. Jalta Bezugspreis: Für den Monat Juli 1.40 Goldmark, frei ins Haus. Anzeigenpreis: Die einſpalt. Petitzeile 15 Goldpfg. Reblamen: 60 Goldpfg. Bei Wiederholung Rabatt. Beilagen: Illuſtriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). Lages · n Anzeigenblatt für Seckenheim und Umgebung Donnorolag, 22. Jul 1026 ji 168 Erſcheinungszeit: Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſetzlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle 1 HOi.ldaſtraße 68 oder durch unſere Träger. Fernſprecher Rr. 16.— Poſtſcheckkonto 78439 Karlsruhe. 2 —— Kabinett und Parlament. Es berührt eigentümlich, daß zur gleichen Zeit die belgiſche Kammer mit überwältigender Mehrheit, der ſich auch einige Sozialiſten angeſchloſſen hatten, der Re⸗ gierung, oder wie es formal heißt, dem König weit⸗ gehende Vollmachten bewilligt, während das Kabinett Briand⸗Caillaux bei dem gleichen Verſuch geſtürzt wird. Herriot, der jetzt die Nachfolge Briands übernommen hat, hat die Frage zu einer grundſätzlichen gemacht. Daran muß feſtgehalten werden, auch wenn die ſchroffe lung. Schon der Vorgang in reich geführt werden könnte. Art Caillaux, ſeine Selbſtherrlichkeit und ſein Mangel an Liebenswürdigkeit den Verdacht, er könne nach der Dilta⸗ tur ſtreben, zweifellos genährt und damit zur Niederlage beigetragen hat. Am zu den franzöſiſchen Vorgängen die einzig mög⸗ liche Stellung zu gewinnen, muß man zunächſt fragen, ob wirklich das Parlament ausgeſchaltet werden ſollte, und ob dieſe Ausſchaltung eine innere Notwendig ⸗ keit war. Die Regierung hatte den Bedenken inſofern bereits Rechnung getragen, als ie die Geltungsdauer dieſer Ermächtigung auf ſechs Monate begrenzte und im übrigen jede Maßnahme von der nachträglichen Ge⸗ nehmigung der Kammer abhängig machte. Man kann wirklich nicht behaupten, daß es ſich hier um Vorboten einer Diktatur handelte, auch verbürgte die Perſon Briands, die viel zu geſchmeidig iſt, um gegen das Par⸗ lament zu regieren, von vornherein die peinliche Inne⸗ haltung der beiden im Ermächtigungsgeſetz vorgeſehenen Artikel. Die franzöſiſche Kammer hat trotzdem dem Ka⸗ binett das Vertrauen verweigert und es damit zum Rück⸗ tritt gezwungen, obwohl ſie ſich darüber klar ſein mußte, daß nur mit weitgehenden Vollmachten der Kampf gegen den Währungszerfall und die Finanzzerrüttung erfolg⸗ Das Dogma hat über das lebendige Leben geſiegt. Schuld daran trägt Herriot mit ſeiner falſchen Frageſtel⸗ 8 Belgien hätte beweiſen müſſen, daß eine ſolche Ermächtigung den Rahmen der Ermächtigung nicht ſprengt, aber man hätte auch auf das deutſch Vorbild zurückgreifen können. Nach dem Ab⸗ bau des Ruhrabenteuers hat die damalige Reichsregie⸗ rung ein Ermächtigungsgeſetz gefordert, das dann die drei Notperordnungen hervorgebracht hat. Man braucht im einzelnen die Beſtimmungen und Maßnahmen ſener Tage nicht zu kritiſieren, als Ganzes genommen haben ſie ihren Zweck erfüllt, die Mark ſtabiliſiert und die In⸗ flation endgültig überwunden. Ohne dieſe für zahlreiche Berufe einſchneidenden Maßnahmen wäre weder die An⸗ nahme des Dawesgutachtens, noch Locarno möglich ge⸗ weſen. Rückwärts betrachtet wird heute niemand mehr jenen Entſchluß des Reichstages, ſich für einige Zeit aus⸗ zuſchalten, tadeln können. Die verfaſſungsändernde Zwei⸗ drittelmehrheit kam aber nur zuſtande, weil die Sozial⸗ demokraten und die bürgerliche Mitte geſchloſſen dafür eintraten. Auch im Januar 1924 wurden bei uns Bedenken laut, ob man einen ſolchen Schritt wagen dürfe. 145 hat niemand dieſe Berechtigung mehr ange⸗ zweifelt. 0 5 Wenn man überhaupt ſolche Vollmachten für ver⸗ faſſungsmäßig zweifelhaft hält— und formal ſind ſie es, denn auch wir bedurften zu ihrer Durchführung einer Aufhebung beſtimmter Paragraphen—, ſo wird man doch gerade im wohlverſtandenen Intereſſe des Parla⸗ mentarismus ſagen müſſen, daß ſie von Zeit zu Zeit notwendig ſind, um bürokratiſche Schwer⸗ fälligkeiten, die ſich nicht nur in den Amtsſtuben jedem raſchen Entſchluß hemmend in den Weg ſtellen, ſondern auch in den Kammern, zu beſeitigen. Hinzu kommt, daß Maßnahmen in der Stunde der Not faſt regelmäßig die Intereſſen weiter Kreiſe verletzen. Die Parteien befinden ſich in einer gewiſſen Abhängig⸗ keit von den Wählern und ſcheuen ſich, verſtändlich ge⸗ nug, Verordnungen zu beſchließen oder zu genehmigen, die ſich nachher in Mandatsverluſten ausdrücken. Eine Re⸗ gierung kann eine ſolche Entſchuldigung für ſich nicht gelten laſſen, auch wenn Miniſter Mitglieder des Par⸗ laments und der Parteien ſind. Sie muß den Mut haben, das für richtig Erkannte auch dann zu tun, wenn ſie mit Sicherheit auf eine erbitterte Abrechnung draußen im ande zu rechnen hat. 1 Und damit ſind wir bei der entſcheidenden Frage an⸗ gelangt: Das Kabinett iſt der geſchäftsfüh⸗ rende Ausſchuß des Parlamentes. Eine ge⸗ wiſſe Handlungsfreiheit muß ihm unter allen Umſtänden land immer noch bewiligt werden, weil es ſonſt nicht arbeiten kann. Was wir unter Bürokratismus verſtehen, iſt ja zum er⸗ heblichen Teil 3 75 die Scheu, gewohnte Geleiſe zu ver⸗ ſaſſen und ſelbſtändig Verantwortungen zu über⸗ nehmen. Unterſtellt man eine Regierung bis in die kleinſte Einzelheit der ſofortigen Kontrolle der Kammer, ſo wird ſie ſelbſt unſicher und bürokratiſch. Das Weſen des Par⸗ amentarismus beruht aber darauf, und hier kann Eng⸗ als Muſter gelten, daß man ein Kabi⸗ nett zunächſt einmal arbeiten und dann es ſeine Hand- ngen verantworten läßt. Hat es fehlgegriffen, 10 beſteht noch immer die Möglichkeit, es zu ſtürzen und die erordnungen wieder aufzuheben. Der Fall tritt in England nur ſehr ſelten ein. Bei uns iſt er häufiger, er⸗ innert ſei nur an die Flaggenverordnung, aber er verrät dann nur, daß der unbedingt notwendige Zuſammenhang wiſchen den Parteien und den Männern ihres Ver⸗ auens in der Regierung nicht in ausreichendem Maße be⸗ teht. Darin muß Wandel geſchaffen, nicht aber durch eine ſtändige und geradezu ängſtliche Beobachtung jedes Wor⸗ tes und jeder Tat eines Miniſters, die Maſchinerie in übrer Funktion behindert werden. b Das Kabinett Herriot geſtürzt. Nach erregter Kammerſitzung iſt das eben erſt gebildete Kabinett Herriot, nach Einbringung folgender Tages⸗ ordnung: ö „Die Kammer hat Vertrauen in die Regierung, daß ſie eine en ergiſche Finanzpolitik zur Ourchführung bringt, die die Lage notwendig macht, und geht zur Tages⸗ ordnung über“ mit 290 gegen 237 Stimmen geſtürzt worden. Vor dem Parlamentsgebäude hatte ſich eine nach vielen tauſenden zählende Menſchenmenge angeſammelt, die die 3 von der Niederlage der Regierung mit Kundgebungen für und gegen Herriot aufnahm. Die Miniſter begaben ſich nach dem Elyſée, wo ſie dem Präſidenten der Republik ihren Rücktritt überreichten. ** . 0 5 Herriot iſt es zwar ziemlich ſchnell gelungen, ein Kabinett zuſtande zu bringen, das als Linkshabinett angeſprochen werden muß, gehörten doch 14 Mitglieder den Radikalſozialiſten, drei den republikaniſchen Sozia⸗ liſten, zwei den Linksradikalen, zwei der republikaniſchen Linken und ein Mitglied der unabhängigen Linken an, doch wurden die Ausſichten dieſes neuen Kabinetts im all⸗ gemeinen ſehr ungünſtig beurteilt. Ganz beſonders ſcheint man im Senat über die Regierungsbildung alles andere als erbaut geweſen zu ſein. Die Regierung rechnete zwar beſtimmt auf eine Mehrheit, wollte dann ſofort die Kammer in die Ferien ſchicken, doch ließen ſich dieſe Pläne nicht verwirklichen. Selbſt wenn die Regierung zunächſt ein Vertrauens votum erhalten hätte, wären doch bald neue Schwierigkeiten aufgetaucht, da auch das neue Kabinett anſcheinend nicht ohne beſondere Vollmachten ausgekommen wäre, während Herriot be— kanntlich eben erſt ſich gegen die Erteilung ſolcher Voll— machten an die Regierung gewandt hatte. Beſonders ſchwierlo war die Lage für die Regierung dadurch, daß die Vorſchüſſe der Bank von Frankreich nahezu aufgebraucht ſind, während die Anſprüche, die in den nächſten Tagen an das Schatz⸗ amt geſtellt werden, die vorhandenen Mittel um nahe⸗ zu zwei Milliarden überſteigen. Dabei kann als ſicher gelten, daß die Bonds der nationalen Ver⸗ teidigung zum Fälligkeitstermin