7 Ledigenſteuer. Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.50, durch die Poſt Mk. 1.70. der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.30. nzeigenpreis: Die einſpaltige Petitzeile 20 Pfg. Reklamen 60 Pfg.— Bei Wiederholungen tarifl. Rabatt. Für Platz⸗Vorſchriften wird keine Garantie übernommen. ——ů— r ᷣ eee eee eee, 30. Jahrgang Tages. und Anzeigenblatt für deckenheimund Umgebung Amtliches Verkündblatt. Montag, den 28. Juli 1930 Annahmeſchluß für Inſerate und Rotizen vormittags 9 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„IJluſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig). „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Schriftleitung, Druck und Verlag: G. Härdle, Hildaſtr. 68. Fernſprecher Ro. 216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. No. 173 Für eilige Leſer. 5 28: Die pfälziſchen Abgeordneten der baheriſchen Volks⸗ artei haben im Landtag einen Antrag auf Amneſtierung r ſtraffälligen Separatiſtengegner eingebracht. Sei 15: Da bweder die Arbeitgeber noch die Arbeitnehmer die 228 5 115 die. en Sozialverſiche⸗ 1 ufbringen wollen, dehnt ſich der ausgebrochene Streik immer weiter aus. e 5 5 g 3: Der Beſuch des italieniſchen Königs und das groß⸗ mille Hilfswerk des Staates haben beruhigend und auf⸗ unternd auf die vom Erdbeben betroffene Bevölkerung gewirkt. 5 5 22: Der neue ruſſiſche Außenkommiſſar Litwinow trug Au ausländiſchen Preſſevertretern die Ziele der ruſſiſchen ußenpolitit vor, wobei er insbeſondere den Ausbau der re⸗ olutionären Errungenſchaften voranſtellte. Die Noiverordnungen. Mehr Tempo im Preis abbau! Berlin, 28. Juli. Die neuen Notverordneten, die vom Reichspräſidenten und der Reichsregierung erlaſſen wurden, ſind nun der Oeffent⸗ lichkeit übergeben. Reichsfinanzminiſter Dietrich ſtellte da⸗ bei feſt, daß ſich die erwarteten Steuereingänge dadurch, daß te neuen Steuern erſt am 1. September in Kraft treten kön⸗ nen, um 28 Millionen Mark vermindern. Dieſer Minder⸗ ertrag ſoll durch vermehrte Einſparungen im Haushalt ge⸗ deckt werden. Zuſammengefaßt ergibt die Deckung des Fehlbetrages von 760 Millionen folgendes Bild: Erhöhung des Beitrages zur Arbeitsloſenverſicherung und Arbeitsloſenverſicherungsreform 269 Millionen, Neichshilfe, Einkommenſteuerzuſchlag und Ledigenſteuer 274 Millionen, Verkürzung der Friſten bei der Tabakſteuer 48 Millionen, Einſparungen im Haushalt 134 Millionen, Verringerung des Fehlbetrages 1929 35 Millionen. „Miniſter Dietrich erklärte weiter, daß bei der Ar⸗ dentslolen verſicherung ernſthaft mit der Möglichkeit er Aeberſchreitung der Durchſchnittszahl von 1,6 Millionen ge⸗ rechnet werden müſſe. Die Reichsregierung würde deshalb beſtrebt ſein, mit allen nur moglichen Mitteln die Arbeitsloſig⸗ keit herabzudrücken. Die neuen Notverordnungen zerfallen in fünf Abſchnitte: 1. Haushalt und Deckungsmaßnahmen. Die Reichsregierung hat im Intereſſe einer geordneten Haushaltsführung den Haushaltsplan für 1930, wie er ſich ſtalt den Beſchlüſſen des Reichstages in zweiter Leſung ge⸗ ſtaltet hat, durch Notverordnungen in Kraft geſetzt. Neu aufgenommen ſind lediglich Beſtimmungen, die die Reichs⸗ regierung ermächtigen, die für die Vorbereitung und Durch⸗ ührung der Reichstagswahl erforderlichen Beträge, ferner 1 Betrag bis zu einer Million Mark anläßlich der Gru⸗ enkataſtrophe bei Neurode und ſchließlich einen Betrag bi⸗ 5 1,325 Millionen für die Mansfeld A.⸗G. zur Stützung des Kupfer- und Schiefer⸗Bergbaues bereitzuſtellen. Ferner wird 8885 Reichsregierung zur Ausgabe der im Haushalt für die Zwecke des Oſthilfe⸗Geſetzes vorgeſehenen Mittel auch vor Inkrafttreten eines Oſthilfegeſetzes ermächtigt. Die Ga⸗ ele iert mächtigung zur Förderung des deutſchen Außenhan⸗ 180 iſt im Intereſſe der Entlaſtung des Arbeitsmarktes auf 0 Millionen verdoppelt worden. Endlich iſt eine Ermächti⸗ gung zur Uebernahme von Zinsgarantien für die von der Beda ahn zum Zwecke der Arbeitsbeſchaffung bis zum bungen von 250 Millionen zu begebenden Schuldverſchrei⸗ dungen vorgeſehen. 5 b l Die Deckungsvorlagen a eſtehen wieder aus Reichshilfe, Einkommenſteuerzuſchlag und 5 Sie kehren im weſentlichen in der Faſſung der en Notperordnungen wieder. A finde Reichs hilfe, die vom 1. September bis 1. der 8 nächſten Jahres erhoben wird, beträgt 2,5 v. Die tebezäge abzuglich der Kinderzulage 5405 1 15 Aufſichtsratstantiemen 9 95 ichshi i i g iel⸗ 11 Geher hilfe mit 60 v. H. der im Jahre 1929 erzie u Der Einkommenſteuerzuſchlag beträgt 5 v. H. far 5 Einkommen e 8000 Hark. 5 1 N Lohnſter Ledig enſteuer beſteht in dem Wegfall der 105 Emtonbſchläge und in einem Zuſchlag von 10 v. H. bei verhe 3 über 220 Mark monatlich. Befreit ſind un⸗ 9 51 Frauen, denen Kinderermäßigungen zustehen, und 5 en ichtige, die zum Unterhalt ihrer geſchiedenen Ehefrau 8 8 bedürftigen Elternteils mindeſtens 10 v. H. ihres igen e den Bei den veranlagten Steuerpflich⸗ Mon 4 ga eh da 1 Ledigenzuſchlag nur für ſieben dem Ledigenzuſchlag. v. H. der Jahresſteuer für 1929 2. Neue Einnahmen für die Gemeinden. 1. Um der Notl i a K Notlage der Gemeindehaushälte abzuhelfen, ſol⸗ 152 die Gemeinden mit ſofortiger Wülſam tel. 5 erheben die doit zu er und Gemeindebierſteuer zu eſtellt ie den Gemeinden zur Auswahl zur Verfügung fahrtse r Gemeinden, deren Haushalte durch die Wohl⸗ en dan be loſenfürſorge außerordentlich belaſtet ſind, ſol⸗ ein eben auch von den übrigen Getränken eine Ge⸗ Realſtegerfankeſteuer erheben können. Nur wenn die die Ve erſätz e eine beſtimmte Höhe überſchreiten, tritt er pflichtung zur Erhebung der Bürgerſteuer und er f Reglern ng egen, zu denen, je nach der Höhe der e noch Zulchläge kreten. Im Gegenfaß zur fell * 7 5 4 N ſchließen. heren Vorlage wird eine Staffelung der Bürger⸗ ſteuer vorgeſchlagen. Der Satz beträgt im allgemeinen ſechs Mark. Er ermäßigt ſich für Perſonen, die nicht der Einkom⸗ menſteuerpflicht unterliegen, auf drei Mark. Er erhöht ſich aber auf 25 Mark bei Einkommen über 8000 Mark und dann weiter auf 50, 100, 200, 500 bis 1000 Mark bei den höchſten Einkommen. 3. Oſthilfe. Neben der im Haushalt vorgeſehenen Ermächtigung, die für die Oſthilfe beſtimmten Mittel auszugeben, ſoll die Be⸗ ſchaffung der für dieſes Jahr im Rahmen der ländlichen Sied⸗ lung und der Umſchuldung erforderlichen Kredithilfe ſichergeſtellt und der Vollſtreckungsſchutz geregelt wer⸗ den. Zur Beſchaffung des Dauerkredits für die ländliche Siedlung wird der Reichsregierung die Ermächtigung zur Uebernahme einer Garantie in Höhe von vorläufig 50 Mil⸗ lionen und zur Errichtung eines Siedlungsin⸗ ſtituts gegeben. Für die Umſchuldung ſtehen insgeſamt 100 Millionen an Garantien zur Verfügung. Es iſt zu erwarten, daß die preußiſche Staatsregierung gleichfalls einen entſpre⸗ chenden Betrag bereitſtellen wird. 4. Soziale Vorlagen. In der Frage der Arbeitsloſenverſicherung wird die vom Reichstag nicht mehr verahſchiedete Novelle im weſentlichen in Kraft geſetzt. Es handelt ſich um die Bei⸗ tragserhöhung auf 4,5 v. H. ab 1. Auguſt und um Einſparungsmaßnahmen, die etwa 100 Millionen betragen. Die Höhe der Anterſtützungen wird künftig in eine Beziehung zur Dauer der Anwartſchaft gebracht. Die Beſtimmungen über die Unterſtützung berufsüblicher Arbeitsloſigkeit bleiben auch für den kommenden Winter aufrechterhalten. Die nor⸗ male Dauer der Sperrfriſten beträgt künftig ſechs Wochen. Weiter wird die Wartezeit neu geregelt. Endlich enthält die Verordnung die Beſchränkung der Zuſchußpflicht des Rei⸗ ches. Auch die Kranken verſicherung iſt in die Not⸗ verordnung eingezogen worden. Die Krankenſcheinge⸗ bühr iſt auf 50 Pfennig feſtgeſetzt. Ebenſo ſind die Beſtim⸗ mungen über die Beteiligung der Verſicherten an den Koſten für Arzneimittel aufrechterhalten. Der Krankenkaſſen⸗ beitrag muß auf Grund der Verordnung neu feſtge⸗ ſetzt werden. Schließlich enthält dieſer Abſchnitt die vom Reichstag nicht mehr verabſchiedete Aenderung des Verſor⸗ gungsrechts, die in der Hauptſache den Zweck verfolgt, die Neuanmeldung von Kriegsbeſchädigtenrenten auszu⸗ 5. Verhütung unwirtſchafflicher Preisbildung. Durch dieſe Verordnung wird die Reichsregierung ermäch⸗ tigt, unter beſtimmten Vorausſetzungen durch Verwaltungs⸗ maßnahmen unwirtſchaftliche Preisbildungen auszuräumen. Ferner kann die Reichsregierung die Eingangszölle ſol⸗ cher Waren, deren Erzeugung oder Verkehr durch Preisbindun⸗ gen in