Bezugspreis: Für den Monat März 1.40 Rmk., frei ins Haus. Anzeigenpreis: Die einſpalt. Petitzeile 15 R.⸗Pfg. Reklamen: 60 R.⸗Pfg. Bei Wiederholung Rabatt. Beilagen: Iluſtriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). Tages und Anzeigenblatt für Seckenheimund Umgebung 0 3 *— K Stella. 18. Mürz 1927 ‚ 4⁴ „Spannungen“. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht die Preſſe der Oppoſikion mit einer gewiſſen Genugtuung über Unſtimmigkeiten in der Regierungskogli⸗ tion zu berichten weiß. Man zählt die Punkte auf, in denen eine Einigung noch nicht erzielt iſt und man ſpielt dabei auch gern die verſchiedenen den Parteien der Re⸗ gierung naheſtehenden Organe gegeneinander aus. Nun läßt ſich natürlich nicht leugnen, daß innerhalb der Re⸗ gierungskoalition Meinungsverſchiedenheiten beſtehen was niemand in Erſtaunen verſetzen wird, der ſich vor Augen führt, daß dieſer Regierung ſowohl ein Mann wie der Finanzmniiſter Dr. Köhler und der Reichsjuſtizmini⸗ ſter Dr. Her gt angehören, und der ſich weiter vor Augen halt, daß auch innerhalb der Regierungsparteien Ar⸗ beitnehmer und Arbeitgeber vertreten 1 0 Bis⸗ her hat es noch in jeder Regierungskoalition Meinungs⸗ verſchiedenheiten gegeben, wir wiſſen, daß beiſpielsweiſe im engliſchen Kabinett die Anſichten über die Ruß⸗ land gegenüber zu befolgende Politik weit auseinander⸗ gehen und wir ſind weiterhin auch darüber unterrich⸗ tet, daß im franzöſiſchen Kabinett Herr Briand und Herr Marin keineswegs immer übereinſtimmen. Was ſich alſo bei uns vollzieht, iſt keines wegs ein Ausnahmefall, ſondern es iſt die Regel für alle Koalitionsregierungen. f Wie ſtark im übrigen die angeblichen Spannungen übertrieben werden, zeigt das Ergebnis des letz⸗ ten Kabinettsrates. Während die Preſſe der Lin⸗ ken ſich ſchon darguf freute, daß Dr. Streſemann von den Deutſchnationalen wegen ſemes Ver⸗ haltens in Genf ſcharf angegriffen werden würde, hat der Kabinettsrat gezeigt, daß die deutſch⸗ nationalen Miniſter die Verantwortung für Genf voll übernehmen, und es iſt ſelbſtverſtänd⸗ lich, daß eine ſolche Haltung ihrer Miniſter nicht ohne Einfluß auf die deutſchnationale Reichstagsfraktion bleiben kann. Man ſtellt denn auch allgemein feſt, daß der Sturm gegen Streſemann, der eigentlich überhaupt nur von Kreiſen ausging, deren ablehnende Haltung dem ge gegenüber bekannt iſt, ſehr ſchnell ab⸗ geflaut iſt. Damit verſchwindet das Thema„Spannungen“ aber keineswegs aus den Spalten der oppoſitionellen Preſſe, man verweist vielmehr auf die mannigfachen[pötal politiſchen Fragen, in denen die Anſchauungen der Regierungsparteien auseinandergehen. Daran iſt ſo viel richtig, daß eine ganze Reihe an ſich berechtigter o⸗ zialpolitiſcher Forderungen erhoben worden ſind, für deren Durchführung Mittel im Etat nicht vor⸗ geſehen ſind. Richtig iſt auch, daß über das Maß, bis zu welchem Grade angeſichts der allgemeinen fi⸗ nanzpolitiſchen Lage dieſe Forderungen erfüllt werden können, noch Mein ungsverſchiedenheiten beſte⸗ hen. Gerade hierüber iſt am Mittwoch im interfraktio⸗ nellen Ausſchuß der Regierungsparteien eingehend ver⸗ bandelt worden, da nirgends Zweifel darüber beſtehen, daß die an ſich gewiß nicht unberechtigten Forderungen, die auf dem Gebiet der Sozialpolitik erhoben werden, mit der rauhen Wirklichkeit in Uebereinſtimmung ge⸗ bracht werden müſſen. Am welche Summen es ſich da⸗ bei handelt, das geht aus einer Aufſtellung des„Ber⸗ liner Börſen⸗Courier“ hervor, der ausrechnet, daß die den Etat überſchreitenden Ausgaben nach den von den einzelnen Reſſorts und von den Ausſchüſſen ge⸗ ſtellten Forderungen ſich auf über 900 Millionen art belaufen. Hierher gehören einmal die 250 Millionen Mark für die Erwerbsloſenfünrlorge ab 1. April, da die durch die Kriſenfürſorge Unterſtütz⸗ ten wieder der Erwerbsloſenfürſorge überlaſſen bleiben. Es kommen hinzu die Forderungen für die Invaliden⸗ rente, für den Penſionsetat, für Wohnungs⸗ geldzuſchüſſe, für die Ligquidationsgeſchä⸗ digten und außerdem auch die Mehraufwendungen füt den Finanzausgleich. All dieſen Forderungen ſteht aber nur ein Betriebsfonds von 250 Mil tio⸗ nen Mark gegenüber, der eigentlich nur bei ganz be⸗ ſonderen Notſtänden in Angriff genommen werden soll. Man muß alſo Mittel und Wege finden, um Deckung für dieſe erhöhten Ausgaben zu beſchaffen und mar wird ſich auch ſehr ernſthaft überlegen müſſen, ob nicht bſtriche bei dieſen Forderungen möglich ſind. Die Notwendigkeit, all den Kreiſen zu helfen, denen die geplanten ſozialpolitiſchen Maßnahmen eme Erleich⸗ terung ihrer Lage bringen ſollen, kann keineswegs be⸗ ſtritten werden. Man darf ſich aber nicht im An⸗ Haren darüber ſein, daß dann auch die erforderlichen ehreinnahmen beſchafft werden müſſen, und man 5 angeblich in maßgebenden parlamentariſchen Krei⸗ en auch bereits die Frage in Erwägung ziehen, ob es nicht notwendig ſein dürfte, die Umſatzſteuer um ein Viertel Prozent zu erhöhen. 5 Alle derartigen Probleme laſſen ſich nicht von heute die morgen löſen und es iſt auch nicht damit getan, daß die Parteien in Anträgen für die Liquidationsgeſchädigten, ie Kleinrentner oder die Erwerbsloſen eintreten, ſondern man darf bei all dieſen Erörterungen und Forderungen 175 eine nicht aus dem Auge verlieren, daß näm⸗ b. der Etat unter allen Amſtänden aus⸗ N 5 erden muß, ſodaß die mannigfachen 8 orderungen in Uebereinſtimmung gebracht wer⸗ 95 müſſen mit d er finanziellen Lage des Rei⸗ 1 e 195 e Reichstages ſtehen 1 ſchwierigen Situation, die einer ſehr eingebenden Durchberatung bedarr,„ e 1,9 auf 2 v. Keudell vor dem Reichstag. Schluß der Agrardebatte.— Der Etat des Reichs⸗ innenminiſteriums. Vizepräſident Eſſer eröffnete die Sitzung um 1 Uhr. Ein Geſetzentwurf über die Verzinſung aufgewerteter Hy⸗ potheken und ihre Umwandlung in Grundſchulden wurde dem Reichstagsausſchuß überwieſen. Sodann wurde die zweite Leſung des Haushaltes des Reichs⸗ miniſteriums für Ernährung und Landwirt⸗ ſchaft fortgeſetzt. Abg. Hemeter(Dn.) forderte ein Pflanzenſchutz⸗ geſetz, um die Einſchleppung gefährlicher Pflanzenſchäd⸗ linge aus dem Auslande zu verhindern. Ferner trat der Redner für die Kenntlichmachung ausländiſcher Eier ein. Im Jahre wurden Eier im Geſamtwerte von 234 Mil⸗ lionen aus dem Auslande eingeführt. Abg. Schmidt⸗ Hannover(Dn.) befürwortete An⸗ träge zur Förderung der Fiſcherei. Die bisherigen Er⸗ fahrungen des Auslandes mit dem Gefrierverfahren ſeien nicht ermutigend. 5 5 Abg. Bornefeld⸗Ettmann(8.) ſchilderte die Schuldenlaſt der Landwirtſchaft und den ſchlechten Zu⸗ ſtand der Gebäude, die er auf die ſteuerliche Ueberlaſtung zurückführte. Zwiſchen kleinen und großen Landwirten dürfe man keinen Strich ziehen. Die Pachtſchutzordnung müſſe revidiert und die Siedlung gefördert werden. Frank⸗ reich dürfe man für Wein keine Zugeſtändniſſe machen. Abg. Janſon(D. Vp.) glaubte, daß mit Krediten allein dem Winzerſtand nicht zu helfen ſei. Man müſſe ihm auskömmliche Preiſe für ſeine Produkte verſchaf⸗ fen. Die größte Sorge der Winzer ſei die angebliche Abſicht der Regierung, Frankreich im proviſoriſchen Han⸗ delsabkommen die Weineinfuhr nach Deutſchland zu er⸗ leichtern.