Neckar⸗Bote Samstag, den 7. Auguſt 1926(2. Blatt). Abeſſiniens Hilferuf. Humanitäre Gründe für Abeſſiniens Erdroſſelung. e Als im Jahre 1923 Abeſſinien ſeinen Beitritt zum Völkerbund anmeldete, widerſetzten ſich dem ſowohl England wie Italien. Allerdings ohne Erfolg. Ganz offenſichtlich ſind die Gründe, die damals England und Italien beſtimmt haben, gegen die Annahme Abeſſiniens zu ſtimmen, erſt heute. Die bereits im Jahre 1923 ſeitens Englands und Italiens geübte Vor⸗ ſicht beweiſt erſtens, daß die engliſch⸗italieniſchen Pläne in Abeſſinien älteren Datums ſind, zweitens, daß man damals ſchon mit der Möglichkeit einer direkten Ein⸗ miſchung des Völkerbundes rechnete und ſie von vornherein ausſchalten wollte. Alſo hatten die beiden Mächte das Bewußtſein, daß die von ihnen geſchmiedeten Pläne eine flagrante Verletzung der Völker⸗ bundsgrundſätze bedeuten. Das hindert ſie jedoch nicht, an ihren Abſichten in Abeſſinien nach wie vor feſt⸗ zuhalten. Einem evenluellen Proteſt ſeitens Abeſſiniens wollte man dadurch begegnen, daß man den Spieß umdrehte und eine Gegenklage wegen unerlaubten Sklavenhandels, Verletzung der Völkerbundsbeſtimmun⸗ 5 über Waffenherſtellung uſw. durch Abeſſinien bei em Völkerbund zu erheben gedachte. Der Gang der Er⸗ eigniſſe hat gezeigt, daß die in Bezug auf die zu erwar⸗ tende Haltung Abeſſiniens gehegten Befürchtungen durch⸗ aus gerechtfertigt waren: Abeſſinien hat beim Völkerbund Proteſt gegen die engliſch⸗italieniſche Bedrohung ſeiner ſtaatlichen Souveränität erhoben. In ihrer Erklärung an den Völkerbund fordert die abeſſtniſche Regierung die Völkerbundsmitglieder auf, in Erwägung zu ziehen, daß das engliſch⸗italieniſche Ab⸗ kommen über Abeſſinien, in dem ſich die genannten Mächte verpflichten, die beiderſeitigen Anſprüche in Abeſſinien gegenſeitig zu unterſtützen, einen m it der Unabhän⸗ gigkeit Abeſſiniens unvereinbren Druck bede ute. Weiter wird ausgeführt, daß der politiſche und wirtſchaftliche Einfluß untrennbar voneinander ſeien, und daß das engliſch⸗italieniſche Abkommen ſeinem Weſen nach den eigentlichen Grundſätzen des Völker⸗ bundes widerſpreche. Als Völkerbundsmitglied lege nun Abeſſinien die Verteitigung ſeiner von England und Ita⸗ lien bedrohten Intereſſen in die Hände des Völkerbundes. Für den Völkerbund können hieraus ernſte Schwierigkeiten entſtehen, da ſowohl eine England unangenehme Ent⸗ ſcheidung als auch eine Nichtbeachtung der ſouveränen Rechte Abeſſiniens eine ernſte Kriſe innerhalb des Völkerbundes zur Folge haben müſſen. Wie ſehr der abeſſiniſche Hilferuf in England verſtimmt hat, zeigen die Ausfälle des Daily Telegraph“ gegen Frankreich, das er beſchuldigt. Abeſſinien dieſen Gedanken eingegeben zu haben. Daß Frankreich ein gewiſſes Intereſſe daran hatte, iſt nicht zu leugnen, aber Abeſſinien hätte auch unter allen Umſtänden, alſo auch ohne Frankreichs Anſtiftung, Verwahrung gegen die beabſichtigte Verletzung ſeiner Souveränität eingelegt. Daß dieſe Verletzung wirklich geplant iſt, geht dar⸗ aus hervor, daß, falls England in der Tat nichts als die Durchführung der Stauungsarbeiten am Tſanaſee zugun⸗ ſten des ägyptiſchen Sudans beabſichtigt und Italien ledig⸗ lich den Bau der abeſſiniſchen Eiſenbahn erſtrebt, nichts naheliegender geweſen wäre, als daß die beiden Mächte, geſtützt auf den Vertrag vom Jahre 1906, um die Zu⸗ ſtimmung Abeſſiniens zu ihren Plänen nachgeſucht hätten. Ein ſolcher Schritt iſt, wie wir weiter ſehen wer⸗ den. erſt nachträglich erfolgt, als die imperialiſti⸗ ſczen Tendenzen Italiens und Englands in Abeſſinien offenbar wurden. Iſt ſchon die Tatſache, daß ein ſolcher Schritt rechtzeitig nicht erfolgt iſt, ſonderbar, ſo muß der Abſchluß eines Sonderabkommens zwiſchen zwei Staa⸗ 5 ten, die das Abkommen vom Jahre 1906 unterzeichnet haben, Verdacht erregen. Daß hierbei auch Frankreich, das dieſes Abkommen mitunterzeichnet hat, ausgeſchaltet wurde, iſt ein Moment, das nicht geeignet iſt, dieſen Verdacht zu mildern. Auch iſt die Vermutung nicht von der Hand zu weiſen, daß das Abkommen, deſſen Anfänge in die Zei des Moſſulkonfliktes fallen, als Entſchädigung an Italien für die England geleiſteten Dienſte gedacht war. Wohlgemerkt— wie üblich in England— auf Koſten anderer. i f „Die vor kurzem erfolgte Veröffentlichung des eng⸗ liſch⸗italieniſchen Notenwechſels mit der abeſſiniſchen Re⸗ gierung iſt geeignet, den Verdacht eher zu beſtärken als zu zerſtreuen. Die von der engliſch⸗italieniſchen Re⸗ gierung getrennt voneinander am 9. Juni d. J. an die abeſſiniſche Regierung gerichteten Noten, in denen die ge⸗ troffenen Abmachungen unter Zuſicherung der Neutra⸗ lität Abeſſiniens zur Kenntnis gebracht werden, wurden von der abeſſiniſchen Regierung als Verſuch angeſehen, einen Druck auf Abeſſinien auszuüben, und dieſe Ueberzeugung veranlaßte ſie, die Angelegenheit vor den Völkerbund zu bringen. In dieſem Zuſammenhang iſt von großem Intereſſe die Feſtſtellung der„Daily News“, daß der Plan einer Aufteilung Abelſiniens auf eine italieniſche Anregung vom Jahre 1919 zurückzuführen ſei. Dieſe Aufteilung ſollte nur den Teil eines auf dem Londoner Abkommen vom Jahre 1915 aufgebauten Koloniſationsprogramms bilden. Dieſe Enthüllung wirkt um ſo peinlicher, als von eng⸗ liſcher Seite