a ö 8 — N. Jahr bang * Bezugspreis: Für den Monat Juli 1.40 Goldmark, frei ins Haus. Anzeigenpreis: Die einſpalt. Petitzeile 15 Goldpfg. Reklamen: 60 Goldpfg. Bei Wiederholung Rabatt. Beilagen: Allſtriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). Dages· und Anzeigenblatt Erſcheinungszeit: Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und f e 1 ö für Seckenheim und Umgebung, geſetzlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle Hildaſtraße 68 oder durch unſere Träger. Fernſprecher Rr. 16.— Poſtſcheckkonto 78439 Karlsruhe. 5990 4 — i 1 Neues in Kürze. 26: Die Straßburger Polizei beſchlagnahmte eine von Ricklin und Keppi unterzeichnete Flugſchrift des Hei⸗ matbundes, in der für die elſaß⸗lothringiſche Autonomie⸗ bewegung und gegen die franzöſiſche Verwaltung Stel⸗ lung genommen wird. 8 28: Nach einer Meldung des„Matin“ aus Schlett⸗ ſtadt im Elſaß werden auf Beſchluß des dortigen Stadt⸗ rates die nach dem Waffenſtillſtand mit franzöſiſchen Na⸗ men benannten Straßen wieder die früheren deutſchen Na⸗ men erhalten. 5 16: Der türkiſche Finanzminiſter Halik Bey reiſt in dieſen Tagen nach London, um mit der engliſchen Negie⸗ rungn den Verkauf des türkiſchen Anteils an den Oelge⸗ rechtſamen des Irak zu erörtern. 25: Nach einer Meldung aus Kapſtadt hat die ſüd⸗ weſtafrikaniſche Nationalverſammlung mit einer Mehrheit von einer Stimme die Einführung des Deutſchen als eine der offiziellen Landesſprachen beſchloſſen. Die internationale Lage. Der Szenenwechſel in Frankreich. Berlin, 27. Juli. Peſſimiſten glaubten von einer ſtarken Verſchlech⸗ terung der internationalen Lage ſprechen zu können, Ver⸗ ſchlechterungen, die ſogar für Genf neue und ſchwer zu überwindende Hinderniſſe auftürmen. Man verweiſt dabei ſowohl auf den Kabinettswesſel in Frankreich wie auch auf die ſeltſamen Ae ßerungen Cham⸗ berlains über die deutſche Entwaffnung. Was die Wiederkehr Poincarees anbelangt, ſo iſt es be⸗ greiflich, daß man in Deutſchland dieſen Szenenwechſel in Frankreich nicht gerade mit beſonderen Hoffnungen entgegenſieht. Spricht doch ſelbſt der„Vorwärts“ davon, daß das neue Kabinett Poinacree in Deutſchland mit eeinem Gefühl des Unbehagens und ſogar des Mißtrauens aufgenommen werde. Das iſt durchaus begreiflich, wenn man ſich vor Augen führt, daß in die⸗ . Kabinett nicht nur Poincaree, ſondern auch Tar⸗ ieu, ſchließlich auch noch Herr Marin ſitzen, ſo daß eigentlich nur noch Herr Clemenceau fehlt. Anderer⸗ 5 iſt ja aber auch bereits darauf verwieſen worden, aß auch die Linke einen ſtarken Einfluß auf das Kabi⸗ nett hat, daß neben Herrn Poincaree, dem Mann von Verſailles und der Ruhr, Briand, der Mann von Locarno und London ſteht, und daß dieſer Mann die Außenpolitik Frankreichs zu führen hat. In Kreiſen, die der Wilhelmſtraße naheſtehen, glaubt man daher, zu einer allzu peſſimiſtiſchen Beur⸗ teilung der Lage keinen Anlaß zu haben, zumal Poin⸗ taree als Finanzminiſter durch die Frankenſtabiliſierung ſtark in Anſpruch genommen ſein dürfte, ſo daß er für die Fragen der Außenpolitik vermutlich nicht allzu viel Zeit verwenden kann. Inwieweit dieſe An⸗ ſchauung zutrifft, wird man zunächſt abwarten müſſen. Sicher iſt, daß die Behandlung der Rheinland⸗ fragen nicht gerade erleichtert wird und daß das Ka⸗ binett Poincaree ſich noch weniger mit der Herab⸗ ſetzung der Beſatzungsſtärke beeilen wird, als das Kabinett Briand. Die Kontrollnoten des Generals Walch. Hinſichtlich der bekannten Aeußerung des engliſchen Außenminiſters Chamberlain über die deutſch e b⸗ rüſtung ſcheint es nach den neueſten Meldungen aus London unrichtig zu ſein, wenn die Chamberloin'ſchen Auslaſſungen als ein Vorſtoß Englands hingeſtellt wer⸗ den, oder wenn man hierin den Auftakt für neue Er⸗ ſchwerungen bei der Aufnahme Deutſchlands in den Völ⸗ kerbund zu erblicken geneigt iſt. Denn offenbar iſt man in London von der Wirkung des Chamberlain'ſen Aus⸗ ſpruchs jetzt ſehr überraſcht und z. Z. iſt auch ein Rück⸗ zugsgefecht in vollem Gange. So ſtellt die„Times“ ausdrücklich feſt, daß es ſich um eine vielleicht etwas un⸗ vorſichtige Antwort Chamberlains gehandelt habe, und betont, daß die Frage der Rüſtungen jetzt als eine tech⸗ niſch⸗militäriſche Angelegenheit betrachtet wer⸗ den müſſe, die ſchnell und glatt zu regeln ſei. Auch andere engliſche Blätter haben ſich in dem 5 Sinne ausgeſprochen, daß den Kontrollnoten des Ge⸗ neral Walch keine beſondere Bedeutung bei⸗ komme und ſchon früher hat man ja auch von London nach Berlin zu verſtehen gegeben, daß keine Veranlaſſung vorliegt, ſich mit der Beantwortung dieſer Noten zu be⸗ eilen, da man allgemein hoffe, daß Deutſchland in ſpä⸗ teſtens zwei Monaten Mitglied des Völkerbundes ſein werde, womit die Tätigkeit der Interalliierten Kontroll⸗ kommiſſion ohnehin ihr Ende er reiche. Unter ſolchen Umſtänden kann man den Chamberlain⸗ Zwiſchenfall wohl als erledigt betrachten, und es ſcheint nicht einmal beſonders zweckmäßig, ſich daran zu klam⸗ mern, daß die„Times“ jetzt für dieſen ganzen Zwi⸗ Iſchenfall den deutſchen Nationaliſten die Schuld in die Schuhe ſchieben wollen. Selbſt das„Berliner Tage⸗ blatt“ wendet ſich gegen ein ſolches Verfahren, die deut⸗ ſchen Chauviniſten,„die zwar an ſehr vielem, aber nicht an Unbedachtſamkeiten des Herrn Chamberlain ſchuld nd.“ in das Spiel zu zieben. N 8 Das deutſche Kolonialproblem. Aufrollung der Kolosialfrage im Nahmen des Völkerbundes. 5 Berlin, 27. Juli. Wie von gut unterrichteter Seite verlautet, beſteht bei der Reichsregierung die Abſicht, nach dem Eintritt in den Völkerbund die Kolonialfrage in Genf anzu⸗ ſchneiden und zu verlangen, daß Deutſchland ent⸗ ſprechend ſeiner Größe einige Kolontal⸗ mandate übertragen werden. Es wird auch von Ein⸗ fluß ſein, daß Dr. Bell Miniſter geworden iſt, da er als früherer Kolonialminiſter das Intereſſe für dieſes wichtige Gebiet beibehalten hat und die Verbindung mit allen Stellen, die für das gleiche Intereſſengebiet arbei⸗ ten, aufrechterhielt. b Die Löſung des Problems wird um ſo brennender für Deutſchland, als in den Zahlen der Arbeits⸗ loſen auch für die kommenden Jahre eine gewiſſe Stag⸗ nation einzutreten droht, und die Reichsregierung dafür Sorge tragen muß, daß durch die Unzufriedenheit der er⸗ werbsloſen Maſſen keine Unruhen im Lande entſtehen. Der Gedanke, daß der beſte Ausweg die Verwendung deutſcher Arbeitskräfte in den Kolonien iſt, bricht ſich in den maßgebenden Kreiſen immer mehr Bahn. N Verſtändigung mit Polen? Unter dem Druck des Wirtſchaftskrieges. Berlin, 27. Juli. Aus Polen klingen in letzter Zeit Friedensſchal⸗ meien herüber und der neue polniſche Außenminiſter hat ſogar mit Nachdruck betont, daß Polen in Zukunft eine ausgeſprochene aktive Friedenspolitik treiben werde, daß es gemeinſam mit den anderen Staaten Euro⸗ pas in vollkommener Harmonie für die Friedensgarantie wirken wolle. Ob ſich hier tatſächlich ein Umſchwung an⸗ bahnt und ob dieſen Worten auch Taten folgen werden, bleibt abzuwarten. Es ſcheint, als ob man doch auch in Polen mehr und mehr erkennt, wie ſehr Außenpoli⸗ tik und Wirtſchaftsfragen miteinander verbunden ſind, und daß die nötigen finanziellen Anterſtützungen nur dann zu haben ſind, wenn Polen eine friedfertige Politik betreibt und ſich zur Liquidierung des Wirtſchaftskrieges entſchließt. Auch die Tatſache, daß Polen ſich in neuerer Zeit mehr England zuwendet— man ſpricht ja auch von finanziellen Unterſtützungen Englands für Polen—, ſcheint dafür zu ſprechen, daß wirtſchaftliche Aeberlegungen die Oberhand gewinnen werden, zumal England, das ja wiederholt ſeinen verminderten Handel als„ſeine zerſtörten Provinzen“ bezeichnet hat, nichts an kriegeriſchen Aben⸗ teuern Polens, ſehr viel aber an der Erſtarkung des polni⸗ ſchen Marktes gelegen ſein muß. Frankreichs Währungsnot. Auf der Suche nach einem Finanzprogramm. Paris, 26. Juli. Ueber die Finanzpläne Poincarees verlautet, daß die Regierung eine Erweiterung des Budgets um vier bis fünf Milliarden Franken bean⸗ tragen wird, was man durch die Erhöhung der indirekten Steuern erreichen will. Wie Havas mel⸗ det, beabſichtigt man, die Umſatzſteuer auf zwei Pro⸗ zent feſtzuſetzen, die ſich bisher zwiſchen 1,3 und 2,5 Pro⸗ zent bewegte. Nach einer weiteren Mitteilung wird Poin⸗ caree ſowohl von einer Zwangsanleihe wie auch von der Konſoli dierung und einem Moratorium für die kurzfriſtigen Bons abſehen. Die Regie⸗ rung ſei beſtrebt, durch eine Politik des Vertrauens das ins Ausland abgewanderte Kapital wieder zurückzufüh⸗ ren. Im Gegenſatz zu den Finanzplänen Caillaur wird in den Plänen der Regierung eine ſofortige Stabili⸗ ſierung des Franken nicht porgeſehen ſein. Poincaree wird nur die Forderung aufſtellen, durch Dekrete Ein⸗ ſparungen in der Verwaltung auf Grund eines Berich⸗ tes von Louis Marin durchzuführen. Wie weiter ge⸗ meldet wird, wird Poincaree die Zurück ſtellung der Interpellation über die Finanzpolitik bis zur Erledigung des Finanzprojektes verlangen und dabei die Vertrauensfrage ſtellen. Die endgültige Ab⸗ ſtimmung dürfte am 8. Auguſt erfolgen. i 25 Die Ausbeutung des Saargebieis. 