Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die einſpaltige Petitzeile 20 Pfg. Reklamen 60 Pfg.— Bei Wiederholungen tarifl. Rabatt. Für Platz⸗Vorſchriften wird keine Garantie übernommen. Tages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Bote Annahmeſchluß für Inſerate und Rotizen vormittags 9 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig). „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Schriftleitung, Druck u. Verlag: G. Härdle, Zähringerſtr. 68. Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 88. Jahrgang Donnerstag, den 1. Juni 1933 Nr. 126 Der Skagerrak⸗Tag Die Gedenkfeiern der Reichsmarine. Kiel, 31. Mai. Als Auftakt zu den Veranſtaltungen der Reichsmarine zum Skagerrak⸗Tag fand am Abend ein gro⸗ er Zapfenſtreich des Marineſtandortes Kiel beim Marine⸗Ehrenmal in Laboe ſtatt. Der Stationschef, Vize⸗ admiral Albrecht, der ſelbſt an der Skagerrakſchlacht in führender Stellung entſcheidend für den Erfolg der deutſchen Flotte mitgewirkt hatte, hielt die Gedenkanſprache, in der er u. a. jagte: N „Am heutigen Abend zur gleichen Zeit, als vor 17 Jahren die deulſche Hochſeeflolte unter Führung des Admi⸗ rals von Scheer zum Kampfe für Deutſchlands Freiheit aus- lief, wollen wir hier an hiſtoriſcher Skätte der Gefallenen der Kaiſerlichen Marine im Weltkrieg gedenken. 1569 Offi⸗ Rere und Militärbeamte, 8067 Deckoffiziere und Unteroffi⸗ niere, 25 197 Mannſchaften der Kaiſerlichen Marine fielen als tapfere Soldaten und Seeleute treu ihrem Eid unter der alten ruhmreichen Kriegsflagge. In allen Meeren der Welt rauſcht über dieſe Toten die See, in Flandern, an den Dar⸗ anellen, in Kurland deckt ſie fremde Erde.“ Die Ansprache klang in ein Hoch auf das deutſche Volk aus. Dann ertönten die Klänge des großen Zapfenſtreiches Nach dem Geſang des Deutſchlandliedes beendete ein Vor⸗ eimarſch der Verbände die Feierſtunde. Wilhelmshaven, 31. Mai. Der Jahrestag der See⸗ ſchlacht am Skagerrak wurde in den Jadeſtädten Wilhelms⸗ apen und Rüſtringen mit einem großen militäriſchen Wek⸗ en eingeleitet. Um 8 Uhr fand auf den im Hafen liegen⸗ en Kriegsſchiffen eine feierliche Flaggenparade ſtatt. Ab⸗ ordnungen aller Marinetruppenteile und Schiffe verſammel⸗ ten ſichauf dem Heldenfriedhof vor den Gräbern der Toten der Skagerrakſchlacht. In Harburg-Wilhelmsburg wurde die Ska⸗ gerrak⸗Feier mit einer Gedenkfeier für den ermorde⸗ ten Freikorpsführer Hauptmann Berthold ver⸗ bunden. Den 17. Jahrestag der Seeſchlacht am Skagerrak feierte die Reichshauptſtadt mit der Weihe eines Skagerrak⸗ jatzes, zu dem der ehemalige Kemper-Platz im Tiergarten umbenannt wurde. Den Höhepunkt und zugleich den Abſchluß der Marine⸗ peranſtaltungen bildeten Paraden aller Marinetruppenteile un Kiel und Wilhelmshaven. Jiele des Kampfbundes Die Frage der Konſumvereine. 9a Im Anſchluß an den Empfang der Reichsſtände des 1 ndels und des Handwerks durch Reichskanzler Adolf Hit⸗ er fand eine Tagung der Gaukampfbundführer des Deut⸗ en Wirtſchaftsbundes(bisher Kampfbund des gewerbli⸗ fü Mittelſtandes der NSDAP.) ſtatt, in der der Reichs⸗ ührer Dr. von Renteln die dem Deutſchen Wirtſchafts⸗ 1580 geſteckten Ziele darlegte Der Deutſche Wirtſchaftsbund erde ſeine beſondere Aufgabe darin ſehen, das Unterneh⸗ mertum in nationalſozialiſtiſchem Geiſte zu erziehen. Da⸗ ſchaen ſolle es nicht Aufgabe des Bundes ſein, aktive Wirt⸗ wafts⸗ oder Sozialpolitik zu betreiben oder irgendwie in 5 Befugniſſe der Berufsverbände einzugreifen. Am Abend 5 gleichen Tages fand eine Maſſenkundge⸗ leu ng des Deutſchen Wirtſchaftsbundes in den Tennishal⸗ en ſtatt. f ub Die vielfach nicht verſtandene Erklärung von Dr. Ley 55 das Schickſal der Konſumvereine erläuterte Dr. von chaten u. ad. dahin, daß die Konſumvereine zu Genoſſen⸗ leu ſten derjenigen Volksſchichten umgewandelt werden ſol⸗ 35885 denen in der Volkswiriſchaft die Aufgabe der Güter ⸗ diſckeilung zufalle, alſo in Juſammenſchlüſſe der mittelſtän⸗ ni n Betriebe. Der Nationalſozialismus werde allerdings lucht koſtbares Volksgut zerſchlagen, ſondern den Wand- ten gsprozeß ſo durchführen, daß die Erſparniſſe der Arbei⸗ r voll geſichert bleiben. ...... Die Gelder der Hindenburgwahl usſagen von Oberſt Hindenburg, Meißner, Treviranus und geudell im Gereke ⸗Prozeß. Berlin, 31. Mai. Nei Die Mittwoch⸗Sitzung im Prozeß gegen den früheren r unchskommiſſar Dr. Gereke brachte Ausſagen und Erklä⸗ ngen von hochpolitiſchem Charakter. Zunächſt wurde Oberſt Oskar von Hindenburg enommen. Dieſer beſtätigte daß in Geſprächen mit Dr. reke während der beiden Präſidentſchaftswahlgänge und ein der Wahl davon geſprochen wurde, zur Förderung 18 Politik der nationalen Sammlung nach dem Sinne rüdenburgs eine unabhängige nationale Zeitung zu inden. Der Gedanke ſei aber dann aufgegeben worden, il die notwendigen Gelder nicht aufzubringen waren. Ihreverteldiger Rechisanwalt Langbehn: Halten Sie nach ref er Kenninis der Perſönlichkeit des Angeklagten Dr. Ge- fürezes für möglich, daß er aus den Wahigeldern Summen daß eine privalen Iwecke enknommen hal, oder glauben Sie, er 8 ür rei i wollte ſolche Gelder für rein politiſche Zwecke verwenden de 8 n ö Zeuge: Mir iſt nicht die Idee gekommen, daß er Volt Gelder in irgendeiner Form für ſich verwenden 1 Milliarde Arbeitsſchatzanweiſungen. Ein großzügiges Arbeilsbeſchaffungsprogramm der Reichs⸗ regierung.— Diklatoriſche Vollmachten für den Reichsbank. präſidenten. Berlin, 1. Juni. Das Reichskabinett beſchäftigte ſich Mittwoch nachmittag in mehrſtündigen Verhandlungen mit den Fragen der Ar⸗ beitsbeſchaffung. Verabſchiedekt wurde ein vom Keichsfinanzminiſterium vorgelegtes Geſetz zur Verminderung der Arbeitsloſigkeit, durch das der Keichsminiſter der Finanzen ermächtigt wird, Arbeitsſchatzanweiſungen im Geſamtbekrage bis zu einer Milliarde Reichsmark zwecks Förderung von Inſtandſet⸗ zungs- und Ergänzungsarbeiten an öffentlichen Gebäuden ſowie an privaken Wohngebäuden und Wohnungen, ferner für vorſtädtiſche Kleinſiedlungen, landwirlſchaftliche Sied⸗ iung, Flußreguljerungen, Gas-, Waſſer- und Eleklrizitäts⸗ verſorgung, Tiefbauarbeiten und Sachleiſtungen an Hilfs⸗ bedürftige auszugeben. Das Geſetz enthält ferner Beſtimmungen über die Steuerfreiheit für Erſatzbeſchaffungen, für eine freiwil⸗ lige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit, für die Ueberführung weiblicher Arbeitskräfte in die Hauswirtſchaft und für die Förderung der Ehe⸗ ſtandsſchließung durch Eheſtandshilfen und Ehe⸗ ſtandsdarlehen. Der Reichskanzler regte an, über die Vorſchläge hinaus einige großzügige Arbeitsprojekte beſchleunigt in Angriff zu nehmen und zwar in erſter Reihe ein umfaſſen⸗ des Bauprogramm für Hausreparaturen und Wie⸗ derherſtellung einer geſunden Grundſtücks⸗ und Wohnungs⸗ wirtſchaft in Zuſammenhang mit einer Neuregelung auf ſteuerlichem Gebiet durchzuführen, ferner die Schaffung eines Netzes von großen Verkehrsſtra⸗ ßen, das den Anſprüchen des neuzeitlichen Kraftver⸗ kehrs enkſpricht und produktive Auswirkungen in weiteſtem Umfange für die Kraftverkehrsinduſtrien und die Treibſtoffwirtſchaft zu⸗ läßt, wobei eine organiſche Verbindung zwiſchen der Eiſen⸗ bahn und der Kraftverkehrswirtſchaft unter maßgeblicher Beteiligung der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft hergeſtellt werden ſoll, ſowie ſchließlich die nachhaltige ſtaatliche För⸗ derung von zufätzlicher Produktion, insbeſondere auch für den Export zum Ausgleich des Valutadumpings. Es wurde beſchloſſen, eine Kommiſſion unter Führung des RKeichsbank⸗ präſidenten einzuſetzen, die die mit dieſem großzügigen Arbeitsbeſchaf⸗ fungsprogramm zuſammenhängenden Finanzfragen bear⸗ beiten und insbeſondere allein und autoritativ bevollmäch⸗ tigt ſein ſoll, alle den Geld. und Kapitalmarkt betreffenden Angele⸗ genheiten zu regeln und zu überwachen, damit nicht Stö⸗ rungen des Geld. und Kapitalmarktes durch falſche Dispo⸗ 1 8 85 oder Eingriffe nicht veranlworklicher Stellen ein⸗ reten. Annahme des Entſchuldungsgeſetzes Das Reichskabinett verabſchiedete endlich noch das vom Reichsernährungsminiſter vorgelegte Geſetz zur Regelung der landwirtſchaftlichen Schuldverhältniſſe, das eine grund⸗ legende Neugeſtaltung des landwirtſchaftlichen Kreditwe⸗ ſens enthält und für die Landwirtſchaft eine weſentliche Erleichterung der Zinſenlaſt herbeiführt. Die nächſte Kabinettsſitzung findet erſt nach den Pfingſtfeiertagen ſtatt. Staatsſekretär Meißner. erklärte als Zeuge, er habe ſich bewußt von der Aufbringun der Wahlgelder und von den Verhandlungen des Hinden⸗ burg⸗Ausſchuſſes ferngehalten. Er beſtätigte, daß Beſpre⸗ chungen über die Gründung einer Zeitung der nationalen Sammlung gepflogen worden wären. In dieſen Beſprechun⸗ gen erklärke Dr. Gereke, daß er für dieſen Zweck eine Summe von 50 000 Mark zur Verfügung ſtellen könnte. Aus der Beſprechung ergab ſich, daß das Geld aus den Mitteln des Hindenburg⸗Ausſchuſſes herrührte. und zwar von Leuten, die mik dieſer Verwendung einver⸗ ſtanden waren. Vorſitzender: Dr. Gereke hatte damals 380 000 Mark aus dem Hindenburg⸗Ausſchuß zur Verfügung. Wenn Sie dies wußten, hätte man dann die Idee der neuen Zei⸗ tung weiter verfolgt? Staatsſekretär Meißner: Ich glaube, ja. Der Staatsanwalt hielt Dr. Gereke dann vor, daß dieſer ſich als Vorkämpfer der ſtrengnationalen Richtung und einer bewußten Hindenburgpolitik bezeich- net habe. Er verlas dann zwei Briefe, von denen einer an den bereits abgeſetzten preußiſchen Finanzminiſter Klep⸗ per gerichtet war, aus denen hervorgehe, daß Gereke in enger Beziehung zu den entmachteten preußiſchen Miniſtern geſtanden habe. Reichsminiſter a. D. Treviranus weiß von falſchen Belegen nichts. Dann äußerte er ſich als Zeuge zu dem Kernpunkt der Sache: Ihm und ſeinen Freunden ſei es 1932 darauf angekommen, Hindenburg zum Siege zu verhelfen, da man die Hoffnung auf eine er⸗ folgreiche deutſche Außenpolitik hatte. Wir haben uns im⸗ mer wieder die Frage vorgelegt, wie man die Kräfte der nationalſozialiſtiſchen Erhebung in die Re⸗ gierung einſtellen könnte. Verteidiger: Halten Sie es für möglich, daß Dr. Gereke überhaupt engere Fühlung mit Linkskreiſen unterhalten hat, es ſei denn, daß es ſich um politiſche Ma⸗ növer handelte, um ſie über ſeine wahren politiſchen Abſich⸗ ten zu täuſchen? Zeuge Treviranus: Ich halte eine ſolche Verbin⸗ dung mit Linkskreiſen bei Dr. Gereke für völlig aus⸗ geſchloſſen. Verteidiger: hal nicht ſchon Anfang 1932 Dr. Ge⸗ reke ebenſo wie der damalige Reichskanzler Dr. Brüning und wie Sie den Wunſch gehabt, dem Führer Adolf Hit⸗ ler den Reichskanzlerpoſten zu übergeben, und war es nicht ſo, daß Iweifel darüber beſtanden, wie man dieſen Plan ohne außenpolitiſche Erbikterungen durchführen könnte? Zeuge: Ich weiß nicht, ob ich darüber ausſagen darf. denn meine Kennknis in dieſer Hinſicht ſtammt doch aus meiner damaligen Eigenſchaft als Reichsminiſter. Verteidiger: Hat Dr. Gereke dieſen Plan ſchon Anfang 1932 gefördert, Adolf Hitler an die Regierung zu bringen? Zeuge: Er hat dieſen Gedanken ganzbeſonders eifrig verfochten. Er hat deshalb auch in ſeiner Fraktion gegen Widerſtände anzukämpfen gehabt. Als letzter Zeuge wird der Schriftſteller Heinrich v. Gleichen vernommen, der an den Verhandlungen über das Hindenburg⸗Zeitungsprojekt führend teilgenommen hat. Der Zeuge erklärt, Dr. Gereke habe bei dieſen Verhandlun⸗ gen geſaat. er könne ſofort 50 000 Mark zur Verfügung ſtel⸗ len; im ganzen könnte er 100 000 Mark aufbringen. Vorſitzender: Hatten Sie Kenntnis davon, daß zur Erlangung dieſer Mittel falſche Quittungen ver⸗ wandt worden waren? N Zeuge: Davon iſt mir nichts bekannt. Wer hat das Geld erhalten? In der Nachmittagsſitzung wurde zunächſt als Zeuge der frühere Reichsminiſter von Keudell darüber ver⸗ nommen, wie es zu der Anzeige gekommen ſei. Der Zeuge erklärte, daß er ſich aus praktiſchen und grundſätzlichen Er⸗ wägungen dagegen gewandt habe, die Angelegenheit durch eine perſönliche Ausſprache mit Dr. Gereke aus der Welt zu ſchaffen. Er habe vielmehr darauf gedrungen, die Reichs⸗ regierung und Oberſt von Hindenburg zu ver⸗ ſtändigen, weil es ſich nach ſeiner Ueberzeugung um einen ſchweren Korruptionsfall gehandelt habe. Gereke habe ihm unter vier Augen erklärt, er könne den Herren doch nicht mitteilen, an welche politiſchen Grup⸗ pen Gelder gefloſſen ſeien. i Vorſitzender: Um welche politiſchen Gruppen han⸗ delt es ſich dabei?