3 5 25 .* 1 15 Bezugspreis: Für den Monat März 1.40 Rmk., frei ins Haus. Anzeigenpreis: Die einſpalt. Petitzeile 15 R.⸗Pfg. Reklamen: 60 R.⸗Pfg. Bei Wiederholung Rabatt. Beilagen: Illuſtriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). Dages. und Anzeigenblatt für Seckenheimund Umgebung 2 Erſcheinungszeit: Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſetzlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchüftsſtelle Hildaſtraße 68 oder durch unſere Träger. Fernſprecher Rr. 16.— Poſtſcheckkonto 78439 Karlsruhe. —— Bildungsfragen im Reichstag. Die zweite Leſung des Etats des Innenminiſteriums 1 15 Berlin, 19. März. Vizepräſident Eſſer eröffnete die Sitzung um 12 Uhr. Den Platz des Abgeordneten Tirpitz, der heute ſeinen 78. Geburtstag beging, ſchmückte ein großer Blu⸗ menſtrauß. Die zweite Leſung des Haushaltes des Reichs⸗ miniſteriums des Innern wurde beim Bildungs⸗ weſen fortgeſetzt. g 5 Abg. Löwenſtein(Soz.) erklärte, man habe be⸗ ſonders die Kürze und Prägnanz der Rede des Mini⸗ ſters gerühmt. Kurz ſei ſie geweſen, aber von Prägnanz habe man nichts gemerkt. Im Gegenteil, er habe ſehr verſchwommene Formulierungen geboten. Der Redner ſor⸗ derte Auskunft über das Reichsſchulgeſetz und frug den Miniſter, ob er den Streik der evangeliſchen Elternbünde gebilligt habe. Abg. Dr. Heuß(Dem.) verwies auf die Not der Junglehrer. Die deutſchen Bildungsbeſtrebungen ſollten endlich vereinheitlicht werden. Die Familie ſei das we⸗ ſentlichſte Element der Erziehung und die Rechte der Eltern unbeſtritten. Reichsminiſter des Innern von Keudel: ankwortete auf verſchiedene Anfragen u. a. auch wegen den Reichsſchulgeſetzes: Von vorzeitigen Erörterun⸗ gen der hier geſtellten Aufgaben kann ich mir keinen Vorteil versprechen. Angeſichts der Entwicklung, die die Fragen der Lehrerbildung in den einzelnen Län⸗ dern genommen haben, iſt eine erneute Entſcheidung der Reichsregierung erforderlich. Die Frage ſoll mit möglich⸗ ſter Beſchleunigung vor das Kabinett gebracht werden. Wenn die Verzögerung der Frage des Reichsehren⸗ mals dazu führen würde, daß in dieſer Angelegenheit eine größere Einigung herbeigeführt würde, ſo würde ich die Verzögerung nicht bedauern. Im übrigen iſt die Reichsregierung ſich bewußt, daß die Frontkämpferver⸗ bände, bei denen alle politiſchen Richtungen vertreten ſind, ein ganz gewichtiges Wort bei dieſer Entſcheidung mit⸗ zuſprechen haben. Die kulturellen Hoheitsrechte der Länder werden beachtet werden. Ich bitte, in der Kürze meiner Ausführungen keinen Maßſtab für die hohe Bedeutung dieſer Fragen zu ſehen. Gegenüber den hohen internationalen Verpflichtungen hat das deutſche Volk auch einen ſittlichen Anspruch auf ein gewiſſes kulturelles Exiſtenzminimum. Erſchreckend iſt das Elend, in dem ſich die Geiſtesarberter befinden. Die Reichs⸗ regierung iſt ſich bewußt, daß die Mittel, die für geiſtige Zwecke aufgewendet werden, außerordentlich gering ſind. Sie wird bemüht ſein, hier helfend einzugreifen.(Beifall.) Abg. Roſen baum(Kom.) legte erneut Bilder vor, die im Schloßpark des Herrn von Keudell auf⸗ genommen worden ſind, und die Gruppen von Jugend⸗ verbänden zeigen ſollen. 8 Abg. Fröhling(B. Vp.) wünſchte, daß auch die Leibesübungen des weiblichen Geſchlechtes kräftig geför⸗ dert werden. Das Jugendherbergsweſen müſſe gefördert, die Verteilung der Mittel aber den Ländern überlaſſen werden. Turnen und Wandern dürfe man aber nicht übertreiben. Vom Schauturnen für Frauen ſolle man lieber abſehen. 8 Abg. Dr. Spuler(Du.) erblickte in der Reli⸗ gionsloſigkeit ein Zeichen platteſter Halbbildung.(Lachen bei den Kommuniſten.) ö Abg. Seiffert(Völk.) wünſchte, daß die altgerma⸗ niſche Kultur zum Bildungsgut der ganzen Nation werde. Inzwiſchen iſt ein kommuniſtiſcher Miß⸗ trauensantrag gegen Miniſter von Keudell einge⸗ gangen. Beim Kapitel Geſundheitsweſen beſchwerte ſich Abg. Kube(Völk.) darüber, daß der Aelteſtenrat zwei Klaſſen 4 Abgeordneten ſchaffe mit verſchieeden langer Redens⸗ zeit. Reichsinnenminiſter von Keudell betonte die Not⸗ wendigkeit, das Hebammenweſen einheitlich zu regeln. Die Ausführungsbeſtimmungen zum Geſetz über die Be⸗ kämpfung der Geſchlechtskrankheiten ſeien in Vorbereitung. Sie ſollen im Einvernehmen mit den Ländern möglichſt einheitlich erlaſſen werden. Eine reichsgeſetzliche Regelung der Tuberkuloſe⸗Bekämpfung begegne angeſichts der fi⸗ nanziellen Verhältniſſe Schwierigkeiten. g. Dr. Frick(Völk.) beantragte Vertagung. Abg. Ku be(Völk.) bezweifelte die Beſchlußfähigkeit. Vizepräſident Eſſer ſtellte die Beſchlußunfähigkeit e beraumte eine neue Sitzung auf zehn Minuten äter an. Nach viertelſtündiger Pauſe wurde um 3 Uhr die Sitzung fortgeſetzt. Abg. Bickes(D. Vyp.) forderte eine Reform des Krankenpflegeweſens, der Säuglingspflege und Wochen⸗ pflege durch Reichsgeſetz. 125 Abg. Frau Dr. Lüders(Dem.) beantragte reichs⸗ geſetzliche Regelung des n der Kranken⸗ pflege und der Tuberkuloſebekämpfung. Abg. Frau Weber⸗Berlin(Z.) bekämpfte den Al⸗ koholmißbrauch. 1 1 Präfident des Reichsgeſundheitsamtes Hamel cchil⸗ derte die Tätigkeit ſeines Amtes und ſeine Beziehungen zum Ausland und zum Völkerbund, in deſſen Hygiene⸗ kommiſſion Deutſchland zwei Sitze hat. Der Geſundheits⸗ zuſtand des deutſchen Volkes ſei beſſer Mauth Das Dresdener Hygienemuſeum werde Wanderausſtellungen veranſtalten. Ein Arzneimittelgeſetz ſei in Vorbereitung. Beginn der Abrüſtungskonferenz. Kein Ergebnis zu erwarten. . Berlin, 21. März. Seute wird in Genf nach langer Pauſe der Vorbe⸗ reitungsausſchuß des Völkerbundes für die Abrüſtungskonferenz wieder zuſammentreten und damit wird das Thema Abrüſtung wieder vorübergehend ſtärker in den Vordergrund treten. Man muß ſich daran er⸗ innern, daß im Mai v. J. bereits in Genf eine Abrü⸗ ſtungskonferenz getagt hat, auf der Deutſchland durch den Grafen Bernſtorff vertreten war. Weſentliche Er⸗ gebniſſe hat dieſe Tagung nicht gezeitigt. Man hat ſich vielmehr darauf beſchränkt, alle Fragen von größe⸗ rer. Wichtigkeit an Anterkommiſſionen zu überweiſen, die in der Zwiſchenzeit ſich um die Klärung der Probleme bemüht haben. Ganz beſonders in den letzten Tagen ſind dieſe Anterausſchüſſe durch ihre Beratungen und Beſchlüſſe wieder in den Mittelpunkt des Intereſſes gerückt worden. Nimmt man ihre Berichte zuſammen, ſo ſind die Geſichts⸗ punkte, die in den langwierigen Vorarbeiten der bei⸗ den Hauptunterausſchüſſe, nämlich des ſogenannten Aus⸗ ſchuſſes A für Militärfragen und des Ausſchuſſes B für Wirtſchaftsfragen zum Ausdruck gekommen ſind, doch ſo verſchiedenartig, und die Gegenſätze ſind derart groß, daß garnicht abzuſehen iſt, wie man auf der 10 beginnenden Tagung zu einem Ergebnis kommen will. Allerdings wird davon geſprochen, daß der Vorbereitungsausſchuß etwa einen Monat tagen wird, aber auch das dürfte ſchwerlich ausreichen, um die Ge⸗ genſätze zu überbrücken. Dabei iſt noch zu berückſichtigen, daß man in Genf mit einer ſehr ſtarken Oppoſi⸗ tion Waſhingtons in all den Fragen wird rechnen müſſen, in denen die Rüſtungsmächte unter der Füh⸗ rung Frankreichs bemüht ſind, unter dem Deck⸗ mantel der Abrüſtung für den Ausbau ihrer Nüſtungen zu ſorgen. Der amerikaniſch⸗franzöſiſche Gegenſatz. Das Völlerbundſekretariat hat nun zur Illuſtrie⸗ rung der beſtehenden Abrüſtungsſchwierigkeiten in die⸗ ſen Tagen eine recht intereſſante Denkſchrift der amerikaniſchen Regierung veröffentlicht, die dem Vorbereitungsausſchuß für die Abrüſtungskonferenz als Material zugehen ſoll. Dieſe programmatiſche Kundgebung Waſhingtons kündigt ſchwierige Auseinanderſetzungen an, lehnt doch unter anderem Ame⸗ rika die Heranziehung des Heereshaushalts als