8. Jabküunßo Bezugspreis: Für den Monat Juni 1.40 Goldmark, frei ins Haus. Anzeigenpreis: Die einſpalt. Petitzeile 15 Goldpfg. Reklamen: 60 Goldpfg. Bei Wiederholung Rabatt. Beilagen: Illuſtriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). Tag Montag. 21. Jun 1926 es · und Anzeigenblatt für Seckenheim und Umgebung g Erſcheinungszeit: Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſetzlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle Hildaſtraße 68 oder durch unſere Träger. Fernſprecher Rr. 16.— Poſtſcheckkonto 78439 Karlsruhe. 14,2 Millionen zum Volksentſcheid Land: Stimmber. 36 575. Berlin, 21. Juni. In allen 35 Wahl⸗ kreiſen wurden 14272213 Stimmen für den Volksentſcheid abgegeben, mithin iſt der Volksentſcheid, zu dem 19,5 Millionen erforderlich waren, geſcheitert. 5 2—— Das Abſtimmungs ergebnis in Seckenheim in den einzelnen Bezirken. g Bezirk Stimmberecht. gewählt haben Ja Rein Angültig 11 1026 451 21 16 II 887 408 367 24 117 III 854 381 357 16 8 IV 1137 537 490 35 12 V 245 157 148 6 3 4149 1934 1776 102 56 Einzelergebniſſe aus der Umgebung. Ilvesheim. Stimmber. 1400. Ja 1016. ebnen Bezirk: Ja 13 871, Stimmberechtigt 28 570. Edingen: Stimmber. 1842, Ja 1215. Friedrichsfeld: Stimmbr. 2555, Ja 1215. Hockenheim: Stimmber. 4980, Ja 2100. Ladenburg: Stimmber. 3136, Ja 1508. Neckarhauſen: Stimmber. 1302, Ja 860. Baden. Nuhiger Verlauf in Mannheim. „Mannheim, 20. Juni. Der Abſtimmungstag iſt ſo⸗ wohl in Mannheim wie in der Nachbarstadt Ludwigs⸗ hafen ohne Störungen verlaufen. Die Beteiligung war, wie üblich in den Vormittagsſtunden recht ſchwach, und erreichte erſt in den letzten Stunden vor dem Schluß der e— 5 Uhr— ihren Höhepunkt. Schätzungsweiſe Beobachtungen nehmen eine durchſchnitt⸗ liche Wahlbeteiligung von 50—55 Prozent an. Der Stra⸗ henverkehr war, zumal das Wetter ſich überraſchend freund⸗ lich zeigte, recht lebhaft. Beſonders vor den Wahllokalen ftaute ſich die Menge. * Geſamtteſultat. a 0 Stimmberechtigt 1423 692, Ja 548 203, Nein 23 758 Beteiligung 40 Prozent, Jaſtimmen 38 Prozent. Ver⸗ gleichszahlen vom 7. Dezember: Geſamtbeteiligung 1442 722, Beteiligung 34,7 Prozent. Ja Karlsruhe Stadt: Stimmberechtigte 100 282, Saadt und Land: Stimmberechtiat 38 834. 8 Mannheim 107 436. Ja 109 1. Heidelberg⸗Stadt: Stimmber. 48 909. Ja. 20067 Ja 14 223. Weinheim: Stimmber. 9906. Ja. 3910. Lörrach Bezirk: Stimmber. 26060, Ja 10347. Oberkirch: Stimmber. 12055, Ja 4417. Donaueſchingen: Stimmber. 24032, Ja 6623. Shane Stimmber. 13873, Ja 4152. Stauffen: Stimmber. 12700, Ja 4850. Furtwangen: Stimmber. 3460, Ja 1638. N Pforzheim Stadt: Stimmber. 50922, Ja 15046. Villingen Stadt: Stimmber. 8800, Ja 3859. ö Pfalz i Vorläufiges Geſamtreſultat der Pfalz. Ludwigshafen, 20. Juni, Abends 9,45 Uhr. Von 565 365 Stimmberechtigten ſtimmten im Kreiſe Pfalz N ene 185 104 mit Ja, 6412 mit Nein. Am zember 1924 brachten die Enteignungsparteien zu⸗ ſammen 150 398 Stimmen auf. 4 15 hafen Stadt: Stimmberechtigt 59 031, Ja Ludwigshafen⸗Land: 25093, Ja 12 762. 5 ee Bezirk: Stimmberechtigt 25 093, Ja Oggersheim: Stimmberechtigt 6230, Ja 3755. Oppau: Stimmberechtigt 4100, Ja 2560. 15 Aheingönheim: Stimmberechtigt 2953, Ja 1868. Altrip: Stimmberechtigt 1771, Ja 1108. 5 Böhl: Stimmberechtigt 1512, Ja 529. Speyer⸗Stadt: Stimmberechtigt 16 857, Speyer Bezirk: Stimmberechtigt 20 274, Schifferſtadt: Stimmberechtigt 5227, Ja 2902. Berghauſen: Stimmberechtigt 929, Ja 410. Dudenhofen: Stimmberechtigt 1396, Ja 475. Hanhofen: Stimmberechtigt 387, Ja 64. 1 9 5 arthauſen: Stimmberechtigt 904, Ja 172. chauernheim Stimmberechtiat 399, Ja 89. Meet. N 6560. a 5592. 7 Der Wahltag in München. München, 20. Juni. Der Tag des Vollseuſcheids in München iſt ohne nennenswerte Zwiſchenfälle verlau⸗ fen. Nur vor einigen Wahllokalen kam es zu kleinen Aus⸗ einanderſetzungen politiſcher Gegner. Im allgemeinen bot die Stadt das gewohnte ſonntägliche Bild. Nur die Wahl⸗ lokale, die von Poſten grüner und blauer Polizei geſi⸗ chert waren, fielen durch die Plakate der beiden Parteien auf. In den Außenbezirken konnte man teilweiſe ein Be⸗ flaggen mit kleinen ſchwarz⸗rot⸗goldenen Fähnchen beob⸗ achten. Da die Amzüge von der Polizei verboten waren, war von Propaganda wenig zu bemerken. Im folgenden werden aus dem Reiche folgende Teil⸗ ergebniſſe gemeldet: Groß-Berlin: Stimmberechtigte 1485 277, Ja 886 582 Wahlkreis Württemberg: Stimmberechtigt 1 654 921 Ja 563 863. Wiesbaden: Stimmberechtigt 76 000, Ja 27 800. Biebrich: Stimmberechtigt 13 900, Ja 5300. 0% Landkreis: Stimmberechtigt 118 576, Ja Simmern Kreis: Stimmberechtigte 22 000, Ja 1896. Neuwied Kreis: Stimmberechtigt 62 000, Ja 16 828. Kreuznach: Stimmberechtigt 17111, Ja 4934. Kreuznach Kreis: Stimmberechtigt 55 000, Ja 10 890 St. Wendel und Baumholder Kreis: Stimmberech⸗ tigt 18000, Ja 4315. a g . Landkreis: Stimmberechtigt 32 333, Ja Marburg: Stimmberechtigt 16 000, Ja 2100. 3 92 a. M. Stadt: Stimmberechtigt 340 275 a 0 1 a. Moſel Kreis: Stimmberechtigt 20 000, Ja Koblenz Stadt: Stimmberechtigt 40 743, Ja 8859. Bonn Stadt: Stimmberechtigt 70 000, Ja 18 525. Kreis Cleve: Stimmberechtigt 42 266, Ja 9593. Saarburg: Stimmberechtigt 23 000, Ja 1810. Trier Stadtkreis: Stimmberechtigt 36 500, Ja 7019. 128 700 Stadtkreis: Stimmberechtigt 473573, Ja Aachen Stadt: Stimmberechtigt 98 522, Ja 35 983. . Stimmberechtigt 1067955, Ja Magdeburg Stadtkreis: Stimmberechtigte 204 275, Ja 106 202. 5 i Magdeburg Stadt und Land: Stimmberechtigte 204 275, Ja 106 662. 5 5 Augsburg Stadt Stimmberechtigt 103 595, Ja Stimmbere chtigt 440 769, Ja ei chen Stadt ün adt: 146 677. 5 N Heſſen. 0 Das Geſamtergebnis. Darmſtadt, 20. Juni. Der Wahltag iſt im ganzen Lande ruhig verlaufen. In Darmſtadt war das Stra⸗ ßenbild ſo belebt als an anderen Wahltagen. Trotz des ſchönen Wetters war die Wahl⸗ beteiligung mäßig. Die Beteiligung aus bürgerlichen Krei⸗ ſen blieb ſo gut wie aus. In der Stadt Darmſtadt ſtmm⸗ ten von 63 939 Stimmberechtigten 18 162 mit Ja, 957 mit Nein, 500 Stimmen waren ungültig. Das vorläufige Geſamtergebnis beträgt bei 870 596 Stimmberechtigten 348 335 für Ja, 15 572 für Nein, 10 234 Stimmen waken ungültig. Provinz Starkenburg: Stimmberechtigt 405 184, Ja 192 722, Nein 271. Provinz Rheinheſſen: Stinmberechtigt 254311, Ja 92 634, Nein 3918. 0 Provinz Oberheſſen: Stimmberechtigt 211 101, Ja 62 974, Nein 2383. 5 1 Kreis: Stimmberechtigt 98 960, Ja Mainz Kreis: Stimmberechtigt 103 916, Ja 49 083. g Offenbach a. M. Kreis: Stimmberechtigt 115 006, Ja 77 667.. 9 a. M.: Stimmberechtigt 54352, Ja 7848 nsbeim Kreis: Stimmberechtigt 44422, Ja 6. 7 1 Kreis: Stimmberechtigt 43 339, Ja 959 wvenhein Kreis: Stimmberechtigt 32091, Ja Abſt mmungsergekniſſe aus dem Reich. N Ruhiger Verlauf.. Berlin, 20. Jun. Nach den vorliegenden Nachrichten iſt die Abſtimmungsbandiung im ganzen Reiche mit Aus⸗ nahm! von Sachſen ruhig verlaufen. In Halle kam es zu Zuſammenſtößen zwiſchen Stahlhelmleuten und Ro⸗ ten Frontkämpfern, wobei die Polizei wiederholt ein⸗ greifen mußte und bei denen es auch zahlreiche Verlaßzte gab. Die Wahlbeteiligung im Reich war ſehr verſchie don. Man ſchätzt ſie durchſchnittlich auf 35 bis 45 Prozent der Wahlberechtigten. In 9 ſchätzt man ſie auf 10 bis o Prozent je nach den Abſtimmungsbezirken. 