A. Jubruung Bezugspreis: Für den Monat Januar 1.40 Rmk., frei ins Haus. Anzeigenpreis: Die einſpalt. Petitzeile 15 R.⸗Pfg. Reklamen: 60 R.⸗Pfg. Bei Wiederholung Rabatt. Beilagen: Illuſtriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). Donnorslug. 27. Junuur 1927 Tages · und Anzeigenblatt für Seckenheim und Umgebung Erſcheinungszei!: Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſetzlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle Hildaſtraße 68 oder durch unſere Träger. Fernſprecher Rr. 16.— Poſtſcheckkonto 78439 Karlsruhe. Neues in Kürze. 8 26: Zwiſchen Zentrum, Deutſchnationaler und Deut⸗ ſcher Volkspartei iſt über die Regierungsbildung eine ſach⸗ liche Einig ung zuſtandegekommen. 28: In einem Interview mit dem Berliner Vertreter der Times wandte ſich Streſemann gegen die im Zu⸗ ſäammenhang mit der Regierungskriſe aufgetauchten Ge⸗ rüchte einer Gefährdung der Locarnopolitik. : Die Reichstagsfraktion der Wirtſchaftlichen Ver⸗ Leeinigung beſchloß, dem Kabinett der bürgerlichen Parteien mit wohlwollender Neutralität gegenüberzuſtehen und es zu unterſtützen, ſolange die Regierung den Forderungen des Mittelſtandes Rechnung trägt. 1 22: In Berlin wurde ein Sozialverſicherungsabkom⸗ men zwiſchen Deutſchland, Polen und Danzig unter⸗ bLeichnet. 3 18: Waſhington wird in ſeiner Antwort auf das eng⸗ 5 liſche Chinamemorandum die Annullierung aller demüti⸗ genden Verträge, die China auferlegt ſind, empfehlen. 5 28: Der amerikaniſche Senat nahm die Robinſon⸗Re⸗ 1 ſolution an, die verlangt, daß der mexikaniſche Oelkon⸗ . flitt durch ein Schiedsgericht geſchlchtet werde. i Einigung in der Regierungsſrage. Dr. Marx beim RNeichspräſidenten. 5 Berlin, 26. Januar. 5 Heute vormittag 11 Ahr traten die Führer der Deutſchnationalen, des Zentrums und der Deutſchen Volks⸗ partei zu einer gemeinſamen Beſprechung zuſammen, an pvelcher auch Neichsaußenminiſter Streſemann ſowie Dr. Brauns teilnahmen. Dieſe Beſprechung, welche bis 2 Ahr nachmittags dauerte, hat zu einer vollſtändigen Einigung über das Programm der neuen Re⸗ gierung geführt, während die Erledigung der perſo⸗ nellen Fragen noch ausſteht. Sofort nach Beendi⸗ gung der Konferenz begab ſich Reichskanzler Dr. Marz zum RNeichspräſidenten v. Hindenburg, um dieſem f ber den Verlauf der bisherigen Beſprechungen zu be⸗ dichten. Die jetzt von den für die Negierungskoalition in Betracht kommenden Parteien angenommenen Nicht⸗ lini en des kommenden Kabinetts wurden im Anſchluß dieran auch den übrigen Fraktionen zugeſtellt, die nun wbrerſeits hierzu Stellung zu nehmen haben. 55* 3 t Nachdem man am Schluſſe des vielbeſprochenen Zen⸗ . rumsmanifeſtes geleſen hatte, daß damit der Zugang 1 5 Verhandlungen Dr. Marx mit den Deutſchnationalen keoöffnet worden ſet, war die Zahl derer immer geringer Deverden, die immer noch nicht glauben wollten, daß die 5 eutſchnationalen wirklich in die Regierung einziehen wür⸗ den. Die Zweifler beriefen ſich darauf, daß die Zentrums⸗ breſſe nach dem Ausbruch der Kriſe im Dezember des dergangenen Jahres mit einer nie dageweſenen Einmütia⸗ keit eine Aenderung der Regierungsgrundlage abgelehnt abe, und ſie meinten im beſonderen, daß jedenfalls a Ader die neue, mehr rechts eingeſtellte Regierung nicht hilden könne. Aber dann zeigte es ſich, daß der mündliche nemungsaustauſch, ganz wie erwartet, raſch zu einer An⸗ fü erung zweier bisher ſehr gegenſätzlicher Auffaſſungen 15 55 und daß die optimiſtiſchen Meldungen der deutſch⸗ 0 En tonalen Preſſe über einen günſtigen Verlauf durch die ntwicklung durchaus beſtätigt wurden. 5 Wenn Marx ſein Kabinett zuſammengeſtellt hat, ſo wird es die dritte Regierung ſein, die ſeinen Namen trägt. 191 ir wollen ihm nun wünſchen, daß es ihm keine zu. ſchwere Bürde werden möge, wenn er jetzt die Laſt des N nuamleramtes Zum dritten Male auf ſeine Schultern fAummt, denn das dritte Kabinett Marx geht mit ganz ans Regieren. . Es iſt zunächſt einmal nicht gut zu leugnen, daß die 8 che Parteien, in deren Juſammenarbeilen der ungewöhn⸗ . Charakter des dritten Kabinetts Marx ſich ſo unge⸗ ö. anſchaulich markiert, gegeneinander erheblich mißge⸗ Bolled ind. Im Zentrum grollt man der Deutſchen keit Spartei, daß 107 die Kriſe und die jetzigen Schwierig⸗ 5 80 hervorgerufen habe. Der Grund für dieſe und haächſte Jeagkrliche Feſtſtellungen iſt darin zu ſuchen daß die werd e Zeit gerade auch für das Zentrum nicht ſehr leicht in gen. wird. denn, wenn es mit den Deutſchnationalen 3 Regierung ſitzt, wird es erheblichen Wert darauf 5 müſſen, das Mißtrauen der Jentrumsarbeiterſchaft 5 Nollen. Soll das aber geſchehen, dann wird man erſuch dazu nach der ganzen Lage der Dinge zuerſt 1 allem auf ſozialem Gebiete machen müſſen, e en die Forderungen der Arbeiterſchaft, z. B. zum ſo wel ichchgeſeß und Arheitszeiigeſetz, nachprüft und ſie alich. durchzufn trachtet, wie das nur irgend Eben das iſt aber der Punkt, aus welchem wiederum die ſehr ſtarke Unbehagen zu erklären iſt, mit welchem 5 hinſichhs Volzspartei der nächſten Entwick⸗ 75 ſichtlich des Arbeitszeftaeſetzes entgegenſiebt. l 7 eLrbhebiich ſtärkeren Belastungen als die beiden früheren „Und die Deutſchnationalen? Sie haben ſich zunächſt damit zu helfen geſucht, daß ſie die ſehr chen⸗ den und präziſen Fragen des Zentrums nach ih Stel⸗ lung zur Republik, zur Reichswehr und zur Außenpolitik nur ſo obenhin behandelten. Aber eben weil das Zen⸗ trum im eigenen Intereſſe auf die Stimmung ſeiner Wäh⸗ ler achten muß, wird es den Deutſchnationalen die Sache kaum allzu leicht machen können, und wir werden erſt auf Grund der Regierungserklärung des dritten Kabinetts Marx ſehen, ob das Zentrum nach rechts abmarſchiert iſt, wie die Deutſchnationalen behaupten, oder dieſe nach links, wie das Zentrum verſichert. Die Grundforderungen des Zentrums. Außen⸗ und innenpolitiſche Sicherungen.— Kulturpolitik. a Verfaſſungsfragen. 