Bezugspreis: Für den Monat Januar 1.40 Rmk., frei ins i⸗ Haus. Anzeigenpreis: Die einſpalt. Petitzeile 15 R.⸗Pfg. 3 Reklamen: 60 R.⸗Pfg. Bei Wiederholung Rabatt. 25 Beilagen: Illuſtriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). iülwocb. 26. Januar 1927 ages · und Anzeigenblatt für Seckenheim uns Umgebung 9 99 B Neues in Kürze. n., er: Wie aus Wilhelmshaven gemeldet wird, iſt auf ner dortigen Marinewerft mit dem Neubau einer zweiten Torpedo⸗Halbflottille begonnen worden. zz: Aus Genf wird gemeldet, Chinas erſter Delegfer⸗ 0 1 5 beim Völkerbund habe ſich dahin ausgeſprochen, der e Völkerbund möge die Verhandlung über die Vertrags⸗ eviſion mit China in die Hand nehmen. Vertreter beim Hl. Stuhl, Uicena, ſeine Demiſſion ein⸗ gereicht hat zum Proteſt gegen die Behandlung einiger gileniſcher Staatsangehöriger durch die Faſchiſten. 1 0 ir: England entſendet drei Infanterie⸗Brigaden nach China. Sie ſollen nicht zur Verteidigung Schanghais ver⸗ bLandt werden, ſondern nur Zwiſchenfälle, wie die in 2 SBankau, verhüten. „ z Wie die Agentur Indo⸗Pazific aus Peking mel⸗ 3 t, ift die Lage Wupeifus in der Provinz Honan ver⸗ d Fel. Er ſei gezwungen, den Oberbefehl über ſeine n tuppen dem Sohne Tſchangſolins, Tſchang Sue Idaug 8. zu Übergeben. Die Negierungsverhandlungen. 5 Vor dem Abſchluß. 3 b Berlin, 25. Januar. be Wie bei den erſten Verhandlungen des Reichskanz⸗ 5 mit der Linken, wo die Fühlungnahme mit den Sozial⸗ emofraten ſtreng vertraulicher Nakur war, ebenſo ſpielen 3. 3. auch die Beſprechungen mit den Deutſchnationalen die Deswegen gehen auch die Meinungen über das, was beser in der Frage der Regierungsbildung erreicht wor⸗ iſt, ſehr weit auseinander und wenn ſich auf der Seite ſehr zuverſichtliche Stimmen zeigen, ba feblen doch nicht auch peſfimiſtiſche Verraut⸗ rungen, welche glauben, das Scheitern der Verhand⸗ kuuden als direkt bevorſtehend bezeichnen zu dürfen. Wenn efan nun unter die bis jetzt vorliegenden Vermutun zen Schlußſtrich zieht, ſo wäre als vorläufiges Ergeb⸗ nächſt einmal feſtzuſtellen, daß man hier im Lager en is zu ber peutſchnationalen nach wie vor ſehr zu⸗ 2 0 12 958 iſt und daß man hier ſogar annimmt, daß 5 en nächſten 24 Stunden der Abſchluß der eſprechungen zu erwarten iſt. Auch die Deutſche b spartei glaubt einen günſtigen Ausgang emühungen des Reichskanzlers erwarten zu dürfen 1 Ibſt auf Zentrumsſeite, wo doch der Schwer⸗ 5 nkt über das Schickſal der Regierungskriſe geſucht wer⸗ umuß, iſt man zum überwiegenden Teil der en ffaſſung, daß eine Einigung mit den Deutſchnationa⸗ 0 auf ein gemeinſames Regierungsprogramm Immer Adele hr egroße Wahrſcheinlrchkeit für ſich hat. trerſeits iſt jedoch nicht zu verkennen, daß die Demo⸗ 10 en und die Sozialdemokraten, welche Par⸗ zen der angeſtrebten Regierungskoalition mehr oder we⸗ 4 len ablehnend 0 Wert pn aus verſchiedenen, zwi⸗ 150 Zentrum und Deut chnationalen beſtehenden Dif⸗ gla len dahingehende Schlußfolgerungen ziehen zu dürfen leſen en; daß die Anterhandlungen der bürgerlichen Par⸗ in einem Stadium der Stagnation be⸗ Infolge der Tatſache, daß bisher über die eigentlichen N enen ſehr wenig bekannt wurde und wei⸗ zone, infolge des zum größten Teil bei den Deutſchna⸗ 8 der Volkspartet und des Zentrums herrſchen⸗ ptimismus“ wird man jedoch annehmen dürfen, unge er, wenn auch ſchleppende Verlauf der Verhand- 70 an durchaus günſtig vorwärtsſchreitet und daß das veel ame Tempo weniger auf große Schwierigkellen, als erben eu das Verlangen nach weitgehenden St⸗ KRenleiten hinſichtlich der Stetigkeit der man serung spolitik zurückzuführen iſt, auf welchen Polt nicht nur beim Zentrum, ſondern auch auf Seiten der dedmaterte gegenüber den Deutſchnationalen un⸗ vofff 104 beharrt. Auch lagen nach der geſtrigen erſten nate len Fühlungnahme des Zentrums mit den Deutſch⸗ und nalen keinerlet ernſtliche Differenzen vor 1 die heutigen Beſprechungen verliefen durchaus au 8 ruhigen Bahnen. Andererſeits darf man 0 105 Tatſache, daß Dr. Marr immer wieder mit den kritt maten und den Sozialdemokraten in Fühlung zzenicht ohne weiteres ableiten, daß irgendwelche Dif⸗ unſtlicher Natur aufgetreten wären, da es ge⸗ 5 der Natur der Sache liegt, daß ſich die de Regieru Kampftabi⸗ llt, ſonde ng nicht als p ton in Verbi öglichkeit di Parteien bei den komme 2 innen⸗ i nden außen⸗ und innen⸗ iſchen Fragen 5 als eigentliche parlamentariſche Mittel⸗ n f die Tuchfühlung mit den Demo⸗ und Sozialdemokraten nicht zu verlieren. ——::.—. Vert 2: Aus Santiago wird gemeldet, daß der chileniſche 1 kappung des Reiches zurückzuführen. eee Erörterung der Perſonalfragen? Berlin, 25. Januar. Reichskanzler Dr. Marx hat heute vormittag 10 Uhr die Verhandlungen mit den Deutſchna⸗ tionalen wieder aufgenommen. An dieſen nahmen wie⸗ derum Reichsarbeitsminiſter Dr. Brauns und Reichs⸗ außenminiſter Dr. Streſemann teil, letzterer jedoch nur inſoweit, als er mit Rückſicht auf die zu gleicher Zeit im Haushaltsausſchuß ſtattfindenden Beralungen ſei⸗ nes Etats abkömmlich war. In den Verhandlungen iſt man zu einer Bereinigung verſchiedener geſtern noch nicht erledigter Punkte gekommen. So u. a. über die Frage des Austritts der Deutſchnationalen aus der Regierung nach Locarno, in dieſer Frage dürfte eine Erklärung vereinbart werden. Ein weite⸗ res Problem der heutigen Verhandlung bildet die Frage des Ar beiterſchutzgeſetzes, das vor allem der Ar⸗ beitsminiſter Dr. Brauns beſchleunigen müßte. Der Optimismus in parlamentariſchen Kreiſen geht heute ſoweit, daß man glaubt, ſchon jetzt mit Beſpre⸗ chungen über Perſonalfragen beginnen zu kön⸗ nen. Die Deutſchnationglen ſcheinen in erſter Linie die Beſetzung des Reichsinnenminiſteriums, des Reichs juſtizminiſteriums und des Neichsmi⸗ ziſteriums der beſetzten Gebiete für ſich in Anſpruch zu nehmen. Wegen der Beſetzung des Fi⸗ nanzminiſteriums ſoll, wie es heißt, mit dem auf dem linken Zentrumsflügel ſtehenden badiſchen Staats⸗ präſidenten Köhler bereits Fühlung genommen wor⸗ den ſein. Wie verlautet. wollen die Deutſchnationalen in das neue Kabinett die Herren Walraff, Schenk, Stauffenberg und Trevianus entſenden. Auch Herr von Lindeiner wird ebenſo wie der Abgeord⸗ nete Graef⸗Thüringen für einen Miniſterpoſten ge⸗ nannt. Aus dem alten Kabinett werden aller Wahr⸗ ſcheinlichkeit nach Streſemann, Curtius, Brauns, Geßler, Krohne und Stingl übernom⸗ men werden, während das Verbleiben Dr. Haslin⸗ des davon abhängen dürfte, ob die Deutſchnationalen nicht auch das Reichsernährungsminiſterium zugeſprochen erhalten. Viel beachtet wird in parlamentariſchen Kreiſen eine Bemerkung der„Germania“, die eine volkspartei⸗ liche Mitteilung über geheime Abmachungen zwiſchen Zen⸗ trum und Deutſchnationalen in kulturpolitiſcher Be⸗ ziehung dementiert und gleichzeitig der Befürchtung Aus⸗ druck gibt, daß auf die Deutſche Volkspartei in kul⸗ turpolitiſchen Dingen wenig Verlaß ſein dürfte, da noch viel von dem alten Kulturkampfgeiſt hier vorhanden zu ſein ſcheine. Die demokratiſche Preſſe greift ähn⸗ liche Erwägungen auf und ſchreibt, daß die Volkspartei jetzt nach den Demokraten als Sekundanten für die Aus⸗ einanderſetzung über dieſe Frage ſchreie. Die Demokra⸗ ten ſeien ſich aber für dieſe Rolle zu gut. Daraus wird in parlamentariſchen Kreiſen geſchloſſen, daß die Demo⸗ kraten ſich an der neuen Regierung nicht beteiligen wollen. Abſchluß einer 300⸗Millionen⸗Neichsanleihe. Der geſchäftsführende Reichsfinanzminiſter hat heute vormittag eine Reichsanleihe im Betrage von 500 Millionen Reichsmark zu fünf Pro⸗ zent bei einem Auflegungskurſe von 92 Prozent feſt abgeſchloſſen. 200 Millionen wer⸗ den vom Reich freihändig übernommen und ſind zum größten Teil bereits untergebracht. 