unwirtſchaftliche Bahnen gelenkt wird, aufheben. Vor Erlaß einer dieſer Maßnahmen ſoll die Reichsregierung die beteiligten Wirtſchaftskreiſe hören und den Reichswirtſchafts⸗ rat um eine gutachtliche Stellungnahme erſuchen. Zur Begründung dieſer Verordnung wird von der Reichsregierung erklärt, daß die Anpaſſung der gebundenen Preiſe an die veränderte Wirtſchaftslage und die geſunkene Kaufkraft ſich zeitlich zu langſam und in ihrem Aus⸗ maße unzulänglich durchſetze. Infolgedeſſen ſei u. a. das Verhältnis der Preiſe von Waren und Leiſtungen zueinander vielfach in einer volkswirtſchaftlich nicht gerechtfertigten Weiſe verſchoben worden. Dadurch werde die Ueberwindung der wirtſchaftlichen Not erſchwert und verzögert. Bei dieſer, die öffentliche Sicherheit und Ordnung erheblich gefährdenden Lage müſſe die Reichsregierung es ſich angelegen ſein laſſen, Mißſtände dieſer Art zu beſeitigen. Sie rechnet dabei auf die verſtändnisvolle Mitarbeit der beteiligten Wirtſchaftskreiſe. Soweit dieſe jedoch im Einzelfalle nicht zu gewinnen ſein, gebe die Verordnung der Regierung die Mittel an die Hand, das im Intereſſe der Geſamtheit Not⸗ wendige auch gegenüber Widerſtrebenden ſchnell und wirkſam durchzuſetzen. Die bayeriſche Regierungskriſe. „Die Wege zu allen möglichen Konſequenzen offen.“ München, 26. Juli. Die„Bayeriſche Staatszeitung“ ſchreibt zu dem Schei⸗ tern des Friedensſchrittes der Deutſchnationalen, der Ein⸗ tritt in die alute Regierungskriſe in Bayern habe nicht verhindern werden können. Die Wege zu allen möglichen Konſequenzen ſtünden reſtlos offen. Man dürfte vor der Tatſache, daß nunmehr die Si⸗ tuation für die Rumpf⸗Regierung und für die Rumpf⸗ Koalition nicht gerade einfach und angenehm iſt, nicht die Augen verſchließen, ſo wenig wie vor der Möglichkeit, daß ſich angeſichts der vor der Tür ſtehenden parlamentariſchen Entſcheidung über das Finanzgeſetz die Ereigniſſe überſtür⸗ zen können. Es gebe in der gegenwärtigen Situation wohl nur den einen Weg, daß die Regierung ihre Steuerwünſche mit Hilfe des Paragraphen 64 der bayeriſchen Ver⸗ faſſung zum Geſetz erhebt und es darauf ankommen läßt, ob ein Mißtrauensantrag gegen ſie im Landtag geſtellt wird, der eine ausreichende Mehrheit findet. Abgeordneter Bernzott(B. Vp.) hat mit Anter⸗ ſtützung ſeiner pfälziſchen Fraktionskollegen folgenden Antrag im Landtag eingebracht:„Der Landtag möge beſchließen, die Staatsregierung zu erſuchen, ſchleunigſt einen Geſetzent⸗ wurf vorzulegen, durch den alle Straftaten, die während der Beſatzungszeit im berechtigten Abwehrkampf gegen den Se⸗ poratismus oder in unmittelbarem Zuſammenhang mit der Beſatzung erfolgt ſind, amneſtiert werden.“ 0 1 Trauertag in Koblenz. Die Beiſetzung der Opfer des Brückeneinſturzes.— Gemein⸗ ſames Ehrengrab neben den Gefallenen.. Koblenz, 27. Juli. Die Stadt Koblenz gab am Samstag den Toten der Brückenkataſtrophe das letzte Geleit. Nach dem feierlichen Pontifikalrequiem, das von Biſchof Dr. Bornewaſ⸗ ſer⸗Trier in der Herz⸗Jeſu⸗Kirche abgehalten wurde, wanderten Tauſende und Abertauſende hinaus zur Telegraphen⸗Kaſerne wo die Toten in einem großen Raum aufgebahrt waren. Tie erſchüttert nahmen in endloſen Reihen die Koblenzer Bürger von den unglücklichen Opfern Abſchied. In der Mitte des Raumes hatte man die Kränze des Reichspräſidenten, der Reichsregierung, des Reichskanzlers, des Reichsverkehrsmini⸗ ſters u. a. aufgeſtapelt. Selbſt die Stadt Innsbruck, die Patenſtadt von Koblenz, hatte ihre Anteilnahme durch Nie⸗ derlegung eines Kranzes ausgedrückt. Die Kranzſchleife trägt die. Inſchrift:„In Freud und Leid innig verbunden, die Stadt Innsbruck.“ N Bei dem außerordentlich großen Gedränge wurde eine große Anzahl Perſonen von Ohnmachtsanfällen betroffen. Immer wieder mußten Sanitätsmannſchaften, Feuerwehr und Schutzpolizei ſich in das Gewühl hineinarbeiten, um zu Boden geſunkene Kinder und Frauen herauszuholen. Um 4,15 Uhr nachmittags ſetzte ſich von der Telegra⸗ phenkaſerne 5 f der Leichenzug in Bewegung, der etwa eineinhalb Stunden brauchte. Die Feuerwehrkapelle marſchierte an der Spitze, worauf etwa 500 Mann des Mittelrheiniſchen Sängerbundes folgten. Dieſem ſchloſſen ſich der Königin⸗Luiſen⸗Bund, deſſen Mitglieder in kornblumenblauer Ordenstracht erſchienen waren, ſowie ſämt⸗ liche Vereine der Stadt Koblenz und der näheren umgebung, die 154 Fahnen mitführten, an. Stumme Ergriffenheit be⸗ mächtigte ſich der Zuſchauer, als die Leichenwagen mit den unglücklichen Opfern vorbeifuhren. Auf zehn in Schwarz ausgeſchlagenen Leichenwagen waren jeweils zwei Särge auf⸗ geſtellt, auf denen die Namen der Verunglückten angebracht waren. Neben den Leichenwagen ſchritten Abordnungen der Feuerwehr und der Sanitätskolonne mit brennenden Fackeln. Die Vereine gaben dem Leichenzug bis zum Barbarakloſter das Geleit, teilten ſich dann in Gruppen zu beiden Seiten der Straße und bildeten ſo ein Spalier zur Durchfahrt. Zum Friedhof hatten nur die Angehörigen der Opfer und Perſönlichkeiten, die mit beſonderem Ausweis verſehen waren, Zutritt. In der Nähe des Ehrenfriedhofes hielt der Leichenzug an. Die Särge wurden durch Feuerwehrmannſchaften an das offene Grab getragen und reihenweiſe dort niedergeſtellt. Die eigentliche Beiſetzungsfeierlichkeit wurde mit einem Choral eingeleitet, worauf ein katholiſcher und ein evange⸗ licher Geiſtlicher die Grabſtätten einſegneten. Sodann hielt Domkapitular Dr. Fuchs als Vertreter des Biſchofs von Leichenrede, worauf Generalſuperintendent D. Trier die Stoltenhoff ſprach. Der Mittelrheiniſche Sängerbund ſang weihevoll„Wie ſie ſo ſanft ruh'n“. Nach dieſem Lied ſchritt, ſichtlich ergriffen, Reichs miniſter v. Guerard an das offene Grab, um als Vertreter des Reichspräſidenten und der Reichsregierung eine Anſprache zu halte. Im Auftrage der preußiſchen Staatsregierung ſprach darauf der preußiſche Wohlfahrtsminiſter Dr. Hirtſiefer. Der Ko⸗ blenzer Oberbürgermeiſter Dr. Ruſſell ſandte zum Schluß ſeinen auf ſo tragiſche Weiſe verunglückten Mitbürgern den letzten Gruß nach. 7 Mit einem Geſangsvortrag„Es iſt vollbracht“ und einem Choral ſchloß die tief ergreifende Beiſetzungsfeierlichkeit für die Opfer der furchtbaren Kataſtrophe. N Notpolizei in Thüringen? Dr. Frick über ſeine Politik. a W München, 26. Juli. In einer nationalſozialiſtiſchen Verſammlung ſprach der thüring ſche Miniſter Dr. Frick über ſeine Arbeit in Thü; ringen. Der Kampf in Thüringen, ſo führte er aus, ſei nur als Anfang eines Ringens zwiſchen dem Geiſte des Freiheitswillens und dem Berliner Geiſt des endloſen Ver⸗ zichts zu werten. 1 Als die Nationalſozialiſten mit der Arbeit in Thüringen begonnen hätten, habe das Land mit einem Fehlbetkag von 22 Millionen vor dem Staatsbankerott geſtanden. Heute ſei Thüringen das einzige Land mit einem ausgeglichenen Haushalt. f Dr. Frick behandelte dann den Kampf um die Be⸗ ſetzung der Landespolizei und erklärte, man gehe hier gegen ihn vor, obgleich der Nationalſozialismus im Gegenſatz zu der marxiſtiſchen Bonzenwirtſchaft dem Leiſtungs⸗ prinzip huldige.. ö Sollte der Staatsgerichtshof auch hier endgültig gegen ihn entſcheiden, ſo werde eine Notpolizei aufgeſtellt wer⸗ den müſſen. Die Männer dazu ſeien ſchon da. N Zwei Deutſche tödlich abgeſtürzt. Neue Opfer des Europa⸗Nundflugs. f J de Berlin, 27. Juli. Wie die Wettbewerbsleitung des Europarundflugs mit⸗ teilt, iſt das Flugzeug C 4 mit Offermann und Jer⸗ zembſki bei der Landung in Lyon gegen eine Antenne ge⸗ ſtoßen und abgeſtürzt. Die beiden Füeger konnten nur als Leichen geborgen werden. 0 s N Offermann war einer der älteſten deutſchen Sportflieaer. 