5 Berlin, 26. Januar. Nach unſeren Informationen betreffen die ſogenann⸗ ten Grund forderungen des Zentrums, deren Anerkenntnis durch die Deutſchnationalen als notwendig erachtet wurde, um für das Zentrum die Teilnahme an einer Regierung zu ermöglichen, folgende Punkte: 1. Die Weiterverſolgung der Außenpolitik in dem bisherigen Sinne und die uneinge⸗ ſchränkte Anerkennung der Rechtsgültig⸗ keit der Locarnoverträge nach innen und außen, ſowie die loyale Mitarbeit im Völ⸗ kerbund. N 2. Innenpolitiſch wird gefordert, daß die Deutſchna⸗ tionalen die Rechtmäßigkeit der Weimarer Ver faſſung bejahen und ſich zu ihrem Schutze insbeſondere auch der Reichsfarben rücthaltlos bereit erklären. Sie ſollen ihre Hilfe leihen bei der Bekämpfung der verfaſſungsfernd⸗ lichen Vereinigungen, insbeſondere auch ihr Einverſtändnis geben, daß den Beamten, unbeſcha⸗ det ihrer freien Meinungsäußerung im privaten Le⸗ ben, die Mitgliedſchaft bet ſolchen Vereinigun⸗ gen verboten wird. 3. Hmſichtlich der Reichswehr ſollen die Deutſchna⸗ tionalen ihre Billigung dazu geben, daß die Reichs⸗ wehr in keiner Weiſe mehr mit den politiſchen Verbänden, gleich welcher Richtung, zuſammen⸗ arbeite, wobei naturgemäß die Wehrverbände beſonders genannt werden. Perſonen, deren Geſinnung verfaſſungsfeindlich iſt, dürfen nicht in die Reichswehr aufgenommen werden. 4. In kulturpolitiſcher Hinſicht wird die grund⸗ ſätzliche Gleichſtellung der im 146 der Reichsverfaſſung vorgeſehenen Schularten verlangt. 5. Verſchiedene Vorgänge im Kabinett Luther haben ſchließlich noch dazu geführt, Sicherung gegen einſeitige Anträge auf Verfaſſungsän⸗ derung vorzuſehen. Außer den hier genannten Fragen wurde über wei⸗ ter formulierte Forderungen nicht verhandelt, jedoch bildeten alle oben angeführten Punkte Gegenſtand der Verhandlungen. Eine Preſſefehde der Mittelparteien. (Berlin, 26. Januar. Noch ehe die Regierungsbildung ganz zum Abſchluß ge⸗ langt iſt, wird von volksparteilicher Seite verſchiedent⸗ lich darauf verwieſen, daß auch die neue Koalition nicht das Ideal ſei. Ganz beſonders werden in dieſer Be⸗ ziehung die Fragen des Reichsſchugeſetzes und eines möglichen Reichskonkordats in den Vorder⸗ grund geſchoben, wobei ſowohl von der„Täg lichen Rundſchau“ wie von der„Nationalliberalen Korreſpondenz“, der parteiofftziöſen Korrespondenz der Deutſchen Volkspartei betont wird, daß die Deutſche Volkspartei die einzige Partei ſei, die in der neuen Re⸗ gierungskoalition für die großen Aufgaben und Ideale des Liberalismus eintrete. Auf einen ganz ähnlichen Ton war bereits eine Kundgebung abgeſtimmt, die die Liberale Vereinigung, in der ſich bekanntlich Mitglieder der De⸗ mokratiſchen Partei wie der Volkspartet zuſammenge⸗ funden haben, erließ. Hierin wurde auf die ſchweren Gefahren hingewieſen„die durch ein Zuſammenwirken des Zentrums mit den Deutſchnationalen in Fragen der Schul⸗ und Kirchenpolitik heraufbeſchworen werden“, Auch die„Voſſiſche Zeitung“ ſieht auf dieſem Gebiet beſonders große Gefahren, wie aus einem„Abſchied vom Zentrum“ überſchriebenen Artikel hervorgeht. Im Zen⸗ trum ſelbſt geht man auf dieſe Bedenken bisher weniger ein und die„Germania“ beiſpielsweiſe betont, daß, ſo erheiternd die Klagen wirken könnten, ſo hätten ſie doch für das Zentrum inſofern einen ernſten Hintergrund, als ſie zeigen, wie wenig Verlaß in kulturpolitiſchen Dingen auch die Deutſche Volkspartei ſei und wieviel von dem alten Kulturkampfgeiſt in ihr noch vorhanden wäre. 0 75 5 g Dieſe wenig erfreuliche Begleitmusik zur Regierungs⸗ bildung dürfte nicht gerade geeignet ſein, die ohnehin etwas erhitzten Gemüter zu beruhigen, wenn auch ernſte Schwierigkeiten aus dieſer Preſſefehde nicht erwach⸗ ſen werden. Immerhm kennzeichnen die Ausführungen hüben und drüben gewiſſe Schwierigkeiten, denen ſich das Kabinett gegenüberſehen wird, auch wenn ſie nicht uf in den erſten Tagen der Regierung akut werden ürften. ö 5 7 1 Artike n dem Militärkomiteen nennenswerte e ch wi Die neue Reichsanleihe. 4 Die Gerüchte, die wiſſen wollten, daß noch unter dem alten Kabinett Marx die ſchon ſeit langem ange⸗ kündigte Anleihe des Reiches zum Abſchluß gebracht wer⸗ den würde, haben ihre Beſtätigung gefunden. Wie ſchon kurz gemeldet wurde, iſt in der Tat eine Reichsanleihe in der Geſamthöhe von 500 Millionen zum Abſchluß gebracht worden, wobei der Ausgabekurs mit 92 Prozent feſtgeſetzt wurde, während zugleich beſtimmt wurde, daß die Anleihe bis 1934 untilg⸗ bar iſt und daß von dieſem Zeitpunkt ab die Tilgung in⸗ nerhalb 25 Jahren durch Ausloſung zum Nenn⸗ wert erfolgt. Beachtenswert iſt vor allem, daß der Zinsfuß bei der neuen Anleihe nur 5 Prozent be⸗ trägt. Selbſt noch vor einem halben Jahre wäre die Auf⸗ legung einer Reichsanleihe mit 5 prozentiger Nominal⸗ verzinſung bei einem Ausgabekurs von 92 Prozent un⸗ denkbar geweſen und die Bedingungen, zu denen die Anleihe aufgelegt wird, laſſen deutlich erkennen, in wie großem Umfange ſich der Landeszinsfuß wieder dem normalen Maß nähert. Dr. Reinhold hat denn auch vor Preſſevertretern nicht mit Unrecht darauf hingewieſen, daß dadurch, daß nicht wie zuerſt beabſichtigt war, die Anleihe ſchon 1926 begeben wurde, das Reich und mit ihm der deutſche Steuerzahler ſehr we⸗ ſentliche Erſparniſſe gemacht habe, denn noch im vergangenen Jahr mußte mit einem Zinsfuß von 7. Prozent bet einem Auflegungskurs von 93 bis 95 ge⸗ rechnet werden. Wenngleich nun auch der Reichstag ſchon dem Reichs⸗ finanzminiſter 1926 eine Anleiheermächtigung über 900 Millionen erteilt hatte, und wenn eine weitere Anleihegenehmigung für 1927 in Höhe von 500 Millionen wohl zu erwarten iſt, ſo wird doch verſchiedentlich Kritik daran geübt, daß gerade der gegenwärtige Augenblick zur Auflegung der Anleihe benutzt wurde, da nach An⸗ ſicht mancher Kritiker die Auflegung der Anleihe nicht dringend ſei. Die Reichsfinanzen brachten, wie in einem Kommentar des Berliner Börſen⸗Courier betont wird, bis zum November noch einen Ueberſchuß von 163 Millionen Mark im ordentlichen Haushalt, außer⸗ dem waren noch 400 Millionen Mark Ueberſchüſſe aus den Vorjahren zur Verfügung, ſo daß ſelbſt em nicht unerheblicher, auf mehrere hundert Millionen Mark zu veranſchlagender Finanzbedarf durch die Ueberſchüſſe hätte gedeckt werden können. Demgegenüber wird in einem offiziöſen Kommentar darauf verwieſen, daß die Erwar⸗ tung der Anleihe den Geldmarkt auf das ſtärkſte beunruhigte, und daß es nötig war, dieſe Unruhe zu beſeitigen, zumal ein nicht unerheblicher Geldbe⸗ darf der Induſtrie in Rechnung geſtellt werden muß. Von den Verteidigern der Anleihe wird des ferneren auch darauf verwieſen, daß es bisher direkt an einem geeig⸗ neten Papier für die Anlage von Mündel⸗ geldern geſehlt habe und daß bei der anhaltenden Flüſſigkeit am inländiſchen Geldmarkt es ſehr wohl zu ertragen ſei, wenn ein gewiſſer Prozentſatz der herum⸗ ſchwimmenden Kapitalien ſich herauskriſtalliſtert. Jedenfalls iſt für das Finanzminiſterium die Entwicklung des Geldmarktes der ausſchlaggebende Grund für die Auflegung der Anleihe geweſen, denn die Dinge liegen nicht ſo, daß das Reich jetzt etwa plötzlich