. 2. Blatt zu WM. 137 Von Woche zu Woche Politiſche Betrachtungen zum Zeikgeſchehen Das Hauptereignis dieſer Woche war zweifellos die Er⸗ öffnung ec eee in London. Gleich am zweiten Tage hat der Vertreter Deutſchlands, Reichs⸗ außenminiſter Freiherr von Neurath, geſprochen, der ſich in England noch eines großen Anſehens erfreut. Er wies eindringlich auf die Verbundenheit einmal 9 ge⸗ ſamten Weltwirtſchaft, zum anderen der politiſchen Probleme hin. Bereits die erſten Tage der größten Konferenz der Welt ſtehen im Schatten eines ſtarken engliſch⸗am 8185 kaniſchen Gegenſatzes in der Schuldenfrage. Am 15. Juni war ja eine Rate fällig. Auch in der Frage einer Währungsſtabiliſierung kommen die Beſprechungen 918 vorwärts. Die engliſche Regierung beharrt auf ihrem Stand⸗ punkt, daß die endgültige Stabiliſierung des Pfundes 0 lange nicht ſpruchreif ſein könne, als zahlreiche andere Er⸗ wägungen, einſchließlich die der Verſtändigung, nir ge klärt feien. Grundſätzlich war man in Kreiſen der Ban von England und des Schatzamtes durchaus bereit, die Sta⸗ biliſierung des Pfundes und des Dollars miteinander zu betreiben. * ür den engliſchen Premierminiſter war die Eröff⸗ 5 b Konferenz die ſein Werk iſt, ein Höhepunkt ſeiner politiſchen Tätigkeit, die er um o mehr auf das internationale Gebiet verlegt hat, je mehr die innere Politik Englands von anderen Männern und Kräf⸗ ten beſtimmt wird. Dank ſeiner ſtarken rhetoriſchen Bega⸗ bung vermochte Macdonald mit ſeiner Eröffnungsrede dieſer Verſammlung von nüchternen Rechnern und Tatſachen⸗ Menſchen einen idealiſtiſchen Schwung zu geben, der hof⸗ fentlich noch nachwirken wird, wenn in den Ausſchußſit⸗ zungen über konkrete Maßnahmen verhandelt und beſchloſſen werden ſoll. An poſitiven Anregungen konnte Macdonald der Konferenz nicht viel auf den Weg geben. Er mußte be⸗ ginnen mit einem Hinweis auf die noch ungelöſte Kriegs⸗ ſchuldenfrage. die gleich zu Beginn der Konferenz zeigte, daß ihr Gelingen von Faktoren abhängt. auf die ſie keinen Einfluß hat. Macdonalds zwieſpältige Stellung als Frei⸗ händler in einer protektioniſtiſchen Regierung zeigte ſich in ſeinen wirtſchaftspolitiſchen Ausführungen, die in der Ver⸗ urteilung der Autarkiebeſtrebungen gipfelten, ohne einen Ausweg in anderer Richtung aufzuzeigen. Der Feſtſtellung, daß eine kleinliche Politik dieſe Kriſe nicht löſen wird, möchte man für die ganze Dauer der Konferenz größte Ve⸗ achtung wünſchen. 5 a Die deutſch⸗öſterreichiſchen Beziehungen haben eine e Verſchärfung erfahren: die deutſche Re⸗ gierung hat als Gegenmaßnahme gegen die Verhaftung des Preſſeattachees bei der deutſchen Geſandtſchaft in Wien, des Reichstagsabgeordneten Habicht, den Leiter der Preſſeabtei⸗ lung der öſterreichiſchen Geſandtſchaft in Berlin ausgewie⸗ ſen. Daß Bundeskanzler Dollfuß, der ſich in London auf⸗ hält, insgeheim um eine Vermittlung ſich bemüht, verlautet gerüchtweiſe, läßt ſich jedoch nicht genau ſagen. Die na⸗ tionalſozialiſtiſchen Parteiführer in Oeſterreich haben beim Bundespräſidenten und beim Vizekanzler darauf verwieſen, daß die Führung der NSDAP gerade in dieſen kritiſchen Tagen Zurückhaltung bis zum Aeußerſten geübt, immer wie⸗ der den begreiflichen revolutionären Elan der Bewegung im Bewußtſein ihrer vollen Verantwortung gezügelt und jede aggreſſive Haltung vermieden habe. Sie habe aller⸗ dings dem Ernſt der Stunde Rechnung tragend gewarnt und zu verſtehen gegeben, daß man nicht Unmögliches ver⸗ langen dürfe. Der Kampf der Partei gelte dem Judentum, dem Marxismus, dem Legitimismus, der undeutſchen Ein⸗ ſtellung, gelte aber nicht deutſchen Menſchen, wenn ſie heute noch nicht zu Adolf Hitler ſtünden. Die Partei habe immer betont, daß ſie keineswegs die ausſchließliche Macht in Oeſterreich erſtrebe, immer nur verlangt, daß eine Regie⸗ rung auf Grund der wirklichen Machtverhältniſſe gebildet werden müſſe. Sie habe nie an den Grundſätzen dieſes Staates gerüttelt, ſondern im Gegenteil immer wieder be⸗ tont, daß ſie die Verantwortung gemäß ihrer Stärke mit zu tragen gewillt ſei. Bemerkenswert iſt, daß nun von ſozial⸗ demokratiſcher Seite Stimmen laut werden. die davor war⸗ nen, die ohnehin geſpannte Situation auf die Spitze zu treiben. 