300 Millionen Mark hat ein unter Führung der Reichs bank ſtehendes Bankenkorſortium feſt übernommen. Es ift ſchon daraus zu erſehen, daß die Banken völlig davon überzeugt ſind, daß die Anleihe ge⸗ zeichnet werden wird. Die Zeichnung der Anleihe ſindet in der Zeit vom 4. bis 11. Feburar 1927 ſtatt und iſt bis 1934 untilgbat. Von da ab erfolgt die Tilgung innerhalb 25 Jahren durch Ausloſung zum Nennwert. Eine verſtärkte Tilgung oder Geſamtkündigung iſt bis 1937 ausge⸗ ſchloſſen. Die Einführung der Anleihe an den deut⸗ ſchen Börſen und die Erklärung der Lombardfähigkeit bei der Reichsbank werden ſofort in die Wege geleitet werden. Die Gründe dafür, daß der jetzige geſchäftsführende Finanzminiſter die Anleihe noch vor Abſchluß der Ver⸗ handlungen über die Neubildung der Regierung aufgelegt hat, liegen in erſter Linie darin, daß der Geldmarkt ſich um Regierungskriſen nicht kümmert und daß die Flüſſigkeit des Geldmarktes nicht ſo iſt, daß ſie den Abſchluß der Regierungskriſe ſo lange überdauern könnte, daß die Bedingungen für die künftige Auflegung der Anleihe die gleichen blieben. Der geſchäftsführende Reichsfinanzminiſter hatte ſomit nicht nur das Recht, ſondern auch die Pflicht, die Anleihe ſchon jetzt abzuſchließen. Jedenfalls wäre es abſo⸗ lut falſch, den raſchen Abſchluß auf eine Geldver⸗ Daß die Beendigung der Verhandlungen mit der Bot⸗ Erſcheinungszeit: Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſetzlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle Hildaſtraße 68 oder durch unſere Träger. Fernſprecher Rr. 16.— Poſtſcheckkonto 78439 Karlsruhe. Bekanntlich hat das Reich aus dem Etat des Jahres 926 die Ermächtigung zur Aufnahme einer An⸗ leihe in Höhe von 900 Millionen Mark und voraus ſichtlich wird der Reichstag für den Etat von 1927 ein weitere Ermächtigung für abermals 500 Millionen Mark geben. Sicher iſt, daß das Reich im Jahre 1927 zur Deckung ſeiner auß ꝛrordentlichen Ausgaben einen An⸗ leihebedarf von 500 Millionen Mark haben wird, welche Ausſicht bisher gewoiſſermaßen wie ein Damok⸗ les⸗Schwert auf dem Geldmarkt laſtete. um die Be⸗ laſtung des Geldmarktes zu beſeitigen, hat ſich das Fi⸗ nanzminiſterium entſchloſſen, den Geſamtbedarf für 1921 auf einmal auf dem Anleihewege zu decken. Es geſchah dies auch deshalb, weil vorauszuſehen iſt, daß die Anforderungen, die während des Jahres 1927 eitens der Privatwirtſchaft an den Geldmarkt ge⸗ tellt werden dürften, außerordentlich hoch ſein werden. Es war deshalb auch vom rein wirtſchaftlichen Standpunkt aus ſehr wünſchenswert, daß der Geld⸗ markt im Jahre 1927 von Anſchaffungen ſeitens des Reiches verſchont bleibt. Ferner war für die Be⸗ gebung der Anleihe die Erwägung maßgebend, daß im Jahre 1926 die Möglichkeit einer Anleihe zu dem günſtigen Kurs von fünf Prozent nicht be⸗ ſtanden hat. Das Reich hat dadurch ſeinen Steuer⸗ zahlern viel Geld erſpart, daß es bis jetzt gewartet hat und die früheren, aus dem Auslande ſtammenden Ange⸗ bote, die Anleihen zum Kurſe von über ſieben Prozent betrafen, nicht angenommen hat. Ein weiterer Grund für den Abſchluß der Anleihe war, daß das Reichsfinanz⸗ miniſterium auf dem bereits im Jahre 1926 eingeſchlagenen Weg einer allmählichen Herabdrückung des Zinsfußes weitergehen wollte. Beſonders mit Rückſicht auf den Realkredit ſowohl wie die Bedürfniſſe für den Wohnungsbau war es rein volkswirtſchaftlich bon größter Bedeutung, daß durch den Abſchluß einer fünſprozentigen Reichsanleihe gewiſſermaßen ein Stan⸗ dard⸗Zinsfuß für 1927 geſchaffen wurde. — 2 Die En waffnungsverhandlungen. Stimmungsmache der Pariſer Preſſe. e Berlin, 25. Januar. Nachdem bereits in der vergangenen Woche mit den Vertretern der Interalliierten Kontrollkommiſſion in Ber⸗ lin eine Vereinbarung über die Ausfuhr von Halbfabrikaten der Rüſtungsinduſtrie zu⸗ ſtande gekommen iſt, iſt jetzt nur noch die Frage über die Oſtfeſtungen zu erledigen, über welche in Paris die deutſchen Unterhändler General von Pawelsz und Legationsrat Dr. Forſter mit der Botſchafterkonferenz verhandeln. Obwohl nun dieſe„Verhandlungen, welche durch die ſtändige und offene Störungsverſuche der polniſchen offiziöſen und amtlichen Stellen andauernd ſabotiert werden, noch keineswegs in ihr End⸗ ſtadium eingetreten ſind, bernüht ſich die franzöſiſche na⸗ tionaliſtiſche Preſſe über den Gang dieſer Beſprechungen Nachrichten zu verbreiten, welche einmal dazu beſtimmt ſind, einen vollkommen unberechtigten Optimes⸗ mus hervorzurufen und deren Tendenz weiterhin darin beſteht, die franzöſiſche öffentliche Meinung in der ganz beſtimmten Richtung zu bearbeiten, daß ein Kompro⸗ miß nur in der von Frankreich und Polen ange⸗ ſtrebten Art und Weise herauskommen könne. So ſtellt beiſpielsweiſe das nationaliſtiſche„Ech o de Paris“ die Verhandlungen ſo dar, als ob bereits die Kompro⸗ mißvorlage gefunden ſei und daß Deutſchland ſeinen bis⸗ herigen Standpunkt in der Frage der Oſtfeſtungen nicht aufrechterhalten habe, ſondern bereit ſet, die Vorſchläge der Botſchafterkonferenz bedingungslos anzunehmen. Ge⸗ genüber dieſer durchaus nicht zu unterſchätzenden fran⸗ zöſiſchen Stimmungsmache, welche, wie man ſich aus früheren Zeiten wohl noch erinnert, erfahrungsgemäß im⸗ mer dann einzuſetzen pflegt, wenn der tatſäch iche Verlauf der deutſch⸗franzöſiſchen Beſprechungen eine Wen⸗ dung zu Angünſtigen der franzöſſſchen Auffaſſung zu nehmen droht. wird nun von amtlicher Seite Wert auf die Feſtſtellung gelegt, daß die Berichterſtattung der Pariſer Preſſe vollkommen unzuperläſſig iſt und daß ſie lediglich darauf hinausgeht, die franzöſiſchen Anter⸗ händler in einem für Deutſchland ungünſtigen Sinn zu beeinfluſſen. Obwohl nun anzunehmen iſt, daß ſich die Verhandlungen nur noch über wenige Tage erſtrecken werden und daß die Einigung zwiſchen Deutſchland und der Botſchafterkonferenz unter allen Umſtänden noch vor dem 1. Februar zuſtande kommen wird, ſind doch noch eine Reihe von Schwierigkeiten zu über⸗ winden, die keineswegs unterſchätzt werden dürfen. Auf alle Fälle iſt es deshalb heute noch verfrüht, den bis⸗ herigen Verlauf der Beſprechungen dahin zu formulieren, daß die deutſchen Vertreter in Paris von der Auffaſſung abgewichen ſeien, nach welcher der Artikel 180 des Ver⸗ ſailler Vertrags Deutſchland die Modernisierung ſeiner öſtlichen Befeſtigungsanlagen zugeſteht und daß ſich die Botſchafterkonferenz mit der Verpflichtung Deutſch⸗ lands begnügt habe, daß von jetzt ab keine anlagen mehr geſchaffen würden. Die amtliche deutſche Auffaſſung zu diefer Dar⸗ legung des bisherigen Verhandlungsgangs iſt nun nicht be⸗ kannt, doch iſt bereits wiederholt ausgeführt worden, daß es durchaus im deut ſchen Intereſſee legt, Ren ſchafterkonferenz noch vor dem 1. Februar gelingt, da der Abſchluß der Entwaffnungsverhandlungen die Grundlage für das nächſte wichtigſte Ziel der deut⸗ ſchen Außenpolitik bildet, nämlich die Frage der vor⸗ zeitigen Räumung der Rheinlande. Denn im Falle einer weiteren Verſchleppung der Entwaffnungs⸗ frage, die dann vom Völkerbundsrat oder vom Haager Schiedsgericht geſchlichtet werden müßte, wäre nicht ab⸗ zuſehen, wie lange noch der Beſatzungsdruck auf dem beſetzten Gebiet laſten und wie lange noch die Verſtän⸗ digungsatmoſphäre durch ungelöſte Fragen ver⸗ gifte et würde. Es geht daher das deutſche Beſtreben in erſter Linie dahin, durch eine raſche Beendigung der Entwaffnungsfragen die Vorausſetzungen für die Inangriffnahme der deutſchen Räumungs⸗ forderungen zu ſchaffen und zwar um ſo mehr, als gerade in letzter Zeit ein gewiſſer Stillſtand, wenn nicht ſogar ein Nückſchlag in den Beſtrebungen zu ver⸗ zeichnen iſt, Deutſchland