einen unerwarteten Geldbedarf hätte. i Die Wirkung der Anleihe auf dem Geldmarkt läßt ſich im Augenblick noch nicht völlig überſehen. Nicht zuletzt wird die Auswirkung davon abhängen, wie der Anleiheerlös verwendet wird. In der Hauptſache dürfte der Ertrag der Anleihe für neue Arbeiten, Aus⸗ dehnung des Kanalnetzes uſw. Verwendung finden. Da⸗ mit käme aber nur ein allmähliches Abziehen der Beträge vom Geldmarkt in Frage, oder, das Geld, das bisher bei den Banken uſw., gelagert hat, und dem Geldmarkt zur Verfügung ſtand, wird auch vorläufig weiterhin dem Geldmarkt zur Verfügung ſtehen, nur mit dem Unter⸗ ſchied, daß eine Umſchichtung der Beträge erfolgt. Wichtiger vielleicht iſt noch die Tatſache, daß mit der Reichsanleihe für den inländiſchen Realkredit eine Norm geſchaffen wird, denn durch die Ausgabe einer ſo großen Reichsanleihe zu 5 Prozent dürfte ſtark dahin gewirkt werden, daß auch der Zinsfuß für fun⸗ dierte Realkredite, d. h. für Landwirtſchaft und Wohnungsbau entſprechend herabgedrückt wird, wo⸗ durch erſt ein rationelles Bauen und Wirtſchaf⸗ ten wieder möglich werden wird. i Die Verhandlungen über die Keſtpuntte. General Walchs Bericht. 5 85 1 1 „ ten begegnen.„ 8 * Vor Abſchluß der Pariſer Beſprechungen. An maßgebender deutſcher Stelle wird das Fort⸗ ſchreiten der Verhandlungen über die Oſt⸗ befeſtigungen ſehr günſtig beurteilt, ſodaß mit einer Einigung vor dem 31. Januar zu rechnen iſt. Dr. Clodbius, der geſtern zur Berichterſtattung über die Berliner Verhandlungen in der Kriegsmaterialfrage in 1 25 weilte, iſt bereits heute nach Berlin zurück⸗ gereift. Aus dem In⸗ und Auslanbe. Die Demokraten für Verfaſſungsänderung. Berlin, 26. Jan. Auf der Tagung des Republikani⸗ ſchen Reichsbundes machte Oberbürgermeiſter Luppe⸗Nürn⸗ berg Mitteilung von Anträgen, die in demokratiſchen Krei⸗ ſen vorbereitet werden und die dahin gehen, eine Aende⸗ rung der Reichsverfaſſung herbeizuführen in dem Sinne, daß Länder in unmittelbare Reichsverwaltung übertreten könnten. Dieſe Länder ſollen dann als Reichsprovinzen ihre bisherigen Reichsratsſtimmen behalten können. Das Beſatzungsleiſtungsgeſetz zurückgeſtellt. Berlin, 26. Jan. Der Reichstagsausſchuß für die beſetzten Gebiete, der ſich mit dem Beſatzungsleiſtungs⸗ geſetz befaſſen ſollte, ſtellte die Beratung des Geſetzes zu⸗ rück, weil eine verantwortliche Regierung zur Zeit nicht vorhanden iſt. Es wurde jedoch ein Anterausſchuß zur Vorberatung des Geſetzes eingeſetzt. Keine Minderheitenregelung in Polen. Warſchau, 26. Jan. Die ſeit einigen Tagen auftau⸗ chenden Gerüchte über die beabſichtigte Schaffung eines beſonderen Unterſtaatsſekretarſates für Minderheitsfragen in Polen, die von vornherein wenig Wahrſcheinlichkeit für ſich hatten, werden amtlich dementiert. Vorläufig iſt alſo die polniſche Regierung noch nicht entſchloſſen, den erſten Schritt zu einer Löſung des brennenden Problems Die franzöſiſche Außenpolitik. Eine Auslaſſung des franzöſiſchen Sachverſtändigen Seydoux. i O Paris, 26. Jaunar. Der frühere Sachverſtändige am Quai d' Orſay, Seydoux, der bekanntlich einen großen Anteil an der Ausarbeitung des Verſailler Vertrages und der Revi⸗ ſionsabkommen hat, veröffentlicht im„Petit Pariſien“, deſſen periodiſcher Mitarbeiter er in Zukunft ſein wird, einen Artikel über die franzöſiſche Außenpoli⸗ tik in dem er erklärt, Frankreich habe Deutſchland die Hand gereicht, da es überzeugt ſei, ohne Mitarbeit Deutſchlands ſei in Europa kein dauernder * * Friede möglich. Bei der Beſprechung der wirtſchaft⸗ lichen und finanziellen Reſtaurierung Deutſchlands kommt der Verfaſſer zu dem Schluß, daß England den Kohlen⸗ ſtreik geplant habe, weil es dieſe Reſtaurierung wollte. Die Koſten des Kohlenſtreiks, nämlich 40 Milliarden franzöſiſcher Franken, ſeien der Tribut für dieſe Politik. Zu der franzöſiſchen und der deutſchen Friedenspolitik will Sendoux den Anterſchied feſtſtellen, Frankreich ſehe die Friedenspolitik als Ziel an, Deutſchland dagegen als Mit⸗ tel zur Erreichung von volitiſchen Sonderzielen. Der Abgrund, der zwiſchen dieſen beiden Auffaſſungen be⸗ ſtehe, ſei die Urſache des Anbehagens, das man augen⸗ blicklich in Europa bemerke. 3 Nur vorläufige Frankenſtabiliſierung. O Paris, 26. Januar. In ſeinem Bericht vor der Finanzkommiſſion der Kammer über die Finanzlage Frankreichs legte Poin⸗ caree die Lage der Staatsfinanzen und 5 ie cherſtellung des Zinſendienſtes für die äußeren C Schulden im Jahre 1927. Von September bis Dezem⸗ ber 1925 hat Frankreich nach dem Bericht Poincarees gicht weniger als vier Auslandsanleihen aufge⸗ nommen und zwar im Betrage von insgeſamt 135 Mil⸗ lionen Schweizer Franken und 55 Millionen holländiſcher Gulden. Der Bericht ſchloß mit der Feſtſtellung, das ſeit Beginn des Jahres das Schatzamt keine Deviſenkäufe mehr vorgenommen habe. i Im Anſchluß an ſeinen Bericht wurden Poincaree verſchiedene Fragen vorgelegt. Ueber die Währungs⸗ abſicht der Regierung(Revaloriſierung oder Stabili⸗ ſierung des Franken) gab Poincaree keineklare Aus⸗ kunft. Er erklärte, daß gegenwärtig eine Stabiliſie⸗ rung eingetreten ſei, die zwiſchen 122 und 125 zum eng⸗ liſchen Pfund liege. Er gehe mit der Bank von Frank⸗ reich einig und es ſei die Abſicht der Regierung, den Fran⸗ ken vorläuffg auf dem gegenwärtigen Stand zu halten, um der Induſtrie ein Anpaſſen an eine neue Lage zu ermöglichen. Die Frage der Ratifizierung des Waſhingtoner Schuldenabkommens im Parlament beſchleunigt aufzurollen beſtehe kein Grund, umſoweniger, als im Februar die Neuwahlen für den ame⸗ rikaniſchen Senat ſtattfinden, der dann erſt Anfang No⸗ vember zuſammentreten werde. Belgien und Eupen⸗Malmedh. Gegen eine Wiederholung der Volks⸗ abſtimmung. * Brüſſel, 26. Januar. Wie bekannt wird, bereitet die belgiſche Regierung z. Z. die Antwort auf die Neujahrskundge⸗ bung der Preſſe von Eupen, Malmedy und St. Vith vor, welche anſtelle der im Jahre 1920 von den belgiſchen Beſatzungstruppen veranſtalteten Tragi⸗ komödie eine wirkliche und unbeeinflußte Volksabſtimmung forderte. Zu der in Vorbereitung befindlichen Antwort der belgiſchen Regierung wird nun von informierter Seite auf das beſtimmteſte berichtet, daß ſich die Regierung auf den Standpunkt ſtelle, daß die Be⸗ dingungen für die Volksbefragung durch den Verſailler Vertrag feſtgeſtellt worden ſeien und daß weiterhin der Völkerbundsrat die Volksgabſtimmung beſtätigt habe. Es ſei daher eine neue Volksabſtimmung aus⸗ geſchloſſen. * Dieſe vorausſichtliche Stellungnahme der