Bezugspreis! Für den Monat Oktober 1.40 Rind., frei ins Dans. Anzeigenpreis: Nie einpalt. Petitzeile 15 R.⸗Pfg Al amen! 6d N- ig. Bei Wiederholung Rabatt. Beilagen: Illustriertes Unterhaltungsblatt(wöchentlich). Neues in Kürze. 24: Reichsfinanzminiſter Dr. Köhler wendet ſich da⸗ gen, daß die Länder eine Steuererhöhung verlangen zur urchführung der Beſoldungsreſorm. : Der Chef der Heeresleitung, General Heye, tritt haute in Begleitung ſeines Sohnes mit dem Hapagdampfer Hamburg“ eine Erholungsreiſe an, die ihn u. a. auch nach u Vereinigten Staaten führen wird. *: Ab 13. Dezember werden zwei Bataillone des erſten belgi liik⸗ eee In fanterieregiments aus dem Mbennkaud zur ick Wil: Wie aus Leningrad gemeldet wird, iſt der dortige 2 itärtommiſſar Siergiejew von unbekannten Tätern er⸗ ordet worden. Im Zuſammenhang damit hat die G. P. N. dahlreiche Verhaftungen vorgenommen. 2 2. 20 Die Koſten der Beſoldungsreform. Keine Aenderung des Finanzausgleiches. g e Berlin, 6. Oktober. arbe Die Koſten der Beſoldungsreform von den Staatz; dbe bern abgeſehen, werden für Preußen auf 180 ri illionen Mark geſchätzt. Das preußiſche Finanzminiſte⸗ aufb will für die erſte Zeit die Mehraufwendungen ſelbſt ſod kingen, für ſpäterhin 100 bis 120 Millionen Mark, 8 das Reich nur mit 60 bis 30 Millionen Mark ein⸗ werdengen hätte. Die Mehraufwendungen Bayerns bers den mit 60 Millionen Mark berechnet. Zur finanziel⸗ 10 Entlaſtung der Länder ſind Vorſchläge gemacht wor⸗ 81 die u. a. dahin gehen, daß der Ertrag der Ge⸗ tu hoſteuer ausſchließlich den Ländern zu⸗ be e kommen, die Hauszinsſteuer in ſtärkerem Um⸗ nge zur Deckung des allgemeinen Finanzbe⸗ arfs herangezogen und mös ſcherweiſe auch die Um⸗ barbie erhöht werden ſoll. Es handelt ſich hier⸗ in de iglich um unverbind iche Vorſchläge, die Aud er, kombinierten Konferenz der Miniſterpräfidenten Finanzminiſter der Länder aufgetaucht ſind. eint In Fortſetzung der geſtef zen Beratungen der ver⸗ nigten Reichsratsausſchüſſe hat heute der beſondere aus eſen Ausſchüſſen zufammengeſtellte Deckungsausſchuß 5 Reichsrates getagt, um die Frage der Deckung für 5 Beſoldungsreform zu behandeln. In dieſer 9 8 ift vom Reichsfinanzminiſter erneut der auch vom eichskabinett gebilligte Standpunkt vertreten worden, 3 an eine Aenderung des Finanzausgleichs, f 1 elondere des Paragraph 35 nicht zu denken ſei 105 daß die Mittel für die Beſoldungsreform aus den erwartenden Mehreinkünften gedeckt werden müſſen. ie Ver a 5 2 81 2 weiter. handlungen über die Deckungsfrage gehen je 22. ——2—— Handelsvertrag mit Jugoſlawien Auf der Baſis der Meiſtbegünſtigung. be Berlin, 6. Oktober. mitt Der deutſchejugoſlawiſche Handelsvertrag wurde heute 85 5 in Berlin unterzeichnet und zwar von deutſcher 5 1 e durch Staatsſekretär v. Schubert und Geheim⸗ 5 iſenlohr und von jugoſlawiſcher Seite durch den ner Gefundten Bulugdſchitſch und den Leiter Delegation Dr. Todorowitſch. zwi Der Handelsvertrag regelt die Handelsbeziehungen fügen Deutſchland und Jugoſlawien nunmehr grund⸗ fach, und endgültig auf der Baff der Meiſbe⸗ iso tan a, nachdem dies bereits 1921 durch ein Pro⸗ ſich num feſtgeſegt worden war. Die Zollahreden halten ehr f och nur in engen Grenzen. Die deutſche Liſte iſt Bertrarz, die jugoflawiſche umfaßt 40 Poſitionen. Der Tage ac et, auf zwei Jahre abgeſchloſſen und kritt 70 Er f nach Uebergabe der Ratifikationsurkunde in Kraft. 3 ſechs Monate vor Ablauf gekündigt werden. Die ache ſchen Konzeſſionen be jehen ſich in der Haupt⸗ fache auf landwirtſchaftliche Erzeugniſſe. Reberauf landwirtſchafkliche Er zeugnſſſe und fung 3 8 5 3 5 bezügli men unterzeichnet worden, das alle dies⸗ dezüglichen Fragen regelt. s der 22 Das Scharfſchießen bei Trier Eine Wiederholung unterbunden. 8 Trier, 6. Oktober. S, Die ranzöſiſche Beſatzungsbehörde hat bezüglich des Schaafſchießens der franzöfiſchen Artillerie auf dem Exer⸗ lafplaz Grüneberg bei dem kürzlich eine Anzahl G : 0 zlich eine Anzahl Gra⸗ . Be der Nähe von Arbeitern einſchlugen, ven deut⸗ g ehörden mitgeteilt, daß ſie eine Unterſuchung zim geleitet urd ei i i 2871. d eine iederholung derartiger Vor⸗ älle unterbunden here e 5 erben. 2 g aue ee Neuer Siaatsſtreich in Portugal. . Zahlreiche Verhaftungen. d Berlin, 6. Oktober. n Nach Nachrichten aus Gibraltar iſt in Portugal ein 3 Staatsſtreich ausgebrochen. Man beabſichtigt, b ſiſe Regierung Tarmona zu ſtürzen, um den portugie⸗ chen tſchafter in London, Grafen Roſado aus Nu⸗ Skadu bringen. Zahlreiche Patrouillen durchziehen die adt ie Einwohner werden aufgefordert, ihre Häu⸗ nicht zu perlaſſen. In Oporto ſoll der Poitzewräfident andere höhere Beamte zurückgetreten ſein. mo llmgebung — Der Ozeanflug der D 1230. Notlandung bei Liſſabon. 2 Liſſabon, 6. Oktober. Als das Flugzeug ſich geſtern abend Liſſabon näherte, ſetzte ein derartig dichter Nebel ein, daß der verantwort⸗ liche Führer des Flugzeuges, Starke, beſchloß, nieder⸗ zugehen. Das Flugzeug ging vollkommen glatt, ohne leden Zwiſchenfall, ungefähr 30 Kilometer von Liſſabon entfernt auf dem Waſſer nieder und hat auf dem Waſſer ſchwimmend, den Tagesanbruch erwartet. Bei den Jun⸗ kerswerken ging folgendes Telegramm aus Liſſabon ein: „Looſe berichtet: Landung nur wegen Nebel, Maſchine Mannſchaft wohlauf, hoffe 6. morgens Liſſabon er⸗ reichen.“. f „Die Landung erfolgte wegen des ſchlechten Wetters, nachdem das Flugzeug in dichtem Nebel eine halbe Stunde lang einen geeigneten Landungsplatz geſucht hatte. Der Pilot Looſe, der am Steuer war, konnte den dichten Nebel nicht durchſchauen. Das Flugzeug war bei ſeiner Landung vor dem Strande von Santa Cruz in gefährliche Nähe der Klippen geraten. Die Bevölkerung, die an den Strand geeilt war, und die Gefahr erkannt hatte, in der ſich das Flugzeug befand, bei hohem Seegang an den Felſen zu zerſchellen, ſchwenkte Fackeln, zündete am Strande Feuer an und gab Flintenſchüſſe ab, um die Aufmerfſamkeit der Beſatzung zu wecken. Darauf nahmen die Piloten die Hilfe zweier Fiſcherboote an, die das Flugzeug eine Meile weit von der gefährlichen Stelle fortſchleppten. Der Führer Looſe ging darauf allein an Land, wo er einige Depeſchen aufgab und in einem Hotel ein Mahl zu ſich 2 Um neun Uhr abends ging er wieder an Bord — Aufgedeckte Verſchwörung in Spanien Geplantes Attentat auf das Königspaar. Paris, 6. Oktober. Ein. Meldung aus Hendaye beſtätigt, daß die jüngſt in Spanien aufgedeckte Verſchwörung ſich das Ziel geſetzt hatte, die gegenwärtige Regierung zu ſtürzen und ſie durch eine republikaniſche zu erſetzen. Es wurden zahlreiche Ver⸗ haftungen vorgenommen. Man ſpricht von 300. Unter den beſchlagnahmten Papieren ſollen ſich Liſten der be⸗ reits vorgeſehenen Miniſter und Zivilgouverneure be⸗ finden. Nach Berichten von Reiſenden, die in der Grenzſtadt Hendaye angekommen ſind, wurden bei der Aufdeckung der Verſchwörung 40 Perſonen verhaftet. Bei den ver⸗ hafteten Anarchiſten wurden Bomben vorgefunden, die nach deren Ausſagen für die Ermordung des Kö⸗ nigspaares beſtimmt waren und zwar bei ſeiner An⸗ kunft in Madrid, wo er den Nordbahnhof im offenen Wagen zu verlaſſen pflegt. Es wurde feſtgeſtellt, daß die Bomben von einem Artillerieoffizier geliefert wurden. Die weitere Unterſuchung ergab, daß die Verſchwöxer zahlreiche Verbündete in Algeciras hatten, wo ebenfalls zahlreiche Verhaftungen vorgenommen wurden und ein ganzes Bom⸗ benlager entdeckt wurde. Die Polizei hat den Eindruck, daß das Attentat, falls es in Madrid mißlungen wäre, in Al⸗ geciras ausgeführt worden wäre und zwar in dem Augenblick, als ſich das Königspaar nach Marokko ein⸗ ſchiffte. Auch in ganz Andaluſien wurden Verhaftun⸗ gen vorgenommen. Zuſpitzung der Nakowfki⸗Affäre. Paris verlangt die Abberuſung Rakowfkis. O Paris, 6. Oktober. Wie verlautet, hat die franzöſiſche Negierung die Ab⸗ ſicht, offiziell die Abberufung Rakowſkis zu ver⸗ langen, falls die Sowjetregierung es ablehnen ſollte, Ra⸗ kowfki von ſich aus abzuberufen. Dieſe Forderung würde in ſehr präziſen Ausdrucken gehalten ſein und beſa⸗ gen, daß die franzöſiſche Regierung Nalowſki durch einen anderen ruſſiſchen Botſchafter in Paris erſetzt ſehen wolle. Solange Nakowfki in Paris verbleibt, wird über den Ab⸗ ſchluß