen war. Sie fühlten ſich nicht beſonders hart betroffen durch Ritters Verlobung mit Fee, denn er erſchien ihrem oberflächlichen Sinn viel zu ernſt und gründlich, als daß ſie ſich ſonderlich nach einer hätten. Freilich— die ſchöne Villa und Ritters Reichtum— das war ſchon der Mühe wert geweſen. Aber da es nun einmal nicht ſein konnte, mußte man nach anderen Freiern Ausſchau halten. Jetzt war wenigſtens Fees Rivalität nicht mehr zu befürchten. Und außerdem ſtand eine glänzende Hochzeitsfeier in Ausſicht. Lorchen und Bärbchen wa⸗ ren darin mit ihrer Mutter einer Anſicht, daß Fees 65„ * Hochzeit mit allem Pomp und Glanz in Szen e werden müſſe. 11 a e een So herrſchte eine leidlich vergnügte Stimmung un⸗ ter den Familienmitgliedern. Der Hofrat war nur zu froh, daß die Zorneswellen von der Stirn ſeiner Gat⸗ tin verſcheucht waren, um nicht gleichfalls guter Laune zu ſein. Er gönnte Fee die gute Partie von Herzen. 5 Bärbchen und Lorchen entwarfen während des Früh⸗ ſtücks ſchon ein Programm für Fees Hochzeitsfeier, als hätten einzig und allein ſie und ihre Mutter darüber zu beſtimmen. Die Hofrätin thronte dabei wie das Schick⸗ ſal ſelbſt in ihrem Seſſel und verwarf oder lobte, was ihre Töchter vorbrachten. Fee ſaß mit blaſſem Geſicht und ernſten, matten Augen dabei, als gehe ſie das alles gar nichts an. Tante Laura ſah einige Male kopfſchüttel i hinüber und ſagte endlich mißhelligende e „Du ſiehſt gar nicht friſch und glücklich aus, Fee, gar nicht, als ob du dem Schickſal ſo recht von Herzen dankbar wäreſt für dieſes große Glück, das dir in den Schoß gefallen iſt.“ 8 105 ſie mit einem unbeſchreiblichen Blick an. „Weiß ich denn, ob es ein großes Glück für mi iſt, daß ich Ritters Frau 1 5 ſoll?“ 1 . 1 ſtießen ſich verſtohlen an. „Du wi ohl auf einen Prinzen wart 4 ſpottete Bärbchen. 8 95 1 „Und Lorchen rief ein wenig ſpitz: „Ach, habe dich nur nicht ſo, Fee, als läge dir nichts daran. Du biſt doch gewiß nicht, böſe, daß du e 5 1 5 65 925 9 ſchalten und wal⸗ irſt. Nun kannſt du dir Schmuck un i. fen, ſoviel du willſt.“ 1 5 1 e Fee lächelte matt. N, „Als ob davon das Glück abhinge!“ Die Hofrätin ſah ſie ſtrafend an.* Aber Fee, du biſt ein ſonderbares Mädchen! Ver⸗ e 1 1 8 1 nur, du 3 55 10 inem Male aus aller Not und Sorge u i= fan 0 5 7 8 17 ieder zwang ſich Fee zu einem Lächeln. „Das habe ich bedacht, Tante 00 3 3 2 e268 22 7———— 2 9 E * Ludwigshafen.(Verurteilter Eiſenbahn⸗ räuber.) Das Schöffengericht verurteilte den Gelegen⸗ heitsarbeiter Emil Schnepper aus Ludwigshafen, der aus einem Eiſenbahnwagen 412 Meter Stoff im Werte von 5000 Mark geſtohlen hatte, zu 1 Jahr 6 Monaten Ge⸗ fängnis. Oggersheim.(Schwerer Betriebsunfa cl.) Einen bedauerlichen Betriebsunfall erlitt der in den Oer Jahren ſtehende Arbeiter Karl Riedel von hier im Werk Oppau der B. A. S. F. Bei Ausübung ſeines Berufes wurde er von einer Transmiſſion erfaßt und beiſeite geſchleudert. Er trug ſtarke innere Verletzungen davon und mußte in bewußtloſem Zuſtande in das ſtädtiſche Krankenhaus Lud⸗ wigshafen eingeliefert werden. „Michelſtadt.(Autobuslinie Michelſtadt Miltenberg.) Die Stadt Erbach hat bekanntlich den Vertrag wegen Garantieübernahme für die Autobuslinie Miltenberg— Erbach— Michelſtadt gekündigt. Auch die Stadtverwaltung von Michelſtadt trägt ſich nach einer Erklärung des Bürgermeisters in der letzten Sitzung des Gemeinderates mit ähnlichen Abſichten. Die bis jetzt ge⸗ leiſtete Garantieſumme überſteigt allein bei dem Anteil der Stadt Michelſtadt den Betrag von 1000 Mark. Die Linie kann als ernſtlich gefährdet angeſehen werden, zu⸗ mal es nicht ſehr wahrſcheinlich iſt, daß die Gemeinde König die Haftung der beiden Garantiegemeinden Erbach und Michelſtadt übernehmen wird. Mainz.(Der Todesſchuß auf den Vater.) Am 22. Juni gelangt der die breite Oeffentlichkeit in⸗ tereſſierende Fall des Schülers Hans Loſch, geboren am 16. November 1911 in Mainz, vor dem Großen Jugend⸗ gericht in Mainz zur Verhandlung. Loſch hat, wie noch in Erinnerung, am 14. Februar 1926— Faſtnacht⸗ ſonntag— ſeinen Vater, den Eiſenbahninſpektor Emil Loſch in Mainz, durch einen Schuß getötet. Der Getötete wollte ſeinen Sohn wegen AUngehorſam züchtigen. Der Junge ſetzte ſich zur Wehr, holte einen Revolver aus der Taſche und gab einen Schuß ab, der den Valer ſo unglücklich in den Leib traf, daß er, ehe ärztliche Hilfe eintraf, verſtarb. f Offenbach bei Landau.