—— 27. Jubroang Bezugspreis: Für den Monat April 1.40 Rmk., frei ins Haus. Anzeigenpreis: Die einſpalt. Petitzeile 15 R.⸗Pfg. Reklamen: 60 R.⸗Pfg. Bei Wiederholung Rabatt. Beilagen: Illuſtriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). ages. und Anzeigenblatt für Seckenheimund Uingebung flo. 79 Erſcheinungszeit: Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſetzlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle Hildaſtraße 68 oder durch unſere Träger. 8 Fernſpeecher Rr. 16.— Poſtſcheckkonto 78439 Karlsruhe. —— Neues in Kürze. „Der Reichstag nahm am Sonnabend das Geſetz über den vorläufigen Finanzausgleich in dritter Leſung an und geneh⸗ migte gleichzeitig das Geſetz über die Verteilung der Vier⸗ ſteueranteile.. * Am Dienstag tritt der Reichsrat zuſammen, um über die Geſetze des Finanzausgleichs und der Bierſteuerverteilung zu beraten. Man rechnet mit einer Annahme der Vorlagen. Von italieniſcher Seite iſt in dem Adriakonflikt vorge⸗ 3 worden, daß Jugoflawien mit Albanien ebenfalls einen ertrag auf der Vaſis des Tiranavertrages abſchließe. Der Oberbefehlshaber der Kantontruppen Tſchang⸗Kai⸗ Tſchek iſt abgeſetzt worden. In Schanghai machen ſich kommu⸗ niſtiſche Strömungen bemerkbar, denen nach den letzten Meldun⸗ gen die kantoneſiſchen Truppen kaum gewachſen ſein Zürften. ——— 22 2 Der Finanz⸗Ausgleich angenommen. Auch das Bierſteuergeſetz angenommen. f„Berlin, 2. April. Der Reichstag ſetzte am Sonnabend die zweite Leſung des vorläufigen Finanzausgleichs, und war bei der Hauszinsſteuer, fort. Abgeordneter iedermann(Soz.) bedauerte die Mietserhöhung, die am 1. April in Kraft getreten iſt. Die Hauszinsſteuer ſei die unſozialſte Steuer. Wir können die Hauszinsſteuer im Augenblick nicht beſeitigen, ſondern müſſen abwarten, bis das angekündigte Rahmengeſetz herauskommt. Abge⸗ ordneter Höllein(Komm.) beantragte Aufhebung der Hauszinsſteuer und fordert weiter, daß die Mieten in be⸗ bauten Grundſtücken bis Ende 1940 80 Prozent der Frie⸗ densmiete nicht überſchreiten dürfen. Abgeordneter Schneider⸗Berlin(Dem.) bedauerte die Erhöhung der Mieten, die ganz ungerechtfertigt ſei. Die Saiſonbetriebe werden durch die Hauszinsſteuer ſtark belaſtet, namentlich in den Nord⸗ und Oſtſeebädern. Abgeordneter Jöriſ⸗ ſen(Wirtſch. Vergg.) befürwortet eine Entſchließung ſei⸗ ner Fraktion, wonach die ſyſtematiſche Beſeitigung der Hauszinsſteuer damit beginnen ſoll, daß der für fiskaliſche Zwecke vorgeſehene Teil aufgehoben wird. Gleichzeitig ſoll der Uebergang in die freie Wohnungswirtſchaft erfolgen. Abgeordneter Seiffert(Völk.) beantragte, die Haus⸗ 5 1 0 höchſtens auf 20 Prozent der r zu emeſſen. Sie ſolle ausſchließlich dem gute kommen. f Sämtliche Aenderungsanträge zur Hauszins⸗ ſteuer wurden abgelehnt. Es bleibt bei der bisherigen Regelung. Es folgt dann die Beratung des Geſetzentwurfs über die Verteilung der Bierſteueranteäle. Preußiſcher Miniſterpräſident Braun wandte ſich gegen den Zentrumsabgeordneten v. Gu 6⸗ rard, der die Haltung des preußiſchen Miniſterpräſiden⸗ ten in dieſer Frage bekämpft hatte. Sein Widerſpruch richte ſich nicht gegen den Finanzausgleich, ſondern nur gegen die Bevorzugung der ſüddeutſchen Länder. Es handele ſich um eine Benachteiligung der übrigen Reichs⸗ teile. Von dem 75-Millionen⸗Fonds des Jahres 1925 habe Preußen, obwohl es die ganze Wucht des Ruhr⸗ einfalls tragen mußte, nur 30 Millionen erhalten. Die preußiſche Regierung und der Landtag hätten alles getan, was in den engen Grenzen ihrer finanziellen Lei⸗ ſtungs möglichkeit möglich war. Wenn Preußen für die 3½ Milliarden Vermögensſchäden, die es durch die Erfüllung des Friedensvertrages erlitten habe, und die ohnungsbau zu⸗ das Reich bisher nur mit 65 Millionen erſetzt habe(hört! hört! links), nur 40 Millionen jährlich abgezahlt bekomme, die jetzt den ſüddeutſchen Staaten zugeſchanzt werden ſoll⸗ ten, dann würde es in der Lage ſein, auch für die beſetzten Gebiete mehr zu leiſten als bisher. 1 Abgeordneter v. Guérard(Ztr.) erklärte, man könne nicht davon ſprechen, daß die Regie⸗ rungsparteien den gefährdeten Gebieten etwas geſtrichen hätten.(Hört! hört! rechts.) Von den 75 Millionen, die vor zwei Jahren bewilligt wurden, ſeien Preußen nicht nur 30 Millionen zugefallen, ſondern von den 35 Millionen, die das Reich für ſeine eigenen Schäden zurückbehalten habe, ſei auch noch der größte Teil dem Wohnungsbau in den preußiſchen beſetzten Gebieten zugute gekommen. (Lebh. hört! hört! b. d. Mehrheit.) Im übrigen würden die Verluſte Preußens durchaus anerkannt. Preußiſcher Miniſterpräſident Braun: Wenn das Reich 30 Millionen, der preußiſche Staat aber nur 4,3 Millionen aus dem 75⸗Millionen⸗Fonds erhalten Fon kann man nicht davon reden, daß Preußen den onds für fiskaliſche Zwecke ausgenutzt habe. Es handelt ſich hier um Kriegsſchäden, für die das Reich allein aufzu⸗ kommen hat. Was alſo den Ländern als Erſatz gegeben wird, kann niemals als ein Vorzug für dieſe Länder ge⸗ wertet werden und kann in keiner Weiſe verglichen wer⸗ den mit dem, was jetzt den ſüddeutſchen Ländern gegeben werden ſoll. 5 Abgeordneter v. Gusrard(3tr.) betonte, daß er mit dem preußiſchen Miniſterpäſidenten gemeinſam ſtets für die Wohlfahrt der gefährdeten Gebiete eintrete. Abgeordneter Dr. Hertz(Soz.) erklärte, daß man in der Frage, ob die Porlage verfaſſungsändernd ſei oder nicht, ſich genau an den Wortlaut halten müſſe, der für die verfaſſungsmäßige Mehrheit ſpreche. d Staatsſekretär Popitz a erklärte, nach Auffaſſung der Reichsregierung genüge die einfache Mehrheit. 1919 habe man die Höchſt⸗ auf Dir 5 0 1— 7 0 6 überweiſung auch mit einfacher Mehrheit heraufgeſetzt. Banern ſei immer ſteuerſchwach in Bezug elle Steuern geweſen. Es ha die Bierſteuer deshalb von jeher ſtärker ausnutzen müſſen. Ohne dieſen Betrag könne es ſeinen Etat nicht ins Gleichgewicht bringen. 155 Preußiſcher Miniſterpräſident Braun betonte, daß der zitierte Profeſſor Anſchütz ſich über dieſe Frage überhaupt nicht geäußert habe. Der Reichstag habe vor einem Jahre, bei einer glänzenden Finanzlage, die Summe von 17,2 Millionen für ausreichend gehalten. Wenn in der jetzigen Lage noch 40 Millionen mehr einge⸗ ſetzt würden, ſo ſei das eben ein verfaſſungsänderndes Geſetz. ſSaatssetrelör Popitz erwiderte, man dürfe nicht am Wortlaut der Geſetze kleben, ſondern müſſe Sinn und Wir⸗ kung überlegen. Miniſterpräſident Braun entgegnete, man wolle hier eine klare Geſetzesbeſtimmung nach Gründen politiſcher Zweckmäßigkeit auslegen. Abgeordneter Koenen(Komm.) lehnte die Vorlage ab. Abgeordneter Landsberg(Soz.) betont nochmals die Notwendigkeit einer Zweidrittelmehrheit. Die zweite Leſung der Bierſteuervorlage wurde be⸗ endet. i Es fand dann die dritte Leſung des vorläufigen Finanzausgleichs ſtatt. In der Schluß a bſtimmung wurde der vorläufige Finanzausgleich in einfacher Abſtimmung mit den Stimmen der Regierungsparteien und des Bayeriſchen Bauernbundes angenommen. Es folgte die dritte Leſung der Vorlage über die Verteilung der Bierſteueranteile. Die Schlußabſtimmung war namentlich. Die Vorlage wurde mit 195 gegen 148 Stimmen bei zwei Enthaltungen angenommen. 