(Sehr richtig! rechts und im Zentrum.) Man dürfe den Weinbau umſo weniger ruinieren, als er viel mehr Arbeitskräften Beſchäftigung gebe, als jeder andere Zweig der Landwirtſchaft. Abg. Frau Mende(D. Vp.) begrüßte die Beſtre⸗ bungen zur Förderung der Milchwirtſchaft. Abg. Putz(Komm.) bemerkte, man ſehe, daß ſich die Bauernſchaft immer mehr vom Landbund loslöſe. Der Redner ſuchte nachzuweisen, daß die Bauern ſteuer⸗ lich ſtärker belaſtet werden, als der Großgrundbeſitz. Abg. Dr. Stücklen(Soz.) wies darauf hin, daß der Ausſchuß die Anſchaffung des Kühldampfers ein⸗ ſtimmig beſchloſſen habe, und daß erſt nachher gewiſſe Intereſſenten ihn abgelehnt hätten, falls er nicht ihnen ſelbſt übergeben werden.(Lebhaftes hört, hört! links.) Abg. Meyer⸗ Hannover(D.⸗Hannoyv.) fürchtete, daß die deutſche Zoll⸗ und Handelspolitik die Schweine⸗ zucht ruiniere, die gerade die mittlere und kleine Land⸗ wirtſchaft angehe. Die Zuckerzollerhöhung dürfe nicht zu ſpät kommen. 5 1 5 i Reichsernährungsminiſter Schiele nahm hierauf das Wort zur Beantwortung der ſozial⸗ demokratiſchen und kommuniſtiſchen Interpellatio⸗ nen über die Frage der Roggenverſor gung. Nach der Vorratsſtatiſtik des 1 8 Landwirtſchafts⸗ rates ſtanden am 15. Dezember 1926 noch 22 rozent der Geſamternte an Roggen zum Verkauf zur Ver⸗ fügung. Geht man davon aus, daß in dieſem Jahre von der geſamten Roggenernte etwa 40 Prozent, höch⸗ tens 45 Prozent zum Verkauf kommen werden, ſo wür⸗ en dieſe 22 Prozent der Geſamtmenge etwa 50 Pro⸗ zent der Geſamtverkaufsmenge ausmachen, Das entſpricht faſt genau den Vorkriegsprozentſätzen. Der Schlaß iſt nicht gerechtferligt, daß die Roggenverſorgung Deutſchlands für den Reſt des Wirtſchaftsſahres nicht mehr ſichergeſtellt iſt, oder daß man gar in kurzer Zeit eine Roggennot er⸗ warten müſſe. Nach einer ſorgfältigen Unterſuchung über den Mehlverbrauch ſind im Jahre 1926 trotz der reich⸗ lichen Ernte des vorhergehenden Jahres 11 Kilogramm Roggen weniger je Kopf verzehrt worden als jetzt zur Verfügung ſtehen. Man kann alſo mindeſtens annehmen, daß wir noch mit einem beſcheidenen Vorrat in die neue Verſorgungsperiode eintreten werden. Die Roggenpreiſe im laufenden Jahre waren zwar ungleich höher als die ſtark gedrückten des Vorjahres, ſind aber im Durchschnitt nicht höher als diejenigen des Wirtſchaftsjahres 1924⸗25. Die Steigerung des Brotpreiſes für Roggen⸗ und Wei⸗ zengebäck beträgt durchſchnittlich 7 Pfennig je Kilogramm und ergibt eine Mehrbelaſtung auf den Kopf der Be⸗ völkerung von 8,40 Mark im ganzen Jahre. Die Ge⸗ treidehandelsgeſellſchaft kat innerhalb der natürlichen Gren⸗ zen ihre Aufgabe erfüllt, wenn bei den letzten Terminen bereits ein Rückgang der Preisnotierungen verzeichnet könnte. Abgeſehen davon, daß eine vorübergehende Sus⸗ he de des able en wür die Verſorgungslage des olkes kaum beeinfluſfen würde, ſo würde in den Rog⸗ genmarkt für den Reſt der diesjährigen Verſorgungsperiode eine nicht zu verantwortende Unſicherheit hineingetragen werden. Den Vorteil der Suspenſierung würde nur das Ausland haben.(Beifall bei den Regierungsparteien.) Abg. Obendiek(K.) erklärte, der„Schandminiſter“ habe die Arbeitsloſen aufs Land eingeladen, aber habe nicht die Bedingungen genannt. 5 Abg. Schmidt ⸗Köpenic(S.) hat wenig Hoffnung, daß die Getreidepreiſe einmal wieder herabgingen, denn uf t iſt in erſter Linie Kaufmann und Spe⸗ kulant. Damit ſchloß die Beſprechung. Eine Reihe von Ti⸗ teln wurden zurückgeſtellt. Der Fond der Förderun der landwirtſchaſtlichen Erzeugung wurde von 1.95 au 2,5 Millionen, die Beihilfen Gon Wirtſchaftsberatung von Millionen, der 5 pfung von 600 000 auf 800 C00 erböbt. 5* ond zur Schädlingsbekäm⸗ 0 fla. 65 Erſcheinungszeit: Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſezlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchüftsſtelle Hildaſtraße 68 oder durch unſere Träger. Fernſprecher Rr. 16.— Poſtſchecknonto 78439 Karlsruhe. — Neues in Kürze: 2: Nach einer Meldung aus Genf teilt das ſoeben erſchienene propſſoriſche Programm des Generalſektetarfats mit, daß die 45. Seſſion des Völkerbundrates am 6. Juni wiederum in Genf abgehalten werden wird. i 18: Mie verlautet, wirb ſich die Botſchafterkonferenz in ihrer Sitzung am kommenden Montaa mit der even⸗ tuellen Abberufung der internationalen Militärkonttolle in Ungarn beſchäftigen. 22: Das Datum für die nächſte Sitzung der franzö⸗ ſiſchen und ſpaniſchen Delegierten in den Tangerverhand⸗ lungen iſt noch nicht festgelegt. In dieſer Sitzung ſoll die Antwort Frankreichs auf die letzte ſpaniſche Tangernote erfolgen. 26: Wie aus Schanghei gemeldet wird, ſoll ſich Marſchall Tſchangſchungfang gegenüber chineſiſchen Kauf⸗ ſeuten zur Räumung von Schanghai bereit erklärt haben, wenn ihm dafür die Summe vons Millionen Dollar ausgezahlt werden würde.. . ↄ P... ⁵˙ͤU.... ⅛˙·mA ˙¼ꝛ8 Es folgte die zweite Beratung des Haus⸗ halts des Innen miniſteriums. 3 Reichs innenminiſter von Keudell leitete die Beratung ein mit einem Hinweis auf die F e⸗ ſtigung unſeres Staatsweſens. Seine Auf⸗ gabe ſähe er darin, unter Vermeidung jeder Schwächung des Vaterlandes für deſſen weiteren Aufſtieg zu wir⸗ ken. Der Reichskanzler habe ja bereits in ſeiner Erklä⸗ rung von Ehrung unſerer Geſchichte geſprochen. Die Verunalimpfung vergangener Zeiten diene auch zur Ver, ächtlichung des Reiches im Auslande.(Sehr wahr rechts.) und ſtoße viele ab, die bisher ſchon dem Vaterland in ſeiner neuen Form ehrlich gedient haben und auch erneut dienen wollen. Andererſeits iſt es eine Tatſache, daß die Symbole des neuen Staates Herzensideale eines großen Teiles unſeres Volkes geworden ſind. Die Stellung der Miniſter iſt durch eine Reihe von Erklärungen feſtgelegt. Ueber die Stellung der Beamten habe ich mich ſchon geäußert. Für die Reichsregierung folgt daraus, daß ihre Aufgabe nicht die Verah⸗ ſchiedung vieler Geſetze, ſondern eine Behand⸗ lung der Verfaſſungsfragen mit dem Endziel, daß der Menſch in den Mittelpunkt geſtellt wird und nicht der Geldbeutel.(Unruhe bei den Kommu⸗ niſten.) a Die Möglichkeit ſeagenſchſe Einwirkungen auf unſer Geiſtesleben kann man verſchieden beurteilen. Immerhin beſteht hinſichtlich der 5 Schulgeſetzgebung 0 eine Wirkung weiter Kreiſe nach zwei Richtungen. Ein⸗ mal der ſeit Jahren immer vernehmlichere Schrei der Elternſchaft nach Kindererziehung im Glauben der Väter und dann neuerdings Beſorgniſſe vor Preisgabe ſtaatlicher Belange gegenüber der Kirche. Dieſe Beunruhigung iſt ein Anzeichen dafür, wie ſehr in den politiſchen Tageskämpfen der letzten Jahre die Frage der Weltauſchuung zu kurz ge⸗ kommen ſind. Auf dem Gebiet der Aufrechter haltung der chriſtlichen Grundlagen unſeres Volkslebens iſt vieles wie⸗ der gutzumachen. 