5 A N Die Feſtſtellung des amtlichen Geſamtergebniſſes. Einſchaltung des Abſtimmungsprüfungs verfahrens. be Berlin, 21. Juni. Nachdem die erſten vorläufigen Ergebniſſe des Volks⸗ entſcheides geſtern abend von 10 Uhr ab bei der Wahl⸗ leitung eingetroffen waren, trafen die weiteren Reſul⸗ tate in ſo raſcher Reihenfolge ein, daß das vorläufige Geſamtergebnis aus allen Wahlkreiſen bereits kurz nach Mitternacht in Berlin vorgelegen hatte. Nach deſſen Zu⸗ ſammenſtellung, das vorerſt nur als vorläufiges Reſultat angeſehen werden darf, wird ſich jedoch die Feſtſtellung des amtlichen endgültigen Er⸗ gebniſſes etwas länger hinausziehen, als bei gewöhn⸗ lichen Reichstagswahlen, indem ſich nämlich jetzt das beim Volksentſcheid vorgeſehene Abſtimmungsprü⸗ fungs verfahren einſchaltet, welches nach vorſichtiger Schätzung etwa acht Wochen in Anſpruch nehmen dürfte. Handelt es ſich doch dabei darum, das Ergebnis von 63 000 Stimmbezirken genau nachzuprüfen. Beſondere Schwierigkeiten dürfte in dieſem Falle die Prüfung der ungültigen Stimmen verurſachen, die diesmal vorausſichtlich weit zahlreicher ſein werden als bei früheren Wahlgängen. Iſt das Abſtimmungsprüfungsverfahren dann ab⸗ geſchloſſen, was etwa bis Mitte Auguſt zu erwarten iſt, ſo wird das Ergebnis des Verfahrens dem Wahl⸗ prüfungsgericht vorgelegt, das in einer Spruch⸗ ſitzung entſcheidet. Das Wahlprüfungsgericht ſteht unter Vorſitz des Zentrumsabgeordneten Dr. Schulte. Von Reichstagsabgeordneten gehören ihm ferner an die Ab⸗ geordneten Dittmann(S.), Lohmann(Dn.), Dr. Kahl(D. Pp.), Brodauf(D.) und Torgeler (K.), außerdem an ordentlichen Richtern Senatspräſident Katluhen und die Reichsgerichtsräte Dr. Huff und Hettner. Sobald das Wahlprüfungsgericht geſprochen hat, ſteht das endgültige Ergebnis des Volksent⸗ ſcheids feſt und wird unverzüglich vom Reichsminiſter des Innern im„Reichsanzeiger“ veröffentlicht werden. Die Koſten des Volksentſcheides. Ueber die Koſten des Volksentſcheid es wird mitgeteilt: Das Reich übernimmt ſämtliche den Län⸗ dern erwachſenden Koſten, die Beſchaffung der Stimm⸗ zettel, für die amtlichen Bekanntmachungen, für Telephon, Telegraph und Portoauslagen, außerdem vier Fünf⸗ tel der den Gemeinden ſpeziell erwachſenden Koſten. a Schätzungsweiſe hat das Reichsinnenminiſterium beim Reichstag für die Koſten des Volksentſcheides 2,2 Millio⸗ nen Mark angefordert und bereits bewilligt erhalten. Mit den ſeinerzeit für das Volksbegehren angeforderten 1,5 Millionen beträgt die geſamte angeforderte 97 8 Summe demnach 3,7 Millionen Mark. Dieſe Summe dürfte jedoch nicht vollſtändig verausgabt werden, da die Koſten des Volksbegehrens unter der dafür angefor⸗ derten Summe zurückgeblieben ſind. Auch für den Volks⸗ entſcheid rechnet man, daß die veranſchlagten 2,2 Millio⸗ nen Mark nicht reſtlos verbraucht werden. ö Die parſer Matoklokonſerez. 4 Die franzöſiſch⸗ſpaniſche Marolko⸗Konferenz in Paris hat unter ganz anderen Auspizien begonnen, als dies ſeinerzeit von engliſcher Seite angekündigt wurde. Die engliſche 9 a tun konnte, in der Propagierung der Idee der Einbderu⸗ fung eines internationalen Marokko⸗Kongreſſes, gibt jetzt kleinlaut nach und rechtfertigt den ſpaniſch⸗franzöſi⸗ 05 7 0 Standpunkt. Die„Times“ erklärt plötzlich, da die von Frankreich und Spanien geplante Verwaltung der beiden Zonen kein Mittelmeerproblem darſtelle, es ſei denn, daß eine der beiden Mächte gegen die vertraglich eingegangenen Verpflichtungen verſtoßen ſollte. An und für ſich ſei eine interne die Frage der marokkaniſchen Verwaltung Angegeben die nach Belieben der bei⸗ den Protektoratsſtaaten gelöſt werden könne, vorausge⸗ ſetzt, daß die beſtehenden Verträge durch die gefaßten Be⸗ ſchlüſſe der Pariſer Konferenz nicht verletzt werden. Grund⸗ ſätzlich ſtellt die Times feſt, daß die Mittelmeermächte ein dringendes Intereſſe daran hätten, daß kein Mitter ⸗ meerproblem in dieſem Augenblick aufgerollt werde. Die Regelung der marokkaniſchen Frage ſei demnach eine ausſchließliche franzöſiſch⸗ſpaniſche Angelegenheit, de⸗ ren Löſung einzig und allein von Paris und Madrid ab⸗ hänge. Es war von vornherein klar, daß die von Eng⸗ land ausgehende Propaganda für die Einberufung eines internationalen Marokko⸗Kongreſſes ausſchließlich darauf berechnet war, Ita lien zu täuſchen, da praktiſch für England keine Möglichkeit beſtand, in die Marokko⸗Frage einzugreifen. Es iſt unbekannt, ob Italien eine anderwei⸗ tige Entſchädigung erhalten hat. Es iſt immerhin auffal⸗ lend, daß auch die italieniſche Preſſe wie auf Kommando nicht mehr ſo nachdrücklich die Berücksichtigung der ita⸗ 5 lieniſchen Intereſſen in Marokko verlangt. Die Beratungen der Pariſer Konferenz erſtrecken ſich auf die Verwaltung der dem Sultan und den Protektoratsſtaaten unterſtehenden Gebiete, auf die Be⸗ friedung im Rif und auf das weitere Schickſal Abd ſel Krims. Es handelt ſich in der Hauptſache um die Sicherung der vom ſtrategiſchen Standpunkte wichtigen Poſition, ſowohl für Frankreich wie für Spa⸗ nien, ferner um die Möglichkeit dauernder Aeberwa⸗ chung der einzelnen Volksſtämme durch militäriſche Siche⸗ kungen. Einige Schwierigkeiten dürfte die endgültige Feſt⸗ Preſſe, die ſich urſprünglich nicht genuaug ſetzung der Demarkaätibfslifie zwiſchen der fran⸗ zöſiſchen und ſpaniſchen Zone bereiten, die durch das Ge⸗ biet dreier Volksſtämme geht. Für dieſes Gebiet wird eine gemiſchte franzöſiſch⸗ſpaniſche Verwaltung geplant. Im großen und ganzen iſt in allen dieſen Fragen mit einer gegenſeitigen Verſtändigung zu rechnen. Im übrigen ſollen die zu faſſenden Beſchlüſſe der Pariſer Konferenz im Ein⸗ klang mit dem Vertrag von Algeciras und dem franzöſiſch⸗ ſpaniſchen Abkommen vom Jahre 1912 ſtehen. Das am ſchwerſten zu behandelnde Problem des Gebietes der drei Volksſtämme und zwar: Beni Zerual, Gueznaai und Gheznaua ſoll in der Weiſe gelöſt werden, daß ſie, wie bereits geſagt, unter franzöſiſch⸗ſpaniſche Herrſchaft kommen ſollen. Es liegt im Intereſſe der beiden Protektorats⸗ ſtaaten, dieſe Löſung zu akzeptieren, da ſie ſonſt auf un⸗ überwindbare Schwierigkeiten ſtoßen können. Ernſte Meinungsverſchiedenheiten dürften ſich dagegen in der Frage der künftigen Behandlung des Schickſals Abd el Krims geltend machen. Während nämlich Frankreich auf dem Standpunkt ſteht, daß Abd el Krim dadurch, daß er ſein Schickſal in die Hand Frank⸗ reichs gelegt hat, die franzöſiſche Regierung gewiſſermaßen moraliſch verpflichtete, ihn mit einer gewiſſen Groß⸗ mut zu behandeln, verlangt Spanien, daß Abd el Krim für den Tod der gefangenen ſpaniſchen Offiziere verant⸗ wortlich gemacht und demgemäß hart beſtraft wird. Für Franireich iſt der Fall Abd el Krims mit der Tat⸗ ſache der bedingungsloſen Unterwerfung erledigt. Ent⸗ ſcheidend iſt, daß er ein für alle Mal vom Rif fern⸗ gehalten wird. Was jedoch die von Spanien ver⸗ langte exemplariſche Beſtrafung Abd el Krims betrifft, ſo möchte Frankreich unter allen Umſtänden eine un⸗ nötige Brüskierung und Herausforderung der Rif⸗Bevöl⸗ kerung vermeiden. So entgegengeſetzt zunächſt die dies⸗ bezüglichen Anſichten Frankreichs und Spaniens zu ſein ſcheinen, unüberwindbar dürfte dieſe Meinungsperſchieden⸗ heit kaum ſein. Alles in allem darf man ſich auf eine grundſätzliche Uebereinſtimmung in der Frage der Li⸗ guidation des Marokkokrieges gefaßt machen. Die Rwa⸗ lität der beiden Schweſtern⸗Nationen dürfte erſt bei Ent⸗ ſtehung innerer Schwierigkeiten und bei ſpäter zu er⸗ wartenden Unruheausbrüchen erwachen. Einſtweilen iſt ein koordiniertes Zuſammengehen unumgänglich. Bei fort⸗ ſchreitender„Befriedigung“ jedoch, d. h. bei der Durch⸗ führung des neuen Verwaltungsregimes werden vermut⸗ lich die Stämme ſich keine Gelegenheit entgehen laſſen, um die Franzoſen gegen die Spanier und umgekehrt auszuſpielen. w. „Die Liquidation des Marokkokrieges bedeutet m⸗ deſſen noch lange nicht die endgültige Löſung der Marolko⸗ Frage. Eine Bevölkerung, die einem vielfach über⸗ legenen Feind unter den denkbar ungünſtigſten Bedingun⸗ r ſolange die Stirn bieten konnte und ſchließlich nur der phyſiſchen Uebermacht unterlag, kann nicht ihren ſo ſtark ausgeprägten Unabhängigkeitsbetrieb töten. Die Rifſtämme ſind keine Sklavefvölker und kön⸗ nen die Knechtſchaft rein körperlich nicht ertragen. Von den Spaniern, die ſoviel Beweiſe gänzlichen An⸗ vermögens an den Tag legten, mit einem folch ſtol⸗ 0 Volk umzugehen, geſchweige es für ſich zu gewinnen, ſt nicht Au erwarten, daß ſie inzwiſchen viel hinzugelernt haben. Sie werden gewiß unter franzöſiſchem Einfluß uftig andere Methoden anwenden, aber etwas anderes als Haß. werden ſie in Marokko ſchwerlich ernten. Anders liegen die Verhältniſſe in der franzöſiſchen Zone, allein was nützen die beſſeren Methoden, wenn die Fremd⸗ herrſchaft als unerträglich und herausfordernd empfunden wird. Zwar ſind die marokkaniſchen Rebellen durch modernſte Kriegsmittel zu Boden geworfen, aber wo iſt die Gewähr, daß ſie ſich eines Tages nicht wieder erheben? Für den Augenblick ſind ſie zweifellos bezwun⸗ gen, und ſie werden eine Weile machtlos bleiben, aber nichts ſpricht gegen die Möglichkeit, daß ſie nach Jahren wieder die Kraft erlangen werden, um die Ketten zu N n un In Paris werden jetzt Mittel und Wege ge⸗ ucht, um die Anterwerfung Marokkos dauernd zu ſichern. was in der doppelzüngigen Sprache der Diplomaten„Be⸗ friedung“ genannt wird. Aber was kann dieſe Befriedung gegen das unverjährte Recht auf Unabhängig⸗ keit bedeuten? Die franzöſiſch⸗ſpaniſche Befriedung iſt keine Vorausſetzung für einen ewigen Frieden. —— —— Der euchariſliſche Kongreß. Das Weltrarlament der Biſchöfe. Chicago, 20. Juni. Der euchariſtiſche Kongreß, der heute in Chicago eröffnet wurde, verspricht eine Sehenswürdigkeit zu wer⸗ den, wie ſie ſelbſt in Amerika vereinzelt daſteht. Selbſt Rom hat nur ſelten eine derart prunkvolle Verſammlung kirchlicher Würdenträger geſehen, wie ſie der amerikaniſchen Weltſtadt bevorſteht. 