5 Vizepräſident Eſſer ſtellte feſt, daß die Annahme bei Anweſenheit von mehr als zwei Dritteln aller Abgeordneten mit einfacher Mehrheit erfolgt iſt. 1 wurde die zweite Leſung des Reichshaus⸗ haltsplanes fortgeſetzt. Der Haushalt der allge⸗ meinen Finanzverwaltung wurde erledigt. Beim Haushalt des Ernährungsminiſterjiums werden auf deutſchnationalen Antrag neu 250 000 Rm. eingeſtellt zur Gewährung zunächſt unverzinslicher lang⸗ friſtiger Kredite zur Förderung des Flachs⸗ und Hanfbaues. Beim Haushalt des Innern bedauerte Abge⸗ ordneter Taubadel(Soz.), daß von den 25 Millionen für die Grenzgebiete für den Oſten verhältnismäßig wenig übrig bleibe, da daraus auch Bayern und Sachſen und Baden bedacht werden ſollen. Die Provinz Niederſchleſien ſei aber am ſchwerſten durch die Kriegsfolgen getroffen worden. Beſonders ſchwer leide auch die Stadt Görlitz. Abgeordneter Bartſchat⸗Königsberg(Dem.) beklagt ſich ebenfalls über die Vernachläſſigung des Oſtens. Abgeordneter Roſenbaum(Komm.) fordert eben⸗ falls Erhöhung des Fonds auf 40 Millionen. Der Fonds wird in Höhe von 25 Millionen beibehalten. Der Geſetzentwurf über die Hinausſchiebung der Bindung einzelner Länder und Gemeinden an die nach dem Neichsbewertungsgeſetz feſtgeſtellten Einheits⸗ werte wird in zweiter und dritter Leſung ange⸗ nommen. Es folgte die 5 a erſte Leſung des Arbeitszeitnotgeſetzes, 5 die vom Reichsarbeitsminiſter Dr. Brauns eingeleitet wurde. Nach einem Rückblick auf die Vorgeſchichte des Ent⸗ wurfes betonte der Miniſter, daß die neue Regierung ſich der Bedeutung der ſchwebenden Arbeitszeitlage bewußt war und ſofort die Initiative zu einer geſetzlichen Aenderung der Arbeitszeitnotverord⸗ nung ergriff. Die Verhandlungen der Regierungspar⸗ teien hätten dann ſchnell zu einer Verſtändigung geführt, der auch die Reichsregierung und der Reichsrat beigetreten ſeien. Der Zweck des Geſetzes könne nicht eine end⸗ gültige oder auch nur auf längere Zeit berechnete Lö⸗ ſung der Arbeitszeitfrage ſein. Dieſem Zweck diene das Arbeitsſchutzgeſetz, das dem Reichsrat noch in dieſem Som⸗ mer zugehen ſolle. Die kommuniſtiſchen und die ſozial⸗ demokratiſchen Aenderungsanträge bezeichnet der Miniſter als völlig unannehmbar. Zurzeit iſt nur eine Zwiſchen⸗ löſung möglich. Die Vorlage ſucht zunächſt dem Miß⸗ brauch mit den Ueberſtunden zu ſteuern. Dann kommt die Bezahlung der Mehrarbeit nach einem feſten Zuſchlage von 25 Prozent. Gewiſſe Saiſongewerbe können vom Zuſchlag entbunden werden. Einem Mißbrauch mit 175 freiwilligen Mehrarbeit will der Entwurf tunlichſt vor⸗ eugen. f Ein Vertagungsantrag der Kommuniſten wurde nicht genügend unterſtützt. Abgeordneter Graßmann(Soz.) hielt die vorgeſchlagene Regelung für unzureichend. Die Ueberſtundenwirtſchaft müſſe endlich beſeitigt werden. Der Abgeordnete Stegerwald(3tr.) führte in ſeiner Rede aus, daß ſeine Fraktion in dem Geſetz keine völlige Regelung ſehen könne. Es brächte aber drei Vor⸗ teile, nämlich eine Einſchränkung der Ueberſtundenarbeit auf 48 Stunden in der Woche, ferner Verbeſſerungen für die Angeſtellten im Handel, die im Waſhingtoner Abkom⸗ men nicht genannt ſind, und weiter für alle über 48 Stun⸗ Jae geleiſtete Mehrarbeit einen entſprechenden Zuſchlag. Abgeordneter Dr. Radermacher von den Deutſch⸗ nationalen führte aus, daß man in Arbeitgeberkreiſen über das Geſetz recht beunruhigt ſei. Die Gewerkſchaften hätten darin einen Sieg errungen, den ſie wohl ſelbſt nicht er⸗ wartet hatten. Der Redner wandte ſich beſonders gegen die Beſtrafung der Ueberarbeit und führte aus, daß aus Deutſchland kein Zuchthausſtaat gemacht werden ſolle. Trotz dieſer und mancher anderen Bedenken wolle ſeine Fraktion wegen des Arbeitsfriedens ſich mit dem vorliegenden Ent⸗ wurf einverſtanden erklären. Um ſieben Uhr vertagte ſich dann das Haus auf Montag vormittag elf Ubr. Stadt anzuraten. Der Kampf um die Luſt. Die Abrüſtungskonferenz und die Frage der Luftfahrt. Berlin, 4. April. „In den Beratungen der vorbereitenden Ab⸗ rüſtungskonferenz in Genf ſpielt 3 das Problem der Einſchränkung der Luftkräfte eine große Rolle. Es dreht ſich vor allem darum, ob die Zivilluftſchiffahrt irgendwie in die Regelung ein⸗ gezogen werden ſoll oder ob man nur die Frage der Mili⸗ käraviatik in Beſtimmungen kleiden ſoll. Das ganze Pro⸗ blem hat bereits lebhafte Kontroverſen der beteiligten Staaten hervorgerufen, und die Löſung ſcheint nicht ganz einfach zu ſein. Vor allem will die franzöſiſche Delegation darauf beſtehen, die Zivilluftfahrt einzelner Staaten einer gewiſſen Kontrolle zu unterſtellen. Demgegenüber ſtehen England und Amerika auf dem Standpunkt, daß ſie ihre Zuſtimmung zu einem ſolchen Abkommen nicht geben könnten, da dadurch die Entwicklung der zivilen Luftſchiff⸗ fahrt ſtark gehindert ſei. Auch Deutſchland und Schweden nehmen dieſen Standpunkt ein, während Vel⸗ gien zu vermitteln ſucht. Der belgiſche Kompro⸗ mißvorſchlag geht dahin, die private Luftſchiffahrt grundſätzlich nicht einzuſchränken, dagegen aber ſtaatliche Subventionen für die Zivilaviatik zu verbieten und keine Perſonalvermengung zuzulaſſen. Solche Debatten müſſen uns recht ſonderbar anmuten. Während auf der einen Seite ein Teil der Welt in Waffen ſtarrt und ein anderer Teil gänzlich entwaffnet iſt, unter⸗ hält man ſich in der Kommiſſion, die die generelle Ab⸗ rüſtung zum Zweck hat, mit den unbedeutendſten Nebenfragen, ſtatt das Problem von Grund auf an⸗ zupacken und die Abrüſtung der überrüſteten Mächte durch⸗ zuſetzen. Wann endlich wird man ſich dazu aufſchwingen? Die Erregung in China ſteigt. London, 4. April. Nach einer Meldung aus Hankau ſoll der bisherige Oberbefehlshaber Kantonregierung abgeſetzt ſein. Dieſe Entziehung des Oberbefehls iſt nach Verlautbarungen auf die Agitation des radikalen kommuniſtiſchen Flügels in der Kuomintang⸗Partei zurückzuführen, dem die Ver hand⸗ lungsbereitſchaft des Befehlshabers nicht zuſagte. Hinzu kam noch, daß die Erregung in Schanghai wie auch in den übrigen Städten Chinas über die bevorſtehende Note wegen der Vorfälle in Nanking ſtändig im Wachſen war, ſo daß in Schanghai ſich ſogar die Kommu⸗ niſten weigerten, ſich von den Kantontruppen entwaffnen zu laſſen. Die radikale kommuniſtiſche Bewe⸗ gung in Schanghai nimmt dauernd zu, und man befürch⸗ tet, daß die regulären Truppen der Südarmee, die nur 13 000 Mann betragen, nicht mächtig genug ſein können, um die Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten. N 25 1 II 2 N 8 1— 77——— 125 N eine lilcuermulumm ce. Criqmsst von ſlen in beide, Die Note, die von den Mächten an die Kantonregierung über das Blutbad in Nanking übermittelt werden ſoll, enthält folgende drei Punkte: 1. Beſtrafung der kantoneſiſchen Offiziere und Beamten, 35 mere in Nanking organiſierten, befehligten und geſtatteten,. 