5 Ich möchte dann noch 2 Fragen berühren: Als Beamtenminiſter liegt mir die Weiterführung der Beamtengeſetze ob. Die Reichsdien 1 5. ordnung ſteht vor ihrem hoffentlich baldigen Abſchluß. Das Beamten vertretungsgeſetz liegt der Schluß⸗ abſtimmung im Reichsrat vor. Das allgemeine Be⸗ amtengeſetz ſoll folgen. In der gesamten Beamten⸗ geſetzgebung wird der Rechtsſchutz der Beamten in den ihnen verprüften Rechten eine hervorragende? olle ſpielen. Den Rechten der Beamten ſtehen 9 i ch⸗ ten gegenüber, die ſich in der großen Geſamtpflicht zu⸗ ſammenfaſſen, daß ſie ihr Leben zur Hingabe an den Staat widmen. Die Stellung der Beamten zur Reichs⸗ perfaſſung und zur deutſchen Republik als der in der Reichsverfaſſung feſtgelegten Staatsform ergibt ſich aus ihrem auf die Verfaſſung geleiteten Eid und dar aue. daß die Verfaſſung die Grundlage ihrer Tä⸗ tigkeit bildet. N n Auch ich ſtehe auf dem Standpunkt, daß die Be⸗ amten ſich dem Staate verbunden fühlen Jollen, das be⸗ deutet für mich nichts anderes, als daß ſie enthprechend der von keinem anderen Staat übertroffenen Beamten⸗ tradition ihre ganze Kraft dem Staate zu widmen ha⸗ ben. Ich füge ausdrücklich hinzu, daß ſelbſtverſtändlich auch für die Beamten nach wie por die Verfaſſungs⸗ artitel 118 und 130 im geſamten Umfange gelten, welche volle Freiheit der politiſchen Ueberzeugung gewährleiſten und wonach jeder Gewiſſenszwang, jede Geſinnungsſchnür⸗ felei ausgeſchloſſen iſt. 5 ä Noch ein Wort zum Schluß zum Verhältnis von Reich und Ländern. In der Mannigfaltigkeit unſerer ſtaatlichen Verhältniſſe erblicke ich eine unerſchöpfliche Kraf au lag Wenn wir uns nur verſtehen, nicht nur theoretiſch die Syntheſe zu finden, ſondern dieſe Ströme nationaler Eigenart und kulturellen Lebens l f Sunne produktiver freudiger Mitarbeit für die Geſamtbeit obne Erbitterung einzelner Teile zu zu gemeinſamer, in beſtem freudiger Mitarbeit zu vereinen. Ich ſelbſt ſtehe auf dem Standpunkt der Souveränität der Länder, lediglich zur freundlichen Berückſichtigung für die Anhän⸗ ger des Einheitsſtaates.. Die Reichsregierung wird jederzeit für Ausglei⸗ chung und Einſchränkung von Meinungsverſchieden⸗ heiten zwiſchen Reich und Ländern, wie zwiſchen letzteren eintreten. Ich heiße als es Reichsminiſter des Innern für meine ganz beſondere Pflicht nicht nur in leiden⸗ ſchaftsloſer Beharrlichkeit, dies Ziel zu verfolgen, ſon⸗ dern mit aller Wärme durch Pflege perſönlicher Be⸗ ziehungen und vertrauensvoller, ſachlicher Zuſammenar⸗ beit darauf hinzuarbeiten und hierbei ſtets eingedenk zu ein, des altöſterreichiſchen Wahlſpruchs:„wtribus unitis“ (Mit vereinten Kräften).(Beifall ber den Regierungs⸗ parteien.) In der anſchließenden Debatte erklärte Abg. Soll⸗ mann(Soz.), daß der Haushalt des deutſchen Kultur⸗ miniſteriums viel zu kümmerlich ausgeſtattet ei. Herr v. Keudell zeichne ſich durch eine allzu große Beſcheiden⸗ heit aus. Sein Programm ſei nichtsſagend. Wir for⸗ dern von ihm und der Reichsregierung ſchleunige Stel⸗ lung zum Abbau des Republikſchutzgeſetzes am 1. Juli. Die Republik muß dem ehemaligen Kaiſer auch nach dem 1. Juli die Rückkehr unmöglich machen. Wir ver⸗ langen das Ausführungsgeſetz zum Artikel 48. Einen militäriſchen Ausnahmezuſtand darf es nicht mehr geben. Die Sonderrechte der Länder müſſen möglichſt eingeengt werden.(Beifall bei den Sozialdemokraten.) Abg. Dr. Mumm(Dn.) betonte, der Miniſter des Innern müſſe den Willen der Macht haben. Nur ſo ſei ruhige Fortentwicklung des Reichsgedankens und der Verfaſſung möglich. Die Beamtenſchaft ſei die wichtigſte Stütze des Staates. Der Redner besprach dann das Geſetz zum Schutze der Jugend gegen Schmutz und Schund, deſſen Wirkſamkeit bald beginne. Der Sünde kenne, wiſſe, daß ihr mit der Waffe des Geſetzes gewehrt werden müſſe. Den chriſtlichen Millionen, die ſeit 6 Jahren un⸗ ausgeſetzt das Reichsſchulgeſetz fordern, wäre uner⸗ träglich, würde der Reichstag bis zu November in die Ferien gehen, ohne das Schulgeſetz in Angriff genom⸗ men zu haben.(Beifall bei den Deutſchnationalen.) Vizepräſident Dr. Rie ßer teilte hierauf dem Hauſe mit, daß Präſident Loebe wieder in ſein Heim zurückgekehrt iſt und fügte hinzu: Wir teilen mit der Familie die Freude über ſeine fortſchreitende Geneſung. (Beifall.) 5 Abg. Dr. Schreiber(3.) betonte, die dauernde Kritik an der Staatsform dürfe nicht fortgeſetzt wer⸗ den. Die Republik müſſe vielmehr mit aller Kraft be⸗ jaht werden. Mit Befriedigung ſtellte er feſt, daß die Verfaſſung im Volk an Boden gewinnt. Im Mini⸗ ſterium des Innern dürfe der republikaniſche Gedanke kein bloßes Firmenſchild ſein. „ Der Auftakt zur großen außenpolitiſchen Debatte. f 5 Berlin, 17. März. Unter dem Vorſitz des Abgeordneten Wallraf (Dn.) trat der Auswärtige Ausſchuß des Reichs⸗ tags heute vormittag halb 10 Uhr zu einer Sitzung zufammen, um den Btricht des Reichsaußenminiſters über ſeine Verhandlungen in Genf entgegenzunehmen. Das In⸗ tereſſe an dieſer Sitzung, welche den Auftakt zu der am Montag beginnenden allgemeinen politiſchen Ausſprache bildete, war außerordentlich rege, was ſchon rein äußerlich durch die Teilnahme nicht nur fa ſt aller Ausſchuß mitglieder, ſondern auch zahl⸗ reicher Vertreter der Neichs behörden zum Ausdruck kam. Da zu gleicher Zeit auch eine Beratung des Reichs⸗ kab'netts ſtattfand, wer von der R gierung nur Dr. Stre⸗ ſemann, und zwar begleitet von S'ratsſekretär von Schubert und Miniſteria direktor Dr. Gaus, anweſend, um die Verhandlungen mit ſeinen Ausführungen über Genf und die poliliſche Lage einzuleiten. Ueber die Sitzung ſelbſt, die durchaus vertraulicher Natur war und die morgen vormittag halb 10 Uhr fortgeſetzt werden weird, wurde folgender amtlicher Bericht heraus⸗ gegeben: f 5 Im Auswärtigen Ausſchuß d's Reichstags bildeten die Genfer Vethandlungen den Cegenſtand der Bera ungen. Den Vorſitz führte Abg. Waltraf(Dn.) Neichsminiſter des Auswirtigen Dr. Streſemann er⸗ fta tete enn ausführlichen Bericht, an den ſich eine Fare Ausſwache anſchloß. 8 77 Aus dem In⸗ und Auslande. Die Zentrumspartei des Saargebiets zum Genfer Ergebnis. „Saarbrücken. 