inner politiſchen, Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die einſpaltige Petitzeile 20 Pfg. Reklamen 60 Pfg.— Bei Wiederholungen tarifl. Rabatt. Für Platz⸗Vorſchriften wird keine Garantie übernommen. Tages · und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Annahmeſchluß für Inſerate und Rotizen vormittags 9 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Aluſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig). „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Schriftleitung, Druck u. Verlag: G. Härdle, Zähringerſtr. 68. Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 88. Jahrgang Der Kanzler zur Lage Dreiſtündige Rede auf der Führertagung in Berchtesgaden. Berchtesgaden, 7. Auguſt. Die Reichspreſſeſtelle der NSDAP teilt mit: Die Führertagung der NSDAP nahm auf dem Ober⸗ ſalzberg in Berchtesgaden ihren Fortgang. Im Mittelpunkt ſtand die große Rede, die der Führer vor den verſam⸗ melten Reichsleitern und Gauleitern hielt. In ſeinen groß⸗ angelegten dreiſtündigen Ausführungen, die ſich mit der wirtſchaftspolitiſchen und außenpolitiſchen Lage befaßten, erinnerte der Führer einleitend daran, daß er hier an einer für die NSda hiſtoriſchen Stätte ſpreche. Hier in dieſem Hauſe ſeien einſt die Pläne entworfen worden zur erſten Erhebung der Partei im November 1923, die zwar noch nicht zum Erfolg geführt habe, aber dennoch für die Entwicklung der Bewegung von großer Bedeutung geweſen ſei. Wenn man damals nicht wenige Tage vor dem Losſchlagen der ande⸗ ren gehandelt hätte, wäre das Geſetz des Handelns auf die andere Seite übergegangen, was vorausſichtlich das Ende des Reiches bedeutet hätte. Hier ſei ferner der Zufluchts⸗ ort für viele Flüchtlinge der Bewegung, insbeſondere auch für unſeren unvergeßlichen Dietrich Eckart geweſen. Hier habe er ſpäter die Pläne zur Reorganiſation der Par⸗ tei gefaßt. Man ſehe hier eben in den Bergen manches viel klarer als unten unter den Menſchen, und auch in der Zeit, die er hier oben jetzt verbringe, würden wieder große Ent⸗ ſchlüſſe reifen. Macht und Ausbau der Bewegung Zur innerpolitiſchen Lage führte Adolf Hit⸗ 0 * ler aus: Die letzten ſechs Monate, die uns in den Beſitz der geſamten Staatsgewalt gebracht hatten, ſeien die Recht⸗ e g für ſein Handeln im letzten Jahre geweſen, zugleich aber auch die g trauen, daß die Führung in die Partei ſetze. Aus dieſem ergäben ſich auch die Konſequenzen für die Zukunft. Der Führer ließ keinen Jweifel darüber, daß die Par⸗ iei die Macht auch mit allen Mitteln zu verteidigen enk⸗ ſchloſſen ſei. Ordnung im eigenen Hauſe ſei das letzle hier · an Entſcheidende auch für unſere Stellung in der Welt. We⸗ at ſei, daß die Herrſchaft im Staate von einer den Ju- älligkeiten des Augenblicks enkzogenen ſtabilen Inſtitution garankiert werde. Unabhängig von Perſonen müſſe daher die Macht der Bewegung für alle Zukunft gefeſtigt werden. Darum ſei eine Organ'ſation nokwendig, die ſo geartet ſei, daß ſich aus ihr heraus die Jührung immer wieder von ſelbſt erneuere und ergänze. Die Partei werde auch ihre Führungshierarchie aufbauen in einem Senat der älte ⸗ ſien, bewährteſten und kreueſten Parteigenoſſen. Sie müſſe in ganz großen Zeiträumen denken, denn ſie ſei dazu berufen, das Leben des Volkes zu garantieren. Mitgliedſchaft bei der Partei dürfe nicht Genuß, ſon⸗ dern könne nur Opfer bedeuten. Dieſe heroiſche Idee der Bewegung aber müſſe das ganze Volk beherrſchen. Es müſſe Wert darauf gelegt werden, allmählich eine Tradition der Bewegung zu ſchaffen. Schon aus dieſem Grunde werde die Leitung der Bewegung für immer in München bleiben, ebenſo wie die Parteikage auch für die Zukunft, und zwar alle zwei Jahre, in Nürnberg