llediglich auf Vermutungen und Kom Bezugspreis: Für den Monat Sept. 1.40 Goldmark, frei ins Haus. Anzeigenpreis: Die einſpalt. Petitzeile 15 Goldpfg. Reklamen: 60 Goldpfg. Bei Wiederholung Rabatt. Beilagen: Illuſtriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). — . dueigenblatt a für Seckenheim und Umgebung flo. 218 Erſcheinungszeit: Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſetzlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle Hildaſtraße 68 oder durch unſere Träger. 3 Fernſprecher Rr. 16.— Poſtſcheckkonto 78439 Karlsruhe. Deutſch⸗franzöſiſche Auseinanderſetzung. . Am Freitag vormittag holte Briand, beglei⸗ tet von ſeinem Kabinettschef, den deutſchen Außenmini⸗ ſter Streſemann im Automobil ab, und auch Streſe⸗ mann wurde nur von ſeinem Sekretär begleitet. Die Fahrt ging nach einem kleinen ſchweizeriſchen Ausflugs⸗ ort und von dort nach dem kleinen und nahezu unbe⸗ kannten franzöſiſchen Juraort Thoiry, wo die beiden Staatsmänner eine mehrſtündige Unterredung hatten. Wie üblich, wurde nach Beendigung der Ausſprache in Genf ein Kommunique ausgegeben, das jedoch derart abge⸗ faßt war, daß aus ihm außer der Tatſache der Anter⸗ redung eigentlich gar nichts entnommen werden konnte, ſo daß alle Nachrichten über den Inhalt und die Vereinbarungen der Briand⸗Streſemann'ſchen 1 15 inatio⸗ nen beruhen, deren Richtigkeit ſich erſt nachzuweiſen hat. Dieſe etwas geheimnisvolle Konferenz erinnert nun an jene Pripatunterredung zwiſchen Luther und Briand in einem Reſtaurant bei Locarno, in der gleichfalls Ent⸗ ſcheidendes in ungebundener Form ausgemacht wurde. Es liegt vor allem dem franzöſiſchen Außenminiſter, irgend⸗ wo draußen in einer kleinen Kneipe unbeobachtet und von Perſon zu Perſon zu verhandeln; Briand iſt, trotz ſeiner glänzenden Rednergabe, kein Liebhaber von großen und pompöſen Staatsaktionen, auch nicht, wie Poin⸗ caree, ein Verehrer von ſteifer Ueberkorrektheit. Außer⸗ dem aber iſt es offenbar beiden Außenminiſtern aus guten Gründen richtig erſchienen, ſich aus dem der Genfer diplomatiſchen und journaliſtiſchen Kontrolle hinwegzubegeben. 8 Der Gegenſtand der Verhandlungen iſt von Streſe⸗ mann ſelbſt am Abend vorher in einer improviſierten Rede an die deutſche Preſſe berührt worden: nicht um einen kleinen Tageserfolg handele es ſich, wie dies irgend⸗ eine geringfügige Herabſetzung der Beſatzung wäre; ſondern die Geſamtheit der deutſch⸗franzöſiſchen Be⸗ ziehungen müſſe„bereinigt werden“. Man weiß nun, daß Briand in jenem Interview mit einem Wiener Blatt kurz nach der Uebernahme des Außenamts im neuen Kabi⸗ nett Poincaree nicht nur von einer vollen Erfüllung, ſon⸗ dern darüber hinaus von einem großzügigen Aus⸗ bau der Locarnopolitik geſprochen hatte. Die Gelegen⸗ heit iſt jetzt gegeben. Der Eintritt Deutſchland⸗ in den Völkerbund hat mit dem Inkrafttreten der Lo⸗ carnoverträge und den gegenſeitigen Pflichten, die Völker⸗ bundsmitglieder übernehmen, ein neue s Verhältnis zwi⸗ ſchen Deutſchland und Frankreich geſchaffen, dem wirt⸗ ſchaftliche Vorgänge, wie das Eiſenabkommen und die Verbindung der deutſchen mit der franzöſiſchen Kali⸗ induſtrie, nicht unerheblich vorgearbeitet haben. Eine ein⸗ zige Stelle der Rede Streſemanns ſchien ein wenig näher auf den Gegenſtand der Verhandlungen hinzuweisen als der Außenminiſter ſagte, nicht finanzielle Leiſtun⸗ gen hätten im Vordergrunde zu ſtehen, ſondern die po⸗ litiſcheen Fragen. Ob und in welchem Sinne damit auf die von der franzöſiſchen Preſſe jetzt wieder ſtark lancierten, beinahe ſchon ein Jahr alten Pläne angeſpielt iſt, gleichzeitig mit der Räumung von Rhein und Saar eine raſchere Mobiliſierung der von Deutſchland ſchon ausgeſtellten Induſtrieobligationen zu veranlaſſen, muß dahingeſtellt bleiben. Jedenfalls beſchäftigt die Frage einer raſcheren Mobiliſierung des franzöſiſchen An⸗ teils an den deutſchen Dawesobligationen die Preſſe drü⸗ ben ſehr. Auf der anderen Seite wird, im Zuſammenhang amit, mit einer für die bisherigen franzöſiſchen Ver⸗ hältniſſe erſtaunlichen Entſchiedenheit die Räumung bei⸗ der noch beſetzten Rheinzonen und des Saargebietes als im Bereiche der Möglichkeit liegend behandelt. And zwar von Blättern der Mitte, die ſonſt derartige Hinweiſe nicht gebracht hätten. Als Stimmungsumſchwung mindeſtens, wenn ſchon nicht als Hinweis auf die Geheimkonfe⸗ renz Streſemann⸗Briand, ſind dieſe Stimmen höchſt be⸗ merkenswert. 5 Briand hat am 10. September in Genf erklärt:„Ich ſchwöre, daß Sie an mir einen loyalen Partner haben werden“, und daraufhin hat Streſemann erklärt, er halte dieſe Aeußerungen Briands für abſolut ehrlich und be⸗ trachte es dazu noch als weſentliches Symptom, daß ſolche Aeußerungen Briands von der franzöſiſchen öffent⸗ lichen Meinung nicht desavouiert worden ſeien. Ueber⸗ haupt hat Streſemann vor den Genfer deutſchen Preſſe⸗ vertretern die Bedeutung der letzten Tage noch ein⸗ mal hervorgehoben, und er meinte, jedes andere Volk hätte die Wärme dieſes Sonnenſtrahls ſtärker empfun⸗ den als das deutſche, deſſen Wiederaufrichtung draußen g 15 5 Welt weit mehr anerkannt werde als im eigenen olk. Dieſe Feſtſtellungen waren notwendig, da immer wie⸗ der die Nebenſachen und Unvollkommenheiten, die jeder Entwicklung, insbeſondere für das Auge des Zeitgenoſ⸗ ſen, anhaften, verſchiedentlich ſo vor die wirkliche Bedeu⸗ tung der letzten Genfer Tage gerückt werden, daß man dieſe Bedeutung ſelbſt womöglich gar nicht mehr bemerken kann. Es braucht nur ein Teil der franzöſiſchen Preſſe nachzurech⸗ nen, daß in dem neuen Rat höchſtens vier mögliche Wi⸗ derſacher Frankreichs ſitzen(Deutſchland, China, Holland, Italien), und ſofort wird eine deutſche Niederlage bei er Ratswahl konſtruiert, die als ſolche überhaupt nicht beſtehen konnte. Es iſt leicht, kurzatmig in dieſen Din⸗ gen Recht zu behalten; die 24 Stunden, die Zeitungs⸗ papier, bis zur Ueberholung durch neues, vorzuhalten pflegt, reichen freilich aus, um in dieſer Zeit noch raſch au vermiſſen, was erſt die Entwicklung bringen kann. —: 855 Kreiſe Die Beratungen in Genf. Artikel 16 als Vorfrage des Abrüſtungsproblems. N O Genf, 18. September. Heute vormittag trat das Ratskomitee zur Be⸗ handlung der Frage der Bedeutung des Artikels 16 als Garantie für die Sicherheit der Stagten zuſammen. Für Deutſchland nahm an der Sitzung Graf Bernſtorff teil. Die zur Beratung ſtehende Frage iſt eine der wich⸗ tigſten Vorfragen für die Löſung des Abrüſtungevroblems. Die franzöſiſche Delegation hatte in der Abrüſtungskom⸗ miſſion einen Antrag geſtellt, der darauf hinauslief, das Verfahren nach Artikel 16 ſo zu beſchleunkgen, daß der Rat in kürzeſter Friſt zu entſcheiden in der Lage iſt, welche Hilfskräfte militäriſcher, wirtſchaftlicher und finanzieller Art er dem angegriffenen oder vom An⸗ griff bedrohten Staat zur Verfügung ſtellen kann. Dazu liegt von Paul Boncour und Lord Robert Ce⸗ cil ein kombinierter Antrag vor, der ein genaues Ver⸗ fahren feſtſetzt. Ergänzungsanträge ſind noch von Polen und Finnland eingebracht worden. Um dieſe Anträge gab es im Ratskomitee in geheimer Sitzung eine ziem⸗ lich lebhafte Auseinanderſetzung, bei der beſonders Paul Boncour mit großem Nachdruck für ſeinen Antrag eintrat und dabei von Lord Robert Cecil und Beneſch unterſtügt wurde. Die Miſſion des Reichsfinanzminiſters. 