17. März. Geſtern abend befaßte ſich eine aus dam ganzen Sagrgebiet beſuchte Zentrums⸗ verſammlung mit dem Reſultat von Genf und nahm einſtimmig eine Entſchließung an, in der feſtgeſtellt wird, daß durch die dauernde Errichtung der ſogenannten„Bahn⸗ ſchutztruppe“ der Rechtsboden verlaſſen worden ſei. Ge⸗ gen dieſe Rechtsverletzung proteſtiere die Zentrumspartei des Saargebietes mit aller Entſchiedenheit. Außer⸗ ordentlich bedauerlich ſei es, daß wiederum eine neutrale Zuſammenſetzung der Regierungskommiſſion nicht gewähr⸗ leiſtet worden ſei. Den Genfer Delegationsmitgliedern der Partei wird volles Vertrauen und uneingeſchränkter Dank für ihr entſchloſſenes Eintreten für die Intereſſen der Saarbevölkerung ausgeſprochen. Die der Saarbe⸗ völkerung als auch dem Anſehen des Völkerbundes ſchwer abträglichen Ergebniſſe der letzten Ratstagung hätten erneut den Beweis erbracht, daß nur die Erfüllung der von der Zentrumspartei oft erhobenen Forderung nach baldiger Rückkehr zum Reiche die Geſundung der unhalt⸗ baren Verhältniſſe herbeiführen könne. Der Finanzausgleich vor dem Steuerausſchuß des Reichstages. Berlin, 17. März. Der Steuerausſchuß des Reichs⸗ tages ſetzte am Donnerstag die allgemeine Ausſprache über den Finanzausgleich fort. Ein Steuerantrag der Regie⸗ rungsparteien verlangt, daß das Reich den Ländern und Gemeinden den Geſamtaufwand für die Erwerbsloſen⸗ fürſorge bis zum Inkrafttreten der Arbeitsloſenverſiche⸗ rung erſetze. Der Vertreter Württembergs gab die Er⸗ klärung ab, daß ſeine Regierung die Grundſtückſteuer ab 1. März aufheben und die Summen, aus der Erhöhung der Garantie erhält, den Ge⸗ meinden zur Senkung der Realſteuern zur Verfügung ſtellen werde. Embringung einer Billigungsformel für Dr. Stresemann. Berlin, 17. März. Der interfraktionelle Ausſchuß trat unter dem Vorſitz des Reichskanzlers zuſammen, um über das Genfer Ergebnis und über die außenpolitiſche Ausſprache anläßlich der Etatsberatung in der kom⸗ menden Woche zu ſprechen. Auf Vorſchlag der Deutſchen Volkspartei ſollen die Regierungsparteien eine gemeinſame Erklärung abgeben, die die Birli⸗ gung der Arbeiten des Reichsaußenminiſters im Völ⸗ kerbund enthält. In der gleichen Sitzung unterhielt man ſich auch über die Arbeitszeit und die Invaliden⸗ verſicherung. Der Sohn des Neichswehrminiſters geſtorben. Augsburg, 17. März. Heute Nacht iſt der bier ſtu⸗ dierende 18jährige Sohn des Reichswehrminiſters Dr. Geßler an einer heimtückiſchen Krankheit geſtorben. Die beſorgten Eltern hatten ſeit einigen Tagen im ſtädtiſchen Krankenhauſe Wohnung genommen. Die Beiſetzung des Verſtorbenen findet am Samstag im Familienbegräb⸗ nis in Lindenberg im Allgäu ſtatt, wohin die Leiche morgen überführt wird. Bekanntlich war bereits vor einigen Jahren ein Sohn Dr. Geßlers auf ähnlich tra⸗ giſche Weiſe eines frühen Todes geſtorben. 8 Die britiſche Konzeſſion in Hankan unter chineſiſcher Kontrolle. „London, 17. März. Auf Grund des britiſch⸗kanto⸗ neſiſchen Abkommens iſt die britiſche Konzeſſion in Han⸗ kau einem chineſiſch⸗britiſchen Stadtrat zur Verwaltung übergeben worden. In dieſem Rat bilden die Chine⸗ ſen die Mehrheit und ſtellen außerdem den Vorſitzunden. Nach Meldungen aus Schanghai ſind in der Stadt 150 kantonçeiſche Gewerkſchaftsagitatoren eingetroffen die in Schanghai den Boden zu einem Generalſtreik vorberei⸗ ten ſollen. Unter Einfluß dieſer Agitatoren ſollen alle ſtreikſeindlichen Arbeiterführer unſchädlich gemacht wer⸗ 15 Einige von ihnen ſollen bereits umgebracht worden ein. Der Bürgerkrieg in Nitcaragu;. Newnork, 17. März. Wie der amtliche an a⸗ niſche Funlſpruch meldet, iſt im Gebiet von Magatlalpa eine der größten Schlachten im Bürgerkrieg von Ni⸗ caragua entbrannt. Achttauſend Konſervative Trup⸗ pen werden von ſechstauf nd Soldaten der Liherolen ſcharf bedrängt. Man rehnt mit einem Verluſt bei dem Rückzug der Konſervativen. f die ſie Aus dem badiſchen Cande 7 5 Karlsruhe.(Schwerer Motorradun füt In der Nähe von Forchheim ereignete ſich ein ſchweres Unglück, das ein Menſchenleben forderte. Der General⸗ vertreter Emil Scheib von Karlsruhe wollte kurz vor Forchheim mit ſeinem Motorrad das Auto der Firma Sinner⸗Grünwinkel überholen. Beim Nehmen einer Kurve verſuchte Scheib ichen bent kam aber anſcheinend in⸗ folge plötzlicher Unſicherheit zu Fall und blieb tot liegen. Die Leiche wurde ſofort mit dem Krankenauto nach Karlsruhe gebracht. Die Staatsanwaltſchaft hat die Un⸗ terſuchung bereits aufgenommen. g Offenburg.(das Urteil im Offenburger Schwarzbren nerprozeßh.) In dem großen Schwarzbrennerprozeß wurde jetzt nach mehrtägiger Ver⸗ handlung das Urteil verkündet. Der Angeklagte Alich wird wegen Vergehens gegen das Branntweinmonopol⸗ geſetz in drei ſelbſtändigen Handlungen zu insgeſamt 5 Monaten Gefängnis und zu vier Geldſtrafen von ins⸗ geſamt 19500 Mark verurteilt; im Fall der Unbei⸗ bringlichkeit erhöht ſich die Gefängnisſtrafe um 3 Mo⸗ wird wegen Vergehens gegen das Branntweinmonopol⸗ geſetz in zwei ſelbſtändigen Handlungen zu 3 Monaten Gefängnis und einer Geldſtrafe von 3000 Mark, ſowie zu zwei weiteren Geldſtrafen von 6000 Mark verurteilt, an deren Stelle im Falle der Unbeibringlichkeit 1 Monat, 3 Wochen Gefängnis tritt. 8 f Haſel.(Glück eim Stall.) Dem hieſigen Landwirt Robert Greiner hat eine Kuh drei Kälber geworfen, 8 alle drei am Leben ſind und ſich voller Geſundheit erfreuen. Marbach(Amt Villingen).(Verhaftet.) Von der Dürrheimer Gendarmerie wurden zwei junge Leute verhaftet, die bei Landwirt Weißhaar zwei Zentner Ge⸗ treide geſtohlen hatten. Die beiden ſtammen aus Preu⸗ zen und Bayern und ſtehen im Verdacht eines weiteren vor einigen Wochen hier verübten Einbruchdiebſtahls. Der eine war ein Knecht des Landwirts, während der andere arbeitslos war. 5 Adelsheim.(Seinen Verletzungen erlegen.) Der 85 Jahre alte Joſef Ebel von Schlierſtadt, der in der voriger Woche unter die Räder eines Wagens ge⸗ kommen war, iſt ſeinen Verletzungen erlegen. Engen.(Schwerer Unfall.) Im Steinbruch des Baſaltwerkes Hohenſtoffel hat ſich ein ſchwerer Unfall ereignet. Der dort beſchäftigte Otto Theodor Ludwig von Lörrach wurde von einem r Stein ge⸗ troffen und ſo ſchwer verletzt, daß er im hieſigen Kran⸗ kenhaus ſtarb.. f g Norſingen.(Leichenfund.) Etwa 500 Meter ober⸗ halb der hieſigen Station wurde die zerſtückelte Leiche eines etwa 25jährigen Mannes auf den Eiſenbahnſchie⸗ nen gefunden. Ueber die Perſonalien ſteht noch nichts feſt. Anſcheinend iſt der Tote von Mengen. Ob ein An⸗ ſagt werden. Verfaſſungsausſchuß des bad. Landtags. Kaclsruhe, 17. März. In ner geſtrigen Sitzung beſchäſtigte ſich der Verfaſſungs isſchuß mit zwei Ge⸗ ſuchen der Wirktſchl. Vereinigung, der Unternehmerver⸗ bände einerſeits und der Gemeindeverbände andererſeits. Die Gemeindeverbände und Kreiſe wollen die Schaffung eines Ausſchuſſes, der in Ausfüh⸗ rung des Paragraphen 20, Abſatz 1 der badiſchen Ver⸗ faſſung vor Erlaſſung von Geſetzen zu hören ſei. Der zuſtändigen Landtagsausſchuß bei Beratung der Geſetze zu Wort zu kommen. Der Geſetzentwurf der Wirt⸗ verbände verlangt die Schaffung eines Lan⸗ deswirtſchaftsrates mit weitgehenden Befugnih⸗ ſen. Die Regi rung nahm einen ablehnenden Standpunkt ein. Die Forderung der Wirtſchaftsverbände entbehre lebe virſa ung eröchtlichen Unterlage, dem Verlangen der der Verfaſſung ſei durch die bisherige Praxis bereits nehr wie ent prochen. Der Berichterſtatter Abg. Dr. Föhr(tr.) ſtellte ſich auf den Standpunkt, daß dem Verlangen der Wirtſchaftsverbände wohl nicht entſprochen werden könne, daß dagegen den Forderungen der Ge⸗ meindevorbände manches Berechtigte anhafte und hier ein gewiſſes Entgegenkommen angebracht ſei. Ueber die Ma⸗ terie entſpann ſich eine eingehende Diskuſſion. Der Red⸗ er der Sozialdemokratie nahm einen abfolut ab⸗ S f Die Enel e 1 ee regt„ 30. erns/ Heræog Nachdruck verboten. 