Vergleichsmaßſtab für die Nüſtungen ab, während ſich Frankreich nachdrücklich für einen ſolchen Maß⸗ ſtab einſetzt, weil dadurch die wirklichen Rüſtungen Frankreichs nicht erfaßt werden würden, während die bereits abgerüſteten Länder mit wenig Material und wenig Perſonal, aber mit großen Heeres⸗ haushalten, wie ſie bei einem Berufsheer unver⸗ meidlich ſind, unter Aeberwachung geſtellt wer⸗ den würden. Ebenſo wendet ſich Amerika gegen die unter dem Begriff Kriegs potentiell gewöhnlich zuſam⸗ mengefaßten Faktoren und widerſetzt ſich damit eben⸗ falls einer von Frankreich mit großem Nachdruck verfochtenen Auffaſſung. g Kündigen ſich ſo für die Tagung des Vorbereitungs⸗ ausſchuſſes bereits recht ſchwierige Auseinander⸗ ſetzungen an, ſo wird die Lage weiterhin durch den Gegenſatz in der Frage der Seeabrüſtung er⸗ ſchwert. Bekanntlich ſoll auf amerikaniſchen Wunſch in Genf eine Dreimächtekonferenz zuſammentreten, die über die Frage der Seeabrüſtung beraten ſoll, aber Frankreich ſcheint nicht gewillt zu ſein, ſich auf dieſer Konferenz durch einen Beobachter vertreten zu laſſen. Die Ablehnung des Seeabrüſtungsplanes des Präſidenten Coolidge durch Frankreich und durch Ita⸗ lien hat naturgemäß in Waſhington ſtark verſtimmt und dieſe Verſtimmung dürfte nicht gerade geringer da⸗ durch geworden ſein, daß Frankreich ſich auch jetzt noch bemüht, die Dreimächtekonferenz zu ſabotieren. Nirgends ein Abrüſtungswille vorhanden. Anter ſolchen Amſtänden kann man die Ausſich⸗ ten für die Genfer Beratungen nicht gerade als be⸗ ſonders gut bezeichnen, und dieſe ſkeptiſche Auffaſſung wird noch verſtärkt, wenn man ſich vor Augen hält, wie ſehr Frankreich um die Ausgeſtaltung ſei⸗ nes Heerweſens und um den Ausbau ſeines Verteidigungsſyſtems bemüht iſt. Unter ſol⸗ chen Umſtänden erſcheint es doppelt notwendig, daran zu erinnern, daß die eee e ſich durch die Satzungen zum Völkerbund zur Abrüſtung verpflichtet haben. Nicht nur iſt die deutſche Ab⸗ rüſtung nach dem Friedensvertrag aufzufaſſen als eine Vorleiſtung,„um die Einleitung einer allgemei⸗ nen Rüſtungsbeſchränkung aller Nationen zu ermög⸗ lichen“, ſondern der Artikel 8 des Völkerbundpaktes ſelbſt ſtellt gewiſſe Grundſätze auf, die gerade im gegenwärtigen Augenblick hervorgehoben zu werden verdienen. Hier heißt es nämlich:„Die Bundesmitglieder bekennen ſich zu dem Grundſatz, daß die Aufrechterhaltung des Friedens eine Herabſetzung der nationalen Rüſtungen auf das Mindeſtmaß erfordert, das mit der nationalen Sicherheit und mit der Erzwingung internationa⸗ ler Verpflichtungen durch gemeinſchaftliches Vorgehen vereinbar iſt. Der Rat entwirft unter Berück⸗ ſichtigung der geographiſchen Lage und der beſonderen Verhältniſſe eines jeden Staates die Abrüſtungspläne und unterbreitet ſie den verſchiedenen Regierungen zur Prüfung und Entſcheidung“ g — Man braucht ſich nur einmai die gegenwärtige Laage vor Augen zu führen, um feſtzuſtellen, daß dieſe Beſtim⸗ mungen der Völkerbundſatzungen wie manche andere nicht in die Praxis umgeſetzt worden ſind. Es hat ſich gezeigt, daß das Abrüſtungsproblem nicht ſo einfach zu erledigen iſt, wie man das urſprünglich angenommen zu haben ſcheint, wobei ganz davon abgeſehen ſein mag, daß ein Abrüſtungswille heute faſt nir⸗ gends feſtzuſtellen iſt. So oft auch in den letzten Jahren von Abrüſtung geſprochen worden iſt, ſo iſt eine ſolche Abrüſtung doch nur in den im Weltkrieg unterlegenen Staaten durchgeführt worden, während die Siegerſtaaten ihre Rüſtungen immer weiter ausgebaut und vervollkommnet haben. So wünſchens wert es wäre, daß dieſer unerträgliche Zu⸗ ſtand ein Ende findet, ſo wenig ſprechen doch die Zei⸗ chen dafür, daß mon in Genf einen Weg einſchlag⸗“ wird. der zu dieſem Ziele auch hinführt. Der Ning um Schanghai. Der Vormarſch der Südchineſen. O Newyork, 19. März. Nach dem Aufenthalt, den die Operationen der chineſiſchen Südtruppen durch die Kriſis im Lager ihrer Führer erlitten haben, ſcheint die Aktion gegen Schanghai nunmehr wieder in vollem Gange zu ſein. Die Einheitlichkeit des politiſchen Wollens iſt vorläufig wieder hergeſtellt, indem der Generaliſſimus der Süd⸗ chinefen Tſchang Kai⸗ſhek um des Friedenswillen und im Bewußtſein der Stärke ſeiner Poſition ſich dazu verſtanden hat, ſich einen Ausſchuß beiordnen zu laſſen, der den Willen des radikalen linken Flügels der Kuomin⸗ tang⸗Partei wenigſtens theoretiſch zur Geltung bringen ſoll. Die chineſiſchen Nordtruppen haben offenbar längſt die Abſicht aufgegeben, an der Küſte entlang durch die Provinz Kiangſu irgend etwas zum direkten Entſatz Schanghais zu tun. Sie halten ſich an die Bahnlinie Peking—Hankau und ſollen denn auch in der mehr als 200 Kilometer nördlich von Hankau liegenden Provmz Honan„einige Erfolge“ erzielt haben. Unklar bleibt da⸗ bei nur, gegen wen ſie dieſe Erfolge davongetragen haben. Vermutlich nur gegen„private“ Räuberbanden oder bei der Frühjahrsbeſtellung befindliche Bauern. % e Se HCS A Aens/ , bs, 66 68 ,ὐ,ẽj,s 4 N —. NAN KING a 2 Inzwiſchen nähert ſich das Gros der Kantontruß⸗ pen, am Vangtſe entlang vorrückend, der Stadt Nan⸗ king, wo die von Peking bezw. Tientſin kommende Bahn, am gegenüberliegenden Yangtſeufer bei Pukau endend, mit Nanking durch Fährbetrieb verbunden und von hier aus neben dem„großen Kanal“ weiterlaufend, die einzige Verbindungslinie zwiſchen Schanghar und dem Norden darſtellt. Da über England in letzter Zeit zahl⸗ reiche Meldungen über Sabotageakte an dieſer Bahn⸗ ſtrecke und über den geheimen„Import“ ſüdchineſiſcher Agenten nach Schanghai gekommen ſind, darf man an⸗ nehmen, daß die Südchineſen das Feld gründlich vor⸗ bereitet haben und ohne heftigere Kämpfe bis zur Vangtſemündung werden vordringen können. Erſt dann (9 O 8 —— entſcheidet ſich das Schickſal Schanghars. Mit dem Fall Schanghais wäre alsdann die erſte Etappe des Auf⸗ baues der jungen„Südchineſiſchen Republik“ erreicht und die Kantonregierung könnte mit vollen Kräften an die N und den Ausbau ihrer Schöpfung gehen. b N Schanghai vor dem Fall. 5 8 London, 19. März. Nach Meldungen aus Schang⸗ hai ſchreitet der Zuſammenbruch der nordchineſiſchen Ax⸗ meen unaufhaltſam fort. Die Kantontruppen ſtehen dicht vor Nankings Toren. Stündlich iſt die Uebergabe der Stadt zu erwarten. Damit wären die in Schanghat ſtehenden Truppen Tſchangtſuntaſchangs von jeder Ver⸗ bindung nach dem Norden abgeſchnitten, ſodaß auch die Uebergabe von Schanghai akut geworden wäre. Der in Schanghai ausgebrochene Generalſtreik loll ſolange anhalten, bis die Kantontruppen von der Stadt Beſitz gegriffen haben. a 2 9 Rückblick. 