Bezugspreis: Für den Monat Rov. 1.40 Goldmark, frei ins Haus. Anzeigenpreis: Die einſpalt. Petitzeile 15 Goldpfg. Reklamen: 60 Goldpfg. Bei Wiederholung Rabatt. Beilagen: Illuſtriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). Mittwoch, 17. November 1926 Tages · und Azel für Seckenheimaas enblatt ebung flo. 268 e e F 15 5 0 14 5 G 5 E 5* 15 Erſcheinungszeit: Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſetzlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle Hildaſtraße 68 oder durch unſere Träger. Fernſprecher Nr. 16.— Poſtſcheckkonto 78439 Karlsruhe. 8 99 Neues in Kürze. ö 28: Wie berichtet wird, iſt die Note der polniſchen Regierung in der Frage des Stickſtoffwerkes Chorzow in Berlin eingetroffen. Es wird in ihr die Bereitwilligkeit zu Verhandlungen ausgeſprochen, die am 22. Novem⸗ ber in Berlin beginnen ſollen. s: In London verlautet offiziös, daß Außenmini⸗ ſter Chamberlain auf der nächſten Tagung des Völker⸗ bundrates England in Genf vertreten wird. In dieſer „ Tagung würden vorausſichtlich die Abrüſtungsfragen aus⸗ flührlicher behandelt werden. 28: Die belgiſche katholiſche Kammerfraktion hat be⸗ ſchloſſen, von der Regierung eine bündige Erklärung darüber zu verlangen, daß es nicht an der Zeit ſei, we⸗ gen der Rückgabe der Kreiſen Eupen und Malmedy in Verhandlungen einzutreten. ö 8: Ueber die Entrevue von Odeſſa iſt ein türkiſch⸗ kluſſiſches Kommunique herausgegeben worden, das die „ alte ruſſiſch⸗türziſche Freundſchaft neu betont. 1 28: Muſſoiini erklärte in einem Interview ſeinen Wunſch, die italieniſch⸗franzöſiſchen Beziehungen zu beh⸗ R K 8 9 1 3 r, r — fern und zu feſtigen. 3— 2— *— 0 e Die Kontroll⸗Oebatte. Wuyrſchaſtsvorteite und politit. 1 es Berlin, 16. November. 7* 5 .. Die engliſche und die franzöſiſche Preſſe beſchäftigt ſich in ſehr eingehenden Artikeln mit der Aufhebung der Militärkontrolle in Deutschland. Man kann keineswegs ſagen, daß dieſe Artikel in einem für „ 1 5 8 5 2 eich ren und man kann auch nicht ſagen, daß dieſe Artikel ſich bemühen, die Schwierigkeiten zu 5 im Gegen⸗ teil man fühlt ſich in London und in Paris bemüßigt, Kleinigkeiten aufzubauſchen und längſt erledigte alte Geſchichten wieder aufzuwärmen. Wenn ſich ſelbſt engliſche Blätter zu derartigen Manövern her⸗ geben, ſo dürfte das darauf zurückzuführen ſem, daß auch von engliſcher Seite in letzter Zeit Schwierigkeiten in der Entwaffnungsfrage gemacht worden ſind. Hauptſäch⸗ lch gilt das für die Auslegung des Begriffs Kriegs⸗ giert, die inſofern ſehr weſentlich iſt, als ſich zahlreiche 5 Beſtimmungen auf die Ein⸗ und Ausfuhr Deutſchlands an Kriegsgerät beziehen. Für England hat dieſe Frage allerdings nur eine wirtſchaftliche Bedeutung und die engliſche Induſtrie iſt bemüht, die Beſtimmungen des Friedensvertrages in ihrem Sinne auszunutzen. Daß in Frankreich Schwierigkeiten gemacht werden, und daß die franzöſiſche Rechtspreſſe ſich gegen eine Aufhe⸗ bung der Kontrolle wendet, oder doch zum mindeſten 5 3 zum Ausdruck bringt, wird niemand chen. 1 Poincarees Ziel. Es iſt zweifellos für die Erledigung der Kontroll⸗ don Thoiry nicht gerade ſehr günſtig, daß ſich Poinca⸗ tees Stellung auf Koſten Briands wieder ſehr weſentlich gefeſtigt hat. Für Poincaree ſteht eine deutſch⸗franzöſiſche Annäherungspolitik am Ende aller Möglichkeiten für die franzöſiſche Außenpolitik und Poincaree hält dieſe Möglichkeiten offenbar noch deineswegs für erſchöpft. Wenn auch der franzöſiſche iniſterpräſident nicht offen Widerſtand gegen die Politik ſeines Außenministers leiſtet, ſo iſt doch kein Kweffel daran möglich, daß er und die ihm naheſtehenden reiſe ſehr eifrig hinter den Kuliſſen arbeiten. ie Beſtrebenden gehen dabet offenbar dahin, daß, wenn Hen ſchon die Beſeitigung der Interalliierten Mi⸗ g tärkontrollkommiſſion nicht verhindern kann, eine dau⸗ ernde Kontrolle geſchaffen werden muß. Demgegenüber betont man auf deutſcher Seite durch⸗ aus mit Necht, daß eine ſolche Löſung für Deutſch⸗ 9 bollkommen unannehmbar iſt und daß Deutſchland lieber das zweifelhafte Vergnügen der im⸗ merhin zeitlich begrenzten Anweſenheit der jetzigen In⸗ Keralliierten Militärkontrollkommiſſion in Kauf nehmen en als einer Regelung zuzuſtimmen, die die Differen⸗ 8508 Deutſchlands auf dem Gebiete der Entwaffnung fell igen würde. In dieſem Punkte ſtimmen zwei⸗ 5 di s alle de utſchen Parteien überein. Es 55 rfte aber auch mit der Autorität des Völkerbundes ud des Völkerbundsrates nicht vereinbar ſein, daß eines 8 ttändigen Ratsmitglieder einer beſonderen Kon⸗ ſtä e unterworfen wird, und es ſollte deshalb ſelbſtver⸗ 5 722 510 ſein, daß nach der Aufhebung der Interalli⸗ 8 Militärkontrollkommiſſion auch für Deutſchland 7 die Beſtimmungen gelten können, denen ſich B es Vilhrbundsmitglied unterwerfen muß. Die Verhandlungen in Berlin und paris 1 Doch mündliche Beſprechungen? 8 Berlin, 17. November. Nachdem in dieſen Tagen trotz der verſchiedenen Dar⸗ a 0 dor von deutſcher Seite immer wieder über den d der Verhandlungen über die Militärkont rolle Nach⸗ rbreitet werden. frage wie überhaupt für die Weiterführung der Politik welche den Eindruck aufkommn! läſſen, daß die Verſtändigung über dieſe Frage nicht mehr im Bereich der Möglichkeiten läge, wird von abſo⸗ lit zuverläſſiger Seite folgende Information über den Stand der Dinge gegeben: f Die deutſche und franzöſiſche Regierung ſowie die Botſchafterkonferenz ſind ſich darüber einig geworden, daß der bisherige ſchriftliche Weg der Verhandlungen nicht genügend ſchnell zu dem gewünſchten Ziele führt. Sie haben ſich daher entſchloſſen, die noch aus⸗ ſtehenden Forderungen in der Entwaffnungsfrage mün d⸗ lich zu erledigen. Die mündlichen Verhandlungen werden gleichzeitig in Paris und Berlin geführt, in Paris durch den deutſchen Botſchafter von Hoeſch und durch den ihm beigegebenen Miniſterialrat Dr. Forſter vom Auswärtigen Amt. in Berlin durch die einzelnen Stellen der Militärkontrollkommiſſion, des Aus⸗ wärtigen Amtes und des deutſchen Entwaffnungs⸗ kommiſſars, General von Pawels. Während in Berlin die mehr techniſchen Angelegenheiten, ſo die Frage der Kaſernen, behandelt werden, werden die übri⸗ gen Fragen, wie die Angelegenheit der Feſtung Königs⸗ berg, die Frage der ungeſetzlichen Einſtellung in die Reichs⸗ wehr und der Sportverbände und einige andere Kleinig⸗ keiten in Paris erledigt. Alle anderen großen Fragen find erledigt, beſonders die Frage des Oberbefehls der Reichswehr und der induſtriellen Abrüſtung. Da nach beiden Seiten hin der Wille beſteht, mit den Entwaffnungsangelegenheiten ſo bald wie möglich ins Reine zu kommen, iſt zu hoffen, daß die Frage zu Ende des Jahres erledigt ſein wird. Es kann nur nochmals gegenüber franzöſiſchen Verſuchen in der Preſſe bedeutet werden, daß die deutſche Regierung keinerlei beſtimmte Verſprechungen über Erfüllung der Reſtpunkte abgegeben hat. Inwieweit dieſe Punkte er⸗ füllt werden, hängt lediglich von dem Ausgang der gegen⸗ wärtigen Verhandlungen ab. Nach deutſcher Auffaſſung verſtoßen alle die noch ſchwebenden Punkte in keiner Weiſe gegen den Verſailler Vertrag, ſie bedeuten auch keinerlei Gefährdung der Alliierten. Was die Frage des Inveſtigationsrechtes des Völ⸗ kerbundes betrifft, erſcheint es notwendig, noch einmal darauf hinzuweiſen, daß zwiſchen dieſer Frage und der Militärkontrolle kein ſachlicher und juriſtiſcher Zuſammenhang beſteht. Die Militärkontrolle, wie ſie von den Alliierten ausgeübt wird, muß in dem Augenblick beendet ſein, wo Deutſchland die Entwaff⸗ nungsbedingungen voll erfüllt hat. Das Inveſtiga⸗ tionsrecht des Völkerbundes beſteht ſchon, ſeitdem Deutſch⸗ land den Artikel 213 des Verſailler Vertrages anerkannt hat, neben der Militärkontrolle, iſt aber bisher noch nicht ausgeübt worden. Von deutſcher Seite wird auch das Recht des Völkerbundes zur Kontrolle nicht beſtritten, wohl aber beſtehen große deutſche Bedenken in der Frage der Ausführungsbeſtimmungen des Inveſtigations⸗ rechtes, wie ſie in dem bekannten Inveſtigationsproto⸗ koll niedergelegt ſind. Ob auf der Dezembertagung die Frage der Militärkontrolle angeſchnitten wird, läßt ſich zurzeit noch nicht beurteilen. 