2 2 K 2 4 5 Die franzöſiſche Sozialverſicherung. Ausdehnung des Streiks in Nordfrankreich. ö Paris, 26. Juli. Die Streikbewegung in der nordfranzöſiſchen Metall⸗ und Textilinduſtrie hat ſich in den letzten 24 Stunden wei⸗ ter ausgedehnt. In Lille, dem Zentrum der Bewegung, ſtreiken faſt 15 000 Arbeiter. Eine Beſprechung mit den Arbeitgebern und Arbeit⸗ nehmern führte zu keinem Ergebnis, da ſich die Ar⸗ beitgeber weigerten, der geforderten Lohnerhöhung, die die Abgabe für die Sozialverſicherung wett machen ſollte, ſtatt⸗ zugeben. In der Nähe der belgiſchen Grenze kam es zu einem Zwiſchenfall, als ein mit 25 belgiſchen Arbeitern beſetzter Laſtwagen nach Baillaul fuhr, wo die Belgier in einer Textilwarenfabrik arbeiten. Kurz vor der Stadt wurden ſie von Streikenden mit Steinen beworfen. Vier von ihnen wurden dabei ſo ſchwer verletzt, daß ſie in ein Krankenhaus übergeführt werden mußten. Die Polizei nahm fünf Ver⸗ haftungen vor. Die Streikbewegung hat ſich nunmehr auch auf Lille⸗ bonne, in der Nähe von Le Havre, ausgedehnt, wo faſt 2000 Textilarbeiter die Arbeit niedergelegt haben. In Pouen erhöhte ſich die Zahl der Streikenden um 3000, von denen allein 1200 Hafenarbeiter ſind. Auch hier kam es zu einigen Zuſammenſtößen zwiſchen Streikenden und Arbeitswilligen. Ein Arbeiter wurde dabei in den leeren Packraum eines Schleppers geworfen und er⸗ litt ſchwere Verletzungen. In Maubeuge nimmt die Be⸗ wegung ebenfalls von Tag zu Tag zu. Lütwinows Programm. Ausbau der Revolution das Ziel der Sowjetpolitik. M Kobwno, 26. Juli. Wie aus Moskau gemeldet wird, gab der neuernannte Außenkommiſſar Litwinow vor der ausländiſchen abel Erklärungen über die Außenpolitik der Sowjet⸗Union ab. 3 7 Er ſagte, ſeine Ernennung zum Außenminiſter werde kei⸗ nen Wechſel in der Außenpolitik der Sowjetunion mit ſich bringen. In einem Lande, in dem unter der Diltatur des Proletariats die Arbeiter und Bauern voll und ganz über die Macht verfügten, werde die Außenpolitik nur durch ihren Willen beſtimmt. Die Grundlage jeder Außenpolitik der Sowjetunion bil⸗ deten die Grundſätze der Oktoberrevolution. In der Vertei⸗ digung der Errungenſchaften der Revolution ohne Störun⸗ gen von außen oder durch militäriſche Interventionen kapi⸗ taliſtiſcher Staaten erblicke die Sowjetregierung ihre Haupt⸗ aufgabe. Das erſte Ziel ſei gegenwärtig die Durchführung des ſozialiſtiſchen Aufbaues. Man müſſe dabei bedenken, daß die Sowjetunion ſich in einer Ausnahmeſtellung befinde, da ſie allein ein ſozialiſtiſcher Staat, aber überall von kapitali⸗ ſtiſchen Ländern umgeben ſei. Dieſe Tatſache dürfe nicht überſehen werden. ——— 2 27 2 9 2 Die Türkei begünſtigt Rußland! Aufrollung des beßarabiſchen Problems.— Aſiatiſche Orien⸗ ö tierung der Türkei? M Bukareſt, 26. Juli. i In amtlichen rumäniſchen Kreiſen hat ein vielbeachteter Artikel der halbamtlichen türkiſchen Zeitung„Milliet“ in der beßarabiſchen Frage großes Aufſehen und Er⸗ ſtaunen erregt. Dieſe hatte nämlich feſtgeſtellt, daß Beßarabien ethnographiſch und politiſch zu Rußland gehöre und ſich völlig unrechtmäßig in rumäniſchem Beſitz befände. Der Artikel hat die rumäniſche Diplomatie in der An⸗ nahme beſtärkt, daß die Türkei ihre politiſchen Intereſſen ganz auf Aſien richten und Rußland gegen Kompen⸗ ſationen in Aſien einen vorherrſchenden Einfluß in Kon⸗ ſtantinopel und den Dardanellen einräumen will. Auf dem Wege zu den Dardanellen ſei der Beſitz von Beßarabien für Rußland eine ſichere Schleifendeckung. Die ſeinerzeitige Fahrt der ruſſiſchen Kriegsſchiffe durch die Dardanellen, die ohne Befragen der Meerengenkom⸗ miſſion ſtattfand, ſpreche ebenfalls für die Richtigkeit dieſer Annahme. 5 Aus dem badiſchen Lande. i Mannheim.(Den Schwager erſchoſſen.) Der von ſeiner Frau getrennt lebende 26 Jahre alte Tag⸗ löhner Albert Kuffer, Mittelſtraße 67, hat ſeinem 20 Jahre alten Schwager Emil Lipp während eines Strei⸗ tes im Anweſen Hochuferſtraße 74 mit einer Selbſt⸗ ladepiſtole einen Schuß in die Stirne beigebracht, ſo daß Lipp bald nach ſeiner Einlieferung im Allg. Kran⸗ kenhaus geſtorben iſt. i Maunheim.(Fahrläſſige Tötung.) Das Große Schöffengericht verurteilte den Ratsſchreibergehil⸗ fen Friedrich Leitz aus Oftersheim wegen fahrläſſiger Tötung zur geſetzlichen Mindeſtſtrafe von vier Monaten Gefängnis. Der junge Mann fuhr in der Nacht zum 11. Mai mit einem geborgten, unbeleuchteten Motorrad auf der Schwetzingerſtraße auf den gleichfalls ohne vor⸗ ſchriftsmäßige Beleuchtung fahrenden Buchbinders Emil Krämer auf, der einen Schädelbruch erlitt, an deſſen Folgen er ſtarb. 2 25 e i Mannheim.(Ein ſcheußlicher Plan.) Vor dem Schwurgericht hatte ſich der 33 Jahre alte Schloſſer Karl Herbel aus Mannheim⸗Sandhofen zu verantwor⸗ ten, weil er als Zeuge in einer Eheſcheidungsſache wiſſent⸗ lich einen Meineid ſchwor. In einer Mannheimer Wirt⸗ ſchaft, die als Dirnenbörſe bekannt iſt, ſoll der Sohn des Gaſtwirts Z. in Sandhofen einer Proſtituierten 200 Mark verſprochen haben, wenn es ihr gelinge, ſeinen Vater zum Ehebruch zu verleiten. Das„Geſchäft“ kam nicht zuſtande. Die Ehe des alten Z. wurde aus Ver⸗ ſchulden ſeiner Frau geſchieden, und bei dieſer Verhand⸗ lung ſagte der Freund des jungen Z., Herbel, unter Eid aus, er habe keine Kenntnis von dieſem Verſuch des jun⸗ gen Z., ſeiner Mutter behilflich zu ſein. In der Verhand⸗ lung ergaben die Zeugenausſagen kein klares Bild. Der Staatsanwalt hielt trotzdem die Schuld Herbels für er⸗ wieſen. Das Gericht ſprach aber den Angeklagten man⸗ gels hinreichender Bemeiſe frei. 8 . Oftersheim.(das Mehl im Straßengra⸗ ben.) Ein mit Mehl beladener Laſtkraftwagen ſtürzte auf der Walldorfer Straße in der Nähe des Waldeingangs über die Straßenböſchung, wobei es derart zugerichtet wurde, daß es abgeſchleppt werden mußte. Der Autofüh⸗ rer und der Begleiter kamen mit dem Schrecken davon. i Rot.(Wieder ein Opfer des leidigen Anhängens.) Das Jjährige Söhnchen des Landwirts Joſef Möſch, das ſich an ein die Straße paſſierendes Fuhrwerk angehängt hatte, wurde von dem Fuhrmang mit der Peitſche vertrieben. Das Kind ſprang ab und lief direkt in ein Perſonenauto hinein. Der Junge wurde erfaßt und erlitt derart ſchwere Verletzungen, daß er auf dem Transport nach Heidelberg ſtarb. Heidelberg.(Der Bezirksrat gegen über⸗ mäßige Reklame.) Der Bezirksrat nahm neuerdings Stellung gegen das Uebermaß einer ſich gegenſeilig ſtei⸗ gernden Reklameſucht, das im Intereſſe des Orts⸗ und Landſchaftsbildes im bisherigen Umfange nicht mehr ge⸗ duldet werden könne.. 3 Verhaftung des Villeneinbrechers Sandooſli. () Karlsruße, 26. Juli. Die Vermutung, daß man mit dem in der Nacht in der Stabelſtraße vom Polizei⸗ notrufkommando feſtgenommenen Einbrecher einen gefähr⸗ licher Verbrecher dingfeſt gemacht, hat ſich beſtätigt. Bei dem Feſtgenommenen handelt es ſich um den 36 Jahre alten Seemann Herbert Sandowſki aus Riga. Sandow⸗ ſti iſt einer der gefährlichſten internationalen Verbrecher. Er hatte vor einigen Wochen in Karlsruhe ein„Gaſtſpiel“ gegeben. Er war in eine Wohnung im Villenviertel ein⸗ geſtiegen und hatte dort Schmuckſachen in hohem Wert entwendet. Als er dann im Karlsruher Leihhaus Klei⸗ dungsſtücke verpfänden wollte, fühlte er ſich beobachtet und entfloh durch ein Fenſter. An Hand der Fingerab⸗ drücke ſtellte die Polizei dann feſt, daß es der interna⸗ tionale Verbrecher Sandowſki war. Wahrſcheinlich hatte nun Sandowfki gedacht, daß man nach ſeiner Flucht weniger intenſiv nach ihm fahnden werde. Er war zurück⸗ gekehrt und abermals in einer Villa im Weſtſtadtviertel eingeſtiegen. Untertags hielt er ſich auf dem Speicher verborgen, abends ging er ans Werk, nachdem die Haus⸗ bewohner weggegangen waren. Sandowſki trat aber bei ſeiner Arbeit nicht ſonderlich leiſe auf, das Dienſtmädchen wurde auf die Geräuſche aufmerkſam und verſtändigte ſo⸗ fort den Notruf, der die Villa umſtellte und auf dem Speicher Sandowfki entdeckte, der ohne jede Gegenwehr ſeſtgenommen werden konnte. Sandowſki wird unter den größten Vorſichtsmaßregeln in Haft behalten. Fernkraftpoſten Schwarzwald—Bodenſer. g Infolge Verzögerung der Vollendung der Autohö⸗ henſtraße im nördlichen Schwarzwald konnten die ge⸗ planten Fernkraftpoſtlinien bisher nicht durchgeführt wer⸗ den. Nachdem nun in letzter Zeit eine Teilſtrecke der Autohöhenſtraße vom Mummelſee bis Ruhe⸗ ſtein fahrbar gemacht wurde, kommen die Fernkraftpo⸗ ſten ab 4. Auguſt zunächſt verſuchsweiſe auf der Strecke Baden⸗Baden— Freiburg zur Ausführung, gleichzeitig ſind Fernkraftpoſtlinien Freiburg—Konſtanz und zurück vorgeſehen worden. Die Fernkraftpoſten von Baden⸗Baden nach Freiburg verkehren Mon⸗ tags, Mittwochs und Freitags. Im nördlichen Schwarz wald iſt bis zur Vollendung des im Bau begriffenen noch fehlenden Hauptteiles der Autohöhenſtraße von Hundseck bis Anterſtmatt, Umleitung über Oberbühlertal notwendig. Die neuen Fernkraftpoſten durchqueren einen großen Teil der herrlichen Bergwelt des Schwarzwal⸗ des bis zum Bodenſee. Sie werden in ihrer weiteren Entwidlung für die Belebung des Fremdenverkehrs von erheblicher Bedeutung ſein, f Sägewerk abgebrannt. O) Bannholz(Amt Waldshut), 26. Juli. Kurz vor Mitternacht