e F e. 1 . . 2. Blatt zu Mr. 167 Freitag, 21. quli 1933 Wirtſchaſtliche Amſchau Beſchränkung der Maſchinenarbeit in der Zigarrenindu⸗ ſtrie.— Wirtſchaftslage im Spiegel des J. G.-Jarben⸗Be⸗ richts.— Gegen wilde Konkurrenz.— Der Zuckerrübenanbau. Eine Anzahl neuer Geſetze, die in der Berichtswoche verkündet wurden, regeln planmäßig einige wirtſchaftliche Fragen und bringen Steuererleichterungen. Für beſtimmte Gebiete Süddeutſchlands iſt das Geſetz zur Be⸗ ſchränkung der Maſchinenarbeit bei der Zigarrenherſtellung von gewiſſer Vedeutung. In einer halbamtlichen Erläute⸗ rung wird dazu u. a. erklärt: Obwohl in grundſätzlicher Hinſicht erhebliche Bedenken beſtanden, durch eine geſetzliche Unterbindung der Maſchinenarbeit in die freie Wirtſchaft einzugreifen, hat ſich die Reichsregierung doch wegen der ganz beſonderen Lage der Zigarreninduſtrie zu dieſem Schritt entſchloſſen. In dieſer Induſtrie haben in der letz⸗ ten Zeit Maſchinen Eingang gefunden, die ſchon jetzt zahl⸗ reiche Arbeiter freigeſetzt haben und die bei zunehmender Einführung zur weiteren Entlaſſung einer erheblichen Zahl von Arbeitern führen würden. Dabei würde der geſunde Charakter der Zigarreninduſtrie als mittelſtändi⸗ ſcher zerſtört und die Lebensgrundlage der Gebiete, in denen die Zigarreninduſtrie heimiſch iſt, vernichtet werden. Um dies zu verhindern, hat die Reichsregierung als einſt⸗ weilige Uebergangsmaßnahme die Neuaufſtellung von Ma⸗ ſchinen oder die Wiederinbetriebnahme ſtillgelegter Maſchi⸗ nen verboten, die bei der Herſtellung von Zigarren, Ziga⸗ rillos oder Stumpen zur Anfertigung des Wickels oder zum Ueberrollen mit dem Deckblatt verwendet werden kön⸗ nen. Nicht von dem Verbot betroffen ſind die Hilfsmaſchi⸗ nen wie z. B. die Tabakreiß⸗, Schneide⸗ und Entrippungs⸗ maſchiren und die durch menſchliche Arbeitskraft betriebe⸗ nen Wideltücher. Ausnahmen von dem Verbot können für Erſatzbeſchaffungen und zur Förderung der Ausfuhr von Maſchinen zugelaſſen werden. Soweit Wickel⸗ und Ueberrollmaſchinen beim Inkrafttreten des Geſetzes in Be⸗ trieb ſind, dürfen ſie weiter verwendet werden. Die Be⸗ triebe, die ſolche Maſchinen verwenden, dürfen aber im Verlaufe eines Rechnungsjahres Zigarren, Zigarillos und Stumpen nur bis zu der Geſamtmenge herſtellen, die ſie im Rechnungsjahre 1932/33 erzeugt haben. * Die allmähliche Beſſerung der Wirtſchaftslage wird auch im Bericht des größten deutſchen Unternehmens beſtätigt. Im Bericht der J. G. Farben A8. über das zweite Viertel⸗ jahr 1933 heißt es: Die Belebung des deutſchen Marktes hat ſich im zweiten Vierteljahr 1933 verſtärkt. Dieſe Ent⸗ wicklung wird ſich durch die weitgreifenden Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit fortſetzen. Einer günſtigen Entwicklung des ausländiſchen Verkaufs⸗ geſchäſtes im Ganzen geſehen ſtanden jedoch die anhalten⸗ den Exportſchwierigkeiten im Wege. Im Düngeſtick⸗ ſtoff betrug die Steigerung des Geſamtumſatzes gegen⸗ über dem gleichen Zeitraum des Vorjahres etwa 6,5 Pro⸗ zent. Die auf Grund der Abſatzentwicklung im erſten Vier⸗ kelſahr 1933 angenommene Steigerung für das am 30. Juni 1933 abgelaufene Düngejahr 1932/33 iſt ſomit nicht in vollem Umfange eingetreten. die Benzinpro d u k⸗ tion in den Leunawerken erfuhr Sb den dem erſten Vierteljahr 1933 eine Steigerung. Der deutſche Abſatz in fotografiſchen Artikeln iſt im Verhältnis zum gleichen Quartal des Vorjahres leicht geſtiegen. Im euro⸗ päiſchen Auslande machten ſich die verſchärften Wirtſchafts⸗ erſchwerniſſe ſehr ſtark fühlbar. Gegenüber dem zweiten Vierteljahr 1932 konnte der Umſatz hier nicht gehalten wer⸗ den. Das Ueberſeegeſchäft iſt nach wie vor durch die Folgen des Pfund⸗ und Dollarſturzes beeinflußt. * Dr. Fritz Jayſſen hat ſich mit Ausführungen über Fra⸗ gen der Mirtſchaftspolitik an die Oeffentlichkeit gewandt. In ſeiner Eigenſchafk als Mitglied des Preußiſchen Staats⸗ rates gibt der Großinduſtrielle von einem Schreiben der Gauleiter von Eſſen, Düſſeldorf, Weſtfalen⸗Nord und Weſt⸗ falen⸗Süd der NSDAP. Kenntnis, in dem erklärt wird. daß Thyſſen für das Wirtſchaftsgebiet der oben genannten Gaue die oberſte ſtaatliche Autorität geworden ſei. Dr. Thyſſen führt aus, daß er die in dieſem Schreiben zum Ausdruck kommende Difziplin nun auch von der Wirtſchaft ſelbſt erwarte. Es ſeien Stimmen laut geworden, die eigenmächtige Handlungen der Wirtſchaft im liberaliſtiſchen Sinne für geboten gehalten hätten. Solchen Auffaſſungen müſſe er auf das 1 entgegentre⸗ ten. Beſonders der wilde Konkurrenzkampf liege nicht im Sinne einer berufsſtändiſchen Neuordnung. Die erſte und wichtigſts Vorausſetzung, erklärt Dr. Thyſſen, die jetzt un⸗ ſer nächſtes Ziel iſt, liegt darin, daß ſich in Zukunft alle Wirtſchaftsbeteiligten(Unternehmer und Arbeiter) auf eine ruhige, die geſetzliche Neuordnung in keiner Weiſe