82. Fortſetzung. f Ein grauſiger Anblick bot ſich ihm dar. Etwa hundert Meter vom Schrankenübergang lag, mitten auf den Schie⸗ Zen, ein zertrümmertes Auto. Der Wagen mußte vom 1 erfaßt und ein Stück mitgeſchleift worden ſein. 5 Auf der nicht allzu hohen Bahnböſchung umſtand eine Reihe von Perſonen den jungen Arzt aus Wolfs Abteil, Der ſich über einen lebloſen Körper beugte. f 98 olf näherte ſich der Gruppe. Der junge Arzt drehte ſich dum Zugperſonal zurück. 5 ier iſt nichts mehr zu retten. Er iſt tot.“ N Bas Geſicht des Verunglückten lag frei. Als Wolf die Mutleeren Züge gewahrte, fuhr er heftig zuſammen. Das 1 Deutlich ſtand Wolf das Bild im Büro ſeines Vaters der Kopf dieſes Mannes hatte ſich hinter einem zuſammen⸗ e Zeitungsblatt vor den Strahlen der Sonne ge⸗ hützt. Bleich war das Geſicht geweſen, faſt ſo bleich wie letzt. Lang, ſcharf gezeichnet, doch keinesfalls unſchön. Am den Mund lag ein Lächeln, das gewinnen konnte, wenn nicht 1 ihm alle Laſter der Welt verborgen ſchienen; brutale Rückſichtsloſigkeit verſteckte ſich hinter gleißendem Höfklichkeitslächeln, ohne daß feſtzuſtellen war, ob dieſer chlanke doch ſehr zierlich gebaute Mann zur Durchführung ſeiner Pläne auch die nötige Energie aufzubringen ver⸗ te. ahrhaftig, das war der Mann. Jetzt hatte ſeine Wag⸗ halſigkeit ſeinem Streben ein Ende Gele 10 Die Bahnbeamten ordneten das Notwendige an, die rgäſte begaben ſich wieder in den Zug, der langſam ee 5 5 1 i ie Einzelheiten der Schickſalsverkettung, er bald geſetzt F Kobe r in dem dieſer Tote eine Rolle geſpielt hatte. noch erfüllte ihn das, was er ſoeben geſchaut hatte, mit ſo drängenden Gedankenkombinationen, daß ihn die bisher gewahrte Ruhe verließ und er in höchſter Erregung durch die Stadt ſeinem Elternhauſe zueilte. XXIV. .. werden mit Freuden ernten. b Vater Erdmann ſtand kurz vor dem ſoeben geſchilderten Geſchehen an der Tür des Hauſes, in deſſen Zurückgezogen⸗ heit Heddi lebte. a Er fragte nach ihr. f a „Gehen Sie dort den Weg entlang. Das iſt ihr täglicher Spaziergang“ f f Vater Erdmann bedankte ſich für die freundliche Aus⸗ kunft der älteren Dame und ſchlug den Weg in den Wald ein. Noch einmal ſah er ſich um. a Ein nettes Eckchen, um ſich mit ſeinen Leiden vor den Augen der Welt zu vergraben, dachte er. An einem ſolchen Ort wünſchte ich einmal zu ſterben. Dann ſtieß er die Spitze ſeines Wanderſtabes munter in den weichen Boden. ö Nach längerem Wandern ging es ihm durch den Sinn: dort hinten ſcheint ein Bahndamm zu ſein. Ich glaube nicht, daß der Waldweg über ihn führt. Sie wird ſich rechts oder links gehalten haben. Ob ich rufen ſoll? Er brachte es aber nicht fertig, die feierliche Waldeinſam⸗ keit mit ſeiner Stimme zu ſtören. Noch einige Schritte ging er voran. Dort drüben— dicht vor ihm— Herrgott, was war das? Der Stab entglitt ſeinen Händen. Die Luft ſchien mit dem Brauſen eines plötzlich ausgebrochenen Sturmes gefüllt. Die Müdigkeit der Wanderung war von ihm ge⸗ wichen. Er ſtürzte vor, umklammerte mit beiden Armen Heddis ſinkenden Körper und riß ihn zu ſich empor. Mit Funekn und Staubwolken brauſte der Zug vorüber. Der alte Erdmann war ſich nicht klar darüber, was er nun zu beginnen hatte. Der jähe Schreck war ihm lähmend in die Gedanken gefahren. s 5 Den lebloſen Frauenkörper hielt er feſt gegen ſich ge“ woe delle, dige. Ben, bead, goal bit hen Men t der Gen 200 Mil. nen 5 . die runzligen Wangen rannen. nichtender Wucht vor ihm geſtanden hatte. Den Weg zu⸗ rück, immer weiter. 22 Lugte nicht dahinten das einſame Waldhaus hervor? Jetzt plötzlich erlahmten des alten Lehrers Kräfte Müde ſank er auf das welke Laub, Heddis Kopf ruhte an ſeiner Bruſt. Nein, er konnte ſie nicht aus den Händen laſſen, mußte ſie als ſchönſtes Kleinod ſeines Lebens bei ſich halten. Was hatte ihn doch hierher geführt? Wie kam es, daß er von der Fügung zum Werkzeug dieſer wunderbaren Rettung gemacht worden war? Richtig, ſein neues Sonett hatte er Heddi herſagen wollen. Wie oft war es von ſeinen Lippen gekommen, beim traulichen Schein der Studierlampe, auf dem Wege hierher. Zwar das Manuſkript kniſterte in ſeiner Taſche. Doch kannte er das Gedicht Wort für Wort auswendig. 2 ie gehen hin und weinen bittre Tränen, Weil hier das Leben freudelos vergangen, Weil unter Schmerzen, unter ſchwerem Bangen Sie ſich des höchſten Glücks beraubet wähnen. Und wo die wildzerriſſenen Schluchten gähnen, Da klimmen ſie auf ſchmalen, langen, gefahrenreichen Stegen. Bleiche Wangen, Gefurcht, umrahmt von feuchten Strähnen: So haben ſie den rauhen Fels erklommen. Und plötzlich ſtehen ſie vom Licht geblendet! Das Fünkchen Hoffnung wächſt zum Glutenregen. Entzücket der Erfüllung zugewendet. Mit Tränen mußten ſie den Samen legen, a Mit Freude haben ſie die Frucht genommen!“ Er hatte geendet. Er lauſchte auf ihren Beifall. Doch ihr Mund war feſt zuſammengepreßt, ihre Augen geſchloſſen. Erdmann wiederholte ſein Gedicht noch einmal, wieder und wieder. Zwiſchen den einzelnen Strophen hielt er inne, lächelte glücklich vor 28 hin, wiſchte ſich mit der knochigen Hand die Tränen aus den Augen, die immer wieder über „Mit Tränen mußten ſie den Samen legen, Mit drt de eint amen Gut bu nate, 3 Wochen und 3 Tage. Der Angeklagte Wille 1 glücksfall oder Selbſtmord vorliegt, kann noch nicht ge⸗„ Ausſchuß ſoll auch das Recht bekommen, perſönlich im ſchaftlichen Vereinigung, der Unternehmer⸗. rie au ent prechende Anhörung gemäß Paragraph 20 Verſicherungsbetrueg ehnenden Skandpunkt ein. Auch das Zenkrum ſprach ich gegen eine offene oder verſchleierte Verfaſſungsän⸗ derung aus. Das Verlangen der Gemeindeverbände ver⸗ diene eine wohlwollende Prüfung. Die Wünſche der Wirt⸗ ſchaftsvertreter ſollten nicht abgelehnt, aber doch zurück⸗ geſtellt werden, bis das Reich die Frage der Bezirks⸗ wirtſchaftsräte geklärt habe. Die Deutſche Volks- partei trat gleichfalls für eine Berückſichtigung der Forderungen der Wirtſchaftsverbände ein. Dem Verlan⸗ gen der Gemeindeverbände ſei ſie gewillt, entgegenzu⸗ kommen. Der Redner der Demokraten hielt den Weg, den die Gemeindeverbände vorſchlagen, für unrichtig. Der von den Wirtſchaftsverbänden vorgeſchlagene Weg wäre beſſer. Wegen der Wichtigkeit und Ungeklärtheit der Frage wurde ſchließlich beſchloſſen, erſt durch die Fraktionen 1 nehmen zu laſſen und dann die Verhandlungen im Verfaſſungsausſchuß weiterzuführen. ————— 20 Aus Nah und Fern. Mannheim.(Tödlicher Verkehrsunfarl) In der Heidelberger Straße wurde eine Frau von einem Radfahrer angefahren und zu Boden geworfen. Bereits nach wenigen Minuten verſtarb die Frau. De Todes⸗ 1 8550 iſt noch unbekannt. Die Untersuchung iſt einge⸗ eitet. Wiesbaden.(Tödlicher Bauunfall.) Dem 53 Jahre alten Zimmermann Chriſtian Pflanzler iſt wäh⸗ rend der Arbeit bei einem Neubau in der Rückertſtraze ein ſchwerer Balken auf den Kopf gefallen. Er erlift ſo ſchwere Verletzungen, daß er kurz nach ſeiner Einlieferung im Krankenhaus verſtarb. i Speyer.