2. Zahlungen an die Hinterbliebenen der Opfer und Entſchädigung für zerſtörtes Eigentum, 5 5 3. ausführliche E 1 t ch uldigung wegen der Beleidigung der engliſchen, amerikaniſchen und japaniſchen Fahnen. 2 Aus allen Teilen Chinas wird gemeldet, daß die revolutionäre Bewegung überall Fu faßt. Aus Ningpo und Kanton werden die Frauen und Kinder herausgeführt, weil man krie⸗ geriſche Komplikationen befürchtet. Selbſt in Peking, wo bekanntlich noch die ausländerfreundliche Nordarmee herrſcht, iſt man dabei, den Fremden das Verlaſſen der Tſchang⸗Kai⸗Tſchek abgeſetzt. Tſchang⸗Kai⸗Tſchel von der 5 f i Aus dem In⸗ und Auslande. Die Arbeitsloſigkeit in Berlin. Berlin, 4. April. In der vergangenen Woche waren 242 827 Perſonen bei den Arbeitsnachweiſen ace en gegen 251 142 der Vorwoche. Darunter befanden ſich 260 348(166 881) männliche und 82 479(84 261) weibliche Perſonen. Erwerbsloſenunterſtützung bezogen 96575 (402 318) männliche und 38 957(41.137) weibliche, ins⸗ geſamt 135 532.(143 455) Perſonen. Außerdem wurden noch 37 330(87 733) Perſonen durch die Erwerbsloſenhilfe der Stadtgemeinde Berlin und 31519(30 869) Perſonen durch die Kriſenfürſorge unterſtützt. Bei Notſtandsarbei⸗ ten wurden 8974(8892) Perſonen beſchäftigt. Die Abgeordneten Stock und Kaiſer Mitglieder der deutſch⸗ nationalen Fraktion. 5 Berlin, 4. April. Die deutſchnationale Landtagsfraktion nahm die aus der Deutſch⸗Völkiſchen Freiheitspartei aus⸗ 8 Abgeordneten Stock und Kaiſer als Mitglieder Auf. Forderung Italiens. 1 85 Paris, 4. April. Der römiſche Berichterſtatter der„Information“ meldet, daß die italieniſche Regierung in London wiſſen ließ, daß ſie für die Aufnahme von direkten er handlungen mit Jugoslawien es nicht als genü⸗ gende Vorbedingung betrachten könne, daß Jugoflawien den Vertrag von Nettu no ratifiziere. Dieſe Nati⸗ fizierung ſei eine internationale Verpflichtung Jugo⸗ flawiens. Nichtsdeſtoweniger wäre aber, ſobald der Ver⸗ trag von Nettuno durch Jugoſlawien anerkannt iſt, der Weg zu Verhandlungen offen. N In dieſer Beziehung würde Nom verlangen, daß Jugo⸗ ſflawien mit Albanien einen ähnlichen Vertr ag wie den von Tirana abſchließe, jedoch unter Ausſchal⸗ tung jeder Intervention einer dritten Macht. Jugo⸗ 5 ſlawien würde auf dieſe Weiſe nach der Auffaſſung der i offiziöſen Kreiſe Roms die Beweiſe liefern, daß es gegen die albaniſche Republik keine Hin!ergedanken hege. Truppenverſchiebungen in Polen? Warſchau, 4. April. Hier ſind Gerüchte verbreitet, daß das Kriegsminiſterium beſchloſſen habe, einen Teil der Truppen von der polniſchen Oſtgrenze nach der Weſtgrenze zu verlegen. Frankreichs Antwort an Coolidge zum achten Male vertagt. 5 Paris, 4. April. Der Miniſterrat vertagte nunmehr Zum achten Male die Antwort auf die Einladung des Prä⸗ denten Coolidge zu der von ihm geplanten Konferenz zur Beſchränkung der Seeſtreitkräfte.. Strong ſoll die polniſchen Finanzen kontrollieren. Neuyork, 4. April. Wie die Blätter melden, iſt der Warſchauer Regierung im Verlaufe der polniſchen Anleihe⸗ verhandlungen in Amerika nahegelegt worden, der Ein⸗ fſetzung des Generalgouverneurs der Federal Reſerve Bank, Strong, als Kontrolleur der polniſchen Finanzen zuzuſtim⸗ men. Strong würde dann einen Vertreter nach Warſchau entſenden, der die polniſchen Finanzen zu überwachen hätte. Die Kämpfe in ſpaniſch Marokko. Madrid, 30. März. Amtlich wird aus Marokko gemeldet: Eine Vorhut von 400 Mann, die einem kleinen Eingeborenenpoſten in Tabenat zu Hilfe eilte, beſtand auf dem Wege dorthin einen harten, verluſtreichen Kampf, vermochte aber ihren Auftrag, die Aufſtändiſchen von der Straße nach dem Inneren der ſpaniſchen Zone abzuſchneiden, auszuführen. Es werden Stoßtrupps zu⸗ ſammengezogen, die im Aufſtandsgebtet operieren werden. Der Generalſtabschef der franzöſiſchen Truppen in Ma⸗ rokko, Oberſt Giendre, wird für morgen in Tetuan erwartet, wo er mit dem ſpaniſchen Oberkommiſſar über eine Zuſammenarbeit in den beiden marokkaniſchen Zonen beraten wird. W Brand kataſtrophe in Angarn. Zahlreiche Menſchenopfer. In der Stadt Körösmezö im Komitat Mara⸗ maros brach in einem Hauſe ein Brand aus, der ſich bei dem ſtarken Sturm mit raſender Schnelligkeit ausdehnte. In kurzer Zeit ſtanden ganze Straßenzüge in Flammen. 120 Häuſer ſind bis auf die Grundmauern niedergebrannt. n Menſchen ſollen ums Leben gekommen Lin. Aus Baden. Schwetzingen. Am Samstag nachmittag 3 Uhr fand im Zirkelſaal des Schloſſes in feierlicher Weiſe die Eröffnung der Ausſtellung„Mutter und Kind“ ſtatt, vom 2. bis 10 April veranſtaltet. Ein anſchließender Rundgang durch die Ausſtellung überzeugte von der Reichhaltigkeit und zweckmäßigen Anordnung der Aus⸗ ſtellung. Mannheim. Der Maimarkt wird am 1., 2. und 3. Mai in der üblichen Weiſe im ſtädtiſchen Viehhof Mannheim abgehalten. Für die Prämiierung der Pferde ſind 5650 Mark bereitgeſtellt. Mit dem Maimarkt ſoll wieder eine Ausſtellung landwirtſchaftlicher Maſchinen verbunden werden. Karlsruhe. Raubüberfall auf der Land⸗ ſtraße. Auf der ſehr belebten Landſtraße zwiſchen Knie⸗ lingen und Maxau wurde mittags der Kaſſenbote Karl Siegel von zwei Männern angefallen, vom Rade gezogen und durch einen Schlag auf den Kopf unſchädlich gemacht. Dann entriſſen ihm die Räuber die Geldtaſche mit 21 500 Rm. Lohngeldern und eilten davon, ohne erkannt zu werden. Die Fahndungspolizei arbeitete fieberhaft, um auf Grund der zurückgelaſſenen Gegenſtände Unter⸗ lagen für die weitere Verfolgung der Täter zu erhalten. Funktelegraphiſch ſind alle Behörden des Landes und darüber hinaus von dem Raubüberfall verſtändigt worden. Die durch den Raubüberfall geſchädigte Firma Vogel& Bernheimer in Maxau hat für die Ergreifung der Täter 500 Mk Belohnung ausgeſetzt. Auch die Juſtizbehörde in Karlsruhe hat den gleichen Betrag als Belohnung zu Verfügung geſtellt. Aus Nah und Fern. Offenbach.