— bundskreiſen ſehr überraſchen. Bezugspreis: Für den Monat Juni 1.40 Goldmark, frei ins Haus. Anzeigenpreis: Die einſpalt. Petitzeile 15 Goldpfg. Reklamen: 60 Goldpfg. Bei Wiederholung Rabatt. Beilagen: Illustriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). Tag für Seckenheim und Umgebung 5 n. 5 N . es · und Anzeigenblatt Etrſcheinungszeit: Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſetzlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle Hildaſtraße 68 oder durch unſere Träger. Fernſprecher Rr. 16.— Poſtſcheckkonto 78439 Karlsruhe. Italien und die Schweiz. 2 Als im März dieſes Jahres in Genf die Verhandlun⸗ gen, welche den Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund i nach der organiſatoriſch⸗techniſchen Seite hin abſchließen ſollten, an dem Verhalten der Spanier und Braſilianer ſcheiterten, da hat man vielfach vermutet, daß im Hinter⸗ grunde auch Muſſolini allerhand böſe Fäden geſponnen habe, um den Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund zu hintertreiben. An dieſe Vermutungen wird man erin⸗ nert, wenn man die wiederholten leidenſchaftlichen deutſch⸗ feindlichen Aeußerungen in verſchiedenen fasziſtiſchen Blät⸗ tern Italiens lieſt, die übrigens nicht nur in Deutſchland lebhaftes Befremden erwecken. Zu dieſen italieniſchen Preſſeſtimmen gehört ein Artikel des„Secolo“ vom 24. Juni der von dem Senator Morello ſtammt. Er meint, die deutſche Agitation gegen Italien in der Südtiroler Frage habe die diplomatiſchen eziehungen zwiſchen den beiden Ländern völlig verändert. Man könnte von Italien nicht verlangen, daß es weiter ſich für die Aufnahme Deutſch⸗ lands in den Völkerbund einſetze. Italien könne nicht zur Befeſtigung der internationalen Lage eines Landes bei⸗ tragen. das gegen Italien ſelbſt nur Kriegsabſichten hege. Der Artikel legt die Vermutung nahe, daß Italien ſich bemühen wird, aus dem Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund Vorteile für die Befeſtigung der Brenner⸗ grenze zu ergattern. Dieſer aufſehenerregende Artikel des „Secolo“ iſt inzwiſchen von amtlicher ſtalieniſcher Stelle aus als eine Privatanſicht hingeſtellt worden. Er ſoll der Auffaſſung der italieniſchen. Regierung in keiner Weiſe entſprechen. Schon aber lieſt man von einem neuen Hetzverſuch einer anderen italieniſchen Zeitung gegen Deutſchland. Ihn leiſtet ſich das„Giornale d'Italia“. Es beſchuldigt Deutſchland, daß es die Verdeutſchung des Kantons Teſſin betreibe. Es wolle damit eine deut⸗ ſche Oaſe an der italieniſchen Grenze ſchaffen und Gelegen⸗ heit bekommen, von da aus ſeine nationaliſtiſchen An⸗ ſprüche gegen Italien geltend zu machen. f Wenn man die ſchweizer Bewohner des Teſſins be⸗ fragen wollte, von woher nationaliſtiſche Uebergriffe am eheſten zu erwarten wären, ſo würden ſie gewiß nicht auf Deutſchland hinweiſen. Viel eher aber auf die ita⸗ lieniſchen Faſziſten, deren Verhalten in der Schweiz in der letzten Woche zu intereſſanten diplomatiſchen Aus⸗ einanderſetzungen zwiſchen dem Schweizer Bundesrat Motta und Muſſolini geführt hat. Dieſe Verhandlungen ſind beſonders deshalb intereſſant, weil ſie die Stellung Italiens zum Völkerbund in ein eigenartiges Licht rückten. Mitte Juni war in Genf eine ſozialiſtiſche Gedenkfeier für den von den Faſziſten ermor⸗ deten italieniſchen Sozialiſtenführer Matteotti durch eine Gruppe italieniſcher Faſziſten geſtört worden. Es iſt da⸗ bei zu erheblichen Tumulten gekommen Daraufhin haben ſich die italieniſchen Faſziſten in Genf beim Genfer Staats⸗ rat beſchwert, weil er jene Gedenkfeier nicht verboten hätte. Wenn jede Verſammlungsſtörung zu diploma⸗ tiſchen Besprechungen führt, dann wird die Berner Re⸗ gierung ſehr bald genötigt ſein, die bisher ſo ſehr ge⸗ hütete Verſammlungsfreiheit einzuſchrönken und damit ein oberſtes demokratiſches Prinzip aufzugeben. Da die ita⸗ lieniſchen Fafziſten in der Schweiz die diplomatiſche An⸗ terſtützung der Regierung in Rom finden, ergib tſich der Zuſtand, daß ein fremder Staat ſich Eingriffe in die internen Angelegenheiten der Schweiz anmaßt. Dieſe Genfer Vorgänge haben eine beſondere Be⸗ deutung durch die Mitteilungen des Bundes⸗ rats Motta gewonnen, die er am 23. Juni im Na⸗ tionalrat in Bern vorgetragen hat. Er erwähnte dabei, daß der italieniſche Geſandte in Bern vor der Matteotti⸗ Kundgebung offizielle Schritte unternommen hat, damit dieſe Kundgebung verboten oder bis nach Schluß der Ar⸗ beitskonferenz aufgeſchoben würde. Dieſer Geſandte hat ſich am 14. Juni wiederum zu Motta begehen, um ihm ſein Bedauern darüber auszuſprechen, daß die Verſamm⸗ lund nicht verboten worden ſei, und ihm anweiſungs⸗ gemäß zu erklären, daß,„wenn ähnliche Zwiſchenfälle ſich wiederholen ſollten, die königliche Regierung ſich ge⸗ gen ihren Wunſch gezwungen ſähe, keine Abordnung mehr nach Genf zu entſenden, da dieſe ihre Aufgabe nur erfüllen könnten, wenn ſie von einer Atmoſphäre voll⸗ kommener Ruhe umgeben ſei.“ Gerade dieſe letztere Mitteilung mußte in Völker⸗ . Denn es war jetzt auch offiziell ausgeſprochen worden, was bisher nur als eine Drohung der italieniſchen Preſſe bekannt war. An das Völterbundsſekretariat ſelbſt iſt eine ähnliche Mitteilung bisher nicht abgegeben worden. Die Erklärungen, welche Motta über die Handhabung des Verſammlungsrechts weiter abgab,— ſie enthalten eine Beſchränkung für die Zeit internationalen Tagungen in der Schweiz— ſol⸗ len in Rom vollauf befriedigt haben. Die übrige politi⸗ 5 ſche Welt aber wird die Erklärungen des italieniſchen Geſandten in Bern wahrſcheinlich noch ſehr eingehend be⸗ prechen. Wan darf ia nicht überſehen, daß dieſe italieni⸗ chen Drohungen, die zum mindeſten eine große Gleich⸗ gültigkeit gegenüber dem Völkerbund und den ſonſtigen internationalen Veranſtaltungen in Genf offenbaren, zu einer Zeit kommen, wo der Völkerbund in ſeiner braſilia⸗ niſch⸗ſpaniſchen Kriſe ſteht. Man hat den Eindruck, als wenn nicht nur Spanien, ſondern auch Italien das Inter⸗ eſſe Englands und Frankreichs und der europäiſchen Kleinſtaaten an einem baldigen Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund dazu benutzen möchten, diplomatiſche Vorteile in Streitfragen zu gewinnen, die zwar im Augenblick ſehr lebhaft diskutiert werden, aber noch nicht zum direkten Aufgabenbereich des Völkerbundes ge⸗ worden ſind. Dazu gehören die diplomatiſchen Verwick⸗ lungen im Oſten und im Nordweſten Afrikas. dem vorhandenen Kriegsmaterial bemißt. Dorpmüllers Wahl. Die Beſtätigung in Frage geſtellt. . d= Berlin, 28. Juni. In politiſchen Kreiſen hat es ſehr große Verwunderung hervorgerufen, daß das Reichskabinett in ſeiner letzten Sitzung noch immer nicht in der Lage war, die Wahl des Reichsbahnpräſidenten Dr. Dorp⸗ müller zu beſtätigen. Wie von beſtunterrichteter Seite verlautet, ſollen gegen die Beſtätigung nicht mehr nur formale Gründe ſprechen, ſondern ſich auch ſachliche Momente ergeben haben, die es geraten erſcheinen laſſen, dem Verwaltungsrat eine Neu⸗ wahl nahe zu legen. Es iſt davon die Rede, daß zwiſchen dem neuen Direktor der Geſellſchaft und beſtimmten In⸗ duſtriegruppen Verbindungen beſtänden, die eine objektive Verwaltung des verantwortungsvollen Poſtens nicht ge⸗ währleiſten. Dieſe Informationen werden an amtlicher Stelle nicht beſtätigt, jedoch erhält man auch keine Zuſage über die Wahrſcheinlichkeit der nachträglichen Zuſtimmung des Kabinetts zu der Wahl. Kriegsmaterial und Abrüſtung. Unſinnige Beſchlüſſe in Genf. In Berliner politiſchen Kreiſen hat wiederum eine Entſcheidung der Techniſchen Unterkommiſſion der Ab⸗ rüſtungskonferenz in Genf ſtärkſtes Befremden erregt. Die Konferenz beſchäftigte ſich vor kurzem mit der Frage, ob auch die materiellen Nüſtungen eines Staates zu dieſen Punkten zu rechnen ſind, nach denen der Rüſtungsſtand eines Landes bemeſſen werden kann. Dieſe Frage wurde von der Abrüſtungskommiſſion mit ggegen 8 Stimmen verneint. Anter den 9 Stim⸗ men ſtand in erſter Linie Frankreich, unter den 8 unterle⸗ genen Stimmen befand ſich Deutſchland. Die von der Konferenz gefällte Entſcheidung iſt rein logiſch und militäriſch geſehen, abſolut unverſtändlich. Die Bedeutung des Materials für die heutige Kriegsführung dürfte außer allem Zweifel ſtehen. Das Material war im letzten Weltkrieg überhaupt von entſcheidender Bedeutung. Auch die interalliierte Kontrollkommiſſion in Deutſchland hat während ihrer Kontrollverhandlungen ſtets dakumen⸗ tiert, daß ſie die deutſchen Rüſtungen in erſter Linie nach em v g Um ſo unver⸗ ſtändlicher iſt jetzt die von Frankreich angeregte Feſtſtellung der Genfer Kommiſſion, daß das Materfal für die Bewer⸗ tung der Rüſtungen von untergeordneter Bedeutung iſt. Dieſe merkwürdige Auffaſſung deckt ſich auch mit der vor einigen Wochen in einer ebenſo unverſtändlichen Entſchei⸗ dung zum Ausdruck gekommenen Anſchauung, daß von den Truppenſtärken nur die ausgebildeten unter den Fahnen ſtehenden Mannſchaften für die Beurteilung des Rüſtungs⸗ ſtandes eines Landes maßgebend ſein ſollen und nicht die Rekruten und die bereits in Reſerve befindlichen ausge⸗ bildeten Jahrgänge. g Die Verwirklichung dieſer Grundge⸗ danken würde bedeuten, daß Deutſchland ein ſtärkeres Heer hätte als Frankreich. Deutſchland hat mit Ausnahme einiger weniger 100 Rekruten ungefähr 100 000 ausgebil⸗ dete Mannſchaften, während Frankreich nach Einführung der neuen kurzen Dienſtzeit unter Berufung auf die letzten Genfer Entſchlüſſe erklären kann, daß nur das Unteroffi⸗ ziers⸗ und das Ausbildungsperſonal wirklich als ausgebil⸗ det unter den Waffen ſtehend anzuſehen ſei. Die über eine Million ausgebildeten franzöſiſchen Reſerven würden gar nicht gerechnet werden. Die Unmöglichkeit der ganzen Ent⸗ ſcheidung dürfte ſchon aus dieſem Beiſpiel klar hervorgehen. 