1 N A n . . K re F F n VTEC u 5 * N 8 1 9 1 ee— 1 „ Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die einſpaltige Petitzeile 20 Pfg. Reklamen 60 Pfg.— Bei Wiederholungen tarifl. Rabatt. Für Platz⸗Vorſchriften wird keine Garantie übernommen. ages. und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Annahmeſchluß für Inſerate und Rotizen vormittags 9 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Illuſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig). „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Schriftleitung, Druck u. Verlag: G. Härdle, Zähringerſtr. 68. Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 88. Jahrgang Mittwoch, den 19. Juli 1933 Nationalſozialiſtiſche Erziehung. Durch die Preſſe Der Reichsorganiſationsleiter des Kampfbundes für deutſche Kultur, Staatskommiſſar Hinkel, ſprach auf der Berliner Gaupreſſetagung über die kulturpolitiſche Mitar⸗ beit der deutſchen Preſſe im Kampfe des Nationalſozialis⸗ mus. 5 Die geſamte Arbeit müſſe jetzt darauf gerichket werden, die breiten Maſſen welkanſchaulich zu erziehen, ſie den Jug der nalionalſozialiſtiſchen Bewegung nicht verſtandesmäßig zu denken, ſeadern miterleben zu laſſen. Einleitend ſprach der Vorſitzende des Landesverbandes erlin im Reichsverband der Deutſchen Preſſe, Hauptmann Weiß, der ſich mit der Umgeſtaltung der Preſſeorganiſa⸗ tion beſchäftigte. Das Ziel, die Preſſe zu einem zuverläſſi⸗ gen Inſtrument des nationalſozialiſtiſchen Staatswillens zu Machen, ſei noch lange nicht erreicht. Das kommende Journaliſtengeſetz werde abſolut im Zeichen der neuen Zeit und der neuen Erkenntnis ſtehen. Der rein privatkapitaliſtiſche Verlegerſtandpunkt früherer Jahre werde beſeitigt. 2 Der Journaliſt müſſe ſo ſchreiben können, wie es nicht ein Privutinkereſſe, ſondern das Skaatsinkereſſe erfordere, eine verſtärkte Verantwortlichkeit müſſe Platz greifen; denn der Journaliſt ſei der ſtaatspolitiſche Vertreter eines neuen Staatsgedankens. f In der Beamtenſchaſt Wie der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt mitteilt, hat Miniſterpräſident Göring einen Erlaß an die preußiſche Beamtenſchaft gerichtet, in dem es heißt: Anläßlich der Uebernahme der e des preußiſchen Miniſteri⸗ ums des Innern habe ich die Beamtenſchaft aufgefordert, getreu den Idealen altpreußiſchen Beamtentums Preußen wieder zum Hort der Sauberkeit, Sparſamkeit und hinge⸗ benden Pflichterfüllung zu machen. Ich habe Veranlaſſung, erneut darauf hinzuweiſen, daß es Pflicht jedes Beamten iſt, dieſen Zielen nachzuleben. Dazu gehört in erſter Linie, daß jeder ſeine eigenen Wünſche, Intereſſen und vermeint⸗ lichen Anſprüche zurückſtellt gegenüber dem Dienſt am Ganzen. Dies aus innerer Ueberzeugung zu kun, wird einem jeden umſo leichter gelingen, je mehr er beſtrebt iſt, ſich mit dem Gedankengut der nakionalſozialiſtiſchen Welkan⸗ ſchauung und Staaksauffaſſung vertraut zu machen. Nur dann wird die Gewähr gegeben ſein, daß die Arbeit der Behörden volksverbunden bleibt und die richtunggebenden nordnungen der Skaatsführung verſtändnisvoll, zielbe⸗ wußt und einheitlich ausgeführt werden. : y dd õã dd ͤ d f nnn ö Der Parteitag der NED AY Der Beſuch des Reichskanzlers in Nürnberg galt der Vorbereitung des Parteitags der NSDAP., der am 2. und i 3. September ſtattfindet. Reichskanzler Adolf Hitler beſich⸗ tigte die Feſthalle ſowie die Stadionanlagen und die Zep⸗ pelinwieſe. Der Kanzler gab verſchiedene Anweiſungen für die Durchführung des Reichsparteitages.. 5 Bei ſeiner Verabſchiedung vom Frankenführer Julſus Streicher äußerte der Reichskanzler, daß er von nun an die alljährlichen Parteitage der RDA. nur in Nürnberg ſtattfinden ſollen. f Der Reichsfrontſoldatentag fällt aus Der 14. Reichsfrontſoldatentag des Stahlhelms, Bund der Frontſoldaten, fällt auf Befehl des Bundesführers, eichsminiſter Seldte, aus. Maßgebend für dieſen Ent⸗ ſchluß dürfte die Tatſache geweſen ſein, daß infolge der Ver⸗ einbarung mit der oberſten SA.⸗Führung umfang⸗ reiche Organiſationsarbeiten im Stahlhelm in Fluß gekommen ſind, die durch eine ſo große Veran⸗ kalteng, wie es traditionsgemäß der Reichsfrontſoldatentag es Stahlhelms iſt, nicht geſtört werden ſollen. Anſtelle des i Reichsfrontfoldatentages findet am vorhergeſehenen Ter⸗ min des 2 und 3. September in Hannover eine große Reichsführertagung ſtatt. 5 5 Die Gauleiter Vertreter im Staatsrat Ueber das Geſetz für die Ernennung von Mitgliedern zum preußſſchen Staatsrat wird von amtlicher preußischer Site mitgeteilt: urch das Geſetz über den Staatsrat iſt den Verdienſten der Gauleiter der NSDAP. um die natio⸗ nale Erhebung und ihre Bedeutung im heutigen Staats⸗ leben durch die Ernennung zu Staatsräten Rechnung ge⸗ tragen worden. Hat ein Gauleiter der NSDAP., deſſen Amtsbereich preußiſche Gebietsteile umfaßt, ſeinen Wohn⸗ ſitz außerhalb Preußens, kann der Miniſterpräſident an ſei⸗ ner Stelle einen anderen Staatsrat beſtellen(wie dies auch durchgängig erfolgt iſt). N Fördernde Mitglieder der NS DAN Der Reichsſchatzminiſter der NSDAP. Schwarz gibt. wie die Nationalſozialeſtiſche Parteikorreſpondenz mitteilt, bekannt:„Es beſteht Veranlaffung, darauf hinzuweiſen, daß Mitglieder von Förderer ⸗Organiſationen damit nicht gleichzeitig eingeſchriebene Mitglieder der NS Dal P. ſind, ſofern ſie nicht geſondert ihren Beitritt zur NSA. erklärt haben. Geſuche fördernder Mitglieder um Aufnahme in die Partei können aufgrund der Mitglie⸗ derſperre zurzeit nicht berückſichtigt werden. Alle Behördenleiter haben die Beamten zu eingehender Beſchäftigung mit den Grundſätzen der heutigen Staats⸗ politik und mit dem Gedankengut des Nationalſozialismus anzuhalten. Ich erwarte, daß alle Behördenbüchereien der Anſchaffung des nationalſozialiſtiſchen Schrifttumes und ſeiner Verbreitung unter der Beamtenſchaft ihr beſon⸗ deres Augenmerk zuwenden. 8 Den Behördenleitern mache ich zur Pflicht, auch perſön⸗ lich aufzuklären und belehrend auf die Beamkenſchaft in dieſem Sinne einzuwirken und ſich bei Gelegenheit davon zu überzeugen, daß den Beamten das weſenkliche Gedan⸗ kengut der Bewegung nicht mehr fremd geblieben iſt. In der Arbeitsfront Unorganiſierte werden nicht gedukdet! Wie das VDZ.⸗Büro meldet, wird in Kreiſen der Deut⸗ ſchen Arbeitsfront an die verſchiedenen Ausführungen lei⸗ tender Perſönlichkeiten der Deutſchen Arbeitsfront erinnert, wonach im neuen nationalſozialiſtiſchen Staat das Bürgerrecht verknünft ſein werde mit der Bekun⸗ dung der Mitarbeit am Wiederaufbau des Vaterlandes. Dieſe Mitarbeit könne der einzelne Volksgenoſſe vor allem dadurch zum Ausdruck bringen, daß er ſich einer der gro⸗ ßen anerkannten Organiſationen als Mitglied anſchließe. Bei dieſen Mitgliedern handelt es ſich vor allem, abge⸗ ſehen von der NSDAP., um die NSBO., SA., SS. oder Stahlhelm ſowie um die in der Deutſchen Arbeitsfront jetzt zuſammengefaßten neuen Berufsverbände Da der Eintritt in die NSDAP., NSB0O., SA., SS. und Stahl⸗ helm gegenwärtig geſperrt iſt, käme jetzt nur der Anſchluß an die Deutſche Arbeitsfront in Frage, deren Führer nun einen großzügigen Werbefeldzug angeordnet hat, um den Unorganiſierten Gelegenheit zu geben, durch Anſchluß an die Arbeitsfront am Wiederaufbau mitzuarbeiten. Es wird darauf hingewieſen, daß es durchaus möglich iſt, daß auch dieſes Tor zur Mitarbeit am Aufbau ver⸗ ſchloſſen werde. Andererſeits ſolle der Werbefeldzug zum Ausdruck bringen, daß die Mitglieder der Berufsver⸗ bände nicht länger gewillt wären, neben ſich in den Betrie⸗ ben Tauſende von Unorganiſierten zu dulden, die ſich der Pflicht der Einordnung aus durchſichtigen Grün⸗ den zu entziehen verſuchten. f Die Unorganiſierten müßten ſich nunmehr enkſcheiden, ob ſie ſich eingliedern oder die Folgen ihres Außenſtehens auf ſich nehmen wollen. Dabei werde jedoch eine Doppel- mitgliedſchaft zu mehreren anerkannken Verbänden nicht zur Pflicht gemacht werden. Wir tſchaft und Sozialpolitik Zufammenarbeit beider Miniſterien. Ein Verbindungsmann. 0 Berlin, 18. Juli. Nachdem vor einigen Tagen zwiſchen dem Reichswirt⸗ ſchaftsminiſter Schmitt und dem Reichsarbeitsminiſter Seldte eine engere Zuſammenarbeit zwiſchen beiden Mi⸗ niſterien verabredet worden iſt, iſt nunmehr ein Verbin⸗ dungsmann ernannt worden. Der bisherige Preſſereferent des Reichswirtſchaftsminiſteriums, Dr. Pohl, der neben dem Preſſereferat das ſozialpolitiſche Referat verwaltete, hat das Preſſereferat abgegeben und verwaltet nunmehr gleichzeitig im Reichsarbeitsminiſterium das Referat Treu⸗ händer, Lohnpolitik uſw. Damit ſind zwei wichtige Abteilungen, die in früheren Jahren unter anderen Regierungen oft ſchwere Differenzen miteinander halten, in eine Hand gelegt. „Im Naziland“ Lord Rothermeres Neffe über Deutſchland. Berlin, 19. Juli. Der Neffe des bekannten engliſchen Zeitungskönigs Lord Rothermere, Geoffrey Harmsworth, der in den letzten Wochen Deutſchland bereiſte, ſchreibt im„Angriff“ unter der Ueber⸗ ſchrift„Im Naziland“ über ſeine in Deutſchland gewonnenen Eindrücke. Dem von Deutſchland und ſeiner Jugend be⸗ geiſterten jungen Mann fällt überall das Hakenkreuz auf, ſo daß ihm der Name„Hakenkreuzland“ als noch paſſenderer Name für Neu⸗Deutſchland erſcheint. Aber nicht das Haken⸗ kreuz, ſondern die fungen Männer, die die„Nazi“⸗ Uniform tragen, hätten den tiefſten Eindruck auf ihn gemacht. Er habe ſie in den entlegenſten Dörfern, in Maſſen in den großen Städten geſehen, fabelhafte junge Männer, zielbewußt ausſehend, kühn dreinſchauend, mit dem feſten Schritt des Kämpfers! N Hitler habe der deutſchen Jugend eine unſchätzbare Gabe verliehen: ein Ideal, das alle jungen Leute und Mädchen in engſte Gemeinſchaft bringe, in die Kameradſchaft der Ar⸗ beit, des Sportes, jedes Lebenszweiges!„Wenn ich als Deut⸗ ſcher geboren wäre“, ſo ruft Harmsworth begeiſtert aus, „könnte ich gar nicht anders als Braunhemd, ſchwarze Hoſe und Mütze tragen, weil meiner Ueberzeugung nach Adolf Hitler eine der größten Perſönlichkeiten der letzten hundert Jahre iſt. Was er erreicht hat, ſteht einzig da. Jugend und nur Jugend kann Hitlers großes Ideal erfüllen!“ f gen können Nr. 165 Neubildung deutſchen Bauerntums Das am 14. Juli 1933 vom Reichskabinett beſchloſſene Geſetz über die Neubildung deutſchen Bauerntums iſt trotz ſeiner Kürze von nur drei Paragraphen von größter Wich⸗ tigkeit. Schon der Name des Geſetzes kennzeichnet die grundſätzlich neue Linie, die auf dem Gebiete der ländlichen Siedlung jetzt eingeleitet worden iſt. Es ſollen nicht mehr wie bisher jährlich einige kauſend Siedler angeſetzt werden, die auf ihrer Stelle nicht leben und nicht ſterben können und ſich als Staatsrentner fühlen, ſondern auf dem Wege der Siedlung ſoll ein neues deuk⸗ ſches Bauerntum geſchaffen werden. Es ſoll in Zukunft nicht mehr Bauern und Siedler, ſondern nur noch ein ſrei⸗ es, mit dem Boden feſtvermurzeltes altes und neues Bau- erntum geben. Das Geſetz iſt gewiſſermaßen die erſte Ank⸗ work der Reichsregierung auf das erſchütternde Ergebnis der Volkszählung, die das weikere Anhalten der Landflucht und das Anſchwellen der Großſtadtbevölkerung nur allzu klar gezei, t hat. Das neue Geſetz läßt den entſchloſſenen Willen der Reichsregierung erkennen, eine Fortſetzung dieſes Prozeſſes nicht mehr zu dulden. Die Neubildung deutſchen Bauern⸗ tums iſt für die geſamte Nation von entſcheidender Bedeu⸗ tung. Darum hat das Reich die Führung übernommen, die ihm in den Lebensfragen der Nation zukommt. Mindeſtpreiſe für Raps und Rübſen Maßznahmen der Reichsregierung. Das Fettprogramm der nationalen Regierung macht eine Förderung des deutſchen Oelſaatanbaues neben der bereits in Angriff genommenen Förderung der Erzeugung einheimiſcher tieriſcher Fette erforderlich, um den deutſchen Bedarf an Fettſtoffen in zunehmendem Maße aus eige⸗ ner Erzeugung zu ſichern. 5 Die Reichsregierung wird deshalb Vorkehrungen kref⸗ fen, die die Oelmühlen in die Lage verſetzen, den Anbau⸗ ern künftig einen Preis von mindeſtens 30 Mark je dz Raps und Rübſen von mindeſtens 22 Mark je dz. Leinſaat in dieſem Jahre und von mindeſtens 24 Mark je dz. Lein ⸗ ſaat im nächſten Jahre zu zahlen. Die genannten Preiſe werden gelten für gute, geſunde, krockene Ware(zur her- ſtellung von Speiſeöl geeignet!) ab Vollbahnſtation des Landwirtes bei Lieferung von vollen Waggonladungen, desgleichen für jedes Quantum bei Anlieferung frei Mühle. Landwirten, die Raps und Lein in Lohn bei Oelmühlen ſchlagen laſſen, wird empfohlen, beſondere Nachrichten dar⸗ über von Seiten der Reichsſtelle für Getreide, Futtermittel und ſonſtige landwirtſchaftliche Erzeugniſſe zu beachten, da⸗ mit auch ihnen die entſprechenden Vorteile zugute kommen können.— Für den Abſatz der anfallenden Oelkuchen wird beſondere Vorſorge getroffen.