(Ein Früchtchen.) Ein 12 Jahre alter Junge entwendete ſeinem Onkel 70 Mark, Taſchenuhr mit Kette, ſchwang ſich auf deſſen Fahrrad und fuhr in Richtung Eſſingen davon. Es iſt dies ſchon der zweite Ausflug, den der Junge macht, beim erſten gings mit dem Schnellzug und 100 Mark Bargeld nach Stuttgart, wo ihn die Polizei feſtnahm. Lambrecht.(Tödlich verunglückt.) Im hieſigen Bahnhof verunglückte die Gaſtwirtsehefrau Sauter aas Frankeneck bei dem Verſuch, von dem ausfahrenden Per⸗ ſonenzug 289 abzuſpringen, tödlich. 0 8. 0 Badiſcher Landtag. Das Gebäudeſonderſteuergeſetz. ö Karlsruhe, 15. Junt. Heute vormittag trat der badiſche Landtag zu ſeiner erſten Plenarſitzung nach den Pfingſtferien zuſammen. Nach Beantwortung einiger kurzer Anfragen bewilligte er eine Anzahl von Budgetforderungen für dringende bauliche Arbeiten vorweg und genehmigte den Antrag des Stauts⸗ miniſteriums auf Bereitſtellung von einer Million Reichs⸗ mark für die produktive Erwerbsloſenfürſorge. Dann ging das Plenum zur Beratung des Gebäudeſonder⸗ ſteuergeſetzes über. Der Sozialdemokrat Rückert erſtattete den Bericht des Haushaltsausſchuſſes und ſtellte den Antrag auf Zuſtimmung zum Geſetzentwurf. Ferner beantragte er, die Regierung zu erſuchen, bei der Reichs⸗ regierung eine Aenderung des Finanzausgleichsgeſetzes vom 10. Auguſt 1925 in dem Sinne zu erwirken, daß die Ge⸗ bäudeſonderſteuer als Entſchuldungsſteuer ausgebaut wird und das Erträgnis nur in Höhe des Wohnungsbauſolls erhoben wird, bis der zu erſtrebende Ausbau der Zwangs⸗ bewirtſchaftung erreicht iſt. Ferner ſoll die Regierung prü⸗ fen, ob und inwieweit bei der nächſten Regelung der Mietpreiſe für das Land Baden die für Verwaltung, In⸗ ſtandſetzung und Betriebskoſten früher feſtgeſetzten Hun⸗ dertſätze zu erhöhen ſind, ob nicht der Wohnungsbau etwa ganz oder teilweiſe mit Hilfe von Anleihen finan⸗ ziert werden kann und dem Landtag etwaige Vorſchläge un⸗ terbreiten. Endlich ſoll die Regierung prüfen, ob nicht die gewerblichen Räume als große Wohnungen von der be⸗ hördlichen Mietzinsfeſtſetzung freizulaſſen ſind. a Als erſter Diskuſſionsredner kam der Zentrumsabge⸗ ordnete Dr. Föhr zu Worte, der namens ſeiner Fraktion die Zuſtimmung zum Geſetzentwurf erklärte. Darauf wurde die Weiterberatung vertagt. Durch Pfalz und Kurpfalz. Die Reiſezeit hat wieder begonnen. Einſt war das bevorzugte Reiſeziel vieler Tauſende der ſchöne deutſche hein mit ſeinen Burgen und ſeinem Rebengelände. Seit⸗ dem jedoch dieſe ſchönſten deutſchen Gaue unter der Fremd⸗ 5 ſeufzen, laſſen ſich viele abhalten, den Rhein nd ſeine fürchten, ſich infolge der Beſetzung nicht frei genug be⸗ wegen zu können und Anannehmlichkeiten ausgeſetzt zu ſein.. Dieſe Beſorgniſſe mögen zum Teile ihre Be⸗ rechtigung haben, ſollten aber doch nicht hindern, gerade durch den Beſuch der beſetzten Gebiete unſere ewige Zuſammengehörigkeit Ausdruck zu bringen. Wenn wir hier von dem Rhein und ſeinen Bewohnern pprechen, ſo denken wir dabei nicht zuletzt auch an die Pfalz, die im Laufe der Jahrhunderte ſo oft die Stürme der Kriege über ſich dahin brauſen ſah und auch jetzt unter e der Beſetzung vielleicht am meiſten zu lei⸗ en hat. i „Was man einſt„Pfalz“ nannte, iſt längſt von der politiſchen Karte verſchwunden, aufgegangen in das nörd⸗ liche Baden, Südheſſen und die Bayeriſche Pfalz. Aber ſie beſteht noch als annäherungsweiſe kreisförmiger Wohn⸗ raum des pfälziſchen Volksſtammes. Dieſer ſetzt die ober⸗ ſweit iz Tiefebene bis nach Mainz fort, in dem er beit inniger deren Oſt⸗ und Weſthälfte miteinander ver⸗ einigt, als das im Süden möglich iſt, wo der Rhein, Umgebung als Reiſeziel zu wählen, weil ſie 4 Aus Nah und Fern. Eſchwege.(Der Tod auf den Schi enen.) Der Perſonenzug Kaſſel—Eſchwege überfuhr und tötete an einer ſchrankenloſen Wegüberführung einen 23jährigen Handwerksburſchen aus Hausberge. „Köln.