eines gegenſeitigen Garantie⸗ und Nichtan⸗ griffspaktes nicht verhandelt werden. An amtlicher 9 9 4 Stelle wird darauf hinge⸗ wieſen, daß die Mitteilung der ruſſiſchen Telegraphen⸗ agentur, wonach Tſchitſcherin Herbette ſeit dem 21. September nicht geſehen hätte, irreführend ſet. Tſchi⸗ ſcherin ſei die ganze Zeit über krank geweſen. Die Be⸗ ſprechung über Rakowſki hahe deshalb nicht mit ihm, ſondern mit Litwinow ſtattgefunden. Da Tſchitſcherin wieder hergeſtellt ſei, würde Herbette nun mit Tſchitſcherin perſönlich verhandeln. Es ſei daher undiskutabel, daß die zuſſiſche Regierung über den franzöſiſchen Wunſch, nach Abberufung Rakowſkis nicht offtziell unterrichtet worden Je Moskau erwartet einen neuen Schritt. Wie aus Moskau gemeldet wird, erwartet man dort einen erneuten Beſuch des franzöſiſchen Botſchaflers Her⸗ bette bei Litwinow. Man glaubt, daß der franzöſiſche Botſchafter dabei die letzten Vorſchläge der franzöſiſchen Regierung überreichen und erneut betonen wird, daß die Abberufung Rakowſkis aus Paris notwendig ſei. Auf dieſe Demarche iſt man in Moskau naturgemäß ſehr geſpannt. Man nimmt an, daß die Sowjetregierung durch dieſen franzöſiſchen Schritt gezwungen ſein werde, die Angelegenheit Rakowſki erneut zu beſprechen und ſeine Abberufung vorzunehmen. i * Erſcheinungszeit! Täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſetzlichen Feiertage. Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle Hildaſtraße 68 oder durch unſere Träger. Fernſprecher Rr. 16— Poſtſcheckkonto 78439 Karlsruhe Aiberas vereitelte Hoffnungen. e Hoch über das Häuſermeer von Barcelona erhebt ſich aus einem Meer von Mimoſen, Mandelbäumen und Kiefernwaldungen, hart am Rande der Rieſenſtadt, ein Berg, der von jeher den eigenartigen Namen Tribi⸗ dabo trägt. Tribidabo heißt: Ich werde dir geben. Es ſoll dem Volksmund nach der Berg ſein, auf dem der Herr einſt vom Satan mit den Worten verſucht wurde: alles will ich dir geben, wenn du niederknieſt ind mich anbeteſt. Im Schatten des Berges, der dieſe viel⸗ ſagende Bezeichnung trägt, hoffte Spaniens Diktator Primo de Rivera den engliſchen Außenminiſter Chamberlain zu treffen und es gab nicht Wenige, die im voraus an dieſes Zuſammentreffen die Hoff⸗ nung knüpften, daß es in der Tat für Spanien höchſt Er⸗ freuliche Zugeſtändniſſe Englands zeitigen werde. Man hoffte in erſter Linie auf Englands Anterſtützung hin⸗ ſichtlich der Forderungen auf Tanger, wogegen man wahrſcheinlich gern der britiſchen Stahlinduſtrie einige hancen mehr für den Import nach Spanien gegeben haben würde. Soweit man in Spanien weniger 5 und weitſichtig kalkulierte, hielt man es als reund des Diktators für höchſt wünſchenswert, daß die allgemeine Aufmerkſamkeit durch ſolch ein hochpolitiſches Ereignis von den bedenklichen Folgen abgelenkt werde, die Riperas zweifelhaftes Geſchenk an das ſpaaiſche Volk zum vierten Jahrestag der Diktatur gezeitigt hatte. Des einen Hoffnungen wurden ebenſo ent⸗ täuſcht, wie die des anderen. Weder gelang es Primo de Rivera, zu verheimlichen, daß als unmittelbar: Folge der Unterzeichnung des Einberufungsdekretes für die Nationalverſammlung in Madrid ein Komplott ge⸗ bildet worden war, das eine große Anzahl von ernſthaften und ehemals maßgebenden Politikern umfaßte, noch ge⸗ lang es der von dem Diktator ſonſt ſo gut gegängelten ſpaniſchen Preſſe, zu verheimlichen, daß die. ſoge⸗ nannte Entrevue zwiſchen Rivera und Cham⸗ berlain in Wirklichkeit nur eine für das Anſehen des Diktators höchſt peinliche Angelegen⸗ heit geweſen iſt. Wenn man den Berichten glauben darf, die allmäh⸗ lich unzenſuriert über die Grenze ins Ausland gelangen, ſo hat Thamberlin keineswegs den Wunſch gehabt, mit Primo de Rivera zuſammenzutreffen. Er zog es, als er von der für ſeinen Aufenthalt in Barcelona geplanten Zufammenkunft erfuhr, vielmehr vor in Palma auf Mal⸗ lorca zu bleiben, ſo daß Primo de Rivera bei ſeiner An⸗ kunft in Barcelona ſozuſagen an die leere Tafel! 955 5 riet. Rivera war ſchwer genug von Begriff, um ſich alsbald auf den Weg zu machen und hinter Chamberlin herzufahren. So kam dieſe Zuſammenkunft zuſtande, von der die Gerüchte über ein Mittelmeerlocarno, über den Umſchwung in der engliſchen Mittelmeerpolitik uſw. in die Welt hinausgingen. g Hätte man von vornherein die engliſchen Intereſſen bezüglich aller 15 in Frage kommenden Komplexe nüch⸗ tern gegeneinander abgewogen, ſo hätte man ſich ſagen müſſen, daß nichts England erwünſchter ſein könne, als die Aufrechterhaltung des internationalen Statuts für Tanger. Ferner hätte man ſich ſagen müſſen, daß ſpaniſche Zugeſtändniſſe bezüglich der eng⸗ liſchen Stahl- und Eiſeneinfuhr auch günſtigſtenfalls nicht das polftiſche Riſiko würden ausgleichen können, das Eng⸗ land mit irgendwelchen Bindungen an Spanien gegen Frankreich auf ſich nehmen würde. Was Tanger be⸗ trifft, ſo liegt es in viel zu bedrohlicher Rähe der Durchfahrt von Gibraltar, als daß England die Stadt leichten Herzens in der Hand welches Staates auch. immer ſehen würde. Solange aber der gegenwärtige Zu⸗ ſtand it al dem Mißtrauen, Uebelwollen und gegenſeiti⸗ er Kontrolle beſteht, wird England ſtets ſicher ſein dür⸗ en, daß in Tanger keine i etroffen werden, die mit der Sicherheit der Straße von Gibraltar irgendwie nicht im Einklang ſtänden Es iſt durchaus begreiflich, wenn die engliſche Preſſe offiziell und inoffiziell kategoriſch alles demen⸗ tiert, was die vom Direktorium inſpirierte ſpaniſche Praſſe in den letzten Tagen andeuten zu ſollen geglaubt hat So⸗ mit iſt mindeſtens die Rückwirkung von der Rivera⸗ Chamberlain⸗Zuſammenkunft auf die ſpaniſche Innenpoli⸗ tik in das Gegenteil von dem verkehrt worden, was man von ihr gehofft hat. Dieſes Ergebnis trifft das Di⸗ rektorium naturgemäß doppelt ſchwer in dieſem Augenblick, wo es zugeben muß daß in Madrid ein groß⸗ angelegtes Komplott aufgedeckt wurde. Bezüglich der Dauerhaftigkeit der vom Direktorium erzielten innerpolf⸗ liſchen Wirkungen iſt man längſt ſteptiſch geworden. Mit der Unterzeichnung des Einberufungsdekretes für die Na⸗ tionalverſammlung hat der König nach Anſicht aller, ſelbſt der monarchiſtiſch 2 Konſtitutionelſen lebenswich⸗ tige Rechte geopfert. Damit, daß Rivera ſich in der ge⸗ ſchilderten Weiſe dem engliſchen Außenminiſter aufzudrän⸗ gen verſuchte, würde einer der wichtigſten N 5 erſchüttert ſein, um derentwillen vielleicht ein Tei und zwar der entſcheidende Teil des politiſch 55 ſo unintereſſierten Volkes jene Minderung des Anſehens und der Autorität der Dynaſtie tragen zu müſſen geglaabt hat. In ein und demſelben Augenblick ſind unter dem übereilt ausgeführten Bau des Direktoriums zwei wichtige Stützen gebrochen und— wenn man auch ſchoa genug vom bevorſtehenden Sturz des Direktoriums hak reden hören, ohne daß ſich ſolche Vorausſagen beſtätig⸗ ten— ſo dürfte es doch nicht zu viel geſagt ſein, wenn man behauptet, daß ſich noch nie der Anſoltde Bau der von Rivera konſtruierten Staatsform ſo⸗ Har gezeigt hat, wie in dieſen Tagen. 8 555 8. 6 5 Der memelländiſche Landtag eröffnet. 