— Auf Grund der Regelung hat der Deutſche Landwirt für ein weiteres Arbeitsgebiet ſichere Ausſicht auf einen gerechten Lohn. 20000 neue Siedlerſtellen Forkführung der vorſtädtiſchen Kleinſiedlung. Berlin, 19. Juli. Aus Mitteln, die auf Grund des Geſetzes zur Vermin⸗ derung der Arbeitsloſigkeit vom 1. Juni 1933 von der Reichsregierung zur Verfügung geſtellt ſind, gelangte ein Teilbetrag von 50 Millionen Mark für die Fortführung der viorſtädtiſchen Kleinſiedlung durch den Reichs⸗ arbeitsminiſter zur Verteilung. Bisher ſind rund 120 Mil⸗ lionen Mark für die Kleinſiedlung verwendet worden, mit denen rund 46 000 Siedlerſtellen gefördert wurden. Mit den neuen 50 Millionen Mark hofft man. weitere 20 000 Siedlerſtellen ſchaffen zu können. In einem Rundſchreiben an die Regierungen der Län⸗ der weiſt der Reichsarbeitsminiſter u. a. auf die Geſichts⸗ punkte hin, nach denen die Verteilung der Mittel zu erfolgen hat. An Orten, an denen die Kleinſiedler vor⸗ ausſichtlich künftig keinen Erwerb finden werden, dürfen Kleinſiedlungen nicht geſchaffen werden. Der Reichsar⸗ beitsminiſter weiſt ferner auf die Schaffung von Kurz⸗ arbeiterſiedlungen induſtrieller Betriebe hin, durch die eine Entlaſtung des Arbeitsmarktes erzielt werden ſoll. Zum Zwecke der Enklsſtung der Großſtädte und Induſtriebezirke ſollen weiter bevorzugt ſolchen Perſonen Siedlungs- darlehen gegeben werden, die willens ſind, auf das Land wieder zurückkehren. In den Großſtädten ſollen Kleinſiedlungen nur in der Form der Kurzarbeiterſiedlung oder der Einzelſiedlung vorgeſehen werden. Als Kleinſiedler können nunmehr allgemein ſolche Familien als Siedler ausgewählt werden, deren Einkommen das durchſchnittliche örtliche Einkommen von Erwerbsoſen nicht weſentlich überſteigt. Vollbeſchäf⸗ tigte Arbeiter können noch nicht zugelaſſen werden. Dage⸗ kinderreiche minderbemittelte Familien mit fünf und mehr minderjährigen Kindern auch dann als Siedler angeſetzt werden, wenn der Siedleranwärter in voller Arbeit ſteht. Damit verfolgt ber Reichsarbeitsmini⸗ ſter weiterhin die Förderung der kinderreichen Familien. Anträge auf Gewährung von Siedlungsdarlehen ſind allein an die örtliche Gemeindebehörde zu richten 5 Vorbereitungen für Genf Henderſons Berliner Beſprechungen. Berlin, 19. Juli. Amtlich wird mitgeteilt: Der Präſident der Abrüſtungs⸗ konferenz, Henderſon, iſt in Begleitung des Direktors der Abrüſtungsabteilung des Völkerbundsſekretariats, Aghni⸗ des, hier eingetroffen und hat mit dem Reichsaußenmini⸗ ſter, dem Führer der deutſchen Delegation auf der Abrü⸗ ſtungskonferenz, Botſchafter Nadolny, und dem Vertreter des Reichsluftfahrtminiſteriums Montag und Dienstag ein⸗ gehende Beſprechungen über die auf der Abrüſtungskonfe⸗ renz behandelten Fragen gehabt. Dabei wurden insbeſondere die in der letzten Zeit im Büro der Konferenz ausgearbeiteten Fragen einer einge. henden Erörterung unterzogen und der deutſche Standpunkt dazu Herrn henderſon mitgeteilt. Die Beſprechungen wur⸗ den beiderſeits in freundſchafklichem Geiſte und in dem Be- ſtreben geführt, einen Erfolg der Abrüſtungskonferenz vor⸗ zubereiten. Der Schlüſſei zum Erfolg Henderſon hat nach Schluß der Verhandlungen der aus⸗ ländiſchen Preſſe über ſeine Verliner Beſprechungen Mit⸗ teielungen gemacht Er betonte, daß die Lage uuf dem Ge⸗ biete der Abrüſtung ernſthaft geprüft worden ſei. Ohne in irgend einer Weiſe die Schwierigkeiten, die noch zu über⸗ winden ſeien, verkleinern zu wollen, habe er das Gefühl, daß bis zu einem gewiſſen Grade in wichtigen Punkten die Meinungsverſchiedenheiten verringert worden ſeien. Es gebe einen weſenklichen Faktor, den man dauernd im Auge behalten müſſe, wenn ein Erfolg ſchließlich her beigeführt werden ſolle: das ſei die Bedeutung einer freund⸗ ſchaftlichen Verſtändigung zwiſchen Deutſchland und Irank⸗ reich. Dort liege der Schlüſſel für die Zukunft der inter⸗ nakionalen Beziehungen in Europa. Henderſon gab ſeiner Befriedigung über den begrüßens⸗ werten Effekt Ausdruck, den die Unterzeichnung des Vier⸗ mächtepaktes bildete. Er betonte aber, daß der Unter⸗ eichnung nach ſeiner Meinung ſofort eine herzliche Aus⸗ ue zwiſchen dem deutſchen Reichskanzler und dem fran⸗ zöſiſchen Miniſterpräſidenten folgen müſſe. Nur auf dieſem Wege könnten Zweifel, Befürchtungen und Mißtrauen aus dem Wege geräumt werden. Henderſon teielte weiter mit, daß er am Mittwoch nach Prag fahren werde. Von Prag begibt er ſich nach Mün⸗ chen, um dort mit dem Reichskanzler Hitler eine Unterre⸗ dung zu haben. Dann reiſt er nach Paris und nach London — Vor den Kirchenwahlen Berlin, 18. Juli. A den evangeliſchen Kirchenwahlen wird amtlich mit⸗ geteilt: Wählen können alle männlichen und weiblichen Gemein⸗ demitglieder, die am Wahltage das 24. Lebensjahr vollendet haben und in der kirchlichen Wählerliſte ihrer Kirchengemeinde eingetragen ſind. Wer nicht in der Kirchenwählerliſte eingetra⸗ gen iſt, muß dies 1 bis zum 20. Juli, nachmittags 3 Uhr beantragen. Jedes Pfarramt gibt koſtenlos entſpre⸗ chende Vordrucke für die Anmeldung zur kirchlichen Wäh⸗ lerliſte aus. Wer die bürgerlichen Ehrenrechte nicht be⸗ ſitzt und mündig iſt oder ſich nicht bis zum vorgeſchriebe⸗ nen Termin in die kirchliche Wählerliſte hat eintragen laſ⸗ ſen, kann nicht wählen. Gewählt wird am Sonntag, den 23. Juli, im An⸗ ſchluß an den Hauptgottesdienſt bis nachmittags ſechs Uhr. Die genauen Wahltermine und den Wahlort gibt jede Kirchengemeinde durch Anſchlag bekannt. Vorübergehend Abweſende, die in der kirchlichen Wählerliſte eingetragen und wahlberechtigt ſind, können ihre Stimme durch ein mit öffentlich beglaubigter Vollmacht verſehenes wahlberechtigtes Glied der Kirchengemeinde ab⸗ eben laſſen. Die Vollmacht muß koſtenlos von einem mtsvorſteher oder Pfarrer mit Amtsſiegel beglaubigt ſein. Cbllh Helkings ſelhfame Ebe Roman von Maria Oberlin. 25) „Eotthchen!“ Die junge Frau hob den Kopf. Die Stimme der älteren Freundin hatte ſo beſorgt und eindringlich geklungen. „Wirſt du mir eine Frage beantworten, wirſt du es mir nicht verübeln, wenn ich dich ganz offen frage?“ „Was denn?“ meinte Edith erſtaunt. „Ob du das Glück gefunden haſt... und warum du ſo plötzlich deine Ehe eingingſt?“. Edith Hartmanns Stirne hatte ſich verdüſtert. a „Siehſt du, du biſt mir nun böſe, Edithlein! Ich weiß auch, daß es viel verlangt iſt, wenn du über all das ſpre⸗ chen ſollſt! Aber glaubſt du, ich ſähe nicht, daß du unglück⸗ lich biſt, daß Ihr, du und Ralf, gar keine Ehe führt, daß Ihr ſtumm und kühl nebeneinander herlebt?! Ja, wehre nicht ab! Gewiß, nach außen hin iſt alles, wie es ſein ſoll. Ralf ein vollendet höflicher Ehemann, rückſichtsvoll, aufmerkſam. Du.. eine Hausfrau und Repräſentantin, wie ſie ſein ſoll. Aber iſt das denn Euer Leben? Erwartet Ihr nicht mehr?“ Jetzt brach Edith Hartmann zuſammen. Große Tränen ſtanden in ihren Augen. f Erſchüttert ſah Olga von Neſtrup auf ſie. Noch nie hatte ſie die ſelbſichere, kühle Frau ſo bewegt geſehen. „Es iſt meine Schuld, Olga! Ich ging eine Ehe ein, ohne zu überlegen, daß ein Mann kein Spielzeug iſt, das man nach ſeinem Willen formen kann. Ich heiratete nicht aus Neigung und Vertrauen.. ich wollte vergeſſen...“ „Vergeſſen? Edith, iſt es denn möglich... du und Karl Egon?“ Edith nickte bitter. „Sei beruhigt, Olga! Und denke nichts Falſches! Die Liebe, die ich einmal zu Karl⸗Egon hatte, iſt kot— tot für immer! Aber damals, damals glaubte ich ihn zu lieben! Es war ein Irrtum, ein Taumel. Dann erfuhr ich von ſei⸗ ner.. Heirat... um des Geldes willen... fühlte mich geſchmäht, beleidigt... da kam Ralf und da..“ a 1 ſchwieg erſchöpft. Dann fuhr ſie mit leiſer Stimme ort: Kirchenwahl iſt Pflicht Anordnung des ſtellvertretenden Führers. Berlin, 19. Juli. Der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, hat. wie die NS. berichtet, folgende Anordnung erlaſſen: Jeder, der ſich zur nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauun bekennt, hat ſich bis ſpäteſtens 20. Juli 1933 in die Wahl- liſte für die bevorſtehenden Kirchenwahlen einzukragen. Die Wahlliſten liegen bei den Kirchengemeinden auf. Die Beteiligung an der Wahl iſt Pflicht. geine Losſagung des Kanzlers von den„Deulſchen Chriſten“ Die Kanzlei des Reichskanzlers Adolf Hitler teilt mit: Die von mehreren Seiten, u. a. auch durch Flugblätter, verbreitete Behauptung, Adof Hitler habe ſich von den „Deutſchen Chriſten“ losgeſagt, entſpricht in keiner Weiſe den Tatſachen. Die Vorbereitung des Luthertages Der Arbeitsausſchuß des Deutſchen Luthertages 1933 hat an die evangeliſchen Vereine und Verbände im deut⸗ ſchen Reich ein Rundſchreiben zur Vorbereitung der Veran⸗ taltungen am 10. November gerichtet. Es wird betont, daß der 450. Geburtstag Martin Luthers ein Tag der „ ſein und ein großer Volksmiſſionstag wer⸗ en ſoll. Neuregelung des katholiſchen Vereinslebens Beſprechungen zwiſchen Reich und Kirche. Berlin, 19. Juli. Amtlich wird mitgeteilt: Im Reichsminiſterium des Innern fand eine Beſpre⸗ chung zwiſchen Miniſterialdirektor Dr. Buttmann einerſeits und den Vertretern des Deutſchen Epiſkopats, Erzbiſchof Gröber von Freiburg und Biſchof Berning von Osna⸗ brück, andererſeits ſtatt. Die Beſprechung bezog ſich auf die Feſtſetzung des Verzeichniſſes der nach dem Reichskon⸗ kordat zuzulaſſenden katholiſchen Verbände. Die Besprechung führte zu einem befriedigenden Er- gebnis. Das Verzeichnis der hiernach zugelaſſenen Verbände wird demnächſt veröffenklicht werden. Bereits jetzt kann mitgeteilt werden, daß eine Reihe von Verbänden nicht mehr zunelaſſen oder freiwillig aufgelöſt werden, wie z. B. der Volksverein für das katholiſche Deulſchland, der Friedensbund deutſcher Katholiken und andere mehr. Die verbleibenden Verbände ſind in zwei Grup⸗ ven geteilt. Die Verbände der erſten Gruppe verfolgen aus⸗ ſchließlich religiöſe, rein kulturelle oder charitative Zwecke und ſind der kirchlichen Behörde unterſtellt. Sie werden in ihren Einrichtungen und in ihrer Tätigkeit vom Reich ge⸗ ſchützt. Der Staat hat ihnen gegenüber keine weitergehen⸗ den Einmiſchungsbefugniſſe, als ſie ſich aus der allgemeinen n der Staatsbürger gegenüber dem Staat an ſich ergeben. Verbände, die außer religiöſen, kulturellen oder chari⸗ tativen Zwecken auch anderen, darunter auch ſozialen oder berufsſtändiſchen Aufgaben dienen, können in ſtaatliche Ver⸗ bände eingeordnet werden. Sie müſſen Gewähr dafür bie⸗ ten, daß ihre Tätigkeit keinerlei parteipolitiſchen oder ge⸗ werkſchaftlichen Charakter annimmt. Sie genießen ebenfalls für ihr Eigentum und ihr Eigenleben den Schutz des Rei⸗ ches. Sie dürfen ihre bisherigen Satzungen beibehalten, es ſei denn, daß in dieſen Satzungen Zwecke vorgeſehen wären, die dem neuen Staat an ſich zuwiderlaufen. Soweit nicht die etwaige Eingliederung in ſtaatliche Verbände die Be⸗ folgung von Vorſchriften notwendig macht, die ſich aus der Einordnung an ſich ergeben, ſoll von Eingriffen in das Vereinsleben abgeſehen werden. Die Mitglieder der katholi⸗ ſchen Organiſationen ſollen irgend einen rechtlichen Nachteil in Schule und Staat aus ihrer Zugehörigkeit nicht erfahren. Damit iſt der Friede auch im katholiſchen Vereinsleben wieder hergeſtellt und geſichert. Donnerstag Konkordats veröffentlichung Berlin, 18. Juli. Die Unterzeichnung des Konkordates wird, wie von unterrichteter Seite verlautet, im Laufe die⸗ ſer Woche erfolgen. Höchſtwahrſcheinlich wird der Text des Konkordates am Donnerstag veröffentlicht werden. „Es gab furchtbare Szenen zu Anfang unſerer Ehe. Dann kam ich zur Beſinnung. Verſuchte gutzumachen. Ich ſah ja meine Schuld ein. Aber Ralf blieb unverſöhnlich, hart, unbeugſam. Ach, du kennſt ihn nicht. Es iſt, als ſei alles aus ſeinem Herzen geriſſen. Und doch hat er mich einſt geliebt..“ 5 Helle Röte war jetzt in ihre Wangen geſtiegen. „Ich gelte nichts in dieſem Hauſe. Gar nichts. Alles Intereſſante, alles Wiſſenswerte beſpricht er mit Lonny; ſie iſt ſeine Sekertärin. Das liebe Ding, ſie kann ja nichts dazu. Und ſie hilft ihm, ſeine Arbeit zu erleichtern. Aber manch⸗ mal, manchmal wünſche ich mir den Tag herbei, an dem wir uns trennen könnten. Ich ertrage das Leben nicht mehr, dieſes ewige Heucheln, dies Verſtellen, dieſe ganze Maske⸗ rade.. Denn niemand weiß etwas Beſtimmtes. Und wie ſoll alles werden? Ralf als Mitinhaber der Oettingwerke! Papa weiß nichts, es würde ihn ſo ſehr erregen. Deshalb muß ich noch aushalten.“ 8 „Aber das iſt ja entſetzlich! Edith! Gibt es denn keinen Weg, ihn zu verſöhnen, Euer Leben erträglicher zu machen?“ Edith winkte mit müdem Lächeln ab. „Laß nur, du meinſt es gut, aber es iſt zwecklos. Ich habe alles verſucht. Ich habe ihn gebeten, ich habe auch jetzt nach meiner Rückkehr verſucht. einen anderen Ton in unſer Zuſammenleben zu bringen. Umſonſt!