130 Millionen Nußland⸗Kredit. Unter Führung der Deutſchen Bank. Im Berlauf einer Beſprechung im Reichswirtſchafts⸗ miniſterium gelang es, zwiſchen den Vankvertretern und den Vertretern der ruſſiſchen Sowjetunion über den ſogenannten Rußland⸗Warenkredit in Höhe von 300 Millionen eine Einigung herbeizuführen. Das Kampfobjekt waren bekanntlich die Zinsſätze, die einer Ausſchöpfung des Kredits bisher entgegengeſtanden haben, und die Einigung erfolgte auf der Grundlage, daß die Finanzierung der Kreditgeſchäfte zu dem Neichsbankſatz zuzüglich 1 Prozent Zinſen und 1,9 Prozent Proviſion erfolgen ſoll. Der Zinsſatz würde im Augenblick 9,4 Prozent betragen. Das Bankenkonſor⸗ tium unter Führung der Deutſchen Bank wird für die ſofortige umfaſſende Nutzung des Kredits unverzüglich 150 Millionen Goldmark zur Verfügung ſtellen. Der Rußland⸗Kredit konnte für die deutſche Wirtſchaft bisher nur in ganz geringem Grade nutzbar gemacht wer⸗ den. Größere Geſchäftsabſchlüſſe ſind nur mit dem Wolff⸗ Konzern und mit der A. E. G. bisher erfolgt. Sie blieben im Rahmen von 20 Millionen Mark. Durch die Vermitt⸗ lungsaktion des Reichswirtſchaftsminiſteriums wird es möglich ſein, die Warenkredite in ganz kurzer Zeit praktiſch durchzuführen. Die Ruſſen haben ihr Lieferungs⸗ programm vollſtändig fertig, und auch die deutſchen Induſtrieunternehmungen ſind ſeit Monaten für die Ausführung ruſſiſcher Aufträge großen Stils auf allen Warengebieten bereit. Die Regierung erwartet von der nunmehr erfolgten praktiſchen Durchführung des Kredits eine Abnahme der Arbeitsloſigkeit. Aufwertungsſorgen des Kabineits. Die Frage des Volksentſcheids. bes Berlin, 28. Juni. Das Reichskabinett wird ſich in den nächſten Tagen mit der Aufwertungs angelegenheit und dem am 24. April von den Verbänden beantragten Volkabe⸗ gehren beſchäftigen. Bisher ſteht noch in keiner Weiſe Se wann der Termin für das Begehren ſtattfinden ſoll. ie Reichsregierung iſt ſich auch noch nicht darüber einig, ob dem Verlangen überhaupt ſtattgegeben werden ſoll oder ob die Reichsverfaſſung eine Handhabe für die Verhinde⸗ rung der Volkswahl bietet. In parlamentariſchen Kreiſen der Koalition begrüßt man es, daß die Regierung den ſchnellen Entſchluß gefaßt hat, das Verhinderungsgeſetz zurückzuziehen, um die Auseinanderſetzungen über die Auf⸗ wertung unmöglich zu machen. Man glaubt, daß bei der Abſtimmung die nötige Stimmenzahl nicht erreicht werden kann und ſah in dem Verhinderungsgeſetz einen Anreiz für die Agitation gegen die Reichsgeſetzgebung. Zur Fürſtenabfindungsfrage. Abſchluß der Veratungen im Rechtsausſchuß. Der Rechtsausſchuß des Reichstages hat am Sonnabend die erſte Leſung des Geſetzentwurfes über die vermögens⸗ rechtliche Auseinanderſetzung zwiſchen den ehemaligen Für⸗ ſtenhäuſern und den Ländern zu Ende geführt. Eine zweite Leſung findet nicht ſtatt. Der Entwurf wird vielmehr ſo⸗ fort dem Reichstagsplenum zugehen, das ſich vorausſichtlich am Dienstag damit befaſſen wird. Bis zum Sonnabend war noch immer keine Klärung erfolgt, wie die notwendige Zbweidrittelmehrheit für den Entwurf zuſtande kommen ſoll. Wie bereits gemeldet, beſteht ſeit einigen Tagen Ausſicht, daß der Geſetzentwurf mit Hilfe der Sozialdemokraten zu⸗ ſtande kommt. Die Deutſchnationalen ſind mit dem Entwurf nicht einverſtanden, doch nimmt man an, daß ſie bei der entſcheidenden Abſtimmung das Geſetz nicht zu Fall bringen werden. Zunächſt handelt es ſich allerdings immer noch darum, ob die Sozialdemokratie zu einem Kompromiß be⸗ reit iſt. Die Sozialdemokraten haben über das bereits be⸗ willigte Zugeſtändnis der entſchädigungsloſen Enteignung ſämtlicher Kronfideikommißrenten neue Forderungen geſtellt. Einmal verlangen ſie die Annahme ihres ſchon im Rechtsausſchuß abgelehnten Antrages über eine weſentliche Erweiterung der Rückwirkungen des Geſetzes. Zweitens beſtehen ſie auf ihren gleichfalls im Rechtsaus⸗ ſchuß bereits abgelehnten Antrag, daß die Wahl der Richter für das Reichsſondergericht durch den Reichstag erfolgt. Die dritte Forderung der Sozial⸗ demokraten geht dahin, daß bereits abgeſchloſſene Vergleiche nicht nur, wie das Geſetz vorſieht, auf gemeinſamen Antrag eines Fürſten und eines Landes dem Sondergericht zur nochmaligen Prüfung zugewieſen werden müſſen, ſondern daß eine ſolche Nachprüfung auch aufeinſeitigen A n⸗ trag eines Landes zugelaſſen werden muß. Dieſe ſozialdemokratiſchen Forderungen bilden den Gegenſtand der interfraktionellen Beſprechungen in dieſen Tagen. Wäh⸗ rend man im Zentrum und bei den Demokraten geneigt iſt, auch hier den Sozialdemokraten eventuell entgegenzukom⸗ men, iſt die Deutſche Volkspartei im Verein mit der Bay⸗ riſchen Volkspartei offenbar entſchloſſen, den ſozialdemo⸗ kratiſchen Forderungen ein Halt entgegenzuſetzen. Die So⸗ ialdemokraten halten am Montag eine Fraktionsſitzung ab, in der vorausſichtlich die Entſcheidung über das Schickſel des Regierungsentwurfes fallen wird. N Die Mieterſchutznovelle. Verabſchiedung im Reichstag. 5 l a des Berlin, 26. Juni. Der Reichstag ſetzte am Sonnabend, nachdem einige kleinere Vorlagen den zuſtändigen Ausſchüſſen überwieſen waren, und die Novelle zu dem Geſetz über die Klein⸗ wohnungsbaukredite, d. h. die Verlängerung der Kredite, die vom Reich gewährt wurden, angenommen war, die 5 8 Einzelberatungen zum Mieterſchutzgeſetz fort. Es meldeten ſich bei den einzelnen Paragraphen noch verſchiedene Redner zum Wort, wobei es zu einer heftigen Auseinanderſetzung zwiſchen dem Abg. Lucke von der Wirtſchaftlichen Vereinigung und dem demokratiſchen Ab⸗ geordneten Bartſchat kam, und zwar deshalb, weil Lucke wohl an ſeinen Anträgen feſthielt, verſchiedentlich bei der Abſtimmung darüber aber nicht anweſend war. Auch die Fraktion der Wirtſchaftlichen Vereinigung ſchenkte den An⸗ trägen ihres Abg. Lucke anſcheinend wenig Bedeutung, da ſie nur ganz ſchwach bei den Abſtimmungen anweſend war. Das Mieterſchutzgeſetz ſelbſt wurde faſt durchweg in der Faſſung der Ausſchußbeſchlüſſe angenommen. Die Heraus⸗ nahme der gewerblichen Räume aus dem Mieterſchutz wurde abgelehnt. Dann fand noch ein Geſetzentwurf über die Kapitalkreditbeſchaffung für landwirt⸗ 1 Pächter Annahme, wonach die Pächter as Recht haben ſollen, ein Pfandrecht an ihrem Inventar bei der Aufnahme eines Kredits den dafür zugelaſſenen In⸗ ſtituten ohne Beſitzübertragung zu geben. 5 Der Reichstag richtete dabei eine Entſchließung an die Reichsregierung, in der zum Ausdruck gebracht wird, daß die Landwirtſchaft in größerem Amfange deutſche Arbeiter anſtellen ſoll. Die Reichs⸗ regierung ſoll ferner gegen das widerrechtliche Verbleiben polniſcher Wanderarbeiter in Deutſchland Stellung nehmen. Ju. 147 . 