(Seit dem Schularreſt vermißt) Vermißt wird ſeit zwei Tagen der Realſchüler Walter Killper, geboren am 18. Juli 1914 zu Speyer. Bei ſei⸗ nem Weggange trug er grauen Mancheſteranzug mit Schillerkragen, kurze Hoſe, braune lange Strümpfe und genagelte Schnürſchuhe. Killper hatte eine Stunde Schul⸗ arreſt zu verbüßen und iſt nach Verbüßung derſelben nicht mehr nach Haufe zurückgekehrt. Koblenz.(Der Naſtätter Zwiſchenfall.) Sämtliche wegen der Vorkommniſſe in Naſtätten verhaf⸗ teten Nationalſozialiſten ſind, nachdem die Unterſuchung abgeſchloſſen iſt, auf freien Fuß geſetzt worden. Fürſtenberg a. d. O.(15000 Mark Lohngel⸗ der geraubt.) Aus dem Büro der Firma Haber⸗ mani, Guckes und Liebold raubten Einbrecher 15 000 Mark Lohngelder. 5 Milultſchütz.(Bergwerksunglück in Schle⸗ ſien.) Hier ereignete ſich ein ſchweres Unglück. Auf dem Schuckmannflöz⸗Niederwerk Sole 490 wurden durch plötz⸗ lich niedergehendes Geſtein vier Bergleute verſchüttet, von denen zwei ſehr ſchwer verletzt ins Lazarett überge⸗ führt werden mußten, während die beiden anderen Berg⸗ leute mit leichteren Verletzungen davonkamen.. Schweinfurt.(Wegen Brandſtiftung und verurteilt.) Das Schweinfurter Schwurgericht verurteilte das Ehepaar Link aus Sandberg(Rhön) und den aus demſelben Ort ſtam⸗ menden Heinrich Söder zu Zuchthausſtrafen von ein⸗ einhalb bis fünf Jahren. Die Angeklagten hatten im September 1926 ihr Anweſen in Brand geſteckt, um da⸗ mit in den Beſitz einer Verſicherungsſumme zu gelan⸗ gen. Dem ſich ausdehnenden Brande waren über drei⸗ ßig Häuſer des Dorfes zum Opfer gefallen. St. Ingbert.(Bübiſche Tat.) Eine frevelhafte Tat wird aus unſerm Nachbarort Rentriſch gemeldet. Dem Lehrer Kurz wurden in ſeinem Obſtgarten 14 ſtarke Oblt⸗ bäume in ein Meter Höhe abgeſchnitten. Dieſe rohe Tat iſt um ſo verwerflicher, als der Lehrer ein großer örderer des Obſtbaues in unſerer Gegend iſt und ſeinen chönen Obſtgar ken ſtets zu Lehrzwecken zur Verfügung ſtellt Man ſoll dem Täter auf der Spur ſein. Krefeld.(Ein Arzt wegen Mißhandlung einet Kranken verurteilt.) Das Schöffengericht perurteilte einen hieſigen Spezialarzt wegen Körperver⸗ letzung einer Kranken unter Zubilligung mildernder Am⸗ ſtände zu einer Geldſtrafe von tauſend Mark. Der Arzt der mit der Kranken intime Beziehungen unterhalten hatte, mißhandelte dieſe anläßlich einer erregten Ausein⸗ anderſetzung in der Sprechſtunde. „Regensburg.(Die Gelebte ermordet.) Der 21Jjährige Kaufmann Johann Köhler in Regensburg hatte ich vor dem Schwurgericht zu verantworten, weil er eine ehemalige Geliebte, von der er glaubte, daß ſie ich von ihm in geſegneten Umſtänden befände, am 27. November 1926 abends auf der Schillerwieſe in die Donau geſtoßen hatte. Er wurde zu 7 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverluſt verurteilt. Der Staatsanwalt hatte auf Mord plädiert und die Todesſtrafe beantragt. Füſſen.(Tödlicher Abſturz.) Bei dem Herum⸗ llettern auf dem Kalvarienberg bei Füſſen ſtürzte der 12jährige Sohn des Fabrikarbeiters Bader an einer Steil⸗ wand ab und blieb bewußtlos liegen. Der Sturz war o unglücklich, daß das Gehirn an der eingeſchlagenen Schädeldecke zutagetrat. In hoffnungsloſem Zuſtand wurde der Junge, der erſt einige Stunden nach dem Sturz aufgefunden wurde, ins Krankenhaus eingeliefert, wo er n 5 Nacht verſchied. N rlin.(Für 1500 00 Mark Seidenwaren geſtohlen.) Einbrecher erbrachen die Kontor⸗ und La⸗ . einer Seidengroßhandlung im Stadtinnern und Sabenn are 31 Wenſcheff 15 1 55 150 000 Mark Seide. m Wegſchaffen der i in⸗ lich ein Auto benutzt worden. 5 e chwerin.(Beim Spielen mit einer Hand⸗ . Wie aus Berkow 9 70 wird, atten zwei Schulknaben auf dem Boden eines Hauſes eine Handgranate gefunden, die ſie als Spielzeug be⸗ nutzten. Die Granate explodierte und zerriß den einen Knaben, während der andere noch mit dem Schrecken da⸗ von kommen konnte. Stettin.(Wegen Gattenmordes zum Tode den urteilt. Das hieſige Schwurgericht verurteilte en Landarbeiter Wilhelm Ehrlich wegen Gattenmordes Ehr Tode und zum dauernden Verluſt der bürgerlichen Cheſruechte. Ehrlich hatte ſeine um ſieben Jahre ältere hefrau im Verlaufe eines Streites durch mehrere Beil⸗ 785 5 den Kopf getötet und dann einen Unfall vor⸗ der Heideſtraße verletzte ein Bergſchutzb ine G liebte, eine geſchiedene Lehrers alle. bunch enen Schuß nebte, a 5 gattin, durch einen Schu in die rechte Schläfe tödlich. Der Buben 5 die 14 5 fand den Mörder gegen Mitternacht ———— meiſten katholiſchen Arbeiter⸗ und Geſ Deſſau.(Eiferſuchtstragödie.) In einem Hauſe 8 Kleine Chronik. a. Großfeuer in einem ſüdtiroler Dorf. In der klei ⸗ nen ſüdtiroler Gemeinde Romeno brach Großfeuer aus, dem in kurzer Zeit 20 Häuſer zum Opfer fielen. Die Be⸗ wohner, die durch das Feuer während des Schlafes über⸗ raſcht wurden, konnten nur das nackte Leben retten. Der Schaden iſt ſehr groß und nur zum geringen Teil durch Verſicherung gedeckt. Die Urſache des Brandes konnte noch nicht feſtgeſtellt werden. Schreckenstat eines 17jährigen Mädchens. In einem Vorort von Paris gab ein 17 Jahre altes Mäd⸗ chen auf ihren Vater mehrere Revolverſchüſſe ab und verletzte ihn ſchwer. Sie behauptete, von ihrem Vater, einem Händler, vernachläſſigt zu ſein, ſo daß ſie am Verhungern war. 4% Poſtraub im Turiner Schnellzug. Nach einer Mel⸗ dung aus Mailand wurde in der Nacht der Poſtwagen des Turiner Schnellzuges auf der Strecke Turin— Mai⸗ land ausgevlündert. Von 53 Poſtſäcken waren 30 halb leer oder fehlten völlig, während einige Werthriefe mit beträchtlichen Summen von den Räubern nicht beachtet worden waren. Schaden dürfte ſich auf einige Mil⸗ lionen Lire belay . Maſſenvergiftungen in Leningrad. Wi“ aus Le⸗ ningrad gemeldet wird, ſind dort annähernd 300 Per⸗ ſonen nach dem Genuß von Reſtaurantſpeiſen unter Ver⸗ gif,ungserſcheinungen erkrankt. 17 Perſonen ſind hereits geſtorben. Die Geſchäftsführer der betreffenden Reſtau⸗ rants ſind verhaftet worden. i a Bombenerploſion im Flugzeug. Nach einer Mel⸗ dung aus Stockholm explodierte auf dem Flugplatz Vi⸗ borg in Finnland bei Bombenwurfübungen in einem Flugzeug eine Bombe. Das Flugzeug ſtürzte aus 1400 Meter Höhe ab und wurde vollkommen zertrümmert. Beide Inſaſſen waren ſofort tot. 3. Bergwerksunglück in Südafri'a. Infolge herab⸗ ſtürzender Geſteinsmaſſen wurden in einem Bergwerk ber Johannesburg 35 eingeborene Bergleute eingeſchloſſen. Man befürchtet, daß viele von ihnen getötet wurden. . Abſturz eines franzöſiſchen Nieſenflug:cuges. Wie aus Biſerta gemeldet wird, iſt das franzöſiſche Nieſen⸗ waſſerflugzeug„Jupiter“ mit fünf Mann Beſatzung ins Meer geſtürzt. Nur ein Mann konnte gerettet werden. Lokales und Allgemeines 5 5 Seckenheim, 18. März. Zur Proteſtverſammlung des Zentralverbandes der Arbeitsinvaliden und Witwen Seckenheims am Sonntag im Vereinshaus hatte der Vorſitzende Koll. Alb. Erny das Referat übernommen. Er ſtreifte in kurzen Zügen die