(Eine zwölfjährige Brandſtif⸗ terin.) In einer Schulklaſſe der Schule an der Mathil⸗ denſtraße brach ein Feuer aus. Im zweiten Stockwerk be⸗ fand ſich der Hausmeiſter und bemerkte, wie aus dem Klaſ⸗ ſenſchrank Flammen ſchlugen. Er alarmierte ſofort die Feuerwehr. Als dieſe eintraf brannte neben dem Klaſſen⸗ ſchrank auch noch die Wandtäfelung. Das Feuer konnte bald gelöſcht werden. Es hat ſich herausgeſtellt, daß den Brand eine zwölfjährige Schülerin der Schule gelegt hatte. Im Laufe des Vormittags hatte der Lehrer ein Liebesbriefchen bei ihr gefunden und erklärt, daß er die⸗ ſes dem Vater geben wolle. Das Mädchen hat den im Schrank befindlichen Brief deshalb vernichten wollen und den Schrank in Brand aeſteckt. „ Gieß n.(Der Dammrutſch bei Lang⸗Göns.) Die Befeſtigungsarbeiten an der geborſtenen Stelle des Ciſenbahndammes der Main—Weſer⸗Bahn etwa einen Kilometer nördlich von Lang⸗Göns ſind nun ſoweit von Erfolg geweſen, daß das Erdreich ſo gut wie gänzlich zum Setzen gekommen iſt. Es wurden etwa 5000 Kubikmeter Erde aufgefüllt, außerdem— wie ſchon berichtet— eine ungewöhnlich ſtarke Steinmauer als Stütze der Erdmaſſen errichtet. Jetzt wird die Rutſchſtelle mit einigen ſchweren Güterzugmaſchinen und beladenen Güterwagen befahren, um die Strecke„auszubügeln“, d. h. ſie vollſtändig zu beſeſtigen. Falls keine unvorhergeſehenen Ereigniſſe mehr eintreten, iſt mit der Wiederaufnahme des zweigleiſigen Zugverkehrs für die nächſten Tage zu rechnen. Hanau. Infolge dichten Nebels auf einen haltenden Zug aufgefahren. Auf der Bahn⸗ ſtation Klein⸗Wallſtädt der Bahnſtrecke Aſchaffenburg— Wertheim a. M. iſt ein Perſonenzug auf einen im Ein⸗ fahrtsgleis ſtehenden Güterzug aufgefahren. Sechs Rei⸗ ſende des Perſonenzuges, darunter drei Frauen, wurden verletzt, doch konnten ſich alle Verletzten ohne fremde Hilfe in ärztliche Behandlung begeben. Infolge dichten Nebels bemerkte der Lokomotivführer den Güterzug erſt etwa 50 Meter vor der Anglücksſtelle. Der Zuſammenſtoß konnte zwar abgeſchwächt, aber nicht verhindert werden. Der Materialſchaden iſt erheblich. Nürnberg. Elektriſch beleuchtete Haus⸗ nummern. Der hieſige Häuſernumerierungsausſchuß und der Polizeiſenat genehmigten die Anbringung elek⸗ triſch beleuchteter„Emailſchilder nach vorgeſchriebenem Muſter. Die Einrichtungskoſten betragen einmalig etwa 20 Rm., die laufenden Anterhaltungskoſten jährlich 25 Rm. die der Verein für Volkswohlfahrt(Bezirk Mannheim) Hattingen.(Mit 94 Jahren noch im Beruf.) Geh. Juſtizrat Dietrich wurde 94 Jahre alt. Seine kör⸗ perliche und geiſtige Rüſtigkeit ermöglichen ihm noch die wälten des ganzen Reiches gehören. Gonzenheim.(Wettrennen um einen Bürger⸗ meiſterpoſten.) Für die kürzlich ausgeſchriebene Bür⸗ r haben ſich im ganzen 340 Perſonen be⸗ worben. s. Dornholzhauſen.(Im letzten Augenblick ent⸗ deckt.) Auf der von Kraftfahrzeugen aller Art ſtark be⸗ nutzten Landſtraße Bad Homburg— Dornholzhauſen hat⸗ ten junge Burſchen Feldbahnſchienen, Baumſtümpfe und Aeſte quer über die Fahrbahn gelegt. Bevor noch ein Anfall ſich ereignen konnte, wurden die gefährlichen Hin⸗ derniſſe von Paſſanten entdeckt und beſeitigt. Die Uebel⸗ täter wurden in Geſtalt einiger jungen Burſchen ermit⸗ telt und zur Anzeige gebracht. Nidda.(Beſſerung in der oberheſſiſchen Sägewerkinduſt rie.) Der hieſige Sägewerkbetrieb der Firma Himmelsbach, der der größte in Oberheſſen iſt, hat die ſeit längerer Jeit beſtehende Kurzarbeit beſeitigt und den Betrieb in vollem Umfange wieder aufgenommen. Gießen.(Ein feiner Liebhaber.) Vor dem aus Pfordt bei Schlitz unter der Anklage der Brandſtif⸗ tung zu verantworten. Der Täter hatte mit einer Dienſt⸗ magd ein Verhältnis, das nicht ohne Folgen blieb. Um ſich ſeiner Alimentationspflichten zu entledigen, ſteckte er nachts die Scheune, über der ſich die Schlafkammer des Mädchens befand, in Brand, angeblich in der Hoffnung. durch den Schreck eine Fehlgeburt herbeizuführen. Der noch jugendliche und geiſtig minderwertige Angeklagte er⸗ hielt zehn Monate Gefängnis. Nur dem Umſtand, daß das Mädchen ſich noch retten konnte, verdankt es der Burſche. daß er noch ſo glimpflich davonkam. Büttelborn.(Einbruchsdiebſtänhle.) Einbruchsdiebſtähle wurden in einer der letzten Nächte hier verſucht. Die Einbrecher wurden jedoch jedesmal ver⸗ ſcheucht. In der Wohnung des Sparkaſſenrechners verſuch⸗ ten die Einbrecher den Kaſſenſchrank zu öffnen, der Nach⸗ ſchlüſſel brach aber ab. Gaubiſchofsheim.(Großes Schadenfeuer.) Ge⸗ gen 1 Uhr morgens entſtand im Anweſen des Herrn Ph. Brech in der Langſtraße ein Brand. Dem Feuer fielen außer einer geräumigen Scheune mit Inhalt noch zwei Wohnhäuſer zum Opfer. Letztere wurden durch die zur Verhütung weiteren Umſichgreifens der Flammen ein⸗ ſtrömenden Waſſermengen ſo ſtark beſchädigt, daß ſie nicht mehr bewohnbar ſind. Nach mehrſtündiger Tätigkeit der hieſigen Feuerwehr gelang es, den Brand auf ſeinen eigenen Herd zu beſchränken. Der Sachſchaden iſt groß und ſoll nur zum Teil durch Verſicherung gedeckt ſem. Die Entſtehungsurſache des Feuers konnte bis letzt noch nicht einwandfrei feſtgeſtellt werden; man vermutet je⸗ doch, daß der Brand durch Kurzſchluß entſtanden iſt. ö Berlin. Ein neuer Rundfunkſender. Die Reichspoſt plant den Bau eines Rieſenſenders, deſſen Maſten nicht weniger als 210 Meter Höhe erreichen ſollen. Die Energie des Senders ſoll 100 Kilowatt betragen, wo⸗ mit der Sender die Leiſtungen von Königswuſterhauſen um das Fünffache übertrifft und auch die ſtärkſte engliſche Station weit überflügelt. Als Ort für die Anlage iſt das Gelände der Luftſchiff⸗Firma Schütte⸗Lanz in Zeeſen bei Berlin erworben worden, wo die Bauarbeiten ſchon in Angriff genommen ſind. Man hofft. im Herbſt den Sender in Betrieb nehmen zu können. Es iſt beabſichtigt, von dem großen Sender aus das jeweils beſte Programm der deut⸗ ſchen Stationen zu verbreiten. Die Reichweite der Anlage ermöglicht es, mit einfachen Detektorapparaten im Um⸗ kreiſe von 150 Kilometern zu empfangen, während mit klei⸗ nen Röhrenapparaten in ganz Europa mit dem Sender in Verbindung getreten werden kann. Breslau. Selbſtmord des Breslauer Kin⸗ gefängnis, der wegen Falſchmünzerei noch ein Jahr zu verbüßen hatte, machte vor kurzer Zeit einem Mitgefan⸗ genen und einem Angeſtellten gegenüber Andeutungen, aus denen auf ſeine Beteiligung an der Ermordung des Ge⸗ ſchwiſterpaares Fehſe am 5. Juni vorigen Jahres geſchloſ⸗ ſen werden konnte. Wie die Kriminaldirektion mitteilt, wurde verſucht, ohne an ihn ſelbſt heranzutreten, ſeine immerhin dürftigen Angaben nachzuprüfen. In einer der letzten Nächte hat nun der Betreffende ſich plötzlich in ſeiner Zelle erhängt. zu bringen, erſcheint nach dem wenigen Material kaum wahrſcheinlich. 