8 Wahl der Präſidenten. O Memel, 6. Oktober. Heute vormittag iſt der memelländiſche Landtag von Gouverneur Merkys mit einer längeren Rede eröffnet worden. Zum Präſidenten des Landtages wurde von Dreßler(Memelländ. Landwirtſchaftspartei) mit 22 von 27 abgegebenen Stimmen, zum Vizepräſidenten Maier(Memelländ. Volkspartei) ebenfalls mit 22 von 27 abgegebenen Stimmen und zum 2. Vizepräſidenten Bert⸗ ſchus(Sozialdemokrat) mit 21 von 27 abgegebenen Stim⸗ men gewählt. Zu Schriftführern wurden gewählt ein Mitglied der memelländiſchen Volkspartei und zwei Land⸗ wirtſchaftsparteiler. Die drei Litauer enthielten ſich der Stimme. Der Landtag vertagte ſich dann bis 17. Oktober zur Wahl der Kommiſſionen. Chamberlains Beſuch hei Briand. e Eine Behandlung der Tangerfrage? O London, 7. Oktober. Sir Auſten Chamberlain, der bereits morgen in Paris eintrifft, wird erſt am Montag Briand auf⸗ luchen, um, wie man erwartet, mit ihm die Tanger⸗ frage zz behandeln. Der letzte Beſuch des britiſchen Bot⸗ ſchafters im franzöſiſchen Auswärtigen Amt, galt der Vor⸗ bereitung der Ausſprache zwiſchen den beiden Außenmi⸗ niſtern. Ob Chamberlain über ein beſonderes Mandat von Primo de Rivera verfügt, das ausſichts⸗ reiche Verhandlungen über die Tangerfrage ermöglicht, iſt in London nicht bekannt, doch nimmt man an, daß die perſönliche Fühlungnahme des britiſchen Außenmini⸗ ſters mit dem ſpaniſchen Diktator in jedem Fall die Be⸗ ſprechungen über Tanger erleichtern wird. Die Revolte in Mexiko. Calles meldet Niederſchlagung. s London, 6. Oktober. Nach Meldungen aus Newyork hat der dortige meri⸗ kaniſche Generalkonſul mitgeteilt, daß General Gomez, der von den mexikaniſchen Regierungstruppen gefangen genommen wurde, ebenfalls hingerichtet worden iſt. Nach weiteren Meldungen ſollen im Verlaufe der neuen mexi⸗ kaniſchen Unruhen bisher insgeſamt 40 Rebellen erſchoſſen worden ſein. In Torreon wurde der Führer des revoltierenden Bataillons, ein Oberſtleutnant, — 9—— 3 Pois iderit mit ſeinem geſamten Stabe hingerichtet. Regier ingsflug⸗ ders überfliegen weiter alle unruhigen Teile des Lan⸗ des und halten Ausſchau nach den in die Berge geflüch⸗ teten Rebellen. Nach Nogales in Arizona eingegangenen Mitteilungen ſoll es in Mexiko City geſtern zu ſehr ernſten Anruhen gekommen ſein, bei denen es zahlreiche Tote und Verwundete gegeben haben ſoll. Präſident Calles gab eine Erklärung ab, daß die Revolution endgültig niedergeſchlagen ſei. Demgegenüber wird aus Nogales berichtet, daß in min⸗ deſtens neun Staaten ein Aufſtand tobe und weiter auch in der Nähe von der Stadt Mexiko noch ſchwere Kämpfe mit den Aufſtändiſchen ſtattfänden. one —* 4 Nomen vom Erieh EDeneſel »Was ſägte er denn?“ ſtammelt ſte mühſam. „Nichts, als daß er dich unter allen Umſtänden ſprechen müſſe und abends wiederkommen würde.“ Gloria erhebt abwehrend beide Hände. a »Nein, nein, ich will nicht— ich kann nicht, bitte, liebe Frau 05— a f 8 In dieſem Augenblick klingelt es i Gloria fährt zuſammen, als habe ſie einen Schlag erhalten, und macht eine inſtinktive Bewegung zu: Flucht Da legt Frau Schön⸗ wieſer die Hand auf ihren Arm und ſagt ernſt:„Es gehl 8 255 Kind, er muß uns ja reden gehört haben, und ich 10 e ihm geſagt, daß du abends beſtimmt zu Hauſe biſt. Wenn du dich aber fürchteſt, allein mit ihm zu reden, ſo will ich ja bei dir bleiben.“ Das Wort„fürchten“ bringt Gloria zur Beſinnung. Die ſinnloſe Angſt vor ſich ſelber, die ſie einen Augenblick lang zu überwältigen drohte, weicht jäh der Erkenntnis, daß 15 bine Ausweichen nur ein Hinausſchieben bedeuten würde— a VW Nein, ich fürchte mich nicht,“ ſagt ſie ruhig. e. XXI. Frau Schönwieſer hat dem ſpäten Beſuch geöffnet und ſich dann in die Küche zurückgezogen, nachdem Gloria ihn ihr kurz als„Doktor Lott“ vorgeſtellt. Frau Kathi will nicht horchen. g Sie hat begriffen Aus dem aufleuchtenden Blick Lotts und dem traurigen Glorias errät ſie alles Und was die beiden da drinnen nun auch einander zu ſagen haben, für fremde Ohren iſt es jedenfalls nicht beſtimmt und— allzu 2 wird es nicht ſein— In dem Zimmer, wo Frau Kathi alle Erinnerungen an beſſere Zeiten zuſammengetragen hat, ſtehen die beiden lungen Menſchen einander gegenüber. Lotts Blick hängt immer noch leuchtend und trunken vor Glück an Gloria. i a 8 8 lage, daß du nicht Sauſenweins Tochter, Aus dem In⸗ und Auslande. Tumult im Danziger Volkstag. Berlin, 6. Okt. Bei der geſtrigen Sitzung des Dan⸗ Volkstags kam es zu ſchweren Tumultſzenen. Als Bumbke einen ſozialiſtiſchen wurde er von einem kommuniſtiſchen Der Kommuniſt ſtieß ziger der deutſchnationale Abg. Dr. Antrag zurückwies, Abgeordneten tätlich angegriffen. den Aby. Bumbke vor die Bruſt, ſo daß dieſer von der Rednertribüne taumelte. Abgeordnete der deutſchnatio⸗ nalen Fraktion kamen ihrem Sprecher zu Hilfe und es hatte den Anſchein als ob es zwiſchen Kommuniſten und Deutſchnationalen zu Tätlichkeiten kommen würde, doch konnte das Schlimmſte verhütet werden. Völlige Amgeſtaltung der Verwaltung Groß⸗Verlin. Berlin, 6. Okt. Oberbürgermeiſter Böß hat den zu⸗ ſtändigen Inſtanzen, den Magiſtratsmitgliedern und den Stadtverordneten, zwei Vorſchläge zur Abänderung des Geſetzes für Groß⸗Berlin unterbreitet. Beide ſehen eine Eienſchränkung der Zahl der Bezirke und eine vollſtän⸗ dige Umgeſtaltung ihres Aufgabenkreiſes vor. Die acht Berliner Bezirke will der Oberbürgermeiſter zu einem City⸗Bezirk zuſammengelegt und für die Aufgaben der übrigen Bezirke will er die ehrenamtliche Tätigkeit'n den Vordergrund geſtellt wiſſen. Die Beratung über die Strafrechtsreform. Berlin, 6. Okt. Der Strafrechtsausſchuß des Reichs⸗ tages beſchäftigte 10 heute mit den Beſtimmungen des Strafgeſetzbuches, die die Begriffe Notwehr und Not ⸗⸗ ſtand umfaſſen. Sozialdemokraten und Kommuniſten wünſchten eine Aenderung der Beſtimmungen und betonten, es ſei eine unmögliche Zumutung, in der Notwehr eine Ueberlegung über die Verhältnismäßigkeit der Abwehr vorzunehmen. Die ſpinale Kinderlähmung. Aſchaffenburg, 6. Okt. Amtlich wird mitgeteilt, daß bisher drei Fälle von ſpinaler Kinderlähmung in Stock- ſtadt bei Aſchaffenburg und zwei Fälle in Mainaſchaff be! Aſchaffenburg vorgekommen ſind. Es handelt ſich nur um leichtere Formen der Erkrankung. Erhebungen über die Urſache oder Einſchleppung der Krankheit ſind im Gange. Gegen die Weiterverbreitung ſind alle Vorkeh⸗ rungen getroffen worden. Ein polniſcher Offizier wegen angeblicher Spion ge 9 2 57 Kiga, 6. Okt. Die lettländiſche Univerſität hat durch ein Wacſchau, 6. Okt. Das Vorgehen der litauiſchen Zum amerikaniſch⸗franzöſiſchen Zolilonflikt. „„Paris, 6. Okt. Zu dem Zollſtreit zwiſchen den Ver⸗ einigten Staaten und Frankreich weiß der„Newyock He⸗ rald“ aus Waſhington zu berichten, daß das amerikaniſche Finanzamt mit Wirkung vom 5. Oktober abends die Erhöhung der Zollſätze für gewiſſe aus Frankreich ſtam⸗ mende Waren angeordnet habe. Die Erhöhung ſoll der in dem neuen franzöſiſchen Zolltarif vorgenommenen Er⸗ höhung gleich ſein. N 8——ů „Endlich habe ich dich wieder! wie konnteſt du mir das antun? Dich zu verbergen vor mir! Wußteſt du denn nicht, daß ich nicht Raſt noch Ruhe haben würde, ehe ich dich nicht wiedergefunden?“ Auch Gloria 8 für den Augenblick alles andere ver⸗ geſſen über der Seligkeit des Wiederſehens. Lachend und weinend zugleich liegt ſie an ſeiner Bruſt. O du— du! Haſt du mich denn wirklich ſo lieb? Sehnteſt du dich nach mir? Haſt du mich wirklich geſucht?“ „Und wie! An allen Enden und Ecken der Stadt ſtöberte ich nach dir! Keine Gärtnerei, wo i nicht war, kein Gartenarbeiter, den ich nicht nach dir fragte. Denn ich bildete mir nun einmal ein, daß du irgendwie mit deinem Blumenreich verknüpft geblieben ſein mußteſt. Leider—“ „Aber wie haſt du mich dann 5 „Die alte Marie, eure ehemalige Magd ſchrieb es mir geſtern. Sie hatte mir Nachricht verſprochen, ſobald ſie nur erſt ſelber wüßte, wo du biſt! Und nun laß ich dich nicht mehr, du ſüßer böſer Sonnenſchein! In vier Wochen mußt du meine Frau ſein! Verſprich es mir ſogleich ſetzt in der a erſten Stunde des Wiederſehens, daß es ſo ſein ſoll!“ Beſtürzt ſah Gloria ihn an, jäh aus dem Glückstaumel erwachend. 5 5 „Das kann ich nicht, Fred! Du weißt ja nicht—“ „Doch, ich weiß alles, was du nur ſagen willſt. Marie hat es mir bereits erzählt. Aber was hat das mit unſerer Liebe zu ſchaffen?“ „Höre, Fred— „Nein, ich will nichts hören darüber! Als mir Marie elkind biſt, wußte ich ja ſogleich, warum du vor mir flohſt, mein armes, törichtes Mädchen. Du dachteſt, ich könnte mich daran ſtoßen—“ f „Du vielleicht nicht,“ unterbricht ihn Glorta leiſe,„aber die Deinen würden es ſicher tun, und das darf nicht ſein! Nicht um deinetwillen, aber auch nicht um meinetwillen, denn ich könnte es nie ertragen!“ „Närrchen,“ raunte er zärtlich zog ſie neben N das hochbeinige Sofa und ſchlang den Arm um ſie. Weißt du denn noch immer nicht, daß ich dich mehr liebe als alles ſonſt auf Erden, und daß ich ohns dich einfach nicht leben kann? Was ſcheren mich die Welt, die Mutter. die Meinen? O Glorta— Gloria, ſondern ein Fin⸗ Aus dem badiſchen Lande. Mannheim.