belgiſchen Regierung kann in keiner Weiſe überraſchen, denn die Frage der Wiederholung der Volksabſtimmung in den vormals deutſchen Gebieten iſt nicht nur ein politi⸗ ſches Problem für Belgien, ſondern ſie berührt auch in ſehr weitgehender Weiſe das belgiſche Preſtige an und für ſich, das nur notdürftig durch die Sanktion des Völkerbundrates gehalten werden konnte. Poli⸗ tiſch iſt die Frage inſofern, als neben Belgien auch die übrigen Signaturmächte des Verſailler Vertrags an der Wiederaufrollung bzw. Nichtwiederaufrollung der Volksbefragung von 1920 intereſſiert ſind und die Ver⸗ handlungen, welche während des vergangenen Jahres die Reichsregierung mit Belgien hinſichtlich der deutſchen Ge⸗ biete geführt hatte, deckten am deutlichſten die Zu⸗ ſammenhänge auß, welche zwiſchen Brüſſel und Paris hinſichtlich der Wiedergutmachung eines ſchreienden Unrechts beſtehen und gaben einen deut⸗ lichen Hinweis darauf, daß man in Frankreich bren⸗ nend daran intereſſiert iſt, daß die Komödie von 1920 als Ernſt aufgefaßt und nicht wieder angeſchnitten wird. Andererſeits möchte Belgien aus der für die wei⸗ tere Geſtaltung der Verhältniſſe in Europa unausbleib⸗ lichen Rückgabe der Gebiete ein finanzielles Ge⸗ ſchäft ableiten, das ihm bei einer Wiederholung der Volksabſtimmung ohne weites verloren ginge und ſo kommt es nun, daß ſich Belgien hinter den Beſchluß des Völkerbundrates verſteckt, welcher ſ. Z. die Tragikomö⸗ die gutgeheißen hatte. Allein, trotz dieſer Stellung⸗ nahme der belgiſchen Regierung wird ſich die Frage der Rüdgabe bzw. der Wiederholung der Volksabſtimmung nicht mehr aufhalten laſſen, da ein derartiges Unrecht wie das von Eupen und Malmedy nicht ein⸗ fach totgeſchwiegen werden kann. * Deuiſcher Neichstaa be Berlin,. Januar. Präſident Loebe eröffnet die Sitzung um 3 Uhr. Ein kommuniſtiſcher Antrag, die Grundſchulvorlage von der Tagesordnung abzuſetzen, wird abgelehnt. Es folgt die dritte Beratung des Geſetzentwurfs zur Bekämpfung der Geſchlechtskrankheiten. Abg. Frau Schröder(Soz.) legt die in zweiter Leſung abgelehnten Anträge ihrer Partei wiederum vor. Sie ſtellt feſt, daß ein Teil der ſozialdemokratiſchen Frak⸗ tion dem im Geſetz ausgeſprochenen Zwange fkeptiſch gegenüberſtehe. Die Behandlung der Minderbemittelten aus öffentlichen Mitteln müßte ſichergeſtellt werden. Not⸗ wendig ſei eine Liſte derjenigen Krankheiten, die unter das Geſetz fallen. ö Abg. Rädel(Kom.) erklärt, auf die Spaltung in⸗ nerhalb der Sozialdemokraten ſei es zurückzuführen, daß das Geſetz in der zweiten Leſung noch ſchlechter gewor⸗ den ſei, als es aus dem Ausſchuß kam. In dieſer Faſſung würden die Kommuniſten die Vorlage ablehnen. Arg. Paetzold(Wutſch. Ver.) macht die Zuſtim⸗ mung ſeiner Partei von der Wiederherſtellung des Aus⸗ ſchußbeſchluſſes zum ne e alſo Be⸗ ſchränkung des Aerztemonopols auf„an teckende“ Ge⸗ ſchlechtskrankheiten, abhän 5 Abg. Landsberg(Soz.) beantragt, daß der Straf⸗ antrag gegen denjenigen, der die Ehe eingeht, obwohl er an einer anſteckenden Geſchlechtskrankheit leidet, wieder 1 werden kann. Damit ſchließt die Aus⸗ ſprache. Der ſozialdemokratiſche Antrag auf Anordnung der unentgeltlichn Bhandlunng für Minderbemittelte wird mit 104 gegen 1 3 Stimmen angenommen. Dafür ſtimmen außer den Antragſtelleen ach die Kommuniſten, die Völ⸗ kiſchen und die Wirtſchaftliche Vereinigung. Auch der An⸗ trag Landsberg findet Annahme. Der ſozialdemokratiſche Antrag auf Schaffung einer Liſte über die den Kurpfuſchern entzogenen Krankheiten wird mit 176 gegen 125 Stimmen abgelehnt und Para⸗ graph 7 in der Faſſung der zweiten Leſung angenom⸗ men. Auch der Reſt des Geſetzes wird im weſentlichen nach den Beſchlüſſen der zweiten Leſung angenommen. Vor der Schlußabſtimmung gibt Abg. Dr. Moſes (Soz.) eine Erklärung ab, wonach ein Teil der ſozial⸗ demokratiſchen Fraktion dem Geſetz nicht zuſtimmen werde. Maßgebend dafür ſei die Ablehnung der völligen Un⸗ entgeltlichkeit der Behandlung und ein über den Rahmen der Geſchlechtskrankheiten hinausgehender Standpankt. Die geſamte Fraktion ſei ſich aber einig darm, daß ſie, wenn das Geſetz angenommen werde, nicht ruhen werde, um die ſich daraus ergebenden Mängel oder unmöglichen Härten ſo ſchnell wie möglich abzuſtellen.. Die Vorlage wird darauf in der Schlußabſtimmung gegen die Stimmen der Vöfkiſchen, der Kommuniſten, der Wirtſchaftlichen Vereiniorng und gegen Minderheiten aus allen übrigen Fraktion n. 55 Es folgt die zweite Beratung der Novelle zum Grundſchulgeſetz. Der Ausſchuß beantragt, daß da, wo eine baldige Auf“ ung der privaten Vorſchulen oder ein baldiger Abbau erhebliche wirtſchaftliche Härten für die Lehrkräfte oder die Unterrichteten mit ſich bringen würde, die völlige Auflöſung aufgeſchoben werden kann. Die Schülerzahl ſoll aber dann den bisherigen Amfang nicht überſteigen. Wenn ſich Härten ergeben, ſoll aus öffentlichen Mitteln eine Entſchädigung gewährt werden. Ein kommuniſtiſcher Antrag, den Reichskanzler herbeizu⸗ rufen, damit er zu dem Geſetz 5 0 7 nehme, wird gegen Sozialdemokraten und Kommuniſten abgelehnt. f Abg. Dr. Löwenſtein(S.) bezeichnet den Aus⸗ ſchußantrag als ein typiſches Produkt des ſchwarz⸗blauen Bürgerblocks, das obendrein der Reichsverfaſſung wider⸗ ſpreche. Der Entwurf verſchleiere nur unvollkommen die Abſicht, die Privpatſchule als die monarchiſtiſche Geſin⸗ nungsſchule zu erhalten. f Darauf werden die Veratungen abgebrochen. Das Haus vertagt die Weiterberatung auf morgen zwei Uhr. Aus Baden. Mannheim.(Hoher Krankenſtand.) Bet der Allgemeinen Ortskrankenkaſſe Mannheim iſt nunmehr die Krankenziffer infolge der Grippe auf rund 4700 geſtiegen. Die wöchentlich aufzuwendenden Beträge für Barunter⸗ ſtützung belaufen ſich auf rund 100 000 Mark. * Dr rr 9 rns, Heræog vrgederrechr S dureh liermana Bemer omen-Ing herum Son 9. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Da ſaß nun das Mädchen an ihrem Fenſter. Still lag die Stadt, vom Silbergeringel des Mondlichtes überflutet, 0 ihren Füßen. Dort drüben die Türme! Neben dem chlankſpitzen Kirchturm, durch deſſen feinmaſchiges Orna⸗ mentgewebe es wie der Blick aus einer anderen Welt leuchtete, wohnte er. Wohnte er? Nein, nein, er wohnte nicht mehr dort. Fort, fort war er, verloren für immer. Still legte Heddi den Kopf auf ihre Arme. Verwundert 2 5 der einſame Mond auf ihr Fenſter, auf das in eid erſchütterte Menſchenkind, auf die Tränen, die wie Tautropfen ſuchender Sehnſucht aufglänzten, wenn ſie ihm ihr verzagtes Geſicht zuwandte. Es war gut ſo, daß ſchon jetzt der Kummer mit ſcharfem Meſſer ſeine Runen in das Gefühlsleben dieſes jungen Mädchens eingrub. Wie hätte ſie ſonſt das Leid ertragen können, das da von irgendwo auf ſchwarzen Fittichen auf ſie zuſchwebte, ein Leid, wie es nur ein in Gram gefeſtigtes Gemüt zu überleben vermochte. V. Die verhängnisvolle Bekanntſchaft. Einige Tage ſeit dieſem 5 7 waren vorübergegan⸗ gen. Oft hatte Heddi den Verſuch gemacht, ſich von ihren alten lieben Komponiſten am Klavier erzählen zu laſſen. Aber ſchon nach den erſten Akkorden mußte ſie die Taſten bedecken. Jetzt ſpielen? Unmöglich. „„Willſt du nicht mit mir kommen?