5 (Nachdruck verboten.) 5 a der Wagen his nicht wechſelte, mußte 8 wohl oder übel in die Qual fügen, die Nähe dieſes unter den gegebenen Umſtänden entſetzlichen Men⸗ ſchen während der ga Fahrt zu dulden. Ja, die beiden Damen ſahen Grauſen, daß Erna ſich wie⸗ der„erfrechte“, in ihren Traumzuſtand zu verſinken, un⸗ bekümmert, vergnügt und glücklich mit ihm zu plaudern und gemeinſam mit ihm an einem Fenſter die wunder⸗ vollen Naturſchönheiten zu genießen— gerade als ob die anderen nicht wären. Das ſoll ſie uns zu Hauſe büßen!— verſprachen ſich die beiden liebevollen Damen mit ſtummen Blicken. f Emmal ſuchte Giſy eine Breſche in die Feſtung du legen, indem ſie plötzlich rief:„Ach, Erni, laß mich doch mal einen Augenblick nach den Gletſchern ſehen!“ Aber kaum ſaß ſie gegenüber von Cornelius und Erna am anderen Fenſter, die Mutter zwiſchen beiden, da erhob ſich der Aſſeſſor mit einer Anverfrorenheit, wie ſier noch nicht da war, machte einen großen Schritt und ſaß— wieder gegenüber Erna, worauf beiden die andere Seite der Gegend genau ſo himmliſch gefiel und Frau v. Treuchtlen mit ihrer Tochter ſich im Anblick der prächtigen Gletſcher genau ſo wütend ärgerten wie zuvor. 5 And dann gar erſt die Tunnels! Mitten im erſten durchzuckte Mutter—5 Tochter mit einem Schlag der⸗ ſelbe fürchterliche Gedanke. Wenn die beiden dort ihre 57 10955 bis aufs Aeußerſte treiben ſolletn! Das ginge noch ab! 7 Giſy war ſich klar, daß ſie beim kleinſten Geräuſch ie Notleine ziehen würde, und Frau v. Treuchtlen ſchloß wie gerädert die Augen, bis immer wieder unter ner Wolke von Kohlendampf der Tag in das Dunkel s Bergſchachtes hereinbracch. 5 Aber ſo ängſtlich ſie auf ledes, auch leiſeſte Ge⸗ räuſch horchten, außer dem Klopfen ihrer erboſten Her⸗ zen vernahmen ſie nur den donnernd dahinraſenden Zug. In Kufſtein übernachteten die Damen— Cornelius fühlte ſich zwar ſcheinbar auch außerordentlich von der Reiſe erſchöpft, denn er zögerte unſchlüſſig auf dem Bahn⸗ ſteig, was er beginnen ſollte. Aber es war ihm faſt, als wäre ihm ein raſcher Blick Ernas zugeflogen, worin er eine leiſe Bitte las— und ſo fuhr er nach dem Nor⸗ den weiter, ſchweren Herzens. Er fühlte indeſſen, die beiden Damen waren gegen ihn aufs äußerſte gereizt; er durfte vorerſt, wenn er nicht für Erna ſelbſt noch ſchlimmere Stunden als gewöhnlich heraufbeſchwören wollte, nichts weiter wagen. Aber er wollte ſie bald er⸗ löſen, das gelobte er ſich, während er angeſichts des Kar⸗ ſergebirges dahinfuhr. Denn während dieſer glücklichen Fahrt heute hatte er ſich die Gewißheit verſchafft, daß ihr Herz— und was kümmerten ihn die anderen?— ihn als den richtigen anerkannte, der ſie befreien durfte. Während Erna mit ihren ſtummen Angehörigen— es wa. das Schweigen vor dem Sturm— über die Inn⸗ brücke dem Städtchen Kufſtein zuſchritt, zog es ihr wider Willen einen Augenblick den Kopf zurück und ihre Augen folgten mit ſtillem Gruße dem Zug. Im ſelben Augen⸗ blick jedoch ſtieß ſie gegen einen kleinen Savoyarden⸗ jungen, der achtlos trällernd mit einem Brett voll„be⸗ rühmten Männern“ aus der Stadt herkam— in der nächten Sekunde patſchten auch ſchon die weißen Gips⸗ herrſchaften in die graugrünen Innwogen hinunter und Erna ſah tief errötend und mit tödlichem Schrecken den Maſſen mord, den ſte angerichtet hatte. In ſolchen Augenblicken fühlt ſich ein edles Herz als Kröſus, ſelbſt wenn der übrige Menſch es nicht iſt. Sie zog haſtig ihr Beutelchen und ſchüttete den ganzen Inhan auf das Brett des Jungen. Dieſem blieb das laute Schmerzensgeheul, das er raſch zur Hand hatte, im Halſe ſtecken, und er ſah der Weggehenden wie einer Fee vom Hrmmel nach. Sie hätte ihn in dem Augenblick ſelber ins Waſſer werfen können— er hätte es auch ſchon für mitbezahlt gehalten, ſo rieſig ſchien ihm der 10 1 über alles Irdiſche erhaben!“ Reichtum, der da in einigen Silber⸗ und vielen Nickel⸗ münzen vor ihm lag. a 0 „Na, natürlich!“ ſagte Giſy mit gehäſſigem Spott. Erſt kopflos die Leute über den Haufen werfen, dann ſein ganzes bißchen Armut wegfeuern! „Wenn man wenigſtens gefragt hätte, was er rer⸗ langt! ſetzte die Oberregierungsrätin in gleichem Tone bei.„Wir brauchen ſelbſtverſtändlich zu Hauſe kein Geld mehr, man hat nur ſo das Taſchengeld für Euch!“! Daß Erna keinen Heller beſaß, den ſie nicht jelber ehrlich durch heimliche Arbeiten verdient hatte, ſchien die gute Dame in dieſem Augenblick nicht zu wiſſen, wenngleich ſie ſchon oft, wenn gegen Monatsende ihr Haushaltungsgeld knapp wurde, bei Erna Anlehen ge⸗ rade von ſolchen Verdienſten— auf Nimmerwiedergeben — gemacht hatte. 8 „Und was mich am allermeiſten von ihr ärgert!“ ſagte Giſy nachts im Bett— Erna ſch ee me im gler⸗ chen Zimmer mit ihnen—„dieſes ſtille glückliche Lä⸗ cheln, womit ſie ſich jetzt immer abkanzeln läßt! Früher weinte ſie doch wenigſtens hie und da!“ „Ja“— ſeufzend löſchte ihre Mutter das Licht aus I.„tir werden ſie in die Kur nehmen müſſen, wenn wir wieder zu 9095 ſind, ſie wird unerträglich üppig!“ Mit dieſem ſchönen mütterlichen Vorſatz ſchlief ſie ein. 72 458. Auch Bodes waren ſpäter heimgereiſt. „Jetzt können wir's ja machen,“ erklärte der Pro⸗ feſſor,„ohne den Verdacht zu erwecken, als hielten wir es ohne ihn nicht mehr aus! Schwer iſt es uns ja in der Tat geworden. was?“ 17 er gütig lächelnd gegen Irene hinzu, welche den Aufbruch mit einer Eile betrieb, die mehr als Worte ſagte. n Zu Hauſe traf man alles beim Alten— bei den Alten vielmehr! 5 855 Ausübung ſeines Berufes. Er dürfte zu den älteſten An⸗* hieſigen Schöffengericht hatte ſich der Knecht Hans Heil Drei dermörders? Ein Gefangener im Breslauer Straf⸗ Ob es gelingen wird, Licht in das Dunkel 1 Sie iſt ja jetz PPP Vw Polizei nach aufregender Verfolgung mehrere Kleine Chronik. Ir Dampferzuſammenſtoß im Kanal. Im Kanal ſtießen zwei engliſche Dampfer im Nebel zuſammen. Der Damp⸗ fer Vulmar wurde ſo ſchwer beſchädigt, daß er kurz nach dem Zufammenſtoß ſank. Die 24 Mann ſtarke Be⸗ ſatzung konnte ſich in den Rettungsbooten in Sicherheit bringen. l i Eine Lyoner Seidenfabrik niedergebrannt. In Villeurbanne bei Lyon iſt eine Kunſtſeidenfabrik abge⸗ brannt. Der Schaden wird mit 1 Million Franken be⸗ ziffert. 