Neckar⸗Bote Samstag, den 19. Juni 1926(2. Blatt). 0 1 4 79 Das franzöſiſche Militaͤr im Saargebiet. 'Von maßgebender, gut unterrichteter Seite wird uns geſchrieben: Programmäßig ſollte ſich der Völkerbundsrat auf ſeiner derzeitigen Tagung u. a. auch mit der Frage der„Freiheit der Transporte und des Durchgangsverkehrs auf den Eiſen⸗ bahnen des Saargebietes“ beſchäftigen. Die Angelegenheit iſt auf die Septembertagung verſchoben worden, weil dem zölkerbundsrat zu dieſer Frage drei Vorſchläge vorlagen, die aus der fünfköpfigen Saarregierungskommiſſion ſtamm⸗ ten und in ihrem materiellen Inhalt ſtark voneinander abweichen. Der Völkerbundsrat hatte in ſeiner Tagung vom 18. März einem Plan zur ſtaffelweiſen Zurückziehung der franzöſiſchen Truppen aus dem Saargebiet unter der Bedingung zugeſtimmt, daß vor Beendigung der Zurück⸗ Fedge dieſer Truppen ſich die Saarregierung über die rage der Sicherſtellung der Freiheit der Transporte und des Durchgangsverkehrs auf den Eiſenbahnen des Saar⸗ gebietes Klarheit verſchafft habe. Der Völkerbund glaubte ſelbſt eine Löſung andeuten zu ſollen, indem er die Ein⸗ ſetzung einer Eiſenbahnkommiſſion anregte, die der Regie⸗ rungskommiſſion unterſtellt ſein ſollte. Es iſt feſtzuſtellen, daß dieſer Beſchluß des Völkerbundsrates keinerlei Grund⸗ lage in den Beſtimmungen des Saarſtatuts findet, da dort mit keinem Wort davon die Rede iſt, daß die Saareiſen⸗ bahnen etwa als ſtrategiſche Eiſenbahnlinien für die fran⸗ zöſiſche Beſatzungsarmee in Frage kommen. Die Regierungskommiſſion des Saargebietes hat auf Grund des Beſchluſſes des Völkerbundsrates dieſem drei verſchiedene Vorſchläge unterbreitet. Der erſte geht von dem franzöſiſchen, belgiſchen und tſchechiſchen Mitglied der Negierungskommiſſion aus und ſieht die Schaffung einer rein militäriſchen Organiſation, be⸗ ſtehend aus einer Eiſenbahnkommiſſion mit Hilfstruppen, vor. Die Zahl der Truppen wird unter Abſtellung auf den äußerſten Fall, den eines Generalſtreiks, auf 3000 Mann berechnet, ohne hierbei das Hilfsperſonal zu berück⸗ ſichtigen. Für den erſten Bedarf werden im äußerſten Fall wei Bataillone für ausreichend erklärt, die im Saargebiet ſtationtert und auf verſchiedene Ortſchaften verteilt werden ſollen. In dieſem Vorſchlag wird jedoch zum Ausdruck gebracht, daß dieſe Bahnſchutztruppen keinen Einfluß haben dürfen auf die Heranziehung weiterer fremder Truppen, r die Regierungskommiſſion dieſe im Falle von Unruhen ür notwendig halten ſollte. 2. Der Präſident der Regierungskommiſſion, das kanadiſche Mitglied Stephens, lehnt dieſen Vorſchlag mit dem Hinweis ab, daß die Anweſenheit von Truppen im Saargebiet unvereinbar mit dem Wortlaut und dem Geiſt des Verſailler Vertrages 55 Er ſtehe weiter im Widerſpruch mit einem früheren eſchlu . Regierungskommiſſion ſelbſt, die darin erklärt atte, 5 iſenbahnen, 1 55 Truppen aufrecht erhalten werden könne, wenn ſie gegebenenfalls Truppen von auswärts herein⸗ ziehen würde. Präſident Stephens ſchlägt aus dieſem Grunde die Errichtung einer der Regierungskommiſſion 5 unterſtellenden Eiſenbahnkommiſſion vor, der für den otfall Truppen zur Verfügung geſtellt werd 1 aber in Garniſonen außerhalb des Saargebietes unter⸗ ubringen wären. 1 0 0 Des dritte Vorſchlag ging von dem ſaarländiſchen Mit⸗ glied der Regierungskommiſſion, Herrn Co ß mann, aus. Er lehnt den franzöſiſch⸗belgiſch⸗tſchechiſchen Vorſchlag als vertragswidrig mit Entſchiedenheit ab und erklärt, die Regierungskommiſſion müſſe die ihr obliegende Aufgabe der Sicherung des Eiſenbahnverkehrs ſelbſt aus⸗ üben. Fremde Truppen,; deren Befehlshaber gege⸗ benenfalls doch nach eigenem Gutdünken handeln würden, dürften nicht zur Verwendung kommen. In den weiteren Ausführungen Coßmanns wird darauf hingewieſen, daß durch den Mehrheitsvorſchlag der Regie⸗ rungskommiſſtion die zahlreichen früheren Beſchlüſſe des Völkerbundsrates über die Zurückziehung der fremden Truppen aus dem Saargebiet illuſoriſch gemacht würden. Der Vorſchlag Coßmanns geht dahin, die Bildung einer ivilen Eiſenbahnkommiſſion und einer techniſchen Nothilfe nach dem Vorbild Deutſchlands und Englands vorzunehmen. Die Eiſenbahnkommiſſion ſoll ausſchließlich der Regierungskommiſſion unterſtehen und militäriſche Eiſenbahnſachverſtändige nur dann zugeteilt erhalten, wenn ſolche im Lande ſelbſt nicht zu finden ſein ſollten.. Es iſt nicht verwunderlich, daß der Bericht der Regie⸗ rungskommiſſton zu der Frage des ſogenannten Bahnſchutzes mit den drei verſchiedenen Vorſchlägen in deutſchen poli⸗ tiſchen wie auch in Völkerbundskreiſen lebhafte Ueber⸗ raſchung hervorgerufen hat. Der Vorſchlag der fran⸗ zöſiſch⸗belgiſch⸗iſchechiſchen Mehrheit in der Regierungskom⸗ miſſion ſucht dem Ratsbeſchluß vom 18. März eine rein militäriſche Auslegung zu geben. Eine ſolche Auslegung widerſpricht nicht nur den klaren Beſtimmungen des Saar⸗ ſtatuts, die jeglichen Heeresdienſt im Saargebiet verbieten und den früheren Beſchlüſſen des Völkerbundsrates über die Zurückziehung der franzöſiſchen Saartruppen, ſie ſteht auch im Widerspruch mit dem Geiſt, der alle politiſchen, wirtſchaftlichen und vertraglichen Beziehungen der Länder untereinander nach Locarno beherrſchen ſoll. Letzten Endes läuft der Vorſchlag der Mehrheit der Regierungskommiſſion darauf hinaus, dieſe Räumung nach mehr als ſechsjähriger Verzögerung abermals hinauszuſchieben. Der Vorſchlag berückſichtigt im übrigen nur franzöſiſche Inter⸗ eſſen, ohne auf die Intereſſen der Bevölkerung und auf die vertraglichen Beſtimmungen Rückſicht zu nehmen. Bei dem Vorſchlag der franzöſiſch⸗belgiſch⸗tſchechiſchen Mehrheit in der Regierungskommiſſion iſt aber weiterhin von beſonderer Bedeutung, daß er die Benutzung des Saargebietes für militäriſche Durchgangstransporte als etwas ſelbſtverſtändliches betrachtet. Solange die ver⸗ tragswidrige Anweſenheit franzöſiſcher Truppen im Saargebiet dauert, fällt dieſe Frage zuſammen mit der der Zurückziehung dieſer Truppen. Sind aber in dieſer Beziehung endlich vertragsmäßige dann bildet das Durchzugsrecht für 07755 Truppen eine neue Frage, die nicht ohne eteiligung Deutſchlands geregelt werden darf. Der Verſailler Vertrag ſieht ein ſolches Durchzugsrecht nicht vor, und da Deutſchland auf die Ausübung ſeiner Rechte im Saar⸗ gebiet nur e verzichtet hat, als es im ic, vaß erwähnt iſt, ſo erſcheint es als ſelbſtverſtändlich, da Deutſchland gegen ein von 0 gefordertes . durch das Saargebiet unter allen Amſtänden Einſpruch erheben würde. ß die Ordnung im Saargebiet, auch auf den en ſollen, die Kreuz und Quer. Unter dem Zeichen von Puderquaſte und Lippenſtift.