(Der Mord im Käfertaler Wald geklärt.) Die mit äußerſter Energie durch⸗ geführten Ermittelungen der hieſigen Kriminalpolizei zu dem im Käfertaler Wald erfolgten Morde der Kontoriſtin Becker haben nun auf die Spur des der Tat Verdäch⸗ tigen geführt. Die Spur ging nach Saarbrücken. Einem dorthin entſandten Kriminalbeamten gelang es, den Auf⸗ 8 enthalt des Verdächtigen in einem Vororte von Saar⸗* brücken zu ermitteln. Beim Herannahen der Polizei woe a Mörder die Flucht. Es wurde mit einem großen Poltzei⸗. aufgebot die Verfolgung aufgenommen, die aller Voraus⸗ 8 ſicht nach zur Verhaftung des Flüchtigen führen wird.* Mannheim.(Im Herſchelbad ertrunken.) Ein bedauerlicher Unfall, dem ein junges Menſchenleben zum Opfer fiel, hat ſich in der Schwimmhalle des Her. ſchelbades ereignet. 64 Schüler der Peſtalozziſchule bade. ten unter Aufſicht ihrer Lehrer und eines Badewärters 5 im Herſchelbad. Dabei iſt der 13 Jahre alte Erich Pfantſch aus der Rheinhäuſerſtraße plötzlich untergegangen, ohne daß dies ſofort beachtet wurde. Als das Fehlen nach bis 2 Minuten bemerkt wurde, hat der Badeanwärter den Schüler aus dem Waſſer geholt. Die fortgeſetzten Wieder⸗ belebungsverſuche waren erkololos. 5 Heidelberg. N im Induſtrie⸗Spfio⸗ nage Prozeß Meyer⸗Dönneweg.) Vor der gro? 5 Strafkammer fand die Berufungsverhandlung in dm Induſtrieſpionageprozeß Dr. Meyer und Kaufmann Dönneweg ſtatt. Beide waren ſeinerzeit angeklagt worden, zum Nachteil der J. G. Farbeninduſtrie verſucht zu ha⸗ ben, Preiſe von nicht bekannten Zwiſchenprodukten für eine amerikaniſche Firma zu erfahren. Dr. Meyer war damals zu zwei Monaten Gefängnis und 10 000 Mark 1 Dönneweg zu einem Monat Gefängnis ver⸗ urteilt worden. Gegen dieſes Urteil hatten ſowohl beide Angeklagte, als auch die Staatsanwaltſchaft und die J. G. Farbeninduſtrie als Nebenklägerin Berufung eingelegt. Die Sachverſtändigen verneinten diesmal die von der An⸗ klage geſtellte Schuldfrage und, da ſich auch in der um⸗ fangreichen Korreſpondenz von Dr. Meyer keinerlei be⸗ laſtendes Material vorfand, ſchloß ſich das Gericht im weſentlichen den Ausführungen der Verteidigung an und. ſprach beide Angeklagte frei.. 8 5. Seidelberg.(Ein neuer Neckardampfer., Der neue Doppelſchraubendampfer„Hindenburg“ traf hier vorn der Bonner Werft ein. Das Schff, das den Namen„Hin- denburg“ mit Genehmigung des Reichspräſidenten erhielt, iſt für den Touriſtenverkehr auf dem Neckar beſtimmt. Karlsruhe.(Das Leben gerettet.) Eine auf⸗ regende Szene ſpielte ſich im Hofe eines Hauſes in der Karlſtraße ab. Ein 15 Jahre alter Blechnerlehrling, der mit Dachreparaturen beſchäftigt war rutſchte vom Dach ab. Er konnte ſich aber noch am Dachkanal feſthalten, ſodaß er frei in der Luft ſchwebte. Plötzlich brach die Dachrinne ab, ſodaß der Lehrling vom 5. Stock in den Hof ſtürzte. Der junge Mann wäre kaum mit dem Leben davongekom⸗ men, wenn nicht im lebten Augenblick ein im Hof ſtehen⸗ der Arbeiter der den Vorgang beobachtet hatte, den Ab⸗ geſtürzten aufgefangen hätte. Natürlich war es ihm nicht 8 möglich“den Lehrling ganz vor Schaden zu behüten, denn man kann ſich vorſtellen, welche Aufſchlagkraft ein vom 5, Stock herabſtürzender menſchlicher Körper hat. Immer⸗ hin kam der Lehrling mit leichten Verletzungen an den Bei: nen davon. Der Arbeiter, der den Lehrling aufgefangen hat, wurde durch den Anprall auch mit zu Boden geriſſen. Offenburg.(4 Jahre Gefängnis für einen Meſſerheld.) Das Schwurgericht verhandelte gegen den 19 jährigen, in Raſtatt wohnhaften Nikolaus Hof wegen Körperverletzung mit Todesfolge. Er war beſchul⸗ digt, am 23. April d. J. auf der Gemarkung Biberach vor dem Ortseingang Fröſchbach auf einem Feldwege dn Arbeiter Johann Spohrer mit einem Korbmeſſer einen Stich in die Bruſt und den Unterleib verſetzt zu haben, ſo daß Spohrer am folgenden Tage an den erlittenen Verletzungen ſtarb. Da Hof zu der Kategorie der Zigeu⸗ ner gehört, nimmt man an, daß es ſich um Blutrache han⸗ delt. Er wurde zu 4 Jahren Gefängnis unter Anrechnung von 4 Monaten Unterſuchungshaft und Tragung der Ge⸗ richtskoſten verurteilt. i Triberg.(Verunglückt.) Der Briefträger Bernh. Kienzl! aus Gremmelsbach wollte abends mit einigen Paketen auf dem Fahrrad nach Hauſe fahren. Unweit des Triberger Bahnüberganges kam er zu Fall, weil vermutlich ein Paket in das Rad geraten war. Kienzler erlitt Verletzungen an der linken Seite, am linken Am und an der Stern ſowie eine leichte Gobkrnerſchütterung. Laß ſie doch cee bas ſie wol, und hore, wie 1 mii alles zurechtgelegt habe Wir nehmen uns eine klein Wohnung und leben darin ganz beſcheiden nur uns ſelber, Ich weiß, du biſt nicht verwöhnt und liebſt die Arbeit, alſo wird dir das bißchen Hausarbeit im eigenen Heim nicht allzu ſchwer werden, und wenn ich n meiner freien Zeil Stunden gebe, werden wir ganz gut auskommen mit dem, 7 was ich verdiene Außerdem hat man mir durch Freund Schober eine Stelle als Bibliothekar an einer ohe. Privatbibliothek antragen laſſen. wo ich mir die Ar eit ganz nach Belieben einteilen kann Wenn ich die noch daun nehme— und natürlich werde ich ſie nehmen— dann kön⸗ nen wir geradezu ſchwelgen. Was ſagſt du nun dazu, Son⸗ nenſchein?“ Gloria ſieht ihn ernſt an. 14785 frage dich: Was ſagt deine Mutter zu dieſem an?“ Der Schatten einer Röte huſcht über ſein Geſicht, doch antwortet er ohne Zögern:„Ich ſprach darüber nicht mit ihr. Wozu? Du und ich allein haben in dieſer Sache zu f entſcheiden.“ a. „Weiß deine Mutter, daß— daß ich nicht Vaters leib⸗ 7 liche Tochter bin?“„ „Nein.“ 1 „Aber ſie weiß, daß du mich liebſt und zur Frau neh⸗ men Zelbſter „Selbſtverſtändlich!“ ö „Und ſie hätte nichts 5 ott macht eine ungeduldige Bewegung. komm 2 Frage doch nicht ſo viel, mein Herz. Darau es ja doch gar nicht an. ütter haben natürlich immer allerlei Bedenken und Einwände, beſonders, wenn ſie ſo 1 ehrgeizige Träume in bezug auf ihre Söhne haben, wie die meine. Später— der edge Tatſache gegenüber— und wenn ſte dich 2790 näher kennt, wird ſie ſich wohl zu anderer Meinung bekehren laſſen.“ a Gloria, die keinen Blick von ihm gelaſſen und die flüch⸗ tige Röte ſo gut bemerkt hat wie die nervöſe Ungeduld in ſeiner Redeweiſe, als er von der Mutter ſprach, nickt ſtill vor ſich hin, als ſei alles genau ſo, wie ſie erwartet.. tach einer kurzen Pauſe nimmt ſie Lotts Hand zärtlich in die ihre und ſagt, ſie leiſe ſtreichelnd!. Freitag, 7. Oktober 1927 Nie ckar⸗Bote(2. Blatt) No. 238 Deutſchland, Memel und Litauen. e In den Tagen, in denen ſie“ die Aufmerkſamkeit auf die Feier des 80. Geburtstages des Reichspräſiden⸗ ten richteten, hat der litauiſche Miniſterpräſident Wol⸗ demaras in Berlin geweilt und verſchiedene Beſpre⸗ chungen mit dem Reichsaußenminiſter, ſowie den führen⸗ den Perſönlichkeiten der Oſtabteilung des Auswärtigen Amtes gehabt. Dieſe Beſprechungen waren bereits in Genf vereinbart worden, wo ſchon Unterhaltungen zwiſchen Dr. Streſemann mit dem litauiſchen Miniſterprä⸗ ſidenten ſtattgefunden hatten, Unterhaltungen, die, wie glaubhaft verſichert wird, nicht gerade immer in den angenehmen Formen einer freundſchaftlichen Ausſprache verliefen. Es beſteht ja auch Grund genug zur Kl age über das litauiſche Gewaltregiment im Memel⸗ gebiet. Immer wieder weiß der Draht von neuen litau⸗ iſchen Schikanen zu berichten. Kaum war die Erregung über die Ausweiſung der letzten drei reichsdeutſchen Re⸗ dakteure aus dem Me nelgebiet etwas abgeflaut, als die Kündigung von zwei deutſchen Richtern bekannt wurde, denen die Aufenthaltsgenehmigung für das Memelge⸗ biet nicht verlängert worden war, ſodaß auch dieſe beiden Deutſche das Gebiet verlaſſen mußten. Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß alle dieſe Ausweiſungen einen Ver⸗ ſtoß gegen das Memelſtatut darſtellen, denn nach dem Artikel 5 Abſatz 7 des Memelſtatuts gehört zur Zuſtändigkeit der Organe der autonomen Regierung des Memelgebiets die„Regelung des Aufenthalts der Aus⸗ länder in UÜebereinſtimmung mit den litauiſchen Geſetzen“. Tatſächlich ſind aber die Ausweiſungen nicht durch die autonomen Behörden des Memelge⸗ bietes erfolgt, ſondern durch die litauiſche Zen⸗ tralregierung. Es bedarf aber kaum eines Wor⸗ tes, daß alle dieſe Maßnahmen darauf hinauslaufen, das Memelgebiet ſo ſchnell wie irgend möglich zu entgermaniſieren“. Auch dieſem Grunde geht man mit allem Nachdruck gegen die deutſchſprachige Preſſe im Memelgebiet vor, die man durch die Aus⸗ weiſung der reichsdeutſchen Redakteure mundtot ma⸗ chen wollte. Da dieſes Ziel nicht erreicht wurde, ſo iſt man bemüht, die jetzigen Schriftleiter, die als Memellän⸗ er nicht ausgewieſen werden können, zu ſchikanieren. So wurde erſt unlängſt der Hauptſchriftleiter der„Memel⸗ ländiſchen Rundſchau“ mit 250, Lit Geldſtrafe bezw. 7 Tage Gefängnis wegen angeblicher Verſtöße gegen die Kriegszenſur beſtraft. Bei dieſen Verſtößen handelt es ich darum, daß kleine Lücken, die durch Streichungen des enſors entſtanden waren, ſtehen blieben, ein Verfahren, as bisher niemals beanſtandet worden war. Es iſt anzunehmen, daß von deutſcher Seite Herr Woldemaras ſehr nachdrücklich auf die unerträg⸗ lichen Zuſtände im Memelgebiet hingewieſen worden iſt. Es hat aber nicht den Anſchein, als ob bei dieſen Verhandlungen beſondere Ergebniſſe erzielt worden wären. In der Frage des Niederlaſſungsrech⸗ kes iſt, wie verlautet, eine liberaſere Handyapung zuge⸗ ſagt worden und es iſt darüber hinaus ein ſogenanntes Gentlemen⸗Uebereinkommen zuſtande gekom⸗ men, wonach Ausweiſungen nicht erfolgen ſollen, bis die Niederlaſſungfrage endgültig ge⸗ regelt iſt. Das iſt ein mehr als beſcheidenes Ergebnis, zumal nicht davon die Rede iſt, daß weniaſtens die Einreiſe von reichsdeutſchen Redakteuren für die ausgewieſenen Redakteure zugeſtanden worden iſt, ganz zu ſchweigen davon, daß die Rückkehr der ausgewieſe⸗ nen Redakteure nicht erreicht worden iſt. Wenn man ſich vor Augen hält, daß bereits in der Juni⸗Tagung des Völkerbundsrats Herr Woldemaras die Innehaltung des Memelſtatuts zugeſagt hat und daß inzwi⸗ ſchen zahlreiche Verſtöße gegen das Statut und ſeinen Geiſt zu verzeichnen geweſen ſind, ſo wird man auch mit einigem Mißtrauen die Verſprechungen des Herrn Wolde⸗ maras hinſichtlich des Niederlaſſungsrechtes betrachten. Nicht geringer iſt das Mißtrauen gegenüber den Zuſi.,erungen, daß die Regierungsbildung im Memelgebiet entſprechend dem Memelſtatut auf ſtreng parlamentariſcher Grundlage erfolgen werde. Die Probe aufs Exempel wird in aller Kürze gemacht wer⸗ den. Am 6. Oktober tritt der neu gewählte Landtag des Memelgebfetes zuſammen und es kann gar keinem Zweifel unterliegen, daß das bisherige großlitauiſche Direktorium Schwellnus dann abdanken muß. Be⸗ kanntlich haben die deutſchen Parteien die Mehr⸗ heit im memelländiſchen Landtag, von 29 Sitzen haben ſie 23 inne. Es iſt mithin ſelbſtverſtändlich, daß ein Di⸗ rektorium gebildet werden muß, das dieſer Zuſammen⸗ ſetzung des memelländiſchen Landtages entſpricht. Es wird ſich mithin in der allernächſten Zeit Gelegenheit er⸗ geben, ſeſtzuſtellen, ob Herr Woldemaras, der im übrigen zu einer Zeit, als er noch nicht Miniſterpräſi⸗ dent, ſondern Mitglied der Oppoſition war, ſehr nach⸗ ſiſch⸗rumäniſcher Pakt gleicher Tendenz folgen, da naturgemäß Frankreich keine Bindungen zu Rußland eingehen kann, die es gegebenenfalls in ein Dilemma bezüglich der Erfüllung ſeiner Pflichten aus ſeinen Bin⸗ dungen an Polen und Rumänien bringen könnten. Dieſe Erwägungen zeigen andererſeits auch, welch außerordent⸗ lich verwickelte Komplikationen zu überwinden wären, ehe ein franzöſiſch⸗ruſſiſcher Nichtangriffspakt mög⸗ lich wird. Es ſcheint aber, als ob die Sowjets am Ab⸗ ſchluß eines ſolchen Paktes außerordentlichintereſſiert ſeien, weswegen man wohl auch noch weitere Zuge⸗ ſtändniſſe hinſichtlich der Schuldenregelung von ihnen er⸗ warten darf. Wie weit dann der Abſchluß des einen Vertrages mit dem des anderen verknüpft werden wird, muß die Zeit lehren. Deutſchland hat jedenfalls alle Ver⸗ anlaſſung, dieſen Vorgängen aufmerkſam zu folgen, die Polens Oſtgrenze ſichern und damit vorausſichtlich der polniſchen Intranſigenz gegen Weſten, alſo gegen Deutſchland den Rücken ſtärken würden. 465 2 2 I 1 —:— e 1 lichkeit“(Erkältung, Durchnäſſung) (Nachdruck verboten.) In den Muskeln kommen ſelbſtändige Erkrankungen Der akute Muskelrheumatismus. ſelten vor. Es gibt aber ein— offenbar entzündliches — Leiden, das im Anſchluß an eine„rheumatiſche Schäd⸗ a auftritt. Mit dem akuten Gelenkrheumatismus hat es nur die Aehnlichkeit der Schmerzen gemein. Eine nähere Beziehung beſteht zwiſchen beiden Krankheiten nicht. Meiſt beſchränkt ſich der akute Muskelrheumatismus auf eine Muskelgruppe, wenn nicht gar auf einen einzigen Muskel. Der Muskel iſt drudkempfindlich und geſchwollen. Jeder Verſuch, ihn zu betätigen, verurſacht ſo erhebliche Schmerzen, daß der erkrankte Körperteil in ängſtlicher Ruhe gehalten wird. Fremdtätig laſſen ſich dagegen alle Bewegungen faſt ohne Schmerzen ausführen. Der Schmerz beim akuten Muskelrheumatismus ſitzt nicht unverrückbar an einer Stelle. Er zieyt vielmehr im Muskel herum mit Vorliebe dorthin, wo die Muskel dem Knochen anhaftet. Der häufig und einſeitig auftretende Rheumatismus der Halsmuskeln verurſacht Nackenſteifheit. Ebenſo wohl⸗ bekannt iſt der Schulterrheumatismus, der um ſo größere Schmerzen bereitet, wenn er ſich auf einen Teil der Hals⸗ muskeln erſtreckt. Der Kranke zieht dann ängſtlich das Hinterhaupt nach der ſchmerzenden Seite und ſtellt ſo zur Vermeidung von Schmerzen den Nacken ruhig. g Als Herenſchuß gilt im Volksmunde der akute Rheu⸗ matismus der Kreuz- und Lendengegend. Hierbei be⸗ reitet Bücken, Drehen ſowie jede Anſtrengung des Rumpfes ſo ausgeſprochene Schmerzen, daß der Kranke ſich lange in einer unbequemen Stellung hält, um den Schmerz nicht zu erneuern. g ö Im allgemeinen zeigt der akute Muskelrheumatismas einen raſchen Verlauf. Nach wenigen Tagen klingen die Beſchwerden ab, wie wenn der erkrankte Körperteil all⸗ mählich auftaue. In der erſten Zeit nach dem Ueber⸗ ſtehen zeigt ſich noch Neigung zu Rückfällen. Einzelne Fälle von Muskelrheumatismus treten mit großer Hart⸗ näckigkeit auf, wochen⸗, ſelbſt monatelang können ſie be⸗ ſtehen bleiben, namentlich wenn es an ſachgemäßer Be⸗ handluna fehlt. 5 255 Abgesehen von den gebräuchlichen Medikamenten (Salicylpräparaten), die man nur unter ärztlicher Auf⸗ 1 55 in den wirkſamen Doſen nehmen ſollte, gilt die aſſage als erfolgreiches Mittel. Einreibungen(mit Franzbranntwein, Kampferſpiritus, Chloroformöl) wirken nur durch die Maſſage. g Die örtliche Anwendung von Wärme(Getizkiſſen, Breiumſchläge, Glühlichtkaſten) übt einen ſehr wohltuenden Einfluß aus. Auch allgemeine Schwitzkuren, ſei es durch Dampf oder heiße Einpackungen tragen zur Beſſerung ſehr viel bei.„„ n 2 Hler nur einige Beispiele: rs Eilige Her a Wir erwarten ihren unverbindulchen Besuchl —— * a* 0 8 5 Fir die Dame: Für den Herrn: 0 8 5 2 8 55 Eleg. Robbehevr.- Span nul Sehr sehune Rindbox-Halbschuhe g ö A N e* kabeinalt 6. 4.95„.— Ftin' ders Kinel: n f R raeurige Lach-spangenschuhe 8 gedsppelt a. l 2 S 8 urige Pangens Stiefel, weiß ge doppelt 1 5 N 1 See O oe 3 und 3 5 2 7.95 MO aerge 1 dean 95 encez 0 92 3 2 95 Ml. 1.88 2.50 2.98 3.50 5 2 2 50 0 edoppelt, für Straße un esellsc U 5 5 0 W e 8 0 8 N N mt Komtsgabsetz-. 8 8.95 eee 12.50 2— pte d e 4 * A e. D Imkt. K I H ehmh 8 weiß ge doppelt. 3 2 5 2 5 V N seht C 9.98 Hausschmhe und Schlüpfer o.%s Entzüek. 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Und daß beide Kämpen und ihre Trainer vor dem entſcheiden⸗ den Treffen den Mund ziemlich voll nahmen, daß Dempſey von Tunney ſagte:„Ich werde ihn in ſpäteſtens vier Run⸗ den knockout ſchlagenl⸗ und Tunney von Dempſey:„Der ſchreckliche Jack iſt nicht viel ſchwerer zu treffen als ein „Punchin⸗Ball!“— Dieſe Ruhmredigkeit, die von den Trainers noch überboten wurde, hatte ſicher auch den Zweck, die Wettluſt noch mehr anzuſpornen und die Gewmnchancen noch zu verbeſſern Die homeriſchen Helden hatten bekannt⸗ lich auch die Gepflogenheit, bevor ſie aufeinander los⸗ gingen, ſich durch den Kakao zu ziehen, ſich mit keineswegs kavaliermäßigen Schmähungen zu überhäufen. 