(Bergwerksunglück.) Nach einer Mit⸗ teilung des Oberbergamtes Dortmund hat ſich auf der Schachtanlage Langenbrahm II bei der Abfahrt der Mor⸗ genſchicht durch Uebertreiben des Förderkorbes ein Un⸗ glücksfall ereignet. Der aufwärts gehende Korb iſt gegen die Seilſcheibe gezogen und der abwärts gehende, der mit 50 Mann beſetzt war, heftig in die im Schachtſtumpf verdichteten Spurlatten geſetzt worden. Hierbei wurden 7 Bergarbeiter ſchwer verletzt und weitere 26 Mann haben Verſtauchungen und Quetſchungen leichterer Art erlitten. Die Anterſuchung durch die Bergbehörde iſt im Gang. Wahrſcheinlich iſt bei dem Anprall des Korbes an die Seilſcheibe das unter Seil abgeriſſen, ſodaß der be⸗ ſetzte Korb in die Tiefe ſauſte. Hannover.(Um ein paar Schuhe.) In Nieder⸗ ſöhren wurde ein Einbrecher von den Inhabern eines Schuhgeſchäfts, den zwei Brüdern Breuer, auf friſcher Tat ertappt und verfolgt. Der Dieb, der zwei Paar Schuhe geſtohlen hatte, zog, als er ſich von den Ver⸗ folgern geſtellt ſah, ein Meſſer und ſtach auf ſie ein. Der eine erhielt einen Herzſtich und ſank tot zu Boden, wäh⸗ 195 der andere ſchwer verletzt wurde. Der Täter iſt ent⸗ ommen. ö Lauda.(Einſturz einer Giebelwand. Fünf Tote.) In Oberſtetten hat ſich ein furchtbares Unglück zugetragen. Ein Landwirt baute ſeine Scheune um. Die Maurer hatten eben das Veſperbrot beendet und waren kaum fünf Minuten an der Arbeit, als einer rief, die maſſive Giebelwand neige ſich. Die Warnung kam lei⸗ der zu ſpät, der Giebel fiel mit großem Krach in ſich zuſammen und begrub die fünf Mann unter ſich. Vier derſelben waren ſofort tot, während der fünfte ſeinen ſchweren Verletzungen einige Stunden ſpäter erlegen iſt. Gelnhauſen.(Bei lebendigem Leibe ver⸗ brannt.) In dem benachbarten Niedermittlau iſt die 13jährige Tochter eines Tiſchlers auf furchtbare Weiſe ums Leben gekommen. Sie kam einer Ofentür zu nahe, wobei ihre Kleider Feuer fingen. In wenigen Augenblicken war das Kind in Flammen eingehüllt und ſtürzte hilfe⸗ ſuchend auf die Straße. Da aber alle Angehörigen des Kindes und die Nachbarn auf dem Feld waren, kam die Hilfe zu ſpät. Das Kind ſtarb bald danach an ſeinen ſchweren Brandwunden. Breslau.(Auf der Mörderſuche in Breslau. — Eine Feſtnahme in Karſchau.) Trotz der fie⸗ berhaften Anſtrengungen der Polizei iſt es noch nicht ge⸗ lungen, das über den furchtbaren Doppelmord lagernde Dunkel zu lichten. Dem Großvater der ermordeten Kin⸗ der ſind zwei weitere Briefe zugegangen, in denen er von dem mutmaßlichen Mörder nach dem„Schweidnitzer Kel⸗ ler“ beſtellt wird. Man zweifelt aber daran, daß der Schreiber dieſer beiden Briefe der Mörder iſt. Nun iſt in der Ortſchaft Karſchau ein junger Mann feſtgenommen worden, der verſucht hatte, an zwei Schulmädchen ein Sittlichkeitsverbrechen zu verüben. Der Unhold ſoll ſich in den letzten Tagen ſchon im Strehlener Kreiſe an Kin⸗ dern vergangen haben, doch gelang es damals nicht, ihn dingfeſt zu machen. Der Feſtgenommene wurde nach Bres⸗ lau gebracht, wo geprüft werden ſoll, ob er der geſuchte Mörder iſt. Prenzlau.(Wegen Raubmordes zum Tode verurteilt.) Die beiden Raubmörder der 7 jährigen Frau Schröder in Hegermühle, Arbeiter Pirk und Chauf⸗ feur Straß, wurden zum Tode verurteilt. Kleine Chronik. * Ein Millionär, der nie Steuern gezahlt hat. Das ſchweizeriſche Kantonal⸗Gericht in Thurgau beſchäftigt ſich mit den Steuerangelegenheiten eines geſtorbenen Bankiers. Der Bankier, ein vielfacher Millionär, war aus Ver⸗ ſehen nicht in die Steuerliſte eingetragen worden und hat ſein ganzes Leben lang nicht eöien Pfennig Steuern be⸗ zahlt. Da das Geſetz verbietet, daß das Vermögen eines Toten zur Steuer herangezogen wird, wird der Staat wohl das Nachſehen haben. , Straßenkampf mit Raſiermeſſern. In der Nähe von Piccadilly, im Herzen von London, fand nachts ein Straßenkampf zwiſchen zwei Banden organiſierter An⸗ hänger von Buchma herſyndilaten ſtatt. Auch Frauen nahmen an dem Kampf teil, und zwar mit recht hinterliſtigen Waf⸗ fen; ſie gingen mit Raſiermeſſern auf ihre Gegner los. zumal bis in die Straßburger Gegend, noch ein gar ſtarkes der Schiffahrt hinderliches Gefälle beſitzt. Erſt in er Pfalz rücken altberühmte Städte wie Speyer und Worms dicht an den Rhein; gleich im Süden liegen ſich zwei jugendliche Rheinhafenſtädte lebhaften Waſſerver⸗ Mannheim und Ludwigshafen. die Häardt nebſt ihrer hügeligen Verbreiterung nach