15 Kardinäle, 46 Erzbiſchöfe und 450 Biſchöfe nehmen an dem Kongreß teil. . Die Feſtlichkeit ſpielt ſich in einem gigantiſchen, ame⸗ rikaniſchen Raume ab. Am Ufer des Michigan⸗Sees, im Herzen von Chicago, iſt das Stadion gebaut, das die Teilnehmer und Beſucher des Kongreſſes faſſen ſoll. Es wird mit Wallfahrern gerechnet, die ungefähr der Zahl der Rom⸗Pilger des„Heiligen Jahres“ gleichkommen ſollen. Aus den verſchiedenſten Staaten Amerikas werden allein eine Million Pilger erwartet. Eine Sehenswürdigkeit für ſich bildet der Hauptaltar, der ſich inmitten des Stadions, 40 Meter hoch erhebt. Die Purpurſtühle der Kardinäle ſind mit verſchwenderiſcher Pracht ausgeſtattet. Jedem Kardinal wird eine Leibgarde aus päpſtlichen Rit⸗ tern beiſtehen. Zu dieſem Behufe werden alle päpſtlichen Ritter Nordamerikas in Chikago eintreffen. Dem Erzbiſchof von Wien, Kardinal Pfiffl, wurde unter den 15 Kardinälen die Auszeichnung zuteil, die erſte Meſſe zu zelebrieren und damit den euchariſtiſchen Kon⸗ greß zu eröffnen. Dann wurde eine päpſtliche Bulle durch John Bonzano grain Nun folgte eine Feſtrede des Kardinals und Erzbiſchofs von Chicago, Muntelein, der als Gaſtgeber die Beſucher des Kongreſſes begrüßte. Der zweite Tag wird eine Ueberraſchung bringen. Der größte Chor, der je bei einer Meſſe ſang, wird an dem Gottesdienſt mitwirken. 62000 Schulknaben aus Chicago und Umgebung ſollen dieſen Rieſenchor bil⸗ den. 1500 Nonnen haben ſich bemüht, die Chorknaben für dieſe Aufgabe gehörig vorzubereiten. Zwei Kardinäle aus Europa, der Erzbiſchof von Paris Louis Dubois und der Münchener Erzbiſchof Faulhaber halten Vorträge über die Rolle der Kirche in der modernen Geſchichte und im Leben der Nationen. Der dritte Tag des großen Kongreſſes iſt ein Tag der Frauen. Der Redner, der Über die Rolle der Frau in der Kirche ſprechen wird, iſt der Wiener Kardinal Piffl. Die Meſſe wird von dem ungariſchen Fürſtbiſchof Cſernoch zelebriert. Es ſei nebenbet erwähnt, daß abends ein zweiter Gottesdienſt abgehalten wird, und zwar im märchenhaften Licht von 200 000 elektriſchen Lampen. Die Delegationen, die die katholiſche Bevölkerung Amerikas aus den Vereinigten Staaten nach Chicago entſendet, werden am vierten Tage empfangen. Den Höhepunkt des Kongreſſes und der Feierlichkeit bildet aber der Gottesdienſt am Ufer des Michigan⸗Sees vor einer gigantiſchen Marien⸗Statue, dem ſich dann eine Heiligenprozeſſion anſchließt. 10 000 Prieſter ziehen durch die mit Fackeln beleuchteten Straßen, gefolgt von einer nach Hunderttauſenden zählenden Menge der Kongreßbe⸗ ſucher. Der Weg führt dann zum Hauptaltar zurück, wo Bolzano im Namen des Papſtes den Segen erteilt. „Mit dieſem feierlichen Akt findet die Feſtlichkeit ihren Abſchluß. Für die Beförderung der Feſtgäſte zum Michigan⸗Ufer haben die Chicagoer Behörden umfaſſende Vorkehrungen getroffen. Es ſtehen ſoviel Autobuſſe und andere Verkehrsmittel zur Verfügung, daß innerhalb dreier Stunden rund 300000 Menſchen zum Stadion ge⸗ bracht werden können. Die Regierungskriſe in Frankreich. Herriots Miſſion geſcheitert. ö Paris, 20. Juni. Die Verſuche Herriots, ein Kabinett zuſtande zu brin⸗ gen, ſind geſcheitert. Herriot hat daher ſeinen Auf⸗ trag dem Präſidenten der Republik zurückgegeben. Die Pariſer Luſtfahrtvereinbarungen. Die von der Luftfahrtabteilung des Reichsverkehrs⸗ miniſteriums herausgegebenen„Nachrichten für Luftfahrer“ enthalten in dem ſoeben erſchienenen Heft Nr. 24 vom 17. Juni 1926 einen ausführlichen Bericht über den Inhalt der Pariſer Luftfahrtvereinbarungen vom 21. Mai 1926. 5 Nach dleſe Bericht iſt das Ergebnis der Pariſer Luftfahrtverhandlungen„nicht in einem Vertrag nieder⸗ gelegt worden, ſondern in einem Notenwechſel zwi⸗ ſchen dem deutſchen Botſchafter in Parts und der Botſchaf⸗ terkonferenz, in der die belgiſche, britiſche, franzöſiſche, italieniſche und japaniſche Regierung vertreten iſt. Dieſer Notenwechſel, der mit Rückſicht auf die Schwierig⸗ keit des Verhandlungsgegenſtandes ſehr umfangreich iſt, enthält als Hauptſtück ein Schreiben des Präſidenten der Botſchafterkonferenz, das durch eine Antwort des deutſchen Botſchafters in Paris beſtätigt wird. 5 Die Vereinbarungen beſagen in ihren weſentlichſten Punkten etwa:. 1. Die deutſche Regierung erläßt und ſetzt in Kraft eine Verordnung, welche verbietet, Luftfahrzeuge zu bauen, zu halten, einzuführen oder in Verkehr zu ſetzen, die gepanzert, geſchützt oder mit Einrichtungen für Waffen aller Art oder mit Bombenviſier⸗ oder Abwurfeinrichtungen verſehen ſind. Zuwiderhandlungen ziehen Beſtrafung nach ſich. 5 1 n 2. Die deutſche Regierung wird die Zivilluftfahrt nur in den Grenzen einer Normalentwicklung fördern. 3. Bau oder Einfuhr von Flugzeugen, welche die techniſchen Merkmale neuzeitlicher Jagdflugzeuge in Bezug auf Leergewicht, Verhältnis von Leergewicht zur Motorenleiſtung, Bauſicherheit, Steiggeſchwindigkeit, Geſchwindigkeit und Gipfelhöhe aufweiſen, unterliegen beſonderer Genehmigung der deutſchen Regierung. Die Genehmigung darf nur zur Teilnahme an inter⸗ nationalen Wettbewerben, an offiziell über⸗ wachten Rekorden und zur Vorbereitung für dieſe Teilnahme erteilt werden. Die Zahl dieſer Flugzeuge und der zu ihrer Führung berufenen Piloten ſoll ſich in den Grenzen der Anzahl derjenigen Zivilflugzeuge halten, die in einem anderen Lande Europas für dieſe Zwecke verwendet werden. 5 4. Für Sportflug, Aus⸗ oder Fortbildung von Flugzeugführer n über die Bedürfniſſe des Luft⸗ verkehrs und der Fabriken hinaus dürfen keine öffent⸗ lichen Mittel gewährt werden. Geldpreiſe für Wett⸗ bewerbe ſollen nicht den Charakter von Beihilfen haben. Ausbildung und Fortbildung im militäriſchen Fliegen wird verboten. Die Beziehungen der be⸗ waffneten Macht zur Luftfahrt beſchränken ſich auf die Luftabwehr vom Boden aus. Reichs⸗ wehrangehörige dürfen nur im Sportfliegen, auf eigene Koſten, ohne Beihilfe oder Sonderurlaub bis zur Höchſtzahl von 36 ausgebildet werden. Vom 1. Januar 1926 dürfen jährlich 6 Ausbildungsermächtigungen erteilt werden, zunächſt auf 6 Jahre. Nach 6 Jahren können für frei werdende Ermächtigungen jährlich drei neue Reichswehrangehörige ausgebildet werden. Er⸗ mächtigungen ausſcheidender Inhaber dürfen im fol⸗ genden Jahre über die feſtgeſetzte Normalzahl hinaus erſetzt werden. Reichswehrangehörige, die vor dem 1. April 1926 einen Flugführerſchein beſaßen, können bis zur Höchſtzahl von 36 weiterfliegen. g Die deutſche Regierung führt Liſten über fliegende Reichswehrangehörige, Luftfahrzeugfabriken, Luftfahr⸗ zeuge und Motoren, Flugzeugführer und Flugſchüler, Luftverkehrsgeſellſchaften, Luftfahrtvereine, Einzelper⸗ ſonen uſw., die Luftfahrt treiben oder Luftfahrzeuge verwenden. 7 Führerloſe Flugzeuge ſind unterſagt. 5 8. Für Polizeibeamte gelten die gleichen Beſtimmungen wie für die Reichswehr, jedoch können 50 Beamte Aus⸗ bildung erhalten, für deren Ergänzung beſondere Be⸗ ſtimmungen nach Lebensalter uſw. getroffen ſind. Nach Inkraftſetzung aller dieſer Maßnahmen wird das Luftfahrtgarantiekomitee zurückgezogen. Dafür treten die Beſtimmungen des Artikels 213 des Verſailler Vertrages betr. Völkerbundskontrolle in Kraft. Die von Deutſchland zu führenden Liſten werden zur Verfügung des Völkerbundes gehalten. a Deutſchland wird nach Artikel 198 des Verſailler Ver⸗ trages Luftſtreitkräfte weder zu Lande noch zu Waſſer unterhalten. Mit der Inkraftſetzung der vereinbarten Maßnahmen werden andererſeits die ſogenannten„Be⸗ griffsbeſtimmungen aufgehoben. Im beſetzten Gebiet wird das bisher beſtehende Ein⸗ flugsverbot aufgehoben. Die Rheinland⸗Oberkommiſſion wird die Ordonnanz 80 durch eine andere Regelung er⸗ ſetzen, wobei ihr Befugniſſe zur Aufrechterhaltung der Sicherheit der Beſatzunastruppen belaſſen bleiben. * 5 3 m. ̃˙— ü—!!!!!!''