und Frankreich einander näher zu bringen. Denn die Stimmung für eine baldige Räumung iſt in Frankreich zur Zeit eher im Abflauen als im An⸗ ſchwellen begriffen und Briands Rede vor dem aus⸗ wärtigen Kammerausſchuß hat dies deutlich bewieſen. Auch die Tatſache, daß heute ſelbſt die ſozialiſtiſche Preſſe Frankreichs nicht mehr für eine be⸗ ding ungsloſe Räumung eintritt, zeigt, mit wel⸗ chen Schwierigkeiten in nächſter Zukunft zu rechnen iſt und es iſt daher vornehm ſte Pflicht der Reichs⸗ regierung, einer weiteren Verſchlechterung der fran⸗ zöſiſchen Stimmung durch baldige Inangriffnahme der Näumungsfrage zu begegnen. Abermalige polniſche Einmiſchungen. Berlin, 25. Januar. In den Pariſer Verhandlungen über die Oſtfeſtun⸗ gen iſt dadurch eine Pauſe eingetreten, daß der Reichs⸗ kommiſſar General von Pawels im Anſchluß an, einen Bericht über den bisherigen Verlauf der Verhand⸗ lungen neue Inſtruktionen der Reichsregie⸗ rung erbeten hat. Wie verlautet, iſt Oberſt Miche⸗ ies, der Chef der Heeresfriedenskommiſſion mit neuen Weiſungen für General von Pawels nach Paris gefah⸗ ren, wo er gleichzeitig als Sach perſtändiger bei den weiteren Verhandlungen über die Feſtungsfragen gehört werden ſoll. In diploma! en Kreiſen iſt man der Anſicht, daß dieſe Wendung in den Verhandlungen nicht zum mindeſten durch die ſtändigen Beein⸗ fluſſungsverſuche wichtiger polniſcher In⸗ ſtanzen veranlaßt worden iſt, deren Wünſche den fran⸗ zöſiſchen Chauviniſten nur einen zu willkommenen Vor⸗ wand bieten, um die bereits aufs ausſichtsreichſte geför⸗ derten Verhandlungen in letzter Stunde do“ zu er⸗ ſchweren. Aus dem In⸗ und Auslande. Vor Einberufung der Botſchafterkonferenz. Paris, 25. Januar. Wie der Quai d⸗Orſay amtlich mitteilt, hat das Verſailler Militärkomitee nunmehr den Bericht der Interalliierten Militärkontrollkommiſſion aus Berlm erhalten und mit ſeiner Prüfung bereits begonnen. In gut un errichteten Kreiſen rechnet man mit der Mög⸗ lichkeit der Einberufung der Botſchafterkonferenz für den kommenden Samstag oder Montag. Diplomatiſche Schritte gegen die Deutſchen⸗Ausweiſungen? „Berlin, 25. Januar. Bekanntlich hat die polniſche Wojewodſchaft in Oberſchleſien vor kurzem vier leitende Beamte der Oberſchleſiſchen Kleinbahn⸗Geſellſchaft ausge⸗ wieſen. Da die Ausgewieſenen Reichsdeutſche ſind, hat der deutſche Generalkonſul in Kattowitz ſofort Einſpruch bei dem Wojewoden erhoben. Die Vorſtellungen blieben je⸗ doch ohne Erfolg. Die Wojewodſchaft hat ſich ſogar ge⸗ 8 weigert, irgendwelche Gründe für die Ausweiſung anzu⸗ geben. In Berliner maßgebenden Regierungskreiſen hat die Haltung der polniſchen Behörden, wie wir erfahren, ſehr ſtarkes Befremden hervorgerufen. Man ſieht in der unbegründeten Ausweiſung von vier leitenden Beamten einer deutſchen Geſellſchaft eine Erſchwerung der zur Zeit im Gange befindlichen Niederlaſſungsverhandlungen mit Polen. Es iſt damit zu rechnen, daß die Angelegenheit weitere deutſche diplomatiſche Schritte in Warſchau im Gefolge haben wird. Nomon von 1 weder ce face durch ſtermana Gegen Aman · leu herin 305 8. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Wolf ſah fragend auf Heddi. Sie war über und über in Glut getaucht. Doch hielten ihre Augen feſt den über⸗ raſchten Blick aus. W Welch edler Minneſänger hat ſich hier in ſeiner holden Kunſt geübt, Heddi?“ 3 5 alter Freund unſeres Hauſes, Wolf. 8 U 2 as merkt man an ſeinen ſchlechten Verſen. Er ſchein 50 viel mit Heine zu beſchäftigen. Und alt iſt er, ſagſt 2 Wolfe des jugendlichen Schwunges?“ D Er meint E „Nun, die Frage geſtatteſt du mir doch.“ 2 ch habe ſie dir beantwortet, bevor du ſie geſtellt haſt.“ 5 Der junge Doktor ſah einen Augenblick ſchweigend vor ſich hin. Dann ſagte er energiſch: „Heddi, ich bleibe hier.“ Nun waren Heddis Tränen waß Wolf ei Sie konnte wahrhaftig lachen, ſo ſchalkhaft, daß Wolf etwas wie Be⸗ ſchämung in ſich fühlte. Aclſo eiferſüchtig, du gelehrter Mann? Nun, dann will ich doch lieber etwas näher auf deine Frage eingehen. Wirſt du mir glauben?“ ö Der Doktor dachte unwillkürlich an die Frauencharak⸗ teriſtik ſeines Vaters. Dann aber ſagte er feſt: „Gewiß, Heddi. Ich glaube dir.“ 5 „Alſo paß auf: er iſt ſo groß wie du, das heißt, er könnte ſo groß ſein, wenn ihm nicht das Alter den Rücken gekrümmt hätte. Dann hat er lange, ſo lange Haare— „Blonde?“ Mein, ſilberweiße. Als ich ſo, ſo klein war, hat er 58 ſchon 117 einem Arm getragen. Mein alter Lehrer n if 2 1 5 Die l Lane Aetherrauſchen einer fernen Das Ende der Kontrollfommiſſion. Berlin, 25. Januar. Die praktiſche Arbeit der Inter⸗ alliierten Kontrollkommiſſion iſt mit dem Abſchluß der Verembarungen über Herſtellung und Ausfuhr von Kriegs⸗ material in Berlin beendigt. Die Kommiſſion wird deshalb nach den in Genf getroffenen Vereinbarungen am 31. Januar aus Berlin zurückgezogen werden, und es wird auch keine Abwicklungsſtelle oder eine ähnliche Einrich⸗ tung über dieſen Zeitpunkt hinaus in Berlin bleiben. Soweit künftig noch das Bedürfnis vorliegt, militäriſche Fragen zu beſprechen, wird das durch die Botſchafter⸗ konferenz geſchehen. Zuf Hefsche ming der lege —————— ů ů— In Schenghe, 2 Ein englisches Henonenb o S Gem v de Deutſcher Reichstag. Kleine Vorlagen. Berlin, 25. Januar. Präſident Loebe eröffnet die Sitzung um Z Ahr. Die zweite Beratung des Geſetzentwurfs über die Grund⸗ ſchulen wird von der Tagesordnung abgeſetzt, da die Vorlage zu ſpät eingegangen iſt. Es folgt die zweite Beratung eines Geſetzentwurfs, der von der Wirtſchaft⸗ lichen Vereinigung eingebracht iſt, zur Aenderung des Geſetzes über den Verkehr mit Vieh und Fleiſch. Die Vorlage beſtimmt u. a., daß der Handel mit Fleiſch und Fleiſchwaren im Umherziehen verboten iſt. Ebenſo der Verkauf von erkennbar krankem Vieh zum Schlachten. 6 a Abg. Drewitz(Wirtſch. Vereinigung) tritt für den Antrag ein. Das bisherige Geſetz ſei eine Zwangs⸗ ſache für das Fleiſchergewerbe. Es bedürfe der Abände⸗ rung im Intereſſe einer Erleichterung des Verkehrs. Der Antrag wird abgelehnt. Eine Novelle zur Gewerbeordnung führt die Kon⸗ zeſſionspflicht für das Wach⸗ und Schließ⸗ gewerbe ein. i In einer Entſchließung wird auch Konzeſſionspflicht für das Detektivgewerbe verlangt. Abg. Rädel(K.) empfiehlt einen Antrag, wonach die Vermittlung von Perſonal für das Bewachungsge⸗ werbe nur durch die öffentlichen Arbeitsnachweiſe zuläſ⸗ ſig ſein ſoll. Der kommuniſtiſche Antrag wird mit 165 gegen 97 Stimmen abgelehnt und die Vorlage in zwei⸗ ter und dritter Leſung mit der Entſchließung angenom⸗ men. Zur Verhandlung kommt dann ein von den Kommu⸗ niſten beantragter Geſetzentwurf zum Schutz für Mutter und Kind. Der Ausſchuß hat die Vorlage abgelehnt und erſucht die Regierung um eine Denk⸗ ſchrift über den Stand des ſtaatlichen Mutterſchutzes und um einen Geſetzentwurf, der die notwendigen Einrichtungen zum Schutze von Mutter und Kind auf eine geſicherte Rechtsgrundlage ſtellt. Abg. Frau Nemitz(S.) fordert einen ausgiebigen Schutz für Mutter und Kind. Die Säuglingsſterblichkeit ſei erſchreckend groß. In anderen Ländern ſei die Sterb⸗ lichkeit weſentlich geringer. Abg. Frau Dr. Lüders(D.) beſpricht die Ergeb⸗ niſſe der letzten Volkszählung. Es habe ſich gezeigt, daß die Zahl der unverheirateten Frauen immer mehr an⸗ wachſe. Die weitere Debatte wurde dann nur noch von weib⸗ lichen Abgeordneten a ere in der Abſtimmung der Ausſchußantrag im weſentlichen angenommen wurde. Nach Erledigung weiterer kleinerer Vorlagen ver⸗ tagte ſich dann das „Und nun wirſt du beruhigt fahren?“ „Ich will's verſuchen.“ „Und wirſt nicht mehr argwöhniſch ſein?“ „Nimmſt du's mir übel, Heddi?“ „Nein, du guter Junge, jetzt weiß ich auch dad. mich recht liebſt.