— Zeuge: Am die Wirtſchaftspartei, die Landvolkpartei und den Jungdeutſchen Orden. Sodann wurde Staatsſekretär Kempner vernommen, der Geſchäftsführer des Hindenburg⸗Ausſchuſſes war. Der Zeuge ſagte aus, Dr. Gereke im ganzen 3,9 Millionen Mark zu Propagandazwecken übergeben zu ha⸗ ben. Daß Ueberſchüſſe nach der Wahl verblieben ſeien, habe er erſt bei der zweiten Vernehmung beim Staatsanwalt er⸗ fahren. Es ſtellte ſich heraus, daß der Zeuge in dem Glau⸗ ſch daß ſogar ein Defizit von 500000 Mark beſtände, ich brieflich an den damaligen Reichsfinanzminiſter Diet ⸗ rich gewandt und eine Abſchrift des Brieſes auch dem früheren Reichskanzler Dr. Brüning geſchickt hakte. Auch Dr. Gereke war über dieſes Schreiben unterrichtet worden. Die Frage des Staatsanwaltes, ob der Zeuge auf Grund dieſes Schreibens auch tatſächlich Geldmittel erhalten habe, erklärte Staatsſekretär Kempner nicht ohne Ausſagegenehmigung ſeiner vorgeſetzten Be⸗ hörde beantworten zu können. Schließlich erklärte Staatsſekretär Kempuer auf den Hinweis des Staatsanwaltes, daß es für das Skrafmaß von ungeheurer Bedeutung ſei, ob die vermeinklichen 500 000 Mark Defizit aus Steuermitteln abgedeckt worden ſeien, daß er die angeforderte Summe beſchafft habe, aber nicht angeben könne, von welcher Skelle er ſie erhalten habe. Verteidiger: Stammten die Gelder für die Hin⸗ denburgwahl nicht vielfach auch aus Kreiſen, die nur aus tak⸗ tiſchen Gründen Geld hergaben, alſo Linkskreiſen, jü⸗ diſchen Warenhäuſern uſw., die an ſich politiſch nicht auf der Seite des Reichspräſidenten ſtanden, aber ſeine Wahl unterſtützten, damit nicht Hitler gewählt würde? Zeuge: Das nehme ich mit Sicherheit an. Der Hauptkaſſierer des Hindenburg⸗Ausſchuſſes, Regie⸗ rungsinſpektor Grunow erklärte ſodann bei ſeiner Aus⸗ ſage, daß die erſte Abrechnung von Dr. Gereke habe zurück⸗ gewieſen werden müſſen. Die zweite Abrechnung habe ein Defizit von 30 000 Mark ergeben und Dr. Gereke habe auf Abdeckung desſelben gedrängt. Damals ſchon habe ſich der Hindenburg⸗Ausſchuß in großen finanziellen S ch wieri gkeiten befunden, denn es ſeien ungefähr drei Millionen Schulden vorhanden geweſen, die erſt im Juli durch die Bemühungen von Staatsſekretär Kempner hätten abgedeckt werden können. 2 4 331 3E Politiſches Allerlei Deukſchnationale Verſammlung verboken. Wie dem„Berliner Tageblatt“ aus Eutin gemeldet wird, wurde dort eine von der Deutſchnationalen Front einberu⸗ fene Verſammlung, in der das Thema„Die Monarchie, die deutſche Zukunftsfrage“ erörtert werden ſollte, verboten. Das Verbot erfolgte, da nach den Kundgebungen der Reichs⸗ regierung die Frage der Monarchie nicht akut ſei und die öffentliche Erörterung nur geeignet ſei, Unruhe in der Be⸗ völkerung zu erzeugen. Flaggenzwiſchenfall in Gdingen. In Edingen hat ſich bei der Ankunft des deutſchen Dampfers„Sylt“ ein Flaggenzwiſchenfall ereignet. Wie der Kapitän mitteilt, wurde der Dampfer bereits während des Anlegemanövers vom Kai aus mit Steinen beworfen. Als der Dampfer feſtgemacht hatte, ſtürmte das am Kai be⸗ findliche Volk den Dampfer und riß die Hakenkreuzfahne her⸗ unter. Die Hafenpolizei griff nicht ein. Wegen des Vorfalles entſchuldigte ſich ein höherer Beamter der Gdinger Hafen⸗ verwaltung und bat, den Vorfall nicht weiter zu verfolgen. Austritt aus der Deutſchnationalen Volkspartei. Der deutſchnationale Reichstagsabgeordnete Dr. Stadler hat ſeinen Austritt aus der deutſchnationalen Reichstagsfrak⸗ tion und aus der Deutſchnationalen Volkspartei erklärt und in einem Schreiben um Aufnahme in die nationalſozialiſtiſche Fraktion gebeten. Stahlhelmführer verhaftet Schöningen(Braunſchweig), 31. Mai. Der hieſige Orts⸗ gruppenführer des Stahlhelms Kröger ſowie drei andere Stahlhelmführer ſind von der Schöninger Polizei in Haft genommen worden. Die Verhafteten werden beſchuldigt, ent⸗ gegen dem im Zuſammenhang mit dem bekannten Stahl⸗ helmkonflikt in Braunſchweig erlaſſenen befriſteten Verbot des braunſchweigiſchen Innenminiſters Klagges Mitglieder für den Stahlhelm geworben und aufgenommen zu haben. Aehnliche Verſtöße ſollen ſich auch in Helmſtedt und in Braunſchweig ereignet haben. „Völkiſcher Beobachter“ in Wien beſchlagnahmt Die Mittwoch⸗Ausgaben des„Völkiſchen Beobachter“ und der in München erſcheinenden ſatiriſchen Wochenzeit⸗ ſchrift„Die Brenneſſel“ wurden erneut beſchlagnahmt, und zwar wegen Aufreizung gegen die Regierung und wegen Beleidigung des Bundeskanzlers.— Auch die kommuniſti⸗ ſche„Rote Fahne“ iſt beſchlagnahmt worden. Hausſuchung bei einem Geſandtſchaftsmitglied Die Wohnung des Landesinſpekteurs der NSDAP. in Oeſterreich, Habicht, in Linz wurde Mittwoch zweimal durchſucht. In einer Erklärung in der„Nachtpoſt“ übt Ha⸗ bicht ſcharfe Kritik an dieſer Maßnahme, die man zu einer Zeit getroffen habe, wo der Bundeskanzler mit ihm Verhandlungen pflege. Dieſe Hausſuchung ſtelle eine ernſte Verletzung des deutſchen Exterritorialrechtes dar, da Lan⸗ desinſpekteur Habicht Preſſeattachee und Mitglied der Ge⸗ ſandtſchaft ſei.. Päpſtliche Auszeichnung für ee a Heeresminiſter Vaugoin wurde vom Papſt das N St. e verliehen, das ihm durch den päpſtlichen Nuntius. Erzbiſchof Silibia, über⸗ reicht wurde.— Wie erklärt wird, wurde dem Heeresmini⸗ ſter als erſtem öſterreichiſchem Staatsmann dieſe hohe und äußerſt ſeltene Auszeichnung des Papſtes zuteil. Fahndungsſtelle entdeckt Goloͤſchatz Hamburg, 1. Juni. In der vergangenen Nacht iſt Be⸗ amten der Zollfahndungsſtelle 1 ein beſonderer Schlag glungen. Sie erſchienen in dem St. Pauli⸗Ballhaus „Alkazar“ und verhafteten den Direktor Arthur Wittkowſki und deſſen Begleiterin. Bei dem Verhör Wittkowſkis ergab ſich, daß er über das bei ihm gefundene Verzeichnis von eviſenbe ſtänden keine genügenden Ausküufte geben konnte. Die Durchſuchungen in den drei Wohnungen des Feſtge⸗ nommenen brachten dann die große Ueberraſchung: Es konnten 15 Goldbarren im Gewicht von je 3 Kilogramm (wahrſcheinlich umgeſchmolzene Stücke) und für 24 000 Mark gemünztes Gold beſchlagnahmt werden. Direktor Wittkowſki, der im deutſchen Vergnügungsge⸗ werbe eine bekannte Rolle ſpielte, wurde feſtgenommen. eder iot verdäclitig Rätſel um den Tod des Malers van der Straat von Reinhold Eichacker. 400 f 5 Er ſprang nach dem Fenſter und drehte den Riegel. Ehe ſie es verhindern konnte, warf er das Päckchen hinaus, in die Wellen. g a Ihre Hand kam zu ſpät, griff vorbei— ins Leere. Mit einem wütenden Schrei, wie eine Raſende, krallte ſie ſich in ſeinen Aermel, hämmerte mit beiden Fäuſten auf ſeine brei⸗ ten athletiſchen Schultern, vor Aufregung ſchluchzend. „Ich dulde nicht mehr, daß du Gift ſchluckſt!“ ſagte er hart, ohne ſie anzufaſſen. „Es war— war mein letztes!“ Er hielt ihre Fauſt feſt. „Deſto beſſer! Du nimmſt mir kein Gift mehr! Es iſt ein Verbrechen.“ 5 Mit flackerndem Blick ſtarrte ſie ihn an. „Verbrechen? Das ſagſt du zu mir?! Nach dem, was du tateſt? Du nennſt das Verbrechen?— Gut— ſchaffen wir Klarheit! Jetzt will ich die Ausſprache— will alles ſagen, was mich faſt verbrannt hat! Jetzt will ich die Abrechnung, wenn du mir ſo kommſt! Jetzt hält mich auch nichts mehr!“ Mit einem Ruck fuhren ſie beide herum, drehten ſich in das Zimmer. 8 Hände hoch!“ kam es noch einmal vom Gang her. Inſpektor Brandt ſtand in der offenen Tür, mit erhobe⸗ ner Waffe. N „Hier— ich bin der Mörder!“ ſagte Ehrburger ruhig. Er ſah nicht zu Ruth hin, als man ihn hinausſtieß. 5 i Ruth Schauenberg ſaß mit geſenkten Lidern. Sie war blaß. Um ihre Augen lagen tiefblaue Schatten. Sie ſchien um Jahre gealtert zu ſein. Die Haut war ſpröde, das Haar ungeordnet. Sie merkte es gar nicht, daß das Battiſttaſchen⸗ tuch, das ſie immer wieder nervös durch die zuckenden Fin⸗ ger zog, zerriſſen und ſchmutzig war. 9 nen bei mir hinkerlaſſen get er ſelbſt. Er ver⸗ gemein herzliches menſchliches Weſen. Goebbels über Muſſolini Auslaſſungen vor der Preſſe. Rom, 31. Mai Reichsminiſter Dr. Goebbels überbrachte bei ſeinem Beſuch bei dem Generalſekretär der Faſchiſtiſchen Partei, Starace, ein in Leder gebundenes Exemplar von Hit⸗ lers„Mein Kampf“. Nach dem Beſuch wurden Goebbels im Hof und auf der Straße von Jungfaſchiſten begeiſterte Ova⸗ tionen dargebracht. f 8 5 Dr. Goebbels hat am Mittwoch ſeine Beſichtigung faſchi⸗ ſtiſcher Einrichtungen fortgeſetzt und dann nacheinander die italieniſche und deutſche Preſſe empfangen. Er machte dabei im weſentlichen folgende Ausführungen: a Der ſtärkſte Eindruck, den das junge faſchiſtiſche Ita⸗ körpert in ſich Willen und Geiſt in einer ſeltenen Harmo⸗ nie. Er iſt eine Perſönlichkeit, die weit über das Maß des althergebrachten Talentes hingusragt, mit einem Wort, ein politiſches Genie. Beſonders anſprechend bei ihm iſt ſein un ⸗ Italien ſelbſt bietet das impoſante Bild von Zucht und Ordnung. Muſſolinis unſterbliches Verdienſt wird immer darin beſtehen, daß er dem italieniſchen Volk die Ueberzeugung eingeimpft hat, zu den Nationen erſten Ran⸗ ges zu gehören. Ich konnte bei einem Beſuch in Littoria mich davon überzeugen, von welch einer ungeheuren ſchöpferiſchen Kraft der Faſchismus beſeſſen iſt. Was in 2000 Jahren ver⸗ geblich verſucht wurde, das macht Muſſolini wahr: Die pontiniſche Wüſte wird urbarer Boden und mitten im Frieden hat das junge Italien eine neue Provinz er⸗ obert Ich habe das Bedürfnis, durch die Preſſe beider Län⸗ der den bewundernswerten Duce, ſeiner Regierung und ſei⸗ ner Partei meine tiefe Dankbarkeit zum Ausdruck zu brin⸗ gen für die ſo überaus herzliche Aufnahme, die ich in Ita⸗ lien gefunden habe. Muſſolini über die deutſche Nevolution Wie der„Angriff“ berichtet, äußerte ſich der italieniſche Regierungschef Muſſolini bei dem Empfang zu Ehren von Dr. Goebbels in der deutſchen Botſchaft in Rom über die po⸗ litiſche Entwicklung in Deutſchland. Er erklärte, daß Auto⸗ rität, Ordnung und Diſziplin die Grundlage eines jeden Staates ſei, daß es, wie in Italien, nur eine einzige Partei geben dürfe. Dieſe Partei müſſe das Volk, müſſe die Na⸗ 1225 darſtellen und alle Tugenden des Volkes zum Ausdruck ringen. Als der Duce dann gefragt wurde, was er von der Ju⸗ kunft Deutſchlands halte, erklärte er mit Beſtimmtheit:„Ich halte die Jukunft der nationalen Revolution in Deutſchland für unbedingt geſichert.