Nedar⸗Bote Freitag, den 17. Hezember 1926(2. Blatt). Wer trägt die Schuld? Der Reichstagsabgeordnete Profeſſor Dr. Bredt hatte im Novemberheft der„Preußiſchen Jahr⸗ bücher“ einen Aufſatz veröffentlicht, der ſeine Unterſuchun⸗ gen zuſammenfaßte, die er in Sachen der päpſtlichen Friedensaktion vom Auguſt 1917 angeſtellt hatte. Die wichtigſten Ergebniſſe beſtanden darin, daß Bredt feſtſtellen konnte, daß der damalige Reichskanz⸗ ler Michaelis einmal ohne Wiſſen des Reichs⸗ tages und des Siebener Ausſchuſſes ein Ant⸗ Wortſchreiben auf die päpſtliche Vermittlungsanfrage nach Rom geſandt hat, deſſen Inhalt ſowohl dem Willem es Siebener Ausſchuſſes wie auch ſeinen Erklärungen vor dieſem Siebener Ausſchuß widerſpra ch. Dieſer Sie⸗ bener Ausſchuß war nach der Juli⸗Reſolution des Reichs⸗ ages eingeſetzt worden und iſt nur zweimal zuſammen⸗ getreten: am 28. Auguſt und am 10. September. Er hat ſich dabei lediglich mit der Antwortnote befaßt, die auf die Friedensnote des Papſtes abgeſandt werden ſellte. Dieſe vom Siebener Ausſchuß vorbereitete Ant⸗ wort ging auf die Wünſche des Vatikans, die einen Verzicht auf Belgien verlangten, ein, in⸗ em ſie ſich auf die Juli⸗Reſolution bezog. Das Ge⸗ heimſchreiben des Reichskanzlers Michaelis aber knüpfte einen Verzicht auf Belgien an Bedingungen, die einer Ablehnung der Friedensnote des Papſtes gleichkamen. Die zweite Feſtſtellung, die Profeſſor Dr. Bredt machen konnte, beſtand darin, daß der Geheim⸗ 6 brief des Reichskanzlers Michaelis gegen die Inten⸗ klonen des Kaiſers abgeſchickt war, aber den ünſchen der oberſten Heeresleitung ent⸗ ſprach. Die dritte Feſtſtellung bezog ſich auf die ſo⸗ genannten Indiskrettonen Erzbergers auf dem Frankfurter Katholikentag und kommt zu dem Reſultat, aß dieſe Indiskretionen im Gegenſatz zu den Auffaſ⸗ jungen des Reichskanzlers Michaelis, die Friedensmöglich⸗ keiten in keiner Weiſe verringert hätten. Der Unterſuchungsausſchuß des Reichstages für die Arſachen des Zusammenbruchs hat dem Reichskanzler ichaelis nun Gelegenheit gegeben, ſich zu den Eröff⸗ nungen des Profeſſors Dr. Bredt zu äußern. Ber den . Verhandlungen ſchied zunächſt die dritte Feſtſtellung Bredts aus, die ſich auf die Rolle Erzbergers bezog. Im Vor⸗ dergrund ſtand die Erörterung des Geheimbrie⸗ es und die Doppelrolle, die mit ihm Michaelis vor dem Reichstage gespielt hat. Es wurden Michaelis wei Hauptfragen vorgelegt: 1. Warum wurde der illo Reichstag bezw. der Siebener Ausſchuß oder 5 einzelne Vertrauensmänner der Parteien von den Ein⸗ wänden der Kurie gegen die Faſſung der Antwort Heu, auf die Friedensnote des Papſtes nicht in Kenntnis ge⸗ ehl ſezt? 2. Warum wurde dem Siebener Ausſchuß des ieh. Reichstages die Antwort an den Nuntius Pacellt vom len. 24. September 1917 nicht vorgelegt? Die Antwort, welche tz. Dr. Michaelis gab, war unbefriedigend. Er zog ſich auf — je Bemerkung zurück, daß ſein Geheimbrief an den f Nuntius Pacelli kein glattes Nein ausſprechen ſollte, und aß, wenn man ſich in die Erinnerung zurütkriefe, wie der Siebener Ausſchuß ſelbſt damals geſtimmt geweſen ei, zwiſchen der Tendenz ſeines Geheimbriefes und der 0 Auffaſſung des Siebener Ausſchuſſes kein weſentlicher nterſchied beſtände. Bezüglich der anderen Frage, war⸗ um dem Reichstag von den Einwänden der Kurie gegen ie Faſſung der Antwortnote