0 d Berlin, 18. September. „Noch ehe die inoffiziellen Verhandlungen zwiſchen Briand und Dr. Streſemann in Genf zu Ende geführt ſind, beſchäftigten ſich die Regierungsſtellen in Paris mit dem Fortgang der angebahnten Verhandlungen. Von Seiten der deutſchen Botſchaft in Paris hören wir nun, daß tatſächlich zwiſchen deutſchen und franzöſiſchen Stel⸗ len in Paris Finanzverhandlungen ſtattfinden. Zu dieſer Meldung hört man gleichzeitig, daß Reichs⸗ finanzminiſter Dr. Reinhold auf dem Wege nach San Sebaſtian Paris berührt und drei Stunden in der deutſchen Botſchaft konferiert habe, ohne jedoch die Ge⸗ legenheit zu benutzen, auch mit franzöſiſchen Stel⸗ len Fühlung zu nehmen. N Die amtlichen deutſchen Stellen weiſen nun darauf hin, daß Anterhandlungen Dr. Reinholds mit franzöſiſchen Finanzkreiſen noch keinen Zweck gehabt hätten, da die Genfer Beratungen noch nicht zu Ende geführt waren. Es wird deshalb in politiſchen Kreiſen angenommen, daß Dr. Reinhold der Botſchaft für die kommenden Fi⸗ nanzverhandlungen mit der franzöſiſchen Regierung wei⸗ tergehendes Material gebracht hat, zu dem er mündlich noch nähere Aufklärung gab. Gleich⸗ zeitig wird von Berliner Diplomaten verſichert, daß Dr. Reinholds Reiſe nicht rein privaten Charakter habe, ſondern daß er im Auftrage der Reichsregierung wegen des deutſch⸗ſpaniſchen Verhältniſſes und wegen der zu⸗ künftigen Haltung Spaniens zum Völkerbunde mit den offiziellen ſpaniſchen Regierungskreiſen Fühlung neh⸗ men werde. Der franzöſiſch⸗engliſche Gegenſatz. Berlin, 18. September. Durch die nunmehr erfolgte Neuwahl des Völker⸗ bundrates iſt die Kriſe des Völkerbundes, die ſeit un⸗ gefähr einem halben Jahr die hohe Politik falt aus⸗ ſchließlich beſtimmte, gewiß noch nicht als endgültig be⸗ ier anzuſehen, denn es fragt ſich ſehr, ob der Rat in einer neuen Zuſammenſetzung nicht ſchon wieder einen Keim künfkiger Kriſen in ſich birgt. Die Meinun⸗ gen über den neuen Rat ſind jedenfalls durchaus ver⸗ ſchieden. Die franzöſiſche Preſſe gibt ihrer Be⸗ friedigung über das Wahlergebnis Ausdruck und die polniſchen Blätter äußern unumwunden, daß Po⸗ len den erſten Schritt zur Machtſtellung ge⸗ tan hat und das nächſte Ziel nunmehr ſei, einen ſtän⸗ digen Ratsſitz zu erlangen. In engliſchen Kreiſen herrſcht offenbar eine gewiſſe Berſtimmung, daß es nicht in gleichem Maße gelungen iſt, ſeinen Einfluß geltend zu machen, wie es Frankreich erreicht hat. In der engliſchen Preſſe kommt vielfach die Anſicht zum Aus⸗ druck, daß ein überwältigender Sieg der Po⸗ len und des lateiniſchen Blockes vorliege. Gegen Chinas Wahl wird entſchieden Stellung genommen. In amtlichen deutſchen Kreiſen lehnt man aus begreiflichen Gründen eine Stellungnahme zu dem Wahl⸗ ergebnis ab. In politiſchen deutſchen Kreiſen beurteilt nian das Ergebnis ganz verſchieden. In der Rechts⸗ preſſe wird darauf hingewieſen, daß allein die Wahl Polens, Belgiens, Rumäniens und der ITſchechoſlowakei den bisherigen beherrſchenden Einfluß Frankreichs gar noch verſtärkt habe. Die genannten Staaten ſeien eine Mächtegruppe, die Frankreich durch eine zielbewußte Bünd⸗ nispolitik mehr oder minder an ſich gekettet habe. Man findet es ſehr bedenklich, daß die nordiſchen Staaten ebenſowenig im Völkerbundsrat vertreten ſind wie die Schweiz, Oeſterreich, Angarn oder Bulgarien. Jedenfalls ergebe ſich, ſo wird erklärt, eine Mächtegruppie⸗ rung im Völkerbundsrat, die gerade mit Rück⸗ ſicht auf das Friedensideal des Völkerbundes zu größten Bedenken Anlaß geben müſſe. In Berliner politiſchen Kreiſen, welche die Völkerbundspolitik unterſtützen, hält man dieſe Bedenken für grundlos. Es ſei falſch, anzu⸗ nehmen, daß alle ehemaligen Ententeſtaaten auch jetzt noch ohne weiteres deutſchfeindlich ſeien. Das treffe z. B. in keiner Weiſe mehr für Belgien zu. Das 7 hätten die vor einigen Wochen ſtattgefundenen kerri⸗ torialen Ausgleichsverhandlungen wiſchen Belgien und dem deutſchen Reiche zur Genüge bewieſen. Es wird in dieſem Zuſammenhang auch beſonders auf einen Artikel hingewieſen, den der belgiſche Miniſter de Brouckere in der„Volonte“ veröffentlicht hat, worin er ſich ſehr freundlich über die Verhandlungen über die Rückgabe von Eupen⸗Malmedy ausgeſprochen hat. Auch bezüglich Rumäniens neigt man zu der Anſicht, daß dieſes Land für gewiſſe deutſche Fragen heute bereits zu gewinnen ſei. Im übrigen entſpreche die Zuſammenſetzung des Rates nunmehr den tatſächlichen Mächteverhältniſſen Europas. Mit der Neuwahl habe jetzt eine Periode ihren Abſchluß gefunden, in der keine Macht anderen Staaten gegenüber beſtimmte Verpflichtun⸗ gen eingegangen wäre, Verpflichtungen, deren Erfüllung ihnen zweifellos teilweiſe recht unangenehm geweſen ſei. Die jetzige politiſche internationale Lage ſtellt ſich als Neuland für die politiſche Orientie⸗ rung aller Mächte dar. Die Zukunft wird lehren, welche von beiden Auffaſſungen recht behält. Letzten Endes wird die Tendenz der im Völkerbundsrat ver⸗ folgten Politik auch davon abhängen, in welchem Maße es Deutſchland gelingt, für eine ſachliche und ge⸗ rechte Friedenspolitik im Völkerbund Sym⸗ pathien zu erwerben. Die Möglichkeiten hierfür ſind durchaus nicht beſchränkt. 45 Deutſchland und die Alliierten. „Berlin, 20. September. Nachdem ſeit der Aufnahme Deutſchlands in den Völkerbund und der endlichen Beilegung der Ratskriſe das ganze politiſche Intereſſe ſich um die deutſch⸗fran⸗ zöſiſchen Verhandlungen konzentriert, ergibt ſich aus die⸗ ſem Gang der Ereigniſſe die Tatſache, daß England aus dem gegenwärtigen Bereich der großen poli⸗ tiſchen Fragen die Deutſchland betreffen, eigentlich aus⸗ geſchieden iſt. Damit iſt dann zum Ausdruck gebracht, daß einmal alle die Streitfragen, welche ſeit dem Ab⸗ bruch des paſſiven Widerſtandes zwiſchen Deutſchland und den Gegenzeichnern des Verſailler Vertrages ihrer Erledigung harren, weniger Probleme deutſch⸗inter⸗ alliierter, als vielmehr deutſch⸗franzöſiſcher Art ſind und weiterhin, daß die nichtfranzöſiſchen Alliierten an einer Bereinigung der deutſch⸗franzöſiſchen Meinungs⸗ verſchiedenheiten, welche als Voraussetzung der Wiederkehr ſtabiler Verhältniſſe in Europa angeſehen werden müſſen, das denkbar größte Intereſſe haben. Da nun einerſeits der Beginn der deutſch⸗franzöſiſchen Aussprache die Hoffnung zuläßt, daß die endliche Klärung der Rheinlandfrage und der mit ihr verwandten Pro⸗ bleme auf dem Verhandlungswege erreicht werden kann und andererſeits Meinungsverſchiedenheiten mit den übri⸗ en Beſatzungsmächten nicht mehr beſtehen, ſtellt die eichsregierung mit Genugtuung ſeſt, daß ſich das Ver⸗ hältnis zwiſchen Deutſchland und dieſen Mächten ſo ge⸗ ſtaltet hat, daß ihr von dieſer Seite eine weſentliche An⸗ terſtützung beim Verfolg der deutſchen Außenpolitik werden kann, die im Intereſſe der geſamteuropäiſchen Po⸗ litik gelegen iſt. a Insbeſondere wird daran in dieſem Zuſammenhang auf die Beſſerung des Verhältniſſes zu Belgien ver⸗ wieſen, das ſich ſo geſtaltet hat, daß man ohne weiteres damit rechnen kann, im beſten Einvernehmen nicht nur die Grenzfrage der beiden Länder, ſondern auch die großen europäiſchen Finanz⸗ und Wirtſchafts⸗ probleme löſen zu können, während weiterhin auch der Widerſtand, der ſich bisher auf alliierter Seite bezüglich der Frage des Anſchluſſes Oeſterreichs geltend gemacht hat zu Deutſchlands Gunſten wenden wird. Da⸗ mit geht dann klar und deutlich die Bedeutung des deut⸗ ſchen Eintritts in den Völkerbund hervor, der den erſten großen Schritt zur Reviſion der Verſalller Be⸗ ſtimmungen darſtellen dürfte. Denn da dieſes Diktat ſeine Verankerung im Völkerbund gefunden hat und die⸗ ſer ſeine urſprünglich gegen Deutſchland gerichtete Tendenz nicht mehr aufrechterhalten konnte, ergibt ſich hieraus, daß das für alle Staaten in gleicher Weiſe geltende Recht der Selbſtbeſtimmung der Völker auch ge⸗ gen Deutſchland keine Anwendung mehr finden kann, was dann gleichbedeutend mit dem Ende des ſchlußverbots ſein dürfte. Jedenfalls glaubt man in Berliner politiſchen Kreiſen in dieſer Richtung der Sym⸗ patie nicht nur der neutralen Staaten, ſondern auch Englands ſicher zu ſein und daß ſich auch die wider⸗ ſttebenden alliierten Staaten aus Preſtigegründen dieſem Gedankengang nicht werden widerſetzen können. Die Oezembertagung des Vöſkerbundratz Berlin als Tagungsort? b Berlin, 18. September. Wie wir hören, wird in Genf der Gedanke erörtert, ob man die nächſte Ratsverſammlung in Genf abhal⸗ ten ſoll, oder ob es nicht praktiſcher ſei, den Tagungs⸗ ort in eine andere europäiſche Hauptſtadt zu verlegen, weil auf dieſe Weiſe die einzelnen Staatsmänner die Ent⸗ wicklung der europäiſchen Länder aus eigener Anſchauung verfolgen könnten. Da ſchon früher der Rat in Paris ſeine Sitzungen abgehalten hat, wäre es ein Akt der Höflichkeit, wenn der Rat ſich entſchließein würde, das nächſte Mal in Berlin zuſammen zu treffen, weil man auf dieſe Weiſe Deutſchland am beſten beweiſen könnte, daß man ſeine Gaſtfreundſchaft gerne in Anſpruch nimmt. An⸗ Zur Tagesgeſchichte. „Bemerkenswerte