“ Oeſterreichiſche Gegenmaßnahmen Keine Aenderung des Regierungskurſes. Wien, 31. Mai. Die amtliche„Wiener Zeitung“ ſchreibt:„Die Erregung in der öſterreichiſchen Oeffentlichkeit wegen der 1000⸗Mark⸗ Taxe für die Ausreiſe nach Oeſterreich hält an. Dageger ſind die Beſtürzungen wegen des Ausbleibens des deut— ſchen Fremdenſtromes abgeklungen. Die öſterreichiſche Regierung will nichts überſtürzen und will auch die recht willkürlich aufgeriſſene Kluft nicht durch übereilte radikale Maßnahmen noch verbreitern. Sicher iſt jedoch, daß die Regierung politiſche KRonzeſſionen an die Na· kionalſozialiſten keineswegs machen wird. Eine Aenderung des Regierungskurſes kommt abſolut nicht in Frage. Wie die„Reichspoſt“ erfährt, werden die öſterreichi⸗ ſchen Maßnahmen gegen die deutſche Grenzſperre zunächſt in der Einführung eines Ausreiſeviſums nach Deutſchland beſtehen. Die zweite Maßnahme wird ſich zugunſten der notleidenden Hotelwirtſchaft auswirken. Das öſterreichiſche Gaſtwirtsgewerbe wird den vollen Schaden, der ihm aus der deutſchen Grenzſperre erwächſt, nach Maß⸗ gabe des Ertrages des vorjährigen Fremdenverkehrs aus Deutſchland, der mit etwa 10 Millionen Schilling berechnet wurde, erſetzt bekommen. 5 5 Als dritte Gegenmaßnahme nennt die„Reichspoſt“ die Einführung einer Ner rechnung der Ein⸗ und Aus⸗ fuhr zwiſchen Orſt erreich und Deutſchland, mit deren Hilfe Oeſterreich ein Gleichgewicht zwiſchen der Ein⸗ und Ausfuhr von und nach Deutſchland herauſtellen gedenkt Landgerichtsrat Kettler ſtreifte die vor ihm Sitzende mit einem mitleidigen Blick. f 1„Sind Sie ſo weit?“ fragte er zu Erna Klarenbach hin⸗ über. ö Die reichte ihm als Antwort das Protokoll hin. Er as es. f f „Schön— danke!— Alſo, Fräulein Schauenberg,“— er brachte das Wort„Angeſchuldigte“ noch immer nicht über die Lippen—„Sie geben zu, dem Maler van der Straat kurze Zeit vor ſeinem Tode ein Gift in ſeine Orangeade geſchüttet zu haben; behaupten aber, daß dieſes Gift nach Ihrem Wiſſen nur ein Schlafmittel— Veronal— geweſen ſei, das Sie ihrem verſtorbenen Freunde einflößen wollten, um in der Nacht ungeſtörter das Ihnen gehörende Perlen⸗ halsband aus dem Safe nehmen zu können. Dieſes Mittel hielten Sie für notwendig, weil Sie die Abſicht hatten, ſich von Ihrem Freunde zu trennen, und Sie befürchteten, daß er Ihr Halsband zurückhalten werde. Und außerdem, weil er den Schlüſſel zum Safe in ſeiner Taſche oder im Schreib⸗ tiſch aufzubewahren pflegte. So wars doch, nicht wahr?“ Sie nickte nur müde. Ihr Blick ging wie abweſend über Inſpektor Brandt hin, der ſtumm neben Till ſaß. Kettler hob ſeine Stimme. 1 5 „Sie geben weiter zu, daß es nicht ausgeſchloſſen iſt— nicht ausgeſchloſſen,“ wiederholte er, mit einer Wendung zu den anderen Herren, als liege ihm daran, ſie auf dieſe Worte aufmerkſam zu machen,„daß dieſes Gift, das Sie ſelbſt für Veronal hielten, tatſächlich ein anderes Gift geweſen ſein könnte; zum Beiſpiel das Gift, das den Tod Ihres Freun⸗ des herbeigeführt hat. So daß alſo ohne Ihr Wiſſen und Wollen eine Verwechſlung vorliegen würde.“ Er ſtockte verlegen. Er glaubte, um Aſſeſſor Tills Mund ein deutliches Lächeln geſehen zu haben. Er wußte, daß Till ſeine Schwärmerei für Ruth Schauenberg kannte. Der heim⸗ liche Spott des anderen irritierte ihn; er gab ſeiner Stimme eine kühlere Färbung. 8 „Sie ſagten weiter aus, Fräulein Schauenberg, daß Sie das vermeintliche Veronal von Herrn Geheimrat v. Schlei⸗ cher, Ihrem Arzt, erhalten hätten und daß dieſer nur an⸗ nehmen konnte, daß das Veronal für Sie beſtimmt ſei.“ Ruth warf ihm einen gequälten Blick zu. Sie kämpfte ſichtlich mit Tränen. K i 5 Geſcheiterte Koalitionsbeſprechungen Bei einem Preſſeempfang im Hitlerhaus berichtete 1 Landesinſpekteur der NSDAP. in Oeſterreich, Habicht, über Unterredungen, die er mit dem Bundeskanzler Dr. Dollfuß Anfang und Mitte Mai hatte. Man habe den Mas tionalſozialiſten zwei Miniſterſitze angeboten, Neu wahlen aber vorläufig nicht ausſchreiben wollen. Er, 9. bicht, ſeinerſeits habe ein Wahlkabinett aus Chrif lichſozialen und Nationalſozialiſten verlangt mit Dollfuß als Kanzler, ferner ſofortige Neuwahlen un Neubildung der Regierung auf Grund des Wahlergebniſſes, 1 85 Verhandlungen hätten jedoch zu keinem Ergebnis ge ührt. n 8 Im Verlauf ſeiner Ausführungen krat Habicht der Be⸗ hauptung entgegen, daß die Machtergreifung der National- ſozialiſten in Oeſterreich gleichbedeutend ſei mit der ſoforkt⸗ gen Durchführung des Anſchluſſes. Man ſei ſich durchaus bewußt, daß die Erreichung dieſes Zieles infolge der Frie⸗ densverträge nicht von dem Willen Deutſchlands un Oeſterreich abhänge. i Zu der Darſtellung über die Koalitionsverhandlungen gab Bundeskanzler Dr. Dollfuß eine Erklärung ab, in der mitgeteilt wird, daß er den Abgeordneten Habicht auf deſſen Erſuchen durch Vermittlung des damaligen Bundesminiſters Dr. Rintelen zweimal empfangen habe. i Der verzögerte Viermächtepakt Frankreichs zwieſpällige Haltung. Berlin, 31. Mai. Seit ungefähr zwei Wochen wird faſt von Tag zu Tag die bevorſtehende Unterzeichnung des Paktes über die litiſche Zuſammenarbeit der vier europäiſchen Großmächte angekündigt. Bisher gab es aber immer im letzten Augen blick neue Schwierigkeiten, die ſich aus der zwiespältigen Haltung Frankreichs gegenüber dem Grundgedanken dieſes Paktes leicht erklären laſſen. Frankreich hat eine organiſierte Zuſammenarbeit der Großmächte ſteis abgelehnt, weil es in dieſem Gremium überſtimmt zu werden fürchtet, während es ſich im Völker bunde dank der Anweſenheit feiner öſtlichen Verbündelen und anderer ſympathiſierender Staaten in geradezu beherr⸗ ſchender Skellung befindet. Andererſeits legt man in Pa wegen des Gegenſatzes zu Deutſchland beſonderen Wert au eine Verbeſſerung der franzöſiſch-italſeniſchen Beziehungen 1 und möchte ſich zu dieſem Zweck den Anſchein des Entgegen 1 gegenüber den ſtalieniſchen Ideen und Wünf geben. Die Verhandlungen zwiſchen Rom, Paris und London bewegten ſich in der letzten Zeit auf der Grundlage eines franzöſiſchen Gegenentwurfs zum Muſſolini⸗Plan; die er Gegenentwurf verfolgte in der Hauptſache drei Ziele: g 1. Einbeziehung Englands in ein europäiſches Sanktionsſy⸗ ſtem durch ausdrückliche Bezugnahme auf Artikel 16 der Völkerbundsſatzung, 2. Feſtlegung Deutſchlands in der Gleichberechtigungsfrage auf die künftigen Beſchlüſſe der Abrüſtungskonferenz, 3. tatſächliche Verhinderung der Vertragsreviſion durch die Forderung der Einſtimmigkeit und der Zuſtimmung betroffenen Staaten. Jedenfalls zeigen die Erklärungen Daladiers nanzausſchuß der Kammer, daß die franzöſiſche Regierung aus pfychologiſchen Gründen eine Beteiligung an Pakt für notwendig hält, daß ſie aber nichts ohne die Zu⸗ ſtimmung Polens und der Kleinen Entente unter“ nehmen will. f i Waffenſtillſtand in China Tokio, 1. Juni. Im kriegsminiſterium iſt die Meldung eingegangen. 1 daß der japaniſch⸗chineſiſche Waffenſtillſtandsvertrag 1 i Tangku bei Tientſin zwiſchen der japaniſchen Kommiſſic⸗ unter Generalmajor Okamua und der chineſiſchen Kommif ſion unter Kriegsrat Hſiungping abgeſchloſſen worden iſt. Der Waffenſtillſtand ſieht eine Entmilitariſie 1 der 1 im Fl. , eee — 1 „„ S rung einer Zone vor, die im Norden von der Großen Mauer, im Oſten von der Eiſenbahnlinie Peking Mukden und im Weſten von der Eiſenhahnlinie Peking—Suiſug, ü begrenzt wird. Ferner wird darin beſtimmt, daß die Kors, der chineſiſchen Freiwilligen in der entmilitariſterten Zo aufgelöſt werden müſſen und daß der Eiſenbahnverkehr Pe king—Schanhaikwan wieder aufzunehmen iſt. „Wie kamen Sie nun zu der Vermutung, daß die Gifte verwechſelt ſein könnten?“ a „Weil ich mir den Tod durch Vergiftung nicht anders zu erklären vermochte. Ich hatte Gewiſſensbiſſe wegen es Schlafmittels überhaupt.“ f i „Dieſe Gewiſſenhaftigkeit wie Ihr offenes Geſtän machen Ihnen nur Ehre, entſchlüpfte es dem Landgerichte rat. Er errötete heftig und markierte einen Huſtenanfall f Aſſeſſor Tills ſpöttiſches Schweigen verdroß ihn unſagbar. „Aber dieſe Vermutung iſt natürlich noch kein Beweis ihre Richtigkeit,“ ſagte er laut, wie in Abwehr des heim 1 . 1 5* 5 4 lichen Spötters.„Es iſt ſehr wohl möglich, wenn auch nich 1 wahrſcheinlich, daß außer Ihrem ungefährlichen Schlafmitt noch ein zweites, tödliches Gift in die Orangeade get wurde. Von einem anderen Täter. Entweder vorher ode nachher. Dieſes tödliche Gift könnte zum Beiſpiel ſchon 1 g dem Glaſe geweſen ſein, bevor Sie zu van der Stra kamen.“ lebhafter. b 5. „Das gleiche hatte ich mir auch ſchon geſagt, Herr gerichtsrat. i anderer Menſch bei ihm geweſen ſein? Und das war do nicht der Fall.“ 5 „Woher wiſſen Sie das?“ „Von Geheimrat v. Schleicher.“ Tills und Brandt Köpfe fuhren faſt gleichzeitig hoch. W. auf Kommando. Auch der Landgerichtsrat war ſichtlich be troffen. ö „Wieſo?“ fragte er. „Ich teilte ihm mit, daß ich bei meinem Kommen, als noch hinter der Geheimtür ſtand, den Eindruck gehabt ha als ich i te/ als ob eben ein anderer Menſch das Zimmer verlaſſen hab. Und da meinte der Geheimrat, das ſei taſterei, ohne jede Wahrſcheinlichkeit; mit ſolchen vagen mutungen könne man nichts beweiſen. Das iſt ia auch tig. Wahrſcheinlich wird es der Diener geweſen ſein, die Orangeade gebracht hatte und wieder hinausging.“ Die Herren der Unterſuchungskommiſſion ſahen ſich vel doch nur eine Phan, Kettler ging erregt zu den Herren hinüber und dä ſtändnisvoll an. Sie dachten alle das gleiche. a mpfte die Worte zu haſtigem Flüſtern. We 8 15. 