ſtörende Entwicklung verlaſſen können. Ich darf darum von der Wirtſchaft erwarten, daß ſie dieſe Vorausſetzung überall und jederzeit erfüllt, und werde etwaigen Störungen oder Störungsverſuchen mit dem mir durch die Berufung zum Staatsrat eingeräumten Einfluß auf die zuſtändigen ſtaatlichen Organe zuvorkommen. f 1 85 1 6 5 Nach einer Zuſammenſtellung des Statiſtiſchen Reichs⸗ amts ſind im Jahre 1933 im Inland 277 764 ha und im Ausland 2082 ha mit Zuckerrüben für die Zuckerfabriken des Deutſchen Reiches bebaut worden. Im Jahre 1932 um⸗ faßte die Erntefläche 223 336 bzw. 1695 ha. Dies bedeutet alſo eine V ermehrung um 54815 ha oder 24,4 Pro⸗ zent gegenüber der Erntefläche 1932. Für 1933/4 beträgt die Jahl der vorausſichtlich in Betrieb kommenden Fabriken mit Rübenverarbeitung 209, während in der vorigen Kam⸗ 1— 200 Fabriken mit Rübenverarbeitung in Betrieb ren. a Deutſchland und die Weizenverhandlungen Berlin, 20. Juli. Zu der aus London verbreiteten Mel⸗ dung über eine Einigung der europäiſchen Weizeneinfuhr⸗ länder wird von unkerrichteter Seite mitgeteilt, daß ſich dieſe Einigung nur auf das Programm bezieht, auf deſſen Grundlage in Genf über die künftige Regelung des internationalen Weizenverkehrs weiterverhandelt werden ſoll. Eine Erhöhung der von Deutſchland einzuführen⸗ den Weizenmenge ſei nicht zugeſtanden worden. 0 I. 1 flochten. Neben dieſer Nord⸗Süd⸗Verbindung wird eine Die Autobahnen und Südweſtdeuiſchland. N Von Oberregierungsrat Dr. Zierau⸗ Karlsruhe, Präſident der Hafraba. II. Die Hafraba verfolgte urſprünglich die Abſicht, den Ausbau ihrer Nord⸗Suͤd⸗Linie auf privatwirtſchaftlicher Grundlage zu verwirklichen. Durch das Reichsautobahn⸗ geſetz hat ſich die Grundlage weſentlich geändert. Die füh⸗ rende Rolle in der Weiterbehandlung des Netzausbaues hat die Deutſche Reichsbahn übernommen, als deren Zweigunternehmen die zu errichtende Geſellſchaft„Reichs⸗ autobahn“ anzuſehen iſt. Damit hat ſich auch die Löſung der Finanzierungsfrage weſentlich vereinfacht. Die erfor⸗ derlichen Mittel werden von der Reichsbahn zur Verfü⸗ gung geſtellt. Es kann nicht hoch genug bewertet werden, daß es der Initiative des Herrn Reichskanzlers gelungen iſt, die bisherige grundſätzliche Gegnerſchaft der Reichsbahn gegen den Bau von Kraftfahrbahnen in eine poſitive Förderung dieſes großen Verkehrs⸗ problems umzuſchalten. Das projektierte deutſche Autobahnnetz berührt im we⸗ ſentlichen Maße die Verkehrsintereſſen unſerer engeren Heimat. Wir werden in Südweſtdeutſchland mit zwei gro⸗ ßen Verbindungslinien zu rechnen haben, von denen die eine(Hafrabaſtraße) von Frankfurt her kommend an der Bergſtraße entlang zwiſchen Mannheim und Hei⸗ delberg hindurch über Karlsruhe nach Baſel wei⸗ tergeführk werden ſoll. Mit dieſer Linienführung iſt die Querverbindung Mannheim— Heidelberg ver⸗ Weſt⸗Oſt⸗Verbindung etwa im Zuge von Saarbrücken — Karlsruhe— Stuttgart— München vorzu⸗ ſehen ſein, die als ſüdlichſte der vorerwähnten großen deutſchen Weſt⸗Oſt⸗Verbindungen anzuſehen iſt. Man wird bei der Auswahl der Verkehrslinien und insbeſondere bei der Feſtlegung der Reihenfolge, in der ich der Ausbau des Netzes zu vollziehen hat, von der Er⸗ wägung auszugehen haben, daß diejenigen Strecken den Vorzug verdienen, bei denen die Verkehrsfrequenz nicht nur durch einen ſtarken Prozentſatz des durchſtrömenden Fernverkehrs, ſondern vor allem auch durch einen ſtarken Bezirks verkehr getragen wird. Dieſe Voraus⸗ ſetzungen liegen insbeſondere im Main⸗Neckarge⸗ biet vor. Die verkehrswirtſchaftlichen Unterſuchungen ha⸗ ben ergeben, daß bei der Main⸗Neckarſtrecke nicht nur der ſich in der Richtung Nord⸗Süd hinziehende Verkehr ſehr lebhaft iſt, ſondern daß hier auch eine genügend ſtarke Zuſammenballung des von den einzelnen Verkehrszentren ausgehenden Ausſtr 915 lungsverkehrs ſtattfindet. Beide Erwägungen rechtfertigen es, dieſe Linien in den Vordergrund zu ſtellen. Es ſcheint heute ſchon feſtzuſtehen, daß die Priorität der Hafrabaſtrecke ſowohl von der deutſchen Reichsbahn wie von dem neu ernannten Straßeninſpektor anerkannt wird. Die Erwerbung des für die Anlage der Kraftfahrbahnen benötigten Geländes wird keinen Schwierigkeiten begegnen, da dem Unterneh⸗ men Reichsautobahn das Enteignungsrecht verlie⸗ hen worden iſt. Es kann damit gerechnet werden, daß in wenigen Wochen mit dem Bau begonnen wird. Es können durch die Main⸗Neckarſtrecke rund zwei Mil⸗ lionen Arbeitstagewerke bereitgeſtellt werden. Auf der projektierten Strecke liegen Waldungen, Sumpfgebiete, alte Gruben, Quergräben, Dämme uſw. Als Erſtarbeit nach der Vermeſſung für den künftigen Bau kommt zunächſt die Holzfäller⸗ arbeit in Betracht, daran anſchließend das Roden, Be⸗ ſeitigung alter Gruben und Gräben, Entwäſſerung und Ausfüllen der Sumpfgebiete, ſodann die Planierung der Das Deutiſche