9 9 1 9 Das Neichs⸗Poſtfinanzgeſetz bzw. die neue No⸗ velle dazu, die eine Erhöhung der Verwaltungsratsmitglie⸗ der von 31 auf 40 vorſteht und beſtimmt, daß die Poſt eine Rücklage von 100 Millionen Mark zahlen ſoll, wurde angenommen. Die Ueberſchüſſe aus der Rücklage ſollen der Reichskaſſe zufließen. Ferner wurde angenommen eine Novelle zum Reichsſiedlungsgeſetz, die aber nur formale Bedeutung hat. ö Am Montag ſoll die Erwerbsloſenfürſorgefrage im Ple⸗ num des Reichstages behandelt werden. f Haushaltsausſchuß des Reichstags. Im Haushaltsausſchuß des Reichstags wurde heute der Einſpruch des Reichsrates gegen den Beſchluß des Reichs⸗ tages behandelt, für kulturelle Zwecke der Religionsgemein⸗ ſchaften eine Million Reichsmark in den Etat 1926 ein⸗ zuſetzen. Ein Vertreter Preußens im Reichsrat erklärte, daß die⸗ ſes Gebiet Sache der Länder ſei und deshalb das Reich hier⸗ zu keine Beſchlüſſe zuſtändigerweiſe faſſen dürfe. Ein Vertreter des RNeichsminiſteriums des Innern widerſprach dieſer Auffaſſung. Es handele ſich um Zuwen⸗ dungen an zentrale Organiſationen für Arbeiten auf kul⸗ turell gemeinnützigen Gebieten ſowohl im Inlande wie im Auslande. Der Ausſchuß beſchloß die Verweiſung an einen Anter⸗ ausſchuß. Tagung des Auswärtigen Ausſchuſſes. Der Auswärtige Ausſchuß des Reichstages, der am Sonnabend unter dem Vorſitz des Abg. Hergt (Dnatl.) tagte, überwies zunächſt den deutſch⸗ſchwe⸗ diſchen Ban und Schiffahrtsvertrag zur weiteren Beratung dem Handelspolitiſchen Ausſchuß. Alsdann behandelte der Ausſchuß das Wilſon⸗Ab⸗ kommen vom 16. Juni 1919(die„Erklärung“ von Wil⸗ ſon, Clémenceau und Lloyd George betr. Abkürzung der Beſatzungsfriſten). Hierzu nahm der Ausſchuß, nachdem zur Aufklärung der verſchiedenſten Punkte eine Ausſprache unter Beteiligung der Abgeordneten Dr. Kaas(3tr.), Dr, Hoetzſch(Dnatl.), Stöcker(Komm.), Graf Ler⸗ chenfeld(Bayr. Vp.), Freih. v. Rheinbaben(D. Pp.), Dernburg(Dem.) und Dr. Schnee(D. Pp.) ſtattgefunden hatte, von den Erklärungen des Reichs⸗ miniſters des Auswärtigen Dr. Streſemann Kenntnis. Es folgte die Beratung verſchiedener Petitionen, worauf ſich der Ausſchuß vertagte. Ermächtigungsgeſetz in Frankreich. Sparmaßnahmen.— Robineaus Amtsenthebung. 0 Paris, 26. Juni. Im heutigen Miniſterrat entwickelte Briand die Grundſätze der Regierungserklärung, worauf Caillaux über das Finanzprogramm ſprach. Um die Staats⸗ ausgaben möglichſt zu beſchränken, beabſichtigt die Regie⸗ rung unter anderem die Aufhebung der Präfekturräte. Zur Durchführung der geplanten Sparmaßnahmen werde die Re⸗ gierung weitgehende Vollmachten verlangen. Es gehe nicht an, daß die Regierung jedesmal die Ermächtigung des Par⸗ laments einholen müſſe, wenn ſie ein leeres Gefängnis ſchließen oder einen beſchäftigungsloſen Gerichtshof auf⸗ heben wolle. Alle drei bis vier Monate werde man der Kammer und dem Senat die Spar⸗ und Ein⸗ ſchränkungsmaßnahmen zur Natifizierung vorlegen. Was die Wahlreform anbetrifft, ſo werde ein dies⸗ bezüglicher Geſetzentwurf vorausſichtlich erſt bei dem Wie⸗ derzuſammentritt des Parlaments im November der Kam⸗ mer unterbreitet werden. Augenblicklich ſei der Wahlaus⸗ ſchuß mit der Frage beſchäftigt. Die ſenſationelle Meldung des Quotidien, daß Ro⸗ bine au, der Gouverneur der Bank von Frankreich, dem⸗ nächſt ſeines Poſtens enthoben werden ſoll, wurde inzwiſchen von Briand beſtätigt. Er erklärte beim Verlaſſen des Eliſees, daß die Neubeſetzung des Poſtens eines Gouverneurs der Bank von Frankreich ausſchließlich Angelegenheit des Finanzminiſters ſei, der neue, endgültige Entſcheidungen noch nicht getroffen habe. Nach Meldungen aus Paris hat Briand dem Ministerrat bereits einen Teil ſeiner Pläne zur Beſſerung der Finanzlage unterbreitet. Nach einer Verlautbarung beabſichtigt er, den Frankenſturz zu ſtabiliſieren, indem der heutige Kurs als Grundlage angerechnet werden ſoll. 2 99 Neues in Kürze. *Im Reichstag ſind von faſt allen Parteien Anträge ein⸗ gegangen, die von der Regierung Maßnahmen zur Abhilfe der Hochwaſſerſchäden fordern. 5 * Die Duisburger Kindermörderin Käthe Hagedorn hat nach eingehendem Kreuzverhör dem Unterſuchungsrichter bei dem Landgericht in Duisburg ein umfaſſendes Geſtändnis über ihre furchtbare Tat abgelegt. * Unter Führung der Deutſchen Bank ſind die Verhandlungen über den Wirtſchaftskredit für Rußland zum Abſchluß gebracht worden. Es ſollen ſofort 150 Millionen kreditiert werden. In Negierungskreiſen verſpricht man ſich von dieſer Kreditaktion eine Belebung der deutſchen Wirtſchaft und infolgedeſſen eine Senkung der Erwerbsloſenziffer. 0 * Frankreichs Finanzdiktator Caillaux plant eine durchgrei⸗ fende Neorganiſation des Statuts der Bank von Frankreich. Er will das Zentral⸗Noteninſtitut in eine reine Staatsbank um⸗ wandeln. Dadurch ſoll dem Staat die Verfügung über den Gold⸗ beſtand geſichert werden. Goldwährung in Frankreich? Paris, 28. Juni. Nach den neueſten Verſionen will Caillaux den Franken auf dem jetzigen Stand durch einen Zwangskurs ſtabiliſieren. Zwiſchen ihm und dem Sach⸗ verſtändigenkomitee beſtehe vollkommene Uebereinſtimmung darüber, daß eine Aufwertung des Franken unmöglich ſei. Der Frank ſoll in abſehbarer Zeit durch eine neue Gold⸗ währung erſetzt werden. f Etrafanträge im Kutiskerprozeß. Fünf Jahre Zuchthaus für Iwan Kutisker. In der Sonnabend⸗Sitzung des Kutisker⸗Prozeſſes nahm Staatsanwaltſchaftsrat Polzin das Wort zu ſeinem Plädoyer. Er warf Jwan Kutisker Betrug, Urkun⸗ denfälſchung und Anſtiftung zur Abgabe falſcher eidesſtattlicher Verſicherungen vor. Es ſei ihm gelungen, zum Nachteil der Staatsbank 14,3 Millionen zu erbeuten. Von Untreue oder Beſtechung der Staatsbank⸗ beamten könne keine Rede ſein. Kutisker hat es verſtan⸗ den, durch falſche Angaben und gefälſchte Telegramme die Staatsbank zu täuſchen. Seine Angeſtellten habe er ge⸗ zwungen, ihre Namen unter Blankowechſel zu ſetzen und ſeine Schuldner durch unerhörten Zinswucher abgewürgt. Das Streben dieſes Schädlings ſei darauf hinausgegangen, Sachwerte in die Hand zu bekommen, da er mit einer zwei⸗ ten Inflation rechnete, in der er ſeine Schulden mit ent⸗ wertetem Gelde tilgen wollte. ö Staatsanwalt Hölz ſtellte feſt, daß die beiden Söhne Alexander und Max Kutis ker ſich, freilich unter Einfluß des Vaters, des Wechſelbetruges ſchuldig gemacht hätten. Das gleiche Vergehen käme bei den Ange⸗ klagten Blau, Grieger, Roſe und Blei in Frage. Strafmildernd käme bei ihnen in Betracht, daß ſie entweder nur in ungeheurem Leichtſinn oder unter dem Drucke Ku⸗ tiskers gehandelt hätten, von dem ſie materiell abhängig geweſen ſeien. Für die Angeklagten Holzmann, Strieter und Daniel erhob Staatsanwaltſchaftsrat Siegel die Anklage wegen Beihilfe zum Betrug an der Staatsbank. Die Strafanträge. Hierauf begründete Staatsanwaltſchaftsrat Polzin die Strafanträge gegen Kutisker und die anderen Ange⸗ klagten. Die Schuldigen müßten ſtreng nach zwei Gruppen geſchieden werden. Iwan Kutisker, Holzmann und Strie⸗ ter müſſe die ganze Schwere des Geſetzes treffen, während alle anderen Angeklagten milde betrachtet werden könnten. Er ſtellte darauf folgende Strafanträge: Gegen Daniel 3 Monate Gefängnis und Zubilligung von Bewährungsfriſt, gegen Gro web Monate Gefängnis, gegen Grieger 6 Monate Gefängnis und Bewährungs⸗ friſt, gegen Blau 9 Monate Gefängnis, gegen Blei 6 Monate Gefängnis und Bewährungsfriſt, gegen Max Kutisker 6 Monate Gefängnis und Bewährungsfriſt, gegen Alexander Kutisker 9 Monate Gefängnis und Bewährungsfriſt. Für Strieter wurden 2 Jahre Gefängnis, für Holzmann 2 Jahre 6 Monate Gefängnis und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 5 Jahren beantragt. Gegen Iwan Kutisker lautete der Strafantrag auf 5 Jahre Zuchthaus, 10 Millionen Mark Geldſtrafe und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf 10 Jahre. Liebe erweckt Liebe. 21 Original⸗Roman. 6. Kapitel. Fee wußte nicht recht, wie ſie ſich zu Hans Ritters Mutter ſtellen ſollte. Lange war ſie im Zweifel, wel⸗ chen Anzug ſie für den erſten Beſuch bei der alten Dame wählen ſollte.. Eine prätentiöſe Beſuchstoilette war vielleicht nicht am Platze. Es lag ihr im Gefühl, daß es angebracht ſei, ihr nicht ſo ganz förmlich und zeremoniell entgegen⸗ zutreten. Sie wußte auch ſo gar nicht, welcher Art und welchen Weſens die alte Dame war. Hans hatte ihr geſagt, er ſtamme von einem ſchlichten Handwerker ab. War nun ſeine Mutter eine ſchlichte Frau geblie⸗ ben oder hatte ſie mit des Sohnes Auſſtieg vornehme Allüren angenommen? War ſie am Ende nach Art un⸗ gebildeter Emporkömmlinge mit einem auffallenden Glanz umgeben? Dann nahm ſie es Fee ſicher übel, wenn ſie ſich ihr zu Ehren nicht beſonders feſtlich kleidete. Alſo hieß es, den goldenen Mittelweg wählen. Sie mußte in ihrer Erſcheinung das Anbahnen familiärer Bezie⸗ hungen und zugleich die nötige Feierlichkeit betonen. So wählte ſie ein elegantes, aber ſchlichtes Tuch⸗ kleid mit kurzer, anliegender Jacke, dazu ein entzücken⸗ des Pelztoque mit gerade emporſteigendem Reiherbuſch, das wundervoll kleidſam auf dem goldblonden Haar ſaß. Ihr Vater hatte ihr kurz vor ſeinem Tode dieſes Pelztoque mit dazu paſſender Stola und Muffe geſchenkt. Stola und Muffe und ein Veilchenſtrauß vervollſtändig⸗ ten FJees Anzug. Als ſie ihrem Verlobten ſo entgegentrat, betrachtete er mit heimlichem Entzücken die ſtolze, elegante