4 40 Arbeiter ertrunken. Wie aus Moskau gemeldet wird, ſind beim Ueberſetzen über den Fluß Torez in der Ukraine 40 Arbeiter ertrunken. a 100 000 Pud Erdöl verbrannt. Wie aus Moskau gemeldet wird, ſind in Baku 100 000 Pud Erdöl durch Feuer vernichtet worden. Dem Brand ſollen zahlreiche Arbeiter zum Opfer gefallen ſein. a Für 100 Millionen Franken Juwelen auf einem Ball. Das glänzendſte Feſt, das in dieſer Saiſon in dem vornehmſten amerikaniſchen Winterkurort, in Palm⸗ Beach, gefeiert wurde, war der perſiſche Ball, zu dem der Tennisklub von Palm⸗Beach ſeine 500 Mitglieder geladen hatte. Die Teilnehmer erſchienen in orientalt⸗ ſchen Koſtümen, die von Künſtlern entworfen waren, und die Damen hatten alle ihre Juwelen angelegt. Sachver⸗ ſtändige ſchätzen den Wert des Schmucks, der von den Dollarprinzeſſmnnen zur Schau getragen wurde, auf weit über 100 Millionen Franken. Die Königm des Feſtes war die Gattin des Zeitungsmagnaten Hearſt, die in einer ſilberbeſtickten Toflette mit orientaliſchen Beinkleidern und einer langen Schleppe erſchien und über und über mit Diamanten und Smaragden behängt war. Abſturz eines Militärflugzeuges in Marokko. Wie Havas aus Cafablanca berichtet, iſt aus bisher noch unbekannten Gründen ein Militärflugzeug über der Diſſi⸗ dentenzone abgeſtürzt. Der Beobachter, ein Leutnant, war ſofort tot. Der Flugzeugführer, ein Sergeant, wurde ſchwer verletzt. f * Verſteigerung einer Wagner⸗Partitur in New⸗ york. Die American Art Aſſociation teilt mit, daß am 26. April die lang geſuchte Original⸗Partitur zu Wagners „Rheingold öffentlich verſteigert werden ſoll. . Banditenunweſen. Bei Ortakjör in der Nähe der griechiſchen Grenze iſt das Auto einer großen Tabak⸗ geſellſchaft von einer Räuberbande angehalten und die Inſaſſen völlig ausgeplündert worden. Einige Stunden ſpäter wurde an derſelben Stelle ein zweites Auto an⸗ gehalten. Die Inſaſſen, die Widerſtand leiſteten, wur⸗ den beſchoſſen. Die Räuber erbeuteten eine große Geld⸗ ſumme und entkamen Aber die griechiſche Grenze. e Zwei Miſſionare in Nonking ermordet? Wie der „Corriere della Sera aus Schanghai meldet, ſollen in Nanking Aufrührer in die Wohnungen der franzöſiſchen Miſſionare eingedrungen ſein und dort den Pater Dugout und den italieniſchen Pater Manara ermordet haben. . Anarchiſtenverhaftungen. In Santiago hat die Anarchi⸗ ten verhaftet, die ſich in der Nähe des amerikaniſchen Vot⸗ chaftsgebäudes zu ſchaffen machten. Bei ihnen ſollen Dokumente gefunden worden ſein, aus denen ſich ergibt, daß ſie das Botſchaftsgebäude in die Luft zu ſprengen beabſichtigten. 25 „ 136 Bergleute 0 kio berichtet wird, kamen in brande 136 Bergarbeiter ums ums Leben gekommen. Wie aus To- Japan bei einem Gruben⸗ Leben. Bisher konnten die Leichen von 60 Bergleuten geborgen werden. A Rieſenluftſchiff für den Amerika⸗Oſtaſien⸗Verkehr. Aus Los Angeles kommt die Nachricht, daß der Amerikaner Thomas Benton Slade ein koloſſales Luftſchiff aus Metall konſtruiert, mit dem ein regelmäßiger Weltverkehr zwiſchen London—Neuyork—Los Angeles und Oſtaſien aufgenom⸗ men werden ſoll. Die Strecke London—Neuyvyork will er in dreißig Stunden zurücklegen. 8 von 22 Jahren, Albert Frick, der an Paralyſe litt, ſtarb, N 0 „ie Vier Tage künſtliche Almung. In Chicago hat ſich intereſſanter mediziniſcher Fall ereignet. Ein junger Mann nachdem die Aerzte ihn über vier Tage durch künſtliche Atmung am Leben erhielten. Die Krankheit hatte zu⸗ erſt die unteren Gliedmaßen befallen und dehnte ſich alsdann auf die Zwerchfellgegend aus; die Herztätigkeit blieb jedoch ungeſtört, und deshalb begannen die Aerzte ſofort mit der künſtlichen Atmung. Der Patient war die ganze Zeit über bei Bewußtſein und konnte den ſich ab⸗ wechſelnden Aerzten und Aſſiſtenten ſagen, wann der Druck zu ſtark war. Am kritiſchen Tag, ſchien die Paralyſe za⸗ rüczugehen. Der Patient wurde jedoch ſchwächer und fiel in eine Schlafſucht mit Bewußtloſigkeit, aus der er nicht mehr erwachte.. 1 Lokales und Allgemeines. Seckenheim, 4. April. Der geſtrige Sonntag Judica war der Tag der Konfirmationen. In der ev. Kirche wurden allüberall die Knaben und Mädchen eingeſegnet, die nunmehr der Schule entlaſſen und in das öffentliche Leben treten. 1 Das Wetter des erſten April⸗Sonntags paßte gar nicht zu den fröhlichen Geſichtern, die die jungen Leute zur Schau trugen, es war kühl und regneriſch und machte ſich deshalb auch im Ausflugsverkehr bemerkbar. Schuljahrsende. Wieder neigt ſich ein Schuljahr ſeinem Ende entge⸗ gen. Die Ferienſtimmung beginnt, ſich in die Seelen und in die Arbeit unſerer Schuljugend einzudringen, teils beſchwingend, teils hemmend den Alltagslauf des Schul⸗ lebens beeinfluſſend. Eifrige Vorbereitungen für die Schlußfeiern nehmen die Kleinen wie die Großen in Anſpruch. Proben verſchiedener Art und allerhand Jah⸗ resend⸗Arbeiten füllen manche Stunde aus, denn es gilt, der Schlußfeier, die für viele wie alliährlich eine Ab⸗ ſchiedsfeier ſein wird, ein würdiges Gepräge zu geben. Mit gemischten Gefühlen ſehen viele Schüler dem Schul⸗ ſchluß entgegen. Letztes Jahr noch war er für ſie ein Abſchluß ohne beſondere Note, ein feierlicher Schluß⸗ punkt hinter der mit mehr oder weniger Eifer erledigten Arbeit eines Jahres und zugleich der Auftakt zu dre ſorgloſen Oſterferienwocher Dieſes Jahr iſt er für ſie, für die vielen, die unſere Schulen verlaſſen, der Schluß⸗ akt, die letzte gemeinſame Feier im Kreis der Kame⸗ raden und Lehrer, der Ausgang einer endgültig abge⸗ ſchloſſenen Epoche mit ihrer beſonderen Geſchichte, deren Schönheiten und Freuden, deren Mühen und Leiden le⸗ dem Einzelnen ebenſo bekannt und unvergeßlich ſind, wie der neu beginnende Lebensabſchnitt dunkel und rätſel⸗ haft vor den Hoffnungen und Wünſchen des fungen Her⸗ zens ausgebreitet liegt. Noch iſt man Tage und Stunden Schüler, betritt zur gewohnten Stunde die vertrauten Treppen, Gänge und Zimmer, wo man geweint und ge⸗ ſacht, ſieht die bekannten Geſtalten der Lehrer. lärmt und tollt während der Pauſen im Schulhof mit den lieben Kameraden, bis binnen kurzer Jeit zum letzten Mal das ſchrille Gellen der Schulalocke ertönt, zum letzten Mal die Pforten zum Nach⸗Hauſe⸗Weg ſich öffnen und ihr Zufallen hinter all den ferienerfüllten Kameraden auch den Abſchluß der erſten Jugendzeit ankündigt. Nun heißt's hinaus auf neue Wege. in neue Verhältaiſſe. vor neue Schwierigkeiten, zu