nach wie vor auf die„humanitären Be⸗ weggründe“ des Abeſſinien⸗Abkommens— Verſorgung des Sudans mit Waſſer— hingewieſen wird. Es muß diesmal vermerkt werden, daß die liberale engliſche Preſſe in der Beurteilung der abeſſiniſchen Frage ſich von dem Foreign Office nicht beeinfluſſen ließ. Die„Dailh News“ erklären, daß Chamberlain, indem er ſeine Zuſtimmung zur Errichtung von Einflußſphären in Abeſſinien ge⸗ geben hat, den Geiſt des Genfer Paktes verletzt habe. „Weſtminſter Gazette“ meint, daß das Kabinett Bald⸗ win einen groben Fehler begangen habe, als es auf die politiſchen Ambitionen Italiens eingegangen iſt. Scharf verurteilt das Abeſſinien⸗Abkommen der„Mancheſter Guardian“, der behauptet, daß die Waſſer des Tſa⸗ naſees nicht imſtande ſeien, England rein⸗ zu waſchen. N 5 * 1 Zur Tagesgeſchichte. Einheitlichkeit der Beamtend ſoldung. Da die Ver⸗ längerung des Reichsbeſoldungsgeſetzes nicht darchgeführt werden konnte, ſollte verſucht werden, eine Vereinbarung zwiſchen den Reichs⸗ und Länderregierungen in der Frage der Einheitlichkeit der Beamtenbeſoldung zu ſchaffen. Wie jetzt bekannt wird, iſt dieſe Vereinbarung nicht zustande gekommen, da Preußen ihr nicht zugeſtimmt hat. Polen und der engliſche Bergarbeiterſtreit. Die ſehr ſtarke Belaſtung des Stettiner und Danziger Hafens durch Kohlenausfuhr nach England veranlaßt jetzt die Polen, Kohlen nach England ſogar über Riga zu ver⸗ ſchicken. Auch Köriasherg dürfte für derartige polniſche Transporte in Anſpruch genommen werden, jedenfalls hat die polniſche Regierung beſchloſſen, für die in Frage kommenden Grenzſtationen Ausnahmetarife für Kohlen⸗ transvorte in Anwendung zu bringen. 285 2 Mordprozeß Fleſſa. Schluß der Zeugenvernehmungen. Frankfurt a. M., 6. Auguſt. Im Mordprozeß ge⸗ gen die Krankenſchweſter Fleſſa wurde am 4. Verhand⸗ lungstag der Gefängnisgeiſtliche Pfarrer Borning vernommen. Er ſagte aus, daß er am Tage nach der Verurteilung der Fleſſa zum Tode dieſe aufgeſucht habe. Die Fleſſa habe ihm kaum Antwort gegeben. Auch nach einigen Tagen ſprach ſie noch nicht zu ihm. Sie agte, ſie hätte Mißtrauen gegen ihn. Nach einiger Zeit erſt wurde ſie mitteilſam. Sie ſagte dann ſaſt wörtlich: Mein ganzes Unglück iſt, daß Dr. Seitz tot iſt. Wenn er noch leben würde, dann würde er meine Angaben beſtätigen. Erſt zwei Monate nach dem erſten Arteil erzählte die Fleſſa dem Zeugen von ihrem Verhältnis zu Dr. Seitz. Sie habe gehofft, daß Dr. Seitz ſie heiraten werde. Auf die Frage des Zeugen, ob Dr. Seitz ihr die Ehe ver⸗ ſprochen habe, ſagte ſie nein. Zur Tat befragt, äußerte ſie daß ſie Dr. Seitz nicht erſchießen wollte. Sie hätte ihn verwunden wollen und wenn die Verwundung ernſter Natur geweſen wäre, hätte ſie als Schweſter helſen können. Sie hätte vorgehabt, ihn zu blamieren und ihn ſo zu verletzen, daß er 14 Tage hätte zu Bett liegen müſſen und ſo Zeit gefunden hätte, über das Verhältnis zu ihr nachzudenken. Auf die Frage des Staatsanwal⸗ tes, ob die Fleſſa das etwa geſagt habe, als das Ur teil bereits aufgehoben war, antwortete der Zeuge, er glaube, es ſei in Juni geweſen. Das Urteil wurde am 1. Juni aufgehoben. Der Zeuge berichtet dann wei⸗ ter, daß er nach der Aufhebung des erſten Urteils zu der Angeklagten gegangen ſei. Sie ſagte an dieſem Tage zu ihm: Wenn ich an mein vollkommen zerrüttetes Le⸗ ben denke, dann kann man den Mann beneiden, der da drüben liegt, dem man bald das Leben nehmen wrd. Der Zeuge erwähnt noch, daß die Angeklagte den Na⸗ men des Mannes nicht kannte. Der nächſte Zeuge iſt der Bruder des Toten, Me⸗ dizinalrat Dr. Otto Seitz. Dieſer ſagte aus, daß ihm ſein Bruder von dem Verhältnis zu der Fleſſa nichts mitgeteilt habe. Nach der Rückkehr von ſeiner Reiſe nach Schweden teilte der erſchoſſene Bruder mit, daß er heiraten wolle. Seine Braut ſein ein Fräulein Sch. Nach der Vernehmung des Bruders des Dr. Seitz wurde die Angeklagte wieder hereingeführt. a Der nächſte Zeuge, Steueramtmann H., war mit Dr. Seitz ſeit 1922 befreundet. Seine Angaben ſtimmen mit denen der von dem Bundesbruder des Dr. Seitz gemachten überein. Der Zeuge hat Dr. Seitz einmal gefragt, ob er der Perſon den gewiſſen Wunſch nicht erfüllen wolle, da habe Dr. Seitz erwidert: Nein. Sie iſt ein übles, häßliches Frauenzimmer. Die Zeugin, B. war mit der Fleſſa nach ihrer Verhaftung im Gefäng⸗ nis zuſammen. Die Angeklagte gab ihr an, daß ſſie Dr. Seitz nicht habe erſchießen wollen. Als nächſter Zeuge ſagte der Anterſuchungsrichter, Landgerichtsrat Tomforde aus, daß ihm die Ruhe der Fleſſa auf⸗ gefallen ſei. Bei der Vernehmung des Anterſuchungs⸗ richters wurde die Fleſſa wieder ſehr unruhig und wurde für die Dauer der Ausſagen dieſes Zeugen wieder hinaus⸗ geführt. Der Unterſuchungsrichter ſagte aus, daß er für das Tatmotio keine Erklärung gefunden habe. Jede intime Beziehung zu Dr. Seitz habe die Angeklagte in Abrede geſtellt. Sie habe behauptet, ſie ſei noch Jung⸗ frau. Einmal erwähnte ſie,„anormalen“ Geſchlechtsver⸗ kehr mit Dr. Seitz gehabt zu haben. Die Angaben hätte ſie aber ſo unſicher gemacht, daß der Unterſuchungsrichter den Eindruck hatte, daß dieſe Angaben unwahr ſeien. Der Zeuge hatte das Gefühl, daß das Tatmotiv ver⸗ ſchmähte Liebe war. Damit war die Zeugenvernehmung beendet. f Die