Er⸗ ſcheinung. Die Hofrätin hatte vergeblich erwartet, daß man ſie um ihre Begleitung bitten würde. Fee und Rit⸗ ter verabſchiedeten ſich wie ganz ſelbſtverſtändlich von 55 f Hans Ritter führte ſeine Braut zum Wagen. Er hatte heute ſein elegantes Auto gewählt, das er ſich erſt in letzter Zeit gekauft hatte. i Er hob Fee hinein und ſetzte ſich neben ſie. Schnell fuhr der Wagen davon. nur wenige Worte zufſammen. Fee hätte ihren Ver⸗ lobten gern nach der Weſensart ſeiner Mutter gefragt, wußte aber nicht, in welche Worte ſie dieſe Frage klei⸗ den ſollte, ohne ihn zu verletzen. So ſchwieg ſie ſtill und ſah zum Fenſter hinaus. Er beobachtete ſie von der Seite. fil hob ſich ſcharf von dem Fenſter ab. So nahe an ihrer Seite, allein mit ihr, wurde ihm doch ſehr heiß. Er fand es ſchwer, ſo ruhig neben ihr ſitzen zu müſſen. Und dann mußte er an ihre Begegnung mit ſei⸗ ner Mutter denken. Ein Lächeln huſchte um ſeinen Mund— ein Lä⸗ cheln, das ſo gut und warm war, daß ſein Geſicht ei⸗ nen ganz eigentümlichen weichen Ausdruck bekam. Ihm war, als könne er ganz genau vorausſagen, wie dieſe Begegnung ausfallen würde, denn er kannte ſeine Mut⸗ ter und glaubte, auch Fee zu kennen. i Schnell hatte das Auto die ziemlich weite Fahrt zurückgelegt. Zu Fees Erſtaunen hielt es in einer Gegend der Vorſtadt, wo lauter kleine Arbeiterhäuſer ſtanden, vor einem winzigen Häuschen. Es lag in⸗ mitten eines kleinen Gärtchens, deſſen Beete ſorgſam mit Stroh und Reiſig bedeckt waren. Eine dünne Schneedecke lag über das Gärtchen gebreitet, nur der Mittelweg, der zur Haustür führte, war gefegt und wegen der Glätte mit gelbem Sand beſtreut. Hans Ritter ſprang aus dem Wagen und hob Fee heraus. Als er in ihre großen, erſtaunten Augen ſah, die ungläubig auf das ſchlichte, kleine Haus blickten, mußte er wieder verſtohlen lächeln. Fee gab ihrem Erſtaunen darüber keinen Ausdruck, daß die Mutter ih⸗ res Verlobten, den man doch allgemein für einen Mil⸗ lionär hielt, in einem ſo beſcheidenen, alten Häuschen wohnte. ö Mit beklommenen Gefühlen ſchritt ſie Seite durch den kleinen Garten auf an ſeiner die gleich den Fenſterrahmen grün geſtrichene Haustür zu Rechts und links von der Haustür befanden ſich je zwei kleine, niedrige Fenſter und über der Haustür lag noch ein einfenſtriges Giebelſtübchen. blank geputzt und die Gardinen dahinter ſchneeweiß, aber es waren billige und ſchon vielfach geſtopfte Tüll⸗ gardinen mit nicht gerade geſchmackvollem Muſter. Auf der Fahrt ſprachen ue 0„ g 9 Faſt in jedem Fenſter ſtand eine Reihe von ſora⸗ Ihr reines Pro⸗ Die Fenſter waren 7 7 Aus dem In⸗ und Auslande. 1 1,4 Millionen Erwerbsloſe. a Berlin, 28. Juni. Nach Mitteilungen des Reichsarbeits⸗ miniſters Dr. Brauns in einer Sitzung des Sozialpolitiſchen Ausſchuſſes des Reichstages beträgt die Zahl der Haupt⸗ unterſtützungsempfänger unter den Erwerbsloſen Mitte Juni 1926 1,4 Millionen. Es kommen auf 1000 Einwohner im Reich 28, in Preußen 28, Bayern 21, Sachſen 40, Würt⸗ temberg 17, Baden 30, Heſſen 37, Berlin 48, Oſtpreußen 9, Pommern 14 Provinz Sachſen 23, Weſtfalen 38. Der Schiedsſpruch für die Eiſenbahner. Die Ver⸗ handlungen zwiſchen der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft und den Gewerkſchaften über die Durchführung des Schiedsſpruches des Reichsbahngerichts haben zu einer Vereinbarung geführt. Nach dieſer werden, um die Ar⸗ beiter möglichſt bald und in einfachſter Weise in den Ge⸗ nuß der ihnen zuſtehenden Mehrbeträge kommen zu laſſen, die Anſprüche aus der Zeit vom 1. Januar bis 30. Jun 1926 pauſchaliert. Die mindeſtens 24 jährigen Arbeiter erhalten für jeden Kalendermonat, der in dieſe Zeit fällt, eine Pauſchalabfindung. Dieſe beträgt für die Ar⸗ beiter der Lohnklaſſe 1 bis 5 2,30 Mark, der Lohnklaſſen 6 und 7 4,60 Mark und der Lohnklaſſen 6 und 7, ſoweit für Dienſtorte Ortslohnzulagen von 25 Prozent und darüber beſtehen. 6,90 Mark. Vom 1. Juli 1926 ab an werden die durch den Schiedsſpruch feſtgeſetzten höheren 8 der Berechnung der Bezüge der Arbeiter zu Grunde gelegt. Zurücziehung des Gesetzes gegen das Aufwertungs⸗ Volksbegeh en. Das Reich k li ett hat b ſch'oſſen, das von der Regierung Luther eingebrachte Geſetz, wonach in Auf⸗ wertungsfragen ein Volksentſcheid unzuläſſig ſein ſoll, zurückzuziehen.— Von zuſtändiger Stelle wird hierzu er⸗ klärt, daß die ſachliche Einſtellung der gegenwärtigen Re⸗ gierung zum Problem der Aukwertung die gleiche ſei wie die der porigen Regierung. Die gegenwärtige Regierung halte es für verhängnisvoll, das Aufwertungsproblem erneut au'zurollen. Bei der gegenwärtigen parlamentari⸗ ſchen Lage glaube die Regierung jedohh, um eine neue Verſchärſung der innerpolitiſchen Lage zu vermeiden, die Vorleoe zurückrk ehen en müden. f Der Bürgerkrieg in China. Peking, 28. Juni. Der Bürgerkrieg in China breitet ich nun auch in den Provinzen ſüdlich des Jangtſe aus. Die Konferenz der Marſchälle begann nunmehr in Pe⸗ 2 2 king. Im allgemeinen wird die Lage recht peſſimiſtiſch aufgefaßt. Eine Löſung der Schwierigkeiten iſt unwahr⸗ ſcheinlich, denn die Macht der Hauptmarſchälle über ihre Anterführer iſt ſehr bearenzt. Die Gefährdung des Salz⸗ monovols durch Konfiskation ſowie die Abreiſe des ame⸗ rikaniſchen Hauptdelegierten kurz vor dem Ende der Zoll⸗ kenferenz laſſen eine fernere Inſolvenz Chinas befürchten. Englands Nechtsverhältnis zu Deutſch⸗Oft⸗Afrika Ein deutſcher Proteſt gegen Amerys Auslegungskünſte. Der engliſche Kolonialſtaatsſekretär Amery hat nach einem Bericht der„Times“ vom 12. Juni d. J. bei dem in London ſtattgehabten Oſtafrika⸗Diner erklärt und dieſe Er⸗ klärung neuerdings wiederholt, daß England das„Tan⸗ ganyika Territory“, das bekanntlich den Hauptteil Deutſch⸗Oſtafrikas umfaſſende engliſche Mandatsgebiet, auf a echtes unter dem Verſailler Ver⸗ Grund eigenen trag beſitze und lediglich ſervitutähnliche Verpflichtungen gegenüber dem Völkerbund habe. Dieſe Ausführungen ſtehen im ſtärkſten Widerſpruch zu der einen integrie⸗ renden Beſtandteil des Verſailler Vertrages bil⸗ denden Völkerbundsſatzung, nach deren Artikel 22 den Mandatsmächten lediglich die Vormundſchaft über die in den Mandatsgebieten wohnenden Völker über⸗ tragen iſt und ſie dieſe Vormundſchaft als Mandatare des Bundes und in ſeinem Namen zu führen haben. Die Interfraktionelle Koloniale Vereini⸗ gung des Reichstages hat beſchloſſen, 1 5 die Er⸗ klärung des Miniſters Amery entſchiedenen Proteſt ein⸗ zulegen, da dieſe Erklärung unter Beiſeiteſchiebung der Be⸗ ſtimmungen der Völkerbundſatzung die Rechte des Völkerbundes an den Kolonialmandaten verletzt und dem in Locarno von der Gegenſeite aus⸗ drücklich anerkannten Anſpruch Deutſchlands auf Beteili⸗ gung an der kolonialen Mandatsverwaltung grundſätzlich zuwiderläuft. Die Interfraktionelle Koloniale Vereinigung hat dem deutſchen Reichsaußenminiſter von dieſem Proteſt Kenntnis gegeben. Blätterſchmuck, wie es die Jahreszeit mit ſich brachte. Das alles überflog Fee mit einem Blick und ſie mußte ſich geſtehen, daß ſie ſich die Behauſung ihrer 5 Schwiegermutter nicht ſo beſcheiden gedacht atte Noch ehe ſie die grün geſtrichene, ſchmale Haus. tür erreicht hatten, wurde dieſe von innen geöffnet und eine kleine, rundliche Frau von vielleicht fünfundvier⸗ zig Jahren erſchien auf der Schwelle. Sie trug ein gewürfeltes, graues Kleid und eine breite, ſaubere Lei⸗ 5 nenſchürze, die ſichtlich noch ganz neu war. Sie knixte etwas linkiſch und lachte über das gan⸗ ze volle Geſicht. 5. „Guten Tag, Herr Ritter— guten Tag auch, gnä⸗ diges Fräulein Braut“, ſagte ſie halb vertraulich, halb reſpektvoll. „Tag, Frau Wedlich! Ehrendienſt?“ ſcherzte er. Frau Wedlich, die lich gepflegten Blumentöpfen, meiſt nur mit ſpärlichem 9 Nun, Sie haben wohl heute Aufwärterin von Hans Ritters Mutter, war ſonſt nur vormittags in dem kleinen Haus beſchäftigt. ganzen Tag Arbeit für ſie, tun haben müſſe. da ſie ſelbſt auch etwas zu denn ſie war ſchrecklich neugierig auf die Braut des jungen Herrn. „Ich bin dageblieben, Herr Ritter, weil doch je⸗ mand den Kaffee kochen muß. das gute Schwarzſeidene angezogen, und damit Heute aber hatte Frau Wedlich blei⸗ ben dürfen. Sie hätte ſich auch nicht wegſchicken laſſen, Frau Ritter hat doch kann Frau Ritter behauptete, ſie habe nicht den ſie doch nicht in der Küche ſtehen und hantieren,“ be⸗. richtete ſie eifrig. Ritter nickte „Na ſchön, einen ſchneidigen als ſonſt.“ N Frau Wedlich hob die Hände. „Aber H ber, ich habe ſchon die doppelte Portion gemahlen— ich weiß doch, wie Ihre Sorte iſt.