diesmal in ſehr ſtarkem Maße präſentiert werden. Der fortgeſetzte Fall des Franken dürfte die Inhaber dieſer Papiere nicht ge⸗ rade vergnlaſſen, jetzt auf die Einlöſung zu verzichten, erfuhr doch der Franken eine weitere Abſchwächung, ſo daß gegenüber dem Friedensſtand von 80 Pfennig für 18 Franken jetzt 11,5 Franken gleich einer Mark ind. ö — 2— Die Entwaffnungsſchikanen. Zu den Noten der Militärkontrollkommiſſion. a Paris, 21. Juli. Nach einer Mitteilung des„Matin“ betreffen die kürzlich eingetroffenen Noten der Interalliierten Militär⸗ kontrollkommiſſion in der Hauptſache die Frage der Be⸗ feſtigung der Stadt Königsberg, die bezeich⸗ nenderweiſe vom Reichswehrminiſterium verheimlicht werde. Man habe in der Umgebung Königsbergs 53 be⸗ tonierte Unterſtände endeckt,„die als die erſten Arbeiten angeſehen werden könnten, die Stadt in ein ungeheuer befeſtigtes Lager zu verwandeln“. Nach Angabe der deut⸗ ſchen Behörden habe es ſich um eine kleinere Anzahl von Unterſtänden gehandelt, doch habe ſich herausgeſtellt, daß doch die groze Zahl von 53 vorhanden ſei. Es ſtehe aber noch nicht feſt, ob nicht noch mehr vorhanden ſeien. Zu dieſer„Matin“⸗Meldung erfahren wir an zuſtän⸗ diger Stelle, daß es ſich hierbei um eine geradezu maß⸗ loſe Uebertreibung des„Matins“ handele. Allerdings befindet ſich unter den Mitteilungen, die Gene⸗ ral Walch ſeinerzeit dem Reichskommiſſar für die Ent⸗ waffnung zugeleitet hat, auch eine Mitteilung, die ſich mit der Königsberger Frage befaßt, wie ja überhaupt dieſe Frage ſchon immer eine große Rolle in dem recht um⸗ fangreichen Schriftwechſel mit der Kontrollkommiſſion ge⸗ ſpielt hat. Es handelt ſich aber bei der Beſchwerde wegen der i eee Anſicht der deutſchen zuständigen Stellen keineswegs um eine wichtige Angelegenheit, ſon⸗ dern lediglich um eine lächerliche Lappalie. Man muß überhaupt fragen, wie eine Angelegenheit, die das wert im Oſten Deutſchlands gelegene Königs⸗ berg betrifft, als eine Bedrohung Frankreichs ausgelegt werden kann, wie das offenbar der„Matin“ tut. Ferner iſt darauf hinzuweiſen, daß es ſich bei der Einrichtung von Unterſtänden doch lediglich um eine Verteidi⸗ gungsmaßnahme und niemals um eine Angelegen⸗ heit offenſiver Natur handeln kann. Damit dürfte ſich das Geſchrei des„Matin“ wohl erledigen. J London, 21. Juli. Nach Anſicht des Berliner Kor⸗ reſpondenten der„Times“ tragen die letzten Noten der Juteralliierten Militärkontrollkommiſſion dazu bei, kurz vor dem Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund die Atmoſphäre wieder zu vergiften. Vermutlich werde dieſe Frage und die der Stärke der Beſatzungstrup⸗ pen im Rheinland ſtarke Hinderniſſe für die nächſte Völkerbundstagung bilden. . N N W partefgruppierung und Regſerungsbildung. Wirths Aufruf zur Verſtändigung der Republikaner. ö Berlin, 21. Juli. Der frühere Reichskanzler Dr. Wirth veröffentlichte einen„Aufruf an alle entſchiedenen deutſchen Republikaner: chafft eine feſte republikaniſche Union!“ Der Artikel geht davon aus, daß die deutſche Linke zerriſſen und gespalten ſei und fordert die Republikaner auf, die Schranken nieder⸗ zureißen, die gemeinſames Handeln bis jetzt jahrelang verhindert haben. Was Wirth will, geht allerdings ganz klar aus dieſem Artiekl nicht hervor, in dem lediglich angekündigt wird, daß Wirth im kommenden Spätjahr mit einigen Freunden verſuchen wird, eine gemeinſame Baſis für die Republikaner zur Vertiefung der Probleme der deutſchen Republik und für die politiſche Auswirkung, der republikaniſchen Bewegung in Deutſchland zu ſchaffen. „In Paul Löbe, dem jetzigen Reichstagspräſidenten, in Ludwig Haas, dem unerſchrockenen Vorkämpfer der re⸗ publikaniſchen Bewegung, und in mir ſelbſt“, zo ſchließt der Artikel,„iſt der Entſchluß gereift, daß wir im Spät⸗ jahr aktiv werden müſſen. Die Reichsbannerleute und alle entſchiedenen Republikaner von Konſtanz bis Königsberg werden uns hören und ihre Scharen bereitwillig erneut dem Dienſte an der deutſchen Republik zuführen.“ Man geht nach dieſen Worten wohl nicht fehl in der Annahme, daß Wirth bei ſeinen Plänen dem Reichs⸗ banner eine beſondere Rolle zudenkt. Trotzdem dürfte man gut tun, die Wirt'ſchen Anregungen nicht zu überſchätzen. Die Preſſe der Demokraten, des I und der Sozial⸗ demokraten nimmt die Wirth'ſchen Anregungen ziemlich kühl auf und begnügt ſich im allgemeinen lediglich mit einer kurzen Inhaltsangabe der nicht übermäßig klaren Pläne. Die Rechtspreſſe widmet den Wirth'ſchen Be⸗ mühungen eingehende Kommentare, wobei die Gegen⸗ ſätze, die zwiſchen den Parteien der ſogenannten Weimarer Koalition beſtehen, ſtark unterſtrichen werden. Zunächſt dürfte der Wirth'ſche Artikel jedenfalls dazu beitragen, die innenpolitiſche Debatte über Parteigruppierungen und Regierungsbildung, die beſonders durch den Aufruf des Freiherrn v. Gayl und des Oberbürgermeiſters Dr. Jarres zur Bildung einer deutſchnational⸗wolksparteilichen Arbeits⸗ gemeinſchaft in Fluß gekommen war, neu zu beleben, wobei allerdings beiden Anregungen kein beſonderer Er⸗ folg beſchieden ſein dürfte. Man wird zunächſt einmal den Herbſt abwarten müſſen, der ja zeigen wird, wie Dr. Wirth ſeine Pläne in die Praxis umzuſetzen gedenkt. Das Arbeitsbeſchaffungsprogramm. Eine Ausſprache zwiſchen Reichskabinett und Länderregierungen. ** Berlin, 22. Juli. Heute und morgen werden in Berlin zwiſchen der Reichsregierung und den Länderregierungen neue Ver⸗ handlungen über die Aus geſtaltung des Ar⸗ beitsbeſchaffungsprogrammes der Reichs⸗ regierung ſtattfinden. Wie wir hören, hat die Mini⸗ ſterialkommiſſion einen genauen Arbeitsplan entworfen, der der Ausſprache an den beiden Tagen zugrunde liegen ſoll. Im Mittelpunkt der Erörterungen ſteht nach wie vor die etwas ſchwierige Frage der K da lediglich für den Ausbau des Mittellandkanals und ichen kleiner Waſſerrſtaßen Mittel zur Verfügung ehen. .Das Kabinett ſelbſt wird ſich mit dem Programm nicht mehr näher beſchäftigen, da grundſätzliche Uebereinſtimmung über die vorläufige Höhe der vom Staate bereitzuſtellenden Geldmittel für die produktive Erwerbsloſenfürſorge beſteht. Die weitere Arbeit iſt ganz in die Hände des Reichsarbeitsminiſters gelegt, der während ſeines Urlaubes durch den Staats⸗ ſekretär vertreten wird. In politiſchen Kreiſen befürchtet man nach den bisherigen Arbeiten der in Frage kommen⸗ den Stellen, daß die Durchführung des Program⸗ mes ſehr viel langſamer vor ſich gehen werde, als man urſprünglich angenommen hatte. Die Abfindung der Hohenzollern. N Zuſtimmung Preußens zu neuen Verhandlungen. d be Berlin. 22. Juli. Das preußiſche Staatsminiſter um hat in feiner letz⸗ ten Sitzung über die Antwort an den Rechtsvertreter des Hohenzollernhauſes, Herrn von Berg, auf deſſen letztes Schreiben in der Abkindungsfrage Beſchluß gefaßt. Der Brief, der als Antwort in den nächſten Tagen abgefandt werden ſoll, enthält die grundſätzliche Zu⸗ ſtimmung des preußiſchen Kabinetts zu neuen Verhandlungen. Die Regierung macht jedoch darauf aufmerkſam, daz die Verhandlungen nicht auf der Grundlage des Vergleichs vorſchlages vom vergangenen Jahre baſieren könnten, daß alſo von Seiten des Hohen⸗ zollernha ſes ein größeres Entgegentommen ge⸗ zeigt werden müſſe, wenn man zu einem Uebereinkommen gelangen wolle. Die Tatſache der Verhandlungsbereitſchaft der preußi⸗ ſchen Regierung hat ſowohl in den Kreiſen der Reichs⸗ regierung als auch bei den Regierungsparteien den beſten Eindruck hervorgehoben. Falls es bis zum Herbſt gelingt, 7 in Preußen die geſetzliche Regelung der Abfindung zum Abſchluß zu bringen, ſo wird auch für die Reichsregelung die Hauptſchwierigkeit beſeſtigt ſein. 55 Fi nanzierung, Reihe von Aus dem In⸗ und Auslande. Reichskanzler Marx in Arlaub. Berlin, 21. Juli. Reichskanzler Marx hat heute abend ſeinen Urlaub angetreten, den er zunächſt in Süd⸗ deutſchland verbringen wird. Seine Vertretung über⸗ nimmt der Reichswehrminiſter Dr. Geßler als dienſt⸗ älteſtes Kabinettsmitglied. Die Vertretung gilt auch für die Abweſenheit des Reichswehrminiſters aus Berlin. Be⸗ kanntlich hat Dr. Geßler vor einigen Tagen zu einer 14⸗ tägigen Inſpektionsreiſe