brach in dem Sägewerk Jehle Feuer aus, dem das geſamte Anweſen zum Opfer fiel. Das Feuer breitete ſich mit raſender Geſchwindigkeit aus und fand in den zahlreichen Holzvorräten reiche Nahrung. Die Feuerwehren mußten ſich darauf beſchränken, ein Ueber⸗ greifen des Feuers auf die benachbarten Grundſtücke zu verhindern und das weiter vom Brandplatz entfernte Holzlager abzutragen. Das Sägewerk war erſt vor eini⸗ gen Jahren errichtet worden. Aus Nah und Fern. Der Ausbrecher von Plötzenſee. :: Frankfurt a. M., 26. Juli. Ein Einbrecher von un⸗ gewöhnlichem Format ſtand in dem 23jährigen Kaufmann Albert Weinberg vor dem großen Schöffengericht. Rein äußer⸗ lich macht der elegant gekleidete junge Mann keineswegs den Eindruck eines Verbrechers. Er entſtammt einem be⸗ güterten Kaufmannshauſe in Lothringen und will eine un⸗ frohe Jugend beſeſſen haben. Der Vater gab ihn einer Autofabrik in die Lehre, wobei er den Direktor erſuchte, den Jungen ſtreng zu halten. Der außergewöhnlich hübſche Angeklagte verliebte ſich in die Gattin des Direktors und Späte Heimkehr aus Kriegsgefangenſchaft. Darmſtadt, 26. Juli. Dem Zentralverband deutſcher Kriegsbeſchädigter und Kriegshinterbliebener iſt es gelun⸗ gen, durch das Auswärtige Amt in Berlin den deutſchen Kriegsgefangenen Auguſt Becker aus Darmſtadt ſeiner Hei⸗ mat wieder zuzuführen. Becker iſt als Achtzehnjähriger zum Kriegsdienſt eingezogen worden und iſt im Jahre 1917 in ruſſiſche Kriegsgefangenſchaft geraten, aus der er nun zurück⸗ kehren konnte. Schmuggel mit franzöſiſchem Branntwein. Landau, 26. Juli. Unter dem Deckmantel der Be⸗ ſatzungslieferungen konnten franzöſiſche Kaufleute in Ver⸗ bindung mit franzöſiſchen Militärperſonen jahrelang unge⸗ heure Mengen Sprit und Branntwein in das beſetzte Gebiet einführen, von wo die Ware ungehindert nach dem unbe⸗ ſetzten Gebiet vertrieben werden konnte. Dunkle Exiſtenzen im beſetzten Gebiet trieben ein blühendes Geſchäft, bis man ihnen endlich in den Jahren 1926/27 das Handwerk legte. Beſonders in Landau hatte ſich eine Schmugglerbande zu⸗ ſammengetan, die unter der Führung des franzöſiſchen Kauf⸗ manns Modeſte Loncol und des früheren Schnapshändlers Joſeph Kolbenſchlag aus Landau ſyſtematiſch über die elſäſ⸗ ſiſche Grenze bei Weißenburg Branntwein und Sprit her⸗ überſchmuggelten. Die deutſchen Beteiligten, Joſeph Kolben⸗ ſchlag, Erich Lindenau und Eduard Heberger, waren bereits im Jahre 1927 zu hohen Geld⸗ und Gefängnisſtrafen ver⸗ urteilt worden. Erſt im Jahre 1929 gelang es den deut⸗ ſchen Fahndungsbehörden den franzöſiſchen Drahtzieher, den Kaufmann Modeſte Loncol, zu faſſen. Dieſer wurde am 9. April 1930 vom Schöffengericht Landau zu zwei Mo⸗ naten Gefängnis und 170000 Mark Geldſtrafe ſowie zu einem Werterſatz von 16 000 Mark verurteilt. Gegen die⸗ ſes Urteil hatte der Franzoſe Berufung eingelegt. Die Straf⸗ kammer als Berufungsinſtanz hat die Berufung koſtenfäl⸗ lig verworfen. Die Anträge der Verteidigung auf Auf⸗ hebung des Haftbefehls und auf Gewährung einer Bewäh⸗ rungsfriſt wurden abgelehnt. Die höhnende Refte. Kriminal⸗ Roman von Bert Oehlmann. 5 85 1. Kapikel. 8 Mit langen Schritten wanderte Peter Dryp im Zimmer umher.. Sein friſches, bartloſes Geſicht prägte deutlich die Erregung aus, die in ihm brodelte. Kurz über der Naſenwurzel ſtieg eine Falte ſenkrecht in die Stirn hinauf und in den Augen lag eine Glut, die jeden Augenblick zu lodernder Flamme aufzuzüngeln drohte. 5 „Sie ſind verrückt,“ knurrte Dr. Murchiſon vom Seſſel her.. Peter Dryp blieb ſtehen. 7 „Ja— komplett ſogar!“ Eine grimmige Erwiderung ſchwebte auf Dryps Lippen, aber er kam nicht dazu, ſie in die Welt zu ſetzen, weil Godolphin hereinkam.. Seit einem Menſchenalter ſtand Godolphin Coop im Dienſte der Murchiſons. Achtzehn Jahre als Die⸗ ner bei dem Vater des Doktors und nun ſchon zwejund⸗ zwanzig bei dieſem ſelbſt. Wenn er auch ſeinen Pflichten als Diener mit einer ſchier peinlich zu nennenden Auf⸗ merkſamkeit nachkam und dem„jungen Herrn Doktor“ — der mit der Zeit auch bereits das fünfzigſte Lebens⸗ jahr erklettert hakte— nach wie vor ergebenſten Reſpekt zollte, ſo hatte ſich doch nach und nach ein eigenartiges, durch die Länge der Dienſtzeit bedingtes Verhältnis zwiſchen Herrn und Diener herausgebildet, das einem mehr privaten, als perſonalmäßigen glich. Godolphin gehörte„zur Familie“, ein Verdienſt, das ihm gebührte, denn er war treu, fleißig und von einer geradezu rüh⸗ renden Anhänglichkeit. „Glänzend!“ ſagte Peter Dryp, als er des alten Dieners anſichtig wurde. Godolphin ſah ihn verdutzt an. „Wird etwas gewünſcht?“ fragte er. Sein Blick glitt forſchend über den Tiſch. „Jawohl,“ nickte Dryp.„Es wird etwas gewünſcht und zwar eine Auskunft: Godolphin, Sie haben doch allerhand Jahre auf dem Buckel.... Sie haben auch wahrſcheinlich ſchon allerlei erlebt.... ſind Ihnen, frage ich Sie jetzt, während Ihres Daſeins Ereigniſſe über den Weg gelaufen, die Sie nachdenklich gemacht haben?“ Godolphin wußte nicht recht, was er antworten ſollte, doch Dryp enthob ihn jeder Entgegnung, indem er fortfuhr:„Haben Sie ſchon einmal etwas erlebt, 1 unnatürlich erſchienen iſt? Rätſelhaft? Aeber⸗ innlich?“ 5 Langſam, aber mit kräftiger Beſtimmtheit, ſchüt⸗ telte der Alte verneinend den Kopf. Peter Dryp geriet in Wolle.„Noch niemals? Be⸗ ſinnen Sie ſich! Wirklich nicht? Haben Sie niemals in Ihrem Leben überſinnlich wirkende Erſcheinungen be⸗ obachtet? Nein?“ Und als Godolphin nur immer wieder den Kopf ſchüttelte, rief er erregt:„Aber gehört haben Sie doch ſchon von derartigen Dingen?“. „i „Na alſo! Und wie ſtellen Sie ſich dazu? Meſſen Sie ſolchen Sachen eine beſondere Bedeutung zu? Haben Sie das Gefühl, daß es möglich ſein könnte, wenn man zum Beiſpiel behauptet, die Seelen Verſtorbener könn⸗ ten ſich materialiſieren und ſich als weſen⸗ und formloſe Körper den lebenden Menſchen bemerkbar machen?“ Verſtändnislos ſtarrte Godolphin zu Peter Dryp hin⸗ über, um dann ſeine Augen fragend zu Murchiſon glei⸗ ten zu laſſen. 5 „Mr. Dryp will von dir wiſſen,“ half ihm ſein Herr und Meiſter,„ob du an Geiſter glaubſt!“ Godolphin wehrte entſetzt ab. „Nein?“ rief Dryp und in ſeiner Frage lag alle Enttäuſchung, die ihm der Alte bereitete. „Nein!“ erwiderte Godolphin.„Geiſter und Ge⸗ ſpenſter hat es für mich einmal gegeben, aber das iſt ſchon lange her. Heute iſt das vorbei!“ Dryp wollte unbedingt den Grund wiſſen. „Mein Gott,“ meinte Godolphin,„das iſt eine kurze Geſchichte. Als der junge Herr Doktor—“ dabei deutete er auf ſeinen Herrn, der ſich behaglich den tiefſchwarzen Vollbart ſtrich—„ſo ungefähr neun Suchen alt war. geſchahen bei uns allerlei merkwürdige Sachen. In der Nacht eerklangen unheimliche Geräusche, Geſchirr klap⸗ perte. Tiſche und Stühle wurden gerückt und einmal ſtand ſogar der ganze Papageienkäfig ſamt dem Tier ſtatt am Fenſter des Wohnzimmers am nächſten Morgen auf dem Küchenſchrank. Ja, es ſpukte ganz fürchterlich. Die beiden Dienſtmädchen kündigten. weil ſie nachts nicht mehr ſchla⸗ fen konnten und ſich im Dunkeln nicht mehr von einem Zimmer in das andere wagten. Die Frau Doktor, die Mutter des jungen Herrn Doktors.“— wieder die Geſte zum Seſſel—„erkrankte ernſtlich. Da hielt ich es nicht mehr aus. Der alte Herr Doktor war verreiſt, und 85 Zeit benutzte ich. In der Nacht legte ich mich auf die Lauer. Es war vergebens. Der Spuk kam nicht. In der zweiten und auch in der dritten genau das gleiche. Erſt in der vierten Nacht ging der Rummel wieder los. Ich hatte mich hinter einer Portiere verſteckt. Plötzlich ging eine weiße Geſtalt im Zimmer ſpazieren. Ich ſprang auf ſie zu und—— „—— der Spuk zerrann Ihnen unter den Fin⸗ gern?“ Godolphin ſchüttelte den Kopf. „Nein— er zerrann nicht. Er blieb in meinen Fäuſten. Es klärte ſich alles raſch auf. Das weiße Ge⸗ wand war ein Tafeltuch und das Geſpenſt ſelbſt——“ Godolphin blinzelte zum Seſſel hinüber,„— das war der junge Herr Doktor!“ Murchiſon lachte vergnügt auf, während Peter Dryp 1 ſeinen Spaziergang im Zimmer wieder auf⸗ nahm. „Und ſeitdem glaube ich nicht mehr an Geſpenſter, Mr. Dryp. Da kann einer ſagen, was er will.. Langſam wandte er ſich ſeinem Herrn zu, um ſich nach etwaigen Wünſchen zu erkundigen. Dr. Murchiſon ſchickt ihn ins Bett. Schlürfend ging Godolphin hinaus. Als ſie die Tür hinter ihm ge⸗ ſchloſſen, ließ ſich Dryp dem Herrn des Hauſes gegen⸗ über nieder. „Die Angelegenheit hat eine unerwünſchte, ſcherz⸗ hafte Richtung eingeſchlagen,“ ſagte er verdroſſen.