“ 0 Fee lauſchte verwundert dieſem Zwiegeſpräch. Es kam ihr ganz ſonderbar vor, daß ihr Verlobter in ei⸗ lachend. Frau Wedlich, dann kochen Sie 5 derte 9 nem ſo err Ritter, das verſteht ſich doch von ſel⸗ gemütlichen Ton mit der Arbeiterfrau plau⸗ mal 4 Kaffee— aber ein bißchen ſtärker 2 2— 989 220 . ETC und — — Junggeſelle und Ehemann.— Das Heimkino. Alles Ausſtattungsſtück, und der Held gewann ſeine Wette nur gab es wieder ein allgemeines Staunen und eine größere die Maske fallen und entpuppten ſich als die Tyrannen, Aus dem badiſchen Lande. Heidelberg.(Gefaßte Hoteldiebe.) Zwei Män⸗ ner von auswärts, die in der Nacht in einem Heidelberger Hotel Wäſche und Kleider im Geſamtwert von 1000 Mark entwendeten, wurden beim Betreten des Haupt⸗ bahnhofes von der Polizei abgefaßt und feſtgenommen. Weinheim.(Der Selbſtmord auf dem Wein⸗ heimer Hauptbahnhof.) Die Unbekannte, die ſich im Warteſaal des hieſigen Hauptbahnhofs das Leben nahm, iſt als Anna Mauz, Gattin eines Metzgermeiſters in Göppingen bei Stuttgart feſtgeſtellt worden. Sie war in einem Auftrag nach Hamburg gefahren, der aber ohne Erfolg war. Das gab den Anlaß zum Selbſtmord. Karlsruhe.(Bei der Arbeit verunglückt.) Ein ſchwerer Unfall ereignete ſich in den Karlsruher Eiſon⸗ bahn⸗Ausbeſſerungs⸗Werken. Der verheiratete Schloſſer Berthold Wagner. wohnhaft in Ettlingen, löſte um 11 Uhr einen Dampfdeckel an einer Lokomotive, Type IVc. Wagner glitt dabei ab und ſtürzte ſo unglücklich auf den Kopf, ſodaß er bewußtlos liegen blieb. Der Verun⸗ glückte wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Freiburg.(Von einem Anhold überfallen.) Auf der Poſtſtraße Kirchgarten— Todtnau wurde die Frau eines Holzhauers von einem Unbekannten überfallen, der ſuchte, ſie in den Wald zu ſchleppen. Mehrere Male gelang es der Frau, ſich des Unholdes zu erwehren. Aber immer wieder ſtürzte ſich der Wegelagerer auf die laut um Hilſe rufende Frau. Im letzten Augenblick, als ſie ſchon er⸗ chöpft zu Boden ſank, kam ihr der Ehemann, der ſeine frau abholen wollte, zu Hilfe. Der Unhold sprang über die mehrere Meter hohe Stützmauer der Straße und perſchwand im Walde. Der Bevölkerung des Tales hat ſich durch dieſen Vorfall eine große Aufregung bemächtigt. Freiburg.(Vom Unwetter ſchwer heimge⸗ ſuchf.) Von dem letzten Anwetter wurde, das Dorf Gundelfingen beſonders ſchwer heimgeſucht. In den tiefer gelegenen Ortsteilen ſtand das Waſſer einen Meter hoch. Klein⸗ und Großvieh mußte aus den Ställen geholt werden. Der Hagel hat auf den Getreidefeldern und an den Obſtbäumen ſchweren Schaden angerichtet. Die klein⸗ ſten Dorfbäche überfluten die Gemüſegärten mit Sand und Schlamm. Das Heu wurde auf den Wieſen fort⸗ geſpült. b f 5 Mosbach.(Eine alte Siedlung aufgedeckt.) In Klepsau an der Jagſt wurde eine Siedlung aus der mittleren Stufe der Hallſtattzeit(700 bis 600 v. Chr.) aufgedeckt. Die Funde beſtehen aus zahlreichen Topf⸗ ſcherben und einem Stück bearbeiteten Geweihes. Die Reſte lagen 80 bis 125 Zentimeter tief im Boden, wirr durcheinander, mit Reſten gebrannten Lehms, ſowie Holz⸗ kohle und Steinen vermiſcht. f Tauberbiſchofsheim.(Aus den Fluten erret⸗ tet.) In Dittigheim ſpielte eine Anzahl Kinder am Ufer der Tauber. Dabei fiel ein fünfjähriger Knabe in das reißende Waſſer und wäre unrettbar verloren geweſen, wenn nicht im gleichen Augenblick der 16 jährige Gym⸗ naſiaſt Willy Müller von Tauberbiſchofsheim, der auf dem Rade vorüberfuhr, ſofort mit den Kleidern m die 7 55 geſtürzt und das Kind glücklich an Land gerettet ätte Bühl.(Ein Anweſen niedergebrannt.) In Kappelrodeck brannte das Anweſen des Landwirts Lucas Adam bis auf den Grund nieder. Die allein im Hauſe anweſenden Kinder konnten das Vieh retten. Die Feuer⸗ wehr konnte lediglich den größten Teil des Inventars in Sicherheit bringen. Der Beſitzer iſt nur zum kleinſten Teile verſichert. Todtnau.(Großer Fabrikbrand.) Durch einen abends um 11 Uhr ausgebrochenen Brand wurde ein Flügel der Bürſtenfabrik Faller in Todtnau vollkommen eingeäſchert. Die übrigen Gebäude brannten bis auf den erſten Stock nieder. Stockach.(Seinen Verletzungen erlegen.) Wie berichtet, war auf dem Melcherhof das dreijährige Kind des. Hahn in einem unbewachten Augen⸗ blick in heißes Waſſer gefallen. An den erlittenen Ver⸗ letzungen iſt das Kind geſtorben. Moſaik. N —(Unpolitiſche Zeitbetrachtungen.) Im Fluge um die Welt.— Noch immer die Suffragetten. zu Hauſe!— Der Tendenz⸗Film.— Nachts, um die zwölfte a Stunde! Die ehemals ſehr bewunderte„Reiſe um die Welt in 80 Tagen“ wurde mittels Dampfſchiff und Eiſenbahn zu⸗ rückgelegt, und nicht in Wirklichkeit, ſondern im Theater als dadurch, daß er bei der Fahrt von Oſten nach Weſten einen Tag erübrigte, er von den 81 Tagen, die die Reiſe nach ſeiner irrtümlichen Berechnung gedauert hatte, in Abzug Peine werden mußte. So ungefähr war ja wohl die ointe, und es wurden lebhafte Meinungskämpfe darüber ausgefochten, ob man tatſächlich in 80 Tagen rund herum um die Erde reiſen könne, und als man die Probe aufs Exempel machte und Weltreiſende mit der Zeit auskamen, Schnelligkeit wurde für unmöglich gehalten. Man hatte damals noch nicht die Verkehrsverbindungen wie heute, Eiſenbahnen und Dampfer fuhren langſamer und die Autos und Flugzeuge waren noch nicht erfunden. Man reiſte u Lande, zu Waſſer, aber nicht durch die Luft. Zu einer eiſe um die Welt im Flugzeug braucht man keine elf bis zwölf Wochen, das kann, wenn alles klappt, in zwei bis drei Wochen erledigt werden. Es lohnt kaum no das Ab⸗ iednehmen, man iſt ja im Nu wieder zurück. nd da die chnelligkeit immer mehr geſteigert wird, werden demnächſt Skatbrüder die Erde bei einem Dauerſkat von gar nicht ſo vielen Runden umrunden, eine Weltreiſe wird kein Er⸗ eignis mehr ſein, weil auch Hinz und Kunz ſie unternom⸗ men haben. Nur die Hochzeitsreiſenden dürften ſich nicht dazu drängen, weil eine Hochzeitsreiſe, und würde ſie noch ſo langſam zurückgelegt, ohnehin wie im Fluge vergeht. Was die Emanzipierten des weiblichen Geſchlechts freilich nur mit der ir gelten laſſen, daß jede ſolche Reiſe mit einem Abſturz aus dem Himmel der Illuſionen endet. Denn die Männer taugten alle nichts, ließen bald die das getäuſchte arme Weib mit ihren Launen quälten. In Paris waren kürzlich wieder die Frauenrechtlerinnen aus den verſchiedenen Ländern, Deutſchland fehlte ſelbſt⸗ verſtändlich auch nicht, verſammelt und forderten Gleich⸗ chrillen Tönen gefordert haben. Man ſollte meinen, Aus Nah und Fern. Ein Abſchiedsbrief des Schweſternmörders. Die Mordaffäre in Neuſackiſch iſt durch den Selbſtmord des Täters ſtrafrechtlich gegenſtandslos geworden. Bei der nochmals vorgenommenen Durchſuchung der Schlafkammer des Täters wurden zwei intereſſante Funde gemacht, die wohl reſtlos Aufklärung über die Tat und den Täter geben. Im Wohnzimmer ſteckte zwiſchen den zwei Fenſtern an dem dort befindlichen Spiegel ein Abſchiedsbr ief, der mit einer Hutnadel feſtgeſteckt war. Der Brief ſtammt der Schrift nach von Joſef Gebauer ſelbſt. Er lautet: N „Liebe Mutter! Es iſt gut, daß ich dem Schrecken ein Ende mache. Die Zeit iſt günſtig. Maria iſt mir in den Keller gefolgt, da ſie nicht wußte, daß ich ſie ſtechen will. Ich hätte auch Anna ſtechen können, aber dann hätten andere nichts mehr von ihr gehabt. Aber ſie ſoll ſich nicht zu ſehr freuen, ſie kommt ſelbſt noch dran.“ Es folgte dann die Bitte an die Eltern um Verzeihung unter Hinweis darauf, daß die Eltern ſelbſt die Schuld daran trügen. Anſcheinend bezieht ſich dies darauf, daß der Vater ein Trinker iſt. Der Oderdammbruch. An der Bruchstelle des Oderdammes bei Nieder ſaa⸗ then iſt man noch immer mit allen Kräften bemüht, die noch erhaltenen Reſte des Damms zu verſteifen und ein weiteres Einreißen zu verhindern. An ein proviſoriſches Verſchließen des Dammriſſes iſt bei der gegenwärtigen Lage der Dinge gar nicht zu denken. Insgeſamt ſind durch dieſen Dammbruch, ſowie durch einen zweiten Dammriß auf halber Strecke zwiſchen Niederſaathen und Schwedt 22 Quadratkilometer Wieſen und Aecker unter Waſſer geſetzt. Entgegen anders lautenden Meldungen wird jedoch von den zuständigen Stellen verſichert, daß bisher für den Baer i Berlin— Stettin eine Gefahr infolge des Hochwaſſers nicht beſteht. i Dammrutſch bei Küſtrin. Das Oder⸗, Warthe⸗ und Netze⸗Hochwaſſer dete ſich zu einer immer größeren Gefahr aus. Neuerdings beſteht eine weitere Dammbruchgefahr der Oder in der Nähe von Küſtrin und der Warthe im Kreiſe Landsberg. Die Chauſſee, die längs des Oderdammes von Küſtrin⸗Altſtadt nach Göritz führt, iſt für ſämtliche Fuhrwerke geſperrt, da der Damm, fünf Minuten von der Altſtadt entfernt, auf einer Länge von 20 Metern ins Rutſchen kam, ſo daß nachts das Pionier⸗Bataillon aus Küſtrin⸗Neuſtadt zur Verhütung der weiteren Dammbruchgefahr alarmiert wer⸗ den mußte. Berlin.