. Al. Zönrnan Bezugspreis: Für den Monat Juni 1.40 Goldmark, frei ins Haus. Anzeigenpreis: Die einſpalt. Petitzeile 15 Goldpfg. Reklamen: 60 Goldpfg. Bei Wiederholung Rabatt. Beilagen: Illustriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). 1. Neues in Kürze. : Im Neichstag fand am Dienstag die zweite Le⸗ ſung des Geſetzentwurfes für die Fürſtenabfindung ſtatt. Die dritte Leſung und die Generaldebatte über den Ent⸗ wurf iſt auf Freitag anberaumt worden. 26: Die Verhandlungen der Reagierungsparteien und des Reichskanzlers haben zu keinem Ergebnis geführt. Zur Stunde läßt ſich noch nicht überſehen, ob eine Reichstaas⸗ auflöſung unvermeidlich ſein wird. —:......— ꝗ ꝙ—⁵.gan Die Abfindung im Reichstag. Die große Debatte erſt am Freitag. Pragraph 2 abgelehnt.— Bei Nichtannahme zieht die Regier ung die Konſequenzen. Berlin, 29. Juni. „Der Reichstag genehmigte heute zunächſt gegen den Widerſpruch der Kommuniſten das deutſch⸗öſterrei⸗ chiſche UAebereinkommen über die Durchfüh⸗ rung der Sozialverſicherung im zbwiſchenſtaat⸗ lichen Verkehr und begann die zweite Leſung des Regierungsentwurfs über die Fürſtenabfindung. Da nach den geſtrigen Unterhandlungen mit der Sozial⸗ demokratie für heute noch keine Entſcheidung zu erwarten iſt, war das Haus verhältnismäßig ſchwach beſetzt. Zu⸗ nächſt berichtete der Abgeordnete Pfleger(B. Bp.) über die Verhandlungen des Rechtsausſchuſſes, die ja all⸗ gemein bekannt ſind. Nach Beendigung des Ausſchußberichtes ſchlug Prä⸗ ſident Löbe vor, bei der heutigen zweiten Leſung von einer Generaldebatte Abſtand zu nehmen und die allge⸗ meine Ausſprache auf die für Freitag vorgeſehene dritte Leſung zu verſchieben. Man ſolle vielmehr gleich in die Einzelberatung der Vorlage eintreten und die verſchiedenen Paragraphen in acht Gruppen zuſammen⸗ faſſen. Bei jeder Gruppe ſolle die Redezeit für jede Partei höchſtens 15 Minuten betragen. Gegen dieſen Vorſchlag erhoben nur die Völkiſchen und die Kommuniſten Wider⸗ ſpruch. Der Vorſchlag wurde alſo angenommen. Das Haus begann demgemäß ſofort mit der Ein⸗ zelberatung des Paragraphen 1, der die Einſetzung und Zuſammenſetzung des Reichsſondergerichtes beſtimmt. Abg. Dr. Barth(Dn.) erklärte, der jetzt vorliegende weſentlich radikaliſierte Entwurf verletze die Grundſätze des Rechtsſtaates und ſei deshalb für die Deutſchnationalen unannehmbar, Zu Paragraph 1 begründete der Redner einen Aenderungsantrag, wonach die vier Laienmitglieder des Sondergerichts nicht Mitglieder von Parlamenten des Reiches oder der Länder ſein oder geweſen ſein dürfen. Demgegenüber erneuerte der Sozialdemokrat Dr. Ro⸗ ſenfeld den bekannten Antrag ſeiner Partei, daß die Mitglieder des Sondergerichts vom Reichstag gewählt werden müſſen. Hierauf nahm Reichsinnenminiſter Dr. Külz das Wort, um zunächſt den deutſchnationalen Vorwurf, das Geſetz wäre unter Konzeſſionen an den Druck der Straße zuſtandegekommen, entſchieden zurückzuweiſen. Aller⸗ dings ſei der millionenfach geäußerte Volkswille zur Be⸗ reinigung der ganze Auseinanderſetzungsfrage berücksichtigt worden. Der Miniſter betonte, daß die Regierung geſchlos⸗ ſen hinter dem Geſetz ſtehe und bei deſſen Nichtzuſtande⸗ kommen die Konſequenzen ziehen würde. Es handele ſch nicht bloß um eine Rechtsfrage oder eine politiſche Frage, ſondern um beides zuſammen. Das komme auch in der Zuſammenſetzung des Sondergerichtes, zur Hälfte aus Laien und zur Hälfte aus Richtern, zum Ausdruck. Des⸗ halb ſei der Paragraph 1 wichtig für dieſen im ganzen Geſetz geſuchten Ausgleich zwiſchen politiſcher und Rechts⸗ age. Es folgte der Zentrumsabgeordnete Schulte, der im Namen der Regierungsparteien für den Paragraphen 1 in ſeiner Faſſung eintrat.. Auch der Kommuniſt Neubauer lehnte die lage und damit auch den Paragraphen 1 ab. Nachdem noch der Wirtſchaftsparteiler Alpers dem Paragraphen 1 zugeſtimmt hatte und der Deutſchnationale von Lindeiner⸗Wildau nochmals den ablehnenden Standpunkt der Deutſchnationalen begründet hatte, schritt man zur Abſtimmung. Der ſozialdemokratiſche Abändsꝛ⸗ rungsantrag wurde gegen die Stimmen der Antragſteller, der deutſchnationale Antrag gegen die Stimmen der Deutſchnationalen und Völkiſchen abgelehnt. In einfacher Abſtimmung wurde der Paragraph 1 gegen die Kommu⸗ niſten und Völkiſchen bei Stimmenthaltung der Sozial- demokraten und Deutſchnationalen, alſo mit dem gleichen Stimmenverhältnis wie ſeinerzeit im Ausſchuß, ange⸗ nommen. Vor⸗ Als nächſte Gruppe wurden die Paragraphen 2 bis g 4, die die Bedingungen, unter denen das Sondergericht tätig wird, enthalten, beraten. Zu Paragraph 2 wurde em ſozialdemokratiſcher Antrag gegen die Stimmen der An⸗ tragſteller abgelehnt. 5 Paragraph 2 der Ausſchußvorlage wurde gegen die Stimmen der Mittelparteien mit den Stimmen der Deutſchnationalen, Völkiſchen und Kommuniſten abge⸗ lehnt. Dagegen wurde Paragraph 3 mit 142 Stimmen der Mittelparteien gegen 138 Stimmen der Sozialdemo⸗ kraten und Kommuniſten bei 79 Stimmenthaltungen der Deutſchnationalen und Völkischen unter großer Heiterkeit angenommen. Mit der gleichen Stimmenmehrheit wuede auch Paragraph 4 angenommen. 5 1 7 Tag eee. es · und Anzeigenblatt 9 Die ſchwebenden Verhandlungen. f Noch keine Einigung erzielt. b Berlin, 30. Juni. Eine mehrſtündige Beratung, die geſtern zwiſchen den Vertretern der Sozialdemokraten auf der einen und den Regierungs parteien ſowie vom Neichskanzler Marx auf der anderen Seite über die Fürſtenabfindungsfrage ſtattfand, führte. wie verlautet, noch zu keinem abſchließenden Ergebnis. Es wurden in der Beſprechung zwar einige Differenzpunkte eröttert. Die Sozialdemokraten behielten ſich jedoch ihre volle Handlungsfreiheit weiter vor. Gegen Vertagung der Abſindungsfrage. Der Beſchluß des Reichskabinetts. b Berlin, 30. Juni. Die Reichsregierung hielt ſoehen eine Kabinekts⸗ ſitzung ab, in der ſie ſich mit der parlamentariſchen Er⸗ ledigung des Fürſtenabfindungskompromiſſes beſchäftigte. Der Reichslanzler Dr. Marx erſtattete Be⸗ richt über ſeine Verhandlungen mit den Deutſchnationalen und den Sozialdemokraten, die eine klare Sachlage noch immer nicht ergeben haben, da keine der beiden Parteien ſich bisher feſtgelegt hat. Die Miniſter beſchloſſen. der Anregung auf Vertagung der Abfindungsfrage bis zum Herbſt, falls das Kompro⸗ miß die notwendige Mehrheit nicht