„Ich bin doch wirklich kein Phantaſt und Geiſterſeher, der t r e. — 1222 22— 2— 2 22 — 2— 21—— 5 4— 22— 2 2 ä 8 AA 22282 22 ere See 1 Die Steuben⸗Geſellſchaft in Ko blen. bi 11 Koblenz, 26. Juli. Auf ihrer Deutſchlandreiſe traf 85 deutſch⸗amerikaniſche Steuben⸗Geſellſchaft mit einem onderdampfer von Köln in Koblenz ein und wurde von meiſteordneten Dr. Wirtz im Namen des Oberbürger⸗ wfalters am Deutſchen Eck begrüßt. Bei der Begrüßung stin Dr. Wirtz darauf hin, daß entſprechend der Trauer⸗ denmung in Koblenz von einer öffentlichen Kundgebung die Steuben⸗Geſellſchaft abgeſehen worden ſei, daß aber tant Stadt Koblenz ſich aufrichtig freue, die Repräſen⸗ 5 nten des Deutſchtums im Auslande hier willkommen zu dalßen: Der Führer der Geſellſchaft führte darauf aus, 185 die Geſellſchaft in tiefer Ergriffenheit von dem trau⸗ 8 Unglück in Koblenz gehört habe. Um wenigſtens et⸗ Hin, dazu beitragen zu können, daß die Not unter den emterbliebenen gelindert werde, habe auf dem Dampfer 05 Sammlung stattgefunden, deren Ergebnis, 1100 M., er Stadt überreicht wurde. Hindenburg an die Stadt Trier. hat 11 Trier, 26. Juli. Neichspräſident von Hindenburg 8 an den Oberbürgermeiſter von Trier nachfolgendes 5 chreiben gerichtet:„Wegen des traurigen Vorkommniſſes, leid am 22. Juli in Koblenz hereinbrach, iſt es mir 55 er unmöglich geweſen, den geplanten Beſuch bei Ihnen derchzuführen. Ich bin mir wohl bewußt, daß ich damit volt Stadtverwaltung viel Mühe gemacht und der Be⸗ 85 erung eine große Enttäuschung bereitet habe. Aber ar werden die Gründe, die für dieſe Abſicht maßgebend Befen, verſtehen und würdigen. Den jetzt ausgefallenen Mit 0 werde ich, ſo Gott will, im Herbſt nachholen. Mit freundlichen Grüßen bin ich Ihr ſehr ergebener u Ki„„ de dez von Hindenburg. Trier, 26. Juli. Der Oberpräſident der Rhein⸗ Ansa hat dem Regierungspräſidenten von Trier im nſchluß an die von dem Reichspräſidenten abgebrochene 1 efreiungsfahrt ein Schreiben zugehen laſſen, in dem es 2 heißt: Mit dem Entſchluß, die jetzige Beſuchsreiſe ſchuup rechen, hat der Herr Reichspräſident den feſten Be⸗ 5 oh verbunden, den Beſuch in Trier baldmöglichſt nach⸗ 5 3 50 In ſeinem großen Wohlwollen hat er noch dar⸗ 0 hingewieſen, daß den Städten Trier und Aachen durch e zweimaligen Vorbereitungen für ſeinen Beſuch große oſten erwachſen ſind und hat ausdrücklich gebeten, die ſac bereitungen für ſeinen nächſten Beſuch möglichſt ein⸗ ach zu geſtalten. ö Ein tapferer achtjähriger Knabe. 95 Ii. Peſch(Moſeh, 26. Juli. Das achtjährige Söhn⸗ ſein eines Eiſenbahners rettete durch eine tapfere Tat 0. eineinhalbjähriges Schweſterchen vor dem ſicheren M. e des Ertrinkens. Das Kind war von einer hohen 0 in die Fluten der ſtark angeſchwollenen Moſel de in Aude nach und int er n. 17 1 ö und konnte es mit vieler Mü bend aus dem Waſſer ziehen. e dem T, Schwenningen, 26. Juli, Nicht der Katze, aber 405 Tiger murde im Zirkus Sarraſani der Schwanz efnehackk. Eit männliches Tier war in Stuttgart von mem weiblichen in den Schweif gebiſſen worden. Da die 0 unde eiterte, ſchritt der Schwenninger Stadttierarzt * Operation. Die Schlafnarkoſe verſchmähte das Tier nd ſo wurde der kranke Teil des Schweifes, der durch 7 Gitter geſtreckt wurde, mit einem raſchen Hieb ab⸗ 15 rennt. Der Tiger verhielt ſich bei dem Vorgang ſehr 0 hig, ſtreifte dann aber raſch ſeine Feſſeln ab. Drei Bauernhöfe abgebrannt. 8 Leonberg(Wttbg.), 26. Juli. In der Nähe des ordſthauſes„Zum Adler“ brach Feuer aus, das in außer⸗ 5 raſchem Tempo um ſich griff. Mit unheim⸗ er Schnelligkeit wurden drei Wohnhäuſer und drei 901 euern, die mit Futtervorräten gefüllt waren, in Aſche ei egt. Die neue Leonberger Motorſpritze griff tatkräftig ſchädlo daß man bald des Feuers Herr wurde. Die Ge⸗ ädigten ſind nur mäßig verſichert. kr Kleineislingen(Wttbg.)(Leichtſinn und Wide Folgen.) Der 23 Jahre alte Schreiner Karl maier von Bartenbach, der in der Nacht ſchwer ver⸗ i unckte als ihm zwei Perſonen ins Motorrad liefen, i 155 den Folgen des erlittenen Schädelbruchs geſtorben. 5 5 hört, ſollen die Schuldigen ſehr fahrläſſig ge⸗ ent elt haben, indem ſie ſich gegenſeitig geradezu in das rer cbenkommende Rad hineinſtießen. Auch ſie ſind ſchwe⸗ 9 8 8 5 worden, als man urſprünglich angenommen . ˙ AAA 5 die vierte Dimenſſon Reklame macht. Ich ſtehe ganz e auf zwei ſehr wernün gg aur und 191 tiger Mense ſchließlich kein— mik Verlaub— einfä %„„Um ſo mehr wundert es mich, daß Sie da plötzlich mit ſolchen Geſchehniſſen herausrücken!“ Dryp rieb nervös die Handknöchel aneinander. iſt ie eriſtieren aber, dieſe Geſchehniſſe! Daran nicht ts zu ändern. Ja, anders wäre es, wenn ich ſie cht mit eigenen Augen beobachtet hätte. Aber ſo Murchiſon ſchüttelte den Kopf 10„Stellen Sie ſich ein Haus vor,“ ſprach Dryp lebhaft und d„das inmitten eines parkartigen Gartens ſteht nicht ar ſeit vier Jahren oder noch länger, ich weiß es und dunbewohnt iſt. Und nun geſchieht folgendes: Hier 75 5 tauchen zu nächtlicher Stunde an den Fenſtern Mat auſes Lichtſcheine auf..., hin und wieder dringen Dein Geräuſche ins Freie, die ſich anhören, als werde wieder die e 125 9 klirrt eß f— 8 0 grauenhaft iſt das, ſage i nen „Wo ſteht das Haus?“? e 1 — 5 Road 38.“ i i. 1 ar eine ruhige Villenſtraße. Murchiſon kannte ſie, beſaß ſogar einige Paltenten 12 19 „Und Sie erklären ſich dieſe Vorgänge auf.“ „Das Wort püberſinnlich“ erhält in Ihrem Munde Sie mö niſchen Beigeſchmack“ unterbrach Dryp.„Aber ſach leiden ſich ſtrauben, wie Sie wollen, es gibt ein⸗ Wa b e t pal 3 ni ielleicht hält ſich ein Men 5 92 als unbewohnt geltenden Baul. chain 25 9 7 ablſtperſtändlich habe ich an dieſe Möglichkeit ge⸗ habe 185 ſie hat ſich als nicht ſtichhaltig erwieſen. Ich L ben er Zeit noch Mühe geſcheut, um den Dingen rund zu kommen. Seit acht Tagen liege ich auler wie eine Katze vor dem Mauſeloch. Aber ſein Geheimnis. Kein Menſch geht hin⸗ kommt heraus. Was bleibt alſo, wenn glaubt gerade an romanhafte unterirdiſche Gänge 5 as iürffiche Was Annatürlichel Aab rotzdem nicht gleich überſinnlich zu 05 braucht, b. Wir wollen gar nicht daran zweifeln. daß es zwi Von geſtern auf heute. Berlin. Wie die Landvolk⸗Nachrichten mitteilen, hat Reichsminiſter Schiele ſeinen Austritt aus der Deutſchnatio⸗ nalen Partei erklärt. Er beabſichtigt, der Landvolkpartei beizutreten. Stuttgart. Der würktembergiſche Kultusminiſter und Reichstagsabgeordnete Dr. Bazille hat an den Landesvor⸗ ſitzenden der Deutſchnationalen Volkspartei Württembergs ein Schreiben gerichtet, in der er ſeinen Austritt aus der Partei erklärt. Bayreuth. Die Feſtſpiele nahmen mit einer Parſifal⸗ Aufführung vor abermals ausverkauftem Hauſe ihren Fort⸗ gang. Die offenſichtlich ergriffene Feſtſpielgemeinde ſtand ganz und gar im Banne des Bühnenweihfeſtſpieles. Friedrichshafen. Das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ hat am Samstag eine kleine ſchweizer Fahrt unter Führung von Kapitän Lehmann unternommen. An Bord befanden ſich 11 Fahrgäſte. Eine Dame aus Bremen hatte das Luft⸗ ſchiff für die Fahrt gechartert. Newyork. Das Schatzamt in Waſhington hat ein Ein⸗ fuhrverbot für Holzbrei aus Sowjetrußland erlaſſen. Be⸗ gründet iſt das Verbot damit, daß die Sewjetregierung Sträflinge als Verladearbeiter im Hafen von Archangelſt verwende. Auch für Manganerze ſoll ein Einfuhrverbot vorbereitet werden. Auslands⸗Chronik. Aus 1000 Meter abgeſtürzt und unverſehrt geblieben. Oslo, 26. Juli. Ein norwegiſcher Flieger, Leutnant Baglo, wurde wie durch ein Wunder vom ſicheren Tode gerettet. Er befand ſich in etwa 1000 Meter Höhe über der Marineflugſtation Horden bei Oslo, als die Ma⸗ ſchine plötzlich ins Trudeln kam und mit furchtbarer Ge⸗ ſchwindigkeit in die Tiefe ſtürzte. Kurz vor dem Aufſchla⸗ gen auf die Waſſeroberfläche gelang es dem Flieger, ſich aus der Maſchine zu befreien und herauszuſpringen. Während die Maſchine völlig zerſplittert wurde, fand man den Fliegerleutnant völlig unverſehrt zwiſchen den Trümmern ſchwimmend auf. Ein ganzer Poſtwagen geſtohlen. London, 26. Juli. Vor einem Londoner Poſtamt wurde ein ganzer Poſtwagen geſtohlen. In dem Wagen befanden ſich drei Säcke mit Poſt, ein Sack eingeſchrie⸗ bener Poſt und eine Anzahl loſe gebündelter Briefe, ſo⸗ wie Juwelen im Werte von 20 000 Mark. Die Diebe fuhren in dem Augenblick, als der Poſtkutſcher ſeinen Wagen für kurze Zeit verlaſſen hatte, davon und luden den Inhalt in einen Autobus. Der Poſtwagen wurde ſpäter leer aufgefunden. Dies iſt der 18. größere Poſt⸗ raub in dieſem Jahre. Zwei Militärflugzeuge zuſammengeſtoßen. Newyork, 26. Juli. Ueber der Stadt Meriko ſtießen zwei Militärflugzeuge zuſammen und ſtürzten über einem Sportplatz ab. Die Inſaſſen, vier Offiziere, ſowie ein Handballſpieler wurden dabei getötet.. 