11„ Ruth ſah ihn voll Dankbarkeit an. Sie wurde ein wenig Land. Aber dann müßte doch ganz kurz vor mir 10 1 4 2 * an 3 A5 1 3 Aiuhe ſeien bereit, die Verhandlungen zu führen, um die 1„Anſere Mitarbeit im neuen Staat“ Eine Rede des Parteichefs Prälat Dr. Föhr. O Freiburg, 31. Mai. Wie die„Freiburger Tagespoſt“ berichtet, fand eine geſchloſſene Mitgliederverſammlung der Freiburger Zentrums⸗ partei ſtatt, in der Parteichef Prälat Dr. Föhr über das Thema„Unſere Mitarbeit im neuen Staat“ ſprach. Er führte u. a. aus, es hätte für das Zentrum keinen anderen f Weg geben können, als den, den es gegangen ſel. Es könne ſich mit revolutionären Bewegungen nicht verbünden. Es ſei ſelbſtverſtändlich, daß das Zentrum ſich in die neue taatsform einbaue. Der neue Staat ſei erſt im Werden. Die neue Verfaſſung ſolle organiſch wachſen. Zu dieſem Or⸗ ganismus gehöre auch das Zentrum, für das die göttliche Autorität das Primäre ſei. Es könne nicht mitverantwortlich ſein für alles, was jetzt geſchehe, es treibe aber auch keine Oppoſition. Die Oppoſition der letzten Jahre, wie ſie erlebt worden ſei, ſei vielfach unſittlich geweſen. Das Zen⸗ trum anerkenne den heutigen Staat als gewordene legale Ordnung und achte auch ſeine Träger, wenn dieſe auch vor⸗ dem parteipolitiſche Gegner geweſen ſeien. f 8 Das Recht zur poſitiven Kritik ſolle erhalten bleiben. Sie ſolle ſich aber in den gewiſſermaßen naturrechtlich abgeſteckten Grenzen bewegen.'s gebe Punkte, in denen die Zentrums⸗ partei ſich nie mit den Nationalſozialiſten verſtehen werde. Viele Beſtrebungen ſeien aber gemeinſam, ſo der autoritäre Staat, der Aufbau des nationalen Staates, die Volksgemein⸗ ſchaft. Das Zentrum werde ſeine Mitarbeit nie verſagen, wenn es dem Volk helfen ſolle. Es fordere einen Staat der ſittlichen Freiheit. Garantiert müſſe ſein die Gleichberechtigung aller ſtaatstreuen Bürger. In der Behandlung der Beamten, die Parteien angehören, die hinter der Regierung ſtehen, dürfe es keine Unterſchiede geben. g 5 Die Regierungserklärung ſei, ſo führte Dr. Föhr weiter aus, für viele eine angenehme Aeberraſchung geweſen. Manche Agitatoren der NSDAP. ſeien viel ſchuld daran geweſen, daß man Hitler ſo bekämpft habe. Loyal vertrete das Zentrum ſeine Linie in Parlament und Preſſe. Der außenpolitiſchen Rede des Reichskanzlers könnte das Zentrum aus innerſtem Herzen zuſtimmen. Dieſe Zuſtimmung unter Führung Brünings ſei außenpolitiſch ein großes Akti⸗ vum. Auch beim Kampf gegen die Kriſe werde das Zentrum ſeine ganze Kraft in den Dienſt der Sache ſtellen. Anſchließend an die Rede Dr. Föhrs wurde einſtimmig eine Entſchließung gefaßt, in der es heißt, die ſich zur Zen⸗ trumspartei bekennenden Katholiken Freiburgs bringen an⸗ folie der gegen den Herrn Erzbiſchof im„Alemannen“ er⸗ folgten Angriffe ihr ſchmerzliches Bedauern zum Ausdruck, und verſichern in tiefſter Ehrfurcht den Oberhirten unver⸗ brüchliche Treue und Gefolgſchaft. Schließung der Erholungsheime der Ortskrankenkaſſen a gefordert. 5() Karlsruhe, 31. Mai. Der Sonderkommiſſar für den badiſchen Fremdenverkehr, Fritz Gabler, hat an den Miniſter des Innern eine Eingabe gerichtet, worin unter Hinweis auf die derzweifelte Notlage des badiſchen Saiſongaſtgewerbes dringend die Schließung der Heime der Ortskrankenkaſſen gefordert wird. Der Landesverband der badiſchen Hotels in Baden⸗Baden und der Badiſche Gaſtwirteverband in Karls⸗ Unterkunft von Erholungsbedürftigen der Ortskrankenkaſſen zu billigſten Tagessätzen in den Gaſthöfen verſchiedenſter Gegenden zu vermitteln. i Heidelberg.(Neuer Oberbürgermeiſter). Di⸗ plomvolkswirt Dr. Theodor Lingens iſt zum Oberbürgermeiſter von Durlach ernannt worden. Dr. Lingens iſt in Heidelberg als Vertreter der Nationalſozialiſten ſchon ſeit 1930 im Kreisrat und war neuerdings auch Mitglied des Bürger⸗ ausſchuſſes geworden. Für den Kreis Heidelberg hatte die nationalſozialiſtiſche Partei das Referat für Kommunalpoli⸗ tik. Außerdem iſt er ſchon ſeit längerer Zeit Sturmbannführer 5 Sturmes 1-110 geweſen. i ö Heidelberg.(Volle Produktion). Beim Ze⸗ mentwerk Leimen wird etwa acht Tage nach Pfingſten der Produktionsprozeß in vollem Umfange wieder aufgenommen, nachdem bereits die Arbeiten im Steinbruch und die ſonſtigen Vorſtufen in Betrieb geſetzt worden ſind. 5 J Leimen bei Heidelberg.(Bürgermeiſterwieder⸗ wahl). Bei der Bürgermeiſterwahl wurde der ſeitherige Bürgermeiſter Jakob Weidemaier mit 11 Stimmen der SPD., des Zentrums und des Kampfbundes Schwarz⸗Weiß⸗ Rot wiedergewählt. Der Kandidat der NSDAP., Orts⸗ gruppenführer Willi Seeger, erhielt 8 Stimmen. Schwetzingen.(Eine Windhoſe). Hier wurde eine Windhoſe beobachtet, die ſich an Plankſtadt vorbei in öſtlicher Richtung nach Heidelberg bewegte. Während der den Erd⸗ boden berührende Teil nur ſchmal und ſchlauchförmig war, verbreiterte ſich die Windhoſe in ziemlicher Höhe zu einem großen, wirbelnden Trichter. Die Naturerſcheinung konnte über eine Minute beobachtet und ihr Weg genau verfolgt werden. i Weinheim.(Ein falſcher S A⸗Mann). Feſtge⸗ nommen wurde hier ein durchreiſender Mann, der unbefugter Weiſe die SA⸗Unikorm trug. 1 i Altheim(Imt Buchen).(Schadenfeuer). Nachts brach, vermutlich durch Kurzſchluß, in der Scheune des Land⸗ wirts Johann Seitz Feuer aus, de arin ſagernden Stroh⸗ und Heuvorräten vernichtete. Das feuer griff auch auf das angebaute Wohnhaus über, das ſtark beſchädigt wurde. 5 (hh Bad Peterstal.(Führertag der badiſchen Bürgerwehren). Am 18. Juni findet in Bad Peterstal ein Führertag der badiſchen Bürgerwehren ſtatt, verbunden mit dieſem Führertag iſt eine Abgeordnetenſitzung der Lan⸗ esvereinigung badiſcher Bürgermilizen⸗Garden, Gilden und Wehren. Den Höhepunkt der Veranſtaltung wird ein Feſtzug und ein Parademarſch vor den Behördenvertretern bilden. 2 Lahr.(Ingenieur Honnef angetlagt). Vor dem Amtsgericht Offenburg begann die Verhandlung gegen n Ingenieur Honnef, der angeklagt iſt, im Frühjahr und ommer 1930 zirka 60 Tonnen Formeiſen im Werte von 10000 Mark, das der Firma Eiſen⸗Fuchs Gmb. Stuttgart, gehörte und zur Herſtellung von Eiſenmaſten für die fran⸗ ſiſche Südbahngeſellſchaft in Paris beſtimmt war, für andere Zwecke verwendet zu haben. fe größere Poſten Formeiſen, die für andere Zwecke beſtimmt waren, in ſeinem eigenen 0 e ſchädigt wurden u. a. die Deutſche Reichswaſſerverwaltung, die Oberpräſidenten det Provinz und die Sparkaſſe in Lahr. 9 Lörrach.(Die Hitlerlinde zerſtört). In der bekannten Tätern abgeſchnitten. Die Polizei hat die Ver⸗ folgung aufgenommen. n N das das Gebäude ſamt den Weiter wird ihm vorgeworfen, Betrieb verwendet zu haben. Ge⸗ nach dem Ruhezimmer, wo Nacht wurde auf dem Lindenplatz die Hitlerlinde von un⸗ Aus Nah und Fern. Ludwigshafen.(das Schickſal der Pfälzi⸗ ſchen Poſt“.) Wie die Verlagsleitung der„Pfälziſchen Poſt“, ehemals Parteiorgan der SPD.(Fa. Geriſch u. Cie.), ihren Lieferanten mitteilt, iſt durch Verſägung der Staats⸗ regierung der geſamte Betrieb und das Betriebsvermögen beſchlagnahmt worden. Die Firma Geriſch u. Cie. erklärt ſich außerſtande, die Konten auszugleichen. Sie bittet ihre Lieferanten, von Maßnahmen irgendwelcher Art Abſtand zu nehmen, bis über den Betrieb eine poſitive Entſcheidung getroffen ſei. Ein Vermögensverwalter ſei bisher noch nicht beſtellt, doch ſtehe zu erwarten, daß die Beſtellung in Kürze erfolgen werde. Mit einer Wiederaufnahme des Betriebes dürfte alſo nicht mehr zu rechnen ſein. ö Techniſche Hochſchule wieder geöffnet. Darmſtadt. Der Lehrbetrieb an der Techniſchen Hoch⸗ ſchule in Darmſtadt konnte am Mittwoch nachmittag wieder aufgenommen werden, nachdem durch das Eingreifen der Regierung eine die Hochſchule befriedigende Löſung gefun⸗ den Werden konne 5 Pfeddersheim.(Katze verurſacht Motorrad⸗ unfall.) Auf der Landſtraße in der Nähe des Bahn⸗ übergangs ſprang eine Katze einem Motorradfahrer in das Vorderrad ſeines Fahrzeugs. Dadurch wurde der Fahrer herabgeſchleudert und trug erhebliche Verletzungen davon. Das Motorrad iſt ſtark demoliert. Die Katze wurde voll⸗ ſtändig zerriſſen. a * Bad Soden.(Kind ſtürzt vom Balkon in die Tiefe.) Im benachbarten Neuenhain ſpielte ein drei⸗ jähriger Junge auf dem Balkon, lehnte ſich über und ſtürzte zwei Stock hinunter in den tiefgelegenen Hof. In ſchwer verletztem Zuſtand wurde das Kind geborgen. Wenn es mik dem Leben davon kommt, ſo durch den Um⸗ ſtand, daß es mit dem Kopf nicht auf den unten ſtehenden Hackklotz ſchlug, ſondern haarſcharf daran vorbeifiel. Straßenbahnzuſammenſtoß in Leipzig Leipzig, 31. Mai. An einer Straßenkreuzung am Au⸗ guſtusplatz ſtießen zwei Straßenbahnzüge zuſammen. Ein Motorwagen fkürzte um. Bisher wurden ein Toter, vier Schwer- und zwei Leichtverletzte geborgen. Bergrutſch an der Saale Deſſau, 31. Mai. Eine ſchwere Naturkataſtrophe ereig · nete ſich Mittwoch vormittag bei Lotdorf im Kreiſe Bern⸗ burg. Die Kalkberge bei Eiſerfurth ſind in einer Breite von 500 Meter in die Saale gerulſcht und haben das Bett de⸗ Fluſſes vollkommen geſperrk, ſo daß die Saale ihren Lauf durch die Große Aue nehmen muß. Das Waſſer ſtieg inner⸗ halb 20 Minuten um einen halben Meter. Kingsumher be⸗ ſteht kilometerweit größte Hochwaſſergefahr. Die Kakaſtrophe iſt vermutlich auf die ungeheuren Regenmaſſen zurückzufüh⸗ ren, die in den letzten 48 Stunden niedergingen. Nochmals Calmette⸗Prozeß Heute Beginn der KReviſionsverhandlung. Leipzig, 1. Juni. Die Reviſionsverhandlung im Lü⸗ becker Calmette⸗Prozeß beginnt heute vor dem Reichsgericht. Der in Lübeck im Februar vorigen Jahres wegen fahrläſ⸗ ſiger Tötung in Tateinheit mit fahrläſſiger Körperverlet⸗ zung zu zwei Jahren Gefängnis verurteilte Profeſſor Deyke vom Lübecker Krankenhaus und der wegen der gleichen Vergehen zu einem Jahr drei Monaten Gefängnis verurteilte Lübecker Obermedizinalrat Dr. Altſtaedt ha⸗ ben gegen das Urteil Berufung eingelegt. Die Lübecker Staatsanwaltſchaft hat gegen den Freiſpruch des Angeklag⸗ ten Profeſſor Dr. Kloß Reviſion eingelegt. Ebenſo haben die als Nebenkläger im Lübecker Prozeß zugelaſſenen El⸗ tern der verſtorbenen Säuglinge Einſpruch gegen das Ur⸗ teil des Lübecker Gerichtes erhoben. 0 In dem Lühecker Prozeß handelte es ſich darum, daß mehr als 70 Säuglinge, an denen das ſogenannte Calmette⸗Schutzimpfverfahren gegen Tuberkuloſe zur An⸗ wendung gekommen war, nach der Behandlung an Tuber⸗ kuloſe geſtorben waren. 168 Säuglinge waren unter tu⸗ berkuloſeverdächtigen Erſcheinungen erkrankt. Als Urſache des Unglücks ſah das Gericht in ſeiner Urteilsbegründung entweder eine Verwechſlung oder aber eine Ver⸗ unreinigung der Impfkulturen an, für die es die bei⸗ den verurteilten Angeklagten verantwortlich machte. 