Berlin verlaſſen. Sollten wäh⸗ rend ſeiner Abweſenheit Ereigniſſe eintreten, die eine Stellungnahme des ſtellvertretenden Kanzlers erfordern, ſo wird das jeweils in Berlin anweſende älteſte Kabi⸗ nettsmitglied anſtelle von Dr. Geßler bis zu deſſen Rück⸗ kehr die notwendigen Entſcheidungen tref⸗ Neue Verhandlungen mit den Alliierten. Berlin, 22. Juli Von gutinformierter Seite verlautet, daß nach der Unterredung des Vorſitzenden des Verwaltungsrates der Reichsbahngeſellſchaft mit dem Reichskanzler ſowohl von Seiten der Reichsbahnverwaltung als des Reichs⸗ kabinettes wegen der Aenderung des Reichsbahngeſetzes bei den Mächten, die an der Reichs bahngeſellſchaft mit⸗ beteiligt ſind, Schritte unternommen werden ſollen, da der Treuhänder nicht die Befugnis erhalten hat, der Beteiligung des Reichs verkehrsminiſters an den Sitzun⸗ gen des Verwaltungsrates der Geſellſchaft zuzuſtimmen. Eine Note des Neichskommiſſars.. a. 5 b Berlin, 21. Juli. Amtlich wird gemeldet: Der Reichskommiſſar für die beſetzten rheiniſchen Gebiete in Koblenz hat im Auftrag des Reichs miniſters für die beſetzten Gebiete Dr. Bell der Interalliierten Rheinlandkommiſſion heute eine Note wo⸗ gen 4. e Vorgänge in Germersheim am 3. und 4. Juli übergeben. 2 Es handelt ſich bei dieſer amtlichen Mitteilung um den ſeit mehreren Tagen angekündigten diplomatiſchen Schritt der Reichsregierung. Dieſer Schritt ſollte gleich zeitig in Koblenz und Paris erfolgen. Der Schritt in Paris iſt bisher wegen der unſicheren franzöſiſchen Regſerungsverhältniſſe unterblieben. Der Inhalt der in Koblenz übergebenen Note wird vorerſt nicht ver⸗ öffentlicht. 0 Günſtigere Ausſichten der polniſchen Verhandlungen. Berlin, 21. Juli. Die deutſch⸗polniſchen Verhand⸗ lungen über das Niederlaſſungsrecht, die am Montag in Berlin neu begonnen haben, laſſen erfreulicherweiſe auf polniſcher Seite den Willen erkennen, den Abſchluß des allgemeinen Handelsvertrages an den Rechtsfragen nicht ſcheitern zu laſſen. Die allgemeinen Verhandlungen wer⸗ den morgen wieder aufgenommen werden, bis zu wel⸗ chem Zeitpunkt man hofft, über die Rechtsfragen zu einer Einigung gelangt zu ſein. Beeinflußt wird die pol⸗ niſche Haltung in ihrer Handlungsweiſe durch die fran⸗ zöſiſche Finanzkriſe, die es der franzöſiſchen Regierung nicht 1 be durch weitere Kredite die volniſche Wirtſchaft zu ſtützen. Engliſche Beſatzung und Wohnungsnot. London, 21. Juli. Auf eine Anfrage des Abgeord⸗ neten Smith im Unterhaus, ob die Regierung bereit ſei, die Frage der Wohnungsnot im beſetzten Gebiet, die durch die Unterbringung der engliſchen Truppen im Rheinland entſtanden ſei, zu unterſuchen, erklärte der Unterſtaats⸗ ſekretär King, er habe keinen Anlaß, anzugeben, daß ein unbilliger Notſtand der behaupteten Art durch die Be⸗ legung mit britiſchen Truppen verurſacht worden ſei. Da bereits alles geſchehe, um die Bevölkerung zu ſchonen, habe eine Unterſuchung keinen Zweck. „Kriegs⸗Trophäen“. Saarbrücken, 21. Juli. Wie aus Paris von einem Augenzeugen berichtet wird, hat ein Pariſer Muſeum eine Kriegervereinsfahnen aus dem Saargebiet, die bei Einzug der franzöſſſchen Truppen edel worden waren, als Krieg ſtrophäen aus⸗ geſtellt Armes Frankreich! Der Nachfolger Kempners. Berlin, 21. Juli. Die Frage der Beſetzung des Po⸗ ſtens des Staatsſekretärs in der Reichskanzlei iſt nun⸗ mehr endgültig dahin entſchieden worden, daß Staatsſekre⸗ tär Kempner von ſeinem Urlaub nicht mehr auf ſeinen Poſten zurückkehrt. Er iſt erſetzt worden durch den Mi⸗ niſterialdirektor Pünder, der früher im Reichsfinanzmini⸗ ſterium tätig war und dann zum Miniſterialdirektor in der Reichskanzlei ernannt wurde, als Dr. Luther Reichs⸗ kanzler wurde. Verſchiedentlich ſieht man in dieſer Er⸗ nennung eines unpolitiſchen Beamten einen Verzicht des Reichskanzlers darauf,„in dem Chef der Reichskanzlei einen 5 zu finden, der ihn pplitiſch berät und ergänzt“. 4 Die Kolonialanſprüche des früheren Kaiſers. London, 21. Juli. In Windhuk begannen die Ver⸗ handlungen um die Beſitzung des früheren deutſchen Kai⸗ ſers. Der Rechtsſtreit dreht ſich hauptſächlich um Aus⸗ legung des Artikels 257 des Verſailler Vertrages. In den Verhandlungen kam zum Ausdruck, daß auch der engliſche Herzog von Connaught im Falle der Ablehnung der Anſprüche zu den Geſchädigten zu rechnen ſei. Um die polniſche Verfaſſungsreform. Warſchau, 21. Juli. Artikel 8 der Verfaſſungs⸗ reform⸗Vorlage wurde geſtern in der zweiten Leſung angenommen. Der Artikel gibt dem Präſidenten das Recht, den Sejm aufzulöſen, wenn der Miniſterrat einen entſprechenden Antrag ſtellt. Die Entſcheidung über Ar⸗ tikel 11, der dem Präſidenten das Recht geben ſoll, während der Dauer der Auflöſung des Sejm Geſetze auf dem Verfügungswege zu erlaſſen, ſteht noch aus. Die dritte Leſung findet morgen ſtatt. Ob Bartel die Ver⸗ trauensfrage ſtellen wird oder ob die Regierung ſich mit der Ermächtigung zum Erlaß von Geſetzen bis Oktober 1927 zufrieden geben wird, iſt noch ungewiß. Geſtern fand ein Antrag des deutſchen ſozialiſtiſchen Abgeordneten Kru⸗ nig, die Wahlordnung von dem Verfügungsrecht des Prä⸗ fache auszuſchließen, nicht die notwendige Zweidrittel⸗ mehrheit. a eus dem badiſchen Lande. Heidelberg.(Zuchthaus für einen rückfärli⸗ en Dieb.) Ein rückfälliger Dieb iſt der 27 Jahre alte ohann Peters aus Erlendorf, der ſchon mit Zuchthaus vorbeſtraft iſt und hier zwei Buden ausgeraubt hatte. Das Amtsgericht verurteilte Peters unter Ver agung mil⸗ dernder Umſtände zu 2 Jahren Zuchthaus. Karlsruhe.(Der vorletzte Teilnehmer der Zeppelin⸗ Patrouille geſtorben) In Waib⸗ ſtadt verſtarb im Alter von 79 Jahren der Tünchermeiſter David Diehm. Er gehörte im Juli 1870 der kühnen Reiterpatrouille des Grafen Zeppelin an, die den be⸗ kannten Erforſchungsritt im Elſaß unternahm. Diehm war damals Gefreiter im badiſchen Dragonerregiment. Von den Mitgliedern der damaligen Patrouille lebt 8 1 85 noch der Poſtagent Zilly in Seelingen bei urlach. Karlsruhe.(Meineid.) Das 20 Jahre alte Dienſt⸗ mädchen Berta Oſer aus Steinbach hatte ſich wegen Meineids zu verantworten. Die Anklage beſchuldigt die Angeklagte, in einem Anterhaltsprozeß, der beim Amts⸗ gericht Baden⸗Baden anhängig war, als vereidigte Zeugin der Wahrheit widersprechende Angaben gemacht zu ha⸗ ben. In der Hauptverhandlung war es wegen der ver⸗ ſtockten Haltung der Angeklagten ſchwierig, ſie zu Aus⸗ agen zu veranlaſſen. Sie verlegte ſich zumeiſt auf be⸗ harrliches Schweigen. Die Beweisaufnahme ergab u. a., daß ſie ſich nicht nur leichtfertig des Meineids ſchuldig gemacht, ſondern auch eine Urkunde mit unwahren eides⸗ ſtattlichen Verſicherungen mit ihrer Unterſchrift verſehen hatte. Nach längerer Beratung verurteilte das Gericht die Angeklagte zu 1 Jahr Zuchthaus abzüglich 3 Monate Unterſuchungshaft und Aberkennung der Eidesfähigkeit auf 3 Jahre. f Pforzheim.(Schwerer Zuſammenſtoß.) Der bekannte Rennfahrer, Bankier Fuld von hier, überfuhr mit ſeinem leichten Wagen in der Wildbaderſtraße zwiſchen Birkenfeld und Brötzingen die 15jährige Schülerin Eliſa⸗ beth Schick, die in Begleitung ihres Vaters per Rad nach Birkenfeld fuhr. Mit lebensgeſährlichen Verletzungen wurde ſie nach dem Pforzheimer Städtiſchen Krankenhaus ge⸗ bracht. Die Schuldfrage iſt noch nicht geklärt. Etwa 50 Lindach bei Eberbach.(Ertrun ken.) Zöglinge der Erziehungsanſtalt Schwarzacher Hof machten mit ihren Wärtern einen Badeausflug an den Neckar, wobei der 18 Jahre alte, aus Mannheim gebürtige Zög⸗ ling Bruno Kuby den Tod fand. Die Leiche konnte noch nicht geborgen werden. In der entſtandenen Beſtürzung ergriff einer der Zöglinge die Flucht in den Wald, wo⸗ bei cr bis jetzt noch nicht aufgegriffen wurde. Lahr.(Ertrunken.) Beim Baden im ſogenannten Baggerweiher, einem tiefen und gefährlichen Gewäſſer auf dem Banne der benachbarten Gemeinde Langenwinkel ertrank der 17 jährige Sohn Wilhelm des Apotheker Fritz Haenle. Er war auf ſeinem Fahrrade zum Baden hinausgefahren, wahrſcheinlich zu wenig abgekühlt, ins Waſſer gesprungen und von den mit ihm Badenden un⸗ bemerkt in die Tiefe geſunken. Sein treuer Begleiter, der Haushund, machte die nach Hauſe Gehenden durch ſein Suchen nach ſeinem Herrn aufmerkſam, der durch Taucher nun mehr als Leiche geborgen werden konnte. Neuenburg.