keine Mitteilung gemacht Worden ſei, berief er ſich auf den Staatsſekretär von Kühlmann, der das alles näher erklären könne. Das war alles, was Michgelis trotz eines langen Drum und Dran 27 zu der erſten Feſtſtellung des Profeſſors Dr. Bredt ſagen konnte. Es war herzlich wenig und hat den Anterſuchungs⸗ — Ausſchuß nicht befriedigt. Es iſt gar nicht zweifelhaft, a daß der Siebener Ausſchuß damals der päpſtlichen Frie⸗ U. densvermittlung in jeder Weiſe entgegenkommen wollte, und es beſteht ebenſowenſan Zweifel, daß mit dem Geheim⸗ brief des Reichskanzlers Michaelis der Vermittlungsverſuch ſurückgewieſen worden iſt. Die letzte Erklärung für die⸗ ſes Verhalten von Michaelis liegt in ſeiner Perſon ſelbſt, 0 N in ſeiner Abneigung, den Frieden für Deutſchland durch Kom zu erlangen. Es liefen zu gleicher Zeit noch Ver⸗ — handlungen über Spanien, die Michaelis mit aller orgfalt pflegte, woraus ſich ergibt, daß er damals ſelbſt an Friedensmöglichkeiten durchaus geglaubt hat. Er hat ich ſogar damals ſehr zuverſichtlich geäußert. Was die ſceite Feſtſtellung des Profeſſors Dr. Bredt angeht, näm⸗ i die Rolle, die er gegenüber dem Kaiſer und der ober⸗ en Heeresleitung ſpielte, ſo iſt ihm der Kaiſer von Doorn mit einem Briefe zu Hilfe gekommen.. lun, Nach dieſem Briefe kommt allerdings der Kaiſer elbſt in ein ſonderbares Licht, weil feſtgeſtellt werden m bonnte, daß der Kaiſer ſelbſt bet einer Anterredung Fit dem päpſtlichen Nuntius Pacelll den päpſtlichen I Friedensſchritt angeregt habe. Die Taktik 4 des Reichskanzlers Michaelis zur päpſtlichen Friedens⸗ bermittlung wird in dieſem nachträglichen Schreiben aus — born vom 17. November aber gutgeheißen. Es war br intbereſſant, daß Michaelis zu erkennen gab, daß die d plomatiſchen Aktionen des Auswärtigen Amtes vor der 5 Obersten Heeresleitung nicht geheim blieben. Sie wurden 5 dorch ihren Vertrauensmann Oberſten von Winterfeld, er der Verbindungsoffizier zur Reichskanzlei war, auch fer die Verhandlungen mit der Kurie informiert. Da ö ſich Michaelis dauernd auf den Staatsſekretär von Kühl⸗ 4 Cann bezog, ſoll jetzt auch dieſer vernommen werden. ö muß ſich dann zeigen, ob die Beweggründe über⸗ pt geklärt werden können, die damals Michgelis be⸗ zu gen haben, den Reichstag und den Siebener Ausſchuß du hintergehen. g eee 8 eee, 0 K poliniſche Quertreibereien. „ Das Ergebnis der Beſprechungen der Außenmini⸗ „ ſter m' Genf über die Militärkontrollfrage iſt wie zu er⸗ rten war, von der polniſchen Preſſe äußerſt ungün⸗ r ig aufgenommen worden. Sie ſieht in dem Beſchluß, daß gl. be, Militärkontrollkommiſſion nun endlich aus Deutſchland Niſchwinden ſoll, einen deutſchen Sieg und eine schwere 5 Daderlage Frankreichs, die gleichermaßen Polen treffe. das Ende der Kontrollkommiſſion bedeute eine beſonders 5 dvere Gefahr für Polen. Um dieſer vermeintlichen »eutſchen Gefahr“ aus dem Wege zu geben, ſchlagen die 1 Pöolffiſchen Nechksblärter nun nicht er wick dine älsbärdige Verſtändigung mit Deutſchland vor, ſondern fordern eine äinnigere Zufſammenarbeit mit der Tſchecho⸗ ſlowake i, damit die beiden Länder gemeinſam Deutſch⸗ land Einhalt gebieten könnten. Im übrigen erhofft man in Polen das baldige Ende der Friedenspolitik Briands durch deſſen Sturz und ein Wiedererſtarken der von Poincaree geführten nationaliſtiſchen und verſöhnungsfeindlichen