S 29. Jabrüung Die Verſtändigung mit Frankreich. Bezugspreis: Für den Monat Sept. 1.40 Goldmark, frei ins Haus. Anzeigenpreis: Die einſpalt. Petitzeile 15 Goldpfg. Reklamen: 60 Goldpfg. Bei Wiederholung Rabatt. Beilagen: Illuſtriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). Mllktwoh. 22. Jontember 1926 Tages · u —— Erſcheinungszeit: Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſetzlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle Hildaſtraße 68 oder durch unſere Träger. Fernſprecher Rr. 16.— Poſtſcheckkonto 78439 Karlsruhe. Die Grundlagen der europäiſchen Politik. Berlin, 21. September. Während Briand und Chamberlain alsbald nach Abſchluß der politiſchen Beſprechungen zwiſchen Streſe⸗ mann und Briand wieder nach Paris und London abge⸗ reiſt ſind, hat ſich der deutſche Außenminiſter entſchloſſen, noch einige Tage in Genf zu bleiben. Seine Anweſenheit iſt dort im deutſchen Intereſſe notwendig, weil zur Zeit im Völkerbund Fragen erledigt werden, an denen Deutſch⸗ land nicht unintereſſiert ſein kann. So iſt z. B. geſtern Nachmittag über die Danziger und die Memeler Frage, und zwar zum erſten Male in Anweſenheit deutſcher Vertreter, verhandelt worden. In den näch⸗ ſten Tagen wird aber auch die deutſche Delegation zum Aufbruch rüſten. Ueber den Inhalt der Beſprechung zwiſchen Briand und Streſemann weiß man in Berlin immer noch nichts Beſtimmtes. An zuſtändiger Stelle wird erklärt, daß vor⸗ läufig der Preſe entſprechend einer Vereinbarung zwiſchen Briand und Streſemann keine detaillierten Einzelhei⸗ ten mitgeteilt werden könnten. In Paris ſcheint man ſich allerdings an dieſe Abmachung etwas weniger ge⸗ wiſſenhaft als in Berlin zu halten, denn die großen Pa⸗ riſer Informationsblätter wollen bereits jetzt in der Lage ſein, die Hauptpunkte der deutſch⸗franzöſiſchen Ver⸗ einbarung zu kennen und ſo erleben wir auch jetzt wiederum das von früher bekannte Schauspiel, daß die deutſche Oeffentlichkeit ſich über wichtige Deutſchland betref⸗ fende politiſche Vorgänge aus der franzöſiſchen Preſſe orientieren muß. Da die franzöſiſche Preſſe in ihrer Berichterſtattung naturgemäß etwas voreingenommen iſt, beſteht die große Gefahr, daß wir über das, was in Thoiry verhandelt worden iſt, zunächſt e einſeitig und tendenziös unterrichtet werden. Es wäre deshalb ſehr erwünſcht, wenn das deutſche Auswärtige Amt rechtzeitig durch eine amtliche Dar⸗ 5 jeglicher Legendenbildung vorbeugen würde. Das von Streſemann und Briand gemeinſam heraus⸗ gegebene und optimiſtiſch gehaltene Kommunique über ihre Beſprechung in Thoiry wird von einem Teil der deutſchen Preſſe jetzt ſo ausgelegt, als ob ſchon jetzt in nächſter Zukunft ein völliger Umſchwung in den Beziehungen zwiſchen Deutſchland und Frankreich zu er⸗ warten ſei. Demgegenüber vertritt man in maßgebenden politiſchen Kreiſen die Auffaſſung, daß dem zweifellos großen Ziele, das ſich Streſemann und Briand geſteckt haben, nicht zu unterſchätzende Schwierigkei⸗ ten entgegenſtehen. Aus den Kommentaren der Pariſer Preſſe kann man zwar erfreulicherweiſe feſtſtellen, daß die geplante deutſch⸗franzöſiſche Verſtändigung als Grund⸗ lage der künftigen europäiſchen Friedenspolitik nicht mehr ſo ſchroff wie vor wenigen Jahren abgelehnt wird, aber trotzdem iſt es vorläufig noch zweifelhaft, ob es Briand gelingt, ſein Werk an den verſchiedenen gefahrvollen Klip⸗ pen vorbei in den rettenden Hafen zu bringen. Die franzöſiſche Linkspreſſe läßt bereits Alarmrufe er⸗ tönen und ſpricht von Meinungsverſchiedenhei⸗ ten innerhalb des Kabinetts. Es heißt, daß die nationaliſtiſchen Mitglieder der Regierung, insbeſon⸗ dere die Miniſter Marin, Barthou, Tardieu und Boka⸗ nowſki, der Politik Briands unfreundlich gegenüber⸗ ſtehen. Aber ſelbſt, wenn der franzöſiſche Miniſterrat ſich auf den Boden der Politik Briands ſtellen wird, ſo wird es gewiß noch lange währen, bis die neue Politik ſich zum Vorteil Deutſchlands auswirkt. Wenn man auch noch nichts Näheres über die Beſpre⸗ chungen von Thoiry weiß, ſo weiß man doch ſchon, daß ſich Streſemann und Briand über grundſätzlich neue politiſche Wege, 5 die jetzt eingeſchlagen werden ſollen, klar geworden ſind und es iſt klar, daß hier noch mancherlei Hinderniſſe überwunden werden müſſen, ehe das gemeinſame Ziel erreicht ſein wird. Das Problem, um das es ſich hier han⸗ delt, iſt ja nicht allein politiſcher Natur, ſondern greift ſtark ins weltwirtſchaftliche hinüber. Es iſt deshalb ſelbſtverſtändlich, daß zunächſt einmal ſeine Durchführbarkeit, dann aber auch ſeine Konſe⸗ quenzen nach jeder Richtung hin ernſt und gewiſſenhaft überlegt werden müſſen. Dazu ſind außer den Rat⸗ en der Politiker auch die ernſteſten Beratungen wirt⸗ ſchafklicher Sachverſtändiger unvermeidlich und ſchon dar⸗ aus ergibt ſich, daß politiſche Auswirkungen nicht von heute auf morgen eintreten können. f Gegen militäriſche Verſchleppungsmanöver. 1 Paris, 21. September. Der„Quotidien“ wendet ſich angeſichts des heuti⸗ gen Miniſterrats gegen etwaige Verſchleppungs⸗ manöver der Opponenten, als die das Blatt die drei Miniſter Tardieu, Barthou und Marin bezeichnet. Man ſei an einem Wendepunkt ange⸗ langt und eine klare Antwort ſei erforderlich. Von irgend einer Seite werde gewiß empfohlen werden, Foch und Weygand über ihre Meinung zu hören. Das Heer habe nichts mit der franzöſiſchen Auß en⸗ politik zu tun. Man brauche es nicht, um feſtzuſtellen, wo die Sicherheit Frankreichs liege und wie ſie am beſten organiſiert werden könne. Das ſei eine Sache der Re⸗ gierung und nicht des Generalſtabes. Das französische Kabinett für Thoirh Ein amtliches Komunique. O Paris, 21. September. Der Miniſterrat hat ſich heute vormittag von 12 bis 12,55 Uhr im Elyſe unter dem Vorſitz von Dou⸗ mergue verſammelt, um den Bericht von Briand über ſeine Genfer Anterredung mit Streſemann anzuhören. Es wurde ein Communique veröffentlicht, worin erklärt wird, daß der Miniſterrat Briand einſtimmig für ſeine Tätig⸗ keit in Genf beglückwünſchte und den Wunſch aus⸗ drückte, daß die Anterredungen, wie ſie in Thoiry er⸗ öffnet worden ſind, fortgeſetzt werden ſollen. Der Miniſterrat beſchloß außerdem noch die bis⸗ herige Verwaltungsreform in vollem Umfange aufrecht zu erhalten. Nach Beendigung des Miniſterrates erklärte Briand, daß die Zeitungsmeldungen, wonach Un⸗ einigleit innerhalb des Miniſterrats beſtünden, je⸗ der Grundlage entbehren. Er ſei im Gegen⸗ teil von jedem ſeiner Kollegen einzeln für ſeine Tätig⸗ keit in Genf beglückwünſcht worden. Sogar Louis Marin, der bis jetzt als größter Feind Briands be⸗ zeichnet wurde, erklärte:„Ich finde, daß das, was in Genf getan worden it, nur von Gutem iſt.