“ „Du wirſt es noch aus vielen anderen Dingen erfahren. Aber nun—“ Wolf ſchaute zu dem erbarmungslos vor⸗ rückenden Zeiger der Bahnhofsuhr—„wenn ich nicht wirk⸗ lich zurückbleiben will, muß ich mich beeilen.“ Bei dieſer überraſchenden Mahnung ſchien Heddi das Blut in den Adern zu ſtocken. Eine unbeſchreibliche Furcht überfiel ſie, Furcht vor dieſem Augenblick der Trennung. Alles, was ihr in den letzten Tagen als Ahnung das Herz beſchwert hatte, ſtellte ſich jetzt wie ein gefahrdrohender, gigantiſcher Alp ein. Irgendetwas flüſterte ihr zu: er geht von dir, in die Fremde, um dir fremd zu werden, in die Ewigkeit, um dir ewig verloren zu ſein. Halt ihn feſt, drück ſeinen lieben Kopf an dein Herz, 1 5 ihn mit deinen Armen, mit deiner Liebe, jetzt noch iſt es möglich. Mit dem erſten Schritt, den er in den ſtolzen Wagen hin⸗ eintut, hat er die Kluft überſprungen, die dich auf ewig von ihm trennt. N So ging es mit dumpfem Empfinden durch Heddis Denken. Sie fühlte ſeine Hand in der ihren wie den Griff einer für kurze Zeit zum Leben erweckten Marmorſtatue, hörte ſeine Abſchiedsworte, als kämen ſte zu ihr wie das Welt, die langſam im unend⸗ lichen Raum verſchwindet, liebkoſte ſeine Wange wie die Mutter das bleiche Antlitz ihres toten Kindes, fühlte ſeinen Kuß wie den Hauch einer dem Welken geweihten, gebroche⸗ nen Lilie, lächelte ihm zu mit den ſeligen Zügen des du ſchaut. fte der Zug Dumpf, mit beschleunigten Tattſtößen ſtamp e N — ſchied mit der Aus dem badiſchen Lande. Mannheim.(Kommt der Frühling?) Soeben wude der erſte Storch im Waldpark geſichtet. Vermutlich hat er ſich infolge des milden Wetters im Kalender geurt, und es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß er ſich wieder nach Süden zurückzieht. Mannheim. Menge Schlafmittel eingenommen, ſo daß er im bewußt⸗ loſen Zuſtande nach dem ſtädtiſchen Krankenhaus über⸗ 1 führt werden mußte. Dort iſt er geſtorben. Heidelberg.(Durch Polizeirundfunk ermit- telt.) In Oldenburg war ſeit 10 Tagen ein junger Mann vermißt worden. Infolge einer Fahndung durch den poltzeilichen Rundfunk gelang es der Heidelberger Poltzet, den Vermißten hier zu ermitteln.— i Dem Jagdpächter und Gemeinderat Benz aus Elſenz iſt ein herbes Mißgeſchick paſſiert. Er befand ſich mit dem Jagd⸗ aufſeher Wegner aus Mannheim und Jagdgenoſſen auf der Fuchsjagd Als der Gemeinderat Benz ſein Jagdge⸗ Eppingen.(Tödlicher Jagdunfall.) wehr entladen wollte, ging plötzlich das Gewehr los, und die Ladung traf den va zwei Meter vor ihm ſtehenden Wegner in den rechten Oberſchenkel, ſodaß Wegner in⸗ folge Verblutens nach ganz kurzer Zeit ſtarb. 1 Pforzheim.(Schwere Schlägerei.) In der Nacht 1 gerieten in der Jahnſtraße zwei Männer in Streit, in deſſen Verlauf der 29 Jahre alte Metzgergehilfe Wilhelm Schloter ſieben Stiche, darunter einen lebensgefährlichen, in die Bruſt erhielt. Der Täter iſt unbekannt. Ketſch.(Ein böſer Sturz.) Auf dem Wege nach i Speyer verlor eine 17jährige Radlerin die Herrſchaft über ihr Fahrzeug und ſtürzte den Straßenhang hmäßb. Sie blieb bewußtlos liegen. Von einem vorüberfährenden Perſonenkraftwagen wurde die Verunglückte mitgenommen. Hofweiler.(Ein bedeutendes Vermächtnrs an das Kinderheim Hofwerler.) Der in New: york verſtorbene Millionär Ehret hat in ſeinem Teſtament 1 dem Kinderheim ſeines Geburtsortes Hofweiler die ſchöne Summe von 10 000 Dollar vermacht. Offenburg.(Hoher Grippeſtand in Offen⸗ burg.) Die Grippeepidemie iſt hier noch nicht im Rück⸗ gang begriffen. In der Ortskrankenkaſſe Offenburg Stadt waren am 8. Januar gemeldet 313 arbeitsunfähige Kranke,* am 15. 446, und am 22. 495. Die Auszahlungen an Krankengeld betrugen für die erſte der drei Wochen 2643 Mark, für die zweite 4334 Mark und Mark. a Kehl.(Erfolgreiche Berufung Strafbeſcheide der Zollbehörde.) Vor dem hie⸗ ſigen Schöffengericht hatten ſich wegen Vergehens ge? gen die Einfuhrbeſtimmungen bezw. wegen verbotswidriger Einfuhr von Kraftwagen die Firma Gebr. Hoffmann Straßburg, Autohändler Claſſen⸗Kehl, Autohändler Link⸗ Offenburg und der Geſchäftsführer Schweringer der Mär⸗ kiſchen Kraftfahrzeuggeſellſchaft Berlin zu verantworten. Den Angeklagten wird vorgeworfen, im Jahre 1925 auf Grund von auf die Märliſche Kraftfahrzeuggeſellſchaft ausgeſtellten Ausfuhrbewilligungen 28 Kraftfahrzeuge in das deutſche Zollgebiet eingeführt zu haben, was einen Mißbrauch der Einfuhrbewilligungen bedeute. Vom Haupt⸗ zollamt Lahr waren deshalb nachfolgende Strafen ausge? ſprochen worden: Gegen Karl und Albert Hoffmann ſe Werterſatz, und 23 500 Mark Wertersatz, 147 000 Marf Geldſtrafe und 64 500 Mark gegen Claſſen 56000 Mark gegen Link 7000 Mart Geldstrafe und 3500 Mark Wert⸗ erfſatz, gegen Schweringer 5000 Mark Geldſtraſe. nahme erbrachte keinen Beweis für vorſätzliche Konter bande Wegen fahrläſſiger Konterbande wurden deshalb verurteilt Schweringer, Albert und Karl Hoffmann zu je 500 Mark Geldſtrafe oder zehn Tage Gefängnis, Claten 250 Mark oder fünf Tage Gefängn es und Lin 5 100 Mar! oder zwe! Tage Gefängnis. Grenzach. Schwerer Unfall beiſeinem Zim; merbrand.) In Gasthaus„Zum Waldhorn“ war einem zurzeit mit Möbeln beſtellken Zimmer anſcheinen der Ofen durch dem durchlohlten Boden mn die unter dem fraglichen Im mer befindliche Waſchküche ſtürzte und ſchwere innere Ver⸗ letzungen davontrug. N ſtumpfen Ergebenheit des Schiffbrüchigen, (Vergiftung durch Schlafmrt⸗ tel.) Ein 24 Jahre alter lediger Kaufmann hat in ſernner Wohnung in der Schwetzingerſtadt hier eme zu groge 2 Der Einſpruch ſtand nun zur Verhandlung. Die Beweisauf⸗ die dritte 5590 1 gegen gebrannt und das Feuer drohte, ſich aus? zubreiten Durch ſchnelles Eingreifen gelang es, den Brand auf ſeinen Herd zu beſchränken. Der Wirt erlitt jedonx dadurch einen Unfall, daß er bei den Löſcharbeiten mu en Märtyrers, der in den letzten Sonnenſchein ſeines Lebens Mechaniſch hab ſie den Au, winkte Ac! der die rettende Rauchfahne am Horizont verſchwinden ſieht.. 5 Weit in die Ferne eines krauſen Mechanismus ſtarrte ihr Blick aus großen, tränenloſen Augen 4 Dann ging ſie langſam über den Bahnſteig zurück, durch die Sperre, in die Allee, wo ſie noch vor kurzem das Glück zur Seite gehabt hatte. Es war dahin. Ein hereindampfender Zug brachte einen Schwarm eilig dahinlaufender Reiſender heran. Heddi ſtarrte in die Menge. ſtand wohl eine halbe Stunde auf demſelben Plaz. begriff nichts, fühlte nichts als eine unendliche Leere in ſich Nun ſah ſie ſich im Theater. Während der Vorſtellung war ſie gekommen Was dort auf der Bühne vorging. rollte wie ein farbeleerer, weſenloſer Film an ihren Augen vorüber. Die Beifallskundgebungen der begeiſterten Menge ſchreckten ſie auf und taten ihr weh Was wollte ſie hier? Jetzt, wo das Schickſal die Schlinge um ſie geworfen hatte? Geſchminktes, künſtlich aufgebautes Leben ſehen, wo das nackte Leid an ihre Herzenstür pochte“ Dann plötzlich ſtand deutlich die Frage vor Heddi: habe ich denn einen Grund zu den trüben Ahnungen, die mich quälen? Sie fuhr ſich mit der Hand übers Geſicht und hatte das Gefühl, als wäre mit dieſer Bewegung das Ge⸗ ſpinſt einer häßlichen Spinne um ihren Kopf zerriſſen. Doch die Ahnungen kamen wieder. legten ſich noch ſchwe⸗ 1 rer auf ſie. Heddi wartete nicht das Ende der Vorſtellung ab. Während der letzten Pauſe verließ ſie das Theater. 1 Langſam ging ſie durch die grellen Strahlenbündel des Platzes, durch mondbeſchienene ſtille Straßen. Ueber die Brücke— f Ja, die Brücke! Wie kam ihr doch dieſe Gegend bekannt vor! Dort der ſteinerne Löwe! Bewegte er nicht die zottige Mähne, fletſchte er nicht ſeine gewaltigen Zähne gegen ſie? Spreizte er nicht ſeine langkrallige Tatze, wie um ſie niederzuſchmettern? b Eorflehang folgte 1 7 2 1 5 3 Aus Nah und Fern. Frankfurt a. M.