Weſten und dem Pfälzer Bergland im Norden, um die gewaltige Porphyrkrone des Donnersberges ge⸗ ſchart. Stadtähnliche Dörfer ſind dicht ausgeſtreut über die volkreiche Ebene, am Fuße der beiden Gebirge reihen ſich die kleinen Städte wie Perlen an die Schnur, längs der wegen ihrer Baumblüte und ihres Obſtreichtums allgemein bekannten„Bergſtraße“ vor den mit Burg⸗ ruinen beſetzten Zinnen des Odenwaldes wie längs der ebenſo vor der Haardt ziehenden parallelen Straße zum Rhein, der die Pfalz in faſt genauer Nordrichtung durch⸗ ſtrömt. Weingelände, in denen ſchon in den erſten Früh⸗ lingstagen Obſtbäume ihren Blütenſchmuck entfalten, ziehen ſich an den beiderſeitigen Berglehnen hinan, Kaſtanien⸗ haine beſchatten da noch manchen Gipfel. Weite, einſame Waldungen decken noch große Flächen dieſes Gebietes. Die Bewohner der Pfalz ſind Franken, aber in Mund⸗ art und Charakter haben ſie manches von den rheiniſchen Schwaben, den Alemanen, angenommen. Das leichtblütige Temperament des Pfälzers harmoniert mit dem lachen⸗ den Himmel der Pfalz, dem volkstümlichen Weingenuß, dem bewegten Großverkehr, der von jeher dieſes berufene Durchzugsland durchpulſte. Aber das Land ſelbſt mit ſeinem Ernteſegen an allen in Deutſchland überhaupt an⸗ baufähigen Früchten von Halm und Baum, an maſſen⸗ haftem Tabak und Hopfen, mit ſeinem gewaltigen Han⸗ delsbetrieb in eigenen und Durchgangswaren, ſeinen ſchnell emporgebrachten Induſtrien wäre nicht was es iſt, ohne die Tatkraft der Pfälzer und Kurpfälzer. Man preiſt ſo gern den fruchtbaren Boden dieſes Landes, aber man vergißt über der lauten Fröhlichkeit ſeiner Bewohner zu leicht deren Fleiß und Fortſchrittsgeiſt, ohne die der Reichtum der Pfalz nie die derzeitige Höhe zu erreichen vermochte. Daß die Pfälzer zu den rührigſten Landwirten in Deutſchland gehören, haben ſie ſchon nach dem Dreißig⸗ jährigen Kriege bewieſen: zehn Jahre nach dem Frie⸗ densſchluß, als im übrigen Deutſchland noch faſt überall die Felder öde lagen, war die in dem vorangegangenen * „ Sinrichtüng eines 52 fachen Mörders. In Wilna iſt der Bandit Stanislaus Iblonſki hingerichtet worden, der mit ſeiner Schweſter Ida nicht weniger als 52 Morde auf dem Gewiſſen hat. Die Schweſter, die übrigens als Haupttäterin entlarot worden iſt, ſieht ihrer Hinrichtung noch entgegen. * Tragiſcher Tod eines Matadors. Ein tragiſches Opfer ſeines Berufs wurde in einer Madrider Stier⸗ arena der Matador Montes. Der berühmte Stierkäm⸗ pfer erhielt durch Unvorſichtigkeit von einem Stier zwei Hörnerſtöße. Die Verletzungen waren ſo ſchwerer Na⸗ tur, daß der Matador bald darauf verſtarb. a Erbitterte Feinde des Bubikopfes. Der Bubi⸗ kopf hat in Spanien wie in anderen Ländern Bürger⸗ rechte erworben. Mehr als die Hälfte aller Spanierinnen tragen ihn. In Almeria ſcheint die Mode unter den Maͤnnern aber doch noch entſchloſſene Feinde zu haben. Einige Ehemänner und Väter, deren Frauen und Töchter ſich ohne Erlaubnis einen Bubikopf hatten ſchneiden laſ⸗ ſen, wurden von den erbitterten Männern kurz entſchloſſen auf einen Stuhl feſtgebunden, eingeſeift und mit dem Ra⸗ ſiermeſſer ihrer ſämtlichen Haupthaare entledigt. Die un⸗ glücklichen Opfer können ſich nicht auf der Straße zeigen und tragen die raſierten Köpfe im Hauſe gewickelt. I Schwere Hochofenerploſion in Amerika. Wie aus Gary(Indiana) gemeldet wird, iſt aus noch unbekannter Arſache ein Hochofen der Illinois Steel Company explo⸗ diert. Vier Tote und über 70 Schwerverletzte wurden unter den Trümmern mehrerer Werkhäuſer begraben. Man befürchtet, daß eine große Anzahl Schwerverletzter nicht wird am Leben erhalten werden können und daß auch noch unter den Trümmern Tote liegen. . Großes Unwetter in Amerika. Ein großes Un⸗ wetter brach über die Stadt Jowa im Staate Illinois herein. Durch das Unwetter, das drei Tage wütete, wurden zehn Perſonen getötet. Die Stadt Rockford wurde zum Teil zehn Fuß hoch überflutet. Außer zahlreichen Gebäuden, die einfach weggeſchwemmt wurden, wurde auch das Elektrizitäts⸗ und Waſſerwerk ſchwer beſchädigt. Viel Vieh ertrank in den plötzlich hereinbrechenden Fluten und auch Menſchenleben fielen ihnen zum Opfer oder wurden durch einſtürzende Gebäude getötet. Ar Ein Dutzend Flirts