5 Der Beſchluß des Effektiv⸗Ausſchuſſes der Abrüſtungs⸗ konferenz, 8 auf franzöſiſchen Antrag hin das Ver⸗ bot der Arbeitsdienſtpflicht gefordert worden iſt, braucht in Deutſchland nicht beſonders tragiſch genommen zu werden, wenngleich nicht verhehlt werden ſoll, daß die⸗ .. ſer Beſchluß zu den abſurdeſten Beſchlüſſen gehört, die in Genf gefaßt worden ſind. Keinem Volke kann die Möglich⸗ keit e werden, die Arbeitsdienſtweiſe und die Ar⸗ beitsorganiſation, die es für ſich für notwendig hält, zu ge⸗ ſtalten. In unterichteten deutſchen Kreiſen wird betont, daß die Einführung der Arbeitsdienſtpflicht eine Notwer⸗ digkeit für den neuen Staat iſt. Die Arbeitsdienſtpflicht iſt ergerhn notwendig, um der deutſchen Wirtſchaft neue Entwicklungsmöglichkeiten zu ſchaffen, und ſchließlich wird die Arbeitsdienſtpflicht benötigt, um durch beſſere Ausnut⸗ zung deutſchen Bodens eine deutſche Ernährungsbaſis zu affen. Es iſt anzunehmen, daß die 1 mi en jetzt gefaßten unſinnigen Veſchluß noch 1 wird. g 1, eee eee e er een Kreditgenoſſenſchaftstagung Eberbach, 14. Juni. Hier fand der dritte Verbandstag des Verbandes ba⸗ diſcher Kreditgenoſſenſchaften ſtatt. Die Rechnungsprüfung ſtellte eine einwandfreie Geſchäftsführung feſt. Einen brei⸗ ten Raum nahm dann der ausführliche Bericht des Ver⸗ bandsreviſors Direktor Kitt ein, der in die geprüfte große Zahl der Kreditgenoſſenſchaften eingehend hineinleuchtete und Kritik übte, wo dieſelbe angebracht war. Die Feſtſtel⸗ lung der Beiträge und des Voranſchlags nach dem Vor⸗ ſchlag des Vorſtandes fand Annahme. Die Wahl brachte die Wiederwahl des Verbandsdirektors und ſeiner Stell— vertreter Ulmann und Richter. Im Verbandsausſchuß, der aus ſechs Herren beſtehen ſoll, wurde eine weſentliche Um⸗ formung vorgenommen. Die ſeitherigen Verbandsreviſo⸗ ren wurden wiedergewählt. Anſchließend wurden Fragen und Mitteilungen aus den Verbandsgenoſſenſchaften be⸗ bandelt. 0 Generalkommiſſion Zur Hauptverſammlung war anſtelle des we⸗ gen Behinderung abſagenden Herrn Finanzminiſters Köh⸗ ler Regierungsrat Müller erſchienen, der die Grüße der ba⸗ diſchen Regierung überbrachte. Einen faſt zweiſtündigen Bericht legte Verbandsdirektor Günther⸗-Raſtatt über die Tätigkeit des Verbandes im letzten Jahr ab. Die Ver⸗ bandsarbeit war eine ganz intensive, die Zahl der Mitglie⸗ der ſtieg um zwei auf 96 Genoſſenſchaften mit 72 207 Mit⸗ gliedern gegen 77 437 Mitalieder im Vorjahr. ae, C Das Handwerk im erſten Quartal 1933 Ueber die Wirtſchaftslage des Handwerks im erſten Vierteljahr 1933 legt das Jaſtitut für Konjunkturforſchung einen Bericht vor. Danach verharrten Umſatztätigkeit und Beſchäftigung des Handwerks in der Berichtszeit noch auf einem tiefen Stand. Die jahreszeitliche Zunahme der Be⸗ ſchäftigung war verhältnismäßig gering. Eine Ausnahme machte das Bau⸗Nebengewerbe. Im Baugewerbe beſchränkte ſich die Tätigkeit im ganzen auf Umbau- und Reparatur⸗ arbeiten. Stärker wirkten ſich die Maßnahmen zur Arbeits⸗ beſchaffung in einzelnen Zweigen des Bau-Nebengewerbes aus wie zum Beiſpiel beim Maler- und Tapeziererhandwerk. Im Malerhandwerk war die Geſchäftstätigkeit höher als im Vorjahre. Die Entwicklung der Beſchäftigung im Vau⸗ gewerbe dürfte künftig weiter davon abhängen, in welchem Umfange neue Mittel als Zuſchüſſe für die Inſtandſetzung von Häuſern bereitgeſtellt werden. Im Bekleidungsgewerbe hat der Abſatz ſowohl in der Herren- wie in der Damen⸗ Maßſchneiderei im März zugenommen. die Preiſe ſind we⸗ gen des ſtarken Wettbewerbs der Induſtrie, zum Teil aber auch wegen der Schwarzarbeit, ſehr gedrückt. In den holz⸗ verarbeitenden Gewerben hat ſich die Beſchäftigung der Bautiſchlereien im Zuſammenhang mit den Hausreparaturen erhöht. In den metallverarbeitenden Gewerben iſt der Ab⸗ ſatz der Schmiede- und Schloſſerhandwerke in ländlichen Be⸗ zirken im Zuſammenhang mit den Frühjahrsarbeiten der Landwirtſchaft leicht geſtiegen. 1 e Gingende Feierſtunde Das unſterbliche Volkslied. Von Hermann Joſeph Lingen Wenn das Licht des Tages immer länger ſtrahlt, ſo daß Abend und Morgen ſich faſt die Hände reichen, wenn an den langen Juniabenden noch die Feierſtunde der Arbeit von der Sonne beſchienen wird, an dieſen Tagen konnten wir nicht — gerne erinnere ich mich noch jener freundlichen Zeiten— vor der Sonne ins Bett gehen, nicht bei leuchtendem Tage uns der Nachtruhe hingeben, die ſchönſten Stunden zu ver⸗ ſchlafen. Auch uns Kinder ließ man bis tief in die Nacht, die keine war, hinein mit den Größeren, den Brüdern und Schweſtern, den Knechten und Mägden, draußen im Kreiſe feel alte Lieder des Volkes ſingen, unterhaltſame Spiele pielen. In der Mitte des Weilers, gerade vor unſerem Hofe und uns zugehörig, lag ein Stapel Eichenſtämme, beſter Spielplatz für uns Kleinen am Tage, am Abend aber der beliebte Sammelpunkt der Burſchen und Mädchen, die ſich mit uns auf die dämmernde Feierſtunde freuten. An dieſem Platze habe ich all die Volkslieder gelernt und mitgeſungen, an dieſem Platze habe ich auch als Kind das erſte bittere Empfinden gehabt, als irgendein Schlager aufkam, ſich wie ein aufgeblaſener Emporkömmling breitmachte, die Volks⸗ lieder in den Hintergrund drängte. Die alten, trauten Weiſen wurden mit einem Male ſeltener geſungen, ein leichtes Liedchen trat an ihre Stelle, ſeicht und keß, verlockend ſchmiſſig zwar, aber— ich freue mich, es damals als Kind ſchon gefühlt zu haben— kitſchig und wertlos. Wertlos und kurzlebig, denn bald löſte ein neuer Schlager den