erhält, nicht ſtatt⸗ zugeben, ſondern dann die Auflöſung durchzuführen. Zur Beruhigung der innerpolllſchen Lage ſoll es aber ver⸗ mieden werden, die Neuwahl ſofort auszuſchreiben. Man wird mit der Feſtſetzung des Termins bis zur äußer⸗ ſten Grenze warten, die die Verfaſſung für dieſen Fall vorſieht. Dieſer Standpunkt der Regierung wird ſo⸗ fort den Parteien zur Kenntnis gebracht werden, damit ſie dementſprechend ihre Entſcheidungen treffen. Gleichzeitig beſchäftigte ſich das Kabinett mit den Zollfragen, die eben⸗ falls bis Ende dieſer Woche erledigt werden müſſen. Beſſerſtelluug der Altpenſionäre. Das Neichsfinanzminiſterium gegen einen ent⸗ ſprechenden Antrag. Be en, 30. Juni. Im Hauptausſchuß des Reichstages iſt kürzlich em Antrag Morath angenommen worden, wonach die vor dem 20. April 1920 in den Ruheſtand verſetzten Beamten (Altpenſionäre) nicht ſchlechter geſtellt lein ſor⸗ len, als die nach dem genannten Termin penſionierten Beamten. Dieſer Antrag bedeutet zweifellos für viele Altpenſionäre die Beſeitigung eines bitter empfundenen Anrechtes. Es iſt aber fraglich, ob ſich das Plenum des Reichstages der Stellungnahme des Hauptausſchuſſes on- ſchließen wird. Das Reichsfinanzminiſterium hat ſich entſchieden gegen den Antrag gewandt mit der Be⸗ gründung, daß durch den betreffenden Antrag die Altpen⸗ ionäre zum Teil beſſer als die Neupenſionäre geſtellt wür⸗ en. Das Reichsfinanzminiſterium gibt die Auswirkungen eines ſolchen Antrages auf 450 Millionen an. Auch die Länderregierungen haben ſich gegen dieſen Antrag aus⸗ geſprochen. — Kein Deſizit der Reichsfinanzen. Dr. Reinhold über die Wirtſchaftslage. b Berlin, 30. Juni. Zu Beginn der vorigen Woche gab es im Reichs⸗ tage anläßlich der erſten Leſung der Novelle zum Bankgeſetz, die für Schatzwechſel des Reiches Redis⸗ kontmöglichkeit durch die Reichsbank bis zur Höhe von 400 Millionen ſchaffen will, eine kurze aber heftige Aus⸗ einanderſetzung zwiſchen dem Deutſchnationalen Dr. Hergt und dem Reichsfinanzminiſter Dr. Reinhold. Dieſes Rededuell erlitt am Montag im Haushalts⸗ ausſchuß des Reichstages, wo die nähere Be⸗ ratung des Geſetzes begann, eine nue Auflage. Bekannt⸗ lich werfen die Kritiker Reinholds dieſem vor, daß der Reichshaushalt wegen der vorgenommenen Steuerermä⸗ ßigungen bei Jahresſchluß nicht balanzieren werde. Schon in der vorigen Woche war Dr. Reinhold dieſer Meinung entgegengetreten. Im Haushaltsausſchuß ſuchte er nun Entwicklung der Reichsfinanzen bisher durchaus den vor⸗ geſehenen Verlauf genommen hätte. Für die Monate April und Mai habe ſich ein Ueberſchuß von 68,3 Mil⸗ lionen Mark ergeben. Wenn man das Monatszwölftel der in den Etat eingeſtellten Ueberſchüſſe aus dem Vor⸗ jahre bei den Einnahmen nicht mit in Rechnung ſtelle, dann ergebe ſich trotzdem für die beiden erſten Monate des laufenden Etatsjahres immer noch ein Aeberſchuß von 7,1 Millionen. Allerdings ſei dabei zu berückſichtigen, daß im April die Steuermilderungen noch nicht in vollem Umfange in Kraft geweſen ſeien. Dem ſtehe gegenüber, daß die Vermögensſteuer ſich erſt im Juni bei den Einnah⸗ men zeigen werde. In dieſen Zahlen ſeien die außer⸗ ſeine Zuverſicht näher zu begründen. Er erklärte, daß die fü. 140 Erſcheinungszeit: Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſetzlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle ö Hildaſtraße 68 oder durch unſere Träger. Fernſprecher Rr. 16.— Poſtſcheckkonto 78439 Karlsruhe. enthalten. Dieſe ſollten bekannklich aus Anleiheerlös gedeckt werden. Die Ausgaben des außerordentlichen Reichshaus⸗ halts bezifferte er für April und Mai auf zuſammen 96.3 Millionen Mark. Sie ſeien bisher aus laufenden Mitteln gedeckt worden, weil er ſich den Zeitpunkt zur Aufnahme einer Anleihe nach der Lage des Geldmarktes ausſuchen wolle. Augenblicklich ſei der Zinsfuß noch zu hoch. Am eine größere Freiheit bei der Wahl des Zeitpunktes für dis Begebung der Anleihe zu bekommen, verlangt Dr. Rein⸗ hold die Rediskontmöglichkeit neuer Schatzwechſel bei der Reichsbank. Im Augenblick liege noch keine Notwendig⸗ keit vor zur Begebung von Schatzwechſeln zu ſchreiten. Seine Vorausſage, daß der Reichshaushalt am Ende des Jahres ohne Defizit daſtehen würde, knüpfe er an die Vorausſetzungen, daß die Wirtſchaftslage keinen weiteren Rück⸗ ſchlag erleiden und der Reichstag keine neuen Ausgaben ohne Deckung bewilligen dürfe. Der Reichsetat wird durch die Ausgaben für die Er⸗ werbsloſenfürſorge im Augenblick noch ſehr ſtark belaſtet. Dr. Reinhold ſprach von einer monatlichen Durch⸗ ſchnittsbelaſtung der Reichskaſſe von 30 Millionen Mark. In der Wirtſchaft machten ſich aber Anzeichen bemerkbar, welche die Wirtſchaftskriſe des letzten Win⸗ ters als überwunden kennzeichnen. Das Ni⸗ veau der Vorkriegsbeſchäftigung in der deutſchen Wirk⸗ ſchaft iſt aber noch lange nicht erreicht und es wird bei den ungeordneten Verhältniſſen in der europäiſchen Ge⸗ ſamtwirtſchaft wohl auch no chlange dauern, ehe das große Heer der Arbeitsloſen wieder bis auf normale Mengen verſchwindet. Der Haushaltsausſchuß hat die Novelle zum Bankgeſetz entgenommen. Die Völkerbundskriſe. Kön'g Alfons Auslandsreiſe.— Die Bemühungen der engliſchen Diplomatie.— Der Mabrider Bot⸗ ſchafter Graf Welczek in Berlin. Berlin, 30. Juni. Der ſpaniſche König, der trotz der Unruhen im eigenen Lande ſeine Auslandsreiſe angetreten hat, und ſich zur Zeit in Paris befindet, hat ſich einem Mit⸗ arbeiter des Figaro gegenüber auch über die Frage der Ratsſitze ausgeſprochen und dabei den ſpaniſchen Anspruch auf einen ſtändigen Ratsſitz erneut unterſtrichen. Wenn Spanien, ſo hat der König nach dem franzöſiſchen Blatt ausgeführt, nicht berechtigte Genugtuung erhalte, könne es dazu kommen, dem Völkerbund nicht mehr das gleiche Intereſſe entgegenzubringen. Damit wird der Austritt Spaniens aus dem Völkerbundsrat nicht angekündigt, wohl aber wird zum Ausdruck gebracht, daß, wenn Spaniens Wunſch nach einem ſtändigen Ratsſitz nicht erfüllt wird, es ſich vorausſichtlich für eine beſtimmte Zeit von den Beratungen zurückziehen werde. 