2 Die Außenminiſter ſind aus Genf in ihre Haupt⸗ ſtädte zurückgekehrt und haben ſich der nicht immer ganz angenehmen Aufgabe unterzogen, über die Genfer Verhandlungen Bericht zu erſtatten. Vorübergehend hatte es den Anſchein, als ob bei dieſer Gelegenheit Dr. Streſemann in eine etwas ſchwierige Lage kommen würde, da einige Rechtsblätter ſehr ſcharfe Angriffe ge⸗ gen den Außenminiſter richteten wegen ſeines Nachgebens in der Saarfrage und auch in der oberſchleſiſchen Schul⸗ frage. Es zeigte ſich jedoch ſehr bald, daß dieſe Angriffe nur von Kreiſen ausgingen, die es ſich zur Aufgabe ge⸗ macht haben, den Außenminiſter zu bekämpfen, wo es nur irgend angeht. In der Kabinettsſitzung, die unter dem Vorſitz Hindenburgs ſtattfand, haben die Mi⸗ niſter dem vorliegenden Ergebnis der Genfer Tagung einmütig zugeſtimmt und damit haben auch die deutſchnationalen Miniſter die Verantwortung für das, was in Genf geſchah, voll mit übernommen. Flaute ſo der künstlich erzeugte Sturm gegen Dr. Streſemann ſehr ſchnell völlig ab, ſo blieb die innenpolitiſche Lage doch iſdfern ſchwierig, als die Bewilligungsfreudig⸗ keit der Parteien wieder einmal dahin zu führen droht, daß im Haushalt ein recht großes Loch 380 Man hat berechnet, daß nicht weniger als rund 700 Millionen, nach anderen Aufſtellungen ſoll es ſich ſogar um 900 Millionen handeln, für die mannigfachen Anträge der Parteien erforderlich ſind. Es kommt dabei in Betracht, daß die Erwerbsloſenfürſorge etwa 250 Millionen erfordert, die nicht im Etat eingeſetzt ſind und die nun aufgebracht werden müſſen, da die Arbeits⸗ loſenverſicherung früheſtens am 1. Juli in Kraft treten kann. Etwa 60 Millionen erfordert die durch die Stei⸗ gerung der Mieten notwendig gewordene Erhöhung des Wohnungsgeldes der Beamten, auf 150 Millionen werden die Forderungen, die für die Ausgeſtaltung der In validenverſicherung geſtellt ſind, geſchätzt, mit 60 Millionen wird die Entſchädigung für die Liquida⸗ tionsgeſchädigten angeſetzt, dazu treten noch die Mehrausgaben infolge der Neuregelung des Fi⸗ nanzausgleiches, ſowie einige andere kleinere Po⸗ ſten. Man wollte denn auch bereits wiſſen, daß trotz der entgegengeſetzten Ankündigung des Finanzminiſteriums mit neuen Steuern zu rechnen ſei, auch der Gedanke an eine Erhöhung der Poſtgebühren wurde erörtert, um das im Haushalt. ende Loch rechtzeitig zu ſtopfen. In der Außenpolitik iſt es nach den unruhigen Gen⸗ fer Tagen recht ſtill geworden. In Genf ſelbſt hat das Ratskomitee, das ſich mit der Verhütung der Kriegsgefahren beſchäftigte, ſeine Tagung abge⸗ ſchloſſen und es hat dabei für die weitere Behandlung der Angelegenheit einige Leitſätze aufgeſtellt, zu denen auch der gehört, daß gegen einen Staat, der es ver⸗ ſäumt, ſich den Angaben und Empfehlungen des Rates im Falle einer drohenden Kriegsgefahr anzupaſſen, Flot⸗ tendemonſtrationen und Luftkundgebungen veranſtaltet werden können. Im ganzen haben dieſe Beratungen nicht gerade ein beſonders erfreuliches Bild gezeigt und ein Genfer Berichterſtatter hat die Lage dahin charakteri⸗ ſiert, daß, wenn der Rat mit dieſen 14 Männern, die über die Leitſätze zu beſchließen hatten, und mit den An⸗ ſichten und Gegenſätzen, die man hörte, wirklich eine Aktion zur Verhinderung des Krieges hätte vornehmen müſſen, zweifellos unmittelbar darauf der Krieg aus⸗ gebrochen wäre. Auch die Tagung des Sonderaus⸗ ſchuſſes zur Vorbereitung des Abkommens über die Ueber⸗ wachung der privaten Waffenherſtellung bot ein ähnliches Bild und beide Tagungen zeigten wieder einmal, daß der Weg zur Abrüſtung und bis zum Frieden noch recht weit iſt. Auch die ablehnende Hal⸗ tung, die die Pariſer Preſſe gegenüber der Einladung des Präſidenten Coolidge, einen Beobachter zur Drei⸗ mächtekonferenz über die Seeabrüſtung zu entſen⸗ den, einnimmt, ſpricht nicht gerade dafür, daß die Idee der Abrüſtung in Frankreich beſonders popalär wäre. Vielmehr iſt Frankreich bekanntlich bemüht, ſeine mi⸗ litäriſchen Rüſtungen auf das Höchſtmaß zu bringen und das zweite dieſer Geſetze, nämlich das über die allgemeine Organiſation des Heerweſens, wird gerade jetzt vom Heeresausſchuß der Kammer durchberaten. Auch ſonſt fehlt es an Krieg und Kriegsgeſchrei nicht in der Welt, in China ſind der militäriſchen Ruhe⸗ pauſe neue Kämpfe gefolgt, bei denen die Kantoneſen mit Glück gefochten haben. Gleichzeitig kommen aus dem europäiſchen Wetterwinkel wieder beunruhigende Nach⸗ richten, man weiß zu berichten, daß Italien Vorbereitun⸗ — gen fur Truppenlandungen in Albanjfen trifft, während andererſeits aus Albanien die Nachricht kommt, daß ſich auf jugoſlawiſchem Gebiete Banden bilden, um in Albanien einzufallen. Wenn auch mögltcherweiſe alle dieſe Nachrichten über das Ziel hmausſchießen, ſo wird man doch die Entwicklung im Auge behalten müfſſen, denn ein Funke kann das ganze Pulverfaß, Balkan ge⸗ nannt, nur allzu leicht zur Entzündung bringen und man muß ſchließlich bei dem italieniſchen Diktator, dem Duce, immer auf Ueberraſchungen gefaßt ſein. Nicht unerwähnt mag bleiben, daß die belgische Kammer ſich in dieſen Tagen mit dem Schickſal von Eupen⸗Malmedy beſchäftigte, wobei der Sozialiſt Sommerhauſen ſehr nachdrücklich für die Abhaltung einer neuen Volksabſtimmung in den beiden Kreiſen eintrat. Die Forderung wurde von der belgiſchen Re⸗ gierung abgelehnt, obwohl von der geſamten Preſſe Eupen⸗Malmedy darauf verwieſen wurde, wie Eupen⸗Malmedy um das Selbſtbeſtim⸗ mungsrecht betrogen worden iſt und wie deshalb der Rechtsanſpruch dieſer Gebiete unverkierbar und unvergeſſen ſet. Auch dieſe Ablehnung der For⸗ derungen von Eupen⸗Malmedy zeigt, wie wenig noch heute von einem Selbſtbeſtimmungsrecht der Völker ge⸗ ſprochen werden kann und wie wenig man geneigt iſt, eine der unſinnigen Beſtimmungen des Verſailler Vertrages einer Reviſion zu unterziehen. Aus dem In⸗ und Auslande. Ungarn wird auch von der Militärkontrolle frei. Wien, 19. März. Nach einer Meldung aus Buda⸗ peſt gilt es dort als ſicher, daß jetzt die Interalliierte Kontrollkommiſſion die Aufhebung der Militärkontrolle für Ungarn beſchließen wird. Die Einigung, die zwiſchen der ungariſchen Regierung und der Kontrollkommiſſion erzielt wurde, geht davon aus, daß die Herſtellung von Kriegsmaterial unter einheitlicher ſtaatlicher Leitung in den bereits beſtimmten Fabrikbetrieben erfolgen ſoll. Ein entſprechender Geſetzentwurf wurde bereits verabſchiedet, da mit einer der letzten von der Interalliierten Kom⸗ miſſion erhobenen Einwände wegfalle. Auch die Frage des Mannſchaftserſatzes iſt bereits geregelt. Italieniſche Note an England. London, 19. März. Die engliſche Regierung hat von Italien eine Note erhalten, in der die italieniſche Regierung die Aufmerkſamkeit darauf lenkt, daß m Ju⸗ goſlawien Vorbereitungen für einen neuen Einfall in Albanien zum Sturz der gegenwärtigen albaniſchen Re⸗ gierung getroffen würden. Die Note ſoll auch anderen ausländiſchen Regierungen zugegangen ſein. Italien er⸗ klärt, daß es kürzlich mit dem albaniſchen Präſidenten den Vertrag von Tirana abgeſchloſſen hat und daß es dem Schickſal dieſer albaniſchen Regierung nicht in⸗ different gegenüberſtehen könne. Aus dem badiſchen Lande. Mannheim.(Ein Werber für die Fremden⸗ legion— freigeſprochen.) Der 27 Jahre alte Schreiber Joſef Weiß aus Ehrenhausen in Steiermark, der ſich ſeit ſeiner Rückkehr aus der Fremdenlegion im Jahre 1925 bald in Straßburg, bald in Wien herum⸗ drückte, dann nach Ludwigshafen kam und ſich bei den Franzoſen zirka fünf Wochen unentgeltlich einlogierte, hatte ſich vor dem Großen Schöffengericht Mannheim zu verantworten. Während ſeines Ludwigshafener Auf⸗ enthaltes will er dann und wann durch Kugelaufleſen 15 bis 20 Mark verdient haben, das ihm von den Franzoſen neben drei anderen Strafen ſechs Monate Gefängnis einbrachte. Zu dieſer Beſchäftigung auf dem Schießplatz bei Mundenheim nahm er vier junge Leute mit, die er in der hieſigen Herberge kennen gelernt hatte. Auch dieſe wurden beim Kugelleſen von den Fran⸗ zoſen ertappt und von zwei Gendarmen nach Ludwigs⸗ hafen verbracht. Hier ſollen ſie beim Verhör bis auf einen verprügelt und dann nach Landau verbracht wor⸗ den ſein. Die vier Bekannte des Weiß erhielten einen Monat bezw. 45 Tage Gefängnis. Weiß ſoll nun der Anklage zufolge verſucht haben, um ſich ſelbſt bei den Franzoſen in ein gutes Licht zu ſtellen, die jungen Leute zum Eintritt in die Fremdenlegion zu bringen und auch der franzöſiſche Verteidiger ſoll dieſe Dienſte als Mil⸗ derungsgrund angeführt haben. Der Hauptzeuge war nicht erſchienen und die anderen übten ſichtlich Zurückhaltung aus. Weiß ließ übrigens im Verlaufe der Verhandlung nicht gerade deutſchfreundliche Bemerkungen fallen, ob⸗ wohl er von franzöſiſcher Seite ſchon viermal beſtraft iſt. Mannheim. Ein Eiſenbahndieb vor Ge⸗ richt.) Recht tölpelhaft benahm ſich der 29 Jahre alte bei der Firma Eſch u. Co. beſchäftigte Former Wil⸗ helm Nack von Neckarau beim Berauben der Eiſenbahn⸗ wagen auf Station Neckarau und auf dem Rangierbahn⸗ hof, wie auch bei ſeiner Verteidigung vor dem großen Schöffengericht. Eines Tages— die Diebſtähle ereigneten ſich im Oktober und November v. J.