(Zum Raubmord in der Kai⸗ ſerſtraße.) Bei dem Raubmord, der Sonntag früh an dem Juwelier Joſeph Grebenau verübt wurde, ſind dem oder den Tätern, wie bereits mitgeteilt, Schmuck⸗ ſachen im Werte von etwa 50000 Mark in die Hände gefallen. Am Tatort wurden die weiteren Ermittelungen durch die Mordkommiſſion des Poltzepräſidiums fort⸗ geſetzt. Von dem Täter fehlt bis jetzt jede Spur. Auf Ermittlung der Täter und Herbeiſchaffung der geraub⸗ ten Sachen iſt eine hohe Belohnung ausgeſetzt. Ueber den Hergang der Tat ſſt man ſich noch nicht ganz im laren, man neigt indeſſen immer mehr der Anſicht zu, daß der Ueberfall im Hausflur erfolgte. Anſcheinend wurde Grebenau durch Klopfen oder Schellen vom Mit⸗ telzummer, wo er offenkundig bereits mit der Korreſpon⸗ denz beſchäftigt war, nach dem Flur gelockt und hier ohne weiteres in den Kampf mit dem Mörder verſtrickt. Wies baden.(Anfall oder Verbrechen?) Vor dem Hotel Wilhelmina wurde ein Mann mit einer Wunde an der Schläfe tot aufgefunden. Die Unterſuchung ob ein Anfall oder ein Verbrechen vorliegt, iſt noch im Cange. Eine Gerichtskommiſſion hat die Aufklärung der Sache in die Hand genommen. Braubach a. Rh(Ein galant es Abenteuer dor 100 Jahren vor Gericht.) Vor dem hieſigen Amtsgericht ſpielte ſich ein intereſſanter Beleidigungspro⸗ zeß ab. Der Nedakteur der„Frankfurter Volksſtimme“, Dr. Dana, hatte während des Wahlkampfes in der Frage der Fürſt nenteignung in einer öffentlichen Verſammlung im Dorfe Dachſenhauſen ein Gerücht erwähnt, wonach ein naſſauiſcher Standesherr während des Wiener Kon⸗ greſſes 1815 dem damaligen Kurfürſten von Heſſen⸗Kaſſel eine Freundin beſorgt habe. Ein Nachfahre des Standes⸗ herrn ſtellte deshalb Strafantrag, wurde aber vom Land⸗ Lericht Wiesbaden auf den Weg der Privatklage verwiesen. Das Amtsgericht ſprach den Angeklagten, ohne daß ſich der Gerichtshof zurückgezogen hatte, frei, mit der Be⸗ gründung, daß der Beklagte gegen den Kläger nichts Ehrenrühriges geſagt habe. Nach der Beweisaufnahme könne es ſich nur um einen Vorfahren handeln, der zur eit des Wiener Kongreſſes gelebt habe und in dieſem Zuſammenhang nicht mehr zu den Klageberechtigten ge⸗ hören könne. Nach dem Strafgeſetzbuch eren m emer ſolchen Angelegenheit nur noch Eltern, Geſchwiſter und Gatten zur Klage berechtigt. 1 Ohligs.(Die Hand durch eine Säge abge⸗ ſchnitten.) Kurz vor Feierabend geriet ein 21 Jahre alter Arbeiter ber der Kronprinz A. G. in die Rohrſäge, die ihm die Hand bis zum Unterarm glatt abſchnitt. Wie der Anfall entſtand, iſt noch nicht aufgeklärt. Die Berufsgenoſſenſchaft hat feſtgeſtellt, daß im Betrieb alle chutzvorrichtungen vork anden ſind. Lintfort.(Rückkehr aus der Fremdenlegion.) Im Apr! vorigen Jahres hatte der noch jugendliche Berg⸗ mann Hermann Banttza zur franzöſiſchen Fremdenlegion ſich anwerben laſſen. Auf die von den Eltern und amt⸗ licherſeits eingereichten Entlaſſungganträge iſt B. mit Rück⸗ ſicht auf ſeine Jugend entlaſſen worden und wieder hier eingetroffen. f 5 5 Siegen i. W. Ein geriſſener Schwindlet!) Wiſſen hat ein zweiter Domela diefer Tage eine SGaſtrolle gegeben. Der Fremdling trat hier als Ober⸗ genieur auf und vergab für die Legung eines Poſt⸗ bels von Betzdorf nach Wiſſen Rieſenaufträge, bei denen von Tauſenden nur ſo hagelte. Die Geſchäftsbefliſſenen, ie die Angelegenheit aus Konkurrenzangſt geheim hiel⸗ en, wußten ſich in der Veranſtaltung großer Eſſen gegen⸗ tig nicht Penne zu tun. Eine volle Woche hielt ſich Herr Oberingenieur in Wiſſen auf und heimſte von Auftraggebern Schmiergelder in erheblicher Höhe ein. Sang verſchwand er. Nun wartet man in Wiſſen auf die Rückkehr des Oberingenieurs„Domela“. ö Bremervörde.(23 900 Mark aus einem Poſt⸗ ug geſtohlen.) Aus dem Perſonenzug Bremervörde Weſermünde iſt eine Geldkiſte der Reichspost mit 23 900 Mark Inhalt geſtohlen worden, ohne daß von den Tä⸗ eine Spur vorhanden iſt. . München.(Den Vater erſchlage n.) In einem ure bei Straubing hat ein 46 Jahre alter Bauernſohn ſei Vater mit einem Schraubenſchlüſſel erſchlagen, weil Race Anweſen verkaufen wollte. Der Vatermörder Ludwigshafen.(Wieder ein ſchwerer Anfall in der Anilinfabrif.) Bei der Vornahme von Hoch⸗ druckverſuchen an der Natronlaugepumpe ſpritzte durch einen unglücklichen Zufall dem dabei beſchäftigten Arbeiter Jakob Chriſtmann von Mörſch die Natronlauge ins Ge⸗ licht und in die Augen. Der Verunglückte wurde ins Frankenthaler Krankenhaus eingeliefert. Das Geſicht iſt durch die Aetzung ſchwer mitgenommen, doch hofft man, das Augenlicht erhalten zu können. Kaiſersiautern.(Zwei Millionen 1 ſchinen.) Dieſer Tage wurde in der Nähmaſchinenfab G. M. Pfaff A.⸗G., Kaiſerslautern, die zweimillionſt⸗ Nähmaſchine fertiggeſtellt. Eine Abordnung der Arbei ter und Angeſtellten der Firma ſprach der Direktion zu der zwei millionſten Pfaffmaſchine— einer Schnellnäh⸗ maſchine Klaſſe 103— ihre Glückwünſche aus. Bekannt⸗ lich wurde die millionſte Maſchine ſeiner Zeit dem hiſtori. chen Muſeum der Pfalz in Speyer überwieſen, während ich die erſte im Jahre 1862 gebaute 1 m Deutſchen Muſeum in München befindet. Darmſtadt.(Die Vie rnheimer Zigeuner⸗ ſchlacht vor Gericht.) In der Nacht vom 24. auf 25. Dezember 1926 waren die Zigeuner Jakob Reinhardt, Jean Meinhardt, Karl Anton und Auguſt Wagner m einer Viernheimer Wirtſchaft mit Ortseinwohnern in Streit geraten, wobei das Meſſer eine Rolle pielte und auch geſchoſſen wurde. Poltzet und Gendarmerie hatten dann Ordnung geſchaffen. Der Wirt, der wegen Sachbe⸗ ſchädigung Anzeige erſtattet hatte, bekundete bei der Ver⸗ handlung, daß der Zigeuner Karl Anton einer der Haupt⸗ täter geweſen ſer, doch konnte die Beweisaufnahme kein klares Bild der Vorfälle ergeben, da der Durcheinander zu groß war und ſich insbeſondere die Meſſerſtecheret und die Schießerei nicht im Wirtslokal, ſondern außerhalb derſelben in der Dunkelheit abgespielt hatten. Das Ar⸗ teil, das ſchließlich gefällt wurde, erkannte dann gegen Leonhard Lammer auf 6 Monate 2 Wochen Gefängnis, gegen Jakob Reinhardt, Jakob Lammer und Gg. Kopp auf Freisprechung, gegen Karl Anton wegen Sachbeſchä⸗ digung auf 1 Monat Gefängnis, gegen Auguſt Wagner wegen Tragens eines Revolvers auf 1 Woche Haft, die durch die Unterſuchungshaft verbüßt ſind. „Rünzheim.(Ein unüberlegter Streich.) Der 26 Jahre alte verheiratete Tagner Franz Stubenrauch von hier hatte ſich vor dem Amtsgericht Germersheim wegen eines unüherlegten Streiches zu verantworten. Gelegent⸗ lich des Beſuches einer Wirtſchaft in Germersheim lieh er ſich von einer Kellnerin ein Fahrrad, das er aber nicht mehr zurückgab. Unter dem Vorwande, daß ihm das Rad von der franzöſiſchen Zollbehörde im Elſaß be⸗ ſchlagnahmt worden ſei, ſuchte er die Verleiherin zu trö⸗ ſten. Es ſtellte ſich jedoch bald heraus, daß er das Nad ſofort verkauft hatte, wofür ihm vom Gericht Betrug und Unterſchlagung zur Laſt gelegt und nunmehr eine dreimonatige Gefängnisstrafe zudiktiert wurde. Duisburg.(Beginn des Mordprozeſſes Ha⸗ gedorn.) Am heutigen Mittwoch beginnt vor dem Schwurgericht der Mordprozeß gegen die 18 Jahre alte Käthe Hagedorn. Die Angeklagte hatte ſemerzeit zwei Kinder die 5jährige Käthe Gelzleichter und den 6 Jahre alten Friedrich Schäfer in einen Wald bei Hutsburg ge⸗ lockt, den Kindern dort die Puls⸗ und Halsſchlagadern ge⸗ öffnet und ſie verbluten laſſen. Um die kleinen Opfer am Schreien zu verhindern, drückte ſie den Kindern Erde in den Mund, ſo daß die Leichen einen grauenhaften An⸗ blick boten. Die Hagedorn hatte ber ihrer Vernehmung einen Düſſeldorfer Händler der Tat beſchuldigt, der aber ſeine Anſchuld beweiſen konnte. Zu der Verhandlung lind Profeſſor Ranke⸗Frankfurt a. M. und Sanitätsrat Dr. Magnus Huſchfeld als Sachverſtändige geladen, die eine Darſtellung des Trieblebens der Mörderin geben werden. Beuthen.