1. 2 0———— 1088 8 8 das Noherstaufen- Kastel bei Meifi zerstòrt Das alte Hohenſtaufen⸗Kaſtell bei Melfi, das acht Jahr⸗ hunderte lang allen Stürmen der Zeit getrotzt hat, iſt durch das Erdbeben zerſtört worden. Elefanten mit Schwimmfloſſen! Peking, 26. Juli. Die unter Führung des Newyorker Roy Chapman Andrews ſtehende Expedition iſt bei Ausgra⸗ bungen in der Nähe der mongoliſchen Grenze auf 25 bis 30 Skelette von Foſſilen, Elefanten mit Schwimmfloſſen, ge⸗ ſtoßen. Das Alter der Skelette wird auf zwei bis drei Mil⸗ lionen Jahre geſchätzt. ſchen Himmel und Erde Dinge gibt, von denen ſich unſere Schulweisheil nichts träumen läßt. Ganz gewiß nicht. Aber aus den von Ihnen beobachteten Vorgängen gleich einen ſolchen Fall zu konſtruieren, halte ich zumindeſt für gewagt. Denn ſchließlich und endlich: Wo iſt der hand⸗ feſte Beweis, daß der Verurſacher aller der Dinge, die Sie aufzählen, ein geiſterhaftes und kein menſchliches Weſen iſt?“ ö 2 Peter Dryp nickte: 5 f a „Ich werde mir dieſe Beweiſe zu verſchaffen wiſſen!“ „So „Gewiß. Es iſt nichts einfacher als das. Ich werde mir morgen nacht das Haus einmal von innen be⸗ trachten.“ 5 f „Hm., alſo regelrecht einbrechen.“ f„Das 15 ein etwas harter Ausdruck, aber ſo unge⸗ ähr ſtimmt er.“ 5 Br Murchiſon warf die Zigarre in den Becher. „Ihr Zeitungsmenſchen ſeid gräßliche Geſchöpfe,“ verſetzte er.„In Gedanken haben Sie wohl ſchon den Artikel über das Geſpenſterhaus verfaßt, was? Und die Zeilen gezählt?“ Er lachte vergnügt auf.„Wenn Ihr Euern Mitmenſchen nicht allwöchentlich wenigſtens eine Senſation im Morgenblatt vorſetzen könnt, bei deren Lektüre ſich die braven Bürger das Frühſtück noch ein⸗ einmal ſo gut ſchmecken laſſen, ſeid Ihr nicht zufrieden. Schrecklich.“ a ö 80 5 5 Dtrpp zuckte die Achſeln. 15 9 „Können Sie einen Kranken leiden ſehen, ohne ihm zu helfen?“ f 5 i b „Ganz gewiß nicht.“ 8 d 5 „Na alſo. So geht es mir, wenn mir Dinge über den Weg laufen, die aus dem Rahmen fallen. Wenn Sie ehrlich ſein wollen, müſſen Sie auch eingeſtehen, daß..“ Jäh brach er ab. 1. N 1 Schreibtiſch herüber kreiſchte die Telephon⸗ glocke. „Das hat mir noch gefehlt,“ knurrte Murchiſon und ging hinüber.„Ich will einen Beſenſtiel verſchlucken, 1 0 15 mich dieſer Anruf nicht zu irgendeinem Kranken ruft. 2 (Fortſetzung folgt). 1 8 5 N F e* 5 Lokales und Allgemeines. Seckenheim, 28. Juli 1930. be Beim Baden ertrunken iſt geſtern abend kurz vor 7 Uhr im Reckar etwa 500 Meter oberhalb der Linde der 13 jährige Jakob Roe, Sohn des Töpfers Jakob Roe aus Friedrichsfeld. Der unvorſichtige Junge wollte, trotzdem er des Schwimmen unkundig, den Reckar durch waten. Anſcheinend geriet er in eine tiefe Stelle und ertrank, ohne daß ihm Hilfe gebracht werden konnte. Die Leiche wurde noch nicht geborgen. Das Sommerfeſt, verbunden mit ſportlichen Wett⸗ kämpfen des Vereins für Sport und Körperpflege konnte ſich bei günſtigem Wetter glatt abwickeln. Gegen 2 Uhr nachmittags bewegte ſich ein kleiner Feſtzug durch verſchiedene Ortsſtraßen nach dem Wörtel. Hier eröffnete die Rundgewichtsriege des Sportvereins 1906 Mannheim den ſportlichen Reigen mit exakten Uebungen. Eine Spitzenleiſtung im Stemmen brachte der Kampfſpielſieger Fahrenbach, der überraſchend zweiarmig 280 Pfund meiſterte. Bei den Herausforderungskämpfen gingen Hertlein und Stiefel aus Mannheim als Sieger hervor. Hertlein hatte in Presber einen ſcharfen Gegner. Nach 1½ Minuten gelang es Hertlein dem Gau⸗ und Kreis⸗ meiſter zur größten Ueberraſchung eine Schulternieder⸗ lage beizubringen. Zwei alte Rivalen, Eſchelbach und Stiefel, ſtanden ſich im Ringen gegenüber. Hier konnte Stiefel in der 5. Minute den einheimiſchen Eſchelbach auf die Matte legen. Auch ſonſt wurde noch guter Sport geboten, der von zahlreichen Sportliebhabern eifrig verfolgt wurde. Abends fand als Abſchluß im „Deutſchen Hof“ ein Feſtball mit anſchließender Preis⸗ verteilung ſtatt. 4 Stimmen aus unſerem Leſerkreis. Für Artikel unter dieſer Rubrik übernimmt die Redaktion nur die preßgeſetzkiche Verantwortung). Wann ſchreitet die Seckenheimer Polizei ein? In vielen Rachtſtunden ſchon, in denen ich gerne Ruhe nach des Tages Arbeit gehabt hätte, mußte ich mir dieſe quälende Frage vorlegen. Wit einer gewiſſen Spannung erwartete ich hie und da nachts gegen 1 oder 2 Uhr das Einſchreiten der bewaffneten Macht; aber ich warte bis heute noch! Run intereſſiert mich die Sache völkerkundlich. Beſtehen irgendwelche Beziehungen von Seckenheim zu Wild⸗Weſt? Für dieſes Werk ſuche ich Mitarbeiter und lege nun die erſte Frage der Einwohnerſchaft vor: Kann mir irgend jemand glaubwürdig verſichern, daß er einmal die hieſige Polizei habe verſuchen ſehen, einen nächtlichen Krakeeler oder auch 2 bis 3 (bei mehr als drei Schreiern muß ſich wohl der Schutzmann zwecks Selbſtſchutzes zurückziehen) auch nur ganz leiſe habe zur Ruhe zu mahnen? Ich halte dieſen Fall aus meinen Erfahrungen heraus für unmöglich. Beſoffenen Selbſtgeſprächen, in der ſo zartfühlenden melodiſchen Sprache, wie ſie dieſem Zuſtand eigen, kann man ſtunden⸗ lang zuhören. Trauliche Zwiegeſpräche werden in der Hauptſtraße, auch direkt vor dem Rathaus in Lautſprecherſtärke verbreitet. Für Autofahrer, die nachts die Leiſtungsfähigkeit ihrer Maſchine probieren wollen, iſt Seckenheim paradieſiſches Gelände. Da kann einer auch halten und ſämtliche Gänge bei ſtehendem Wotorrad nach Herzens⸗ luſt ein halbe Stunde lang probieren und das nachts gegen oder nach 12 Uhr, wie in den letzten Tagen geſchehen. Iſt Gefahr, daß das Rathaus wegkommt, wenn der dort poſtierte Beamte ſich für 5 Winuten entfernt, um den Ramen eines Krakeelers pflichtgemäß feſtzuſtellen? meiſtens wird er ihn ſchon von weitem kennen. Oder iſt ſo eine Autonummer ſo ſchwer zu notieren? Gibts in Seckenheim ſo etwas wie eine Höchſtgeſchwindigkeit? Müſſen wir erſt Mannheimer werden, um feſtſtellen zu können, daß wir eine Polizei haben, die den Schutz auch der Rachtruhe anſtändiger Menſchen ſicher⸗ ſtellt? Die Frage muß nun einmal hier öffentlich ge⸗ ſtellt werden, denn es geht auf die Dauer nicht an, daß ganze Straßen ſo um das bischen Ruhe gebracht werden. Bis mir das Gegenteil bewieſen wird, bin ich der Ueberzeugung, daß es da ſogar Verordnungen gibt, beſonders für die Zeit nach 10 Uhr abends und nach meinem Dafürhalten iſt die Polizei für die Ueberwachung ſolcher Verordnungen bezahlt und verpflichtet. Es liegt mir fern einem einzelnen Beamten einen Vorwurf zu machen, aber es ſcheint ſich da ſtillſchweigend unter Duldung der Gemeindeverwaltung ein unhaltbarer Zuſtand herauszubilden. Wir verlangen und haben ein Recht zu verlangen, daß wir auf Grund unſerer Steuerzahlungen auch der Wohltaten eines geſitteten Gemeinweſens teilhaft werden! Ein Hauptſträßler. — Einkommenverhältniſſe in Deutſchland. Dem Steu⸗ erausſchuß des Reichstages liegt eine Ueberſicht über die Schichtung des Einkommens im deutſchen Volke vor, die ein klares Bild von der wachſenden Verelendung brei⸗ teſter Volkskreiſe vermittelt. Faſt die Hälfte aller deut⸗ ſchen Volksgenoſſen, nämlich rund 44 Prozent, müſſen danach mit einem Jahresverdienſt bis zu 1500 Mark aus⸗ kommen. Etwa 30 Prozent der Bevölkerung hatten ein Jahreseinkommen bis 3000 Mark. Daraus ergibt ſich, daß drei Viertel des deutſchen Volkes unter bezw. bis zu 250 Mark monatlich verdienten. Anter die nächſte Einkommensſtufe bis zu 5000 Mark jährlich, fallen nur noch etwa 12 v. H. der Bevölkerung. Die höheren Ein⸗ kommen ſind dann auf rund 15 v. H. des deutſchen Vol⸗ kes verteilt, und zwar verdienen je 6 Prozent bis zu 8000 bezw. 16 000 Mark, 2,5 Prozent bis 50000 Mark, 0,3 Prozent bis 100 000 Mark und 0,1 Prozent über 100 000 Mark. — Tierſchutz im Sommer. Die Sommerhitze bringt auch für die Tierwelt mancherlei Beſchwerden. Der Menſch kann vielerlei tun, um während der heißen Monate den Tieren das Daſein zu erleichtern. Da gibt es falgendes zu beachten: Setze Kanarien⸗ und andere Käfigvögel nicht der grellen Mittagsſonne aus. Stelle Pferde und andere Zugtiere, die warten müſſen, an einen ſchattigen Ort und gib ihnen reich ich zu trinken. Zum Schutz vor quälenden Inſekten wie Bremſen hilft dem Pferde eine Einreibung mit Bremſenöl. Verwehre den Tieren nie⸗ mals, den Durſt zu ſtillen und ſorge dafür, daß alle Tiere, auch Geflügel und Kaninchen, bei großer Hitze reines Trinkwaſſer zur Verfügung haben.