“, fragte die Mutter, während die Familie eines abends im Zimmer der Kranken L es war der Tag vor der Abreiſe ins Moorbad— ver⸗ ſammelt war. N „Laß nur, Mama. Es muß doch eine Frau im Hauſe ſein, die nach dem Rechten ſieht.“ „Papa würde es wohl erlauben. Gelt, Alterchen?“ 3 verdichteten ſich—„vielleicht im nächſten Jahr. Die Koſten „J,“ warf der alte Erdmann gluckſend dazwiſchen,„iſt's das? Zwar, wenn wir mein Engelchen davonflattern wollte, wär's um mein Licht geſchehn. Aber dennoch— ein Viertel⸗ jahr Penſion hab ich übrig. Soll's gelten?“ „Aber Vater Erdmann“, ſagte Heddi faſt ärgerlich,„was reden Sie für krauſe Sachen. Papa wird ſchon wiſſen, wie er's einzurichten hat Ich bleibe hier.“ Damit war die Anregung der Mutter abgetan. Sie hatte die erſte Karte von ihrem neuen Aufenthalts⸗ ort geſchrieben. „Geh auch zu Marie“, ſtand darin,„und grüß mir die fn Die nächſte Karte kriegen Stübens. Ich bin ſchreib⸗ aul.“ And Heddi ging zur Schweſter und richtete den Auftrag der Mutter aus. „Ich muß dir etwas geſtehen“, ſagte Heddi im Laufe der Unterhaltung.„Es bewegt mich ſchon die ganze Zeit. Wie wär's, wenn ich Felix bäte, mich in ſeinem Geſchäft mitarbeiten zu laſſen?“ Deieſe Frage ſchien Marie freudig zu überraſchen. g „Du mitarbeiten? Weißt du, Heddi, ich hab ſchon oft an etwas ähnliches gedacht. Nicht an deine Mitarbeit. Nur — wenn irgend jemand, der es treu und gut mit ihm meint, um ihn wäre, dachte ich mir, wäre ich tauſendmal ruhiger. Aber du— das wird wohl nicht gehen.“ „Warum ſoll's nicht gehen? Ich bin abkömmlich, und wer weiß, och ich meine Erfahrungen, die ich hier ſammeln kann, nicht einmal zu meinem eigenen Vorteil gebrauche. Es kommt nur darauf an, ob Felix will.“ „Da müßteſt du einmal mit ihm ſprechen. Er iſt eben im Büro. Ich werde ihn rufen laſſen.“ „Nicht doch, Marie. Geſchäftliche 1 85 werden am beſten in den Geſchäftsräumen abgewickelt. Ich gehe zu ihm hinüber.“ ö. Und Heddi ging. „Warum nicht? Nur“— die Wolken um ſeine Stirn Der Schwager ſaß in einer mächtigen Tabalswolke vor ſeinem Schreibtiſch und ſchnipperte mit ſeinem Meſſer an einer halbentkorkten Weinflaſche herum. „Guten Tag, Felix.“ „Ah—“— faſt entfiel die Zigarre ſeinen zuſammenge⸗ kniffenen Lippen—„welch edles Wild in meiner Hütte oder wie das da heißt—“ a „Ich muß doch einmal zuſehen, womit ſich ein Maſchinen⸗ fabrikant beſchäftigt Es ſieht nicht nach ſchwerer Arber aus.“ „Aber die Vorbereitungen ſind's dazu, holde Schwägerin Sieh, der Inhalt dieſer Flaſche iſt berufen, den müden „ die Flügel der Schaffensfreudigkeit anzu heften.“ „Kann man die nicht auch in anderer Weiſe bekommen?“ „Wie denn?“ 5 1 „Indem man die Flaſche zur Seite ſtellt und dafür den Federhalter oder ſonſt ein nützliches Inſtrument in die Hand nimmt?“ 25 „Jedes Inſtrument iſt nützlich, das uns dem Ziele des Erfolges näher bringt. Hier zum Beiſpiel ſiehſt du eins 15 2 guten Moſelweines hat noch nie ſeine Wirkung verfehlt. a ö „Das iſt zweifellos richtig. Aber Scherz beiſeite, Feliz Es ſoll das letzte Mal geweſen ſein, daß ich deine Arbeits⸗ methode kritiſiere. Ich hab eine Bitte.“ „Iſt erfüllt. Stelle die zweite.“ „Nein, nein. Mit der erſten ſoll's genug ſein.“ „Hier haſt du mein Scheckbuch.“ f „„das hat mit meinem Anliegen nichts zu tun. Felix ich bitte dich, mein Chef zu werden.“ 5 Stüben machte zuerſt ein erſtaunt-dummes Geſicht. „Einen Moment“, ſagte der, indem er den kleinen Finger ins Ohr ſetzte und tüchtig darin herumſchüttelte.„Mir war eben, als habe ein Spatz in meiner Ohrmuſchel ſein Neſt gebaut. Alſo noch einmal?“ 8 „Ich bitte dich, mich in deinem Büro tätig ſein zu laſſen.“ Statt jeder Antwort platzte Stüben in ein dröhnendes Gelächter hinein. Er ſtellte die Flaſche auf den Tiſch und tupfte die Aſche ſeiner Zigarre wiederholt lebhaft in der Glasſchale ab.(Fortſetzung folgt.) SDS sog S2 BSS Dee e FCC 2 29 2 — Fg: ee rere- een e — p—4 Mannheim.(Die falſchen Krimtnaliſten nochmals vor Gericht.) Vor der Großen Straf⸗ kammer des Landgerichts fand die Berufungsverhandlung gegen die drei Straßenräuber ſtatt, die am 18. März 1924 ſich als franzöſiſche Kriminaliſten ausgaben und zwei Prwatbeamte einer Heidelberger Firma, die bei der Badi⸗ ſchen Girozentrale Geld abholten, jeſtnahmen, nach dem Schloß transportierten, ſie dort einſperrten, ihnen den Geldbetrag abnahmen und darauf flüchteten. Di; Täter wurden im Rheinland erwiſcht und zwet von ihnen, der Hetzer Joſef Schönenberg aus Beuel und der Techniker Wilhelm Otto Voſſeler aus Göppingen vom hieſigen HSHroßen Schöffengericht zu 7 Jahren Juchthaus und der Dritte, Kaufmann Sigmund Gottſchalk aus Königsfeld du 5 Jahren Gefängnis veklurteilt. Da die drei Berufung l gegen das Urteil eingelegt hatten, kam die Sache noch⸗ mals zur Verhandlung. Wie erinnerlich hatten ſich die drei aals franzöſiſche und deutſche Kriminalbeamte ausgegeben, die eine Finanzkontrolle vorzunehmen hätten. Nach der Durchſuchung wurden beide Angeſtellte in den Vorraum eines Abortes eingeſperrt, aus dem ſie erſt nach einer Stunde durch einen franzöſiſchen Offizier befreit wurden. In ähnlicher Weiſe hatten die Gauner in Aachen 45 000 Mark erbeutet. Das Urteil wurde von der Berufungs⸗ inſtanz nur unweſentlich abgeändert: Der Angeklagte Schöneberg wurde zu 6 Jahren und der. Angeklagte Voſſeler zu 7 Jahren Zuchthaus verurteilt. Gottſchalk f erhielt 5 Jahre Gefängnis abzüglich 6 Monate Unter⸗ ſuchungshaft. Die bürgerlichen Ehrenrechte wurden allen dreien auf die Dauer von 5 Jahren abgeſprochen. Mannheim.(maubüberfall.) Auf der Straße zwiſchen Sandhofen und Scharhof wurde der 19 jährige Karl Größle von Scharhof von dem 22jährigen Jakob Jöck aus Sandhofen überfallen und beraubt. Der Ueber⸗ fallene wurde am Kopfe ſchwer mit dem Revolver zu⸗ gerichtet. Der Täter konnte noch in der Nacht aus dem Bette verhaftet werden. Hier Ohlsbach A. Offenburg.