“ Sie ſchrak zuſammen, denn ein harter Schritt war auf dem Kies zu hören, „Ralf kommt! Bitte, laß dir nichts anmerken!“ Kurze Zeit darauf erſchien Ralf Hartmanns hohe Ge⸗ ſtalt am Tiſch der beiden Frauen. Er küßte Edith höflich die Hand, fragte liebenswürdig nach Olga von Neſtrups Er⸗ ehen. 5 bein unaufmerkſamer Beobachter hätte denken können, alles ſei in beſter Ordnung zwiſchen den beiden Gatten. „Wo iſt denn Lonny?“ fragte jetzt Ralf.„Ich hatte ſie doch für heute nachmittag beurlaubt.“ „Im Tennisklub,“ gab Edith zurück.„Die körperliche Bewegung tut ihr ſo gut, und nachdem ſie mit uns Tee ge⸗ trunken hatte, haben wir ſie entlaſſen. Sie ſoll froh unker jungen Menſchen ſein.“ l a „Sehr liebenswürdig von dir,“ meinte Ralf leichthin. Aber es klang etwas wie Aerger durch ſeine Stimme. Beide Frauen ſpürten es deutlich.„Wenn ſie kommt, gib mir bitte Beſcheid. Ich habe noch mit ihr zu arbeiten.“ Politiſches Allerlei Verbot der„Deutſchen Zeitung“ aufgehoben. Wie aus einer Mitteilung des Amtlichen Preußiſchen Preſſedienſtes hervorgeht, iſt das auf die Dauer von drei Monaten ausgeſprochene Verbot der„Deutſchen Zeitung“ wegen der Verleumdung, Balbo ſei ein getaufter Jude, wieder aufgehoben worden, nachdem Verlag und Redak⸗ tion eine entſprechende Erklärung abgegeben und das durch Fahrläſſigkeit des Hauptſchriftleiters geſchehene Verſehen auf das Tiefſte bedauert haben. Sie ſind von der unzu⸗ treffenden Verlautbarung, die ſie mißbilligten, mit Ent⸗ ſchiedenheit abgerückt. Der Hauptſchriftleiter wurde ent⸗ fernt. Der Miniſterpräſident habe ſich daraufhin aus ſozia⸗ len und wirtſchaftlichen Rückſichten mit dem Wiedererſchei⸗ nen einverſtanden erklärt, obwohl die unwahren Ausfüh⸗ rungen der„Deutſchen Zeitung“ geeignet waren, die Bezie⸗ hungen des Reiches zu einer befreundeten auswärtigen Macht zu beeinträchtigen und hierdurch die öffentliche Si⸗ cherheit und Ordnung zu gefährden. Bevorzugte Einſtellung von 5 A.⸗Männern. Der preußiſche Juſtizminiſter Kerrl weiſt in einer Ver⸗ fügung über die Einſtellung von Arbeitskräften darauf hin, daß die Befreiung Deutſchlands durch die abgeſchloſſene nationalſozialiſtiſche Revolution das Verdienſt des in jahre⸗ langem opfervollem Kampfe dem Führer treu ergebenen SA.⸗Mannes ſei. In allen Fällen, in denen geſetzliche Be⸗ ſtimmungen nicht entgegenſtunden, ſei bei Einſtellung von Hilfskräften, nach Prüfung der Eignung in erſter Linie darauf zu achten, daß alte erprobte Kämpfer der nationalen Erhebung, beſonders SA.⸗Männer, in den normalen Ar⸗ beitsprozeß eingeführt werden. Papen reitet nicht in Karishorſt. In einer Berliner Zeitung war die Meldung gebracht worden, daß Vizekanzler v. Papen an einem Hindernis⸗ rennen in Karlshorſt am 6. Auguſt teilnehmen werde. Wie hierzu von unterrichteter Seite bekanntgegeben wird, iſt dieſe Meldung nicht richtig, umſoweniger, als Vizekanzler von Papen zum angegebenen Termin nicht in Berlin, ſon⸗ dern auf Urlaub ſein wird. Verbote deutſcher Rundfunkübertragungen. Eine Verordnung der Polizeidirektion Graz verbietet die öffentliche Uebertragung der Vortragsreihe des Bres⸗ lauer Senders„Oeſterreichs Funkzeitſpiegel“, des Vortrags des Bayeriſchen Rundfunks„Oeſterreichs Leidensweg“ und „Das Reich rettet Wien“ und des Jugendfunks„Blick auf Salzburg“. 2 Rooſevelt gegen Schmarotzer. N In einer Rundfunkanſprache äußerte Präſident Rooſe⸗ velt u. a., allzuviele Amerikaner ſeien darauf aus, mit mög⸗ lichſt geringer Arbeitsleiſtung Geld zu verdienen. Es ſei an der Zeit, daß jeder Amerikaner auf dieſes der Einzelperſon und der ganzen Nation ſchädliche Beſtreben, etwas ohne Ge⸗ genleiſtung zu erhalten, verzichte. Jeder ſollte ſich klar machen, daß ein befriedigender und ſicherer Gewinn nur durch redliche Arbeit erlangt werden könne. 5 6 Königreich Mandſchukuo? Die Mehrheit des Ausſchuſſes, der die Verfaſſung des Mandſchukuo berät, ſoll, nach Reuter, für die Einführung der konſtituellen Monarchie ſein. Man hält es für ſehr wahrſcheinlich, daß der derzeitige Staatschef Puji, der dem chineſiſchen Kaiſerhaus entſtammt, zum König des Mand⸗ ſchukuo gekrönt wird. f Zu den in der Oeffentlichkeit verbreiteten Nachrichten, der bisherige Fraktionsführer des Zentrums im Preußi⸗ ſchen Landtag, Prälat Profeſſor Dr. Lauſcher, habe ſein e niedergelegt, wird erklärt, daß dies nicht zutreffe. Das Geſetz zur Erzielung weiterer Erſparniſſe in der gemeindlichen Verwaltung vom April dieſes Jahres iſt durch ein neues Geſetz in einer Reihe von wichtigen Punk- ten abgeändert worden. Miniſterpräſident Reichsluftfahrtminiſter Göring hat an den litauiſchen Miniſterpräſidenten anläßlich des Todes der Ozeanflieger ein Beileidstelegramm gerichtet. Der Sekretär des Vizekönigs von Indien antwortete auf das zweite telegraphiſche Erſuchen Gandhis um einen Empfang, er müſſe wiederholt erklären. daß es der Regie⸗ rung unmöglich ſei, in Verhandlungen einzutreten, ehe der Ungebentomkeitsfeldzug endaültia aufgegeben worden ſei. Nach einer halben Stunde liebenswürdigen Plaudl ens verabſchiedete er ſich, vollendet höflich, aber kalt. Edith ſah ihm bitter nach. f „Siehſt du, ſo iſt es immer. Lonny, die mit ihm ar⸗ beitet und ſeine Intereſſen teilt, findet noch etwas Gnade vor ſeinen Augen. Ich... gelte nichts.“ Olga von Neſtrup ſchwieg. Sie wollte ſo vieles ſagen, aber jeder gute Rat war ja hier zwecklos, das hatte ſie ſelbſt geſehen. 16. „Verzeih, daß ich dich ſtöre!l“ meinte Ralf Hartmann höf⸗ lich. Er war in Edith Wohnzimmer eingetreten. Edith ſtand vor dem Spiegel und ſchob die kecke, weiße Baskenmütze aufs Ohr. Ralf! In ihrem Zimmer? Was bedeutete das? „Du weißt, daß ich verſuche, unſere Trennung in irgend einer Form durchzuführen,“ fuhr er kalt fort, und blieb an der Tür ſtehen. 8 Edith ſtockte der Herzſchlag. Seltſam, ſie hatte doch ſelbſt ſtets die Stunde herbeigeſehnt, da ſie von dem unerträglichen Zuſammenſein befreit werden ſollte. Sie ſah den Mann an. Sein Blick war ernſt, faſt finſter, in ſeinem ganzen Weſen lag eine ſolche eiſige Zurückhaltung, daß die freundlichen Worte, die ſie ſprechen wollte, nicht über ihre Lippen kamen. War das denn überhaupt der Mann, der in ihrer Braut⸗ zeit ſo liebevoll und knabenhaft für ſie geſorgt hatte? Ein ganz fremder Menſch war es ja, der immer noch mehr die Kluft zwiſchen ihnen vertiefte.. Sie neigte den Kopf. d „Bitte,“ ſagte ſie, während ſich eine ſchwere, ſchmerzende Traurigkeit immer mehr über ſie ausbreitete. „Es iſt nicht ſo leicht, wie ich es mir vorgeſtellt habe,“ meinte Ralf Hartmann grübelnd.„Immerhin denke ich, daß du in Jahresfriſt in irgendeiner Form frei ſein kannſt. Ich muß dich aus Rückſicht auf die Oetkingwerke— nicht auf mich— noch bitten, die Rolle meiner Frau weiterzuſpielen, bis alles erledigt iſt. Ich bedaure ſehr, daß ich dir nicht eine andere, günſtigere Auskunft heute geben kann. Immerhin darfſt du verſichert ſein, daß ich alles tun werde...“ „Damit du frei wirſt...“ fiel Edith heftig ein.„O, ich weiß, daß ich fehlte. Obwohl ich mich demütigte, obwohl ich verſuchte, gutzumachen.“ ä Die Kirchenwahlen in Baden rel 1 Ein Wahlakt nicht erforderlich? 1 5 16 Das Evangeliſch⸗Kirchliche Sozial⸗ und Preſſeamt teilt ö g h Als am 14. Juli bekannt wurde, daß die in der Deutſchen en Evangeliſchen Kirche zuſammengeſchloſſenen Landeskirchen a m u⸗ 23. Juli Neu wahlen für diejenigen kirchlichen Organe, t⸗ die nach Landeskirchenrecht durch unmittelbare Wahl zu bil⸗ u- den ſind, durchgeführt werden, gab der Evangeliſche Ober⸗ a- Urchenrat noch am gleichen Tage die erforderlichen Anweiſun⸗ i⸗ gen heraus. Dementſprechend wurden auch in allen Gottes⸗ h⸗ dDienſten am letzten Sonntag die bevorſtehenden Wahlen be⸗ e- kannt gegeben. ͤĩ Wahlberechtigt ſind alle Gemeindeglieder, die am - Wahltag das 24. Lebensjahr vollendet haben und nicht vom a Stimmrecht ausgeſchloſſen ſind. Es wird noch Anordnung ergehen, daß ausnahmsweiſe bei dieſer Wahl niemand wegen, rückſtändiger Kirchenſteuer ausgeſchloſſen wird. Die Steuer gilt 85 als geſtundet. Auch von ihrem Wohnſitz abweſende 1 Wahlberechtigte können durch dritte Perſonen, die ſelbſt e. dicht wahlberechtigt zu ſein brauchen, aber mindeſtens 14 en Jahre alt und evangeliſch ſein müſſen und die über eine ent⸗ 55 ſprechende vom Wahlberechtigten ausgeſtellte schriftliche Voll⸗ 775 macht verfügen, am Orte ihres Wohnſitzes wählen. Die lie Wählerkiſt e, die ſowohl für die Landesſynodalwahl wie ll die Ortskirchenwahl gilt, wird am 19. und 20. Juli in den 1 örtlich angegebenen Stellen zur Einſichtnahme aufliegen. f Die Wahlvorſchläge ſind ſowohl für die Landesſynodal⸗ wahl wie für die örtliche Wahl bis zum 19. dieſes Monats, * 6 Uhr einzureichen, und zwar für die örtliche Wahl ht ei dem Vorſitzenden des Kirchengemeinderats oder der von 8 hm bezeichneten Stelle und für die Landesſynodalwahl bei ie den Herren Kreiswahlleitern. Das ſind: für den 1. Wahl⸗ iſt kreis Dekan Schäfer, Freiburg; für den 2. Wahlkreis De⸗ er zan Kirchenrat Renner, Karlsruhe; für den 3. Wahlkreis 13 Pfarrer Weber, Pforzheim; für den 4. Wahlkreis Dekan Vairchenrat Maler, Mannheim; für den 5. Wahlkreis Dekan berhardt, Neckargerach. a 4 Nachdem die Glaubensbewegung Deutſche Chriſten, Gau „ Baden, und die Kirchlich⸗poſitive Vereinigung vereinbart ha⸗ 3 en, für beide Wahlen gemeinſame Liſten einzureichen, und 8 1 mit Beſtimmtheit anzunehmen iſt, daß von anderer Seite 145 ahlvorſchlagsliſten nicht einkommen, darf erwartet werden, 1 115 ein Wahlakt am nächſten Sonntag nicht erforderlich 9 Einführung des Hitlergrußes — Karlsruhe, 19. Juli. Die Preſſeſtelle beim Staatsmi⸗ 2 niſterium teilt mit: Der bereits durch die Preſſe bekannt N gewordenen Anregung des Reichsminiſters des Innern ent⸗ 1 ſprechend wird für den Bereich der badiſchen ſtaatlichen Be⸗ 2 hörden und Anſtalten, der ſtaatlichen Betriebe und Betriebe 1 mit Staatsbeteiligung folgende Anordnung getroffen: 1 1. Sämtliche Beamte, Angeſtellte und Arbeiter grüßen im Dienſt und innerhalb der dienſtlichen Gebäude und An⸗ 5 lagen durch Erheben des rechten Armes, 2. Beamte in Unt⸗ 8 form grüßen in militäriſcher Form. Wenn ſie keine Kopf⸗ 9 bedeckung tragen, grüßen ſie durch Erheben des rechten Ar⸗ . ö mes. 3. Es wird von den Beamken erwartet, daß ſie auch V außerhalb des Dienſtes in gleicher Weiſe grüßen. Den Ge⸗ a meinden und anderen Körperſchaften des öffentlichen Rech⸗ 1 les wird eine enkſprechende Anordnung für die ihnen unter ⸗ ſtehenden Beamken Angeftellten und Ar“ dringend n. empfohlen. 3t⸗ 1. 5 5 in Reeligiöſe Sozialiſten in Baden verboten 0 1 9 Karlsruhe, 18. Juli. Die Preſſeſtelle beim Staats⸗ 1 miniſterium teilt mit: Der Bund religiöſer Sozialiſten Deutſch⸗ 170 lands wird auf Grund des Paragraphen 1 der Verordnung . m, Schutz von Volk und Staat vom 28. 2. 33 für den k Bereich des Landes Baden aufgelöſt und verboten. Die Monatszeitſchrift„Religion und Sozialismus“, erausgeber 0. Profeſſor Wünſch⸗Marburg, wird für den Bereich des Lan⸗ s des Baden derboten. ö te Der öſterreichiſche Konſul in Baden zurückgetreten. 815 Karlsruhe, 18. Juli. Die Preſſeſtelle beim Staats⸗ 1 miniſterium teilt mit: Der mit der Leitung des öſterreichi⸗ 5 ſchen Wahlkonſulats von Karlsruhe beauftragte Wahlgeneral⸗ beonſul Willi Menzinger iſt auf ſeine Demiſſion hin von 2 ſeinem Amte enthoben. Die Konſulatsbehörde iſt nunmehr is auf weiteres geſchloſſen. 1 1 Schwetzingen.(Schweres Anglück). Auf der 3 Landſtraße Ketſch— Brühl ereignete ſich ein ſchwerer Anfall. e wei aus Ilvesheim ſtammende Radfahrer, Vater und ſein „ 15jähriger Sohn, die zum Beſuch bei einem Arbeitskollegen u eeſch weilten, wurden auf der Heimfahrt von einem ent⸗ t gegenkommenden Auto ſo geblendet, daß der Sohn die Herr⸗ daft über ſein Fahrrad verlor und ſo unglücklich zu Boden ſtürzte, daß er ſich einen Schädelbruch zuzog. Der Verun⸗ glückte wurde in das Allgemeine Krankenhaus Mannheim überführt, wo er bedenklich darniederliegt. Das Auto iſt unerkannt entkommen. ö . Il Tauberbiſchofsheim.(Wie man ſich ins Anglück ſtürzt.) In den Strafſitzungen des Amtsgerichts Tauber⸗ biſchofsheim am 16. Juni und 14. Juli 1933 mußten Zeugen, die unter Eid die Unwahrheit geſagt hatten, vom Gerichts⸗ ſaal weg in Anterſuchungshaft genommen werden. Sie ſind des Meineids durch Geſtändniſſe überführt. Die Angeklag⸗ ten, welche beſchuldigt werden, die Zeugen zu dieſem ſchweren Verbrechen angeſtiftet zu haben, wurden ebenfalls in Anter⸗ i ſuchungshaft genommen. Außerdem befinden ſich zwei aus⸗ wuärtige junge Burſchen in Unterfuchungshaft, die Zeugen du falſchen Angaben zu verleften geſucht hatten. Das Be⸗ dauerliche an dieſen Fällen ilt, daß die Verhandlungen, in denen die Meineide geſchworen wurden, Sachen von unter⸗ . Bedeutung betrafen, in denen die zu erwarten⸗ den Strafen in keinem Verhältnis zu den Meineidsſtrafen nden. N 5 1 e(J cher Anfall. Stauwerk Gundelsheim ereignete ſich ein tödlicher Unfall. e Deer 23 Jahre alte Arbeſter Otto Sia aus Korb bei Adels . heim wollte mit einem Arbeitskameraden über den Neckar fahren. Dabei fiel er aus dem Nachen und ertrank. Die Leiche 9 darauf geborgen werden. 