Turnfeſt Strecke. Der weitaus größte Teil der zu leitenden Arbeiten Seine wirkſchaftliche Bedeutung. f Wer wiſſen will, was ein Deutſches Turnfeſt für die Wirtſchaft bedeutet, der gehe heute durch die Straßen von Stuttgart und die benachbarten Ortſchaften und leſe die Zeitungen dieſer Gegend; er wird ſtaunend beobachten kön⸗ nen, was den Eingeweihten ſeit Jahren klar war: wie un⸗ geheuer einſchneidend eine derartige große deutſche Veranſtaltung, von der jeder deutſche Gau erfaßt iſt, für die Wirtſchaft von Stadt und Staat iſt. Es iſt ſchon viel die Rede geweſen von der großen Sport⸗ platzanlage auf den Waſen am Neckar, für die die Stadt⸗ verwaltung ein Kapital von 2,1 Millionen RM aufgewandt hat. Seit Jahr und Tag ſind hier Hunderte von Arbeits⸗ kräften eingeſetzt worden. Heute ſteht dort eine wundervolle Kampfbahnanlage mit der neuzeitlichſten Tribüne, eine prachtvolle Tennisturnieranlage mit maſſivem Verwaltungs⸗ gebäude. Um die Gegend verkehrstechniſch zu erſchließen, mußte eine große Straße ſowohl nach Cannſtatt wie nach Gaisburg und die neue Brücke über den Neckar herge⸗ ſtellt werden. Am gegenüberliegenden Ufer des Neckars iſt ein altes Straßenbauprojekt, das man bei Gelegenheit wieder aufgegriffen hat. zur Durchführung gekommen. Der wichtige Verkehrsweg Stuttgart— Eßlingen iſt ſchneller, als man erwartet hatte, der Verwirklichung nahe⸗ gebracht worden. Auch für die Bauten, die nur dem Deut⸗ ſchen Turnfeſt dienen, ſind Millionenbeträge erforderlich ge⸗ weſen. Zwei Millionen Arbeiksſtunden hat man ausgerechnet, die zu der Herrichtung dieſer Anlagen nötig wurden. 85 000 Mark hat die Haupttribüne der großen Feſtwieſe gekoſtet, 35000 Mark die Stehtribüne, 6000 Mark das Poſtgebäude, 20 000 Mark der Flaggenturm, 100 000 Mark das Verpflegungsdorf, wozu 40 000 Mark für Innen⸗ ausbau kommen, 80 000 Mark die Nebenbauten, die ſanitären und Lichtanlagen, die Anlagen für Kanaliſation und Zu⸗ fahrtsſtraßen. Für die Schaffung der Unterkünfte, für die Arbeiten des Preſſe⸗ und Werbeausſchuſſes und des Turn⸗ ausſchuſſes, der für die gewaltigen Wettkampfanlagen ver⸗ antwortlich iſt, werden ebenfalls Millionenbeträge benötigt. Erwähnt ſei, daß allein für Wettkampfzwecke und die damit verbundenen Sanitäts- und Verpflegungseinrichtungen Zelte mit einer Länge von etwa 1800 Meter gebraucht werden, deren Anſchaffungswert in den vorſtehenden Beträgen nicht enthalten iſt. Jetzt, wo das Feſt in unmittelbare Nähe gerückt iſt, wird es in den Straßen der Feſtſtadt lebendig. Straßauf, ſtraßab 190 5 Gerüſte zu ſehen, auf denen fleißig an der Verſchönerun er Häuſer gearbeitet wird. Die Gartenbauvereine ſin auch nicht müßig geweſen. Sie ſehen ihren g 0 darin, die Fenſter und Balkone der Stuttgarter Häuſer ſo ſchön und ſo umfangreich wie möglich mit lebendigen Blumen zu ſchmücken. Die Frage des Straßenſchmucks beweat die ae⸗ beſteht ſomit in Er dbewegungsarbeiten. Hand in Hand können die nicht unerheblichen Pflanzungen auf und entlang der Strecke begonnen werden. Selbſtverſtändlich erfordert die Inangriffnahme eines ſo ungeheuren Werkes, wie es der Ausbau eines 5000 Kilo⸗ meter umfaſſenden deutſchen Kraftfahrbahnnetzes darſtellt, ein gewiſſes Vertrauen in die wirtſchaftliche Ent⸗ wicklung, und es muß dankbar anerkannt werden, daß der Führer der Reichsregierung die Entſchloſſenheit gezeigt hat, auch auf dieſem Gebiet des deutſchen Wiederaufbaues mu⸗ tig in die Zukunft zu blicken. Betrachtet man die zuneh⸗ mende Entwicklung des Kraftverkehrs und rechnet man mit einer allmählichen Geſundung unſerer wirtſchaftlichen Verhältniſſe, ſo kann die Durchführung des Autobahn⸗ gedankens, wenn ſich der allmähliche Ausbau des Netzes nach geſunden verkehrswirtſchaftlichen Grundſätzen voll⸗ zieht, kaum mehr als ein Wagnis angeſehen werden. Die Autobahn iſt eine notwendige Ergänzung im allgemeinen Verkehrsmittelſyſtem. Ihre durch das Reichsautobahngeſetz nunmehr gewährleiſtete Angliederung an die deutſche Reichsbahn ſchaltet mit einem Schlage alle Hemmungen aus, die ſich aus einer Konkurrenzſtel⸗ lung der beiden Verkehrsintereſſenten notwendigerweiſe hätten ergeben müſſen. Gegenüber peſſimiſtiſchen Einſtellungen darf darauf hingewieſen werden, daß die räumliche Kraft⸗ verkehrsdichte in Deutſchland weit über dem Welt⸗ durchſchnitt liegt. Im Weltdurchſchnitt entfällt auf 53 Men⸗ ſchen und auf vier Quadratkilometer Land ein Kraftwagen. In Deutſchland entfällt zurzeit auf 94 Einwohner, aber ſchon auf zwei Drittel Quadratkilometer ein Kraft⸗ wagen. Während Deutſchland nach ſeinem Beſtandteil an Kraftfahrzeugen, bezogen auf den Kopf der Bevölkerung, erſt an 17. Stelle unter sämtlichen Staaten ſteht, ſteht es hinſichtlich der räumlichen Kraftverkehrsdichte ſchon an 8. Stelle, mit Einſchluß des Saargebietes ſogar ſchon an 7. Stelle. Innerhalb