9— Neue Koalitionsver handlungen. Sozialdemokratiſch⸗volksparteiliche Gegenſätze. f Berlin, 16. November. Wie wir hören, werden im Laufe dieſer Woche unter Führung des Reichskanzlers Dr. Marx neue Verhand⸗ lungen zwiſchen der Regierung, den Regie run gs⸗ parteien und den Führern der Sozialdemokraten über die Koalitionsfrage ſtattfinden. Anlaß hierzu dürfte nicht zuletzt die Erklärung des Volksparteilers Dr. Scholz gegeben haben, daß die Vereinbarung zwiſchen der Re⸗ gierung und den Sozialdemokraten nicht d ah in aus⸗ gelegt werden dürfte, daß den Sozialdemokraten eine Vor⸗ zugsbehandlung vor den Deutſchnationalen eingeräumt ſei. Dieſe volks; tteiliche Erklärung hat in ſozialdemo⸗ kratiſchen parlau entariſchen Kreiſen ſtark verſtimmt und es iſt unzweifelhaft, daß heute die Mehrheit der ſozial⸗ demokratiſchen Reichstagsfraktion eine klare Entſchet⸗ dung herbeigeführt wiſſen will. Die ſozialdemokratiſche Reichstagsfraktion ſteht in ihrer Mehrheit auf dem Stand⸗ punkt, daß, wenn die Erklärung des Volksparteilers Dr. Scholz die Anſchauung der Regierung wiedergibt, die Vereinbarung zwiſchen der Regierung und den Sozialde⸗ mokraten nicht mehr als zu Recht beſtehend anerkannt werden kann. Andererſeits iſt aber auch die oztaldemo⸗ kratiſche Reichstagsfraktion in ihrer Mehrheit wil⸗ lens, für den Fall, daß von der Regierung eine befrie⸗ digende Erklärung erfolgt, die nötigen Sicherheiten für ein Zuſammenarbeiten durch den Eintritt in die Re⸗ gierung zu ſchaffen. 8 Es iſt allerdings nicht zu verkennen, daß dem Zu⸗ ſtandekommen der Großen Koalition mancherlet Schwierigkeiten entgegenſtehen. Es ſet nur daran erinnert, daß zahlreiche ſchwierige Materien ihrer Erledi⸗ gung harren, wie z. B. das Schund⸗ und Schmut geſetz, das Reichsſchulgeſetz, das Wahlgeſeß, die Arbeitszeitfrage. In volksparteilichen Krei⸗ ſen ſcheint man ſich jedoch der Auffaſſung hinzugeben, daß die Entſcheidung in dieſen wichtigen Fragen htnausge⸗ ſchoben werden kann, ſodaß auch die Koalitionsfrage erſt im neuen Jahr ſpruchreif werden würde, eine An⸗ ſchauung, die in ſozialdemokratiſchen Kreisen zweifellos nicht geteilt wird. 5 1 617 5——— 1 g beim beſten Willen nicht hinweggehen kann. deutſche Beteiligung daraufhin noch weiter — Oberſchleſiens zweite Vollsabſtimmung. „ Am Sonntag ſind in Oſtoberſchleſien die Ge⸗ meindewahlen vorgenommen worden. Sie hatten für das uns entriſſene und den Polen zugeſprochene Gebiet ganz beſondere Bedeutung. Die innere Lage in dieſer Wojwod⸗ ſchaft Schleſien hatte ſich infolge der in Warſchau beliebten Politik dauernd unfreundlicher geſtaltet. Erſt kürzlich hat ein großer Prozeß, der über die Grenzen Polens und Deutſchlands hinaus lebhafte Aufmerkſamkeit erweckte, ge⸗ zeigt, unter welchem Druck das dortige Deutſch um leben und um ſeine Exiſtenz kämpfen muß. And zwar nicht allein in politiſcher Hinſicht, ſondern auch in wirtſchaftlicher. Es hat ſich eben erwieſen, daß es durchaus berechtigt war, wenn deutſcherſeits nach dem Verdikt von Verſailles immer und immer wieder hervor⸗ gehoben wurde, daß Oberſchleſien als unteil⸗ bares Ganze mit dem deutſchen Geſamtwirt⸗ ſchaftskörper verbunden bleiben muß, wenn ſeine Bevölkerung die Möglichkeiten ihrer Heimat ange⸗ meſſen ausnützen ſoll. Am vergangenen Sonntag hat das Wahlergebnis mit unvergleichlicher Deutlichkeit gelehrt, daß der wirtſchaftliche Niedergang, die ver⸗ hängnisvoll verſchlechterten ſozialen Zuſtände und die ſchikanöſe Warſchauer Politik die vor⸗ auszuſehenden Folgen gehabt haben. Die Wahl geſtaltete ſich zu einer ſchweren Niederlage der Polen, die mit einer einzigen Ausnahme, dem Kreiſe Lublinitz, keine Mehrheit erringen konnten. Im Gegenſatz dazu durften die Deutſchen einen glänzenden Sieg für ſich buchen. Die Wahlbeteiligung war überall außerordentlich ſtark, und die Zahl der abgegebenen deut⸗ ſchen Stimmen war nicht nur in den großen Städten und im Induſtriegebiet, ſondern auch auf dem flachen Lande überraſchend hoch. Selbſt an Stellen, in denen die Polen ihres Erfolges ganz ſicher zu ſein wähnten, er⸗ kämpften die Deutſchen mehr Mandate als ſie. Man muß ſich dabei vor Augen halten, daß Warſchau Wahlzwang dekretiert hatte oder zum mindeſten war doch ein dahingehender Beſchluß des oberſchleſiſchen Seims von Warſchau her ohne Widerſpruch geblieben. Natür⸗ lich erfolgte der Beſchluß nicht um der ſchönen Augen der Deutſchen willen, ſondern weil man auf polniſcher Seite jeden Mann an die Arne bringen wollte. Das ſcheint aber nur dazu geführt zu haben, daß die an ſich e ieg. And ſo darf man es denn als ein beſonders bemerkens⸗ wertes Kennzeichen dieſer Wahl unterſtreichen, daß die ſogenannte Aufſtändiſch⸗ Partei, die von den lei⸗ tenden polniſchen Stellen mit allen Mitteln gefördert und unterſtützt worden iſt, einen vollſtändigen Zu⸗ ſammenbruch erlitt. Angeſichts gerade dieſes Umſtan⸗ des erübrigt es ſich, über die Urſachen einer ſolchen weit⸗ gehenden Wandlung noch viel Worte zu machen. Es wurde ſchon einmal geſagt, daß die von den Polen be⸗ folgte Politik naturnotwendig auf das Fiasko hinaus⸗ lief, das die Wahlen vom Sonntag offenbar machten. Man kann ſich nicht ungeſtraft über die Lebensnotwendig⸗ keiten einer ganzen Beyölkerung hinwegſetzen, und es hat ſich jetzt in Oberſchleſien ergeben, daß an dieſen Le⸗ bensnotwendigkeiten, daß an den unveräußerlichen Rech⸗ ten eines Volkes auch die bedenkenloſeſte Politik der Gewalt ſcheitert. Denn die Polen haben nicht nur politiſch von ihrer Macht jeden nur denkbaren Ge⸗ brauch gemacht, ſie haben nicht nur ihr materielles wirtſchaftliches Uebergewicht ausgenützt, ſie ſind auch mit Eingemeindungen gegen das deutſche Element vorgegangen, und doch iſt es ihnen nicht ge⸗ lungen, ſich mit all dieſen Mitteln den Erfolg zu ſichern. Den Erfolg? Sie haben nur ihre Niederlage vorbereitet. Ausgeſprochen polniſche Dörfer haben deutſche Mehrheiten ergeben, und in Städten wie z. B. Rybnik läßt die Zahl der deutſchen Stimmen die Zahlen der ſogenannten Volksabſtimmung von 1921 erheblich hinter ſich zurück. Man kann das Recht und die Wahr⸗ heit unterdrücken, und man hat ſie, wie wir uns mit Zorn im Herzen erinnern, bei dem Plebiszit in pol⸗ niſch⸗franzöſiſcher Zuſammenarbeit ohne alle Beden⸗ ken unterdrückt, der 14. November 1926 bringt ſie dennoch an den Tag. a a Für den, der ſehen will in Warſchau, enthält da⸗ her dieſe Wahl eine wichtige Moral. Zunächſt natürlich für die Verantwortlichen in Warſchau in dem Sinne, daß es mit den bisher angewandten Methoden ge⸗ genüber den Deutſchen im eigenen polniſchen Intereſſe künf⸗ tig ein Ende haben müßte. Sodann aber auch in der Richtung, daß man in Polen erkennt, wie abträglich die bisherige Minderheitenpolitik Polens in Oberſchleſien dem polniſch⸗deutſchen Verhältnis iſt. Man hat ſich in Warſchau in der Vergangenheit über die deutſchen Be⸗ ſchwerden achtlos hinweggeſetzt, man hat in Genf 1 alles daran geſetzt, um eine objektive Klarſtellung zu hintertreiben. In dem Falle des Stichtoffwer⸗ les Chorzow hat man es ſogar fertiggebracht, ſich über einen Spruch des Haager Schiedsgerichtes mit allerlei Ausflüchten hinweg zuſetzen und die Heraus⸗ gabe immer und immer wieder verweigert. Die deutſch⸗polniſchen Handels vertragsverhandlun⸗ gen, an denen das polniſche Intereſſe wahrhaftig nicht geringer iſt als das deutſche, haben die polniſchen Unter⸗ händler auf höhere Weiſung wiederholt Forderungen ge⸗ ſtellt, 05 den bereits in Ausſicht ſtehenden Abſchluß un⸗ mögli Haltung rächt ſich immer an dem, der ſie ein⸗ nimmt. Man kann auch eine Bevölkerung drang⸗ ſalieren, aber dann kommt ein Tag wie der vergan⸗ gene Sonntag und er ſchafft Tatſachen, über die man 9 machten. Man kann das tun, aber eine ſolche 5 1 1 5 1 N 1 0 —— 1 1 1 1 . 