85 0 Pforzheim.(Tödlicher Anfall zweier Pforz⸗ 96 heimer.) In Kirn an der Nahe bezunglücte der 21 Jahre rater Hans Hoffmann, und ſein Beifahrer mit ſeinem Kraft⸗ 70 mit Beiwagen tödlich. Das Kraftrad ſtürzte einen geilen Abhang hinunter. Einzelheiten ſind noch nicht bekannt. Man nimmt an, daß das Kraftrad mit den beiden Fahrern auf der ziemlich abſchüſſigen Straße ins Rutſchen ſlam. ae dbb kunde 6.27 Uhr in Novoſibirſk landete, m Neckar ertrunken.) Am alte einzige Sohn des Gartenbaudirektors Hoffmann, Mecha- Aus der Mannheimer Bürgerausſchuß⸗Gitzung. Voranſchlag für 1933 angenommen.— 4,9 Millionen Fehlbetrag. 9,4 Millionen Wohlfahrtslaſten. Den älteſten Stammgäſten auf der Galerie des Rat⸗ hausſaales iſt keine Bürgerausſchußſ tzung erinnerlich, in der die Beratung eines Voranſchlags ſo kurze Zeit in An⸗ ſpruch genommen hat, wie das geſtern der Fall war. Sonſt war es üblich, daß der Haushaltplan 6—8 Tage durch⸗ gekaut wurde, bis er verabſchiedet werden konnte. Nun aber, da das bunte Bild parteilicher Zerſplitterung im Stadtparlament der Vergangenheit angehört und das Braun⸗ hemd den Saal beherrſcht, iſt in knapp 40 Minuten nicht nur der Etat für das Rechnungsjahr 1933 genehmigt worden, ſondern es fanden noch weitere zehn Tagesord⸗ nungspunkte ihre Erledigung. Um 5 Uhr betrat der neue Oberbürgermeiſter, Fabrikant Renftinger, in Uniform den mit Fahnen und Lorbeer⸗ bäumen feſtlich geſchmückten Saal. Auf den Tiſchen des Stadtrats, des Stadtverordnetenvorſtandes und der Bei⸗ geordneten ſtanden Blumen. Das ehemalige Zentrum war noch durch acht, DVP. und Ev. Volksdienſt durch je einen und die Kampffront Schwarz⸗Weiß⸗Rot durch zwei Stadt⸗ verordnete vertreten. Nach kurzen Begrüßungsworten, die Stadtrat Runkel an den Oberbürgermeiſter richtete, dankte dieſer für das Vertrauen, das man ihm bei der Wahl zum Stadtoberhaupt entgegenbrachte. Er gelobte, die Verwal⸗ tung im Sinne des Führers Adolf Hitler zu führen, und gab der Freude darüber Ausdruck, daß ſchon Anzeichen vorhanden ſeien, die auf einen baldigen wirtſchaftlichen Aufſtieg ſchließen laſſen. Bei der Herrichtung des Siedlungsgeländes im Sandtorfer Bruch und bei Friedrichsfeld konnten im Wege des frei⸗ willigen Arbeitsdienſtes einige tauſend Mann untergebracht werden; bei dem bald in Angriff zu nehmenden Bau der Autoſtraße Frankfurt Mannheim dürften rund 13 000 Ar⸗ beiter Beſchäftigung finden. g Der Oberbürgermeiſter ſprach hierauf ausführlich zum Haushaltplan, der mit einem Fehlbetrag von 4 927 600 Mk. abſchließt. Die Urſache für die ungünſtige Entwicklung der Abſchlußziffern liegen weniger auf der Ausgaben⸗, als auf der Einnahmenſeite und ſind hauptſächlich in dem außer⸗ ordentlichen Rückgang der Steuererträge begründet. Wenn es nicht gelungen wäre, die Ausgaben um 4 600 000 RM. zu droſſeln, dann wäre der Fehlbetrag auf 9 500 000 RM. geſtiegen. Die Anteile der Stadt an den Reichsüberweiſungs⸗ ſteuern ſind gewaltig zurückgegangen; ſie ſind für 1933 mit 3 470000 RM. veranſchlagt, gegenüber 4 400 000 RM. im Voranſchlag 1932.(Tatſächlich find 1932 nur 3 440 000 RM. erheblichen Steuerausfälle bringt die erwartete Erhöhung der Reichsbeihilfe zu den Wohlfahrtslaſten von 3 378 000 auf 4 000 000 RM. Die Belaſtung der Stadt für Wohlfahrtserwerbs⸗ loſe und Kriſenunterſtützte iſt im Voranſchlag mit 9,4 Millionen eingeſetzt. Der Oberbürgermeiſter beantragte, in eine Einzelberatung des Voranſchlags nicht einzutreten, ſondern den Haus⸗ haltplan als Ganzes anzunehmen. Das Haus ſtimmte dem⸗ entſprechend der Vorlage zu. 8 Die weiteren Vorlagen betrafen die Herſtellung von Straßen in verſchiedenen Stadtteilen, Ausſtockung von Waldgelände für Ackerland und Gärtnereiſiedlung, Kredit⸗ ſchließungen für außerordentliche Unternehmungen, Feſt⸗ ſetzung der Gemeindeſteuer für 1933 und der Gebühren für Kanalbenützung, Müllabfuhr und Straßenreinigung, Auf⸗ hebung, der Wohnungsluxusſteuer, Herabſetzung des Ge⸗ meindezuſchlags zur Hundeſteuer, Aenderung der Ver⸗ gnügungsſteuerordnung und Verringerung der Zahl der ſtellvertretenden Bürgermeiſter und beſoldeten Stadträte auf je einen. All dieſe Stadtratsbeſchlüſſe wurden ohne Ausſprache genehmigt, worauf Oberbürgermeiſter Renninger mit einem dreifachen„Sieg Heil“ die Sitzung ſchloß. Neues aus aller Welt Drei Todesurteile beſtätigt Leipzig, 19. Juli. Das Reichsgericht verwarf am Diens⸗ tag die von fünf Angeklagten gegen das Urteil des Magde⸗ burger Schwurgerichts vom 28. Januar eingelegten Revi⸗ ſionen als unbegründet. Durch dieſes Urteil waren der Malergeſelle Träger und die Arbeiter Meißner und Bar⸗ tels wegen gemeinſchaftlichen Mordes zum Tode verurteilt worden. Die Burſchen hatten im vergangenen Jahre in Genthin und Umgebung eine große Anzahl von Raub⸗ überfällen ausgeführt, deren Opfer in der Hauptſache alte alleinſtehende Frauen waren. Bei einem dieſer Beute⸗ züge wurde die 71jährige Witwe Mäſer ermordet. Millionenſtiftung eines Amerikaners München, 18. Juli. Wie ſich jetzt beſtätigt, hat der Bankier James Löb, der frühere Inhaber der Neu⸗ horker Bank Kuhn, Löb u. Co., der im Mai dieſes Jahres in Murnau geſtorben iſt, dieſem Ort 20 000 Dollars für notleidende Einwohner teſtamentariſch zugewendet. Eine wertvolle Kunſtſammlung ſtiftete er dem Muſeum für Kleinkunſt in München und eine Stradivari⸗Geige, einſt Paganinis Eigentum, einem Münchener Kammermuſiker. Noch nicht beſtätigt hat ſich die Nachricht, daß Bankier Löb der Münchener Forſchungsanſtalt für Pfuchiatrie nicht we⸗ niger als eine Million Dollar geſtiftet hat, doch iſt die Wahrſcheinlichkeit ſchon ſehr groß. Familiendrama in Vorarlberg Lindau, 18. Juli. Ein furchtbares Familiendrama hat ſich in dem kleinen Vorarlberger Orte Fraſtanz bei Bludenz abgeſpielt. Dort erſchoß der 40 Jahre alte Schloſſermeiſter Neinrad Weiſer nachts ſeine Frau Roſa und darauf ſeinen drei Jahre alten Sohn Hugo. Als Weiſer ſeinen 12jährigen Sohn Neinrad ebenfalls erſchießen wollte, verſagte ihm die Piſtole, worauf er auf Bitten des Knaben dieſem das Leben ſchenkte. Nach der Tat ergriff Weiſer die Flucht und ging in den Gießenbach, wo er anderntags als Leiche auf⸗ gefunden wurde. Mißglückter Aeberfall auf Panzerwagen Paris, 18. Juli. Der Panzerwagen eines mit Gehalts⸗ auszahlungen betrauten Militärzahlmeiſters, der 500 000 Francs mit ſich führte, wurde, wie der„Petit Journal“ aus Caſablanca meldet, von Eingeborenen in der Gegend von Rich nachts überfallen. Etwa 30 Eingeborene, die mit Ge⸗ wehren bewaffnet waren, wollten ſich des Wagens und ſeines Inhaltes bemächtigen. Die Beſatzung des Panzer⸗ autos ließ jedoch das Maſchinengewehr ſpielen und ſchlug die Angreifer, die 20 Tote und Verletzte zu verzeichnen hat⸗ ten, in die Flucht. 2 Weltflieger unterwegs Moskau, 18. Juli. Der Weltflieger Willy Poſt, der um iſt nach zweiſtündigem Aufenthalt um 8.55 Uhr Ortszeit zum Weiterflug in öſt⸗ licher Richtung geſtartet. Poſt benutzte die Zeit zwiſchen Landung und Start zur Einnahme einer Mahlzeit, zum Ueberprüfen des Motors und zum Ausruhen. Das Wet⸗ ter auf der vor ihm liegenden Strecke ſoll nach den letzten Meldungen günſtig ſein. Poſt hat bisher ſeinen letzten Re⸗ kord unterboten. e 5 Poſt in Irkuffk gelandet. Moskau, 19. Juli. Der amerikaniſche Weltflieger Wiley Poſt iſt in Irkutſk gelandet. i Mattern nach Alaska geſtartet. Nome, 18. Juli. Einer hier eingelaufenen Meldung zufolge hat der amerikaniſche Weltflieger Mattern in einem Sowjfetflugzeug Anadyr(Sibirien) verlaſſen und iſt um Mitternacht in Nome zu erwarten. ab Flugzeugunglück bei Lyon.— Zwei Tote. Ein zwei⸗ motoriger Apparat, der von dem Schweizer Flieger Stok⸗ king geſteuert wurde und einen Lyoner Paſſagier an Bord hatte, ſtürzte bei Lyon aus bisher unbekannter Urſache ab. die beiden Inſaſſen kamen ums Leben. Af Oeſterreicher in Oſtafrika ermordet. Nach einer Blät⸗ termeldung wurde ein Oeſterreicher, der 63jährige Anton Fabich, von Eingeborenen in ſeinem Lagerhaus, 16 Kilo⸗ meter von Nairobi(Oſtafrika) entfernt, ermordet. Wahr⸗ ſcheinlich handelt es ſich um Raubmord. 11 5 Verkehrsunfall. Auf der Seckenheimer Hauptſtraße ſtießen ein Perſonenwagen und ein Kraftrad zuſammen. Der auf dem Soziusſitz mitfahrende Beifahrer wurde herab⸗ geſchleudert und trug leichtere Verletzungen davon. J Reichsminiſter Göring an Generalintendant Maiſch. Die Berliner Ausgabe des„Völkiſchen Beobachter“ bringt unter obiger Ueberſchrift folgende Meldung:„Wie wir er⸗ fahren, dat der preußiſche Miniſter des Innern an den von ihm auf Vorſchlag des Staatskommiſſars Hinkel ernannten neuen Breslauer Generalintendanten Herbert Maiſch einen Brief gerichtet, in dem er ihm beſtätigt, daß nichts gegen ihn vorliege, was einer Wiederverwendung ſeiner Kraft im deutſchen Theater im Wege ſtehe. Der Miniſter ſei über⸗ zeugt, daß Maiſch ſeinen Generalintendantenpoſten voll und ganz ausfüllen werde. Generalintendant Maiſch iſt vom preu⸗ ßiſchen Innenminiſter ermächtigt worden, von dieſem Schrei⸗ ben dem preußiſchen Theaterausſchuß Kenntnis zu geben.“ Förderung der nationalen Arbeit. Die beim geſam⸗ ten Beamten⸗ und Arbeiterperſonal der Reichsbahn im Kreis Mannheim vorgenommene Sammlung zur Förderung der nationalen Arbeit erbrachte den Betrag von 5380.75 Mark. Die Verlegung der Handelshochſchule. Wie Rektor Sommerfeld mitteilt, wird die Eingliederung der Mannheimer Handelshochſchule in die Heidelberger Aniverſität am 1. Oktober erfolgen. Die Veröffentlichung dieſes Beſchluſſes iſt in den nächſten Tagen zu erwarten. f J Geheinte Kommüniſtenverſammlung ausgehoben. In einem Gartenhaus im Gartengelände bei der Gutemannſtraße wurden acht als Kommuniſten bekannte Männer bei einer unerlaubten Verſammlung betroffen und feſtgenommen. Bei der Durchſuchung des Gartenhauſes wurde ein Flobertge⸗ wehr mit Schalldämpfer und zugehöriger Munition ge⸗ funden. Ferner fand man bei der Durchſuchung der Woh⸗ nung eines der Hauptbeteiligten nicht gemeldete Waffen⸗ teile. Die Feſtgenommenen wurden in das Bezirksgefängnis eingeliefert. U Wohnungseinbruch. In einer Wohnung am Friedrichs⸗ platz wurde während der Abweſenheit der Wohnungsinhaber von bis jetzt noch unbekannten Dieben eingebrochen. Die Ein⸗ brecher machten reiche Beute. Es fielen ihnen Schmuckſachen im Werte von über 1000 Mark in die Hände, darunter meh⸗ rere goldene Damen⸗ und Herrenuhren, goldene Uhrketten, goldene Broſchen mit Edelſteinen, goldene Ringe, in Gold und Platin gefaßte Anhänger mit Platinkette, goldene Man⸗ ſchettenknöpfe mit echten Steinen. Außerdem wurde eine ver⸗ ſchloſſene Stahlkaſſette geſtohlen, die mehrere Kriegsaus⸗ zeichnungen mit Beſitzurkunden enthielt. Nach der Art des Einbruchs müſſen die Diebe mit den Wohnungsverhältniſſen genau Beſcheid gewußt haben. 175 — Berufsberatung in Arbeitsdienſtlagern. Ein großer Teil der Abiturienten, die ihr Werkhalbjahr in den Arbeits⸗ lagern verbringen, ſind ſich über ihren endgültigen Beruf noch nicht klar geworden. Um hier helfend einzugreifen, ſoll eine Berufsberatung in den Arbeitsdienſtlagern ſtattfinden, in denen vorwiegend auf praktiſche Berufe, insbeſondere ſolche ländlicher Art, hingewieſen werden wird. Eine gleiche Be⸗ ratung ſoll bei den in Frage kommenden Nädchenarbeits⸗ lagern ſtattſinden. 