Deutſchlands halten ſich die Gebiete Heſſen, Heſſen-Naſſau und Baden bezüglich der Zahl der auf das Kraftfahrzeug entfallenden Einwohner in der Nähe des Reichsdurchſchnitts. Die Länder Baden und Heſſen haben trotz der im Jahre 1931 allgemein in Erſcheinung getretenen Kriſenfolgen ihren Beſtand an ſämtlichen Kraftfahrzeuggattungen gegenüber dem Vorjahr noch vermehrt und zwar in ſtärkerem Maße als der Zu⸗ wachs im Reichsdurchſchnitt betrug. Die Erfahrungen im Gebiet der oberitalieniſchen Autobahn haben bewieſen, daß dem Vorhandenſein eines den beſonderen Bedürfniſſen des Kraftverkehrs angepaßten Straßennetzes eine magnetiſche Anziehungskraft beizumeſſen iſt, die für die Herein⸗ ziehung des Fremdenverkehrs nach Deutſch⸗ land von nicht zu unterſchätzender Bedeutung iſt. Die Unter⸗ ſuchung der Hafraba hat ergeben, daß ſich der Verkehr der außerdeutſchen Kraftfahrzeuge in Deutſchland von 1925 zu 1926 bis 1930 zu 1931 von 43 000 auf 130 000 erhöht hat, und daß hiervon auf den Perſonenkraftwagenverkehr 36 000 bzw. 113 000 entfallen. Nahezu zwei Drittel dieſes ausländiſchen Verkehrs ſtam⸗ men aus Ländern, die dem magnetiſchen Feld der Ha⸗ frabaſtraße naheliegen(Niederlande, Schweiz, Frankreich, Dänemark, Belgien, Großbritannien). Mit der Bauausführung der Main-⸗Neckarſtrecke hat die Hafraba ihre ſatzungsmäßigen Aufgaben, ſoweit dieſe Strecke in Frage kommt, erfüllt. Ein beinahe ſieben Jahre langer Kampf war notwendig, um die Deffentlichkeit für den neuen Gedanken reif zu machen. ſamte Einwohnerſchaft Stuttgarts. Die Fahneninduſtrie wird gehörig zu tun bekommen. Andererſeits iſt die Aus⸗ ſchmückung der Feſtſtadt nach einem einheitlichen künſtleri⸗ ſchen Plan geſichert. Wenn der Wettergott den Turnern gnädig iſt, dann wird auch noch ſo manches andere Gewerbe und nicht zuletzt das des Gaſtwirts die wirtſchaftliche Seite eines Turnfeſtes voll zu würdigen wiſſen. Wenn man bei 200 000 feſtangemel⸗ deten Feſtbeſuchern in fünf Tagen eine Ausgabe von 50 RM und bei weiteren 200 000 in zwei Tagen eine Ausgabe von 20 Mark rechnet, ſo ergibt dies bereits 14 Millionen Mark, die mit Sicherheit der Bevölkerung zufließen werden. Die Zeichen ſprechen aber dafür, daß die Beſucherzahl den ge⸗ nannten Satz ganz gewiß noch übertreffen wird. 9 Handel und Wirtſchaſt Mann b eimer Wochenmarktpreiſe vom 20. Juli: Auf dem Wochenmarkt wurden vom ſtädtiſchen Büro für Preisſtatiſtik folgende Verbraucherpreiſe für ein Pfund in Pfennig er⸗ mittelt: Kartoffeln, alte 3 bis 3.5; Kartoffeln, neue 3 bis 4; Salatkartoffeln 10; Wirſing 8 bis 10; Weißkraut 7 bis 8; Rotkraut 15 bis 16; Blumenkohl, Stück 10 bis 40; Karotten, Büſchel 5 bis 7; Gelbe Rüben 8 bis 15 Rote Rüben 8 bis 10; Spinat 20 bis 25; Mangold 10 bis 153 Zwiebeln 6 bis 10; Grüne Bohnen 10 bis 22; Grüne Erbſen 10 bis 15; Kopffalat, Stuck 8 bis 10; Endivienſalat, Stück 8 bis 10; Oberkohlraben, Stück 5 bis 6; Rhabarber 5 bis 7; Tomaten 15 bis 25; Radieschen, Büſchel 3 bis 4; Rettich, Stück 4 bis 10: Meerrettich, Stück 10 bis 405 Mannheimer Kleinviehmarkt vom 20. Juli: Zufuhr und Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht bezw. Stück in Reichsmark: 4 Kälber, 25 Schafe, 135 Schweine, alles nicht notiert; 756 Ferkel und Läufer, Ferkel bis vier Wo⸗ chen 8 bis 11, über vier Wochen 12 bis 14, Länfer 15 bis 18 Mark.— Marktverlauf: Kälber, Schafe und Schweine nicht notiert; Ferkel und Läufer ruhig. a Mannheimer Produktenbörſe vom 20. Juli: Es notier⸗ zen im Reichsmark per 100 Kilogramm, waggonfrei Mann⸗ heim: Weizen, inl. 20.75; desgl. mitteldeutſcher 19.80 bis 19.90; Roggen, inl. 18.25 bis 18.50; Hafer, inl. 16 bis 16.25; Sommergerſte ohne Nottz; Wintergerſte, neue 16.50 bis 17; Futtergerſte 16; La Platamais, gelber mit Sack 20.50; ſüdd. Weizenmehl, Spezial Null mit Austauſchweizen 31.75 bis 32; desgl. aus Inlandsweizen, alter Ernte 31.25 bis 31.50; desgl. neue Ernte 29.25 bis 29.50; ſüdd. Weizen⸗ auszugsmehl 34.75 bis 35 bezw. 34.25 bis 34.50 bezw. 32.25 bis 32.50; ſüdd. Weizenbrotmehl 23.75 bis 24 bezw. 23.25 bis 28.50 bezw. 21.25 bis 21.50 Roggenmehl, 60—70⸗ prozentige Ausmahlung, nordd. 23.25 bis 24.50; desgl. ſüdd. und pfälz. 