8 Zur Tagesgeſchichte. Das Ende des engliſchen Bergarbeiterſtreiks. Die Grubenarbeiter der Riere Rhonda, Valloy und Mon⸗ mouthſhire haben ſich entſprechend den Empfehlungen der Delegiertenkonferenz der Grubenarbeiter für die An⸗ nahme des Memorandums der Regierung zur Wiederauf⸗ nahme der Arbeit in der Grubeninduſtrie ausgeſprochen. Man glaubt, daß dieſes Beiſpiel in allen übrigen Bezir⸗ ken befolgt werde, ſo daß der Streik deshalb praktisch als beigelegt angeſehen werden kann. Eine royaliſtiſche Partei in Polen. In dieſen Tagen wurde in polniſchen Adelskreiſen der Beſchluß gefaßt, eine konſervative Partei mit monarchiſtiſchem Programm unter Fübrung Janeſch Radiiwill zu gründen, die ſich„Partei der nationalen Rechten“ nennt und Pilſudſki unterſtützen will. Gleichzeitig wird gemeldet, daß anſcheinend die An⸗ näherung zwiſchen dem nichtkatholiſchen Pilſudſki und dem polniſchen Klerus Erfolg haben werde, da Pilſudſki nach wie vor bereit iſt, finanzielle Zugeſtändniſſe gegenüber der polniſchen Kirche zu machen. Aus dem In⸗ und Auslande. Reichsregierung und Hohenzollern vergleich. Berlin, 16. November. Wie von zuſtändiger Seite mitgeteilt wird, hat die Reichsregierung davon abge⸗ ſehen, eine von den kommuniſtiſchen Reichstagsabgeord⸗ neten Stöcker und Thälmann und Genoſſen im Reichs⸗ tag eingebrachte Interpellation über die zwiſchen dem preußiſchen Staat und dem vormals in Preußen regieren⸗ den Königshauſe zuſtandegekommene vermögensrechtliche Auseinanderſetzung zu beantworten. Die Reichsregierung ſieht keine Veranlaſſung, zu dieſem Abkommen, das eine Angelegenheit des preußiſchen Staates ſei, Stellung zu nehmen. Von einer geplanten Rückkehr des ehemaligen Kaiſers iſt der Reichsregierung nichts bekannt. Geht Streſemann nach Genf? Berlin, 16. November. Diurch die internationalen Auseinanderſetzungen hat ſich die Reichsregierung gezwungen geſehen, ſich über die deutſche Teilnahme an der Dezembertagung des Völker⸗ bundrates ſchlüſſig zu werden. Wie wir hören, wird der Reichsaußenminiſter perſönlich an den Genfer Verhandlun⸗ gen teilnehmen, um den deutſchen Standpunkt in den zur Behandlung ſtehenden Fragen zu vertreten. Nur in dem Falle wird Dr.. mann ſich vertreten laſſen, wenn die Entſcheidun gen in der Entwaffnungs⸗ frage zu Angunſten Deutſchlands fallen ſoll⸗ ten. Die Vorarbeiten für Genf ſind bereits in vollem Gange. Sie werden ihren Abſchluß jedoch erſt kurz vor der Völkerbundstagung finden können, wenn die inter⸗ nationalen Beſprechungen zu Ende geführt ſind. Es beſteht allerdings noch die Möglichkeit, daß die Alliier⸗ ten ſich in der Militärfrage nicht einigen und gerade die Genfer Zuſammenkunft dazu benutzt werden ſoll, eine einigende Grundlage zu finden. ö —— Stärkſtes Mißtrauen gegenüber Frankreich. 0 London, 13. November. Im„Daily Telegraph“ wird die Anſicht einer her⸗ vorragenden amerikaniſchen Perſönlichkeit über den Stand⸗ pounkt des Präſidenkten Coolidge und der Republikani⸗ ſchen Partei gegenüber Europa wiedergegeben. Darnach ſoll das neue wachſende Mißtrauen der amerika⸗ niſchen öffentlichen Meinung und auch des Weißen Hau⸗ ſes, hervorgerufen durch die letzten Vorkommniſſe in Genf und Paris, Anlaß für die letzte Rede Coolidges in Canſas City geweſen ſein. Starken Eindruck hätten be⸗ ſonders die verſchiedenen Begleiterſcheinungen bei Deutſchlands Eintritt in den Völkerbund gemacht. Auß⸗ dem hege man in amerikaniſchen Kreiſen die Beſorgnis, daß, wenn Amerika nicht das Recht habe, in irgendwelchen Streitfällen zu votieren, die perma⸗ nente profranzöſiſche Mehrheit im Völker⸗ bundsrate zu ernſten Schwieriakeiten Anlaß geben könnte. Wie ſtark das Mißtrauen Amerikas gegenüber Europas wieder geworden ſej, ſehe man auch darin, daß einige amerikaniſche Politiker und Pubkiziſten die Interrention des Völkerbundrates und des neuen Welt⸗ gerichtshofes zur Regelung der franzöſiſchen Kriegsſckh d an Amerika vorſchlagen. rufung eingelegt. 2 27 2 17 Rußland, die Türkei und England. Die Konferenz von Odeſſa. O Wien, 16. November. Der ruſſiſche und der türkiſche Außenminiſter ſind in Odeſſa zuſammengekommen, um die beide Regierungen gemeinſam intereſſierenden Fragen zu erwägen. Sie ha⸗ ben feſtgeſtellt, daß keine einzige Frage die Richtung der Politik beider Staaten ändern und die zwiſchen ihnen beſtehenden Beziehungen ſtören könne, daß es äußerſt wünſchenswert ſei, dieſe Beziehungen noch enger und herzlicher auszubauen, und daß die Feſtigung dieſer Be⸗ ziehungen für den Weltfrieden äußerſt wichtig ſei. Der kürkiſche Außenminiſter hat außerdem Preſſekorreſponden⸗ ten gegenüber erklärt, daß er die Beziehungen zwiſchen den beiden Ländern nicht nur als freundſchaftlich, ſondern ſogar als brüderlich empfinde, und in der gegenwärtigen Außenpolitik der Türkei irgendwelche prinzipiellen Aen⸗ derungen nicht eintreten würden. Die ruſſiſche Außenpolitik zielt ſeit Jahren dar⸗ auf ab, den aſiatiſchen Kontinent unter ihre moraliſche Führung zu bekommen. Ihr na⸗ türlicher Gegner iſt England. Man könnte ſagen, daß die Zuſammenkunft in Odeſſa den Zweck gehabt hätte den engliſchen Einfluß im Orient zu bannen und vor allem die Türkei außerhalb des Völkerbun⸗ des zu halten. Letzteres ſcheint geglückt zu ſein, wenn wir das Wort, daß irgendwelche prinzipiellen Aenderungen in der gegenwärtigen türkiſchen Außenpolitik nicht ein⸗ treten ſollen, richtig verſtehen. Die Zurückweiſung des engliſchen Einfluſſes in der Türkei wird aber mit der Hilfe Nußlands allein nicht durchzuſetzen ſein, da die Türkei ein ſehr geldarmes Land iſt. Vielleicht hat die ganze Odeſſaer Konferenz auch nur eine moraliſche Bedeutung, inſoſern der Wille der Türkei ſich in nationaler Selb⸗ ſtändigkeit gegenüber den europäiſchen Mächten weiter⸗ zuentwickeln dort einen Nückhalt geſucht und gefunden hat. Mannheim.(Selbſttötungsverſuch.) In gei⸗ liger Umnachtung legte ſich abends zwiſchen 6 und 7 Ahr ein 40 Jahre alter Mann aus der Schwetzingerſtadt beim Stellwerk 5 des Hauptbahnhofes hier auf das Geleiſe, um ſich von einem Zuge überfahren zu laſſen. Bahnbeamte hinderten ihn daran. Er wurde ſeinen An⸗ gehörigen übergeben. N Heidelberg.(Betrug und Urkundenfäl⸗ ſchung.) Wegen Betrugs und Arkundenfälſchung ſtand der 25jährige Taglöhner Johann Beß aus Eppelheim vor den Schranken des Schöffengerichts. Er hatte ſich durch verſchiedene Schwindelmanöver hohe Geldbeträge ver⸗ ſchafft. Der Angeklagte gab ſeine Taten zu und gab an, aus Not gehandelt zu haben. Das Gericht ließ Milde walten und verurteilte Beß unter Einbeziehung einer frü⸗ heren dreimonatigen Gefängnisſtrafe zu einer ſolchen von ſechs Monaten. f Karlsruhe.(Verbotene Bauſparunterneh⸗ mung.) Der badiſche Miniſter des Innern hat der Volks⸗ bauhilfe G. m. b. H., München, Schillerſtraße 67, jed⸗ 8 Werbe⸗ und Propagandatätigkeit in Baden ver⸗ oten. 8 Konſtanz.(Unterſchlagung.) Der 438jährige ver⸗ heiratete Buchhalter Walter Robauſch aus Nahri(Deſter⸗ reich), der als Angeſtellter der Firma Karl Hirſch A.⸗G. in Konſtanz dieſe in anderthalb Jahren um etwa 13 000 Mark betrogen hatte, wurde zu einer Gefängnisstrafe von ſechs Monaten verurteilt. Zur Verdeckung ſeiner Unter⸗ ſchlagungen hatte er die Bucher gefälſcht. Wie verlautet, will die Staatsanwaltſchaft gegen das Urteil Berufung einlegen. Lahr.(Ein Wüſtling.) In einer hier abgehaltenen außerordentlichen Sitzung des Großen Schöffengerichtes Offenburg wurde der verheiratete Schloſſer Emil Leis von Dinglingen wegen Notzucht und Blutſchande, began⸗ gen an ſeiner 16 Jahre alten Stieftochter zu drei Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverluſt verurteilt. Vier Monate Anterſuchungshaft wurden angerechnet. 5 Pfullendorf.(Berufung.) Der Pfullendorfer Brandſtifter Otto Veit, der, wie gemeldet, zu vier Jah⸗ ren ſechs Monaten Zuchthaus und fünf Jahren Ehrver⸗ luſt verurteilt worden war, hat gegen das Urteil Be⸗ 2 ͤ ²˙ mA Walldorf.( Blutvergiftung.) Vor einigen Ta⸗ gen ritzte ſich die in den 40er Jahren ſtehende Frau des Bahnarbeiters Riemenſperger beim Füttern der Schweine an der Naſe. Daraufhin ſtellte ſich eine Entzündung ein, die in Blutvergiftung ausartete. Als man ärztliche Hilfe in Anſpruch nehmen wollte, war es bereits zu ſpät. Die 1 Frau ſtarb kurz darauf. Sie iſt Mutter von vier un⸗ mündigen Kindern. Todtnau.(Ver haftung.) Hier gelang es dem Gendarmeriewachtmeiſter Jäcklin, einen jungen Mann na⸗ mens Karl Arthur Gohlke aus Berlin feſtzunehmen, den die Stgatsanwaltſchaft Kottbus ſuchte, da er einem dor⸗ tigen Rechtsanwalt 4000 Mark unterſchlagen hatte und damit geflüchtet war. Der junge Mann hatte ſich in der Todtnauerhütte als Kurgaſt niedergelaſſen. Müllheim.(Tödlich verunglückt.) Als ein Freiburger Auto hier die Werderſtraße hinunterfuhr, fuhr der Mechaniker Ernſt Oertel auf ſeinem Motorrad aus der Richtung Friedrichſtraße direkt in das Auto hinein. Oertel erlitt dabei ſo ſchwere Verletzungen, daß er ſtarb. Er hatte noch keinen Führerſchein und ſollte jetzt die Prüfung ablegen. Das Auto wurde nur wenig beſchädigt. a Ettenheim.