“ Die Abrüſtungsfrage. Schleppender Gang der Genfer Verhandlungen. be Berlin, 22. September. Die Genfer Kommiſſionsberatungen über die allge⸗ meine Abrüſtung erwecken in Berlin keine Hoffnung, daß in abſehbarer Zeit mit dem Abbau der Rüſtungen in den anderen Ländern Ernſt gemacht wird. Die Beratun⸗ gen ſind vollkommen auf das politiſche Gebiet gekommen, und es wird eines energiſchen Beſchluſſes bedürfen, um zu der rein ſachlichen Beratung auf Grund der Nach⸗ kriegsverträge und der Genfer Vereinbarungen zu kommen. Die Tangerfrage. 10 O Madrid, 21. Dezember. .Der unter dem Vorſitz des Königs abgehaltene ſpa⸗ niſche Miniſterrat beſchloß, an der Abrüſtungskonferenz teilzunehmen. Eine Beteiligung verpflichte Spanien zu nichts, denn auch die Vereinigten Staaten nähmen daran teil, ohne Mitglieder des Völkerbundes zu ſein. „Während die ſpaniſchen Delegierten beim Völkerbund Bericht erſtatteten, gab Primo de Rivera einen Ueber⸗ blick über die außenpolitiſche Lage. Auch die Tan⸗ ger⸗F rage ſoll beſprochen worden ſein. Wie verlautet, ſoll Spanien von England und Frankreich das Verſprechen erhalten haben, daß das Tanger⸗Statut revidiert und den ſpaniſchen Wünſchen Rechnung getragen wird. Die Tanger⸗Konferenz ſoll im November ſtattfinden. 22 —ů—j— 2—— Das Flugweſen im beſetzten Gebiet * Am 17. Auguſt 1926 hat die Interalliierte Rhein⸗ landkommiſſion unter Aufhebung der aus dem Jahre 1921 ſtammenden Verordnung Nr. 80 eine neue Ver⸗ ordnung Nr. 309 betreffend Regelung des Flug⸗ weſens in den beſetzten Gebieten erlaſſen. Dieſe Verordnung gibt die Ausführungsbeſtimmungen zu den Vereinbarungen, welche am 21. Mai 1926 zwiſchen Deutſchland und der Botſchafterkonferenz getroffen wur⸗ den. In einem beſonderen Schreiben des Präſidenten der Botſchafterkonferenz, welche die Luftfahrtvereinba⸗ rungen ergänzt, hieß es damals, daß im beſetzten Gebiet das Einflug verbot der Botſchafterkonferenz auf Grund der Entſcheidung vom 15. Dezember 1920 für deutſche Luftfahrzeuge aufg ehoben würde und„daß das jetzige Recht des Deutſchen Reiches für die Han⸗ delsluftfahrt nur noch durch die Befugniſſe gehemmt werden ſolle, die der Rheinlandkommiſſion auf Grund des Rheinlandabkommens für die Sicherheit der Be⸗ ſatzungstruppen zuſtänden“. Es bleibt zu unterſuchen, ob die neue Verordnung diejenigen Beſtimmungen und Erleichterungen enthält, die man nach dem Schrei⸗ 191 1 5 Präsidenten der Botſchafterkonferenz erhoffen onnte. b ö Ganz allgemein ſei zunächſt feſtgeſtellt, daß die Verordnung Nr. 309 zweifellos eine bedeutende Ver⸗ beſſerung für die Luftfahrt im beſetzten Ge⸗ biet gegenüber der unhaltbaren Ordonnanz 80 bringt. Bisher war jede Betätigungsmöglichkeit zur Luft in den Gebieten, die mit fremden Beſatzungstruppen be⸗ legt ſind, völlig ausgeſchloſſen. Die dadurch, vor allem für die Durchführung des internationalen Luftverkehrs geſchaffene Lage hat viele Jahre hindurch eine gedeih⸗ liche Entwicklung großzügiger Oſt—Weſt⸗Verbin dungen verhindert. Das beſetzte Gebiet bildete für die ziofle Luftfahrt eine tote Zone, ein unüberbrückbares Hin⸗ dernis. Heute kann der Luftverkehr unter beſtünmten Vorausſetzungen den direkten Weg von Oſten nach We⸗ ſten, von Deutſchland nach Frankreich einſchlagen, wie die Strecke Paris— Berlin beweiſt. Was beſonders wich⸗ tig erscheint, iſt die Wiederherſtellung der deut⸗ ſchen Luftbobeit. die nach deutſcher. Auf faſſung rechts widrig aufgehoben worden war. Deutſche Ge⸗ ſetze und Verordnungen ſind alſo für die Luftfahrt im beſetzten Gebiete wieder in Kraft. Da bisher deutſche Luftfahrzeuge in dieſem Gebiet vogelfrei waren, ſteht eine Beſſerung der Lage feſt. Anders verhält es ſich allerdings noch mit den in Verordnung Nr. 309 enthaltenen Einſchränkungen. Es wird auch in Deutſchland niemanden geben, der ernſtlich beſtreiten wollte, daß die Beſatzungstruppen das Recht für ſich in Anſpruch nehmen können, Vorkehrun⸗ gen für die eigene Sicherheit zu treffen. Es wäre alſo verſtändlich, daß beſtimmte Ueberflugverbote erlaſſen wür⸗ den, wenn Deutſchland im Beſitze militäriſcherr Luftfahrzeuge wäre. Es kann auch verſtanden werden, daß die Beſatzungstruppen, welche ſich eine große An⸗ zahl von eigenen Militärflugplätzen für ihre Bedürf⸗ niſſe angelegt haben, nur ſolchen deutſchen Flugzeugen die Landung dort geſtatten, wenn ſich die Flugzeuge in Not befinden. Selbſt das Verbot der Beförderung von 1 0 uſw. läßt ſich mit Gründen der Sicher⸗ eit der ſtimmungen aber enthält die Verordnung Einſchränkun⸗ gen, die mit der Sicherheit der Beſatzungs⸗ armee nichts zu tun haben können. So iſt es unerfindlich, aus welchem Grunde Se⸗ gelflüge beſonderer Genehmigung der Beſatzungsbe⸗ hörden bedürfen ſollen, wie Artikel 3 es beſtimmt. Ebenſo it das Einſpruchsrecht gegen Flugveranſtaltun⸗ gen durchaus anfechtbar. Wenn der für den 19. Sep⸗ tember in Düren vorgeſehene Flugtag, der als Werbe⸗ veranſtaltung für den Luftfahrtgedanken für die Be⸗ völkerung des beſetzten Gebietes von beſonderer Bedeu⸗ tung geweſen wäre, von den Beſatzungsbehörden ver⸗ boten worden iſt, ſo kann darin nur eine kleinliche Schikane geſehen werden, die mit dem Sinne der Pariſer Luftfahrtvereinbarungen keineswegs im Einklang ſteht. Ueberhaupt die Anmeldepflicht! Wenn auch zu hoffen iſt, daß für die ſtändigen Luftverkehrslinien in Zukunft aus den zahlreichen Anmelde⸗ und Ein⸗ fluggeſuch⸗Beſtimmungen keine größeren Unzuträglichker⸗ ten entſtehen, ſo bedeutet für alle anderen Flüge die Bitte um Einfluggewährung zum mindeſten eine ſtarke Ver⸗ zögerung, wobei noch die Gefahr beſteht, daß eine Ablehnung erfolgt. Wenn eine Privatperson zu ge⸗ werblichen Zwecken ſchnell einen Flug nach einer Stadt innerhalb des beſetzten Gebietes ohne Benutzung der nur auf ganz beſtimmte Linien angewieſenen Verkehrs⸗ luftfahrt durchführen will, dann wird diese Reiſe ſtets äußerſt dringend ſein— das Einholen einer Geneh⸗ migung wird in dieſem Falle vorausſichtlich den gan⸗ zen Flug illuſoriſch machen. 5 a Aber abgeſehen davon, ob nun wirklich derartige Unzuträglichkeiten entſtehen oder nicht— es bleibt die Frage, ob derartige Paragraphen, welche den reibungs⸗ loſen Verkehr zwiſchen beſetzten und unbeſetzten Gebiet beeinträchtigen, nötig ſind. Es ſoll eine Zuſammenarbeit ſtaattfinden— durch das Paragraphengewirr wird ſie erſchwert. Deutſchland hat keine Militärluftfahrt — es genügt alſo vollkommen, wenn für die deutſche Zivilluftfahrt im beſetzten Gebiet nur ſorche Beſtim⸗ mungen erlaſſen würden, die tatſächlich etwas mit der Sicherheit der Beſatzungstruppen zu tun haben können und die als verſtändig und verſtändlich bereits aufge⸗ führt wurden. Alles andere iſt überflüſſig. ſchafft unnötige Reibereien und ſollte deshalb ſo ſchnell wie möglich verſchwinden. Hier würde ſich den Beſatzungs⸗ behörden eine nützliche Gelegenheit bieten, zu zeigen, daß auch ſie gewillt ſind, dem Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund Rechnung zu tragen. 