Sachverſtändigengutachten. Zum Schluß der Verhandlung wurden dann die Gutachten der Sachverſtändigen erſtattet. Als erſter Sachverſtändiger ſagte Gerichtschemiker Geheimcat Prof. Dr. Popp u. a. aus: Die Fleſſa hat drei Schüſſe abgegeben. Der erſte(tödliche) Schuß kam aus eimer Entfernung von etwa 3 Meter und traf das Herz. Der zweite traf die Innenſeite des Mantels. Der dritte Einſchuß befindet ſich an der rechten Seite des Mantel⸗ kragens. Popp kommt zu dem Schluß: Ob der erſte Schuß mit Abſicht oder unwillkürlich abgegeben worden iſt, läßt ſich nicht objektiv feſtſtellen. Es muß mit beiden Möglich⸗ keiten gerechnet werden. Unzweifelhaft erſcheint es Ge⸗ heimrat Popp, daß der dritte Schuß auf eine Willens⸗ äußerung der Täterin zurückzuführen iſt. Wenn aber der dritte Schuß mit Willen abgegeben wurde, ſo iſt daraus zu ſchließen, daß auch der erſte Schuß abſichtlich losging. Der zweite Sachverſtändige, Geheimrat Roth, Ver⸗ treter der Behörde, iſt der Meinung, daß die Verſtandes⸗ leiſtungen der Fleſſa keinen merkbaren Defekt zeigten. Auch für den Tag der Tat nimmt er volles Bewaßt⸗ ſein an und hält ſie für durchaus verantwortlich. Der folgende Gutachter iſt Geheimrat Prof. Dr. Fried⸗ länder aus Freiburg 1. Br. Dieſer hält die Fleſſa für eine ſchwere Pſychopatin und ihren Affektzuſtand für ſehr bedeutend. Ihre Zurechnungsfähigkeit werde dadurch tark beeinflußt. Nach ſeiner Anſicht iſt es wohl möglich, aß die Fleſſa ſchwere Dinge tun konnte und gleich⸗ zeitig hochgradig affektiv war. Die Vorausſetzungen des Paragraph 51 des Strafgeſetzbuches kämen für den Augen⸗ blick der Tat zwar nicht in Frage, dagegen ſer die An⸗ geklagte eine erblich belaſtete Pſychopatin mit ſtarker Phantaſie, bei der der Wirklichkeitstermin fehle. Set die Darſtellung der Angeklagten, daß ſie am Tatort ſich von einem Druck befreien wollte, richtig, ſo müſſe er ſagen, daß der Zuſtand, in dem ſie ſich befand, ihre Zurechnungsfähigkeit ſtark beeinträchtigt habe. Der Antrag des Staatsanwaltes. Nach der Vernehmung der Sachverſtändigen ergriff der Staatsanwalt das Wort zu ſeinem Plädoyer. Nach längeren Ausführungen beantragte er, die Angeklagte Fleſſa zu 15 Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehr⸗ perluſt zu verurteilen. Die bei der Tat benützten Waffen ſollen eingezogen werden. Aufklärung der Magdeburger Mordtat. Schröders Geſtändnis.— Ein reiner Naubmoro. + Magdeburg, 6. Auguſt. Geſtern wurde ein Extrablatt ver lcht, das ſol⸗ genden Wortlaut hat:„Vor den nach Magdeburg ent⸗ ſandten Berliner Kriminalbeamten, Kriminaloberinſpekror Dr. Riemann und Kriminalkommiſſar Brachwitz, hat der in der Mordſache Helling verhaftete Schröder, den der Anterſuchungsrichter der Polizei zur Verfügung geſtellt hatte, das Geſtändnis abgelegt, daß er den Buchhalter Helling aus eigenem Antrieb am 10. Juni 1925 in ſeiner Wohnung in Groß⸗Rottmersleben ermordet hat, um ſich in den Beſitz der von Helling mit⸗ geführten Geldmittel zu ſetzen“. Dieſes Ge⸗ ſtändnis ſtimmt mit den Angaben überein, die die in Köln verhaftete Hilde Götze zuvor denſelben Kriminal⸗ beamten gemacht hat. Die kriminal polizeilichen Verneh⸗ mungen ſind noch nicht abgeſchloſſen. Die Niederſchriften über das bisherige Ergebnis ſind dem Anterſuchungsrichter durch die Hand des Oberſtaatsanwaltes in Magdeburg zugeleitet worden. Dieſe amtliche Mitteilung erfolgte, wie wir erfah⸗ ren nach einer gemeinſamen Konferenz zwiſchen den maß⸗ gebenden Vertretern des preußischen Juſttzminiſteriums und dem Miniſter des Innern. In dieſer Konferenz be⸗ richteten die Berliner Kriminalbeamten eingehend über das Ergebnis ihrer Vernehmungen. . TTT g Lerne wieder sparen, Wie in jungen Jahren. Was die Alten taten, Küchen in aparten, entzückenden!“ prachtvollen Modellen Einige Preis-Beispiele: 169.—, 187.— bis 595.— Ist auch heut zu raten. 8 Sena! Zimmer leichtern, wo neue Erfindungen es ermöglichen. Die mit gross. Spiegelschrank. Perflor übertriſſt alle Waschmittel an Wir- B 2 t 8 ark q 8 8 2 Mk. 298.— und höher kung, Vereinfachung der Wascharbeit und 9 55 5 — 1 3 nung der Wãsche. Perflor wäscht durch einmali- 621 8 P Kleiderschränke ges 1½ stündiges Hochen ohne lästiges Reiben hnadenburg 270: Bettstellen sich hlt, macht einen Versuch. Filiale Seckenheim Mk. 64.— und höher! 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Dieſe Machart braucht nicht allein für Sportkleider verwendet zu werden. ſo jugendlich gefällig, daß ſie auch als 1 5 an darum an keinerlei Material gebunden, Blenden und Paspeln in abſtechender Farbe bil⸗ den eine wirkungsvolle Garnierung. Die am Ser⸗ pentinrock angeſchnittenen Patten ſind, wie der Rock ſelbſt, ſofort zu umpaspeln und dann der Die Patten erhalten Knopf⸗ ſchmuck. Erforderlich 2,70 Meter Stoff und 40 Zentimeter Beſatzſtoff, beide 80 Zentimeter breit. Sportkleid. Während zu dem Kleid weißes Leinen gewählt worden iſt, ſind die breiten Blenden aus blauem, die ſchmalen aus rotem Satin zu arbeiten. Man wählt dieſe Farben, weil ſie ſehr waſchecht ſind. Andere Farbenzuſam⸗ menſtellungen ſind gewiß ebenſo effekt⸗ voll. Die Machart iſt ſehr feſch, das Ganze nicht ſehr ſchwierig in der Her⸗ ſtellung. Das Einſchlüpfen iſt durch den linksſeitlichen Einſchnitt erleichtert. Knöpfe und Knopflöcher dienen als Verſchluß. Da, wo die Rockblende die Bluſenblende kreuzt, iſt der Taſchen⸗ einſchnitt für die unterzuſetzende Taſche zu machen. Erforderlich 3 Meter Stoff, 45 Zentimeter blauer, 35 Zentimeter 11 Beſatzſtoff, alle 80 Zentimeter e„ U* 777735 1 . Nachmittagskleid. Jedes Material kann zu dieſem Modell Verwendung finden, nur muß zum Kragen und der unteren Blende in der Farbe ab⸗ ſtechender Beſatzſtoff verarbeitet wer⸗ den. Außerdem iſt es modern, dem der Trägerin einzuſticken. Vorn und hinten ſind Faltenteile eingeſetzt. Dieſe Machart eignet ſich ſehr auch für ältere Damen. Erforderlich 4,15 Meter Stoff entimeter Beſatzſtoff, beide 1 Meter breit. 