— Wenn alte Verordnungen wieder lebendig werden.— Ehekitt und Autokritik.— Lebenslängliche Dankbarkeit.— Bewegliche Liebe. „Wenn unſere nachfolgende Generation wird darangehen müſſen, die Geſchichte unſerer Gegenwart genau zu kenn⸗ zeichnen, ſo werden die Hiſtoriker vielleicht in Verlegenheit kommen, welchen Namen ſie unſerem Zeitalter geben ſollen. Möglich iſt, daß ſie dabei auf die Idee kommen, als Wahr⸗ zeichen unſerer Epoche Puderquaſte und Lippenſtift zu be⸗ zeichnen, denn dieſe beiden Inſtrumente ſind heute alltäg⸗ lich, ſo unbedingt„notwendig“, daß man ſie aus verſchie⸗ denen Kreiſen gar nicht mehr wegdenken kann. Eine große Anzahl unſerer modernen Vertreterinnen des anmutigen ſchwachen Geſchlechts können ohne dieſe Dinge ſcheinbar gar nicht mehr leben. Welch ungeheuren Schrecken mag es deshalb in Frankreich ausgelöſt haben, als dort eine Zeit⸗ ſchrift eine geradezu beängſtigende Nachricht veröffentlichte. Ein Geſchichtskenner hat im franzöſiſchen Recht eine Ver⸗ ordnung aus dem Jahre 1770 aufgefunden, die leicht ge⸗ eignet ſein kann, das Glück vieler franzöſiſcher Ehen zu zerſtören, zumal, da dieſe Verordnung nicht aufgehoben, ſondern nur vergeſſen worden iſt. Folgendes hatte damals der Geſetzgeber beſtimmt:„Ein jedes Weib, das einen männlichen Untertan ſeiner Majeſtät in die Bande der Ehe verſtrickt, indem es mit rot oder weiß ſein Geſicht verſchönt oder durch Wohlgerüche, Eſſenzen, künſtliche Zähne, Wattierungen, Korſettſtangen, Reifen unter den Röcken, erhöhte Abſätze und falſche Hüften ſich ein anderes Ausſehen gibt, als es von Natur beſitzt, ſoll wegen Irre⸗ führung unter Anklage geſtellt werden. Die auf ſolche Art erſchlichene Ehe wird für null und nichtig erklärt.“ Man ſieht, der Herr Geſetzesmacher aus dem achtzehnten Jahr⸗ hundert war auf der Höhe und wußte über alle Schliche recht gut Beſcheid, ſodaß man faſt verſucht ſein möchte, ihn als einen alterfahrenen, beziehungsweiſe altenttäuſchten Don Juan zu betrachten. Nun, wie es auch ſei, jedenfalls würden nahezu ſämtliche franzöſiſchen Ehefrauen heute vor Gericht erſcheinen müſſen und mancher Ehemann würde ſich eins ins Fäuſtchen lachen, denn es gibt viele, die be⸗ haupten, man hätte ſie unter Vorſpiegelung falſcher Tat⸗ ſachen in das Ehejoch geſpannt, aus dem ſelbſt heute, trotz der Scheidungsflut, nur ſchwer herauszukommen iſt. Es iſt aber kaum zu erwarten, daß dieſe alte Verordnung wieder in Kraft geſetzt werden wird, denn allein die franzöſiſche Induſtrie, die ſeit jeher ſich auf ſolche verſchönernden Atrap⸗ pen verlegt hatte, würde einen beſonders ſchweren Schlag dadurch erleiden, ſodaß der Franken noch mehr in Seenot geriete. Und andrerſeits, die modernen Frauen ſind nun nicht mehr ſo ergebungsvoll, ſie würden heute einen heftigen Krieg gegen die Verordnung entfeſſeln und als allerletztes Mittel würden ſie ſchadenfroh darauf hinweiſen, daß manche Männer auch nicht ganz frei ſind von dem„Verſchönerungs⸗ laſter“ und viele ſogar unter einem eleganten, pickſauberen Anzug einen wahren Ritter von der traurigen Geſtalt verbergen. Der Ehekitt iſt heute im allgemeinen nicht mehr ſo gut und dauerhaft, als er es früher war und das liegt wohl in der Hauptſache daran, daß man ſich daran gewöhnt hat, tur davon zu reden, was man beanſpruchen darf, dürfte oder könnte und viel ſeltener danach fragt, was der andere Teil verlangen darf. Nur ein weniges braucht uns gegen den Strich zu gehen, dann ſind wir ſchon beleidigt, empört, entrüſtet und etliche ſchreien gleich nach dem Scheidungs⸗ richter. Amerika iſt das klaſſiſche Land der Eheſcheidungen. Näch außen hin gibt es ſich zwär außerordentlich moraliſch, indem es einer geſchiedenen Frau den Eintritt in das Land verwehrt und die vornehme Geſellſchaft einen geſchiedenen Mann, beſonders wenn er aus Europa gekommen iſt, mit einer unverkennbaren Acht beſtraft. Aber dies iſt nur für die Wirkung nach außen hin berechnet, im Innern funkt und blitzt der Scheidungsrummel munter fort. Die Gründe dazu ſind ſchnell bei der Hand und zudem ſind die amerika⸗ niſchen Rechtsanwälte ſelten verlegen. So konnte es jüngſt ein amerikaniſcher Ehemann nicht ertragen, daß ſeine Ehe⸗ frau vom Rückſitz aus ſeine automobiliſtiſchen Fähigkeiten ohne Unterlaß kritiſierte. Unangenehm war das ſchon, aber die zwei konnten ſich nicht einigen. Alſo machten ſie ſich auf zum Gericht. Hier war man erſt ſehr verwundert, eine Ehe nur wegen dieſer Autokritik ſcheiden zu müſſen und man lehnte es rundweg ab, beſonders, da ſonſt keine Beſchwerden vorgebracht werden konnten. Wenn einmal ein Prozeß begonnen hat, dann geht er gewöhnlich auch weiter, entweder bis kein Geld mehr da iſt oder bis einer der Gegner niedergeſtreckt worden iſt. So ging man auch hier in die Reviſionsinſtanz und hatte Glück, die Scheidung wurde ausgeſprochen, weil die Frau ihren Gatten beim Autofahren kritiſierte. a 1 g Wenn Schiller warnt, daß ſich erſt prüfen ſoll, was ſich auf ewig bindet, ſo tat er damit ſehr recht und viele, die ſeine Lehre gebührend berückſichtigten, ſind ihm lebens⸗ länglich beſonders dankbar geblieben. Vielleicht erfüllt den jungen Engländer, der kürzlich ganz verzweifelt über ſeinen Liebeskummer in Athen mit Selbſtmordgedanken umherlief, auch einmal die Freude, eine gefährliche Klippe umſchifft zu haben und er dankt ſeinem Geſchick für die glückliche Rettung. Sein Erlebnis oder vielmehr, wie ihm ſein Schickſal mitſpielte war in den Begleitumſtänden nicht all⸗ täglich. In Palermo hatte er eine ſchwarzäugige, blendend ſchöne Italienerin kennen gelernt, in die er ſich auf der Stelle verliebte. Da ſeine Gefühle mit ſüdländiſcher Hef⸗ tigkeit erwiedert wurden, konnte die Verlobung bald zu⸗ ſtande kommen und der Heiratstermin ſchnell feſtgeſetzt werden. Das Glück ſchüttete ſeine Füllhörner in überreichem Maße