0 Paddilerunglück als Verſicherungsbetrug Stettin, 1. Juni. Eine ſenſalionelle Aufklärung fand ein Paddlerunglück auf der Oder, wo am 27. Mai der Kauf. mann Richard Schuſter erkrank, während ſeine Begleiterin. die Kinderoirtberin Edith Mielke aus Stettin, gerettet wer den konnke. Im Verlaufe der Unkerſuchung geſtand das Mädchen, in das Boot heimlich ein Leck gebohrt zu haben, um dadurch den Tod ihres Begleiters herbeizuführen. Die Ankerſuchung ergab weiter. daß die Täterin vor einiger Zeit den Ertrunkenen in eine Unfallverſicherung über 5000 Mark und in eine Leben- nerſicherung in Köhe von 10 000 Mark hatte aufnehmen laſſen. Sie halte ſich durch den Tod des Verſicherungsnehmers in den Beſitz der Verſicherunas⸗ ſumme brinden wollen. Edith Mielke ſowie ihre Mutter, die zm Verdacht der Beihilfe ſteht, ſind verhaftet worden. Zuchthausſtrafen im Wolters dorfer Prozeß Berlin, 1. Juni. In dem Prozeß gegen 22 Kommu⸗ niſten wegen des Feuerüferfalles auf vier SA⸗Leute bei Woltersdorf am 17. Februar verhängte das Sondergericht gegen zwei Angeklagte je ſechs Jahre Zuchthaus und gegen zwei Angeklagte je zwei Jahre Zuchthaus. Sechs Angeklagte wurden zu Gefängnisſtrafen verurteilt, die übrigen wurden freigeſprochen. Der Freitod Marga von Etzdorfs Aleppo, 31. Mai. Ueber den Tod der Fliegerin Marga von Etzdorf werden folgende Einzelheiten bekannt: Nachdem die Fliegerin auf dem Flugplatz von Mouslimieh, ungefähr 16 Kilometer nördlich von Aleppo, eingetroffen war und ihre Maſchine verlaſſen hatte, wurde ſie nach der Fliegermeſſe geleitet, wo in jeder Beziehung für ſie geſorgt wurde. Spä⸗ ter begab ſie ſich auf eigenen Wunſch nach dem Ruhezim⸗ mer, das für Flieger, die eine Notlandung gemacht haben. bereitgehalten wir. 5 8. Plötzlich wurden mehrere Schüſſe gehört. Alles eilte Marga von Etzdorf auf dem Belt liegend lol aufgefunden wurde. Neben ihr lag die Schnellfeuerpiſtole, die ſie auf ihren Flügen mit ſich zu füh⸗ ten nflente. Ihr Kopf war von zwei Kugeln durchbohrt. Die ärztliche Unterſuchung läßt darauf ſchließen, daß die Flie⸗ gerin freiwillig in den Tod gegangen iſt. Lolaale Nuudocliau Zur Volkszählung 1933 1 Zu der nunmehr ſtattfindenden neuen Volks⸗, Berufs⸗ und Betriebszählung von 1933 ſowie der Durchführung mögen einige Zeilen über die Stellung und Pflichten der Einzel perſon von Intereſſe ſein. Die Zählung erſtreckt ſich auf ſämtliche Bewohner des ganzen Reiches, mit Ausnahme des Saargebiets; mit der eigentlichen eee wird Nn eine Berufs⸗ ſowie landwirtſchaftliche und gewerbliche Betriebszählung verbunden. Die Fragen dürfen ſich jedoch nur auf den Perſonen⸗ und Familienſtand, den Geburtsort, die Reli⸗ ionszugehörigkeit, die Staatsangehörigkeit, die Mutter⸗ reach, die Grundſtücke und Wohnungen ſowie auf die Berufs⸗ und Betriebsverhältniſſe beziehen. Ein Eindringen in die Einkommen⸗ und Vermögensverhältniſſe iſt unbe⸗ dingt ausgeſchloſſen. Zur Ergänzung dieſer Zählungen werden auch wirtſchafts⸗, insbeſondere produktionsſtatiſti⸗ ſche Erhebungen durchgeführt; nähere Beſtimmungen wer⸗ den noch vom Reichswirtſchaftsminiſter getroffen. Zur Si⸗ cherung einer reſtloſen Durchführung der Zählung und Er⸗ faſſung aller Perſonen ſind auch Strafbeſtimmungen ein geführt. Wer wiſſentlich wahrheitswidrige Angaben macht oder ſich weigert, eine Frage zu beantworten, wird mit Geldſtrafe bis zu 150 Mark beſtraft. Als Gegenſtück zu dieſer Ausſagepflicht iſt aber auch umgekehrt als Schutz für die privaten Intereſſen des Einzelnen vor unbefugter Veröffentlichung beſtimmt, daß über die bei der Zählung gewonnenen Nachrichten das Amtsgeheimnis zu wahren iſt. Dieſe dürfen nur zu ſtatiſtiſchen Arbeiten und nicht zu anderen Zwecken benutzt werden. Unter die Geheimhal⸗ tungspflicht fallen auch ſämtliche an der Durchführung be⸗ teiligten Perſonen, wozu ja auch neben den Beamten ſon⸗ ſtige geeignete Zivilperſonen als Zähler herangezogen werden können; dieſes Amt des Zählers gilt als Ehren⸗ amt i. S. d Art. 132 der Reichsverfaſſung. Wir verweiſen auf die diesbezügliche Bekanntmachung im heutigen Anzeigenteil. Aus der Tätigkeit des Ober bürgermeiſters. SZbiſchen dem Oberbürgermeiſter der Stadt Mann⸗ heim und dem 1. Bürgermeiſter der Nachbarſtadt Lud⸗ wigshafen a. Rh., Pg. Förſter, Janden dieſer Tage wichtige Beſprechungen über beide Städte intereſſierende Probleme ſtatt. Die Ausſprache, die in beſonders herz⸗ lichem Ton verlief, ergab nicht nur die Einmütigkeit beider Städteführer, ſondern man beſchloß in allen lebens⸗ wichtigen Fragen gemeinſam vorzugehen. Gleichſchaltung im Reichsverband bildender Künſtler e. V. Auf Grund des Gleichſchaltungsgeſetzes wurde in der Generalverſammlung am 11. Mai 1933 der Vorſtand des Reichsverbandes bildender Künſtler e. V., Orts⸗ gruppe Mannheim, gleichgeſchaltet. Als 1. Vorſitzender wurde Herr Bildhauer Lauber, als 2. Herr Maler Merkel gewählt. Der Reichsverband bildender Künſtler wurde pon der Leitung der Kunſthalle offiziell beauftragt, eine Ausſtellung der Mannheimer Künſtler zu ver⸗ anſtalten und dazu alle— auch nicht zum Verband gehörende— Maler und Bildhauer Mannheims auf⸗ zufordern. Dieſe Ausſtellung ſoll einen umfaſſenden Ueber⸗ blick geben über alles, was in Mannheim zurzeit ge⸗ ſchaffen wird. Die Einlieferung hat zu erfolgen bei dem Hausmeiſter der Kunſthalle(Eingang Tatterſallſtr.) bis ſpäteſtens 10. Juni. Die Anzahl der zur Auswahl ſtehenden Werke iſt nicht beſchränkt. Die Jury beſteht aus den Herren Angſt, Brück, Gelb, Knaus, Lauber, Merkel. Die Entſcheidung in Zweifelfällen hat Herr v. Waldſtein übernommen.— Auskunft erteilt: Herr Lauber, Roſengartenſtraße 20, Telefon 42959 und die Geſchäftsſtelle Georg Fath, Kalmitſtr. 16, Tel. 32872. Aus der Kunſthalle. Die Sonderausſtellung„Der Teppich(Erleſene alte Sammlerſtücke und neue deutſche Arbeiten) bleibt nur noch bis einſchließlich Pfingſtmontag, 5. Juni, geöffnet. Die Ausſtellung hat weit über Mann⸗ heim hinaus, beſonders in Fachkreiſen, ſtarke Beachtung gefunden. Eine Reihe von Muſeumsdirektoren und Samm⸗ lern aus Deutſch and ſowie auch aus der Schweiz, Italien und England haben die Schau beſucht. Ueber Pfingſten iſt die Kunſthalle wie folgt zugänglich: 4195 36 geſchloſſen; Pfingſtmontag geöfffnet von 11 bis 13.30 und 15 bis 17 Uhr. Der Leſeſaal des kunſtwiſſenſchaft⸗ lichen Inſtituts bleibt an beiden Feiertagen geſchloſſen. * Zur Frage der Gebäudeſonderſteuer. Es iſt die Währnehmung gemacht worden, da Hausbesitzer mit der Vornahme von Reparaturen zurü halten in der Erwartung, daß ein entſprechender Nachlah der Gebäudeſonderſteuer bei Vornahme von Erneuerungs⸗ arbeiten in Ausſicht ſtehe, der für den Hausbeſitzer größer⸗ Vorteile biete als die„eit gewähren Reichszuſchüſſe. Solch: Erwägungen hemmen nicht nur den Wiederaufſtieg der Wirt⸗ ſchaft, ſondern beruhen auch auf irrigen Vorausſetzungen. Die unter den heutigen Verhältniſſen vertretbaren Erleichterungen der Gebäudeſonderſteuer ſind in der Aenderung der Voll⸗ zugsverordnung zum Gebäudeſonderſteuergeſetz vom 22. April 1933 vorgeſehen, darüber hinaus kann mit einem Abbau der Gebäudeſonderſteuer nicht gerechnet werden. Sportliche Leiſtung. Der völlig blinde Karl Weigel aus Mannheim: K 3, 10, Bürſtenmacherlehrling in der bad. Blindenanſtalt Ilvesheim, erfülſte die Bedingungen fürs Reichs⸗Jugendſportabzeichen mit: Schwimmen 300 Meter, Barrenübungen 17 Pkt., Weitſprung aus dem Stand 2.33 Meter(für Blinde Mindeſtweite 2,30 Meter), 1000 Meter⸗Lauf 3:32, Min., 3000 Meter⸗Lauf 12:24, Minuten. Gründung eines Handharmonika⸗Klubs. Wie in anderen Städten, ſo will man jetzt auch in Seckenheim an die Gründung eines Handharmonika⸗Klubs gehen. In einer Zeit ſchwerſter, ſeeliſcher und materieller Not hat ſich die früher ſo wenig gewürdigte Handharmonika zu einem Muſik⸗ und Orcheſter⸗Inſtrument von ganz beſonderer Bedeutung entwickelt. Ueber vierhundert Hand⸗ harmonika⸗Klubs, welche ſich in den letzten drei Jahren auf deutſchem Boden gebildet haben, geben Zeugnis, wie trefflich ſich die Handharmonika zur Pflege einer echten deutſchen Volksmuſik eignet. In gleicher Weiſe das Handharmonikaſpiel auch hier zu pflegen ſoll die Auf⸗ gabe des neu zu gründenden Klubs ſein. Freunde volks⸗ fümlicher Muſik, welche ebenſo gewillt ſind, deutſchen Geiſt und deutſche Kameradſchaftlichleit zu pflegen, mögen ſi am kommenden Freitag, abends 8.30 Uhr, im Loka „Goldener Engel“ zwecks Gründung einfinden. * * Das 1. ſüdweſtdeutſche Bundesmuſikfeſt Das Programm für die Feſttage. Freiburg. Nur noch wenige Tage trennen uns vom Erſten Bundesmuſikfeſt, das einen ſolchen Maſſenbeſuch nach Freiburg bringen wird, daß er nur in Sonderzügen und Son⸗ derautobusfahrten bewältigt werden kann. Aus ganz Ba⸗ den, Württemberg, Hohenzollern, aus der Pfalz und aus der Schweiz kommen nicht nur die Muſikkapellen mit ihren Ange⸗ hörigen, ſondern— wie aus den Anmeldungen hervorgeht, — auch andere Gäſte in großer Anzahl, die an dieſer einzig⸗ artigen Rieſenkundgebung für unſere Deutſche Volksmuſik teilzunehmen wünſchen. 5 Die Hauptprogrammpunkte des viertägigen Feſtes— Preisſpiele, Begrüßungsakt, Feſtaufführungen im Stadtthea⸗ ter, das Konzert im Aniverſitätsſtadion mit ſeinen ſechs⸗ tauſend Muſikern, der feſtliche Amzug mit über 200 Ver⸗ einen in Uniform oder Landestracht, der hiſtoriſche Zapfen⸗ ſtreich, das mit einem Feuerwerk verbundene Saro'ſche Schlach⸗ tenpotpourri uſw.— alle dieſe Veranſtaltungen ſcheinen demnach die erwartete Wirkungskraft auf weiteſte Kreiſe aus⸗ zuüben. Mit beſonderer Spannung ſieht man natürlich überall dem Hauptkonzert im Univerſitätsſtadion entgegen, das dem Publikum den ſinnfälligſten Beweis vom Können und der glänzenden Diſziplin unſerer Volksmuſikkapellen liefern ſoll. (Für dieſes„Konzert der Sechstauſend“, bei dem die An⸗ ordnungen der Dirigenten durch Lautſprecher übermittelt wer⸗ den müſſen, wurde ein eigener Aufſtellungsplan entworfen, der einen glatten, ungehinderten Verlauf ermöglicht). Zwölf große Muſikgeſellſchaften der Schweiz beteiligen ſich an den hauptſächlichſten Veranſtaltungen des Feſtes: als ſehr erfreuliche Tatſache kann noch gemeldet werden, daß ſie auch bei den Preisſpielen mitwirken und hier mit unſeren deutſchen Kapellen in„Freundnachbarlichen Wettbewerb“ treten. Kündigung von Dauerangeſtellten Das Reichsarbeitsgericht hatte ſich mit der Frage zu beſchäftigen. ob zu den wichtigen Gründen, die nach den beſtehenden Beſtimmungen eine Stadtgemeinde berechtigen. auch Dauerangeſtellte zu entlaſſen, die wirtſchaftliche Not⸗ lage der Stadt mit gerechnet werden könne. Das Reichs⸗ arbeitsgericht hat dieſe Frage bejaht. Dem Verfahren lag die Klage eines ſtädtiſchen Dauerangeſtellten zugrunde. der ſeine friſtgerechte Kündigung gemäß den Beſtimmungen des mit ihm abgeſchloſſenen Anſtellungsvertrages erhalten hatte. Die Kündigung war mit den allgemeinen Abbaumaßnahmen der Stadtverwaltung begründet worden. Der Angeſtellte erhob infolgedeſſen Einſpruch, weil er der Anſicht war. daß Dauerangeſtellte bei Städten nur dann entlaſſen werden dürften, wenn der vom Geſetz verlangte wichtige Grund in der Perſon des Angeſtellten, alſo etwa in diſziplinaren Ver⸗ fehlungen, liege. Die. des Angeſtellten, die darauf abzielte, die in ſeinem Falle ergangene Kündigung für unwirkſam zu erklären, wurde vom Arbeitsgericht be⸗ ſtätigt. Das Landesarbeitsgericht wies den Angeſtellten jedoch ab. Die Reviſionsinſtanz, das Reichsarbeitsgericht, hat die Klage gleichfalls zurückgewieſen. Das Reichsarbeits⸗ gericht ſagt in dieſer grundſätzlich bedeutſamen Erkenntnis (RAG. 230/32), daß ein wichtiger Kündigungsgrund auch hinſichtlich der Verträge von ſtädtiſchen Dauerangeſtellten vorliege, wenn Umſtände eingetreten ſind, die nach verſtän⸗ digem Ermeſſen dem einen oder dem anderen Teile die Fort⸗ ſetzung des Dienſtverhältniſſes nicht mehr zumuten laſſen. ohne daß das Intereſſe eines Teiles in unbilliger Weiſe ge⸗ ſchädigt werden würde. Grundſätzlich erklärt das Gericht, daß die wirtſchaftliche Notlage eine Stadtgemeinde unter Umſtänden auch zu Abbaumaßnahmen gegenüber ihren Dauerangeſtellten zwingen und ſomit einen wichtigen Grund zur Kündigung bilden könne. — Bauernregeln für Juni. Wenn die Stricke und Riemen kürzer werden, gibts bald Regen. Juni feucht und warm, macht den Bauern