5 Auch der ſtreitbare Ajax und der göttliche Achill ſchimpften, was das Zeug hielt. Das war damals ſo Sitte, und Griechen und Trojaner gaben ſich hierin nichts nach. Achill, der Lanzenſchwinger und Fechter, würde in unſeren Tagen als Boxer eine große Nummer geweſen ſein, wird doch von ihm berichtet, daß er dem häßlichen, boshaften Therſites mit der Fauſt emen ſolchen Hieb auf die Backe verſetzte, daß ihm alle Zähne aus dem Munde flogen and er, zu Boden ſtürzend, ſeine feige Seele aushauchte. Die ollen Iriechen waren gleichermaßen im Fauſtkampf wie im Ringkampf bewandert und unterhielten ſich damit auch während ſie Troja belagerten. Der Epeus boxte den Eurpalos knockout und Odyſſeus und Ajar rangen unent⸗ ſchieden mile nander. Aber was waren die Preiſe, um die man kämpfte— ein ſilbernes Kreuz, ein Dreifuß, ein Stier— gegen die, die ein Tunney, ein Dempfey ein⸗ heimſen! Tunney hat mit dem Chicagoer Sieg eine Mil⸗ lion Dollar, Dempſey trotz ſeiner Niederlage faſt eine halbe Million verdient, und an Wettgeldern werden ihnen noch anſehnliche Summen zufließen. Es iſt ungeachtet aller ſchmerzhaften Beulen ein feines, lohnendes Geſchäft. Der Ringkampf war jahrelang unten durch, es war zu viel dabei geſchoben worden, ſo daß man nichts mehr davon wiſſen wollte, aber er will jetzt wieder„ſtreng reell“ wer⸗ den und hofft ſich die alten Sympathien zurückgewinnen za können. Und da eine Reihe ſtarker Männer ſchon wieder um die Wette ringt, wird man die verblaßten Kenntniſſe vom„Nelſon“,„Doppelnelſon“,„Armzug“,„Armſchlüſſel uſw auffriſchen müſſen. Wer die ſportlichen Fachallsdrücke nicht beherrſcht, kann ſich vierter Klaſſe begraben laſſen. Einen geifligen Wettkampf fechten die Schachmeiſter Capablanca und Aljechin in Buenos Aires aus, und er iſt anſtrengender als jedes körperliche Ringen. Aber hier⸗ bei gebt es mehr um die Ehre als um den Sold. Capa⸗ blanca ſoll für einen diplomatiſchen Poſten auserſeyen ſein, und ich zweifele nicht daran, daß er auch einen ſchwie⸗ rigen ausfüllen würde Die Geiſtesarbeiter haben heute im allgemeinen ſchwer zu kämpfen. Während in anderen Beruſen die Erwerbslo igkeit erfreulich abgenommen hat, dauert ſie bei ihnen unvermindert fort, und ſie haben in Berlin zuſammen mit älteren Angeſtellten eine Notge⸗ meinſchaft begründet, die auf geſetzgeberiſche Maßnahmen zur Hilfeleiſtung hinwirken ſoll.„Ael tere“ Angeſtellte ſind ſchon ſolche von 40 Jahren, denen bei der Beſetzung von Stellen jüngere Kräfte vorgezogen werden— eine der un⸗ ſozialſten und bedauerlichſten Erſchenungen anſeres Wirt⸗ ſchaftslebens, auf die hier bereits bei einer früheren Ge⸗ legenheit mißbilligend hingewieſen wurde, und es kann nur abermals dazu geſagt werden, daß mit vierzig Jahren noch keiner ſo alt iſt, daß er ſchon abgehalftert werden müßte. Man ſollte auch bedenlen, daß man mit dem äl⸗ teren Angeſtellten, den man entläßt, meiſt ſeine Familie brotlos macht Etwas mehr menſchliche Rücksicht wäre in dieſer Frage wirklich angebracht und ſie wird vielfach auch mit dem größeren geſchäftlichen Nutzen zuſammenfallen. In Berlin hat man auf der Suche nach Erwerb, die dort beſonders fieberhaft betriehen wird, jetzt auch den darunter boczuſtellen hat? Nun, wie der See⸗ und Hafen⸗ lotſe Schiffe durch gefährliches Fahrwaſſer ſieuert, ſo bug⸗ ſiert der Aulolotſe ortsfremde Autler durch die ihnen un⸗ bekannten, gefahrvollen Straßen der Weltſtadt. Alſo nur ein Beruf für Berlin und andere verkehrsreiche Groß⸗ ſtädte? Ich meine, auf Landſtraßen durch ſchwieriges Ge⸗ lände könnte ein Autolotſe auch gute Dienſte leiſten, viel⸗ leicht paſſierten dann weniger Unglücksfälle. Die Mehr⸗ zahl wird ja doch dadurch herbeigeführt, daß jemand am Lenkrade ſitzt, der die Straße nicht kennt und ahnungslos wie der Reiter auf dem Bodenſee, darauf losjagt. Und auf einmal gibt es kein Halten und kein Zurück mehr; die Kataſtrophe iſt unvermeidlich geworden. Nachdem der Be⸗ ruf des Autolotſen jetzt entdeckt iſt, ſollte man ihn nach der angedeuteten Richtung hin auszubauen ſuchen, um vorzu⸗ beugen, daß noch jeder Chauſſeeſtein zu einem Grabſtein, jeder Chauſſeegraben zu einem Maſſengrab wird. Auch Liebhabereien ſind der wechſelnden Mode unter⸗ worfen, auch die Steckenpferde der Erwachſenen haben ihre jeweiligen Favoriten. Von den unzähligen Gruppen der Sammler und Züchter hat bald dieſe, bald jene die Füh⸗ rung und die ſtärkſte Anhängerſchaft. Ich hatte es für einen Zufall gehalten, daß mir letzthin mehrere Bekannte mit Stolz ihre Kakteenſammlung gezeigt hatten und daß ich des öfteren von Kugelkakteen, Stengelkakteen und ähn⸗ lichem hatte reden hören, wo ich mir das Intereſſe für dieſe ſtacheligen Dinge nicht erklären konnte. Aber da las ich geſtern im Schaufenſter einer Blumen⸗ und Pflanzenhand⸗ lung in Rieſenſchrift:„Kakteen die große Mode!“ Und als ich den Inhaber fragte, ob etèa die Damen ſich Kak⸗ teen auf die Hüte pflanzen oder ſie ſich, auf eine Schnur gezogen, als Kette um den Hals legen wollten, antwortete er lächelnd, nein, es ſei eine Herrenmode, wenn ihr auch manche Dame zugetan ſei. Man ſammle und züchte Kak⸗ teen, und in keiner beſſeren Wohnung dürfe dieſer Schmuck heute fehlen, und falls ich unbegreiflicherweiſe noch keine derartige Sammlung beſäße, ſollte ich unter den verſchie⸗ denen Kollektionen, die er zuſammeneſtellt hätte, nur ſo⸗ gleich meine Auswahl treffen. Es ſeien doch auch ganz entzückende Gewächſe. f neuen Beruf entdeckt— den des Autolotſen. Was man ſich Landwirtſchaftliches. Roggenſaat will den Himmel ſehen. In dieſem Jahre iſt die Getreideernte ſpäter als ſonſt geworden und damit wird die Zeitſpanne, die für die Vorbereitungen für die Herbſtſaat zur Verfügung ſteht, eine kürzere. Es muß deshalb mehr als ſonſt dar⸗ auf geachtet werden, daß der Boden vor Beginn der Saat genügend abgelagert iſt, bezw. daß er— am beſten durch Anwendung eines Untergrundpackers— vorher genügend gefeſtigt wird. Auf friſch gepflügtem und lok⸗ kerem Boden kommt das Saatkorn zu tief in den Boden a und namentlich Roggen iſt gegen eine tiefe Unter⸗ ringung ſehr empfindlich.. 8 a 1— 8 2 N ö N. N 8 W 44 9779 5 W. 0 722 N 0 1 Daß gerade der Roggen eine möglichſt flache Saat derlangt, hängt mit der Art ſeiner Bewurzelung zuſam⸗ men. Der Roggen entwickelt ſeine Wurzeln dicht unter der Erdoberfläche, und man muß deshalb im Frühjahr bekanntlich mit dem Eggen oder Hacken des Roggens ſehr vorſichtig ſein. Bei flach geſätem Roggen entwickeln ſich, wie die Abbildung zeigt, nach oben hin ohne wei⸗ teres die Blätter und nach unten hin die Wurzeln. Bei einem Roggenkorn, das zu tief in den Boden hineinge⸗ raten iſt, entwidelt ſich nach oben hin zunächſt ein ſchwa⸗ cher Blattrieb. Daneben wächſt dann ein ſogenanntes rhizomartiges Glied nach oben und an dieſem entwickelt ſich dann, dicht unter der Erdoberfläche, der eigentliche Beſtockungsknoten, von dem aus loste Blattriebe nach 5 0 und auch ein neues Wurzelſyſtem nach unten hin geht. Bei einem tief liegenden Saatkorn dauert es nun zu⸗ nächſt ſchon längere Zeit bis der grüne Blattkeim die Erddecke durchbrochen hat, dann wird das rhizomartige Glied gebildet und dann erſt beginnt das Wachstum der eigentlichen Pflanze. Bei zu tiefer Saat geht daher die ganze Herbſtentwicklung nicht ſo ſchnell vorwärts, wie es ſein müßte. Der Beſtand kommt ſchlecht in den Win⸗ ter und wird auch im nächſten Jahre einen geringeren Ertrag liefern. i Der Acker iſt für die Beſtellung gut vorbereitet, wenn er ſo feſt iſt, daß einzelne Körner gar nicht in den Boden hineinkommen, ſondern obenauf liegen bleiben. Bei der Roggenſaat ſagt man daher:„Der Roggen will de Him el ſehen“, womit geſagt ſein ſoll, daß es rich⸗ tig iſt, wenn einzelne Körner unbedeckt bleiben. 8 05 1 12 0 N 8 5, . 4 0 7 22 —— 8 0 II reihig, mit Ruchouguert Eigene Fubrikafion, Sfo- Einkauf in ersfen Fabriken, d edurch die groge Ceistungsfugio keit. Nur beste Quadlilaiten, neueste Formen au Dilligsfen Preisen. Mod. Winter- Muüniel 50. 42.—, 3J2.—, 29. Eleg. Winter- Mäntel aus guten Flauscù stoſſen, mit Abseit⸗ 75.—, 65.—, 58.—, 50. i Mocdlell. Mintel Ersala fur Maßarbeit 135.—, 120.—, 108.—, 90. Tuchqualitaten Scſuburze Palelots mit Samtgragen, aus gieten Melton- und 65.—, 35. 48.— 35. Mod. Gehrock Paletois wit Samibragen 90.—, 70.-, 55. 48. 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Auf noch bisher ungeklärte Weiſe ſtürzte der Laſt⸗ wagen der Firma Dörflinger von Lörrach, trotzdem er allein auf der breiten Landſtraße fuhr, die ſteile Böſchung hinunter und überſchlug ſich. Dem verheirateten Chauffeur Ernſt Mannhart von Stein wurde der Bruſtkorb einge⸗ drückt, ſo daß er nur noch als Leiche unter den Trümmern bhervorgezogen werden konnte. Kehl.