Aufgabe des Verbandes und die Errungenſchaften während ſeines kurzen Beſtehens Nur im Zuſammen⸗ ſchluß iſt auch der Schwache mächtig. Nach reger Dis⸗ kuſſion wurden die Wünſche u. Forderungen der Renten⸗ empfänger in folgender Reſolution feſtgelegt und an den Reichstag weitergeleitet: Die heute im Vereinshaus Seckenheim ſtattgefundene Proteſtverſammung der Renten⸗ empfänger erhebt ſchärfſten Proteſt gegen die Kürzung der Waiſenrente u. des Kindergeldes, gegen die Kürzung der Doppelverſicherung und gegen die Verſchlechterung im Reichsknappſchaftsgeſetz Wir fordern von der Deut⸗ ſchen Volksvertretung Aufhebung des Art. 71 des Ein⸗ führung sgeſetzes zur Reichsverſicherungsordnung vom 19. Juli 1911, Erhöhung der Invalidenrente, Gewährung der Invalidenrente mit Vollendung des 60 Lebensjahres, beſſere Ausgeſtaltung der Unfallverſicherung, Erhöhung der Fürſorgeunterſtützung und ſoziale Handhabung der⸗ ſelben. Wir nehmen an, daß dem Reichstag die gewaltige Teuerung der Lebensunterhaltungskoſten und Miet⸗ ſteigerungen bekannt ſind und hoffen auf eine baldige Durchführung unſererf Forderungen“. — Der Joſefstag. Am 19. März iſt der volkstüm⸗ liche Jofefstag. Ueber das Leben des hl. Joſel iſt we⸗ nig bekannt. Zu Nazareth geboren und dem Geſchlechte des Königs David angehörend, erſcheint er erſtmals kurze Zeit vor der Nacht von Bethlehem; ſpäter auf der Flucht nach Aegypten, dann als fleißiger Zimmermann in ſeiner Heimatſtadt Nazareth und zuletzt mit dem zwölf⸗ jährigen Jeſus und Maria auf dem Gang zum Tempel in Jeruſalem. Darnach ſcheint Joſef noch vor dem Be⸗ ginn des öffentlichen Lebens Jeſu geſtorben zu ſein. 1621, vor 300 Jahren, erhob Papſt Gregor XV. das Feſt des hl. Joſef zu einem gebotenen Feiertag. Vor über 50 Jahren wurde der hl. Joſef von Papſt Pius IX. zum Schutzpatron der katholiſchen Kirche erklärt. We⸗ nig bekannt iſt, daß der hl. Joſef einſt als Landespatron Bayerns galt. Als 1663 an der Karmelitenkirche in Mün⸗ chen die noch heute beſtehende St. Joſefs⸗Bruderſchaft eingeführt wurde, übernahm Kurfürſt Ferdinand Maria das Amt des Präfekten, ſchrieb ſich in das Mitalieder⸗ buch und empfahl ſich dabei mit ſeiner Familie und dem ganzen Land der Bayern dem Schitz des hl. Joſef. In Bayern gilt St. Joſef noch heute als Patron der AAevereine deu ——— der Zimmerleute.. Der nehmen zu können. — Auch die Droſſel ſchlägt. Die Liebe zur Heimat hat die unermüdliche Sängerin Singdroſſel zur Freude der naturliebenden Menſchen aus fernem Süden zurückge⸗ führt. Bereits wurde der markige, jubelnde und ſchmet⸗ ternde Gruß dieſes gottbegnadeten Frühlingsboten ge⸗ hört. Die edle Sängerin hat nicht den volltönenden Ge⸗ ſang ihrer Baie, der Amſel, aber im Erfinden immer neuer Ton gruppen iſt die Droſſel Meiſterin. In würdiger Haltung ſitzt ſie auf einem hohen Baume und sprudelt ihre ] Weiſen der kommenden oder ſcheidenden Sonne zu. * — Die Störche kommen! Mit gemächlichem Flügel ſchlag ziehen ſie fetzt ins Land. Weiß Gott— man hat doch Störche ſchon genug geſehen, man ſah ſie ſcheiden und hat ihnen frohe Rückkehr gewünſcht. And dann kam der Winter. Aber jetzt naht auch wieder der Frühling und gerne begrüßen wir die Künder des Lenzes, Schwer⸗ fällig faſt legen ſie den Weg zurück. Wohin führt der Zug? Jedenfalls nordwärts! Die Menſchen auf den Straßen ſchauen, bleiben ſtehen. Freund Langbein muß hart gegen den Wind ankämpfen. Träge zieht er weiter. „Storch, Storch, beſter, bring mir eine Schweſter? ſingt ein winziges Stimmchen und ſchaut begeiſtert in die Höhe und ſchlägt die kleinen Hände zuſammen.— 6 alſo iſt der Frühling ſicherlich nicht mehr weit entfernt. Bald wird Vater und Mutter Storch wieder in den Wie⸗ ſen panſchen, wird mit den langen roten Beinen ſtolz E nach guter Nahrung für die Jungen umſehen und au dem Dach des alten brüchigen Bauernhauses beginnt wieder ein frohes Treiben. Und dann werden die Schwal⸗ ben kommen und alle die trauten anderen munteren Sän⸗ ger, die die Frühlingszeit mit Sing⸗Sang einmuſizieren. Von morgens früh bis abends ſpät. Unermüdlich ſchicken ſie uns ihre Weiſen. Wir bleiben ſtehen, ſchauen nach ihrem Sangesplatz, freuen uns über den Jubelchor und laſſen das Spatzengezwitſcher— eben nur Gezwitſcher ſein. Die frechen Kerle haben dann wirklich keine 7 ſeinsberechtigung mehr. Ob ſie ſich freuen, daß ihre fatale Muſik nun wirklich keinen Anklang mehr findet? — Erleichterung für Kleingartenbeſitzer auf der Eſſen⸗ bahn. Neben den vielfachen Vergünſtigungen im Per⸗ ſonenverkehr, die die Deutſche Reichsbahn in der Form von Monatskarten, Arbeiterwochenkarten, Schülerferien⸗ karten, Sonntagsrückfahrkarten uſw. gewährt, erhalten auch die Eigentümer und Pächter von Kleingärten ſowie deren Familienangehörige für die Fahrt zwiſchen der Sta⸗ tion des Wohnortes oder des Arbeitsortes und der dem Kleingarten nächſtgelegenen Station eine Fahrpreisermä⸗ ßigung von 50 Prozent in der dritten und vierten Wagen⸗ klaſſe. Mit Rückſicht auf die zunehmende Ausdehnung der Kleingartenbewegung iſt jetzt die Entfernung zwiſchen den Stationen, alſo der Reiſeweg auf der Eiſenbahn zum Kleingarten, von bisher 40 auf 50 Kilometer ausgedehnt worden. Die Fahrkarten für Kleingärtner werden nur in der Zeit vom 1. März bis 31. Oktober ausgegeben. Unter Kleingärten werden nur Grundſtücke von 200 bis 2500 Quadratmeter Größe verſtanden, die überwiegend zur Gewinnung von Feld⸗ und Gartenfrüchten benutzt wer⸗ den und keine feſten Wohnhäuſer und gewerbliche An⸗ lagen tragen. Außerdem darf der Kleingarten nicht 35 werbsmäßig, ſondern nur zur Deckung des eigenen darfs des Kleingärtners und nur durch ihn ſelbſt und ſeine e ohn? fremde Hilfe bewirtſchaftet werden. Ilvesheim.(Ern gefährlicher Bubenſtreich.) An der Halteſtelle des Aulobus Mannheim—Schries⸗ heim benutzte ein 6jähriger Junge den Augenblick der Haltezeit dazu, ſich an der Anhängevorrichtung ſeſtza⸗ binden. Als ſich der Autobus wieder in Bewegung ſetzte, ſprang der Knabe ein Stück Weges mit, bis er nicht mehr laufen konnte und er etwa 100 Meter weit mit⸗ geſchleift wurde. Durch Zurufe von Paſſanten konnte das Fahrzeug zum Halten gebracht und ein größeces Unglück verhütet werden. N Börſe und Handel. Marktberichte vom 17. März. Mannheimer Kleinviehmarkt. Angeboten waren: 72 Kälber, 19 Schafe, 139 Schweine, 864 Ferkel und Läu⸗ fer. Bezahlt wurden pro 50 Kilo Lebendgewicht in Reichsmark: Kälber 60 bis 76, Schafe 36 bis 48, Schweine 60 bis 63. Ferkel und Läufer 16 bis 40 Mark pro Stück. Mannheimer Produktenbörſe. Vom Getreidemarkt iſt eine weſentliche Veränderung nicht zu melden. Es notier⸗ ten: Weizen inl. 29,50 bis 29,75, ausl. 31.25 bis 33 25, Roggen inl. 27.50, ausl. 27.50 bis 27,75, Hafer N 21,75 bis 22,75, ausl. 21.50, Braugerſte 25,75 bis 30, Futtergerſte 20.75 bis 21.75, Mais mit Saa 13, 75, Weizenmehl, Spezial 0, 40 bis 40,25, Weizenbrotmehl 32 bis 32.25, Roggenmehl 36,25 bis 38,25, Kleie 14 bis 14,25, Biertreber mit Sack 16 bis 17 