im Semeſter. Die Studentin⸗ nen der Univerſttät von Nord⸗Caroling haben eine ſtatt⸗ ſtiſche Rundfrage über ſich ergehen laſſen, die zu beant⸗ worten wohl den einzelnen nicht ganz leicht geweſen iſt. Die erſte Frage lautete nach der Zahl der Liebesaben⸗ teuer während des Semeſters. Ferner, wie oft verſucht worden ſei, ſie zu küſſen, wie oft ſie geküßt worden zei und wieviele Verſuche dieſem vorangegangen ſeien. Im allgemeinen zeigte ſich, daß das moderne junge Mädchen im Semeſter durchſchnittlich 10 bis 12 Liebesabenteuer zu beſtehen hat. In zwei Fällen von zehn endeten dieſe Aben⸗ teuer nach der Statiſtik mit Tätlichkeiten. Die Umfcage wurde im ganzen von 87 Prozent der Befragten befrie⸗ digend beantwortet. i Gorillas rauben Frauen. Eine ſpaniſche Militär⸗ expedition, die zur Zeit unter der Führung des Generals Prado die Grenzregulierung in Spaniſch⸗Guinea vor⸗ nimmt, berichtet von Rieſenbanden von Gorillas, die jen⸗ ſeits der Katarakte des Benitofluſſes bei Otocho mehrere Dörfer geplündert, Frauen weggeſchleppt haben und ſie in dichten Dſchungeln gefangen halten. Das Schreien der Gefangenen ſoll bis in die Dörfer zu hören ſein. Es wird mit Truppen gegen die Beſtien vorgegangen. a a Heftiger Sturm an der chineſiſchen Küſte. Wäh⸗ rend eines heftigen Sturmes ſcheiterten vier chileniſche Dampfer und wurden gänzlich zerſtört. Fünf Schlepp⸗ dampfer gingen unter, drei wurden ſchwer beſchädigt, mehrere leichtere Schiffe ſanken. Man befürchtet Ver⸗ luſte an Menſchenleben und enorme Schäden an der Küſte. i Die Schiffsglocke in der Kathedrale. An Bord des Ozeandampfers„Ohio“ der Royal Mail Steam Paket Company fand kürzlich in Boſton eine eigenartige Feierlichkeit ſtatt. Im Zuſammenhang mit der Feier des heiligen Jahres in Rom im Jahre 1925 machte die „Ohio“ zwei Fahrten nach Neapel, eine aus Boſton und eine aus Philadelphia, und auf dieſen Reiſen brachte das Schiff mehr als tauſend Pilger, unter denen ſich Kardinal O.Conell, Erzbiſchor von Boſton, beſand, nach Italien. Nach der Heimkehr äußerte der Kardinal den Wunſch, die Schiffsglocke als Erinnerung an dieſe Reiſe zu bekommen, einen Wunſch, den die Schiffs⸗ geſellſchaft ſich beeilte zu erfüllen. Nachdem eine paſſende Widmung auf der Glocke angebracht worden war, wurde dieſe dem Kardinal angeboten, der die Erklärung abgab. 1 ihr einen würdigen Platz in der Kathedrale geben. —...——— Kriege furchtbar verwüſtete Pfalz wieder einem wohl⸗ beſtellten Garten gleich. Bei einer Wanderung durch dieſe deutſchen Gaue be⸗ gegnet man hier und da auch den anderswo üblichen Hausinſchriften. Aber die Sprüche weiſen wie bei an⸗ deren deutſchen Stämmen meiſt nicht auf das Jenseits hin, ſondern der ſtolze Pfälzer hält ſich an das geſichertere Diesſeits. Aber ein tiefes Gemüt darf man trotzdem dem Pfälzer keineswegs abſprechen. Das verbietet ſchen ſeine Vorliebe für die Blumenwelt. Namentlich in den wohlhabenden Haardtdörfern geht man auf der Straße wie durch eine Ausſtellung prächtiger Topfblumen. Der Pfälzer liebt nicht das Einerlei. In maleriſcher Un⸗ ordnung ſtehen die Häuſer bald in regelloſen Gruppen, bald ſtädtiſch in Reihen, neben einem Erkerbau, eine niedrige Hütte. Die Weindörfer erkennt man ſofort an dem hohen Bogen des Hoftores, dem Triumphbogen für den hochbeladenen Erntewagen. Seine Reben zieht fte der Pfälzer am liebſten auch am Hauſe, wo ſie, auf tarken Pfählen ruhen, den ganzen Hof überſchatten. Im ſchlagfertigen Reden iſt der Pfälzer nicht minder groß als im ſchlagfertigen Führen von Hacke und Spa⸗ ten. Dadurch unterſcheidet er ſich vielleicht weſentlich von 5 den nachdenklicheren Schwaben. Auf jedes Wort muß ein Gegenwort fallen. Ein altes pfälzer Sprichwort jagt: „Beſſer, du ſagſt eine Dummheit. als du ſagſt gar nichts.