(Einbrecherkönig Beer verhaftet.) Nach mühevoller Arbeit iſt es der Berliner Kriminalpolizei gelungen, einen der gefährlichſten Wohnungs⸗ einbrecher der Gegenwart feſtzunehmen. Es han⸗ delt ſich um den 26 Jahre alten„Kunſtmaler“ Joſef Beer aus Przymyſl, der zuſammen mit der 22jährigen Tänzerin Erna Klich ſeit langer Zeit im Berliner Weſten Hun⸗ derte von Wohnungseinbrüchen ausgeführt hat. Hamburg.(max Klante verhaftet.) Der durch ſeinen betrügeriſchen Wettkonzern bekannte Max Klante wurde hier verhaftet. Er hielt ſich in der Derbywoche in Hamburg auf und hat in mehreren Fällen Wettbetrüge⸗ keien begangen. Klante hat noch wegen ſeiner. früheren Verfehlungen in Berlin eine längere Gefängnisſtrafe zu verbüßen. ECeuskirchen.(Brennender Benzolwagen.) Auf dem hieſigen Bahnhof geriet ein Benzolwagen in Brand. Schwarze Rauchwolken hüllten den ganzen Bahn⸗ hof ein. Außer dem Benzolwagen wurden noch verſchiedene Anhänger von den Flammen erfaßt und vollſtändig zer⸗ ſtört. An ein Löſchen des Feuers war nicht zu denken und ſo mußten ſich die Bahnangeſtellten, denen die hie⸗ fc freiwillige Feuerwehr zur Hilfe kam, darauf be⸗ chränken, die in der Nähe ſtehenden Waggons in Sicher⸗ heit zu bringen, unter denen ſich auch zwei Wagen mit Kartuschen des hieſigen franzöſiſchen Artillerieparks be⸗ fanden, die von Euskirchen abtransportiert werden ſoll⸗ ten. Die Urſache des Brandes iſt unbekannt. beſuchen Schulen wie die männliche Jugend, ſtudieren, was ſie Luſt haben, werden Doktor, Profeſſor, Rat und Geheim⸗ rat, haben das gleiche Wahlrecht wie die Männer, ſitzen wie dieſe in den Parlamenten, ſind auch äußerlich den Män⸗ nern ſchon zum Verwechſeln ähnlich, tragen die Haare kurz geſchoren, haben ſich die Wadenfreiheit bis zum Knie ge⸗ nommen, rauchen Zigaretten und Zigarren, treiben jeden a Sport, auch ſchon das Boxen. Mas wollen ſie nun noch? Wir Männer geſtehen ihnen ja alles, was ſie ſich wünſchen— Verzeihung, was ſie fordern, ohne ein Wort der Widerrede zu. Wollen ſie auch eine Glatze tragen, ſich täglich raſieren, Pfeife rauchen, Pflaſterſteine klopfen, Leut⸗ nant oder General werden——? Bewilligt, bewilligt! Darum keine Feindſchaft nicht. Und wenn ſie ſich nicht mehr verlieben und verheiraten wollen— die böſen Män⸗ ner werden ſich auch darin ſchicken. Frauenrechtlerinnen ſind 1 1 5 nicht ihr Schwarm, ſie denken, daß die Mehr⸗ zahl dieſer Damen nur darum ſo ſtreitbar iſt, weil es ihnen nicht gelingen will, fü einen Mann zu erobern. Männliche Eitelkeit und Rachſucht! Aber der Pariſer Suffragetten⸗ Kongreß war wieder kein Schönheitsſalon und darauf wird man ſich wieder berufen. ö Die Junggeſellen begründen ihre Eheſcheu jedenfalls auch damit, daß der von Natur weibliche Teil der Menſch⸗ heit ja immer mehr darauf aus ſei, zu vermännlichen, und daß man doch nicht eine Frau nehmen könne, die nicht fraulich ſein wolle. Aber man muß nicht zu ſehr verall⸗ emeinern. Es gibt noch genug Frauen, die es ſind und ein wollen, die nicht die eſtimmung der Frau darin ſehen, unabläſſig nach Rechten zu ſchreien, ſondern auch gewillt ind, Pflichten auf bah zu nehmen, als Gattin und Mutter, rauen, die im Leben noch einen tieferen Sinn ſuchen als den, jede Modenarrheit 00 enn und die ihnen von Natur und Sitte gezogenen Grenzen bewußt zu überſchrei⸗ ten. Man fall ſchon wiederholt einen gelinden Zwang auf die Junggeſellen ausüben wollen, eine amilie zu gründen, und ſie unter anderem durch Androhung einer Jung⸗ geſellenſteuer zu nötigen verſucht, unter den Töchtern des Landes nach einer beſſeren Hälfte Umſchau zu halten, aber ſte ſind verſtockt geblieben und auch die Bemühungen, die man jetzt nach dieſer Richtung hin in England anſtellt, werden kaum erfolgreicher ſein. Man müßte ihnen die An⸗ nehmlichkeiten und Freuden des eigenen Heims, in dem eine liebevolle, tüchtige Hausfrau ſchaltet, wohl zwanglos und weniger. als eindringlich zu Gemüte fel ren. Etwa durch eine geſchickt aufgebaute Wanderausſtel⸗ lung„Junggeſelle und Ehemann“, in der das Daſein des ſem Jahre und au Wirtſchaftliche Wochenſchau. Der Einfluß des Volksentſcheids auf die Börſe. Die Getreideeinfuhr.— Die Zinſenlaſt der Land⸗ wirtſchaft. Auf der Suche nach Anregungen bildete der Ausgang des Volksentſcheides für die Börſe ein höchſt erfreuliches Moment. De Effektenverkehr am Montag der Berichtswoche brachte Steigerungen wie ſie wohl in die⸗ ch im vergangenen kaum dageweſen ſind. Farben ſchnellten bis auf 250 hinauf, wobei man nicht vergeſſen möge, daß der Kurs noch in dieſem Jahre ſich lange Zeit hindurch um 125 herum bewegte. Die ſonſti⸗ gen Favoriten der Börſe waren Montan und Elek⸗ troaktien, ſowie die anderen chemiſhen P vi re, in erſter Linie Deutſche Erdöl und Rütgerswerke. Die Belebung, die die Schlüſſelinduſtrien Kohle und Eiſen nicht zum wenigſten infolge der weiteren Nachwir⸗ kungen des engliſchen Streiks verzeichnen können, wird in der ſoeben erſchienenen Außenhandelsbilanz für Mal noch nicht deutlich. Die Aktivität, auf die man per⸗ ſchiedentlich ſich etwas viel zugute tat, iſt auf 25 Millio⸗ nen zuſammengeſchrumpft. Trotzdem ſind die Unterſchiede des Spezialaußenhandels im Mai 1926 und 1925 ſowohl wie in den erſten fünf Monaten beider Jahre recht inter⸗ eſſant. Zunächſt fallen die Divergenzen in der Verſorgung der nokwendigſten Lebensmittel ins Auge. Bekanntlich war die Getreideeinfuhr bis in den Monat April hinein gedroſſelt worden, ſodaß man verſchiedentlich be⸗ reits ernſthaft für die Verſorgung unſeres Weizen⸗Defi⸗ zits fürchtete. Die notwendige Getreideeinfuhr wurde je⸗ doch in den letzten beiden Monaten intenſiv nachgeholt. So ſind im Mai für 60,9 Millionen Mark Weizenmengen eingeführt worden gegenüber 39,9 Millionen im Mai p. J. Auch der Gerſtenimport hat ſich ſtattlich erhöht. Die Arbeitsloſigkeit und gedrückte Lohnlage weiter Bevölke⸗ rungsſchichten kennzeichnet ſich durch rückgängige Einfuhr in Küchengewächſen, Südfrüchten, Kaffee und Kakao. Es iſt noch nicht erſichtlich, ob die Anſtrengungen landwirt⸗ ſchaftlicher Kreiſe zu erhöhten Inlandsmilchkonſum den ſtarken Rückgang der Milcheinfuhr bewirkt haben. Bleibt doch das bisherige Jahresergebnis 1926 des Im⸗ ports von Milch auf der Höhe von nur einem Viertel der entſprechenden Vorjahrszeit. Auch die Buttereinfuhr ging um mehr als 10 Millionen auf 128,4 Millionen Mark in in den erſten fünf Monaten des laufenden Jahres zurück: ebenſo verminderte ſich die Eiereinfuhr um 13 Millionen Mark. Die Wein⸗Einfuhr zeigt den außerordentlichen Nück⸗ gang von 34,8 Millionen Mark in den erſten fünf Mo⸗ naten des vorigen Jahres auf 4.43 Millionen in der glei⸗ chen Zeit des laufenden Jahres. Ji.edenfalls iſt es erfreulich, feſtzuſtellen, daß auch in landwirtſchaftlichen Kreiſen die Erkenntnis wächſt, daß der beſte Weg zum Wiederaufbau in der Intenſivie⸗ rung und Standardiſierung beſteht. Die Er⸗ kenntniſſe, die auch der ſoeben vorgelegte Jahresabſchluß der Deutſchen Raiffeiſenbank verzeichnet, ſind Jum Teil recht traurig, waren aber nicht zu umgehen. Die Wech⸗ ſelverpflichtungen, die die Landwirtſchaft eingegangen iſt, find nur zum Nachteil ausgeſchlagen. Der Landwirtſchaft ift eben ihrer Natur nach mit dem kurzfriſtigen Wechſelkre⸗ dit nicht gedient. Nur die Tatſache, daß langfriſtige Kre⸗ dite entweder garnicht zur Verfügung ſtanden, oder, ſo⸗ weit ſie vorhanden waren, nicht ausxeichten, hatte zur Auf⸗ nahme derartiger Wechſelverbindlichkeiten gezwungen. Die Raiffeiſenbank appelliert an die Allgemeinheit zur Be⸗ ſeitigung der Agrarkriſis, bereits jetzt hat die von der Landwirtſchaft zu tragende Zinſenlaſt ange⸗ ſichts der Höhe des Jinsfußes den Stand der Vorkriegs⸗ zeit erreicht, obſchon die Geſamtverſchuldung gegenwärtig 90 erſt rund zwei Drittel der Friedensbelaſtung beträgt. Die Sanierung der Raiffeiſenbank ſelbſt glaubt die Verwal⸗ tung als beendet anſehen zu können und bedauert in die⸗ ſem Zuſammenhange die Aufnahme des nichtgenoſſenſchaft⸗ lichen Geſchäftes, das hauptſächlich im Intereſſe der Er⸗ höhung der Rentabilität der Bank ſeinerzeit aukgenom⸗ men worden war. —— — k...