(Raſcher Tod.) Beim Baden im Rhein ertrank der Poſtſchaffner Schweizer. Er hatte mit Frau und Kind gebadet, kehrte aber kurz nachdem wieder ins Waſſer zurück, wo er plötzlich tot zuſammenſank. Ver⸗ mutlich hat ein Herzſchlag ſeinem Leben ein jähes Ende bereitet. N Villingen.(Untreue.) Ein hieſiger Geſchäftsführe haftet wegen Veruntreuung von etwa 7000 Mark ver⸗ aftet. Badiſcher Landtag. Der Etat des Staats miniſteriums. Karlsruhe, 21. Juli. In der Nachmittagsſitzung nahm als letzter Redner zu dem Etat des Staatsminiſteriums der Kommuniſt Lechleiter Stellung, der eine ſcharfe Attacke gegen die Locarno⸗ und Sozialpolitik der Reichsregierung ritt und erklärte, daß die Kommuniſten kein Vertrauen zur badi⸗ ſchen Regierung hätten, weshalb ſie gegen den Etat ſtim⸗ men würden. Damit war die allgemeine Beratung ge⸗ ſchloſſen und in der Einzelausſprache wurde nach Ableh⸗ nung der kommuniſtiſchen Gegenanträge der Etat des Staatsminiſteriums mit 48 gegen 3 Stimmen bei acht Enthaltungen angenommen. Jum Voranſchlag des Land⸗ tages äußerte der Demokrat Dr. Wolfhard Kritik an der Geſchäftsführung, da das Schwergewicht der Be⸗ ratungen in den Ausſchüſſen liege und ſetzte ſich für eine andere Beratungsverteilung an den Haushalts⸗ und Rechtspflegeausſchuß ein. Zum Schluß kritiſierten der Kommuniſt Ritter, Dr. Schmitthen ner von der Bürgerlichen Vereinigung und der Zentrumsabgeordnete Schneider⸗ Heidelberg die Kon. Ugent terung der Be⸗ ratungs⸗ und Redezeit. In der Einzelberatung wurde der Etat des Landtages einſtimmig genehmigt. In der heutigen Sitzung wurde dann die Beratung des Staatsvoranſchlags des Miniſteriums des Innern fortgeſetzt, über den noch zwei Abgeordnete den Bericht des Haushaltsausſchuſſes erſtatteten. In der allgemeinen Ausſprache kam zunächſt der Zentrumsabgeordnete Dr. Hofmann zu Wort, der ſich ſtark für das Reichsbanner einſetzte und zu dem Voranſchlag insbeſondere zur inneren Verwaltung und zur Poltzei Anregungen gab. Der Sozial⸗ demokrat Graf behandelte ausführlich Wirtſchafts⸗ und Sozialfragen und lehnte die Zollpolitik der Reichsregierung ab. Auf dem Gebiet der Sozialverſicherung verlangte er 5 8 Zentraliſierung. Zum Schluß ging Miniſter des nnern eein und ſtellte feſt, daß bei der Beſetzung der Ver⸗ ſicherungsämter in der letzten Zeit Klagen nicht mehr berechtigt ſeien und daß ſich auch die von dem Vorredner gerügten Verhältniſſe beim Oberverſicherungsamt Mann⸗ heim gebeſſert hätten. um 1 Uhr wurden die Verhand⸗ lungen vertagt. ü g 0 0 Liebe erweckt Liebe. 40 Original⸗Roman. —„Ja, Fee— ſo ſellſam und wunderlich. Ganz an⸗ ders wird nun das Leben für mich ſein. Bisher lebte ich nur immer für mich allein, ſowie es mir am beſten gefiel. Alles drehte ſich zu Hauſe um mich. Und nun — nun ſoll ich ſchon ſo bald Mutterſorgen kennen ler⸗ nen.“ „Aber auch Mutterfreuden, Ellen,“ ſagte Fee ſanft. Sie mußte aber mit einem bangen Gefühl in Ellens blaſſes, ſchmales Geſicht ſehen. Die junge Frau erſchien ihr ſo ſehr zart und ſchwach. Ellens Augen erſtrahlten in weichem Glanze. „Ja, Fee— ach ja— auch Mutterfreuden. Einen Sohn möchte ich haben, der ſeinem Vater öhnlich wür⸗ de in allen Dingen.“ Fee legte die Handflächen feſt aufeinander und konnte nichts anderes denken, als:„Ach, du Arme!“ Ellen bat⸗ Fee nun ſehr herzlich und dringend, ſie recht oft zu beſuchen. 8 5 „Denke nur, Fee, der Arzt verlangt ſchon jetzt, daß ich mich ſchone, weil ich nicht ſehr ſtark bin. Er ſagt, mein Körper gehört jetzt nicht nur mir allein, ſondern auch meinem Kinde, für das ich mich geſund erhalten muß. Siehſt du, ſo hat man ſeine Sorgen. Und Mut⸗ ter iſt unglaublich ängſtlich. Ich ſoll viel liegen wegen meiner zarten Konſtitution. Am liebſten ſähen ſie es alle, wenn ich den ganzen Tag auf dem Diwan läge. Aber das iſt doch ſchrecklich langweilig. Harry iſt na⸗ türlich ſehr glücklich— ganz blaß wurde er vor Erre⸗ gung, als ich es ihm ſagte. Nun hat er ſich durch Ma⸗ mas Angſt anſtecken laſſen und geht mit blaſſem, erreg⸗ ten Geſicht herum. Ach Fee, mir iſt es noch immer wie ein Wunder, daß Harry mich ſo liebt. Ich bin doch gar nicht ſo ſchön. Weißt du, eigentlich wäre es ſchö⸗ ner geweſen, wenn wir uns erſt ein paar Jahre allein gehabt hätten. Wenn Kinder da ſind, iſt es ganz an⸗ ders. Aber es hat eben nicht ſein ſollen, und da muß man ſich fügen. Und nicht wahr, du beſuchſt mich recht oft, weil ich doch nicht viel ausgehen ſoll. Du biſt mir doch die liebſte von allen meinen Freundinnen. Bärb⸗ chen und Lorchen Schlüter wollen mich auch beſuchen, ich traf ſie vorhin. Aber die ſind ſo laut, und ich bin ſo nervös jetzt. Und dann— ſie ſind doch nicht ver⸗ heiratet, wie du, ich kann mit ihnen nicht ſo ſprechen, wie mit dir. Alſo nicht wahr, du kommſt recht oft?“ Fee verſprach es zögernd. Sie konnte nicht gut „nein“ ſagen. Dann aber erbarmte ſtie auch das zarte, ſchwache Frauchen. Es war ihr, als müſſe ſie über Ellen weinen. Noch ſchien ſie ja glücklich zu ſein, noch hatte ſie das Bewußtſein, geliebt zu werden. Wenn ihr das ge⸗ nommen wurde— was blieb ihr da? Bald darauf verabſchiedete ſich Ellen, noch allerlei in ihrer mitteilſamen Art ausplaudernd, was verſchloſ⸗ ſenere Naturen wohl für ſich behalten hätten. Fee ſah ihr vom Fenſter aus nach mit ernſten ſin⸗ nenden Augen. a Als Ellen ihrem Mann, als dieſer vom Dienſt nach Hauſe kam, erzählte, daß ſie die junge Frau Rit⸗ ter beſucht habe, wurde er ſehr blaß und ſprang un⸗ ruhig auf. Ellen lag auf dem Diwan, er hatte neben ihr geſeſſen. f f Als Ellen ihn erſchrocken anſah, faßte er ſich müh⸗ 1 „Du ſollſt doch nicht ausgehen, Ellen,“ ſtieß er her⸗ vor. Sie lächelte. „Ach, Harry, ſo ängſtlich iſt das doch nicht. Ihr übertreibt entſchieden, Mama und du, in Eurer Sorge um mich. In Watte möchtet Ihr mich am liebſten ein⸗ wickeln. Nun, zanke nur nicht, mein Harry, ich bin ja freilich ein bißchen müde und matt, ſchon auf der Reiſe habe ich das geſpürt. Aber da wußte ich noch nicht, woran das lag. Ich hatte nur immer Angſt, ich würde krank werden. Aber nun iſt das doch alles er⸗ klärlich und ich will mich auch gewiß ſchonen. Fee fragte mich auch gleich, ob ich mich wohl fühle!“ Er wandte ſein Geſicht zur Seite.. „So? Und was haſt du ihr geantwortet?“ fragte er ſcheinbar leichthin.. „Die Wahrheit natürlich, Harry. Fee iſt doch meine Freundin und auch verheiratet. Sie war ſehr lieb und verſtändnisvoll. Uebrigens ſieht ſie blendend aus. Sie ſcheint noch ſchöner geworden zu ſein.“ Harry Forſt ſtarrte durchs Fenſter. flammten düſter auf. Ihm war, als ſähe er Fee in ihrer ganzen Schönheit und Friſche vor ſich. Er biß die Zähne zuſammen. 1 „Setze dich doch zu mir, Harry,“ bat Ellen. 7 7 Seine Augen Er ließ ſich wieder in den neben dem Diwan ſte⸗ henden Seſſel nieder. „Fee wird mich oft beſuchen, Harry, ich habe ſie darum gebeten,“ erzählte Ellen weiter. Ein Seufzer entfuhr ſeinen Lippen. Seine Glieder waren wie gelähmt. Dann ſah er auf ſeine junge Frau herab, deren zarte Geſtalt in einer Flut von Spitzen faſt verſchwand. Sie erregte ſein Mitleid; er hätte ihr abbitten mögen, daß er ſie nicht lieben konnte, hätte ihr ſagen mögen, welche Qual in ihm tobte. dachte daran, was der Arzt ihm und ſeinen Schwieger⸗ eltern geſagt hatte— daß Ellens Herztätigkeit zu wün⸗ ſchen übrig laſſe, daß ein organiſcher Herzfehler, der wohl früher überſehen worden ſei, ſich jetzt ſehr bemerk⸗ bar mache. Man müſſe die junge Frau außerordentlich ſchonen und vor allem vor der kleinſten Aufregung hü⸗ ten, ſonſt ſei Schlimmes zu befürchten. Alſo Ruhe— Ruhe. a Harry prägte ſich das ein und brachte es über ſich noch eine Weile mit Ellen zu plaudern und ihr die ge⸗ forderten Zärtlichkeiten zu erweiſen. 