Siegerſtaatenpolitik Frankreichs. In der deutſch⸗franzöſiſchen Verſtändigung erblickt man eine Gefährdung des franzöſiſch⸗polniſchen Bündniſſes, das ge⸗ rade jetzt angeſichts des Wiedererſtarkens des deutſchen Einfluſſes in Europa notwendiger denn je ſet und darum enger geknüpft werden müſſe. Darum ersehnt man in Polen die Wiederkehr des Poincarismus. Die polniſchen Preſſekommentare zum Genfer Ueber⸗ einkommen laſſen an Deutlichkeit nichts zu wünſchen übrig. Tief gekränkt äußert ſich die Warſchauer Preſſe über die Nichthinzuziehung Polens zu den Beſprechungen über die deutſche Abrüſtungsfrage, die gerade für Polen von außerordentlicher Wichtigkeit ſei. In den Preſſe⸗ ſtimmen fehlt es nicht an bitteren Bemerkungen ſogar ge⸗ genüber dem franzöſiſchen Verbündeten. Man wirft den Alliierten verſchiedentlich Anwendung des Verſailler Ver⸗ trages nach Oſten und Weſten auf polniſche Koſten vor, und„Rzeczpospolita“ verſteigt ſich ſogar zu der phan⸗ taſtiſchen Behauptung der Vö kerbund ſei in ein„Werkzeug deutſcher Politik zur Realiſierung von Revancheplänen“ verwandelt. Ein anderes Blatt ſchreibt, mit überraſchender Genauigkeit verwirklichten ſich die deutſchen Pläne, die mit Locarno und einer Erſchütterung der Anantaſtbarkeit der Oſtgrenzen begonnen, über Genf und die Aufnahme in den Völkerbundsrat zur Teilnahme am privilegierten Gremium geführt und ſchließlich Ausdruck im deutſch⸗ruſſiſchen und ruſſiſch⸗litauiſchen Vertrage gefunden hätten. In Deutſchland könnte man über dieſe polniſchen Eutgleiſungen und dieſes Nichterkennenwollen der fried⸗ lichen, ausgleichenden Tendenz der Außenpolitik der Reichs⸗ regierung, die ja durchaus auch eine Verſtändigung mit Polen zum Ziele hat, leicht hinweggehen, wenn die pol⸗ niſche Verſtimmung über das Genfer Ergebnis nicht auch deutlich einen ungünſtigen Einfluß auf die gegenwärtig wieder in Gang befindlichen Verhandlungen zwi⸗ ſchen Deutſchland und Polen über den Abſchluß eines Handelsvertrages und die Chorzow⸗ Frage ausgeübt hätte. Nach nur viertägiger Dauer ſind die deutſch⸗polniſchen Verhandlungen über die Re⸗ ſtitutionsverpflichtung. die das Haager Schiedsgericht bezüglich des Stickſtoffwerkes Chorzow Polen auferlegte, wiederum unterbrochen worden, da die beſtehenden Differenzen eine erneute Fühlungnahme der Anterhänd⸗ ler mit den Regierungen notwendig machte. Polen bietet Deutſchland einen lächerlich niedrigen materiellen Er⸗ ſatz für das Werk, der nicht einmal ein Sechſtel der an ſich ſchon ſehr niedrigen deutſchen Forderung ausmacht. Auch die langwierigen Handelsvertragsverhand⸗ lungen, die immer wieder ſtecken bleiben, wollen nicht recht vorwärts kommen im Gegenſatz zu den inſpirierten polniſchen Meldungen über angeblich günſtige Fortſchritte. Die polniſche Regierung hat ſich in beiden Fragen ſtarrſinnig auf einen Standpunkt feſtgelegt, der den Verdacht rechtfertigt, daß Polen gar nichts an einer Vereinigung der beiden Streitpunkte und damit an einer Annäherung an den deutſchen Nachbar gelegen iſt und daß ſie nur Vorwände ſein ſollen, um die politiſche Verſtändigung mit Deutſchland weiter hintan zu halten. So iſt denn vorläufig die Frage nach der Weiterent⸗ 9912 des deutſch⸗polniſchen Verhältniſſes noch völlig offen.