8 Hängerchen. In erſter Linie iſt u empfehlen, n feſtlichen wird man Die kleinen wenn das Kleid dienen ſoll, iſt mit Sie iſt aber 1 0 Aer ve el Ne 25 Kreuz und Quer. Allerweltsplauderei von Ernſt Hilarion. Die durcheinandergerüttelten Wetterrezepte.— Die Welt iſt verdreht.— Nicht⸗Abbaureife der Kontrollkommiſſion. — Die Philoſophie des Bubikopf⸗Meiſters. Dem Petrus ſcheint entſchieden ſein Sommerprogramm durcheinander gekommen zu ſein und wahrſcheinlich haben ihm ſo ein paar Lausbuben von Engelchen, welche ja auch im Himmel ihre Poſſen manchesmal nicht laſſen können, schu ſchön regiſtrierten Wetterrezepte durcheinander ge⸗ chüttelt, ſo daß wir jetzt mitten in den Hundstagen mit dem ſchönſten und reinſten Aprilwetter beglückt werden. Statt der glühenden Hitze, welche ſonſt um dieſe Jahreszeit uns arme Erdenbürger zu plagen pflegt, werden uns nun reichliche Regengüſſe zuteil und ſtatt der ſommerlichen Klei⸗ dung wird ſchon ſo ganz langſam die Herbſt⸗ und Winter⸗ gewänder hervorgeſucht, um nach Möglichkeit Schnupfen und ſonſtige Aprilkrankheiten zu vermeiden. Traurig hängen auch in die Gärten die Sommerblumen, welche ſich ſo ſehr 2 den Sonnenſchein gefreut hatten, die farbigen Köpfchen und die Roſen, welche ja im Auguſt zum zweiten Male ihre Farbenpracht entwickeln ſollten, halten ihre Knoſpen ängſtlich verſchloſſen und ſchütteln traurig die Köpfe, als wollten ſie ſagen:„nein, iſt das aber wieder einmal eine ſonderbare Welt!“ And wirklich, wir leben auch in einer ſonderbaren Welt! Denn hätte ſich der Herr Poincare vor 2 Jahren träumen laſſen, daß er heute vor derſelben Kammer, welche ihm vor etwas mehr als zwei Jahren den Laufpaß mit Freuden. gab, als Miniſterpräſident fungieren würde? Oder hätte er damals, als er mit ſo großem Schneid ſeinen Generälen den Befehl gab, das Ruhrgebiet zu beſetzen, auch nur ahnen können, daß er heute ſchon mit dem ſchweren Kampfe gegen die Inflation in Frankreich betraut werden würde? Das nicht nur an die falſche iſt es eben! Die Welt iſt vollſtändig anders geworden, iſt radikal verdreht, denn ſonſt könnte es ja nicht ſein, daß das⸗ ſelbe Deutſchland, das den Weltkrieg verloren hat und das dann noch dazu den Ruhrkrieg bis zum Weißbluten führen mußte, heute ſchon wieder mit einer Goldwährung daſteht, während Frankreich durch„Verrat“ auf dem Wege iſt, ſich in die ſchönſte Inflation zu ſtürzen und zwar trotz ſeiner Eigenſchaft als Sieger von 1918 und der hunderten von 85 Millionen deutſcher Goldmark, die ihm jährlich als Repa⸗ rationen gezahlt werden. So etwas iſt eben nicht zu ver⸗ ſtehen und deshalb gibt es auch rechtigkeit! 5 Ueberhaupt ſteht das Falſche und Unrechte heutzutage in voller Blüte und in recht hohem Anſehen. Wo man hin⸗ ſieht, ſtimmt etwas oder gar vieles nicht. Man darf dabei Durchführung der ſogenannten⸗ hohen Ehren e„Geiſtes denken, welche ja vor kurzer Zeit erſt in Ger⸗ keine ausgleichende Ge⸗ Rückwirkungen des in ſo von Locarno“ mersheim ſo ſchlagend illuſtriert wurde, vielmehr kommt man auch anderswo mit den Begriffen in Konflikt. Nur nicht, wenn es ſich um Zahlen handelt! Denn die reden eine etwas deutlichere Sprache als es Worte allein ver⸗ mögen und ſo begreift man es auch ganz gut, wenn man die neu feſtgeſetzten Gehälter und Einkommen der Angehörigen der Hohen Interalliierten Kontrollkommiſſion durchprüft, daß die unter dem Sternbild der Verſtändigung und Völker⸗ verſöhnung zuſtandegekommenen Proteſtnoten des Generals Walch nicht lediglich eine Schikane darſtellten, ſondern daß fi vielmehr eine ſehr verſtändliche innere 1 950 in cher ich einſchließen. Denn ein Monatsgehalt von 2780 deut Goldmark für einen General iſt durchaus kein Pappenſtiel. 0 „ merkbar. ſo daß man ſchließlich berechtigt iſt, für derartige Gehälter, welche bis zu 360 Mark monatlich für den gemeinen Sol⸗ daten heruntergehen, auch etwas zu verlangen, was den Beweis erbringen könnte, daß die Kontrollkommiſſion noch nicht abbaureif iſt. Zumal ſie mit dieſer ihrer letzten Note die Zahl ihrer amtlichen Verlautbarungen an Deutſchland bis die ſchwindelhafte Höhe von 24000(in Worten vier⸗ undzwanzigtauſend) gebracht hat! Das iſt natürlich eine Zahl, vor der man Reſpekt haben muß und zwar auch in Frankreich, wo zwar die augenblickliche Höhe des Franken⸗ kurſes die Zahlenbegriffe etwas verwirrt zu haben ſcheint, man aber trotzdem gerne bereit iſt, den Wert dieſer„Lei⸗ ſtungen“ zu beurteilen und ihnen ein entſprechendes Ge⸗ wicht zuzulegen. 