8 Dann entfernte er ſich unter einem Vorwand ihrem Zimmer. g Mit düſteren Augen durchſchritt er die luxuriöſen Räume ſeiner Wohnung. Hell lachte die Sonne durch die koſtbaren Stores und zeichnete die Muſter derſelben auf dem Parkettfußboden ab. f Ringsum ſprach alles von Glanz und Reichtum. In, ſeinem Arbeitszimmer ſtand ein Geldſchrank, wie ihn nur reiche Leute brauchten. Alles war ſein, was er er⸗ ſtrebt hatte— aber glücklich— nein, glücklich war er da⸗ rum doch nicht geworden! Glücklich hätte er nur ſein können mit der jugendſchönen, goldhaarigen Fee. Wenn dieſe die ſchönen Räume mit ihm teilen, wenn ſie an ſeiner Seite inmitten dieſes Reichtums einherſchreiten doe— ja, das wäre das volle, lachende Glück ge⸗ weſen. „Fee, Fee! aus Warum mußte die Armut uns tren, nen? Warum durſte ich dich nicht zu einem ſorglofen 1 Leben an meine Seite feſſeln? Fee— ich liebe doch nut bie ie bre een e e nd ſeine brennenden Augen ſa huſüchti 5 5 gen ſahen ſehnſüchtig in Nun er das Geld beſaß, ſchien es ihm wertlos. Nun hatte die Liebe, die er verraten und aufgegeben hatte, wieder größeren Wert für ibn.„ N K 1 Remmele auf Bemerkungen des Vorredners Aber er ccc ZVV. r mit ſeiner Frau und Kindern einen gingen, um na Aus Nah und Fern. 5 Ludwigshafen.(Schwerer Unfall in einer Badeanſtalt.)„Der in den 20er Jahren ſtehende Ma⸗ ſchinenſchloſſer Friedrich Fedde von hier ſprang in der ennerſchen Rheinbadeanſtalt vom Viermeterbrett in das große Schwimmbaſſin in dem Augenblick, als ein anderer Schwimmer unter dem Sprungbrett ſich im Waſſer treiben ließ. Fedde prallte auf das Geſäß des Schwimmers mit folcher Wucht mit dem Kopfe auf, daß er ſofort re⸗ gungslos im Waſſer trieb und im letzten Augenblick vom Bademeiſter herausgefiſcht werden konnte. Es tra⸗ ten Lähmungserſcheinungen ein, ſo daß wohl Verletzun⸗ gen des Rückgrats vorgekommen ſind. Frankenthal.(Wieder aufnahmeverfahren im Fall Irmſcher beantragt.) Wie wir erfahren, hat der Verteidiger des dreimal zum Tode verurteilten Separatiſten Irmſcher Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens unter Benennung neuer Zeugen geſtellt. Die Entſcheidung darüber, ob dem Antrag ſtattgegeben wird, liegt dem Gericht ob, das zu die tem Zweck zunächſt weitere Erhebungen vornehmen muß. Bekanntlich iſt der Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens ein geſetzlich zuläſſi⸗ ges Rechtsmittel, das dem Angeklagten nach Rechtskraft des Urteils zuſteht. Dem Antrag kann ſtattgegeben wer⸗ den, wenn neue Tatſachen zu dem unter Anklage geſtell⸗ ten Fall vorliegen. l Frankenthal.(Schwurgericht Frankenthal.) Wegen Meineids hatte ſich der 21 Jahre alte Dienſtknecht Karl Zindel von Kleinbockenheim vor den Geſchworenen zu verantworten. Den Hintergrund der Anklage bildete eine Schlägerei unter jungen Leuten in Kleinbockenheim, wobei auch der Angeklagte beteiligt war. Bei dieſer Rauferei war auch ein Dienſtknecht namens Hohmüller mißhandelt worden, weshalb dieſer zum Meſſer griff und dem heutigen Angeklagten zwei Meſſerſtiche in den Leib verſetzte. In der Verhandlung gegen Hohmüller vor dem Schöffengericht Grünſtadt beſchwor Zindel, daß er Hohmüller nicht zuerſt mißhandelt habe. Hohmüller wurde wegen Notwehr freigeſprochen. In der Berufungs⸗ verhandlung vor der Strafkammer Franken hal wurde jedoch Hohmüller zu 4 Wochen Gefängnis verurteilt und gegen Zindel ein Verfahren wegen Meineids eingeleitet. In der heutigen Verhandlung wurde der Angeklagte zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt. Speyer.(Verbotene Kundgebung.) Eine vom Gewerkſchaftskartell, der ſozialdemokratiſchen und der kom⸗ muniſtiſchen Partei in Speyer geplante Kundgebung auf dem Marktplatz, die ſich mit den Vorgängen vom letzten Sonntag befaſſen ſollte, iſt von der Ortspolizeiverwal⸗ tung verboten worden. Das Verbot wurde durch Anſchläge an den Plakatſäulen zur Kenntnis gebracht. Zu Ruhe⸗ ſtörungen iſt es nicht gekommen. Zweibrücken.(Wieder Herrenreiten in Zweibrücken.) Zum erſten Mal ſeit den Vorkriegs⸗ jahren werden die Pferderennen, die der Pfälziſche Renn⸗ verein in Zweibrücken am Sonntag, 19. September ver⸗ anſtaltet, auch wieder Herrenreiten umfaſſen, nachdem bis⸗ her nur landwirtſchaftliche Konkurrenzen gelaufen worden find. Nennungsſchluß iſt am 7. September. — Mittelbeabach.(KRommuniſtiſcher Ueberfall.) Ein Auto mit Anhängewagen, die von roten Frontkäm⸗ pfern beſetzt waren, paſſierte in den Abendstunden un⸗ ſeren Ort. Gleichzeitig befand ſich der Kaufmann Franz Steger von hier, der als Mitglied des hieſigen Krieger⸗ vereins an dem Feſtzug in Neunkirchen teilgenommen hatte, auf dem Nachhauſeweg. Als die roten Front⸗ kämppfer ihn erblickten, ſprangen ungefähr 20 Mann vom Wagen und fielen mit Stöcken und Knüppeln über Steger her. Steger iſt lebensgefährlich verletzt. Die Frontkämpfer ſind weitergefahren und haben ihn ein⸗ fach ſeinem Schickſal überlaſſen. Das Auto gehörte einer Saarbrücker F 0 f Kaiſerslautern.(Selbſtmord eines Greiſes.) irma. 2 Der ſeit Montag vermißte 82jährige Witwer Johannes Schuff vom Wieſenthalerhof wurde im Schlag„Ochſen⸗ born“ bei Erzhütten erhängt aufgefunden. Der betagte Greis hatte ſich in der letzten Zeit wiederholt geäußert, daß er lebensmüde ſei. 5 Darmſtadt.(Das Poſtauto im Unwetter.) Das Poſtauto Darmſtadt— Lindenfels kam in ein ſchwe⸗ res Unwetter, das ſeine Inſaſſen, insbeſondere die weib⸗ lichen, in größte Aufregung brachte. Bei Niedermodau wurde es bei ſtark einſetzendem Regen derart dunkel, daß der Chauffeur kaum einen Meter weit ſehen konnte. Unter Blitz und Donner ſteigerte ſich der Sturm zu einem Orkan. Große ausgewachſene Bäume brachen in ein Meter Höhe glatt ab und legten ſich quer über den Fahrdamm. Erſt allmählich hellte es ſich auf, und nachdem mit ver⸗ einten Kräften die Hinderniſſe aus dem Weg geräumt waren, konnte der Wagen ſeine Fahrt weiter fortſetzen. Mainz.(Beim Paddeln ertrunken.) Als der 17jährige Banklehrling Karl Herrle von hier an der Kaiſerbrücke ſein Paddelboot zu einer Fahrt beſteigen wollte, ſtürzte er aus dem ſchwankenden Boote in den Rhein und kam nicht mehr zum Vorſchein. Wahrſcheinlich erlitt er einen Schlaganfall und ertrank. Die Leiche konnte noch nicht geborgen werden. Mainz.(Betrügeriſcher Bettler.) Ein 41⸗ jähriger Mann aus Krefeld erſchien in hieſigen Wirt⸗ 5 ſchaften als Einarmiger und bat um Almoſen, wobei er erklärte, daß er Kriegsinvalide ſei. Ein Gaſt vermutete in dem Bettler einen Betrüger und veranlaßte ihn, ſeine Kleider zu öffnen, wobei ſich herausſtellte, daß der eine Arm auf dem Rücken feſtgebunden war und auf dieſe Weiſe das Fehlen des Armes markiert wurde. Der Be⸗ tmttüger wurde feſtaenommen. Gonſenhelm.(Vor den Augen ſe iner Frau ertrunken.) Ein Gonſenheimer Einwohner unternahm Spaziergang am Rhein entlang nach Budenheim. In der Nähe von Bu⸗ denheim nahm der Mann ein Bad im Rhein. Er ver⸗ ſchwand im Waſſer und kam nicht mehr zum Vorſchein. Auf das Geſchrei der Frau und der Kinder eilten ver⸗ ſchiedene Perſonen herbei, von denen einige ins Waſſer ch dem Ertrunkenen, der jedenfalls das Opfer eines Schlaganfalls geworden, zu ſuchen. Die Nach⸗ forſchungen waren ohne Erfola. 5 stoblenz.(Sprelklubſchwindel) Durch die An⸗ zeige von 1 iſt die hieſige Kriminalpolizei auf ein von Berlin ausgehendes großes„Schwindelunterneh⸗ men aufmerkſam geworden. Drei„Direktoren eines an⸗ geblich für Kolberg konzeſſionſerten Spielklubs ſuchten egen Kaution bis zu 3000 Mark Angeſtellte mit Ge⸗ ſellſchafterbeteiligung bei Bezügen von 12 und 30 Reichs⸗ mark täglich. In Ko 1 8 ſie Schwindlern in die Hände gefallen waren. Die Betrü⸗ aer ſallen etwa 38000 Mark erbeutet baben. Kolberg erfuhren die Angeſtellten, daß Landau,(Unter falſchem Verdacht.) Wieder auf freien Fuß geſetzt vom Unterſuchungsrichter in Kai⸗ ſerslautern wurde der hier verhaftete Ludwig Heiſt, Zu⸗ ſchneider aus Pirmaſens, der am 2. Juni den Ueberfall auf die Witwe Anna Decker aus Bingert verübt haben ſollte; die Gegenüberſtellung ergab, daß Heiſt als Tä⸗ ter nicht in Frage kommt. Nüſſelsheim.(Lebens rettung.) Der Schwimm⸗ meiſter der hieſigen Badeanſtalt rettete zwei junge Mäd⸗ chen, die zu weit in den Main hinausgeſchwommen waren, aber von den infolge Hochwaſſers reißenden Fluten mit fortgeriſſen wurden, das Leben. 5 Bingen.