(Ein Brandſtifter verhaftet.) Der Brandſtifter, der die Scheune in Mathesdorf angeſteckt hat, iſt verhaftet worden. Er hat die Tat zugegeben. Bei dem Brand haben bekanntlich zwei Arbeitsloſe ihren Tod gefunden. Straßburg i. E.(Exploſion einer Höllen⸗ maſchine.) In der Nacht iſt hier eine Höllenmaſchine explodiert. Sämtliche Fenſterſcheiben der umgebung zer⸗ ſprangen. Emige Häuſer waren ſchwer beſchädigt. Es ſoll ſich um den Racheakt eines Mannes handeln, der kürrich aus ſeiner Wobnuna ausgewieſen wurde. Berlin.(Die ſchwarze Dame als Woh⸗ nungsdiebin.) In einer bekannten Gegend des Ber⸗ liner Weſtens wurden ſeit einiger Zeit die Klagen über Wohnungsdiebſtähle immer zahlreicher und lauter. Nach⸗ prüfungen und Ermittelungen der Kriminalpolizei führ⸗ ten ſchließlich zur Verhaftung einer Dame, über deren Diehſtahlspraris wir folgendes hören: Bei den kriminel⸗ len Ermittlungen ergab ſich, daß immer dann, wenn ein Diebſtahl verübt worden war, ſich eine elegante Dame in Schwarz in der Nähe aufgehalten hatte. Die Polizei wurde ſchließlich aufmerkſam auf einen Schneidermeiſter, der wegen einer Reihe Wohnungsdiebſtählen bereits be⸗ kannt war. Man ſtellte feſt, wer bei ihm angeſtellt ge⸗ weſen ſei und beobachtete darauf ſeinen früheren Lehr⸗ ling. Bei einer Hausſuchung, die man bei dieſem vor⸗ nahm, fand man eine Anzahl Pfandſcheine über ver⸗ ſetzte Pelze. Der Lehrling hatte ſich mit der Dame zu⸗ ſammengetan und die Dame übernahm die erbeuteten Gegenſtände nach erfolgreichem Einbruch des Lehrlings jeweils in Empfang. Dem Paare konnten bereits ſieben große Diebſtähle nachgewieſen werden. Der Lehrling bekannte, daß er nach dem Muſter ſeines Meiſters gearbei⸗ tet habe. Dieſer habe ihm ſelbſt erzählt, wie und wo er die Einbrüche verüben müſſe. f Lokales und Allgemeines. Seckenheim, 26. Januar. Die Lage des Arbeitsmarktes in Baden. Di Zahl der Hauptunterſtützungsempfänger iſt, wie das Lan desamt für Arbeitsvermittlung mitteilt, in der Berichts⸗ zeit bei ziemlich ſtarker Flu tuation, die auch fernerhin für die Entwicklung innerhalb verſchiedener für den ka⸗ diſchen Arbeitsmarkt wichtiger Berufsgruppen weiterhin zu beobachten war, im Endergebnis faſt gleichgeblieb' en, Zunahme von 68 714 auf 68 764. Soweit neue Ju⸗ gänge regiſtriert wurden, waren ſie vornehmlich durch wer tere Arbeitsverminderung im Baugewerbe und in der Gruppe der Lohnarbeit wechſelnder Art, daneben aller⸗ dungs auch durch Entlaſſungen verſchiedener nicht vor der Jahreszeit anhängiger Gruppen bezw. Untergruppen Le⸗ dingt. Die der Zunahme der Wage haltende gleichzeitige Abnahme war größerenteils durch Arbeitsvermittlung bezw. durch Wiederaufbau von Arbeit in den verſchiedenſten Berufsgruppen zum kleineren Teil durch Uebergang in die Kriſenfürſorge(Zahl der Kriſenfürſorgeempfänger in Baden nach dem Stand vom 15. Januar 3721) endlich auch durch Ueberweiſung zu Notſtandsarbeiten(Stand am 19. Januar 3823 Notſtandsarbeiter) verurſacht. a Moesheim. Der Geſangverein„Germania“ Ilvesheim hielt am Sonntag ſeine diesjährige Generalverſammlung im Gaſthaus„Zum Deutſchen Haus“ ab. Der gute Beſuch der Verſammlung zeugte von regem Intereſſe am Verein. wiedergewählt. Veſonders begrüßt wurde das dies⸗ jährige Bezirksſängerfeſt des bad. Pfalzgau⸗Sängerbundes verbunden mit dem 65 jährigen Stiftungsfeſt, das am 3. Juli ds. Js. ſtattfindet. Nachdem bis dorthin die Ilvesheimer Neckarbrücke dem Verkehr übergeben iſt, kann der Ort bequemer als bisher erreicht werden. Schon heute ruft der Geſangverein„Germania“ den Bundes⸗ und Nachbarvereinen zu:„Auf zum Bezirks⸗ ſängerfeſt und zur Beſichtigung der Ilvesheimer Neckar⸗ btücke am 3. Juli 1927.“ N Wetterbericht vom 26. Januar. Während das außerordentliche Tief der Island⸗Zy lone(Minimum des Luftdruckes unter 710 mm./ groß Mengen Warmluft nach England und den Nordmeeren 1 hatte, iſt jetzt beträchtlicher Druckanſtieg über em Feſtland erfolgt. An der Kaltluft der ſo entſtandenen Hochdruckgebiete gleiten die Warmluftmaſſen der Island⸗ Zyklone entlang, ohne die Temperaturverhältniſſe unſeres Landes vorerſt zu beeinfluſſen. Mit der Zeit iſt jedoch e der warmen Südweſtſtröͤmung zu er⸗ warten. Vorausſichttiche Witterung bis Don⸗ terstag: Zunächſt noch zeitweiſe heiter, Strahlungs⸗ röſte, ſpäter zunehmende Bewölkung. ö (Unpolitiſche Zeitbetrachtungen.) Die gefunkten Parlamentsreden.— Unſere Sorgen!— Es ginge ſchon, aber es geht nicht!— Wann kommt die Knie⸗ hoſe?— Schlecht bezahlte Poſten.— Der gefährliche Box⸗ ſport.— Noſen von Schiras.— Karin und der Sympathie⸗ Gradmeſſer. i „Es wird wiederum„ernſtlich erwogen“, die in den hohen Häuſern“ gehaltenen Reden unſerer liebwerten Volksvertreter durch den Rundfunk zu verbreiten. Man erwog es bereits im vorigen Jahre, kam aber nicht a Rande damit, denn gut Ding will Weile haben. Nun hält man die Sache für ſpruchreif, und der Spruch wird wahr⸗ ſcheinlich bejahend lauten. In den Sitzungsſälen werden die erforderlichen Apparate aufgeſtellt werden. und was an Weisheit von den Lippen der Mandatsträger und ⸗Trä⸗ gerinnen träufelt, wird der Rundfunk„an alle!“ weiter⸗ geben. Hat man die Parlamentsreden bisher nur in dem Extrakt der Zeitungsberichte genoſſen, wird man ſie dann in der langen Brühe ihrer Wortwörtlichkeit zu ſich nehmen können. Jetzt ſitzt das Volk der Wähler meiſt bloß abends an der Strippe, manche legen ſich auch mit dem Kopfhörer ſchlafen oder laſſen ſich morgens vom Lautſprecher wecken, u Zukunft wird man auch am Tage auf dem Horchpoſten ein. Man hat ja ſonſt nichts zu tun. Und wie gern wäre man oft ſchon dabeigeweſen, wenn in den hohen Häuſern etwas los war. Wie hat man diejenigen beneidet, die zu⸗ Wien ſein konnten, wenn ſozuſagen der Teufel los war, die ände unter einem Höllenlärm erzitterten! Solche gro⸗ ßen Tage wird man künftig als Hörer miterleben. Geſchrei, Geklapper, Kindertrompetengeplärr, Schimpflanonaden— nichts, was die Größe ſolcher geſchichtlichen Momente aus⸗ macht, wird uns vorenthalten werden. Oder ſollten wir uns täuſchen? Sollten, wie einige hoffen, die Skandale aufhören, weil die radauluſtigen Elemente ſich ſchämen würden, vor Millionen Volksgenoſſen ſich im Parlamente unparlamentariſch zu benehmen? Und ſollte der Rundfunk le Lang⸗ und Breitredner auch veranlaſſen, ſich kürzer zu faſſen? Sehr fraglich! Hat man bisher viel zum Fenſter zausgeredet, wird man dann vielleicht noch mehr in das kzundfunkmikrophon hineinreden. Die Mill onen Zuhörer zonnen ja nicht widerſprechen, und man kann ſich einbilden, Daß ſie alle begeiſtert ſind. * Bei der Beratung der Titel⸗ und Ordenfrage wird die Anlage wohl noch nicht fertig ſein, ſo daß man die Reden dafür und dagegen nicht hören kann. Leider! Man würde da erſt einen Begriff bekommen, was für Sorgen, für ſchwere Sorgen wir haben. Es iſt ganz verkehrt, anzu⸗ nehmen, wir könnten es auch ohne Titel und Orden wieder vorwärtsbringen, und wir ſeien innerlich ſo gewaltig durch⸗ geſchüttelt worden, daß derartige Aeußerlichkeiten uns kalt laſſen müßten. Es ginge wohl ohne das Brimborium, aber es geht nicht. Beſonders nicht bei uns Dichtern und Den⸗ kern, und ich möchte vorſchlagen, daß auf dem heute nicht mehr ungewöhnlichen Wege des Preisausſchreibens recht gute Muſter für beide Schmuckartikel geſucht werden. Ich werde mich auch mit verſchiedenen Originalideen an dem Wettbewerb beteiligen. So ſchwebt mir ein Wadenorden vor, der den engliſchen Hoſenbandorden, der am Knie ge⸗ tragen