— Laſſe den Hund bei Radausflügen zuhaus. Den Kettenhund laſſe man, beſonders bei großer Hitze, einige Stunden frei. Die ſtändig eingeſperrten oder an die Kette gelegten Tiere ſind für Krankheiten viel empfänglicher. Man Ease auch dafür, daß die Trinkgeſchirre der Hunde am Tage mit friſchem Waſſer gefüllt und ſauber gehalten wer⸗ den. Schütze die nützlichen Vögel, ſie ſind die beſten Freunde des Landmanns, des Obſtzüchters und des Forſt⸗ wirts; wenn die jungen Vögel ausfliegen, dann halte die Katzen im Hauſe. Auch die Raubvögel, beſonders Eulen, Turmfalke und Buſſard, ſind als Mäuſejäger ſehr nütz⸗ lich. Alle Raubvögel(mit Ausnahme von Habicht und Sperber) ſind jetzt das ganze Jahr ſtreng geſchützt und dürfen nicht geſchoſſen werden. 20 D e 12288 Die diesjährigen Feſtſpiele.— Wie das Feſtſpielhaus in Bayreuth erſtand.— Der Ruhm eines halten Jahrhunderts. — Das Erbe Richard Wagners, wie wir es wahren! In dieſen Tagen haben die erſten Aufführungen der Bayteuther Bühnenfeſtſpiele 1930 begonnen. Wagner⸗Feſt⸗ ſpiele unter Leitung Arturo Toscaninis! Die Feſtſpiele, die bis zum 21. Auguſt dauern, ſind alljährlich das große Ereignis der Hauptſtadt des Bezirks Oberfranken. Auch für diesmal ſind bereits ſämtliche Vorſtellungen ausverkauft, e das die Kunſtdürſtigen Jahr um Jahr wieder trifft. Da iſt es intereſſant, einmal die Geſchichte Bayreuths näher zu erörtern. Als Richard Wagner im Jahre 1872 den Grundſtein zu dieſem Feſtſpielhaus legte, um es eigens der Aufführung ſeiner Werke vorzubehalten, war das Schick⸗ ſal dieſes Unternehmens noch recht ungewiß. Wagner ſelbſt ſchien ſich ſeiner Sache noch nicht ganz ſicher, denn in ſeiner Grundſteinrede warf er die Frage auf:„An wen wende ich mich, um dem idealen Werke ſeine ſolide Dauer in der Zeit, der Bühne ihre ſchützende monumentale Ge⸗ häuſung zu ſichern?“ Er ging dann in der gleichen Rede noch darauf ein, daß man ſein Anternehmen als die Er⸗ richtung eines Nationaltheaters in Bayreuth bezeichnete und erklärte ſich nicht für berechtigt, dieſe Bezeichnung anzu⸗ erkennen.„Sobald ſich vor meiner Seele der Entwurf des wahrhaft deutſchen Theaters aufbaute, mußte ich erkennen, daß ich von innen und außen verlaſſen bleibe!“ Dieſe Worte Wagners kennzeichnen ſo trefflich, welch Mißtrauen er dem Staat in künſtleriſcher und finanzieller Beziehung entgegenbrachte. Es konnte eben damals noch niemand ahnen, daß dieſes Bayreuth einmal zum Wallfahrtsort der großen Künſtler und Kunſtenthuſiaſten werden würde. Im Jahre 1876 ſtieg in Bayreuth die erſte Wagner⸗Aufführung, die ſo bedeutſam war, daß ſie nicht nur bei der Kunſtwel! Deutſchlands, ſondern in aller Welt ihr lautes Echo fand. Jahr um Jahr wurden die Feſtſpiele abgehalten, und das ehemalige bayeriſche Reſidenzſtädtchen war mit einem Male um Treffpunkt der ganz Großen geworden, war, wie ich 3 5 ſagte, zum Wallfahrtsort geworden. Im Jahre 1901 lag das Ereignis der Begründung der Feſtſpiele ein Viertel⸗ jahrhundert zurück. Selbſt konnte der Meiſter ſie nicht mehr miterleben, ſonſt hätte er hier ſeinen Wunſch völlig in Erfüllung gehen ſehen. Bayreuth war ein Begriff, ein Programm geworden, das jedem Gebildeten ſelbſtverſtänd⸗ lich war. Die Bevölkerung ehrte dieſen großen Tag, ehrte die Angehörigen Richard Wagners, ehrte das Feſtſpielhaus, ehrte den Ring des Nibelungen, weil man durchdrungen 0 was ſeitdem für die Kunſt des Meiſters erreicht wor⸗ en war. Was aber war das Weſentliche der ganzen Bayreuther Idee, welchen Motiven war die Gründung des Bayreuther Feſtſpieltheaters entſprungen? Sagen wir es ganz knapp: Es war der Ekel vor allem Kunſthandwerkertum, die Kampf⸗ ansage gegen den gedanken⸗ und liebloſen Theaterſchlendrian. Das Theater befand ſich in den ſiebziger Jahren auf ein Ni⸗ veau zurückgedrängt, von dem jeder Kunſtliebende ſich losſagen mußte. Nicht nur der Kunſtliebende, ſondern auch der rein künſtleriſche Produzent hatte darunter zu leiden, ſah mit Bitternis die Verflachung des Theaters, gepaart mit üblem Geſchäftsgeiſt. Wagner brachte durch die Verwirklichung ſeiner Bayreuther⸗Idee die Erlöſung! Bayreuth bedeutete für Wagner die Achtung vor dem Kunſtwerk und ſeinem Schöpfer und die Erkenntnis der natürlichen Bedingungen, unter denen es in Erſcheinung trelen kann und eine wür⸗ dige Iſolierung des Kunſtgenuſſes. Im Jahre 1926 konnte Bayreuth des fünfzigjährige Ju⸗ biläum ſeines Feſtſpielhauſes feiern. Ans Gegenwartsmen⸗ ſchen liegt die Verpflichtung ob, dieſes Erbe weiterhin wür⸗ dig zu wahren und kommenden Generationen zu erhalten. Die Geſchichte Bayreuths iſt in dieſem Jahre aus einem traurigen Anlaß ſchon einmal an uns vorübergezogen. Das war im Mai, anläßlich des Todes der Gattin des großen Meiſters, Koſima Wagner. Noch bis zum vorigen Jahre hatte ſie den Bayreuther Feſtſpielen regelmäßig beigewohnt, hat den Geiſt ihres Mannes in eigener Weiſe immer wie⸗ der lebendig geſehen. Sie hat ihn geſehen im Nibelungen Ring, im Rheingold, im Parſival, in der Walküre, in Tann⸗ häuſer uſw. Nun kann ſie nicht mehr dabei ſein. Siegfried Wagner iſt es vorbehalten als einziger Sohn Zeuge zu ſein von dem Ruhm und der Ehre, die alljährlich ſeinem verſtor⸗ benen Vater zuteil werden. i Aber Richard Wagner iſt ja gar nicht tot, gerade fetzt, während der Feſtſpiele ſcheint es, als wäre er wieder mitten unter uns. Seine Werke leben für ihn und werden unter dem meiſterhaften Dirigentenſtab eines Arturo Toscanini neu unter Odem geſetzt. Wle läßt doch Nichard Wagner in ſeinen Melſterſingern von Nürnberg Hans Sachs ſelbſt ſprechen: 5 „Verachtet mir die Meiſter nicht, ö und ehrt mir ihre Kunſt! Was ihnen hoch zum Lobe ſpricht, fiel reichlich euch zur Gunſt!“ Buntes Allerlei. Ein Wunderwerk der Ingenieurkunſt. In Schweden iſt gegenwärtig eine Waſſerſtandsregulie⸗ rung unternommen worden, die wohl eine der größten ihrer Art in der Welt ſein dürfte. Die Bauten finden bei Var⸗ gon ſtatt, wo die Waſſer des Vänerſees ſich durch den Göta⸗ elv in die Nordſee ergießen. Die Vänerſee iſt Europas zweitgrößter Binnenſee und bedeckt 5546 Quadratkilometer, während das Geſamtbecken mit den Zuflüſſen ſich über 42 500 Quadratkilometer erſtreckt. Das Schwediſche Waſſer⸗ fallamt läßt nun bei Vargön einen gewaltigen Damm mit dazugehörendem Kanal aufführen, um den Abfluß zu regu⸗ lieren und das Waſſer, das durch den See läuft, wirtſchaft⸗ lich auszunutzen. Auf Vargön iſt ein Kraftwerk aufgeführt worden, das fürs erſte 15000 PS. liefert, aber auf 20 000 PS. ausgeſtreckt werden kann. Die früheren Kraftwerke am Götaelv, nämlich Trollhättan und Lilla Edet werden natür⸗ lich auch von der Regulierung des herabfließenden Waſſers Nutzen ziehen. Durch dieſe Maßnahmen wird das Hochwaſſer auf den Normalſtand herabgedrückt und das aufgeſpeicherte Waſſer kann bei eintretendem Mangel zu Hilfe genommen werden. An Sonnabenden und Sonntagen, wo die Arbeit ruht, wird der Waſſerſtrom ſo gut wie geſperrt, um an den Werktagen, wo mehr Licht und Kraft benötigt werden, deſto freier zu laufen. In dieſen Anlagen, die die blinden Kräfte der Natur binden und zum Dienſte der Menſchheit zwingen, hat die ſchwediſche Ingenieurkunſt einen ſchönen Triumph errungen. Erfinderſchickſal. In Wunſiedel konnte der Privatier und frühere Ma⸗ ſchinenfabrikbeſitzer Karl Fraas ſeinen 82. Geburtstag be⸗ gehen. Tiefe Tragik liegt über ſeinem Leben. Fraas, der ſich in ſeiner Jugend in den Feierabendſtunden unermüdlichen Forſchungen hingab, konſtruierte 1875 die erſte Dampftur⸗ bine der Welt. Einen anderen feiert die Welt als Erfinder. Zwei Jahre ſpäter baute er den Phonograph des ameri⸗ kaniſchen Ediſon nach. Sein Schuldynamo fand endlich An⸗ erkennung. Beſtellungen liefen ein, ſo daß Fraas eine kleine elektrotechniſche Fabrik gründete, die er aber 1901 wieder ſchließen mußte. Seine Schaffenskraft war aber noch nicht gebrochen. 