5 — Telegrammaufgabe im Zuge. Es dürfte noch nicht all⸗ gemein bekannt ſein, daß in allen D⸗ und Eilzügen, ſowie auch in den ſchnellfahrenden Perſonenzügen Telegramme durch Vermittlung des Zugperſonals aufgegeben werden können. Der Vorteil der Einrichtung für den Reiſenden beſteht darin, daß er, um ein Telegramm aufzugeben, den Zug oder ſein Abteil nicht zu verlaſſen braucht. Ein ſolches Jug⸗ telegramm darf bis 14 Wörter umfaſſen und koſtet nach Beſtimmungsorten im Inland 2.30 Mark. Auch nach einer Reihe außerdeutſchen Ländern werden Telegramme im Zuge en 5 — Arbeitsdienſt und Ernte. Da in verſchiedenen Ge⸗ genden während der Erntezeit ein Mangel an Arbeits⸗ kräften zu befürchten iſt, hat die Reichsleitung des Arbeits⸗ dienſtes auf Bitten der Landwirtſchaft eine Verfügung er⸗ laſſen, in der die Arbeitsdienſtlager angewieſen werden, Wünſchen der Landwirte auf Hilfe bei der Einbringung der Ernte Rechnung zu tragen. Mit beſonderem Nachdruck wird jedoch darauf hingewieſen, daß mit dem Einſatz des frei⸗ willigen Arbeitsdienſtes kein Mißbrauch getrieben werden darf, um nicht andere Arbeitskräfte in ihren Verdienſtmög⸗ lichkeiten zu ſchädigen. Mißbrauch wird nach Anſicht der Reichsleitung vermieden, wenn der Grundbeſitzer verpflichtet wird, Beträge in Höhe der ſonſt zu zahlenden Löhne an das Arbeitslager abzuführen. * eingegangen.) Einen teilweiſen Ausgleich für die 1. Kaufen, nicht horten! Ein Aufruf des Deukſchen Einzelhandels. Die Hauptgemeinſchaft des Deutſchen Einzelhandels er⸗ läßt einen Aufruf, in dem der Einzelhandel aufgefordert wird, ſich mit allen Mitteln in den Dienſt des Geſamtwer⸗ kes der Arbeitsbeſchaffung zu 8 a Vor allem heißt es in dem ler alles tun, um Mehreinſtellungen in ſeinen Betrieben zu fördern. Unter keinen Umſtänden dürfen Umſatzbelebun⸗ gen in den Geſchäften zu Mehrbelaſtungen des vorhande⸗ nen, im Verlaufe der Kriſe ſehr zuſammengeſchrumpften Perſonalbeſtandes führen. Sie müſſen ſich vielmehr in ee ee arbeitsloſer Kaufmannsgehilfen auswir⸗ en. ö a Es wird weiter notwendig ſein, die vielfach allzu eng gehaltenen Sortimente grundſätzlich unter dem Geſichts⸗ punkt zu überprüfen, ob nicht Mehraufträge bei den Liefe⸗ ranten möglich ſind, die ſowohl im Intereſſe der Wirt⸗ ſchaftsbelebung wie auch der Qualitätspflege liegen, die dem mittelſtändiſchen Spezialgeſchäft beſonders obliegt. Der Einzelhandel wird ſchließlich an ſeinen Teil darüber wachen müſſen, daß die Enkwicklung der Weltmarktpreiſe nicht im Inlande unerwünſchte Preisbewegungen der Fer. kigwaren hervorruft; denn nur ein für den Konſumenten kragbarer Preisſtand kann eine dauerhafte Wirtſchaftsbe⸗ . auch in der Sphäre der Warenverteilung ſicherſtel⸗ en. 2 Der deutſche Einzelhändler, heißt es zum Schluß, hilft der Reichsregierung, wenn er den Verbraucher immer wie⸗ der darauf hinweiſt, daß das Kaufen deutſcher Waren Ar⸗ beit ſchafft, daß hingegen das Horten von Geld nicht nur ſinnlos iſt, ſondern die Ueberwindung der Arbeitsloſigkeit behindert. 5 3 Der erſte Getreideſchnitt Wie mit der Ernte im allgemeinen noch ſehr viele alte Bräuche zuſammenhängen, ſo auch mit dem Beginn der Ernte, dem erſten Getreideſchnitt. In verſchiedenen Gegenden will es der alte Brauch, daß damit an einem beſtimmten Tag der Woche begonnen wird, in anderen Gegenden wird vorher ein Gottesdienſt abgehalten, der Ernte-Bitt⸗Tag, wobei die Bauern jedoch nicht in Feiertagskleidern zur Kirche kommen. Von der Kirche geht es ſodann im bäuerlichen Arbeitsge⸗ wand ſogleich aufs Feld. In anderen Gegenden wieder be⸗ geben ſich die Landleute beim erſten Getreideſchnitt mit allen Angehörigen im beſten Sonntagsſtaat und in einem würde⸗ vollen Aufzug auf die Felder hinaus, wo dann mit dem Schnitt begonnen wird. In Heſſen und auch in anderen Gegenden ſollen die erſten Aehren von einem kleinen Mäd⸗ chen abgeſchnitten werden, und beſonderen Segen ſoll es bringen, wenn das Mädchen ein Waiſenkind iſt. Da und dort will es der Brauch, daß Landleute, die zum erſten Schnitt hinausgehen, von Bekannten, Freunden und ihnen ſonſt Begegnenden den Gruß„Gott helfe“ mit auf den Weg erhalten. Die Geräte für den erſten Schnitt erhalten einen Schmuck aus Feldblumen und grünen Zweigen. Auch mit den erſten geſchnittenen Aehren wird verſchieden ver⸗ fahren. In einigen Gegenden iſt es Sitte, die Aehren an den Hut oder an die Mütze zu ſtecken, in anderen Gegen⸗ den wieder iſt es Brauch, die Aehren im Bauernhauſe hinter dem Spiegel anzubringen. Auch Aehren, am Scheunentor feſtgenagelt, kann man begegnen. 5 * — Wogender Segen. Es gibt kein ſchöneres und gleich⸗ zeitig erhabeneres Bild, als üppig ſtehende Kornfelder, über die leiſe mit geheimnisvollen Weben der Abendwind hin⸗ ſtreicht. In den nächſten Tagen beginnt die Ernte. Der gol⸗ dene Segen auf den Getreidefeldern neigt ſich der Senſe entgegen und bald werden die ſchweren Wogen unter dem Stahl des Mähers hinſinken und die Mähmaſchinen die . kahl ſcheren. Die Erntezeit iſt für die Land⸗ wirte die härteſte und doch auch die ſchönſte. Sehen ſie doch ihre raſtloſe Arbeit gelohnt. Vom wogenden Kornfeld geht ein heimatlicher Zauber aus; in ihm liegen die ſtärkſten Wurzeln unſeres deutſchen Heimatgefühls. Was auf den Feldern der Ernte entgegenreift, iſt das koſtbarſte Beſitztum des deutſchen Bauern. Dieſer Titel iſt ein Ehrentitel und ſoll als ſolcher wieder mehr gewürdigt und gebraucht werden. — Keine Aehren oder Grashalme in den Mund nehmen! Viele Menſchen haben die Gewohnheit, bei Spaziergängen im Freien Aehren von den Feldern abzurupfen und in den Mund zu nehmen. Auch Grashalme nimmt man gerne zwi⸗ ſchen die Zähne und zerkaut die Stengel wegen des erfriſchen⸗ den Geſchmacks. Dieſe ſcheinbar ganz harmloſe Sache iſt aber nicht gefahrlos. Vor allem beſteht die Gefahr des Eintritts der Strahlenpilzkrankheit. Dieſe wird ſonſt nur bei Leuten beobachtet, die viel im Stall oder in der Scheune arbeiten. Die Krankheit äußert ſich in brettharten Schwellungen des Anter⸗ und Oberkiefers, über welchen die Geſichtshaut blau⸗ rot wird. Nach einiger Zeit bricht die Haut auf und es bilden ſich Fiſteln. Auch Zunge, Lunge und Darm können befallen werden. Die Heilung iſt ſchwierig und die Krankheit wird bedenklich, wenn ſie die Lunge erfaßt. Es beſteht alſo aller Grund, die viel verbreitete Gewohnheit, Aehren oder Grashalme in den Mund zu nehmen, zu unterlaſſen. Bauernregeln für die Erntezeit Für die Erntezeit präge man ſich folgende Regeln ein: 1. Bruchböden, Leitern und Aufzüge in den Scheunen nachzuſehen und auf ihre Sicherheit zu prüfen. i 1 Noch vor der eigentlichen Ausfahrt zur Ernte ſind die Geſchirre, Feldgeräte, die Wagen und die Hofeinfahrt in Ordnung zu bringen. 3 3. Beim Gang zum Mähen ſollen die Senſen mit der Spitze nach oben getragen werde. 4. Die Erntemaſchinen ſind ſtets von der Seite aus ie vor dem Beſpannen mit den Zugtieren zu mieren. 5. Der Fuhrmann ſoll erſt anfahren, wenn er ſicher im 5 Gal ſich niedergelaſſen hat und die Zügel feſt in der Hand hält. i 5 6. Die Zugtiere ſind durch Bremſenöl und Ohrenklappen vor den Inſekten und ſonſtigem Ungeziefer zu ſchützen. Den Pferden ſind, wenn nötig, Scheuklappen anzulegen. 1. Beim An⸗ und Ausſpannen der Tiere gehe man be⸗ dächtig und mit Umſicht zu Werke; auch vermeide man alle T.ierquälerei. 8. Beim Garbenladen fahre man zum Schutz der auf dem 0 ſich befindlichen Perſonen ſtets langſam, nie ruck⸗ weiſe an. f N 5 9. Kinder laſſe man nie ohne Aufſicht auf dem beladenen f Wagen fahren. 4 Wetterbericht Aeber Südoſteuropa macht ſich ein Steigen des Luft⸗ drucks bemerkbar. Für Donnerstag und Freitag iſt mehrfach heiteres und trockenes Wetter zu erwarten. 1 5 5 ufruf, muß der Einzelhänd⸗ 5 Reichsverbilligungsſcheine für Speiſefette. Bisher ſchon hatte die Reichsregierung Mittel zur Verbilligung der Speiſefette zu Gunſten der minderbemit⸗ telten Bevölkerung zur Verfügung geſtellt. Es erhielten Reichsverbilligungsſcheine die Unterſtützungsempfänger der Arbeitsloſenverſicherung und der Kriſenfürſorge, die Empfänger von Kurzarbeiterunterſtützung, die Unter⸗ ſtützungsempfänger der öffentlichen Fürſorge, die Empfän⸗ ger von Zuſatzrenten nach dem Reichsverſorgungsgeſetz, die Empfänger von Elternbeihilfe, ſowie die Empfänger von Renten der Unfall⸗, Invaliden⸗, Angeſtellten⸗ und knapp⸗ ſchaftlichen Penſionsverſicherung. Der Kreis der Bezugsberechtigten wurde erweitert; den Reichsverbilligungsſchein können nunmehr ferner erhalten: 5 1. die Empfänger von Krankengeld nach 8 117 AV AVG. (Arbeitsvermittlungs⸗ und Arbeitsloſenverſicherungs⸗ geſetz) für ſich und ihre Familienangehörigen, die wäh⸗ rend des Bezugs von Arbeitsloſen⸗ oder Kriſenunter⸗ ſtützung⸗Zuſchlagsempfänger waren;: die Notſtands⸗ und Fürſorgearbeiter, ihre Ehefrauen und unterhaltsberechtigten minderjährigen Kinder; die Empfänger von Verſorgungsbezügen nach dem Reichs⸗ verſorgungsgeſetz und ihre Zuſchlagsempfänger. Hierher gehören auch verſorgungsberechtigte Perſonen, denen andere Reichsgeſetze ſoziale Fürſorge im Sinne des Reichsverſorgungsgeſetzes zubilligen; die Empfänger von Vorzugsrente nach dem Anleihe⸗ ablöſungsgeſetz; ihre Ehefrauen und unterhaltsberech⸗ tigten minderjahrigen Kinder: . Perſonen, deren Lohn⸗ und ſonſtiges Einkommen den Richtſatz der öffentlichen Fürſorge nicht weſentlich über⸗ ſteigt, ihre Ehefrauen und unterhaltsberechtigten min⸗ derjährigen Kinder; a kinderreiche Familien mit vier(bei Witwen mit drei) oder mehr unterhaltsberechtigten minderjährigen Kin⸗ dern für jeden Elternteil und jedes unterhaltsberechtigte minderjährige Kind. i Die Bezugsberechtigung für die Ehefrau und die unterhaltsberechtigten minderjährigen Kinder ſetzt bei Ziffer 2 und 4 bis 6 voraus, daß alle bezugsberechtigten Familienmitglieder im Haushalt leben; die Anſtalten der öffentlichen und der freien Wohlfahrts⸗ pflege für die in ihnen in geſchloſſener Fürſorge unter⸗ gebrachten Perſonen, bei denen die ſonſtigen Voraus⸗ ſetzungen für den Bezug des Reichsverbilligungsſcheines nach den vorſtehenden Beſtimmungen erfüllt sind(hierzu gehören auch die auf Grund des Reichsjugendwohlfahrts⸗ geſetzes in Anſtalten untergebrachten Fürſorgezöglinge); . Anſtalten und Einrichtungen der öffentlichen und der freien Wohlfahrtspflege, die in halboffener oder offener Fürſorge Minderbemittelte(im Sinne der vorſtehenden Beſtimmungen) beköſtigen, jedoch nur für den vierten Teil der von ihnen beköſtigten Perſonen. Der Reichsverbilligungsſchein wird nicht gewährt, wenn ein Bedürfnis offenſichtlich nicht vorliegt oder die mißbräuchliche Verwendung zu beſorgen iſt. Beſonders in folgenden Fällen wird ein Bedürfnis zur Gewährung des Verbilligungsſcheins regelmäßig nicht vorliegen: 1. bei Landwirten oder ſonſtigen Perſonen, die ihren Fett⸗ bedarf aus der eigenen Landwirtſchaft oder Viehhaltung decken können; 2. bei Landarbeitern, die aufgrund ihres Arbeitsver⸗ tvags ein ausreichendes Deputat an Fett erhalten; 3. bei Perſonen, die ſtändig vom Arbeitgeber beköſtigt werden, wie Hausangeſtellte, Gehilfen, Lehrlinge, Ge⸗ ſchäftsangeſtellte uſw.; es ſei denn, daß der Arbeitgeber ſelbſt an der Verbilligung teilnimmt.. 4. bei Empfängern von Verſorgungsbezügen nach dem Reichsverſorgungsgeſetz, Sozialrentnern und Kinder⸗ reichen, wenn aufgrund ihres Renten⸗ und ſonſtigen Einkommens eine wirtſchaftliche Notlage nicht anerkannt werden kann. Ausgabe der Verbilligungsſcheine. 5 Die Notſtandarbeiter und die Empfänger von Kranken⸗ geld nach 8 117 AV AVG. erhalten die Verbilligungsſcheine vom Arbeitsamt, alle übrigen bezugsberechtigten Per⸗ ſonen vom Fürſorgeamt und zwar: 5 a) die Fürſorgearbeiter durch ihre Arbeitsſtelle; b) die Bezieher von Vorzugsrente im ſtädt. Amtsgebäude Rü 5, II. Stock, Zimmer 51, 52 und 57: c) die Empfänger von Verſorgungsbezügen nach dem Reichs⸗ Verſorgungsgeſetz von der zuſtändigen Kriegsopfer⸗ Abteilung und zwar: die rechts des Neckars wohn⸗ haften Perſonen in der Fürſorgeamts⸗Kreisſtelle Neckar⸗ ſtadt, Mittelſtraße; die links des Neckars wohnhaften Perſonen im ſtädtiſchen Amtsgebäude R 5, II. Stock; d) allen übrigen in Betracht kommenden Perſonen von der zuſtändigen Kreisſtelle, alf: die in der Innenſtadt(innerhalb des Rings und im Hafengebiet bis Neckarſpitze) wohnenden Perſonen in den Kreisſtellen J und IV, ſtädt. Amtsgebäude, R 5, II. Stock Zimmer 83—93; 5 die außerhalb des Rings(Oſtſtadt, Schwetzingerſtadt, Neuoſtheim) wohnhaften Perſonen in der Kreisſtelle II ſtädt. Amtsgebäude, R 5 II. St., Zimmer 53, 54, 58 u. 59; die auf dem Lindenhof wohnhaften Perſonen in der Nebenſtelle Lindenhof, Rheindammſtr. Nr. 19; 5 die in der Neckarſtadt⸗Oſt wohnhaften Perſonen in der Nebenſtelle Wohlgelegen, Kronprinzenſtr. 2 a: die übrigen in der Neckarſtadt wohnhaften Perſonen in der Kreisſtelle III, Ecke Mittel⸗ und Pflügersgrundſtr. die in Waldhof wohnhaften Perſonen in der Kreis⸗ ſtelle N, Waldhof, Sandhoferſtr. 6: die in den Vororten Sandhofen, Feudenheim, Käfertal, Waällſtadt, Neckarau, Rheinau, Seckenheim und- Friedrichsfeld wohnhaften Perſonen in den dor⸗ tigen Gemeindeſekretariaten. Die Ausgabe der Verbilligungsſcheine erfolgt für ſämtliche Perſonengruppen am Donnerstag, 20. Juli 1933, und am Dienstag, 25. Juli 1933 von 8.30— 12 Uhr und von 14.30—17 Uhr in Seckenheim und Friedrichsfeld im Rathaus. f Bei der Antragſtellung ſind Familienbuch, Lohnzettel 5 oder Verdienſtbeſcheinigungen vom Antragſteller und ſeinen im Haushalt lebenden Angehörigen, Rentenbeſcheide, ſowie der Beſcheide des ſtädt. Steueramts, falls eine Mietunter⸗ ſtützung gewährt wird und dergl. mitzubringen. Die Anſtalten erhalten die Verbilligungsſcheine vom Fürſorgeamt bezw. Stadtjugendamt. Von letzterem werden. auch die in fremder Familienpflege befindlichen hilfs⸗ bedürftigen Minderjährigen berückſichtigt Die jetzt zur Verteilung gelangenden Verbilligungs⸗ ſcheine haben nur im Monat Juli Gültigkeit. Auf den Reichsverbilligungsſchein können bezogen werden: Butter, Käſe, Schmalz, Rohfett, Speck, Talg, Speiſeöl, Margarine, Kunſtſpeiſefett und gehärtetes Pflan⸗ zen⸗ und Tierfett. Andere Waren dürfen auf den Reichs⸗ verbilligungsſchein nicht abgegeben werden. Jeder Berechtigte kann auf den Reichsverbilligungs⸗ ſchein für den Monat Juli 2 Pfd. verbilligtes Speiſefett beziehen. Auf geringere Mengen als ein halbes Pfund Butter und Käſe und ein Pfund der übrigen Fette darf eine Verbilligung nicht gewährt werden. Die Verbilligung beträgt je Pfund 25 R. Pfg. Bezugsſtellen für die verbilligten Speiſefette ſind die Verkaufsſtellen, die die Speiſefette führen und die ſich bereit erklärt haben, den Verbilligungsſchein in Zahlung. zu nehmen. 