“ Nähert ſich ein Fremder am Sonntag nachmittag oder abends einem pfälziſchen Wirtshaus, ſo gewinnt er leicht einen ganz eigentümlichen Eindruck. Aus dem Wirts⸗ haus ſchallt ihm häufig ein Wortgebraus entgegen, daß er meinen könnte, es gebe Mord und Todſchlag. Tritt er aber ein, ſo findet er eine Handvoll Leute beiſammen, die ſich zwar laut, aber ganz friedlich vom Wetter oder ihrer Wein⸗ und Tabaksernte unterhalten. Der Pfälzer iſt meiſt luſtig und guter Dinge, auch übt er gerne Gaſt⸗ freundſchaft, ſodaß der Reiſende, der die deutſche ſchöne Pfalz beſucht, durchaus auf ſeine Koſten kommt. Lokales und Allgemeines. i(Seckenheim, 16. Juni. Syypothek und Goldmarkkurs. Ueber die Zeit der Errechnung des Goldmarkbetrages für die Aufwertung einer hypothekariſch geſicherten Kaufpreisforderung hat das Oberſte Landesgericht München einen bemerkenswer⸗ ten Beſchluß gefaßt. Iſt auf Grund eines Grundſtückkauf⸗ vertrags in ſchriftlicher Form eine Auflaſſung erfolgt und iſt für die Kaufpreisforderung ganz oder z. T. eine Hypothek beſtellt worden, ſo iſt als Erwerbstag hinſicht⸗ der Hypothek der Tag der Eintragung, hinſichtlich der perſönlichen Forderung dagegen der Tag zugrundezulegen, an dem nach den Feſtſetzungen unter den Beteiligten der Uebergang des Eigentums als vollzogen gelten ſollte. 500 Klagen gegen die Reichsbahnverwaltung. Da die Rücküberführung etatsmäßiger Beamter in das Ar⸗ beiterverhältnis in Beamtenkreiſen als geſetzwidrig ange⸗ ſehen wird, hat die Fachgewerkſchaft deutſcher Eiſenbahn⸗ fahrbeamten und Anwärter in Berlin 500 neue Klagen gegen die Eiſenbahnverwaltung anhängig gemacht, da in erſter Linie ihre Mitglieder betroffen worden ſind. Wie die Beko(Beamtenkorreſpondenz) dazu noch von anderer Stelle erfährt, iſt mit der Einreichung ähnlicher Kla⸗ gen von anderen Organiſationen zu rechnen. Neue Söchſtſätze für die Gemeinde⸗Getränkeſteuer. Der Reichsfinanzminiſter hat mit Zuſtimmung des Reichs⸗ rates durch Verordnung vom 12. Jun: 1926 folgende neue Höchſtſätze für die Gemeinde⸗Getränkeſteuer beſtimmt: für einen Liter Traubenwein 0,03 M., für eine ganze Flaſche Traubenwein 0,06 M., für eine ganze Flaiche weinähnlichen Getränkes 0,05 M., für eine ganze Flaſche Schaumwein mit Ausnahme von Fruchtſchaumwein 0,75 M., für eine ganze Flaſche Fruchtſchaumwein 0,06 M., für einen Liter ſchaumweinähnlichen Getränkes 0,18 M. Dieſe Verordnung tritt am 1. Juli 1926 in Kraft. Keine Aeberbeſetzung der Züge. Die einzelnen Klaz⸗ ſenabteile der Reichsbahn werden in der Regel in der 3. Klaſſe mit acht Perſonen, in der 2. Klaſſe mit ſechs, in der J. Klaſſe mit vier beſetzt. In den Kriegsjahren und der Nachkriegszeit ergaben ſich Schwierigkeiten bei der Un⸗ terbringung der Reiſenden. Nachdem dieſe ſeit längerer Zeit nicht mehr aufgetreten ſind, iſt jetzt die Beſtimmung aufgehoben worden, daß bei ſtarkem Perſonenandrange die Abteile mit mehr Perſonen als der ſonſt üblichen Zahl zu beſetzen ſind. Sie ſoll nur noch in Ausnahmefällen bei U berkſllung der Züge durchgeführt werden. N Segen das Tragen von Ant⸗ formſtücken. Die Reichsregierung hat erneut Ver⸗ anlaſſung genommen, die Landesregierung darauf hin⸗ zuweiſen, daß es im Intereſſe der Wehrmacht unter allen Umſtänden notwendig ist, gegen das unbefugte Tragen von Militär⸗Aniformſtücken namentlich durch Mit⸗ glieder politiſcher Verbände einzuſchreiten. Die Unterſchiede zur Uniform der Wehrmacht ſind vielfach ſo gering, daß der gewöhnliche Bürger nicht in der Lage iſt, ſie zu erkennen. Wiederholt iſt dadurch in weiten Kreiſen zu Anrecht der Eindruck erweckt worden, daß ſich An⸗ gehörige der„Wehrmacht an Umzügen uſw. politiſcher Verbände beteiligen. Für die Anwendung des Paragraphen 360 Ziffer 8 St. G. B. iſt weſentlich, ob der Geſamt⸗ eindruck der Kleidung die Gefahr einer Verwechſelung bei Perſonen begründet, welche die einzelnen Beſtandteile der Uniform nicht genau kennen, und daß die Möglich⸗ keit einer Täuſchung des Publikums genügt. Dieſer Aus⸗ legung des Paragraphen 360 Ziffer 8 St. G. B. iſt das Arteil des Sächſiſchen Oberlandesgerichts in Dresden vom 14. Oktober 1925 beigetreten. Es dürfte daher angebracht ſein, wiederholt auf die Strafbarkeit des unbefugten Tragens von Uniform oder uniformähnlichen Stücken hinzuweiſen. i Die Sonne ſteigt immer höher und ſendet ihre ſengen⸗ den Strahlen auf die Erde, läßt die Zunge am Gaumen antrocknen und uns nach einem kühlen Trunke lechzen. Aber ach, je mehr wir trinken, deſto mehr Schweiß ver⸗ gießen wir. Im allgemeinen iſt es ratſam, an heißen Tagen möglichſt wenig zu trinken. Man wird daneben auch gut tun, die tägliche Nahrung ſo zu wählen, daß unſer Durſt⸗ gefühl nicht übermäßig