(Vorſicht beim Baden!) Ein Opfer des Badens wurde der 20 Jahre alte Gärtner Hermann Eilers, der aus Aurich(Oſtfriesland) ſtammt und im Gartenbaubetrieb Paul Lutz, hier beſchäftigt war. Er ging mit ſeinen Kollegen in der Nahe baden und verſchwand plötzlich vor deren Augen ohne wieder aufzutauchen; er hatte einen Herzſchlag erlitten. Seine Leiche wurde etwa 25 Meter von der Unglücksſtätte aufgefunden.— Noch ein zweites Opfer wäre beinahe zu beklagen geweſen. Ein 5⸗jähriger Junge fiel beim Spielen in den Rhein und wurde von der hochgehenden Strömung ſofort mitge⸗ riſſen. Durch Kinder auf den Vorfall aufmerkſam gemacht, eilte der Steinhauer Albert Krantz von hier herbei und „ mit den Kleidern in die Fluten. Es gelang ihm as bereits unter Waſſer treibende Kind zu retten. Der mutige Lebensretter hat ſich bei ſeinem Rettungswerk leider einen kleinen Unfall zugezogen. Er hat ſich den 7 0 Arm ausgerenkt und mußte das Krankenhaus auf⸗ uchen. Nackenheim.(Sportunfälle.) Anläßlich des Sportfeſtes, das der Verein„Alemannia“ hier abhielt, ka⸗ men bei den Borkämpfen zwei Unglücksfälle vor. Durch einen gewaltigen Stoß ſeines Gergners verurſacht, mußte ein Kämpfer ohnmächtig vom Sportplatz getragen wer⸗ den. Er hatte eine ſchwere Gehirnerſchütterung erlitten. Einem anderen Sportgenoſſen wurde der Daumen ge⸗ brochen. 175 Gießen.(Kindstötung.) In einem Teich des Bergwerkswaldes wurde die Leiche eines neugeborenen Kindes gefunden. Nach dem ärztlichen Befund hat das Kind, das ſich im ſiebenten Entwicklungsmonat befand, zwei bis drei Tage an der Fundſtelle gelegen. Von der unnatürlichen Kindesmutter fehlt jede Spur. Frankfurt a. M.(Mordverſuch.) Der arbeits⸗ loſe Anton Oehne gab im Hauſe Glauburgſtraße 62 auf eine Pruſtituierte mehrere Schüſſe ab, die dieſe lebens⸗ gefährlich verletzten. Der Mann verſuchte aus dem Fen⸗ ſter zu flüchten. Das Mädchen hatte aber noch ſo viel Kraft, einem zufällig vorbeilommenden Polizeibeamten den Oehne als Täter zu bezeichnen. Dieſer wurde darauf feſtgenommen. Das Mädchen wurde d ädti Krankenhaus zugeführt. 0 ee ee Dresden.(Das Befinden des Fliegers Wüſt hof.) Der Zuſtand des bei ſeinen Kunſtflügen ab⸗ geſtürzten Oberleutnants a. D. Wüſthoff iſt noch äußerſt bedenklich. Der Patient hat bisher das Bewußtſein noch nicht völlig wiedererlangt. Es mußten ihm beide Unter⸗ ſchenkel abgenommen werden. 0 Gernsheim.(Im Rhein ertrunken.) An der Brücke der Rheinüberfahrt ertrank der 12jährige Sohn des Arbeiters Heinrich Huth. Die Leiche konnte ſofort ge⸗ landet werden. 5 Köln.(Das große Los gewonnen.) Den Hauptgewinn in der Vorziehung der deutſchen Kampf⸗ ſpiellotterte iſt auf ein Doppellos in einer Kölner Kollekte gefallen. Fortuna hat diesmal ein Bürofräulein aus Köln⸗ Mülheim bedacht, das ſich den Hauptgewinn bar in Höhe von 36000 Mark ſofort auszahlen ließ. Die Gewinnerin war bei der Aushändigung des Geldes von ihrem Bräuti⸗ gam begleitet und erklärte in begreiflicher und freudiger Aufregung jetzt heiraten zu können. Melſungen.(Eine ſonderbare Reklame.) Der hier weilende Zirkus Caeſaro meldete der Polizei das Ver⸗ ſchwinden ſeines Krokodils. Es wurde angenommen, daß das Tier ſich in der Fulda aufhält, da es ſich bei Eintritt der Dunkelheit in den Zirkuszelten zeigte, um dann wieder im Waſſer zu verſchwinden. Die Polizei benachrichtigte nun ſämtliche an der Fulda liegenden Ortſchaften, damit ſich dieſe bei dem Einfangen beteiligen könnten. Das Tier war nach Angabe der Zirkusleitung acht Jahre alt, zwei Meter lang und völlkommen ungefährlich. Die An⸗ wohner von Melſungen umſäumten nun in großen Scha⸗ ren das Ufer der Fulda, um das Tier zu entdecken. Es ſtellte ſich letzten Endes heraus, daß die 1 Pose eine falſche war und der Zirkus gar kein Krokodil beſeſſen hat. Es war alſo lediglich ein Reklametrik der geſchäftstüchtigen Zirkusleitung, über den ſich die hereingefallenen Sucher nicht wenig geärgert haben werden. Glogau.(Fünf Jahre Zuchthaus für einen Grabſchänder.) Der Schloſſer Kunze von Grünhölzel wurde wegen Grab⸗ und Leichenſchändung in neun Fällen in Tateinheit mit ſchwerem Diebſtahl zu insgeſamt fünf Jahren Zuchthaus, zehn Jahren Ehrverluſt und Stellung unter Polizeiaufſicht verurteilt. Stettin.(Aufgeklärter Juwelendiebſtahl.) Der Stettiner Kriminalpolizei iſt die Aufklärung des gro⸗ Nen, Juwelendiebſtahls in Binz auf Rügen gelungen. riminalkommiſſar Schopp konnte hier einen vielfach vor⸗ beſtraften Faſſadenkletterer, den 35 Jahre alten Seemann Otto Frank, feſtnehmen. Frank hat eingeſtanden, den Dieb⸗ ſtahl bei dem Schriftſteller Erdmann aus Zehlendorf, bei dem ihm für 35 000 Mark Juwelen und Goldſachen in die Hände gefallen ſind, ausgeführt und mit Chloro⸗ form gearbeitet zu haben. Frank wurden auch noch zwei weitere Einſteigdiebſtähle in Berlin und Binz nachgewie⸗ ſen. Er verweigert jede Auskunft über den Verbleib des Diebesautes, doch hofft man auch in dieſer Beziehung auf einen Erfolg. a Berlin, 21. Juli. In der Magdeburger Mordange⸗ legenheit hat die Anterſuchungsbehörde eine Erklärung veröffentlicht, in der die Bevölkerung zur Ruhe und Be⸗ ſonnenheit ermahnt wird. Das Verfahren befinde ſich noch im Stadium der gerichtlichen Anterſuchung, in der nicht über Schuld oder Unſchuld einer Perſon geurteilt, ſondern lediglich das Beweismaterial ermittelt werde. Die Polizeibehörde ſtelle dem Gericht nur Organe zur Durchführung der Ermittelungen zur Seite. Im Intereſſe der Sache ſei es unmöglich, die Oeffentlichkeit über die vorläufigen Verdachtsmomente zu unterrichten. In der Angelegenheit wurde eine neue Verhaftung vorgenom⸗ men.— Entgegen anders lautenden Preſſemeldungen erklärte der„Amtliche Preußiſche Preſſedienſt“, daß der Kriminalkommiſſar Bußdorf nicht auf Anordnung und mit Weiſungen des preußiſchen Ministeriums des In⸗ nern nach Masdeburs zurüdgekehrt iſt. Vermiſchtes. i Die Schönheit der Amerikanerinnen! Ein Ameri⸗ kaner E. Wigam behauptet, daß die Schönheit der ameri⸗ kaniſchen Frauen im Schwinden begriffen ſei und auch die Intelligenz den gleichen Weg wandeln werde. Aller⸗ dings iſt ſeine Begründung eine biologiſche und ſachliche von der Tatſache ausgehend, daß die ſchönen Frauen es zumeiſt ablehnen, in Mutterfreuden zu ſchwelgen und dieſes Geſchäft ihren weniger ſchönen Mitſchweſtern über⸗ laſſen. Schönheits⸗ und Mutterbegriff ſcheinen in Amerika ſo nach und nach einander auszuſchließen und die über⸗ wiegende Anzahl ſcheint den erſteren den Vorzug zu geben. Die Schönheit iſt unter allen Umſtänden das ein⸗ träglichere und bietet mehr Garantie für ein angenehmes Daſein. 5 i Pflegemütter im Tierreich. Bekannt iſt, daß viele Tiere, die von Natur wie Katze und Hund zueinander ſte⸗ hen, nicht ſelten enge Freundſchaft miteinander ſchließen. Seltener ſind die Fälle, wo Tiere treu die ihnen an⸗ vertrauten Jungen einer anderen Gattung behüten und beſchützen. Wenn es auch faſt wie ein Scherz klingt: Pfle⸗ gemütter im Tierreich! ſo haben doch namentlich weib⸗ liche Tiere häufig den Trieb, ſich kleiner verwaiſter We⸗ ſen anzunehmen. Dabei kommen die ſonderbarſten Freund⸗ ſchaften vor. Wenn auch Hund und Marder ſonſt nicht gut Freund ſind, ſo wurde doch kürzlich berichtet, daß eine Hündin drei kleine Marder adoptiert habe. Manch⸗ mal geht das Bemutterungsgefühl ſogar ſo weit, daß eine Mutter mit ihrer eigenen Kinderſchar nicht zu⸗ frieden iſt, ſondern noch fremde Jungen zu den eigenen pflegt. Namentlich bei den Katzen kann man dieſe Zärt⸗ lichkeit häufiger beobachten. Eine Katzenmutter iſt eine ideale Pflegemutter. Mag ſie auch mit Nachkommenſchaft reichlich geſegnet ſein— was ja meiſt der Fall iſt—, ſo nimmt ſie doch gern fremde Junge als Pflegekinder an. Auch unter den Pferden gibt es gute Pflegemütter. Zutraulich drängt ſich wohl ein Kalb neben einem jun⸗ gen Füllen an das Euter der gutmütigen Mutterſtute, und Füllen und Kalb leben wie Geſchwiſter bald in trau⸗ licher Eintracht miteinander. Lokales und Allgemeines. Seckenheim, 22. Juli. Eine dritte heckarbrücke in heidelberg. Im ſtädtiſchen 2 Finanzausſchuß haben Beſprechungen darüber ſtatt⸗ gefunden, und es beſteht die Ausſicht, daß mit dem Bau dieſer Brücke, die in der Verlängerung der Mittermeier⸗ ſtraße über den Strom führen ſoll, ſchon im September begonnen werden kann und zwar als große Notſtands⸗ arbeit. Die neue Brücke wird vorausſichtlich eine Drei⸗ bogenbrücke in Eiſenbeton werden, die auf das Land⸗ ſchaftsbild beſondere Rückſicht nimmt. Die Pfeilerbauten ſollen noch vor dem Winterhochwaſſer beendigt werden — Luft⸗ und Sonnenbäder. Fraglos ſind Luft⸗ und Sonnenbäder mit die beſten Mittel zur Kräftigung des Körpers, beſonders im Kindesalter, wo Rachitis, Skru⸗ fuloſe und die Gefahr der Tuberkuloſe durch eine ver⸗ nünftige Luft⸗ und Sonnenbadekur wirkſam bekämpft wer⸗ den können. Aber immer wieder muß geſagt werden, daß bei den Bädern im Freien die größte Vorſicht am Platze iſt. Bei den Luftbädern iſt auf die Witterung zu achten und bei den Sonnenbädern iſt Uebertreibung zu permei⸗ den! Bei den Luftbädern fange man mit fünf bis zehn Minuten an. Man kann dann an warmen Tagen ſtei⸗ gern, hat aber ſtets Rückſicht auf den Wechſel der Witte⸗ rung zu nehmen Erkältungen wird am beſten vorgebeugt durch ſtändige Bewegung. Es können auch bei Regen⸗ wetter Luftbäder genommen werden. Vor dem Anziehen iſt der Körper tüchtig trocken zu reiben.