75 95 5 i 5 Neben dieſer militäriſch⸗politiſchen beginnt ſich aber auch eine wiſſenſchaftlich ⸗ kulturelle Verſtändigung zwiſchen Frankreich und Deutſchland anzubahnen, deren einziges Ziel es iſt, Deutſchland und allen Menſchen„Glück und inneren Reichtum“ zu ſpenden. Der edle Träger dieſer hohen Idee iſt der von der internationalen Frauenwelt in den letzten Jahren wohl meiſt begehrte und— doch das ſei nur nebenbei bemerkt— beſtbezahlte Mann der großen Welt: es iſt Herr Antoine, der Erfinder des— Bubikopfes. Natürlich wäre es durchaus verfehlt, Herrn Antoine etwa als einen bloßen Friſeur zu bezeichnen; denn die Zeit, wo man ihn ſo nennen konnte, liegt ſchon mehr als 20 Jahre hinter ihm, während er ſich heute durchaus als Schöpfer von Perſönlichkeiten und als Philoſoph des weiblichen Kopfes fühlt, wenn man ſich dieſe ſeine etwas kühne Defi⸗ nition erlauben will. Daß es ſich bei dieſer Philoſophie lediglich um das Aeußere des Frauenkopfes handelt, tut dabei nichts zur Sache und Antoine kommt nichtsdeſto⸗ weniger zu derart kühnen Theſen wie:„Jede Frau, die etwas für die moderne Kunſt tuen will, trägt den Bubi⸗ kopf“. Er beſtreitet auch entſchieden, daß das Weſentliche des Bubikopfes ſeine große Einfachheit ſei, viel wichtiger iſt ihm die„ſtrenge Logik“, welche ſich durch ihn ausdrückt. So tief gegründeter Aufaſſung von den Dingen entſpricht auch der Satz, den ſich Herr Antoine als Motto ſeines Lebens auserwählt hat:„Die größte Wohltat, die wir den Menſchen erweiſen können, iſt, Glück und wahren inneren Reichtum zu ſpenden“. Dieſer tiefgründige Philoſoph und durchaus auf der Höhe der Zeit ſtehende Friſeur macht es ſich nun zur Aufgabe, die deutſch⸗franzöſiſche Verſtändigung zu fördern und er will in allernächſter Zeit— allerdings gegen klingende Goldmark und nicht gegen raſchelnde Fran⸗ ken— in Berlin eine 1 über den Bubikopf ab⸗ halten. Dabei werden wir den zweifelsfreien Vorzug ge⸗ nießen dürfen, ſeine Kunſt zu ſehen und eine kleine Kunſt⸗ hiſtorie über den Bubikopf zu hören und wenn Herr An⸗ toine dann wieder 1 ſein wird dann wird uns viel⸗ leicht auch der Zuſammenhang klar, welcher in der Schaf⸗ fung von Bubiköpfen und der Aufgabe liegt, den Menſchen Glück und inneren Reichtum zu ſpenden. Brombeeren. b Auf den Feldern ſteht das Getreide in Garben, aber bei dem andauernden Regen iſt es ſchwer, es in die Scheunen zu bringen. Nur hier und da weht ſchon der Wind über die leeren Stoppelfelder, was das Nahen des Herbſtes kündet. Noch iſt die Sommerkraft der wärmeſpendenden Sonne nicht erloſchen, und es ſteht uns noch der Altweiberſommer be⸗ vor, in dem feine, weiche Fäden wie weißes Greiſenhaar durch die klare Luft fliegen. Aber doch macht ſich in der Natur ſchon die Zeit des Welkens und Vergehens ſtark be⸗ Schon beginnen die zahlloſen Glöcklein des blühenden Heidekrautes auf den weiten, unüberſehbaren Strecken den Herbſt einzuläuten. Das viel beſungene Röslein auf der Heiden iſt zumeiſt verblüht und an dem dornigen Strauch mit ſeinen langen Ranken und Schößlingen färbt ſich ſchon der Roſe Frucht, die Hagebutte ſcharlachrot. Auch ein echter Bote des Herbſtes, die Brombeere, hat bereits zu reifen begonnen. Sie iſt ein rechtes Kind der Wildnis; die Pflanze wuchert an Feld⸗ und Wieſenrainen, in lichten Wäldern, ſelbſt ſteinigen Hängen. Alles wuchert über und durchein⸗ ander in üppiger und tiefgrüner Blätterfülle, die ſtarken weinroten Ranken mit den zahlloſen wehrhaften Dornen und Ausläufern ſpinnen ſich in undurchdringliches Gewirr ſelbſt über den harten Felsboden hin. Aber die Pflanze liebt Sonne und Luft. Bis über den Froſt hinaus, ja unter der warmen Schneedecke oft den ganzen Winter hindurch bleiben einzelne Brombeerarten friſch im Grün, andere färben ihre Blätter im Herbſt purpurrot und bedecken ſie mit zahloſen Roſtflecken. a Auch in den Gärten angepflanzt, liefert die Brombeere reiche Erträge. Sie iſt verwandt mit der Himbeere, und man hat mit Erfolg brombeerartige Himbeeren gezüchtet, die ſich einen beſonders aromatiſchen Geſchmack auszeichnen. Das ſchünſte an dieſem Wildling ſind die glänzenden, ſchwar⸗ zen, ſaftigen Beeren. Wie köſtlich ſind ſie, wenn man ihnen genügend Zeit zur Reife gibt, ſie nicht vorzeitig abflückt, ſondern wartet, bis ſie voll entwickelt ſind und kohlen⸗ ſchwarz werden und uns bei der leiſeſten Berührung der Hand entgegenfallen. weich und duftig, eine köſtliche Gabe des Herbſtes. g Die ſaftige Frucht mundet uns nicht nur in rohem Zu⸗ ſtande, ſondern auch in Milch mit Zucker getan. Setzt man die Brombeere mit etwas Waſſer zum Feuer, kocht ſie und quetſcht ſie durch, ſo gewinnt man einen äußerſt ſchmackhaf⸗ ten Fruchtſaft. Auch Brombeerwein iſt ein billiges, wohl⸗ ſchmeckendes und erfriſchendes Getränk.. Reife Brombeeren beg in dieſen Auguſttagen laſſen uns das Nahen des Herbſtes ahnen, nachdem wir in dieſem Jahre ſeinen Odem nur zu oft auch während der ſonſt ſo warmen Sommerszeit verſpürt haben. Wie lange wird es dauern, daß auch die Natur wieder ihr herbſtliches farbenbuntes Kleid anlegt und der kahle eiſige Winter ſeinen Einzug hält. Die deutschen Rüictwanderungsziffern In folge der politischen Verhältnisse ketten nein beulstmlend zurück: 15 us dem ſustand u den. Aus klsss5. Lorin. Hus den abgeftetenen Gebieten der bsmar 865000 1 as echt a 50000 Aus dem Ssargedief und den übrigen abgetretenen beliefen 19090, 8 ein ueufel auge bn uon bnd ehe cab Ulnckod Usbebjue Hojcplezec ꝛbnhchbnanb ues bead ur uhr ee zue bg oog u 8e uu de, en en epnv vigaß ug zk 5 8 igvnlg oz zog gnupg ue ui Bunzequpgd eeanz due eie ug! esch svd ho: wog ꝛeunsneg cg s bnd 0e Tie refund uengnlsno jlunzng use ⸗Aunz zbufel nvgz ueg unu ac Invrom uefuempgung uegun! eh iu dubg Seile sehen ue ue ung ezbno! ⸗ zog dig nps dehle zel cm 8 dapgufeplun aufe Ahe usgnd us zun usegog nee ebe de eee ueavm john uequebom eic bunnfbnuoch ꝛc8 hel jo unv r meufe u usgunss usausgjof ed engeschand zog neuen u A uobun hes ſuv ue ee eee e nee eee ieee digt ue o Apprged fegen u ene ee nn ple I piu e 12 ep szehogz oaupc ei zn bn en eibneg eune onnleckagz erg 8s auc o uehneeud eig! 