5 Nun ſind bekanntlich ſeit längerer Zeit Beſtrebungen im Gange, um eine ſolche Wendung zu verhüten und ganz beſonders iſt die engliſche Diplomatie be⸗ müht, Spanien im Bunde zu halten. Es verlautete auch ſchon unlängſt, daß der König von England ſich in die⸗ ſem Sinne an den ſpaniſchen König gewandt habe. Auf jeden Fall iſt damit zu rechnen, daß man in London, wo⸗ hin ſich König Alfons von Paris aus begibt, bemüht ſein wird, ſelbſt ein zeitweiliges Zurückziehen Spaniens zu verhindern. Ob dieſen Bemühungen Erfolg beſchieden ſein wird, bleibt zunächſt abzuwarten. Vermutlich wird das nicht zuletzt auch von dem Ausgang der franzöſiſch⸗ſpaniſchen Marokko⸗ ſichtlich die Ratsſitzfrage als Druckmittel benutzt. Dieſe zeitigt zu haben, ſelbſt über das Schickſal Abdel Krems beſteht bis heute noch nicht Klarheit. Immerhin wäre es denkbar, daß Spanien in Nordafrika ein Pflaſter für die Völkerbundswülde erhält, da mit der Zuerteirung ter keinen Amſtänden zu rechnen iſt. Nicht ohne Reiz ift, daß nun auch Polen mit dem Austritt aus dem Völkerbund droht, falls den polniſchen Wünſchen auf Zuerteilung eines ſtändigen Sitzes nicht entſprochen werde. Das offiziöſe Organ des Auswärtigen Amtes in War⸗ ſchau erklärt wenigſtens, daß ſich Polen mit dem Ge⸗ danken trage, in einem ſolchen Falle dem Beispiel Bg⸗ ſiliens und Spaniens zu folgen. Es braucht kaum betont zu werden, daß es ſich auch bei dieſer polniſchen Stellung⸗ nahme um ein Druckmittel handelt, doch zeigt die ganze Debatte, welche Schwierigkeiten bundsfrage noch zu überwinden find. Man geht auch wohl kaum fehl, wenn man die Anweſenheit des Madri⸗ der Botſchafters, Graf Welczek, in Berlin im Zu⸗ ſammenhang mit der Ratsſitzfrage bringt, da Deutſchland naturgemäß das größte Intereſſe daran hat, daß Spa⸗ zieht. Die Diplomaten ſehen ſich mithin vor eine recht ſchwierige Aufgabe geſtellt, da unter allen Umſtänden verhindert werden ſoll, daß der Völkerbund ein neues Fiasko erlebt. ordentlichen Ausgaben des Reichsbausbalts ncht * Verhandlungen abhängen, bei denen Spanien offen⸗ Verhandlungen ſcheinen bislang noch keine Erfolge ge⸗ eines ſtändigen Ratsſitzes an Spanien un⸗ in der Völker⸗ nien im Bunde bleibt und ſich nicht aus Genf zurück⸗ wandten Aufnahme Aus dem In⸗ und Auslande. Deutſchland verlangt Chorzow zurück. „Berlin, 30. Juni. Von zuständiger Stelle wird mit⸗ geteilt: Die deutſche Geſandtſchaft in Warſchau hat der polniſchen Regierung am 25. d. M. eine Note überreicht, in der auf Grund des Urteils des ſtändigen internationalen Schiedsgerichts im Haag vom 25. Mai d. J. die Rückgabe des vom polniſchen Staat beſchlagnahmten Stickſtoffwerkes Charzow in Oſt⸗Oberſchleſien und Erſatz des durch die Be⸗ ſchlagnahme entſtandenen Schadens gefordert. Gegen die elſaß⸗lothringiſchen Autonomiſten. Paris, 30. Juni. Der akademiſche Diſziplinarrat, vor dem ſich Profeſſor Kopp wegen Unterzeichnung des Mani⸗ feſtes des elſaß⸗lothringiſchen Heimatbundes zu verantwor⸗ ten hatte, hat Profeſſor Kopp die Lehrtätigkeit entzogen. Der deutſch⸗japaniſche Handelsvertrag noch nicht unterzeichnet. Berlin, 30. Juni. In der Preſſe ſind Nachrichten ver⸗ breitet, daß der deutſch⸗japaniſche Handelsvertrag unter⸗ zeichnet ſei. Wie verlautet, iſt an zuſtändiger deutſcher Stelle von einer Unterzeichnung des Vertrages nichts be⸗ kannt. Die Verhandlungen mit Japan entwickeln ſich zwar günſtig, doch iſt namentlich die Frage der Einfuhr deutſcher Farben nach Japan keineswegs ſoweit geklärt, daß bereits ein Abſchluß der Verhandlungen möglich erſcheinen könne. Revolte in Spanien? Valencia in vollem Aufruhr.— Truppen weigern ſich gegen die Aufſtändiſchen vorzugehen.— Die intellektuellen Leiter der Oppoſition gegen das 8 Direktorium. 5 Berlin, 30. Juni. Die Anruhen in Spanien, die ſich anſcheinend in Barcelona und Valencia konzentrieren, ſcheinen entgegen den höchſt zuverſichtlichen Verlautbarungen des Direktoriums weitaus ernſteren Charakter zu haben, als man vor der Oeffentlichkeit und vor dem Aus⸗ land zugeſtehen möchte. Nachdem bereits vor mehreren Tagen Primo de Rivera verſichern ließ, daß nicht mehr die geringſte Gefahr beſtünde und daß der Plan der Verſchwörer vollkommen vereitelt ſei, ſtellt ſich jetzt heraus, daß zum mindeſten in Valencia regel⸗ rechter Aufruhr herrſcht. Angeſichts der rückſichtsloſen militäriſchen Vorzenſur der geſamten Nachrichtenübermittlung iſt man darauf an⸗ gewieſen, gewiſſe Tatſachen als Symptome zu werten. Unter ihnen iſt vielleicht die wichtigſte die, daß die Ver⸗ bindungen mit Valencia und Barcelona von den Behörden geſperrt worden ſind, daß im Zu⸗ . mit der Bewegung das Präſidium des Ma⸗ rider Atheneo, des Zentrums der ſpaniſchen Intellek⸗ tuellen, vom Direktorium ſuspendiert worden iſt. Dieſe Tatſache zeigt, daß die oppoſitionellen Tendenzen auch in Madrid fruchtbaren Boden gefunden haben. Uebrigens verraten die vom Direktorium herausgegebenen Berichte unfreiwillig, in wie weiten Kreiſen die ganze Bewegung Wurzel gefaßt hat, indem ſie davon ſprechen, daß bei der Revolte eine Schar von Männern beteiligt 855„wie ſie buntſcheckiger nicht gedacht werden könnte.“ Das bedeutet das Eingeſtändnis der Verbreitung aufrühreriſcher Gelüſte weit über den Kreis der Offi⸗ ziersvereinigungen(Juntas) hinaus, die wohl als ur⸗ ſprüngliche Zelle der Bewegung anzuſehen ſind und deren Wortführer von je her der„große alte Mann“ der ſpani⸗ ſchen Armee, der 88 jährige Grande General Weyler und General Aguilera waren. Meldungen aus Madrid beſagen, daß die Garniſon von Valencia in vollem Aufruhr ſtehe und daß die von der Regierung zur Anterdrückung des Aufſtandes nach Valencia beſtimmten Truppen ſich geweigert ha⸗ ben, abzufahren. Andererſeits ſollen mehrere Generäle ſich von Madrid nach Valencia begeben haben, um ſich der Bewegung anzuſchließen. Man will auch wiſſen, daß der intellektuelle Leiter der Oppoſition gegen das Direk⸗ torium, der bisher in Paris in der Verbannung lebende Profeſſor Miguel Unamuno ſich heimlich nach Palencia begeben hat. wohner des Aus dem badiſchen Lande. Weinheim.(Ein Liebespaar erhängt auf⸗ gefunden.) In einem Gartenhäuschen beim„Katzen⸗ lauf“ am Stadtwäldchen wurden ein hieſiger 22jähriger Chauffeur und ſeine Geliebte. ein 21 jähriges Mädchen aus einer hieſigen achtbaren Bürgerfamilie, erhängt auf⸗ gefunden. Die Liebenden hielten ſich noch im Tode— mit je einem Strick um den Hals— eng umſchlungen. 1 Leichen wurden nach der hieſigen Leichenhalle über⸗ Uhrk. Neckargemünd.