neuen Zielen. Welchem Jun⸗ gen und welchem Mädel klopfte da nicht das Herz vor dem Schweren und Bedrückenden dieſes Augenblickes einer Lebenswende? Und doch: Noch einen Blick zurück, ein herzlicher Abſchied von der Schule und dann hinaus ins Leben! N. Eine Ausſtellung mit Prämierung veranſtaltet der Ziegenzuchtverein Seckenheim am Sonntag, 26. Juni, an⸗ läßlich ſeines 25 jährigen Stiftungsfeſtes im Garten der Wirtſchaft„Zur Linde“. Für Nachmittags iſt ein Gartenfeſt mit Volksbeluſtigung, Muſik⸗ und Geſangs⸗ vorträgen vorgeſehen und bitten wir die verehrl. Ein⸗ wohnerſchaft und Vereine Seckenheims dieſen Tag in Bezug anderweitiger Veranſtaltungen uns freihalten zu wollen. Einbruch. In der Filiale des Mannheimer Konſum⸗ vereins in Ilvesheim wurde in der Nacht vom Samstag auf Sonntag, vermutlich zwiſchen 2 und 3 Uhr ein frecher Einbruchdiebſtahl verübt. Die Einbrecher erbrachen von der Straße aus ein Fenſter und entwendeten Kleidungsſtücke, Lebensmittel und Getränke im Werte von ca. 1000 Mk. Geld fiel den Di⸗ben keines in die Finger, außer einigen Pfennigen, die man nach Ge⸗ ſchäftsabſchluß in der Kaſſe beließ. 5 Ermittelt wurde die am Schwabenheimer Hof geländete Tote als die etwa dreißigjährige Frau eines in Hand⸗ ſchuhsheim wohnenden kaufmänniſchen Angeſtellten, die ſo ſpät feſtgeſtellt, weil die Angehörigen ſie nach Württem⸗ berg verreiſt glaubten. () Kammergerichtsentſcheide in Mieterſchutzſachen. Räume, die bis zum 1. Oktober 1918 zu Wohnzwecken be⸗ nutzt waren, können, auch wenn ſte ihrer Bauart nach keine Wohnräume ſind. nach ihrem Freiwerden als Wohn⸗ räume, insbeſondere alſo auch nach S5 3. 1 a des Berliner Wohnungsnotrechts vom 30. Dezember 1924, in Anſpruch genommen werden(21. 2. 1927; 17. V. 6/27).— An der Verpflichtung des Mieteinigungsamtes und der Be⸗ ſchwerdeſtelle zur Entſcheidung über die Höhe der Frie⸗ densmiete iſt durch die preußiſche Verordnung über die Lockerung der ber 1956 nichts geändert worden(21. 2. 27; 17. — Zu jeder Auslaudsreiſe iſt ein Paß nötig. Die mit einigen fremden Ländern getroffenen Vereinbarungen 1 freiwillig in den Tod gegangen iſt. Dies wurde deshalb Wohnungszwangswirtſchaft vom 11 Novem⸗ ö über die Aufhebung des Sichtvermerkzwa zes ſind vielfach 1 irrtümlich dahin verſtanden worden, daß für den Reiſe⸗ 5 verkehr mit dieſen Ländern überhaupt keine Paßförmlich⸗ keiten mehr beſtehen und daß insbeſondere zur Einreiſe in dieſe Länder jeder beliebige Ausweis genüge. Infolge⸗ deſſen ſind Reiſenden an der Grenze oft Zeitverluſte und Koſten entſtanden, die bei Beſitz eines Paſſes vermieden worden wären. Es wird deshalb darauf hingewieſen, daß die Aufhebung des Sichtvermerkzwanges in keinem Falle an dem beſte renden Paßzwang etwas geändert hat. Zu jeder Reiſe ins Ausland gehort ein Paß. a Stimmen aus unſerem Leſerkreis. Für Artikel unter dieſer Rubrik übernimmt die Redaktion nur die preßgeſetzliche Verantwortung.. Vor einigen Tagen wurde die einzige Anſchlagſäule des Unterdorfes, Ecke Haupt⸗ und Dammſtraße, da durch die Verſchmälerung des Gehweges bedingt, wieder entfernt und wurde ausgerechnet neben dem Rathaus aufgeſtellt, ſodaß nun beim Rathaus zwei Anſchlagſäulen, im ganzen Unterdorf hingegen gar keine mehr ſteht. Soll nun das Bekleben und Beſchmieren der Häuſer im Unterdorf wieder ſtillſchweigend eingeführt bezw. geduldet werden und nur im Zentrum und Oberdorf ein geregeltes Anſchlagsweſen beſtehen bleiben, oder gilt der betr. Gemeinderatsbeſchluß für die Bewohner des Unterdorfes nicht mehr? Man hat doch gegenüber dem Standort der bisherigen Anſchlagſäule, im Vorgarten des früheren Schulhauſes, geeigneten öffentlichen Boden genug, um in zweckmäßiger Weiſe eine Anſchlagſäule aufzuſtellen. Ob nun gerade die Wahl des Platzes vor dem Rathauſe die glücklichſte iſt, möchte Einſender bezweifeln. Im Allgemeinen macht man Gehwege frei und verbarrikadiert ſie nicht. Hoffentlich genügt dieſe Anregung um in allernächſter Zeit dieſen Mißſtand und ungleiche Verfahren in befriedigender Weiſe zu beſeitigen. 5 Mehrere Unterdörfler. Druck und Verlag: Gg. Zimmermann Ww.(Inh. Gg. Härdle), Seckenheim. Rund um die Zigarette. Was man vom Stäbchen erzählt. Von Otto R. Breweß. mp⸗ Die daß die meiſten Zigarettenraucher abergläubiſch ſind. Wo ſtrettſüchtig und neigt außerdem zum Glucsſpier. Jemand, der die Zigarette zwiſchen den Fingern zerdrückt, iſt zer⸗ ſtreut. Man kann über dieſe Weisheiten hinſichtlich ihres Wertes ſelbſtverſtändlich verſchieden denken. Daß ſie aber gewiſſe Grundwahrheiten darſtellen, wird man ihnen nicht abſprechen können. 6 Pſychologiſch nicht weniger intereſſant iſt die Tatſache, ſich drei von ihnen verſammeln, um gemeinſam ihre Ziga⸗ retten anzuzünden, da ſträubt ſich der Dritte mit aller Gewalt, von dem ſelben Streichholz Feuer zu nehmen. Das bedeutet nämlich für ihn Unglück, gar den Tod. Die Sitte ſoll während des Krieges bei unſern Soldaten entſtanden ſein. Das iſt aber in Wirklichkeit nicht der Fall. Dieſer Aberglauben iſt viel älter und ein echt angelſächſiſcher Hum⸗ bug. Vor ungefähr 20 Jahren wollte die engliſche Zünd⸗ holzfabrik„The Lancer“ ihren Abſatz vergrößern. Um dies zu erreichen, lancierte ſie den Aberglauben vom Tode des Dritten in die Preſſe. Es wurde allgemein angenommen und hob den Zündholzverbrauch um Beträchtliches. Die Zigarette hat aber nicht nur Freunde, ſie hat auch erhebliche Gegner. Das iſt auch heute noch der Fall, wenn auch jenes päpſtliche Dekret aus dem Jahre 1642 wider den Tabaksteuſel längſt aufgehoben iſt. In Amerika beiſpiels⸗ weiſe will man nach dem Alkohol jetzt auch dem Nikotin zuleibe. Es gibt dort eine Anti⸗gZigarettenliga, die aber nicht nur Zigarettenrauchen, ſondern auch jede andere Form des Rauchen. bekämpft. Trotz eines rieſigen Kampf⸗ 2 5 trotz zahlreicher Vorträge und Broſchüren, trotz Tau⸗ ender von Spitzeln und Detektivs, iſt es der Antizigaret⸗ tenliga noch nicht gelungen, weſentliche Erfolge zu erzielen. Der Amerikaner, der ſchon den Alkohol entbehren muß, läßt ſich ſein Rauchkraut nicht nehmen. Die originellſte Aktion gegen die Zigarette hat aber in In einem vom Geſamtminiſterium der tibetaniſchen Regie⸗ rung, wie es wörtlich heißt:„Im Jahre des Waldochſen am 22. Tag des erſten Monats“ datierten Proteſtſchreiben an die Vereinigten Staaten wird die Einfuhr von Tabak in Tibet verboten. In der e e Land Tibet iſt eln heiliges Reich des Glaubens, in dem viele Götter und Lamas und Schutzgötter wohnen. Im Rauche der Zigaretten würden ſie gleich Wolken von der Erde