1 eee. Die Eiſenbahnobligationen. Ihre wirtſchaftliche und finanzpolitiſche Bedeutung. Berlin, 21. September. Die Verſuche, Deutſchlands Einwilligung zur Rea⸗ liſierung eines Teiles der Eiſenbahnobligationen zu er⸗ halten, um eine Stütze für die Franken⸗Währung zu finden, haben in Frankreich ſchon im vorigen Jahr be⸗ gonnen. Der Gedanke iſt bei den amtlichen Stellen in Deutſchland, wie zu erwarten war, auf Wider⸗ ſtand geſtoßen, doch hat das nicht verhindert, daß er in den an einer deutſch⸗franzöſiſchen Verſtändigung arbeitenden politiſchen Kreiſen weiter erörtert wurde. Man glaubte hier, daß die Obligationen gerade für die Befreiung der Rheinlande und des Saar⸗ gebietes eine vorteilhafte Rolle ſpielen könnten. In diefer Vermutung hat man ſich, wie die Beſprechung in Thoiry beweiſt, nicht getäuſcht Die Frage der Begebung der Eiſenbahnobligationen iſt damit hochaktuell geworden. Aber ſie hat nun leider nicht nur eine politiſche und nationale Seite, ſondern auch eine ſehr wichtige wirtſchaftliche und fi⸗ nanzpolitiſche. Und dieſe dürfte jetzt zunächſt alle Aufmerkſamkeit und Sorge in Anspruch nehmen. Nach einer Meldung des„Mancheſter Guardian“ ſollen zur Realiſ kerung mindeſtens 1500 Millionen Mark Obliga⸗ tionen in Frage kommen. Es iſt im Augenblick jehr zweifelhaft, ob der Geldmarkt ſie aufnehmen kann. Die Chancen ſind zur Zeit wenig günſtig. Die franzö⸗ ſiſche„Literate“ hält die Operation ſogar für direkt unmöglich. Sie verweiſt auf einen Bericht des Treu⸗ händers Parker Gilbert, in dem dieſer unlängſt er⸗ klärte, daß man unter den gegenwärtigen Umſtänden nicht daran denken könnte, die Obligationen auf den Markt zu bringen. Sie ſind zwar durch eine erſtſtellige eſatzungstruppen erklären. Neben dieſen Be⸗ * 1 5 Hypothek geſichert, werden aber mit nur 5 Prozent verzinſt. Erſte Vorausfetzung eines Erfolges ihrer Be⸗ gebung wäre aber auch, daß der deutſche Zinſendienſt transferfrei gemacht würde, daß alſo— bet 5 Prozent Verzinſung der angeblich in Ausſicht genom⸗ menen 1,5 Milliarden Reichsmark— 75 Millionen Reichs⸗ mark jährlich transferiert und nicht in der Kaſſe des Transferkomitees feſtgehalten würden, welche dafür verantwortlich iſt, daß durch die Geldübertragungen nicht die deutſche Wirtſchaft Schaden leidet und die deutſche Währung geſchwächt wird. Die Re⸗ parationszahlungen, die in den letzten beiden Jahren geleiſtet worden find, find wohl zum wenigſten aus einem UAeberſchuß der deutſchen Wirtſchaft entſproſſen, ſondern aus der Hilfe mannigfaltiger Auslands⸗ kredite. N Das Transferkomitee ſteht alſo vor einer außer⸗ ordentlich wichtigen Entſcheidung. An einer Gefährdung der deutſchen Währung hat die deutſche Wirtſchaft kein Intereſſe und noch weniger die deutſche Politik. Aber auch Frankreich ſelber nicht. Man könnte zwar ſagen, daß unter den zum Transfer freigegebenen Re⸗ parationsleiſtungen der Zinſendienſt für die 1,5 Milliarden Eiſenbahnobligationen an erſter Stelle ſtehen ſollte; im⸗ merhin aber würde auch eine ſolche Konzeſſion den Kauf⸗ willigen nicht genügen. Daß das Transferkomitee ſich der Verfügungsgewalt über ſie für immer begebe, würde Mindeſtfordernis ſein. Soviel wir wiſſen, hat der Reichsbankpräſident Dr. Schacht dem Gedanken einer Begebung der Eiſenbahnobligationen bisher ablehnend gegenüber geſtanden. Ob er ſeine Anſicht inzwiſchen ge⸗ ändert hat, muß man abwarten. Vor den Parteiberatungen. Vorerſt leine Erweiterung der Regierungskoalition. „Berlin, 22. September. Als erſte hat die Deutſche Demokratiſche Partei zur Informierung der Fraktionen des Reichstages und der Länderparlamente eine Zuſammenkunft anberaumt, in der zu der innen⸗ und außenpolitiſchen Lage des Reiches Stellung genommen werden ſoll. Die Teilnehmer an der Genfer Tagung werden über ihre Tätigkeit und über die Geſamtarbeiten der deutſchen Delegationen Bericht erſtatten und den Anweſenden Vorſchläge für die wei⸗ tere Zuſammenarbeit zwiſchen der Partei und der Koalilion wie der Regierung unterbreiten. Auch die anderen Parteien werden ähnliche Zuſammenkünfte ver⸗ einbaren, um noch vor dem Wiederzuſammen⸗ tritt des Parlamentes die gegenſeitige Fühlung⸗ nahme herzuſtellen. Im Hinblick auf die Innenpolitik wird man be⸗ ſonders die Möglichkeiten der Erweiterung der Negierungsbaſis und die bisherige Stellungnahme der Deutſchnationalen zu den Genfer Vorgängen und zu den Verhandlungsabſichten der Negierung mit Frank⸗ reich erörtern. In keiner Regierungspartei glaubt man jetzt noch an eine Aenderung der Koalition im Laufe des Herbſtes, ſelbſt wenn die Deutſchnationalen ſich zu einem entſcheidenden Schritte entſchließen ſollten, um eine Arbeitsgemeinſchaft zwiſchen ihnen und der Deutſchen Volkspartei oder der Geſamtkoalition herzu⸗ ſtellen. f 8— Zur Tagesgeſchichte. Scheidung des Prinzen Eitel Friedrich. Aus Potsdam wird gemeldet, daß Prinz Eitel Friedrich, der zweite Sohn des ehemaligen Kaiſers, gegen ſeine Ga tin beim Potsdamer Landgericht die Scheidung beantragt habe. 2 Eitel Friedrich ſteht im 44. Lebensjahre. Seine ttin iſt über vier Jahre älter als er. Die Ehe ſoll ſich in den letzten Jahren immer unglücklicher geſtaltet haben. Die Reform des RNeichsfinanzminiſteriums. In einem Teil der Preſſe iſt behauptet worden, daß Reichs⸗ finanzminiſter Dr. Rieinhold ſeine kürzlich erörterte Re⸗ 50 des Finanzminiſteriums nur dadurch durchgeſetzt habe, ßer dem Reichspräſidenten mit ſeinem Rücktritt ge⸗ droht habe. Wie hierzu von zuſtändiger Stelle erklärt wird, beruht der Reformvorſchlag des Rrichsſinanzminiſters auf einem Kabinettsbeſchluß. Dadurch erledigen ſich die erwähnten Gerüchte von ſelbſt. Aus dem In⸗ und Auslande. Thoiry und Polen. Krakau, 21. Sept. Das Blatt der Krakauer Kon⸗ ſervativen ſchreibt anläßlich der deutſch⸗franzöſiſchen Be⸗ ſprechungen in Thoiry:„Eine deutſch⸗franzöſiſche Eini⸗ gung kann für uns ſehr ungünſtige Folgen haben; ſie kann aber auch unter Umſtänden von großem Vorteil für uns ſein. Ungünſtig werden die Folgen dann ſein, wenn ſich die Regierung Briands und Poincaxees Illu⸗ ſionen hingeben und uns den Deutſchen opfern wird, ungeachtet der ſich daraus ergebenden weiteren Folgen. Von Vorteil wird dieſe Einigung für uns ſein, wenn Poincaree und Briand bei den Verhandlungen mit den Deutſchen wieder die ihnen eigene Umſicht und den poli⸗ tiſchen Weitblick walten laſſen werden. Es iſt bekannt, daß ſie beide warme Anhänger der polniſch⸗franzöſiſchen Solidarität ſind und wohl wiſſen, daß Frankreich am leichteſten an der Weichſel angegriffen werden kann. Wenn ſie dieſem Dogma der bisherigen franzöſiſchen Politik beim Spiel mit Deutſchland um ſeine Befriedung Rech⸗ nung tragen werden, ſo muß die erhöhte Sicherheit Po⸗ lens die Folge dieſes ſchweren Spiels ſein.