(Verunglückt.) ſtürzte der verheiratete Joſef Denz von dem oberen Heuſtock in die Scheune auf einen Leiterwagen und er⸗ Ittt ſo ſchwere innere Verletzungen, daß an ſeinem Auf⸗ 9 kommen gezweifelt wird. 93 Freiburg i. Br.(Widerſpenſtige Milchfäl⸗ ſcher.) Bei Vornahme einer Stallmelkprobe durch die Nahrungsmittelpolizei leiſtete der 37 Jahre alte Landwurt Wilhelm Koch in Bahlingen erheblichen Widerſtand. Als die beiden Polizeibeamten, die die Probe vornehmen ſoll⸗ ten, eine Probe von der eben friſchgemolkenen Milch an ſich bringen wollten, ſchüttete der Landwirt raſch, ohne aß es verhindert werden konnte, die Milch über einen Beamten aus, nahm eine Miſtgabel zur Hand und be⸗ ſchumpfte die Beamten. Er bat dann, von der Angelegen⸗ bdeit kein Aufhebens zu machen, da er infolge einer Kriegsverletzung manchmal nicht wiſſe, was er tue. Er wutnrd ſich wegen Widerſtands, Sachbeſchädigung und Be⸗ leidigung zu verantworten haben, ſeine Ehefrau wegen Milchfälſchung. 5 Fürſtenberg.(Schwer heimgeſucht.) Als Folge der Grwpe wurde hier die Familie des Landwirts Jo⸗ hann Schmidt ucht. 0 die Gattin und jetzt die 19jährige Tochter, die vorher ihre Mutter gepflegt hatte. 0 Singen a. H.(Exploſton in einem Wöchne⸗ rinnenheim.) In der Waſchküche des hieſigen Wöch⸗ nerinnenheims ereignete ſich eine Exploſion des Waſch⸗ leſſels. Dabei wurde ein Dienſtmädchen erheblich verletzt, wahrend die leitende Schweſter mit leichteren Verletzun⸗ gen davonkam. Man- nimmt an, daß die Exploſion dar⸗ auf zurückzuführen iſt, daß die Sicherheitsvorrichtung ver⸗ 1 ſagte und der entſtandene Dampf nicht entweichen konnte. Adelsheim.(Tödlicher Sturz vom Glocken⸗ ſtu hl.) Vundwirt Karl Fink fiel vom Glockenſtahl her⸗ Unter. Schwer verletzt wurde der Verunglückte durch die Sanitätskolonne ins Krankenhaus eingeliefert. Der Be⸗ dauernswerte iſt dort ſeinen Verletzungen erlegen. 3 Roſenberg bei Adelsheim.(Aus dem Gefäng⸗ nis entlaſſen.) Aus dem Gefängnis entlaſſen wurde r wegen angeblicher Brandſtiftung verhaftete Land⸗ wirt Hermann Heuberger, Beſitzer des alten Schloſſes, das kürzlich niederbrannte. —— 0 Badiſcher Landtag. Aufwertungs⸗ und Wahlreformfragen im Nechts⸗ pflege auschuß. e Karlsruhe, 26. Januar. Der Rechtspflegeausſchuß des Landtages beſchäftigte ſich mit einem Antrag der Deutſchen Volkspartei, worin ie Regierung erſucht wird, in Ergänzung ihrer Auf⸗ wertungsverordnung vom vorigen Sommer ſich ahin auszusprechen, daß eine höhere Aufwertung gls, 12,5 Prozent für Sparkaſſenguthaben aus eigenen 9 Aufwertungsmitteln nicht verordnungswidrig ſet, ſondern im Gegenteil durchgeführt werden ſolle, wo das möglich Q. Der Berichterſtatter Abg. Eggler(3.) hielt jenen Satz von 12.5 Prozent nicht für eine Einheit, ſondern für einen Mindeſtſatz der freiwillig aus eigenen Auf⸗ bertungsmitteln überſchritten werden könne und daher eeine neue Anweiſung nicht erfordere. Auch der Regierungs⸗ vertreter ſtellte ſich auf dieſen Standpunkt, während von Zogztaldemokraten⸗ und Demokratenſeite man ſich für das Heſtehen der Zweifel ebenfalls ausſprach und ergänzende anweiſung für nötig hielt. Auch der Sprecher der bürger⸗ ichen Vereinigung erklärte, daß der Satz im allgemeinen Sal, talſächlich als Einheitsſatz auſgefaßt worden e. ießlich einigte man ſich auf einen Antrag des Bericht⸗ Krſtatters, der ſich dahin ausſpricht, der Landtag wolle 7 Lan vorliegenden Antrage in dem Sinne zuſtimmen, daß diandzag und Regierung der Auffaſſung leren, daß nach 1 Ker Verordnung der Regierung die Sparkaſſen berech⸗ 85 ſeien, den Auſwertungsſatz von 12,5 Prozent zu berſchreiten, ſoweit ſie dazu aus eigenen Auſfwertungs⸗ 978 in der Lage ſind und daß er die Regierung er⸗ f ucht, den Sparkaſſen dies nahezulegen. * Weiter ſtand ein Antrag der Deutſchen Volkspartei 5 sen Diskuſſion, der eine Aenderung des Wahlge⸗ 1 etzes unter Zuſammenfaſſung der kleinen Wahlbezirke „ Wahlverbänden anregt. Von den Vertretern der Re⸗ pierung wurde mitgeteilt, daß in abſehbarer Zeit die Vor⸗ age eines Geſetzentwurfes der Regierung zur Aenderung Ab Wahlgeſetzes zu erwarten iſt. Der Berichterſtatter d g. Schmitthenn Bürg. Vergg.) ſchlägt daher vor, 0 55 Antrag bis zur Vorlage dieſes Geſetzentwurfes zu⸗ küdzuſtellen. Der Ausſchuß war damit einverstanden. ſchwer heimgeſucht. Vor acht Tagen ſtarb Aus Nah und Fern. Frankfurt a. M.(Der Frankfurter Raub⸗ mord.) Nach den bisherigen Feſtſtellungen der Polizei ſcheinen zwei Perſonen als Täter in Frage zu kommen. Die Polizei glaubt auf einer beſtimmten Spur zu ſein. „ Hanau.(Einbruchsdiebſtähle.) Vor dem hieſigen Schöffengericht hatten ſich vier junge Burſchen im Alter von 19 bis 20 Jahren, ſämtlich aus Hanau, wegen 42 größtenteils zur Vollendung gekommene Einbruchsdieb⸗ ſtähle im Stadt⸗ und Landkreis Hanau und der nähe⸗ ren Umgebung zu verantworten. In mehr oder weniger großen Zwiſchenräumen ſtatteten ſie Fabriken. Ladenge⸗ ſchäften, Büros, Kaſſen uſw. Beſuche ab und hatten da⸗ bei faſt überall Erfolg. U. a. verübten ſie Einbrüche in das Büro der Deutſchen Volkspartei, wo ihnen 10900 Mark in die Hände fielen, die Dunlopſche Fabrik(hier ſogar mehrmals), in den Kaſſenraum der Deutſchen Werke in Wolfgang bei Hanau, die Gemeindekaſſe in Groß⸗ auheim. Außer Geldmitteln ließ die Einbrecherbande auch Lebens⸗ und Genußmittel mitgehen und vergaß ferner nicht, das Mobilar ſtellenweis fürchterlich zu demolieren. Das Gericht verurteilte einen der Burſchen zu drei Jah⸗ ren drei Monaten, einen andern zu drei Jahren, die zwei übrigen zu je zweieinhalb Jahren Gefänonis. Außer⸗ Jem wurden ihnen die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von je drei Jahren aberkannt Germersheim. 26. Januar. Die frühere Haus wirtin des Unterleutants Rouzter, Frau Pfirrmann von hier, er⸗ hielt geſtern in einem mit Paris geſtempelten Umſchlag eine Poſtkarte, auf deren Vorderſeite ein Kamel abge⸗ bildet iſt. Auf der Rückſeite finden ſich in ſchlechtem Deutſch die Worte:„Andenken von Ihren Fraun⸗ den. Wir vergeſſen Germersheim und seine Einwohner nicht.“ Unterſchrieben haben Leutnant Rouz ier, Fillour, Prudhomme und andere. Sollte ſich außer Rouziers Vorgeſetzten, dem Oberſten Tribout, noch jemand über Rouziers und ſeiner Kamera⸗ den Charakter im Unklaren befunden haben, ſo dürfte dieſe Pariſer Sendung ihm die letzten Zweifel nehmen. Es würde an den Bezeichnenden dieſes Pariſer Karten⸗ grußes auch nichts ändern, wenn es ſich um eine Myſtifi⸗ kation handeln würde und Rouzier ſowie ſeine Kameraden nicht ſelbſt unterſchrieben hätten; auf alle Fälle ſind es Franzoſen geweſen, die zu dem ſchweren Leid der Ger⸗ babe Bevölkerung noch den billigen Spott geſellt aben. 5 1 Alsheim(Rheinheſſen).