verſchwinden. Der üble Dunſt, der ſich allenthalben verbreiten würde, würde Menſchen und Tieren ſchaden, Uebelkeit, Krankheit und Tod verurſachen und den Wohl moderner Zeit die tibetaniſche Regierung unternommen. wird ausgeführt: Das Sprießendes Grün. Wieder iſt der Frühling da und beginnt ſeine Herr⸗ lichkeiten zu entfalten. Wer in dieſen Tagen durch Park und Garten einen Spaziergang unternimmt, wird auf Schritt und Tritt die freundliche Wahrnehmung machen können, daß an Bäumen und Sträuchern das erſte zarte Grün, wenn auch noch etwas ſchüchtern, den goldenen Schein der jungen Frühlingsſonne grüßt. Zwar iſt der Raſenteppich noch ziemlich matt und fahl, zeigt nirgends eine frühlingsfriſche Färbung, denn der Erdboden, wenn auch ein wenig von der Sonne erwärmt, hat noch nicht die rechte Kraft, die Gräſer ſprießen zu laſſen. Aber in Buſch und Baum und Strauch rinnt und rieſelt es von neuem Leben, und die Farbe der Hoffnung leuchtet täglich friſcher und freundlicher. i 9 80 Seht am Fliederbuſch und ⸗baum die dünnen ver⸗ äſtelten Gerten! Jedes Zweiglein zeigt an ſeiner Spitze zwei zarte hellgrün ſchimmernde Lichter. Sprießende, bre⸗ chende Blattknoſpen ſinds. Wenn wir ſie näher betrach⸗ ten, ſo gleichen ſie kleinen ſeltſamen Fiſchchen mit einem gelbgrün und braun geſchmückten Schuppenpanzer, der ein ſüßes Geheimnis in ſeinem Schoß verborgen hält. Ir ihm ruhen die düfteſchweren, großen, weißen, blauen und violetten Blütentrauben des Flieders. Wir könnens kaum faſſen, daß in einem ſo winzig kleinen Lichtlein eine der⸗ artige Fülle von Pracht und Schönheit verborgen iſt. Aber nicht nur der Flieder iſts, der uns von dem zauberhaften Walten der Natur Kunde gibt, ſondern jedes flänzchen, jeder Keim, jedes Samenkörnchen lehrt uns in dieſen Tagen die Schöpferkraft des Allmächtigen aufs neue erkennen. Seht die geſtutzten Gartenpappeln! Sie ſchlagen kräftig aus. Die ſchwermüdigen Hängeweiden ſind bereits mit einem zarten, grünen, wie in Duft zer⸗ fließenden Brautſchleier umwoben. Und an den Hecken büſchen und Zierſträuchern wiegen bereits die erſten grü⸗ nen Vögelein im Gezweige. 1 Das friſche Grün iſt die Flagge des Frühlings! Wie lange noch, dann ſind die oken verſchloſſenen Blatt knoſpen, die alle übrigen Bäum zur Stunde noch ſchmük⸗ ken, verſchwunden und wir können vor dem heißen So nenſtrahl unter ſchattigen Laubengengen, Erholung vo 5 Tae Mü mal und Laſt ſuchen und finden. 5 Meues Grun auf allen Wegen! Neue Hoffnungen in allen Menſchenherzen! Wir gehen dem kommende Lenz in der Erwartung und Zuverſicht entgegen, daß das ſtand des Volkes ſchmälern. So geſchehen im Jahre 1924. allmächtige Worden in der Natur auch unſere Kräft für den Kampf ums Daſein ſtählen und ſtärken wird. 1 Durch Zusgrmrmenschilup urid Zenfral-BImKauf rruf grosser Spœezieil-HSUSSr H Ger Preæmche, Korrier Wir Unsere self UDer 40 Jahren SKE Leis- fSbugkeif Och sfeigerr. Diese Bevor Se hauen, ,n Se unsere Lager gesehen haben. Se werden über- raseht sęin uber unsere niedrigen preise, überrascht sein uber unsere Nesenlager, Uberrasemt sein uber de Meiseligkeit unserer Auswehl. 8 Besonders groge Auswahl in: Steigerung fir Get Ter! AUS- Schwarzen Kleidern, U in derm Helfe DSI Weer. 7 8 C V daten rst Hannheim- TTTTTTTTTTVTbTbTbTbTTbbTVbTbTTbTTTTT auf beginnt! 7 O ster-Verka Uf e,, . 2 f r Damen-, Backfisch- und Kinder-Kleldung 25 ee eee, .. Beschten Sie unsere grogen Spezlal-Abtellungen: Strickwaren, Blusen, Kinder- und Backfischkleidung, Kostume, Complets. in allen neuen Stoffarten und neueste. 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Mannheim. Ausstellung Mutter und Kind Schwetzingen- Schloß(Zirkelsaal) vom 2. bis 10. Hpril 1927. Geöffnet: Werktags von 9 bis 7 Uhr, Sonntags von 11 bis 6 Uhr. Eintritt 10 Pfg. Eröffnung: Samstag, den 2. April, nachmittags 3 Uhr. 5. Oiſtrikt: Gemeinde Seckenheim, Friedrichsfeld, Ilvesheim. ö. Bezirksrat: Volz. * 6. Diſtrikt: g Gemeinde Reckarhauſen, Edingen. Bezirksrat: Siebig. 7. Diſtrikt: Mannheim⸗Reckarau, Mannheim ⸗Nheinau. a Bezirksrat: Thomas. 8. ODiſtrikt: Mannheim 7. Revier(Lindenhof). Bezirksrat: Frey. 9. Diſtrikt: Mannheim 2. Revier(Schwehingerſtadt), Reuoſtheim, und Feudenheim. Bezirksrat: Abel. 10. Diſtrikt: Mannheim 8. Revier(Oſtſtadt). Bezirksrat: Sator. Zue Fd Donn ole Mische Hinein. a Hereiſen e rennen die fi Iren M / egferdenliohle ſnenge Pensi oline Jecen neiteren Zusotz, All in einem Cimen und gebes ese Lösung in den mi, Alt eu ssen gefliſten[esse. Die Hasche und lochen in ese ¶Qlię lauge geſegttſes. fes Nressen ist unbeding æi. venmneſcdei, es bęßinoent ind en Schurent ce Heingung. 0 7 Ade nend 477 ele E 9 22 2 Dee some hoschen“ Hiſd d — 11. Oiſtrikt: Mannheim 1. und 3. Revier. Bezirksrat: Kuld. 6 12. Oiſtrikt: Mannheim 4. und 5. Revier(Jungbuſch). Bezirksral: Kraft. 13. Oiſtrikt: Mannheim 6. und 11. Revier(Reckarſtadt links der Max⸗Joſefſtr. und Luzenberg). Bezirksrat: Dreyfuß. 14. Oiſtrikt: a Mannheim⸗Waldhof und Mannheim⸗Sandhofen. Bezirksrat: Heymann. 15. Diſtrikt: Mannheim 9. Revier und Mannheim⸗Käfertal. Bezirksrat: Bärenklau. Mannheim, den 24. März 1927. Bad. Bezirksamt— Abt. I. Heute Montag Abend letzte Vorſtellung des mit großer 5 Begeiſterung aufgenommenen großen Doppelprogramms. Der Plan über die Herſtellung von unterirdiſchen Sammel⸗Anzeiger nur für Mitglieder der Landwirtſchaftl. Ein⸗ und Verkaufs⸗Genoſſenſchaft. Saatkarfoffein! Pepo und Böhms allerfrüheſte. Norddeutſches Saatgut, anerkannt J. Abſaat. a Im Lager vorrätig: Biertreber, Malzkeime, Kleie, Haferflocken, Kohlen, Briketts, Stroh und Heu. Beſtellungen auf Amoniak(Maipreis) und Kohlen werden entgegengenommen. Kücheneinrichtungen Mk. 145, 195.285, Schlaf zimmer, lack. 250, in eiche l, pol. 390, Bücherſchraue eiche 95, Dipl.⸗Schreibtiſ 75 u. 95, Flurgard. 24, 8 Trumeaur 55, Kommode Waſchk. 45, m. Marmor 10 Spiegelaufſatz 55, Bete 1 vollſt. 35-60, 1 und drr Schränke 18 bis 35, gez, Küchenſchränke 15, 25, 7 einz. Küchenſchrank⸗Unte, ſätze Vertiho 3845, King wagen 15, und verſch. bill Klinger, Mannheim, 8 2, 6. Der Vorſtand. Fernſprechlinien in Seckenheim(Reckar), Friedrichsfeld (Baden) und Ilvesheim liegt beim Telegraphenbauamt Mannheim, Weerfeldſtraße 1 und den Poſtämtern Sechenheim(Reckar) und Friedrichsfeld(Baden) von heute ab 4 Wochen aus. 5 Mannheim, den 4. April 1927. Telegraphenbauamt. Als Ostergeschenk Harmoniums 1 Mk. J0.— 5 Nianos, en u 923. full Empfehle mich im Einrahmen von Bildern und Spiegeln. 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