* Immer deutlicher erkennt man nicht nur in Deutſch⸗ land, ſondern auch im übrigen an der Neuregelung der politiſchen Verhältniſſe intereſſierten Europa, daß die gegenwärtige antideutſche Politik Polens eines der ſchwerſten Hinderniſſe auf dem mühevollen Wege zur Befriedung Europas iſt. An Polen allein liegt es, ſich der ſchweren Verant⸗ wortung, die es damit auf ſich geladen hat, zu entledigen. Am guten deutſchean Willen fehlt es gewiß nicht! N — e Vermiſchtes. 1 O Gegoſſene Häuſer in alter Zeit. Das Gießen von Häu⸗ ſern aus betonartigen Stoffen kommt jetzt viel in Auf⸗ nahme, weil ſich damit eine ſehr billige und praktiſche Form des Häuferbaues darbietet. Dieſe Erfindung iſt jedoch nicht neu, wie man leicht annehmen möchte. Schon im Altertum waren gegoſſene Häuſer bekannt, vor allem bei den Römern. Sie verwandten hierzu natürliche Ze⸗ mente. Ein Verfahren für den Häuſerguß, das ſchon im 18. Jahrhundert verwendet wurde, gab der ſchwediſche Gelehrte Anton von Swab in einer Abhandlung an, die er 1762 der Stockholmer Akademie der Wiſſenſchaften vor⸗ legte. Er ſpricht davon, daß man im Harz Mauern in der Weiſe herſtelle, daß ein Gemenge von Kalk, Sand und Schlacken zwiſchen Bretterwände gegoſſen und dann feſt⸗ geſtampft wird; man ſetze dies ſo lange fort, bis die Mauer die richtige Höhe habe, und entferne dann die Bretter. Swab änderte dies alte Verfahren dahin um, daß er die Verwendung von mehr Schlacken empfahl; man solle die Eiſenſchlacken von Hochöfen benutzen, da ſich die poröſen Schlacken mit dem Mörtel feſt verbinden. Der Sand, den man zur Mauerſpeiſe verwendet, müſſe grob und hart ſein. Hier alſo wären ſchon eiſenbetonartige Materialien benutzt, 55 1 erſt wieder 1855 der Ingenieur Lambot auf⸗ rachte. f O Der Sperling als Haustier. Große Kraftleiſtungen kann er freilich nicht vollbringen, der Sperling, der ſich von einem Vogelfreund hat zähmen laſſen und nun mit zum Hausſtand gehört. Seinen Unterhalt verdient er ſich da⸗ durch, daß er ſeinem Herrn von der brennenden Zigarette die Aſche abpickt, immerhin eine Tätigkeit, die auch ge⸗ lernt ſein will. 5 I IDeignachlon; Prachtvolle Daletots Mäntel Anzüge z bedeulend herabgesetzten Preiſon. Marx 19,50 25, 35, 45, 32. 58, 68, 75, 85, 95, olenöag S 1, 2 Mannheim S 1,2 Breitestraße. Ein Blick in meine Schaufenster N und Sie werden bei mir kaufen. Dat FE J, 4 Breitestrage Neben altem Rathaus Moſaik. (Unpolitiſche Zeitbetrachtungen.) Theaterſchmerzen.— Der ſprechende Film.— Ein fürſtliches Honorar.— Reich und arm.— Die Flüſtergalerie.— Eine neue Frauenfrage.— Rollentauſch.— Internationales Boxen. In allen Tonarten wird über ſchlechte Zeiten gejammert, und ſie laſſen ja wirklich viel zu wünſchen übrig, aber auch wenn ſie beſſer wären, würde doch noch darüber geſtöhnt werden. Wie es Menſchen gibt, die ſich einbilden müſſen, krank zu ſein, um ſich recht geſund zu fühlen, ſo gibt es auch ſolche, die bei ihren Jeremiaden über die ſchlechten Zeiten erſt den rechten Genuß vom Leben haben. Wenn heute aber die Theaterdirektoren und Schauſpieler Ach und Weh ſchreien, haben ſie in der Regel nur zu triftige Urſache dazu. Das Theater leidet Not, und die Schauſpieler, ſofern ſie nicht Prominente ſind, die noch ihr reichliche⸗ Aus⸗ kommen haben, ſondern diejenigen, die vergeblich nach einem Engagement ausſchauen, können auch in Bezug auf jich ſelbſt mit Hamlet monologſieren:„Sein oder Nichtſein— das iſt hier die Frage!