auf das junge Brautpaar aus, das deshalb in eitel Wonne und Seligkeit ſchwamm. Aber ach, nicht ungeſtraft genießt der Menſch das Glück. Es kam ein Tag, da der junge Mann nach Saloniki verreiſen mußte. Seine über⸗ große Sehnſucht veranlaßte ihn aber, ſeine Braut zu bitten, ihn, an einem beſtimmten Tage zur beſtimmten Stunde in Athen auf dem Bahnhof zu erwarten. Rechtzeitig, wie es ſich gehört, traf die Braut auch in Athen ein, aber der Zug kam nicht. Ein ungeheurer Schwarm von Heuſchrecken hatte den Zug auf der Strecke um drei Stunden aufgehalten. Was ſollte die junge Dame anders machen in der fremden Stadt, ſie ſetzte ſich in ein Kaffeehaus und erwartete dort die Ankunftszeit des Geliebten. Alles war ſonſt in Ord⸗ nung, aber da nahte ſich ſchon das Geſchick. Es war ein eleganter und zudem intereſſanter Herr in der Nähe, der mit ſchwarzſtrahlenden Glutaugen das hold errötende Mäd⸗ chen betrachtete. Wie das manchmal zu gehen pflegt, flog ein Auge hin und das andere her, bald rückten ſie näher und kurz darauf waren ſie bereits in einem ganz angeneh⸗ men Geſpräch, das ſich bald in ein Tete a Tete verwan⸗ delte. Erſchreckt bemerkte plötzlich die junge Dame, daß der Zug nun bald einlaufen müſſe, aber ihre Liebe war erloſchen um dem neuen Mann lichterloh entgegenzubren⸗ nen. Kurzer Hand ſchrieb ſie einen Abſchiedsbrief, mit dem ein Dienſtmann den unglücklichen Verlobten am Bahnhof überraſchte. Aus, alles aus.... aber er hat es doch ge⸗ tragen, aber fragt ihn nur nicht wie— 1 Zuſtände hergeſtellt, Palaft⸗Thedler um Nalßaus Das große Doppelprogramm vom 18. bis 20. Juni: Rampf von Ferner: „Die Piraten von Moulin Rouge“. hochdramatischer Wirkung. i 6 Akte Eine abenteuerliche Geschichte aus dem Perjser Apachenleben. 6 Akte. Anfang allabendlich 9 Uhr. Drußl-Malrahen in jeder Art und Größe kaufen Sie gut und billig bei W. Schmitthäuſer, Seckenheim, Roſenſtraße 25. Gaggenauer Casherde backen wunderbar! Ich Kerm Ihmen dehler ru Verkaufsstelle: Johann& Würthwein, Seckenheim. Bequeme Teilzahlungen. Wir liefern: Schlaf-, Speise- u. Herrenzimmer Küchen, komplette Betten Einzel- u. Polstermöbel 5 in nur guten Qualitäten. Riesige Auswahl. Herabgesetzte Preise. J. öabwalbach ööhne. Mannpelm B 7, 4 Möbelgroßlager Tel. 6505 zwischen B 6 und 8 7 C... KK leh empfehle mein Lager in: Bürsten, Besen. 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Dabei ſind die Parteien, aus deren Wahlparolen J. ihre Stellung zum Volksent⸗ ſcheid klar erkennen läßt, bereits zuſammengefaßt. Dadurch iſt es möglich, dieſe Ziffern vom Dezember 1924 mit den Abſtimmungsziffern des 20. Juni in Vergleich zu ſtellen bzw. aus 1 5 zu erkennen, in welchem Umfange die f f N einzelnen Parteien der Parteiparole gefolgt ſind. Kinder, die nicht! des Lebens Not kennen. 0 In dieſer Tabelle iſt die Zahl der Wahlberechtigten nach dem Stand vom Dezember 1924 mit 38 952 645 an⸗ 3 die Poeſie des Erdenwallens in ihrer früßeſten gegeben. Die Präſidentenwahlen zeigten, daß dieſe Zahlen ſich in verhältnismäßig ſchnell auſſteigender Linie be⸗ Zeit voll und kriſtallen genießen. Um ihr junges Leben 1 ſo daß im zweiten Wahlgang der Präſidentenwahl bereits 39 414 316 Wahlberechtigte zu verzeichnen waren. weht ein feiner Duft und ein Hauch reinſter Atmoſphäre. uf Grund di T k 1915 dhe Dreimal glücklich ſind ſie zu nennen, während die Welt e n ann damit gerechnet werden, daß am Sonntag rund 40,8 Millionen Perſonen abſtim⸗ Die junge Seele entfaltet ſich im Reiche der Phantaſie und der Märchenwelt, fern alle Wirklichkeit und Tatſachen. Dieſe Phanſie muß rein gehalten werden und von kranken Bazillen befreit bleiben. keinen größeren Schmerz ihr eigen nennt, als wenn ihre ärmſten Kleinen die bittere Not auszukoſten haben. Iſt ein Kind, das nur von Himmel, Sternen, Glück Vergleichsziffern vom 7. Dezember 1924: Andere ſchnupfen im Kindergehirn und wieſelartig durch die Wälder und Felder raſen; wie luſtig leben dieſe Leute ih Daſein. Haben ſie denn Sorgen und Steuerſchmerzen? Uält ſie Politik oder ſonſt eine menſchliche Krankheit? Es ſind gute Weſen, während die Rieſen gar nicht ſo nette Flemente ſind. Dieſe Ungeheuer mit übermenſchlichen Beinen, Schuhen, Röcken werden insgeſamt gefürchtet. Die Kinder ſehen ſie groß bis zur Wolkenhöhe, und ihr Gang iſt das Temvo eines D⸗Zuges, der eilig durch die Landſchaft fliegt. Wie der echte Tichter, der ausgewachſene, große, ſeine Geſtalten ſich bildet und ſie vor ſich ſieht, ſo ſieht auch der phantaſiebegabte Junge oder das Mädchen alles ſelbſt Erfundene und Gefundene vor ſich mit dem Auge eines ſchaffenden Poeten. Mögen auch die Umriſſe der Geſtalten bei dem kleinen Volke nicht immer klar hervortreten und verſchwommen auftreten, das Kind hat Plaſtik und liebt mehr noch als der große Kollege, der Dichterkollege, alles in Geſtalt zu ſehen, konkret, nicht abſtrakt. Welche Menge Kinder dichtet in dieſer oder jener, wenn auch oft grauſamen Weiſe. Klingklang der Verſe, Wohlklang der Reime erfreut die Kinder mehr als kalte Proſa, und wieviele Reimſchmiede gibt es in dieſem Alter unter uns, und wieviele ſetzen uns in Erſtaunen und wie⸗ viel glückliche Väter ahnen Wunderkinder, wenn der Junge frei nach Heine oder Dehmel dichtet. Tritt der Ernſt der„oberen Schulklaſſen“ an unſeren Nachwuchs heran und ſpäter dieſe häßliche, ſo unerwünſchte Realiſtik des Lebens, dann verfliegt dieſer poetiſch⸗kindliche Freudentauſch, und die Proſa tritt in Kraft.