“ Die Rückkehr der deutſchen Delegation. Berlin, 21. Sept. Von zuſtändiger Stelle hören wir, daß nur wenige Teilnehmer der deutſchen Delegation ſchon vor dem allgemeinen Aufbruch in Genf nach Berlin zu⸗ rückkehren werden. Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann wird Freitag oder Samstag dieſer Woche hier erwartet und es ſoll gleich nach ſeiner Ankunft ein Kabinettsrat ſtattfinden. Bis zu dieſem Termin werden vorausſicht⸗ lich über die Pariſer Kabinettsberatungen Einzelheiten be⸗ lannt ſein, ſo daß es dann ſchon möglich iſt, die Aus⸗ ſichten des Briand⸗Streſemann⸗Planes näher zu erkennen. 2—— Der Wirbelſturm in Florida. Ueber 2000 Todesopfer und 10 000 Verletzte. 5 F Newyork, 21. September. Nachdem der in Florida wütende Orkan den Golf von Mexiko überſchritten hat, erreichte er geſtern morgen das nordtweſtlich Floridas gelegene Pe ſacola, mit dem jede Verbindung unterbrochen iſt. Für das Schick⸗ ſal der Stadt muß das Schlimmſte befürchtet werden. Nach den Meldungen des Wetterbüros bewegt ſich der Orkan in der Richtung Mobile fort, wo er ſtündlich erwartet wird. Nach den bisherigen Feſtſtellungen ſind bei der Kataſtrophe mehr als 2000 Todesopfer und 10 000 Verletzte zu beklagen. 250 Schiffe ſollen ſchwer 1 davon faſt 100 vollkommen vernichtet wor⸗ n ſein. Deutſchlands Beileid. Berlin, 21. September. Im Namen der Reichs⸗ regierung und des Reichspräſidenten hat der deutſche Botſchafter in Washington dem Präſidenten und der Re⸗ gierung der Vereinigten Staaten das herzlichſte Beileid ausgeſprochen. f 3—— Aus dem badiſchen Lande. Mannheim.(Wieder ins Zuchthaus.) Auf 36 Vorſtrafen, darunter 8 Jahre Zuchthaus, kann der Tag⸗ löhner Julius Bertſch zurückblicken. Nun hat er wieder drei Unredlichkeiten im Rückfalle begangen: Von einem Wirte erſchwindelte er ein Darlehen von 10 Mark und unterſchlug den Betrag von 41 Mark für Beherber⸗ gungskoſten, den er im Auftrage des Wirtes beim Für⸗ ſorgeamt zu holen hatte, ferner 5 Mark, die er zum Einkauf eines Gegenſtandes erhalten hatte. Das Urteil lautete auf 1 Jahr 1 Monat Zuchthaus und 150 Mark Geldſtrafe, außerdem wurden ihm die bürgerlichen Ehren⸗ rechte auf die Dauer von drei Jahren abgeſprochen. Mannheim.(Verſtoßen.) Ein Schulbeiſpiel, wie ſich Eltern ſelbſt die größte moraliſche Mitſchuld auf⸗ laden, wenn ſie eine einmal geſtrauchelte Tochter aus falſchem Stolze ihrem Schickſal überlaſſen, bietet der Lebensgang der 28 Jahre alten Haushälterin Kath. F. aus der Pfalz. Der Vater iſt früh geſtorben, die Mutter will ſie nicht mehr ſehen; ſelbſt ohne jeden inneren Halt geriet ſie immer tiefer in den Sumpf. In vier Stellun⸗ gen hat ſie nun wieder geſtohlen: Wäſche, Kleider, ſon⸗ ſtige Gegenſtände. Jetzt bekam ſie die dreizehnte Strafe: 9 Monate Gefängnis. Wolfach.(Vom Pferd geſchlagen.) 1 jährige Fritz Montiegel wurde von einem jungen Pferd dearrt an den Kopf geſchlagen, daß er ſchwere Ver⸗ letzungen erlitt. 5 4 Forſt(Amt Bruchſal).(Bubenſtreich.) Ein ge⸗ meines Bubenſtück iſt in einer der letzten Nächte verübt worden, indem im Rebſtück des Landwirtes Hermann irnkes 26 vollbehangene Traubenſtöcke am Boden abge⸗ D wurden. Von dem Täter hat man noch keine Spur. Hardheim(Bezirk Buchen).(Eine brennend⸗ Straße.) Bei den Straßenteerungsarbeiten, die Zur Jeit hier vorgenommen werden, geriet plötzlich ein Teil der Wertheimerſtraße in Flammen. Das Feuer verbreitete ſich ſehr raſch, ſo daß in wenigen Minuten eine größere Fläche in haushohen Flammen ſtand. Die Flammen konn⸗ ten bald erſtickt werden. Anſelfingen(Amt Engen).(Brand.) In der Nach! brach im Hauſe des Matthias Engeſſer Feuer aus, dem zwei angrenzende Häuſer zum Opfer fielen. Die Feuerweh⸗ ren von Anſelfingen und Engen konnten den Brand auf ſeinen Herd beſchränken. Die Fahrniſſe ſind ſämt⸗ lich verbrannt, dagegen konnte das Vieh gerettet werden Die Brandurſache iſt noch unbekannt. Kirchhofen.(Seinen Verletzungen erlegen.) Der junge Mechaniker, der 25 Jahre alte Fritz Weiß, der kürzlich auf dem Erlenwege zwiſchen Ober⸗ und Anter⸗ ambringen mit ſeinem Motorrad ſchwer verunglückte, iſt in der Freiburger Klinik geſtorben. Vor langen Jahren erlitt der junge Mann einen ſchweren Eiſenbahnunfall, vor drei Jahren mußte er ſich im Zuſammenhang hier⸗ mit einer Gehirnoperation unterziehen. Karlsruhe.(Der Todesſprung Fußhellers.) Der am Sonntag auf dem Karlsruher Flugplatz tödlich verunglückte 20jährige Fallſchirmpilot Otto Fußheller iſt ein geborener Landauer, wo auch ſeine Eltern wohnen. Er ſtudierte an der Handelshochſchule in Leipzig, wo er auch ſeine erſten Fallſchirmabſprünge ausführte. Er be⸗ kannte ſich mit Stolz als Deutſchlands jüngſten Fall⸗ ſchirmabſpringer. Die Leiche, die im ſtädtiſchen Kran⸗ kenhaus aufgebahrt iſt, wurde vorläufig von der Staats⸗ anwaltſchaft beſchlagnahmt. Vorausſichtlich wird Fuß⸗ heller nach ſeiner Heimatſtadt Landau überführt werden. Karlsruhe.(Zur Fahrplaneinſchränkung.) Wie der Badiſche Verkehrsverband mitteilt, ſind einige wenige Züge, die infolge der allgemeinen Einſchränkung des Fahrplanes in Wegfall kommen ſollten, erfreulicher weiſe nachträglich im Entwurf zum Winterfahrplan wie⸗ der aufgenommen worden. Es handelt ſich hauptſächlich um die Züge D 75/76 Frankfurt⸗Main—Baſel, ſowie die Eilzüge 119/129 Köln— Pfalz— Karlsruhe, ſowie die beſchleunigten Perſonenzüge 313/314 der Kraichgaubahn Karlsruhe— Heilbronn. Gleichzeitig iſt im Anſchluß an D 76 in Offenburg die Verbindung mit der Schwarz⸗ waldbahn wieder hergeſtellt worden. 5 Altenſchwand bei Säckingen.(.Brudermord.) Hier erſchoß ein junger Mann namens Böhler ſeinen jüngeren Bruder im Verlauf einer Auseinanderſetzung, weil dieſer ſeinem Vater, mit dem der ältere Bruder kurz vorher einen Streit hatte, beiſtehen wollte. Der Täter wurde verhaftet. f Löffingen.(Verhütetes Großfeuer.) Keſſelhaus des Holzinduſtriewerkes Joſeph Benz A.⸗G. wurde ein Brand bemerkt, deſſen Entſtehungsurſache noch nicht aufgeklärt iſt. Es brannte Feuerungsmakerial; e⸗ gelang aber der Werkswehr und der ſoſort eingeſetzten Löffinger Feuerwehr, des Feuers Hert zu werden, wenn auch mancher Schaden am Keſſelhaus und den Ma⸗ ſchinen nicht zu vermeiden war. i Freiburg.