(Eine ehrliche Finderin.) Ende letzter Woche ließ ein Reiſender aus dem Elſaß auf dem hieſigen Poſtamt einen Briefumſchlag mit 100 Mark und einem Scheck von 2000 Franken liegen. Als er wiederkam, war der Briefumſchlag nicht mehr da. Ber einer ſpäteren Nach⸗ rage konnte das verlorene Geld zurückerſtattet werden. Eine Angeſtellte der Spedition Rehmann hatte den Brief gefunden und abgeliefert. Schabenhauſen b. Villingen.(Feuer durch Brand⸗ ſtiftung.) In dem alleinſtehenden Hannislehof brach in der Nacht Feuer aus, welches in kurzer Zeit das ganze Anweſen in Schutt und Aſche legte. Den der Gemeinde gehörigen Hof bewohnten zwei Familien, welche durch den Brand obdachlos geworden ſind. Das Inventar konnte nur teilweiſe gerettet werden, auch verbrannte viel Heu und Stroh. Man vermutet Brandſtiftung. Plittersdorf.(Vom Tode des Ertrinkens ge⸗ rettet.) Der Chriſtian Müller von hier, der zur Zeit in Gaggenau beſchäftigt iſt, hat hier bei den Eiſenwerken ein 5jähriges Kind vom Tode des Ertrinkens gerettet. Das Kind war bereits bewußtlos geweſen. Die ſofort an⸗ 1 Wiederbelebungsverſuche waren von Erfolg be⸗ eite f *—— 4 Aus Nah und Fern. 1*— Darmſtadt.(Der Meſſingkäfer.) Es iſt erneut ein Haus feſtgeſtellt worden, in dem der Peſhnabeſer aufgetreten iſt, und zwar in der Kaſinoſtraße Nr. 17. Da⸗ nach ſcheint der gefährliche Käfer in Darmſtadt weiter verbreitet zu ſein als man urſprünglich annahm. Mainz.(Das Revolverattentat auf die ge⸗ 8 ſchiedene Frau.) Der Taglöhner Peter Brenner aus Bechtheim, wohnhaft in Finthen wurde nunmehr vom hie⸗ den Schwurgericht wegen Mordverſuchs an ſeiner ge⸗ Eeſdenen Frau und Bedrohung in zwei Fällen zu einer eſamtgefängnisſtrafe von fünf Jahren und ſechs Mo⸗ Ruten Zuchthaus jverarteilt. Die bürgerlichen Ehrenrechte kuf den ihm auf die Dauer von 10 Jahren aberkannt und ußerdem die Zuläſſigkeit der Stellung unter Polizei⸗ aufſicht ausgeſprochen. Bingen.(Wieder das„geheimnisvolle Auto“.) Das„geheimnisvolle Auto“ iſt wiederum im Winger Hinterland aufgetaucht. Der 37 Jahre alte Land⸗ unt Gg. Dünges 6. aus Elsheim wurde nach ſeiner Aus⸗ 7 am Abend gegen 7 Uhr, als er auf der Straße iſchen Schwabenheim und Elsheim, die übrigens ge⸗ 3 iſt, ein dort haltendes unbeleuchtetes Auto pafſierte. 15 den beiden Inſaſſen angehalten, die verſuchten, ihn 8 das Auto hineinzuzerren. D. ſetzte ſich zur Wehr und 5 entſpann ſich ein Ringen, wobei alle drei in den Stra⸗ unde raben fielen. Der Ueberfallene erwiſchte einen Stein 0 ſchlug mit dieſem auf die beiden Anbekannten ein, die fub des kräftigen Widerſtandes von D. abließen und davon⸗ 0 ren. Die be den Autoinſaſſen ſprachen während des Vor⸗ nges kein Wort.— Nach einer weiteren Meldung aus 8 wißenheim wurde ein junger ee aus Stadecken eiſchen Jugenheim und Stadecken ebenfalls von dem„ge⸗ den hfsvollen Auto“ überraſcht. Die Autoinſaſſen fragken n Radfahrer nach dem Wege in Richtung Ingelheim. ſſckeſer, der gewarnt durch Vorgänge ähnlicher Art, vor⸗ ichtig war, fuhr, ohne zu antworten, ſchnell davon. bre Eſchwege.(150 0 Zentner Getreide ver ⸗ a Gute f. Durch ſpielende Kinder entſtand auf einem üte bei Lauchſtädt ein Feuer, das ein en Getreidedie men die mehr als 1500 Zentnern Weizen und einen Stroh⸗ men vernichtete. non Frankfurt 2 M(Ein Schwindler feſtge⸗ ommen.) Die Kriminalpolizei nahm den ſchon ſeit Stongten von der Heimatbehörde geſuchten ſerbiſchen 1 elenatsangehöorigen Andrya Delini wegen Rieſenſchwinde⸗ und eſt. Der Mann gab bei vielen hieſigen Firmen 280 ſolchen benachbarter Städte 9 Beſtellangen für auf von ihm in Belgrad angeblich betriebene Apothele Er und erſchwindelte ſich dabei erhebliche Geldbeträge. 5* dabei an, daß ſein Geld, das er aus Wien er⸗ dhäcklie aus eblieben ſei und er ſich jetzt in großer„augen⸗ „eklicher“ Verlegenheit befinde. Soh Wetzlar.(3u Tode gedrückt.) Der 15jährige 5 des Landwirts Althaus in Münchholzhauſen wurde drüc ſcheuenden Pferden ſo ſcharf gegen einen Baum ge⸗ daß er bereits auf dem Wege nach dem Eltern⸗ baus verſtarb. * 60 ine in Anfall des Verkehrsflugzeuges München⸗Mann⸗ fen Das Flugzeug geriet am Dienſtag um die Mittags- unde bei Genkingen(Württ) in ſo dichten Rebel, daß 55 flugzeugführer bis auf 20 Mtr. niedergehen mußte, Als ſich nach einem Platz für die Notlandung umzuſehen. wa, er, dicht über die Dächer von Genkingen geflogen Be, ſah er ſich plötzlich vor einer Gruppe großer Buchen. 5 dem Verſuch die Maſchine über die Bäume weg⸗ der den, ſtieß er mit der linken Tragfläche gegen einen 5 Bäume, wodurch das Flugzeug zum Abſturz gebracht rde. Glücklicherweiſe erlitten die Infaſſen Rechtsanwalt and alan Mayer und Fabrikant Pfeiffer aus Mannheim der Pilot nur leichtere Verletzungen. ewig verſchloſſen ſind. Lokales und Allgemeines. Seckenheim, 7. Oktober. Ein Turn⸗ und Spielfeſt der Blinden fand am Mitt⸗ woch wieder in der Blindenanſtalt Ilvesheim ſtatt. Wir bedienen uns zu dieſer Veranſtaltung gerne einer Auslaſſung der„Neckarbergſtraßpoſt“. Sie ſchreibt: Ein wohlgelungenes Turn⸗ und Spielfeſt zeigte den friſchen, frohen Geiſt, der im Gegenſatz zu der düſteren Anſtalts⸗ ſtimmung früherer Zeit heute in der Blindenanſtalt zu Ilvesheim herrſcht. Oberſter Grundſatz der Blinden⸗ erziehung iſt heute: Weckung und Stärkung des Selbſt⸗ vertrauens. In ſchönen Worten umſchrieb ihn in einer kurzen Anſprache Herr Direktor Koch, dieſer erfahrene und warmherzige Blindenpädagoge, unter deſſen Leitung die Ilvesheimer Anſtalt zu einer der bekannteſten in der Fachwelt wurde.„Das blinde Kind empfindet auch Freude, laßt es nur an die Freude heran. Es iſt wiſſensdurſtig, laßt ihm nur den Quell des Wiſſens ſprudeln“. Dem blinden Kinde ſei das Bedauertwerden geradezu abſcheulich. Es habe ſich damit abgefunden, daß es blind iſt, es will! ſeine Kräfte meſſen, ſich einfügen als nützliches Glied der Geſellſchaft. Deshalb müſſe ſein Wille geſtärkt, das Bewußtſein der Blindheit behoben werden. Wie man dies zu erreichen ſuche, zeigten die Kinder im Turnen und Spiel. Unſere Blinden wollen ſich einfügen in das Erwerbsleben, wenn ſie aus der Anſtalt entlaſſen werden. Daß es möglich ſei, bewieſen die vielen Blinden im Haushalt, in den Büros, den Werkſtätten, den Studierſtuben. Es den Blinden leichter zu machen, zu ringen im harten Leben draußen, ſei Aufgabe der Erziehung. In bewundernswerter Weiſe zeigten ſich geſtern wieder die Früchte dieſe Methode. Die blinden Kinder ſangen nicht nur tadellos im Chor, ſie turnten und ſpielten wie ſehende. Die Mädchen tanzten Reigen, machten gymnaſtiſche Uebungen, die Buben, in leichter Turnertracht, machten Freiübungen, zeigten Darbietungen an Barren und Reck, vor denen ſelbſt ein Turner Reſpekt haben konnte. Zu den Tänzen u. Reigen ſpielte die blinde Hauskapelle auf, zum Teil Violinen und Gitarren, zum Teil ſogar ein richtiges Blasorcheſter blinder Knaben. Auf dem Klavier wurden mehrere vierhändige Stücke, die von großer Sicherheit zeugten, zu Gehör gebracht. Es war ein eigenartiges Bild: Die munteren Knaben und die buntbekränzten Mädchen im herbſtlichen Garten bei frohem Spiel und Tanz. Wir lachten und freuten uns mit ihnen. Sie ſahen ja nicht den Zug, der ſich uns trotz allem wehmütig um den Mund legte bei dem Gedanken, daß ſie die farbenlohende Schönheit des Herbſtes, die bunte Pracht der Dahlien und Aſtern, das Spielen der Sonnen⸗ ſtrahlen auf den ſich färbenden Blättern niemals ſchön⸗ heitsgierig in ſich aufnehmen können, weil ihnen die Zauberfenſter zur Wunderwelt der Form, die Augen, Schu und Hilfe gegen ſpinale Kinderlähmung. Vom Reichsausſchuß für pg* wird geſchrieben: Die ſpinale Kinderlähmung hat in einigen Teilen Deutſchlands einen epidemiſchen Charakter angenommen und dadurch weite Kreiſe der Bevölkerung mit Furcht und Schrecken erfüllt. Da der Sitz der Krank⸗ heitskeime und die Anſteckungswege von Menſch zu Menſch bekannt ſind, ſo läßt ſich durch Aufklärung und zweck⸗ mäßiges Verhalten der Weiterverbreitung Einhalt tun. Durch den polizeilichen Meldezwang kommt jeder Fall zur behördlichen Kenntnis und werden von Amtswegen die e e Abſonderungs⸗ und Desinfektionsmaf⸗ nahmen eingeleitet. Deshalb iſt es 