— ging man einer Spur von Holzwolle aus einer beraubten Eierkiſte aus einem Güterwagen nach. Sie führte zu ſeinem Spinde auf ſeiner Arbeitsſtätte. Nun wußte man, wer ſeither die Wagen nach Entfernung der Plombe beſtohlen hatte. Die Anklage verzeichnete acht Fälle der Eiſenbahnberau⸗ bung. Hartnäckig leugnete der Angeklagte die Diebſtähle trotz des Auffindens der Eier in ſeinem Spinde und trotz⸗ dem man bei ſeiner Frau einen Teil des geraubten Gu⸗ tes fand. Nach den Darlegungen von Pſychater Dr. Götzmann iſt der Angeklagte ein ſeeliſch abwegiger Menſch, ethiſch arm und bei ſeinem pfychiſchen Zuſtande ſei es begreiflich, daß er von den Diebſtählen nichts wiſſen wolle und ſie ableugne. Da der Angeklagte rückfällig iſt, er⸗ folgte ſeine Verurteilung zu einer Gefängnisſtrafe von 2 Jahren unter Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 5 Jahren. Mannheim.(Schwerer Betriebsunfall.) In der Fettſäure⸗ und Glpzerinfabrik ereignete ſich beim Her⸗ ausnehmen eines Spundes an einem leeren Eiſenfaß mittels Schweißapparat eine Exploſion. Die beiden Faß⸗ böden wurden herausgeriſſen, wobei der eine einen 51 — Jahre alten Arbeiter traf und ihm den rechten Unter⸗ ſchenkel zerſchmetterte. Der Verunglückte mußte in das Allgemeine Krankenhaus verbracht werden. Pforzheim.(Ein Kind vom Auto überfahren und getötet.) In der Tunnelſtraße wurde ein ſieben⸗ jähriger Knabe, der von einem Autobeſitzer von der Straße weggewieſen wurde, von einem von der anderen Seite kommenden Laſtauto erfaßt, überfahren und auf der Stelle getötet. 1 Lörrach.(Eine Zwei⸗Millionen⸗ Anleihe der Stadt Lörrach.) Zur Ablöſung ſchwebender den für Wohnungsbaudarlehen und ſtädtiſche Bauten hat der Bürgerausſchuß die Aufnahme einer Anleihe von zwei Millionen bewilligt, bei einem Anzahlungskurs von 94 Prozent und dem Zinsfuß von 6 Prozent. Die Stadt beantragt nun beim Bürgerausſchuß, falls der Auszah⸗ lungskurs höher iſt als 96 Prozent, die Anleihe auf 2,5 Millionen zu erhöhen. Sennefeld bei Adelsheim(Den Fuß abge⸗ drückt.) Im Tektonwerk in Siglingen verunglückte der 18iährige Emil Schönleber von hier ſehr ſchwer. Durch Einſturz eines Stoßes Dielen wurde ihm der linke Fuß vollſtändig abgedrückt. Außerdem erlitt der Bedauerns⸗ werte ſchwere innere Verletzungen. Ettlingen.(Wegen Sittlichkeitsvergehens verhaftet.) Feſtgenommen wurden ein 73jährigern Schuhmacher aus Malſch, der hier zeitweiſe beſchäftigt war, ein 30jähriger verheirateter Mann und zwei junge Burſchen im Alter von 16 und 17 Jahren, Arbeiter von hier, weil ſie ſich an ſchulpflichtigen Mädchen ſittlich ver⸗ gangen haben. N Anzhurſt(Bühl).(Zu 5 Monaten Gefängnis verurteilt.) Der 18jährige Joſef Schnell, der in der Nacht des 17. Januar den ledigen Wilhelm Braun von Oberwaſſer in die Lunge geſchoſſen hatte, ſtand jetzt zur Aburteilung vor dem Schöffengericht in Bühl und halte ſich wegen Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode zu verantworten. Unter Zubilligung mildernder Amſtände wurde Schell zu fünf Monaten Gefängnis unter Anrech 9h. nung der Unterſuchungshaft verurteilt. f* a Lenzkirch.(Brandſtiftung.) Wie ſeinerzeit be⸗ richtet, brannte hier anfang März das Anweſen Broß nieder. Der Beſitzer Broß wurde wegen Verdachts der Brandſtiftung verhaftet, dann aber wieder auf freien Fuß geſetzt. Jetzt haben ſich nun neuerdings die Verdachts⸗ momente derart verdichtet, daß Broß zum zweiten Male verhaftet und ins Amtsgefängnis nach Neuſtadt einge⸗ liefert wurde. 8 Baltersweil(Waldshut).(Schwerer Spreng⸗ unfall.) Der Gemeinderat Ludwig Werne von hier wurde im Steinbruchbetrieb der Gemeinde bei Spren⸗ gungen ſchwer verletzt. Nachdem von zwei Schüſſen dern eine losgegangen war, der zweite etwas auf ſich warten ließ, wollte Werne nachſehen, jedoch vermutlich etwas ver⸗ früht und in die Nähe der Ladung gekommen, krachte der zweite Schuß. Werne wurde am Kopf und hauptfächlich im Geſicht ſchwer verletzt. i ——— 4 Die Brenner jagd Novelle von Wilhelm Herbert. 1. Reinheit über den tiefblauen, von Silberfluten durch⸗ zogenen Wellen des Gardaſees, auf dem der kleine, weiße Dampfer der Riviera zuſtrebte. 125 Am Geländer des Schiffes ſtand ein ſchöner, ſtatt⸗ licher Mann, deſſen friſchgerötete, noch runde Wangen einen eigentümlichen Gegenſatz zu ſeinen ſilberweißen Locken und dem großen ſchneeigen Bart bildeten. Aus ſeinen hellen blauen Augen leuchtete es jugendfreudig über das Paradies hin, das vor ihm ausgebreitet lag: den ſonnenflimmernden See, die üppigen Gefilde links, rechts die romantiſchen Höhen, und oben am ſteilen Felsrand ſchaute manch Dörflein und Kirchlein herunter in die blauen Wogen. n Am wärmſten aber ruhte der Blick des alten Herrn ſchließlich doch auf einer Seite vorn am Schiff ſelbſt, und in froher Herzenswallung legte er ſeine Hand ſanft auf die Finger ſeiner Lebensgefährtin neben ihm. 8„Na, Frau Profeſſor,“ flüſterte er vergnügt,„wenn du nun als Schwiegermutter heimkämeſt?“ Sie ſeufzte leiſe auf. Sie fühlte etwas in ſich, was ſie nicht mit voller Freude bei dieſem Gedanken verweilen ließ: aber ſie war viel zu klug, gerecht und wohlwollend, als daß ſie einem noch unklaren Empfinden Ausdruck gegeben 588 dadurch Freude und Hoffnungen anderer geſtört e. 1 8 N Neben in einem kleinen Boote ſaßen die beiden. Ein ſchlankes Mädchen in der zarten Fülle blühender gend mit den feinen, weichen Zügen der Mutter und en Locken des Vaters— die hier nur im tiefſten Braun ſchimmerten—, von dem ſie auch den hellen, freudigen Blick geerbt zu haben ſchien. l * Der Septemberhimmel wölbte ſich in wolkenloſer Sie ſah in ihrem weißen Reiſekleide entzückend aus, und der junge Mann neben ihr kehrte von dem Aus⸗ blick auf den ſchimmernden See immer wieder zur Be⸗ trachtung des anmutigen Bildes an ſeiner Seite zurück. Sein ſchwarzer Schnurrbart, ſeine männliche Stirne, ſein klares, gedankenreiches Auge, das Metall ſeiner Stimme und die ruhige Vornehmheit ſeines Auftretens waren äußerliche Vorzüge, die ſchon längſt des Mädchens Gefallen gefunden hatten. Und ſchon vor einem Jahre etwa, als ſie auf dem Künſtlerhall mit dem Aſſeſſor Radmers bekannt geworden, hinterließ der geiſtvolle und vielſeitig gebildete Mann einen tiefen Eindruck in ihrer weichen Seele. Man⸗ ches Zuſammentreffen bei dieſen und jenen geſellſchaft⸗ lichen Anläſſen hatte dann den Funken genährt. Noch ruhte er zwar im Verborgenen, abes es bedurfte nur des entfeſſelnden Anhauches einer glücklichen Stunde, um ihn auflodern zu laſſen. Bei ihm dagegen brannte ſchon das helle Feuer. Er hatte woh, ſein Leben lang noch nicht ſo viel un⸗ gereimte Zeug geſchwätzt wie heute; aber ſeit er früh morgens am Bahnhof in Mori mit der Familie des Profeſſors zuſammengetroffen und der Plan zu dem gemeinſamen Ausflug an den Gardaſee gefaßt worden war, ſagte er ſich: Heute oder nie! unter der warmen Sonne dieſes Himmels mußte reifen, was im Scheine deutſcher Ballkerzen ſtill aufgekeimt war. Was lag alſo daran, wovon ſſe ſprachen! Sie ahnte doch zin allem den tieferen, holden Sinn, der ſeine Worte leitete, und er wiederholte doch, was auch ſeine Lippen ſchwatzten, mit den Augen bloß immer das einzige Sätzchen: Irene, wie lieb hab' ich dich! 5 „Nun tat ſich die Niviera des Sees auf mit ihren üppigen Geländen von Wein und Zypreſſen, Oliven und Zitronen, mit ihren prächtigen Villen und dem bun⸗ ten Treiben am Strande, in den Häfen, auf den Boo⸗ ten mit den hellfarbigen Segeln. Wie ein Märchen zog es an den Betrachtenden vorüber, die ſtill gewor⸗ den waren über dem Schauen. Lorbeerbäume glänzten am Ufer, Kamelien leuchteten in den Gärten und vor ö den Landhäuſern wuchſen Palmen. i 4 Nach einer herrlichen Fahrt landete das Dampf: boot in Salo, um einige Stunden ſpäter die Rückfahrt nach Riva zu vermitteln. Eine Gruppe lautſchreiender, umuhiger Jungen trieb ihr Ballſpiel am Ufer, und ein halbes Dutzend Frauen und Mädchen klatſchten mit der Wäſche, die ſie reinigten, auf ihren Fegebrettern und ließen daber ihrem Mundwerk freien Lauf. Etliche zwa: zig Erwachſene jedes Alters ſtanden, ſaßen und lagen am Strand, in den Booten und an den Häuſern umher und gefielen ſich weidlich in ihrem ſüßen Nichtstun. 