wird, noch übertreffen ſoll. Die Wade iſt zu enor⸗ mer Bedeutung gelangt, allerdings hauptſächlich bei dem weiblichen Geſchlecht, das dieſen Beinmuskel heute ſo ſtolz zur Schau trägt, wie ſie ihn ehedem durch das Kleid ſitt⸗ ſam verhüllte. Durch fleiſchfarbene Strümpfe wird die Naturechtheit betont und hervorgehoben Ein Orden daran — auch Frauen würde man ſchon von wegen der Gleichbe⸗ rechtigung dekorieren müſſen— würde den Totaleindruck noch außerordentlich verſtärken. And bald wird es auch ein Orden für Männer ſein, da ja die Kniehoſe auf dem An⸗ marſch ſein ſoll. Unſere Diplomaten, die bei den Neujahrs⸗ empfängen ſämtlich den blauen Schifferfrack mit blanken Knöpfen trugen, werden mit die erſten ſein, die auch die Kniehoſe anlegen, und ihnen würde der Wadenorden ein noch repräſentativeres Ausſehen verleihen. Für unſere Auslandsvertreter brauchen wir Orden zur Belohnung ihrer Dienſte, da das Gehalt, das wir ihnen ahlen, keine genügende Entſchädigung iſt. Beziehen doch die otſchafter nicht höhere Gehälter als 9500 bis 13 000 Mark, die Geſandten noch erheblich weniger, einige ſollen ſich ſogar nur auf knappe 4000 Mark ſtehen, Es ſcheint hier wieder einmal die berühmte Sparſamkeit am falſchen Ende vor⸗ zuliegen. Unſere Botſchafter und Geſandten ſollen nicht im Gelde ſchwimmen, denn ſie ſind Veamte eines ausgepreßten und ausgeſogenen Landes, aber ſie müſſen ein Gehalt haben, daß ſie davon ſtandesgemäß auftreten können, und das iſt, zumal das Leben in anderen Ländern vielfach noch teurer it als in Deutſchland, bei den obengenannten Be⸗ zügen kaum möglich. Es ließen ſich wohl im Innenbetriebe an nicht nötigen oder zu hoch bezahlten Poſten noch ſo viel 9 1 Erſparniſſe machen, daß man die im ſchwierigen Außenbe⸗ triebe Tätigen beſſerſtellen könnte. Diplomatie iſt eine Kunſt, und die Kunſt iſt heute auf ſchmale Koſt geſetzt, falls ihr nicht ein Nobelpreis zufällt. Der berufsmäßig aus⸗ geübte Sport lohnt ſich anders, und namentlich dürfte der Boxſport auch 1927 von der Gunſt einer zahlungsfähigen Menge getragen werden, wie der glorreiche Anfang ver⸗ muten läßt. Aber er iſt auch reich an gahriich 0 ten Ein⸗ drücken“, und unter Umſtänden lebensgefährlich. Es ſind in letzter Zeit Fälle mit tödlichem Ausgange vorgekommen, weil der davon Betroffene nicht unbedingt hiebfeſt war. Man kann ſich ſein Brot noch auf minder riskante Weiſe verdienen, es müſſen ja nicht Kaviarbrötchen ſein. Exſchah von Perſien iſt nach Blättermeldungen in Paris unter die Parfümagenten gegangen. Seine Heimat iſt das Land des Roſenöls und Roſenwaſſers, der balſamiſchen Blumendüfte, die ſchon Hafis beſang— ſchlechte Düfte beſingen die Dichter nicht— die Parfümeriebranche lag dem verfloſſenen Schah alſo nahe. Mit einem wohlriechenden Waſſer, einer Haut⸗ paſte„Die Roſe von Schiras“ kann er in der Stadt, wo er eine Menge Geld ausgegeben hat, möglichenfalls wieder etwas zurückerwerben. Man ſieht, daß auch ein Schah in ſehr eigenartige Lebensumſtände geraten kann, und daß wirklich niemand vor ſeinem Tode glücklich zu preiſen iſt. Die däniſche Schriftſtellerin Karin Michaelis, die das Buch vom gefährlichen Alter geſchrieben hat, das von man⸗ cher„unverſtandenen“ Frau mißverſtanden wurde, beſ äf⸗ tigt ſich noch immer mit dem Problem der Ehe und hat die⸗ ſer Tage in Berlin wieder einen Vortrag darüber gehalten. Die Männer kamen darin nicht beſonders gut weg und wur⸗ den in erſter Linie für die zahlreichen unglücklichen Ehen verantwortlich gemacht. Immerhin war ſie ſo unparteiiſch, die Frauen nicht von aller Schuld freizuſprechen. Im übri⸗ gen hofft ſie, die ſelbſt noch eine ſcharmante Frau iſt, auf die Erfindung eines Gradmeſſers der Sympathien, der an⸗ eigt, ob zwei Menſchen tatſächlich für einander beſtimmt find und zu einander paſſen. Aber, liebe Karin, das kön⸗ nen ſie ja ſein, und nachdem ſie verheiratet ſind, verflüchtigt 3 2 2 1 2 1 ſich die Sympathie und lockern ſich die Bande! Es komm nicht allein auf die Sympathien, ſondern ſehr weſentlich auf die Charaktere an. Auch dieſe ſind zwar wandlungsfähig, aber in den Stürmen des Lebens iſt auf ſie doch der größere Verlaß. Und das auch in dem gefährlichen Alter wo die Jugend ſchwindet und die Schönheit verblüht. J obs. Der geſamte Vorſtand wurde einſtimmig Mietbeihilfe und Fürſorgeamtet Nachdem durch die Aenderung des Mieterſchutz⸗ geſetzes den Gerichten eine Benachrichtigung der Für⸗ ſorgebehörden über jede Mietaufhebungsklage von Woh⸗ nungen zur Pflicht gemacht wurde, iſt es für die Oeffent⸗ lichkeit von dringendem Intereſſe zu wiſſen, in welcher Weiſe und unter welchen Vorausſetzungen die Ueber⸗ nahme von Mietsbeihilfen durch die Wohl⸗ fahrtsämter geſchieht. Zunächſt muß davor ge⸗ warnt werden, zu glauben, daß nun auch in jeder ſo ge⸗ meldeten Räumungsklage die rückſtändige Mietsſchuld vom Wohlfahrtsamt bezahlt würde, dies geſchieht nur dann, wenn die Prüfung der Familienverhältniſſe ergeben hat, daß die Zahlungsunfähigkeit weder durch das Verſchulden des Mieters herbeigeführt, und dieſer zur Zahlung durch⸗ aus nicht imſtande iſt. Neuerdings beſteht in Hamburg die Sonderregelung durch Zuſchickung einer Rechtsauf⸗ klärung an den von der Exmiſſion Bedrohten. In jedem gemeldeten Fall wird dem Beklagten die Mitteilung über die Rechtslage zugeſtellt, in der ihm anheimgegeben wird, im Falle der Notwendigkeit der Inanspruchnahme öffent⸗ licher Fürſorge einen diesbezüglichen Antrag ſofort ein⸗ zureichen. Eine ähnliche Rechtsbelehrung verſendet auch Lübeck. Es werden darin die Momente, die von vorn⸗ herein das Eintreten der Fürſorge ausſchließen, wie zum Beiſpiel eigenes Verſchulden des Mieters, wiederholte Säumigkeit bei Mietszahlungen, Nichtverwendung von Antermieten zur Beſtreitung der Hauptmiete, Beibehal⸗ tung eines den Verhältniſſen nicht mehr entſprechenden Mietaufwandes und ähnliche Gründe hervorgehoben. Da⸗ durch ſcheiden für die Nachprüfung eine ganze Reihe der gemeldeten Fälle aus, was zur Entlaſtung der ſo ſchon mit Arbeit überhäuften Wohlfahrtsämter beiträgt. Beſtimmte Richtlinien über die Gewährung von Anterſtützung zur Bezahlung von Miete ſind vom Wohl⸗ fahrtsamt Berlin⸗Neukölln herausgegeben und inzwiſchen, zum Teil in etwas veränderter Form, auch von einer Reihe von anderen Städten(zum Beiſpiel Stettin, Bre⸗ men uſw.) übernommen worden. Ernſthaft werden künftig die Fürſorgebehörden zu 3 haben, ob eine Vermeidung der Exmiſ⸗ ion durch Gewährung von Mietbeihilfen ratſam, oder ob nicht in beſonders kraſſen Fällen der vorübergehenden Unterbringung in Obdachloſenheimen vom erzieheriſchen Standpunkt aus der Vorzug zu geben iſt. Bei Geſuchen von Untermietern iſt eine Rückſichtnahme auf die Ver⸗ hältniſſe des Hauptmieters in allen denjenigen Fällen geboten, in denen die Gefahr beſteht, daß dieſer durch den 8 8 der Untermieten ſelbſt in Exiſtenzſchwierigkeiten gerät. Nach Anſicht aller Fachleute muß künftig daran feſt⸗ gehalten werden, daß die Zahlung der rückſtändigen Mie⸗ ten an den Hauswirt nur dann erfolgt, wenn auch wirk⸗ lich die Räumungsklage zurückgezogen wird. Da die Mietsbeihilfe, wie ihr Name ſagt, eben eigent⸗ lich nur eine Beihilfe zu der Mietsſumme ſein ſoll, ſo hat man, um das Prinzip zu wahren, gefordert, daß zum Beiſpiel die Erwerbsloſen eine kleine Summe von ihrer Unterſtützung zur laufenden Mietezahlung verwenden ſol⸗ len und das Wohlfahrtsamt nur den noch fehlenden Be⸗ wieder in geordnete trag hinzugibt. Natürlich ſoll dabei auf kinderreiche Familien eine beſondere Rückſicht genom⸗ men werden. Die für das fürſorgeriſche Eingreifen des Wohlfahrtsamtes erforderliche Bedürftigkeit des Mieters muß ſelbſtverſtändlich vorausſetzen, daß der Mieter