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Lydia ſaß bereits an ihrem Tiſchchen und ſchien ihn ziemlich nervös zu erwarten.„Kommen Sie,“ empfing ſie Walter haſtig ſprechend,„ich muß mit Ihnen unter vier Augen verhandeln und es iſt möglich, daß unſere Freunde von geſtern nicht mehr allzu lange auf ſich warten laſſen.“ Walters Hirn durchkreuzten peinliche Ueberlegungen. Ganze drei Mark waren in ſeiner Taſche, ſein letztes Geld. Er hatte hier Felix zu treffen gehofft und eine Wieder⸗ holung der geſtrigen Abrechnungsmethode mit dem Kellner vermutet. In einigen Tagen ſollte der Freund alles auf Heller und Pfennig zurückerſtattet erhalten. Ein Bummel mit dieſer Lydia durch Berlin oder gar ein Abſtecher in einen Vorort mußte ihn nicht allein auf den Grund ſeiner Brieftaſche, ſondern noch mehr auf das peinliche Geſtändnis ſeines geldlichen Anvermögens führen. Jedoch hatte Lydia den Zaudernden ſchon auf den Bür⸗ gerſteig gezogen. Beide ſchlenderten langſam durch die Leipziger Straße. „Was werden wir nun beginnen?“ fragte Lydia. „Tia, was werden wir beginnen?“ 980 ſchlage eine Fahrt nach Potsdam vor.“ gi chr beſah mit größtem Mißbehagen das Zifferblatt einer Uhr. „Paßt Ihnen der Ort nicht?“ „Doch, doch. Aber ich berechne, ob ich pünktlich zurück ſein kann.“ „Haben Sie heute noch etwas zu erledigen?“ fragte Lydia ungläubig. „Ja und nein. Ich hatte die Abſicht——“ 3 1 Sie, mein lieber Freund. Heute ſind Sie mein a 5 „Auf keinen Fall! Eine Dame——“ „Was Dame? Iſt das Geld einer Dame weniger wert, als das eines Herrn?“ „Das nicht. Aber es iſt doch peinlich, zumindeſt unge⸗ wöhnlich——“ „Nun gut, dann geben Sie mir alles zurück, wenn Sie wieder bei Kaſſe ſind.“ „In dieſem Falle bin ich gern einverſtanden.“ „Alſo zum Bahnhof.“ b Der Zug nach Potsdam war nur mittelmäßig beſetzt. In der Ecke des Abteils ſaß ein hämiſch dreinblickender, dicker Herr, der die Spitze ſeiner Zigarre mit großem Be⸗ hagen zu einem naſſen Quetſchbündel zerkaute. Eine ſchlicht, aber vornehm gekleidete Frau mit einem zierlichen Bübchen hatte ihnen gegenüber Platz genommen. Die Anterhaltung vollzog ſich deshalb im Flüſterton und drehte ſich nur um gleichgültige Dinge. Aber ſchon kurz hinter dem Bahnhof in Potsdam wurde Lydia lebhafter. „Für was wird der unparteiiſche Zuſchauer uns beide Läch. fragte ſie Walter mit ihrem bezaubernden ächeln. „Vielleicht für Bruder und Schweſter.“ „Ach, Sie Schäker. Eher wohl noch für Großmutter und 6 5 i „Dagegen muß ich aber lebhaft Einſpruch erheben.“ „Jetzt werden Sie galant. Das kleidet Sie nicht. Alſo zerbrechen wir uns nicht den Kopf darüber, was die andern von uns denken, ſondern beſchäftigen wir uns lieber damit, wie wir uns ſelbſt zu einander ſtellen. Für was halten Sie mich?“ „Für die Prokuriſtin des Direktors Fuchs.“ „Sehe ich ſo einfältig aus?“ „Sie haben bei der Vorſtellung nicht widerſprochen.“ Nicht direkt. Aber ich habe Ihnen manchen Puff geben müſſen, um Ihnen die wahren Abſichten der beiden Herren aufzudecken. Hat Sie das nicht ſtutzig gemacht?“ „Allerdings. Ich konnte mir auch und kann mir noch letzt nicht vorſtellen, welche Rolle Sie in dem dreiblättrigen Kleeblatt ſpielen.“. „Das iſt eine lange und doch wiederum kurze Geſchichte. Als ich in die Hönde dieſer beiden Freunde fiel, habe ich keine warnende Fußſpitze auf meinem Stiefel gehabt und bin ihnen ſchnurſtracks ins Netz geflattert.“. „Sog Netz geflattert? Wie iſt das zu verſtehen?“ „Sehr einfach. Man erwartet Sie 355 im Café, um Sie zum gefügigen Objekt eines Geſchäftes zu machen. Zu irgend etwas werden Sie ſchon Talent haben, zum Schwerenöter, zum Hochſtapler, Bauernfänger oder Gott weiß zu was.“ „Das klingt für meinen Freund Felix hart.“ „Sie ſind nicht ſein Freund. Er hat edenfalls keinen Anſpruch auf dieſe Ehrenbezeichnung von hnen.“ „Sie wollen doch nicht ſagen——?“ „Jawohl, er iſt ein Lump und Sie ſind ein anſtändiger Menſch, wenigſtens ſolange Sie ſich von ihm fern halten.“ „Haben Sie Beweiſe für dieſe Behauptungen?“ „Jeden Tag eine verkaufte Seele.“ „Ich bin ſprachlos!“ „And würden es noch mehr ſein, wenn Sie bis auf den Grund dieſes Sumpfteiches blicken könnten. Aber vorläufig Buds davon, mit der Zeit werde ich Ihnen ein treffendes ild von dem Opernſänger Felix Moldenhauer entwerfen. And nun zum Anfang zurück. Für was halten Sie wich Walter hatte ſich von ſeinem erſten Erſtaunen erholt. Die Art des ruſſiſchen Mädchens, die die deutſche Sprache übrigens beſſer beherrſchte, als er nach der erſten Unter⸗ haltung vermutet hatte, beluſtigte und feſſelte ihn. Es lag auf der Hand, daß ſie irgend ein Anliegen hatte, deſſen Erledigung ſie durch ihn wünſchte. ö g „Ich halte Sie für ein Mädchen, daß ſich aus den unfrei⸗ ſehnte Beziehungen zu den beiden Ehrenmännern fort⸗ ehnt. „Falſch. Ganz falſch. Beziehungen beſtehen nicht mehr. Wenn ich Ihnen erkläre, daß das geſtrige Zuſammen⸗ treffen mit den beiden vollkommen zufällig war, glauben Sie mir das?