Feſtſtellungen. In einer Nede des Geiſtlichen von City⸗Temple in London, Dr. Norwood, der während des Weltkrieges Geiſtlicher bei den auſtra⸗ liſchen Truppen war, machte dieiſer davon Mitteilung, daß die Verwendung von Giftgaſen ſeitens der Engländer größer geweſen ſei, als ſeitens Deutſchlands. Einen Antrag von ehemaligen Kriegsteilnehmern an die Preſſe über dieſen Teil der Rede nicht zu berichten, lehnte Dr. Norwood ab und bemerkte, es ſei beſſer, man trete den 1 5 85 gegenüber, denn er habe die Wahrheit ge⸗ prochen. f Spanien verzichtet auf Tanger? Wie der Berichter⸗ ſtatter der„Times“ aus Madrid meldet, habe Spa⸗ nien in London und Paris eine Note unterbreitet, in der es nicht mehr auf ſeine Forderung des Einſchluſſes Tangers in die ſpaniſche Marokkozone beſteht. Die ſpaniſche Regierung bringe Präluminar⸗Beſprechungen in Vorſch eg über die Erörterung der Zulaſſung Italiens unter einem abgeänderten Statut, denen eine Vollkonfe⸗ — 5 Algeciras⸗Mächte über dieſe Beſprechungen fol⸗ 011. a 0 Aus dem In⸗ und Auslande. Die Neviſion des Dawesabkommens. Berlin, 20. Sept. In deutſchen Regierungskreiſen vertritt man ſeit langem die Anſicht, daß Deutſchland ein Recht auf den Anſpruch einer früheren Räumung der zweiten und dritten Zone der beſetzten Gebiete hat, nach⸗ dem es Völkerbundsſtaat geworden iſt und das Zeug⸗ nis ausgeſtellt bekommen hat, daß es in jeder Weiſe ſeinen Verpflichtungen nachgekommen iſt und daher als ein gleichberechtigter Staat angeſehen werden müſſe. Wenn Deutſchland ſich jetzt bereiterklärt, dem Gedanken einer Be⸗ gebung von Eiſenbahnobligationen näher zu treten, ſo iſt es klar, daß das nur unter der Vorausſetzung geſchehen kann, auf anderer Seite Zugeſtändniſſe von Frankreich zu erlangen. In eingeweihten Kreiſen will man wiſſen, daß es ſich nicht um Austauſchobjekte rein politiſcher Art hierbei handeln wird. Vielmehr ſoll im Zuſammenhang mit der Mobiliſierung der Obligationen die Reviſions⸗ möglichkeit des Dawesabkommens geprüft werden, die nicht nur für Deutſchland, ſondern auch für die anderen Staaten, die dem Abkommen beigetreten ſind, eine Not⸗ wendigkeit darſtellt. Für Volksabſtimmung in Eupen⸗Malmedy. Brüſſel, 18. September. Im„Soir“ tritt der frühere belgiſche Kultusminiſter Deſtree für eine neue Volks⸗ abſtimmung in Eupen⸗Malmedy ein, denn früher oder ſpäter müſſe die Eupen⸗Malmedy⸗Frage doch durch eine Vereinbarung gelöſt werden zur reſtloſen Befriedigung der deutſch⸗belgiſchen Beziehungen. Der iagdeburger oradprozoß. Ueber den Verlauf des letzten Verhandlungstages, an welchem zum Schluß die die Oeffentlichkeit am meiſten intereſſierenden Zeugen Rudolf Haas und Kriminal⸗ kommiſſar Tenholt vernommen wurden, iſt noch nach⸗ zutragen: Unter außerordentlicher Spannung gab der einſtige Beſchuldigte Rudolf Haas an, es ſei ihm unbekannt, wie er in das Verfahren verwickelt worden ſei. Am 18. 6. habe ihn unter der bekannten Beſchuldi⸗ gung Kriminalkommiſſar Tenholt verhaftet. Schröder habe Landgerichtsrat Kölling gegenüber behauptet, daß er, Haas,„Adolf“ ſei und bei ihm in Großrottmersleben geweilt habe. Auf Befragen des Vorſitzenden erklärte Haas:„Von dem Mord weiß ich nichts. Ich habe von dem Verſchwinden Hellings erſt aus den Zeitungen er⸗ fahren. Ich habe Schröder zum erſten Male geſehen, als er mir in der Anterſuchungshaft gegenübergeſtellt wurde.“ Er beſtreitet ganz entſchieden, irgendwelche Ver⸗ bindungen zu Schröder gehabt zu haben. Auf eindring⸗ liches Zureden des Vorſitzenden ſagte der Angeklagle, er habe nie behauptet, daß Haas ihn kenne, er habe nur geſagt, daß er Haas kenne. Dann wurde Kriminalkommiſſar Tenholt vernom⸗ men, der ausſagte, neues Material beſitze er nicht und könne nicht mehr als bisher ausſagen. Schröder habe ihm a ſehr häufig Mitteilungen gegen Haas gemacht und hin⸗ zugefügt, wenn alles ſchief gehe mit Haas, beſitze er noch ſo viel Material gegen dieſen, daß er ihn ſtürzen könne. Beide Zeugen wurden vereidigt. Fremdenlegion verleiten laſſen. Dann ergriff der Anklagevertreter Oberſtaats⸗ anwalt Dr. Rasmus das Wort zum Strafantrag. Einleitend wies er auf die leidenſchaftliche Preſſepolemik und den Streit der Parteien hin, den dieſer Prozeß aus⸗ gelöſt habe. Monatelang habe ſich die deutſche und aus⸗ ländiſche Oeffentlichkeit mit der Angelegenheit beſchäf⸗ tigt. Die Unterſuchung habe ſich zunächſt in einer falſchen Bahn bewegt und man habe nicht genügend berückſichtigt, was zur Verfolgung der urſprünglichen Beſchuldigten dienen konnte. Die Unterſuchung habe die vollkom⸗ mene Unſchuld von Haas, Fiſcher und Reuter ergeben. Sie ſeien aus der Haft entlaſſen und ihnen An⸗ ſpruch auf Entſchädigung zugebilligt worden. Dann wür⸗ digte der Oberſtaatsanwalt im einzelnen das Ergebnis der Beweisaufnahme und kam zu dem Schluß: Der Angeklagte Schröder iſt des Mordes an Helling ſchuldig und ich muß das Leben des Angeklagten von Ihnen fordern. Der Angeklagte gehört dem Scharfrichter. Das verlorengegangene Vertrauen zur Juſtiz muß wiederher⸗ geſtellt werden. Wegen Scheckbetrugs und Verleitung zum Meineid beantragte der Oberſtaatsanwalt weiter 2 Jahre Zuchthaus und den Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte. Nach den Ausführungen des Oberſtaatsanwaltes ergriff der Offizialverteidiger, Rechtsanwalt Zarper, das Wort, der betonte, daß für den vorliegenden Fall nur Totſchlag in Betracht kommen könne, worauf dann der Angeklagte Schröder in ſeinem letzten Wort das Gericht bat, objektiv über ihn zu urteilen und die Frage ſtellte, ob es nicht möglich wäre, ihn in eine Anſtalt zu bringen, in welcher er ſich beſſern könne. Darauf zog ſich das Gericht zurück um nach eineinhalbſtündiger Beratung das eingangs erwähnte Urteil zu verkünden. Aus der Urteilsbegründung iſt hervorzuheben, daß das Gericht auf Grund der Verhandlung plan⸗ mäßigen Raubmord als erwieſen ansehe, womit jede weitere Mitſchuld ausſcheide. Der Angeklagte wollte rauben und morden aus eigenem In⸗ tereſſe, wozu es keiner Anſtiftung bedurft habe. Der Angeklagte habe nicht im Affekt gehandelt, vielmehr ſei er überlegt vorgegangen und habe die Tat außergewöhnlich vorbereitet, weshalb ſeme Ver⸗ urteilung zu erfolgen habe. Weiterhin verkündete das Gericht ſeine feſte Ueberzeugung, daß insbeſondere die drei Herren, die in das Verfahren verwickelt geweſen ſeien, vollſtändig unſchuldig ſeien. ——.— Aus dem badiſchen Lande. Mannheim.(Fortfall wichtiger Schnell⸗ züge.) Der neue Winterfahrplan der Reichsbahndirek⸗ tion Karlsruhe bringt auch für Mannheim eine weſent⸗ liche Einſchränkung des Schnellzugsverkehrs. Auf der Rheintallinie fällt der D⸗Zug 75 Baſel— Mannheim— Frankfurt Hamburg, Mannheim ab 6,50 Uhr nach⸗ mittags und der Gegenzug D 76 Hamburg— Frankfurt Mannheim— Baſel aus. Als Erſatz ſoll ein Pendelzug von Mannheim nach Friedrichsfeld mit Anſchluß an den D⸗Zug Baſel— Heidelberg— Berlin und in Frankfurt mit Anſchluß an den D⸗Zug Frankfurt— Hamburg eingelegt werden. Ferner fällt das D⸗Zugpaar 45⸗46 Baden⸗Baden Mannheim— Berlin, Mannheim ab 8,30 Uhr abends, Mannheim an 8,39 Uhr früh aus. Beſonders wird hier⸗ durch der Schnellzugsverkehr zwiſchen Karlsruhe und Mannheim verringert. In der Richtung nach München wird das Nachtſchnellzugspaar, Mannheim ab 10,44, München an 7 Uhr und der Gegenzug, München ab 9,10, Mannheim an 4,44 Uhr, vom Winterfahrplan geſtrichen werden. Hiermit verliert Mannheim ſeine di⸗ rekte Nachtverbindung mit Schlafwagen nach München. Ladenburg.(Warnung vor der Fremdenle⸗ gion.) Welch einen Standpunkt die franzöſiſche Regie⸗ rung bei der Herausgabe Minderjähriger, die in die Fremdenlegion gegangen ſind, einnimmt, erhellt neuer⸗ dings eine Entſcheidung, die auf einen Antrag der Ehren⸗ präſidentin Eliſabeth W. Trippmacher⸗Ladenburg(Baden) gefällt wurde, als ſie im Auftrage der Eltern einen Schüler, der 18jährig in die Fremdenlegion geraten war, reklamierte. Der Antrag wurde von der franzöſiſchen Regierung mit der Begründung abgelehnt, daß ſich der Schüler nach Vollendung des 18. Lebensjahres zur Legion verpflichtet, und dabei erklärt habe, bereits 22 Jahre alt zu ſein. Es kann daher nicht nachdrücklich genug auf die Gefahren hingewieſen werden, die auch für Jugendliche entſtehen, wenn ſie unbedacht ſich zum Eintritt in die 2 Erklmnden, C nfarr eim Sprengen) Steinbrecher Peter Fol verunglückte in einem hieſigen Steinbruch dadurch, daß beim Sprengen ein Schuß zu früh losging und ihn im Geſicht ſchwer verletzte. Fol wurde nach dem Karlsruher Krankenhaus verbracht. Hauſach.