!!! ꝛ'''''' · r»⁰ p— 47 ihn ſo verächtlich von ſich wies. Liebe erweckt Liebe. 15 f Original⸗Roman. e e 4. Kapitel.„ bHulkh Forſt hatte in einer wenig roſigen Stim⸗ mung das Feſt bei Hofrat Schlüter verlaſſen. Es hatte ihn wie ein Schlag getroffen, daß Fee ſich mit Ritter verlobte. Sehr beunruhigt hatte er ſie verlaſſen, als ſie Zwar war er froh, daß dieſe Unterredung hinter ihm lag, und daß er nun freie Bahn hatte. Aber dies Gefühl der Befreiung be⸗ glückte ihn doch nicht recht. 5 „ Unruhig hatte er wieder und wieder nach der Tür geſehen, durch die Felicitas in die Geſellſchaft zurück⸗ kehren mußte. Sein Herz zuckte doch ſchmerzlich, wenn er daran dachte, was er ihr hatte antun müſſen. Er wünſchte brennend, Felicitas möchte ſo reich ſein, wie Ellen Volkmer, dann wäre er gewiß ſehr glücklich mit ihr geworden. a. ö Ellen gefiel ihm nicht ſehr. Ihre reizloſe Perſön⸗ lichkeit konnte ihn unmöglich feſſeln, aber ſie enthob ihn mit einem Schlage aller Sorgen durch ihre glänzende Mitgift. Er hatte nicht lange gezögert, ſich um ſie zu bewerben, als er merkte, daß er ſie mit heißen Augen betrachtete. 6 5 Und dann hatte er an der Saaltür geſtanden in großer Sorge, ob Fee vernünftig ſein und ſich beruhi⸗ gen würde. Es war doch ein Gefühl des Mitleids in ihm, wenn er daran dachte, daß ſie nun wohl gleich zurückkommen werde, blaß und niedergedrückt, eine Beute des Kummers. Zu ſeiner eigenen Qual mußte er da⸗ ran denken, wie lieb und zärtlich ſie ſich vorhin an ihn geſchmiegt hatte. Es war wirklich nicht leicht geweſen, ſich von ihr zu löſen. Aber es ging doch nicht anders. Unmöglich konnte er ſolch eines Gefühles wegen ſeine ganze Zukunft aufs Spiel ſetzen. Nein, es war beſſer ſo— ſie würde ja auch eines Tages darüber hinweg⸗ kommen, wenn ſie jetzt auch um ihn leiden mußte. . Das ſie das tat, ſchmeichelte gar noch ſeiner Eitel⸗ keit; er wünſchte durchaus nicht, daß ihre Liebe zu ihm vergehen ſollte. 1 In dieſe Gedanken hinein war Fee dann ſtolz und kalt ihn hinwegſehend, wie über einen Fremden. Dann am Arm Hans Ritters vor ihm aufgetaucht, über hatte der Hofrat die Verlobung ſeiner Nichte proklamiert, und Harry Forſt war aus der Geſellſchaft entflohen wie ein Verfehmter. Er konnte es nicht faſſen, daß Fee ihm ſo ſchnell einen Nachfolger gegeben hatte, vermochte nicht zu ver⸗ winden, daß aus ihren Augen das ſtolze, zärtliche Leuch⸗ ten verſchwunden war, mit dem ſie ihn ſtets gegrüßt hatte. Er kam ſich plötzlich ſo arm vor, als habe er einen köſtlichen Schatz für immer verloren. Planlos war er draußen lange Zeit in der kalten Winternacht umhergelaufen, und ſeine Gedanken hatten ſich nicht von Fee trennen können. War es denn möglich, daß ſie ſich in derſelben Stunde, in der er ſich von ihr getrennt, einem anderen zu eigen gab? Konnte ſie ſich ſo ſchnell über ſeinen Ver⸗ luſt hinwegſetzen? War ihre ſo oft gezeigte Liebe mit einem Schlage vernichtet geweſen? War Frauenliebe nicht ſtärker und tiefer? Oder hatte ſie ſich Ritter nur anverlobt, in der Verzweiflung über ſeinen Verluſt— oder weil ſie einſah, daß es vernünftiger war, wenn auch ſie einem reichen Freier Gehör gab?— Er fand es plötzlich gar nicht mehr ſo wünſchens⸗ wert, daß ſie vernünftig war. Es quälte ihn, daß ein anderer nun ein Recht an ſie hatte. Ob Ritter ſchon lange ſeine Augen begehrlich auf ihr hatte ruhen laſſen? Ach— ſchön genug war ſie, einen Mann um den Verſtand zu bringen. Nun würde ſie ſich von dem anderen küſſen, würde ſich von ihm umfaſſen laſſen müſſen— gleichviel, ob ſie es wünſchte oder nicht. a 5 Und das weckte ein Gefühl heißer Eiferſucht in ihm. Er wollte nicht, daß ſie einem anderen gehörte. Was er für ſich ſelbſt als Recht in Anſpruch nahm, das ge⸗ ſtand er Fee nicht zu. Wenn er ihr auch die Treue ge⸗ brochen hatte— ſie ſollte ſie halten. 1 So war durch Felicitas Verlobung ſein ganzes We⸗ ſen in Aufruhr gekommen und in dieſem Aufruhr der Gefühle flammte von neuem auf, was er niedergezwun⸗ gen hatte in ſeinem Herzen: die Liebe zu Fee. Es war auch jetzt keine reine, echte Liebe, ſondern eher ein eifer⸗ ſüchtiges Begehren, das aber doch ſein ganzes Herz er— üllte. ö 8 d Jedenfalls war er in keiner beneidenswerten Stim⸗ mung, als er am nächſten Tage vor dem Kommerzien⸗ rat Volkmer ſtand und ihn in aller Form um die Hand ſeiner Tocher Ellen bat. Ellen war ihm mit glück⸗ ſtrahlenden Augen entgegengeflogen, auch er mußte eine glückliche Miene zur Schau tragen. Hatte er ſich doch ſchon lange Zeit Ellen gegenüber als ſehnſüchtiger Lieb⸗ haber aufgeſpielt. Heimlich bewarb er ſich ſchon lange um die reiche Erbin. 5 1 Während er den glücklichen Bräutigam ſpielen mußte, verglich er immer wieder Ellen mit Felicitas. Wie un⸗ ſchön und reizlos erſchien ihm Ellen mit dem blaſſen, ſchmalen Geſicht, mit der lang aufgeſchloſſenen Geſtalt, deren eckige Linien auch von der koſtbaren Robe nicht ganz verhüllt werden konnte. Und Ellens blaßblaue Augen— wie ausdruckslos erſchienen ſie ihm, wenn er an die ſtolz und zärtlich ſtrahlenden Sterne dachte, die ihn bisher ſtets ſo leuchtend begrüßt hatten. Wohl ſa⸗ hen ihn auch Ellens Augen liebevoll und zärtlich an, aber ſie weckten kein Echo in ſeiner Bruſt. Als er Ellen in ſeinen Armen hielt, mußte er an Fee denken, deren ſchlanke, jugendſchöne Geſtalt mit der weichen, edlen Rundung der Linien ihn ſo oft ent⸗ zückt hatte. Nein— Harry Forſt war als Verlobter Ellen Volkmers durchaus nicht ſo glücklich und zufrieden, wie er gehofft hatte, trotzdem ſein Schwiegervater ihm ſchwin⸗ delnd hohe Zahlen nannte, als in deſſen Arbeitszim⸗ mer die peluniäre Frage zwiſchen beiden Herren erle⸗ digt wurde. Als er dann am Abend das im feſtlichen Glanz erſtrahlende Haus ſeiner Schwiegereltern betrat und El⸗ len ihm, trotz ihrer äußerſt koſtbaren und geſchmackvol⸗ len Toilette, ſo unſchön erſchien, da koſtete es ihn di⸗ rekt Ueberwindung, ihr den Tribut an Zärtlichkeiten, den ſie glückſtrahlend einforderte, zu zahlen. Etwas wie Widerwille gegen dieſes kraftloſe, hagere und reizloſe Mädchen 95 in ihm auf und ihre offen zur Schau ge⸗ tragene Glückſeligkeit machte ihn ganz nervös. Das wurde noch ſchlimmer, als Fee am Arm Rit⸗ ters den herrlich geſchmückten Saal betrat. Wie eine junge Königin, ſtolz und ſchön, von unbeſchreiblichem Liebreiz umfloſſen, ſchritt ſie an der Seite ihres Ver⸗ lobten dahin. Ein wenig bleich ſah ſie aus und die Augen blickten ſtolz und kalt, mit einem etwas müden Glanz, aber nie war ſie Harry Forſt ſo ſinnverwirrend ſchön erſchienen, wie an dieſem Abend. 1 5 192 1 —— — N ahnen ne e A 9 n„· .