24.50 bis 25.50, Weizenkleie, feine 7.75; Bier⸗ treber 12.75 bis 13 und Erdnußkuchen 15.25 bis 15,50. n Denkſpruch. Efne tägliche Ueberſicht des Geleiſteten und Erlebten macht erſt, daß man ſeines Tuns gewahr und froh werde; ſie führt zur Gewiſſenhaftigkeit. Fehler und Irr⸗ tümer treten bei ſolcher täglichen Buch⸗ führung von ſelbſt hervor. Goethe. Die sommerliche Hitze und ihre Gefahren für die Säuglinge. Unter der in den Monaten Juli und Auguſt allgemein herrſchenden Hitze haben ganz beſonders die Kinder, und hier wieder die Säuglinge zu leiden. Bei ihnen wirkt die Hitze weniger auf das Hirn als auf den Darm. Man ſpricht von einem„Sommergipfel“, der für die Säuglinge gefährlichſten Zeit, die eine doppelte und dreifache Säuglingsſterblichkeit egenüber dem Winter aufzuweiſen hat. Der Säugling er⸗ a an Sommerbrechdurchfall und Krämpfen, die im heißen Sommer viele Opfer fordern. Nach ärztlichen Feſtſtellungen ſind natürlich genährte Kinder vor Erkrankungen im heißen Sommer weſentlich beſſer geſchützt als die künſtlich genährten Säuglinge, die ſtets in großer Gefahr ſchweben. Vor allen Dingen muß davor gewarnt werden, die Kleinen zu dick ein⸗ upacken. Federbetten, Steckbett, Wattekiſſen und dergleichen fielen eine unerträgliche Belaſtung des Kindes dar. Ein Hemdchen genügt vollauf. Beſſer iſt es noch, das Kind nackt liegen zu laſſen, an einen kühlen, luftigen Ort zu bringen und ofters kühl abzuwaſchen. Wenn das Kleine Durſt hat, gebe man ihm abgekochtes, kühles Waſſer oder dünnen Tee, leines⸗ falls aber Milch. Die meiſten Fälle von Brechdurchfall bei Säuglingen ſind auf Ueberſättigung und Ueberhitzung zurück⸗ zuführen.. A. Was ltagen Sie zur Nacht Von Dr. med. H. Ferres. Zur richtigen Pflege eines normalen, erquickenden Schlafes gehört unbedingt die richtige Bekleidung. Sie ſoll vor allem den Körper des Schlafenden in keiner Weiſe behindern. Auch der, der ſich eines tiefen und feſten Schlafes erfreut, liegt durchaus nicht unbeweglich— und es iſt nicht wörtlich zu nehmen, wenn jemand von ſich ſagt:„Ich ſtehe morgens ſo auf, wie ich mich abends hingelegt habe.“ Wichtig iſt, daß die Atembewegungen nicht eingeengt werden, die allerdings im Schlafe ſeltener und nicht ſo tief ſind wie im Wachen. Weiter muß die nächtliche Bekleidung, je nach der Tempe⸗ ratur des Schlafraumes, den Schlafenden vor ſchädlicher Ab⸗ kühlung zu ſchützen helfen, ohne aber zu abnormer Wärme⸗ ſtauung im Körper zu führen. Sie darf nicht die ſo notwendige Durchlüftung des Körpers behindern, vielmehr ſoll ſie ihn ja gerade von der oft ſo unzweckmäßigen Tageskleidung be⸗ ſteien, die nicht ſelten von den Körperausdünſtungen geradezu durchtränkt iſt. Gegen dieſe eigentlich ſelbſtverſtändlichen Forderungen wird recht häufig geſündigt. Die Schlafanzüge, die zur Zeit ja ſehr modern ſind, ſehen wohl manchmal recht hübſch aus: wenn ſie ober aus zwei getrennten Teilen— Beinkleid und Jacke— be⸗ ſtehen, ſo muß das Beinkleid, wenn es nicht herunterrutſchen ſoll, durch Gummizug um den Leib feſtgehalten werden; mag dieſer Gummizug auch noch ſo locker ſein, er iſt beim Schlafen doch oft außerordentlich hinderlich Ich kenne das aus eigener Erfahrung zur Genüge und bin deshalb reuevoll zum Nacht⸗ hemd zurückgekehrt Für kleine Kinder, die ſich oft bloß⸗ strampeln, ſind dagegen die bekannten Schlupfanzüge aus einem Stück ſehr zu empfehlen, nur dürfen ſie nicht eng an dem Körper anliegen. In entſprechender Größe ſind ſie natürlich auch für Erwachſene verwendbar, die ihrem perſönlichen Schönheitsbedürfnis in der Wahl von Farbe und Muſterung ia keine Schranken aufzuerlegen brauchen.. Für Kinder, die ja ſchließlich nicht ale Nodedummheiten der Erwachſenen mitmachen müſſen, iſt Flanell wohl das geeignetſte Material. erwünſchter Abkühlung. Den Erwachſenen ſteht ja eine über⸗ reiche Auswahl an Stoffen zur Verfügung, die es ihnen auch bei ſchmalem Geldbeutel erlaubt, alle Temperaturverhältniſſe entſprechend zu berückſichtigen. Ganz verkehrt iſt es aber, wenn uun etwa ein Nachtanzug oder Nachthemd über das Tag⸗ hemd gezogen wird. Vor allem bei Kindern wird das von übervorſichtigen Eltern aus Angſt vor der oft überſchätzten Er⸗ kältungsgefahr häufig ſo gemacht. Das iſt natürlich der Aus⸗ dünſtung des Körpers abſolut nicht förderlich! Es iſt genau ſo verkehrt wie das Benutzen von Federbetten im Sommer, e auf dem Lande in unerfreulicher Weiſe ver⸗ reitet iſt. 5 Geſchenke geben und empfangen. Gewöhnlich wartet man mit dem Einkauf von Geburtstag⸗ oder Namenstaggeſchenken bis zu den letzten Tagen. Und dann hat man keine Zeit mehr und denkt: Ich werde Blumen hinbringen laſſen. Es gibt auch Menſchen, die dieſe Tage ganz vergeſſen und erſt am Feſttage ſich daran erinnern. Dann be⸗ ſtellen ſie telephoniſch eine Schachtel Pralinen: oft läßt man ſogar vom Geſchäftsinhaber noch eine Karte zulegen.„Ie eee Scee Lisben Schicken Sie es aber ſofort hin. Das Geld für die Pralinen laſſe ich Ihnen direkt zugehen.