anderen ab, und ein neueſter den neuen. Nicht, daß die alten Lieder nun 85 mehr geſungen wurden, aber ſeltener und von einigen Beſſerwiſſern als altmodiſch abgetan. Das war vor dem Kriege, und ſo wie es in meiner Heimat war, wird es gewiß auch anderwärts geweſen ſein. Und nach dem Kriege wurde es noch ſchlimmer. Die alten Weiſen ſchienen faſt vollkommen vergeſſen, es gab allzuviel der neuen, wer ſie zuerſt kannte, war ſtolz darauf, lehrte in Ueberlegenheit ſie den anderen. Aber es gab keine Abende mehr auf dem Stapel der Eichenſtämme, man ſaß in den Wirtſchaften, hatte ja Geld in Menge. Man trank, ſpielte, bis der Traum vom Reichtum plötzlich ausgeträumt war, bis die Not wieder zu billigerer, aber ſchönerer Ge⸗ ſelligkeit trieb. Aber die Liederabende ſind doch noch lange nicht ſo wiedergekehrt, wie es vor dem Kriege war. Es gab andere Unterhaltſamkeit, a der nicht getadelt werden ſoll: Sport. Aus den auch ſchon früher geübten Spielen wurde nun planvoller Sport, Körperübung: Laufen, Springen, Fuß⸗ und Handballſpiel. Gewiß zu loben und für die Bauern⸗ jungen, deren Körper vielfach unter allzu einſeitiger An⸗ ſtrengung bei der ländlichen Arbeit ſich eben auch einſeitig entwickelte, eine beſte Möglichkeit zum Ausgleich der Kräfte. 5 es wurde geritten, man ging zum nahen Fluſſe zum ade. Ich habe das begrüßt und dabei doch bedauert, daß es jene ſommerliche Singſtunde nicht mehr gab, in der wir von den drei Lilien, dem Lieben, das groß' Freud' bringt, von Räuberleben und Moritat geſungen haben. Und doch hat das Volk ſich wieder zu den alten Volksliedern zurück⸗ gefunden, hat die Hochflut der Schlager, oftmals zu dumm und gedankenlos, als daß ſie hätten überhaupt aufkommen dürfen, überwunden, iſt heimgekehrt zu den den Aelteren vertrauten Weiſen, die ſo lange, kaum beachtet, im Hinter⸗ grunde auf ihre Stunde warteten. a Dieſe Stunde iſt gekommen, ſie kam mit der völkiſchen Erhebung unſeres deutſchen Vaterlandes, ſchritt ihr gar voran und folgt ihr auch, Wegbereiterin und Schmuck des nationalen Geſchehens. Dieſe Auferſtehung des Volksliedes geſchieht— ein nicht zu unterſchätzender Vorzug— aus dem olkserleben der Jugend ſelbſt, wie ſich auch die Jugend, voran die bündiſche, dem Volksliede wieder zuerſt zugewandt hat, wie es in den Formationen der vaterländiſchen Ver⸗ bände eine frühe Pflegeſtätte gefunden hat. Und von dieſen Plätzen ſind ſie wieder mächtig, ſtark und ewig jung in das Volk geſtrahlt, die deutſchen Lieder vom Lieben und Leben, vom Scheiden und Wiederſehn, von Treue und Soldatentod. Nun werden ſie wieder abends im Kreiſe geſungen, der Jungbauer ſing ſie hinter dem Pfluge, die Magd auf der Koppel. Aber nicht allein das Land, das ſie vordem am längſten bewahrt hatte, iſt zu ihnen zurückgekehrt, auch in den Städten hört man ſie wieder, während der Horde der Schlager der Atem ausgegangen iſt. Und zu den alten, be⸗ Freitag, 16. Juni 1933 rannten ſtoßen neue, rechte Volkslieder, geboren aus der Stunde der vaterländiſchen Erhebung und aus dem Kampfe um eine deutſche Führung des deutſchen Volkes. Manches aus dieſem Neuen wird dahinſinken, was allzu taggebunden iſt, was aber ſtark und immergeltend iſt, wird bleiben. Und das verdient es auch, mitgeſungen zu werden bei den ſom⸗ merabendlichen Singſtunden, die nun auf dem Lande wieder an Achtung und Geltung gewinnen, eine der lieblichſten Früchte der deutſchen Revoluͤtion.. — ͥ— Jubiläums-Abſchub⸗ Aft der Fußball⸗Bereinigung 98 Seckenheim. Allem Wetterunbill zum Trotz konnte das Abſchluß⸗ programm am geſtrigen Abend zur Durchführung kommen. War noch der ganze Mittag in das freundlichſte Sommer⸗ kleid gehüllt und zeigte noch der Himmel in den Spät⸗ nachmittagsſtunden ſein klares blaues Antlitz, um dem Ab⸗ ſchlußakt des Jubiläumsprogramms ſeine Beihilfe zu leiſten, ſo mußte man gegen abend die betrübliche Feſtſtellung machen, daß der Wertergott nicht zu den„Fußballanhängern“ gehört und erneut gewillt war, einen Strich durch die Rech⸗ nung zu machen. Schon zogen trüben Wolken am Abend⸗ himmel herauf, als die erſten Mannſchaften des Jubel⸗ vereins und der Viktoria 08 Neckarhauſen auf den Plan traten. Es konnte dann auch wirklich nur eine Spielhalbzeit zum Austrag kommen, als ein Gewitterregen einen un⸗ freiwilligen Abbruch veranlaßte. Das Spielgeſchehen war kurz folgendes: Fg. 98 Seckenheim 1— Neckarhauſen 1 1:21 Vom Abſtoß weg nimmt Seckenheim Tempo und Spiel⸗ geſchehen in die Hand. Neckarhaueſn hat nur abzuwehren. Schöne Kombinationszüge bringen den S. Sturm immer wieder vor das Heiligtum des Gegners; hier ſtand aber eine eiſerne Abwehr, die vor nichts zurückſcheute. Die 30. Minute brachte erſt den krönenden Erfolg der Ueber⸗ legenheit. Eine Flanke von rechts nimmt der Halblinke ſchön auf und jagt den Schuß auf das von des Gegners Torwächter verlaſſene Tor. Der im Tor ſtehende