—————m—kñ!..:m Eines der wirkungsvollſten Bilder könnte das ſein, wie der rufs heimkehrt, eine alte, häßliche Wirtin empfängt ihn mit gleichgültiger Miene, der Ofen iſt ungeheizt, der Tiſch leer, wogegen dem Ehemann ſein junges, hübſches Frauchen mit freudeſtrahlendem Geſicht entgegeneilt, im Ofen brennt ein gemütliches Feuer, der Tiſch iſt gedeckt und den Hausherrn viel ſchöner es iſt, zu zweien Radio zu hören als allein. Auch das Heimkino, der Fernſehapparat läßt ſich ſchon zur Werbung für den Eheſtand verwenden. Die Erfindung iſt ſo weit gediehen, daß man ſie nächſtens wie den Radio⸗ apparat im Hauſe haben wird. Man hört mit der Gattin Das Heim die Welt in der man fh nicht langweilt! Die Ehemänner, die mir hierin nicht eipflichten und vielleicht gar die bedauernswerten Junggeſellen beneiden, muß i ernſtlich tadeln. Sie ſind undankbar und verdienen ihr Glück nicht. Auch für ſie wäre eine Ausſtellung„Jung⸗ Das Heimkino ſoll möchten darin nicht das ſehen, was uns die ſattſam ge⸗ fa Kinofilms vorflimmern. Das Leben iſt auch er⸗ ausgefallenſten und blödeſten Stoffen greifen. And es iſt auch objektiver. Bei der Filmfabrikation wird ja immer ſo was nicht beim Fernſehen! Gewiſſe Schwatzmichel wür⸗ den den Mund noch weiter aufreißen, wenn kinos ſichtbar ſind. Je kleiner der Verſtand, um ſo größer die Eitelkeit. Der Bildrundfunk macht jeden von uns, der ſich ſo einen Apparat kaufen kann, zum Theaterbeſitzer, jeder 2555 wahre und erdichtete, manche Komödie vor. Der„Hungerkünſtler“, tern und ſich während ſeiner Faſtenzeit ſechzehn Schokolade ſchmecken ließ, hat auch nicht ſchlecht ges ſpielert. Es war ein ſauberes Theater. Aber dies Stü wird vorausſichtlich noch ein 1 0 Junggeſellen und des zweiſpännig ſeine Straße bag en wie ſie ſie ſchon vor Jahrzehnten in ſanften 1 8 ziehenden Ehemannes einander gegenübergeſtellt werden. Strafrichter wegen Betruges. einen bitteren Nachaeſchmack bekommen! Junggeſelle abends verdroſſen aus der Tretmühle des Be⸗ erwartet ſein Lieblingseſſen. Oder es wird gezeigt, wie⸗ fern, man ſieht mit ihr fern. Alles in ſeinen vier Wänden! geſelle und Ehemann“ erſprießlich, damit ihnen wieder ein⸗ mal anſchaulich gemacht wird, wie gut ſie es haben. Dixi! uns Rundfunkwort und Rundfunk⸗ mufik ergänzen, das Hören durch das Sehen. Aber wir indungsreicher, origineller als die Filmdichter, die zu den ſtärker in Tendenz gearbeitet, in politiſcher. Man merkt die Abſicht und möchte ſein Eintrittsgeld wieder haben. Nur ö enn ſie nicht bloß zum Fenſter hinausreden, ſondern in tauſenden von Heim⸗ erhält ſeine eigene Schaubühne, auf der Dramen und Luſt⸗ 0 in Szene gehen. Wir ſind heaterbeſitzer und zugleich Zuſchauer, nur mitſchauſpielern können wir nicht. Aber das tun wir ja alle auf der gemein⸗ ſamen großen Lebensbühne und ſpielen uns ſelbſt auch der ſich zu mitternächtger Stunde von einem Vertrauten Nan 1 un au⸗ chen Nachſpiel haben— vor dem So kann auch ſüße Schokolade N am Landesturnen in Offenburg haben ſich ihren Höhepunkt fanden, umrahmten den Begrüßungs⸗ es hinaus zum Sportplatz, der ſich für derartige Maſſen⸗ freudig erregten Geſichtern ihren glänzenden Mittags⸗ Lokales und Allgemeines. Seckenheim, 28. Juni. g Das Bezirks⸗Kinderturnfeſt des Arbeiter⸗Turn⸗ u. Sportbundes nahm von prächtigſtem Wetter begünſtigt, einen ſchönen und glatten Verlauf. Der Samstag legte in ſeinen Begrüßungsabend ſeine beſondere Note und zeigte das Programm ſchon in ſeiner Zuſammen⸗ ſtellung ein gewiſſes Syſtem, das der Leiter der Veran⸗ ſtaltung, Herr Gg. Volz in ſeiner ſtreng durchdachten Begrüßungsanſprache im beſonderen erläuterte. Herr Bürgermeiſter Flachs ſprach namens der Gemeinde und wünſchte guten Verlauf des Feſtes Der Gauleiter be⸗ tonte, daß der Zweck der Veranſtaltung die Ertüchtigung der Jugend ſei und er wünſchte, daß derſelben in Seckenheim eine beſonders gute Aufnahme geboten würde. Das moderne Turnen findet in der freien Turnerſchaft eine gute Pflegeſtätte, das bewieſen wieder aufs neue die gebotenen Leiſtungen. Sie zeigten uns die Ent⸗ wicklungsſtufen der Körperpflege und Körperkultur mit den kleinſten Uebungen angefangen bis zum vollendeten kunſtvollen Turnen der männlichen und im künſtleriſchen Reigen und Tanz der weiblichen Jugend in klarem, ſtufenmäßigem Aufbau. Geſangliche Vorträge des Arbeitergeſangvereins, die in der„Veſper“ v. Beethoven abend, der mit einem allgemeinen Lied ſeinen ſchönen Abſchluß fand. Der Sonntag brachte unter Trommelwirbel oder Geſang ſchon in aller Frühe die Jugend heran. Mit freudig glänzenden Augen im ſtrammen Schritt, Mädels und Buben, ſich wichtig fühlend ihrer heutigen Aufgabe Im Schulhauſe wurde geſammelt und geordnet und in geſchloſſenem Zuge ging veranſtaltungen wie geſchaffen zeigte. Bequem ließen ſich vom Hügel aus die einzelnen Wettkämpfe verfolgen, die von der Jugend mit vorbildlichem Eifer durchgeführt wurden. Leider zogen ſich dieſelben etwas in die Länge und es wurde 1 Uhr bis die einzelnen Gruppen bei ihren Gaſtgebern, die ſich in erfreulich großer Zahl erboten, anlangten. Es iſt dieſes Gaſtgeben eines der ſchönſten Momente derartiger Jugendfeſte und der ſtille Beobachter konnte ſpäter manche Gruppe erlauſchen, die ſich mit tiſch zum ſoundſovielten Male herſagten und ihre gute Gaſtgeberin lobten. Gegen 3 Uhr bewegte ſich der impoſante Feſtzug, es mögen ca. 2000 Kinder geweſen ſein, in 8er Reihen wiederum zum Sportplatze, wo direkt zu den Freiübungen aufgeſtellt wurde. Der Anmarſch in Kolonnen mit den vereinigten Trommler⸗ korps an der Spitze war überaus ſchön. Es folgte hierauf die Auflöſung in Abſtänden; auf dem Kommando⸗ turm erſchienen die Vorturner und mit Muſikbegleitung erfolgten die einzelnen Uebungen, die in ihrer Maſſe ein wunderſchönes Geſamtbild abgaben. Die folgenden Stunden gehörten nun der Jugend ganz, die ſich auf dem ausgedehnten Sportplatze ganz ungezwungenem fröhlichem Treiben widmen durfte nach ſtrammem, bewundernswerten Durchhalten. Fröhlich und mit dankbarem Abſchiedswinken an ihre freundlichen Gaſtgebern verließen die jungen Gäſte das gaſtfreundliche a Seckenheim, das ſie wohl lange in freundlicher Er⸗ innerung behalten werden. — Sorgt rechtzeitig vor! Hat nicht ſo mancher Vater und ſo manche Mutter ſich ſchon im vergangenen Schuljahr mit dem Gedanken getragen, ihrem Jungen oder ihrem Mädchen Nachhilfeſtunden geben zu laſſen? Das Kind wurde verſetzt— glücklicherweiſe! Aber wie wird es nun werden? Tut nicht eine Feſtigung des alten Lernſtoffes liche Ausgaben der 5 t Schuljahr, das heute ſeine ſpätere Laufbahn gefährden kann. beſonders not, ehe neuer Lernſtoff an das Kind herantritt? Werden ſich nicht im Laufe des neuen Schuljahres leicht neue Schwächen einſtellen auf Grund der alten? Es iſt darum nötig, beizeiten die Lücken des Wiſſens auszufüllen. Auch iſt es geſundheitlich viel beſſer, das Kind vor Ueber⸗ anſtrengungen in einzelnen Halbjahren zu ſchützen und die etwa notwendige Nachhilfe auf das ganze Jahr zu ver⸗ teilen. Rechtzeitiger Nachhilfeunterricht erſpart vieles: Aerger über ſchlechte Zeugniſſe, ſpätere größere wirtſchaft⸗ Eltern,— dem Kinde oft ein ganzes Das Sommerfest des Geſangvereins„Aurelia“ Ilves⸗ heim nahm von einem herrlichen Sommerwetter be⸗ günſtigt einen ſchönen Verlauf. Eine große Anzahl Vereine aus Nah und Fern hatten ſich eingefunden, um ſo die Sängerfreundſchaft zu pflegen. Am Nachmittag ſetzte ein richtiges Feſttreiben auf dem Feſtplatze ein. Geſangs- und volkstümliche Darbietungen wechſelten in bunter Reihenfolge ab. Hübſche Preiſe regten beſonders zum Kegeln und Schießen an. Geſangs⸗ und Muſik⸗ vorträge ſorgten bis in ſpäter Abendſtunde für die nötige Unterhaltung. Heute Abend findet ein Volksfeſt ſtatt. Ein Feuerwerk bei angebrochener Dunkelheit wird noch⸗ mals ſeine Anziehungskraft nicht verfehlen. Wanderers Ausrüſtung. „Wandern, o wandern meine Luſt!