— Das Sonnen⸗ bad kann bei Uebertreibung ſchwere Schädigungen im Ge⸗ folge haben. Auch hier fängt man mit fünf bis zehn Mi⸗ nuten an und läßt ſich am erſten Tage nur unterhalb des Knies beſonnen, am nächſten Tage auch Knie und Ober⸗ ſchenkel und nach und nach den ganzen Körper und zwar in wechſelnder Lage, ſo daß ſowohl Bruſt als auch Rücken und Seiten belichtet werden. Der Kopf iſt ſorgfältig vor Sonne zu ſchützen, der Körper in Bewegung zu halten; langes Liegen in der Sonne iſt zu unterlaſſen. Am beſten iſt der Wechſel von Sonne und Schatten. Perſonen mit Herzſtörungen, Augenleiden, großer Erregbarkeit müſſen die Sonne meiden. Perſonen, die leicht zu Erkältungen neigen, dürfen nur an trockenen und warmen Tagen in Luft und Sonne baden. Am beſten iſt es, man fragt den Arzt, bevor man ſtändig und regelmäßig Luft⸗ und Son⸗ nenbäder nimmt. Vorſichtsmaßregeln bei Gewittern. Sommergewitter pflegen beſonders ſchwer zu ſein. Die Luft nimmt durch ſtarke elektriſche Entladungen ein Reinigungsbad. Wenn aber der Donner noch ſo grollt, ſo iſt das immer noch nicht gleich Grund zu Furcht und Schrecken. Trotzdem ſoll man aber die nötigen Vorſichtsmaßregeln doch nicht verſäu⸗ men. Ein Blitzableiter auf dem Hauſe ſchützt dieſes gegen jeden Wetterſtrahl, doch muß der Leiter auch immer rich⸗ tig in Ordnung ſein, ſonſt wirkt er im Gegenteil, die Blitze anziehend. Innerhalb des Hauſes vermeide man bei Ge⸗ wittern immer die Nähe von Oefen, Spiegeln, Kaminen und Kronleuchtern. Auch das Feuer auf dem Herde ſchränke man ein. Zugluft verhindere man, ſorge aber auf für friſche Luft im Zimmer. Iſt man während des Gewitters auf der Straße, ſo entferne man ſich von allen hochtragenden Gegenſtänden und gehe ruhig ſeines Weges. Stellt man ſich an einem Hauſe unter, ſo tue man das nicht in der Nähe der Dachrinne. Auf freiem Lande gehe man langſam und nicht mit haſtigen Schritten, man ſpanne auch keinen Schirm auf. Am beſten iſt es, man läßt ſich auf die Erde nieder. Vor allem gilt es im mer, bei einem Gewitter Ruhe und Beſonnenheit zu wah⸗ ren und jeden Kleinmut zu verbannen. Nückgang der Großſtadtbevölkerungszunahme. Bei der letzten Volkszählung ſind im deutſchen Rei Saargebiet) 63 580 Gemeinden mit 623 43 702 uwe nern ermittelt worden. Von der Geſamtzahl der G⸗ meinden entfallen auf die Gemeinden mit weniger als 2000 Einwohnern allein 60 132 oder 95 Prozent, von N der Geſamtzahl der Einwohner dagegen nur etwa ein Drittel oder 22,2 Millionen. Die Abrigen zwei Drittel der Bevölkerung des deutſchen Reiches wohnten in den 3448 Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnern. Im Verſtadtlichungsprozeß der Bevölkerung zeigen ſich heute bemerkenswerte Wandlungen. Die Ergebniſſe der Volks⸗ zählung vom vergangenen Jahre laſſen erkennen, daß daͤs Wachstum der Städte, insbeſondere der Großſtädte, eine Verlangſamung erfahren ha 9 1 Vom Gewitter. Wenn die Wetterkundigen recht behalten, haben wir für Ende Juli und im Monat Auguſt noch einen recht hei⸗ zen Sommer zu erwarten, der freilich auch Reichtum an Gewittern und demgemäß keineswegs durch Regenarmut ausgezeichnet ſein dürfte, wenn man die Erfahrungen früherer Jahre zugrunde legt. So war der Mai in den Jahren 1899, 1908, 1914 bemerkenswert reich an Nie⸗ derſchlägen und jedesmal folgte ein nicht übermäßig hei⸗ ßer, aber angenehm warmer und keineswegs dürrer Som⸗ mer, der beſonders in den Jahren 1899 und 1914 in den Hundstagen wiederholt recht ſchwere Gewitter brachte. Auch das laufende Jahr ſcheint, nach Anſicht der Ge⸗ lehrten im Zuſammenhange mit den auffallend lebhaf⸗ ten Sonnenflecken der letzten Monate, reich an Gewittern werden zu wollen. Aenaſtlichen Gemütern mag dies nicht ſehr willkommen ſein. Daß gewitterreiche Sommer in der Regel auch nicht arm an örtlichen Wetterkataſtrophen, Wirbelſtürmen, Hagelſchlägen, Blitzſchäden uſw. ſind, läßt ſich freilich nicht leugnen. Aber die Sommer, die uns viele Gewitter bringen, pflegen trotzdem dem Landmanne durchaus willkommen zu ſein: denn faſt nur ſie gewähren die Vorbedingungen, in unſerem ſommerlichen Klima Wärme und reichlichen Sonnenſchein mit ausgiebigen Niederſchlägen zu ver⸗ einigen. Sonſt fallen in der Regel die Niederſchläge oder der Sonnenſchein mangelhaft aus. Gewitterjahre aber gelten dem Landmanne, auch nach alten Bauern⸗ und Wetterregeln, mit Recht als beſonders fruchtbar. Deshalb braucht man aber noch nicht zu befürchten, daß nun der ganze Nachſommer verregne. Reichtum an Regen bedeutet lediglich ergiebigen, nicht notwendig aber häufigen Regen. Zwei oder drei tüchtige Gewitterregen von wenigen Stun⸗ den Dauer können ebenſo viel und mehr Niederſchlag er⸗ geben als ein„regneriſcher“ Monat, der faſt täglich Re⸗ genfälle zeitigt. Ein Gewitter nun iſt eine Naturerſchei⸗ nung, die für den denkenden Menſchen keine beſonderen Schrecken mehr in ſich birgt. „Noch im Anfang des 18. Jahrhunderts hielt man den ten ih eine Entzündung brennbarer Dünſte. Dieſe ſoll⸗ ten ſich in der Erde entwickeln, durch die Wärme in die Höhe getrieben und hier zu Wolken zuſammengeballt werden. Durch das Zuſammenſchlagen der Wolken ſollte dann der Donner, durch die wieder freiwerdende Wärme der Blitz entſtehen. Heute glaubt niemand mehr daran. Franklin hat uns durch die bekannten Verſuche, die er mit ſeinem Drachen 1752 por den Toren der Philadel⸗ phia anſtellte, den unwiderleglichen Beweis erbracht, daß der Blitz ein großer elektriſcher Funke iſt, der von einem gewaltigen Kniſtern, dem Donner, begleitet wird. Will man ſich über die Entſtehung des Blitzes klar werden, ſo muß man das Experiment zu Hilfe nehmen und verſuchen, dieſen gewaltigen Naturvorgang im klei⸗ nen nachzubilden. Man verwendet dazu eine Elektriſier⸗ maſchine. Wird dieſe in Tätigkeit geſetzt, ſo ſammelt ſich ſich auf dem einen Konduktor poſitive, auf dem anderen negative Elektrizität an. Infolge der Abſtoßung der gleichnamigen Elektrizitäten üben ſie auf die nichtleitende Umgebung, die Luft, einen Druck aus, den man als elek⸗ triſche Spannung bezeichnet. Werden nun die beiden Kon⸗ duktoren einander genähert, ſo wird dieſer Druck, da ſich ungleichnamige Elektrizitäten anziehen, immer größer, bis er endlich den Widerſtand der Luft überwindet und ſich die beiden Elektrizitäten wie zwei gute Freunde, die ſich nach langer Trennung wiederſehen, in die Arme fliegen. Dieſe Umarmung iſt eine ſo innige, daß beide vollſtän⸗ dig ineinander aufgehen, und eine ſo hitzige, daß die Luft glühend heiß wird; das iſt der elektriſche Funke. Die Entfernung, ber der dieſe Vereinigung vor ſich geht, nennt man die Schlagweite des Funkens. Sie iſt umſo grö⸗ ßer, je größer die Menge und die Spannung der auf den Konduktoren angeſammelten Elektrizitäten iſt. Allerdings iſt der Funke, den wir auf dieſe Weiſe zu erzeugen ver⸗ mögen, nur einige Zentimeter lang, während man Blitze von 11 bis 15 Kilometer beobachtet hat. a Me her ſtammt nun aber die Elektrizitätsmenge, die zur Erzeugung ſo gewaltiger Blitze notwendig iſt? Die Gewitter treten in der Regel bei dicht bewölktem Himmel düf Ufd ſind faſt immer von Regen oder Hagel begleitet, ſo daß der Zuſammenhang zwiſchen Regen und Blitz unverkennbar iſt. Die Grundebdingung für die Ent⸗ ſtehung der Gewitter iſt ſchnelle Wolkenbildung; je ſchnel⸗ ler dieſe vor ſich geht, deſto ſchwerer werden meiſtens die Gewitter. Es muß ſich dann alſo beſonders viel Elektri⸗ zität in den Wolken geſammelt haben. Erfolgt die Wol⸗ kenbildung langſam, ſo entweicht die Elektrizität wieder. Die Gewitterwolke iſt alſo der Sammler für die Elektri⸗ zität. Von hieraus erfolgt dann der Ausgleich der ent⸗ gegengeſetzten Ladungen entweder nach einer anderen Wolle oder nach der Erde hin. Bei dieſer Betrachtung iſt titlucweigen vorausgeſetzt, daß Elektrizttät in der Luft vorhanden iſt. Ihe Vorhandenſein und ihre Art, ob po⸗ ſitiv oder negativ, läßt ſich aber auch mit Hilfe von Ex⸗ perimenten leicht nachweiſen. 