(DLiebesglück.) Diebe drangen nachts in den Keller des Friſeurs Diehl ein und hatten es auf ein dort lagerndes Fäßchen Wein abgeſehen. Bei dem Verſuch, das edle Naß fortzuſchaffen, löſte ſich aus der Mauer ein Stein und legte eine Blech⸗ büchſe frei. Hier hatte der vorſichtige Ehemann das geſparte Geld in Höhe von 108 Mark aufbewahrt. Die Eindringlinge ließen nun von ihrer Beute ab und be⸗ gnügten ſich mit dem Gelde. Sie entkamen unerkannt. Hemmerden(Kreis Grevenbroich).(Lohe Be⸗ lohn ung auf die Ergreifung eines Brand⸗ tif ters.) Seit Auguſt 1926 mehren ſich die Brand⸗ ſtiftungen in der hieſigen Gegend in beunrußigender Weiſe. Trotz der vom hieſigen Bürgermeiſter usgeſetzten Be⸗ lohnung von 2000 Mark auf die Ergreifung des Täters iſt es bis heute noch nicht gelungen, ſeiner habhaft zu werden. Nun iſt in letzter Zeit wiederum ein großer Brand ausgebrochen, worauf die ausgeſetzte Belohnung nun auf 3000 Mark erhöht wurde. Halle. Der Unfug des Kartenſchlagens.) Durch eine Kartenſchlägerin iſt hier die Frau eines Maſ⸗ ſeurs in den Tod getrieben worden. Die ſehr nervöſe Frau, die ohne Grund eiferſüchtig war, erhielt von der Kartenſchlägerin, der viel beſuchten 78jährigen Witwe Martha Biber, aus den Karten den Beſcheid, ein ſchwar⸗ zes Weih ſtehe zwiſchen den Eheleuten und habe von dem Mann ein Kind. Das regte die Frau ſo auf, daß ſie ſich vergiftete. Die Kartenſchlägerin erhielt wegen Un⸗ fugs nur 20 Mark Geldſtrafe. Leipzig.(Drahtſeilattentat.) In der Nähe von Leipzig iſt in der Nacht auer über die Landſtraße in verbrecheriſcher Abſicht ein Drahtſeil geſpannt worden. En Geſchäftswagen fuhr gegen dieſes Hindernis und zer⸗ RN Eine Unterſuch ung des Vorfalles iſt einge⸗ eite 0 Bremen.(Der wahnſinnige Figaro.) Beim Raſieren eines Kunden erlitt ein Friſeur in Bremen plötz⸗ lich einen Anfall geiſtiger Umnachtung, griff den Kun⸗ den mit dem Raſiermeſſer an und drückte ihm gleichzeitig die Kehle zu. Es gelang jedoch dem Ueberfallenen, den Angreifer unſchädlich zu machen und ihn feſtnehmen zu laſſen. Zweibrüken.(Verunglückter Feuerfreſ⸗ ſer.) Ins hieſige Hoſpital wurde ein Artiſt namens Auguſtin aus Dillingen mit einer großen Brandwunde auf der Bruſt eingeliefert. Er trat mit einem Begleiter in hieſigen Wirtſchaften auf, wobei er ſich auf zwei Stühle legte, ſich Benzin auf die Bruſt ſchütten ließ und dieſes anſteckte. Plötzlich mißglückte das Experiment und Augu⸗ ſtin mute ins Krankenhaus verbracht werden. Wegen unbefugten Ausübens des Gewerbes wurde Strafanzeige erſtattet. Berlin.(Geldſchrankknacker an der Ar⸗ beit.) Geldſchrankeinbrecher bewältigten in der Nacht in der Preußenſtraße einen der allerneueſten Panzerſchränke, die vor einem halben Jahre noch für abſolut ſicher galten, da ſie hinter den Stahltlapyen noch eine ſchmelzſichere Betonſchicht haben. Die Einbrecher, die ſich durch ein Kellerfenſter Eingang verſchafft hatten, blendeten im erſten Stock die Fenſter ab, nahmen Strom von der Lichtleitung, ſchweißten die Stahlklappen durch und zer⸗ ſtörten die Betonſchicht mit einem elektriſchen Stahlboh⸗ rer. Sie erbeuteten 13000 Mark... Harburg.(Eiſenbahnglück bei Harburg.) Ein ſchwerer Eiſenbahnzuſammenſtoß ereignete ſich in den frühen Morgenſtunden vor der Ein ahrt des Hauptbahn⸗ hofes. Zwei Perſonenzüge, die aus entgegengeſetzter Rich⸗ tung kamen, fuhren aufeinander. Dabei wurden 13 Wa⸗ gen und eine Lokomotive ſehr ſchwer beſchädigt. Ein Zugführer wurde leicht verletzt. Die nach Hamburg fah⸗ renden Perſonen⸗ und Schnellzüge und auch einege von Hamburg kommende Züge mußten die Güterzuggleiſe beuntzen und erlitten Verſpätungen. Aus der Wetterau.(Vom Pferd erſchlagen. — Unfall.) Von den eigenen Pferden erſchlagen wurde der Gutsverwalter Schneider aus Nieder⸗Eſchbach, dem die Pferde durchgingen; ſie traten auf ihn und verletz⸗ ten ihn an Kopf und Bruſt tödlich.— Das Verkehrsauto Nieder⸗Wöllſtadt—Ilbenſtadt Burg Gräfenrode cannte einen Lichtmaſt an. Der Leitungsdraht brach, und eine daherkommende Frau erhielt einen ſchweren elektrischen Schlag, von dem ſie ſich jedoch raſch erholte. tige Sämereien geſtreut werden, z. Reichsbahn und untere Beamtenſchaſt. Von Eiſenbahnerſeite wird uns geſchrieben: J Nach dem radikalen Beamtenabbau, welchen die deutſche Reichsbahngeſellſchaft in den Jahren 1924 und 1925 vor allen Dingen in den unteren Beamtengruppen * und bei ihrer Arbeiterſchaft vorgenommen hatte, war gewiſſermaßen ein Jahr der Stabiliſierung gefolgt, doch hat es jetzt wieder den Anſchein, als ob infolge der Verlegung verſchiedener Eiſenbahnwerkſtätten eine neue Perſonalpolitik der Reichsbahngeſellſchaft bevorſtünde, die beſonders für die untere Beamtenſchaft von größter Wich⸗ tigleit iſt. Es iſt deshalb angebracht, in dieſem Zu⸗ ſammenhang auf die vor wenigen Tagen in Beuthen ſtattgefundene Tagung der unteren Eiſenbahn⸗ beamten hinzuweiſen, welche ſich mit den in aller⸗ nächſter Zukunft zur Debatte ſtehenden Exiſtenzfragen befaßte und welche inſofern eine Klärung zwiſchen Eiſen⸗ bahnverwaltung und untere Beamtenſchaft brachte, als die Ziele der letzteren nochmals auf eine beſtimmte For⸗ mel gebracht wurden und eine Gegenüberſtellung der Abſichten der Lieichsbahngeſellſchaft gegeben wurde. Ohne Zweifel befindet ſich die untere Beamtenſchaft in einem ſſehr ſchweren Exiſtenzkampf, als deren letztes Ziel das Streben anzuſehen iſt. an den früher vom Reich verbrieften Rechten nicht weiter rütteln zu laſſen und die Friſten für die unkündbare An⸗ ſtellung der Beamten abzukürzen. Wie bekannt, hatte die Generaldirektion de Reichsbahngeſellſchaft vorgeſchla⸗ gen, die kündbare Anſte ung der Gruppen 1 bis 4 erſt nach einer Dienſtzeit von 20 Jahren in die unkündbare Anſtellung umzuwandeln, um ſich dann aber doch dazu be⸗ reitzuerklären, dieſe lange Friſt auf zehn Jahre zu be⸗ grenzen. Doch auch dieſe Zeit erſcheint im Hinblick auf die mißliche Lage gerade der unteren Beamten als viel zu lang 1 d es erſtreben daher die unteren Beamten eine nochmalige Verkürzung der Anſtellungsfriſt von 10 auf 5 Jahre. Bedeutete ſchon das Nachgeben der Reichs⸗ bahngeſellſchaft einen ſehr großen Erfolg der unteren Beamtenſchaft, inden damit ein Kurswechſel in der Frage der Beamte grundrechte erreicht wurde, ſo kann man angeſichts der keineswegs roſigen Verhält⸗ ſiſſe, unter denen gerade die unter? Beamtenſchaft zu leiden hat, nur wünſchen, daß die