geſteigert wird. Starkgewürzte Speiſen ſind möglichſt zu vermeiden, aber auch die Zufuhr von fetter Speiſe iſt möglichſt herabzuſetzen, weil das Fett bei ſeiner Zuſetzung im Körper reichlich Wärme er⸗ zeugt. Vor allen Dingen muß man ſich beim Trinken vor einem allzu raſchen Wechſel der Temperatur hüten, da man hierdurch die Magenſchleimhaut unter Umſtänden in bedenklichem Maße ſchädigen kann. Unſer Magen iſt gerade in der heißen Jahreszeit empfindlicher als ſonſt und ſchon verhältnismäßig geringe Vernachläſſigung der Diät zieht böſe Folgen nach ſich. Unſer Getränk im Sommer ſoll nicht übermäßig kalt ſein, und nicht genug kann vor dem haſtigen Hinunter⸗ ſtürzen eiskalter Getränke gewarnt werden. Man ſollte es ſich zum Grundſatz machen, vor dem Trinken ſtets erſt ein Stücchen Brot zu genießen. Eine andere Vorſichts⸗ maßregel beſteht darin, daß man zuerſt nur in ganz klei⸗ nen Portionen trinkt, nachdem man ſie im Munde etwas vorgewärmt hat und nach dem erſten und zweiten Schluck eine größere Pauſe macht. Bei dieſer Vorſicht ſchadet ein kühler Trunk nicht. Beſondere Vorſicht erheiſcht der Ge⸗ nuß des Speiſeeiſes, das durſtigen Leckermäulern wegen ſeines Wohlgeſchmackes doppelt willkommen iſt. Die nie⸗ dere Temperatur des Gefrorenen übt einen ſchädlichen Einfluß au die Zähne und die Schleimhaut des Magens aus, wenn es zu haſtig genoſſen wird. Wie bei kalten Ge⸗ tränken, ſol! man das Gefrorene deshalb nur ganz lang⸗ ſam in kleinen Portionen und ſtets ſo genießen, daß es mit den Zähnen nicht in Berührung kommt. Die beſte Er⸗ friſchung im Sommer iſt das Waſſer, das durch ſeine wun⸗ derbaren Wirkungen, wie kalte Bäder und Duſchen, all⸗ ſeitig geſchätzt wird— als Getränk iſt das Waſſer nicht nach jedermanns Geſchmack. Aber die Geſchmäcke ſind ver⸗ ſchieden. Der eine kennt nichts beſſeres als einen Trunk friſchen Waſſers, der andere fürchtet ſich vor den„Läuſen“, die er mit dem Waſſer in den Magen bringt. Man kann aber dem Waſſer einen anderen Geſchmack geben und zugleich ſeine durſtlöſchende Wirkung erhöhen. Etwas Zitronenſaft oder Eſſig mit Zucker haben vielleicht noch eine beſſere Wirkung als das reine Waſſer. Im Uebermaß genoſſen, können dieſe Getränke allerdings durch ſtarke Säurebildung im Magen zu Verdauungsſtörungen führen. Zweckmäßig iſt daher ein Zuſatz von doppelſaurem Natron in das eingezuckerte Eſſigwaſſer, die einfachſte und billigſte Methode, eine Brauſelimonade zu bereiten. Ein altbekanntes und wirklich empfehlenswertes Getränk, das nicht nur den Durſt vorzüglich löſcht, ſondern auch er⸗ friſchend und belebend wirkt, iſt der kalte Kaffee. Die gleiche Wirkung hat der kalte Tee. Für die Reiſe ſollte man ſich ſtets mit etwas kaltem Kaffee oder Tee verſehen, dann braucht man nicht auf jeder größeren Station den Magen mit den verſchiedenſten Bierſorten vollzupumpen 1 geht dem oft darauf folgenden Unwohlſein aus dem ege. 8 Wetterbericht der Karlsruher Landeswetterwarte vom 15. Juni. Die Temperatur ſteigt nur langſam. Geſtern mittag betrug ſie 19,5 Grad, heute morgen 13,2 Grad. Vorausſichtliche Witterung: Am Donnerstag: Ziemlich heiter, meiſt trocken, etwas wärmere Tagestemperatur.— Am Freitag: Sen und warm. Qbſt und Gemüſe als Heilmittel. Von Dr. med. E. Mosbacher. 0 Die Zeit des friſchen Obſtes und des jungen Gemüſes iſt gekommen; bald werden auf keinem Tiſche, ob reich ob arm, dieſe herrlichen Gaben der Mutter Natur fehlen. And doch iſt es in weiten Kreiſen immer noch nicht genügend bekannt, daß dem Obſt und Gemüſe ausgeſprochene Heil⸗ kräfte innewohnen, deren ſich jetzt auch die Aerzte in ſtändig ſteigendem Maße bedienen. Obſt und Gemüſe be⸗ ſitzen nämlich beide einen verhältnismäßig geringen Nähr⸗ wert, ſie ſind arm an Kalorien, ganz beſonders ermangeln ſie des Eiweißes und des Fettes.