„N n n un ene= Aus dem In⸗ und Auslande. Neue franzöſiſche Forderungen. Berlin, 19. Juni. Die erneut aufgenommenen Pariſer Verhandlungen über ein Handelsproviſorium mit Frankreich begegnen, wie wir hören, doch recht erheblichen Schwierig⸗ keiten. Die Franzoſen drängen darauf, eine ganze Reihe agrariſcher Produkte in das Abkommen einzubeziehen. Ge⸗ gen dieſe Forderung macht ſich in deutſchen landwirtſchaft⸗ lichen Kreiſen ein ſtärkerer Widerſpruch bemerkbar. Man weiſt darauf hin, daß die beiden Frühgemüſe⸗Abkommen bereits auf Koſten der deutſchen Landwirtſchaft abge⸗ ſchloſſen worden ſeien, die in dieſem Falle aus außen⸗ politiſchen Gründen Opfer gebracht habe. Auch daß die Weinf rage jetzt ſchon von den Franzoſen aufgeworfen wird, hat in Deutſchland lebhaften Widerſpruch hervor⸗ gerufen. Es kommt hinzu, daß man grundſätzlich der Meinung iſt, daß eine weitgehende Regelung der agrari⸗ ſchen Wünſche Frankreichs im Proviſorium das Intereſſe der Franzoſen an der endgültigen Regelung der Handelsbeziehungen zu Deutſchland verringern werde. Auf deutſcher Seite iſt der Wunſch maßgebend, zunächſt einmal für den Austauſch eines möglichſt großen Kreiſes induſtrieller Erzeugniſſe brauchbare Unterlagen zu ſchaffen. Abſchluß eines franzöſiſch⸗ rumäniſchen Bündniſſes. Berlin, 21. Juni. Nach einer Meldung aus Bukareſt ſollen die ſchon ſeit längerer Zeit zwiſchen Paris und Bu⸗ kareſt geführten Verhandlungen über den Abſchluß eines Bündnisvertrages nunmehr zu einem endgültigen Ergebnis gelangt ſein. Am 16. Juni ſoll der franzöſiſch⸗rumäniſche Bündnisvertrag in Paris von Briand und den Pariſer rumäniſchen Geſandten unterzeichnet worden ſein. Steuererleichterungen für die Winzer. Berlin, 21. Juni. Der Reichsfinanzminiſter Dr. Rein⸗ hold hat eine Verordnung erlaſſen, die weitgehende Steuer⸗ erleichterungen für die Winzer bringt. Der Reichsfinanz⸗ miniſter weiſt darauf hin, daß er ſich damit einverſtanden erklärt, daß den Winzern die bisher fällig gewordenen Reichsſteuern, die geſtundet waren, auch weiterhin geſtundet werden und daß von Zwangsmaßnahmen hinſichtlich der rückſtändigen Steuern abgeſehen werden ſoll. Da ſich in der Zwiſchenzeit die Notlage der Winzer noch weiter verſchärft hat, ſoll den Winzern, beſonders den Klein⸗ und Mittel⸗ betrieben in großzügiger Weiſe geholfen werden. So iſt ein großer Teil der Winzer bei der Einkommenſteuerver⸗ anlagung 1924⸗25 freigeſtellt worden, und für die nicht⸗ freigeſtellten Winzer ſollen die Vertreter der Finanzämter mit Vertretern der einzelnen Gemeinden oder mit ſonſt geeigneten Perſönlichkeiten Fühlung nehmen, um mit ihnen die einzelnen Erlaßanträge durchzuſprechen. Das Erbe Abd el Krims. Paris, 21. Juni. Ein offizieller Bericht über die Ver⸗ handlungen zwiſchen Frankreich und Spanien erklärt, daß beide Delegationen über die Auffaſſung der Lage im Rif und über die Ziele, die erreicht werden ſollen, vollkommen einig ſeien. Einige Grenzſtämme ſcheinen wieder unruhig zu werden. Eine neue Offenſive wird angekündigt. Eine Meldung des„Petit Pariſin“ ſchließt: Der Eindruck der letzten Tage iſt, daß wir wieder einmal unſere Macht zeigen müſſen, wenn nicht weitere Unruhen folgen ſollen. Unſere politiſche Aktion muß durch eine Demonſtration unſerer Kräfte unterſtützt werden. Der Achtſtundentag im engliſchen Bergwerk. London, 21. Juni. Ueber die Verlängerung der täg⸗ lichen Arbeitszeit in den engliſchen Bergwerken, die eine Achtſtunden⸗Arbeit geſtatten wird, wird am Montag im Unterhaus eine Vorlage eingebracht werden.„Daily Te⸗ legraph“ erfährt dazu, daß ſich die Regierung mit der Abſicht trägt, dieſe Beſtimmung für 5 Jahre in Kraft zu ſetzen. Eine endgültige Entſcheidung über dieſen Punkt wird aber erſt am Montag in 1 Sonderſitzung des Kabinetts erfolgen. ö Spanien und der Völkerbund. Madrid, 19. Juni. Nach Erklärungen des ſpaniſchen Außenminiſters wird Spanien zur Septembertagung des Völkerbundes keinen Delegierten entſenden, falls man ihm nicht die Sicherheit gebe, daß ſeine Forderung auf einen ſtändigen Natsſitz durch einſtimmigen Beſchluß des Völker⸗ bundes in der Vollverſammlung unterbreiten werde. Verſtändigung zwiſchen Wupeiſu und Tſchangſolin? Peking, 19. Juni. Die Vorverhandlungen zwiſchen den Vertretern Wupeifus und Tſchangſolins in Tienklin ſollen zu einem formellen Abkommen geführt haben. Wie verlautet, erſtreckt ſich das Abkommen auf 1. gemeinſame militäriſche Operationen gegen die Nationalarmee, 2. Ver⸗ iggung der Frage über die Zuſammenſetzung des Parla⸗ ments und 3. die Reorganiſation des gegenwärtigen Ka⸗ binetts. In maßgebenden chineſiſchen Kreiſen wird das obige Abkommen auf die Zwangslage Wupeifus zurück⸗ geführt, deſſen militäriſche Poſition durch das erfo g⸗ reiche Vorrücken der Nationalarmee in der Provin⸗ Schanſi außerordentlich geſchwächt erſcheint. England und Rußland. Der Der engliſch⸗ruſſiſche No⸗ tenwechſel wegen der ruſſiſchen Streikhilfe hat zur Folge gehabt, daß das engliſche Kabinett Sicherungsbeſchlüſſe gegen die Verwendung der ruſſiſchen Handelsvertretung in London zu Propagandazwecken und gegen ausländiſche Geldſendungen gefaßt hat. Im übrigen aber iſt die ruſſi⸗ ſche Wauwwort immerhin ſo gehalten geweſen, daß ein eigentlicher Konflikt zu vermeiden iſt. Man kann an⸗ nehmen, daß auch in London eine ſtarke Strömung für eine Annäherung, nach Abſchluß des Moſſulvertrages, beſteht, da die Einwilligung der Türkei in die Moſſul⸗ Löſung kaum erfolgt wäre, wenn man in Moskau die Türken ausreichend gegen England unterſtützt hätte. Anterbrechung der Arbeiten der Militärkommiſſion. Die militäriſche Unterkommiſſion beſchloß, ihre Tagung gegen Ende Juni auf drei Wochen zu unterbrechen. Wäh⸗ rend dieſer Zeit ſoll das wirtſchaftliche Unterkomitee in der üblichen Weiſe die weiteren Fragen behandeln. Der Vertreter der Vereinigten Staaten erhob ernſte Ein⸗ wände. Er wies darauf hin, daß es nötig ſei, die Ar⸗ beiten fortzuſetzen, da man eine Unterbrechung nicht vor der öffentlichen Meinung verantworten könne. Auch der Vertreter Argentiniens ſprach ſich dagegen aus. Der Ver⸗ treter Englands wandte ſich gegen die Auffaſſung der bei⸗ den Staaten und erklärte, die Beweggründe der An⸗ tragſteller ſeien zweifellos berechtigt. Schließlich wurde mit 11 gegen 5 Stimmen bei einigen Enthaltungen be⸗ ſchloſſen, eine dreiwöchige Pauſe eintreten zu laſſen, ſo⸗ bald die Frage 3b erledigt und damit eine Unterlage für Abrüſtungsvorſchläge geſchaffen ſei. Aus dem badiſchen Lande. Mannheim.(Wegen betrügeriſchen Banke⸗ rotts verurteilt.) Wegen betrügeriſchen Bankerotts bezw. Beihilfe hierzu wurden vom Großen Schöffengericht der Kaufmann Hermann Roll aus Noſtocki und ein ge⸗ wiſſer Urmann aus Tarnowitz zu 4 Monaten 2 Wochen Gefängnis bezw. 6 Wochen Gefängnis verurteilt. Ein von dem Angeklagten Roll in Heppenheim gegründetes Manufaklturwarengeſchäft geriet ſchon im April dieſes Jahres in Konkurs. Im Februar erwirkte Urmann, der Schwager Rolls, in Berlin eine Vollſtreckungsurkunde, nach welcher Urmann eine Forderung in Höhe von 6000 Mark an Roll ſtellte. Roll wurde außerdem wegen eines Wechſelbetrugs verurteilt. Mannheim.(Fünf mal verpfändet.) Eine unglaubliche Torheit beging der 28 Jahre alte verheiratete Monteur Wilhelm Riedheimer von hier. Obſchon er ſein Mobilar und Betriebsinventar gegen ein Darlehen von 5000 Mark bei der Städtiſchen Sparkaſſe zur Sicher⸗ heit übereignet hatte, verpfändete er ſein Mobilar nebſt Betriebsinventar noch einmal in vier Fällen, und zwar in Höhe von 14000 Mark. In jedem Falle erklärte er, daß die Gegenſtände frei und unbelaſtet ſeien. Das Große Schöffengericht erkannte gegen den Angeklagten auf eine Gefängnisſtrafe von 4 Monaten. Seine der Beihilfe an⸗ geklagte Frau erhielt 2 Monate Gefängnis. Heidelberg.(Verunglückte Pferde.) Am Nek⸗ kar ereignete ſich ein Unglück, dem zwei Pferde des Land⸗ wirts Georg Chriſtmann in Neuenheim zum Opfer fie⸗ len. Die Pferde befanden ſich mit einer Fuhre Kies am Uferladeplatz oberhalb der Neuen Brücke. Beim Wen⸗ den des ſchweren beladenen Fuhrwerkes glitten die Rä⸗ der über die Böſchung in den noch ziemlich hochgehenden Strom und Wagen und Pferde verſanken in der Flut. Leider war es unmöglich, die Pferde zu retten, die vor den Augen vieler Zuſchauer den Tod fanden. Philippsburg.(Sochwaſſergefahr.) Der Wal⸗ ſerſtand des Rheines iſt um 3 cm. auf 6,54 Meter geſtie⸗ gen. Das erneut ſtark einſetzende Regenwetter verbunden mit der Schneeſchmelze, bringt für die Rheingebiete Hoch⸗ waſſergefahr. Buchen.(Wiederanſiedlung in Südoſt⸗ afrika.) Der frühere Plantagenbeſitzer Ludwig Kieſer, Sohn des verſtorbenen e Bürgermeiſters Wilh. Kie⸗ ſer, der durch den Krieg ſeine frühere Plantage verloren hatte, hat jetzt unter Beihilfe der deutſchen Regierung nach ſeiner Rückkehr nach Afrika eine neue Plantage bei Ta⸗Tanga erworben mit einem Flächenmaß von rund 1000 Hektar Ackerland. In der Hauptſache wird dort Siſalhanf gezogen, der vielfach nach Deutſchland aus ze⸗ führt wird zur Herſtellung von Förderſeilen, Strick und Tauwerken und der auch zur Polſterung dient. Baden⸗Baden.