(Automobilunglück.) Auf der Straße nach Heidelberg ſtießen zwei Autos zuſammen. Ein ſchwerer Mercedeswagen aus Frankfurt a. M. warf einen leichten Opelwagen aus Mannheim die Böſchung herunter, wobei ſich dieſer zweimal überſchlug. Die bei⸗ den Inſaſſen des Fahrzeuges wurden erheblich verletzt. Sie wurden nach Heidelberg in die Klinik gebracht. Beide Wagen wurden ſchwer beſchädigt. Bruchſal.(Aburteilung von Kirchendieben.) Das hieſige Schöffengericht verurteilte zwei junge auf der Wanderſchaft befindliche Berliner wegen Opferſtock⸗ diebſtähle zu je einem Jahr Gefängnis und dret Jahren Ehrverluſt. Die beiden Burſchen hatten Anfang Mar in der Triberger Wallfahrtskirche den Opferſtock gevlün⸗ dert, auch hatten ſie die Herz Jeſu Kirche in Singen und die St. Paulskirche in Bruchſal zu dem gleichen Zwecke heimgeſucht. In Bruchſal gelang ihre Feſtnahme. Freiburg i. B..(Eine Straßenwalze gegen ein Fabrikgebäude geprallt.) An einer ſchweren Straßenwalze riß in der Wallſtraße eine Kette entzwei, ſodaß die Walze auf dem abſchüſſigen Wege ins Rollen fam. Der Föhrer konnte abspringen. Die Walze ſtieß jedoch mit voller Wucht gegen das Einfahrtstor eines Tabrikgebäudes. zertrümmerte dieſes und beſchädigte die Mauerwond erhehlich. Freiburg.(Erdbeben in Oberbaden.) Ein ſehr ſtarker Erdſtoß verſetzte nachts um 11 Uhr die Be⸗ badiſchen Oberlandes in Schrecken. Es wurde ein heftiges mehrwelliges Beben, das von über⸗ aus ſtarkem Rollen begleitet war, beobachtet. Die Erd⸗ bebenwarte Heidelberg regiſtrierte das Erdbeben von 11 bis 11,03 Uhr. Auch in der gamen Schwe z. am Bodendee und bis hinüber nach Frankreich war der Erdſtoß be⸗ merkt worden Kandel.(Tin gefährlicher Ehegatte.) Deeſer Tage verfolgte ein hieſiger, zur Zeit erwerbsloſer Arbeiter in angetrunkenem Zuſtand ſeine Frau mit einem in ſeinem Beſitz befindlichen Blindgänger. Seine Frau ſuchte auf der Straße Hilfe, wo ein Gendarmeriebeamter ſchließlich dem Mann die Granate entreißen konnte. Wenn die Gra⸗ nate auf den Boden gefallen wäre, hätte leicht durch eine eintretende Exploſion derſelben ein großes Unglück ſich ereignen können. Waldshut.(Leichenländung.) Auf dem Rhein wurde die Leiche des 62 jährigen Bäckermeiſters und Kon⸗ ditors Friedrich Schwille aus Pfullingen, der auf der Wanderſchaft durch Waldshut gekommen war und in der Nacht hier übernachtet hatte, gelandet. Wie aus mit⸗ geführten Papieren zu ſchließen iſt. iſt Schwille freiwill'g aus dem Leben geſchieden. Ein unheilbares Leiden dürfte die Urſache hierzu geweſen ſein. Ettlingen.(Von der Lokomotive abge⸗ ſtürzt.) Der Schloſſer Berthold Wagner aus Ettlin⸗ gen, beſchäftigt in der Maſchinenbau⸗Geſellſchaft Karls⸗ ruhe, iſt ein Opfer ſeines Berufes geworden. Er fiel vom Oberbau einer Schnellzugslokomotive und ſchlug ſo unglücklich auf den Kopf, ſo daß er einen ſchwer n Schädelbruch erlitt und außerdem die Halswirbel ver⸗ letzt wurden. Er wurde in das Diakoniſſenhaus ver⸗ bracht, wo er bald darauf verſtarb. Wagner iſt 48 Jahre als und hinterläßt eine Familie mit noch drei un⸗ mündigen Kindern. Richen(Amt Eppingen).(Motorradunfall.) Ein von Eppingen kommendes Motorrad fuhr vor dem Ei⸗ ſenbahnübergang in ein Ackerfeld. Der Fahrer und ſeine Frau wurden vom Rade geſchleudert, glücklicherweiſe aber nicht ſchwer verletzt, ſo daß ſie die Weiterfahrt mit der Bahn fortſetzen konnten. Das Motorrad wurde be— ſchäbigt. 5 Ittlingen(Amt Eypingen).(Von der Leiter ge⸗ ſtürz t.) Der 57 Jahre alte Maurermceiſter ſtürzte bei Reparaturarbeiten beim hieſigen Schulhaus von der Lei⸗ ter und verletzte ſich ſo ſchwer, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Die Gegenſtände der Beratungen. i Karlsruhe, 30. Juni. Am Donnerstag vormittag um 9 Uhr nimmt der badiſche Landtag ſeine Plenarſitzungen wie⸗ der auf. Auf der Tagesordnung ſtehen der Geſetzentwurf über die neunte Aenderung des Grund⸗ und Gewerbeſteuergeſetzes und die achte Aende⸗ rung des Steuerverteilungsgeſetzes und damit in Verbindung der einſchlägige Antrag Glockner und die Geſuche des Gemeinderats Bad Dürrheim, des Badiſchen Verbandes Gemeinnütziger Bau⸗ vereinigungen Karlsruhe, des Badiſchen Landesausſchuſſes für Leibesübungen und Jugendpflege, der Stadtgemeinde Gaggenau, des Badiſchen Induſtrie⸗ und Handelstags, der Badiſchen Landwirtſchaſtskammer, des Badiſchen Grund⸗ beſitzerverbandes, des Badiſchen Handelskammertages, des Landesverbandes der Badiſchen Hotelinduſtrie und ver⸗ wandter Betriebe, des Badiſchen Waldbeſitzerverbandes, des Verbandes Südweſtdeutſcher Induſtrieller, der Lan⸗ desverſicherungsanſtalt Baden, der Badiſchen Maſchinen⸗ baugeſellſchaft Karlsruhe. Ferner wird die Regierung die förmliche Frage des Abgeordneten Dr. Mayer über das Badenwerk beantworten. Aus Nah und Fern. Speyer.(Nette Früchtchen.) Hier wurden zwei Mädchen und ein Burſche im Alter von 16 bis 18 Jahren aus Heilbronn, Mannheim und Neckarau, welche aus dem evangeliſchen Lehrlingsheim in Mannheim entflohen waren, aufgegriffen. Die Fürſorgezöglinge niſteten ſich in einem auf dem ſtädtiſchen Feſtplatz ſtehenden Zirkus⸗ wagen ein. Sie wurden der Anſtalt wieder zugeführt. Speyer.(Lebensretter.) Das Sjährige Mäd⸗ chen der Familie Stadelmeier von hier fiel beim Spie⸗ len von der Gartenmauer in den hochgehenden Speyer⸗ bach. Der 20jährige Johann Belle rettete das Kind von dem Tode des Ertrinkens. Belle hat ſchon oft in aleichen Fällen hilfreich beigeſtanden. „ Maxau.(Ein Paddelboot verunglückt.) Nach⸗ mittags verunglückte auf dem Rhein bei Marau ein mit zwei Inſaſſen beſetztes Paddelboot. Während der eine gerettet werden konnte, fand der andere, der 19 Jahre alte Jakob Mattern aus Maximiliansau, den Tod in 805 Fluten. Die Leiche konnte noch nicht gefunden wer⸗ Eur. Frankfurt a. M.(Mit Salzſäure vergiftet.) Ein aus Kaſſel ſtammender Diener wurde in der Fried⸗ berger Anlage nachts in hilfloſem Zustande aufgefunden. Er hatte ein Fläſchchen in der Hand. Man nimmt an, daß er Salzſäure getrunken hat. Frankfurt a. M.(Tragiſches Ende.) Eine Haus⸗ angeſtellte in der Neuhausſtraße wollte ſich nach einem Bad vor der Badewanne friſieren, hierbei hat ſie an⸗ ſcheinend einen Schwächeanfall bekommen, ſie war kopf⸗ über in die Badewanne geſtürzt und ertrunken. Hattersheim a. M.(Eine Mühle niederge⸗ brannt.) Die Baltaſar Hattemerſche Mühle, die erſt in der vergangenen Woche wegen Zahlungsſchwierigkeiten von einem größeren Gläubigerkonſortium angekauft wurde, iſt in der Nacht völlig niedergebrannt. Der Scha den iſt ſehr bedeutend. N Bingerbrück. gefaßt.) In der Nacht wurde in einem hieſigen Hotel eingebrochen.