(Errichtung eines Tuberkuloſen⸗ heims.) Der Stadtrat hat dem Bürgerausſchuß eine Vorlage zur Errichtung eines Tuberkuloſenheims zugehen laſſen. Das Heim, das 20 Rekonvaleſzenten Unterkunft bieten ſoll, erfordert einen Koſtenaufwand von 30000 Mark. Die jährliche Miete des Hauſes, das der Heilig⸗ Geiſt⸗Spitalſtiftung gehört, iſt mit 7000 Mark wohl als etwas allzu hoch anzuſprechen.— Für die Errichtung einer ſtädtiſchen Freiluftſchule werden 16000 Mark an⸗ gefordert Waldshut, 20. Sept. Ein Fiſcher fing hier einen Hecht, der die Länge von 1,20 Meter und das Gewicht von über 40 Pfund hatte. Der Prachtfiſch, der nach der Anſicht des Fiſchers ein Alter von 10 Jahren erreicht hat, ſoll bei der Landwirtſchaftlichen Aus⸗ ſtellung zur Schau geſtellt werden. . bel ne E L Fiut. (Nachdruck verboten.) 22— 5 39. Fortſetzung. De dachte ſe kurz and tn O Königin, d a lachte ſie kurz und ſpöttiſch auf—„O Königin, das Leben il. Boch ſchön e e 1 Vor dem Spiegel ſtehend, ordnete ſie 11 Haar, zupfte an ihrem Kleide; er ſtand dicht hinter ihr, und ſie ſah in dem Spiegelglas in ein Paar leidenſchaftlich glühende Augen. Vulla, ich könnte dich töten!“ ſtieß er zwiſchen den Zäh⸗ nen hervor. Sie lehnte den Kopf gegen ſeine Bruſt, von unten her⸗ auf ſchelmiſch in ſeine Augen blickend.„Es wäre doch 7 ſchade um mich. Meinſt du nicht auch?— So, ſei jetzt ſo lieb und laſſe mich los! Deine Mutter wird ſchon warten, und der Tee wird kalt! Der Herr Doktor geht jetzt ſchön nochmals nach dem Labo. Bis ſechs Uhr fünfzehn bleibe ich bei der Frau Kommerzienrat— dann darf er mich heimbegleiten. Genug des grauſamen Spiels! Mein Hut, meine Handſchuhe—] So, Kuß, Schluß—!“ Sie lachte ihr girrendes Lachen.„Woran denkſt du, mein Teurer? Sorgenfalten auf der Stirn—?“ „HBeſitz kann ja leicht verändert werden! nicht ſo, Süßeſte?“ N„Möglich! Doch habe ich es wieder vergeſſen,“ entgeg⸗ nete ſie leichthin. V Wäre das dein Ernſt, Ulla?“ O, dieſe feierliche Frage! Wozu—“ V Ich frage nochmals: wäre eine— Trennung deiner Ehe möglich?! WMNein!“ ſagte ſie da raſch.„Mein Mann hat mich aus Liebe geheiratet, und meinetwegen hat er eine ältere Ver⸗ pflichtung gelöſt— es iſt unmöglich—“ ulla, auf dich kommt es in erſter Linie an—“ Sagteſt du „Die Antwort habe ich dir doch längſt gegeben!—— Wäre ich ſonſt wohl zu dir gekommen— hierher?“ fragte ſie mit verhaltener Stimme— und dann hatte ſie ſchnell und vorſichtig das Zimmer verlaſſen. Und er ſtand noch da und blickte ihr nach, die mit Unruhe und ſtürmiſchem Verlangen ſein Blut erfüllt, daß er nur an„ſie“ dachte— er mußte ſie beſitzen, eher kam er nicht zur Ruhe— und wenn er ſie nicht ſo haben konnte, dann mußte ihr Gatte ſie pd Und Doktor Eckardt würde ſich nicht ſträuben, ſobald er erfuhr, daß Ulla ihn nicht mehr liebte. Kein Mann von Charakter hielt eine Frau, die von ihm fortſtrebte, einem anderen zu!—— XIV. Eliſabeth Schwarz war nun ſchon vierzehn Tage Gaſt bei der Frau Rat Eckardt, und es war beinahe ſo wie früher— ſie hatte die Leitung des kleinen Hausweſens in die Hand genommen, ſo daß die alte Dame ſich um nichts zu kümmern brauchte. Die Kleider, die ſie ſich bei der Schneiderin beſtellt, waren fertig, und ſie mußte allmäh⸗ lich an die Heimreiſe denken. Doch als ſie davon ſprach, war die Frau Rat ſehr erſchrocken. „Du willſt fort, Eliſabeth? Nein—“ „Ueber Gebühr habe ich deine Gaſtfreundſchaft ſchon in Anſpruch genommen, Tantchen— ich muß mir Vorwürfe machen! Meine Garderobe iſt in Ordnung. Morgen ſchickt die Schneiderin noch das Muſſelinkleid—“ „Ach, Kind, daß du reiſen willſt, daran habe ich gar nicht mehr gedacht— nun iſt meine ſchöne Zeit wieder vorbei!“ Tränen glänzten in den Augen der alten Dame. „Kannſt du denn nicht noch ein paar Tage zugeben? Du ſagteſt doch, daß euer Mädchen ganz gut iſt! Außerdem 5 dein Bruder doch erſt in ſeinem letzten Briefe Aden en, du könnteſt ohne Sorge um ihn noch ruhig fortbleiben. Bleibe noch ein wenig, Eliſabeth! Was ſoll ich ohne dich anfangen?“ Und Eliſabeth tat, als ob ſie ſich noch zum Bleiben überreden ließ; von vornherein hatte ſie ja im Ernſt noch nicht an eine Abreiſe gedacht, da ſie ſah, wie nötig ihre Anweſenheit hier war. 3 e ee e* für ein paar Minuten bei ihr ſaß. zur Seite wendend. Ein erlei „Eliſabeth, eins mußt du mir noch verſprechen,“ ſagte die Rätin, als ſie abends im Bett lag und Eliſabeth noch „Du darfſt Werner dunkelrot.„Aber Tantchen, kommſt du darauf! Er hat doch ſeine Frau—“ „Ach, Ulla—! Du weißt doch nun, Kind, wie ſie iſt! Werner iſt ſchon jetzt totunglücklich, und wenn er erſt er⸗ fährt, was ich weiß 5 „Er wird es aber nicht erfahren!“ ſagte Eliſabeth ent⸗ ſchieden.„Er darf es nicht—“ f „Es quält mich ſo unbeſchreiblich,“ murmelte die alte Dame.„Wenn er wenigſtens glücklich mit ihr geworden wäre, müßte ich mich damit abfinden. Aber ſo— nein, ich komme nicht darüber 8——“ 5 „Ulla kann nicht für das Vergehen ihres Vaters ver⸗ antwortlich gemacht werden!“ ſagte Eliſabeth ernſt. ö „Ich tue es ja auch nicht! Aber ſie hat Werner be⸗ logen, ſie hätte ihm die Wahrheit ſagen müſſen— und ihm dann die Entſcheidung überlaſſen! Du hätteſt nicht ſo wie Ulla gehandelt—“ „Wenn man liebt, Tantchen—! Es iſt ſehr ſchwer für Alla geweſen— und begreiflich! Urteile nicht ſo hart—“ „Eliſabeth, willſt du es mir nicht verſprechen— ich ſehe es ja ganz deutlich vor mir: Werner und Alla ſind nicht mehr lange zuſammen. Es kann ſo nicht mehr lange weitergehen in der Ehe—— er iſt dann ganz allein und verlaſſen, und wenn er dich ſucht, ſtoße ihn nicht zurück!“ „Er denkt ja nicht daran, Tantchen! „Du weichſt mir aus, Eliſabeth—“ von einem plötz⸗ lichen, ſie erſchreckenden Gedanken erfaßt, richtete ſich die alte Dame im Bett auf—„oder— liebſt du einen an⸗ deren? Biſt du nicht mehr frei?“ Eliſabeth ſchüttelte den lei ihr erglühendes Geſicht tertes Aufatmen hob die Bruſt der alten Dame—„Dann iſt's gut, du biſt treu—! nicht verlaſſen—“ Eliſabeth wurde wie Du wirſt ihm vergeben, was er dir und mir zugefügt. Glaube mir, er hat es längſt eingeſehen—! Gib mir dein Wort, damit ich ruhig aus der Welt gehen kann!“ e eee, Im g en on eee eg — 2 erer erer DD 577 —— 15 ortſetzung folgt.) 13 er⸗ e. ere 2 S 2 * 2 5 5 N Aus Nah und Fern. 5 Typhusfälle in Speyer. Speyer, 21. September. Bei einer Familie aus acht Köpfen, die bisher in einem kleinen Wohnzimmer und einer Küche hauſt, wurde in zwei Fällen Typhus feſt⸗ e e iſt in vorläufiger erung. Außer dieſem ſei noch ein wei 5 fall feſtgeſtellt worden. e Ludwigshafen.