(Tödlicher Unfall.) Die hier wohn⸗ hafte Familie des Ferdinand Broßmer wurde von einen ſchweren Schickſalsſchlag betroffen. Ihr 22 Jahre alter Sohn Otto wurde in Köln, wo er tätig war, von einem fta angefahren und dabei ſo ſchwer verletzt, daß er ver⸗ arb. Singen a. H.(Großfeuer in Singen.) In der Nacht brannte hier eine Wohnbaracke, die zehn Fa⸗ milien beherbergte, vollſtändig nieder. Faſt das gesamte Mobiliar wurde von den Flammen vernichtet. Die zehn Familien ſind obdachlos geworden; verſichert war keine von ihnen. Die Betroffenen ſind durchweg Familien mit zahlreichen Kindern aus den ärmſten Kreiſen. Lörrach.(Straßenbahnzuſammenſtoß.) An der Grenze zwiſchen Stetten und Riehen am Schweizeri⸗ ſchen Zollgebäude ſtießen ein von Basel und ein von Lörrach kommender Straßenbahnzug zuſammen. Beide Motorwagen wurden ſtark beſchädigt und aus den Schie⸗ nen herausgedrückt. Die Paſſagiere wurden kräftig durch⸗ einander gerüttelt, ohne daß erhebliche Verletzungen er⸗ folgten. Durch den Zuſammenſtoß war der Verkehr län⸗ gere Zeit unterbrochen. 1 e 5—— Dr. Köhler über den Finanzausgleich. Karlsruhe, 16. November. n In der geſtrigen Sitzung des landſtändiſchen Aus⸗ ſchuſſes des badiſchen Landtages machte Finanzmin!⸗ ſter Dr. Köhler über die Lage der badiſchen Staats⸗ finanzen u. a. folgende Angaben: Die Finanzlage ſei ernſt und bedürfe ſorgfältiger Beachtung. An Steuerüberweiſungen vom Reich ſeien im erſten Halb⸗ jahr 1926 2 Millionen Rm. mehr eingekommen, als im Staatsvoranſchlag vorgeſehen waren. Die Grun d⸗ und Gewerbeſteuer habe dagegen einen großen Ausfall zu verzeichnen. Ebenſo habe die Gebäude⸗ ſonderſteuer 5,9 Mill. Reichsmark weniger im erſten Halbjahr 1926 eingebracht. Dies bedeute für den Staat einen Ausfall von 2,8 Millionen Rm. für den all⸗ gemeinen Finanzbedarf. Bet den Domänen und Forſten ſeien 3,8 Millionen Rm. weniger einge⸗ kommen, als der Voranſchlag vorſehe. f Zur Frage des FTinanzausgleichs ſagte der Miniſter, ſie ſei die Frage der nächſten Zukunft. Der erſte Entwurf eines neuen Finanzausgleichsgeſetzes habe auf die Länder und Gemeinden nicht die gebührende Rücksicht genommen. Es ſei ſoeben ein neuer Geſetzent⸗ wurf eingetroffen, der die Geſamtgarantie des Reiches auf 2400 Millionen Rm. für Länder und Gemeinden feſtſetze. Dr. Köhler glaubt nicht, daß das Zuſchlags⸗ recht der Länder zur Einkommenſteuer auf 1. April 1928 komme. Die Schwierigkeiten der techniſchen Löſung und die politiſchen Bedenken ſeien zu groß. Die Zuſtände in Heſſen ſeien ſo, daß jetzt eine Kommiſſion des Reiches in Darmſtadt ſitze, um die Finanzlage des heſſiſchen Staates zu prüfen. Die Gebäudeſonderſteuer dürfe ab . April 1928 nicht mehr für Zwecke des allgemeinen Finanzbedarfs verwendet werden. Es müſſe zu dieſem Zeitpunkt ein Erſatz dafür geſchaffen werden. „ 72ͤ ͤ 72 Das Glück der Andern Original⸗Roman von Erich Ebenſtein 24. Fortſetzung.(Nachdruck verboten.) „Nun, laß nur, mein Junge. Wir werden dies alles ſchon irgendwie paſſend arrangieren. Es iſt doch gut, daß ich meiner Neugier folgte und herkam. Ich habe auch ſo allerlei Pläne im Kopf, die ich nachher mit dir beſprechen will. Erſt aber wollen wir nun eſſen; denn ich bin ſchon ganz ſchwach vor Hunger. Du mußt wiſſen, daß ich mir gar nicht mehr Zeit nahm, in Retten⸗ egg Mittag zu eſſen und eigentlich ſeit heute nichts War⸗ mes mehr im Leibe habe!“ N Magnus ſprang erſchrocken auf. „Und ich Ungeheuer habe dir nicht einmal ein Glas Wein angeboten! Mehr freilich iſt in meiner Junggeſellen⸗ wirtſchaft nicht aufzutreiben. Aber inzwiſchen kann Kon⸗ rad ein Auto holen und wir fahren dann zu Sacher ſoupieren.“ l 5 Er wollte fort. Die Gräfin hielt ihn lachend am Aermel zurück. a. i„Nein, bleib. Es iſt ja ſchon alles in Ordnung. Glaubſt du, ich hätte die zwei Stunden, die ich hier auf dich warte, nur gefaulenzt? Wir ſchickten Konrad nach allem Nötigen aus— bei euch in der Großſtadt iſt das ja ſo beguem!— und meine Jungfer hat ſich in der Küche etabliert. Es iſt alles bereit— du brauchſt nur zu klingeln, daß Konrad den Tiſch deckt, und unſer Appetit kann geſtilll werden.“ Als dies beſorgt war, wies die Gräfin Magnus ſei⸗ nen Platz an ihrer Seite an. „So, mein Junge. Und nun ſage mir einmal, wann wollt ihr eigentlich heiraten? Iſt der Termin ſchon be⸗ ſtimmt?“ c„Nein. Anfangs dachten wir ſobald wie möglich. Aber mein Chef deutete mir an, daß meine Verſetzung nach irgend einem auswärtigen Poſten ſehr nahe be⸗ vorſtände. Nun meint Evelyn, es ſei doch beſſer, dieſe von ihr— von deiner Evelyn!“ erſt abzuwarten, anſtatt ſich hier für ein paar Monate ein Heim einzurichten.“ i „Hm— das klingt ja vernünftig. Aber höre mal, Magnus— mußt du denn durchaus im Staatsdienſt bleiben? Du biſt der letzte Sanderfeld und— Retten⸗ egg entbehrt die Hand des Herrn ſehr, von Glavers⸗ heim und Ottendorf gar nicht zu ſprechen. Du darfſt mich nicht für egoiſtiſch halten.... aber ich hatte im ſtillen gehofft. 90 Sie ſchwieg und blickte ihn zaghaft an. Er fuhr ſich mit der Hand über die Stirn. „Ich dachte auch ſchon daran, Mama,“ antwortete er dann zögernd.„Du weißt, wie ſehr ich Rettenegg liebe— das Landleben überhaupt! Aber Evelyn meint, ich ſei jung und tüchtig, und es wäre einerſeits meine Pflicht, mich nicht ſchon jetzt auf die faule Haut zu legen, andererſeits ein Sünde, meine Karriere aufzugeben.“ „Nun ja— auch da hat ſie im Grunde ja nur Recht. Dennoch—“ Ich habe mir daher die Sache in dieſer Weiſe zu⸗ I 7 rechtgelegt. Schickt man mich an irgendeinen annehm⸗ baren Ort, gut. Will man mich aber etwa auf den Balkan verbannen oder gar nach China ſchicken, wo ich mein liebes Rettenegg und dich jahrelang nicht ſehen kann, dann reiche ich mein Geſuch um Entlaſſung ein. Um ſo mehr, als mir die ſteife Art, in der mein Chef meine Verlobung aufnahm, gar nicht gefallen hat. Es ſcheint.“ fügte er bitter hinzu,„daß gewiſſe Leute ſich nicht darein finden können, mich eine Bürgerliche hei⸗ raten zu ſehen.“ Die Gräfin ſtreichelte beſchwichtigend ſeine Hand. „„Du mußt dich nicht ärgern darüber, Liebling. Ge⸗ wiß berührt es dich peinlich, ſolchen Vorurteilen zu be⸗ gegnen. Aber du darfſt nicht vergeſſen, daß ſie einer⸗ ſeits in der Diplomatie einen gewiſſen praktiſchen Wert haben, andererſeits in unſeren Kreiſen eben mit der Muttermilch eingeſogen werden. Die Hauptſache iſt ja aber doch, daß du glücklich wirſt. Und nun erzähle mir * 5 Evelyn hatte mit Tante Ada einen Beſuch der Oper verabredet, an dem auch Emmy teilnehmen ſollte,„da⸗ mit ſie ihren Kummer ein bißchen vergeſſe.“ Punkt N wollte Tante Ada beide Mädchen abholen g Als Evelyn mit dieſem Programm gegen Mittag .. 155 77 1— 1 5 in dem ihr die Ankunft ſeiner Mutter mitteilte und ihren Beſuch für den Nachmittag ankündigte. 19 „Schade, nun müſſen wir die Oper fahrei, laſſen und Tante Ada abſagen!“ ſagte Evelyn ſchmollend.„Ober g willſt du vielleicht doch gehen?“ wandte ſie ſich an Emmy, die traurig am Fenſter ſaß.„Soll ich Tante Ada ſchreiben, daß du ſie abholen wirſt?“ „Um keinen Preis! Was fällt dir ein? Ich und unter Menſchen gehen in meiner jetzigen Stimmung!“ wehrte Emmy entrüſtet ab. „Na, tue nur um Gotteswillen nicht ſo, als ob dir durch dieſen Menſchen jetzt das ganze Leben vernagelt ſei. Tante Ada ſagt auch, du wirſt ihn vergeſſen und nachher einen anderen heiraten—“ „Nie! Wie kannſt du das nur ſagen, Evelyn!“ rief Emmy aufgeregt.„Er iſt und bleibt für mich der 2 einzige Mann auf Erden. Nie werde oder könnte i Egon vergeſſen.“ f i a e „Nein,“ fie odeſta ſehr beſtimmt ein, hat recht! Sie ſoll ihn auch 8 nſterblich!“ Evelyn drehte ſich um und maß ſie mit ſpötti⸗ ſchem Blick. „Schau ſchau, unſere Kleine meldet ſich in Liebes ſachen zum Wort! Aber freilich— ſie muß es ja wiſſen! e e e e e 90 im, und i aube, i i„ we momentan Modeſtas Held im e eee „Emm 5 gar nicht„ wäre, als verlöſche ſie ſelbſt das Licht 1 Leben. Liebe iſt doch nicht an den Beſitz der beſtimmten Perſon 70 Eines aber iſt ſie, wenn ſie überhaupt echt war: Gortſetung iolat.) 5. Aus Nah und Fern. Limburger Hof.