5 Als Bezugsſtellen ſind nicht zugelaſſen, Warenhäuſer, ſowie den Warenhäuſer und den Einheitspreisgeſchäfte ähn⸗ liche Betriebe, ferner die ſogenannten Kleinpreisgeſchäfte und die Billig⸗Läden. Die Verkaufsſtellen ſind durch ent⸗ ſprechenden Aushang kenntlich gemacht. 2 Der Reichsverbilligungsſchein iſt nicht übertragbar. ö Verſammlungs⸗Kalender. Liedertafel. Heute Abend 8.30 Uhr Probe. Fußballvereinigung 98. Heute abend 6.30 Uhr Training der Seniorenſportler. Um 8 Uhr Jugend unter der Leitung des Trainers. Evang. Jugendbünde. Die beiden Bünde be⸗ teiligen ſich heute Abend an der Jugend⸗ kundgebung im Nibelungenſaal. Treffpunkt halb 7 Uhr am„Deutſchen Hof“. 10 Pfg. mitbringen. ö Achtung Achtung 0 nun auch in Seckenheim(kompl.& 6.50) 0 ; im Damen- und Herren- Salon 1 N der Seckemer beim Pfisterer's Karl en AUSWwenl rserer Groben bot . 8 besonders ns ide nde 12 ustelle bros wo beser 0 1258 10.30 eus 00, 18. 1 Gon haben die 5 Beffen fürs leben! 2 F Kapok in 1*„ Te 1 D e 1 * 5 gene J 2„ialnaus tur oße Spez bas 97 2(Nähe Strohmarkch. ö I Spesiar Ausschant pffsteter-Bräu. SD DDr Laufend ffübkaroffen 10 Pfund 30 Pfg. zu verkaufen. N Georg Erny Säckingerſtraße 10. Friſch eingetroffen a a ſchöne Heidelbeeren 4 Pfund 1.— Mk. Nik. Hanf Kloppenheimerſtr. 89 Taglohn-Zette“ für Bauhandwerker städtischen Muster) zu haben im . 5 Verlag des Neckar-Bote. (nach vorgeschriebenem 2. Blatt zu Mr. 165 en⸗ ine 6 4 Die SGteuererleichterungen 7 50 Von Fritz Reinhart, 825 Staatsſekretär im Reichsfinanzminiſterium. Die Reichsregierung Adolf Hitlers hat während der kur⸗ 85 zen Zeit ihres Beſtehens bereits wiederholt Geſetze erlaſſen, 475 die Steuererleichterungen enthalten. Das erſte ſolche Geſetz „ war das Kraftfahrzeugſteuergeſetz vom 10. 2 April 1933. Danach ſind alle Perſonenkraftwagen und Per⸗ 3255 ſonenkrafträder, die nach dem 31. März 1933 erſtmalig zu⸗ en. gelaſſen werden, kraftfahrzeugſteuerfrei. Dieſes Kraftfahr⸗ ck zenugſteuergeſetz vom 10. April 1933 ſtellt den Beginn einer Nr Entwicklung dar, die auf Beſeitigung des Begriffs N 3 Kraftfahrzeugſteuer abgeſtellt iſt; denn nach Verabſchiedung im dieſes Geſetzes vom 10. April ſind nur noch ſolche Perſo⸗ en. nenkraftwagen und Perſonenkrafträder kraftfahrzeugſteuer⸗ ock pflichtig, die vor dem 1. April 1933 erſtmalig zugelaſſen waren. Solche vor dem 1. April 1933 erſtmalig zugelaſ⸗ dt, N ſen geweſenen Perſonenkraftwagen und Perſonenkrafträ⸗ 1 der ſterben jedoch zwangsläufig im Laufe der Jahre aus. 597 Es wird etwa nach fünf bis ſechs Jahren wahrſcheinlich der eine außergewöhnliche Seltenheit ſein, wenn 7 noch ein Perſonenkraftwagen im Verkehr iſt, der kraftfahr⸗ her: zeugſteuerpflichtig iſt. Es wird dann die Regel ſein, daß 1 erſonenkraftwagen und Perſonenkrafträder kraftfahrzeug⸗ en ſteuerfrei ſind. Als zweites die Kraftverkehrswirtſchaft in⸗ tr. tereſſierendes Geſetz iſt am 31. Mai 1933 das Geſetz über 18⸗ die Ablöſung der Kraftfahrzeugſteuer er⸗ 5 ſchienen. Dieſes Geſetz gibt den Beſitzern von alten Fahr⸗ al zeugen, d. h. von ſolchen Perſonenkraftwagen und Perſo⸗ 115 nenkrafträdern, die vor dem 1. April 1933 erſtmalig zuge⸗ * laſſen waren, Gelegenheit, die auf ihrem Altwagen oder 5 Altrad ruhende Kraftfahrzeugſteuer durch Zahlung eines ür einmaligen Betrages abzulöſen. Es gibt Volksgenoſſen, 1 die von dieſer Möglichkeit, die auf dem alten Fahrzeug 8 ruhende Kraftfahrzeugſteuer abzulöſen bis jetzt deshalb 11 noch nicht Gebrauch gemacht haben, weil das Gerücht ver⸗ * breitet iſt es würde in abſehbarer Zeit vielleicht eine Er⸗ tel mäßigung der Jahresſteuer verordnet werden. el, Dazu erkläre ich in aller Eindeutigkeit, daß die Kraftfahr⸗ 1 5 Fgbeugſteuer, die ſich auf Perſonenkraftwagen und Perſonen⸗ 405 krafträder erſtreckt, die vor dem 1. April 1933 erſtmalig zu⸗ 78 gelaſſen worden waren, jetzt oder ſpäter keinerlei 1 enderung erfahren wird, und daß ſomit den Kraft⸗ m fahrern in ihrem eigenſten Intereſſe nur empfohlen wer⸗ En den kann, von der im Geſetz vom 31. Mai 1933 vorgeſehe⸗ 8— nen Ablöſungsmöglichkeit Gebrauch zu machen. Der An⸗ 1 trag auf Ablöſung iſt ſpäteſtens am 1. Oktober 1933 beim 6 Finanzamt zu ſtellen. Die Entrichtung des Ablöſungsbe⸗ trages kann in zwei Teilen erfolgen, und zwar in der Weiſe, daß die erſte Hälfte bei der Antragſtellung entrich⸗ tet wird, und die zweite Hälfte ein Vierteljahr darnach. 17275 Ich will bei der Gelegenheit bemerken, daß 9 7 nicht s- an eine weitere Belaſtung des Treibſtoffes dacht iſt, womit da und dort die Kraftfahrer unſinniger⸗ weiſe beunruhigt werden. Eine Erhöhung des Aufkommens * aan Treibſtoffabgaben wird zwangsläufig eintreten, nämlich 5 dadurch, daß der Gebrauch an Treibſtoff immer mehr ſtei⸗ W pg9gen wird, je weiter der Gebrauch von Kraftfahrzeugen und 111 damit die Entwicklung der geſamten Kraftverkehrswirtſchaft ng. zunehmen wird. An eine Erhöhung der Sätze der Treib⸗ ſtoffabgaben wird im Reichsfinanzminiſterium nicht bie gedacht. Es wird gefragt, ob auch eine Ablöſung der ich Kͤraftfahrzeugſteuer, die auf Laſtkraftwagen und ng Omnibuſſen ruht, in Ausſicht genommen ſei. Dazu iſt 1 zu ſagen, daß eine Ablöſung der Kraftfahrzeugſteuer, die r, auf Laſtkraftwagen und Omnibuſſen ruht, erwogen werden — wird, ſobald feſtſteht, daß von der Ablöſung der Kraftfahr⸗ fte zeugſteuer, die auf Perſonenkraftwagen ruht. in dem er⸗ t⸗ wünſchten Ausmaß Gebrauch gemacht worden iſt. Wir wer⸗ den uns demnach mit dieſer Frage etwa im Frühjahr 1934 zu befaſſen haben. i —— Steuerfreiheit für Erſatzbeſchaffungen. 4 Daas Geſetz zur Verminderung der Arbeitsloſigkeit vom 1. Juni 1933 ſieht weitere Steuererleichterungen vor. Ich weiſe insbeſondere auf den Abſchnitt Steuerfreiheit für Er⸗ ſatzbeſchaffungen hin. Danach können Aufwendungen für die Anſchaffung oder Herſtellung von Maſchinen, Maſchi⸗ nengeräten und ähnlichen Gegenſtänden gewerblichen oder landwirtſchaftlichen Anlagekapitals im Sleuerabſchnitt für Anſchaffung oder Herſtellung von ſteuerpflichtigem Einkom⸗ men voll abgezogen werden, wenn beſtimmte Vorausſetzun⸗ gen gegeben ſind, insbeſondere wenn die Anſchaffung oder Herſtelkung des Gegenſtandes nach dem 30. Juni 1933 und vor dem 1. Januar 1935 erfolgt. Es iſt bei der Steuer⸗ freiheit für Erfatzbeſchaffung an Beſchaffungen gedacht, die beſtimmt ſind. die Betriebsanlagen zu verbeſſern, je⸗ 4. 1 doch mit der Einſchränkung, daß die Verbeſſerung nicht zu einer Minderbeſchäftigung von Arbeitnehmern im Betrieb des Steuerpflichtigen führt. In den nächſten Tagen wird 1 ein ausführlicher Runderlaß erſcheinen. F.ür die Steuerfreiheit das folgende Beiſpiel: Das Ge⸗ (lchäftsjahr 1933 eines Unternehmens ſchließt mit 20 000 Mark Gewinn ab. In dieſem Unternehmen iſt am 1. 1 Auguſt 1933 eine unbrauchbar gewordene Maſchine durch eine neue erſetzt worden. Die neue Maſchine hat 5000 Mark gekoſtet. In dem Fall ſind von dem Gewinn nicht 3 20 000 Mark, ſondern nur 15 000 Mark zu verſteuern. Das bedeutet eine Ermäßigung der Einkommenſteuer des Un⸗ ternehmers von etwa 3000 Mark auf 2000 Mark. oder an⸗ deers betrachtet, daß von dem Kaufpreis für die neue Ma⸗ ſchine, die 5000 Mark koſtet, das Reich 1000 Mark in Form eeiner Steuerermäßigung zu Laſten des Reiches nimmt. Es wird kaum einen zeitgemäß denkenden Unternehmer geben, deer nicht die Gelegenheit wahrnimmt, um die bereits ſtark verbrauchten Teile des Maſchinen⸗ und Geräteparks ſein es Unternehmens gegen neue und techniſch verbeſſerte Gegen⸗ ſtände auszuwechſeln. 2 5 a Die weiteren Erleichterungen, und zwar für Inſtand⸗ ſetzungen und Ergänzungen an Vetriebsgebäuden und für 9 einmalige Zuwendungen für Arbeitnehmer, wurden in * ihrem Hauptinhalt bereits an anderer Stelle veröffentlicht. Handel und Wirtſchaft Maunheimer Großviehmarkt vom 18. Juli: Zufuhr und Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht in Reichsmark: 153 Ochſen 24 bis 31; 131 Bullen 21 bis 29; 374 Kühe II bis 24; 277 Färſen 25 bis 32; 827 Kälber 22 bis 38; een, e 10 bis 17 Mark.— Marktverlauf: Großvieh und Kälber g, Ueberſtand; Schweine mittel, geräumt. 17 5 es ge⸗ 45 Schafe 21 bis 27; 2072 Schweine 35 bis 41; 9 Ziegen Das kürzlich von der Reichsregierung erlaſſene Geſetz über die Errichtung eines Unternehmens„Reichsauto⸗ bahnen“ vom 27. Juli 1933 hat endlich die Grundlage für die Verwirklichung des von der Hafraba ſeit Jahren ver⸗ fochtenen Autobahnproblems gebracht. Das Geſetz iſt ge⸗ eignet, eine neue Epoche in der Entwicklung unſerer deutſchen Verkehrswirtſchaft einzuleiten und verdient daher weitgehende Beachtung. Es handelt ſich dabei nicht nur um die Schaffung eines vollkommen neuen Ver⸗ kehrsnetzes für den motoriſierten Verkehr, ſondern auch um einſchneidende mittelbare Wirkungen in volks⸗ wirtſchaftlicher und kultureller Hinſicht, deren Bedeutung in vollem Umfang ſich erſt dann zeigen wird, wenn ein⸗ mal der großzügige Gedanke des Reichskanzlers, ein deut⸗ ſches Autobahnnetz von rund 5000 Kilometern zu ſchaffen, in die Tat umgeſetzt wird. Der Autobahngedanke beſchäftigt ſchon ſeit Jahren die mit der Wahrung der öffentlichen Verkehrsintereſſen betrauten Verwaltungen aller europäiſchen Länder. Die Zeiten, in denen man die Anhänger des Autobahngedan⸗ kens als Utopiſten verlacht hat, ſind längſt vorüber. Der Gedanke, eigene Verkehrswege für das Kraftfahrzeug zu ſchaffen, iſt aus Italien übernommen. Es iſt eine mtereſſante Parallele mit der deutſchen Entwicklung des Autobahngedankens darin zu ſehen, daß ſich auch in Ita⸗ lien der Chef der italieniſchen Regierung, Muſſolini, mit der zielbewußten Energie vor die von ihm für richtig er⸗ kannten Pläne geſtellt und ihnen mit eiſerner Willens ſtärke trotz großer entgegenſtehender Schwierigkeiten zum Durchbruch verholfen hat. Zum allgemeinen Verſtändnis darf hervorgehoben werden, daß die Autobahn dem motoriſierten Verkehr alle Vorbedingungen ſchaffen ſoll, die für die reſtloſe Aus⸗ nützung der Eigenkräfte des Automobils und die Errei⸗ chung größtmöglichſter Verkehrsſicherheit notwendig ſind. Dieſen Anforderungen vermag das vorhandene all⸗ Nene e Straßennetz, das aus Zeiten ſtammt, in enen das Automobil noch keine Verkehrsbedeutung hatte, nur in unzureichendem diese zu genügen. Auch ein all⸗ mählicher Ausbau dieſes allgemeinen Straßennetzes kann den beſonderen Bedürfniſſen des Kraftwagens nicht in genügendem Maße gerecht werden, weil die allgemei⸗ nen Straßen dem gemiſchten Verkehr gewidmet bleiben müſſen. Die Autobahn kann natürlich nur als Sammel⸗ ader zwiſchen größeren Verkehrs- und Wirtſchaftszentren gedacht werden. Ihre weſentlichen Kennzeichen beſtehen darin, daß ſie einen eigenen, mit dem Bahnkörper ver⸗ gleichbaren Wegkörper beſitzt, der jede Kreuzung mit anderen Wegen, Bahnübergängen und dergl. im Niveau ausſchließt. Die Autobahn iſt in ihrer ganzen Län⸗ genausdehnung von dem übrigen Wegenetz abgeſchloſſen und nur an beſtimmten Stellen, bei denen ſogenannte Z u⸗ bringerſtraßen einmünden, mit dem allgemeinen Wegeſyſtem organiſch verbunden. Für die Benützung der Autobahn ſoll ein Entgelt erhoben werden als Gegen⸗ leiſtung für die beſonderen Vorteile, die die Autobahn dem Kraftfahrzeug bietet. Eingehende Unterſuchungen ha⸗ ben ergeben, daß eine als Autobahn angelegte Straße dem Automobilverkehr durch raſchere Fahrmöglichkeit, Vermin⸗ derung der Gefahren, Erſparniſſe an Benzin- und Oelver⸗ brauch, geringere Abnutzung der Reifen, Erhöhung der Lebensdauer der Kraftfahrzeuge und dergl. Vorteile brin⸗ gen wird, die die Erhebung eines mäßigen, unter der Grenze dieſer Vorteile liegenden Benutzungsentgelts vom wirtſchaftlichen Standpunkt aus durchaus gerechtfertigt er⸗ ſcheinen laſſen. Die Ausgeſtaltung der Fahrbahn muß ſo beſchaffen ſein, daß eine vollkommene verkehrsſichere Be⸗ nutzung gewährleiſtet iſt. Vorausſetzung dafür ſind die Einführung des Richtungsverkehrs mit beſonderer Ueberholungsfahrbahn, die Trennung der Richtungsfahr⸗ bahnen durch Blendſchutzeinrichtungen und die künſtliche Beleuchtung der Straße bei Nacht. die Straßendek⸗ kung muß nach modernen bautechniſchen Erwägungen ſorgfältig ausgewählt werden, wobei beſonders auf eine trockene gleichförmige Straßendecke mit genügender Rau⸗ higkeit Wert zu legen iſt. Intereſſengegenſätze, mangelndes Verſtändnis für die