“ 5 a „Warum nicht? Nur wundere ich mich dann über Ihre mir heimlich zugeflüſterte Einladung. Sie hätten ſich doch von den beiden trennen und um meine Begleitung erſuchen können. Die heutige Exkurſion wäre dadurch über lf geworden.“ „Iſt ſie Ihnen läſtig?“ 9 nicht. Ich ſtelle mich dabei auf Ihren Stand⸗ punkt. „Sie irren. Der heutige Ausflug iſt für mich eine Er⸗ l de d ken hierb „Sie denken hierbei an das prachtvolle Wetter.“ Nein. Ich denke an Sie.“ 7 Lydia hatte den Weg am Brauhausberg entlang nach Templin eingeſchlagen. Von den Sonntagsausflüglern und Radlern war der Schneeweg glatt ausgetreten. Sternklar ſpannte ſich der Himmel über dem ſtillen Kiefernwald, in den ſie jetzt hineingingen. „Sie wiſſen hier gut Beſcheid, ſcheint's,“ hatte Walter eine Verlegenheitsphraſe gefunden. „Ich wohne in Potsdam.“ „Dann wundert's mich, daß Sie geſtern nachmittag aus⸗ gerechnet und zufällig in dem obskuren Café anzutreffen waren.“ „Sie haben ein Necht zu dem Mißtrauen. Aber die Er⸗ klärung iſt einfach. Ich hatte jemand nach Berlin zu be⸗ gleiten und mußte mich, da ich bei dem Rendezvous meiner — nun ſagen wir Gnädigen, überflüſſig war, eine Stunde als verlorenes Rad in der Nähe aufhalten. Da habe ich denn das Verlangen gehabt, den Ort noch einmal auf⸗ zuſuchen, wo mein Unglück beginnen ſollte und mein Glück begann.“ „Und die Zigarette, die Ihnen da— nun ſagen wir Direktor Fuchs ſo ſelbſtverſtändlich anbot und die Sie ebenſo ſelbſtverſtändlich entgegennahmen?“ „Ich rauche gern.“ „Es klingt alles ſo abenteuerlich.“ „Vielleicht weil das Abenteuer einer anderen ſeinen Schatten darauf wirft.“ „Sie meinen das Abenteuer Ihrer Gnädigen?“ „Das meine ich.“ „Es muß ſchwer für ein junges Mädchen ſein, in ſo abenteuerlicher Geſellſchaft den Kopf für den rechten Weg frei zu halten.“ „Gibt es nicht auch unzweideutige Abenteuer, ſolche, die aus edlen Beweggründen herbeigeſehnt und durchlebt werden?“ 2 Dieſe Frage führte Walter zu der heutigen Begegnung mit ſeiner erſten Schülerin zurück. (Fortſetzung folgt.) m r// dd. 0 Warnung für Liebende. Iſt's möglich, daß des Argwohns gift'ger Same In des Vertrauens Tempel ſich verirrt, Daß ein unſchuldig Wort, ein bloßer Name Den Sinn der Liebenden ſo ſchnell verwirrt? Ach, ſie, die ſchwerem Unglück wiederſtanden, Die ihre Treu' in hartem Kampf gewährt, Und jede Prüfung ſiegreich überwanden, Hat nun ein böſer Wahn ſo arg verkehrt, Daß die erprobten Herzen ſich verkennen, Und blindlings ſich, wohl gar auf ewig trennen. So trotzet oft ein Schiff den Meeresſtürmen, Da brauſend ſich die wilden Fluten türmen, Und wenn die gold'ne Sonne freundlich Lacht, Da ſinkt es plötzlich unter in die Nacht. An der Quelle. Von Radünz. .. und rauſchen ſeijt Ewigkeit. Und murmeln, bald leiſe, bald lauter, erzählen die wunderlichſten Sachen. Er⸗ zählen ſich von den Menſchen, die hier Labung ſuchen und ihre Zungen benetzen nach einer langen, mühevollen Wan⸗ derung. Erzählen ſich von den Kindern, die hier ſpielen und die ſobald ſchon große Menſchen werden mit Kummer und Sorge und Freude und Herzeleid. Erzählen Geſchichten von weiten Reiſen vom Berge herab bis weit zum Welt⸗ meer. Und wie lieb ſie plaudern, die klaren, hellen Berg⸗ quellen. 5 5 Und der eine Tropfen erzählt mit wichtiger Miene:„Ich bin der Anfang zu einem gar gewaltigen Strom von hun⸗ derttauſendmeter Länge, auf meinem Rücken trage ich Floße und Kähne und Boote und Schiffe und Dampfer. Meine Reiſe geht durch drei Länder und ich ſchaue viele kleine Dörfer und kleine Städte und große Städte. Ich bin der Anfang dieſer großen Waſſerader—— was ſeid Ihr dagegen für armſelige Waſſerkinder?“ And der zweite Tropfen beſinnt ſich 0 ein Weilchen und lächelt ſtill vor ſich hin, wie jemand, der als überlegener Philoſoph ſehr gern einem gewaltigen Aufſchneider und Großtuer zuhört. And meint dann:„Armſelig? Warum? Wenn ich auch nur der Anfang zu einem ſehr beſcheidenen, kleinen Flüßlein bin und wenn ich auch ſchon nach einer kurzen Wanderung von meinem großen Kamerad verſchlungen werde, der mich auf ſeinen breiten Rücken nimmt und ins Meer trägt, ſo verbreite ich nicht weniger Schönheit um mich, als Du. Ge⸗ wiß, mein Weg iſt kurz und ich kann mich nicht rühmen, große Taten, zu begehen, aber—— haſt Du ſchon einmal die ſtillen, frohen Menſchen meinen Tönen lauſchen ſehen? Haſt Du ſchon einmal Gelegenheit gehabt, die ſtille Poeſie des kleinen Weidenwinkels an meinen Ufern zu belauſchen? Kannſt Du ſolche intimen Reize aufweiſen wie die kleine klappernde Mühle, deren großes Rad ich treibe, um den Menſchen Brot zu geben? Wie heimlich, wie traut, wie öttlich iſt dieſes Mühen; wie ſchön iſt das alte halbzer⸗ allene Gebäude der Mühle, wie verzaubert das Dach mit ſeinem Mooshaupt. Und dort ein Pärchen im Gras; ſie ſind ſtill und ſtumm und ſchauen nur und lauſchen auf mein Gemurmel und träumen in die Sonne, von Glück und Liebe und ihren Kinderlein. Und danken mir eine Stunde reinſter, erhabenſter Poeſie. Und plätſchern in meinen kleinen Wellen und ſchauen den munteren Forellen zu, denen ich Heimat bin. Sie Dir die Menſchen an, die an Deinen Ufern weilen. Wie ſie haſten und jagen und rennen und garnicht eine Minute Zeit haben, ſich an Dir und Deinem munteren Spiel zu erfreuen! Armſelig?