8 Die willkürliche Zollpolitik Frankreichs. Saarbrücken, 26. Juli. Das hieſige Amtsgericht hat der Klage eines Saar⸗ brücker Kaufmanns gegen die franzöſiſche Jollbehörde wegen der widerrechtlichen Erhebung einer Einfuhr⸗ umſatzſteuer bei Bezug von aren aus W Deutſchland ſtattgegeben. Das Gericht ſtellt in Ueber⸗ einſtimmung mit einem kürzlich für die Handelskammer Saarbrücken von Reichsfinanzrat Scholz erſtatteten Rechts⸗ gutachten feſt, daß die Erhebung einer Einfuhrumſatzſteuer durch die franzöſiſche Zollbehörde jeder rechtlichen Grund⸗ lage entbehrt. Die franzöſiſche Zollbehörde, die vor Ge⸗ richt den irrigen Standpunkt vertrat, daß die von ihr erhobene Einfuhrtaxe einen integrierenden Beſtandteil des franzöſiſchen Zollſyſtems ausmache, wurde zur Zah⸗ lung des von ihr zu Unrecht erhobenen Steuerbetrages nebſt 5 Prozent Zinſen und zu den Koſten des Rechtsſtreites verurteilt. 1 18 5 Regierung durch das Vollmachtgeſetz die Ermäch⸗ Polens legale Diktaluir. Nachdem der polniſche Sejm nach langen Bera⸗ N 1 tungen, die ſich zeitweilig kritiſch gestalteten, der Regie⸗ N rung die geforderten Vollmachten bewilligt und zu⸗ N gleich auch die Verfaſſungsänderungen genehmigt. hat, hat damit die Regierung Bartel einen vollen Sieg 9 errungen, wenn auch der Senat ſich och mit den beiden 1 Geſetzen befaſſen muß. Man nimme aber an, daß er 1 weſentliche Schwierigkeiten nicht machen wird, ſondern 9 daß er gleich dem Sejm bemüht ſein wird, bei den ent⸗ 9 ſcheidenden Abſtimmungen alles zu vermeiden, was zu 1 einem Konflikt mit der Regierung führen könnte. Das Geſetz, das die Verfaſſung abändert, bringt dem Präſi⸗ 91 denten eine größere Bewegungsfreiheit, als ſie 4 ihm nach der Verfaſſung bisher gegeben war. So erhält 1 er das Recht, auf Antrag des Miniſterrats den Seim 1 und den Senat aufzulöſen, während bisher das pol⸗ N niſche Parlament nur ſelbſt einen Auflöſungsbeſchluß 1 faſſen konnte und damit in der Praris unauflösbar war. Die Anſprüche der Regierung gingen zunächſt noch weiter, ſo ſollte dem Präſiden ie: das Vetorecht gegen die 1 Veröffentlichung von Geſetzen zuſtehen. Dieſe Forderung 8 wurde jedoch abgelehnt, dagegen bewilligte man das zu⸗ 175 nächſt geſtrichene ſogenannte D kretierungsrecht in der dritten Leſung wieder. Das dedeutet, daß der Präſi⸗ dent zwiſchen den Legislaturperi en Dekrete mit Geſetzes⸗ 4 kraft erlaſſen kann, ſoweit es ſich nicht um den Haushalt, 1 Heeresſtärke, Kriegserklärung, Verfaſſungsänderungen, 1 Wahlrechtsordnung und ähnliche Fragen handelt. Auch 1 internationale Verträge können nicht auf dieſe Weiſe. abgeſchloſſen werden. Wurden ſomit durch Verfaſſungs⸗ änderung dem Präſidenten weitgehende Machtbefugniſſe zugebilligt, ſo erhielt auch gleichzeitig die gegenwärtige tigungen, die nach ihrer Anſicht zur Feſtigung und Ge⸗ ſundung Polens erforderlich ſind. Diurch dieſes Geſetz wird die Regierung bevollmäch⸗ tigt, während der Zeit, in der der Sejm zwar beſteht, aber ſich in Ferien befindet oder vertagt iſt, Geſetze auf dem Verfügungswege zu erlaſſen. Dabet wurde beſtimmt, daß die von dem reaktionären Kultusminiſter Grabſki erlaſſenen Schul⸗ und Sprachgeſetze, mit denen die Minderheiten ach en unzufrieden ſind, nicht durch Vollmachten eändert werden 3 dürften. Das zeigt, daß der alte Kurs, der ſich 7 gegen die Minderheiten richtet, auch heute noch wei⸗ 9 ter geſteuert wird. Jedenfalls hat die Regierung nun 9 die Möglichkeit, bis zum Zuſammentritt des künftigen 1 Sejms alle Geſetze zu erlaſſen, wobei allerdings die Aen⸗ 85 1 derung von Steuern und Monopolen wie die Aenderung 1 der Heeresſtärke ausgeſchloſſen bleiben. Mit der Bewilli⸗ 935 gung dieſer Geſetze beginnt für Polen die Periode, in der 9 das Parlament ausgeſchaltet iſt und die Regierung auf Grund der ihr erteilten Vollmachten ohne parla⸗ mentariſche Kontrolle regieren kann, eben jener Zuſtand, den man mit dem Wort legale Diktatur gekenn⸗ zeichnet hat. i Angenommen wurden die Vorlagen im Sejm mit den Stimmen der Rechts⸗ und Mittelparteien bei ſtarker Enthaltung der Linken gegen die Stimmen der Sozialiſten und der nationalen Minderheiten. Darin charakteriſiert ſich der völlige Wandel der Verhältniſſe, der ſich in Polen vollzogen hat. Man erinnert ſich, daß ſich der Staatsſtreich Pilſudſkis gegen die Rechte richtete, daß Pilſudſki von der Linken begeiſtert gefeiert wurde. Als aber dann die Taten ausblieben, die die Linke erwartete, nämlich vor allem die ſofortige Auflöſung des Parlaments, vollzog ſich eine Annäherung der Rech⸗ ten an Pilſudſki, während die Linke in die Oppo⸗ ſition ging. Die Sozialiſten nahmen wiederholt ſcharf Stellung gegen Pilſudſki und glaubten ihn als unentwegten Militariſten ſchildern zu können, für den auch die Zu⸗ gehörigkeit zur ſozialiſtiſchen Partei nur Mittel zum Zwecke geweſen ſei. So kam es, daß die Nutznießer und Sie⸗ ger der Mai⸗Revolution die Parteien der Rech ⸗ ten wurden, ſodaß ein oberſchleſiſches Blatt mit Recht ſeinen Artikel überſchreiben konnte:„Die geſchlagene Rechte ſiegt“, wobei betont wurde, daß die Geſetze der Regie⸗ f rung von derſelben Gruppierung der Rechten und der 3 Witosbauern mit Begeiſterung aufgenommen wurden, die 5 der Marſchall Pilſudſkt ſo ſchmählich mit ſeiner Revo⸗ a 1 lution beſiegt hatte. Wenn es Pilſudſki und der Regie⸗ 4 rung Bartels gelang, die geforderten Geſetze durchzudrük⸗ 1 ken und wenn damit zugleich eine gewiſſe Feſtigung der 1 Verhältniſſe erreicht wird, ſo iſt daran nicht zuletzt der engliſche Bergarbeiterſtreik mit ſchuld. Die wirkſchaftlichen Verhältniſſe in Polen haben ſich nämlich ſehr viel günſtiger entwickelt als zunächſt erwartet wer⸗ den konnte, da Polen durch den ſtarken Verkauf von Kohle namhafte Deviſenbeträge hereinbekam, ſodaß man heute nicht ganz mit Unrecht ſogar von einem zweiten Wunder an der Weichſel ſpricht. f Wie ſich außenpolitiſch die Dinge auswirken werden, iſt im Augenblick ſchwer zu übersehen. Es iſt in letzter Zeit wiederholt von polniſchen Rüſtungen geſprochen worden, die ſich vor allem gegen Litauen richten ollen, und die ruſſiſche Preſſe hat dieſe Meldungen 1 Be⸗ geiſterung aufgegriffen. Andererſeits klangen aus den letz⸗ ten Reden des Außenminiſters doch auch ſtarke Friedens⸗ töne heraus, die vielleicht nicht einmal unehrlich gememt waren, zumal die ruſſiſche Preſſe keinen Zweifel daran ließ, daß ein polniſcher Vorſtoß gegen Litauen Rußland nicht unberührt laſſen würde. Wenn ferner auch nach Deutſchland Friedensſchalmeien herüber klangen, ſo wer⸗ f den die jetzt wieder in Gang gekommenen deutſch⸗polnt⸗ chen Wirtſchaftsverhandlungen zeigen können, inwieweit ez u Polen mit ihren Beteuerungen ernſt iſt. 2 — D 5 5 8 Aus dem In⸗ und Auslande. Die Feier des Verfaſſungstages. 