“ 5 Dieſe Geſchenke haben natürlich lange nicht den Wert, den ein Geſchenk hat, das mir Liebe ausgeſucht, gekauft oder gar ſelbſt angefertigt worden iſt. Gewiß, man hat der Höflichkeit dem Geburts- oder Namenstagkinde gegenüber enkſprochen; aber die richtige Art und Weiſe war es nicht. Die Beſchenkte wird gleich fühlen, daß das Geſchent ohne jedes Intereſſe ge⸗ geben worden iſt, und der größte Wert iſt doch die Art und Weiſe, wie man etwas gibt. Man ſoll ſich Mühe geben zu erfahren, was wohl gewünſcht wird. Kunſtgegenſtände kann man immer. geben. Sie brauchen nicht koſtbar zu ſein: auch Geſchenke Zu beſcheidenen Preiſen können ſchön ſein Beim Schenken von Blumen muß man nicht minder über⸗ egen. Hat die betreffende Perſon vielleicht eine Lieblings⸗ blume? Dann gibi mau natürlich dieſe. Man ſende auch nie Geſchenke mit einem Kärtchen an liebe Bekannte, ſondern nehme ſich die Zeit, ein kleines Brieſchen zu ſchreiben. Am ſchöͤnſten iſt es ja, wenn man das Geſchenk ſelbſt bringt. Was macht man nun, wenn man ein Geſchenk erhält? Viele legen dasſelbe aus Verlegenheir beiſeite, ohne es zu öffnen. Erſt ſpäter, wenn die Gäſte fort ſind, wagen ſie nach⸗ uſehen, was das Päckchen enthält Dies iſt nicht gerade un⸗ höflich; aber den Gebern gegenüber viel freundlicher wäre es, wenn man gleich nachſieht und mit freundlichem Antlitz ſich bedankt, ſelbſt wenn es etwas iſt, das uns nicht gefällt. Erhält man Blumen, dann ſetze man ſie ſofort in eine Vaſe mit Waſſer. Viele der Leſer werden vielleicht ſagen: Ach, das weiß man doch, das iſt doch natürlich. Sicher wiſſen wir es, aber wir tun es nicht immer, und daher kann es nichts ſchaden, wenn wir nochmals daran erinnert werden. x. * 7 Fehler habe:„ſie iſt nämlich nicht ganz gerade.“ Er ſchützt vor allem die Kleinkinder vor un⸗ Herzlichen Glückwunſch und alles Gute, Zum Kapitel„Herzenskalt'. In einem kleinen Buche habe ich die wundervolle Stelle gefunden, über die vielleicht viele hinweggeleſen haben. In der Geſchichte des„Leberecht Hühnchen“ von Seidel beſitzen wir ein wahres Brevier der Genügſamkeit, jener Tugend, deren wir gerade heutzutage ſo ſehr bedürfen Leberecht Hühnchen, dieſer ſchlicht⸗prächtige Menſch, ein wahrer Lebenskünſtler, har ſich verheiratet. Er trifft einen alten Freund, dem er von ſeiner Frau erzählt. Er geſteht dem Freunde, daß ſeine geliebte Frau einen kleinen körperlichen Leberecht erklärt, er ſelbſt ſehe dies Gebrechen nicht mehr, habe es eigentlich nie bemerkt, denn er habe ſich vor allem in ihr Herz verliebt.. Dann ſagt dieſer einfache, herzenswarme Menſch ein wundervolles Wort:„Nicht wahr, du wirſt nichts ſehen?“ Gibt es etwas Ergreifenderes als dieſe Bitte? Enthält ſie nicht die ganze verſtehende Feinfühligkeit eines Menſchen, der über Aeußeres hinwegſehen konnte, weil es ihm nur auf die Werte des Inneren ankam? Und hat nicht dies Wort auch uns vieles zu ſagen?. „Nicht wahr, du wirſt nichts ſehen?“ Ach, das iſt ja ſo traurig im Leben, daß ſich die meiſten anmerken laſſen. was ihnen Unliebſames am Mitmenſchen auffällt. Wer kennt nicht den halb erſtaunten, halb mitleidigen Blick, mit dem wir einen Bekannten muſtern, der auch einmal die berühmten„beſſeren Tage“ geſehen hat! Ahnen wir denn nicht, wie weh ſolch ein Blick dem anderen tut? Oder man begegnet auf der Straße einem Menſchen, dem ein körperliches Gebrechen anhaftet. Statt taktvoll darüber hinwegzuſehen, bleibt man wohl gar ſtehen und betrachtet den Unglücklichen mit neugierigen Blicken. Vielleicht war auch einer lange krank. Leidenszüge haben ſich tief in ſein Antlitz gegraben. Sein Haar haben Krankheit und Kummer gebleicht. Warum überſieht man das alles nicht mit der ruhigen Selbſtverſtändlichkeit, die einem der Takt des Herzens verleihen müßte? Warum ſpricht man darüber, wo man doch wiſſen müßte, wie weh es tut, an ſolche Dinge er⸗ innert zu werden! Es gibt unzählige ähnliche Beiſpiele, wo unſer Herz es uns ſagen ſollte:„Nicht wahr, du wirſt nichts ſehen?“ Wir müſſen uns in ſolchen Fällen nur einmal an die Stelle des Nächſten verſetzen und uns vorſtellen, wie uns dabei zumute wäre. Erſt dann werden wir zu all dieſen Dingen die richtige Ein⸗ ſtellung gewinnen.. Gerade in ſolch feinem, ſelbſtverſtändlichen Ueberſehen zeigen ſich Herzensgüte und Herzenstakt. Femina. Schlechte Laune. Schlechte Laune tſt anſteckend. Unſere Umgebung leidet darunter. Alles ſieht düſter und grau aus. Unſere Umwelt möchten wir am liebſten vergiften; alles reizt uns. Wir fallen uns und unſerer Umgebung zur Laſt. Jeder hat ab und zu ſeinen ſchwarzen Tag. Es gibt, genau ſo wie Magenverſtimmungen, auch ſeeliſche Verſtimmung. Man fühlt ein ſtarkes Unluſtgefühl. Alles iſt grau in grau. Das Leben lohnt nicht, gelebt zu werden. Das Leben zeigt ſich uns in einem verzerrten Licht. So ſieht es im Innern eines Schlechtgelaunten aus. ö Woher kommen ſolche Mißſtimmungen? Meiſt kann man do ſagen: kleine Urſachen, große Wirkung! Entweder es kommt gerade ein Beſuch, der nicht erwünſcht iſt, oder der andere ſagt ein unfreundliches Wort, ohne dabei irgend etwas Böſes zu denken— es iſt ſchlechtes Wetter und der geplante Spaziergang wird dadurch verhindert, und ſchon iſt die Mißſtimmung da. Ach, es gibt ja unendlich viele kleine Urſachen, um ſchlechte Loune hervorzurufen! Dinge, die ganz unwichtig und be⸗ deutungslos ſind, geben häufig Anlaß dazu. Häufig