(Uutounfall.) In der Nacht kurz nach 12 Uhr fuhr Bäckermeiſter Meßner aus Gutach in Be⸗ gleitung des Reifſchneiders Jakob Krauth mit ſeinem Auto, geblendet durch den herrſchenden Nebel, auf emen in der Hauptſtraße ſtehenden Wagen auf. Das Auto überſchlug ſich und begrub ſeine Inſaſſen unter ſich. Hau⸗ ſacher Bürger, die ſich zufällig im Gaſthaus zur„Linde“ befanden, hoben vereint mit weiteren Hinzueilenden das Auto in die Höhe und befreiten die darunter Liegenden aus ihrer ſchrecklichen Lage. Hauſach.(Spinale Kinderlähmung.) ſpinale Kinderlähmung, die in letzter Zeit in verſchiedenen Teilen Deutſchlands auftritt, forderte auch hier ein Todes⸗ opfer. Ein zweijähriges Kind ſtarb in der letzten Woche an dieſer Krankheit. Donaueſchingen.(Unterſchlagung.) Die bei dem Obſthändler Greff angeſtellte Dorothea Riho von Frank⸗ furt a. d. O., die auch dem Beſitzer den Haushalt führte, iſt nach Unterſchlagung von mehreren tauſend Mark flüch⸗ tig gegangen, iſt aber in St. Georgen(Schwarzwald) verhaftet und ins Amtsgefängnis hier eingeliefert wor⸗ den. Man hat es mit einer geriebenen 27 Jahre alten Hochſtaplerin zu tun. Fahrnau b. Schopfheim.(Anfall.) Bei der Vor⸗ nahme einer Reparatur einer elektriſchen Lichtanlage in der Fahrnauer Gärtnerei ſtieß ſich ein Lehrling aus Hau⸗ ſen mit einem Schraubenſchlüſſel derart unglücklich in das rechte Auge, daß ihm dasſelbe auslief. Er wurde nach Schopfheim ins Krankenhaus gebracht. Nonnenweier.(Verhaftung.) Hier wurde ein junger Mann wegen Raubüberfalls verhaftet. Er hielt nachts auf der Straße Ottenheim—Nonnenweier den Gärtnermeiſter Schäfer von hier an und forderte unter Drohungen von ihm Geld. Darauf durchſuchte er dem Mann alle Taſchen und nahm ihm ein Paar Schuhe ab, die dieſer in Ottenheim gekauft hatte. Ein Verwandter des Schäfer, der ihm der Sicherheit wegen nachfuhr, holte den jungen Mann ein, nachdem er das Vorgefallene er⸗ fahren hatte. Er ſtellte ihn auf der Straße zu Rede und nahm ihm die geraubten Sachen wieder ab. Sinzheim.(Die Gefahr der Eiſenbahn⸗ ſchranke.) Als ein Fuhrmann mit einem Leiterwagen durch die halbgeſchloſſene Schranke am Uebergang beim Bahnhof gefahren war, wurde die Schranke auf der anderen Seite raſch geſchloſſen. In demſelben Augen⸗ blick brauſte der 7⸗Uhr⸗Schnellzug heran und fuhr auf das Fuhrwerk auf. Der Leiterwagen wurde vollſtändig zer⸗ trümmert und ein Pferd verletzt. Dem Fuhrmann ge⸗ lang es, noch rechtzeitig abzuſpringen. Durch die Auf⸗ räumungsarbeiten war der Zug einige Minuten aufgehalten. Aus dem Hanauer Lande.(Keuchhuſten.) In verſchiedenen Orten des Hanauer Landes iſt der Keuch⸗ huſten unter den Kindern verhältnismäßig ſtark auf⸗ getreten. Auch zahlreiche Erwachſene ſind von Erkältungs⸗ 1 krankheiten befallen worden. Gaggenau.(Schwerer Motorradunfall.) Die Tochter des hieſigen Kaufmanns Karl Roth war auf einer Motorradfahrt nach Karlsruhe begriffen. Zwiſchen Ra⸗ ſtadt und Muggenſturm ſtieß das Motorrad, auf deſſen Soziusſitz ſich Fräulein Roth befand, mit einem Auto⸗ mobil zuſammen. Sie erlitt einen ſchweren Schädelbruch. Der Motorradfahrer ſelbſt erlitt nur leichte Verletzungen. Die Verletzte iſt ihren Verletzungen erlegen. Freiburg i. Br.(Darlehensſchwindler.) Der in Huttenheim wohnhafte Agent Karl Fachon aus Bruch⸗ ſal lebte zwei Jahre von Darlehensſchwindeleien. Er inſe⸗ rierte in Zeitungen, er habe Geld zu vergeben, und ſtellte den Leuten, die ſich um Darlehen an ihn wandten, ſichere Hilfe in Ausſicht. Vorher mußten ſie jedoch Proviſtonen in Höhe von 25 bis 80 Mark bezahlen. Keiner der ver⸗ trauensſeligen Leute bekam aber einen Pfennig zu ſehen. Vom Schöffengericht Freiburg wurde Fachon zu einer Gefängnisſtrafe von ſechs Monaten verurteilt. Schlierſtadt(Bezirk Adelsheim).( Großfeuer.) In der Nacht brach in den Scheunen der Landwirte Peter Sauer und Leo Dürr plötzlich Feuer aus, dem beide Scheu⸗ nen zum Opfer fielen. Auch die Stallungen und Schöpfe ſind abgebrannt. Die Erntevorräte wurden zum größten Teil vernichtet. Der Schaden iſt ſehr bedeutend. Die Feuerwehren der umliegenden Orte ſowie die hieſige Feuer⸗ wehr nahmen an der Bekämpfung des Brandes kräftigen Anteil. Die Brandurſache iſt noch unbekannt. SD e F. L Fit. 37. Fortſetzung.(Nachdruck verboten) „Was iſt dir, Werner?“ fragte die Rätin, die ihn heimlich beobachtet und dabei bemerkt hatte, daß ihm aller⸗ lei wohl nicht ſo ganz erfreuliche Gedanken durch den Kopf gingen. Beruhigend drückte er ihr die Hand.„Nichts, Mutter⸗ chen! Nur daß ich wohl an das Heimgehen denken muß!“ Aber doch konnte er ſich noch nicht ſo dazu entſchließen; 55 ſehr hielt ihn die trauliche Behaglichkeit und Stille bei er Mutter im Bann. Er fragte Eliſabeth nach Karlos Tätigkeit; eingehend berichtete ſie ihm darüber. Er ſei dort in der Fabrik faſt unumſchränkter Herr, und ſeine größte Freude und ſein Stolz ſei ſein Labo, das man ihm nach eigenem Wunſch und ſeinen Angaben eingerichtet habe. Jetzt mache er mit Herrn Arno Lezius wieder neue Verſuche, über die beide Herren ſehr verſchwiegen ſeien; der junge Chef ſei öfter in Wilhelmshall, ſeit Herr Dr. Gerhard Lezius zurück ſei— die beiden Brüder hätten ja die Fabrik übernommen— Werner nickte.„Ich weiß es! Meine Frau arbeitet zuweilen zum Zeitvertreib im Laboratorium, ihrem alten Wirkungskreis. Sie erzählte mir ebenfalls von neuen, intereſſanten Verſuchen—“ Eliſabeth wußte es bereits von der Rätin. Werners troniſcher Ton, in dem er das geſagt, fiel ihr auf; war er damit nicht einverſtanden? f Frau Doktor kann etwas! Mein Bruder hat ſtets mit Nui ee von ihren Kenntniſſen und ihrer üchtigkeit geſprochen!“ bemerkte Eliſabeth.„Er ſagt, ſel⸗ ten ſei ihm eine ſo begabte Frau begegnet! Man kann ſie wirklich darum beneiden!“ „Tue es nicht, Kind, du haſt dazu keine Veranlaſſung! Sei zufrieden, wie du biſt. Du ſpendeſt mehr Segen, als wenn du ſtudiert hätteſt,“ ſagte die alte Dame ſehr betont. „Tantchen hat immer noch die Abneigung gegen ſtu⸗ dierte Frauen? Du kannſt die Bewegung dennoch nicht aufhalten. Es iſt doch anzuerkennen, wenn ein junges Mädchen ſich ſeinen Fähigkeiten angemeſſen einen Lebens⸗ zweck ſucht und nicht plan⸗ und ziellos in den Tag hinein⸗ lebt.“— Eliſabeth wollte begütigen; 1 ja genau, was die Rätin mit ihren Worten hatte ſagen wollen. Werner hatte die Mutter auch verſtanden; er preßte die Lippen feſt aufeinander; eine tiefe Falte ſtand zwiſchen ſeinen Brauen. N. Er erhob ſich.„Ich muß gehen, Mutter! Es wird Zeit, daß du ins Bett N nicht wahr, Sie seng in da⸗ 5 Fräulein 1 Ach ja, 5 habe vergeſſen, meine rau läßt Sie beſtens grüßen und läßt Sie bitten, ſie ein⸗ mal zu beſuchen— ſie wird ſich ſehr freuen—“ 13 Mit klarem Blick ſah Eliſabeth ihn an.„Ich werde gern einmal kommen, Herr Doktor.“ Alla ſollte doch nicht denken, daß ſie ſich fürchtete oder daß ſie ſchwach und feige wäre— und er am allerwenigſten. Was es für Kämpfe gekoſtet, zu dieſer ee und Sicherheit zu kommen, das wußte nur ſie allein! Man hatte doch gar keine Meinungsverſchiedenheiten gehabt, und es wäre ſogar direkt aufgefallen, wenn ſie dem Hauſe Dr. Eckardts ferngeblieben wäre— und es war an ihr, Ulla einen Beſuch zu machen! 5 And Eliſabeth war nicht die Natur, etwas Unangeneh⸗ mes aufzuſchieben.. XIII. „Rate, Werner, wer am Nachmittag den Tee bei mir getrunken hat! Wäreſt du nach der Sprechſtunde nochmal heraufgekommen, hätteſt du den Vorzug gehabt, die Geſell⸗ ſchaft der„heiligen Eliſabeth“ zu genießen!“ ſen f Ulla drei Tage ſpäter zu Werner, als ſie beim Abendeſſen ſaßen, und in einem ſo ſpöttiſchen, nachläſſigen Tone, der ihn raſend machen konnte—„ich muß ſagen, daß ſie ſich recht zu ihrem Vorteil verändert hat! Sie iſt in den drei Jahren nicht älter, nein, beinahe jünger geworden; auch 9 Da nicht mehr ſo mager wie eine Bohnenſtange. Aber ihre Hände ſind ſo ſagen!