7 Berlin, 26. Juli. Zur Feier des Verfaſſungstages am 11. Auguſt wird die Reichsregierung einen beſonde⸗ ren Feſtakt im Reichstag veranſtalten, der ſich im üb⸗ lichen Rahmen von deklamatoriſchen und muſikaliſchen Darbietungen halten wird. Als Feſtredner iſt Reichs⸗ innenminiſter Dr. Külz beſtimmt. Den Schluß der Feier wird eine kleine Ansprache des Reichskanzlers Dr. Marz bilden, die in ein Hoch auf die deutſche Republik aus⸗ klingen wird. Vor dem Reichstag nimmt eine Ehrenkom⸗ pagnie der Reichswehr Paradeaufſtellung. Wie wir wei⸗ ter hören, werden die auf Urlaub befindlichen Reichs⸗ miniſter vorausſichtlich zur Feier der Verfaſſung nach Berlin zurückkehren, ſo daß die Reichsregierung geſchloſ⸗ ſen an dem Feſtakt teilnehmen wird. Slaartagung in Köln. Der Bund der Saarvereine hält am 14. und 15. Auguſt in Köln ſeine ſechſte Tagung (Vertreterverſammlung) ab. Man wählte mit Abſicht diesmal die rheiniſche Metropole zum Tagungsort. Den Höhepunkt der Zuſammenkunft bildet die großdeutſche Kundgebung für Rhein, Pfalz und Saar am Sonntag, den 15. Auguſt, nachmittags 5 Uhr in der großen Halle im Rheinpark(Meſſegebäude). Nach dem am Freitag, 13. Auguſt, stattfindenden Empfang der Gäſte tagt am Samstag vormittag die Mitglieder und Vertreterver⸗ ſammlung, der am Nachmittag eine öffentliche Vor⸗ tragsveranſtaltung für aktuelle Saarfragen und am Abend ein Begrüßungskommers der landsmannſchaftlichen Ver⸗ bände folgt. Die künftige Organiſierung der franzöſiſchen Armee. In Lillle veranſtaltete der Kongreß der franzöſiſchen Re⸗ ſerveofftziere ein Feſtbankett, an dem auch Marſchall Foch teilnahm. In einer längeren Rede äußerte ſich Foch Über die künftige Organiſierung der franzöſiſchen Armee. Das franzöſiſche Friedensheer dürfe in Zukunft kleinere Efſek⸗ tiobeſtände beſitzen als 1914, da größte Sparsamkeit am Platze ſei. Doch werde das Kriegsheer durch Einſetzung aller Hilfsmittel nicht an Bedeutung verlieren. Die Trup⸗ pen der Friedenszeit würden durch Offiziere, Anteroffi⸗ ziere und Mannſchaften der Reſerve verſtärkt. Hauptaugen⸗ merk wurde die beſſere Anpaſſung und Vervollkommnung der Bewaffnung bilden. Das Kriegsheer werde 4 85 Hauptwert aus dem Reichtum der Re⸗ erve erreichen. Sinowiew geſtürzt. Moskau, 26. Juli. Das Zentralkomitee der kom⸗ muniſtiſchen Partei Rußlands hat nach Anhörung eines Referates der Zentralkontrollkommiſſion Sinowjew von einem Poſten als Mitglied des politiſchen Büros abge⸗ ſetzt und Rudſutak an ſeiner Stelle zum Mitglied des Politbüros gewählt. Gleichzeitig wird er aus den Komin⸗ tern ausgeſchloſſen und verliert ſomit ſeine Stellung in der kommuniſtiſchen Internationale. Laſchewitſch wurde aus dem Zentralkomitee ausgeſchloſſen und gleichzeitig von ſeinem Amte als ſtellvertretender Vorſitzender des Kriegsrevolutionsamtes abberufen. Er erhielt einen Ver⸗ weis. Sinowjew ſoll verſucht haben, illegale Gruppen zu bilden mit Hilfe des kommuniſtiſchen Parteiapparates zu dem Zwecke der Liquidation der Komintern in der gegenwärtigen Form. Sinowjew hat in der letzten Zeit eine große Zahl von Anhängern gefunden, ſo daß ſich das Zentrafkomitee nunmehr zu ſchärfſten Maßregeln entſchloſſen hat. Abbröckelung des engliſchen Kohlenarbeiterſtreiks. London, 26. Juli. Wie aus Warmickſhire gemel⸗ det wird, haben dort von insgeſamt 25 000 ſtreikenden Arbeitern 8000 die Arbeit bei einer Achtſtundenſchicht und erhöhten Löhnen wieder aufgenommen. Man nimmt an, daß auch die übrigen Arbeiter wieder zur Arheit erſcheinen werden. Der Bergarbeiterführer Cook iſt in dieſe Gegend abgereiſt, um die Arbeiter zum Wider⸗ and anzufeuern. Die Grubenbeſitzer von Norttingham⸗ hire und Derbyſhire haben neue günſtige Bedingungen bekanntgegeben. Man erwartet, daß ſich daraufhin zahl⸗ e Arheiter zur Wiedereinſtellung melden werden. Die engliſche Kohlenförderung der letzten drei Vorwochen be⸗ trug 90⸗ bzw. 100⸗ bzw. 110 000 Tonnen. Die Verluſte der Franzoſen in Syrien. a Paris, 26. Juli. Wie aus Beirut gemeldet wird, haben die Franzoſen nach offizieller Mitteilung bei den jüngſten Kämpfen mit den Druſen 29 Tote ſowie 97 Ver⸗ wundete zu verzeichnen. Darunter befinden ſich zwei Flieger, die wegen Motordefektes im Gebiete der Dru⸗ ſen landen mußten und lebendig verbrannten Aus dem Aufgabenkreis der Reichsjuſtizverwaltung. Der neuernannte Paiste ue den Dr. Bell ſprach vor Vertretern der Preſſe über den Aufgabenkreis der Reichsjuſtizverwaltung. Der Miniſter erklärte, die leiden⸗ ſchaftlichen Erörterungen, die in der Oeffentlichkeit über die Handhabung der Straffuſtiz, insbeſondere der politi⸗ laßt Prozeſſe ſtattgefunden haben, bildeten für die Reichs⸗ uſtizverwaltung einen Gegenſtand geſpannter Aufmerk⸗ ſamkeit und ernſter Sorge. Die immer wieder vorgebrachten Klagen gingen dahin, daß die deutſchen Richter in poli⸗ tiſchen Prozeſſen nicht mit dem gleichen Maß meſſen. Dr. Bell hält ſolche Vorwürfe in dieſer Verallgemeinerung für unbegründet.. 5 5 Es ſei ſelbſtverſtändlich, daß der Richter verpflichtet iſt, den Staat, deſſen Recht er ſpricht, anzuerkennen, wie er iſt. Mit dieſer Verpflichtung des Richters zu verfaſſungstreuer Amtsführung ſei aber ebenſo ſelbſtverſtändlich ein Ge⸗ wiſſenszwang nicht verbunden. Die rich⸗ terliche Unabhängigkeit ſei ein feſtſtehen⸗ der Grundſatz des Rechtsſtaates, an dem nicht gerüttelt werden dürfe. Die Angriffe gegen die Rechtſprechung hätten aber in vielen Fällen ihren Grund im Geſetze ſelbſt. Das gelte beſonders für das Strafrecht. Die Strafrechtsreform, deren Durch⸗ 1 gegenwärtig eine beſonders wichtige Aufgabe des eichsjuſtizminiſteriums bilde, ſei in vollem Gange. Im Oktober werden die Beratungen der beteiligten Ausſchüſſe des Reichsrats über den Entwurf beginnen. Die regierung werde alles tun, was in ihren Kräften ſteht, um einen ſchnellen Fortgang der Arbeit zu gewährleiſten. Im Rahmen der Geſamtreform werde ſich auch die Gelegenheit finden, die Frage des Ehrenſchutzes und ſeiner Ver⸗ beſſerung von Grund auf in Angriff zu nehmn. Mit der Reform des materiellen Strafrechts ſei eine Reviſion des Strafprozeßrechts untrennbar verbunden. Das Einführungsgeſetz zum Strafgeſetzbuch werde die erforderlichen Aenderungen bringen. Von be⸗ ſonderer Bedeutung ſei dabei die Neurege lung der Unterſuchungshaft, mit der ſich der Reichstag wohl ſchon vor der allgemeinen Reform beſchäftigen werde. Es handele ſich dabei um die Einführung einer mündlichen Verhandlung über die Aufhebung oder Aufrechterhaltung des Haftbefehls. 1 Noch wichtiger faſt ſei die Ergänzung des mate⸗ riellen Strafrechts durch ein Strafvollzugs⸗ Here wobei der Beſſerungsgedanke ſtark herauszuar⸗ eiten ſei. Dem diene die geſetzliche Feſtlegung des Stufen⸗ ſtrafvollzugs. Das Strafvollzugsgeſetz ſei im Referenten⸗ entwurf bereitswollendet und werde nach der Sommerpause mit den Ländern beſprochen werden Mit beſonderer . ſtellte der Miniſter feſt, daß die Mitarbeit eſter reichs an der Strafrechtsreform nicht erlahmt ſeti. Die Beteiligung Oeſterreichs an der Geſtaltung des neuen Strafrechts werde auch im weiteren Verlauf der Reform ſichergeſtellt bleiben. 8 9 0 Von anderen Arbeiten, die das Miniſterium beſchäf⸗ tigen erwähnte der Miniſter den dem Reichsrat vorliegen⸗ den Geſetzentwurf über die R echtsſtellung der unehelichen Kinder, das Geſetz über den Vergleich zur Abwendung des Konkurſes, das bereits dem Rechtsausſchuß des Reichstages überwieſen iſt, die Frage der Einführung eines Regi ſterpfandrechts, das politiſch wichtige Auslieferungsge ſetz und endlich die großen Fragen, die mit der bereits weit vorge⸗ ſchrittenen 3 ivilprozeßreform verbunden ſind. Zum Schluß betonte der Miniſter die Bedeutung der gutachtlichen Tätigkeit des Reichsjuſtizminiſteriums. Wie ſeine Amtsvorgänger werde auch er an dem Grundſatz feſthalten, daß das Reichsjuſtizminiſterium ſich hierbei nicht von parteipolitiſchen Erwägungen, ſondern lediglich vom Standpunkt des Rechts leiten laſſen dürfe. Reichs⸗ ö Aus dem badiſchen Lande. Mannheim.(Verurteilung.) Beim Pürſchen einer leichten Erwerbsmöglichkeit fand der Taglöhner K. Jacobaſchek von hier einen wohlgefüllten Schließkorb, der die Habſeligkeiten einer im Gefängnis ſitzenden Kellnerin enthielt. Er und ſeine Geliebte, die Luiſe Burkhart, er⸗ gänzten durch wiederholtes Oeffnen dieſes Korbes ihren Wäſche⸗ und Kleiderbeſtand. Bei der Burkhart wurden auch Kleider und andere Sachen von Matroſen aus einem Schiffsdiebſtahl gefunden. Jacobaſchek wurde zu zwei Jah⸗ ren ſechs Monate Gefängnis verurteilt, die Burkhart er⸗ hielt 30 Mark Geldſtrafe. Heidelberg.