(Im Beruf verunglückt.) Am Rangierbahnhof verunglückte ein 44 Jahre alter Ran⸗ giergehilfe von Schifferſtadt dadurch, daß er von einem beim Rangieren abgeſtoßenen Güterwagen angefahren und zu Boden geſchleudert wurde. Er erlitt ſcheinbar ſchwere innere Verletzungen. Durch die Anfallwache wurde er ins Krankenhaus verbracht. Speyer.(Pfälzer Tabakpreiſe.) In einer hier ſtattgefundenen Verkaufsſitzung des Landesverbandes bayeriſcher Tabakbauvereine wurden farbige Grumpen zu 50 bis 60 Mark per Zentner verkauft, doch wurden dieſe Preiſe vom Handel nicht angelegt, ſondern lediglich von Fabrikanten bewilligt. Die Ernte iſt in den Schneide⸗ gut⸗Orten ziemlich beendet, während die Zigarrentabake noch auf dem Felde ſtehen; der letzte Regen dürfte die⸗ ſen Tabaken von Nutzen geweſen ſein. Das Verkaufsge⸗ ſchäft liegt bei kleinem Angebot und großer Nachfrage unverändert. f Hochſpeyer.(Ein neues Strandbad.) Der von der Gemeinde erworbene Weiher iſt abgelaſſen worden, um bis zur nächſten Badeſaiſon durch Erſtellung einer Stau⸗ und Ablaßvorrichtung ſowie eines Baſſins für Nichtſchwimmer ein großes Bad in und an ihm zu er⸗ bauen. Die Ufer werden für Strandbäder hergerichtet. Heßheim.(Durch Hochſpannung getötet.) Als bei einem Hochzeitsſchießen ein junger Mann die Hochſpannungsleitung traf, zerriß dieſe und fiel herunter. Von dem herunterfallenden Teil wurde das Pferd eines Landwirts im Nachbarhof getroffen und erſchlagen. Kindsbach.(Schadenfeuer.) Bei dem Landwirt Joſef Günther iſt in dem gefüllten Scheuer⸗ und Stall⸗ anweſen Feuer ausgebrochen, dem das Anweſen mit den großen Erntevorräten zum Opfer fiel. Das Vieh konnte gerettet werden. Homburg.(Die Metzger'ſche Millionenerb⸗ ſchaft.) In die Angelegenheit der viel genannten Metz⸗ ger'ſchen Millionenerbſchaft iſt durch Auffindung des ſo⸗ genannten Schlüſſeldokuments neues Licht gekommen. Das aufgeſundene Dokument iſt das älteſte Schriftſtück, das in dieſer Angelegenheit bekannt iſt. Bis jetzt wurde von den Erben die Spur immer verfolgt, daß der Pfälzer namens Metzger, der in holländiſchen Dienſten ſtand, bei ſeinem Tode die umſtrittene Erbſchaft hinterlaſſen habe. Alle Nachforſchungen bei zuſtändigen Stellen nach der Herkunft dieſes holländiſchen Generals Metzger er⸗ gaben, daß der Name Metzger in den Taufbüchern der Pfalz nicht aufgefunden wurde. Nunmehr ſcheint durch das neue Dokument eine neue Spur aufgefunden wor⸗ den zu ſein, wonach der Erblaſſer den Namen Schmidt ge⸗ tragen hat und zu dem anderen Namen Metzger viel⸗ leicht durch ſeinen früheren Beruf oder durch den Beruf ſeines Vaters gekommen iſt. Die in Frage kommende Stelle lautet:„Der Poſtverwalter Hiltebrandt in Hom⸗ a 5 burg ſtellte an die Waiſenhauskommiſſion ein Erſuchen um Uebernahme des Erbſchaftsprozeſſes, der Erben des hol⸗ ländiſchen Generals Johann Gall und Theobald Schmidt, der in ſeinem 80. Jahre als holländiſcher Generalgou⸗ verneur geſtorben iſt.“ Es wird nunmehr eine Frage ſein, ob der Name des Generals Schmidt in den alten Tauf⸗ büchern zu finden iſt und auf Grund dieſes Nachweiſes das Verwandtſchaftsverhältnis von den jetzt lebenden Angehörigen ermittelt werden kann. Im übrigen iſt das in 15 0 kommende Schlüſſeldokument nunmehr in dem Archiv in Speyer hinterlegt worden. Hähnlein(Bergſtraße).(75 Jahre Knabener⸗ ie hungsheim.) Anter großer Anteilnahme von Nah und Fern konnte das beſtens bekannte Knabenerziehungs⸗ im Hähnlein ſein 75jähriges Beſtehen feiern, bei dem Prälat Dr. Diehl⸗Darmſtadt eine ſehr eindrucksvolle Predigt hielt. i Johann Peter Hebel. Zu ſeinem 100. Todestag am 22. September. In ungebrochener Jugendkraft lebt mit Gedichten und Geſchichten als ein Liebling des deutſchen Volkes der Zeitgenoſſe Schillers und Goethes: der Verfaſſer der alemanniſchen Gedichte Johann Peter Hebel, zu⸗ gleich, ein Erzähler, der in der Literatur ſeines gleichen nicht hat. Wer kennt ihn nicht und wer hat ſich nicht ſchon ergötzt an Erzählungen wie:„Die gute Mutter“, „Die drei Wünſche“,„Das Mittageſſen im Hof“ uſw., ain den Betrachtungen über:„Die Pflanzen“,„Das eltgebäude“,„Das Barometer“,„Das Vogelneſt“. Und wenigſtens im oberbadiſch⸗alemanniſchen Sprachge⸗ diet, in jenem glücklichen Winkel, wo der Rhein die Schweizergrenze verläßt um ſich nach Norden zu wenden, ind Gedichte wie:„Der Knabe im Erdbeerſchlag“,„Der Nirſchbaum“,„Das Spinnlein“,„Der Winter“,„Der egweiſer“,„Wächterruf“,„Vergänglichkeit“, im Her⸗ ſen ſchon des jungen Volkes heimiſch geworden. Johann Peter Hebel war ein Sohn des Volkes, aus den unteren Ständen hervorgegangen und in die oberen ineingewachſen. In Baſel am 10. Mai 1760 geboren, at er hier u. in Hauſen i. Wieſental ſeine Jugend verlebt und durch ſein ganzes Leben begleitete den munteren Knaben die Erinnerung an die Reize der Heimat und ihr biederes Volk. Seine Schulkenntniſſe holte ſich der nabe zur Winterzeit in Hauſen, dazwiſchen mußte er der Mutter Holz leſen helfen, oder für den Schmelzofen Steine klopfen. Trotzdem der Vater Hebels ſchon 1 Jahr nach deſſen Geburt ſtarb und die gute Mutter ihm be⸗ keits in ſeinem 13. Lebensjahre durch den Tod entriſſen wurde, durfte ſich Johann Peter Hebel dem Studium widmen und wurde von der lateiniſchen Schule zu Schopf⸗ eim ans Gymnaſium nach Karlsruhe verſetzt, wo ihn ein Hofgeiſtlicher in ſein Haus aufnahm. Nachdem er in Erlangen die Freiheit des akademiſchen Lebens genoſſen atte, blieb er 8 Jahre in der beſcheidenen Stellung eines Lehrers in Lörrach. Im Jahre 1791 nach Karls⸗ berufen, wirkte er hier bis an ſein Ende, zuerſt als Prediger und Gymnaſiallehrer, von 1798 an als rofeſſor, dann als Kirchenrat, als Direktor des Ly⸗ cums und 1818 wurde er, der als Knabe ſo gerne die aſt der Pflaumen⸗, Apfel⸗ und Nußbäume im Pfarr⸗ n erleichtert hatte, mit der Laſt eines Kirchenprä⸗ „ * Auterſuchung der Schuldfrage beim Brückeneinſturz. * N ... 