8 Woher jedoch dieſe Luftelektrizität ſtammt, konnte bisher experimentell noch nicht nachgewieſen werden. Je⸗ doch haben ſich in den letzten Jahrzehnten unſere Kennt⸗ niſſe von dem elektriſchen Zuſtande der Atmoſphäre ſtark vermehrt, ſo daß wir manche neue und wichtige Einſicht gewonnen haben. Infolgedeſſen haben die Gelehrten neue Theorien über die Urſache der Luftelektrizität aufgeſtellt, die zum Teil noch ſtark voneinander abweichen. Jedoch würde es hier zu weit führen, näher darauf einzugehen. Es ſei nur erwähnt, daß ſie in unmittelbarem Zuſammen⸗ hange mit der Radioaktivität gewiſſer Stoffe ſtehen. Kunſt und Wiſſen. Bekämpfung der Zuckerkrankheit durch Ueberpflanzung der Bauchſpeicheldrüſe. Das Pankreas oder die Bauchſpeicheldrüſe, deren Säfte für die Verdauung und den ganzen Stoffwechſel äußerſt wichtig ſind und die in neueſter Zeit beſonders durch die Verwendung des von ihr hervorgebrachten Inſulin gegen die Zuckerkrankheit viel genannt wird, war bisher noch nie von einem Organismus auf den an⸗ deren überpflanzt worden. Nunmehr iſt, wie berichtet wird, den amerikaniſchen Aerzten Joy und Ferrell zum erſtenmal die Ueberpflanzung eines Stückes des Pankreas in die Bruſtdrüſen einer Hündin mit Erfolg gelungen. Die Sekretion des überpflanzten Stückes war ſo, als befände es ſich an einer normalen Stelle, und Inſulin wurde in einer ſolchen Menge abgeſondert, daß es zur Verhinderung des Auftretens von Zuckerkrankheit ge⸗ nügte. Bevor die Ueberpflanzung von Teilen der Bauch⸗ ſpeicheldrüſen beim Menſchen zur Heilung der Zucker⸗ krankheit vorgenommen werden kann, müſſen freilich noch eingehende Verſuche gemacht werden. [Wieder ein Mithrasheiligtum in Heſſen gefunden. In dem heſſiſchen Kreisſtädtchen Dieburg iſt ein Mithras⸗ tempel mit Altarplatten, Statuen und Inſchriften entdeckt worden. Die im Mithrastempel gefundenen Altarplatten enthalten in bisher unbekannter Vollzähligkeit die wich⸗ tigſten ſymboliſchen Szenen des Mithraskults. Bei den weiteren Ausgrabungen iſt ganz zuletzt auch der Brunnen gefunden worden. Außer der großen Menge von Bau⸗ ſteinen, Ziegelbrocken, Tonſcherben, Tierknochen, Tannen⸗ zapfen uſw. fanden ſich mehrere Skulpturreſte, ſo der Torſo einer eigenartig bekleideten Geſtalt, ein Stück der großen Merkurſtatue, deren andere Reſte im Vorraum des Heilig⸗ tums aufgefunden wurden, der Oberteil eines Reliefs mit abgeſchlagenem, aber gleichfalls im Brunnen wiedergefun⸗ denem Kopf und ſchließlich in mehrere Stücke zerſchlagene Darſtellungen des Mithras, der auf dem Rücken den Stier zur Opferung in die Höhle trägt. a GBVerſchwenden der Kriegspſächoſe. Wie das inter⸗ nationale Amt lar geiſtige Zuſammenarbeit in Paris mitteilt, hat der internationale Forſchungsrat in einer in Brüſſel abgehaltenen Tagung, an der Vertreter von 26 Ländern teilnahmen, einſtimmig eine Entſchließung an⸗ genommen, durch die in Zukunft allen Staaten die Mit⸗ gliedſchaft ermöglicht wird. Ferner wurde, um dieſen Beſchluß zu unterſtreichen, auf Vorſchlag Englands, Hol⸗ lands und Schwedens beſchloſſen, die ſeit dem Krieg aus⸗ geſchloſſenen Länder Deutſchland. Oeſterreich und Bul⸗ garien zum Wiedereintritt in den internationalen For⸗ Vernünftiger Sport. Sport iſt heute Trumpf. Das iſt gut ſo, denn er trägt in hohem Maße dazu bei, eines der koſtbarſten Güter, die Geſundheit, das unſer verarmtes Volk noch hat, zu erhalten. Er iſt um ſo wichtiger, als die Ge⸗ ſundheit durch den Wohnungsmangel und nicht ſelten auch durch den Nahrungsmangel arg bedroht iſt. Es wäre daher nur zu wünſchen, daß noch viel weitere Kreiſe auch wirklich Sport treiben, anſtatt ihrer Sport⸗ begeiſterung nur als Zuſchauer bei Boxkämpfen, Ring⸗ e Radrennen, Pferderennen uſw. zum Ausdruck zu bringen. Leider ſchließt jedoch der Sport auch Gefahren in ſich und in geſundheitlicher Hinſicht wird gerade das Gegenteil von dem erreicht, was angeſtrebt wird, wenn die ſportliche Betätigung zu Uebertreibung führt, oder nicht in der rechten Weiſe ausgeübt wird. Sehr wichlig beim Sport iſt die Atemtätigkeit. Bei ſportlicher Be⸗ tätigung werden die Muskeln in hervorragender Weiſe an⸗ geſtrengt, die Muskeltätigkeit aber entwickelt vie! Koh⸗ lenſtoff, der durch den mit der Luft eingeatmeten Sauer⸗ ſtoff gereinigt werden muß. Je mehr Muskelarbeit, deſto ſtärker muß daher die Ein⸗ und Ausatmung ſein. Dazu aber iſt notwendig, daß die Atmung nicht bloß beſchleu⸗ nigt, ſondern vertieft wird. Da auf Tiefatmung viel an⸗ kommt, würden die Sportsleute zum Teil noch mehr leiſten können, wenn ſie ſich noch ſtärker daran gewöhn⸗ ten, ruhig und regelmäßig tief zu atmen. Sobald man bemerkt, daß man anfängt durch den Mund, anſtatt durch die Naſe zu atmen, ſollte man die Anſtrengung mäßigen; denn das beginnende Mundatmen iſt ein Zeichen dafür; daß Ueberanſtrengung eintritt. Nichts iſt aber gefährlicher beim Sport als Ueberanſtrengung und Ueber⸗ müdung, denn auch beim Sport muß man ſtets darauf bedacht ſein, daß er ſtets Spiel und Luſt bleibt, nicht aber zu Arbeit und Zwang wird. Auch beim Eſſen und Trinken muß ſich der Sports⸗ mann Mägßigkeit auferlegen. So widerſinnig es auch klin⸗ gen mag, ſo gilt doch im allgemeinen das Geſetz: je mehr körperliche Arbeit, deſto größere Mäßigkeit im Eſſen und Trinken. Während der ſportlichen Betätigung ſelbſt, na⸗ 8mentlich bei Wanderungen, ſind Fleiſch und Alkohol tun⸗ lichſt ganz zu vermeiden. Dagegen bilden Früchte, die zu⸗ gleich das Durſtgefühl lindern, Schokolade, Biskuits und Eier die geeignetſte Nahrung während der Sportübungen. Auch eſſe man oder trinke man weder unmittelbar vor, noch unmittelbar nach anſtrengenden Sportleiſtungen. Die Kleidung des Sportsmannes ſei auch leicht und luftdurchläſſig wie möglich; denn nicht nur die Lungen⸗ atmung, ſondern auch die Hautatmung wird mit der Zu⸗ nahme der körperlichen Leiſtung geſteigert. Vor allem muß eine vernünftige Sportkleidung vollkommene Freiheit der Bewegung geſtatten, namentlich derjenigen Glieder und Gelenke, die am meiſten in Tätigkeit kommen. Nach der Sportsübung tut man dagegen gut, ſich ziemlich warm aba weil dann der Körper ſelbſt weniger Wärme abgibt. Auch hüte man ſich beim Sport vor allzu großer Einſeitigkeit, indem nur einzelne Körperteile, nicht aber der ganze Körper in allen ſeinen Gliedern und Werkzeu⸗ gen angeſtrengt werden. Wenn man dieſe und andere Regeln beachtet, wird man vom Sport den günſtigſten Ein⸗ kluß auf ſeine Geſundheit, Gemütsſtimmung ſowie Ar⸗ Beitsluſt und Arbeitsfähigkeit erfahren. — Geſchäftliche Mitteilungen. Ueber Ween'sche Sterillslereinrichtungen liegt der heutigen Auflage ein Proſpekt bei. Die Alleinvertretung des Weck⸗Apparates, zu welchem auch alle Zubehöre des Steriliſierens geliefert werden, hat die Fa. Sigmund Oppenheimer hier. * Redaktion, Druck und Verlag: G Zimme mann Ww., Inh. G. Härdle, Seckenheim a. N. Cacillenberein Sochkenbeim. Heute Abend 8 Ahr Geſamtprobe. Möbel! 3 k J. mit 180 br. Schlafzimmer Spiegetschrante weiden ſchungsrat einzuladen. f 8 Nr florſte zu verkaufen. Näheres Hildaſtr. 39, Il. St. Adresse genau beachten! Der V Marmor u. Rohrstühle, alles voll gearbeitet 5 0 ige schuhwaren i er orſtan. 7 nur 395. Mk. 8 Schöne Nepfol 5 b 4 1 1 5 86 S. ö. ⁊ͤ d 5 8 5 Herrenzimmer, Speisezimmer u. 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