Verteidiger kann nur noch mit der Hand abwehren— Elfmeter— Tor. Wenige Minuten darauf beſtraft der Schiedsrichter ein begangenes Faulſpiel des S. Torhüters und der ver⸗ hängte Elfmeter bringt Neckarhauſen den billigen Aus⸗ gleich. Mit dem Halbzeitplatzwechſel ſetzt ein Gewitterregen ein, der das Spiel unfreiwillig beendet. Eine Einzelkritik wollen wir uns deshalb erſparen. Neckarhauſen hat über⸗ mäßig hart geſpielt und dem Spiel dadurch das ſporkliche „Niveau“ etwas eingeſchränkt. Seckenheim ſpielt zügig; die Kombinationsmaſchine lief, nur fehlte dem Sturm vor dem Tore noch der letzte„Mumm“. Schießen, ſchießen und wieder ſchießen, das iſt Sache der Stürmer— im Straf⸗ f raum— und nicht übertrieben kombinieren. i Das Spiel wußte trotz einigen Unſchönheiten zu ge⸗ fallen. Schiedsrichter Wolf-Mannheim war ſchwach und hatte nicht ſeinen beſten Tag. f 5 * Gründermannſchaft— A. H.⸗Mannſchaft 6:3 Nichts ließ die alten„Alten Herren“ halten, als der Gewitterregen nachließ, ihr feſtgelegtes Jubiläumsſpiel gegen die jüngeren„Alten Herren“ zum Austrag zu bringen. Wer geglaubt hatte, hier zwei Mannſchaften gegeneinander ſpielen zu ſehen, die eben zur„Unterhaltung“ ein Fuß⸗ ballſpiel vorführen werden, der ſah ſich ganz gewaltig getäuſcht. Beide Mannſchaften gingen mit beſtem Vorſatz an die Löſung der ſchwierigen Aufgabe heran und es war weiter bewundernswert, mit welcher Körperbeherrſchung ins⸗ beſondere die Gründermannſchaft mit der mehr oder weniger ſtarken Körperfülle mit dem durch den Regen verſtänd⸗ licherweiſe aufgeweichten Platz fertig wurden. Die erſte Spiel⸗ hälfte beherrſchte der„Jugendeifer“ der Gründergegen⸗ mannſchaft. Mit 3:0 lagen bei Halbzeit die Gründer im Rückſtand. Eine zweckmäßig vorgenommene Umſtellung brachte ein Syſtemſpiel in die Reihen der Gründungsmann⸗ ſchaft, daß der Gegner nur zu laufen hatte. Die Vertei⸗ digung hatte alle Hände voll zu tun, konnte aber nicht verhindern, daß ſie in der zweiten Spielhälfte noch ſechs Gegentore hinnehmen mußten. Mit dem Schlußpfiff konnte die Gründermannſchaft als verdienter Sieger den Platz verlaſſen. 1 77 8 Die Schiedsrichterleiſtung des Herrn Winkler konnte befriedigen. Zum Schluſſe ſei noch den Herren Gründer ein „Bravo“ zugerufen, für ihre prächtigen Leiſtungen. Die Jugend kann ſch an dieſen Energieleiſtungen ein Beiſpiel nehmen. Durch Kampf zum Sieg, ſo hieß es bei den„Alten“ und ſo ſoll es bei den„Jungen“ heißen. Das Jubilm nahm durch dieſes„Werbeſpiel“ einen würdigen Abſchluß. Am Abend verſammelte man ſich nochmals im Lokal zu einer kleinen Abſchiedsfeier mit den Herren„Gründer“. f In feuchtgemütlicher Unterhaltung wurden noch gegenſeitig Worte der Ermahnung ausgetauſcht. Gäſte der früheren F. G. 96 Mannheim, altbekannte Freunde der Herren Grün⸗ der wußten nur angenehmes aus früherer Zeit zu berichten. Möge dem Verein für die weitere Aufwärtsentwicklung ein günſtiger Stern leuchten. Glück auf! a Bezirksturnfeſt in Schriesheim a. d. B. Der Bad. Neckarturnbezirk(früherer Bad. Neckar⸗ turngau) im X. Gau(Baden) der Deutſchen Turnerſchaft hat ſein diesjähriges Bezirksturnen nach dem ſchönen Markt⸗ flecken Schriesheim gelegt. Dieſes Turnfeſt iſt gleichzeitig ein Probeturnen dieſes größten Turnbezirks im badiſchen Land für das vom 24. bis 30. Juli ds. Irs. in Stuttgart ſtatt⸗ findende große 15. Deutſche Turnfeſt. Mit dem Bezirks⸗ turnen zuſammen feiert der Turnverein 1883 Schriesheim am kommenden Sonntag, den 18. Juni, ſein 50. Stiftung feſt, das beſonders im Mittelpunkt eines Feſtabends am Samstag abend ſtehen wird. Der Sonntag ſteht im Zeichen der praktiſchen turneriſchen Arbeit. Aeußerſt zahlreich ſind die Meldungen der Turner zu den verſchiedenen Arten von Wettkämpfen. 5 90 Denkſpruch. Wer ſich an andere hält, dem wankt die Welt. Wer auf ſich ſelber ruht, ſteht gut. „ Paul Heyſe Die Wiege. Von Maria Mayer(Paſſau). Als Annemarie noch ein Wiegenkind war, da hatte ſie unſere alte himmelblaue Wiege zu eigen. Die alte himmelblaue Wiege, in der auch ich einſt die erſten Träume träumte. Und auf⸗ wachend ſtrampelte und zornig wurde, wenn man mir nicht gleich zu Dienſten war. Ich, der ich oft geſchrien und ſelten brav geweſen bin, außer wenn ich ſchlief Und der kleine rote Kaſperle war mein Wiegen⸗Spielkamerad. Annemarie iſt ſo wie ich geweſen. Aber nun iſt auch Anne⸗ marie kein Wiegenkind mehr. N Und die alte Wiege ſteht wieder auf ihrem ſchönen Speicher⸗ plätzchen. Weil es herunten etwas eng iſt— und ſie wartet mit uns auf den Buben. Unſer Junge und unſer Mädchen— wie fein das wird! Wenn der Bub kommt, muß die Wiege erſt wieder zum Maler. Der holt das luſtigſte Grün und das freudigſte Rot aus ſeinem Farbennapf für die Roſenkränze. Und ins Himmelblau taucht er gleich darauf den Pinſel ein zum Grundieren. Und vornhin, ja, da kommt immer wieder der Name Jeſus. Mit goldenen Buchſtaben! Und mit Strahlen rundherum. Etwas hatte Annemarie neu bekommen. Einen Wiegen⸗ vorhang, mit ſilbernen Sternchen beſtickt. Lieb ſah das aus. Aber die allerſchönſten Sternlein, die leuchteten doch aus den weißen Kiſſen heraus. Ich finde, eine Wiege iſt etwas ſehr Heiliges. Weh und froh zugleich wird einem wenn man an der Wiege ſitzt und an die Krippe in Bethlehem denkt. Ich glaube aber, daß ſpäter das Jeſulein auch eine Wiege beſaß. Und Maria— ei! dis hat das Kind ſo zart gewiegt.