„Die Diebe— zwei an der Zahl— ducch⸗ ſägten die Eiſenſtangen an einem Fenſter und gelangten ſo in das Zimmer. Es fiel ihnen 60 Mark Bargeld, ferner verſchiedene Anzüge in die Hände. Sie wechſelten ſodann in einem leerſtehenden Eiſenbahnwagen auf dem hieſigen Bahnhof die Kleider. Einer der Diebe konnte noch in der gleichen Nacht feſtgenommen und dem Amtsgericht Strom⸗ berg zugeführt werden. Der andere iſt unbekannt ent⸗ kommen. 5 Berlin.(mordverſuch und Selbſtmord.) Der 58 Jahre alte Lederarbeiter Theodor Klein in Treptow brachte im Verlaufe eines Zankes ſeiner 45 Jahre alten Wirtſchafterin Johanna Bey mit einem Beil meh ꝛere Hiebe und mit einem Federmeſſer mehrere Stichwunden 1525 1 5 5 auf„ hin ein⸗ ingen konnten, hatte ſi ein erhängt. Die Verletzungen der Haushälterin ſind ſchwer.. 5 225 Liebe erweckt Liebe. Original⸗Roman. 5 Fee hatte ſich neben dem Platz der alten Frau auf einen Stuhl niedergelaſſen und ſeufzte ein wenig. Sie ſah zu Hans hinüber, der an der Kommode lehnte und ſchweigend zu ihnen hinüberſchaute. ö„Ach, liebe Mutter,“ ſagte Fee ernſt,„ich meine, in der Wahl ſeiner Frau hat Hans gar nicht bewieſen, daß er hoch hinaus will— im Gegenteil, da iſt er ſehr beſcheiden geweſen. Er hätte eine viel glänzendere Partie machen können. Ich bin ein armes Mädchen, eine Waiſe, die froh ſein mußte im Hauſe ihrer Ver⸗ zu finden. Hans hätte wirklich viel höher greifen dürfen.“ g a 25„Behüte Gott! Nein, nein, das darfſt du ihm nicht einreden. Der Junge läßt ſich ja ohnedem keine Grenzen ſtecken. Sie dich mal hier um— aus dieſem Häuschen ſtammt er— und jetzt wohnt er in einer herrlichen Villa, die wie ein Schloß ausſieht. Ganz ſchwindlig wird mir manchmal, wenn ich bedenke, was er mit ſeinem Kopf ſchon durchgeſetzt hat. Hundertmal habe ich ihn ſchon gefragt? Junge, willſt du immer noch höher ſteigen? Und jedesmal ſagte er: Ja, Mut⸗ ter, je höher ich ſteige, je weiter kann ich ſehen. Das hat er wohl von ſeinem Vater— die Sehnſucht nach der Höhe und nach dem weiten Blick. Der jauchzte auch immer ſo recht vergnügt, wenn er auf einen Bau ganz hoch hinauf mußte. Auf jeden Neubau kletterte er am höchſten und auf die gefährlichſten Stellen. Ja — und da hat er ſich eben zu ſicher gefühlt— er dachte gar nicht mehr an Gefahr— und— ja— und da iſt er dann eines Tages abgeſtürzt. Erſt hat er noch laut hinausgejauchzt— und dann— dann lag er unter gleich tot iſt er geblieben. Und das Lachen— das war noch in ſeinem Geſicht. Aber in mir iſt immer eeine Angſt geblieben ſeit dem Tage, daß Haus auch mal abſtürzen könnte. Deshalb wollte ich nicht, daß er Handwerker würde. Sein Vater wollte ja auch, daß er die Realſchule beſuchen ſollte— ja, der wollte mit ſeinem Jungen hoch hinaus. Na— und nun— nun 23 muß ich immer Angſt haben, daß mir der Junge mal abſtürzt, trotzdem er auf keinen Bau kommt— well er eben immer höher ſteigen will. Siehſt du, mein lie⸗ bes Kind, deshalb ſollteſt du ihn nicht mehr höher hin⸗ auf laſſen. Ich kann ihn ja nicht halten, iſt ſtehe ſei⸗ nen Kreiſen ſo fern. Aber du, du wirſt nun immer bei ihm ſein und— auf dich wird er vielleicht hören, du findeſt vielleicht die rechten Worte.“ Die alte Frau ſchwieg ganz erſchöpft. Fee mußte wieder zu Hans hinüberſehen, der noch immer an der Kommode lehnte und ein unbewegliches Geſicht zeigte. Nur in ſeinen Augen war Leben, die blitzten wie funkelnder Stahl. Und dieſe Augen trafen einen Moment aufflammend in die ſeiner Braut. Da war plötzlich ein Gefühl in Fee, als könnte ſie mit dieſem Manne zur Sonne emporſteigen, ohne ſchwindlig zu werden. Sie konnte aber verſtehen, daß ſeine ſchlichte, alte Mutter ſeinem Fluge nicht zu fol⸗ gen vermochte, und ihn von unten ängſtlich verfolgte. Zart nahm ſie die harte, verarbeitete Hand der al⸗ ten Frau zwiſchen ihre jungen, weichen Hände. „Sei nicht bange, liebe Mutter, Hans ſteht auf fe⸗ ſten Füßen und hat einen ruhigen, ſicheren Blick. Ich bin uo.(„H er jetzt ſeinen Fuß n 91 e vor er nich anau geprüft hat, ob er ſicher ſteben wird.“ Hans trat raſch an den Tiſch heran. „Siehſt du wohl. Mutter, Fee kennt mich erſt ſo kurze Zeit, aber ſie traut mir mehr zu, als du, die du mich mein ganzes Leben lang kennſt,“ ſagte er lächelnd. Die alte Frau ſah mit einem auten, ſtillen Blick in ſein kühn geſchnittenes Geſicht. Dann blickte ſie in Fees Augen und zuletzt wieder in die ſeinen. Nach einer Weile ſagte ſie leiſe: „Ja, ja, mein Junge— ein Mutterherz iſt ſelten mutig— es bangt ſich zu ſehr. Aber davon wollen wir nun nicht mehr ſprechen. Rufe doch bitte die Medlich herein. Hans: ſie ſoll den Kaffee bringen. nd denn ſetze dich auch an den Tiſch.“ Hans rief zur Tür hinaus: „Frau Wedlich, Kaffee!“ Fee mußte lachen. Mit großen erſtaunten Augen ſah ſie ſich in dem ſchlichten Zimmer um. Sie wunderte ſich immer wieder, daß ihr Verlobter ſeine Mutter in dieſer ärmlichen Umgebung ließ. Das Stübchen war. zwar ganz behaalich, aber doch ſchlicht und einfach. Wa⸗ rum nahm er ſeine Mutter nicht zu ſich in ſein Hause Nun kam die kleine, rundliche Frau Wedlich mit der Kaffeekanne herein. Dieſe war aus weißem Por⸗ ellan mit blauen Blümchen verziert. ber denen einige Schmetterlinge ſchwebten. Frau Wedlich ſetzte ſie um⸗ ſtändlich und feierlich auf den Tiſch und rückte noch ein wenig an den Taſſen. damit ſie noch etwas länger auf die vornehme, junge Dame blicken konnte. „Soll ich den Kaffee einſchenken, Frau Ritter?“ fragte ſie dienſteifrig. 0„Nein. Wedlichen, laſſen Sie nur, das mache ich ſelbſt,“ antwortete dieſe. g ö Da zog ſich die Wedlichen langſom zurück. Hans ſah ihr lachend nach. Seine Mutter wollte nun die Taſſen füllen, Fee kam ihr lächelnd zuvor. „Laß mich das tun. liebe Mutter, bleibe du ruhia ſitzen, ſagte ſie und bediente mit der ruhigen Anmut 1 Bewegungen erſte die alte Frau, dann Hans und Ritter ließ die Augen nicht von ihr. Es ſchien ihm ein herrlicher Anblick, wie ſie ſo graziös und ſelbſtver⸗ ſtändlich an dem weißgedeckten Tiſche hantierte. Es war, als habe ſich eine junge Fürſtin in das ſchlichte Slüb⸗ chen ſeiner Mutter verirrt, den kleinen Raum mit Licht und Sonne erfüllend. Die ſchlanken, weißen Hände ta⸗ ten ihr Werk ſo geſchickt, daß es eine Luſt war, ihnen e 5 ten auf dem Tiſch ſtand ein großer Napfkuchen der mit dem wirklich guten Kaffee lieblich um die Wette es ein richtiger haus gebackener duftete. Man ſah, da Kuchen war. Fee nahm tapfer eine Schnitte davon und ſchien ſie mit Behagen zu verzehren. Lächelnd ſah Hans zu ſei⸗ ner Mutter hinüber. Die beobachtete Fee ängſtlich. Er wußte, daß die Mutter den Kuchen ſelbſt gebacken hatte, und daß ſie nun beſorgt war, ob er Fee auch munden würde. Er ſelbſt bevorzugte dieſen von der Mutter ge⸗ 5 95 Kuchen ſehr, ſchon um ihr eine Freude zu ma⸗ en.. N i g aber (Ein raffinierter Hoteldieb ee 1 — * ar een 5 Wen 1 1— N . „ „ Uuknberein 1898 Sockonbein. 