(Der Mord auf dem Lim⸗ Kleine Chronik. un Eine todbringende Theater⸗Demonſtration. An⸗ läßlich der kſchechiſchen Erſtaufführung von Alban Bergs; ſeinerzeit in Berlin viel umſtrittenen Oper„Wozzek“ im tſchechiſchen Nationaltheater in Prag kam es zu andauern⸗ den Demonſtration und einer lebhaften Stellungnahme des Publikums dafür und dagegen. Infolge der allge⸗ meinen Erregung wurde der Prager Vizebürgermeiſter Wanek vom Schlage getroffen und war ſofort tot. 2 5 Das Ständchen der betrogenen Ehefrau. Die Frau eines franzöſiſchen Kaufmannes in der Provinz war durch einen anonymen Brief benachrichtigt worden, daß ihr Mann mit einer Pariſerin ein Liebesverhältnis unter⸗ hielt. Sie beſchloß, ſich nicht durch den traditionellen Piſtolenſchuß, ſondern auf harmloſere Weiſe zu rächen. Zu dieſem Zweck legte ſie Männerkleidung an und fuhr, mit einer Laute verſehen, nach Paris. Dort ſtellte ſie ſich unter das Fenſter ihrer Nebenbuhlerin und ſang ſo lange, bis ſich eine Menge Neugieriger um ſie geſchart hatte und auch der treuloſe Ehemann mit ſeiner Liebſten am Fenſter erſchien. Darauf erzählte die ſeltſame Muſikan⸗ tin den Umſtehenden die Geſchichte des Liebesidylls am Fenſter, nicht ohne vorher ihre eigene Tugend ins rechte Licht gerückt zu haben. Die Menge nahm ſofort Partet für die Frau, und der Ehemann bekam Duge zu hören, die ihm nicht angenehm in den Ohren klangen. Schließ⸗ lich machte die Polizei der Sache ein Ende und verhaftete die Sängerin, die aber alsbald wieder in Freiheit ge⸗ ſetzt wurde, nachdem ſie die nötigen Aufklärungen ge⸗ geben hatte. Im Spiel erhängt. In der kleinen ſchweizeriſchen Ortſchaft Charvonay bei Neuchatel ſpielten Kinder Ge⸗ richt und verurteilten einen ihrer Spielgenoſſen, den ſieben⸗ jährigen Stiener, zum Tode durch den Strang. Man legte ihm eine Schlinge um den Hals, um ihn an einem Baum aufzuknüpfen. Hierbei glitt der Junge aus und die da⸗ durch erſchreckten Spielgefährten liefen davon, ſtatt ihn zu befreien. Der ſchnell herbeigerufene Arzt mußte nach langen rergeblichen Bemühungen den Tod feſtſtellen. 20m gedtschen uiehsjeg in Oberschlesien. „ Brandpanik. Wie aus Tompa in Ungarn gemeldet wird, brach in den Arbeiterbaracken auf einem Gute Feuer aus, das unter den Barackenbewohnern eine ungeheure Panik hervorrief. Alle ſtürzten in großer Eile ins Freie, wobei zwei Frauen totgetreten wurden. Zwei Arbeiter verbrannten. 67 Perſonen erlitten ſchwere Verletzungen. Zehn ſiebenbürgiſche Dörfer eingeäſchert. Wie aus Bukareſt gemeldet wird, entſtand in der Nähe der ſiebenbürgiſchen Stadt Nagyenyed ein gewalliger Brand, der auf zehn nebeneinanderliegende Dörfer übergriff. Hun⸗ derte von Häuſer wurden eingeäſchert. Der Schaden iſt unüberſehbar. „ Schweres Unglück in Columbien. Nach einer Mel⸗ dung aus Bogota(Columbien) ereignete ſich in der Nähe des Ortes Nerevia an der nach Galdas führenden Eiſen⸗ bahnſtrecke ein umfangreicher Erdrutſch. Durch die herab⸗ ſtürzenden Maſſen wurde der Lauf des Fluſſes Otun ver⸗ ſperrt, ſo daß in Galao eine Ueſchwemmung ſtattfand. Nach den bisher vorliegenden Gerüchten ſind 27 Perſonen getötet und 40 verletzt worden. a Tod eines Sundertſechsundzwanzigjährigen. Wie aus Croßgar(Irland) gemeldet wird, iſt dort William Smith, einer der älteſten Männer der Welt, im Alter von 126 Jahren geſtorben. Vor einigen Monaten noch hatte der Greis das Rezept verraten, das ihn angeblich ſo lange hat leben laſſen. Darnach ſolle man nicht vor ſechzig Jahren heiraten, viel, aber nur einfache Gerichte eſſen, täglich ein wenig Alkohol zu ſich nehmen, unbe⸗ kleidet ſchlafen und ſich ſo wenig wie möglich ärgern. Lokales und Allgemeines. Seckenheim 17. November. Auf die Steuerzahlungen im Monat November erinnert in einer öffentlichen Mahnung das Finanzamt Mannheim im heutigen Anzeigenteil. Um ſich vor Schaden zu bewahren, merke man ſich die Datum der fälligen Termine. . Falſchgeld. 21 10⸗Rentenmarkſcheine, herge⸗ ſtellt aus gewöhnlichem Papier, mit dem bei dieſen üb⸗ lichen Rückenwaſſerzeichen ſind in München, Ulm und Stuttgart im Verkehr feſtgeſtellt worden. Die Falſchnoten lind an folgenden Merkmalen erkenntlich: Die wellen⸗ förmige Riffelung und das Waſſerzeichen, Eichenlaub und Kreuzdorn, fehlen. Der Trockenſtempel iſt— wenn er nicht ganz fehlt— falſch angebracht. Das Frauenbild⸗ nis iſt äußerſt mangelhaft nachgebildet. Auf der Rück⸗ ſeite iſt der Druck des Linienmuſters der Roſette und der Beſchriftung ſehr mangelhaft ausgeführt. Für Er⸗ mittelung der Herſteller bzw. Verbreiter des Falſchgeldes iſt eine Belohnung bis zu 100 Mark ausgeſetzt. . Falſche Dreimarkſtücke. Im Verkehr tauchen augen⸗ blicklich falſche Dreimarkſtücke auf, die durch Prägung aus einer Silberlegierung hergeſtellt ſind und das Münz⸗ zeichen D. ſowie die Jahreszahl 1924 tragen. Es handelt ſich um eine äußerſt gemeingefährliche Fälſchung. Das Ge⸗ wicht der Stücke beträgt 16,8 Gramm, anſtatt des ge⸗ ſetzlichen Soll von 15 Gramm. Das Gepräge, insbeſon⸗ dere des Adlers, iſt viel zu erhaben, auch der Randſtab iſt zu hoch, ſo daß er das erhabene Gepräge deckt. Die Stücke fühlen ſich im ganzen etwas ſcharf an. Trotz der verhältnismäßig ſehr guten Ausführung ſind die Stücke auch für den Aneingeweihten und für ein weniger geſchultes Auge leicht zu erkennen.: Braune und blaue Lappen. Die altgeliebten brau⸗ nen und blauen Lappen werden wieder kommen, ſie wer⸗ den wenigſtens wieder da ſein. Ob und inwieweit ſie ſich in die einzelnen Portemonnaies verirren werden, hängt natürlich, wie früher, von dem Verhältnis des Einzelnen zu Frau Fortuna ab. Die Reichsbank hat abſichtlich im Einvernehmen mit dem Reichskunſtwart Wert darauf ge⸗ legt, daß in den Entwürfen für den Wettbewerb zur Schaf⸗ fung neuen Papiergeldes die alte liebe Tradition des Blau für den Hundertmarkſchein und des Braun für den Tau⸗ ſender wieder aufgenommen würde. Aus dem Wettbe⸗ werb iſt der bekannte Berliner Maler und Graphiker Otto Arpke als Sieger hervorgegangen. Sein Zehnmark⸗ ſchein trägt auf der Vorderſeite die Vignette eines Hand⸗ werkers, auf der anderen Seite ſieht man Zimmerleute am Gerüſt eines Hauſes ſchaffen; der Zwanzigmarkſchein trägt auf der Rückſeite den Kölner Dom; der Fünfzig⸗ markſchein vereinigt die Allegorie der Induſtrie in Ge⸗ ſtalt eines Arbeitsmannes mit dem Symbol der Induſtrie in Form eines Hammers. Der blaue Lappen zeigt die Ge⸗ ſtalt Merkurs, während der„Braune“ auf der Vorder⸗ ſeite einen Landmann und auf der Rückſeite einen Pflug mit der aufgehenden Sonne zeigt. Aller Vorausſicht nach werden die neuen Scheine in Stahlſtich ausgeführt werden. Handball. Tb. Jahn Seckenheim!— Turnverein Rohrbach 3:2 Tb. Jahn Seckenheim II— Ev. Jugendv. Ladenburg 5:0 Zum letzten Verbandsſpiel in der Vorrunde trafen ſich am vergangenen Sonntag Seckenheim und Rohrbach in Rohrbach. S. verſchießt gleich nach Beginn einen 16 m Wurf. R. iſt glücklicher und liegt kurze Zeit danach mit 1:0 in Führung. Der Ausgleich läßt ſedoch nicht lange auf ſich warten und ein Prachtſchuß des Halblinken von S aus 30 m Entfernung ſtellt die Partie auf 1:2. Nach Halbzeit liegt S. zunächſt faſt ſtändig im Angriff das in einem weiteren Torerfolg zum Ausdruck kommt. Bedauerlicherweiſe erlitt aber in den erſten 10 Min. d. H. ein Spieler von S. einen Unfall, ſodaß S. bis zum Schluſſe mit 10 Mann ſpielen mußte. R. konnte dadurch nochmals erfolgreich ſein; zum Ausgleich reichte es jedoch nicht mehr. Seckenheim iſt nun in dieſer Runde Tabellen⸗ erſter mit 6 Spielen und 12 Punkten, alſo ohne Punktverluſt. 