(Ein Verderber.) Der 20 Jahre alte Student der Philoſophie Hans Alfred Joachim von Hel⸗ meran aus Riga, war wegen Verbrechens wider die Sitt⸗ lichkeit und wegen Beleidigung angeklagt. Der Angeklagte hatte ſich an drei 12⸗ bis 14jährigen Knaben vergangen. Das Urteil lautete auf 8 Monate Gefängnis. Heidelberg.(Im Walde überfallen.) Der Maurer Friedrich Burghardt wurde auf dem Heimwege von Handſchuhsheim von zwei jüngeren Männern über⸗ fallen, die ihm ſeinen Wochenlohn abnehmen wollten. Der eine der Strolche ſchoß mit einem Revolver und durchſchoß dem Angegriffenen die rechte Rockſeite. Dieſer zog das Meſſer und verletzte den Angreifer am rechten Arm. Burghardt griff im Handgemenge nach dem Re⸗ volver, wobei er einen Schuß durch die rechte Hand erhielt. Auf ſeine Hilferufe ſuchten die beiden Strauchdiebe das Weite. f Neckarſteinach.(Schiffsunfall.) Bei dem dieſer Tage niedergegangenen ſchweren Unwetter brachte der Sturm das mit Brettern beladene Schiff„Emilie“ zum Sinken. Die Inſaſſen des Schiffs, das dem hieſigen Schif⸗ fer Kuſſel gehört, konnten ſich noch in Sicherheit brin⸗ gen. Schiff und Ladung ſind verloren. Der Schaden iſt zum Teil durch Verſicherung gedeckt. Ettlingen.(Schließ ung des Lehrerſemi⸗ nars.) Das hieſige Lehrerſeminar, welches ſeit 90 Jahren beſteht und weſentlich dazu beigetragen hat, unſere Stadt im ganzen Lande bekannt zu machen, ſchließt jetzt ſeine Pforten. Die von ihm innegehabten Gebäulichkeiten werden künftig eine Aufbaurealſchule beherbergen. Bruchſal.(Unfall.) Zwei Handwerksmeiſter von Odenheim, die ſich von ihrer Arbeitsſtätte auf dem Rad nach Hauſe begeben wollten, ſtießen an der ſteilen Bie⸗ gung der Straße nach Landshauſen mit einem Auto zu⸗ ſammen, wobei beide ſchwere Verletzungen davontrugen. Der Autoführer brachte die Verletzten nach ihren Woh⸗ nungen. Lebensgefahr beſteht nicht. Forbach(Murgtal).(Raubüberfall.) Als der Bäckermeiſter Tobias Warth von hier wie gewöhnlich ſeine Brotlieferungen zu den Arbeitern am Hundsbach bringen wollte, und auch Lohnge der bei ſich hatte, wurde er auf der Straße von einer Anzahl Burſchen, die mit Repolvern bewaffnet waren, überfallen und zur Heraus⸗ gabe des Geldes genötigt. Auf ſeine Anzeige hin nahm die Gendarmerie ſofort die Unterſuchung des Vorfalles vor und konnte nach kurzer Zeit fünf Burſchen verhaften, die der Tat verdächtig ſind und ins Gefängnis nach Gernsbach eingeliefert wurden. N Niedern b. Waldshut.(Unglücklicher Wurf.) Von einem 1 85 anweſenden Geſangverein ſchleuderte eines ſeiner Mitglieder im Uebermut einen Stein über den Bach und traf dabei das vierjährige Kind der Arbeiter⸗ familie Rieger. Das Kind wurde ſo unglücklich am Kopfe 574005 daß es der erlittenen Gehirnerſchütterung erlag. Durlach.(Unfälle.) Bei Dacharbeiten an einem Hauſe in der Ettlinger Straße wollte ſich ein 16 Jahre alter Blechnerlehrling am Draht der Starkſtromleitung feſthalten. Durch den Strom in Schrecken verſetzt, ſtürzte er, da kein Schutzgerüſt angebracht war, ſieben 0 tief vom Dache in den zementierten Hof und ien ſchwere Verletzungen zu. Er wurde nach dem Städtischen Krankenhaus Durlach verbracht.— In einer Fabrik wurde ein Modellſchloſſer am Aermel ſeines Arbeits⸗ rodes von der Bandſäge erfaßt und in dieſe hineingezogen. Er trug erhebliche Schnittwunden am linken Anterarm davon und mußte nach dem Krankenhaus verbracht werden. Meter Liebe erweckt Liebe. 44 Original⸗Roman. f f 16. Kapitel. — Harry Forſt hatte noch eine Weile regungslos auf ſeinem Platz geſtanden und mit glanzloſen Augen dem Ehepaar nachgeſtarrt. f Ein Chaos von Gefühlen tobte in ſeiner Bruſt. Fee verachtete ihn— liebte wohl ihren Gatten— der wußte um das, wie es zwiſchen Fee und ihm geweſen war— alſo hatte ſie es ihm geſagt. Und nun ſchritten ſie bei⸗ de dahin. Arm in Arm— und er ſtand hier wie ein Geüchteter, wie ein Verurteilter. Nur aus Rückſicht auf ſeine kranke Frau hatte es Ritter nicht zu einem Eklat kommen laſſen— um Ellens Leben nicht zu gefährden. Ekllens Leben? War es gefährdet? Ja—„nur keine Aufregung“ hatte der Arzt geſagt. Ach, was galt ihm jetzt Ellen. In ſeiner Bruſt tobte ein Sturm, der alles durcheinanderjagte. 5 Fee verachtete ihn— er war ihr zu gering, um ihn zu haſſen. Dies Gefühl erſchien ihr zu groß für ihn. Und doch liebte er ſie— treuer als ſie ihn, denn er hatte nur ſeine Hand einer anderen gereicht— ſie hatte aber dem anderen Herz und Hand geſchenkt und preisgegeben, was zwiſchen ihm und ihr geweſen war. Er hatte wie ein gemaßregelter Schuljunge vor Ritter r und hatte ſich ſolche Worte ſagen laſſen müſ⸗ ſen! Er mußte gar noch froh ſein, daß Ritter einen Skandal vermieden hatte— Ellens wegen. Er knirſchte mit den Zähnen und ging langſam, mit ſchweren Schrit⸗ ten heim. 8 Aber er war jetzt nicht imſtande, Ellen aufzusuchen und mit ihr zu ſprechen. In fürchterlicher Stimmung zog er ſich in fein Zimmer zurück und warf ſich in einen Seſſel. Den Kopf aufgeſtützt, ſtarrte er mit düſteren Augen vor ſich hin. 5 Ellen hatte ihn heimkommen hören und wartete un⸗ geduldig, daß er zu ihr kommen würde. Erſt glaubte ſie, er kleide ſich um. Als aber eine halbe Stunde ver⸗ ſtrich, ohne daß er zu ihr kam, hielt ſie es vor Unruhe und Ungeduld nicht mehr aus. Ohne an ihren Zuſtand zu denken, ſprang ſie von dem Diwan auf. Dabei verwickelte ſie ſich ges, 8 leid und ſiel zu Boden. in derſelben Stellung in dem Seſſel ſitzend, das in ihr lan⸗ — Eine Weklée blieb ſie ſo liegen, unfähig, ſich zu er⸗ heben. Sie war durch den Fall erſchrocken, ihr Herz klopfte haſtig und unregelmäßig. Auch war ihr plötz⸗ lich ſehr übel. Aber dann erhob ſie ſich ſehr mühſam und ſuchte ihr Erſchrecken fortzulachen. ö„Ach, das darf ich Harry gar nicht ſagen, daß ich gefallen bin; er würde ſchelten über meine Ungeduld,“ dachte ſie. 1 Nachdem ſie noch eine Weile geſtanden und die Hände beruhigend auf das heftig ſchlagende Herz ge⸗ drückt hatte, verließ ſie das Zimmer, um ſich nach dem ihres Mannes zu begeben. Sie mußte aber unterwegs ein paarmal ſtehen bleiben, es überkam ſie ein ſo ſelt⸗ ſames Schwindelgefühl, als würde ihr der Boden unter den Füßen fortgezogen. Sie bekämpfte aber ihr Unbehagen tapfer und trat lachend in ihres Mannes Zimmer. Sie fand ihn noch Ge⸗ ſicht in den Händen vergrabend. „Harry, um Gotteswillen— was iſt dir? Warum kommſt du nicht zu mir?“ fragte ſie erſchrocken. Er zuckte zuſammen und hob den Kopf, ſie mit ſtar⸗ ren Augen anblukend. Wie Widerwillen ſtieg es in ihm auf, als er in ibr krankes, eingefallenes Geſicht ſah. „Herrgott, lann man denn nicht einmal eine Stun⸗ de für ſich allein haben!“ ſtieß er wild hervor in einem Ton, wie ſie ihn noch nie von ihm gehört hatte. Sie ſah ihn entſetzt und zitternd an. Harry!“ jammerte ſie faſſungslos. N a Er ſprang auf und machte eine verzweifelte Ge⸗ bärde. N Ja doch — ja— ich komme gleich— ich komme gleich— geh auf dein Zimmer— du ſollſt nicht aufſte⸗ hen— ich komme gleich— ich habe Kopfweh,“ haſtete es über ſeine Lippen.. Ellen ſah ihn mit einem jammervollen Blick an und ſchlich mit zitternden Knien aus dem Zimmer, aber draußen mußte ſie ſich an die Wand lehnen. Ihr war ſo übel, ſo elend. In ihren Augen lag ein hilfloſer, banger Ausdruck. Ihr war, als habe eine kalte Hand nach ihrem Herzen gegriffen und drückte es nun feſt— feſt und erbarmungslos zuſammen. a So taumelte ſie in ihr Zimmer zurück und fiel wie leblos auf den Diwan. ihr das Erleichterung bringen, aber nur ein kraftloſes Wimmern lam aus ihrer Bruſt. Fröſtelnd ſchauerte ſie Sie wollte ſchreien, als könne zuſammen. So fand ſie Harry, der ſich mühſam bezwun⸗ gen hatte und, an Ellens Zuſtand denkend, endlich zu ihr herüberkam. Er erſchrak, als er ſie ſo faſſungslos weinen ſah, und beugte ſich beſorgt über ſie. Da merkte er, daß ſie vor Aufregung am ganzen Körper zitterte. 8 „Aber, Ellen, Ellen! Um Gotteswillen, beruhige dich! Du ſollſt dich doch nicht aufregen. Warum weinſt du nur, du törichtes Kind,“ ſchalt er beſtürzt. „Ach, mein Harry, haſt du mich nicht mehr lieb? Du warſt ſo ſeltſam zu mir— ſo hart und zornig. Haſt du mich nicht mehr lieb?