1 Neckarau ſtattfindenden Gauprobeturnen iſt 1 pünktliches und vollzähliges Erſcheinen Aubedingt erforderlich. 4 Muner-Oeſanaseren Follenbeim kaſſe morgen Donnerstag, den 1. Zuli 1926 geſchloſſen. Breslau.(Ein Amksgerichtsrat unker dem Verdacht der Mordbeihilfe.) Vor dem hieſigen Schwurgericht begann der Prozeß gegen den Amtsgerichts⸗ rat Joſephſon, der wegen Mordbeihilfe angeklagt iſt. Der Angeklagte unterhielt früher Beziehungen mit einem Fräu⸗ lein Heſſe und einem Fräulein Rodeſtock. Aus Eiferſucht verübte letztere auf ihre Nebenbuhlerin ein Revolver⸗ attentat. Joſephſon wird nun beſchuldigt, der Rodeſtock das Geld zu dem Revolver gegeben zu haben und ſo an dem Mordverſuch beteiligt zu ſein. Landſtuhl.(mit einem Beil erſchlagen.) Auf der Straße zwischen Kirchenarlbach und Neumühle wurde Peter Flickinger II. von Neumühle mit eingeſchra⸗ genem Schädel vom Straßengraben tot aufgefunden. Der Ermordete war mit einem Beil erſchlagen worden. Als Täter wurde Nikolaus Allein von Neumühle verhaftet. Emmerich.(Mit Pferd und Wagen im Rhein ertrunken.) Ein Taglöhner fuhr mit ſeinem Fuhr⸗ werk zum Fährdamm über einen Weg, der vom Hoch⸗ waſſer überflutet iſt. Offenbar des Weges unkundig, kam er von ihm ab und ſtürzte mit Wagen und Pferd in den hochgehenden Altrhein. Mann und Pferd gingen ſofort unter den Fluten unter. Rettungsverſuche waren vergeblich. Man konnte nur noch die Leiche des Fuhr⸗ mannes und ſpäter auch das Fuhrwerk bergen. Aus dem Gerichtsſaal. § Ein beſtätigtes Todesurteil. Der erſte Strafſenat de Reichsgerichts in Leipzig verwarf nach längeren Beratun⸗ gen die Reviſion des Elektrotechnikers Oswald Irmſcher, der vor einiger Zeit vom Schwurgericht Frankenthal dreimal zum Tode verurteilt worden war, weil er als Separatiſtenhäuptling am 7. November 1923 bei einem Rachezug gegen Lambrecht einen Ortseinwohner erſchoſ⸗ ſen und eine Woche ſpäter in Schifferſtadt bei der Er⸗ ſchießung zweier von den Separatiſten ausgewieſener Ar⸗ beiter leitend und trotz einer Verletzung perſönlich aus⸗ führend mitgewirkt hatte. S Todesurteil gegen zwei Fürſorgezöglinge. Vom Dan⸗ ziger Schwurgericht wurden der 20jährige Fürſorgepfleg⸗ ling Tarſten und der 18jährige Fürſorgepflegling Nowa⸗ kowſti, die am 30. April in Weſczlinken den Sämerei⸗ händler Kurt Felkermit aus Ohra ermordet und beraubt hatten, wegen Raubmordes zum Tode verurteilt. § Umfangreiche Unterſchlagungen und Veruntreuungen, die er vor geraumer Zeit in ſeinem Amte als Sparkaſſen⸗ Rendant begangen hat, führten den Sägewerksbeſitzer Wilh. F. aus Vaale vor das Schöffengericht Neumünſter. Wie durch einen Reviſionsbeamten aus Kiel feſtgeſtellt wurde, veruntreute F. im Laufe einer längeren Zeit über 25 000 Mark, davon 7000 Mark in barem Gelde, das übrige in Wertpapieren. Große geſchäftliche Verluſte ſollen den bisher unbeſcholtenen Mann zu den Anredlichkeiten veranlaßt haben. Er wurde zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt, von denen er mindeſtens 5 Monate verbüßen muß, während ihm bei guter Führung für den Reſt Strafaufſchub in Aus⸗ ſicht geſtellt wurde. § Die Gäſte und der Feierabend. Eine weite Kreiſe intereſſierendes Urteil fällte das Gericht in Waldbröl. Auf Faſtnacht hatte ein Verein bei einem Wirt in Dat⸗ tenfels eine Feier veranſtaltet. Die Polizeiſtunde war bis 1 Uhr nachts verlängert worden. Der kontrollierende Polizeibeamte ſtellte jedoch eine erhebliche Ueberſchreitung der Polizeiſtunde feſt, was eine Reihe von Strafman⸗ aten und eine Gerichtsverhandlung wegen Widerſtands⸗ leiſtung zur Folge hatte. Auch der Wirt erhielt einen polizeilichen Strafbefehl von 100 Mark, wogegen er ge⸗ richtliche Entſcheidung beantragte. Das Gericht erkannte auf Freiſprechung, weil Vorſätzlichkeit oder Fahrläſſig⸗ keit in Bezug auf das Verweilen ſeiner Gäſte nicht in Frage kam. Der Wirt hatte rechtzeitig Feierabend geho⸗ ten, doch die Gäſte hatten ſich geweigert, der Aufforde⸗ rung nachzukommen. Nur mit Mühe konnten die Gäſte nachher von der Polizei dazu gebracht werden, das Lokal zu verlaſſen. 8 Hochverrat und Spionage vor Gericht. Vor dem Reichsgericht in Leipzig hatte ſich der Techniker Artur Vogt aus Berlin wegen Landesverrats und Spionage zu verant⸗ worten. Er war beſchuldigt, als Angeſtellter der Siemens⸗ Schuckertwerke wichtige, im Intereſſe der Landesverteidi⸗ gung geheim zu haltende Dokumente dem Jranzöſiſchen Nachrichtendienſt ausgeliefert zu haben. Das Urteil lautet wegen Landesverrats auf ſechs Jahre Zuchthaus, zehn Jahre Ehrverluft und dauernde Stellung unter Polizei⸗ aufſicht. N — Kleine Chronik. 4 Der Schnellzug Paris— Belfort entgleiſt. Der Schnellzug Paris— Belfort iſt in der Nähe von Juſſey entgleiſt, nachdem er zuvor mit einem Laſtauto zuſammen⸗ geſtoßen war. Die Lokomotive und der Tender ſowie die erſten beiden Wagen wurden umgeworfen, doch ſind keine Verluſte an Menſchenleben zu beklagen. b Sieben Soldaten durch eine Handgranate verſtüm⸗ melt. Aus Kaſchau(Tſchechoſlowakei) wird berichtet: Auf dem Exerzierplatze in Poprad(Tatra) explodierte eine Handbombe. Den Soldaten war zunächſt Anſchauungs⸗ unterricht an einem Modell gegeben worden, alsdann ſollten praktiſche Verſuche gemacht werden. Kaum Hatte jedoch der inſtruierende Leutnant eine Bombe in die Hand genommen, ſo explodierte ſie auch ſchon. Der Leut⸗ nant und ſechs Mann wurden ſchrecklich verſtümmelt. . Banditen in Italien. An der Straße Pavia Alleſſandria wurden zwei Carabinieri von vier Banditen überfallen und ermordet, als die Carabiniert den Banditen ihre Ausweispapiere abverlangten. Der Veberfall ereig⸗ nete ſich während der Nachtzeit.