2 . Bücherſchau. Im Verlag Oskar Eulitz, Stolp (Pommern) erſcheint„Das gevierteilte Weſtpreußen u. der Verſailler Vertrag“, von einem Weſtpreußen. Sehr eindrucksvoll iſt die will⸗ kürliche Grenzführung(vier Korridore) und die Verkehrsabſonderlich⸗ keiten gekennzeichnet. An, burger Hof.) Zu dem Gattenmord auf dem Limburger ilfe of erfahren wir noch folgendes: Die beiden Ehegat⸗ Die ten Forſter waren ſeit eineinhalb Jahren verheiratet und un⸗ lebten längere Zeit zufrieden, bis begründete oder unbe⸗ . gründete Eiferſucht des Gatten ſeit einigen Wochen zu em ehelichen Zerwürfniſſen führte. An den letzten Wochen na⸗ lebten ſie getrennt und neuerdings auch in Eheſcheidung. den Wiederholt kam es zu heftigen Auseinanderſetzungen, ſo os auch vor etwa acht Tagen in Ludwigshafen, wo das Ehe⸗ nd] paar wohnte und der Gatte ſie im Hausflur ſchon einmal der totſtechen wollte. Die Polizei ſchritt dort wegen Bedro⸗ 1 hung gegen Forſter ein und fand in dem Flur noch die ein Scheide zu ſeinem Meſſer vor. Die Ehefrau Forſter, die uhr N kinderlos blieb, hatte bei ihren in der Brunckſtraße auf der dem Limburger Hof wohnenden Eltern Zuflucht gefunden. tel Am Mordabend trafen beide in der genannten Straße Er zuſammen. Forſter verſetzte ſeiner Frau kurzerhand einen g Stich in das Herz. Unter Aufwendung ihrer letzten Kräfte ö konnte ſie ſich noch etwa 50 Meter hinſchleppen und brach 8 dann vor dem Hauſe des Polizeidieners, dem ſie An⸗ hn⸗ zeige erſtatten wollte, tot zuſammen. Der Mörder war em mit dem Rad angekommen und ergriff ſofort nach der ter Tat die Flucht in Richtung Kaiſerslautern, wo er von der em ö Kriminalpolizei auf Veranlaſſung der Waldſeer Gendar⸗ er? mierie in der Wohnung ſeines Schwagers Theodor Keis⸗ ing feſtgenommen und von da in das Landgerichtsge⸗ In fängnis Frankenthal in Unterſuchungshaft verbracht wurde. ſa⸗ Nach den bisherigen Ermittelungen ſoll ihn noch eine ite wdweite Perſon an jenem Abend begleitet haben und bei hn der Tat zugegen geweſen ſein, die jedoch noch nicht er⸗ ine mittelt werden konnte. 1 en Oppau.(Tödlicher Anglücksfall.) Im Werk 1900 Oppau der Anilinfabrik ſtürzte ein Tüncher, der im Dienſte An einer Firma ſtand, an die die Anilinfabrik Arbeiten ver⸗ r-. geben hat, an einem Laufkranen ab und verunglückte töd⸗ on lich. Die Stgatsanwaltſchaft Frankenthal war mit einer de Gerichtskommiſſion an Ort und Stelle und veranſtaltete ie⸗ die nötigen Erhebungen. ch⸗ f Dirmſtein.(Leichenfund.) Am öſtlichen Ortsaus⸗ er⸗ gang in der Nähe der Heſſenmühle in Großkarlbach wurde in⸗ eine männliche Leiche aufgefunden. Das Geſicht iſt bis fur Ankenntlichkeit verſtümmelt. Da ein Ausweis bei der . Leiche nicht vorgefunden wurde, iſt man über die Perſon des anſcheinend von einem Auto überfahrenen Mannes noch im Unklaren. N Kapellen.(Tot aufgefunden.) Der 63 Jahre 8 alte Joh. Becht von hier wurde auf dem Klingweg zwi⸗ 0 ſchen Kapellen und Bergzabern tot aufgefunden. Man 5 nimmt an, daß er einem Herzſchlag erlag.. 15 Darmſtadt.(Ein Giftmordprozeß.) Die ta- nächſte, am 30. November beginnende Schwurgerichts⸗ ſet tagung wird ſich mit einem ſehr intereſſanten Fall zu be⸗ An ſchäftigen haben. Der ledige Schuhmacher Jakob Eberle lb⸗ von Lorſch hat ſich wegen Giftmordes, begangen an ſei⸗ 12 nem eigenen zehn Monate alten unehelichen Kind zu ver⸗ d. antworten. Die Sektion der Leiche ergab, daß ſich in 3 dem Körper Strychnin befand. 2. Nüſſelsheim.(Er weiterungspläne der Opel⸗ en werke.) Zwecks Selbſtproduktion der Rohmaterialien at für den Automobil⸗ und Fahrradbau werden die Opel⸗ 1 werke hier demnächſt durch Errichtung einer Eiſengießerer n mit Hochofenanlage erweitert. Mit den Bauarbeiten ſoll je⸗ noch im Laufe des kommenden Winters begonnen werden. 1 Nüſſelsheim.(Eine neue Mainbrücke.) Mit er dem Beginn der Arbeiten an der neuen Mainbrücke zwi⸗ er ſchen Rüſſelsheim und Flörsheim dürfte Mitte Februar be nu rechnen ſein. Der in letzter Zeit gebildete Arbeitsaus⸗ de ſchuß, dem neben Gemeinde⸗ und Regierungsvertreter auch t 5 Abgeordnete der Opelwerke und des Kreiſes Groß⸗Gerau 85 angehören, hat die Aufgabe, über die Vergebung der in n Betracht kommenden Arbeiten zu beraten. „ Cſſen.(Grubenunglück.) Auf Zeche Proſper 2 il g in Bottrop wurden beim Zuſammenſtoß zweier Kohlen⸗ 9 züge im Antertagesbetrieb ein Bergmann getötet und de. Fdwei andere, die ihrem Kameraden zu Hilfe kommen es Wollten, ſchwer verletzt. 41 7 5 b ,. Eltville.(Raubüberfall) Auf dem Wege von 0 Neudorf nach Eltville wurde nahe der Kaiſer⸗Eiche ein en Herr aus Wiesbaden, in Begleitung einer Dame, über⸗ 1 fallen und ſeiner Barſchaft beraubt. g n I. Marbutg.(Die ſpinale Kinderlähmung.) Die Kinderlähmung im Kreiſe Marburg hat nicht den f Umfang angenommen, wie es anfangs ſchien. Wie amt⸗ 2 gich gemeldet wird, iſt in Beltershauſen nur ein Kind er⸗ 11 krankt, während bei einem zweiten der Verdacht vorlieat. d⸗* a t b ö n Fragen der Blutsverwandtſchaft. FJyp. Nachkommen von Blutsverwandten ſpielen in der 5 Menſchheitsgeſchichte eine große Nolle. Die Mutterrechts⸗ m familie verbietet die Ehe mit Verwandten mütterlicher⸗ n fſeits, während die Verbindung mit den nächſten Verwand⸗ n alt, von Vaters Seite als ſelbſtverſtändlich gilt. Die 5 alte Zeit widerſprach ſelbſt der engſten Inzucht nicht, wie 50 wir ja der Mythologie und der Heldengeſchichte entneh⸗ 0„ können. Die Blutverwandtſchaftsehe war in einzel⸗ deen Familien ſogar vorgeſchrieben, zum Beiſpiel zur Rein⸗ 5 krhaltung des Blutes bei angenommener göttlicher Ab⸗ 10 55 ſtammung. Bei allen Kulturvölkern wurden ſpäterhin 3 ſozialethiſche Momente gegen die Blutsverwandtſchaft bei 5 tung einer Ehe geltend, während manche Naturvölker l. 5 105 heute an dieſer Form der Inzucht keinen Anſtand N 7 en. 4 15. ö Es gibt Leute, Gelehrte und Laien, welche Ehen zwi⸗ 1 chen Blutsverwandten für ſchädlich halten, das ſind Anti⸗ r onſanguiniſten(von Sanguis, das Blut): ferner Leute, h nielche an der Inzucht beim Menſchen(auch beim Tier) 7 5 ichts Schädliches finden, das ſind Konſanguiniſten. Da 9 werwandtenehen recht häufig ſind, kommen Aerzte ſehr oft bet die Lage, darüber zu entſcheiden, ob ſolche Ehen geſund N 9 mit oder nicht. Der Hiſtoriker Profeſſor Lorenz hat ſich 8 0 ſehr wichtigen Unterſuchungen über die Inzuchtfrage die chäftigt. Er ſtellt folgende Sätze auf: Die Inzucht iſt * 25 trotz aller gegenteiligen Vermutungen der Deszendenz⸗ 95 F ren einzig und allein erfahrungsmäßig nachweisbare i⸗ 5 0 der generationsweiſen Lebensſchöpfung tieriſcher und i lchtaahlicher Organismen. Außerhalb der durch die Aehn⸗ 5 0 itsgrenzen der zeugenden Geſchlechter gegebenen In⸗ 1 wich gibt es keine Fortpflanzung, folglich auch keine Ent⸗ n. auf ung. Soweit unſere Erfahrung reicht, beruht alles 1 Inzucht, und es iſt klar, daß unter dieſem Geſichts⸗ i n geſamte Biologie und mit ihr auch die Ge⸗ logie vor einer Aufgabe ſteht, die dem Begriff der Inzucht in aanz anderer Weise zu Leibe gehen und den⸗ in Kiel, im Reichsgeſundheitsblatt mitteilt. ſelben in ganz anderer Weiſe zu vetrachten haben wird, als es gemeiniglich geſchieht. Denn wenn man ſich erſt klar gemacht haben wird, daß es außerhalb der Inzucht eine Zeugung überhaupt nicht gibt, wird man wiſſenſchaftlich von den Grenzen ſprechen dürfen, innerhalb denen In⸗ zucht nützlich oder ſchädlich iſt. Das ſo häufig gehörte Wort der Verdammung der Inzucht als ſolcher aber wird ſich als unbegründet erweiſen. 5 Man hat die Genealogie der Herrſchergeſchlechter, zum Beiſpiel der Ptolemäer, unter denen Geſchwiſterehen recht häufig waren, ſtudiert und hat gefunden, daß bei dieſen weder Abnahme der geiſtigen„Spannkraft noch Anfruchtbarkeit noch ſonſtige Krankheiten, die man der Inzucht in die Schuhe ſchieben will, wie Geiſtes⸗ oder Rervenleiden, Taubſtummheit, manche Augenleiden, in auf⸗ fälliger Zahl nachzuweiſen ſind. Man hat auch die Ge⸗ ſchichte der Hohenzollern und Habsburger herangezogen. Kaiſer Joſef J. ſoll infolge Degeneration geſtorben ſein. Profeſſor Lorenz nennt dies eine hiſtoriſche Lächerlich⸗ keit:„Dieſes Geſchlecht hat von Generation zu Genera⸗ tion an körperlicher Kräftigung zugenommen und ein ſo grundgeſcheiter Mann wie Joſef J. hätte noch ein Dutzend kräftiger Jungen erzeugen können, wenn er nicht an den Pocken geſtorben wäre.