“ g groß und verarbeitet, und furchtbar viele Sommerſproſſen hat ſie auf der Naſe—! Mich würde das direkt umbrin⸗ gen—!“ Ulla nahm den kleinen ſilbernen Spiegel, den ſie an langer Kette um den Hals trug, und betrachtete ſich darin— ihr Antlitz ſtrahlte ihr allerdings in tadelloſer Zartheit und Blütenfriſche entgegen. „Alſo wäre eine neue Todesurſache zu buchen!“ be⸗ 6 merkte er ſarkaſtiſch,„wir Aerzte lernen doch nie aus!“ „Ulla mußte lachen—„ſiehſt du, welch dankbares Stu⸗ dienobjekt ich eigentlich bin!“ i „Das 1 du allerdings, Ulla!“ verſetzte er ernſthaft, „beſonders für einen Pſychiater—“. Kampfbereit ſah ſie ihn an—„ah, hältſt du mich eta nicht e normal—7 Sie zuckte leicht die Achſeln,„wer iſt 0 g 0 aber heutzutage noch normal—1 Einen kleinen Klaps hat ja wohl jeder—“ »Wenn du es ſagſt, Ulla— 1. bemerkte er ſchwer, und vor ſeinem Auge entſtand das Bild eines Mädchens, das, ganz verſchieden von ſeiner Frau von einer wohltuenden Die ſchönen Ausgeglichenheit war— Eliſabeth war ſicher gan; normal— ohne Launen, ohne Widerſprüche——„Du magſt ja vielleicht nicht ſo ganz unrecht haben—“ 14 „Sind wir uns alſo in dieſem Punkte wenigſtens ein⸗ mal einig, Werner!“ lächelte ſie—„hoffentlich auch darin, daß wir die Einladung des Fürſten Amersdorf annehmen, die vorhin mit der Abendpoſt gekommen—— ich habe ſie 1 dir zum Nachtiſch aufbewahrt—— da—“ ſie reichte dem Gatten den großen weißen Briefumſchlag, aus dem er lang⸗ ſam die Karte herausnahm—„wenn ich mich über etwas 1 gefreut habe, ſo iſt es über dieſe Einladung, weil ſie mir als Anerkennung und i 1 Dank für deine ärztliche Kunſt er⸗ 1 ſcheint! Du biſt es ja auch geweſen, der ihnen den einzigen 1 9 Sohn am Leben erhalten hat, du— nicht Profeſſor Sel⸗ zinger; das wiſſen die 1 ganz genau—— lies, was die Fürſtin noch ſelbſt geſchrieben hat; ſie will uns gegen ſechs ihr Auto ſchicken und will uns von Amersdorf auch wieder zurückfahren laſſen! Wie liebenswürdig dring⸗ lich die Durchlaucht ſchreibt— wir können gar nicht ab⸗ (Fortſezung folgt.) 5 1 Bu Aus Nah und Fern. Hindenburg im Manöver. In Anweſenheit des Reichspräſidenten, des Ober⸗ befehlshabers der Reichswehr, und des Reichswehr⸗ miniſters nahmen am Samstag die Truppenmanöver bei heiterem Wetter ihren Fortgang. Reichspräſident v. Hindenburg fuhr in der Uniform des Generalfeld⸗ marſchalls um 6.45 Uhr ab und traf eine Stunde ſpäter auf der von rot beſetzten Höhe von 327 ſüdlich Groß⸗ rinderfeld ein, von der aus man eine gute Ueberſicht über das Manövergelände hat. Von hier aus beobach⸗ tete er die Kampfhandlungen. In ſeiner Umgebung ſah man abwechſelnd Reichswehrminiſter Dr. Geßler, General Seeckt und Generalleutnant Reinhardt, ferner ſeine Begleitoffiziere. Am Sonntag war Ruhetag. Am Montag werden die Manöver fortgeſetzt und zwar in der Umgebung von Bibelsfeld. Reichspräſident v. Hindenburg begab ſich nach der Kritik, die auf Höhe 327 ſtattfand, wieder nach Mergentheim zurück. Auf den Abend hat er die Stabsoffiziere ins Kurhaus ein⸗ geladen. Brückeneinſturz an der Oder. Stettin, 19. Sept. Bei dem Städtchen Garz a. d. O. ereignete ſich heute Vormittag ein verhängnisvoller Brückeneinſturz. Die neuerbaute Oderbrücke, die nächſten Sonntag eingeweiht werden ſollte und an der noch die letzten Arbeiten durchgeführt wurden, ſtürzte plötzlich zuſammen. 12 Arbeiter wurden in den Strom mitgeriſſen, 3 Arbeiter wurden ge⸗ tötet, 2 ſchwer verletzt aus dem Waſſer gezogen, während die übrigen unverletzt von den herbeigeeilten Booten aufgenommen werden konnten. Die Urſache der Kataſtrophe konnte noch nicht genau feſtgeſtellt werden. N Die Typhusepidemie.— Weitere Zunahme der Krankheitsfälle. Hannover, 18. Sept. Die Zahl der Kranken ſteigt immer noch. Amtlich wurden geſtern abend 1559 Fälle gemeldet. Es handelt ſich bei dieſer Zahl um 684 Män⸗ ner, 667 Frauen und 208 Kinder. Todesfälle ſind 47 zu verzeichnen. Die öffentliche Impfſtelle hatte wieder einen außerordentlich ſtarken Andrang des Publikums zu verzeichnen. Die Folgen der über Hannover hereinge⸗ brochenen Kataſtrophe waren im Wirtſchaftsleben bereits recht fühlbar. Eine Reihe von Tagungen und Ausſtellungen wurde abgeſagt. In Verbindung damit macht ſich auch ein Abflauen des Fremdenver⸗ kehrs bemerkbar. f Fulda.(Typhus.) Wie amtlich mitgeteilt wird, ſind in Fulda und Umgebung einige Fälle von Para⸗ typhus feſtgeſtellt worden. Die Erkrankten ſind ſämt⸗ lich in dem hieſigen Krankenhaus untergebracht. Eſſen.( Familiendrama.) In Borbek hat ſich ein blutiger Familienſtreit zugetragen. Ein Bergmann richtete während einer Auseinanderſetzung mit ſeinem Schwiegerſohn die Waffe auf ſeine Tochter, die ihrem ann zu Hilfe eilen wollte. Der Ehemann sprang ſchnell vor ſeine Frau und erhielt nun ſelbſt den Schuß in den Leib. Er mußte in ſchwerverletztem Zuſtande ins Kran⸗ kenhaus geſchafft werden. Der Täter wurde erſt nach langem Kampfe mit herbeieilenden Polizeibeamten feſtge⸗ nommen. N Halle.(Fortgeſetzter Kindermord.) In Hadmersleben kam man einem fünffachen Kindesmord auf die Spur. Dort leben der ruſſiſche Arbeiter Scheko und die Oeſterreicherin Peperni in wilder Ehe, der fünf Kin⸗ er entſproſſen. Die Kinder ſtarben jedesmal, wenn die Wochenhilfe aufhörte. Als das fünfte„Kind ſtarb, griff die Gendarmerie ein und verhaftete die Eltern, die ſich gegenſeitig belaſteten. 5 Leipzig.(Der Leipziger Luſtmörder in Stettin verhaftet.) Der Kraftwagenführer Pötzſch, r in ſeiner Leipziger Wohnung an einem Mädchen Luſtmord verübte und darauf floh, konnte in Stettin verhaftet werden. Pötzſch hat den Mord eingeſtanden und wird nach Leipzig überführt. ö HSamburg.(Ein Defraudant gefaßt.) Krimi⸗ nalbeamten gelang es, den nach Unterſchlagung von 1600 000 Lei aus Bukareſt flüchtig gewordenen 19⸗ jährigen Kaufmann Schapira in einem Hamburger Hotel feſtzunehmen. Schapira war noch im Beſitz großer Bar⸗ mittel und wertvoller Schmuckſachen. „ Söchſt i. O.(Tödlicher Abſturz.) Der Arbeiter Heinrich Schäfer von hier ſtürzte auf dem Heimwege von imhorn in den Steinbruch. Man fand ihn am folgenden Morgen kot vor. Wahrſcheinlich hat Schäfer die Lichter des Höchſter Bahnhofes geſehen und ging auf dieſe zu als er den richtigen Weg verfehlt hatte. Die Verletzun⸗ gen durch den Sturz waren ſehr ſchwer. Er konnte ſich noch eine kurze Strecke ſchleppen, fand aber in der Nacht noch den Tod. Melpers.(Mordtat eines 20 jährigen rſchen.) Bei den in hieſiger Flur ſtattfindenden Drainagearbeiten iſt eine größere Anzahl Frankenheimer die Mordtat iſt nat Arheitsloſer beſchäftigt. Nach Arbeitsſchluß und Aus⸗ zahlung des Wochenlohnes gingen die meiſten derſelben in ihre Heimat zurück, während einige zechend im Gaſt⸗ us zurückblieben. Aus Wut darüber, daß ihnen der ˖ irt alkoholiſche Getränke nicht mehr verabreichte, mach⸗ en ſie Radau. Ein friedlicher Mitbürger, der im beſten f e Maurer Rückert, verſuchte den Strei⸗ enden gütlich zuzureden. Dabei wurde er von einem Olährigen Burſchen ganz unvermittelt mit dem Taſchen⸗ meſſer niedergeſtochen. Ein Stich zerſchnitt die Herzader, fig anderer die rechte Pulsader, ſo daß der große kräf⸗ ge Mann in kurzer Zeit verblutete. Die Empörung über Beg da die Untaten der Roh⸗ 5 85 ähnliche 1 105 8 155 1 Mo⸗ ten in ähnlicher Weiſe der Frankenheimer Bürger⸗ meiſter erſtochen e g Koblenz.(Franzöſiſches Kriegsgericht.) Das franzöſiſche Kriegsgericht Koblenz verurteilte den Re⸗ findet Baß von Koblenz zu einem Monat Gefängnis it heit d . linge ſich häufen. Germersheim.(Herabſetzung der aktiven Feuerwehrdienſtpflicht.) Mit Genehmigung des Bezirksamtes wurde hier die Grenze der aktiven Feuer⸗ wehrdienſtpflicht auf das 35. Lebensjahr feſtgeſetzt. Die bis zu dieſem Jahrgang von der Aktivität ausgeſchiedenen Wehrleute wurden in eine Reſerveabteilung 4 geglie⸗ dert. Die allgemeine Feuerwehrdienſtpflicht bis zum 45. Lebensjahr bleibt jedoch aufrechterhalten. Die Reſerve⸗ wehrmänner brauchen nur bei Brandunfällen auszurük⸗ ken und ſind für die Folge von den üblichen Uebungen ſoweit kein beſonderer Abruf erfolgt entbunden. Kapellen.