“ Er biß die Zähne zuſammen. Dann barg er ſtöh⸗ nend den Kopf in ihren Schoß in bitteren Selbſtvor⸗ würfen, daß er ſich hatte ſo hinreißen laſſen, ohne an ihren Zuſtand zu denken. ö Was für eine törichte, törichte Frage, Ellen! Wie kannſt du es dir ſo zu Herzen nehmen, wenn ich ein⸗ mal verärgert aus dem Dienſt heimkomme. Und da ſtehſt du leichtſinnige Frau gleich auf und läuſſt zu mir! Soll ich da nicht ſchelten? Und wie finde ich dich nun? So aufgeregt in Tränen gebadet. Ich bin außer mir vor 853 17 dich.“ 5 „Damit ſprach er wirklich die Wahrheit. Sie ſtrich mit zitternden Sluden Aber ein r a 8 5 „Ach, wenn du mich nur lieb haſt, mein Harry, dann iſt alles gut,“ ſagte ſie glücklich. Aber ihr Kör⸗ per ſchauerte immer zuſammen. a Er deckte ſie ſorglich zu mit der Decke. „Was für Sorge du mir machſt, du törichte, kleine Frau. Weißt du nicht, daß dir der Arzt jede Aufre⸗ gung ſtreng verboten hat?“ f Sie lächelte getroſt und tapfer, ſchluchzte noch ein⸗ mal auf wie ein Kind nach langem Weinen und legte ihre Wange an ſeine Hand. i „Ach, ſorge dich nur nicht, mein Harry. Was ſoll mir ſo ein wenig Aufregung ſchaden? Ihr ſeid alle ſo ängſtlich mit mir.“ g Er brachte ihr ein Glas Waſſer und reichte ihr ein 1 5 das der Arzt für beſondere Fälle verordnet atte. f „So, das nimmſt du jetzt, und dann ſtreckſt du dich aus und bleibſt ganz ſtill liegen. Du mußt verſuchen, ein wenig zu ſchlafen, hörſt du?“ a Sie nahm gehorſam das Pulver. Mußt aber bel mir bleiben, Harb,“ bettelte e. —— J 1 f„. eee 8 Wolfach. Gen ö läſſigkeit 5 d.) Wie ſeinerzeit A er e der d 84340 tet, war im Januar dieſes n rees in den Waldungen um den Schwarzenbruch von Ober⸗ N. wolfacher Jägern eine Streifjagd veranſtaltet worden, er wobei der Hermesbauer Matthäus Sum dadurch verun⸗ in glückte, daß bei einem Sturz des Schulerjörgenbauer r⸗ Anton Hacker nch en Gewehr losging und Sum durch n den Schuß tödlich verletzt wurde. Hacker hatte ſich nun n vor dem hieſigen Amtsgericht wegen fahrläſſiger Tötung n du verantworten. Er wurde zu drei Monaten Gefängnis N und den Koſten entſprechend dem Antrag des Staats⸗ r⸗ anwaltes verurteilt. In der Begründung wurde aus⸗ geführt, daß zweifellos Fahrläſſigkeit vorgelegen habe; te die Sitte, derartige Jagden mit ſtändig geladenem und . entſichertem Gewehr abzuhalten, widerſpreche dem klaren t.. Portlaut der Vorſchriften. Dem Verurteilten wurde eine te teilweiſe Umwandlung der Gefängnisſtrafe in Bewäh⸗ n. krlungsfriſt in Ausſicht geſtellt. r, Lökrach.(Schwerer Unfall.) Der hieſige Spe 8 diteur Maier wollte ein Pferd erſtmalig als Einſpänner 5 verwenden. Das Pferd ſcheute, ſchlug aus und brachte b Maier eine ſchwere Kopfwunde bei. Dann ging es durch, 5 wobei Maier ein Stück geſchleift und von dem Wagen 1 überfahren wurde. Mit ſchweren, wenn auch nicht lebens⸗ 8 gefährlichen Verletzungen mußte er ins Krankenhaus ge⸗ 1 bracht werden. E Sinsheim a. d. Elſenz.(Tödlicher Automobil⸗ 8 unfall.) Tödlich verunglückte der Mechanikermeiſter und Gemeinderat Karl Baer. Er wollte abends ſpät noch von e mit ſeinem Auto nach Sinsheim fahren, fuhr aber anſcheinend kurz nach Dühren auf einen Prellſtein auf. Das völlig zertrümmerte Auto hat ſich anſcheinend mehr⸗ mals überſchlagen und den Fahrer unter ſich begraben und erdrückt. i Kandern.(Folgenſchwere Schlägerei.) Am Sonntag waren unter Steinbrucharbeitern, die zum gro⸗ 5 en Teil betrunken waren, eine Schlägerei entſtanden. 0 abei wurde der 21 Jahre alte Arbeiter Fritz Lercher e von Kirchhauſen in Heſſen derart übel zugerichtet, daß er t auf der Stelle liegen blieb. Man fand ihn erſt am ande⸗ tren Morgen und lieferte ihn ins Krankenhaus ein, wo er an den Folgen der Verletzungen geſtorben iſt. Die SGaupttäter Max Homberger und Ernſt Aſal wurden verhaftet. Aus Nah und Fern. 8 — Ludwigshafen.(Grundſteinlegung zur St. Jo ſephskirche.) Der St. Joſephspfarrerei im Stadt⸗ teil Frieſenheim war es vergönnt, nachdem am 10. Juni d. J. der erſte Spatenſtich getan, am Sonntag das Feſt der Grundſteinlegung ihrer neuen Pfarrkirche zu ſeiern. Dazu war Biſchof Dr. Sebaſtian von Speyer, der erſt vor einigen Tagen von ſeiner Amerikareiſe zurückkehrte, erſchienen. Um 9 Uhr bewegte ſich die Prozeſſion vom n Pfarrhauſe St. Joſeph nach dem Kirchen⸗ bdauplatz, begleitet von der Muſikkapelle der kath. Jung⸗ mannſchaft, die auch während der Pontifikalfeldmeſſe die frrchlichen Geſänge begleitete. Beim Einzug in das künf⸗ tige Gotteshaus entbot der Pfarrcäcilienverein St. Jo⸗ ſeph das„Ecca ſacerdos“ von Nickel dem Oberhirten als Gruß. Die eigentliche Weihe des Grundſteins, der dann ſpäter im äußerſten Südweſtpfeiler ſeinen Platz er⸗ bielt, nahm mit dem Gang des Oberhirten um die Fun⸗ damente längere Zeit in Anſpruch. Nach den 3 üblichen E r W nere . 2 Hammerſchlägen des Biſchofs, der anwesenden Geiſtlich⸗ keiit, darunter Stadtdakan Walzer von St. Ludwig, F. 1 Schuldelan Ernſt aus dem Stadtteil Mundenheim, des Oberbürgermeiſters Dr. Weiß etc folgte die Predigt des Biſchofs und daran anſchließend fand an einem im künf⸗ f 0 tigen Chor der Kirche aufgeſtellten Altar die Feldmeſſe mit dem biſchöflichen Segen ſtatt. Die Kirche wird in Anbetracht der geringen Mittel(150 900 Mark) nur teil⸗ weiſe, ohne Chor und Turm erſtellt werden. * Bingen.(Tödlicher Unfall.) Der 20 Jahre alte Sohn des Zigarrenmachers W. König aus Kreuznach be⸗ fand ſich mit einem Leiterwagen auf der Heimfahrt. Auf der abſchüſſigen Straße von Burg⸗Layen zur Troll⸗ mühle bei Sarmsheim ſetzte er ſich in den Wagen und lenkte dieſen mit den Füßen. Als er nun in voller Fahrt einem in entgegengeſetzter Richtung kommenden Auto aus⸗ 1 3 verſuchte, rannte er gegen einen Chauſſeeſtein. Deer junge Mann zog ſich dabei ſolch ſchwere innere Ver⸗ letzungen zu, daß er bereits nach kurzer Zeit ſtarb. * Erbach.(Lebensrettung.) Zwei auf der Wan⸗ derſchaft befindliche Handwerksburſchen nahmen hier im Rheine am ſog. Dreieck ein Bad. Plötzlich ſchrie der eine, der den Boden unter ſich verloren und des Schwimmens unkundig war, auf, mit ihm ſein Kollege. In der Nähe beſchäftigte Weinbergsarbeiter kamen dem Ertrinkenden, deer bereits bewußtlos war, zu Hilfe und retteten ihn. * 7910 angeſtellten Wiederbelebungsverſuche waren von Er⸗ 3 0 9. * rr HBardersleben.(Schweres Bootsunglüd.) In der Nähe von Hadersleben ereignete ſich ein Bootsunglück, dem drei junge Leute zum Opfer fielen. Auf einer Ruder⸗ fahrt nach Flensburg⸗Sonderburg kenterte ein Boot mit fünf Inſaſſen. Zwei Ruderern gelang es, ans Land zu ſchwimmen. Man nimmt an, daß die drei anderen er⸗ trunken ſind. 5 f 1 Parsberg.(Ein Friedhof eingeſtürzt.) Der Friedhof in Lengenfeld bei Velburg iſt ſeit vielen Jah⸗ ken auf dem Lagerkeller der Brauerei Winkler in Lengen⸗ feld errichtet. Unter dem Einfluß des andauernden Re⸗ gens hat nun das Gewölbe des Kellers nachgegeben und das Friedhofland iſt mit mehreren Särgen, Lei henreſten und Grabdenkmälern in die Tiefe des Kellers geſtürzt. 55 Friedhof iſt Eigentum der Kirchenverwaltung, der Keller Eigentum der Brauerei Winkler. Es iſt nun ein Streit ertſtanden, wer für den 9 1 muß. Eichen.(Der Tod im Beruf.) Im Eichener Walz⸗ wert verunglückte der dort beſchäftigte 40 jährige Arbeiter Johann Schneider aus Altenhof im Beizraum des Wer⸗ ſes dadurch, daß er durch Reißen eines Kranſeils von den niederſtürzenden Laſten ſo ſchwer getroffen wurde, daß der Tod auf der Stelle eintrat. 5 . Hadersleben.