1906 löſte er das Projekt der Kinolampe, das Patent ließ ſich aber eine fremde Firma geben. In den Jah⸗ ren 1904—1914 beſchäftigte ſich der Erſinder mit dem Pro⸗ blem des Flugzeuges. Ein Modell aus dieſer Schaffens⸗ periode hängt im Muſeum zu Wunſiedel. Zeitlebens ver⸗ kannt und vergebens kämpfend für ſeine Ideen iſt das Er⸗ finderſchickſal des nun 82jährigen geweſen. Das abgewehrte Schimpfwort. Der Paſtor iſt ein guter Vater. Aber ſtreng kann er nicht ſein, dazu iſt er zu gütig und milde; dieſe Aufgabe muß die Frau Paſtor übernehmen. So entzieht ſie dem älteſten Buben wegen einer Unart das Stück Kuchen zum Nachmit⸗ tagskaffee. Als der Kaffeetiſch beiſammen iſt, kann der gut⸗ herzige Vater es doch nicht anſehen, daß der Junge um ſein Stück Kuchen kommt und erſucht die Frau, es doch heraus⸗ zurücken. Sie tut's, kann aber den entrüſteten Ausruf nicht unterdrücken:„Du biſt mir ein ſchöner Pädagoge!“ Sämt⸗ liche Kinder aber rufen, dem angegriffenen Vater beiſprin⸗ gend:„Nein, Väterchen iſt kein Pädagoge.“ Belohnte Kameradſchaft. Eine angenehme Ueberraſchung iſt einem amerikaniſchen Kriegsteilnehmer, P. E. Bingham in Orange im Staate Kalifornien zuteil geworden. Bingham hatte im Jahre 1918 an einem Angriff auf eine deutſche Stellung teilgenommen. Als ſeine Truppe unter dem feindlichen Maſchinengewehrfeuer vorging, befand er ſich plötzlich an der Seite eines franzöſi⸗ ſchen Soldaten, der von einem feindlichen Geſchoß ſchwer verwundet in einem Granatloch zuſammenbrach. Bingham nahm ſich des franzöſiſchen Kameraden an, verband ihn not⸗ dürftig und brachte ihn unter dem heftigen deutſchen Feuer nach einem Verbandsplatz zurück. Trotz ſeinem heftigen Schmerz beſtand der franzöſiſche Soldat darauf, den Namen feines Lebensretters zu erfahren. Bingham eilte alsbald, nachdem er den Franzoſen in Sicherheit gebracht hatte, zu ſeiner Truppe zurück. Den geſchilderten Vorfall hatte er raſch ver⸗ geſſen. Nicht ſo der Franzoſe— namens Renault—, dem er das Leben gerettet hatte. Bingham empfing jetzt, ameri⸗ kaniſchen Zeitungen zufolge, in Kalifornien ein Schreiben des Rechtsanwalts der Familie Renault in Paris, in dem Bing⸗ ham mitgeteilt wurde, daß er zum Miterben des Vermögens des Vater Renaults eingeſetzt worden war und nun anläßlich von deſſen Tod ein Fünftel des 300 000 Dollar betragenden Vermögens, alſo 60 000 Dollar erhalten wird. — 5 ů— e Glücksfee in Oeſterreich. 8 Bisweilen kommen im Leben noch glückliche Märchen vor, Begebenheiten, in denen die Tugend reich belohnt wird und das Schicksal ſo gerecht und freigebig iſt wie in einer mora⸗ liſchen Erzählung aus vergangener Zeit für die Jugend. So war es jetzt in Oberöſterreich in der Ortſchaft Pichel bei Wels. Dort hatte die im Frühjahr vorigen Jahres 5 bene Schloßbeſitzerin Reichsedle von Unkhrechtsberg ihre Wirt⸗ ſchafterin, die Bauerntochter Joſefa Pühringer, zur Uni⸗ verſalerbin eingeſetzt. Die neue Schloßfrau, die auch einen Grundbeſitz von achtzig Joch beſitzt, wurde durch das über ſie hereingebrocheene Glück nicht übermütig gemacht; ſie wirt⸗ ſchaftete zuſammen mit ihrer Tochter in dem Schloß ruhig weiter, als wäre ſie noch die Haushälterin von einſt. So fand die Glücksfee es für richtig, das Schloß in Pichel noch weiter mit ſeinen Gaben zu bedenken. Die Tochter der Jo⸗ ſefa Pühringer hatte einen Knecht kennengelernt, der in der Lotterie den Hauptgewinn machte und dafür mit ſeinem Viertellos 127000 Schilling gewann. Kein Wunder, daß die beiden Glückskinder Gefallen aneinander gewannen und die Hochzeitsglocken alsbald für ſie läuteten. Prohibition ſtört ein Idyll. Weiße Ziviliſation hat wieder einmal ein Idyll geſtört und trinkfeſte Männer in der Südſee um die Vorrechte eines jahrhundertelang ungeſtört ausgeübten Patriarchats gebracht. Die Männer auf der Inſel Atiu, die zu der Gruppe der Cook⸗Inſeln in der Südſee gehört, waren bisher die glück⸗ lichſten Menſchen der Welt. Sie arbeiteten nicht, denn die Frauen taten es für ſie. Sie gingen nicht zur Jagd und nicht zum Fiſchfang, denn auch das taten die Frauen für ſie. Den ganzen lieben langen Tag ergaben ſie ſich dem Trunk, bis der Schlaf ſie umfing.— Dem iſt nun ein Ende gemacht worden. Denn, ſo berichtet man aus Neuſeeland, eines Tages erſchien ein weißes Segel, ſpitz wie die Floſſe eines Hai⸗ fiſchs am Horizont, die Frauen ſtürzten zur Küſte, die Männer blieben vollkommen gleichgültig unter ihren Palmen liegen. Und bei dieſer Gelegenheit hörten die Frauen zuerſt von Alkoholverbot, einer Sache, die eines Verſuchs wert ſei. Alſo beſchloß der eiligſt einberufene Große Rat der Frauen: dest gibt es für die Männer auf Atiu nichts mehr zu trin⸗ en. Die Frauen führen die von ihnen verhängte Prohibi⸗ tion mitleidslos durch, ſchärfer, als dieſe in den Vereinigten Staaten möglich wäre. Denn, wenn ſie keinen Palmwein machen, wer macht ihn dann? Die Männer auf Atiu ſind wie kleine Kinder. Sie fühlen ſich recht unglücklich, nur zu⸗ weilen gelingt es ihnen, ſich davonzuſchleichen und im ver⸗ ſchwiegenen Dickicht ſich einen anzuſäufeln. Die Frauen ſind ſchuld daran. ö 8 Länderkampf Baden—Pfalz 51:61. Am Sonntag wurde auf dem Platz des TV. 46 Mann⸗ heim der Länderkampf Baden— Pfalz im Volksturnen zur Durchführung gebracht. Es gab in faſt allen Konkurrenzen ſehr gute Leiſtungen. Leipert⸗Heidelberg ſiegte über 100 Me⸗ ter in 10,8 Sekunden vor den Sprintern des TFC. Ludwigs⸗ hafen Loſer und Appel. Eines der aufregendſten Rennen war die 4 mal 100 Meter⸗Staffel, die von der Mannſchaft des TFC. Ludwigshafen in 43,9 Sekunden mit Bruſtbreite vor der badiſchen Staffel gewonnen wurde. Ueber 3 mal 1000 Meter ſtellte die ſiegreieche badiſche Mannſchaft mit 8:15 Minuten einen neuen Landesrekord auf. Den Hoch⸗ ſprung gewann Büttner⸗Plankſtadt mit 1,79 Meter, den Weitſprung Rummel⸗Ludwigshafen mit 6,63 Meter. Volkst. Wettkämpfe. Bei den volkst. Wettkämpfen des Turnverein Altenbach anläßlich ſeiner Fahnenweihe, nahmen auch einige Turner des hieſigen Tb. Jahn teil. Es errangen ſich Preiſe im 4⸗Kampf(Aeltere): Heinrich Schreck 1. Pr., 5⸗Kampf: Anton Ruf 5., Herm. Eder 13., Theo Theurer 14., Emil Koger 16. u. Ernſt Schreck 17. Pr., 3⸗Kampf(Jugend): Willi Häußler 3. und Albert Urich 15. Pr.; Sonderwettkampf Kugelſtoßen: Bruno Schmich 1. Pr. mit 11,98 m. Rudern. Die Große Mainzer Regatta. Die gemeinſame Veranſtaltung des Mainzer RV. und des mittelrheiniſchen Regattaverbandes, die Große Mainzer Jubiliäumsregatta aus Anlaß des 50 jährigen Beſtehens der Mainz⸗Kaſteler Rudergeſellſchaft, hat eine hohe ſportliche Bedeutung. Bei gutem Wetter und ruhigem Waſſer began⸗ nen die Wettkämpfe, an denen ſich Mannſchaften von 45 Vereinen beteiligten. Der Große Einer um den Rheinpokal wurde von dem Berliner Boetzelen ſicher vor dem ſich gut haltenden Oberrader Paul gewonnen. Amicitia⸗Mannheim ſchlug im 1. Achter die Mainz⸗Kaſteler Rudergeſellſchaft diesmal ſicherer als in den letzten Rennen. Bekanntmachungen der Gemeinde Seckenheim. fnebörunmiweln Die nächſte Mütterberatungsſtunde findet morgen Dienstag, den 29. Juli, nachmittags von 1—2 Ahr im Rathaus ſtatt. Die Frauen werden erſucht, pünktlich zu erſcheinen. empfiehlt Wilh. Sponagel, Branntweinbrennerei. Den echten schwäbischen Seckenheim, den 28. Juli 1930. Der Bürgermeiſter: Flachs. Gewürze Zwangsvollſtreckung. werde ich in Sechenheim bei der Waaghalle gegen bare Zahlung im Vollſtreckungswege öffentlich verſteigern: Cufken-Essig der ohne zu kochen 3 und ohne Zutaten von Gecchäftsſtelle ds. Bl. jahrelange Oienstag, den 29. Juli 1930, vorm. 9 Ahr Haltbarkeit garantiert erhalten Sie nur bei Karl Raufelder. Prüulein ſuchl Monatsſtello. Zu erfragen in der Hotel Feinſter bayr. Ochſenmaul⸗ Beste berkan on Dienstag, den 20. Juli ab kommen die während des Saison-Ausverkauis angesammelten Reste zum Verkauf. Die meisten Reste sind bis zu 50% unter Preis. Galat 1 Eredenz, 1 Kleiderſchrank, 1 Sopha mit Plüſchbezug, 1 Blumenkrippe, 1 Flügel. Mannheim, den 26. Juli 1930. Meder, Gerichtsvollzieher. Wirtschaft„ Zur Pialz“. Morgen Dienstag früh Friſch eingetroffen:„ Pflaumen, Eßbirnen(netto), ſtets Eisgekühlt. gelbe Kartoffeln 10 Pfund 80 Pfg. ſowie ſelbſteingemachtes Sauerkraut. Nick. Hanf Friedrichſtr. 89. Ooſe 50, 60 und 70 Pfg., Iuiob Iwurihwein. Guterhalt. Anzüge von Mk. 10.— an Mäntel, Kittel, Hoſen, Schuhe und Wäſche dlc Von ½9 Ahr ab Wellfleiſch. Hierzu ladet freundl. ein Gg. Bauer. Einige Zentner Füller-Rarioſsein zu kaufen geſucht. 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