wäh⸗ rend ſeines normalen Arbeitsverdienſtes ſeine Miete regel⸗ mäßig gezahlt hat, auch darf die beantragte Hilfe das der ſozialen Stellung des Mieters angemeſſene Maß nicht überſchreiten. Endlich kann nur dann eine Beihilfe in Frage kommen, wenn der Mieter trotz beſtem Willen nicht in der Lage iſt, aus eigenen Mitteln die Miete auf⸗ zubringen. Eine beſondere Art der Mietunterſtützung iſt die Ueberweiſung von einer Monatsmiete bei unverſchul⸗ det in Obdachloſigkeit geratenen Perſonen, damit dieſe ohnverhältniſſe gelangen können, zumal der Aufenthalt in derartigen Heimen häufig durch ſchlechte Geſellſchaft ſittliche Gefahren in ſich birgt. Im allgemeinen darf man behaupten, daß es für die Sache des Mieters ſowohl wie für die Intereſſen der Ge⸗ meinde am beſten iſt, wenn das Wohlfahrtsamt noch vor dem Räumungsurteil mit dem Hauswirt direkt in Ver⸗ handlungen tritt und die bewilligte Mietbeihilfe an den Wirt ſelbſt zahlt. Dadurch wird der Staat vor Aus⸗ nutzung geſchützt und dem Vermieter deutlich gezeigt, daß die Fürſorgebehörde die Intereſſen des Mieters zu wahren gewillt iſt. Die demnächſt zu erwartenden Be⸗ ſtimmungen dürften eine allgemeine, gleichartige Hand⸗ habung in dem Verfahren der Gewährung der Mietbei⸗ hilfe durch die Wohlfahrtsämter bringen, was aus mehr als einem Geſichtspunkt dringend zu wünſchen iſt. Kleine Chronik. N u Die Grippe in der Tſchechoflowakei. Die Preß⸗ burger Schulen ſind wegen der Grippeepidemie geſchloſ⸗ ſen worden. In Prag ſollen alle Bälle und Maſſenver⸗ anſtaltungen unterſagt werden, da auch in Prag die Grippe einige Todesfälle gefordert hat. Schwere Sturmſchäden in Rumänien. Seit zwei Tagen herrſchen in ganz Rumänien ſchwere Stürme. Sämtliche Telephon⸗ und Telegraphenleitungen ſind un⸗ terbrochen. Auf dem Schwarzen Meer mußte der Schiff⸗ fahrtsverkehr eingeſtellt werden. 18 . Vier Todesopfer eines Mordanſchlages. In einem Dorfe in der Nähe von Warſchau wurde ein Mordanſchlag auf eine Bauernfamilie verübt. Vier Perſonen wurden tot und zwei in hoffnungsloſem Zuſtande aufgefunden. Wahrſcheinlich handelt es ſich um Raubmord. Die Ver⸗ folgung der bisher noch unbekannten Täter iſt aufge⸗ nommen. il Eine Hitzewelle in Südauſtralien. Nach einer Mel⸗ dung aus Adelaide wird Südauſtralien zurzeit von einer Hitzewelle heimgeſucht, wie ſie ſeit zwanzig Jahren nicht erlebt worden iſt. Fünf Tage hintereinander betrug die Temperatur mehr als 100 Grad Fahrenheit, ſie erreichte in Adelaide einen Höchſtſtand von 109 und auf dem Lande einen Höchſtſtand von 113 Grad. Aus den Wetter⸗ berichten geht hervor, daß der heißeſte Januar im Jahre 1858 war. Damals erreichte die Durchſchnittstemperatur an neun aufeinanderfolgenden Tagen 110 Grad mit einem Höchſtſtand von 116 Grad. Efe bofache Kindesmörderin. In Bialiſtock wurd. eine Frau verhaftet, die 60 Kinder ermordet 755 nachher verbrannt hatte. Sie nahm die Kinder in Verpflegung und ließ ſich für jedes Kind eine beſtimmte Summe zahlen. Die Mütter wurden hinſichtlich der Unterbringung der Kinder betrogen, indem ihnen geſagt wurde, daß die Kin⸗ der ſich auf dem Lande befänden. Nur dem Drängen einer Mutter, die ihr Kind unter allen Umſtänden zurück haben wollte, iſt es zu verdanken, daß der Beſtialität der Kindesmörderin nicht noch mehr Kinder zum Opfer ge⸗ fallen ſind. a. Das Teſtament Cortes? Wie verlautet, hat der Jeſuitenpater Cumvas im Archiv des Colegio Notarial in Sevilla ein Dokument gefunden, in dem er das Te⸗ ſtament des mexikaniſchen Eroberers Fernando Cortes 8 Schriftſtück trägt das Datum vom 12. Ok⸗ o 5 Sechs Meter hoher Schnee in Zentralrußland. Wie halbamtlich aus Moskau gemeldet wird, dauern die Schneeſtürme in Zentralrußland weiter an. Der Schnee liegt teilweiſe ſechs Meter hoch. Unweit Samara iſt ein. fünf Tage lang ſtecken geblieben. A. Harakiri als Trauerkundgebung. Die japanische Polizei befindet ſich in einem heftigen Kampf gegen die alten traditionstreuen Japaner, die es zugleich als Kund⸗ gebung vollkommenſten Patriotismus wie als höchſtes Recht des guten Staatsbürgers anſehen, dem verſtorbe ien Souverän freiwillig in den Tod zu folgen. Dieſe pa⸗ triotiſche Kundgebung beſteht, wie man weiß, von jeher im Harakiri, der furchtbaren Sitte des Bauchaufſchlitzens. Schon jetzt haben viele Japaner dieſe Handlung voll⸗ zogen und man befürchtet, daß anläßlich des am 7. Fe⸗ bruar ſtattfindenden feierlichen Begräbniſſes weitere zahl⸗ reiche derartige Fälle ſich ereignen würden. Agenten der Polizei ſind infolgedeſſen eifrig damit beſchäftigt, die Wohnungen zu durchſuchen und die alten Samurai⸗Schwer⸗ ter— die Waffe des japaniſchen Adels— zu beſchlag⸗ nahmen, mit denen traditionsgemäß jene alte Sitte voll⸗ zogen werden muß. Ausländer, die ſich etwa im Beſitz ſolcher— als Sammlungsgegenſtände ſehr beliebten— Waffen befinden ſollten, werden dringend aufgefordert, in der fraglichen Zeit keinem Japaner eine ſolche Waffe betete in A 1. welſe in Auſtralien. Nach Meldungen aus Sydney herrſcht augenblicklich in verſchiedenen Teilen Auſtraliens ſtarke Hitze. In Südauſtralien ſind zahlreiche Todesfälle zu verzeichnen. So in einem Altersheim in Adelaide allein ſieben. Als Folge der Hitzewelle werden zahlreiche Brände in verſchiedenen Landesteilen berichtet. Einzelne Bezirke leiden empfindlich unter Waſſermangel. * Ein Papſtring für 1020 Dollar verkauft. Ein großer Brillantring, beſtehend aus großen gelben Brillan⸗ ten in der Mitte und einer Einfaſſung von weißen Bril⸗ lanten, wurde in London bei Chriſtie 25 1020 Dollar verkauft. Er war aus dem Beſitz des verſtorbenen Papſtes Pius KX. in denjenigen des Erzbiſchofs von Prag, Dr. Theodore Kohn, übergegangen, ehe er hier zur Verſtei⸗ gerung kam. Druck und Verlag: G. Zimmermann Wwe., Inh. Gg. Härdle, Seckenhei m Bekanntmachungen der Gemeinde Seckenheim. Die Wohnungen in den Neubauten Wilhelmſtraße 37—41 können bis Freitag, 28. ds. Mis. bezogen werden. Der Gemeinderat hat die Holzverſteigerung ge⸗ nehmigt. Die Loszettel können morgen Donnerstag, den 27. Januar 1927 bei der Gemeindekaſſe in Empfan genommen werden. Die Abfuhr des Holzes darf erſt nach 5 1 7 Zahlung erfolgen. Den Steigerern die mit Schuldigkeiten an die Gemeindekaſſe im Rückſtande ſind, wird der Loszettel nur gegen Barzahlung aus⸗ gehändigt. Die Gemeinde hat noch mehrere Loſe Reiſig⸗ aufen(25 Stück Wellen) gegen Zahlung eines etrags von 2.— Mk. pro Los und noch mehrere Loſe Stockholz(Stumpen) zu 2.50 Mk. pro Los abzugeben. Anmeldungen werden auf der Gemeinde⸗ kaſſe entgegengenommen. Seckenheim, den 26. Januar 1927. Der Bürgermeiſter: J. V.: Treiber. Iflletorbereinfgung denkenbeim. Heute Mittwoch, 26. Januar, abends 8 Ahr findet im Sitzungszimmer des Vereinshauſes unſere 1 Jabkes-Hauntverſammung Tagesordnung: 1. Geſchäfts⸗ und Kaſſenbericht. 2. Neuwahlen. 3. Vortrag:„Die Vorausſetzungen für den Wohnungsbau 1927 nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre“. 4. Ausſprache. f Unſere Mitglieder werden zur Teilnahme an der Verſammlung freundlichſt eingeladen Der Vorſtand. Vollssbirchenbund der relig. Eozialiſten Ortsgruppe Seckenheim. heute mintwoch Abend 2 Uhr findet im Vereinshaus eine öffentliche Versammlung ſtatt. Jugendpfleger Genoſſe Roeſinger, Neckarau ſpricht über das Thema:„Die Aufgaben der relig. Sozialiſten in der Gemeinde“. 1 850 2 00 e und Frauen ſind bierzu herzlichſt eingeladen. 5 Der Vorſtand. „Sängerbund“ Seckenheim (gegr. 1883) Unſerm treuen Sänger Ernſt Keller und ſeiner lieben Braut Marie zur heutigen Vermählung die beſten Glück⸗ und Segenswünſche. Heute Abend 8 Ahr Julummenſunft im bpofial ½8 Uhr Vorstandssitzung. Der Vorſtand. 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