(500 Mark für den Zentner Hop⸗ fen.) Der 500 Mark⸗Preis für den Zentner Hopfen iſt erreicht; man ſpricht ſogar von Geboten bis 520 M. Die Ernte wird im Laufe der Woche beendigt. Der Späthopfen hat in Menge und Güte ein Erträgnis ge⸗ liefert, das nur befriedigen kann. Der Anbau wird im nächſten Jahre ſtark vermehrt werden. Frankenthel.(Der mißlungene Glocken⸗ gu ß.) Bei der Ausgrabung der für die Ludwigshafener Dreifaltigkeitskirche gegoſſenen Glocken konnte feſtgeſtellt werden, daß der Guß aus dem Grunde mißlungen war, weil ein Teil des flüſſigen Metalls aus dem Modellkern herausgelaufen iſt. Die altbewährte Firma Hamm hatte alle Vorſichtsmaßnahmen getroffen, doch mit des Ge⸗ ſchickes Mächten Landau.(Freiballonfliegen.) Der Pfälziſche Verein für Lufkfahrt e. V. Landau wird am 10. oder 17. Oktober anläßlich der Landauer Herbſtwoche erſt⸗ mals vor die Oeffentlichkeit treten und mit Unterſtützung des A. D. A. C., Ortsgruppe Landau und Umgebung, ſowie des Verkehrsvereins ein Freiballonflieren mit Bal⸗ lonverfolgung(Fuchsjagd) veranſtalten. .. Landſtuhl.(Spätrömiſche Funde.) Durch das hieſige Forſtamt Süd wurden bei Forſtarbeiten ſüd⸗ lich des Einſiedlerhofes unweit der Burgruine Perlenburg ſpätrömiſche Gefäßreſte, Eiſenteile und ein bronzener Schlüſſel gefunden, die dem hiſtoriſchen Muſeum der Pfalz einverleibt wurden. Zeiskam.(Unglücksfall.) Der Feldhüter Jakob Spuhler holte in der Ziegelei von Georg Lehr in Wein⸗ garten Steine; auf dem Heimwege wollte der ſieben⸗ jährige Sohn vom Wagen abſteigen, blieb aber hängen und kam unter das Fuhrwerk; er trug einen doppelten Oberſchenkelbruch davon. Das Kind wurde ins ſtädti⸗ ſchen Krankenhaus nach Landau verbracht. Auerbach(Bergſtraße).(Zur Pflege des Sports.) Die Gemeinde Auerbach hat das Hofgut Mühltal im Hochſtädter Wald, das einige Jahre als Krankenpenſion diente, erworben. Während die Räume zur Unterbringung von wohnungsloſen Familien verwen⸗ det werden ſoll, wird ein Teil des umfangreichen Ge⸗ ländes als Sport⸗ und Spielplatz, evtl. auch zur Anlage eines Schwimmbades hergerichtet werden. Hanau.(Schwerer Motorradunfall.) Ein ſchweres Motorradunglück ereignete ſich auf der Leipziger Landſtraße in der Nähe eines Radfahrers, der auf der linken Seite der Straße fuhr und nicht auswich, ſauſte das Motorrad des Kauf⸗ manns Paul Leſſen aus Hanau mit ſolcher Wucht gegen einen Baum, daß Leſſen ſofort getötet und ſein Be⸗ gleiter, ein Kaufmann aus Großauheim, ſo ſchwer ver⸗ letzt wurde, daß auch er auf dem Transport nach dem Krankenhaus ſtarb. Der Radfahrer ſuchte das Weite und konnte bisher nicht ermittelt werden. N Meiſenheim.(Schwerer Anfall.) Ein ſchwerer Unfall hat ſich bei Umbauarbeiten des Transformators an der Hochſpannungsleitung ereignet. Ein Monteur war auf der Stelle tot, während ein zweiter ſo ſchwer ver⸗ brannte, daß an ſeinem Aufkommen gezweifelt wird. Ein dritter Monteur erlitt einen ſchweren Nervenchock. Mainz.(Schwurgerichtsperiode in Mainz.) Die nächſte Schwurgerichtsperiode der Provinz Rhein⸗ heſſen beginnt am 4. Oktober unter dem Vorſitz des Land⸗ gerichtsdirektors Heſſels. Zuerſt wird gegen den Ingenieur Mayer aus Wiesbaden verhandelt, der anfangs 1925 in Budenheim bei Mainz ſeine Braut und deren Mutter erſchoſſen hat. Weiter wird gegen den Separatiſten Kie⸗ fer verhandelt, der während der Separatiſtenzeit in Mainz zwei Leute erſchoſſen hat. Ferner kommen noch zwei Totſchläge aus Wörrſtadt und Hockenheim zur Ver⸗ handlung. Am 12. Oktober beginnt dann die Verhand⸗ lung gegen den Studenten Meon aus Darmſtadt. Ins⸗ geſamt wird mit einer Dauer von drei Wochen bei der diesmaligen Schwurgerichtsperiode gerechnet. Mainz.(Tödlicher Unfall.) Von einem Per⸗ ſonenauto erfaßt und getötet wurde ein 17 Jahre alter Arbeiter, als er in Weiſenau bei Mainz in der Nähe der Zementfabrik die Straße kreuzte. Köln.(Schwerer Autounfall.) Ein Autoliefer⸗ wagen eines Solinger Gemüſehändlers geriet in der Nacht auf dem Wege zum Kölner Obſtmarkt an der Düſſel⸗ dorfer Straße, als er ein vor ihm fahrendes Fuhrwerk überholen wollte, ins Schleudern und fuhr mit voller Wucht gegen einen Baum. Bei dem Anprall wurden zwei Perſonen aus Solingen ſofort getötet, während vier weitere Perſonen mit leichteren Verletzungen davon⸗ kamen. Der Lenker des Fuhrwerks, das unbeleuchtet war, ſuchte ſich aus dem Staube zu machen trotz der Zurufe des Kraftwagenführers, zu halten, Er konnte jedoch in Mülheim geſtellt werden. „ Jülich.(Tödlicher Sturz vom Pferd.) Ein mit ſeinen Pferden heimkehrender junger Mann jetzte, um ihm eine Freude zu machen, das vierjährige Söhn⸗ chen einer befreundeten Familie auf eines der Tiere. Plötz⸗ lich ſcheuten beide Pferde und der Kleine fiel ſo unglück⸗ lich zu Boden, daß er auf der Stelle tot war. „Würzburg.(Trauriges Ende eines Kirch⸗ weihbrauches.) Beim ſogenannten„Hahnenſchlag“, einem alten Kirchweihvolksbrauche, ſchlug der Landwirts⸗ ſohn Winkler in Hollfeld(Oberfranken) bei verbundenen Augen ſeinen Schwager, den 40 jährigen Häfnermeiſter Böhm, mit dem Dreſchflegel auf den Kopf. Böhm brach blutüherſtrömt zuſammen. An ſeinem Aufkommen wird gezweifelt.. Swinemünde.(Von einem Einbrecher ge⸗ tötet.) Ein ſchweres Verbrechen iſt in der Nacht im Seebad Ahlbeck verübt worden. Dort wurde der 58jäh⸗ rige Hotelbeſitzer Wilhelm Wilckens von einem Einbrecher durch drei Schüſſe in die Bruſt getötet. Der Polizeibeamte Rehkopp, der den Mörder im Ahlbecker Wald verfolgte, wurde von dem Flüchtling durch einen Schuß in die Bruſt lebensgefährlich verletzt. 3 10 1 Hanaus. Durch die Schuld — Kleine Chronit. „ F Vierzehn Perſonen ertrunken. In der Berings⸗ Straße iſt der Kutter„Orlow“ in einen Wirbelſturm ge⸗ raten und untergegangen. Vierzehn Perſonen ertranken. 45 Drei Mesikaner in Amerika gelyncht. Drei aus un⸗ bekanntem Grunde in Texas verhaftete Mexikaner ſind pom Straßenpöbel aus dem Gefängnis geholt und ge⸗ lyncht worden. Der merikaniſche Geſandte iſt wegen die⸗ ſes Vorfalles in Waſhington vorſtellig geworden. d Zugsunglück in Rumänien. Nach einer Meldung aus Bukareſt iſt auf dem Bahnhof von Contſci ein Schnellzug auf einen anderen Zug aufgeſtoßen. Fünf Perſonen wurden getötet und 30 verletzt. „ Die Tragödie eines Clowus. Im Volksgarten⸗ zirkus in Ofenpeſt rief bei einer Programmnummer, bei der drei Clowns auftraten, der eine Clown dem Pub⸗ likum zu:„Achtung nicht gerührt!“ Dabei zog er ein Säckchen aus der Taſche und ſchüttete ſich ein weißes Pulver in den Mund. Das Publikum fohlte vor Ver⸗ gnügen über den prächtigen improviſierten Scherz. Am ſo mehr als der Clown zu Boden fiel und mit Händen und Füßen ſtrampelte. Die beiden anderen ſpielten, noch bläſſer als ihre Schminke, weiter und gaben dem Stall- meiſter einen Wink. Der ſtrampelnde Clown wurde unter andauerndem Gelächter des Publikums hinausgetragen. Er hatte Gift genommen, weil ſein Engagement nicht erneuert worden war. N 8 Von einem Kondor geraubt. Der Balttmorer Kor⸗ reſpondent bringt die Mitteilung von dem entſetzlichen Schickſal eines zweijährigen Knaben, der einem Kondo zum Opfer fiel. In Mendozza(Argentinien) 105 1 dieſe Raubvögel in den Bergen ſehr häufig vor. Es hat ſich aber noch niemals ereignet, daß ein Kondor es wagte, ſich an einem Menſchen zu vergreifen, wäh⸗ rend kleinere Tiere wie Schafe und andere ſchon oft die Beute dieſer Raubvögel geworden ſind. In den letzten Tagen des Monats Juli ſahen die Feldarbeiter, wie ein Kondor über einem Bergabhang kreiſte, an deſſen Fuß ein kleiner zweijähriger Knabe ſaß und ſpielte. ſeine Eltern waren mit der Feldarbeit beſchäftigt und ahn⸗ ten nichts Böſes, als ſie plötzlich durch das Geſchrei des Kindes aufmerkſam wurden und zu ihrem Schrecken ſahen, daß der Kondor ſich auf das Kind geſtürzt hatte und es in den Krallen davontrug. Die Menſchen waren vor Schreck wie gelähmt, machten ſich jedoch ſofort an eine Verfolgung, ohne daß es ihnen gelang, das Tier noch zu erreichen, das ſich im ſteigenden Flug in die Lüfte hob. Mehrere Kugeln, die auf Bitten der Eltern noch gegen den Vogel abgefeuert wurden, erreichten nicht ihr Ziel. Mehrere Männer begaben ſich in die Berge, um Ver⸗ ſuche zu machen, das Kind noch lebend in dem Neſt des Kondors aufzufinden. Sie ſuchten lange, konnten aber erſt nach einigen Tagen menſchliche Ueberreſte, wozu auch Kleidungsſtücke gehörten, entdecken. Die Eltern erkann⸗ ten an den Kleidern, daß es ſich um Ueberreſte ihres Kindes handle, das tatſächlich ein Opfer des Kondors eworden war. Es dürfte ſich hier um einen der ſeltenen Fälle handeln, wo Menſchen von den Raubvögeln in die Lüfte entführt worden ſind. 5 * Bergrutſch. Der 1700 Meter hohe Monte Arbino, an deſſen Fuße die Hauptſtadt des Kantons Teſſin Bel⸗ linzona liegt, befindet ſich ſeit einiger Zeit von der Talzone bis zum Gipfel in ſtändiger Bewegung, ſodaß der 1 fl. bereits um einen Meter von der alten Stelle gerückt iſt. Gewaltige Erdmaſſen drohen abzuſtürzen. Es beſteht für die Stadt Bellinzona noch keine direkte Ge⸗ fahr, da die Stadt durch einen kleinen dazwiſchenliegenden Granitberg geſchützt iſt. Dampferunglück.