„Mit ihrer ſchlohengelweißen Hand und brauchte gar kein Wiegenband.“ Und hat vor Glück mitten drinnen nicht mehr aus oder ein gewußt. Und mußte die Hand vor das Geſicht legen und weinen. Und unter Tränen hat ihre ſüße Stimme betteln müſſen:„Ach, Joſeph, lieber Joſeph mein, hilf mir wiegen mein Kindelein!“ Was kann man an der Wiege fromm ſein und träumen und Wiegenlieder ſummen! Jetzt ſteht die alte Wiege wieder auf ihrem ſchönen Speicher⸗ platz und die Fliegen brummen um ſie herum, ohne daß es ihnen jemand wehrt. l Und im Herbſt werden die Dörrpflaumen hineingeſchüttet. Und zu Weihnachten wird ſie herabgeholt und ein großes Wachsjeſukind hineingelegt. Im nächſten Jahre aber, da kommt ganz ſicher unſer Bub. Wieviel verdient nein Maun? Im allgemeinen wird jede Ehefrau ungefähr die Höhe des monatlichen Einkommens ihres Mannes kennen. Sie wird wiſſen, auf welcher finanziellen Lebensgrundlage er und damit auch ſie ſelbſt ſich befindet, wie ſie ſich alſo einrichten muß, welche„Sprünge“ ſie machen darf und ob ſie überhaupt welche machen kann. Das ergibt ſich ja auch ſchon aus dem Wirtſchafts⸗ geld, das ihr zur Verfügung geſtellt wird. Und damit weiß ſie eigentlich alles, was ihr zu wiſſen not tut. Eine kluge, einſichtsvolle Frau wird ſich damit zufrieden geben. Aber es gibt Ehefrauen, die unbedingt genau und auf den Pfennig wiſſen wollen, wieviel der Mann verdient, die es als ihr gutes Recht und als ihre beſondere Aufgabe anſehen, jedesmal genau darüber unterrichtet zu ſein, wieviel Taſchen⸗ geld ſich der Mann zurückbehält, und die ſich nicht wohl fühlen, wenn ſie nicht nachrechnen und nachkontrollieren können, welche Summe der Eheherr für ſich verbraucht. Es gibt kaum etwas, das leichter dazu geeignet iſt, das Gleichgewicht des häuslichen Friedens und des ehelichen Ver⸗ trauensverhältniſſes zu untergraben, als dieſes unzufriedene, mißtrauiſche Nachſpüren nach den Ausgaben des Mannes. Es iſt taktlos und ungehörig und— wenn der Mann nicht gerade ein Verſchwender, Trinker oder Spieler iſt— überflüſſig und kränkend. Jeder Mann verlangt in ſolchen Dingen eine ge⸗ wiſſe Unabhängigkeit, nicht nur deswegen, weil er es iſt, der das Geld verdient und heimbringt, ſondern auch, weil er, wenn er ein rechter Mann und kein Waſchlappen iſt, es unerträglich findet, am Gängelband geführt und irgendwo und irgendwie kontrolliert zu werden. 2 Das ſollte die liebe Ehefrau bedenken. Es iſt noch lange keine verſteckte Heimtücke, wenn der Mann einen kleinen Betrag ſeines Einkommens verſchweigt und für ſich behält. Es iſt auch kein Mangel an Offenheit und Wahrheitsliebe. Um große Summen“ kann es ſich dabei ohnehin nicht handeln, denn Löhne und Gehälter ſind heute knapp, und die wenigen Mark, die ſich der Mann für beſondere Ausgaben zurückbehält, laſſen gewiß keine koſtſpieligen, verſchwenderiſchen Extravaganzen zu. Für kleine, harmloſe Ausgaben aber muß der Mann eine ge⸗ wiſſe Freizügigkeit haben: er muß wiſſen, daß man ihm nicht nachrechnet und nicht nachrechnen kann. Und manchmal ſind es gerade dieſe im ſtillen und mit einer Art diebiſchen Freude zurückbehaltenen paar Mark, die es ermöglichen und dazu ver⸗ wendet werden, der Frau eine kleine Freude, ein unerwartetes Extrageſchenk zu machen. Alſo: Keine Unzufriedenheit, auch wenn man nicht genau jeden Pfennig des Monatseinkommens kennt, keine Verſtim⸗ mung, wenn der Mann mehr zurückbehält, als er ſagt, kein Mißtrauen wegen dieſer harmloſen kleinen Mogelei, und erſt recht keine Neugierde, die meiſt zu häßlichem Spionieren und Nachkontrollieren führt. Der Mann iſt kein Kind und möchte auch nicht als ſolches behandelt ſein. Und der eheliche Frieden und das gegenſeitige Vertrauen ſind wichtiger und wertvoller, als die verheimlichten paar Groſchen. M. C. Berufe für ältere, aleinftehende Frauen. Von Gertrud Reinſch. In der heutigen ſchweren Zeit iſt es für ein junges Mädchen 1 50 ungeheuer ſchwer, eine Stellung zu finden und einen den Neigungen entſprechenden Beruf zu wählen, ganz zu ſchweigen von älteren und alleinſtehenden Frauen Häufig war es bisher nicht. ſich den Unterhalt zu verdienen; aber durch irgendwelche plötzlich eingetretenen Umſtände wird ſo manche Frau zum Beruf gezwungen. Hat ſie nichts gelernt— wie etwa Sprachen oder Schreibmaſchine, Stenographie oder Buch⸗ führung—, iſt das Unterkommen äußerſt ſchwer. Wer irgend⸗ wie