Reichsbahnverwaltung auch weiterhin auf die Wünſche ihrer Beamten eingeht, denn das überaus große Maß von Pflichterfüllung, mit dem ſich nicht zuletzt die im Außendienſt ſtehenden unteren Beamten auszeichnen, iſt ja mit ein Grund zu dem großen Vertr. in, da; man allenthalben dem deut⸗ ſchen Eiſenbahnweſe. entgegenbrinek und wenn dann die Eiſenbahngeſellſchaft ihre Beamten in weilgehender Weiſe Auch perſönlich an ſich bindet und ihnen die Sorgen für die Zukunft abnimmt, dann iſt zu erwarten, daß wir auf dem beſten Weg ſind, das reibungsloſe Funk⸗ tionieren des großen Eiſenbahnapparates, das ja wie⸗ derum zum großen Teil von der unteren Beamtenſchaft abhängt, ſo zu fördern, daß der Stand der Reichseiſenbahn vor dem Kriege wieder erreicht wird. Lokales und Allgemeines. Seckenheim, 27. Januar. Ein abenteuerlicher Betrüaer. Oskar Weiß von Heidelberg, der vor einigen Wochen von der hieſigen Gendarmerie wegen verſchiedener Betrügereien in Secken⸗ heim verhaftet worden war, ſtand geſtern vor dem großen Schöffengericht in Mannheim zur Aburteilung. Weiß war nach ſeiner Einlieferung im Mannheimer Gefängnis entwichen und konnte erſt in Hockenheim, wohin die Spur führte, wieder eingefangen werden. Aber auch hier entwich er ſeinen Begleitern wieder, als ſie ihn in Rummer Sicher bringen wollten ohne Fußbekleidung über die Dächer der Rachbarhäuſer hinweg. Seinem Schickſal konnte er aber auf die Dauer doch nicht entgehen und ſo kam er erneut hinter die ſchwediſchen Gardinen. Nun verſchluckte Weiß einen Löffel, um dadurch ſeine Freiheit ſchneller zu erreichen. Es nützte indes alles nichts; 6 Monate brachten ihm ſeine Straftaten ein. Unterhallunasabend. Am nächſten Sonntag Abend 8 Uhr findet im Vereinshaus im Anſchluß an den Ge⸗ ſchäftsbericht ein Unterhaltungsabend für die Mitglieder und Angehörigen des Konſumvereins Mannheim ſtatt. Ein Lichtbildervortrag, geſangliche und turneriſche Darbietungen werden zur Unterhaltung beitragen. Kaffee und Kuchen zum Selbſtkoſtenpreis. um 5 Uhr wird der Lichtbilder⸗ vortrag für Kinder wiederholt werden. — Gedenket der hungernden Vögel! Wenn es ſchneite, ſagten die Urgermanen, Frau Holla deckt die Erde zu, damit die Pflanzen nicht frieren. Aber für die Tiere des Feldes bedeutet die dicke Schneedecke Hunger und Not. Die Vögel, die uns treu geblieben ſind, müſſen es als eine Wohltat empfinden, wenn die Menſchen ihnen ihr Daſein erleichtern, Das geſchieht, indem ihnen Futterſtellen errichtet werden. In keinem Hausgarten ſollte eine Futter⸗ ſtelle fehlen, und auch an einem Fenſterbrett läßt es ſich anbringen. Auf die Kinder wird eine von den hungrigen Vögeln umſchwärmte Futterſtelle einen tiefen Eindruck machen. Beſonders dankbar ſind die gefiederten Lieblinge, die Garten und Feld von Ungeziefer reinigen und durch ihren Geſang das Gemüt erhellen, wenn ihnen ölhal⸗ 0 0 n B. Hanf, Mohn, Leinſamen uſw. Die Meiſenarten und Spechte lieben ungeſalzenen Speck, am meiſten die Schwarte, an der ſie eifrig picken. Auch Krumen von Weißbrot ſind den Vögeln willkommen, aber Schwarzbrot bekommt ihnen nicht. weil es, wenn er naß geworden iſt, im Kröpf⸗ chen nicht genügend verdaut werden kann. Rübſamen ver⸗ ſchmähen die Vögel. Beſondere Aufmerkſamkeit iſt im Garten der Katze zuzuwenden, die die Futterſtellen gar zu gern umſchleicht. Trotz aller Hilfsbereitſchaft der Men⸗ ſchen gehen in jedem Winter viele Vögel zugrunde. Es kann darum nicht warm genug ans Herz gelegt werden: Gedenket der hungernden Vögel! Druck und Verlag: G. Zimmermann Wwe., Inh. Gg. Härdle, Seckenheim. Seefisehe friseh eingetroffen. peter Schladt. I 3 ine lohnende Einkaufsreise. Weisse Woche in Mannheim! Die größte Kaufgelegenheit wäh- rend des genzen jahres zur Eindeckung Ihres Bedarfs an Wäs che und Auss feuer- waren und zur Ergänzung aller notwen- digen Anschaffungen für den Haushall. Beginn: Montag, den 31. Januar 1927. Kaufhaus Warenhaus Warenhaus Warenhaus Hirſchland, Kander, Schmoller, Wröneer MANNHEIN Coang. Rlxcenchor deenbeln. Heute Abend 8 Uhr Prube. Der Vorſtand. Frele Uurnerichafl C. b. demenbein. (Jußballabteilung) Zu der heute Donnerstag Apend 3 Abr ſtattfindenden Jahres- Versammlung werden die Mitglieder der Abteilung freund⸗ lichſt eingeladen, mit der Bitte vollzählig zu erſcheinen. Die Leitung. Fußball⸗Vereinigung 98 Seckenheim E. B. Heute Abend ½9 Uhr Spieler- Versammlung. Vollzähliges und pünktliches Erſcheinen erwartet Der Vorſtand. Brieftaubenperein Luftbote Geckenheim. Samstag, den 29. Januar Qeneral- Versammlung im Gaſthaus„Zum Stern“. Der Vorſtand. Heute Donnerstag Abend Kommissions-Sitzung. D. O. Aebeiter-Geſungverein„Vorwärts“. Am kommenden Samstag, den 29. Januar findet unſere dies Fer: deneral- Hersammlung im Oereins haus ſtatt, wozu wir unſere aktiven und paſſiven Mitglieder mit der Bitte um zahlreiches Erſcheinen freundlichſt einladen. Die Tages⸗ ordnung wird im Lokal bekannt gegeben. Anträge ſind bis ſpäteſtens Freitag ſchrift⸗ lich beim erſten Vorſitzenden einzureichen. Der Vorſtand. Hohnerſteigerung. f Die Waldgenoſſenſchaft Grenzhof verſteigert am Montag, den 31. Januar, 5 vormittags 9 Uhr in der Wirtſchaft von Kaiſer unter günſtigen Zahlungsbedingungen 300 Hler Brennßogh. Turnerbund Zahn Zoonbeim C. U. Turnplan. Montags u. Donnerstags: 6—7 Uhr Schülerinnen. 8—9 Uhr Turnerinnen. Dienstags u. Freitags: 6—7 Uhr Schüler. 810 Uhr Turner und Zöglinge. Es iſt Pflicht jedes aktiven Mitgliedes nun wieder regelmäßig und pünktlich an den Uebungsſtunden 1 Unſer Schauturnen findet am Sonntag, den 27. März, abends ſtatt, auf welchen Tag die Ortsvereine bei Feſtlegung ihrer Veranſtaltungen gefl. Rückſicht nehmen wollen. Der Turnrat. Konsum Verein. Einladung. Sonntag Abend 8 Uhr im Vereinshaus Unterpallungs⸗Kpond mit Lichtbilder- Vortrag, gesanglichen Unt turnerischen Darbietungen. Kaffee und Kuchen zum Selbstkostenpreis. Alle Mitglieder mit Angehörigen sind 8 freundlichst eingeladen. Um 5 Unr nachm. Lichtbildervortrag für Kinder. Eintritt nachmittags und abends frei. Die Verwaltung. Von heute ab NusberRau in billigen oͤumihülen Anita Sötz Hildastrage 387. Eier! Fier! Cier! Bauer. ſmitteleier ster 10 pie. Sihüne Bulgaren 12 Schwere glouern 1 Ill. Irinſieior„ 186 Hur durchleuchlole. bualttawure empfiehlt Narl Raufelder. Beachten Sie bitte mein Spezial-Schaufenster. Bille ausschneiden! wir in der angenchmen Lage, Ihnen ein Durch frühzeitige, äußerst günstige Einkäufe sind Sonderangebot in Schachfreunde! 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