— 50 Tote. Der ruſſiſche Poſt⸗ dampfer„Sergiew“ ſtieß in der Nähe von Batum auf eine Mine. Nach den bisherigen Meldungen ſind 50 Per⸗ ſonen ertrunken. a Lokales und Allgemeines. Seckenheim, 20. September. Der gestrige Sonntag war ein geradezu idealer Sonntag. Die morgendliche Friſche bei wolkenloſem Himmel lud zum Wandern und Reiſen ein. Mittags meinte es die Sonne ſo gut, daß man glaubte, mitten in die Hundstage verſetzt zu ſein. Doch das ſchnelle Fallen des Thermometers und das frühe Dunkelwerden gegen Abend erinnerte gar zu ſchnell, daß der Herbſt da iſt. Immerhin bieten dieſe Herbſttage doppelten Genuß durch die Friſche und belebend eintretende Kühle. Für den Landmann allerdings wären einige„Spritzer“ will⸗ kommen, trotzdem er für die Beendigung der Tabakernte auch noch einige ſchöne Tage brauchen kann. e Falſches Geld! Im Laufe des Monats Auguſt 1926 ind in Süddeutſchland falſche Einmarkſtücke mit dem Münzzeichen G und der Jahreszahl 1926 aufgetaucht. ie ſind durch Guß und einer Zinnlegierung hergeſtellt. Die Stücke ſind ziemlich plump nachgemacht und haben ein weißliches Ausſehen. Das Münzzeichen iſt nur ſchwach und an manchen Stellen gar nicht ſichtbar. Die Rande⸗ lung fehlt vollkommen. Der Rand iſt uneben und an⸗ ſcheinend mit der Feile bearbeitet.— Ferner wurden in der letzten Zeit falſche Zweimarkſtücke mit dem Münz⸗ zeichen D und der Jahreszahl 1926 verausgabt, welche durch Guß aus Zinn und Blei ſowie Antimon hergeſtellt ſind und dann verſilbert wurden. Die Randelung iſt ſehr grob und unvollkommen und anſcheinend mit einer Feile nachgearbeitet. Die Stücke ſind, obwohl ziemlich gut nachgemacht, an ihrer aſchgrauen Farbe gut zu er⸗ kennen. Es wird gebeten, dieſen Falſifikaten beſondere Aufmerksamkeit zu ſchenken und die Verausgaber womög⸗ lich der Polizei und der Gendarmerie zu übergeben. — Beſpritzen der Fußgänger durch Kraftfahrzeuge. Die Flucht der F das in ſchneller Fahrt auf infolge Regenwetters von Schmutz bedeckter Straße vorbeifährt, iſt eine bekannte Erſcheinung. Sie wird meiſtens mit Schimpfen der mit Schmutz bedeckten Fußgänger hingenommen. Die Polizei greift meiſtens nicht ein. Nach einigen Urteilen des Reichs⸗ gerichts braucht ſich der Fußgänger dieſes nicht ohne wei⸗ teres bieten zu laſſen. Abgeſehen von der Schadenerſatz⸗ pflicht hat ſich der Kraftfahrer einer Uebertretung des Paragraphen 360 Ziffer 11 des R. St. G. B. ſchuldig gemacht. Das Reichsgericht hat ſich bereits mehrfach da⸗ hin ausgeſprochen, daß in rückſichtskloſem Fahren eines Kraftfahrzeugführers auf ſchmutzbedeckter Straße, durch das andere Verkehrsbeteiligte ungebührlich mit Schmutz beſpritzt werden oder beſpritzt werden können, der Tat⸗ beſtand eines groben Unfugs erblickt werden kann. ußgänger vor einem Kraftfahrzeug, 5 88 CCC 7— Arbeitsloſenufterffützung in Krankheitsfällen. Damit die Erwerbsloſen in Krankheitsfällen eine ausreichende Fürſorge erhalten, werden die Erwerbsloſen von den Ge⸗ meinden bei den reichsgeſetzlichen Krankenkaſſen verſichert. Es war eine große Streitfrage, nach wel chen Barbeträ⸗ gen die Verſicherung geſchieht. Nun hat das Reichsverſiche⸗ rungsamt entſchieden, daß als Grundlohn gelten ſechs Siebtel der doppelten Erwerbsloſenunterſtützung, die der Erwerbsloſe für ſeine Perſon erhielte, wenn er nicht Dadurch iſt den Erwerbsloſen ein Kran⸗ krankt wäre. kengeld geſichert im Mindeſtbetrage der unterſtützung. 3 — Warnung vor Unglücksfällen. Die er⸗ Erwerbsloſen⸗ hohe Zahl der in den letzten Jahren durch Ueberfahren mit Zügen ver⸗ unglückten Kinder gibt der Deutſchen Reichsbahngeſell⸗ ſchaft Veranlaſſung, alle Eiſenbahner und erneut zur größten Aufmerkſamkeit zu mahnen. Kinder durchſchlüpfen oder umgehen die auch die Eltern Die Schranken oder gelangen von den Zufahrtſtraßen der Bahnhöfe auf den Bahnkörper. Alle Eiſenbahner ſind desh worden, ſtreng ſalb angewieſen darauf zu achten, daß Kinder den Gleiſen fernbleiben. Auch auf den Freiladegleiſen wird die An⸗ weſenheit von Kindern, die mit Fuhrwerken kommen, unter keinen Umſtänden mehr geduldet; wenn nötig wird ſogar Anzeige zwecks bahnpolizeilicher Beſtrafung Eltern der Kinder erſtattet. Bei unvermeidlichen de An⸗ läſſen, z. B. wenn Kinder auf der Ladeſtraße beſchäftigten Perſonen Eſſen heranbringen müſſen, iſt d afür zu ſorgen, daß dies ohne Betreten der Gleisanlagen geſchieht und dei Kinder ſich baldmöglichſt wieder entfernen. Denkt an den Winter! Die Zeichen des nahenden Herbſtes machen ſich über⸗ all bemerkbar. Schon ſind geworden; nommen werden; ſchon empfindlich kühl. die Tage erheblich kürzer ſchon muß die Abendmahlzeit bei Licht einge⸗ am Abend und am Morgen wird Wie lange wird es dann dauern, 8 daß auch der rauhe Winter mit Nebel, Sturm, Reif und Froſt ſein geſtrenges Regiment antritt? Darf man allerdings alter Bauernweisheit trauen, es diesmal keinen Winter, denn eine Bauernregel beſagt: nicht“, und eine ſo gibt Dauer, ſommert, ſo wintert es kernfeſt und auf die „Wenn es nicht andere, deren Sinn man auch umkehren kann:„Im Sommer warm, im Winter kalt“. Aber für alle Fälle wird man gut tun, ſich auf den Winter rechtzeitig vorzubereiten, auf den Winter, wo ſich jung und alt, arm und Hausfreundes flüchtet. Seite eines treuen belebende Wärme alle deſſen wohltuende 2 zu inniger Gemeinſchaft verbindet und geheimnisvollen Dämmerung die gedrückte reich an die Er heißt Ofen, Stubengenoſſen beſonders in der Stimmung der trüben Tage zeitweilig vergeſſen macht und ſo zu dem ce⸗ haglichen Mittelpunkt häuslicher Geſellig in ſolch winterlichen Stunden gibt es keit wird. Ja, keinen heimlicheren und gemütlicheren Platz als den am Ofen, beſonders Kachelofen von einſt iſt wirklich wieder unſer Freund werden, ſo in Ordnung ſein; und darum wird man man den alten Spruch beherzigt:„Den T erſt ins Haus, wenn der November ſtür Demgemäß läßt man am beſten ſchon in wenn es der alte Soll er aber muß er auch gut tun, wenn öpfer ruft nicht ſtürmt ſchon draus“. dieſen Wochen den Ofen gründlich nachſehen und etwaige Schäden aus⸗ beſſern, zumal die Handwerker jetzt noch Zeit haben und ſpäter unter Umſtänden läſtige Verzögerungen und unliebſame Störungen eintreten könnten. Nicht nur jedoch iſt anzuraten, den Ofen gründlich nachzusehen, ſondern ihn auch innen vollſtändig reinigen chon aus dem zu laſſen; das s 5 ſpart und eine beſ erheblich an Feuerung mäßigere Erwärmung de Einen kalten Ofen herzt niemand, beſeelt ſein, namentlich tert und tobt und große Gewölk herabwirbeln. Soll beſeelt werden und ſeine 0 ſo muß ihm die nötige Nahrung zugeführ der Ofen im der Aufenthaltsräume ſondern er muß feuer⸗ ch dann, wenn es draußen recht wet⸗ Schneeflocken aus dem düſteren Grunde, weil man dann ſere und gleich⸗ erreicht. Winter feuer⸗ mollige Wärme ausſtrahlen, t werden. Auch hier wird man gut kun, ſchon jetzt Vorſorge zu treffen, ſchon der Koſtenerſparnis Preiſe erfahrungsgemäß ſteigen— ſei es nun. halber, weil im Winter die wegen der großen Nachfrage daß man Steinkohlen, Preßkohlen, Holz oder Torf als Feuerung verwenden will. 1 Wirtschaftliche Wochenſchau. Die Entwicklung des Geldmarktes.— Günſtiges Bild der Reichseinnahmen.— Die Lage am Arbeits⸗ markt.