die Mittel aufbringen kann, ſollte daher unbedingt noch Stenographie. Schreibmaſchine oder Buchhaltung erlernen, um den Lebensunterhalt verdienen zu können. Häufig begegnet man der Meinung, daß eine ältere Frau keine Stellung finde. Dieſe Anſicht iſt falſch. Es gibt eine ganze Reihe Berufe, von denen hier nur einige beſonders ein⸗ bringliche herausgegriffen ſeien, die die Einſtellung einer älteren, reiferen Frau direkt erheiſchen! Erinnert ſei in erſter Linie an die Stellung der Direktrice im Warenhaus, an die Empfangsdame in größeren Geſchäfts⸗ häuſern und an die Detektivin im Warenhaus: Berufe, zu denen nur Energie, gute Kleidung, vornehmes Aeußeres, gute Um⸗ gangsformen und eine repräſentable Figur gehören. Ein Beruf, der heute mehr und mehr Beachtung findet und in dem während der Saiſon ſogar teilweiſe Mangel an ge⸗ eigneten Angeboten hertſcht, iſt der einer Hoteldirektricel Dieſer Poſten iſt meiſtenteils neben dem des Direktors aus⸗ zufüllen. Das beſonders deswegen, weil es viele Fälle gibt, in denen ein männlicher Direktor ſeitens der weiblichen Gäſte des Hotels nur ungern befragt wird und weil der weibliche Reiſende als Firmenvertreter heutzutage häufiger im Hotel an⸗ zutreffen iſt, als der männliche. Dieſer Beruf iſt nicht leicht. Gefordert wird in erſter Linie gewandtes Benehmen, voll⸗ endete Beherrſchung des Knigge, mütterliche Güte und Freund⸗ lichkeit, Selbſtbeherrſchung, gute Figur, gute Kleidung, vor⸗ nehme Bewegungen, mitunter Kenntnis der engliſchen und franzöſiſchen Sprache, Buchhaltung und Schreibmaſchine. Neben der Repräſentation hat ſie oft die Pflicht, das Perſonal zu be⸗ aufſichtigen, die Wäſche zu verwalten, die An⸗ und Ab⸗ meldungen ſowie die angenehmen und unangenehmen Wünſche der Gäſte entgegenzunehmen; die Stadt muß ſie genau kennen und Auskunft geben können, wo man ſich gut friſieren laſſen kann, wo ein vorzüglicher oder ein billiger Arzt wohnt und welches der beſte Modeſalon iſt. Für Bewerbungen kommen Provinzſtädte mit Fremdenverkehr, kleinere Badeorte und große Städte wie Hamburg, Leipzig. Köln, München oder Berlin, in Betracht. Die Bezahlung iſt aut, oftmals auch ſehr gut. Eine andere Möglichkeit bietet ſich als Stewardeß auf Ueber⸗ ſeedampfern, wo zunächſt niedrigere Arbeiten verlangt werden, ſich jedoch eine umſichtige und kluge Frau bald hinaufarbeitet und die Oberleitung bekommen kann. Ihr fällt nicht nur die Küchen⸗ und Kabinenarbeit ſowie das Servieren beziehungs⸗ weiſe die Beaufſichtiaung dieſer Arbeiten zu, ſondern auch Franken⸗ und Säuglingspflege, Entgegennahme beſonderer Wünſche von Frauen, und vor allem muß ſie ein feines, gütiges Verſtändnis für menſchliche Eigenarten beſitzen. Ihr fallen neben ausgezeichneter Bezahlung auch reichliche Trinkgelder zu, ganz beſonders dann, wenn ſie ſich der Kinder annimmt und dieſe während der Ueberfahrt aut zu beſchäftigen weiß, ſo daß die Eltern Ruhe haben.— Bewerbungen müſſen an die großen Ueberſee⸗, Vergnügungs⸗ und Flußdampfergeſellſchaften(Rhein, Donau uſwi) gerichtet werden. Aehnlich iſt die Stellung der ſogenannten„Bordgaſtgeberin“, die neuerdings auf einigen Dampfern eingeführt wurde. Sie hat die Aufgabe die Gäſte während der Seereiſe zu unterhalten. Fünfuhrtees, Kabarettvorſtellungen, Tanzabende, ſportliche Wettſpiele uſw. werden von ihr arrangiert und geleitet. Neben ſprachlichen Kenntniſſen ſind hier beſonders gute Umgangs⸗ formen, muſikaliſche, ſportliche und deklamatoriſche, gegebenen⸗ falls auch geſangliche Fähigkeiten erforderlich ſowie auch Humor und Taktgefühl. In ihrer Gegenwart dürfen keine trüben Stimmungen aufkommen, beſonders wenn ein Unwetter wütet und ſchwerer Seegang herrſcht. Am beſten eignen ſich ehemalige Sängerinnen, Schauſpielerinnen, Geſang⸗ und Muſiklehrerinnen uſw. für dieſen Poſten, der jedoch nicht ſo häufig zu beſetzen iſt und meines Wiſſens noch im Verſuchsſtadium ſteckt. Anfragen und e ſind auch hier an die Schiffahrtsgeſellſchaften zu richten. Die Haushilfe der Junggeſekin. Iſt es nicht eine Verſchwendung, wenn ſich eine allein⸗ ſtehende Frau, die dazu noch den größten Teil des Tages nicht zu Hauſe iſt, eine Hausangeſtellte leiſtet? Nein! Ich muß aus eigener Erfahrung ſagen, es iſt kein Luxus. Wenn ich mir ſchon ein Heim leiſte— was ſchließlich das Endziel jeder allein⸗ ſtehenden Frau iſt—, ſo will ich doch auch Freude daran haben. Nehmen wir an, ich habe eine hübſch eingerichtete kleine Woh⸗ nung! In der Frühe: Kaffee kochen, aufbrühen. Dafür ſorgen, daß Milch und Brötchen im Hauſe ſind! Entweder muß man eine halbe Stunde früher aufſtehen, um die Wohnung noch etwas in Ordnung zu bringen, oder ich treffe beim Nachhauſe⸗ kommen eine unaufgeräumte Wohnung an, was nicht zur Be⸗ haglichkeit beiträgt. Das Führen eines ſelbſtändigen Haushalts erfordert mehr oder weniger unangenehme Pflichten. Mittag⸗ eſſen