(Schweres Bootsunglück.) Bei Kielstrupſtrand in der Nähe von Hadersleben ereignete ſich ein Bootsunglück, dem Tube ſchendee drei junge Leute zbium Opfer gefallen ſind. Fünf Nuderer waren auf dem 1 eimweg von einer Ruderfahrt nach Flensburg⸗Sonderburg begriffen, als das Boot plötzlich infolge eines Windſtoßes mit affer gefüllt wurde. Zwei Nuderern gelang es, an Land zu ſchwimmen. Dagegen iſt es trotz ſofort angeſtellter Nachforſchungen bisher nicht gelungen, über die drei an⸗ 7 ö kehmen muß, daß ſie ertrunken ſind. 15 g deren Bootsinſaſſen etwas zu erfahren, ſo daß man an⸗ ö Zur Mordaffäre Helling. N Magdeburg, 26. Juli. Die Mordaffäre Helling bringt immer neue Ueberraſchungen. Nunmehr hat Schröder den iſchechiſchen Vizekonſul Janda, der die Geſchäfte des Mag⸗ deburger Konſulats führt, der Teilnahme an dem Mord⸗ plane beſchuldigt. Kriminalkommiſſar Tenholt und Un⸗ terſuchungsrichter Kölling haben dieſe Spur ernſthaft ver⸗ folgt. Schröder wechſelt in ſeiner Ausſage ſtändig. Nach⸗ dem er noch por einigen Tagen ausſagte, Helling ſei in einem Park in der Nähe Magdeburgs erſchoſſen wor⸗ den, erklärte er auf Einwände Bußdorfs, dies ſei unmög⸗ lich, die Erſchießung ſei im Automobil erfolgt. Von dieſem Automobil ſoll, einer Beſchuldigung des Vertei⸗ digers von Rudolf Haas zufolge, der Kommiſſar Ten⸗ holt dem Schröder eine genaue Beſchreibung geliefert haben, wonach es ſich um das Auto von Rudolf Haas handeln würde, das ſich aber wiederum zurzeit der Mord⸗ tat in Bremen in Reparatur befunden habe. Inzwiſchen iſt der Revolver Schröders, der zur Zeit ſeiner Inhaf⸗ tierung noch vorhanden war, spurlos verſchwunden. Das Landeskriminalamt Berlin hat einen zweiten Berliler Beamten nach Magdeburg entſandt. Obwohl Anterſu⸗ chungsrichter Kölling Tenholt geſtattete, den Vernehmun⸗ gen beizuwohnen, lehnte er dies bei Bußdorf und dem anderen Berliner Beamten ab. Wetzlar. Der Tod durch Unvo rſichtigkeit.) Auf der Bahnfahrt Wetzlar⸗Limburg aß ein junges Mäd⸗ chen Stachelbeeren und trank unmittelbar darauf eine Flaſche Selterswaſſer. Schon nach kurzer Zeit ſtellten ſich bei dem Mädchen ſchwere Magenkrämpfe ein, die den bal⸗ digen Tod herbeiführten. Trier.(Die gefährliche Feuerwehr.) Vom Militärpolizeigericht wurde der Führer der Freiwilligen Feuerwehr in Ehrang zu 200 Mark Geldſtrafe verurteilt, weil er. anläßlich eines Umzuges bei einem Verbandstage dem Feſtzuge Freiwillige Feuerwehr hatte voranmarſchie⸗ ren laſſen. Hierin erblickte die Beſatzungsbehörde einen Vorſtoß gegen die Verordnung der Rheinlandkommiſſion, weshalb ſie ſich zur Verhängung vorgenannter Strafe veranlaßt zu ſehen glaubte. Bebra.(BVom Zug überfahren.) Beim Ran⸗ gieren überfahren wurde auf dem Bahnhof Bebra der Eiſenbahner Nikolaus Mönch aus Meckbach. Schwer ver⸗ letzt brachte man den Verunglückten in das Hersfelder Krankenhaus, wo er nach wenigen Stunden verſchied. Der Verſtorbene iſt Familienvater und hinterläßt mehrere un⸗ verſorgte Kinder. Berlin. Unwetter über Berlin.) Durch eine Windhoſe kam es in dem Berliner Freibad Grünau zu einem ſchweren Unglück. In der Nähe des Freibades wur⸗ den zahlreiche Bäume entwurzelt und umgeworfen. Eine Perſon wurde getötet, neun verletzt. Gegen Mittag zog über Berlin ein ſchweres Unwetter herauf, das verſchie⸗ dentlich Schaden anrichtete. Die Berliner Wehr mußte im ganzen 43mal Hilfe leiſten. 1 f Berlin.(Verhaftung von Banknotenfäl⸗ ſchern.) In Vietz(Brandenburg) wurden zwei Graphiker feſtgenommen, die beſchuldigt werden, falſche Reichsbank⸗ noten zu 50 und 100 Mark gedruckt zu haben. Sie haben ſich durch große Geldausgaben verdächtig gemacht. Bei der Hausſuchung wurde eine Anzahl falſcher Scheine gefunden. Breslau.(Feſtnahme einer Räuberbande.) Seit etwa einem halben Jahre wurden in Breslau auf den Straßen der inneren Stadt zahlreiche Raubüberfälle und räuberiſche Erpreſſungen verübt, ohne daß es gelang, die Täter zu ermitteln. Der Kriminalpolizei iſt es jetzt ge⸗ lungen, der Bande habhaft zu werden. Es handelt ſich um drei Reiſende, vier Handlungsgehilfen, einen Bautechniker, einen Büroaſſiſtenten und ein Dienſtmädchen. Breslau.(Sumpffieber⸗Epidemie auch im Kreiſe Glocha u.) Die Sumpffieber⸗Maſſenerkrankun⸗ gen nehmen weiter an Umfang zu. Auch im Glogauer Kreis iſt das Sumpffieber epidemiſch aufgetreten. Die Krankheit, deren Begleiterſcheinungen Fieber, Mattigkeit und Appetitloſigkeit ſind, verläuft bisher glatt und hält etwa vier bis ſechs Tage an. Eggenfelden.(Feuergefecht mit Einbrechern.) Zwei Handwerkburſchen brachen in der Nacht in der Ge⸗ meinde Asbach bei Eggenfelden in ein Anweſen ein und wurden überraſcht. Sie mußten fliehen und wurden von mehreren Bauernburſchen verfolgt. Auf der Flucht gab ein Handwerksburſche fünf Schüſſe auf die Verfolger ab. Ein Wagnersſohn wurde durch Hals⸗ und Lungenſchuß ſchwer verletzt. Die Täter, die zwei Ruckſäcke mit Einbrecherwerk⸗ zeugen zurückließen, entkamen. Niedermarsberg.(der Kampf um den Buhen⸗ kopf.) Junge Leute haben hier einen Anti⸗Bubenkopf⸗ verein gegründet, der es ſich zur Aufgabe macht, Damen mit der neuen Haartracht geſellſchaftlich zu boytottieren. Tambach⸗Dietharz.(Ein Wilderer erſchoſſen.) Am Forſtort„Waltersgrube“ im Dietharzer Grund wurde ein Wilddieb erſchoſſen. Er wurde mit noch zwei Genoſſen von einer Streife Forſtbeamter und Reichswehrſoldaten ertappt und hatte ſich zur Wehr geſetzt, während die ande⸗ ren beiden die Flucht ergriffen. Stolberg.(Die Affäre der Firma Prym.) Die in der geheimnisvollen Stolberger Diebſtahlsgeſchichte ver⸗ hafteten vier Perſonen, der Direktionsſekretär der Firma William Prym, Kaufmann Johann Frings, der Private förſter der Laufenberg G. m. b. H., Johann Schweikert Schevenhütte, der ehemals auf der Direktion beſchäftigte Student Peter Schweilert ſowie der Pächter und Wirt H. Brückmann auf der Laufenburg haben ein Geſtändnis ab⸗ gelegt. Die Firma hatte bekanntlich den Goldſchatz, 1,4 Millionen Mark, in ausländiſchen Goldmünzen verſchieden⸗ ſter Art wegen der allgemeinen Anſicherheit, die während der kommuniſtiſchen und ſeparatiſtiſchen Anruhen im Rhein⸗ länd herrſchten, in Blechkiſten verpackt an einem ſicheren Ort in einem ihrer Forſten vergraben, um nach Rückkehr geordneter Verhältniſſe auf dieſen„Eiſernen Beſtand zu⸗ rückgreifen zu können, Als die Firma bei Eintritt ruhiger Verhältniſſe ihren Schatz wieder einholen wollte, zog ſie den ſeit 17 Jahren bei ihr als Direktionsſekretär beſchäf⸗ tigten Frings ins Vertrauen. Dieſer benutzte ſeine Kennt⸗ nis der Dinge, um eine Zeit ſpäter nachts das noch nicht abgeholte Geld mit den gleichfalls Verhafteten zuſammen auszugraben. Die Gelder teilten die Diebe untereinander. Insgeſamt fielen den Dieben 160 000 Mark in die Hände. Kempten ber Bingen.(Tin kühner Sprung.) Vor zahlreichen Zuſchauern führte am Sonntag der beſte Freiſtromſchwimmer unſerer Gemeinde, Jakob Wohl⸗ fahrt, ſeine eingegangene Wetle, einen Sprung von dem 16,50 Meter hohen Geländer der Hindenburgbrücke in den Rhein zu wagen, aus. Der Sprung gelang vor⸗ züglich und begeiſtert jubelte die verſammelte Menſchen⸗ menge ob ſeinen kühnen Wagniſſes zu. N Vermiſchtes. Der gefährliche Bismarck. Eine rheiniſche Fahrkad⸗ fabrik führt ſeit vielen Jahren das Wort und Bild„Bis⸗ marck“ als Warenzeichen für ihre Fahrräder. Das Waren⸗ zeichen wurde zur internationalen Regiſtrierung in Bern angemeldet und anſtandslos eingetragen. Die in Frage kommenden Länder trugen das Zeichen in ihre Rolle ein mit Ausnahme der Tſchechoſlowakei. Dieſe lehnte ab mit der Begründung, daß es ſich um„ein ärgerniserregendes Warenzeichen“ handele. Der Name des Kanzlers Bismarck ſei geeignet, die Gemüter des Landes zu beunruhigen. Das Arheberrecht des Mediums. Ein Londoner Ge⸗ richt hatte die hochwertige Frage zu entſcheiden, ob ein Medium das Urheberrecht zu einem Buch beſitzt, das es in ſogenannter automatiſcher Schrift, alſo unter dem Einfluß angeblicher Geiſter, ohne Bewußtſein des Inhalts verfaßt hat. Das Gericht hat zu gunſten des Mediums entſchieden und dazu den Begriff konstruiert, daß der Geiſt des Me⸗ diums vorübergehend von Geiſtern beſeſſen geweſen ſei, die nur ihm eigentümlich waren. a a „ Skandal auf Ellis Island. Darüber, ob die Ver⸗ einigten Staaten das Paradies ſind, als das ſie ſich be⸗ zeichnen, kann man verſchiedener Anſicht ſein. Ueberein⸗ 5 7 bezeichnen aber alle, die dieſes angebliche Para⸗ ies jemals betreten haben, ſeinen Vorhof, die berüchtigte Einwandererinſel Ellis Island, als ein Inferno. Dieſer Ruf beſtätigt ſich auch jetzt wieder durch eine ſehr peinliche Affäre. Es haben nämlich 13 Engländerinnen, die als Touriſtinnen nach den Vereinigten Staaten einreiſen wollten, eine offizielle Beſchwerde an den brlitiſchen Konſul in Newyork gerichtet über die unerhörte Behandlung, der ſie von Seiten der Funktionäre des Einwanderungsamtes ausgeſetzt geweſen ſeien. Sie erklären, daß der Einwande⸗ rungsinſpektor