1 .„Menn Einverſtändnis beſteht,“ ſagte Profeſſor Bode, vſetze ich mich hier irgendwo ans Ufer und zeichne* die Landzunge Sermione da drüben, wo der alte Ca⸗ tull ſeine Lieder vom Stapel ließ. Meine Frau Ge⸗ mahlin iſt freundlichſt eingeladen, mir dabei dero Schutz und Schirm zu leihen! Das jüngere Geſchlecht aber ver⸗ 185 flüchte ſich zum Studium der ausnehmend intereſſan g- ten 9 9 95 er Aſſeſſor nickte lebhaft und rief:„Darf ich mir geſtatten, Fräulein Irene?“ 10552 Sie winkte einen raſchen Abſchiedsgruß und ſtieg neben ihm empor.— Frau Bode ſah ihnen zögernd nach. „Rolf,“— ſie nahm neben ihm auf einer Uferbank Platz, während er ſeine Mappe öffnete—„ich fürchte, wir ſollten ſie nicht allein laſſen!“ 10„Im Gegenteil, liebe Frau, ſie haben ſich ja beide 1 1 „Ohne Zweifel!“ Sie ſeufzte. a 1 „„Dann muß man ihnen doch Gelegenheit zum Aus⸗ ſprechen geben!“ fuhr er eindringlich fort.„Glaubſt du, ich möchte andere auch ſo jahrelang gequälk 1 5 wie ich herumlief mit dem Granitſtein im Herzen, bis der arme Schlucker endlich eine zweite Medaille ergatterte und es wagen konnte, der geſtrengen Generalstochter zu rapportieren, daß der Zivil⸗Hans raſend in ſie ver⸗ ſchoſſen ſei....“ N 8 Gortsezung folgt 9 754 Aus Nah und Fern. Frankfurt a. M.(Aus dem dritten Stock⸗ — n⸗ werk abgeſtürzt.) Die in der Kannengießerſtraße n⸗ wohnende 64 Jahre alte Ehefrau Schilling verſuchte, en da ſie ihre Schlüſſel vergeſſen hatte, durch einen Luft⸗ en ſchacht in ihre im dritten Stockwerk gelegene Wohnung er zu klettern. Dabei ſcheint die alte Frau einen Schwindel⸗ 15 anfall erlitten zu haben und ſtürzte in den Hof hinab, de wobei ſie ein Glasdach durchſchlug. Sie mußte mit ſchwe⸗ er ren Schnittwunden und inneren Verletzungen im Kran⸗ te. kenhaus eingeliefert werden, wo ſie ſchwer darniederliegt. u⸗ Man hofft jedoch. die am Leben zu erhalten.. le Gießen.(Der Nauheimer Fememordver⸗ z⸗ ſuch vor dem Schwurgericht.) Das oberheſſiſche u⸗ Schwurgericht tritt am Dienstag zur Erledigung des r. Fememordprozeſſes gegen den Chauffeur Schwing und ch, N den früheren Leutnant von Salomon, beide von Frank⸗ es furt a. M., ſowie den früheren„Stahlhelm“⸗Redakteur lle Heinz von Magdeburg, zuſammen. Die Anklage lautet r- auf Mordverſuch bezw. Beihilfe. Den Vorſitz führt Land⸗ n gerichtsdirektor Cramer. Die Anklage vertritt Staatsan⸗ te walt Juſtizrat Weidemann, Verteidiger ſind Rechtsanwalt 5 Luley⸗Gießen für Schwing, Rechtsanwalt Dr. Lütge⸗ In brune für von Salomon und Rechtsanwalt Schlink⸗Gießen * f für Heinz. Der Prozeß dürfte etwa eine Woche dauern. 70 Gießen.(Zwei Jahre Zuchthaus für eien 5 Wüſtling.) Vor dem hieſigen Schöffengericht hatte 4 ſich der Tapezierer Waffenſchmidt von Gießen wegen 18 1 Sittlichkeitsverbrechen in drei Fällen an einem erſt 14 * Jahre alten Mädchen zu verantworten. Der gemeine 1 Patron erhielt zwei Jahre Zuchthaus. l 155 Hanau.(Ein Fußballfanatiker vor Gericht) 7 Nach Schluß eines Fußballſpiels zwiſchen einem hieſigen 5 und einem auswärtigen Verein kam es bereits auf dem 2 Platz und ſpäter auf dem Wege nach dem Bahnhof zu uf b wüſten Ausſchreitungen gegen den Schiedsrichter, ſodaß 1 er ſich in ein Haus flüchten mußte. Beſonders herporgetan 1e hatte ſich bei dem Zwiſchenfall der Kohlenhändler Lud⸗ er wig Roth aus Hanau, der den Schiedsrichter mit einem at Stock bearbeitete. Das Gericht verurteilte Roth deswegen 1 wegen gefährlicher Körperverletzung zu 150 Mark Geld⸗ . trafe. 5 dt f Berlin.(19 Perſonen wegen Betrugs ver⸗ h⸗ haftet.) Wegen betrügeriſcher Geſchäfte wurden in Ber⸗ uf lin der Kaufmann Lehnerdt, der Kaufmann Marckwald, die Inhaber der Firma Croſton, ſowie weitere 17 Per⸗ . ſonen von der Kriminalpolizei feſtgenommen. Unter den er Verhafteten befinden ſich Männer, die angeſehene Stel⸗ ch lungen bekleiden, ſo der Inhaber eines Bankgeſchäftes 15 im Weſten der Stadt und mehrere Perſönlichkeiten aus der Handelswelt. Außerdem werden noch zwer an den 1 Schwindelgeſchäften Beteiligte geſucht, der Major a. D. * Carl Haſſe aus Weſel und ein Kaufmann Hirſching aus 3 Württemberg. Die Betrüger hatten zu„kurzfriſtigen, ri⸗ E ſitfoloſen“ Warenkauf⸗ und Verkaufsgeſchäften Geldgeber t geſucht und etwa 200 Angehörige des Mittelſtandes e um die eingezahlten Beträge geprellt. g 00 Arolſen.(Verhaftete Falſchgeldfabrikan⸗ 5 ten.) Zwei Aufſehen erregende Verhaftungen wurden in Braunau i. Waldeck vorgenommen. Der 22 jährige 5 5 Schreinergeſelle Fritz Wagener und der 20 ährige Schmie⸗ * degeſelle Hans Bachmann hatten falſche Ein⸗ und Zwei⸗ n 5 markſtücke hergeſtellt und in den Verkehr gebracht. Die r Geeldfabrikanten benutzten zwei Bleiplatten, dazwiſchen leg⸗ teen ſie ein Geloſtück. Das ganze kam in einem Schraabſtock, der feſt angezogen wurde, wodurch eine Negativgußform aentſtand. Jetzt wurde die Münze herausgenommen, die Bkleiplatten genau wieder aufeinandergepaßt, ein feines SGSloußloch eingebohrt und flüſſiges Blei in die Gußform gesgoſſen. So entſtanden die Münzen, denen jedoch die Randprägungen fehlten. Vor der Verhaftung hatten die — 5 bereits ihre Gußformen und Falſchſtücke beſei⸗ igt. * Eſchweiler.(Zugzuſammenſt o ß.) An dem . Eiſenbahnübergang in Eſchweiler ſtieß ein Perſonenzug mit einem Güterzug der Aachener Kleinbahn zuſammen. Ein mit Kohlen beladener Güterwagen wurde 15 Meter 1 weit mitgeſchleift und völlig zertrümmert. Die Lokomo⸗ . tive des Perſonenzugs ſowie der Triebwagen und Tender 5 der Kleinbahn entgleiſten. Menſchen ſind nicht zu Scha⸗ den gekommen. Die Schranke des Bahnüberganges war nicht geſchloſſen. g 0 Magdeburg.(Ein Gerichtsvollzieher zu Zuchthaus verurteilt.) Wegen wiederholter Vor⸗ nahme von ſogenaunten Luftpfändungen wurde der Ober⸗ gerichtsvollzieher Wegner trotz der nur geringen Geld⸗ ſumme von 16 Mark, die er ſich durch eine Luftpfändung verſchafft hatte, wegen Vergehens gegen ſeine Beamten⸗ 1 5 5 zu einem Jahre einem Monat Zuchthaus ver⸗ urteilt. a Serne.(Folgenſchwere Spritfaß⸗Explo⸗ lion.) Auf einem Lagerfaß wollten aus der Schule kommende Kinder leere Spritfäſſer auf ihren Inhalt prüfen. Ein Schuhmacherlehrling zündete ein Streichholz an. Hierdurch explodierte das Faß, wober drei Kinder ſtan Teil ſchwer verletzt wurden. Die Exploſion war ſo 18 0 daß die Fenſterſcheiben der benachbarten Häuſer prangen. e 4 Schneidemühl.(Luſtmord.) In der Nähe des Weges Schneidemühl—Stöwen wurde die fünfzehnjäh⸗ rige Tochter des Förſters Rieck mit durchſchnittener Kehle aufgefunden. Die Kriminalpoltzei, die feſtſtellte, daß das ädchen vergewaltigt worden war, gelang es abends gegen 11 Uhr den Mörder auf dem Bahnhof Schön⸗ lanke feſtzunehmen. Er geſtand die Tat ein. ————— eee a Der neue Roman 1 9 8 mit welchem wir in unſerer heutigen Ausgabe beginnen, wird wiederum das ungeteilte Intereſſe unſeres Leſer⸗ kreiſes in Anſpruch nehmen.