nicht arm. Soll gedeihen Korn und Wein, muß der Juni trocken ſein. Juni trocken mehr als naß, füllt mit gutem Wein das Faß. Wenn kalt und naß der Juni war, verdirbt er ſtets das ganze Jahr. Gibts im Juni Donnerwetter, wird auch das Getreide fetter. Wie's an Medarde(8.) wittern mag, wittert es noch 30 Tag. Hat Margareta(10.) keinen Sonnenſchein, dann kommt das Heu nie trocken ein. Regnets auf St. Barnabas(11.) ſchwimmen die Trauben bis ins Faß. Gertraud ſät das raut und St. Veit(15.) ſetzt die erſten Kaid(Kraut⸗ ſetzlinge), ſetzt man aber die Kaid ſchon im Mai, kriegt man Häuptle wie ein Ei. Hat St. Vitus(16.) ſtarken Regen, bringt er unermeßlich Segen. Vor Johanni(24.) bet um Regen, nachher kommt er ungebeten. Regnets an Johanni fehr, ſind die Haſelnüſſe leer. Johannisnacht geſteckte Zwie⸗ bel, wird groß faſt wie ein Butterkübel. Peter⸗Paul klar, ein gutes Jahr. Regnet es an Peter⸗Paul, wird des Win⸗ rs Ernte faul. Wie der Holder blüht, blühen auch die Reben. — Kennzeichnungszwang für Fette beachten! In einer amtlichen Verlautbarung wird noch einmal darauf hinge⸗ wieſen, daß Bäckereien, Gaſtwirtſchaften uſw. verpflichtet kind, durch beſonderen Aushang kenntlich zu machen, welche Fette in ihrem Betriebe verwendet werden. Zur Durch⸗ führung diefer Vorſchriften ſetzt vom 31. Mai ab eine ver⸗ ſchärfte Kontrolle der in Frage kommenden Betriebe ein. Wer einer der Beſtimmungen fahrläſſig oder vorſätzlich zu⸗ widerhandelt, wird mit Geldſtrafe bis zu 10 000 Mark be⸗ ſtraft. Die Bevölkerung wird gebeten, bei der Durchführung dieſer Kennzeichnungspflicht mitzuwirken. Verſtöße werden zweckdienlicherweiſe ſofort der nächſten Polizeibehörde mit⸗ geteilt. Wetterbericht Die Geſamtwetterlage hat ſich wenig geändert. Für Frei⸗ zag und Samstag iſt wärmeres, aber zu gewittrigen Nieder⸗ ſchlägen geneigtes Wetter zu erwarten. Geſchäftliche Mitteilungen. Was auf eigenem Boden wächſt— ſchmeckt am be en! Jetzt erleben wir ſie wieder, die ſchöne Zeit des Bluhens und des Früchtetragens in Deutſchland, das uns Brot und Wein gibt und Milch und Honig und noch viel mehr: den„Kathreiner“ zum Beiſpiel, den guten deutſchen Kneipp⸗Malzlafſee, der aus deutſchen Malz, in deutſchen Maſchinen, von deutſchen Arbeitern gemacht wird. In allen Küchen, auf allen Kaffeetiſchen des Landes finden wir den„Kathreiner“, der zu unſerm Geſchmack, zu un erm Klima gehört, wie der Bohnenkaffee in ſeine Heimat gehören mag, unter den ewig blauen, müde machenden Himmel Arabiens. So iſt der„Kathreiner“, ganz wie es der biedere Vater Kneipp einſt erträumt hat, zum J des deutſchen Volkes geworden— ganz mit Recht! Amiliche Veröffentlichungen der Stadt Mannheim. Volks⸗, Berufs⸗ und Betriebszählung. Durch Reichsgeſetz vom 12. April 1933 iſt im Deutſchen Reich auf 16. Juni 1933 eine Volks⸗, Berafs⸗ und Betriebszählung an⸗ geordnet. Ab 1. Juni 33 werden die Zählvor⸗ drucke durch die Polizei den Hauseigentümern oder ihren Stellvertretern oder, wenn ein ſolcher nicht im Hauſe wohnt, einem im Hauſe wohnenden Haushallungsvorſtand zugeſtellt. Der Hauseigentümer(Stellvertreter, Haus⸗ haltungsvorſtand) iſt verpflichtet, die Grund⸗ ſtücksliſte vollſtändig und ſorgfältig aus⸗ zufüllen und an Hand der Grundſtücksliſte die Zählvordrucke(Haushaltungsliſten, Land⸗ und Forſtwirtſchaftskarten, Gewerbekarten) gemäß der Anweiſung auf der Grundſtücks⸗ liſte im Grundſtück zu verteilen. Ab Freitag, 16. Juni, mittags 12 Uhr, werden die im Haus verteilten Zählpapiere durch den mit einem Ausweis verſehenen Zähler in den Haushaltungen wieder abgeholt. Der Haus⸗ eigentümer hat dem Zähler zu dieſem Zweck die ausgefüllte Grundſtücksliſte einzuhändigen und ihn bei der Durchführung ſeiner Arbeit zu unterſtützen. Die Zählung dient lediglich ſtatiſtiſchen Zwecken. Ver⸗ weigerung der Beantwortung oder wiſſent⸗ [ch wahrheitswidrige Beantwortung der ge⸗ ſtellten Fragen wird nach 8! des Geſetzes mit Geldſtrafe bis zu 150 RM. beſtraft. Mannheim, den 31. Mai 1933. Der Ober bürgermeiſter. euninchomuchlnorein nm. Sectonßeim f Einladung zu der am Samstag, den 3. Juni 1933, abends 8 Uhr, im Lokal„Zum Stern“ ſtatt⸗ findenden außerordentlichen Mitglieder⸗Verſammlung. Tagesordnung: Gleichſchaltung. Es iſt Ehrenſache aller Mitglieder, pünkt⸗ lich und vollzählig zu erſcheinen. Der Vorſtand. Idea andharmonika- Spieler meldet Euch zum Harmonika- Club. S Lokal:„Gold. Engel“, Seckenheim. Instrumente stehen zur Verfügung. Gründungsversammlung: Freitag, den 2. Juni, abends 8 ½ Uhr. V enenanmanuunmnnammadnnmnuſauguuenuninamnnamumnunabnanues iriſchafl„zum Bad. Hol“. Morgen Freitag früh Isla ſen. Von 9 Ahr ab Wellfleiſch. Es ladet freundl. ein O to Zürn. fannannnaaunmmmmummnas bobongmilel für die Feiertage! KAFFE E friſche Feiertags⸗Röſtung / Pfund 48, 65, 80, 95 Pfg. TE E fſt. chin. und Ceylon⸗Miſchungen Packung zu 20, 60, 90, bis 2.05 Alle Arten Käse Schweizerkäſe, vollfett / Pfund 28 u. 25 Pfg. Emmenthaler o. R. ½ Pfd. 25 Pfg. Münſterkäſe ½ Pfd. 20 Pfg. Edamerkäſe, 20% ½ öPfd 20 Pfg. Camembert— Cervais Fleisch- und Wurstwaren Vorderſchinken, gek./ Pfd. 29 Pfg. Dörrfleiſch— Schinkenſpeck Salami und Cervelatwurſt im Ausſchnitt/ Pfd. 35 Pfg. Bierwurſt— Krakauer Mettwürſte Stück 28 Pfg. Friſche Molkereibutter Pfund 1.45 Feinſte Teebutter Pfund 1.50 EIER, ſchöne, ſchwere Ware 10 Stück 80, 90, 1.— Obſt⸗ und Gemüſe⸗Konſerven in großer Auswahl, ſehr billig Steriliſierte Gurken Stück 10 Pfg. Salz⸗ und Eſſiggurken Gewürzgurken ½ Pfund 23 Pfg. Apfelpuree ½ Doſe 52 Pfg. Preiſelbeeren, offen und in Doſen Weiß⸗ u. Notwein, offen, Ltr. 65 Pfg. Tafelfertige Flaſchenweine ½ Flaſche 85, 90, 1.05 bis 4.20 b. Gl. Der kichlige Weg vorteilhaft, gut u. billig zu kaufen, führt nach Mannheim, eine Treppe hoch. Keine hohe Ladenmiete, keine teuren Ausstattungskosten brauchen Sie mitzubezahlen. Sie können es sich selbst ausrechnen, was das ausmacht— und dabei finden Sie bei mir eine reiche Auswahl in vorzüglichen Qualitäten. Kommen Sie ganz zwanglos sehen, bevor Sie anderswo kaufen. Anzüge, Uebergangsmäntel Preis 18.—, 26.—, 36.—, 46.—, 55.—, Sportanzüge in allen Modefarben Preis 16. 22, 28.-, 38, 48.-, Hosen, Windjacken, Leinen- u. Lüstersaceos extra billig, Regen- mäntel von 9.- an, Lodenmäntel von 12. an Bekleidungs- Efage Ringel Mannheim nur Dlanken 0 3, 4a 1 Treppe, kein Laden, neben Hirschland eee, Standard Zündapp N. S. U. neueste Modelle 1933, in jeder Stärke und Ausführung sofort lieferbar. „Presto“ Leichtmotorräder fur Herren und Damen Sämtliche Ersatz- und Zubehörteile. Ferner Motorrad- u. Auto- Bereifung in allen Größen am Lager. Ludwig Lochbühler, Hauptstr. 143. fl. Konfitüren und Marmeladen äußerst preiswert! nd krubeer Himbeer 65 Johannisbeer Hnriſoſen zmellchgenmus offen, Pfund 38 Pig. Efdbeer, ohne Zusat offen, Pfund 60 Pig · Jakob würthwein Lebensmittel, Feinkost. — Empfehle meine bekannten, preiswerten MEHLE Huszugsmeßl 00 mit Ausl. Weizen Huszugsmohl 00 deutsche Mahlung Spezial U m. A Spezial D d. N. Primavera- Hartweizenmehl (besonders preiswert Weizenbrolmeßl Roggenmoßl lierſtenmehl Brolmeßl I(bacdfert) Brolmeßl II Vorteilhafte Sack u. Zentnerpreise- Alex. Schmich Mehl und Futtermittel. (netto) — rterien- verkalkung, Nagen-, Herzleiden Blasen-, Nieren- u- Leberbeschwerden Darmstörungen, sowie Rheumatismus, Gicht. Vorgebeugt, größte Erfolge durch den garantie f echten „Herus“-Knoblauchsaft (gesetzl. gesch.) Bel Asthma, Atemnot, Zucker „Nerus“-Meerrettichsaft Große Packung 2 75. germanla-Drogerle W. Höllstin — Ausſchneiden! Gut 77 hal. Unzlige Mäntel, Kittel, Hoſen, Schuhe, Leder⸗ jacken, Hochzeits⸗ Anzüge(auch leihw.), Feldſtecher, Uhren, Muſikinſtrumente An- und verkauf Mannheim,] 1. 20. Frachtbriefe Eilfracthrieſe Koſtenv oranſchläge Paketkarten, gelbe Nachnahmepahetkarten mit Auhängezahlbarte ſtets vorrätig Uruſſerei des Noſhno.-Rafon, Steppdecken doppelseitig Satin mit gut. Füllung 12.50 10.50 Steppdecken Runstseide mit Satin- rucken 21. 18. 12.75 Kissen 80780 mit 2 Pid. Federn 9.95 7.50 58.95 4.50 mit 6 Pid. Federn Deckbettenizo Wollmatratzen 50 teil. mit Keil. 90/190 33.— 25. 18. 15. 29.50 24.50 zeegrasmatratz. 450 Steil. mit Keil, 90/190 22.00 17.50 70/140 Kapokmatratz. 00 Zleil. mit Keil, 90/190 35.00 45.00 Kindermatratzen 6⁰⁰ 12.50 10.00 8. 00 9. E Unterhalfngs Be 8————— N „ohe vo KA ELH EIN (9. Fortſetzung.) Sie richtete ſich auf und zwang ſich zu einer Ruhe, der ſie innerlich weltenfern war.„Wir bleiben zuſammen, ſagſt du?“—— Ihre Stimme klang tonlos, müde.—— „Es ſoll alles zwiſchen uns klar ſein, Arco. Ich werde dich begleiten, weil ich—— ſelbſt eine Schuldige geworden bin um dich. Aber—— ich werde dir nie angehören, Arco, niemals. Die—— die andere ſteht zwiſchen uns. Ich habe die Brücken hinter mir abgebrochen. Ich kann nicht mehr zurück. Deshalb folge ich dir ins Ausland. Drüben werden ſich dann unſere Wege trennen.“ 5 „Helene, das kann, das darf nicht ſein!“ fuhr er leiden⸗ ſchaftlich auf, aber ihr Kopfſchütteln ließ ihn verſtummen. „Ich habe den Wärter aufgeſucht,“ fuhr ſie mit der⸗ ſelben müden Stimme fort,„habe ihn wiſſen laſſen, daß ich an deinem Geſchick allen Anteil nähme. Ich lud ihn zu einer Taſſe Kaffee ein. Er nahm an, zunächſt vielleicht, weil ich ihm leid tat, dann aber wohl auch, weil er ahnte, daß aus meinem Intereſſe für dich wahrſcheinlich ein Vor⸗ teil für ihn herausſpringen würde. Er kam dann und er⸗ zählte mir auf meine Bitte aus ſeinem Leben. Was ich zu hören bekam, war eines der Schickſale, die nach dem Weltkrieg viele junge Menſchen erleben mußten. Er hat das letzte Jahr des großen Mordens als Freiwilliger mitgemacht, iſt dann als Anzufriedener, wie ſo mancher, in die Heimat zurückgekehrt, wo er bald hier, bald dort an den inneren Kämpfen der Nachkriegszeit teilnahm, bis er ſich eines Tages, nachdem er von allem gutbürgerlichen Leben entwöhnt war, in die Notwendigkeit verſetzt ſah, ſich nach einem Beruf umzuſehen. Früher war es einmal ſein Traum geweſen, im Ausland ſich irgendwo anſäſſig zu machen, aber die Inflation verzehrte Hab und Gut der Eltern, und ſo landete er ſchließlich auf dem Poſten eines Gefangenenwärters, innerlich unzufrieden und mit dem Schickſal hadernd. Sie ſchwieg einen Augenblick und fuhr dann leiſer fort:„Ich will mich kurz faſſen. Er glaubte meinen Worten von deiner Unſchuld, oder kat wenigſtens ſo und erklärte ſich bereit, für eine entſprechende Summe dich zu befreien. Geſtern teilte er mir mit, daß es ihm gelungen ſei, ſich einen Auslandspaß zu verſchaffen, und daß er jetzt jeder⸗ zeit verſchwinden könne. Daraufhin wurde die Entführung auf heute abend feſtgeſetzt. Vor morgen früh brauchen wir, falls nicht eine unvorhergeſehene Nachreviſion ſtattfindet, nichts zu fürchten. Ich—— habe für dich durch den Gra⸗ fen Ahrenberg, der mich am Morgen nach deiner Ver⸗ haftung beſuchte, und dem ich meine große Not erzählte, die Papiere eines Grafen Söderholm. Ich gelte bis New⸗ Vork als deine Schweſter.“ 0 lage z u m eckar⸗Bote“! UN ECN a(Nachdruck verboten.) „Und dann, Helene? Es kann nicht dein Ernſt ſein, dich dann von mir zu trennen.