Bedeutung des neuen Gedankens und nicht zuletzt ein reichlicher Bürokratismus haben ſich den Vorarbe iten der Hafraba hemmend entgegengeſtellt und unnötige Aufwendungen an Geld, Zeit und Arbeitskraft verurſacht. Die Autobahnen und Südweſtdeuiſchland. Von Oberregierungsrat Dr. Zierau⸗ Karlsruhe, Präſident der Hafraba. Der Kampfwille der Vertreter des Hafrabagedankens wurde dadurch nicht geſchwächt, ſondern im Gegenteil zur äußerſten Kraftentfaltung angeſpannt, bis es unſerem Füh⸗ rer Adolf Hitler beſchieden war, den gordiſchen Knoten zu durchhauen.: Die Hafraba Die generelle Projektierung der Hafraba ſieht eine von den Hanſeſtädten nach Baſel führende durchgehende Nord⸗Süd“⸗Linie vor, die gedacht iſt als Teil einer großen internationalen Nord⸗Südverbindung. Die Hafraba⸗ linie ſoll in Baſel von der Schweiz übernommen und mit dem italieniſchen Autobahnnetz in Zuſammen⸗ hang gebracht werden. Zu dieſem Zweck iſt auch in der Schweiz eine Autobahngeſellſchaft tätig, die in enger Ver⸗ bundenheit mit der Hafraba arl tet. Eingehende verkehrs⸗ wirtſchaftliche Unterſuchungen h en ergeben, daß die Teik⸗ ſtrecke der Hafrabalinie, die das Wirtſchaftsgebiet Main⸗ Neckar erfaßt, in erſter Linie für den Ausbau geeignet iſt. Innerhalb dieſes durch große Verkehrs⸗ und Induſtrie⸗ zentren beſtimmten Teilgebiets ſind die Vorausſetzungen gegeben, die eine genügende Verkehrsdichtigkeit für die Autobahn erwarten laſſen. Die Teilſtrecke Main⸗Neckar umfaßt folgende Verbindungslinien: Frankfurt— Mainz — Wiesbaden; ſowie Mannheim— Heidelberg. Die Geſamtlänge dieſer Strecke beträgt rund 100 Kilo⸗ meter. Davon entfallen auf die Strecke Frankfurt— Mainz— Wiesbaden bis zum Beginn der ſogenannten Wandersmannſtraße(Abſchnitt 1) 12,1 Kilometer, auf die Strecke Frankfurt— Viernheim(Abſchnitt 2) 59,6 Kilometer und auf die Strecke Viernheim— Mannheim— Heidelberg(Abſchnitt 3) 26,1 Kilo⸗ meter. Abſchnitt 1 liegt faſt ausſchließlich auf preußi⸗ ſchem, Abſchnitt 2 auf heſſiſchem und Abſchnitt 3 auf badiſchem Gebiet. Der geſamte Entwurf für dieſe Teilſtrecke iſt von der Hafraba in allen Einzelheiten ein⸗ ſchließlich aller Kunſtbauwerke durchgearbeitet. Die Bau⸗ koſten werden einſchließlich der Grunderwerhskoſten auf rund 27 Millionen Mark, d. h. auf rund 273 000 Mk. Für den Kilometer Autobahn, veranſchlagt werden können. Die endgültige Höhe des Koſtenaufwands iſt ab⸗ hängig von der techniſchen Ausgeſtaltung der Straße, deren Ausbau grundſätzlich nach dem von der Hafraba ausgearbeiteten Normalien erfolgen ſoll. f In einer Eingabe an den Herrn Reichsfinanzmini⸗ ſter vom 28. Auguſt 1932 hat die Hafraba, unter Beifü⸗ gung genauer Unterlagen, den Nachweis geführt, daß die Frequenz der Autobahnen in dem bezeichneten Wirtſchafts⸗ gebiet mutmaßlich ſo groß werden wird, daß die Verzin⸗ fung und Tilgung des Anlagekapitals und die laufende Unterhaltung und Verwaltung der Anlage durch die aus dem Betrieb zu erzielenden Einnahmen aus dem Be⸗ nützungsentgelt, aus der Verpachtung der Stationen, Tank⸗ und Reparaturſtellen uſw. ſowie aus der Strecken⸗ reklame, unter Berückſichtigung einer gewiſſen Anlaufszeit, gedeckt werden können. Selbſtverſtändlich iſt eine erheb⸗ liche Abſenkung der Geſtehungskoſten möglich, wenn pro⸗ duktive Erwerbsloſenfürſorge und Arbeitsdienſt in das Pro⸗ jekt einbezogen werden. Der für die Benutzung der Auto⸗ bahn zu erhebende Gebührenſatz wird nach den Grundſätzen der Wirtſchaftlichkeit durch entſprechende Staf⸗ felung und Differenzierung der Kilometerſätze nach Fahr⸗ zeuggattungen und nach Perſonen⸗ und Tonnenkilometern zu gewinnen ſein. Die endgültige Feſtſetzung des Ta⸗ rifes iſt Sache des nach dem Reichsgeſetz zu errichtenden Unternehmens„Reichsautobahn“. Der Gebührentarif be⸗ darf der Genehmigung des Reichsverkehrsminiſters. Die Hafrabalinie bildet lediglich einen Teil des von der Reichsregierung geplanten großen deutſchen Autobahn⸗ netzes. Die Feſtlegung der Linienführung und Ausgeſtal⸗ tung der Kraftfahrbahnen iſt Aufgabe des neu ernannten Generalinſpektors für das deutſche Straßenweſen, der nach Anhörung der Landesbehörden die Baupläne feſt⸗ zulegen hat. Die von der Hafraba vorgelegten Vor⸗ ſchläge für die Netzgeſtaltung hatten lediglich den Zweck, dem Herrn Reichskanzler ein ungefähres Vild über den Umfang der vorausſichtlichen Grundlinien und den ungefähren Koſtenaufwand eines ſolchen Netzes, ge⸗ meſſen an den für die Hafrabaſtrecke errechneten Koſten, zu geben. Als Hauptverkehrsader für das Auto⸗ bahnnetz kommen zwei große Nord⸗Süd⸗Ver⸗ bindungen in Frage. Der Geſamtumfang des Netzes kann auf rund 5000 Kilometer geſchätzt werden. 7 ² U l 8 Milchreſte aus der Eiſenzeit Ausgrabungen des Archäologiſchen Inſtituts in Wien geſtatten intereſſante Rückſchlüſſe auf das Leben in Mittel⸗ europa während der Eiſenzeit. In der Nähe von Salzburg wurden Ueberreſte von Gebrauchsgegenſtänden gefunden, von denen ſich nachweiſen ließ, daß ſie aus dem achten oder neunten Jahrhundert vor Chriſti Geburt ſtammen. Als man bei jener Ausgrabung eine Feuerſtelle abräumte, wurden Gefäßſcherben aus einer rötlich⸗braunen Tonmaſſe gefunden. Sie hatten an der Hohlſeite einen Belag von einer ſchwarz⸗ braunen Maſſe, die ſich bei näherer Unterſuchung als Fla⸗ denkohle erwies. Die genaue Unterſuchung dieſer Maſſe geſtaltete ſich ſehr f schwierig, da ſie nur in ſehr geringer Menge vorhanden war. Es mußten daher erſt neue Methoden ausgearbeitet werden, um ſie zu analyſieren. Es gelang nun, mit Sicherheit feſt⸗ zuſtellen, daß es ſich bei der Fladenkohle um Reſte von ver⸗ dampfter und ſpäter verkohlter Milch handelte. Beſonders intereſſant iſt es, daß man auch einen kleinen Tropfen geron⸗ nener Milch in der Kohle eingeſchloſſen gefunden hat. Die Milch hatte ſich in dieſem Zuſtand bis in unſere Zeit gehal⸗ ten, da ſie durch die Kohleſchicht vor dem Verderben Hecht worden war. 8 In der Fladenkohle konnten außerdem noch Stärkekör⸗ ner, Grannen, Spelzen und Bruchſtücke von Fruchtſchalen nachgewieſen werden, ſo daß ſich hieraus ſchließen läßt, daß die Milch mit Gerſtenſchrotmehl verſetzt geweſen war. Es muß alſo in dem Tongefäß urſprünglich Milchſuppe enthalten geweſen ſein. In jener Gegend muß man alſo ſchon Gerſte zu dieſer Zeit angebaut haben. Aus der gleichen Zeitperiode ſtammen Funde, die das Helmsmuſeum in Harburg a. d. Elbe bei Ausgrabungen im Kreiſe Lüneburg gemacht hat. Dort wurde eine Urne mit Leichenbrand gefunden. In der N Urne befand ſich außerdem eine ſchwarze, teigartige Maſſe. Bei näherer Unterſuchung zeigte ſich, daß ſie im weſentlichen aus Haſelnußfett beſtand. Die Schalen der Haſelnüſſe waren verkohlt, das Fett war ausgelaufen. In der Maſſe fand man ferner Reſte von Weißbrot, die, durch die Kohle gegen jede Infektion geſchützt, ſich bis jetzt erhalten hatten. Eine Kohleſchicht wirkt außerordentlich ſtark konſervierend. Ihre Wirkung übertrifft ſogar bei weitem die der komplizierten Methoden der Aegypter zur Mumifizierung ihrer Toten. Zweifellos handelt es ſich bei der teigartigen Maſſe um die Reſte der Totenbeigabe, die urſprünglich aus Brot und Haſelnüſſen beſtanden hatte. Der Brauch, Brot und Haſelnüſſe dem Leichenbrand beizulegen, ſcheint in jener Zeit allgemein geherrſcht zu haben, was durch Funde in anderen Gegenden Mitteleuropas, ſo zuletzt in der Grenz⸗ mark, beſtätigt wird. Die in der Grenzmark gefundene Urne ſtammte aus der Steinzeit, und auch in ihr wurden Brotreſte gefunden, die ſich bis in unſere Zeit erhalten hatten. Stets hat man neben Frucht⸗ und Brotreſten bei Funden aus jenen Zeitperioden Haſelnüſſe als Totenbeigabe feſtgeſtellt; beſonders in Urnen, aber auch in den Totenbäumen der Allemannen wurden ſie gefunden. Da die Totenbeigaben meiſt aus den hauptſäch⸗ lichſten Nahrungsmitteln der betreffenden Zeitperiode beſtan⸗ den, iſt anzunehmen, daß Haſelnüſſe ein weſentlicher Be⸗ ſtandteil der menſchlichen Nahrung jener Zeit geweſen ſind. Die aufgefundenen Haſelnüſſe waren meiſt leer, ihre Schalen waren von Pilzen überwuchert. Nach dieſen Funden kann kein Zweifel darüber beſtehen, daß die Menſchen der Steinzeit bereits die Kunſt des Brot⸗ backens kannten. Späteſtens in der Eiſenzeit müſſen ſie Haustiere, beſtimmt aber Kühe gehalten haben, und auch die Milch war für ſie bereits ein Genußmittel. f Frankfurt— Mannheim— Heidelberg lluteclialluug uud liſiosteis Reiſelied Durch Jeld und Buchenhallen Bald ſingend, bald fröhlich ſtill, Recht luſtig ſei vor allem Wer's Keiſen wählen will! Wenn's kaum im Oſten glühte, Die Welt noch ſtill und weik: Da weht recht durchs Gemüte Die ſchöne Blütenzeit! Die Lerch' als Morgenboke ſich in die Lüfte ſchwingt, Eine friſche Reiſenoke 8 Durch Wald und herz erklingt. O Luſt, vom Berg zu ſchauen Weit über Wald und Strom, Hoch über ſich den blauen Tiefklaren Himmelsdom! Vom Berge Vöglein fliegen Und Wolken ſo„ Gedanken überfliegen Die Vögel und den Wind. Die Wolken ziehn hernieder, Das Vöglein ſenkt ſich gleich, Gedanken gehn und Lieder Jork bis ins Himmelreich. Eichendorff. -v eee Die Sommerreiſe Von E. G. Saalbach. „Ich verzichte in dieſem Jahr überhaupt auf die Sommerreiſe.“ Möller blieb vor Schreck die Sprache weg. Was hatte ſeine Frau eben geſagt?— Sie verzichte——? Und geſtern hatte ſie noch gejammert, ſie gehe in dieſem Jahr auf kei nen Fall wieder zu ihren Eltern nach Krum⸗ pendorf. Sie wolle einmal in ein richtiges modernes Bad, wie Frau—— und es war eine endlos lange Liſte gefolgt. Möller wur⸗ de ſchwach vom bloßen Zuhören. Und jetzt auf einmal?—— „Alſo Männe, paß mal auf.“ Frau Möl⸗ ler legte ihren Arm um ſeinen Hals und legte ſich feſt an ihn. Ihm ſchwante Fürch⸗ terliches. Solche Zärtlichkeitsanwandlun⸗ en waren immer der Vorbote irgend eines eſonderen, meiſt recht ausgefallenen Wunſches. f „Lydia iſt doch gerade bei uns zu Beſuch“. Er nickte dazu, während ihm angſt und ban⸗ ge wurde. Seine Kuſine war Privatſekretä⸗ rin eines bekannten Dichters, kam viel mit ihm in der Welt herum und hatte nach ſei⸗ ner Anſicht einen kleinen Piepmatz. Die mochte ſeiner Frau einen netten Floh ins Ohr geſetzt haben. f „Alſo Lydia fährt im Spätſommer mit ihrem Chef nach Aegypten.“ Er ſah ſie miß⸗ trauiſch von der Seite an und wollte ſchon den Mund aufmachen. „Sei ſtill. Alſo Lydia fährt nach Aegyp⸗ ten, und da haben wir beide uns etwas Fei⸗ nes ausgedacht. Glaubſt du vielleicht, es macht mir Spaß, im Kränzchen immer nur uzuhören, wenn die anderen von ihren 9 Reiſen erzählen. Ich werde ſowieſo immer über Achſeln angeſehen.„Sie fahren ſicher wieder zu Ihren Eltern ins Forſthaus nach Krumpendorf, wie jedes Jahr“, ſagte Frau Oberpoſtſekretär Gerner letzhin zu mir. Fabelhaft, wenn man ſeine Ferien ſo billig verleben kann. Dabei ſah ſie mich ſo von oben herab an. Ach, dieſe Kränz⸗ chennachmittage ſind noch mein Tod.“ „Geh doch nicht mehr hin“, warf Möller hier ſehr überflüſſig ein, das Verkehrteſte, was er tun konnte. „Albert, das verſteht du nicht, und unter⸗ brich mich nicht immer. Nein— jetzt will ich mal mitleidig auf die anderen herunterſehen. Du nimmſt deinen Urlaub ſechs Wochen ſpä⸗ ter, und wir fahren nach Aegypten.“ „Herrlich!— Und wovon bitte?“ „Quatſch!— Sei nicht ſo ſchwer von Be⸗ griff. Wir fahren, wie wir es verabredet haben, nach Leipzig, bleiben dort zwei Tage, und dann geht's weiter zu meinen Eltern nach Krumpendorf.“ n „Einen Augenblick mal, bitte!— Das iſt bin zu hoch. Eben ſagſt du—— und vor⸗ in—— „Meine Zeit!— Was biſt du ſchwerfällig. Begreifſt du denn nicht? Nach Krumpendorf kommt doch nie jemand von unſeren Be⸗ kannten. Lydia ſchickt uns jede Woche einen Pack Anſichtskarten aus Aegypten, die be⸗ ſchreiben wir und ſchicken ſie ihr zurück, und ſie ſteckt ſie dann an Ort und Stelle in den Briefkaſten.“ 5 Jetzt endlich ging ihm ein Licht auf. „Aber— wenn das rauskommt?“ „Wie ſollte es?— Meine Freundinnen werden ſich ſchlagrührend ärgern“, freute ſich Frau Möller.„Morgen iſt Mittwoch, da erzähle ich es ihnen. Aegypten iſt augen⸗ blicklich große Mode. Da kann Frau San⸗ der mit ihrer Schweizer Reiſe einpacken. „Es geht doch nichts über wahre Freund⸗ ſchaft“, brummte Möller in ſeinen Bart. Natürlich wollte er nicht, aber er mußte. „Wie willſt du denn erklären, woher du das Geld dazu haſt?“ fragte er ſchwach. Er wußte ſchon, ſie würde eine plauſible Aus⸗ rede bei der Hand haben. „Lotteriegewinn!— Sehr einfach!