— In i 2 2 Die Brennerjagd Novelle von Wilhelm Herbert f behandelt der Verfaſſer in origineller Form die Jagd ach Liebe und Glück, wobei Mißgunſt und Güte, egoiſti⸗ che Anmaßung und ruhige Beſcheidenheit die ſtreitenden Kräfte und die Urſachen zu den wechſelvollen Schick⸗ lalen abgeben, denen die handelnden Perſonen unterworfen ſind. Wertvoll in dieſer Novelle iſt auch die ſchöne ſtets treffende Ausdrucksweise, ſo daß unſere Leſer dieſelbe in allen Teilen mit Befriedigung leſen werden, beſonders, da die Spannung bis zum letzten Augenblick infolge der beweglichen Handlung wachgehalten wird. 7 5 N 15 „ dine F 1 0 W ö e Redaktion und Verlag. Lokales und Allgemeines. Seckenheim, 21. März. Frühlingsanfang. Der Frühling hat ſich eingeſtellt, Wohlan, wer will ihn ſeh'n, Der muß mit mir ins weite Land, Ins grüne Feld nun geh'n. Heute, am 21. März hält er offiziell ſeinen Einzug, der frohe, muntere Geſell, der uns am geſtrigen Sonntag ſchon mit ſeinen wärmenden Sonnenſtrahlen beglückte. 18 Grad waren es im Schatten und die Ueberkleider wurden uns ſchon läſtig. Natürlich lockte dieſes geſtrige ideale Frühlingswetter ſelbſt den alten Griesgram hinter dem Ofen hervor und hinaus in die lachende Natur. Mag er bringen, was er will, der Frühling bedeutet doch immer für uns die ſchönſte Zeit, die Auferſtehung. Deshalb wird von altersher ſein Kommen durch zahl⸗ reiche Bräuche gefeiert. In allen deutſchen Landen treibt man den Winter aus. So wurde der ſchöne Brauch des Sommertagszuges geſtern auch im nahen Neu⸗Oſtheim durch den Canu⸗Club ins Leben gerufen.„Strih, ſtrah, Stroh, der Summerdag is do“ erklang es von luſtigen Kinderſtimmchen und„Bloß dem Winter d' Aage aus“ bekam eine beſonders kräftige Nuance aufgedrückt. Hoffen wir, daß der Frühling ſich auch in dieſem Jahre recht brav hält und ſein launiſcher Vaſall, der April, nicht macht was er will und nun: Laßt läuten die Glocken Fern und nah, Sie ſollen frohlocken: Der Lenz iſt da! * Das Feſt der Silber⸗Hochzeit begehen morgen Dienstag die Eheleute Martin Probſt und Frau Elisabetha geb. Andelfinger. Gleichzeitig ſind es 25 Jahre, daß dieſelben treue Bezieher unſeres Reckar⸗Boten ſind. Herzliche Glückwünſche. Kriegerbund Seckenheim. Die Generalverſammlung des Ktiegerbundes war am geſtrigen Sonntag trotz herr⸗ lichen Frühlingswetters ſehr gut beſucht. Der Vorſitzende, Hauptl. Noſer, begrüßte die Erſchienenen, insbeſondere die alten Veteranen von 1870/71. Vor Eintritt in die eigentliche Tagesordnung gedachte der Vorſtand in einem ehrenden Rachruf der im letzten Vereinsjahr geſtorbenen Kameraden. Die Tagesordnung wickelte ſich glatt ab. Der Tätigkeitsbericht, erſtattet von Kamerad und Schrift⸗ führer Hermann Frey, fand vollſte Anerkennung. Kamerad Max Söllner konnte einen äußerſt erfreulichen Kaſſenbericht vorlegen. Der bisherige Geſamtvorſtand wurde durch Akklamation einſtimmig wiedergewählt und durch 4 neue Mitglieder erweitert. Die allgemeine Ausſprache war rege und ſachlich. Mit beſonderer Freude wurde begrüßt, daß es der Vorſtandſchaft gelungen iſt, den Gauabgeordneten⸗ tag des Rhein⸗Reckar⸗Militär⸗Gauverbandes dieſes Jahr nach Seckenheim zu bekommen; verbunden mit dem 40 jährigen Jubiläum des Kriegerbundes hier. In großem Rahmen ſoll dieſer Feſttag begangen werden. In die zu bildenden Kommiſſionen meldeten ſich ſofort eine ſtattliche Anzahl von Kameraden. Mit Dankesworten und der Bitte, auch weiterhin für den jetzt ſchon ſehr ſtarken Verein zu werben, ſchloß der Vorſitzende die ſchön ver⸗ laufene Generalverſammlung. Frühjahrsſchauturnen des Turnvereins 98.„Die Winterarbeit iſt beendet und der Turner beſonders ſehnt ſich nach Licht, Luft und Sonne“, das ungefähr war der Grundgedanke der Begrüßung des 1. Vorſitzenden und gleichſam als Schlußſtein ſoll gezeigt werden, daß auch die Hallenarbeit nicht nutzlos war, und das haben ſie bewieſen, Turnerinnen und Turner, Schülerinnen und Schüler. Neu trat zur Eröffnung ein Muſikquartett auf den Plan, Zupfgeige, Zither und Violine ließen ſich hören. Die folgenden turneriſchen Darbietungen waren eine Fülle turneriſcher Körperkultur, angefangen bei den Kleinſten mit Freiübungen bis zum kunſtvollen Keulen⸗ ſchwingen der großen Mädchen, Schüler und Turner. Im flotten Tempo zog ein Bild ſyſtematiſcher Arbeit vorüber, das die Beſchauer nur erfreuen konnte. Es ſei uns erſpaart auf jede einzelne Abteilung einzugehen, daß aber die Kleinſten in ihren Sing⸗ und Bewegungs⸗ ſpielen immer am eifrigſten bei der Sache, das ſoll beſonders geſagt werden. Nicht minder erzielte die Männerriege mit ihren Stabübungen Beifall. Von der Stammannſchaft Turner und Turnerinnen nimmt man es als ſelbſtverſtändlich hin, daß ſie Gipfelleiſtungen bringen und da wollen die Damen den Herren in nichts nachſtehen, wie ſie es auch geſtern am Barren und Pferd gezeigt haben. Den Turnwarten Konrad, Bühler, Volz und beſonders dem Leiter des Damenturnens, Herrn Möll ſei das Lob der erfolgreichen Arbeit nicht vorenthalten. Nach einem Schlußmarſch der neuen Muſikriege ſchloß der Vo rſitzende Frey mit Worten des Dankes die gut⸗ beſuchte Veranſtaltung. Die kommende Elektriſche. Wie wir erfahren, ſoll die Linienführung nach Heidelberg doch bald in Angriff genommen werden. Für Seckenheim macht ſich die Verlegung des Bahnhöfchens notwendig durch die neue Linienführung. Darnach wäre die Verlegung des Bahn⸗ hofes nach dem Gelände Schneidemühle geplant. Das Gemeindegelände Eckſpitt ſoll in Straßenhöhe aufgefüllt werden. Das Gelände vor dem Schloß würde dann an die Gemeinde zurückfallen, die wiederum anderes Ge⸗ lände als Austauſch zur Verfügung ſtellt. Für Secken⸗ heim wären nach dem Projekt 2 Halteſtellen vorgeſehen. Man rechnet damit, daß die Strecke Mannheim⸗Secken⸗ heim bis kommendes Spätjahr fertiggeſtellt ſein wird. Ein Torten⸗Garnierkurs wird am nächſten Mittwoch, 23. März, nachm. ½3 Uhr u. abends ½8 Uhr im Reben⸗ zimmer des Bad. Hofes“ hier abgehalten. Alles Rähere iſt aus der Anzeige in heutiger Rummer erſichtlich. Odbligatoriſches Schiedsverfahren bei Räumungen. Wie von dem Bund Deutſcher Mietervereine e. V.(ge⸗ gründet 1900) mitgeteilt wird, erfolgt in den nächſten Tagen die Veröffentlichung des vom Reichstag mit Zu⸗ ſtimmung des Reichsrates beſchloſſenen Geſetzes, nach wel⸗ chem bei Räumungsklagen über gewerbliche Räume der Entſcheidung des Räumungsgerichtes ein obligatoriſches Schiedsverfahren bei dem Mieteinigungsamt vorange⸗ hen muß. Erſt nachdem das Mieteinigungsamt eine Be⸗ ſcheinigungs darüber ausgeſtellt hat, daß ein gütlicher Ausgleich zwiſchen den Parteien von dem Mieteinigungs⸗ amt erfolglos verſucht worden iſt, darf von dem ordent⸗ lichen Gericht ein Termin zur mündlichen Verhandlung über die Räumungsklage anberaumt werden. Soweit beim Erlaß des Geſetzes Räumungsklagen bereits erhoben ſind, iſt die Entſcheidung des ordentlichen Gerichts bis zur Er⸗ ledigung dieſes obligatoriſchen Schiedsgerichtsverfahrens auszuſetzen. Durch die Einführung dieſes obligatoriſchen Schiedsverfahrens vor dem Mieteinigungsamt iſt die Tä⸗ 0 tigkeit der von den Hausbeſitzerorganiſationen und ver⸗. ſchiedenen Wirtſchaftsverbänden eingerichteten fakultativen a Schlichtungsſtellen gegenſtandslos geworden. Ausprägung neuer 50⸗Pfennigſtücke. Der Reichs⸗ rat nahm einen Vorſchlag der Regierung wegen Aus⸗ prägung von 65 Millionen Reichsmark neuer 50⸗Pfen⸗ nigſtücke aus Reinnickel an. Nickel ſoll verwandt wer⸗ den, um die jetzt häufigen Fälſchungen zu erſchweren. werden in etwa einem nnr eee ee Vogellunde im Frühjahr. Wo immer man wandert zur ſtillen Beobachtung und tieferen