ſie mit beleidigenden Fragen beläſtigt habe und daß ſie danach gezwungen worden ſeien, ſich in einem von Einwanderinnen gedrängt vollen Raum zu entkleiden. Die Mehrzahl der ſo beläſtigten Damen zog es vor, um⸗ gehend wieder abzureiſen, nicht ohne erklärt zu haben, daß ſte nicht einen Tag in einem Lande verweilen möchten, das ihnen einen ſo e Empfang bereitet. Als„Ent⸗ ſchuldigung“ geben die fraglichen Einwanderungsfunktio⸗ näre an, daß die beſchwerdeführenden Frauen lediglich den üblichen Maßnahmen unterworfen worden ſeien. ö Rätſelhafte Funde in Grönland. Am 1. Juli bega⸗ ben ſich verſchiedene däniſche Wiſſenſchaftler auf eine ar⸗ chäologiſche und geologiſche Expedition nach Grönland, die ſeltſame Feſtſtellungen kontrollieren ſoll, die der In⸗ ſpektor des Kopenhagener Nationalmuſeums 1921 in Grönland gemacht haben will. Er fand damals Reſte gut erhaltener mittelalterlicher Kleidungsſtücke, die in feſt⸗ gefrorenen Schichten lagen. Dieſe Stoffe waren von zahl⸗ reichen Gewächswurzeln durchbohrt, woraus zu ſchließen war, daß irgendwann der Boden Grönlands aufgetaut geweſen ſein muß. Auch andere Funde, insbeſondere Ske⸗ letteile, deren anatomiſche Unterſuchung vollſtändige De⸗ generation der damals dort wohnenden Raſſe bezeugte, laſſen darauf ſchließen, daß Grönland in mittelalter⸗ licher Zeit einen radikalen Temperaturwechſel durchge⸗ macht haben muß. g Ene Stadt ohne Polizei. Dar Städtchen St. Helens auf der im Aermelkanal gelegenen Inſel Wight hat einen kühnen Entſchluß gefaßt: es hat kurzerhand die Po⸗ lizei abgeſchafft. Die Einwohnerſchaft des Oertchens, die rund 5000 Seelen zählt, iſt ſo moraliſch, daß ſich die Koſten für eine Polizeiwache und das Gehalt auch nur eines Beamten nicht mehr rentierten. Vergebens warteten die Beamten, daß man jemand„ein Ding drehen“ ſollte. Es geſchah kein Verbrechen, nicht einmal eine kleine Ueber⸗ tretung war aufzuſchreiben. So wurde ein Strich unter die Polizeirechnung gemacht und die Einwohner fühlen ſich jetzt, wo ſie jetzt auf kein Auge des Geſetzes mehr aufzupaſſen brauchen, doppelt wohl. Mörder in Käf gen. Eine amerikaniſche Humant⸗ tätsliga bekämpft die Todesstrafe. Sie erklärt in einer Eingabe an den Kongreß: die Mörder gleichen wilden Tieren, die nicht imſtande ſind, ihre Inſtinkte zu zügeln. Behandeln wir ſie alſo auch wie wilde Tiere, machen wir ſie unſchädlich. In den Käfig mit ihnen, ähnlich den Tie⸗ ren der Zoologiſchen Gärten. Stellen wir ſie auch zur öffentlichen Schau aus und verſagen wir ihnen als Straf⸗ e während des erſten Jahres ihrer Haft die Gelegenheit, ſich zu waſchen und Haare und Nägel zu ſchneiden. Die Mörder im Käfig werden ein viel ab⸗ ſchreckenderes Beiſpiel ſein als eine Hinrichtung. f Ein koſtbarer Fund. Vor einigen Tagen wurden die Pariſer durch eine Zeitungsnachricht darauf aufmerkſam gemacht, daß die Baronin Rothſchild ein Perlenhalsband im Werte von 1200 000 Franks verloren habe. Dem Finder desſelben wurde eine Prämie von 40 000 Franks zugeſichert. Die Baronin hatte ſich zu einem Tennisturnier im Bois de Boulogne begeben und vermißte bei ihrer Rückkunft den koſtbaren Schmuck. Kurz vorher aber war ſie bei ihrer Schneiderin geweſen. Gleich nach ihrem Fort⸗ gehen fand ein kleines Lehrmädchen mitten in einem Stoffhaufen die Halskette. Sie zeigte ſie ihren Kameradin⸗ nen, die ſie auslachten, weil Perlen von ſolcher Größe nicht echt ſein könnten. Das junge Mädchen dachte nun nicht weiter an ſeinen Fund, wurde erſt durch die Zei⸗ tungsnotizen wieder ſtutig. Die Baronin hat inzwiſchen ihr Eigentum wieder zurückerhalten, und die glückliche kleine Midinette gelangte auf dieſe Weiſe in den uner⸗ warteten Beſitz von 40 000 Franks. Nauchwarenſchmuggel an der lothringiſchen Grenze. Der Schmuggel mit Rauchwaren aus dem Saargebiet ſteht an der lothringiſchen Grenze in voller Blüte. In⸗ folge des vor Jahresfrist erfolgten Abbaus des franzö⸗ ſiſchen Zollperſonals an der ſaarländiſchen Grenze werden täglich größere Mengen geſchmuggelter Rauchwaren von Hauſieren in den lothringiſchen Dörfern verkauft, wo ſie bei der Minderwertigkeit der franzöſiſchen Regiepro⸗ dukte zahlreiche Abnehmer finden. Die Gendarmen von Waldwieſe ſind einer weitverbreiteten Schmugglerbande auf die Spur gekommen, die den Schmuggel und Ver⸗ 5 der ſaarländiſchen Rauchwaren gewerbsmäßig be⸗ ieb. Falſcher Großfeueralarm in London. Lond erregte ein falſcher Großfeueralarm Ange Au ſehen. Nachmittags ſah man plötzlich eine große Anga von Feuerlöſchzügen Withehall entlangraſen und nach Dow⸗ king⸗Street einbiegen. Polizeitruppen wurden im Lauf⸗ ſchritt nach den Parlamentsgebäuden geſandt, ebenſo die berühmte Rote Garde zu Pferde. Mit Windeseile ver⸗ breitete ſich in der Stadt die Meldung, daß in Downing⸗ ſtreet Nr. 10 Feuer ausgebrochen ſei und ſich die Familie Baldwins in Lebensgefahr befände. Eine große ſchenmenge ſtrömte nach der angeblichen Brandſteſle. Dort ſtellte ſich heraus, daß die Feuerwehr einem ſchlechten Scherz zum Opfer gefallen war. Men⸗ —— ——ů—— 8 —— 1 Uurnerbund Jahn setenbelm C. U. ſich heute Abend punkt 7¼ Ahr am Waſſerturm zur gemeinſamen. * Lokales und Allgemeines. Seckenheim, 27. Juli. Das Ergebnis der Landessynodenwahl. Bei der Wahl zur evangeliſchen Landesſynode am 11 Juli haben alle vier kirchlichen Gruppen Stimmenzuwachs erzielt. Prozen⸗ tual haben(für ganz Baden berechnet) die Stimmen der Poſitiven um 19 Prozent, die der Landeskirchlichen um 9 Prozent, die der Kirchlich⸗liberalen um 31 Prozent und die des Volkskirchenbundes um 133 Prozent zu⸗ genommen. Im vierten Wahlkreis(Mannheim, Laden⸗ burg⸗Weinheim, Oberheidelberg) ſind als Mitglieder der Landesſynode endgültig gewählt: 1. Poſitive: Pfarrer Roſt und Profeſſor Dr. Brauß in Mannheim, Notar Möſſinger in Wiesloch und Bäckermeiſter Brauch in Hockenheim. 2. Landeskirchliche: Pfarrer Joeſt in Weinheim und Geh. Kirchenrat D. Klein in Mannheim. 3. Liberale: Stadtrat Ludwig in Mannheim, Real⸗ ſchuldirektor Weiß in Schwetzingen, Dekan Koppert in Weinheim und Pfarrer Vath in Mannheim⸗Rheinau. 4. Volkskirchenbund: Pfarrer Eckert in Meersburg und Fabrikarbeiter Reber in Mannheim. Beiichtigung. In dem geſtrigen Bericht aus der Gemeinderatsſitzung ſoll es heißen Kaufmann Robert Gropp wurde als Ortsbürger aufgenommen. Turnerisches. Beim Gauſportfeſt des Bad. Neckar⸗ turngaues am vergangenen Sonntag in Weinheim errangen ſich vom Tb. Jahn im Jugendturnen: Eder Guſtav im Ballweitwerfen die 2. Stelle, Jörger Albert im 100 Meterlauf die 4. Stelle und die 44100 Meter⸗ Staffel die 3. Stelle. — Kein friſches Brot eſſen! Altbackenes Brot wird beim Kauen leicht zerkleinert, friſches aber wird nur zu⸗ ſammengeknetet zu harten Klumpen, die, mit Speichel überzogen, allerdings ſehr leicht durch die Speiſeröhre gleiten, im Magen jedoch liegen wie ſchwere Tonklöſe. Der Magenſaft vermag die zähen, außen glatten Klum⸗ pen nicht zu durchdringen, ſo daß ſie im Magen liegen bleiben und auf deſſen Nerven einen nachteiligen Reiz ausüben. Dadurch wird wieder der Blutumlauf ge⸗ hemmt; es treten außer Magendrücken, Appetitloſigkeit uſw. Blutandrang nach dem Kopfe, Kopfſchmerzen, Krämpfe, ja ſelbſt Schlaganfälle ein. Es iſt bei ſehr hungrigen Menſchen ſogar ſchon der Tod erfolgt. Die Gefahr iſt beim Schwarzbrot größer als beim Weiß⸗ brot, weil jenes an und für ſich ſchwerer verdaulich iſt. Das Brot ſollte am beſten zwei Tage alt ſein, bevor es gegeſſen wird. — Die Verſick rung der Jugendpflege. Ueber die An⸗ fall⸗ und Haftpflichtverſicherung auf dem Gebiete der Jugendpflege gibt ein Merkblatt genaue Auskunft. Ver⸗ ſichert werden Jugendliche und Jugendpfleger, die beim Betriebe der Jugendpflege einen Anfall erleiden, Anſpruch auf Entſchädigung haben. Schutz gegen Schadenerſatzan⸗ ſprüche auf Grund geſetzlicher Haftpflicht wird den Ju⸗ gendpflegern, Pflegerinnen und anderen Perſonen ge⸗ boten, die als Leiter tätig ſind. Näher beſtimmt wird der Umfang der Verſicherung, die Verſicherungsſummen, die Prämie, was ein Unfall iſt, die Schadenmeldefriſten und ſonſtige Pflichten ſowie die Regierungskoſten. Von der Haftpflicht wird die Höhe der Haftung, die Prämie, die Verwaltungsmaßregeln bei Haffpflichtanſprüchen und die Nachteile bei Nichterfüllung der Vertragsbeſtimmungen beſprochen. 