“... Weite Kreiſe unſeres Volkes hat die Wanderluſt ergriffen, nicht wie einſt zur Zeit der fahrenden Scholaren, ſondern um in der freien Gottesnatur Freude und Erholung zu ſuchen. Dieſes Ziel wird um ſo mehr erreicht werden, je zweckmäßiger die Aus⸗ rüſtung des Wanderers iſt. Das gilt namentlich hinſichtlich. deſſen, wie er ſich kleidet und was er mit ſich trägt. Es klingt ſehr einfach, wenn man ſagt, daß man heute in jedem guten Sportgeſchäft Wanderkleidung und ⸗ausrüſtung kau⸗ fen könne. Das iſt aber nur zum Teil richtig. Daheim iſt die Kleidung vielfach mehr oder weniger von der Mode abhängig, der ſich letzten Ende niemand ganz zu entziehen vermag. Wenn man aber auf Wanderungen dem Körper beſondere und meiſt ungewohnte Leiſtungen zumutet, ſo erſcheint die Hauskleidung von vornherein un⸗ zweckmäßig und iſt auch oft viel zu ſchade dazu. Als Grund⸗ ſatz muß gelten, möglichſte Bewegungsfreiheit für den Kör⸗ per und genügender Schutz gegen die Witterungsunbilden. Von beſonderer Wichtigkeit iſt das Schuhzeug. Es iſt nicht zu empfehlen, abſatzloſe Schuhe zu tragen, wenn man dies nicht gewohnt iſt; denn darin ermüdet der Fuß zu leicht. Am Beſten ſind nicht zu niedrige, doppelſohlige Schnür⸗ ſtiefel, die nötigenfalls mit Nägel beſchlagen werden kön⸗ nen. Als Strümpfe eignen ſich beſonders ſolche aus nicht zu dünner Baumwolle oder feiner Wolle, in die man vor größeren Wanderungen Talkum ſtreut. Seit einigen Jah⸗ ren erfreut ſich für Herren und Damen die„bayeriſche“ Tracht, weil ſie bequem und praktiſch iſt, einer immer ſtei⸗ genden Beliebtheit, jedoch läßt die Nachahmung des Echten vielfach Geſchmackloſigkeit zutage treten, ſo daß ſo aus⸗ gerüſtete Wanderer nur zu oft an die Sonntagsjäger in den Witzblättern erinnern. Der ſtändige Begleiter von Wanderern iſt heute der Ruckſack geworden; mit Recht, denn es läßt ſich darin eine große Menge von Bedarfsgegenſtänden bequem verſtauen. Aber es gehört auch eine gewiſſe Kunſt und Uebung dazu — ähnlich wie der Soldat ſeinen Torniſter packen lernen muß— einen Ruckſack richtig zu packen. Vor allem hüte man ſich, zu viel mit ſich zu führen, und bedenke, daß die Laſt mit jeder Stunde ſchwerer wird. Wer häufig wandert, wird immer mehr zu der Einſicht kommen, daß der Wan⸗ derer ſchließlich kein Packeſel iſt, und deſto weniger wird er mit ſich ſchleppen. Zum Einpacken eignen ſich am beſten eine Anzahl kleiner, waſchbarer Beutel in verſchiedenen Größen zur Aufnahme der Gegenſtände, einer für Wäſche, ein anderer für Schuhe, ein dritter für kleinere Gegenſtän Auch die Lebensmittel werden in einem bequemen appetit⸗ lichen, weißen Beutel untergebracht. Jedoch ſollte man ron Eßwaren nur das Allernotwendigſte mitnehmen, weil man ſie auch in dem kleinſten Dorfe kaufen kann. Ob man auth 1 handfeſten Stock mitnehmen ſoll, mag dahingeſtellt eiben. Dieſe wichtigen Fingerzeige mögen die Wichtigkeit einer richtigen Ausrüſtung des Wanderers beleuchten. Jedenfauls gilt: Je anſpruchsloſer der Wanderer iſt, deſto mehr Genuß gude er von einer WVanderung in den ſchönen Gegenden aben. Kleine Chronik. IA Drei Kinder gerettet. In gefährlicher Lage befanden ſich drei 3⸗ bis 5 jährige Kleder, die auf dem Bahngleis bei Linz ſorglos ſpielten, als eben ein Zug heranbrauſte. Schnell entſchloſſen bremſte der Loko⸗ motivführer Schopp, der den Zug zwei Meter vor den Kindern zum Stehen brachte und ſo die Kinder vor dem ſicherem Tod rettete. N Der Führer der polniſchen Kommuniſten in Mos⸗ kau hingerichtet. Aus Moskau kommt die ſenſationelle 1 Nachricht über die Hinrichtung eines der hervorragendſten* polniſchen Kommuniſten in Moskau, Roman Doonaro⸗ wicz, des Führers der polniſchen Kommuniſten in Sow⸗ jetrußland. Die Hinrichtung erfolgte wegen des Verdachtes der Spionage zugunſten eines Nachbarſtaates. Downaro⸗ wicz war noch im Auguſt vorigen Jahres mit wichtigen Dokumenten ins Ausland geflüchtet. Die Tſcheka, die nach ihm fahndete, erfuhr aber, daß er ſich in Czernowitz aufhalte. Eines Tages fuhr vor dem Wohnhaus Dow⸗ narowicz ein Automobil vor, aus dem unbekannte Männer entſtiegen und ihm erklärten, ſie ſeien Agenten der ru⸗ mäniſch⸗ruſſiſchen politiſchen Polizei und müßten ihn ver⸗ haften. Sie entführten ihn dann nach Rußland. Die un⸗ bekannten Männer waren Agenten der Tſcheka. Nach einem kurzen Verfahren wurde Downarowicz zum Tode verurteilt und hingerichtet. . Ein engliſcher Dampfer durch Eisblöcke ſchwer beſchädigt. Der engliſche Dampfer„Leiceſter“ iſt im Ha⸗ fen von St. Johns auf Neufundland in ſchwer beſchä⸗ digtem Zuſtande eingelaufen. Die Beſchädigung iſt durch ſchwimmende Eisblöcke verurſacht worden. Bei der An⸗ kunft des Schiffes befand ſich der größte Teil des Hecks unter Waſſer, während das Bugſpriet ſteil m die Höhe ragte. Man hatte den Eindruck als ob das Schiff jeden Augenblick ſinken würde. I Eines Heiratsſchwindlers Sündenregiſter. Die Londoner Kriminalpolizei glaubt mit Beſtimmtheit, daß der wegen Betrugs und Vielweiberei in Philadelphia unter dem Pſeudonym Baron Engel verhaftete Mann kein anderer als der von vielen Großſtädten geſuchte Alexander Gordon iſt. Dieſem Gordon ſind in London allein über hundert Frauen zum Opfer gefallen, denen er allen die Ehe verſprochen hatte, und die er dann— nachdem er ſie um namhafte Geldbeträge betrogen— zurückließ. Außer in Berlin wird der Betrüger auch in Wien wegen Vielweiberei geſucht. So hat Gordon im Jahre 1923 zwei reiche amerikaniſche Witwen innerhalb weniger Stunden offiziell geheiratet. Mit den Juwelen einer letzten Frau, Mrs. Alice Shedden, iſt er kurze Zeit nach der Heirat geflüchtet. Allein in dieſem Fall re⸗ präſentierte die Beute einen Wert von 7500 Dollar. 47 Gewitterſturm über England. Der größte und eigen⸗ artigſte Gewitterſturm des Jahres fegte über England von* der Oſt⸗ nach der Südweſtküſte. In London gab es im ſüdlichen Diſtrikt langandauernde, von Donner und Blitz begleitete ſchwere Wolkenbrüche, während im Nordweſten der Stadt das ſchönſte Wetter herrſchte. Im ganzen wurden in London neun Gebäude vom Blitz getroffen und gingen in Flammen auf. Ein ſchlafender Mann wurde aus dem Bett auf die Straße geſchleudert. Auch eine 72jährige Frau flog durchs Fenſter und liegt ſchwer verletzt im Kranken⸗ haus. a 5 6 Ab Die Höllenmaſchine. In der Rue Roſſini in Paris erhielt ein Ingenieur, Herr Jules Rabu, eine kleine Kiſte zugeſtellt, in der ſich eine Höllenmaſchine befand. Die Kiſte war unmittelbar vor dem Eintreffen Rabus in ſeiner Woh⸗ nung von einem unbekannten Manne, der wie ein Chauffeur ausfah, beim Portier abgegeben worden. Der Ingenieur nahm die Kiſte unter den Arm und wollte in ſein Quartier gehen. Als er ein Geräuſch in dem verſchloſſenen Kaſten hörte, warf er die Sendung in den Müllkaſten, wo ſie ſofort explodierte. Schaden iſt wicht entſtanden, da die Sprengſtoffumhüllung nur primitiv war. Der Täter wird geſucht. Nabu erklärte, daß er niemand weiß, der ein Atten⸗ tat gegen ihn geplant haben könnte. Er hat vor zwei Tagen nur einen anonymen Brief bekommen, in dem ein Unglück anekündigt wurde. Redaktion, Druct und Verlag: G Zimmermann Ww, Jah. G. Härdle, Seckenheim a. N. ſunlliche Bekanntmachungen. Fünf. Proallnerein Somengoim Ein elegant Möbliertes Zimmer Ausführung des Geſetzes über den unlauteren Wettbewerb Regelung des Ausverkaufsweſens. Dier Bezirksrat hat in heutiger Sitzung fol⸗ gende Entſchließung erlaſſen: f „In der Ausverkaufsordnung vom 25. Juni 1925 iſt bei 8 5 Ziffer 2 ſtatt„im Monat Juli“ zu ſetzen „ab 15. Juli“. 5 Mannheim, den 24. Juni 1926.. Bad. Bezirksamt— Abt. II— Güellenberein Seckenbeim.. Heute Montag Abend ½9 Uhr esamtprobe. Erſcheinen aller erwartet Der Vorſtand. Geschäfte, wie: An- und Verkauf von Wertpapieren. SS wird erinnert. eingolragene llenoſſonſchafl mit unboſchrünſlor Haflung. Der Kreditverein besorgt alle im Bankfach vorkommenden 1. Gewährung von Kredit in laufender Rechnung an Mitglieder. 2. Führung laufender Rechnungen ohne Kreditgewährung füi jedermann mit Ueberweisungs- und Scheckverkehr. Annahme von Spareinlagen mit höchster Verzinsung. Diskontierung und Einzug von Wechseln. Umwechslung fremder Geldsorten, Beschaffung von Devisei., Zur monatlichen Zahlung der Goldmark-Geschäfts anteile an nur beſſeren Herrn zu vermleien. ö Wilhelmſtraße 13. Zuchlſchmein zu verkaufen. Ilvesheim, Ringſtraße 252. Id. Eiderfettkäſe 9 Pfd. Mk. 6.- franko. Dampfkäſefabrik Rendsburg. 1 Der Vorstand. Turnerbund Jabn decenbeim C. b. Die Turnſtunde morgen Abend findet beſonderer Umſtände wegen auf dem Turn⸗ platz ſtatt. Mittwoch Abend turnen der Vereinsriege für Offenburg im Saal. NB. Die Teilnehmer(aktiv und paſſiv — bis ſpäteſtens Mittwoch, den 30. Juni beim Vorſtand Heierling, Kaſſier Scherer oder Schriftführer Schmich zu melden. Ge⸗ bühr für Feſtkarte und Quartier iſt gleich⸗ zeitig zu entrichten. Der Vorſtand. kin⸗ und Dernau lanudwiriſch. Bedarfsartikel. Empfehle: Lacktina⸗Mehl, Leinſamen, Weizenbrotmehl, 5 Weißmehl, Haferflocken, Biertreber, Kleie, Malzkeime, Erdnußkuchen, Futtermehl, Meelaſſe, Hafer(ganz und gedrückt), Hühnerfutter, Leder⸗ und Wagenfett. Oswald Seitz. FCC ˙ AAA Ich empfehle mein Lager in: Oüürſten. Boson. Pinseln. golfen. aſchleinen, fllammern. flolderbügeln, Bacnänfen, Solfennulber, putzlüchern, Türvorlagen, Jennichklonforn uf. Ludwig Gilmer,. Stoe. Eigene Bürstenbinderel. Drapl⸗Aanirabze eigene Fabrikation in jeder Art und Größe kaufen Sie gut und billig bei Wilhelm Schmitthäuſer Seckenheim Roſenſtraße 25 Wein⸗Hngebot Bringe meine prima Pfälzer Weine frachtfrei Seckenheim N in empfehlende Erinnerung. Heinrich Löcher, endusg, Bergzabern. 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