(Eigenartiger Anfall.) Zur Beſpannung des zum Abholen der Selbſtmörderleiche be⸗ ſtimmten Totenwagens waren im Augenblick keine Pferde zur Verfügung, weshalb ſich beide Führer entſchloſſen, den Wagen ohne Pferde in die Stadt zu fahren. Der eine der beiden ſetzte ſich auf den Kutſcherbock zur Bedienung der Bremſe, der andere übernahm die Lenkung des Wa⸗ gens an der Deichſel. Unglücklicherweiſe verſagte die Bremſe und der Wagen nahm eine größere Geſchwindig⸗ keit an. Um die Fahrt verlangſamen zu können, lenkten die Männer den Wagen auf einen Sandhaufen, wobei der Deichſellenker auf die Seite geſchleudert wurde und ſchwere Kopfverletzungen davontrug. Der Kutſcher konnte ſich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Altſchweier(Amt Bühl).(Totſchlag und Selbſt⸗ mord.) Ende voriger Woche wurde hier eine 53 Jahre alte Frau begraben, die plötzlich geſtorben war. Da Stimmen laut wurden, daß der Tod der Frau nicht unter natürlichen Umſtänden erfolgt ſei, wurde die Leiche aus⸗ gegraben und ſeziert. Dabei ergab ſich, daß der Frau die Hirnſchale eingeſchlagen worden war. Der Ehemann, der die Tat im Rauſch begangen hatte, erhängte ſich nach ſeiner Einlieferung im Gefängnis. Nobern(Amt Mosbach.)(Schwerer Unglülz;⸗ fal l.) Auf der Station des Ueberlandwerkes wurde der zweite Direktor der Badenwerksſtelle in Tauberbiſchofs⸗ heim Stark, von dem hier anſäſſigen Hilfsmonteur drä⸗ mer, der nur wenige Minuten von der Station weggiig, um Oel zu holen, ſchwer verletzt aufg funden. Beide Hände waren vollſtändig verbrannt und zerfleiſcht und auch am Hinterkopf zeigten ſich ſchware Verletzungen. Wie ſich der Unglücksfall zugetragen hat, konnte noch nicht feſt⸗ geſtellt werden, da der Verunglückte bewugtlos iſt, doch nimmt man an, daß er der Starkſtromleitung zu nahe gekommen iſt. Ein ähnlicher Fall ereignete ſich hier be⸗ reits vor drei Jahren, wo der Tonteur Ebert aus Schönau vom elektriſchen Strom getötet wurde. Offenburg.(Unfall.) Ein ſchwerer Unglücksfall ereignete ſich in der Moltkeſtraße zwiſchen dem Städtiſchen Krankenhaus und der Waldbachbrüde. Der Landwirt Michael Baumert aus Seſſelhurſt hatte ſeine wiederge⸗ neſene Frau mit dem Fuhrwerk aus dem Krankenhaus abgeholt. Vor der Waldbachbrücke wollte er einem ent⸗ gegenkommenden Motorradfahrer und Radler ausweichen, kam aber infolge des engen Fahrweges zu weit nach rechts und fuhr auf einen Grenzſtein, wodurch der Wa⸗ gen umgeworſen wurde. Die Inſaſſen wurden heraus⸗ geſchleudert bezw. kamen unter den Wagen zu liegen. Eine Begleiterin aus Offenburg erlitt äußere Verletzungen und einen Armbruch. Der Landwirt hat innere Verletzungen erhalten; die Frau kam mit dem Schrecken davon. KRonſtanz.(Verhafteter Einbrecher,) In Konſtanz und Umgebung waren in der letzten Zeit ver⸗ ſchiedene ſchwere Einbruchdiebſtähle unternommen worden, wobei den Dieben erhebliche Beute in die Hände fiel. Die Täter ſind jetzt verhaftet worden. Sie ſollen auch den Einbruch in die Spar⸗ und Waiſenkaſſe Reichenau und in das Stationsgebäude Reichenau unternommen haben. — Das Schwurgericht Konſtanz wird hier zu einer drer⸗ tägigen Sitzung Anfang nächſter Woche zuſammentreten. Lörrach.(Ehedrama.) Der Taglöhner Ze⸗ mentski verſetzte ſeiner Frau nach kurzem Wortwechſer mit einem gewöhnlichen Taſchenmeſſer zwei Stiche in den Rücken und zwei ſchwere Schnittwunden am Hals, die die Halsmuskulatur verletzten. Die Verletzungen ſind chwer, jedoch iſt Lebensgefahr vorerſt nicht vorhanden. ach der Tat verſuchte der Täter zu entfliehen; er wurde jedoch von einem Arbeiter der neben der Woh⸗ nung befindlichen Autogarage angehalten, ſodaß er der Polizei übergeben werden konnte. a * Aus Nah und Fern. Dammbruch der Neiſſe. i& Guben, 19. Junt. Durch das ſtark ſteigende Hochwaſſer wurde der Neiſſe⸗ damm bei Strega in einer Länge von 30 bis 40 Meter durchbrochen und die Fluten ergoſſen ſich auf die beiden vor dem Dorfe Pohſen liegenden Vor⸗ dämme. Das Dorf ſteht vollſtändig unter Waſſer. Durch die Häuſer fließt das Waſſer der Neiſſe. Bei einigen Häuſern beſteht Einſturzgefahr. An der Ein⸗ bruchſtelle arbeiten Pioniere aus Küſtrin und die Ein⸗ wohner der umliegenden Ortſchaften. Eine neue Verfügung der Rheinlandlommiſſion. Speyer, 19. Juni. Nachdem Artikel 4 der Ordon⸗ nanz 292, demzufolge die von deutſchen Gerichten be⸗ ſchuldigten oder verurteilten Gefangenen erſt nach vor⸗ heriger Genehmigung des Kreisdelegierten der Rheinland⸗ kommiſſion im beſetzten Gebiet abbefördert werden dür⸗ fen, mit Aufhebung der Kreis⸗ und Diſtriktsdelegierten hinfällig wurde, hat die Rheinlandkommiſſion beſtimmt, daß bis auf weiteres die Oberbefehlshaber der Beſatzungs⸗ armee innerhalb ihrer Beſatzungsgebiete für die Erteilung dieſer Erlaubnis zuſtändig ſein ſollen. Weidenthal.(Große Wildſchweinſchäden.) Täglich werden in der Frühe ganze Rudel von Wild⸗ ſchweine in der Gewann Klingenthal beobachtet, wo ſie die Kartoffel⸗ und Getreidefelder vollſtändig durchwühlen, Bis jetzt hat die Gemeindebehörde noch nichts unternom⸗ men, um dieſen Räubern das Handwerk zu legen. „ Frankfurt a. M.(Autounglüc.) Der Fabrik⸗ beſitzer van Hoek aus Enſchede, der ſich auf der Fahrt nach Bad Nauheim befand, verunglückte in der Nähe von Dil⸗ lenburg. Der Wagen rannte gegen einen Baum und wurde zertrümmert. Die Gattin Hoeks wurde ſofort getötet, während er ſelbſt leichtere Verletzungen erlitt. „Köln.(Zum Fall Bröcher⸗Oberreuther.) Wie zum Fall Bröcher⸗Oberreuther berichtet wird, ſoll die Entlaſſung der Frau Oberreuther aus dem Unter⸗ ſuchungsgefängnis unmittelbar bevorſtehen. Bekanntlich hat der Verteidiger des Dr. Bröcher, Rechtsanwalt Clemens, vor etwa acht Tagen erklärt, daß Frau Oberreuther mit der ganzen Angelegenheit nichts zu tun habe. Dortmund.(Zur Dortmunder Bluttat.) Ueber die grauenvolle Tat des Schlächtermeiſters Blaſch⸗ kowſki teilt die Dortmunder Polizei u. a. folgendes mit: Wenn die Beweggründe der Tat auch noch nicht vollkom⸗ men geklärt ſind, ſo ſteht doch feſt, daß es ſich nicht um einen von langer Hand vorbereiteten Mord, ſondern um die Tat eines Amokläufers handelt. Wahrſcheinlich iſt Blaſchkowſki mit ſeinem Freund Bader nach einem Trink⸗ gelage in Streit geraten, weil Bader die Partei der Frau Blaſchkowſkis ergriff. Dieſer hat nämlich Blaſchkowſki Vor⸗ würfe gemacht, weil er ſich mit anderen Frauenzimmern herumtreibe. Die ermordete Ehefrau ſei eine einwandfreie ruhige Perſon geweſen und hatte ein Märtyrerleben neben ihrem Manne, der ein Trinker war und Frau und Kinder oft ohne Veranlaſſung verprügelte. Außerdem war Blaſch⸗ kowſki krankhaft eiferſüchtig. Seine Frau durfte oft wo⸗ chenlang die nur aus einem Zimmer beſtehende Woh⸗ nung nicht verlaſſen. Die Einkäufe beſorgte er oder die Kinder. Auch die Zimmer der Schlafgänger hielt Blaſch⸗ kowſki ſelbſt in Ordnung, um jeden Verkehr der Frau mit den Antermietern zu vermeiden. Die Polizei glaubt daher, daß der tiefere Grund der Tat in dem hochgradigen Erregungszuſtand zu ſuchen ſei. Bemerkenswert iſt noch, daß der Mörder vor Jahren in blinder Wut eine Frauens⸗ perſon durch viele Meſſerſtiche ſchwer verletzte und damals zu ſieben Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Breslau.(Zum Morde an den Schulkin⸗ dern.) Eine neue, für die weiteren Ermittlungen wichtige Feſtſtellung brachte die Ausſage eines Hausmeiſtersfrau, die die ermordeten Kinder am Mordtage in der ſiebenten Abendſtunde an der Fürſtenbrücke im Regen ſtehend an⸗ traf. Sie fragte die Kinder:„Was macht ihr denn hier im Regen? Geht doch nach Hauſe, ihr erkältet euch ja!“ Darauf antwortete der Knabe:„Wir müſſen warten“ und machte eine Handbewegung nach dem Oderufer. Die Frau ſah dort einen gebückten Mann und glaubte an einen Angler. Bei der Rückkehr von ihren Einkäufen waren der Mann und die Kinder nicht mehr zu ſehen. Augsburg.(Durch Blitzſchlag getötet.) Die 46jährige Thereſe Schütz aus Simbach und ihr vierjäh⸗ riges Töchterchen wurden, als ſie im Hauſe eines Ver⸗ wandten in der Nähe des Ofens auf einer Bank ſaßen, vom Blitz getroffen, der auch das ganze Anweſen ein⸗ äſcherte. Beide wurden ſterbend aus dem brennenden Haus getragen.. Berlin.(Jolly ein Betrüger.) Der Hunger⸗ künſtler Jolly, deſſen 44tägige Hungerkur in Berlin noch in allgemeiner Erinnerung ſein dürfte, ſoll nach Ausſagen eines Zeugen vom 28. Tage an bis zum Schluß ſeiner Hungerzeit täglich 200 bis 300 Gramm Schokolade zuge⸗ ſteckt erhalten haben. Gegen Jolly dürfte deshalb ein Verfahren wegen Betrugs eingeleitet werden. Samburg.