“ In entſprechendem Abſtand von den Hiſtorikern der Menſchheitsgeſchichte kommen auch die Tierzüchter zu dem Schluſſe, daß die Inzuchtfolgen bei den Säugetieren nach Gattung, Art, Stamm, Raſſe und Individuum gänzlich verſchieden ſei; daß eine Verallge⸗ meinerung 8 unſtatthaft ſei, daß Nachteilen in einem Falle Vorteile im anderen gegenüberſtünden. Nach den Mitteilungen eines ſehr erfahrenen Tierzüchters iſt der Grad der Inzucht nebenſächlich; nur die Qualität des In⸗ dividuums ſeien entſcheidend. Ja, es wird behauptet, daß, die Inzucht die Grundlage für höchſtwertige Frucht⸗ produkte ſei. g f „Im allgemeinen kann dem zugeſtimmt werden, was Profeſſor Aichel, Direktor des dae e e ee je Anter⸗ „ ö ſuchung kleiner Gemeinden mit ſtärkerer Verwandtenhei⸗ rat, von Verwandtenehen in Städten, von einzelnen Be⸗ völkerungsſchichten, z. B. der Juden, der Schwarzen und Weißen in Amerika, ferner von primitiven Völkern und Kulturvölkern haben grundſätzlich und von neuen Ge⸗ ſichtspunkten aus den Standpunkt der Inzuchtfrage nicht zu beeinfluſſen vermocht. Nur um uns vor Augen zu hal⸗ ten, wie ſehr ſich die Anſchauungen in den letzten 30 Jah⸗ ren geändert haben, ſei daran erinnert, daß Dr. Neib⸗ mayr zuerſt die Bedeutung der Inzucht für die Kultur⸗ völker hervorhob. Die Kulturträger der Menſchheit müſſen nach Dr. Reibmayr in vorwiegender Inzucht gelebt haben. Die raſchere Entwicklung ſei nur unter der Bil⸗ dung von Inzuchtkaſten möglich geweſen, da es damals noch keine vererbbaren Krankheiten gab(Inkas, Indern, Perſern, Aegyptern, Juden), waren nur der Nutzen und nicht auch der Schaden der Verwandtenehen bekannt; durch die lange nahe Inzucht aber ſeien die Inzuchtkaſten und nzuchtvölker in„Erſtarrung“ und durch den langdauern⸗ 85 Wegfall natürlicher Ausleſe in„Degenerationen“ ver⸗ fallen, nur durch Vermiſchung mit anderen geſunden Stäm⸗ men hätten die Inzuchtvölker wieder neue Kraft und Fruchtbarkeit erlangt, ihre Geſchichte zeige einen regel⸗ mäßigen Wechſel von Inzucht mit Fortſchritt, Stillſtand, Erſtarrung, Vermiſchung und Wiederfortſchritt. Dem ſtrengen Inzuchtprinzip verdanken auch die Bienen⸗ und Ameiſenſtaaten ihre hohe Entwicklung. Wo aber blieb, ſo darf man einwenden, bei ihnen der Verfall! Die Urſache für den Untergang eines Volkes liegt nicht in der Inzucht; eine verhängnisvolle Rolle ſpielt hier die ſogenannte Gegenausleſe, und zwar auf dem Wege der Herabſetzung der Kinderzahl. Völkermiſchung kann Günſtiges und Angünſtiges ergeben. Das Reſultat iſt abhängig von der Qualität der Ausgangsformen, wo⸗ bei Gut plus Gut durchaus nicht die Summe Gut oder Beſſer, ſondern auch Schlechter ergeben kann. Unter kei⸗ nen Umſtänden garantiert die Vermiſchung eines unter⸗ gehenden Volkes mit einem aufſtrebenden die Rettung. Deutſcher Poſt⸗ und Telegraphen⸗Beamten E. V. eine Proteſtverſammlung ab. Der erſte Vorſitzende re⸗ ferierte niſſe lehnung betr. ſchüſſe durch das Reichsfinanzminiſterium. Die Not der unteren Beamten. Mannheim des Reichsverbandes Die Ortsgruppe 10 hielt eingehend über die Beſoldungsverhält⸗ der unteren Gruppen ſowie über die Ab⸗ Erhöhung der Wohnungsgeldzu⸗ Er führte u. a. aus: Der Jun 1924 war der ſchwär⸗ zeſte Monat in der Beſoldungsgeſchichte. Den oberen Gruppen gewährte man eine Erhöhung von 71 Pro⸗ zent, den unteren Gruppen ſage und ſchreibe von 17 Prozent. Die Trennungsgräben waren hiermit wieder aufgeworfen, die Reaktion triumphierte. Dieſe Erhöhung wirkte geradezu aufreizend auf die unteren Gruppen. Obwohl wir zu den geringſt beſoldeten Beamten ge⸗ hören, haben wir jedoch jederzeit volles Verſtändnis für die Notlage unſeres Volkes und haben bei Stel⸗ lung unſerer Forderungen uns dementſprechend emgeſtellt. Wir vergönnen gewiß keinem der übergeordneten Be⸗ amten das Mehr an Einkommen, welches ſie damals erhalten haben; aber wir waren und ſind heute noch der Auffaſſung, daß, wenn man für oben eme derartige Erhöhung für notwendig hielt, man dieſe nach unten ebenfalls hätte gewähren müſſen. Das wäre ſo⸗ ziale Pflicht geweſen, denn unten war die Not un⸗ gemein größer, und ſie iſt es heute noch. Wenn man bedenkt, daß Beamte der unteren Gruppen einen Mo⸗ natsgehalt von 100 Mark netto erhalten, ſo muß man ſich fragen, wie iſt es möglich, mit dieſem Gelde bet vol⸗ ler Tagesleiſtung eine Familie redlich zu ernähren. Die rege Ausſprache, die die große Notlage der unteren Gruppen deutlich kennzeichnet, fand ihren Nieder⸗ ſchlag in folgender Reſolution: 0 „Die ſehr ſtark beſuchte Verſammlung im Vereins⸗ lokal der Ortsgruppe des Reichsverbandes Deutſcher Poſt⸗ und Telegraphen⸗Beamten E. V. nimmt mit gro⸗ ßer Entrüſtung Kenntnis von der Ablehnung betr.„Er⸗ höhung des Wohnungsgeldzuſchuſſes.“ Dieſe Ab⸗ lehnung trifft die Beamten der unteren Beſol⸗ dungsgruppen umſo härter, als ſie von ihrem kärg⸗ lichen Einkommen einen hohen Teilbetrag für ihre Woh⸗ nung aufwenden müſſen; insbeſondere diejenigen, die gezwungen ſind, in Neubauten zu wohnen. Weiter erhebt die Verſammlung flammenden Pro⸗ teſt, daß bis jetzt noch keine Erhöhung der Bezüge vorgenommen wurde. Obwohl auf der einen Seite die Gegenſtände des täglichen Gebrauches ſteigende Tendenz aufweiſen, insbeſondere Brot, Zucker und Kohlen in den letzten Tagen bedeutende Preisſteigerung erfahren haben, trotzdem ſetzt man unſeren gerechten und ſoztalen For⸗ derungen ein glattes„Nein“ entgegen. Wir rufen in letz⸗ ter Stunde der Reichsregierung und dem Parlament zu: Helft uns aus unſerer großen und bitteren Not. Worte ind genug gewechſelt, Taten wollen wir ſehen.“ Die Wandererplage. Den Fürſorgeſtellen ſind in letzter Zeit durch die ſteigende Zunahme der allmählich zu einer Landplage ge⸗ wordenen Wanderer ganz erhebliche Aufwendungen erwach⸗ ſen. Meiſtens liegt bei dieſen Wanderern eine gewiſſe Hilfsbedürftigkeit vor, welche die Fürſorgebehörden zur Gewährung von Unterſtützungen nötigt. Die Ausübung der geſetzlichen Fürſorge für ſolche hilfsbedürftige Durch⸗ reiſende iſt namentlich für die großen Städte des Landes, aber auch für die kleineren und mittleren Amtsſtädte be⸗ ſonders belaſtend. Erfahrungsgemäß werden die Wanderer oft von Landgemeinden in dieſe Städte mit dem Bemerken abge⸗ ſchoben, daß ſie dort Schuhe, Reparaturen und ſonſtige Anterſtützungen bewilligt bekämen, was jedoch in den Landorten nicht möglich ſei.. a In den allermeiſten Fällen kann nun ſeitens der Städte ein erſatzpflichtiger Fürſorgeverband zur Erſtattung der Aufwendungen nicht herangezogen werden. Da die Unterſtützungskoſten in der Regel weniger als 10 Mark Umfang ſelbſt getragen werden müſſen entſteht hier⸗ durch eine ſtarke Mehrbelaſtung der Städte gegenüber den Landgemeinden. Nach Sachlage erſcheint hier eine gerechtere Laſten⸗ verteilung dringend erforderlich, die am zweckmäßigſten dadurch erzielt würde, daß die Kreiſe die geſamten Für⸗ ſorgeaufwendungen für die Wanderer, alſo die Koſten für Unterkunft und Verpflegung, für die Beſchaffung und Ausbeſſerung von Schuhwerk, für Kleidungsſtücke, Leib⸗ wäſche uſw., zu ihren Laſten übernehmen. a Des weiteren ſollte von Negierungsſeite auf die länd⸗ lichen Bezirksfürſorgeverbände und die in dieſen zuſammen⸗ geſchloſſenen Gemeinden hingewirkt werden, daß ſie den hilfsbedürftigen Wanderern künftighin eine vorläufige aus⸗ reichende Hilfe angedeihen laſſen und die Wanderer nicht wie bisher regelmäßig in größere Gemeinden abſchieben. Im übrigen muß aber grundſätzlich jeder mißbräuch⸗ lichen Inanſpruchnahme der öffentlichen Unterſtützung durch die Wanderer nach Möglichkeit entgegengetreten werden. Es kommt nicht ſelten vor, daß Wanderer ihre Kleidungs⸗ ſtücke, namentlich Schuhe, alsbald nach Empfang wieder in Geld umſetzen. Nun würde eine Verweigerung ſolcher Anterſtützungen vielfach gerade Unſchuldige treffen. Zu⸗ dem legen abgewieſene Geſuchſteller meiſt alsbald ein ärztliches Zeugnis vor, auf welches hin die fraglichen Be⸗ kleidungsſtücke doch abgegeben werden müſſen. Um den angedeuteten Mißſtänden wenigſtens bis zu einem ge⸗ wiſſen Grade begegnen zu können, ſollte dem Wanderbuch größere Aufmerkſamkeit geſchenkt werden. Es wäre drin⸗ gend erforderlich, daß alle Fürſorgeſtellen angehalten wer⸗ den, ohne Wanderbuch nichts zu verabfolgen und jede Unterſtützung im Wanderbuch einzutragen. Der angeb⸗ liche Verluſt des Wanderbuches kann teilweiſe durch eine Quittungskarte kontrolliert werden und ſollte Veranlaſ⸗ fung geben, den Geſuchſteller ſolange mit Pflichtarbeit zu beſchäftigen, bis ein Wanderbuch oder eine Nachricht aus der Heimat eingetroffen iſt. Eine ſcharfe Handhabung dieſer Anregungen würde die allgemeine Wandererplage mit der Zeit ohne Zweifel weſentlich erleichtern. Turnen Sport 4 Gpiel. Vierkötter wird Berufsſchwimmer. Durch die Hildesheimer Beſchlüſſe des Der gen Schwimmverbandes, welche vorſehen, daß in Zukun kein deutſcher Amateurſchwimmer mehr größere Strecken zu⸗ rücklegen darf, ſieht ſich Vierkötter genötigt, Berufsſchwim⸗ mer zu werden. Er wird ſich in den nächſten Tagen auf die Reiſe nach Los Angelos begeben, um zu dem großen Wettſchwimmen Los Angelos Catalina einige eit an Ort und Stelle zu trainieren. Deutſche Schwimmer nach Brüſſel eingeladen. Der Royal Swimming Club, der Anfang April ſein 30⸗jähriges Beſtehen durch große internationale Schwimmwettkämpfe zu feiern gedenkt, beabſichtigt aus Deutſchland die drei Europameiſter Rademacher, Fröh⸗ lich und Luber einzuladen. Die Vorverhandlungen ſind bereits eingeleitet.