— In der Gegend, in der ſich die Tat ereignete, herrſcht in der Bevölkerung eine ſtarke Erregung über das Treiben der Banditen, die 15 955 letzten Zeit verſchiedene Raubmorde begangen aben. a Der Schluß des Dramas von Nagabs. Der in das Ehedrama auf Schluß Raabs verwickelte ruſſiſche Fürſt Kyrill Orlow, der auf den Baron Hugo Klinger einen Schuß abgab und von dieſem durch einen Schuß verletzt wurde, iſt jetzt im Spital in Waidhofen an einer Lun⸗ genentzündung geſtorben. Sein Tod und der Selbſtmord der Baronin Klinger vereiteln die gerichtliche Verfolgung dieſes Senſationsdramas. 5 i Af Rohe Rache. Aus Prag wird berichtet: In der Ortſchaft Koſtya rächte ſich der Landwirt Michael Sucha an dem Geliebten ſeiner Frau dadurch, daß er ihn mit Hilfe zweier Müllergehilfen, die ſich unter dem Bette ſeiner Frau verkrochen hatten, entmannte. i Eine Sturzwelle von drei Millionen Tonnen! Eine furchtbare Naturkataſtrophe hat ſich in der ſchwediſchen Provinz Väſterbotten ereignet. Der 14 Meter hohe Damm, der am Auslauf des Malfluſſes aus dem Oer⸗ träskſee aufgeführt worden iſt, um für die großen Holz⸗ flößereien ein Staubecken zu ſchaffen, gab infolge des ko⸗ loſſalen Waſſerdruckes plötzlich nach und ungeheure Waſ⸗ ſermengen ergoſſen ſich über den Malfluß in den Skel⸗ leftefluß, über 20 000 Tonnen Erdmaſſen und Sand mit ſich führend. Innerhalb einer kurzen Stunde war der See, der nach ſachverſtändiger Berechnung rund drei Millionen Tonnen Waſſer enthielt, vollkommen ausgelaufen. Der Waſſerſtand des Sees ſank um über zehn Meter. Der ge⸗ ſamte See iſt ſo gut wie trockengelegt. Es iſt bereits das zweitemal, daß der See, der für die Holzflößerei in die⸗ ſer Gegend von größter Wichtigkeit iſt, infolge Damm⸗ bruches ausläuft. . Typhusepidemie in einer Itrenanſtalt. In der Schweizer Irrenanſtalt Königsfeld iſt Typhus ausgebro⸗ chen. 40 Wärter und 18 Patienten ſind erkrankt. Neue„Siameſiſche Zwillinge“. In South Bend in dem Stadt Indiana gebar vor einigen Tagen eine Frau Medich Jwillinge, die am Anterleib zuſammen⸗ gewachſen ſind und ihr Geſicht einander zukehren. Die eingehende Unterſuchung der Kinder ſeitens einer Reihe von Aerzten ergab, daß die Zwillinge Ausſicht auf län⸗ geres Leben haben. Ihre Organe, die völlig getrennt find, ſind ganz geſund. Die Iwillinge können ihre körper⸗ lichen Funktionen unabhängig von dem anderen Teil verrichten, ſo ſchläft z. B. manchmal das eine Kind wäh⸗ rend das andere ſeine Milch zu ſich nimmt. Nach Anſicht der Aerzte werden die Zwillinge ſpäter ſogar imſtande ſein, zu gehen. Eine Operation der Zwillinge wollten die Aerzte nicht vornehmen, da nach ihrer Meinung bis jetzt jede Operation an zuſammengewachſenen Zwillingen erfolglos verlaufen ſei. Und in dieſem Fall würden beide Kinder die Operation nicht überleben. I Eſſenbahnkataſtrophe in Braſilien. Zwiſchen Rio de Janeiro und Minas Gueras entgleiſte ein Expreßzug der braſilianiſchen Eiſenbahn, der völlig zertrümmert wurde. Man ſpricht von über 100 Verletzten. a Schweres Zugunglück in Nordſeeland. In Nord⸗ ſeeland hat ſich auf der abſeits vom großen Verkehr liegenden. Nebenſtrecke Hilleröd—Frederiksvaerk ein ſchweres Zugunglück ereignet. Der Zuſammenſtoß zweier Züge fand ſtatt am hellichten Tage und auf offener 918 12 Perſonen wurden mehr oder weniger ſchwer verletzt. Lokales und Allgemeines. Seckenheim, 30. Juni. Hundesportliche Erkolge. Bei der am vergangenen Sonntag ſtattgefundenen Polizeihundeprüfung in Eden⸗ koben konnten wieder zwei Mitglieder der Zucht⸗ und Lehrabteilung des Vereins Hundeſport als Sieger hervor⸗ gehen.„Blitz v. Neckarſtrand“(Beſitzer und Führer Max Erny) wurde bei ſchärfſter Konkurrenz 3., ⸗Strolch v. Auguſtushof“(Beſitzer und Führer W. Weißling) 7. Sieger.„Blitz“ war der einzige, der vollkommene Spurenreinheit zeigte und wurde als Polizeihund an⸗ erkannt. Schädlingsbekämpfung. Das Badiſche Weinbau⸗ inſtitut gibt folgendes bekannt: In allen Teilen des Landes iſt die Peronoſporakrankheit an den Reben vor⸗ handen. Es iſt deshalb notwendig, ſofort in die ab⸗ gehende Rebblüöte mit kupferhaltigen Brühen zu ſpritzen und dabei vor allem die Geſcheine zu treffen. Da auch überall Heuwürmer vorhanden ſind, gibt man auf 100 Liter Kupferkalkbrühe 200 Gramm Uraniagrün(Sileſia⸗ grün, Urbansgrün) oder man ſpritzt mit 1,5 prozentiger Noſpraſenkalkbrühe. Wo die Rebblüte noch nicht be⸗ gonnen hat, empfiehlt es ſich, noch vor der Blüte zu ſpritzen. Zeigen ſich Spuren von Mehltau, ſo muß im Anſchluß an die Spritzung ſofort geſchwefelt werden. „—. Die Blüte des Weizens.„Wenn der Weizen blüht“ iſt eine ſprichwörtliche Redensart geworden, aber wer hat ſchon einmal Weizen blühen ſehen? Zehn vom Hun⸗ dert? In der Stadt keine fünf. Man frage einmal ſeinen beſten Freund, ob er ſchon einmal habe Weizen blühen ſehen, und er wird den Verſuch machen, etwas zu flun⸗ kern.„Weizen? Aber ſelbſtverſtändlich...“ Und fragt man weiter, um welche Zeit der Weizen blüht, dann werden ſie ſchon verlegen. Ob im Mai oder Juni oder Juli, keiner weiß ſo recht. And fragt man gar:„Nein, nicht in welchem Monat er blüht, möcht ich wiſſen, ſon⸗ dern um welche Zeit! Um wieviel Uhr?“, dann geſtehen ſie ein, daß ſie ſich nur ganz dunkel erinnern, daß ſie ſich vielleicht täuſchen. Man darf wohl ſagen, daß der reine Städter überhaupt noch nicht Weizen hat blühen ſehen und daß wohl auch mancher Bauer nicht weiß, wie der Weizen blüht und wann er blüht. Das ſcheint ſeltſam zu ſein. Aber wer Weizen blühen ſehen will, der muß früh aufſtehen. Der Weizen blüht, und das wiſſen wirklich nur ſehr wenig Leute, zwiſchen 4 und 6 Uhr in der Frühe und zwar nur an Tagen, an denen in den Morgenſtunden eine Temperatur von 16 Grad Celſius herrſcht. Wird dieſe Temperatur nicht erreicht, dann öffnet ſich die Blüte überhaupt nicht, und es tritt cleiſtogame Befruchtung ein, d. h. eine Befruchtung ohne Mitwirkung von Wind und Inſekten. Bei dieſer Selbſt⸗ beſtäubung in ungeöffneter Blüte befruchten ſich die Blü⸗ ten dadurch, daß die Pollenkörner direkt aus dem Staub⸗ beutel ihre Schläuche nach der empfangenden Narbe hin⸗ treiben. Die Feſtſtellung, daß der Weizen ſowohl mit geöffneten Spelzen blühen, wie ſich cleiſtogamiſch be⸗ fruchten kann, hat übrigens die Frage nach der Ar⸗ heimat des Weizens klären helfen, denn dieſe doppelte Befruchtungsmöglichkeit zeigt, daß der Weizen aus einem Klima ſtammt, in dem zur Zeit der Blütezeit ſchönes Wetter und hohe Temperatur herrſchte, wie es in Mittel⸗ europa nur gelegentlich, in Gegenden mit kurz dauern⸗ dem Frühlingsregen dagegen regelmäßig der Fall iſt. Und das trifft in beſonderem Maße auf Meſopotamien und 2 zu, die man für die Urheimat des Wei⸗ zens hält. Wetterbericht der Karlsruher Landeswetterwarte vom 29. Juni. Die Temperatur erreichte geſtern 20,7 Grad. Heute morgen wurden 13,2 Grad notiert. 