“ In Berlin iſt eine Notgemeinſchaft erwerbsloſer Schauſpieler gegründet worden. Sie verlangt, daß die Regierung helfen ſoll, helfen mit einer Zuwendung von 5 Millionen Mark! Aber bei der Regierung dürfte es auch ſein wie im„Hamlet“⸗Monolog: die Farbe der Entſchließung(dieſe Forderung zu bewilligen) wird von des Gedankens Bläſſe angekränkelt werden, woher all die Millionen genommen werden ſollen, die man von ihr zu haben wünſcht. Uebrigens der Hamlet! Mit dem hofft man jetzt in Berlin Kaſſe zu machen, indem man ihn in moderner Gewandung darſtellt. Man hat den Perſonen der Tragödie das mittelalterliche Koſtüm ausgezogen und den Hamlet in einen Jackettanzug, die Ophelia in ein kurzes Röckchen, den König und den Polonius in Hausjoppen geſteckt. And aus Shakeſpares Jambenpoeſie iſt nüchternſte Alltagsproſa ge⸗ worden. Anderswo hat man den Hamlet auch ſchon im Frack geſpielt. Shakeſpeare mußte ſehr notwendig auf dieſe Weiſe veredelt und vergeiſtigt werden, und ich ſehe hier den Rettungsanker, an dem die deutſche Bühnenkunſt nach ſtür⸗ miſcher Fahrt zwiſchen Klippen und Antiefen wieder einen ſicheren Halt im geruhſamen Port finden wird. Man ſollte nur ſchleunigſt auch die anderen Shakeſpeareſchen Tragödien moderniſieren, den„Othello“,„Romeo und Julia“, „Macbeth“, den„König Lear“. Ich verſpreche mir von einem Othello im Cutaway, einem Romeo im Smoking, einer Julia in fleiſchfarbenen Knieſtrümpfen uſw. die er⸗ leſenſten Theaterfreuden. Warum ſich aber auch Gerhart Hauptmann bearbeitend über den„Hamlet“ hergemacht hat, iſt mir unerklärlich. Er hat doch ſelber Theaterſtücke ge⸗ ſchrieben, weshalb bearbeitet er nicht dieſe zeitgemäß und läßt Shakeſpeare in Frieden—? 5 Film und Radio ſind dem Theater abträglich und der Sprechfilm und der Bildrundfunk werden ſeine Sorgen noch vermehren. Beide Erfindungen ſind ja ſchon nahezu ge⸗ brauchsfertig, der ſprechende Film hat etſt dieſer Tage wieder eine Probe von ſeiner Vervollkommnung gegeben. Bald werden die Diven nicht bloß die ſchönen Augen auf der Leinewand verdrehen und Arme und Beine mit unnach⸗ ahmlicher Grazie bewegen, ſie werden auch reden, und es wird die Illuſton bedeutend erhöhen, wenn die Vollblut⸗ ſpanierin Bella Mella unverfälſcht ſächſelt oder die hundert⸗ prozentige Amerikanerin Loo Froo berlinert. Die deutſchen Filmſterne, die ſich in Hollywood ihre Dollars verdienen, bringen ja vielleicht auch ein leidliches Engliſch mit zurück. Ob aber eine ſolche Menge Dollars, wie ſie erträumt hatten? Amerika iſt ein teures Pflaſter, auch wo es nicht gepflaſtert iſt, und der berühmteſte weibliche Berufs⸗Film⸗ ſtar wird nicht ſo glänzend honoriert werden wie die ge⸗ krönte Dilettantin, die inzwiſchen wieder heimgekehrte Majeſtät von Rumänien, der man für einen Tag Filmerei hunderttauſend Mark zahlte. Wie armſelig wird ihr jetzt das kleine alte Europa vorkommen! Drüben liegt das Geld noch auf der Straße. Nur nicht für jeden. And Geld macht ja bekanntlich auch nicht glücklich. Die es im Ueberfluß beſitzen, werden nicht müde, uns deſſen immer von neuem zu verſichern, und wir glauben ihnen ſelbſtverſtändlich aufs Wort. Einer der amerikaniſchen Nabobs meinte kürzlich, daß ein reicher Mann doch auch nur wie ein armer zur Zeit eine Mahlzeit einnehmen. einen Rock tragen, in einem Bette ſchlafen könne. Je mehr Geld man erwürbe, umſo abhängiger würde man davon. Es ſei im Grunde nur Einbildung, daß zwiſchen arm und reich ein Unterſchied beſtünde. Mag ſein, Herr Lebensweisheitsapoſtel, aber wir möchten doch gern aus eigener Erfahrung ſo klug werden, und dazu müſſen wir reich ſein. Könnken Sie, für den Geld Chimäre iſt, uns nicht einige von Ihren Millionen überlaſſen?