0 ö Die Ausführungsbeſtimmungen zum Art. 48. Die Vorarbeiten zum Ausführungsgeſetz betreffend Art. 48 der Reichsverfaſſung ſind in der letzten Zeit ſoweit ge⸗ fördert worden, daß man hofft, den Geſetzentwurf im Herbſt dem Reichstag zuleiten zu können. Durch das arife in der nunmehr geplanten Faſſung ſollen Ueber⸗ griffe einzelner Stellen, die vor dem Beſtehen genauer Beſtimmungen möglich waren, verhindert werden. Es wird eine eindeutige Feſtlegung der Reichs⸗ und der Länder⸗ Techte dürchgeführk, ſodäß in Zukunft keinerlei Kompeteftz⸗ ſtreitigkeiten bei der Exekutive entſtehen können. Be⸗ ſonders ſoll die Rolle der Polizei und die der Reichs⸗ wehr, die in früheren Fällen zu gewiſſen Auseinander⸗ ſetzungen Anlaß gab, völlig klargeſtellt werden. Danach be⸗ itzt lediglich die Schutzpolizei polizeiliche Rechte, während ie Reichswehr nur in beſtimmten Fällen eingeſetzt werden darf, und ſchnellmöglichſt nach Erledigung ihrer beſonderen Aufgaben zu Gunſten der Polizei zurückzuziehen iſt. Auch die Frage der Nothilfe und der Heranziehung von Ver⸗ bänden zur Sicherung lebensnotwendiger Arbeiten usw. wird durch das Geſetz geregelt. — Ein Mittel gegen Weſpenſtiche. Zu den unangeneh⸗ men Begleiterſcheinungen des Sommers gehört auch die Weſpenplage, die ſich beſonders zur Zeit der Obſt⸗ und Beerenreife, der Traubenreife und beim Einmachen in in läſtiger Weiſe bemerkbar macht. Am Weſpen und Hor⸗ niſſen zu fangen, hängt man Gläſer auf, in die man etwas Sirupwaſſer gießt. Hat man ein Neſt von ihnen entdeckt, ſo gieße man in dasſelbe nachts heißes Waſſer mit Schmierſeife oder Teer, in hohlen Bäumen oder altem Gemäuer ſchließe man raſch die Oeffnung mit Lehm, dem etwas Zement beigemiſcht iſt. Weſpenſtiche ſind bekannt⸗ lich nicht nur ſchmerzhaft, ſondern auch nicht ſelten ge⸗ Ffährlich, da ſie häufig zahlreiche. Giftſtoffe in den menſch⸗ lichen Körper bringen. Die Gefahr wird noch erhöht, wenn die getroffene Stelle nicht auf der äußeren Haut, ſondern an den Lippen, der Zunge oder den Schleimhautteilen des Mundes oder Halſes liegt, wobei infolge der raſchen und ſtarken Schwellung ſogar Erſtickung eintreten kann. Der⸗ artig gefährliche Weſpenſtiche kommen häufiger vor, als allgemein angenommen wird. Ein unfehlbares Mittel iſt der Knoblauch. Leicht erreichbare Stellen wie Lippen oder Zunge, werden mit Knoblauch eingerieben, während bei weit hinten im Munde liegenden Stellen zerriebener oder zurquetſchter Knoblauch zu ſchlucken iſt. Die Anwen⸗ dung dieſes Mittels bewirkt in den meiſten Fällen ein ſo⸗ fortiges Sinken der Geſchwulſt, wodurch die Erſtickungs⸗ gefahr beſeitigt wird. Im Notfall kann auch eine rohe Zwiebel Hilfe bringen, jedoch nicht mit derſelben Sicher⸗ heit. Auch bei Bienenſtichen tut Knoblauch gute Dienſte. Abkürzung der Wartezeit bei der Augeſtelltenverſicherung. Wie wir erfahren, hat ſ der Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten beim Reichsarbertsminiſterium in der Frage des 8 384 des Angeſtelltenverſicherungsgeſetzes vom 28. Juli 1925 Vorſtellungen erhoben. Nach dieſen Paragraphen kann nämlich die Reichsverſicherungsanſtalt verſicherten Angeſtellten nach vorhergehender ärztlicher Unterſuchung ſowohl die Abkürzung der Wartezeit wie auch den Einkauf von Beitragsjahren nach erfüllter Wartezeit geſtatten. Den Erlaß der erforderlichen Ausführungsbeſtimmungen hatte der Geſetzgeber dem Reichsarbeitsminiſterium übertragen. Das Reichsarbeitsminiſterium hatte aber trotz entſprechen⸗ der Vorſchläge der Reichsverſicherungsanſtalt für An⸗ geſtellte bis jetzt noch kei nee Ausführungsbeſtim⸗ mungen erlaſſen. Aus dieſem Grunde hat ſich der Ge⸗ werkſchaftsbund der Angeſtellten nochmals mit dem R. A. M. in Verbindung geſetzt und darauf hingewieſen, daß es bei den Beteiligten unverſtändlich bleiben muß, daß eine vor Jahresfriſt feſtgelegte Einrichtung immer noch nicht benutzt werden kann. Gedenktage am 28. Juli. 7 1656 Sieg der Brandenburger und Schweden über die Polen bei Warſchau. g 1742 Der Friede zu Berlin beendet den erſten Schleſi⸗ ſchen Krieg. 1750 Johann Sebaſtian Bach in Leipzig geſtorben. 1804 1 Philoſoph Ludwig Feuerbach in Landshut ge⸗ oren. 1824 1 Dichter Alexander Dumas d. J. in Paris ge⸗ oren. 1842 Der Dichter Klemens Brentano in Aſchaffenburg geſtorben. 1914 Oeſterreich erklärt Serbien den Krieg. Sport und Spiel. Verlegung des Pokalendſpiels? Der Verbandsvorſtand des Süddeutſchen Fußball⸗ Verbandes hat am Sonntag gelegentlich des Verbands⸗ tages amtlich bekanntgegeben, daß die Sperrfriſt bereits mit Samstag, den 31. Juli, ihr Ende erreicht, ſo daß alſo die erſten Spiele dieſes Verbandsjahres bereits am kom⸗ menden Samstag ſtattfinden werden. Das Pokalendſpiel, das am Sonntag, den 1. Auguſt, im Frankfurter Stadion zwiſchen der Sp. Vgg. Fürth und dem B. f. B. Stuttgart vor ſich gehen ſollte, wird See auf Antrag Stuttgarts auf den 29. Auguſt verlegt. Marktberichte vom 26. Juli. Mannheimer Wochenmarktspreiſe. Nach den Feſt⸗ tellungen des Städtiſchen Nachrichtenamts wurden auf dem heutigen Wochenmarkte folgende Preiſe pro Pfund in Pfennig verlangt und bezahlt: Pfälzer Kartoffeln, neue, 5 bis 7, Wixſing 8 bis 15, Weißkraut 10 bis 15, Notkraut 20 bis 25, Bohnen 10 bis 25, Blumenkohl, Stück, 20 bis 120, gelbe Rüben 8 bis 12, rote Rüben 8 bis 15, grüne Erbſen 12 bis 20, Spinat 20 bis 40, Zwiebeln 10 bis 15, Knoblauch, Stück, 5 bis 15, Kopf⸗ ſalat, Stück, 8 bis 20, Endivienſalat, Stück, 3 bis 20, Gurken, Stück, 4 bis 7, Tomaten 30 bis 80, Kohlraben, Stück, 4 bis 10, Meerrettich, Stück, 50 bis 80, Kirſchen 25 bis 50, Johannisbeeren 25 bis 30, Stachelbeeren 18 bis 28, Pfirſiſche 40 bis 60, Aprikoſen 60 bis 80, Mira⸗ bellen 20 bis 35, Aepfel 12 bis 35, Birnen 10 bis 35, Heidelbeeren 45 bis 50, Pflaumen 15 bis 35, Nüſſe 50, Süßrahmbutter 190 bis 220, Landbutter 180 bis 200, weißer Käſe 50, Honig mit Glas 150 bis 160, Eier, Stück, 8 bis 16, Hahn, geſchlachtet, Stück 200 bis 600, Huhn, geſchlachtet, Stück 180 bis 600, Gänſe, geſchlachtet, Stück 400 bis 1600, Rindfleiſch 110, Kalbfleiſch 120 bis fieſc e 130, Hammelfleiſch 120, Gefrier⸗ ei 5 Mannheimer Produktenbörſe. An der heutigen Produktenbörſe lagen bei ziemlicher Zurückhaltung des Handels Roggen und Hafer ſchwächer, Futtergerſte, Kleie, Weizenmehl etwas feſter. Inländiſche Getreide neuer Ernte noch nicht angeboten. Man verlangte für die 100 Kilo⸗ gramm bahnfrei Mannheim: Weizen, ausl., 22 bis 24, Roggen, ausl. 23.75, Hafer, inl., 19,50 bis 23, Brau⸗ gerſte, ausl. 26,50 bis 27,75, Futtergerſte 22 bis 24,50, Mais mit Sack, alter, 18 bis 18,25, neuer 19, Weizen⸗ mehl, Spezial 0, mit Sack 43,25 bis 43,75, Weizenbrot⸗ mehl 28,50 bis 32, Roggenmehl 31 bis 33, Weizen⸗ kleie 9,50 bis 9,75. Mannheimer Viehmarkt. Zum heutigen Viehmarkt waren zugeführt und wurden je nach Klaſſe per 50 Kilo⸗ gramm Lebendgewicht gehandelt: 189 Ochſen 28 bis 61, 91 Bullen 32 bis 51, 520 Kühe und Rinder, Kühe 12 bis 47, Rinder 43 bis 62, 548 Kälber 50 bis 76, 41 Schafe 34 bis 44, 1705 Schweine 68 bis 82, 159 Ar⸗ beitspferde pro Stück 700 bis 1400, 42 Schlachtpferde pro Stück 50 bis 140 Mark. Marktverlauf: Großvieh lebhaft, geräumt, mit Kälbern mittelmäßig, ausverkauft, mit Schweinen lebhaft, geräumt, mit Arbeitspferden mit⸗ tel, mit Schlachtpferden ruhig.: „Frankfurter Getreidebörſe. An der heutigen Ge⸗ treidebörſe notierten bei ruhiger Tendenz: Weizen 32. Roggen 22.25 bis 22,50, Hafer 21,50 bis 23, Mais 18,25 bis 18,50, Weizenmehl 42,75 bis 43,50, Roggen⸗ mehl 31 bis 31.50, Weizenkleie 9,25, Roggenkleie 11, Erbſen 32 bis 48, Linſen 45 bis 75, Heu 9,50 bis 10, 7105 8015 bis 6, Biertreber 16. Alles in Reichsmark je 100 Klg. g Vorausſichtliche Witterung: N Am Mittwoch: Abwechſelnd heiter und wolkig. Temperatur wenig verändert, teilweiſe Gewitter.— Am Donnerstag: Wechſelnde Bewölkung, zeitweiſe Auf⸗ heiterung, ziemlich warm, Gewitterregen. Redaktion, Druck und Verlag: G. Zimmermann Ww, Inh. G. Härdle, Seckenbeim a. 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