(Durch Blitzſchlag getötet.) Als auf der Elbe bei Lauenburg ein heftiges Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen niederging, wurden zwei Hohn⸗ ſtorfer Fiſcher beim Fiſchen vom Blitz getroffen und auf der Stelle getötet. 8 Waldenburg.(mord und Selbſtmord.) Eine furchtbare Bluttat hat ſich in Adelsbach zugetragen. Der frühere Gaſtwirt Pechmann gab aus einem Revolver mehrere Schüſſe auf ſeine von ihm getrennt lebende Ehe⸗ rau ab, die ſofort tötlich getroffen zuſammenbrach. Der Täter, der feſtgenommen werden konnte, hat ſich darauf in ſeiner Zelle erhängt. 5 5 München.(Lebensmittelvergiftung in einer Münchener Kaſerne.) Bei der ſiebten Fahr⸗ radabteilung und der Minenwerferkompagnie des Reichs⸗ wehrregiments Nr. 19 in München ſind eine Anzahl Unteroffiziere und Mannſchaften anſcheinend an Lebens⸗ mittelvergiftung erkrankt. Die Unterſuchung hat ergeben, daß es ſich mindeſtens bei zwei der Etkrankten um Para⸗ Typhus handelt. Ein Todesfall iſt bereits eingetreten. Die nötigen Abſonderungsmaßnahmen ſind getroffen. g Metz.(Ein Rieſenprozeß.) Vor dem hieſigen Schwurgericht begann ein Rieſenſtrafprozeß gegen 14 An⸗ geklagte, denen nicht weniger denn 120 Verbrechen zur Laſt gelegt werden. Die beiden Hauptangeklagten ſind der 30 Jahre alte Gerard und der 25 Jahre alte Weil, die ſich des Mordes, der Brandſtiftung, zahlreicher Einbrüche und Körperverletzungen ſchuldig gemacht haben. Die Verhand⸗ lungen, bei denen 95 Zeugen gehört werden ſolen, werden vorausſichtlich acht Tage in Anſpruch nehmen. f Allgemeines. Seckenheim, 21. Juni. Sommerſonnenwende 21. Juni. Leider ſchwinden alte Sitten und Gebräuche von Joh zu Jahr immer mehr. Mit merkwürdiger Zähigkeit aber hält das deutſche Volk an den Bräuchen feſt, die ſich in den perſchiedenen Jahreszeiten an die Sonne knüpfen, oder hat ſie in den letzten Jahrzehnten neu belebt. Das ſind die Feuer, die auf den Höhen angezündet werden. Vielleicht erklärt ſich das daraus, daß das Feuer nach altgermani⸗ ſchem Glauben reinigende und Dämonen abwehrende Kraft hat. Wo die Sonne ſtrahlt, wohnen Freude und Glück. Von jeher haben das Feuer und die Sonne auf die Men⸗ ſchen einen eigenartigen Zauber ausgeübt, beſonders auch auf unſere heidniſchen Vorfahren. 5 So können wir das Feuer als Abwehrmittel zu den perſchiedenſten Zeiten und bei den verſchiedenſten Ge⸗ legenheiten beobachten. Aber nie ſpielen ſie eine ſo her⸗ vorragende Rolle in der Volksſitte wie zur Zeit der Sommerſonnenwende, zu der wir die Not⸗ Hagel⸗ oder Johannisfeuer in faſt allen germaniſchen Ländern finden. Bei den ſiehenbürgiſchen Sachſen wurde das Sonnenwend⸗ feſt noch mit Feuern auf den Höhen gefeiert, als es in dem Mutterlande vielerorts nahezu pergeſſen war. Alt⸗ hergebracht beſteht der Brauch noch überall in den Nord⸗ ländern. ö Am 21. Juni erreicht die Sonne auf ihrer ewigen Bahn ihren höchſten Stand am Himmel; nach der Volks⸗ auffaſſung allerdings erſt am Johannistage(24. Juni), und wir haben dann die Zeit der kurzen Nächte und lan⸗ gen Tage. Kaum verſinkt um Mitternacht die Sonne unter dem Horizont, und ſelbſt dann deckt nicht völlige Finſter⸗ nis die Erde, bald macht ſich wieder die goldenfingrige Eos, wie Homer ſagt, am öſtlichen Himmel bemerkbar. In der Nacht der Sommerſonnenwende kann man heute in vielen deutſchen Gauen auf den Höhen wieder Holzſtöße aufflammen ſehen, fröhliche Menſchen tanzen in einer Kette unter Abſingen alter Lieder um das Feuer. Sinnloſe, nichtsſagende Spielereien ſind dieſe Feuer nicht. Der Deutſche hat einen viel zu praktiſchen Sinn, als daß er ſolche unter ſich hätte aufkommen laſſen. Es mag ſein, daß es ſich hierbei urſprünglich um altheid⸗ niſche Ueberlieferungen gehandelt hat, aber die Menſch⸗ heit, die heute die Sonnenwendfeuer anzündet, iſt nicht mehr heidniſch. Wenn man ſich unter dem Jubelrufe: Flamme empor! um das Feuer ſchart, ſo will man mit die⸗ ſem nächtlichen geiſterhaften Treiben zweierlei zum Aus⸗ druck bringen: einmal Dank dem gütigen allväterlichen Walten des großen Tagesgeſtirnes, und dann ſind es andere Gedanken, die der Feier zugrunde liegen, der deutſche Gedanke, der Gedanke der Völkerverſöhnung und ähnliche. Wie es der Dichter zum Ausdruck gebracht hat, wenn er ſingt:„Auf Bergen wohnt die Freiheit! Da blüht Leben und Lebenslust vollauf! Wo Berge ſind, iſt Gott, und Engel heben die Seele himmelauf!“ Dieſen Gedanken hat in löblicher Weiſe auch die hieſige Arbeiterjugend aufgegriffen und die Sonnen⸗ wendfeier am Samstag Abend begangen. Wenn auch der helle Feuerſchein, der auf den Wörtelwieſen gegen Mitternacht emporlohte, nicht auf Bergeshöhen ent⸗ flammte, ſo war das Symbol der Feier doch dasſelbe. Mit einem Lied des Arbeitergeſangvereins begann die Feier. Reigen um die praſſelnden Feuerflammen, auf⸗ geführt durch die Arbeiterjugend, folgten, ebenſo ein Spiel, wozu die Natur das beſte Bühnenbild abgab. Mit einer Anſprache des Gemeinderats Volz, der auf die Bedeutung der Feier hinwies, ſchloß die eindrucks⸗ volle Feier, die von ca. 1000 Perſonen beſucht war. i Wahltag und ein Sonntag ohne Regen. Man konnte es nicht recht glauben, denn der blaue Himmel verhüllte ſich noch in einen dunſtigen Schleier. Aber es hat wirklich nnicht geregnet und heute ſtrahlt die liebliche Sonne. Alles atmet auf. Der Wahltag ſelbſt hatte nicht das lebhafte Gepräge wie ſonſt. Autos mit wehenden ſchwarz⸗rot⸗goldenen Fahnen, die die Straßen paſſierten, war die äußere Wahlagitation erledigt.— Die geſtern augeſetzten Veranſtaltungen im Freien konnten ohne zu verregnen ſtattfinden; das waren Lokales und Mit einigen Propaganda⸗ die Zuſammenkunft der Bezirks⸗Cäcilienvereine und die Feier der ev. Jugendvereinigungen über deren Verlauf wir in morgiger Nummer berichten werden. Cäcilienvetein Seckenheim. Unſer Verein ſchaut dieſes Jahr auf ſein 40jähriges Beſtehen zurück. Dieſes Jubiläum wird am 15. Auguſt gefeiert werden und zwar morgens durch Aufführung einer Orcheſtermeſſe und nachmittags durch ein Volksfeſt auf dem Wald⸗ feſtplatz. — Zweite Sommerausgabe des Reichskursbuches für 1926. Am 1. Juli erſcheint die zweite Sommerausgabe des Reichs⸗Kursbuches. Sie enthält außer den berich⸗ tigten Sommerfahrplänen der Deutſchen Reichsbahnen die neueſten Fahrpläne der Eiſenbahnen in Frankreich, Groß⸗ britannien und Irland, Rußland, Türkei, Meſopota⸗ mien, Paläſtina, Syrien und Aegypten. Der Preis be⸗ trägt wie bisher 6,50 Mark. Beſtellungen nehmen alle Poſtanſtalten entgegen. Baldige Beſtellung wird empfoh⸗ len, da ſonſt bei der beſchränkten Zahl der Ausgabe auf Lieferung nicht zu rechnen iſt. —. Falſche Einmarkſtücke. In den letzten Tagen ſind in Weſtdeutſchland größere Mengen falſcher Einmarkſtücke in den Verkehr gekommen. Es iſt anzunehmen, daß ſie bald auch in den übrigen Teilen des Reiches ſich bemerkbar machen, und es ſei daher darauf verwieſen, daß die Fälſchung als ſolche ſchwer zu erkennen iſt. Die Falſch⸗ ſtücke ſind ein wenig heller als die echten. Sie fühlen ſich etwas fettig an. Auf der Vorderſeite iſt der äußere Rand breiter ausgeprägt. Auf der Rückſeite tritt der Adler deutlicher hervor. Bei der Jahreszahl 1925 iſt die„5“ etwas verſchwommen. Die bisher angehaltenen Falſchſtücke tragen ſämtlich das Münzzeichen„J“. 0 — Falſche Zwanzigmarkſcheine. Von den Reichsbank⸗ noten zu 20 Reichsmark ſind augenblicklich drei verſchie⸗ dene Nachbildungen im Umlauf, deren Herſteller bisher noch nicht ermittelt werden konnten. Das Papier der erſten Fälſchung beſteht aus geſchickt zuſammengefügten Blättchen, das Waſſerzeichen iſt kräftiger als ſonſt, und als wichtigſtes Merkmal kommt ein Punkt in Frage, der ſich über dem Worte Bernhard befindet und nicht dorthin gehört.