bereiten koſtet Zeit und Arbeit. Es muß eingekauft, ge⸗ kocht und dann abgewaſchen werden Ißt man außerhalb— wozu dann die hübſche Küche? Wenn die freie Zeit draufgeht, um die Wohnung in Ordnung zu halten oder das Eſſen zu⸗ zubereiten, ſo wird die Freude am eigenen Heim ſehr ſchnell ſchwinden. Eine Hausangeſtellie koſtet heute mit Lohn⸗ und Kaſſen⸗ beiträgen 40 bis 50 Mark monatlich. Und dazu kommt noch das Eſſen. Das iſt natürlich teuer. Aber vergleichen wir! Ein Eſſen für zwei Perſonen, zu Hauſe gekocht, koſtet meines Er⸗ achtens nicht viel mehr als ein Eſſen im Gaſthauſe. Und die gute Hausmannskoſt iſt nicht zu verachten! Dann bleiben doch faſt bei jeder Mahlzeit Reſte übrig, die man gut zum Abend⸗ eſſen verwenden kann. Keineswegs ſtellt ſich das Eſſen zu Hauſe für zwei Perſonen teurer, als das Eſſen für eine Perſon im Gaſthauſe. Natürlich muß die berufstätige Frau. noch mehr als die Hausfrau. darauf achten, eine treue und zuverläſſige Haus⸗ angeſtellte zu haben Eine ältere Perſon erſcheint mir für dieſen Poſten geeigneter, als eine ganz junge.— Verſchließen ſollte man nichts; ſo viel Vertrauen muß man der Perſon entgegen⸗ bringen, die ja faſt den ganzen Tag unſer Heim allein betreut. Man ſollte ſich ſchon die Mühe nehmen, ſich eine Haus⸗ angeſtellte zu erziehen; denn ſie iſt es ja ſchließlich, die für Ordnung und Wohnlichkeit zu ſorgen hat. Hat man ſich dann ſchließlich an ſo einen Menſchen gewöhnt, ſo wird die Be⸗ treffende ſich auch heimiſch fühlen und der Frau im Beruf das unangenehme Gefühl des Alleinſeins und der Einſamkeit im Haushalt nehmen. Und ſchließlich: Iſt das Gefühl nicht ſchön, einem anderen Menſchen einen Pflichten⸗ und Wirkungskreis geben 215 1 abella. — Eine einfache Geſundheitsprobe. Wenn man einen Freund oder Bekannten ſieht, der ſeine Naſe mit dem Daumen und Zeigefinger der rechten Hand zu⸗ ſammendrückt und gleichzeitig die Lippen zuſammenpreßt, ſowie gleichzeitig den Sekundenzeiger ſeiner Uhr beobachtet, ſo braucht man nicht gleich zu denken, daß er ſozuſagen verrückt ge⸗ worden iſt. Er nimmt nur eine durchaus ernſt zu nehmende Probe vor, ob es für ihn ratſam erſcheint, einen Arzt zu konſultieren. Der geſunde Menſch kann nämlich ſeinen Atem 50 bis 60 Sekunden lang anhalten, wenn er vorher einen langen und tiefen Atemzug nahm, und 40 bis 50 Sekunden lang, wenn er dies nicht getan hat 5 Die Aerzte wiſſen. daß die Länge der Zeit, während der ein Patient den Atem anhalten kann, der an der einen oder 1 Krankheit leidet, ein autes Anzeichen für eine Diagnoſe ildet Herzkranke— nach dem allgemeinen Begriff— müſſen ſchon am Ende von 15 Sekunden Atem holen. Das aleiche iſt, der Fall bei Menſchen, die an der Briahtſchen Nieren-Krankheit bedenklich leiden. In Fällen von Lungenentzündung und Schwindſucht iſt Atemloſigkeit ein Punkt, der bei der Beurteilung des Falles ernſtlich ins Gewicht fällt f Für eine Anwendung von Betäubungsmitteln muß der behandelnde Arzt oder der operierende Chirurg genau wiſſen, was das Herz des Patienten aushalten kann. Es eriſtieren freilich Inſtrumente feinſter Art, um das feſtzuſtellen: aber auch die primitive Atemprobe gibt bereits ein gutes Bild. Zuſammenfaſſend kann man kurz ſagen: die Atemprobe zeigt an. ob zu wenig Oxygen oder zu viel Kohlendioxyd vorhanden iſt. Wenn der Herzmuskel ſich in ſchlechtem Zuſtande befindet, kann er das Blut nicht wirkſam genug pumpen. Wenn das Blut nicht mit genügender Geſchwindiakeit durch die Lungen gepumpt wird, ſo wird nicht genug Oxygen herbeigeſchafft. Die Atemproben ſind übrigens in keiner Weiſe geführt T. Vom Backpulver Nicht jeder Magen verträgt Hefe, auch iſt ſie nicht überall und immer in friſcher und einwandfreier Beſchaf⸗ fenheit zu haben. Da iſt das Backpulver eine ausgezeichnete Hilfe, um Kuchen und kleineres Backwerk locker und porbs und damit leichtverdaulich und bekömmlich herzuſtellen. Unter der Bezeichnung Backpulver verſteht man Miſchungen von doppeltkohlenſaurem Natron und ſauren Salzen, die ſich, wenn ſie in dem feuchten Teige miteinander in Berüh⸗ rung kommen, unter Entwicklung von Kohlenſäure zerſetzen und dadurch das Aufgehen des Teiges bewirken. Zum Kuchenbacken nimmt man auf 1 Kilogramm Wei⸗ zenmehl 10 Gramm doppeltkohlenſaures Natron und 20 bis 30 Gramm Weinſteinſäure(Cremor tartari), das man ent⸗ weder dem Mehl beimiſcht oder jedes für ſich in etwas lauer Milch auflöſt, bevor man es dem Teig zuſetzt. Auch kohlen⸗ ſaures Ammoniak(Hirſchhornſalz) iſt für kleineres Gebäck. namentlich für Pfefferkuchen, gebräuchlich. Amerikaniſche Backpulver, die vielfach noch angeboten werden, eignen ſi nicht für uns, weil wir den Kuchen erſt kalt werden laſſen. bevor wir ihn eſſen, während man ihn in Amerika warm genießt. Kalter Kuchen, der mit Auslandspulvern gebacken iſt, ſchmeckt aber trocken wie Stroh, oft ſogar ſandig. Wir werden alſo