“ Der nächſte Mittwochnachmittag wurde ein einziger Triumpf für Frau Möller. Erſt das ungläubige Staunen und dann die ver⸗ kniffenen Geſichter, als ſie verſprach, ihnen allen recht viele Karten zu ſchicken. Es wür⸗ de ja kaum wohl jemand eine ſo weite und bildende Reiſe von ihnen machen können. Endlich fuhren Möllers los. Sie hatten ſich viele Proſpekte ſchicken laſſen, auch einen Baedecker gekauft. Das nahmen ſie alles mit nach Krumpendorf und ſtudierten eifrig darin. Möller war ganz ausgeſöhnt mit ded Plan. Einmal hatte er eine Menge über das fremde, intereſſante Land gelernt. Er liebäugelte ſchon mit dem Plan, im näch- ſten Jahr vielleicht ein anderes Land— Die Hauptſache war aber, ſeine Frau war wie ausgewechſelt. Sonſt hatte ſie immer mürriſch und unzufrieden herumgeſeſſen und geſtöhnt und gejammert und nur immer an die gedacht, die ihre Ferien nicht ſo abſeits verbringen mußten. Heute war das anders. Meiſt ſaß ſie mit leuchtenden Augen über Bücher und Kataloge oder plauderte mit ihrem Mann über Aegypten. Sie wußte alles ſchon ebenſogut, als ob ſie wirklich dort geweſen wäre. Am ſchönſten aber war es, wenn ſie wieder einen Pack Anſichtskarten beſchreiben durfte und ſich ausmalte, was die Empfänger dieſer Karten wohl dachten und fühlten. Abends ſaß Möller meiſt mit ſeinem Schwiegervater und den beiden Forſteleven bei einem ſoliden Dauerſkat. Mit einem Wort— es waren herrliche Ferien, wie ſie ſie hier noch nicht verlebt hat⸗ ten. Aber, ſo ſchön es war, Frau Möller freute ſich doch ſchon auf den Tag, wo ſie zum erſten Mal wieder ins Kränzchen gehen würde. Auch der Tag kam heran. Die Freude und Dankbarkeit, mit der ihr alle die Hand drück⸗ ten, war ja wohl ein bißchen geheuchelt, aber die Hochachtung war ehrlich. Ueber die Achſel ſah ſie keiner mehr an. Der Erfolg ihrer Aegyptenreiſe war ihr ſicher, und ſie ſorgte dafür, daß die Erinnerung bei allen friſch blieb.„Aegypten“ war und blieb ihr zweites Wort. 5 Langſam wurde es Winter. Und dann kam wieder ein Kränzchennachmittag. Nur — ein wenig anders. Frau Möller fühlte ſofort, als ſie ins Zimmer kam, daß die allge⸗ meine Stimmung gegen ſie war. Sie waren ja alle ſehr freundlich— zu freundlich und forderten ſie immer wieder auf, von ihrer Reiſe zu erzählen. Nur, heute gab's keine andächtigen Mienen und keine bewundern⸗ den und ein wenig neidiſchen Blicke. Blicke— aber keine bewundernden, tauſch⸗ ten die Damen unter ſich. Frau Möller wurde ganz verwirrt, ſie ſah, daß faſt alle mühſam das Lachen verbiſſen. Eine junge Frau pruſchtete ſogar laut heraus. Sie ent⸗ ſchuldigte ſich zwar ſogleich, ihr ſei ein Ku⸗ chenkrümel in die falſche Kehle geraten. Aber Frau Möller merkte doch, es ging ge⸗ gen ſie. Viel mehr noch, als Frau Sander ſcheinheilig ſeufzte:„Ach, wer doch auch ein⸗ mal eine ſo ſchöne Reiſe machen könnte. Bei uns reicht es leider immer nur bis Krump, bis Krummhübel.“ Nun war es aber um die Faſſung aller geſchehen. Sie wälzten ſich vor Lachen, und auf der Diele, beim Nachhauſegehen, platzte dann endlich die Bombe. Frau Gerner trat neben ſie. „Bitte kommen Sie doch recht bald einen Abend mal zu uns. Mein Neffe iſt zu Be⸗ ſuch gekommen und er quält dauernd, er möchte ſie wiederſehen. Dem haben Sie das Herz geknickt, Sie Schlimme.“ 5 „Ich——? Ich kenne Ihren Neffen doch gar nicht.“ „Aber meine Liebe!— Verleugnen Sie doch nicht Ihre glühendſten Verehrer. Mein Neffe iſt doch Forſteleve bei Ihrem Vater und war im Sommer drei Wochen mit Ihnen zuſammen in— Aegypten.“ 7— 7 Der Trunl aus der„Hirſchſtange“ Eine Merkwürdigkeit im Schloß 2 Moritzburg. R DV. Im Jagdſchloß Moritzburg, eine halbe Auto⸗Stunde von Dresden enr⸗ fernt, iſt jetzt im„Jubiläumsſommer 1933“ im großen Speiſeſaal das koſtbare Geſchirr König Auguſts des Starken, der vor 200 Jahren geſtorben iſt, zu einer Feſttafel zu⸗ ſammengeſtellt. Hunderte von blinkenden goldenen und ſilbernen Tellern, prachtvollen Tafelaufſätzen, glitzernden Pokalen entzücken den Beſucher. Aber nicht immer ließ der Kö⸗ nig ſeine Gäſte aus kriſtallenen Gläſern trin⸗ ken; der Willkommtrunk wurde ſtets in der „Hirſchſtange“ gereicht. Das iſt ein merk⸗ würdiges Trinkgerät, ein Schaufler, bei dem die Natur das obere Ende trichterartig formte. Dieſe Hirſchſtange wurde ſeit 1689 als Willkomm⸗Pokal benutzt. Jeder Gaſt, der nach Schloß Moritzburg eingeladen wurde, mußte ſeitdem zunächſt den merk⸗ würdigen Humpen leeren, und zum Ver⸗ gnügen des Königs und der übrigen Gäſte fing nun der alſo Geehrte zu probieren an. Denn es iſt außerordentlich ſchwierig, die mit Wein gefüllte Hirſchſtange richtig zu halten und unter den Geweihzacken diejenige Stelle zu finden, die ſich wirklich zum Trin⸗ ken eignet. Mehr als einmal ergoß ſich das koſtbare Naß über Geſicht und Kleid des un⸗ geſchickten Gaſtes, und erſt nach häufigem Probieren gelang der Trunk wirklich. Man legte ein Buch an, in das ſich jeder Gaſt, der aus dem Willkomm getrunken hatte, eigenhändig eintragen mußte. Häufig begegnet man in dem Büchlein, das im Schloß Moritzburg in dieſem Sommer eben⸗ falls gezeigt wird, den energiſchen Schrift⸗ zügen Auguſts des Starken. Und darunter ſolgen die Autogramme vieler intereſſanter und bedeutender Perſönlichkeiten des 17. und 18. Jahrhunderts. Meiſt haben ſie ihrem Namen noch ein paar freundliche Zeilen für den Gaſtgeber in deutſcher oder franzöſi⸗ ſcher Sprache hinzugefügt, haben Verſe ge⸗ dichtet oder in lateiniſchen Sinnſprüchen den König geehrt. Zu den wenigen, die nur ihren Namen eintrugen, gehört— 1728— Kronprinz Friedrich von Preußen, der ſpä⸗ tere Fridericus Rex. Man lieſt nichts wei⸗ ter als„Frederic“, doch darunter ſchrieb ein Hofbeamter Auguſts des Starken:„Dieſes ſt der Königl. Preuß. Kronprinz, umb der ziligſten Abreiſe konnt er nicht mehres chreyben“. Auch damals gab es anſcheinend chon ſo etwas wie Tempo. Die Nachfolger König Auguſts des Star⸗ ken haben die Sitte des Trunkes aus der „Hirſchſtange“ weitergeführt, ja, der als witzig bekannte letzte König Friedrich Auguſt gab jedem Gaſt noch eine Trinkzenſur, die er ſelber unter den Namen ſchrieb. Am häu⸗ figſten ſind die Zenſuren„Ziemlich feucht!“ oder„Etwas feucht, ſonſt gut!“. Aber einige Forſtmeiſter des jagdluſtigen Königs brach⸗ ten es auf die Prädikate„Hervorragend gut!“ und„Tadellos!“ Bei dem einſtigen deutſchen Finanzminiſter Helfferich heißt es: „Nach langem Zögern bis auf wenige Trop⸗ fen gut!“ Bei dem Kommandanten des aus der Skagerrakſchlacht bekannten Panzerkreu⸗ zers„Seydlitz“, Kapitän von Egidy, urteilt der König:„Es iſt leichter, einen Panzer⸗ kreuzer zu führen, wie das Horn auszutrin⸗ ken!“, Admiral von Capelle vom Reichs⸗ marineamt(1916)„Erinnert an Sturm⸗ ſtärke 6“. Bei dem Herrn Staatsminiſter von Seydewitz(1915) war„der Bart dur⸗ ſtiger als der Herr Miniſter“. ——— Vom Schwaben, der das Leberlein doch gegeſſen Kr. Kr. Als Jeſu Kriſt, der Menſchen⸗ ſohn, noch ein junger Burſche war, begab er ſich auf die Wanderſchaft, zog mit nem Felleiſen von Stadt zu Stadt, um die Men⸗ ſchen kennen zu lernen. Eines Tages traf er auf der Landſtraße mit einem Geſellen zuſammen, Der junge Schwabe wollte ſich auch die Welt beſehen. Aber aus einem anderen Grund mie der junge Kriſt. Ihm machten die Men⸗ ſchen Spaß. Meinungen, Leben, Wünſche und Aengſte der Menſchen hatte er in tau⸗ ſend Schnurren geſammelt, die er dem jun⸗ gen Kriſt auf der gemeinſamen Wanderung erzählte, weil er merkte, daß ſein Kamerad das Leben viel zu ernſt nahm. Dem jungen Kriſt war der Schwabe recht angenehm, wurde er doch bei den komiſchen Erzählun⸗ gen auf vieles aufmerkſam, was des Men⸗ ſchen Seele bewegt, wo ihn der Schuh drückt, was er ſich als Heil aus ſeinen Nö⸗ ten erſehnt. So wanderten ſie eine Weile miteinander und fochten ſich manchen Batzen, manchen Teller Suppe und manches Stück Brot zu⸗ ſammen. Eines Tages ſchenkte ihnen eine Bauersfrau, irgend eines Ereigniſſes we⸗ gen, ein Lämmlein. Sie führten es eine Weile mit ſich und hatten ihr Vergnügen an ſeinen ungelenken Sprüngen und ſei⸗ nem meckernden Gehaben. Aber es kam doch die Zeit, da ſie auf guten Lammbraten einen ſonderlichen Appetit verſpürten. Das Lämm⸗ lein wurde auf offenem Feld geſchlachtet und am Spieß gebraten. Während der Schwabe das Feuer unterhielt und den Spieß drehte, ging der junge Kriſt in die nahe Stadt, um noch etwas Brot zu fechten. Auf dem Rückweg freute er ſich ſchon mächtig auf den Braten und beſonders auf die Leber, die er für ſein Leben gern aß. Als ſie nun auf der Erde ſaßen, teilte der Schwabe unter luſtigen Reden jedem von allem die Hälfte zu. Der junge Kriſt guckte immer nach der Leber aus. Es war keine da. Er fragte den Schwaben, wo denn die Leber ſei. Der guckte harmlos ein Teil ums andere an:„Die Leber? Ja, wahrhaftig, es iſt keine Leber da. Das Lämmlein hatte gar keine Leber.“ Donnerwetter noch mal, am Ende hatte ihnen die Frau das Lämmlein geſchenkt, weil ſie merkte, daß es keine Le⸗ ber hatte, und deshalb nicht lebensfähig war. 2 der aus Schwaben ſtammte. Dabei hatte er die Leber ſchon vorher weg⸗ gegeſſen, weil auch er für ſein Leben gern Leber aß, und beſonders eine ſo zarte Lammsleber. Der gute Kriſt ſah ihn lange und durchdringend an. Aber der Schwabe blieb dabei, das Lämmlein habe offenbar keine Leber gehabt. Kriſt wußte wohl, daß ſein Wandergeſelle log, ſagte aber nichts. Als ſie fertig gegeſſen hatten, und der Schwabe ſich ſo recht ſatt und behaglich ins Gras ſtrecken wollte, um ein bißchen zu ſchlafen, ſagte Kriſt zu ihm:„Wir müſſen uns trennen, mein Lieber. Ich gehe einen anderen Weg, und ſo wollen wir jetzt das Geld, das wir zuſammengefochten haben, redlich teilen.“ Der Schwabe wunderte ſich ein wenig. Da er aber wußte, daß man auch mit dem beſten Fechtbruder nicht ewig zuſammen ſein kann. und weil ihm die Lüge wegen der Leber noch im Halſe ſteckte, ſo gab er ſich zufrieden. Er legte ſein Geld mit dem auf einen Haufen, was der junge Kriſt aus ſeinen Taſchen zuſammengekratzt hatte und überließ es dieſem, das Geld zu teilen. Kriſt aber machte aus dem Geld drei Haufen von gleichem Werte. Der Schwabe ſah das und fragte:„Warum?“ „Nun“, ſagte Kriſt,„einen für dich, einen für mich und einen für den, der das Leber⸗ lein gegeſſen hat.“ Ein ſehr verlegenes Schmunzeln ging dem Schwaben über das Geſicht.„Ha“, machte er dann,„ſo ſollſt du es wiſſen. Das bin ich geweſen.“ Damit ſtrich er zwei Haufen von dem Geld ein. ſeinen Wandergeſellen von der Lüge frei zu machen. Dann nahmen ſie Abſchied und jeder ging ſeines Weges. „Hört, Ihr Herrn Der Türmer von St. Lamberti in Münſter. Es dürfte wenig bekannt ſein, daß es eine deutſche Großſtadt gibt, in der noch heute ein Türmer ſeines Amkes waltet und allnächtlich aus luftiger Höhe herab über die ſchlafenden Dächer bläſt. Weſtfalens Hauptſtadt Mün⸗ ſter iſt es, eine Großſtadt mit 250 000 Ein⸗ wohnern, in der ſich Volksſitten das Turmblaſen erhalten hat. Seit alters ertönt vom Turm der Lamberti⸗ kirche am Prinzipalmarkt allnächtlich das Horn, und zwar von 10 Uhr abends bis 5 Ahr morgens im Abſtand von je einer halben Stunde. Beſonders hübſch iſt es, daß dieſer Brauch auch Fortſetzung fand, als der alte Turm mit ſeiner charakteriſtiſchen korbartigen Behelmung in den 90er Jahren abgebrochen werden mußte. Alle drei traditionellen Stücke ſind pietätvoll auf den neuen Turm über⸗ nommen worden: die weltberühmten Käfige, in denen die 1536 hingerichteten Anführer des Wiedertäufer⸗Aufſtandes öffentlich ausge⸗ ſtellt worden waren, die Rats⸗Brandglocke von 1594 und die Turmwache, die halbſtündlich die Zeit kündet. f Lultige Ele „Ich habe mit meinem Mann ſagte die junge Frau. „Was? Auf der Hochzeitsreiſe??“ 2 * danach!“ „Der Unterſchied zwiſchen einem Milchmanne und einer Kuh iſt der, daß die Kuh reine Milch gibt!“ ſagte der Mann, der witzig ſein wollte. „Nein“, ſagte der Milchmann,„noch ein 5 Unterſchied iſt da: die Kuh gibt keinen Kre⸗ dit!“(Everybodys Weekly). 8 Kriſt nahm den ſeinigen, ſehr zufrieden in ſeinem Herzen, daß ihm gelungen war, ſich neben vielen anderen „Ja doch— was fragt die Seekrankheit gebrochen,“ N „Herr Doktor, was ſoll ich bloß machen? Mein Mann redet die ganze Nacht im Schlaf.“ „Da möchte ich Ihnen empfehlen, ihn am Tage mal zu Wort kommen zu laſſen!“ * Ein berühmter Chirurg ging ſinnend auf der Straße, als ihn ein Herr mehrere Male höflich grüßte. „Entſchuldigen Sie!“ ſagte der Chirurg, 1 zaber ich kann mich gar nicht erinnern, jemals ihre werte Bekanntſchaft gemacht zu haben!“ „Herr Profeſſor, ich bitte, Sie haben mir doch vor drei Wochen den Bündbarm ope⸗ riert!“ Ach der Arzt höflich,„aber i außen gar nicht wiedererkannt!“ ! Der bekannte Herr. ö Im„Tageblatt“ ſtand folgende Notiz:„Der be⸗ und erkannte Herr, der mir geſtern meine Brieftaſche aus meinem Mantel nahm, wird natürlich, verzeihen Sie“, ſagte ch habe Sie von (Rebelſpalter'). erſucht, ſie ſofort im Lokal wieder abzugeben, andernfalls Anzeige erfolgt.“ Am folgenden Tage war zu leſen:„Bitte holen Sie ſie von mir ab. Ich habe es aus „Ich weiß Ihre jetzige Bitte um näher Angaben„ .„Ich habe ſeit zehn Jahren immer noch dieſelbe Wohnung. Ich erwarte Aus der„Hamburger Illuſtrierten M Verſehen getan.“ Darauf las man: Wohnung nicht. Und darauf: .