— Die ſich aber nicht von Phantaſie und Poeſie zu trennen vermögen, die eben das Kainszeichen auf der Stirne ſchon tragen, ſetzen dies Spiel fort und müſſen in Gottes Namen als Dichter in der ſonſt poeſieverlaſſenen Welt, als Herven und Märtyrer umberlaufen — 22 Das Ei ais Nahrungymittel. Eier bilden, wie allgemein bekannt iſt, eines der her⸗ vorragendſten Nahrungsmittel für Geſunde und Kranke, und in der heutigen Zeit, wo faſt alle Lebensmittel teuer ſind, verdienen ſie wegen ihres Nährwertes beſondere Beachtung. Wenn auch ihr Preis im Vergleiche zu der Vorkriegszeit jetzt ſehr hoch iſt, ſo ſind ſie doch, wenn man dabei in erſter Linie auch die Nährſtoffe berückſichtigt, noch billig und wegen des beſonderen Wohlgeſchmacks ſtets gern auf der Tafel geſehen. Daß dabei nur von friſchgelegten Eiern, die man faſt überall als„Trinkeier“ bezeichnet, die Rede ſein kann, iſt ſelbſtverſtändlich. Man braucht durchaus keinen übertrie⸗ ben feinen Gaumen zu haben, um im Geſchmack ein altes Ei von einem friſchen zu unterſcheiden. Um im voraus zu erkennen, ob ein Ei friſch iſt, hält man es nach einer alten Vorſchrift gegen das Licht. Friſchgelegte Eier ſind hell durchſcheinend und zeigen nur eine ſehr kleine Luft⸗ blaſe an der Spitze. Je größer die Blaſe iſt und je trüber die Eier erſcheinen, um ſo älter ſind ſie. Ganz undurchſich⸗ tige Eier ſind ſicherlich ungeeignet zur Nahrung. Biswei⸗ len verbergen ſich unter der Marke„Trinkeier“ auch min⸗ derwertige Erzeugniſſe und es gibt Händler, die keine Be⸗ 1 10 4 alte ausländiſche Eier als„Trinkeier“ zu ver 5 Trinkeier! Iſt es denn wirklich empfehlenswert, ſo viele rohe Eier auszutrinken? Unſere moderne, von hygie⸗ niſchen Vorſtellungen beeinflußte Geſchmacksrichtung weiſt uns im allgemeinen gerade darauf hin, die Speiſen in be⸗ ſonderer Weiſe zuzubereiten, ſie zo kochen, zu braten. Ins⸗ beſondere das Eiweiß gerinnt beim Kochen und wird da⸗ durch leichter verdaulich. Trotzdem findet man die Sitte. 8 5 0 Schulen aus. Insgeſamt 38 952 6. 0 g 2 1. 5 g Stimm⸗ Wahl⸗ Enteignungs⸗ Demo⸗ g Rechts⸗ 106) endend Bibi en ich in dice leiter get 1 en F ö e 9 1. ö 8 891 5 9 5 e eee e 1 Ahe, ig, gu 2. Berlin 1455 2% 14470 589% 115% 4 88 88 20801 lande getragen, die wir Großen nie zu ſehen bekommen 3. Potsdam II 1170 001 921 077 348 597 114 342 31 789 390 373 28 074 deren Tunſtkreis wir mit ſchönſtem, geistigem Auge 19 4. Potsdam! 1153 041 920 398 385 044 56 770 22 525 425 312 18 366 mehr zu ſchauen vermögen. Die kraſſe Wirklichkeit legt. Pon a. O. 1195 391 15 8 270 7 5 5 175 8 27 1 5 55 0 ſchwere, dunkle Schleier auf die ſtarkgeſtutten Flügel von J. Brarlann. 3 5 1182 930 979 372 336 359 43 95 1 uns 3%% 8. Liegnitz. 759 155 623 593 221 859 40 104 54 815 266 887 22 400 9 5 5 5 et ſich die 5 1 15 1 85 9. Oppeln 786 507 549 933 102 626 12 086 221 550 149 512 54 950 2 gibt 5 das 8 1 5 e. 28 0 10. Magdeburg 1062 560 907 418 398 106 62 264 17 02⁴ 406 284 13 140 weſen ſin verſchieden von 755 verſchiedenen Kindern ge⸗ 11. Merſeburg 884 099 735 566 298 695 49 700 10 024 354 285 10 471 4 87 5 1 77 8 5 e ee 92 0 85 55 nicht 2 Thüringen 1397 947 1138 131 463 977 58 826 51 198 536 456 14 593 111110 meiſtens lilienſchlank, doch iſt die Vorſtellung oft die einer 15. Oſt⸗ 5.„ 1 i 5 a.„ Oſt⸗ Hannover 644 541 511 723 164 170 20 570 6747 308 699 4118 recht orpulenten Dame. Engel ſind zarte, ätheriſche 5 eſen, 16. Süd⸗Hann.—Braunſchw. 1245 582 1028 174 408 621 49 844 53 048 494 660 8 81⁵ faſt durchſichtig und von roſarotem Schimmer; der Teufel, 17. Weſtfalen⸗Nord 1315875 1101 153 306 460 37633 412 208 303 650 22 043 ſo meinen die kleinen Freunde, ſei mit Glutaugen ſtets 18. Weſtfalen⸗Süd 1615 500 1304 796 472 914 76 571 351 052 349 238 35 068 3 mit großem Munde und ein gelenkiger, arg 19. Heſſen⸗Naſſau 1553 228 1193 734 438 166 99 634 202 063 433 648 6 075 achender Geſell, während eine Hexe ſchwerfällig ſei, ſtets 20. Köln— Aachen 1328 968 924 330 219 664 32 284 464462 171936 18 918 bucklig und in abgetragenen Fetzen umherwandere, Kräuter 21. Koblenz Trier 737 594 543 949 82 475 17 451 310 807 116 250 4 898 ſuchend für ihre Tränklein und Giftapotheke. 22. Düſſeldorf⸗Hſt 1340 711 1020 894 365 373 45 953 246 900 319 421 30 196 Den lieben Gott denken ſich die Kinder als ungeheuer[ 33. Düſſeldorf⸗Weſt. 1034 907 787 091 203 025 26 698 332 178 195 073 14 099 großen Herrn, im Himmel auf Wolken ſitzend. Ernſt ſei 24 Oberbayern— Schwaben 1517 926 1182 679 278 439 33 5¹³— 842 325 12 730 ſein Antlitz und lang ſein Bart. Kein Kind ſieht ihn an⸗ 8. Niederbayern 3 771 840 571 669 95 548 12 527— 445 28 7877 ders im allgemeinen als gütig und recht freundlich. Aber 30. Franken 1840 483 1780 753 573 44 54 675 8 816 519 17 909 ärgert ſich der liebe Gott, dann ſchaut er gar zornig und 55. e 439 493 150 398 29 037 50 124 195 821 5 486 111000000V%V0. eiſeite. 5 f 4895 301 100 14 609 1055 55* 30. Chemnitz Zwickau 1153553 948 363 444 890 5 8. e. 31. Württemberg. 1615 766 1195 336 336 988 125 769 278 360 430 723 2 188 phantaſiert ſich ſeine Umgebung, ſein Somizil zuſanmen ee 1421196 1008 734 2563545 92 535 343608 281273 15576 ee e 1598955 feine töſlichtten 85 3 990 33. Heſſen—Darmſtadt. 851 518 638 735 256 279 54372 99 205 244 703 15¹⁰ FF ſich heute der rieſige Schlüſſelbund eines Petrus ſtellen!?) 1 0 5 8 Nicht auszudenken: Und dann die Zwerge, die ewig 30 688 766 10 589 308 1917764 4118 190 13 060 990 597 554 Eier röh zu genießen, allenthalben verbreitet. Vielleicht hat hier der Geſchmack, über den man bekanntlich nicht ſtrei⸗ ten ſoll, ein Wörtchen mitgeſprochen. Andrerſeits gibt es auch viele Menſchen, die vor einem ungekochten Ei einen wahren Widerwillen empfinden. Auf jeden Fall iſt beim rohen Ei zu beachten, daß das Ei tüchtig geſchlagen und gerührt wird. Denn das Eiweiß des ungekochten, nicht geſchlagenen Eies ballt ſich im Magen zu einem Klum⸗ pen zuſammen, der nur langſam vom Magenſaft durch⸗ drungen wird. Wer aus irgendwelchen Gründen rohe Eier, mögen es auch die beſten„Trinkeier“ ſein, nicht verträgt, ſoll ſie unter allen Umſtänden gekocht genießen. Weich gekocht ſind ſie jedenfalls leicht verdaulich. Magenkranke pflegen Eier, die etwa drei Minuten gekocht worden ſind, am beſten u vertragen. Harte Eier ſind weniger bekömmlich, wenn ſie nicht in dünne Scheiben geſchnitten oder zerkleinert ge⸗ noſſen werden. In dieſem Fall werden ſie vom Magen⸗ ſaft noch ſchneller gelöſt als weiche und rohe. So nahrhaft aber Eier auch ſind, ſo werden ſie doch immer langſamer und ſchwieriger verdaut als manche Fleiſchſpeiſen. Ueber die Verabfolgung von Eiern an Kin⸗ der gehen daher die Anſichten der Aerzte auseinander. Es gibt ſogar eine ganze Reihe von Aeskulapjüngern, auch im Lager der Kinderärzte ſelbſt, welche das Ei als Kin⸗ dernahrung geradezu verbieten und, wenn die Mütter drängen, allenfalls ein Ei für kleine Kinder in der Woche nicht ſelten eine große Empfindlichkeit gegen den Eiergenuß durch Eierbauchweh, Neſſelausſchlag, Aſthma