am beſten nur heimiſche Backpulver verwenden, die der deutſchen Eigenart angepaßt ſind Befolgt man die aufgedruckten Gebrauchsanweiſungen, ſo iſt ein Mißlingen vollkommen ausgeſchloſſen. De adaletioclie Hauolꝛat. k. Schimmel auf Würſten und Schinken. Man beſtreicht Würſte und Schinken mit einem dünnen Brei von Kochſalz und Waſſer. Es bildet ſich eine Salzkruſte, die das Schimmeln ver⸗ 9 7 5 und ſchon vorhandenen Schimmel zum Verſchwinden ringt. k, Junges Gemüſe friſch erhalten. Man legt das Gemüſe in eine irdene oder ſteinerne Schüſſel und deckt dieſe mit einem naſſen Tuch zu, das feucht erhalten wird, bis das Gemüſe ver⸗ wendet wird. An kühlem Orte aufbewahren! f. Wäſcheleinen reinigt man mit Seife und Soda. Man kocht eine Lauge und gießt dieſe über die Leine im Waſchtrog und bürſtet eine halbe Stunde lang die Leine tüchtig ab. Mit klarem, warmem Waſſer, ohne Seife, ſpült man nach, und die Leine wird wie neu. Hierauf wird die Leine geſpannt und getrocknet. f. Hart gewordene Käſe friſch zu machen. Iſt der Käſe hart geworden, ſo iſt er auch unanſehnlich und ungenießbar. Legt man ihn einige Zeit in friſche Milch, läßt ihn dann abtropfen und trocknet ihn mit einem reinen Tuch ab. ſo wird er wieder vollkommen friſch und appetitlich. k. Heiße Aluminiumtöpfe. So praktiſch Aluminiumtöpfe ſind, ſo unangenehm iſt es, wenn man ſich an den heißen Griffen unvorhergeſehen die Finger verbrennt. Um dem Uebel ab⸗ zuhelfen, wäre es ratſam, die Griffe mit Kork. den man an der Breite des Griffes einkerbt, zu verſehen und darauf zu klemmen. Größere Korke von den Weinflaſchen genügen eventuell ſchon, ſonſt bekommt man ja auch Korkſtücke billig zu kaufen. Von den Flaſchenkorken muß man an jeder Seite zwei Stück anbringen. — Pflegt die Möbel. Eßtiſch und Büfett ſind gefährdet durch die heißen Schüſſeln, die beſonders auf polierten Mö⸗ beln ſehr häßliche Stellen hinterlaſſen. Man repariert den Schaden, indem man das Möbelſtück mit einem in Leinöl getauchten Flanellappen abreibt. Hierauf taucht man einen kleinen Schwamm in Kampferſpiritus, beſtreicht die beſchä⸗ digten Stellen leicht, wartet eine Weile und wiederholt das ganze Verfahren. Meiſt genügt ein dreimaliges Abreiben und darauffolgendes Betupfen mit Kampferſpiritus, um die Flecke zu entfernen. f. Was muß in einer einigermaßen kompletten Hausapotheke ſein? Heftpflaſter, Guttaperchapapier, blutſtillende Watte, ſchmale und breite Mullbinden, ein Fieberthermometer, eine Kliſtierſpritze, eine Brandbinde, Lindenblütentee, Hoffmanns⸗ oder Baldriantropfen, Aſpirin⸗ und Pyramidontabletten, Rizinusöl, Opiumtropfen, eine Doſe Vaſeline, eſſigſaure Ton⸗ erde, Waſſerſtoffſuperoxyd. a 4 0 2 Na 2 k. Spargel und Karotten. Den Spargel erhitzt man in ſeiner eigenen Brühe, der man ein wenig Salz beifügt. Für die Karotten bereitet man eine dickliche, helle Mehlſchwitze von 50 Gramm Butter oder Margarine, 50 Gramm feinem Mehl und einer kleinen, feingeſchnittenen Zwiebel. Man würz: ſie mit dem nötigen Salz, einer Priſe Pfeffer und feingehackter Peterſilie. Die Karotten werden darin erhitzt, aber ja nicht gekocht Dann richtet man ſie auf einer halbtiefen Schüſſel an und umgibt ſie gleichmäßig mit dem in Butter oder beſter Margarine geſchwenkten, heißen Spargelſtücken. k. Rettichſalat. Eine Anzahl kleiner Rettiche oder Radieschen werden geſchält, in Scheiben geſchnitten und mit Salz beſtreu:. Die Schüſſel in der ſie zubereitet ſind, wird zugedeckt. Nach etwa zehn Minuten gieße man die Flüſſigkeit, die ſich aus dem Salz gebildet hat, ab. Etwas Zitronenſaft und Oel kommt jetzt hinzu. Die Scheiben werden aut mit dem Saft vermiſcht und ſofort gegeſſen. k. Grießſuppe. Auf die Perſon wied ein Teelöffel voll Grieß genommen, dieſer in die ſisdende, helle Fleiſchbrühe eingerührt, ſo lange darin gerührt, bis es kocht, und nun die Suppe ganz langſam K bis„ Stunden lang gekocht. Dann wird die Suppe mit Eigelb abgezogen und ſerviert.— Sehr fein wird die Suppe, wenn man in der Fleiſchbrühe eine Kalbsmilz weich⸗ 1 25 hat und dieſe, würflig geſchnitten, in die Grießſuppe gibt. k. Kalbsgulaſch. Das kleinwürflig geſchnittene Fleiſch wird nebſt einigen kleingeſchnittenen Zwiebeln und etwas heißem Fett, nebſt Salz, Pfeffer und Paprika raſch(in etwa acht Minuten) zu ſchöner Farbe gebraten, etwas Jus und Fleiſch⸗ brühe ſowie nach Belieben ein Gläschen Wein darangegeben, aufgekocht und ſerviert. Hat man keine Bratenjus, ſo muß man etwas Mehl mit dem Fleiſch anziehen laſſen. 1. Sandtorte. 250 Gramm ſchaumig gerührte Butter wird nach und nach mit 375 Gramm Zucker und ſechs ganzen Eiern untereinander und ſodann eine halbe Stunde lang gerührt, etwas Zitronenſaft und ⸗ſchale, Vanille ſowie eßlöffelweiſe 250 Gramm Kartoffelmehl darunter gemengt, die Maſſe in ein We Springblech gefüllt und 4 bis 1 Stunde lang gebacken. 5— 8 22222 d 2228 „—.——