— 85 Ein gutes Buch muß auch einen guten Titel haben. Das Buch, über das man ſich in England ſeit mehreren Wochen aufregt, ſoll nach weitverbreiteter Auffaſſung kein gutes ſein, aber ſein Titel iſt famos.„Die Flüſtergalerie.“ Man wittert Geheimniſſe, fühlt Spannung. Und es ſind Ent⸗ hüllungen, die entweder wahr oder geſchickt erfunden oder eine Miſchung von Wahrheit und Dichtung ſind. Das Ge⸗ flüſter hat in den Kreiſen, die von den Indiskretionen des Buches beſonders betroffen werden, lautes Geſchrei aus⸗ gelöſt, und wenn der Verfaſſer aus ſeinem Verſteck heraus muß, wird er ſich ſeiner Haut gegen mächtige Feinde zu erwehren haben. Das Geſchrei dieſer Entrüſteten übertönt das der Frauenrechtlerinnen, die in England ja von Extra⸗ klaſſe find. Sie glauben trotz aller Zugeſtändniſſe noch immer nicht die volle Gleichberechtigung mit dem Manne erlangt zu haben und ereifern ſich wegen der Frauenabteile auf der Eiſenbahn, die ſie unverzüglich abgeſchafft haben wollen. Es ſoll nur Abteile für Frauen und Männer geben und nur Rauchabteile, da ſie, wie die Männer, Ziga⸗ retten und Zigarre rauchen und auch ſchon aus der Shag⸗ pfeife qualmen. Die nächſte Forderung wird vorausſichtlich ein Rauchverbot für Männer ſein. Sie ſind das ſchwache Geſchlecht geworden, ſind verweiblicht und haben ſich dem Willen der vermännlichten Frau zu fügen. Ein Berliner Pſychologe, der das Thema des Nollentauſchs bei den Ge⸗ ſchlechtern in einem Vortrage behandelte, kam zu dem Schluß, daß die Frau in ihrem Gebaren und ihrem Aus⸗ ſehen dem Manne ähnlicher geworden ſei und wohl noch ähnlicher werden würde, daß ſie aber doch nicht die letzte Konſequenz ziehen und zu dem Manne, beſſer Männchen, ſagen würde:„Willſt du der Meine werden?“ Oder:„Du mußt der Meine werden!“ Nana! In verblümter Form ſagen ſie es ja ſchon. Wir haben aber noch Männer, die es ablehnen, Männ⸗ chen zu ſein. And im Boxring zeigen ſie, daß ſie noch feſte Muskeln und eiſenharte Fäuſte haben. Zum erſten Male haben auch deutſche und franzöſiſche Feder⸗ und Welter⸗ gewichts⸗Amateure miteinander gekämpft und die Deutſchen ſind mit 4: 2 ſiegreich geweſen. Könnte man nicht auch bei dem jetzigen 1 in Genf ſtatt der langen Rede⸗ gefechte einmal ſo die Kräfte meſſen? Durch einen Punkt⸗ ſieg haben wir uns von dem in allen Finten bewanderten Amateur Wilſon unterkriegen laſſen. Nun wäre uns ein Sieg nach Punkten, wenn es kein anderer ſein kann, wohl zu gönnen. Jo bs. F- Nähmaschinen Ungbertroflen im Mähen, Stopfen und Sicien Der Wirtschaftslage angepaßte bequemste Zahlungsweise Sfickunferrichi gröſis. Allein verkauf Marſin Decker Hähmaschinen- und Fahrrad- Manufaktur a nn heim M A3, A pg. C. Nafonaltheat.-ingang) Eigene Reparatur- Werkstätte Sim und gebe Ihnen daher die sichere Gewähr für 0 Hosen N bleibt Sim OD Sie einen Ulsfer, Paleiof oder Anzug bernSfiger, Kleid jeden individuell u. geschmackvoll eir!. 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