uſw. zeigen. Die Frage iſt aber von der Wiſſenſch aft noch nicht reſtlos geklärt. Nach der Anſicht bedeutender Forſcher iſt die zur⸗ zeit öfter hervortretende Scheu vor dem Hühnerei auf jeden Fall unbegründet, wenn man das von Eiweiß be⸗ freite Eigelb allein gibt, und es beſteht kein Grund, Eier in diefer Form und in mäßiger Menge bereits vom zweiten Lebensalter zu verabfolgen. Bei geſunden Säuglingen iſt jedoch ſolche Zulage keineswegs notwendig und bei über⸗ fütterten, zu ſtärkerem Fettanſatz neigenden Kindern ſo⸗ gar unzweckmäßig. Bei engliſcher Krankheit und bei kind⸗ licher Tuberkuloſe wiederum ſpielt das Eigelb wegen ſeines f Gehalts an wirkſamen Nährſtoffen als Stärkungs⸗ und Kräftigungsmittel eine weſentliche Rolle. N Kultur⸗ und Idealwert des Fußballſports. Von Karl Meitner⸗Heckert. Das Geburtsjahr des Fußballs im Sinne eines regel⸗ rechten Sports iſt das Jahr 1175. Damals begannen in den engliſchen Schulen die Schüler für das Fußballſpiel zu trainieren. Um 1600 wurden genaue Regeln ausgearbeitet und zwar für beide Arten des engliſchen Fußballſpiels: für des robuſte„Country“ und vas verfeinerte„Hurling the Goal“. In Frankreich pflegte man im Mittelalter— und zwar bevorzugt in den Klöſtern!— das Fußballſpiel in Urwüchſigſter Ham. Das Fußballſpiel Italiens— Calcio enannt— wurde mehr als Schauturnier denn als Sport⸗ piel betrachtet. Der moderne Geiſt des Fußballſports ging um die Mitte des 19. Jahrhunderts von den 1 Zu Sheffield und Cambridge entſtanden die erſten e(1855). Dann zu London. Die Fuß⸗ ballklubs wuchſen in raſcheſter Folge in England wie Pilze aus der Erde, der nationale Charakter Englands wurde durch den Fußballſport beeinflußt. Knapp vor der Jahr⸗ hundertwende begann England ſeine internationalen Spiele mit Oeſterreich, Deutſchland und Frankreich. Mit Aus⸗ nahme des Kinos hat ſeit dieſem Zeitpunkt nichts in der Welt die Teilnahme und die Mußezeit der Völker ſo ange- ogen wie der Fußballſport. Das Kampfmoment, das im Fußballſpiel deutlich zum Ausdruck kommt, verleiht dem ußballſpiel als Volksſport in erſter Linie ſeine Anziehungs⸗ Das Zuſammentreffen zweier erſtklaſſiger Mann⸗ raft. ſchaften bietet immer neue Genüſſe. Die feinen techniſchen Einzelleiſtungen, das ſchöne Zuſammenſpiel, die Verteidi⸗ gungsaktionen, die brillanten Läufe und prächtigen Schüſſe, die Torhüterparaden,— der ſtete Wechſel der 1 aſen läßt den Sportler und Zuſchauer nie ermüden. Alle Nerven ſind geſpannt, alle Herzen klopfen in Angſt oder Hoffnung, wenn das Tor gefährdet iſt,— das Kampfmoment beherrſcht Spielfeld und umgebung. Der„Stil“ des Fußballſpiels at ſich im Laufe der Jahre gewandelt. Was man vor Jahren noch bewunderte: die Bravour, das Leder im rieſi⸗ gen Bogen durch die halbe Bahn zu ſchleudern, iſt einer großartigen Technik gewichen, die den Ball an den Boden feſſelt, von Mann zu Mann rollt. Fußball— es klingt paradox— wird heute„mit dem Kopfe“ geſpielt. Alles iſt Berechnung: Stoß, Abgabe, Zernierung, Angriff, Finte und Schuß. Die Kunſt des modernen Fußballſpiels löſt ſich ganz ſelbſtverſtändlich in eine Summe von Balltechnik, Lauftechnik und Kombination aus, in eine Spielweiſe, bei der die Aeſthetik nicht zu kurz kommt. Hart und zäh wird geſpielt. Aber mit ruhigen Nerven. Ein ganz beſonderes Maß von Selbſtzucht muß den Fußballſpieler auszeichnen. Er muß durch tadelloſe Selbſtbeherrſchung imponieren. Nur dan kann der ſportliche Kampf des Fußballſpiels ſich als Raug Meſſen mit dem Gegner auswirken, nur dann kann„fair“ geſpielt werden. f Pädagogisch betrachtet, bietet das moderne Fußballſpiel! ſehr hohe Werte. Der Fußballſport läßt den ganzen Kör⸗ fel in natürlichen Bewegungen, alle Muskeln in ungekün⸗ telter Weiſe mitarbeiten. Neben den körperlichen Leiſtun⸗ gen rücken die geiſtigen in den Vordergrund: Schärfung des Auges, Abſchätzung der Entfernung, raſche Entſchluß⸗ faſſung, Vertrauen zum Spielkameraden. And darüber hinaus: ſportlicher Ehrgeiz. Aus regelrechten Schachzügen und komplizierter Kombinationstechnik ſetzt ſich ja die Höchſtleiſtung des Fußballſports zuſammen. Der Kampf⸗ wert in erſter Linie, der Sieg in zweiter Linie verleihen dem modernen Fußballſport ſeinen Kulturwert, der er⸗ gänzt wird durch den ſoztalen Ausgleich, den der Fußball⸗ ſport in ſich birgt. Von den Leibesübungen, die heute der ſo dringend notwendigen Ertüchtigung der Jugend dienſtbar gemacht werden, iſt das Fußballſpiel mit all ſeinen inneren Werten und Vorzügen eines der wichtigſten und unentbehr⸗ lichſten. Wer die beiſpielloſe Begeiſterung der Jugend für den Fußballſport, wie ſie ſich ſo oft bei den Wettſpielen, mit elementarer Gewalt kundgibt, vorurteilsfrei verfolgt, wer ihren Gründen nachforſcht, der kommt leicht zur Er⸗ kenntnis, daß dieſe Begeiſterung kein künſtliches Produkt iſt, ſondern, daß man es dabei mit einem im tiefen Grunde der Jugend⸗ und Volksſeele ſchlummernden Willen zur Selbſterhaltung und zur Selbſtſtärkung zu tun hat. Der Fußballſport hat es verſtanden, den Jeitgeiſt zu erfaſſen. Arbeitsmethode und Organiſationsgeiſt hat er dem Leben abgeſchaut. Fußballſport von heute fördert darum die zeitgemäße Lebensforderung: Umſetzen des Willens in die Tat. Die Fußballſportbewegung konnte darum nur ſo mächtig werden, weil ſie ſyſtematiſch eine Spezialſportart ausgebaut hat, ſo wie das Volksgefühl ſie verlangt. dem 1 Sport zur Ehre!“ das iſt das Schlag⸗ und Machtwort d obe hen Fußballſports. 0.