85 754 4 5. Zum Finsfurz der Oderbriche be, Gfl. da die Unterſuchung durch den Einſturz der Brücke außer⸗ ordentlich erſchwert und faſt ausſchließlich mit Hilfe von Tauchern geführt werden kann. Während der Dauer der Anterſuchung bleibt die Schiffahrt auf dem Oderarm von Stettin bis Schwedt geſperrt. Man will verſuchen, ſpäter die Schiffahrt durch den übrig gebliebenen Bogen der Brücke zu führen. Weiter wird aus Gartz gemeldet, daß es dem Taucher gelang, im Laufe des Nachmittags eine der Leichen zu bergen. Wie verlautet, ſollen während der Nachtſchicht an der Miſchmaſchine Fehler vorgelegen ha⸗ ben. Der Brückenplan war von drei Regierungsſtellen und vier Miniſterien gebiligt. Der Pan ſah eine drei⸗ bogige Gußbetonbrücke vor, deren Seitenbögen 36 Meter und der Mittelbogen etwa 60 Meter breit waren. Das Gußbetonverfahren, allgemein in Deutſchland üblich, fand bei dem Gartzer Projekt zum erſten Male an einer großen Strombrücke ſeine Verwirklichung. Reviſion Schröders. Magdeburg, 21. Sept. Der zum Tode verurteilte Raubmörder Schröder hat ſeinen Pflichtverteidiger, den Magdeburger Rechtsanwalt Raeper, beauftragt, gegen das Todesurteil Reviſion beim Reichsgericht einzulegen. Womit die Reviſion begründet werden wird, iſt vorläu⸗ fig noch nicht zu erfahren. Schröder bleibt bis zur Erledi⸗ gung ſeines Einſpruches im Magdeburger Unterſuchungs⸗ ſefäno vis. N Seine grüne Heimat konnte Johann Peter Hebel nie vergeſſen und aus den Gefühlen der Sehnſucht nach ſeinem geliebten Oberlande entſtanden in Karlsruhe ſeine alemanniſchen Gedichte. Ganz eigentlich das Heimweh diktierte ſie und darum tragen ſie auch die Mundart der Heimat und die Mundart trägt ſie. Dieſe Gedichte ſind ein Juwelenſchrein, aus dem Friſche, Natürlichkeit, Heiterkeit, Zartheit und unbezahlbarer Humor mit Ernſt gepaart ewig leuchten. Alles iſt plaſtiſch perſoniftziert, die Sonne, das Spinnlein, der Abendſtern, die Wieſe, das böſe Gewilſen, das ganze Univerſum wird auf die naivſte Art„verbauert“. Ueber ſeine Kunſt zu erzählen könnte man ein ganzes Kapitel ſchreiben und aus all ſeinen objektiven Erzählungen ſchaut immer wieder der treuherzige Mann mit ſeinem Humor, ſeinen Anfällen, Ausfällen und Einfällen heraus. Der ganze Hebel wie er leibt und lebt erſcheint vor uns in ſeiner immer jungen, 5 klaſſiſch feinen Erzählung„Unerhofftes Wiederſehen.“ Unverhofft ſtarb Johann Peter Hebel, nachdem er vorher alle ſeine Erſparniſſe in einem Bankkrach verloren hatte, auf einer Infpektionsreiſe in Schwetzingen am 22. September 1826, im gleichen Jahr, wie ſein Vorfahr in Dialekt⸗Idyllen, Johann Heinrich Voß. Dort, in der einſtigen kurpfälziſchen Sommerreſidenz, wo er geſtor⸗ ben iſt, liegt er auch begraben und über ſeinen letzten Gang berichtet die biographiſche Einleitung zu Hebels Werken vom Jahre 1843:„Morgens 11 Uhr wurde er beſtattet. Auf dem Friedhof ward der Sarg noch ein⸗ mal eröffnet. Eine milde Septemberſonne lächelte auf die bleichen, unentſtellten Züge. Der Lorbeerkranz ward in die grauen Locken gedrückt und der Sarg verſank unter dem Geſang der Schulkinder.“ Von Freunden und Ver⸗ ehrern wurde dem Toten im Jahre 1858 ein Denkmal geſtiftet und an ſeiner letzten Ruheſtätte errichtet, doch in vergilbten Zeitungsblättern leſen wir heute, daß der Denkſtein gar nicht an der Stätte ſtehe, wo Hebels Gebeine ruhen. Doch wie dem auch ſei, Klarheit wird über dieſe Frage wohl nie mehr geſchaffen werden kön⸗ nen und deshalb halten wir uns heute an die erwähnte freundliche Darſtellung ſeiner Beſtattung und freuen uns vor allen Dingen an dem heute allgemein verbreiteten Bic für die geiſtige Hinterlaſſenſchaft des ichters. ö 79 Tote in Hannover. SGannover, 21. September. Die Zahl der Typhus⸗ erkrankungen beträgt heute 1704. Die Zahl der Todes⸗ fälle iſt auf 79 geſtiegen. 31 Neuerkrankte wurden in die Krankenhäuſer aufgenommen und am heutigen Vor⸗ mittag wurden die erſten 17 Entlaſſungen vor⸗ genommen. ginnt, befürchtet man ein weiteres Anſteigen der Zahl der Todesfälle. Außer in den Landkreiſen Hannover und Minden werden auch aus Hildesheim, Ha⸗ meln und Lehrte Typhuserkrankungen gemeldet.. ae ene in der Jauche⸗ grube.) Beim Entleeren ſeiner Jauchegrube fand der Schreinermeiſter A. Meder hier, darin eine Kindsleiche. Wie die Leiche dorthin gekommen iſt, konnte trotz der ſofort eingeleiteten gerichtlichen Unterſuchung bis letzt noch nicht aufgeklärt werden. 3 Gießen.(Mord und Brandſtiftung.) In Freienſeen bei Laubach in Oberheſſen entſtand in der Nacht im Anweſen der Witwe Schreiner Feuer. Da der Eingang verſperrt war, ſchlug man die Tür ein und fand die Witwe mit eingeſchlagenem Schädel und ihren 22jährigen Sohn ebenfalls tot auf. Durch das Feuer wurden drei Wohnhäuſer und 5 Scheunen pöllig einge⸗ äſchert. Die Frage, ob ein Mord oder Selbſtmord vor⸗ liegt, iſt noch nicht geklärt. Die Gießener Staatsan⸗ waltſchaft leitete die nötigen Unterſuchungen ein. Man nimmt an, daß der Sohn aus Gründen, die wohl ein ewiges Geheimnis bleiben werden, zuerſt ſeine Mutter, erſchlug, dann die Scheune, vielleicht auch zuerſt die des Nachbarn, anſteckte, und dann ſich ſelber die Kehle mit einem Raſiermeſſer Fe Beſondere Beweggründe für die ſchaurige Tat dürften kaum für den jungen Mann vorgelegen haben, da ſich die Familie in guter wirt⸗ ſchaftlicher Lage befand. f Magdeburg.(Eiſenbahnanſchlag eines e In Groß⸗Wudicke bei Genthsin legte ein zehnjähriger Schüler aus Rathenow große Steine auf die Schienen, um einen Zug zur Entgleiſung zu bringen. Bei dieſem Vorhaben wurde er jedoch geſtört, ſo daß er feſtgenommen und dem Direktor ſeiner Schule zuge⸗ führt werden konnte. ö Hersbruck.(Brandſtiftung des Sohnes.) In Grünrauth hat ein Landwirtsſohn das väterliche An⸗ weſen in Brand geſteckt mit der Abſicht, daß der Vater mit dem Anweſen verbrenne, damit er, der Sohn, ſich in den Beſitz der Brandverſicherungsſumme ſetzen könne. Lohales und Allgemeines. Seckenheim, 22. September. Aus der Gemeinderatssitzung vom 14. Sept. Der Wirtſchafts⸗ und Kulturplan wird genehmigt.— Eine Verſicherung des Tierarztes als Fleiſchbeſchauer bei der Angeſtelltenverſicherung wird abgelehnt.— Für die Geſchädigten im Amtsbezirk Donaueſchingen wird ein Beitrag von 100 Mk. bewilligt.— Eine Anſtellung des Farrenwärters ſoll vorerſt nicht erfolgen.— Die Farren⸗ verſteigerung wird genehmigt.— Die hieſige Vergnügungs⸗ ſteuerordnung wird nach den vom Reichsrat erlaſſenen neuen Beſtimmungen über die Vergnügungsſteuer vom 10. Juni 1926 geändert. Für Tanzveranſtaltungen wird folgende Steuer feſtgeſetzt: jeder hieſige Verein einen Tanz frei; jeder hieſige Verein einen Tanz zum Betrag von 5 Mk.; für alle ſonſtigen Tanzveranſtaltungen 10 Mk.— Zum angeborenen Bürgerrecht werden zu⸗ gelaſſen: Former Math. Schmitthäuſer, Heizer Friedrich Tranſier.