Rm. Alles per 100 Kilo waggon'rei Mannheim. ö Mannheimer Wochenmarkt. Nach den Feſtſtellungen des Städtiſchen Nachrichtenamts wurden auf dem heutigen Wochenmarkt folgende Preiſe pro Pfund in Pfennig verlangt und bezahlt: Kartoffeln 7 bis 9, Salatkar⸗ toffeln 14 bis 17, Wirſing 20 bis 25, Weißkraut 15, Rotkraut 14 bis 17, Roſenkohl 30 bis 35, Schwarz⸗ wurzeln 35 bis 50, Blumenkohl 20 bis 80, gelbe KA. ben 10 bis 12, rote Rüben 10 bis 12, Spinat 20 bis 30, Zwiebeln 10 bis 14, 5 15 bis 20, Lauch a 0 bis 35, Feldſalgt 80 bis 120, Kreſſe 60 bis 120, Lattich 100 bis 120, Meer⸗ 5 bis 10, Kopfſalat, Stück, 25 rettich, Stück, 15 bis 60, Sellerie, Stück, 10, Tomaten 100 bis 120, Aepfel 30 bis 80. Birnen 25 bis 60, Nüſſe 60 bis 70. Süßrahmbutter 200 bis 240, Landbutter 180, weißer Käſe 45 bis 55, Honig mit Glas 150 bis 250, Eier, Stück, 9 bis 16, Hahn, geſchl. Stück 200 bis 750, Huhn, geſchl, Stück 200 bis 1960, Enten, geen, 15 7 Stück 500 bis 1000, Tauben, geſchl., Stück 120 dis 200, Gänſe, lebend, Stück 750, Rindfleiſch 110, Ku fleiſch 70, Kalbfleiſch 120, Schweinefleiſch 110, 65 frierfleiſch 70, Zicklein 100 bis 110. Wetterbericht vom 18. März. N W Die Hochdruckwetterlage, die die heitere und trockene Witterung im Gefolge hatte, hält bei uns noch an. Das Aufkommen ſüdlicher Winde ſtellt weitere Erwärmung 1 Ausſicht. Nachtfroſtgefahr in der Ebene ſteht jedoch noch evor. 1 Vorausfichtliche Witterung bis 828 i tag: Wärmer, zunächſt heiter und trocken mit Nacht⸗ froſtgefahr. 5 Druck und Verlag: G. Zimmermann Wwe., Inh. Gg. Härdle, Seckenheim. Schloßwirtschait. Morgen Samstag 5 roßes Aahlachlheſi. Von 9 Ahr ab Wellfleiſch Hierzu ladet freundl. ein Math. Frey. liebe Frau und gute Mutter geb. Sickinger im Alter von 29 Jahren. Seckenheim, den 18. März 1927. Todes-Anzeige. Am Mittwoch Abend halb 6 Uhr entschlief im Akadem. Krankenhaus Mannheim unerwartet meine Anna Koger In tiefer Trauer: Famile Peter Koger nebst Hngehörigen. Die Beerdigung findet morgen Samstag, den 19. März, nachm. 4 Uhr vom Trauerhause Wilhelmstr. 49 aus statt. Turnerbund Jabn deonbeim C. U. Turnplan. Montags und Donnerstags von 6—7 Uhr Schülerinnen „ 87210„ Turnerinnen Dienstags und Freitags von ½7— ½'8 Uhr Schüler von 8 ½10 Uhr Turner, Zöglinge u. Männerriege. Im Hinblick auf das am 27. März ſtattfindende Schauturnen iſt es Pfiicht jedes aktiven Turners, regelmäßig und pünktlich die Uebungsſtunden zu beſuchen. Der Vorſtand. Freitag Abend nach der Turnſtunde Spieler-Versammlung. Hierzu ſind auch die Turner, die gewillt ſind an den Sommerſpielen teilzunehmen, ein⸗ geladen. Der Spielwart. Morgen Samstag vorm. ab 11 Ahr 5 Ichmeinefleiſch Pfand J.— M Hauam. Wurſt. Pfund J. 10 wit. K. Aug. Eder, Mittelſtr. 16. Jurnberein 1898 gokonbelm. Am Sonntag, den 20. März, abends Heute Abend 6 Ahr 3 5 2— 8 Ahr beginnend, findet im Lokal„Zum Training dor Jugendmannſchaft p 5 Naecn DEN Schloß! unſer diesjähriges im Wörtel. Anſchließend Der Vorſtand. 8 1 Hallenschaulurnen 81 e DOKUNMENTEN i Vollzähliges Erſcheinen erwartet win D n ee ee ee ſtatt, wobei ſich ſämtliche aktiven Abteilungen des Vereins beteiligen. Nach dem Vor⸗ arbeiten iſt ein ſehr reichhaltiges Programm zu erwarten. Wir laden hierzu unſere Mitglieder, ſowie Freunde und Gönner unſerer Sache freundlichſt ein. Eintritt 80 Pfg. Der Turnrat. (Sandball⸗ Abteilung). Heute Abend nach der Turnſtunde Spieler- Versammlung Erſcheinen unbedingtzerforderlich. Morgen Abend findet in der Kinderſchule in Waldhof unſer 3 Gaujugendabend ſtatt. Ich hoffe, daß im Intereſſe der Sache jeder Turner daran teilnimmt, auch Turner⸗ 5 ſind willkommen Muſikinſtrumente und Liederbücher mitbringen. Diejenigen, die an der Oſterwanderung teilnehmen, u el ent 98 Hechenheim E. V. Arbeitergeſangvereinz Der Leiter. fal. Junom-Derein Homenbelm. Deukſche Jugend⸗Kraft. Heute Freitag Abend 9 Ahr nach der Turnſtunde Hbleilungs-Doerſammlung Tagesordnung: Spiel gegen Turnerbund Walldorf. aus frischer möstung empfiehlt Jakob Würthwein Neckarauerstr. 27. Komplettes achlahimmer mit 8 5 1 8 Ml. Der Vorſtand ee 1 Ekin⸗ Uni Dorfau f lundmiriſch. Bodarfsarliſiol. Saat kartoffeln (garantiert norddeutſches Saatgut) Odenwälder Blaue ver Ztr. 8. Wi eingetroffen r df ieen Facette⸗Scheiben, prachtvoll dekoriert nur 215 Mk. Kleiderſchränke mit Hutbrett u. Meſſing⸗ ſtange nur 35 Mk. II. baußer Mannheim, EI 3, 7 lehtspiele .. Srturm Eine neue Erfindung, die Motore von Flugzeugen und Schiffen auf große Entfernung zum Stillſtand bringt. Tollkühner Kampf in einem Flugzeug. Während des Fluges Sprung auf die Tragfläche eines anderen Fl gzeugs und anderes mehr. Ein Senſations⸗ und Abenteuerfilm von ganz gewaltiger Größe in 6 Akten. Dazu: Robinson Crusde eine Lebensgeſchichte in 4 Akten und Der Löwe ist los eine Original⸗Groteske in 2 Akten. Gute Musik Anfang an Wochentagen 8 Uhr, Sonntags 816 Ahr. Zonntag 3 Uhr Kinderpoyſtollung. NB. Der Film„Die Ballettmädels“ welcher zur Zeit im Alhambra 802 gelangt. auch bei uns zur Vorführung. W 55* 5 2 ä bitte in der bei mir e Liſte ſic 13 Morgen Samstag Mitt b 1 Ahr — U- Moor Tad e 7 ö e Pfund 1 4 PS, günstig zu verkaufen. Näheres in 0 N Zur 88 2. At 1 Morgen Samstag vorm. 9 Ahr ab der Geschäftsstelle ds. Bl. 1 55 Wurſt eee Pian 20 Mk. 4 Gerste, Hafer, gelb und weis, achmeinefleiſch Pfund 3555 Mk WR e 0 Runkelrübensamen Hausm. Durſt. Pfund 1.20 Mk. 2 9— 5 Leutowitzer und lange weise, Roſenſtr. 12. 1 65 2 0 Samstag Nachmittag ab 4 Uhr eviger und deutscher Kleesamen, Morgen Samstag Vorm ab 11 Ahr ö g Aabwelnefleisch d 90 . g a solid/ preiswert e e 5 5 Wicken, sow-iüe bad. 1 70 Aoflolſch Pfund l.— Mk. Wutſl i Pfund 1.0 N 1 Alex. Schmich, Wurſf t.. Pfund J. 20 k. Woiwande Lulſenſe. 0 Mehl- und Geireidehandlung. Schloßſtr. 9 5 E Palast- Theater. 1 Gummi Kepa 5 i Breitwieser liefert in jeder Größe 1 Heute und folgende ſage: HEIDELBERGA Npuhoro dog Heckar-Bol an- N b 0 1 f Rohrbacherstr. 79 3 . 0 Selbstgebranntes N die s 25 Rumors 121 7 0 5 Zwetschgenwasser 1 im Palast- Theater. Diesmal übertreffen ö 2 10 sie sich selbst in ihrem neuesten, Kirschwasser und Kognak 17 köstlichen Film: 1 9 5 ö 2 5 empfiehlt 5 1 6 112 lustigen unn. Sponagel, Drauntueinbrennere 3 . Vagabunden Achtung! Achtung! 9 Die Geschichte von junger Liebe und 5 alten Sachen. 2 5 Wenn Lachen gesund ist und gesund 2 St— F- 1— 2 8— H 15 macht, so gebe es hierfür keine bessere 5 8 5 Medizin als jene, die Pat u. Patachon n 1 verschreiben: 5. 1 1111 5 4 e ee aus eigener Fabrikation, zu den bekannt billigen Preisen 9 Als 2. großer Schlager: 75 e 0 4 Der weisse Reiter 8 en. 0— F 5 von Kolorado 5 den n e e von der einfachsten bis feinsten Aufmachung 5 Die lustigen 5 Somntag Nachmittag Besichtigen sie bitte meine Auslagen, sowie meine Sonder-Ausstellung! 7 5 e Teboden, 1 Kinder- Vorstellung. ie man des Lebens stets sich freut 1 1 1 1 n Sorgen denkt v. N A eee em M Wilhelm Weinle, Konditore Sieh Dir an Pat und Patachon f. 3 Hauptstr.(Planken).