— Nein! Aber reich!“ Und der erſte Tropfen war ſtumm r und reichte dem anderen die naſſe Bruderhand:„Wir ſind beide Diener der göttlichen Vorſehung! Wir wollen Freunde ſein, und uns beide unſer Eigenart freuen!“ Die Nibelungen in Rußland. Ein außerordentlich amüſantes und anſchauliches Bild von den Schickſalen, die dem berühmten Nibelungen⸗Film auf ſeiner Rundreiſe durch Rußland, insbeſondere auf dem Lande, paſſiert ſind, wird im folgenden berichtet. Als Vorbote— ſo heißt es in dem Bericht— erſchien im Dorf Der„Zuſchauerraum“ war überfüllt. der Kinoanſager und verſammelte die Bauern auf dem freien 1 wo er ihnen in wohlgeſetzter Rede erklärte, daß man ihnen lebende Bilder aus der Zeit zeigen wolle, in denen dargeſtellt werde,„wie die tyranniſchen Könige gelebt hätten“. Die politiſche Ausſchlachtung irgendeines, wenn auch durchaus unpolitiſchen Ereigniſſes, iſt nun ein⸗ mal nicht zu vermeiden. Die Eintrittskarte koſtete nur 15 Kopeken oder fünf friſche Eier. Als der Anſager den Titel„Der Nibelungenring“ ausrief, ſtaunten die ver⸗ ſammelten Bauern.„Wozu brauchen wir einen Ring?“ tönte es aus ihrer Mitte.„Gebt uns etwas Reelles, Samen oder Dünger! Immer nur wollt ihr Geld von uns haben!“ 3 Die Vorführung fand am Abend in einer Scheune ſtatt. „Ijt das wirklich ein richtiger Wald?“ fragte einer.—„Was iſt das für ein Wunder?“ meinte ein anderer. Der Anſager war wieder da und erklärte die einzelnen Bilder:„Nun werdet ihr gleich den Kampf des großen Helden Siegfried mit dem Drachen ſehen, der 72 Saſhen(ein ruſſiſches Maß) lang iſt!“ Als nun das Ungetüm auf der Leinwand er⸗ ſchien, fingen viele Bauern laut zu beten an.„O Gott, erbarme dich unſer,“ hörte man auf allen Seiten,„das Ungeheuer wird ſicher gleich herausſpringen und uns auffreſſen!“ Ein alter Bauer ergriff ſchleunigſt die Flucht, viele folgten ſeinem Beiſpiel. a Nach der Vorführung ſchlugen die Veranſtalter den Bauern vor, ihre Eindrücke, die ſie während des Spiels empfangen hatten, wiederzugeben. Einer meldete ſich: ⸗Genoſſen, jetzt habt ihr geſehen, was für erſtklaſſige Drachen in den königlichen Wäldern gezüchtet wurden. Da ſehr ihr wieder einmal, was die Fronherrſchaft des Kapi⸗ talismus vermag! Die ſogenannten Orang⸗Utans oder, wie wir in Rußland ſagen, die Drachen, können in keinem zoologiſchen Garten untergebracht werden. Mit dieſem Ungeheuer haben damals die Bourgeois ihre Felder be⸗ arbeitet. Da braucht man freilich keine Traktoren, wenn ſo ein Tier die Arbeit von allein ſchafft!“ Nunmehr griff der Vorführer in die Ausſprache ein: „Genoſſen, ihr verſteht nichts von einer Filminſzenierung. In dieſem Film iſt natürlich alles künſtlich, der Wald, die Burgen und der Drache. Alle dieſe Wunder hat man in Deutſchland hergeſtellt; man hat ſie in beſonderen Ateliers aufgebaut; auch der Drache iſt künſtlich gemacht, denn ſolche Tiere gibt es ja in Wirklichkeit gar nicht. Er 8 aus Holz, Draht und Tuch verfertigt und gefärbt. Im Innern des Ungeheuers, in Bauch und Kopf ſitzen Arbeiter, die auf beſtimmte Anweiſungen ſeine Bewegungen bewirken. Alles an ihm iſt mechaniſch. Das Blut, das ihr ausſtrömen ſeht, iſt in Wirklichkeit eine rote Flüſſigkeit, die auf Zeichen des Regiſſeurs von den Arbeitern ausgepumpt wird. Kurz, alles iſt Illuſion, und man muß nur ſtaunen, wie weit die moderne Wiſſenſchaft fortgeſchritten iſt, daß man ſo etwas Großartiges im Bilde zeigen kann!“— „Aber das iſt doch 8 das Tier iſt ja echt!“ ruft ein Bauer aus der Menge. „Genoſſen, laßt mich reden,“ meldet ſich ein dritter zum Wort,„ich habe den Eintrittspreis bezahlt und das Geld dafür im Schweiße meines Angeſichts als ehrlicher Pro⸗ letarier verdient.“ 2 8 „Alſo nun ſchieß los, iſt das Tier echt oder nicht?“ „Es iſt ſehr gut,“ antwortet der,„daß das Tier nicht echt iſt. Denn wenn wir ſolche Ungeheuer hätten, womit ſollten wir ſie denn füttern? Rechnet euch mal aus, was 15 ein Vieh tagsüber freſſen mag. Mindeſtens dreißig agen Heu, vom Trinken gar nicht zu reden, müßten wir jeden Tag aufbringen. Aber das iſt ja alles nebenſächlich; worauf ich euch aufmerkſam machen möchte, iſt die Lage unſerer Genoſſen, der armen Kerle, die man zwingt, im Bauch des Ungeheuers zu ſitzen. Iſt das nicht eine Schande? Unſere Arbeiter und Bauern fahren im Sommer zur Er⸗ holung in einen ſchönen Kurort, während unſere Genoſſen von den Bourgeois mißbraucht werden. Nun, ihr habt ja geſehen, wie der geehrte Genoſſe, wie hieß er bloß— rich⸗ tig, alſo Genoſſe Siegfried dem Ungeheuer den Garaus machte. Ich ſchlage euch vor, eine Reſolution anzuneh⸗ men, daß wir dem Weltkapitalismus auch einen ſolchen Schlag verſetzen wollen, wie ihn dieſer Drache erhalten hat.“ Damit war man allſeitig einverſtanden, und die Bau⸗ ern trennten ſich in gehobener Stimmung, um zu Hauſe noch ihren Gedanken über den Zuſammenhang zwiſchen dem Drachen und dem Kapitalismus nachzuhängen.