— Für die Beleuchtung der Unterführung bei dem Fulminawerk werden die Koſten in gleichem Umfange wie bei der Steinzeugfabrik übernommen. Hundesportliche Erfolge. Bei der am vergangenen Sonntag ſtattgefundenen Polizeihundeprüfung in Mann⸗ heim wurde„Blitz v. Neckarſtrand“(Beſitzer und Führer M. Erny) bei ſchärfſter Konkurrenz zweiter Sieger. Der Sieger„Armin v. Bolanden“ erreichte nur einen Punkt mehr. Weiterhin Sommer im Herbſt! Meteorologiſch be⸗ ginnt der Herbſt bereits zu Anfang September; aber ge⸗ rade der erſte unter den Herbſtmonaten zeigt oft noch recht ſommerlichen Charakter, ſo auch in dieſem Jahr. Die Temperaturen lagen in den verfloſſenen Septem⸗ berwochen meiſt über den normalen Werten. Die große Wärme war bedingt durch kräftige Sonnen⸗Einſtrahlung, die in dem dauernd ſich wieder bildenden Hochdruck⸗ gebiet über dem Feſtland herrſchte. Auch zurzeit liegt wieder ein Hochdruckgebiet über Mitteleuropa. Die Randſtrömungen, die im Norden vorüberziehen, vermögen daher wenig Einfluß auf die Witterung unſeres Ge⸗ bietes zu erlangen. Es iſt deshalb zu erwarten, daß i heitere und trockene Witterung weiter anhält. Verſtümmelte Reichs banknoten. Vielfach werden in Geſchäften zuſammengeſetzte Reichsbanknoten in Zahlung gegeben. Die Art der Zuſammenſetzung läßt darauf ſchlie⸗ ßen, daß es ſich um Betrugsmanöver handelt. Die Reichs⸗ bank wird in jedem geeigneten Falle eine kriminelle Unter⸗ ſuchung veranlaſſen. Geſchäfte und Publikum werden daher erſucht, die Einlieferer ſolcher Noten wegen Einlöſung nur an die Reichsbankhauptſtelle zu verweiſen. ſDochenſnieinian der Mannheimer Ihealer. Nationaltheater. Mittwoch, 22. Sept.: 18. Vorſt.; F 4; mittlere Preiſe:„Othello“. Anfang 7½ Uhr. Donnerstag, 23. Sept.: 19. Vorſt.; E 3; kl. Preiſe:„Polenblut“. Anfang 7½ Uhr. Freitag, 24. Sept.: 20. Vorſt. D 8; kleine Preiſe:„Die Schule von Uznach“. Anfang 7½ Uhr. Samstag, 25. Sept.: 21. Vorſt., Für die Theatergemeinde d. Bühnen⸗ volksbundes:„Wallenſtein“, 1. Teil.(Ohne Kartenverkauf). Anfang 7½ Uhr. Sonntag, 26. Sept.: 22. Vorſt.; E 4; halbe Pr.:„Die Walküre“. Anfang 630 Uhr. ü Montag, 27. Sept.: 23. Vorſt.; Anfang 7½ Uhr. 5 Neues Theater im Noſengarten. Samstag, 25. Sept.: 9. Vorſt. Für die Theatergemeinde Freie Volksbühne: Rr. 12011450, 5100 5999.„Die Dollar⸗ prinzeſſin“.(Ohne Kartenverkauf). Anfang 780 Uhr. Sonntag, 26. Sept.: 10. Vorſt. Anfang 780 Uhr. , kl. Pr.:„Der Kandidat“. 5 Da jetzt die dritte Krankheitswoche be⸗ Zum erſten Male:„Stöpſel““ 4 — 1 4 * anne ec N LM Nr ban 7 Turnen Sport 4 Gpiel. Die Vorherrſchaft der deutſchen Leichtathleten. Das Mitglied des amerikaniſchen Komitees für die Olympia, John P. Mac Govern, der ſoeben von einer Europareiſe zurückgekehrt iſt, erklärte:„Deutſchland wird nicht nur einen harten Kampf mit Finnland um den zweiten Platz liefern, ſondern wird auch den Vereinigten Staaten den erſten Platz ernſtlich ſtreitig machen. Die deutſchen Läufer weiſen eine vorzügliche Mannſchaft von Hürdenläufern und ausgezeichneten Mittelſtreckenläufern auf, wofür Peltzer ein eindringliches Beiſpiel iſt. Seid alſo auf der Hut vor Deutſchland.“ Mac Govern glaubt, daß Deutſchland die Vereinigten Staaten übertreffen wird infolge des großen Werts, welcher im ganzen Land auf die ſportliche Betätigung der Schuljugend gelegt wird. Samſon⸗Körner im Kampf verletzt. Der Kampf zwiſchen Samſon⸗Körner und dem Eng⸗ länder Gipſey Daniels auf der Radrennbahn in Trep⸗ tow war bis zur fünften Runde vollſtändig offen. Bei Samſon machte ſich das Alter wieder bemerkbar, denn der Engländer war weſentlich ſchneller und verltzete Sam⸗ ſon in guter Diſtanzarbeit am Auge und Ohr. Bei Be⸗ ginn der ſechſten Runde gab Samſon⸗Körner auf. Der Arzt ſtellte ſtarke Muskelzerrung in der linken Hüfte feſt. Piet Hobin(Belgien) ſchlug Ernſt Grimm in der vierten Runde k. o. Der Federgewichtskampf zwiſchen Paul Noack⸗Berlin und Hebrans⸗Belgien war das ſport⸗ lich ſchönſte Treffen. Der Berliner hatte in allen Run⸗ den die Führung. Er ſiegte überlegen nach Punkten. In der Weltergewichtsausſcheidung zwiſchen W. Peter⸗Berlin und Sahm⸗Hamburg trennten ſich die Gegner nach zehn Runden unentſchieden eben,. Handball. Turnerb. Jahn Seckenheim 1— To. Sandhofen I 4˙2(2:1 17 77 77 1 7 77 III 4.5(4.2 Zum letzten Freundſchaftsſpiel vor den Verbands⸗ ſpielen hatte ſich der hieſige Turnerbund den To. Sand⸗ hofen verpflichtet, deſſen 2. Mannſchaft in ihrer Klaſſe die Meiſterſchaft errang. Seckenheim kann trotz Fehlens ſeines Mittelläufers ſchon in der erſten Halbzeit in Führung gehen. Aber auch Sandhofens Sturm iſt nicht untätig und ſchafft gefährliche Situationen, die jedoch von der Verteidigung und dem neu eingeſtellten, ſich gut bewährten Torwächter geklärt werden. Die drückende Hitze ließ das Spiel in der 2. Halbzeit etwas abflauen, in der von Seckenheim noch 2 Tore erzielt werden, denen Sandhofen noch ein Treffer entgegenſetzen kann. unterlag knapp nach ebenbürtigem Feldſpiel. Wetterbericht vom 22. September. Die etwas flacher gewordene Tiefdruckrinne iſt oſt⸗ wärts gezogen und verläuft von Jütland aus über Weſtdeutſchland bis zum Weſtabhang der Alpen. In Nordweſtdeutſchland hat ſich bereits trübes Wetter und vereinzelt Regen eingeſtellt. Südweſtdeutſchland wird heute auf die Rückſeite der Tiefdruckrinne kommen. Es wird aber zu keiner andauernden Wetteränderung kommen. Vorausſichtliche Witterung bis Don⸗ nerstag: Kühler, vorübergehend wolkig, mit vereinzel⸗ ten geringen Regenfällen. Waſſerſtandsnachrichten. Mannheim, 21. Sept. Rhein: Waldshut 231(plus 5). Schuſterinſel 106(plus 1), Kehl 2250 79 0 Marau 381(minus 9), Mannheim 258(minus 9), Köln 127(minus 3); Neckar: Plochingen 20(minus 11), Jagſtfeld 45(plus 10), Mannheim 250(minus 10). Redaktion, Druck und Verlag: G. Zimmermann Ww., Inh. G. Härdle, Seckenheim a. N. Die 2. Mannſchaft Nur einige Beisplele: 0 1 1 a liche „Lena“ modernes Streifen- kleid 25 Mk. „Nariha“ ö „Glsela“ Kassakkleid mit rein- rein woll. Popeline in woll. Rock neuen Farben 50 6 1 50 Mk. Mk. „Hanna“ vornehmes Backl.-Kleid, reine Wolle, viele Farben 1 „Ilka“ Reinwoll. Ripskleid, mod. Machart 75 Mk. 50 Mk. 2 5 enhalten i bretbördhen nen- t Hüdcher: Hutten Exfrau Hillige Kinderkleider! D ANN FEIN C. 1. SHERN SITES TR. Bekanntmachungen Schöne der Gemeinde Seckenheim Rach 8 9 des Tabakſteuergeſetzes ſind die nach beendeter Ernte auf dem Felde noch vorhandenen Tabakſtrünke 14 Tage nach dem Abblatten zur Be⸗ nützung für die Herſtellung von Tabakerzeugniſſen untauglich zu machen, ſofern die Einerntung der Strünke der Steuerſtelle nicht vorher durch eine Fluranmeldung angemeldet wird. Desgleichen iſt das Einſammeln der Geizen mindeſtens 6 Tage vor dem Einſammeln dem Haupt⸗ zollamt Parkring 41 Mannheim durch Tabahflur⸗ anmeldung anzuzeigen. Seckenheim, den 21. September 1926. Der Bürgermeiſter: Flachs. Ein weilerer Waggon Laſellraubon luna bnumamuumunmannunum eingelroſſon ſriſch vom Urſnrungsland piund 34 pig. Ferner empfehle: Wirtſchaftsäpfel— Minen Mauanen— Zitronen 1 Liter 40 Pfg. ohne Krug. Birnen zu verkaufen. Friedrichſtr. 20. Folles schwein zu verkaufen. Ziegelſtraße 3. Horrliche Cotten erzeugt Lockenwasser S MA“ Eine Ueberraschung für jede Dame. Germanla-Drogerle Fr. Wagner Nachf. 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