5 Vorausſichtliche Witterung: 5 Da die isländiſche Depreſſion an Bedeutung verloren hat, iſt ſchönes Wetter mit zunehmender Erwärmung zu erwarten.— Am Donnerstag: Ziemlich heiter, trocken, noch etwas wärmer.— Am Freitag: Viel⸗ ſach ſchön und ziemlich warm, doch zeitweiſe wolkeg und Gewitterbildung. Redaktion, Druck und Verlag: G. Zimmermann Ww, Inh. G. Härdle, Seckenheim a. N. Bekanntmachungen der Gemeinde Seckenheim Wegen Kaſſenabſchluß bleibt die Gemeinde⸗ Seckenheim, den 30. Juni 1926. Der Bürgermeiſter: Flachs. 5 5 dieſe Woche am Donnerstag und Freitag, lieweils abends ½9 Ahr ſtatt. findet am Sonntag, den 4. Juli ſtatt. nach Heidelberg. Weg, daſelbſt Einkehr. Von dort nach Schrieshei 1 V. riesheim dum Treffpunkt mit verſch. Bundesvereinen. Mitglieder nebſt ihren Angehörigen mit der Wirtschaft Zur Rapelle. Morgen Oonnerstag LI Von 9 Ahr ab Wellfleiſch. Hierzu ladet freundlichſt ein Geschäfte, wie: Daniel Kern. Die UVebungsst unden finden In Anbetracht des am Sonntag in Der Vorſtand. Waſſerſchlauch zu haben bei Rern 8 Klumb li. m. 6. H. Hauptſtraße 119. S wird erinnert. bündl. renilverein Sedtengeim eingetragene ũonoſenſchafl mit unbeſchrünſtlor Haflung. Der Kreditverein besorgt alle im Bankfach vorkommenden 1. Gewährung von Kredit in laufender Rechnung an Mitglieder. 2. Führung laufender Rechnungen ohne Kreditgewährung füi jedermann mit Ueberweisungs- und Scheckverkehr. Annahme von Spareinlagen mit höchster Verzinsung. Diskontierung und Einzug von Wechseln. An- und Verkauf von Wertpapieren. Umwechslung fremder Geldsorten, Beschaffung von Devisen. Zur monatlichen Zahlung der Goldmark- Geschäftsanteile Drogerie Höllstin Seckenheim, Hauptstr. 106. Der Vorstand. f Kruschen-Salz reinigt das Blut, verkindert Ablagerungen und Schlacken, deren Folgen Rheu- matismus, Gicht, Ischias sind; gleichzeitig ist die Verdauung in guter Ordnung. Es erfrischt die inneren Organe(Leber, Nieren; Magen).— Mark 3.— pro Glas, Unſer Familien-Ausflug empiiehit Hnleb⸗Brunntmein Gaggenauer Gasherde backen wunderbar! Schöne Hirschen 5 Gg. Röser Abfahrt mit der Nebenbahn 8s Uhr vorm. Pianos FJußtour: Philoſophenweg, Odenwälder Zollſtock, Hochſtraße, Weißenſtein; Wir laden unſere paſſiven und aktiven itte um zahlreiche Beteiligung freundl. ein lüge l . nur erste Fabrikate bei mdssigen Preisen und edingungen. Musifhaus Harmoniums Frieorichsfeio. 5 Verkaufsstelle: N Johann& Würthwein, Seckenheim. Bequeme Teilzahlungen. U. ddhannisbeeren zu verkaufen. Frau Beikirch, Verkaufsbude, Hildaſtr. Draßl⸗ Antragen eigene Fabrikation und billig bei Wilhelm Schmitthäuſer Seckenheim in jeder Art und Größe kaufen Sie gut Roſenſtraße 25 „ ſtattzufinden hat. Bekanntmachung. Wahl zur Landesſynode betr. Die Kirchenregierung hat beſtimmt, daß die Wahl zur Landesſynode am Sonntag, 11. Juli 1926 Der Kirchengemeinderat hat feſt⸗ geſetzt, daß hier die Wahl von vormittags 11 Ahr bis nachmittags 5 Ahr im Konfirmandenſaal vorgenommen wird. 5 Die Wählerliſte liegt zur Einſicht öffentlich auf vom 26. Juni bis 3. Juli und zwar täglich von 7—8 Uhr abends im Amtszimmer des Pfarramts, am Sonntag, den 27. Juni von ¾11 Uhr vormittags bis 4 Uhr nachmittags im Konfirmandenſaal. Wer nicht in die Wählerliſte aufgenommen iſt, kann nicht wählen. Beſondere Benachrichtigung unſrerſeits an die Wähler über deren Aufnahme erfolgt nicht. Wahlberechtigt ſind alle Mitglieder der Landes⸗ kirche ohne Unterſchie des Geſchlechts, die am Wahltag das 25. Lebensjahr vollendet haben, alſo alle Mit⸗ glieder der Landeskirche, die bis einſchl. 11. Juli 1901 geboren ſind und nach§ 10 der Kirchenverfaſſung vom Stimmrecht nicht ausgeſchloſſen ſind. Vom Stimmrecht ausgeſchloſſen iſt ein Gemeinde⸗ mitglied 1. das nicht im Vollbeſitz der Geſchäftsfähigkeit iſt; 2. dem die bürgerlichen Ehrenrechte oder die Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter aberkannt ſind; 3. gegen das wegen eines Verbrechens oder Vergehens das Hauptverfahren eröffnet iſt, wenn die Verurteilung die Entziehung der bürgerlichen Ehrenrechte zur Folge haben kann, bis zur Beendigung des Verfahrens; 4. das wegen einer die öffentliche Achtung entziehenden oder wegen einer gegen die eigene Kirche verübten ſtrafbaren Handlung zu einer Freiheitsſtrafe ver⸗ urteilt worden iſt, auf die Dauer von 6 Jahren nach erſtandener Strafe; das wegen Verachtung der Religion oder der evangeliſchen Kirche oder wegen unehrbaren Lebens⸗ wandels öffentliches Aergernis gegeben hat; 6. das als Erziehungsberechtigter ohne Rot ein Kind der evangeliſchen Kirche entzieht oder ihm keinen ausreichenden Religionsunterricht zuteil werden läßt. bis zur Beendigung des religiöſen Erziehungsrechts; 7. das mit Bezahlung kirchlicher Umlagen über ein Jahr lang im Rückſtand iſt, obwohl es dazu im⸗ ſtande geweſen wäre. Seckenheim, den 24. Juni 926. Evangel. Kirchengemeinderat: 5 Kunz. Der vorläufige Ortskirchenſteuer⸗ voranſchlag 1926/27 liegt vom 1. bis 7. Juli J. J. zur Einſicht der Beteiligten öffentlich im Amtszimmer des Pfarramts auf. Seckenheim, den 30. Juni 1926. Evang. Rirchengemeinderat: Kunz. 60 0 15 1 e EILZAHLU Noch einige Gelegenheitskäufe! a E. 5 Verlobungskarten in sauberer Ausführung liefert Druckerei des Neckar-Boten Grosser Reklameverkauf in meinen 5 vollen Häusern. a Die günstigste Bezugsquelle für moderne, hervorragend schöne, gut gearbeitete Gpeise-, Herren- und Gchlafßzimmner Küchen, Diwane, Klubsessel, Betten, Chaise⸗ longues, Matratzen, Korbmöbel, Röste, Friedr. Rötter, bb sebr. Mannheim H 3, 1-4 u. 22 Nähe Apollo Liedertafel Sectenheim. Heute Abend ½9 Uhr Proba. Der Vorſt and. eichen und poliert Ein elegant Möbliertes Zimmer an nur beſſeren Herrn Zu vermieten. Wilhelmſtraße 13. 2 2 05 3 . 85 2 E 05 Schoner, Stühle. Dictrüßen zu verkaufen. Schloßſtr. 6. 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