— Auch Frankreich, England, Hol⸗ lein. und Ungarn ſollen mit den beſten Kräften vertreten 30 0 e e Radweltmeiſterſchaften 1927 in Deutſchland. Im Centralhotel zu Berlin trat der geſamte Vor⸗ ſtand des Bundes Deutſcher Radfahrer mit den Vor⸗ ſtänden der Landesverbände zuſammen. Es wurde be⸗ ſchloſſen, 1927 kein Bundesſeſt zu veranſtalten, dagegen die Weltmeiſterſchaften im Radſport— die bekanntlich Deutſchland übertragen wurden— bundesmäßig auszu⸗ richten, d. h. mit Korſofahrten, Saalſportveranſtaltungen, Wanderfahrten uſw. zu umrahmen. Als Termm wurde die Zeit vom 24. bis 31. Jult feſtgeſetzt. Der nächſt⸗ jährige Bundestag findet in Leipzig ſtatt. Der Revanchekampf um die Schwergewichts⸗ Weltmeiſterſchaft. 8 Nach einer Newyorker Meldung ſollen Genee Tunney und Jack Dempſey mit Tex Rickards einen Vertrag ab⸗ geſchloſſen haben, demzufolge beide im nächſten Sommer en den Revanchekampf um die Weltmeiſterſchaft ern. 5 Am die deutſche Schwergewichtsmeiſterſchaft.— Sieben 5 e. ö Die Meldefriſt für die deutſche Schwergewichtsme⸗ ſterſchaft iſt jetzt abgelaufen. Wider Erwarten 5 1 doch auch Samſon⸗Körner und zwar ſogar als Erſterr. Dann kamen die Brüder Hans und Rudi Wagener, Ernſt Röſemann, der Würzburger Mehling und ſchließlich auch Haymann und Hans Breitenſträter. Mit Ausnahme von Franz Diener meldeten alſo alle deutſchen Schwergewicht⸗ ler, die auf den Titel Anſpruch machen können.— Die einzelnen Kampfpaarungen werden in den nächſten Ta⸗ gen bekannt gegeben. i Perßon disqualifiziert. 1 99 Der ſchwediſche Schwergewichtsmeiſter Harry Perzon trat in Newyork gegen Bud Gormann an, gegen den bekanntlich der deutſche Schwergewichtsmeiſter Diener durch taktiſch ſchlechtes Kämpfen ſein erſtes Treffen in Amerika verlor. Die beiden Schwergewichtler begannen den Kampf mit größter Vorſicht. Im Verlauf der erſten fünf Run⸗ den konnte Gormann ein geringes Punktplus ſammeln, jedoch fand in der 6. Runde das Treffen ein vorzeitiges Ende, da Perßon wegen mehrfacher Tiefſchläge dies⸗ qualifiziert wurde. 5 N f a Wetterbericht vom 17. November. Das Hochdruckgebiet über dem ſüdlichen Mittel⸗ europa, das geſtern bei uns zu allgemeiner Aufheiterung führte, hat ſich inzwiſchen noch weiter aufgewölbt. Sein Kern liegt über den Alpen, wodurch leichte Föhnlage geſchaffen iſt. Da das Kontinent durch die Ausbildung des Hochs vorübergehend von der weiteren Zufuhr war⸗ mer ozeaniſcher Luft abgeſchnitten iſt, ſteht für morgen Abkühlung bevor. Ein ausgeſprochener Kaltlufteinbruch iſt noch nicht zu erwarten. Vorausfichtliche Witterung bis Don⸗ 5 1 Kühler, noch ziemlich heiter, örtliche Morgen⸗ „ eee 2 Geſchäftliche Mitteilungen. Neid der Beſitzloſen. Sie ſtanden zu dritt ſo ziemlich an der Ecke, dicht neben dem Schlächterladen, und ſahen der jungen Frau Schulze nach.„Unglaublich, was ſie für einen Staat macht: alle Augenblicke ein anderes Kleid.“„Und immer unterwegs; früh bringt ſie den Kleinen in die Schule, nachmittags holt ſie den Mann ab; dabei immer alle propper.“„Ja, und wovon?! der Mann iſt doch mal bloß ein kleiner Beamter.“ So gingen die Reden hin und her. Es war Mißgunſt, es war Gehäſſigkeit, die von langer Zeit bohrten.„Ja, wovon, das möchten wir wiſſen.“ Hämiſche Blicke gingen in die Richtung, in der Frau Schulze verſchwunden war, verſtändnisvolle tauchten ineinander.„Wovon, das kann ich Ihnen ſagen,“ ſchrie plötzlich eine laute Stimme; die dicke Müllern aus dem Hinterhauſe, wo Schulzes wohnten, hatte wohl alles von der Ladentür aus angehört. Sie trat dicht heran.„Und das will ich Ihnen ſagen,“ betonte ſie drohend. Die drei ſahen einander erſchrocken an. Frau Rechnungsrat faßte ſich zuerſt:„Bitte, Frau Müller, das würde uns in der Tat ſehr intereſſieren,“ ſagte ſie impertinent,„wir wiſſen ja auch, was Kleider f koſten.“„Ihre meinen Sie wohl, was die von der Schulzen koſten, wiſſen Sie nicht; aber ich weiß es! Riſcht koſten ſie, beinahe niſcht! Die Jungenſachen werden gemacht aus Vaters und Großvaters alten, die von dem Mädel aus der Schulzen ihren, und die Schulzen die kauft für ſich ein Beſtchen Stoff im Ausverkauf. Verſtehen Sie! Und die Strümpfe und die Unterſachen, die halten ewig! und die Hoſenboden f auch. Die Schulzen ſetzt ſich an die Maſchine und ſtopft und flickt, das hat man ſolche Art! Ein paar Minuten, die größten Löcher ſind ö N N 1 6 1 —d zu, ein paar Stunden, ein Kleidchen mit Paspeln und Einfaß und allen Schikanen iſt fertig. Und wenn ſie Zeit hat, dann ſtickt ſie ein hübſches Deckchen oder Beſätze, oder ſowas, das bringt ihr vor Weihnachten noch was ein, und dann kauft ſie für die ganze Familie, was noch fehlt, jawohl!“ N „Auf der Maſchine?“ lächelte Frau Rechnungsrat ſpitzig,„jawohl, auf der Singer 661 Und ich kaufe mir auch eine, ich bin eine arme Frau, aber dafür ſpare ich ſeit anderthalb Jahren. Sie ſchlug mit b ihrer ſtarken Hand dahin, wo ihre Taſche ſaß, drehte ſich um und 1 ging. ö Ein Schweigen entſtand. Mißbilligendes Kofſchütteln. Aber im Laufe der Woche waren alle drei im Singerladen geweſen Jede ſür ſich, denn keine gönnte eine ſolche Maſchine der anderen. — 1 Redaktion, Druck und Verlag: G. Zimmermann Ww., Inh. G. Härdle, Seckenheim a. — im Einzelfalle betragen, alſo von den Städten in vollem Die Bekämpfung der Maul⸗ und Klauenſeuche. Nachdem in dem Gemeindefarrenſtall in Rei⸗ Liedertafel Sechenheim. Heute Abend ½8 Ahr lingen die Maul⸗ und Klauenſeuche ausgebrochen iſt, werden folgende Anordnungen getroffen: A. Sperrbezirk. Das Gehöft des Farrenwärters bildet einen Sperrbezirk i. S. der 88 161 ff. der Ausführungs⸗ vorſchriften des Bundesrats zum Reichsvieh⸗ ſeuchengeſetz. B. Beobachtungsgebiet. Um den Sperrbezirk(A) wird ein Beobachtungs⸗ gebiet im Sinne der 88 165 ff. der Ausführungs⸗ vorſchriften zum Reichsviehſeuchengeſetz beſtehend aus der Gemeinde Reilingen gebildet. C. 15 km Umkreis. In den Umkreis von 15 km vom Seuchenort Reilingen entfernt(8 168 der Ausführungsvor⸗ ſchriften zum Reichsviehſeuchengeſetz) fallen ſämtliche Gemeinden in dieſer Umgebung. N Mannheim, den 16. November 1926. Bad. Bezirksamt— Abt. IV. Oeffentliche Mahnung. Steuerzahlung im Monat November 1926. Es wird erinnert an die Zahlung der: 1. Lohnſteuer für 21.30. X., 1.—10. XI. und 11.—20. XI. 1926. Fällig am 5., 15. und 8 25. XI. 1926. Keine Schonfriſt. 2. Umſatzſteuer für Monat Oktober 1926, ſoweit der Jahresumſatz 1925 mehr als 50 000.— RM. betrug. Voranmeldung mit abgeben. Fällig am Xl. 1926. Schonfriſt bis 17. XI. 1926. 3. Einkommenſteuer der Landwirte, fäll. am 15. XI. 1926. N Schonfriſt bis 22. XI. 1926. Es iſt die Hälfte der 1 zuletzt 1 ahresſteuerſchuld zu zahlen. 10 v. H. Landeshirchenſteuer iſt mit zu entrichten. 4. Vermögensſteuer, fällig am 15. XI. 1926. Schon⸗ friſt bis 22. XI. 1926. Es haben zu entrichten, die Landwirte die Hälfte des zuletzt feſtgeſtellten ½ des zuletzt feſtgeſtellten Jahresſteuerbetrages. 5. Umlage für Land⸗ und e Unfall⸗ verſicherung, fällig am 1. KI. 1926. Keine Schonfriſt. Bei nicht rechtzeitiger Zahlung werden bei 02 1—4 Verzugszuſchläge in Höhe von 0.75 v. H. für jeden angefangenen halben Monat erhoben. ahle bargeldlos. 4 der Steuer⸗ bezw. Sollbuchnummer nicht vergeſſen. Bei der Landes⸗ kirchenſteuer Religionsbekenntnis angeben. Mannheim, den 16. November 1926. Finanzamt Neckarſtadt. Poſtſcheckkonto 78845 Karlsruhe. 7 Jahresſteuerbetrages, die übrigen Steuerpflichtigen Heicbroner Toſeſdfel treffen am Freitag früh am Neben⸗ bahnhof Seckenheim ein. Ausgabe erfolgt von vormittags 10 Ahr ab. Preis per Zentner 18 Mk. Jedes Quantum wird abgegeben. Beſtellungen nimmt entgegen Frulll Rroubor- Rocarauorſtr. 37. Zu mieten gesucht ein Laden oller großes gchaufonſter 311 Husſtellungszwocken. 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