ſchlechte Laune, das kann angeboren ſein, kann aber auch ein Fehler der Erziehung ſein. Meiſt haben mißmutige Eltern ſchlechtgelaunte Kinder. Kinder ſind ja mehr noch als die Erwachſenen jeder Stimmung unterworfen, deshalb darf man ja nicht alle Launen durchgehen laſſen. Wer ſich von den Kleinen durch Launen tpranniſteren läßt, der züchtet launen⸗ hafte Kinder groß. Das wirkſamſte Mittel dagegen iſt: über⸗ ſehen, nicht beachten, ſich nicht darum kümmern. Wenn das die Kinder merken, erliſcht die ſchlechte Laune von ſelbſt. Der Erwachſene muß ſich beherrſchen und darf ſich nicht gehen laſſen; wenn er Charakter hat, darf er ſich nicht jeder Stimmung hingeben. Es gibt viel Unglück; doch darf das per⸗ ſönliche Unglück ſich nicht zur Qual für die Umgebung aus⸗ wachſen Schlechte Laune erzeugt eine vergiftete Atmoſphäre um uns; kein Menſch hat das Recht, ſchlechtgelaunt zu ſein, da er ſonſt unweigerlich das Glücksgefühl um ſich herum tötet. Fliegen in der Wohnung. Wirkſame Bekämpfungsmethoden von Gertrud Reinſch. Haben wir ſie nicht alle ſchon einmal voller Wut„Elendes Bieſt!“ getauft und nach ihr geſchlagen? Haben wir uns nicht manchmal den ganzen Tag auf die Milch gefreut, und wenn wir ſie trinken wollten eine Fliege auf ihr ſchwimmend ge⸗ ſunden, ſo daß wir das köſtliche Getränk voller Ekel weg⸗ ſchütteten? Oder hatten wir uns nicht für eine halbe Stunde zum Mittagsſchläſchen niedergelegt und wurden durch eine einzige Fliege davon abgehalten, ſchlafen zu können? Geſtehen wir uns aber ein, daß wir ſel bſt zu einem nicht geringen Teil an dieſer Plage und Beläſtigung ſchuldig ſind. Man kann die Fliegenplage ſo wirkſam einſchränken, daß ſie kaum noch vorhanden iſt. Das erſte Gebot lautet: keine Speiſen und Speiſereſte un⸗ abgeſchloſſen ſtehen laſſen. Das zweite Gebot iſt 9 Sauberkeit. Dazu gehört, daß benutztes Geſchirr tunlichſt ſofort e oder abgeſchloſſen weggeſtellt wird. Drittens ſollten alle Fenſter mit Gazerahmen zugeſtellt werden, damit wohl Luft, aber kein 2 herein kann. Fliegen vertragen keine Zugluft. Deshalb ſollte die Wohnung morgens mindeſtens während einer Stunde und ohne Gaze vor den Feuſtern unter Zugluft geſetzt werden. 5 Ferner ſollte möglichſt vermieden werden, im Sommer Käſe ins Haus zu bringen, da er eine beliebte Fliegennahrung und— Brutplatz iſt. Eine morgendliche Razzia mit der e dürfte den hartnäckigen Reſt vertilgen. Dem ekannten Fliegenpapier, den Leimtüten und Fliegenbändern iſt entſchieden ein raſch wirkendes Tötungsmittel vorzuziehen. Als ſolches iſt Fliegenpulver, mit Waſſer oder Milch angerührt und in einer Schale aufgeſtellt ſehr wirkſam Alle Quälerei, langes Zappeln in flüſſigen Fliegenfallen uſw. oder an den Leimtüten und Fliegenbändern, iſt zu vermeiden. Allerdings geſchehe die Aufſtellung von Milch mit Fliegenpulver(Gift! ſo, daß nicht etwa eine Verwechſlung vorkommen kann 15 Kinder nicht naſchſüchtig die Milch austrinken bzw. die Haus⸗ katze oder der Hund. Endlich werden Fliegen aus einem Fimmer dadurch ſehr wirkſam vertrieben, daß man einen Wafttebauſch oder eine Schale mit Formalin aufhängt oder auf⸗ ſtellt. Formalin können Fliegen nicht riechen un Uuchtartig das Zimmer. N N * verlaſſen Nie Frau ls Hausfrau. Eine Hausfrau iſt eines der praktiſchſten und vielſeitigſten Weſen, die es gibt; ſie braucht ſogar keine Ferien, wenigſtens nach Anſicht ihrer Umgebung! 5 Wenn die Arbeit einer deutſchen Hausfrau quantitativ und qualitativ bezahlt würde, ſo wäre dieſer Stand einer der beſt⸗ bezahlteſten! ö. Die Lage der Hausfrau würde ſich außerordentlich ver⸗ beſſern, wenn ſie, wie ihre Dienſtboten, das Recht der Kündi⸗ gung beſäße! 5 Wie manche Tochter lernt erſt im eigenen Haushalt den Wert ihrer Mutter erkennen! Nur die tüchtige Hausfrau, die ſelbſt zu arbeiten verſteht, weiß, was man ſeinen Untergebenen zumuten kann. 5* Der Mann iſt in ſeiner Arbeit einſeitiger als die Frau: denn wenn man einem Mann eine Tätigkeit von auch nur annähernd ſolcher Vielſeitigkeit, wie ihn der Beruf der Haus⸗ frau darſtellt, zumuten würde, der Herr der Schöpfung würde ſicher ſtreiken!* Eine tüchtige Hausfrau erfüllt in ihrem Arbeitsbereich eine größere kulturelle Aufgabe als ſelbſt das dickleibigſte national⸗ ökonomiſche Werk! 4. Jede Hausfrau ſollte mit Friedrich dem Großen von ſich ſagen können:„Ich bin der erſte Diener meines Staates!“ i. t. Um Butter friſch zu halten. Wenn es warm wird und man nicht über einen Eisſchrank verfügt oder keinen Keller hat, dann iſt das Aufbewahren von Butter ſchwierig. Sie wird weich und ſchnell ranzig, insbeſondere bei großem Temperatur⸗ wechſel. Der beſte Aufbewahrungsplatz für Butter iſt ein ge⸗ wöhnlicher irdener Topf ohne Glaſur. Der Topf mit der Butter wird dann in kaltes Waſſer geſetzt. Gut iſt es, den⸗ ſelben noch mit einem reinen Tuch abzudecken, auf das man einiges Salz ſtreu. Man muß darauf achten, daß der Topf nicht dicht bei ſtark riechenden Sachen ſteht, denn ſonſt wird die Butter trotzdem ranzig. Kalt gehaltene Butter, an einem Platz mit genügend friſcher Luftzufuhr aufbewahrt, wird auch bei heißem Wetter lange gut bleiben. 