— Bei der zweiten Fälſchung iſt das Frauenbild⸗ nis mangelhaft nachgebildet, ferner ſind im Worte„Reichs⸗ bankdirektorium“ die Buchſtaben„ba“ durch einen weiten Zwiſchenraum voneinander getrennt. Bei der dritten Fäl⸗ ſchung iſt das Waſſerzeichen in verſchwommener Zeich⸗ nung zu ſehen. ö Die Sonne brennt. Wie lange iſt es eigentlich erſt her, als es nicht für „fein“ galt, als nicht dem Begriff„Dame“ entſprechend, von der Sonne braungebrannt zu ſein? Wie lange iſt es eigentlich erſt her, daß das Dreigeſtirn: Sonnenſchirm, Schleier und Handſchuhe den Begriff„Dame“ überhaupt erſt vervollſtändigte? Ja, das war damals, als der„zarte Teint“ um jeden Preis errungen und erhalten werden mußte, jener treibhausartige, mehr an die Schwindſucht gemahnende Teint, den die zeitgemäße, Gott ſei Dank, jeglichen Freiluftſport betreibende Dame heute nicht mehr als ihr Ideal anſieht. Dabei ſprechen wir auch nicht von jenen ſogenannten Damen mit Wangenlila und Lippenſtift und drei Kilometer weit reichenden Parfümen. Immerhin: Sonnenſchirm, Schleier und Handſchuhe ſind heute noch immer nicht verpönt, nur dienen ſie der Dame nicht mehr ihren ſportlichen Zwecken, des Schutzes vor den Sonnenſtrahlen, ſondern dieſe drei Dinge, die einſt Notwendigkeit waren, ſind heute nur noch Mittel eines graziöſen Spiels. Man ſehe ſich doch einmal die kurz⸗ ſtieligen, flachen Sonnenſchirmchen dieſes Sommers an: ſind ſie nicht viel mehr dazu angetan, ihre Trägerin zu ſchmücken, als ſie vor dem Sonnenbrand zu ſchützen? Ein in duftiges Gewebe eingetragener Schmetterling ſoll heut⸗ zutage einen Sonnenſchirm darſtellen, und mit dem Schleier verhält es ſich ähnlich: er iſt lediglich ein Schmuckſtück ohne zu ſchützen. Er wird meiſt in der Farbe des— ebenſo meiſt gefärbten— Haares getragen, aber nicht mehr das ganze Geſicht verhüllend, ſondern mehr als Vorhang. And gerade in der Art, wie ſeine Trägerin ihn aufſchlägt oder her⸗ unterläßt, vermag ſie viel Koketterie und Grazie hervor⸗ zuzaubern. Mit dem Handſchuh iſt die Sache ſchon ernſter: er wird tatſächlich getragen und ſeine Farbe der übrigen Kleidung angepaßt. Doch auch er iſt heute nur Schmuck⸗ ſtück, kein Schutz, denn die manikürten Hände wollen doch geſehen ſein. Ueberhaupt: der Kenner unterſcheidet heute mehr denn je die Dame von der„Dame“, ob mit oder ohne Sonnenſchirm. Schleier und Handſchung. gründet. Wirtſchaftiiche Wochenſchau. Beſſerung in der Konjunktur.— Die Auswirkungen des engliſchen Kohlenſtreiks.— Die Aufnahmefähig⸗ keit der Wirtſchaft.— Die franzöſiſche Währungsnot. Wenngleich der Arbeitsmarkt im Reich noch keinerlei Entlaſtung zeigt, iſt eine gewiſſe Beſſerung in der Konjunktur nicht zu verkennen; ausgenom⸗ men freilich iſt davon der Baumarkt, wo gerade die ab⸗ gelaufene Berichtswoche eine Verſchlechterung gebracht hat. Die Schlüſſelinduſtrien, namentlich der Steinkohlenberg⸗ bau des Ruhrgebiets, kann eine recht erfreuliche Steigerung des Abrufs und Räumung der Haldenbeſtände verzeichnen, was faſt ausſchließlich auf die jetzt immer ſtär⸗ ker zu Tage tretenden Auswirkungen des engliſchen Berg⸗ arbeiterſtreiks zurückzuführen iſt. Es iſt ganz begreiflich, daß man in Kreiſen der Zechenbeſitzer und weiterhin an der Börſe an verſtärkte Exporttätigkeit glaubt, zumal kürzlich Baldwin in einer großen Rede die Notwendigkeit umfangreicher Kohleneindeckungen Englands mit Auslands⸗ material nachdrücklich unterſtrichen hat. Die Schwereiſen⸗ induſtrie profitiert von der Belebung des Kohlenbergbaues automatiſch, ein Moment, das die Steigerung der Kurſe nicht nur der reinen Kohlenwerte, ſondern ſämtlicher Montanpapiere, in den letzten Tagen hinlänglich be⸗ Aus den Geſchäftsberichten der letzten Tage, die zum Teil ſehr intereſſante Aufſchlüſſe über die Auswirkungen der Wirtſchaftskriſis im Jahre 1925 und 1926 im einzel⸗ nen gaben, iſt deutlich zu erſehen, z. B. bei den Motoren⸗ werken Benz u. Cie., auch bei Linke⸗Hofmann⸗Lauchham⸗ mer, ferner bei den großen Baugeſellſchaften Wayß u. Freytag A.⸗G. uſw., daß der Auftragseingang ſich in der letzten Zeit gebeſſert hat, daß aber faſt bei ſämtlichen Firmen dieſe erfreuliche Belebung im Rahmen der der⸗ zeitigen Belegſchaft bewältigt werden kann. Auch von dieſer Seite kommt man ſomit zur Beſtätigung der Beobachtungen der Landesarbeitsämter, nämlich daß die Wirtſchaft zur Zeit für Arbeitskräfte einfach nicht wei⸗ ter aufnahmefähig iſt. Vor der Hand ſind auch die Ausſichten nicht dazu angetan, irgend eine allgemein i Entlaſtung des Arbeitsmarktes eintreten zu aſſen. i Der ſoeben ſtattgehabte 39. Deutſche landwirtſchaft⸗ liche Genoſſenſchaftstag in Roſtock hat als Leitgedanke der ganzen Tagung den Satz vorangeſtellt, daß Fremd⸗ hälfe ungleich weniger nütze als Selbſthilfe. Dieſes Argument gilt naturgemäß erſt recht gegenüber all den neuen Nachrichten und Gerüchten über die Stabiliſte⸗ rung des franzöſiſchen und belgiſchen Fran⸗ ken. Es erſcheint gewiß fraglich, ob das neue Kabinett endlich die nötigen durchgreifenden Maßnahmen treffen wird, jedenfalls aber können irgendwelche Sonderkredite amerikaniſcherſeits keinen Erfolg haben, ſolange nicht das Budget ausbalanciert iſt und die Bank von Frank⸗ reich dem Einfluß der Regierung weit ſtärker entzogen wird. Es iſt auch ſo gut wie ſicher, daß die in Paris weilenden amerikaniſchen Finanzleute dieſe beiden Punkte als Vorausſetzung für eine etwaige großzügige Kre⸗ dithilfe bezeichnet haben; es bleibt abzuwarten, wie ſich die neue Regierung zu dieſen erſt gerüchtweiſe bekanntge⸗ mordenen Plänen verhält. Soviel ſteht feſt, daß die Sta⸗ biliſierung des franzöſiſchen und belgiſchen Franken neben der oben erwähnten Belebung der Schlüſſelinduſtrien das tärkſte Moment zur Beſſerung der deutſchen Wirl⸗ ſchaftslage ſein wird.. Die Rücklagen der Reichsbahn. Aus dem von der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft ſoeben fertiggeſtellten Ge⸗ ſchäftsbericht für das Jahr 1925 geht hervor, daß ſie über 11 8 und Rücklagen in Höhe von 1,923 Mil⸗ liarden Mark verfügt. Hiervon ſind erheblich über eine Milliarde Mark leicht liquidierbar. Die Rücklagen mußten zum größten Teil unter geſetzlichem Zwang geſchaffen werden. Sie ſind zur pünktlichen Erfüllung der Zahlungs⸗ verpflichtungen aus dem Dawesgutachten erforderlich. Im Verwaltungsbericht wird die Frage einer Tariferhöhung als nicht unbedingt wahrſcheinlich behandelt. Geſchäftliche Mitteilungen. Die Bezirksſparkaſſe Ladenburg, Filiale Seckenheim bringt heute unter mannigfachem Inhalt die Beilage„Wirtſchaiftswarte“ für Monat Mai und Juni, worauf wir an dieſer Stelle beſonders aufmerkſam machen. G. Zimmermann Ww, Inh. G. Härdle, Seckenheim a. N. 0 bei der Gemeindekaſſe erfolgen. Bekanntmachungen der Gemeinde Seckenheirn. Die hieſige Gemeinde hat 11 Viertel Wellen zum Preiſe von 3.50 Mk. pro Viertel zu vergeben. Anmeldungen können gegen ſofortige Zahlung Seckenheim, den 17. Juni 1926. Calcilenderein Socenbeim. Heute Montag Abend ½9 Ahr Probe für die Damen. Freitag Abend ½9 Ahr Probe für die Herren. Der Vorſtand. Der Bürgermeiſter: Flachs. Sammel⸗Anzeiger nur für Mitglieder der Landwirtſchaftl. Ein⸗ und Verkaufs⸗Genoſſenſchaft. Die Fässer für den bestellten Apfelwein SD DDD e Wein⸗Hngebot! Bringe meine prima Aldnannnmdasanug dnnmnnudannanunnannunanaddnaatoündag and dtdgaeng anne Einladung. Sonntag, den 27. Juni 1926 Bozirſts⸗inderlurnſesl. Von 912 Uhr vorm. Einzelwettkämpfe.— 2 Uhr Festzug. 3 6 Uhr allgemeine Freiũbungen, Vereinsvorführungen und Mannschaftskämpfe.— Abends ½9 Uhr allgemeine Unterhaltung in sämtlichen Räumen des Vereinshauses. Samstag, den 26. Juni, abends ½9 Uhr Begrüßungs⸗Hbend wird angenommen. Ziegelſtraße 1. zum müßen Junge Forel zu verkaufen. Luiſenſtraße 32. HS BHC alt und uralt Erhältlich bei Georg Röser, Haupttsr. 7 ist der beste deutsche — Kognak.- —— A 8 ſind bis Freitag mittag in gutem Zuſtand im Lager abzuliefern. Beſtellungen auf dieſe Sendung werden noch angenommen. Im Laufe dieſer Woche trifft ein Waggon husskohlen ein. Beſtellungen zum Selbſt⸗ abholen müſſen ſofort gemacht werden. ö Der Vorſtand. Droſchgenoſienſchaft deenbelm. Heute Montag Abend 8 Ahr ſeneral-Uersammlung im„Löwen“. Tagesordnung wird im Lokal bekannt⸗ gegeben. Der Vorſtayd. Schüne Kirſchen zu verkaufen. 7 55 Fruu Beiſirch, Verkaufsbude Hildaſtr. 2 Pfälzer Weine in empfehlende Erinnerung. Heinrich Löcher, ending, Bergzabern. LAdaaddoddddodddddddddddddodddoddod mit auserlesenem Programm. A mmmumnmmumnmmmmmnnmudnnnmmumnnmmmmmmmmmammnmdngmnm 4 Die Festleitung. Hadadadadadadadadddadadadadadadadadaadadadadadadaad . Il 7 Bestellungen nimmt jederzeit entgegen Gg. Stahl, Seckenheim, Kapellenstrasse 22. See leh empfehle mein Lager in: Süükſtan. 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