“ „Ich muß, Arco,“ entgegnete ſie und dachte fröſtelnd an den Preis, den ſie in New⸗York um des Barons Frei⸗ heit willen dem Grafen Ahrenberg würde zahlen müſſen. Sie ſchauderte vor der Einlöſung des Verſprechens, daß ſie Graf Ahrenbergs Frau werden müßte. „Nein, Helene, du mußt nicht!“ wehrte der Baron. Seine Züge belebten ſich. die fahle Bläſſe verſchwand. Er erregte ſich:„Was hindert dich, auch in den Staaten meine Schweſter zu ſein, Helene? Ich—— ich will ja zunächſt nicht mehr als das. Ich habe in den furchtbaren Tagen meiner Haft viel nachgedacht und weiß jetzt, daß du mir nicht angehören darfſt, ſolange—— die andere dazwiſchen ſteht, daß es eine Torheit von mir war, die Unüberlegt⸗ heit meiner drängenden Sehnſucht, dich zu einem Schritt überreden zu wollen, der uns auf die Dauer beide un⸗ glücklich gemacht hätte. Ich bin ſehend geworden, durch das Erleben der letzten Tage und weiß jetzt, daß auch der Tod die Schranken nicht eingeriſſen hat, die uns trennen.“ „Du ſprichſt vom Tod?“ ſagte ſie leiſe.„Schon einmal ſagteſt du ähnliches, ſprachſt von dem Tod eines Mannes, der dich freigemacht habe. Dann kam die Verhaftung unter der Anſchuldigung des Mordes. Arco, was—— was iſt es mit dieſem Tode? Wie konnteſt du glauben, daß der Tod eines andern dich freigemacht habe?“ „Dieſer andere—“ „Wie ſtarb er, Arco?“ Der Baron antwortete nicht ſofort. „Arco!“ 3 „Ihre Augen ſahen ihn in bangem Fragen an.. „Er—— er wurde ermordet,“ entgegnete der Baron. „Ermordet!—— Alſo, doch ein Mord, mit dem Du— in Beziehung ſtehſt!—— Wie furchtbar!“ 5 ie Nein, Helene,“ ſagte er ernſt und ruhig und hob Hand, wie zum Schwur.„Ich habe mit dem Mord nichts zu tun. Ich benutzte ihn lediglich, um frei zu werden.“ „Aber wie denn? Quäle mich doch nicht!—— Sei un⸗ beſorgt! Ich kann heute alles hören. Du wirſt mich nicht ſchwach ſehen. Wie ſollte der Tote dich frei machen?“ Ein tiefer Atemzug hob die Bruſt des Mannes. ſchien unſchlüſſig, was er entgegnen ſollte. Draußen floh die nächtliche Landſchaft an dem mit höchſter Geſchwindigkeit dahinjagenden Wagen vorüber. Für Sekunden drängten ſich zahlreiche Lichter in den engen Raum der Fenſter. Das Kläffen von Hunden durch⸗ tönte das einförmige Summen des Motors. 5 8 Er Dann verſank die einſame Anſiedlung wieder in der ſchwarzen Ferne. Der Baron hob den Kopf. „Vertrauſt du mir, Helene?“ fragte er weich. Sie nickte ſtumm und ließ ihm die Hand, die er er⸗ griffen hatte, aber ſie erwiderte ſeinen Druck micht. „So erlaube mir, dieſen einen Punkt für mich zu be⸗ halten, bis wir jenſeits des Ozeans ſein werden: ein ein⸗ ziges, unbedachtes Wort könnte alles verderben.“ 5 „Auch jetzt noch?“ fragte ſie, nachdem du eingeſehen haſt, daß ich trotz dem, was du verſchweigen möchteſt, dir nicht angehören darf?“ i „Jetzt mehr, als vorher,“ entgegnete er ernſt, und ein finſterer Schatten ſenkte ſich flüchtig auf ſeine Stirn. Sie ſchwieg. Auch der Baron ſprach nicht mehr. Die Abſpannung der Nerven machte ſich allmählich be⸗ merkbar. i a In gleichmäßiger, ſchneller Fahrt warf der Wagen die Kilometer hinter ſich. Städte und Dörfer wurden flüchtige Wirklichkeit, verſanken wieder und machten anderen Platz. Stunde um Stunde verging in laſtendem Schweigen. Am frühen Morgen erreichte der Wagen den Hafen. Helenes Plan ging dahin, zuerſt nach Norwegen zu fahren und dann eine geeignete Ueberfahrtsgelegenheit nach England zu benutzen. In einem kleineren Gaſthof ſchliefen ſie einige Stunden. Dann gingen ſie zum Hafen hinunter, wo der Baron, jetzt Graf Söderholm, für ſich und ſeine Schweſter zwei Karten erſter Kajüte nach Göteborg löſte, wohin der Hoch⸗ ſeedampfer„Danuſia“ bereits eine Stunde ſpäter ſeine Reiſe antreten ſollte. i Kurz vor der Abfahrt erhielt das Schiff den drahtloſen Funkſpruch der Berliner Kriminalpolizei, daß allerorten auf den nach Beſtechung des Wärters entſprungenen Mör⸗ der Dr. Robert Siegmar zu fahnden ſei. Der Kapitän legte den Zettel, den ihm der Marconi⸗ mann übergeben hatte, ſäuberlich in das Journal. Für ihn kam die Geſchichte nicht in Betracht. Wie ſollte ein ent⸗ ſprungener Mörder auf den Gedanken kommen, ſich aus⸗ gerechnet an Bord der„Danuſia“ verſtecken zu wollen? Er übergab das weitere Kommando ſeinem erſten Offi⸗ zier, ſtieg auf das Hauptdeck hinab und zte höflich, als ihm vor dem Rauchzimmer der Graf G m mit ſeiner Schweſter begegnete. 6. Kapitel. Hinter den verſchloſſenen Türen ihrer Zimmer im otel„Zum goldenen Schwan“ in Carlshafen ließ die ürſtin Xenia wieder einmal ihrem Unmut freien Lauf. hre Wangen waren, wenn auch unter der künſtleriſch aufgelegten und dem Ernſt der Tege angepaßten Puder⸗ ſchicht nur wenig ſichtbar, vor Nerger und Zorn gerötet, und die nachtdunklen Augen ſprühten tiefe Erbitterung. „Wie lange ſoll ich noch wie eine Bettlerin anticham⸗ brieren?“ ziſchte ſie, trotz aller Erregung peinlich darauf bedacht, daß kein unvorſichtiges Wort die Grenzen der Fart überſchreite.„Der Fürſt iſt ein Narr, ein kindiſcher r Baron Arpad ſaß vor dem Schreibtiſch ihrer Durch⸗ laucht und ſchrieb. Jetzt hob er den Kopf, und ein eigentümliches Lächeln umſpielte ſeinen Mund. „Haben Sie wirklich auf einen anderen Empfang ge⸗ rechnet, Xenia?“ fragte er ſpöttiſch. Sie fuhr herum, zornig, und mit blitzenden Augen. „Ich konnte erwarten, daß der Fürſt um des Geredes der Leute willen alle perſönlichen Differenzen hintenan⸗ ſtellen und mich empfangen werde, ja.“ „Ich habe Ihnen das Gegenteil bereits vor unſerem Abflug von Mircewo verſichert.“ „Das haben Sie, aber ich Sie brach ab und nagte mit den kleinen, weißen Zäh⸗ nen an der Unterlippe. Der Baron betrachtete ſie ſchweigend. In Augen glomm ein heimliches Feuer auf. Dann lachte er kurz und ſagte, ſeine Stimme noch mehr l„Was würde der Fürſt erſt tun, wenn er wüßte, 6. ſeinen kalten „Schweigen Sie!“ ziſchte die Fürſtin erſchrocken und Uf warf einen ſchnellen Blick zur Tür.„Sind Sie des Teufels?“ „Verzeihen Sie, Xenia!“ gab er zurück, ſcheinbar von der Berechtigung ihrer Zurechtweiſung überzeugt.„Es war natürlich ſehr taktlos von mir, gerade jetzt an Dinge zu erinnern, die———“ Er unterbrach ſich und fuhr dann kühl und fachlich fort:„Was gedenken Sie jetzt weiter zu tun? Sollen wir in dielem göttlichen„Goldenen Schwan“ unſer Leben fri⸗ ſten, bis es ſeiner Durchlaucht eines Tages gefallen wird, den Beſuch ſeiner Frau Gemahlin anzunehmen?“ „Nein, Arpad!“—— Sie ſchüttelte zornig den Kopf. ——„Ich habe es ſatt, eine Rolle zu ſpielen, die mich zum Raſen bringt. Wir reiſen ab, heute noch. Der Oeffent⸗ lichkeit gegenüber habe ich genug getan. Dringende Ge⸗ ſchäfte, die mich nach Mircevo zurückrufen, müſſen den Grund hergeben zur Rückreiſe. Ich überlaſſe das Ihnen, Arpad. Sehen Sie ſich nach dem nächſten vernünftigen Zug um, hören Sie! Oder meinetwegen nehmen Sie auch wie⸗ der ein Flugzeug.“ „Ich höre, Xenia,“ gab der Baron nachläſſig zurück. Er hatte ſich wieder geſetzt und ſah angelegentlich auf das vor ihm liegende, angefangene Schriftſtück. „Arpad!“—— Die ſchöne Frau ſtampfte ungeduldig mit dem Fuß auf.—— „Erregen Sie ſich nicht, Xenia!“ lächelte der Baron in auffallend verändertem Ton.„Es iſt erſtens ſehr unklug. denn hier im Haus haben auch die Wände Ohren, und dann auch ſehe ich den Zweck nicht ein.“ „Arpad, in welchem Ton wagen Sie mit mir zu reden!“ Mit zwei ſchnellen Schritten war die Fürſtin bei dem Mann, der wieder angefangen hatte, zu ſchreiben. Sie riß ihm mit einer heftigen Bewegung das Papier unter den Händen fort und warf es zerknittert zu Boden. „Oh, das iſt recht ſtörend für mich,“ entgegnete der Baron, indem er ſich erhob.„Nun werde ich die ganze Geſchichte noch einmal aufſchreiben müſſen. Der Behörde 1. mag ich kein zerknittertes Blatt an⸗ ieten.“ Wie von einem Peitſchenhieb getroffen, zuckte die ſchöne Frau zuſammen. Jede Spur von Farbe wich aus ihren Wangen. Die aufgelegte Puderſchicht gab ihr jetzt das Ausſehen einer Toten. Sie rang nach Atem, faßte ſich aber mit erſtaunlicher Willenskraft und fragte, ihre Stimme zu angenommener Feſtigkeit zwingend:„Was reden Sie da, Arpad? Was —— wie kommen Sie auf—— Szytreny⸗Boröd?“ Der Baron vermied es, ſie anzuſehen. Er hatte ſeinem goldenen Etui eine Zigarette entnommen, die er anzün⸗ dete, ehe er antwortete. „Mein Gott, Xenia, jeder Menſch hat ſeine Liebhabe⸗ reien, und eine meiner größten iſt ſeit einiger Zeit die Beſchäftigung mit— hm— ſagen wir mal, hiſtoriſchen Anekdoten, denen ich gern auf den allerletzten Grund gehe. Und da hat man in Szytreny⸗Boröd vor längeren Jahren eine Frau erwiſcht, die als Bulgarin es mit Sowjet⸗ Ruß⸗ land hielt. Sie ſoll blendend ſchön geweſen ſein, dieſe Frau Qſabko, wie ſie ſich nannte, ſo ſchön, daß der damalige Verwalter des Gerichts in Szytreny⸗Boröd vor ihren ſchönen ſchwarzen Augen vergaß, daß er eine gefährliche politiſche Abenteurerin vor ſich hatte und ſich höchſt dummer⸗ weiſe bis über beide Ohren in ſie verliebte. Eines Mor⸗ gens fand man ihn dann in der Zelle der Arreſtantin, die am nächſten Tag nach Sofia transportiert werden ſollte. Höchſt unangenehm war bei dem Fund, daß der Mann tot war, vergiftet, und noch unangenehmer war die Tat⸗ ſache, daß er allein war. Die ſchöne Frau hatte nämlich ohne jede behördliche Erlaubnis das Gefängnis verlaſſen und war verſchwunden. Sie mußte ſehr eilig geweſen ſein, denn ſie hatte ſtatt ihrer eigenen Kleider die ihres toten Freundes angezogen, und das mag wohl dazu beigetragen haben, daß man ſie nicht erwiſchte. Sie war und blieb ver⸗ ſchwunden.“ Der Erzähler, deſſen Stimme bei den letzten Sätzen von Ironie und grauſamem Hohn trieften, ſchwieg. Die Fürſtin lehnte leichenblaß und mit verzerrten Zügen an der Schreibtiſchkante. Ihre blutleeren Finger waren kramphaft zur Fauſt geſchloſſen. In ihren Augen loderten ohnmächtiger Grimm und ſchreckensſtarres Ent⸗ etzen. (Fortſetzung folgt.) N w r e ne „ Die zweite Frau Novelle von Käthe Behnke. Inge war ein liebes, gutes Mädel, aber ein ſchreck⸗ licher Trotzkopf. Die Mitſchülerinnen in der Penſion wußten das und richteten ſich darnach, aber mit Fräulein Ritter war es doch etwas anderes. Sie als Lehrerin durfte und konnte ihr nicht alles durchgehen laſſen; zwar gab ſie ſich mit Inge die größte Mühe und legte dabei eine Lammsgeduld an den Tag, aber manchmal mußte ſie doch einen ſtrengen Tadel ausſprechen— und dann wollte der Tränenſtrom aus Inges Augen nicht verrinnen. In ſolchen Stunden war Inge todtraurig; am liebſten hätte ſie ihre Habſeligkeiten zuſammengepackt und wäre nach Hauſe zum Vater gefahren. Aber was nutzte das? Der Vater hätte nur traurig mit dem Kopf geſchüttelt und geſagt:„Es hilft doch nichts, mein Kind, du mußt in der Penſion bleiben!“ Ja, das ſah Inge auch ein. Ihr Mütterchen war vor einigen Jahren geſtorben, und der Vater war nun allein und zudem viel auf Reiſen. Hatte Inge das alles über⸗ legt, dann kam ſie zu dem Schluß:„Es iſt doch beſſer, ich bleibe hier in der Penſion als wenn ich eine böſe Stief⸗ mutter bekäme!