5 t. Bierflecke entfernt man aus einem reinen Tiſchtuch da⸗ durch, daß man eine flache Schale unter den Fleck ſtellt und ſiedendes Waſſer darauf gießt; aus Wolle mit Fleckſeifenlöſung und danach mit Spektrol oder mit Salmiakwaſſer bei weißen Wollſtoffen, mit einem Zuſatz von etwas Soda: aus Seide mit halb Spiritus, halb Waſſer 5 k. Blonde Haare heller zu machen oder hell zu erhalten, iſt leicht dadurch möglich, daß man ſie regelmäßig mit Haar⸗ blondin oder einem ähnlichen Waſchpulver wäſcht. Beſonders bewährt hat es ſich auch, dem Waſchwaſſer für die Haare etwas Waſſerſtoffſuperoxyd zuzuſetzen. Ein Eßlöffel voll Waſſerſtoff⸗ ſuperoxyd unter das Waſchwaſſer gemiſcht, genügt, um den Haaren allmählich eine hellere Farbe zu geben. k. Reinigung von Oelgemälden. Von einer Naßbehandlung muß, wenn auf Erhaltung des Gemäldes Wert gelegt wird, abgeraten werden, ebenſo vor Anwendung von Zwiebeln, Seife oder überhaupt allen ſcharfen Mitteln. Durch die Näſſe be⸗ kommen die Bilder leicht Riſſe. Es genügt im allgemeinen ſchon ein Abſtauben der Bilder mit einem Pinſel oder ein Abreiben mit einem weichen Ledertuch, Schwamm oder Lappen. t. Stoclflecke auf Silber. Stockflecke auf Silber beſeitigt man, indem man die Flecke mit warmem Eſſig wäſcht, mit Waſſer nachſpült und trocknet. Das Trocknen geſchieht am beſten mit Sägeſpänen. f. Kaffeegrund noch einmal zu verwenden. In dem Grund des einmal aufgebrühten reinen Bohnenkaffees ſteckt immer noch ſo viel Kraft, daß man denſelben unter folgender An⸗ wendung noch einmal benutzen kann: Man macht ſtatt des ſonſtigen Quantums Kaffee nur die Hälfte und ſchüttet ihn zu dem Kaffeegrund. Dann überbrüht man ihn mit der üblichen Menge Waſſer. Der Kaffee ſchmeckt ausgezeichnet und iſt auch ſtark genug. k. Das Fett beim Pfannkuchenbacken. Legt man eine oder mehrere Scheiben geſchälte, geſchnittene und ſauber gewaſchene Kartoffelſcheiben auf den Boden des Topfes, in dem die Pfann⸗ kuchen gebacken werden ſollen, ſo bildet ſich kein Salz im Topf, und das Schmalz bleibt klar. Die Kartoffelſcheiben müſſen bei jedesmaligem Hineinlegen der zu backenden Pfannkuchen er⸗ neuert werden. k. Myrtenkranz zu konſervieren. Will man einen Myrten⸗ kranz konſervieren, 0 tauche man ihn in eine Löſung von Hart⸗ paraffin in Benzol 1:10. Iſt die Aale gut abgelaufen, ſo laſſe man den Kranz an friſcher Luft trocknen. 0 0 0 5 Jia die Mliclie. k. Pudding von Johannisbeeren. Die Johannisbeeren ſüßt man nach Geſchmack und läßt ſie mit dem Zucker gut durch⸗ ziehen. Unterdeſſen rührt man ein halbes Pfund feine Margarine zu Sahne, vermiſcht ſie mit 3 großen Eiern, 100 Gramm Zucker, einem Päckchen Vanillezucker, einer Spur Salz, dem Abgeriebenen einer halben Zitrone. 150 Gramm Weckmehl, 150 Gramm Zwiebackmehl, und gibt ſo viel lau⸗ warme Milch hinzu, daß man einen dickflüſſigen, glatten Teig hat. Man ſchichtet ihn abwechſelnd mit den Johannisbeeren in eine vorbereitete Puddingform, ſtellt dieſe in einen mit kochendem Waſſer gefüllten Topf und kocht den Pudding lang⸗ ſam eine Stunde. k. Schwarzwurzeln mit Küſe. Die in Salzwaſſer abgekochten, gut abgetropften Schwarzwurzeln werden ſogleich in ein bereit⸗ gehaltenes Geſchirr mit geſchmolzener Butter gegeben, mit geriebenen Parmeſankäſe und ewas weißem Pfeffer durch⸗ ſtreut, auf dem Feuer ſo lange geſchwenkt, bis der Käſe auf⸗ gelöſt iſt. Man bringt ſie auf den Tiſch mit Röſtbrot umlegt, eventuell mit Krebsbutter beträufelt. l. Blumenkohl und Tomaten. Ein kleiner Blumenkohl wird über Nacht in kaltes Salzwaſſer gelegt. Kurz vor dem Ge⸗ brauch wird er herausgenommen und kleingerieben, einige Tomaten werden in Scheiben geſchnitten und um den klein⸗ geriebenen Blumenkohl angeordnet. Man kann dieſer Gemüſe⸗ platte auch noch Salat beimiſchen, indem man einen Kopfſalat auseinandernimmt, wäſcht und die zarten Blätter verwendet. Will man den Salat extra reichen, ſo bereite man ihn zu, indem man ihn mit Zitronenſaft oder Olivenöl anrichtet. f. Nuß⸗Eierkuchen. Zwei Eigelb verquirlt man in einen halben Liter Milch mit zwei Eßlöffel Mehl, etwas Salz, einem Eßlöffel Zucker, vier Eßlöffel geriebene Nüſſe und dem Schnee der zwei Eier. Danach bäckt man ſie wie andere Eierkuchen. k. Geſchmorter Kopfſalat. Aus den harten Blättern des Nopfſalats, die als Salat keine Verwendung mehr finden können, läßt ſich ein ſchmackhaftes Gemüſe bereiten, wenn man die gut gewaſchenen Blätter abtocht, abtropfen läßt, fein hackt und dann in einer Mehlſchwitze mit geriebener Muskatnuß und einem Stich Butter weichſchmort.