— 5 12 t des e — zg— Jof dd da— ilenebne! J ur eee e ee e „un zo geg de eee een bu r e eig feng 2 Aebi il ei ue en ee uebianzegs“ ue i Inv ſqpiac deer a0 Leue e en ene eee eee een e eee e „ine ee“ : aps uu ee eee uud un eg ound neunen dne? piu can usch udp zdunvueun di udqleq did oi gd nb Jian 1 a un ig zpocteb uequpc eine een ee een enn ee ee ee 10 Jeivi ueufel 100 Inv od pile eat 10 us bob uod zun ie n i ae uva auf ile! sac 55d Gn kane n pile def c Jen 1 dh usddg; mb 18h 51 ene eee“ -d ud u eg eee pi ee ebene mee eee e eee pode dpi 0 Jene ze and ue so— wa sda— ue ne e aw so idaug de siv bol szequvb am Luvb sva 01! och ue aun wogusqpsuez n eee eee een gun ons ꝛba qun sdupc ada dun ang uepnde nem SD Ae Sieben ee ee wee een ee u me vl ia so jbelf ad dada son Sog ind an 911 Miel 6 Jpnzqges qunzqß used ug uebeb quvg duebaeeb zus eit ace usubne jbüpt L uns zedagg ud end radu ene een een een nee eee sd uedunze e uss J nende sa 2 18 ech zac een e dune 00 000 ruegen een eh Jpbages e e ee eee ee een e zog eibupiqpnine zel dig d uebi ee enpilspmoun zig un iwann e eee ene dun oineigncß e ꝛc ohe d uvzcd oeup z egen sul! ⸗Gug gun nd uon ushv ua usa dau que eiu nh ane bur eg nen ee ine en 551 Referee eue een enen ieee id Uebuvqzeqn uren eee mee eee eee Uevg dil oeaur 10 jeg egbu om usbnn ond ank 85 eee enen eee een ehen ane einc suo obuncp e mus d eue eee een hee e api ueljoſtb uejqac us sno dig ueonzz ud n Snva, ueuse i oi uepvag 19% Jo uad id aun fjodebiaaeg uo ee ee eee eine quehes 101 5e sa Hope deuvs sva udo aue no nedunc 82 udo%% C— auluuns dul dul aue ag ueqeu eo„snva, udn z n e ebend e 0 qui ed gun iagebaca uc e ue en“ Cusjoqzda pnaqꝙppzg) i pH sosnquseg envas 10 eib uni noc eig ar n e usb Uebler e e e ed de * ——— ung uduscaeebz2e us u dad sens uen vb Dip ene ureanerq! aun ugailech aun diene? usbancie geulsveb ueqeg sog au cane puqusonzz un sv usgqvabeg aun uslumohne 901 ue een eee rene ee niqebueugu bz eie Anfuecnr ee eee ieee e en! e eee ee nee ee eben ee id en ue eie ehe ueppüg une Jia! uo ue e aquob zun a0 nog ue Sang aun ue dpou aun uezuvm uenvzgß ed dun qupc rie! iu 1 pad unenpze dg 1 ue eee ede ee ben Kn ee ee e Jg ue ⸗Junich us uebech one daga! 210 dene 100 gege Menvles Jpnqesüze d oc oe ee en e e udugeuqo fe IN dige e er ee e een Sie ee ups pi uv usqupc aun usgns nut uezequv ue 220 dctag y dee ee en eee ene qulebans „iqteig— nN en be e et ee e ae ee eld NC“ „isa!— mal— sag“ une use une gun uten ue unn: epo ueagn ne ſtpiu oil snuicvze gba uuns za ue ug! agenda eiu d Ueas aun se ee due u gend Apps wnloch 1% uc mee renne eee we, „inqreig nd— aunc inqzeig nc“ — ußeug oe, u iht eee eight un ne il neon pan ut end lee ue vc „ine jane— Jahre nz uses ed u eee eee ene een zx hug jkcneg ing Auvsz do id uunugg mehe en eede een! „vu uienbzſß used uv neui uit eee ee ne ug n ue nd 8e illogz 10 ae„gung uelgog i dpang, „leni! sd invg mag ꝛagunzs⸗ 0% ue ee ne nee een een te „i— one sehe— fene“ uod nne ee ieee ie enen ee ec ed ene „Avi oanpan ngvas dun zwaan! nene ee g zuven vc usaus bun ei SHelug uenfvguesen Sele ueinunz sog sia ene? „cee ue en ne ene urn e e dun nog useuvd usd ing burd usgsqie see ee een See ui nee unn ee en dae dun ungenzas 62 14 S uoa uvmolg aunach uzuvalp! 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In 9 weit⸗ aufgeriſſenen Augen hat ſie den Tod geſehen— der Eine! Was aber geht ſie's an, ob von den beiden der andere lebt. Die Raſerei kommt wieder über ſie. Sie windet ſich in den Armen, die ſie feſthalten, davonführen wollen. „Hier will ich bleiben. Hier, hier! Ich gehöre auch dazu. Ich bin ja auch erſchlagen. Ich bin er-—ſchla⸗ gen—“ Die Stimme gurgelt und bricht, ihre Knie ſinken ein und ihr Bewußtſein ſchwindet. Zu dem Baukontor tragen ſie ſie hinüber und laſſen ihr Ruhe, bis ſie wieder zu ſich kommt. Die beiden ineinander verkrampften Geſtalten haben ſie endlich zu trennen vermocht. Bei dem einen können die Aerzte nur noch konſtatieren, daß das Genick gebro⸗ chen iſt. Ernſt Janſen iſt tot. In dem anderen iſt das Leben nicht völlig erloſchen. Weiter vermögen ſie für den Augenblick nichts feſtzuſtellen. i 5 Der Wagen mit dem Roten Kreuz nimmt Felix Raß⸗ mus auf und fährt ihn hin ins Krankenhaus. XVIII. Edith trat auf die Straße hinaus, machte ein paar Schritte und blieb, um ſich blickend, ſtehen. Was hatten denn nur die Leute? Die ganze Straße war voll. Drüben vor der Deſtille drängten ſie ſich, wie's nur bei einem Unglück der Fall war. Hatte vielleicht die Straßenbahn wieder einen überfahren? Mit leiſem Schauder wollte ſie weiter. Da kam ſie an ein paar Frauen vorbei, die redeten laut, voll erregten Eifers. „Alle ſind tot. Kein einziger auf dem ganzen Bau ſoll mit dem Leben davongekommen ſein und kein Stein ſteht mehr auf dem anderen.“ „Noch einmal extra totſchlagen müßten ſie den Kerl, der Schuld daran hat. Den Polier ja auch mit, aber doch zu allermeiſt den, den!“ „Sie ſind ja doch ſchon alle beide hin,“ ſchrie eine andere dazwiſchen. „Der eine noch nicht ganz,“ keuchte eine dritte, die mit neuen Mitteilungen angeſtürzt kam.„Den ſchaffen ſie gerade ins Krankenhaus.“ Auf einmal waren alle ſtill. Edith ſtand unter ihnen, ſtand vor der, die zuletzt geredet hatte. „Wer wird ins Krankenhaus gebracht?“ „Ach Gott, ach Gott, ja,“ ſtöhnte die Portiersfrau —„für gnädiges Fräulein iſt das auch ſchrecklich, wenn man mal mit einem verlobt war. Und Hoffnung iſt natürlich auch keine. Das wäre ihm auch nicht zu wün⸗ ſchen. Und Fräulein ſollten nach Haus gehen. Wie eine Kalkwand ſehen Fräulein aus.“ Hilfsbereit und wichtig⸗ tuend ſtreckte ſie den Arm vor. Aber keine halb Ohnmäch⸗ tige lehnt ſich hinein. Steif aufgerichtet wendet ſich Edith herum und geht die Straße hinunter, die in die andere Straße einbiegt, die zum Bau führt. „Edith hetzt und eilt nicht, ihre Schritte ſchwanken auch nicht. Etwas von dem Halt, den ihre Blicke geſucht, ſcheint in ihr zu ſein. Ein Gedanke iſt's, ein Wort: „Sie haben ihn ins Krankenhaus gebracht.“ And noch ein anderer Gedanke gibt ihr Halt und Stärke, ein Wollen: Sie will nicht ſchwach werden, bevor ſie nicht die volle Wahrheit weiß. Dort, wo es geſchehen iſt, will ſie ſich die Wahrheit holen. Aber ſie meint nicht weiter zu können, als ſie vor ſich die Trümmerſtätte ſieht. Grauſen packt ſie an. In ſtarrendem Entſetzen weiten ſich ihre Augen, vor ihren Ohren iſt's wie ein fürchterliches Toſen und Dröhnen. Aus den geſtürzten Mauern dort ſcheint's zu ihr hinüber⸗ zuſchmettern wie die Poſaunen des Gerichts:„Schuldig! Schuldig! An den Leben, die dort erſchlagen liegen, ſchuldig! Und dreifach ſchuldig, weil nicht Unwiſſen über andere die Vernichtung heraufbeſchworen. Denn er hat's 1 Leichtſinn, aus Leichtfertigkeit ſchuldig des ordes!