— Die internationalen Eiſenverhandlungen. Erſt in den letzten Tagen iſt auf dem G eldmarkte die diesmal ſo lange verzögerte Erleichterung eingetreten. Hierbei haben außer den Rückflüſſen inländiſchen Kapitals in erſter Linie ausländiſche Gelder mitgewirkt, indem der Newyorker Geldmarkt auf Grund der Zinsteuerung in Deutſchland größere Beträge hergab. Außerdem ſoll aus Frankreich auf dem Wege über die S weiz oder auch direkt in erhöhtem Maße Geld nach Deukſchland gefloſſen ſein, wobei anſcheinend der Gedanke der Kapitalflucht immer noch eine ausſchlaggebende Rolle geſpielt, hat. Die Ueberwindung des Medio iſt infolge der Entſpannung ohne Schwierigkeiten erfolgt, und man iſt daher geneigt, auch für den Ultimotermin eine ähnlich günſtige Löſung anzunehmen. Trotzdem dürfte nach den Erfahrungen der letzten Monate bei den ungleich größeren Anſprüchen zum Vierteljahrsſchluß eine gewiſſe Vorſicht unbedingt am Platze ſein. Was ganz allgemein die Entwicklung des Geldmark⸗ tes für die nächſte Zeit anbetrifft, ſo ſind Anzeichen für eine günſtige Geſtaltung gegeben. Die weitere erfreuliche Zunahme der Sparkaſſeneinlagen in Deutſch⸗ land geſtattet einen Rückſchluß auf die ſonſtige Entwick⸗ lung der Kapitalsbildung. Nachdem erſt kürzlich über eine anhaltende Steigerung der Spareinlagen berichtet wurde, weiſen die nunmehr veröffentlichten Angaben über die Höhe der Spareinlagen im ganzen Deutſchen Reiche für den Monat Juli einen Betrag von faſt 2,5 Milliarden auf. Dem Monat Juli gegenüber beträgt die Zunahme 107 Millionen Reichsmark, was den monatlichen Steige⸗ rungen ſeit Jahresbeginn entspricht. Ferner iſt das Ge⸗ ſamtbild der Reichseinnahmen an Steuern, Zöllen und Abgaben per 31. Auguſt des Jahres ein unerwartet günſtiges, indem ſich gerade bei mehreren wichtigen Poſi⸗ tionen beträchtliche Steigerungen gegenüber den Voran⸗ ſchlägen zeigen, zum Beiſpiel bei der Einkommen⸗, Kör⸗ perſchafts⸗, Kraftfahrzeug⸗ und Lotterieſteuer ſowie bei den Zöllen. Zugleich beſteht die Hoffnung, daß im dritten Dawesjahr infolge Beſeitigung der Transfergefahr durch Sachlieferungserſatz der Beſchäftigungsgrad erhöht und durch den hiermit verbundenen Rückgang der Arbeitsloſen⸗ ziffern die Belaſtung des Reiches aus Arbeitsloſenunter⸗ ſtützungen vermindert wird. Für das Hereinfließen ausländiſcher Gelder nach Deutſchland, beſonders des Erlöſes amerikaniſcher Dollar⸗ anleihen, wirkt der infolge der elaſtiſchen Dollarnotierung geſtiegene Markkurs wohl etwas hemmend, aber da die beiderſeitigen Vorausſetzungen für den Abſchluß von An⸗ leihen weiterhin unverändert fortbeſtehen, iſt auch für die Zukunft mit dem Zuſtrom amerikaniſchen Kapitals zu rechnen. Die Lage des Arbeitsmarktes hat ſich im all⸗ gemeinen in der zweiten Septemberwoche wenig verän⸗ dert. Aus der Spinnſtoff⸗ und der chemiſchen Induſtrie lauten die Nachrichten günſtiger, ebenſo haben ſich in Automobil⸗ und im Landwirtſchaftsmaſchinen⸗Bau die Beſchäftigungsverhältniſſe gebeſſert, ſonſt iſt in der Me⸗ tallwaren⸗ und Maſchineninduſtrie die Lage noch über⸗ wiegend ungünſtig. In der Landwirtſchaft werden zur Zeit, da die Getreideernte beendet iſt, während die Hack⸗ früchteernte noch nicht allgemein begonnen hat, mehr Arbeitskräfte frei, als eingeſtellt werden. g Die ſeit Monaten ſchwebenden internationalen Eiſenverhandlungen zur Bildung einer inter⸗ nationalen Rohſtahlgemeinſchaft ſollen in dieſer Woche endgültig zum Abſchluß kommen. Nachdem es gelungen iſt, in den letzten Tagen zwei Werke der widerſtrebenden belgiſchen Hüttengruppe zur Aufgabe ihrer Forderungen zu veranlaſſen, dürfte die Einigung mit dem dritten Unter⸗ nehmen keine allzu großen Schwierigkeiten mehr bereiten. Auch in der chemiſchen Induſtrie werden ſeit eini⸗ ger Zeit internationale Verhandlungen zum Zwecke einer europäiſchen Wirtſchaftsunion geführt, die aber noch nicht ſo weit gediehen ſind, daß ſich über ihre Ausſichten ſchon jetzt ein Urteil fällen ließe. Einen bedeutenden Erfolg hat die deutſche chemiſche Induftrie ſoeben im Auslande davongetragen, indem die J. G. Farbeninduſtrie A.⸗G., Franrfurt a. M., nach monatelangen Verhandlungen mit der ruſſiſchen Regierung einen dreijährigen Lieſerungs⸗ vertrag abgeſchloſſen hat. Die Sowjetregierung verpflich⸗ tet ſich darin, in der genannten Zeit mindeſtens 70 Pro⸗ zent ihres geſamten Bedarfs an Anilinfarben und Phar⸗ mazeutica ſowie einen großen Teil der Schwerchemikalien durch die J. G. Farbeninduſtrie A.⸗G. zu beziehen. Die Bedeutung dieſes Abſchluſſes wird erſichtlich, wenn man bedenkt, daß Rußland im vergangenen Jahre für 65 Millionen chemiſche Produkte— davon aus Deutſchland für 55 Millionen Reichsmark— eingeführt hat. Da man mit einer weiteren Erhöhung der Einfuhr rechnet, dürfte deren Wert in den nächſten drei Jahren mit 200 Millionen Reich⸗mark nicht zu hoch beziffert ſein. 28 WIksvermögen in den Hauptstaalen. frankreich 5000 NK an yolksvermögen kommen pro Kopf in: Amerika 7000 Kk Grossbritanten 6000 ff 5 Turnen Spor! Spiel. Neuer Sieg Dr. Peltzers. i Dr. Peltzer gewann auf dem internationalen Leicht⸗ athletikportfeſt in Stockholm den 1000 Meter⸗Lauf über⸗ legen vor Svenſſon, Kellermann und Erikſon. 1 Wettkampf Vierkötter— Michel. 5 Der Deutſche Vierklötter und der Franzoſe Georges Michel haben vereinbart, ein Wettſchwimmen über den Kanal, möglichſt noch im Laufe dieſes Jahres, abzu⸗ halten. Sofern dies nicht möglich ſein ſollte, ſoll der Wettkampf im nächſten Jahre ſtattfinden. Es ſoll dann verſucht werden, auch Miß Ederle und die übrigen er⸗ folgreichen Kanalſchwimmer zur Teilnahme zu veranlaſſen. Mannheimer Motorrad⸗Dreiecksrennen am ö 3. Oktober. i 88 Die Meldungen für die ſeit Jahren bekannte und beliebte Veranstaltung gehen in reichlichem Maße ein. Alle Vorausſicht nach dür te mit einem vorzüglichen M. de⸗ ergebnis gerechnet werden. Bekannte Fahrer aus allen Teilen Deutſchlands werden ſich wieder um die Preiſe ſtreiten und der gebotene Sport wird abermals ein her⸗ vorragender ſein. Es iſt kein zweiter Nennungstermin vorgeſehen. Der Nennungsſchluß iſt am Dienstag, den 29. September. Nachnennungen werden unter keinen Um⸗ ſtänden berückſichtigt. 8 Dr. Peltzer Lehrer in Bittersdorf. Der dreifache deutſche Meiſter Dr. O. Peltzer tritt am 1. Oktober als Lehrer bei der freien Schulgemeinde Bittersdorf(Kreis Saalfeld) ein. Seine Fächer werden Gymnaſtik, Geſchichte und Staatsbürgerkunde lein. Dr. Peltzer hat bedeutende Angebote einer amerikaniſchen Schulgeſellſchaft ausgeſchlagen mit der Begründung, daß er ſonſt Vaterlandsverrat beginge und er auf der Deut⸗ 570 N ſchen Olympiade nicht für Deutſchland kämpfen könne. 5 Redaktion, Druck und Verlag: G. Zimmermann Ww. Inh. G. Härdle, Seckenheim a. N. dunlliche enanntmachungen. Die Bekämpfung der Maul⸗ und Klauenſeuche. Nachdem in dem Gehöft des Johann Georg Lindeck in Ketſch, Hockenheimerſtraße 104 die Maul⸗ und Klauenſeuche ausgebrochen iſt, werden folgende Anordnungen getroffen: A. Sperrbezirk. Die Gemeinde Ketſch bildet einen Sperrbezirk I. S. der 88 1601 ff. der Ausführungsvorſchriften Ed. Bi des Bundesrats zum Reichsviehſeuchengeſetz. B. 15 km Umkreis. In den Umkreis von 15 km vom Seuchenort getſch entfernt(8 168 der Ausführungsvorſchriften zum Reichsviehſeuchengeſetz) fallen ſämtliche Ge⸗ meinden in dieſer Umgebung. Mannheim, den 18. September 1926. Bad. Bezirksamt— Abt. IV. „Die am 10 Juli 1926 bezügl. der Schweine⸗ beſtände der Gemeinde Edingen angeordneten Sperr⸗ maßnahmen werden hiermit aufgehoben. Mannheim, den 14. September 1926. Badiſches Bezirksamt— Abt. IV.— Das Waſſer⸗ und Straßenbauamt Heidelberg vergibt die Anfuhr von Pflaſterſteinen ab Bahn⸗ hof Reckarau und Rheinau nach den zu pflaſternden Straßenſtrechen in mehreren Loſen. Die Angebots⸗ formulare können bei dem zuſtändigen Straßenmeiſter oder beim Waſſer⸗ und Straßenbauamt in Heidelberg bezogen werden. Die Angebote ſind bei letzterem Samstag, den 25. September, vorm. 10 Uhr einzureichen. eprer Seflafammer kanchlünden in Eichen und Birken (erstklassige Garantie ware) zu Fabrikpreisen(auch Teilzahlung) zu verkaufen. hler, Möbelhandlung Wörthstraße 16— Telefon 76. Deutsche Volkspartei (Ortsgruppe Seekenheim). ſtatt, wozu freundl. einladet Plelßiges, krüfliges Maädmen 1Wohabaus Imelſchgen zu verkaufen. zu verkaufen. 3 Bollſtellen mil matratzen Der Vorſtand. 2 a und Sonſtiges zu verkaufen. 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