Betrachtung der Na⸗ tur, da fällt die Vogelwelt beſonders auf. Zum Ken⸗ genlernen der Vogelſtimmen iſt das Frühjahr die heſte Zeit. Der Anfänger beginnt am beſten ſchon im Vor⸗ frühling und zwar zunächſt bei den Arten, die in ſeiner nächſten Umgebung vorkommen. Droſſeln und Finken ſind äufig bei uns, Stare und Schwalben ſind bekannte rühlingsboten. Auch die Feldlerche kehrt meiſtens ſchon im Februar zu uns zurück. Im Wald und in großen An⸗ lagen zeigen ſich nicht ſelten Baumläufer und Spechte. Der Zaunkönig ſchmettert ſein Lied. Goldhähnchen trifft man in der Regel nur auf Nadelbäumen an. Etwas ſchwierig iſt manchmal die genaue Beſtimmung der verſchiedenen Meiſen, wenn man nur auf ihre ſehr wechſelvollen Rufe angewieſen iſt. Dagegen ist z. B. das Rotkehlchen durch leicht ins Ohr fallende Geſangsmerkmale nicht zu ver⸗ wechſeln. Vom Rotſchwänzchen kommen bei uns nur zwei Arten vor: der Haus⸗ und der Gartenrotſchwanz, die nach er Farbe ihres Gewandes ſowie am Geſang auseinander⸗ zuhalten nach einiger Zeit auch gelingt. Allmählich ver⸗ ſucht man, ſich die verſchiedenen Laubſänger zu merken und achtet darauf, wie die Grasmücken ausſehen und ſingen. Bei erhöhter Aufmerkſamkeit findet man immer mehr und auch ſeltenere Vogelarten heraus, die durch ihr Be⸗ nehmen, durch gewiſſe Eigentümlichkeiten im Flug, dann am Gefieder und nicht zuletzt durch ihre Rufe und Lieder unterſchieden werden können, ſo vielſtimmig beſonders in den herrlichen Morgenſtunden das Vogelkonzert auch ſein mag. 8 f Iſt eine Dienſtmütze Anifoem? Auf einer reichlich belebten Landſtraße ſtand ein Polizeibeamter als Ver⸗ kehrsſchutzmann und regelte nach Vorſchrift Tempo und Fahrt der hin⸗ und herrollenden Gefährte. Plötzlich fiel ihm auf, daß ein Auto ſich ſeinen Weiſungen nicht fügte, ſondern, als ſei er gar nicht verhanden, an ihm vorbei⸗ fuhr. Er notierte die Nummer und der Beſitzer des Wagens erhielt ein Strafmandat. Dagegen wurde Ein⸗ ſpruch erhoben, weil der Chauffeur ausſagte, er habe ſich abſichtlich nicht um den Schutzmann gekuͤmmert, weil er keine Uniform, ſondern nur einen Zivilanzug mit einer Dienſtmütze getragen habe. Das Gericht entſchied jedoch, daß eine Dienſtmütze allein ſchon genüge und daß einem Poliziſten, der dadurch gekennzeichnet ſei, Folge geleiſtet werden müßte, was hiermit allen Automobilbeſitzern und Chauffeuren zur Kenntnis gebracht ſei. Zeitgemäße Wochenarbeiten für den Gartenfreund. Die Baumpflanzung iſt fortzuſetzen. Die Veredelung des Steinobſtes, am beſten durch Pfropfen mittels Geiß⸗ ſußſchnittes, iſt vorzunehmen, Baumpfähle ſind auf ihre Haltbarkeit zu prüfen, abgebrochene zu heben und nöti⸗ genfalls zu erneuern. Roſenwildlinge ſind durch Anplatten zu veredeln. Das Anplatten ermöglicht es, Roſenſtämme, deren Kronen über Winter eingegangen ſind, deren Stamm aber noch friſch und geſund iſt, noch jetzt vorteilhaft zu veredeln. Beim Anplatten wird das Auge mit etwas Holz geſchnitten. Der Wildling erhält keinen T⸗ Schnitt, ſondern es wird ihm von der Rinde dort, wo die Veredelung gewünſcht wird, ein ebenſo Mode Stũck ab⸗ geſchnitten, als das Edelauge mit der Rinde ausmacht. Das Edelauge muß möglichſt genau auf die Schnittfläche des Wildlings paſſen, damit das Kambium des Edel. auges auf dem des Wildlings ruht. Iſt der Schnitt am Wildling ſtärker als der des Edelauges, ſo muß das Auge ſo gelegt werden, daß wenigſtens eine Seite ſeines Kambiums genau auf einer Seite vom Kambium des Wildlings liegt. Das aufgelegte Edelauge wird mit Baſt oder Wolle umbunden und dann mit Baumwachs ver⸗ ſtrichen, um die Veredelung luftdicht zu machen. Treibt der Wildling ſpäter unterhalb der Veredelung, ſo ſind die Wildtriebe wegzuſchneiden. Die Triebe oberhalb der Veredelung werden auf zwei bis drei Blätter entſpitzt, damit der Saftdruck zum Edelauge geleitet wird. Beim Anplatten kann man gleich zwei bis drei Augen anſetzen, um bald möglichſt eine große Roſenkrone zu haben.— Gewürzpflanzen ſind zu teilen, Winterbohnenkraut i zurückzuſchnieden. 5 1 Wetterbericht vom 20. März. 5 Hoher Druck liegt noch über dem Feſtlande, ſodaß wir nur von der Randwelle von der großen über Island liegenden Zyklone beeinflußt werden. Vorausſichtliche Witterung bis Mon⸗ tag: Zeitweiſe heiter und meiſt trocken. Bewölkungs⸗ ſchwankungen, Temperaturen unverändert. f Bekanntmachung der Gemeinde echenheim. Die Baumbeſitzer werden aufgefordert, innerhalb 3 Tagen die Naupenneſter von den Bäumen und Sträuchern zu entfernen und zu vernichten. 5 Wer dieſer letzten Aufforderung nicht nachkommt, hat Anzeige zu erwarten. Außerdem werden die Naupenneſter auf Koſten der ſäumigen Baumbeſitzer durch Beauftragte der Gemeinde entfernt. 8 5 5 f Seckenheim, den 21. März 1927. Der Bürgermeiſter: 1 Flachs. 5 4 0 Einkommenunter ſchiede in Deutſchland. Die vorläufigen Erhebungen über die Erträgniſſe der Einkommen⸗ und Körperſchaftsſteuer für 1925 ſind jetzt beendet; wenn auch die endgültigen Zahlen viel⸗ fach abweichende Reſultate bringen werden, ſind jetzt doch ſchon intereſſante Verſchiebungen und Verſchiedenheiten feſt⸗ zustellen. Die Einkünfte aus den Gewerbebetrieben ſtehen weitaus an erſter Stelle, die Summe der Einkünfte iſt um 270 Prozent höher als die aus den Betrieben der Landwirtſchaft, Forſtwirtſchaft ufw. Zwar lauteten die Veranlagungen des landwirtſchaftlichen und gewerblichen Vermögens für 1924 weſentlich anders, hier ſchätzte man das landwirtſchaftliche auf 30598 Mill. Rm. und das gewerbliche auf 22379 Mill. Rm., gleichwohl glaubt man aus dem Unterſchied die Tatſache herauszuleſen, daß die Landwirtſchaft von der Kriſe 1925 ſchwerer getroffen wurde als Handel und Induſtrie. Dabei ergibt wiederum ein Vergleich der Durchſchnittsbeträge der verſchiedenen Einkommensarten, daß die Einkünfte aus der Landwirt⸗ ſchaft den Reichsdurchſchnitt am ſtärkſten in den Hanſe⸗ ſtädten und in den großſtädtiſchen Zentren wie Berlin überſteigen. Dies iſt darauf zurückzuführen, daß eine ver⸗ hältnismäßig kleine Zahl von Pflichtigen mit hohen Ein⸗ fünften aus der Landwirtſchaft in den eben erwähnten Plätzen wohnt, während ihr Grundbeſitz in der Provinz gelegen iſt. In den Gebieten mit überwiegendem klein⸗ bäuerlichen und Parzellenbeſitz, z. B. Württemberg, Ba⸗ den, Heſſen, iſt die Zahl der Pflichtigen ſehr groß, der auf den Einzelnen entfallende Durchſchnittsbetrag hin⸗ gegen klein. Auch iſt hier zu berückſichtigen, daß manchen Gebieten als Notſtandsgebieten Ausnahmebehandlung zu⸗ geſtanden war. Die Einkünfte aus den Gewerbebetrieben ſind bet weitem gleichmäßiger. Auch hier liegen die höchſten Er⸗ träge in den Hanſeſtädten und Berlin, während die niedrigſten ſich in Waldeck und im Bezirke Königsberg befinden. Beſonders aufſchlußreich ſind die auf den Kopf errechneten Durchſchnittseinkommen und Durchſchnittsein⸗ künfte nach der Veranlagung ohne Abzug von Arbeits⸗ lohn. Danach liegen wiederum die höchſten Einkommen in Bremen 453 Rm., Hamburg 434 Rm. und Sachſen, 307 Rm., während ſie am niedrigſten in Mecklenburg 176 bezw. 163 und beſonders in Waldeck 122 Rm. pro Kopf ſind. Bei den Durchſchnittseinkünften aus der Landwirtſchaft ſteht Oldenburg an der Spitze, auch Braun⸗ ſchweig, Schaumburg-Lippe, Bayern, Thüringen und Württemberg überragen den Reichsdurchſchnitt erheblich. Gerade umgekehrt iſt das Verhältnis der Durchſchnitts⸗ einkünfte aus den Gewerbebetrieben. Hier ſtehen die Hanſe⸗ ſtädte und Sachſen 317 bezw. 322 und 250 Rm. über dem Reichsdurchſchnitt 155 Rm., während die Länder mit hohen durchſchnittlichen Einkünften aus der Landwirtſchaft faſt durchweg unter dem Reichsdurchſchnitt ſtehen. Feſte Getreidepreiſe. 