“ Sie weicht zurück, ſie wagt ſich nicht hinüber. Sie fühlt des anderen Schuld auf ſich herabſinken. Denn ſie hat Teil an ſeiner Schuld, weil er ein Teil von ihrem Herzen iſt. And ihr Herz ſchreit auf und will ihr brechen. And ihr Herz klagt ſie an wider ihn. Sie hat ſich von ihm geſchieden. Weil ihr Glaube an ihn ins Wanken kam, wie dort die Mauern ohne feſten Grund, da hat ſie ſich ge⸗ rettet und iſt von ihm gegangen. Und ihre Liebe hat den verſinkenden Glauben nicht auf feſten Grund zurückgezwun⸗ gen Wo ſie am nötigſten bei ihm hätte ſtehen müſſen, da hat ſie ſich von ihm geſchieden. Das„Schuldig— Schuldig!“ klingt auch wider ſie. 5 8 Hände hat ſie ineinander gewunden. Ob er noch ebt? Das Leben ſollen ſie ihm erhalten! Es iſt ihr Gebet, iſt ihr Hilfeſchrei aus ihren eigenen Sterbenöten. Das Leben ſollen ſie ihm erhalten. Für das Leben ſollen ſie ihn wieder ſtark machen, daß er gut machen kann. Daß er nicht bis an ſeiner Tage Ende ſchuldig bleibt! „Den Polier haben ſie ſchon fortgeſchafft und in der Bude dort ſchreit ſie wie eine Verrückte,“ dringt es aus dem Menſchengedränge zu Ediths Ohren. und auf einmal be⸗ ginnt ſie zu haſten. Sie ſieht die Baubude. ſieht nahebei eine Droſchke halten und hört eine irre Stimme: „Ich will nicht fort, ich will nicht fort! Hier will ich bleiben.“ Und eine ſchluchzende Stimme redet zu, bittet, bet⸗ telt, fleht: „Komm doch nur mit nach Haus, Fränze. Komm mit nach Haus.“ 5„Laß mich! Hier bin ich zu Haus. Ich geh' nicht Art. Da ſteht Edith neben Fränze Diethold. Sie ſagt nichts, ſieht ſie nur an und in ihr ruft eine Stimme: „Schweſter, Schweſter im Leid!“ g Und auch Fränze ſchreckt auf aus dem Wirrnis ihrer Verzweiflung, erkennt, wer vor ihr ſteht und wehrt mit wilder Gebärde die zurück, die etwas von dem anderen an ſich trägt, um den die Reue ſie mit Geiſeln peitſcht. Frau Diethold ſteht daneben, jammert und ringt die Hände, ſieht Edith an, als wolle ſie ſagen: Hilf mir doch nur — und fleht wieder: g „Fränze, komm mit nach Haus. Was willſt du denn noch hier?“ f „Hier bleiben.“ Sie macht eine Bewegung, als wolle ſie wieder in die Baubude zurück, por der ſie ſtehen. Da⸗ rinnen hängt am Nagel eine Arbeitsjacke, liegt auf dem Stuhl eine Arbeitsmütze, die kennt ſie. Die waren ihr nicht fein genug an ihm. Nun möchte ſie davor nieder⸗ ſtürzen und ſchluchzen, ſchreien:„Ich hab' dich lieb! Ich hab' dich zum Sterben lieb!“ „Komm,“ ſagt Edith und faßt ihre Hand.„Komm nach Hauſe.“ 5 Fränze reißt die Hand zurück, da legt ihr Edith den Arm um die Schultern und ſagt mit dunkeler, ſchlep⸗ pender Stimme: „Komm mit mir, wir tragen beide Leid.“ Die ſchwarzen Augen ſtarren verſtört, die Schul⸗ tern ducken ein unter dem ſanften Arm. Ihre Glieder beginnen zu zittern. Edith macht einen Schritt voran, zu der Droſchke hin, an der Frau Diethold ſchon den Schlag 2 5 5 In plötzlicher Willenloſigkeit läßt ſich Fränze eiten. s 8 Im Fond des geſchloſſenen Wagens ſitzen Fränze und Edith nebeneinander. Edith hat den Arm noch immer um die andere gelegt. Zu fühlen, daß ſie noch ein wenig Halt und Stütze geben kann, hält ihre Kraft aufrecht, die für ſie ſelbſt verſagen will. Auf dem Rückſitz weint Frau Diethold ſtill in ſich hinein. So kommen ſie an das Ziel ihrer Fahrt. Wie eine ſcheue Verbrecherin auf der Flucht huſcht Fränze ins Haus hinein und die Stiegen hinan. Auf einmal bleibt ſie ſtehen und blickt ſchaudernd zu den Treppen em⸗ por, die ſie noch hinauf ſoll. 5 „Ich kann ja nicht. Ich halt's da oben ja nicht aus.“ „Komm mit zu mir herein,“ ſagt Edith und öffnet die Korridortür, por der ſie ſtehen. f g Wieder ſtarrt Fränze ſie an, aber in dem Starren iſt's wie ein Dank. Frau Diethold haſcht nach Ediths Hand und preßt ſie in der ihren und dabei fällt ihr etwas ein, was ſie zum Dank tun kann. „Ich will derweilen hin ins Krankenhaus— und— fragen—“ Nur ein heißer, inbrünſtiger Blick trifft ſie, dann zieht Edith Fränze Diethold mit ſich in den Korridor und in ihre ſtille Stube hinein. Wie ſie die Tür verſchloſſen hat, iſt's zu Ende mit ihrer Stärke. In einem der Seſſel bricht ſie zuſammen, ihr Kopf ſinkt hintenüber und unter den geſchloſſenen Lidern hervor bricht lautlos die Sturzflut der Tränen. N CFortſetzung folgt.) Der Fluch eines Fakirs. Von Wilhelm Renner. „Man tut“— ſo erzählt mir mein Freund, Teil⸗ nehmer an ener jener naturwiſſenſchaftlich⸗meteorlogiſchen Expeditonen, die in letzter Zeit häufig zu wirtſchaftspoli⸗ tiſchen Erlundungszwecken in die noch nicht ausreichend er⸗ forſchten Gebiete Indiens geſchickt werden—,„man tut den ſogenannten Fakirs in Europa denn doch zu viel Ehre an, wenn man ſie durch die Bank und ſchlechthin für ausgemachte Wundermänner hält. Trifft man mit Ver⸗ tretern ihrer Gattung in Gegenden zuſammen, wo ſie noch nicht gelernt haben, welch herrliches Geſchäft ſich mit europäiſcher Senſationslüſternheit machen läßt, ſo⸗ fern man ſich nur des angeſtammten und jegliche euro⸗ päiſche Naſe auf Meilen gegen den Wind vergrämenden Schmutzes entledigt, findet man ſie ſo, wie ihr unbe⸗ greiflich langmütiger Schutzheiliger Devi ſie hat wachſen jaſſen, ſo kann man ſie nur als unbeſchreiblich ekelhaftes und ſchmutziges Gelichter bezeichnen. 3 Sle verachten die geſamte Menſchheit, ſoweit ſie ſe töricht iſt, ſich nicht durch Betteln zu ernähren und das einzige, was ſie nicht daran hindert, dieſer Verachtung laut und offen Ausdruck zu verleihen, iſt vermutlich nur ihre Faulheit. Dabei erfreuen ſie ſich bei der Bevöl⸗ kerung einer Achtung, die ihnen, je unverſchämter ſie lind, um ſo ſicherer nicht nur ein auskömmliches, ſon⸗ dern geradezu das Leben eines Gourmands ſichert. Denn dieſe Bettelmönche— das iſt die eigentlich zutreffende Bezeichnung für das, was wir Europäer Fakirs zu nen⸗ nien pflegen— betteln ja nicht für ſich, ſondern nur für Devi, ihren Schutzheiligen. Die empfangenen Gaben wer⸗ den nachts auf Devis Altar gelegt und ſind mit Sicher⸗ heit, ſoweit ſie friſch und von guter Qualität ſind, am anderen Morgen verſchwunden. Vor nichts hat em bra⸗ ver Hindu mehr Angſt, als davor, irgendwelche Gaben, init denen er ſich von dem Beſuch eines Fakirs losge⸗ kauft hat, mit dem Fluch und den Verwünſchungen der Schützlinge Devis als ungenießbar oder verdorben zu⸗ rückzuerhalten. 