14115 daß vor allem das Publikum keine Krankheitsfälle zu verheimlichen ſucht und ſchon bei e Verdacht einen Arzt zu Rate zieht. Durch Merkblätter uſw. wird die Bevölkerung über das Weſen der Krankheit wie über die Vorſichtsmaßnahmen aufgeklärt. Die Befol⸗ gung der Vorſchriften iſt auch für Geſunde von größter Bedeutung, da dieſe, ohne ſelbſt zu er⸗ kranken, doch Krankheitsträger ſein können. Wimn ſo der Weiterverbreitung der Krankheit wirkſam ent⸗ gegengearbeitet werden kann, ſo vermag andererſeits auch der Arzt bei der ſchon ausgebrochenen Erkrankung häuf g erfolgreiche Hilfe zu leiſten. Schließlich ſei noch bemerkt, daß durchaus nicht jede Erkrankung zu Lähmungen und Verkrüppelungen führen muß, ſondern daß, 1 5 von den leichten Fällen, in denen die Lähmung raſch völlig zurückgeht, eine Heilung oft noch nach onaten unter geeigneter Behandlung erfolgt. Stimmen aus unſerem Leſerkreis. Für Artikel unter dieſer Rubrik übernimmt die Redaktion nur die preßgeſetzliche Verantwortung. Durch die abnormale Witterung in dieſem Jahre konnten bis jetzt im Vergleich zu früheren Jahren ſehr viele Feldfrüchte nicht heim⸗ gebracht werden. Die jetzigen ſchöne Taz e bringen dem Landwirt Arbeit über Arbeit. Da ſollen Kartoffeln ausgerodet werden, Rüben eingebracht und die Herbſtſaat bei der vorgerückten Zeit in den Boden gebracht werden. Trotzdem die Arbeit jetzt ſehr groß iſt, öffnete die hieſige Volksſchule am Mittwoch ihre Pforten. In einzelnen Gemeinden wie Schwetzin en, Friedrichsfeld u. a erkannte die Schulleitung die Arbeitsüberhäufung an und verlängerte die Herbſtferien um 2½ Wochen, was im Intereſſe der landwirtſchafttreibenden Bevölkerung nur begrüßt wurde. Hier in Seckenheim, wo doch mehr Landwirtſchaft getrieben wird und ein großer Prozentſatz anderer Leute ihre Kartoffeln ſelbſt bauen, konnte man die Notwendigkeit einer Herbſtferienverlängerung bedauerlicherweiſe nicht erkennen, und es iſt zu verwundern, daß erſt darauf aufmerkſam gemacht werden muß Im Intereſſe vieler 8 dieſe Zeilen bei den maßgebenden Stellen Gehör finden. 5 Der Schwindler, der vergangene Woche ſein Glück hier in Seckenheim, natürlich mit negativem Erfolg verſuchte, treibt jetzt mit demſelben Trick in der Umgebung von Heidelberg ſein Anweſen, indem er den Leuten vorſchwindelt, ein Heidelberger Profeſſor würde in nächſter Zeit Bodenunterſuchungen und Bohrungen bet ihnen vornehmen. Der Schwindler läßt ſich Vorſchüſſe in beträchtlicher Höhe geben, die er dann in Anweſenheit der Leute mit einem entsprechenden Brief an die betreffenden Heidelberger Univerſitäts⸗Inſtitute einſendet. Natürlich läßt er das Geld vorher verſchwinden und ſchickt nur die Briefe ab, von denen ſchon einige Briefe bei den Heidelberger Stellen eingelaufen ſind. So treibt er den Schwindel, wie uns gemeldet wurde, bereits in Plankſtadt, Eppelheim und Ziegelhauſen. Der Schwindler iſt etwa 25 bis 28 Jahre alt und gut gekleidet. Er unterſchreibt in den Brie⸗ fen als Dr. und einen unleſerlichen Namen. Die Krimi⸗ nal⸗Polizei iſt bereits auf der Suche nach dem Schwindler. 22. e Marktberichte vom 6. Oktober. Mannheimer Produktenbörſe. Infolge des hohen fü⸗ diſchen Fetertags war der Die an der hieſigen heu⸗ tigen Börſe äußerſt klein. Die Preiſe ſind unverändert. Infolge ſchwachen Beſuchs der Börſe wurden heute Preis- kotierungen nicht vollzogen. 3 Mannheimer Kleinviehmarkt. Für den Kleinviehmarkt am Donnerstag betrug der Auftrieb: 74 Kälber, 6 Schafe, 129 Schweine, 640 Ferkel und Läufer, 7 Ziegen. Bezahlt wurden pro 50 Kilo Lebendgewicht: Kälber—, 82 bis 86, 77 bis 81, 66 bis 70, 60 bis 65; Schafe nicht notiert; Schweine 74 bis 75, 74 bis 75, 74 bis 74, 73 bis 74, 70 bis 71, 64 bis 68, 58 bis 62; Ferkel und Läufer 6 bis 26 Rm. pro Stück.— Marktverlauf: mit Kälbern mittel⸗ mit 8 5 mit Schweinen ruhig, langſam geräumt! mit Ferkeln und Läufern rubin. Wetterbericht vom 7. Oktober. 5 Das euroräiſche Hochdruckgebiet iſt ſehr ſtabil, wir können daher auch für einige Tage mit der Fortdauer der bisherigen trockenen Witterung rechnen. Auch die Bewölkung wird weiter zurückgehen. Vo rausſichtliche Witterung bis Sams⸗ tag, den 8. Oktober: Heiter und krocken mit Mor. gennebel, freie Lagen Nachtfröſte. 1 Palast-Theater an Raman. Ab heute „ N* N 1 * 75 1 DNN 5 en . 0 5* 0 1 7 N a 2 e N n N 2 22 EEELN e F LL 77 2 425 1 N 120 N U 1 n. e 77 E bunu e 4 8* eule . ug 1 0 7 5 Ne,, ee DDD 4 Ein ſonniger höchſt unpolitiſcher Großfilm um den alten pen mit der großen deutſchen Beſetzung: Grete Reinwald, Hans Brauſewetter, Herrmann Picha, Winterſtein und viele mehr.— Spontanen Beifall bei offener Szene melden alle Großſtädte von dieſen Aufführungen. 5 7 herrliche Akte. auf der Wolfsjagd. Ein Jagdfilm mit all den komiſchen Epiſoden die nur ein Pat& Patachon uns zeigen können. Eine Stunde bei ihnen wirkt Wunder, alle Sorgen ſind vergeſſen. Sie ſind und bleiben die Könige des Humors. a N 6 fröhliche Akte! bringt Bilder vom Zugunglück am 1¹ Cmolha-Woche Mont Blane— Das Wunder von Konnersreuth, Thereſe Reumann— Um Sacco und Vanzetti— Kunſt⸗ flugtag in Zürich— Abrüſtungskonferenzen u. amerik. Tankmanöver. Sonntag mittag von 3 Ahr ab große Vorſtellung. Dieſelbe Programmauffſtellung. Abends Anfang jeweils punkt 8 Ahr. Dieſes Programm bietet Ihnen einen genußreichen molligen Herbſtabend. ...!... ˙ KTK 0 Halle ich ur Virchneihe meine Schuhe? e fe Im Schuhhaus Weiekum, Hauptstr. 113 Tel 23 Aarzen III. S inmitten eines brandenden Sroßstadtverkehrs erhebt sich unser Spezialhaus für Herren- und Knabenkleidung, das nach den Plänen eines genialen Baumeisters errichtet wurde. Unsere Kunden werden ihre helle Freude an den mo- dernen und peatischen Hinrichzungen haben, mit denen die großen Verkaufsräume unseres Hauses ausgestattet sind. cee 91S den F. Oftloba- bormiltiags In Hir. Mannſielm Fachmännisch geschultes Personal iet zu aufmerksamster nnd entgegenkommenster Bedienung verpflichtet. S Marit Cate Das große Speꝛziahaus für Herren- und Knabenkleidung Feine Maßschneiderei. ee Turnerbund Jahn gomonbelm C. U. Heute Abend nach der Turnſtunde Zpieler⸗Herſammlung. Die Spieler der 1. wie 2. Mannſchaft wollen ſich vollzählig einfinden. Der Spielwart. Trischgehtelterten neuen Wein fig. L. Bühler, Weinhandlung. TIrbereln 1808 Pomonbein. Heute Abend findet nach der Turnſtunde eine Turner versammlung betr. Verbandsſpiele gegen Rheinau ſtatt Der Sportwart. Kleinkaltberſchüten⸗Berein„Aepublib“ Geckenheim. Heute Abend 8 Uhr im Nebenzimmer „Zur Pfalz“ f Derſammlung u. öchießabend. Der Vorſtand Rolchöbannor schwarz-ol-Holl Ortsgruppe Seckenheim. 9 Heute Abend 8 Uhr Zusammenkunft der aktiven Kameraden in der Wirtſchaft „Zur Pfalz'. Wichtige Beſprechung. Anſchließend auf Einladung des Klein⸗ kaliberſchützenvereins„Republik“ Gäſte⸗ ſchießen in der Kegelbahn. Der Kameradſchaftsführer. Mieftaubenperein Luftbote Seckenheim. Morgen Samstag Abend 9 Uhr Uersammlung im Lokal„Zum Stern“. Verrechnung der Preisflüge. Ring⸗Beſtellung. Der Vorſtand. Wirtschaft„Zur Pfalz“. Morgen Samstag früh Schlachtfest D Von 9 Uhr ab Keſſelfleiſch mit Sauerkraut. 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Allen Lichtſp ielfreun den Seckenheims Mr Sind vo K. U. k. Infanterie-Regiment Jin Milttärſchwank aus vergangenen Tagen in 7 großen zur Kenntnis, duß wir den Sperrſitz in 2 Logen umgebaut haben. . Anſer Spielplan von Freitag b. Montag 1 4 a l * Humor f 1 n der uralten Stadt an der Donau Wien, der tadt der Lieder, wo einſt Beethoven lebte Vaterſtadt war, in der Ludwig unſterbliche Werke ſchuf, die Franz Schuberts Anzengruber ſeine beſten Werke ſchrieb. Die Stadt des großen Volksbürgermeiſters Dr. Karl Lueger, wo der große Volksdichter Ferdinand Raimund lebte und wirkte. Die einſtige Heimat der großen Meiſter Hort hauſte ſeit drei Jahr⸗ wie Joſef Kainz. hunderten wie Raubritter in ihren Burgen das urwieneriſchſte aller Regimenter, das k. und Inf⸗Rgt.„Hoch⸗ und von Müttern gefürchtet und von Vätern ge⸗ ſchätzt wurde. In der Hauptrolle Paul Heidemann und 2. Der Prinzgemahl. Von einem der auszog und 0h die Krone eroberte In der Hauptrslle: George Walſch. Ergreifendes Spiel in 6 Akten. Anfang 8 Ahr. Sonntag mittag 3 Ahr. tſchmeiſter“ Nr. 4, das