“ d Denn Stiefmütter— das ſtand für Inge unumſtößlich feſt— waren immer ganz furchtbar böſe Frauen, die es mit ihren Stiefkindern niemals gut, ſondern nur ſchlecht meinten: Wie groß war darum eines Tages Inges Erſchrecken, als vom Vater ein Brief kam, mit dem er ſeinem Töchter⸗ chen fröhlich mitteilte, daß er nun doch ein zweitesmal heirate und daß ſie, Inge, nun nach Hauſe kommen ſolle und nicht mehr länger in der Penſion leben brauche, in der es ihr ſo wenig gefalle. Ach, Inge war untröſtlich. Sie bekam eine Stiefmut⸗ ter! Eine richtige Stiefmutter! Die immer nur mit ihr zanken und ſchelten, die ſie wahrſcheinlich auch jeden Tag ſchlagen und in den finſteren Keller oder in die feuchte Dachkammer ſperren würde! Inge war verzweifelt wie nie zuvor. Die Penſion er⸗ ſchien ihr auf einmal als wahres Paradies. Einmal fiel ihr ein, daß der Vater es vielleicht gar nicht ernſt gemeint habe mit der zweiten, der neuen Frau. Sie atmete ſchon auf, aber da kam am nächſten Tage Fräulein Ritter zu ihr und teilte ihr mit, daß die Eltern von der Hochzeits⸗ reiſe zurückgekehrt ſeien. „Nun warten ſie auf dich,“ ſagte ſie.„Du kannſt mor⸗ gen ſchon heimfahren. Nicht wahr, nun biſt du glücklich und freuſt dich ſehr?“ Nein, Inge war weder glücklich noch voller Freude. Sie ſetzte ihren Trotzkopf auf und nahm ſich vor, die neue Muttter ſo garſtig als möglich zu behandeln. Wirklich ſchlug ſchon am Tage darauf die Stunde des Abſchieds. Jede der Mitſchülerinnen reichte ihr die Hand— und wieder gab es Tränen. Dann reiſte Inge ab. Nach dreiſtündiger Bahnfahrt erreichte ſie das Heimat⸗ ſtädtchen. Vaters Dienſtmädchen ſtand auf dem Bahnſteig und winkte. Als ſie im kleinen Wägelchen nach Hauſe fuhren, ſchwebten Inge hundert Fragen auf den Lippen, aber dann ſchwieg ſie doch. Im Treppenhaus ſtand der Vater und nahm ſie zärtlich in ſeine Arme. „Nun freut ſich mein kleines Mädelchen, nicht wahr?“ rief er.„Komm, dein neues Muttchen wartet ſchon ſehn⸗ ſüchtig auf dich!“ „Ach dieſe Giftſchlange!“ dachte Inge, dem Weinen nahe, aber ſie ſprach nicht aus, was ihr da ſo plötzlich durch den Kopf gegangen war. Im Eßzimmer wartete die Stiefmutter mit ausgebrei⸗ teten Armen. Inge ſtand ſtarr. unbeweglich. Wie verzaubert. Das war die Giftſchlange? Die böſe Stiefmutter? Dieſe hübſche, lächelnde junge Frau mit den ſtrahlenden Mär⸗ chenaugen? Das war ſie wirklich? Inge wurde ganz ſonderbar zumute. Und ſie wußte nicht, wie ihr geſchah, als zwei weiche Arme ſie umfingen und ein Mund ſich über den ihren neigte. Und eine ſüße Stimme flüſterte:„Inge, Liebes, nun wirſt du mein gutes Goldtöchterchen ſein, ja? Und wir beide werden uns immer ſehr liebhaben, ja? Und ganz furchtbar glücklich mitein⸗ ander ſein, ja?“ Da vergaß Inge, was ſie ſich vorgenommen, und ſchlang ihren Arm um den Hals der neuen Mutter. And es iſt ganz ſo gekommen, wie es Vaters zweite Frau erhoffte: ſie hat in Inge ein goldiges Töchterchen bekommen Rund um die Auſter Drei kurioſe Geſchichten. Um die Auſter hat ſich ein ganzer Kranz von Legenden und Anekdoten gebildet, von denen wir hier drei erzählen wollen. Köſtlich zum Beiſpiel iſt das Geſpräch zwiſchen einer ängſtlichen Dame und ihrem Hausarzt. „Sagen Sie mir bitte offen,“ fragte ſie,„ſind Auſtern geſund, lieber Herr Doktor?“ „Hm, hm,“ räuſperte ſich der alte Auſternfreund ſchein⸗ bar ſehr bedenklich,„ich nehme an, denn bei mir hat ſich bis jetzt noch keine wegen Unwohlſeins beklagt!“ * Ein anderes heiteres Auſterngeſpräch iſt dieſes: „Kellner,“ fragt ein Gaſt,„ſind Ihre Auſtern friſch?“ „Aber gewiß, mein Herr, geſtern abend erſt ange⸗ kommen!“ i „Dann bringen Sie mir, bitte, ein Dutzend.“ „Sehr wohl.“ „Aber nur ſchöne und ausgeſuchte.“ „Sehr wohl.“ „Und ſauber geöffnet!“ „Sehr wohl—— ſehr wohl——“ „Und, bitte, ohne Schalenſplitter, verſtanden?“ „Ich werde alles richtig beſtellen, mein Herr,“ ſeufzte der Kellner, ohne ſich jedoch zu entfernen. „Worauf warten Sie denn noch, zum Donnerwetter?“ fragte der Gaſt. Ich wollte,“ verneigte ſich der Kellner ergeben,„mir nur noch die Frage erlauben, wieviel Perlen der Herr in den Auſtern zu finden wünſchen——“ * Ein geradezu großartiger, man möchte ſagen klaſſiſcher Auſternwitz iſt der, den ſich der berühmte engliſche Dichter Bulwer leiſtete. Bulwer wurde eines Tages auf einem Spazierritt von einem ſurchtbaren Unwetter überraſcht. Er ſuchte in einem an der Straße gelegenen Gaſthaus Zuflucht, fand aber, als er völlig durchnäßt die Gaſt⸗ ſtube betrat, alle Plätze um den wärmenden Kamin be⸗ reits beſetzt. 5. Da er von keinem der Anweſenden erkannt wurde, dachte auch niemand daran, ihm einen Platz einzuräumen. Da verfiel Bulwer auf einen guten Gedanken. „Gebt meinem Pferde ſofort zwei Dutzend Auſtern!“ rief er mit lauter Stimme dem Wirte zu. Der Mann zeigte eine verdutzte Miene und wußte nicht recht, was er tun ſollte. „Zwei Dutzend Auſtern für mein Pferd!“ wiederholte Bulwer noch lauter als zuvor.„Beeilt Euch!“ Nun ſtürzte der Wirt hinaus, um dem Befehle des vornehmen Fremden nachzukommen— und mit ihm ſämt⸗ liche Gäſte, die neugierig waren, ein auſternfreſſendes Pferd zu ſehen. Inzwiſchen ſuchte ſich der Dichter am praſſelnden Kamin den ſchönſten Platz ous und ließ ſich behaglich nieder. Nach kurzer Zeit kehrte der Wirt mit den Auſtern ſowie den anderen Gäſten, die ſämtlich lange Geſichter zeigten, in die Gaſtſtube zurück. „Herr,“ meinte der Wirt zögernd,„Ihr Pferd will keine Auſtern freſſen!“ i „Dann gebt ſie mir!“ erwiderte Bulwer mit größter Gemütsruhe.„Dem Gaule aber gebt ein Bündel Heu“ * Als Kurioſum ſoll zum Schluß erwähnt werden, daß ſich neuerdings auch der„Weltrekord“ der Auſter be⸗ mächtigt hat. In Chicago verzehrte ein Mann 96 Stück auf einem Sitz. Sein Bild kam daraufhin in die Zei⸗ tungen. Ob dieſer wackere Auchſportmann daran denkt, demnächſt ſeinen Rekord zu verbeſſern, oder ob ſich Kon⸗ kurrenten gefunden haben, die die Hundert voll zu machen gedenken, war bei Drucklegung dieſes Blattes nicht in Erfahrung zu bringen Bienenfleiß in Zahlen Den ſprichwörtlich gewordenen Fleiß der Bienen hat neuerdings die Statiſtk in Zahlen gefaßt. Man erfährt, daß man in Deutſchland über mehr als 1831 000 Bienen⸗ völker verfügt. Legt man der Berechnung für jedes ein⸗ zelne Bienenvolk eine Bienenzahl von dreißigtauſend zu⸗ grunde, dann ergibt ſich für Deutſchland die gewaltige Anzahl von etwa fünfzig Milliarden Bienen. Nach fach⸗ männiſcher Schätzung ergibt ſich hieraus eine jährliche Leiſtung von achtzehn Millionen Kilogramm Honig. Trotzdem wird damit der Inlandsbedarf an Honig noch nicht vollſtändig gedeckt. Man muß die Fehlmenge von jährlich ungefähr vier bis ſieben Millonen Kilogramm durch Käufe im Auslande decken. Auch grüner Star iſt heilbar Für den Laien hat das Wort vom grünen Star auch heute noch etwas Schreckliches. Namentlich deshalb, weil man lange Zeit hindurch eine Heilungsmöglichkeit für grünen Star nicht gekannt hat. Doch auch dieſer ſchlimmſten aller Augenkrankheiten iſt die ärztliche Kunſt in neuerer Zeit Herr geworden. Freilich beſtehen Ausſichten auf einen Erfolg nur dann, wenn beim Auftreten ſchon der erſten Symptome raſcheſtens der erfahrene Facharzt in Anſpruch genommen wird. Nur dann kann die große Ge⸗ fahr der Erblindung, der in der früheren Zeit die mit D N 2 grünem Star Behafteten rettungslos anheimfielen, abge⸗ wendet werden. Die Gefahr, daß der Arzt zu ſpät in An⸗ ſpruch genommen wird, liegt umſo näher, weil in Laien⸗ kreiſen der Irrtum vorherrſcht, das Hauptſymptom des grünen Stars zeige ſich in einem an der Pupille wahr⸗ nehmbaren grünlichen Schein. Dieſer grünliche Schein iſt aber in den meiſten Fällen überhaupt nicht wahrzunehmen. Zur Vermeidung von verhängnisvollen Mißverſtändniſſen müßte deshalb die Bezeichnung„Grüner Star“ radikal beſeitigt und allgemein durch die wiſſenſchaftliche Be⸗ nennung„Glaukom“ erſetzt werden. Jedenfalls bleibt beim Glaukom die operative Behandlung ſo gut wie aus⸗ ſichtslos, wenn eine erhebliche Beſchränkung der Seh⸗ fähigkeit zur Dauererſcheinung geworden iſt. Nahrung: ja— Wohnung: nein! Eines Spottverſes wegen, den er auf den verſtorbenen Ludwig XIV. gemacht hatte, wurde eines Tages der junge Voltaire in die Baſtille geſteckt. Als Voltaire die Zeit in der Baſtille ſchließlich zu lang wurde, ließ er von neuem eine ſpöttiſche Aeußerung fallen, die jedoch ſchon in kürzeſter Zeit dem König hinterbracht wurde. Der König ließ Voltaire zu ſich rufen und ſagte:„Ihre neue ſpöttiſche Erklärung halte ich für höchſt unklug. Glau⸗ ben Sie wirklich, daß Sie dadurch Ihre Lage verbeſſern?“ Als Voltaire lächelte, fuhr der König fort:„An ſich hätte ich keine Veranlaſſung, über Ihr Verhalten hinwegzuſehen, ich glaube aber, daß Sie Ihre Einſtellung am eheſten än⸗ dern wderen, wenn ich mich bereit finde, etwas für Sie zu tun. Vorausgeſetzt, daß Sie ſich entſchließen, in Zukunft klüger und vernünftiger zu ſein, will ich von nun an um Ihren Unterhalt bemüht ſein. Ich hoffe, daß Sie damit einverſtanden ſind.“ „Soweit Eure Hoheit unter Unterhalt nur meine Be⸗ köſtigung, nicht aber auch die Sorge um meine Wohnung 1 will ich gerne, und zwar mit größter Freude zu⸗ ſtimmen.“ „Gut, ich werde nur für Ihre Beköſtigung ſorgen,“ gab der König zurück.„Für Ihre Wohnung müßte ich auch weiterhin dann ſorgen, wenn Sie wieder unvernünftig werden würden.“ „Nun, ich will mein Beſtes daranſetzen,“ antwortete Voltaire lächelnd,„daß Sie der Wohnungsſorgen um mich ein für allemal enthoben bleiben. 9 1 N 2* D Ergänzungsrätſel. 5 2 * 3 1 5 1. Arbeitsverweigerung, 2. Mädchenname, 3. Blumen⸗ art, 4 nächſter Verwandter, 5. Vogel.— Richtig ergänzt, ergibt die 1. Senkrechte einen Staatsangehörigen des Balkans. ö Geographiſches Silbenrätſel. Aus den Silben: gar— an— ar— au— ba— beck— ber— chen— den — ei— er— fel— gau— ha— kal— kan— kut— la— lau— lue— na— na— nal— o— pa— park po— rei— tis— ſas— ta— ti— ti i g— ſind 13 Wörter zu bilden, deren Anfangs⸗ und Endbuch⸗ ſtaben, beide von oben nach unten geleſen, vier große Ge⸗ birge nennen. Die Wörter bezeichnen: 1. Gebirge in Amerika, 2. deutſche Stadt, 3. italieniſche Stadt, 4. Stadt in Ungarn, 5. Staatsbeſitz der Vereinigten Staaten, 6. indiſche Stadt, 7. Fluß in Nordamerika, 8. Bodenſeeinſel, 9. franzöſiſche Stadt, 10. ſchweizer Kanton, 11. italieniſchen Fluß, 12. Stadt auf einer Antilleninſel, 13. deutſches Gebirge. Kryptogramm. Schievelbein— Guttapercha— Liebesgabe— Gewinn— Kaſſenſchrank— Hindernisrennen— Sakriſtei— Lein⸗ ſamen— Hanftau— Grabesruhe— Bauherr— Eier⸗ kiſte— Sondershauſen. Jedem der vorſtehenden Wörter der Reihe nach ſind drei aufeinanderfolgende Buchſtaben zu entnehmen, die zuſammengeſetzt ein Sprichwort ergeben. Auflöſungen aus letzter Nummer. Kreisrätſel: 1. Farbe, 2. Biber, 3. Diaet, 4. Leber, 5. Notar, 6. Eiche, 7. Ernte, 8. Udine, 9. Firma, 10. Hilfe, 11. Duett, 12. Vater, 13. Kerze, 14. Deich, 15. Ratte. Friede ernaehrt, Unfriede verzehrt. Zweiſilbige Charade: Trinkgeld. Homonym: Das Erbe— der Erbe. * 2 2 ———— 2— 2 0——— — P