5. Wie weit dieſer Reſpekt geht, erlebte ich ſelbſt eines ſchönen Tages in Jodaphur, wo ich zwiſchen zwei Etap⸗ ben unſerer Expedition meine Familie für ein paar Tage beſuchte. Mein älteſter Junge war eines Tages gerade dabei, den ehrerbietig ſtaunenden Dienern„walutee boin⸗ jee“ vorzumachen,„engliſche Blitze“, die er mit Hilfe einer Batterie und eines kleinen Induktionsapparates er⸗ zeugte. Plötzlich ſtand einer jener hageren, zerlumpten Kerle am Eingang der Veranda und hielt uns mit ſeiner langen Zange eine Meſſingſchale entgegen, die zur Aufnahme von Gaben dient. Dieſes Arrangement be⸗ deutet nicht etwa eine zarte Rückſichtnahme, die dem Angebettelten allzunahe Fühlungnahme mit dem übel⸗ riechenden Fakir ersparen ſoll, ſondern dient umgekehrt dem Schutz des„heiligen Mannes“ vor der Berührung mit „unreinen“ Ungläubigen. Ich empfahl ihm, lieber zu arbeiten, als zu bettern.„Wir tun Devis Werk!“ ent⸗ gegnete er ſtolz.„Dann mag Devis dir zu eſſen geben“ erwiderte ich und bedeutete ihm, zu gehen, während ich mich weiter mit den Experimenten meines Sohnes be⸗ ſchäftigte. g a. Nach fünf Minuten ſtand er immer noch mit ausge⸗ ſtreckter Zange da, nur hatte er inzwiſchen den rechten Anterſchenkel quer über den Bauch gelegt, ob zu Devis Ehren, ob zu eigener Luſt, weiß ich nicht. Jedenfalls ſtörte mich die Gegenwart des Kerls abſcheulich und, um ihn loszuwerden, drohte ich ihm damit, daß der eng⸗ liſche Blitz ihn treffen werde, wenn er ſich nicht aus dem Staube mache.„Dein Blitz tut mir nichts, Dev ſchützt mich,“ ſagte er achſelzuckend und mit einem Lächeln, das einen raſend machen konnte. Ich praktizierte ihm alſo ein Drahtende unter den Fuß und eines um die Zange mit der er noch immer die Schale hingeſtreckt hielt. Dann ſchaltete ich die ganze Batterieſtärke mit dem Induk⸗ tionsapparat. Er lächelte mit der alten überheblichen Miene, ſchien zu glauben, das ſei Alles. Da aber ſchaltete ich den Magnet ein. 5 Der Schützling Devis heulte auf wie ein Bepeſſe⸗ ner. Die Nervenzerrungen, die ein kräftiger Induktions⸗ apparat ausübt, ſind ja unangenehm, aber das Furcht⸗ barſte war für ihn offenbar das Walten der geheimnis⸗ vollen Macht, die ſeine Hand wie mit eisernen Ban⸗ den an die Zange ſchmiedete. Sein Stolz war grenzen⸗ los gedemütigt, er warf ſich in voller Naſerei zu Bo⸗ den, Schaum ſtand vor ſeinen Lippen, ſodaß ich mich beeilte, den Apparat auszuſchalten und ihn frei zu geben. Erſt lag er noch minutenlang zitternd am Boden, dann taſtete er ſich hoch, ſchleuderte die Zange fort und rannte querfeldein davon, wie ich nie habe einen Men⸗ ſchen rennen jſehen. Erſt als er in ganz geſicherter Ent⸗ fernung war, wandte er ſich um und begann, mit ge⸗ ſträubten Haaren und drohenden Fäuſten, mich, meine Vorfahren und Nachkommen mit der Exaktheit eines zu⸗ künftigen Geneologen bis zu den letzten vorſtellbaren Glie⸗ dern hin zu verwünſchen und zu verfluchen. g Auf den braunen Geſichtern der Dienerſchaft, die ſich eben noch an dem Pech des Kerls weidlich ergötzt hatte, dämmerte dabei etwas wie Angſt. Ich kehrte mich nicht daran und widmete mich weiter den Experimenten meines Jungen. Wir machten noch allerhand chemiſche Verſuche und dabei wollte es der Zufall, daß ich im Eifer des Gefechts die Naſe voll Kohlendioryd bekam, ſodaß mir in der Tat etwas ſchlecht wurde und ich mich ein wenig legen mußte. Nach einiger Zeit rief ich nach meinem Diener, den ich jenſeits der Purta(Vorhang), die mein Zimmer vom Vorzimmer trennte, ſitzen wußte, und befahl ihm, mir ein Glas Waſſer zu bringen, Er kam nicht und dabei hörte ich ihn deutlich mit den an⸗ deren Dienern flüſtern. Endlich ſtand ich auf, um dazwi⸗ ſchen zu fahren. Kaum erblickte mich die Geſellſchaft, die offenbar gerade in wichtiger Beratung zuſammen hockte, als ſie auseinander und davonſtoben, wie eine Schaar Tauben. Nur meinen alten fettleibigen Kidmudgar be⸗ kam ich noch zu faſſen.„O, re— bab! re— bab,“ win⸗ ſelte er los,„kismut— ke— bag!“ Herr, Herr ein Ver⸗ hängnis des Schickſals. Und ich müßte, wenn ich nicht vor dem nächſten Morgen ein toter Mann ſein wollte, 115 Fakir augenblicklich reiche Verſöhnungsgeſchenke ſen⸗ en. 5 Und weiter berichtete er, kaum habe der Fakir unten im Dorfe von meinem Unwohlſein gehört, ſo habe er begonnen, einen wüſten Freudentanz aufzuführen, und das ganze Dorf mit derſelben Kunſtfertigkeit zu verflu⸗ chen, wie er mich und die meinen verflucht hatte. Die natürliche Folge davon war, daß er bald einen ganzen Beutel voll Rupieen zuſammen und ſeinen Sack zum Berſten voll von Reis, Kauri, Butter und Ghee hatte. Das ermunterte mich beſſer als ein Glas Waſſer. Ich nahm mir meine beſte Reitpeitſche, trabte herunter zum Dorf und kam gerade recht, zu hören, wie er der Menge, die ſich ehrfürchtig erſchauernd um ihn drängte, erzählte, wie er mich mit Zweig und Wurzel habe ver⸗ dorren machen. In dieſem Augenblick ſauſte ihm meine Reitpeitſche über die Schultern und belehrte ihn eines Beſſeren. Die Augen traten ihm aus den Höhlen, als er ſich wutſchnaubend umwandte und den an Wurzel und Zweig verdorrten Feind ſo verhältnismäßig ſaft⸗ und kraftvoll die Peitſche ſchwingen ſah. Diesmal ver⸗ gaß er ſogar, auf der Flucht innezuhalten und ſeine Flüche abzuladen und die biederen Dorfbewohner waren denn doch recht befriedigt, ihre reichen Gaben und Rupien⸗ ſtücke wieder einheimſen zu können. Der Pelz in der Geſchichte. Anſere Modeköniginnen glauben natürlich mit den berückenden Schöpfungen der heutigen Pelzmode etwas noch nie Dageweſenes zu beſitzen. Dabei gründet ſich aber die Beliebtheit und die allgemeine Verwendung des Pelzes auf eine uralte Tradition über die das reiche Quellen- und Bildermaterial des Mittelalters außerordentlich wertvolle Aufſchlüſſe geben kann. Die Verwendung des Pelzes fußt ſelbſtverſtändlich in erſtel Linie auf ſeiner Eignung zum Schutz vor Kälte, doch verliert ſich dieſer rein praktiſche Geſichtspunkt ſchon ſehr früh. In der höfiſchen Pracht des 15. und 16. Jahr⸗ hunderts, von der vor allen Dingen die feſtlichen Ta⸗ felbilder der altniederländiſchen und der Kölner Ma- lerſchule zeugen, findet man bereits eine außerordentlich hochſtehende Kultur der äſthetiſchen Verwendung des Pelzwerkes und ſeiner maleriſchen Reize. Die Perſonen der heiligen Geſchichte und der Legenden erſcheinen in pelzverbrämten Zeitkoſtümen, die Großen des Landes tragen zu allen den Koſtbarkeiten, die der Gewerbe-