2 Vor einigen Wochen, als der Roggenpreis nahezu den Weizenpreis erreicht hatte, als das Brot im Preiße geſtiegen war, erhob ſich der Ruf, die Getreidehandels⸗ geſellſchaft, die Nachfolgerin der Reichsgetreideſtelle, müſſe nunmehr unverzüglich eingreifen, um ein weiteres Steigen der Roggen⸗ und Brotpreiſe zu verhindern. Denn die Getreidehandelsgeſellſchaft war ia ſeinerzeit mit einem Kredit von 30 Millionen Reichs⸗ mark ausgerüſtet worden, um zu verhindern, daß die Roggenpreiſe zu niedrig oder zu hoch ſind. Sie ſollte alſo eine Art Ausgleichsſtelle ſein, die dafür ſorgt, daß er⸗ ſtens der Getreidepreis eine zur Erreichung der Renta⸗ bilität der landwirtſchaftlichen Betriebe vernünftige Höhe hat und zweitens, daß der Preis nach Möglichkeit ſtabil iſt. Denn die Stabilität der Preiſe für Getreide iſt die notwendige Vorausſetzung für eine vernünftige Betriebsführung in der Landwirtſchaft. Der landwirt⸗ ſchaftliche Betrieb iſt von ſo vielen unberechenbaren Fak⸗ toren(Weltmarktpreis, Ernteausfall, Wetter uſw.) ab⸗ hängig, daß er nicht ſo wendig iſt, wie ein induſtrieller Betrieb oder gar wie der Handel. Hinzu kommt weiter die hohe Umſchlagszeit der landwirtſchaftlichen Produkte, da der Landwirt im Jahr nur einmal erntet. Und ſchließlich iſt eine gewiſſe Stetigkeit der Getreidepreiſe auch deshalb nötig, damit der Landwirt den Einkauf der induſtriellen Produkte kalkulieren kann. Auch die Induſtrie hat ein ſtarkes Intereſſe daran, daß Preisſchwankungen bei den landwirtſchaftlichen Produkten nach Möglichkeit vermieden werden. Sie iſt ebenfalls intereſſiert an einer Gleichmäßigkeit des induſtriellen Geſchäfts. Preisſchwankungen bei den landwirtſchaftlichen Produkten wirken zurück auf die induſtrielle Arbeiterſchaft und damit auf den Arbeitslohn; denn unſere Landwirtſchaft deckt neun Zehntel des Lebensmittelbedarfs der deut⸗ ſchen Bevölkerung. And weiterhin iſt der Land⸗ wirt imſtande, wenig Induſtrieprodukte zu kaufen, wenn er für ſeine Erzeugniſſe niedrige Preiſe erhält, da⸗ gegen wird er ruckartig höhere Beſchäftigung für die Induſtrie auslöſen, wenn er höhere Preiſe bekommt. Sowohl für die Landwirtſchaft alſo, als auch für die Induſtrie ſind Preisſchwankungen, wie wir ſie beim Rog⸗ gen in den letzten Jahren erlebt haben, ungeſund für eine vernünftige, gleichmäßige und auf lange Sicht eingerichtete Betriebsführung. Wie ſtark die Schwankungen waren, zeigt ſich darin, daß in der Zeit vom Juni 1924 bis zum Februar 1925 der Roggenpreis ſich nahezu verdoppelt hat, dann ſetzte ein Preis⸗ ſturz um 40 Prozent bis zum November 1925 ein, dann wiederum ein Steigen des Roggenpreiſes beginnend im Februar 1926 bis in die Jetztzeit um etwa 80 Prozent. „Auch für den Konſumenten iſt die Stabilität der Preiſe für Agrarprodukte von Bedeutung. Bei ſtei⸗ genden Preiſen paßt ſich der Brorpreis ſehr ſchnerr an, bei ſinkenden Preiſen geht die Anpaſſung viel weniger ſchnell vor ſich. Der Landwirt ſelbſt hat im übrigen nur wenig von dieſen Preisſchwankungen: denn zur Zeit niedriger Preiſe hat er meiſt viel zu verkaufen, zur Zeit hoher Preiſe dagegen wenig. Ebenſo kann der ſolide Getreidehandel nur an möglichſt ſtabilen Getreidepreiſen intereſſiert ſein. Große Preisſchwankungen auferlegen dem Handel hohe Unkoſten und ein ſehr großes Riſiko, das er zwar im allgemeinen auf die Konſumenten wird abwäl⸗ zen können, aber nicht immer. Je ſpekulativer das Getreidehandelsgeſchäft infolge ſtarker Preisſchwankun⸗ gen iſt, umſo mehr zieht der Handel an ſich. Landwirtſchaft, Induſtrie, Mül⸗ lerei und auch der ſolide Handel und ſelbſtverſtändlich die Volkswirtſchaft haben aber gar kein Intereſſe da⸗ ran, daß mit den wichtigſten deutſchen Bodenerzeugniſſen ſpekuliert wird. 5 5 Wenn deshalb die Getreidehandelsgeſellſchaft jetzt endlich nach langem Zögern ſich dazu entſchloſſen hat, die Preisbewegung für Roggen zu beeinfluſſen, ſo er⸗ füllt ſie zwar damit eine Aufgabe, die ihr von vorn⸗ herein geſtellt war und deren Sinn war, für feſte Getreidepreiſe zu ſorgen, aber es muß feſtgeſtellt werden, daß ſie die Erfüllung dieſer Aufgabe bis⸗ her nicht energiſch genug betrieben hat. Die Entwicklung der Roggenpreiſe, d. h. die großen Preis⸗ ſchwankungen für Roggen in den letzten Jahren führen aber ganz grundſätzlich zu der Ueberlegung, ob die Ge⸗ treidehandelsgeſellſchaft vom Reich mit ausreichenden Funktionen verſorgt wurde, um ihre Aufgabe zu er⸗ füllen. Sicher iſt, daß die Zölle allein nicht in der Lage ſind, die für die Volkswirtſchaft und die be⸗ ſonders intereſſierten Kreiſe bedauerlichen Preisſchwan⸗ kungen zu unterbinden. Denn der Getreidepreis wird immer ſich zuſammenſetzen aus Weltmarktpreis zuzüglich Zoll.. Will man die Preisſchwankungen beſeitigen, wie ſie ſich aus dem Schwanken der Weltmarktpreiſe, dem un⸗ terſchiedlichen Ernteausfall und durch den Uebergang vom alten zum neuen Erntejahr ergeben, ſo wird man um⸗ faſſendere Maßnahmen treffen müſſen. Dabei wird es ſich ſelbſtverſtändlich nicht darum handeln, daß man einen Getreidepreis hält, der unabhängig von dem Ernteausfall, dem Weltmarktpreis und den Preiſen für Induſtrieprodukte iſt; ſondern es wird ſich um den⸗ jenigen Preis handeln, der unter Berüchkſichtigung die⸗ ſer genanten drei Einflußmöglichkeiten ſowohl für die Landwirtſchaft, die Induſtrie, den Handel, das Mühlengewerbe und den Konſumenten der richtige iſt. ö f ö Druck und Verlag: G. Zimmemann Wwe., Inh. Gg. Härdle, Seckenheim. ſpekulativ eingeſtellte Elemente Aan Heidel Bekanntmachungen der Gemeinde Seckenheim. Die Erwerbsloſen, welche keine Erwerbs⸗ loſenunterſtützung erhalten können, werden darauf aufmerkſam gemacht, daß es in ihrem Intereſſe liegt, wenn ſie ſich, ſolange ſie erwerbslos ſind, regelmäßig zur Kontrolle melden. Wenn Arbeitskräfte benötigt werden, ſo werden ſie gleichfalls nach Möglichkeit berückſichtigt. Auch können die Beſcheinigungen für die Lohnſteuer⸗ rückvergütung nur für die Zeit ausgeſtellt werden, in der ſich die Erwerbsloſen gemeldet haben. Seckenheim, den 21. März 1927. Der Bürgermeiſter: Flach s. Bezirksverein Gechenheim des Reichsbundes der Kriegsbeſchädigten Kriegsteilnehmer und Kriegshinterbllebenen Morgen Dienstag Abend 8 Ahr im Lokal„Reichsadler“ Monats⸗Verſammlung. Aeußerſt wichtige Tagesordnung erfordert vollzähliges und pünktliches Erſcheinen aller Mitglieder. Der Obmann. zmangs⸗Hlerſteigerung. Dienstag, den 22. März 1927, vormittags 11 Uhr, werde ich in Sechenheim im Nathauſe gegen bare Zahlung im Vollſtreckungswege öffentlich verſteigern: 1 Herren-Fahrrad. Die Verſteigerung findet beſtimmt ſtatt. Mannheim, den 19. März 1927. Elliſſen, Gerichtsvollzieher. 5 Fchöller-Hnfußr. f Die Schotter⸗Anfuhr für die Walzdecken der Kreis⸗ ſtraßen und Kreiswege des Kreiſes Mannheim wird am Montag, den 28. März 1927, vorm. 11 Ahr auf dem Waſſer⸗ und Straßenbauamt Heidel⸗ berg vergeben. Angebotsformulare können daſelbſt, ſowie bei den Straßenmeiſtern erhoben werden. Dieſelben ſind bis zu obigem Termin verſchloſſen und mit der Aufſchrift en ne an das Waſſer⸗ und Straßenbauamt erg einzureichen. Sie bekommen Garmoniums.. 50. 1 Iös neu von Mk. 925.40 und alle anderen Haus- und Konzertinstrumente, 5 Konkurrenz schlagend, bei denkbar günstiger Zahlungsweise. Besichtigung und auf Wunsch mein Besuch jederzeit ohne Kaufzwang. Kaufen Sie daher nur direkt UO. 5 Hiano- und Mus i haus grünes . An die Frau u. Tochter des Hauses! Am Mittwoch, den 23. März, nachmittags ½3 und abends ½8 Uhr findet im Gasthaus zum„Bad. Hof“ in Seckenheim ein 1 2 1 Torten- Garnier Kurs mit Back- und praktischer Vorführung statt. Jeder Kurs ist für sich abgeschlossen. 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