— Reine Obſt⸗ und Ge⸗ müſekuren— daß heißt mit Ausnahme gekochter Hülſen⸗ früchte ſowie der Nüſſe, Feigen und Datteln, ſtellen, wie vor einiger Zeit Profeſſor Determann⸗Wiesbaden in einer mediziniſchen Fachzeitſchrift ausführte, alſo eine Art Hun⸗ gerkuren dar. Um jedoch die Bedeutung der Obſt⸗ und Gemüſekuren würdigen zu können, müßte die Frage geklärt werden: ſind nicht Hunger und Unterernährung für den Körper überhaupt ſchädlich? Die Wiſſenſchaft vermag auf Grund von Forſchungen an Hungerkünſtlern, Winterſchlaf⸗ . und ſonſtigen Tierexperimenten eine Antwort zu geben. Es hat ſich gezeigt, daß in der erſten Zeit des Hungers die Zellen ihren Beſtand an lebenswichtigen Teilen höchſt zähe feſthalten, während der Verbrauch entbehrlicher Stoffe nur wenig eingeſchränkt wird und ſo allmählich zu ihrem Schwunde führt. Beim Geſunden iſt Hunger bis zu 20 Tagen ſtets, bei Kranken meiſt, praktiſch ungefährlich. Bei den Gemüße⸗ und Opſtruren, die alſo auch eine Form der Anterernährung darſtellen, wird durch das Vorhandenſein von Zuckerſtoffen(Kohlehydrate) der Eiweißbeſtand des Körpers geſchützt, ſodaß ſich im weſentlichen nur an den Fett⸗ und Kohlehydratbeſtänden des Organismus die Folgen der Hungerkur bemerkbar machen. Es bedarf einer vorzüglichen Küchentechnik, Anpaſſung an die Geſchmacksrichtung, an die Darmbeſchaffenheit und an das Abwechſelungsbedürfnis, um ſolche Kuren längere Zeit über durchführen zu können. Am beſten beginnt man damit, daß man reine Obſt⸗ und Gemüſetage in die gewöhn⸗ liche Koſt einſchaltet. Aber auch ſpäterhin können gelegent⸗ lich Zulagen von einem halben Ei, einem Stück Schinken, einem kleinen Glaſe Wein, von etwas Zucker unbedenklich geſtattet werden. Durch Fleiſchbrühe und Gewürze(Peter⸗ ſilie, Lauch uſw.) iſt für Abwechſelung zu ſorgen. Bei welchen Krankheitszuſtänden ſind nun Obſt⸗ und Gemüſekuren am Platze? Hier wären zunächſt zu nennen: FJettſucht, Ueberlaſtung des Herzens mit Waſſeranſamm⸗ lungen und ſonſtigen Stauungserſcheinungen im Körper; weiterhin ſind bei Zuckerkrankheit Gemüſe⸗ und Fettage üblich, unter Hinzufügung geringer Obſtmengen. Auch bei chroniſchen Nierenkrankheiten, bei hohem Blutdruck zeitigen Gemüſe⸗ und Obſtkuren ausgezeichnete Erfolge: Gewiſſe Formen der Migräne, chroniſche Darmſtörungen wie Ver⸗ ſtopfung uſw. bilden ein dankbares Anwendungsgebiet für die Heilkräfte des Obſtes und der Gemüſe. Während bei dieſen Krankheiten die Heilwirkung der Obſt⸗ und Gemüſe⸗ kuren unbeſtritten iſt, bleibt ihr günſtiger Einfluß bei Hautkrankheiten, Nervenleiden uſw. noch zweifelhaft. Im⸗ merhin wird man in gewiſſen Fällen auch hier eine Obſt⸗ und Gemüſekur verſuchen können. Es iſt mit Sicherheit anzunehmen, daß die Zahl der Erkrankungen für die Obſt⸗ und Gemüſekuren in Frage kommen, im Laufe der Zeit noch erheblich ſteſgen wird. Geſchäftliche Mitteilungen. Das Herdſcheuern iſt eine ſchwierige und meiſt nicht gern geübte Beſchäftigung.„Um dieſe tägliche notwendige Arbeit leicht und mühelos zu bewältigen, nimmt man das bekannte Putz⸗ und Scheuermittel Ata zu Hilfe und hat in überraſchend kurzer Zeit eine blanke Herdplatte. ö Redaktion, Druck und Verlag: G. Zimmermann Ww., Inh. G. Härdle, Seckenheim a. N. folgt feſtgeſetzt: 2. Aebung am Sonntag, den 11. Juli 1926 3. Uebung am Sonntag, den 8. Auguſt 1926 7 Ahr am Spritzenhaus zu ſammeln. An⸗ entſchuldigtes Ausbleiben wird beſtraft. borenen jungen Männer aufgenommen. Dieſelbe Bekanntmachungen der Gemeinde Gechenheim. bannen ut ee kenenen Pfl. Eronineroin Zoatengeim mannſchaft für das Jahr 1926 wurden wie 1. Uebung am Sonntag, den 20. Juni 1926 Aebung am Sonntag, den 29. Auguſt 1926 Die Mannſchaft hat ſich jeweils vormittags 2. In die Hilfs⸗ bezw. Löſchmannſchaftsliſte rden alle in den Jahren 1904 und 1905 ge⸗ A= rhalten noch Uebungspläne zugeſtellt. Seckenheim, den 16. Juni 1926. Der Bürgermeiſter: wird erinnert. Annahme von Spareinlagen mit höchster Verzinsung. Diskontierung und Einzug von Wechseln. An- und Verkauf von Wertpapieren. Umwechslung fremder Geldsorten, Beschaffung von Devisen. Zur monatlichen Zahlung der Goldmark- Geschäftsanteile Liedertafel Seckenheim. Heule Abend ½9 Uar Der Vorstand. grüne Stachelbeeren zu verkaufen. Karl Theurer Hildaſtraße 69. e eee eingeiragene denoſzonſchalt mit unboſchrüntler Baunn. F obe. 5 0 5 Der Kreditverein besorgt alle im Bankfach vorkommenden n 8 Geschäfte, wie: Schöne Ir Jalngeil⸗ 1. Gewährung von Kredit in laufender Rechnung an Mitglieder N 1 Führung laufender Rechnungen ohne Kreditgewährung füt Einmachkirſchen g f 5 jedermann mit Ueberweisungs- und Scheckverkehr. 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