ab⸗ gehalten werden ſollen. Aus der inneren Ehrfurcht vor die⸗ ſer Tradition und dem Geleiſteten würden der Bewegung für die Zukunft unerhörte Kräfte erwachſen Drei Wellen des Generglangriffs In ſeinen Ausführungen über die wirtſchaftli⸗ chen Probleme ging der Führer insbeſondere auf den Generalangriff auf die Arbeitsloſigkeit ein, deſſen Durchführung die wichtigſte Aufgabe der näch⸗ ſten Jahre ſei. Dieſer Generalangriff vollziehe ſich in drei großen Wellen. Die erſte Welle in den bisherigen ſechs Monaten habe zwei Millionen Arbeitsloſe oon der Straße geſchafft. Die zweite Welle, die ab September beginne und für die die materiellen und finanziellen Unterlagen ſicher⸗ geſtellt ſeien, habe das Ziel die im Sommer erreichten Er folge zahlenmäßig im Winter mindeſtens zu halten. Die dritte Welle des Angriffes würde im nächſten 25 beginnen und die Arbeitsloſigkeit weiter in enk⸗ idender Weiſe zurückdrängen. Er ſei feſt überzeugt, daß ein endgültiger Erfolg gegen die Geiſel der Arbeitsloſigkeit innerhalb der nächſten Jahre zu verzeichnen ſein werde. Aus der Löſung ies Arbeits⸗ loſenproblems, mit dem unſere weltanſchaulichen Gegner nicht fertig geworden ſeien, würde die Ns Da einen ungeheuren Gewinn an Aukorität ziehen, einer Autorität, wie ſie noch kein Re⸗ gimenk vor uns heſeſſen hahe 1 Wenn wir das Problem der Arbeitslosigkeit endgültig ge⸗ löſt haben würden, dann kommen wir damit zugleich auch zu einer nattonalſozialiſtiſchen Auffaſſung der Arbeit ſelbſt, zum nationalſozialiſtiſchen Grundſatz, daß der Staat nicht dazu da ſei, Renten auszuteilen, ſondern Arbeits⸗ möglichkeiten. Wenn man bedenke, in welchem Zu⸗ ſtand ſich die Nation befinden könne, wenn ſie die unge⸗ heuren 5 Arbeitskräfte(äährlich neun Mil⸗ liarden Arbeitsſtunden) praktiſch für unſer Volk verwertet hätte, dann könne man erſt ermeſſen, was die⸗ jenigen verſchuldet hätten, die vor uns regierten. Die NSA werde dieſe entſcheidende Frage anfaſſen und lö⸗ ſen, weil ſie eine ethiſche Verpflichkung ſei. Der Führer ging dann des näheren auf das in Angriff genommene Rechtfertigung für das Ver⸗ Montag, den 7. Auguſt 1933 gewaltige Straßenbauproſekt ein, das noch nach Jahrhunderten Zeugnis ablegen werde für die Kühnheit und die Leiſtungen der nationalſozialiſti⸗ ſchen Bewegung. Er ſei überzeugt, daß die Nachwelt unſere Zeit einmal als eine der geiſtig umwälzendſten Epoche der Geſchichte bezeichnen werde. Der Führer ſprach zum Schluß ſeinen Mitkämpfern ſeinen Dank aus für die geleiſtete Arbeit. Wenn die alte Garde ihren Bund mit ihm für die Zukunft ſo aufrecht erhalte wie in der Zeit des bisherigen Kampfes, dann werde auch der Erfolg in der Zukunft ſo ſein, wie er bis⸗ her geweſen ſei. Daßz wir die Macht beſäßen, ſei wunderbar, doch noch wunderbarer ſei es, daß wir auch das Herz des Volkes be ſäßen. In die kommende eit hinein ſehe er mit einem un⸗ erhörten Gefühl der Zuverſicht und des Vertrauens. Der Schluß der Tagung vereinte die Teilnehmer zu 1 Zuſammenſein im Hauſe des Führers auf dem Ober⸗ alzberg. Der Abſchluß der Führertagung Die Führertagung der NSDAP fand am Sonntag ihren Abſchluß in Berchtesgaden. Um 10 Uhr vormittags fand am Königsſee unter Leitung des Stabsleiters der PO, Dr. Ley, eine Sitzung der Gauleiter ſtatt, auf der Fragen organiſatoriſcher Art beſprochen worden. An⸗ ſchließend tagten die Abteilungsleiter, die ſich mit Problemen ihrer Sondergebiete befaßten. Ueber den Reichsparteitag in Nürnberg wurde mitgeteilt, daß auf ihm auch Sondertagungen der einzelnen Abteilun⸗ gen der Po ſtattfinden werden. Am Nachmittag erſchien der Führer am Königs⸗ ſee. Bereits ſeit den Morgenſtunden wartete eine freudig geſtimmte Menge auf den Führer, den ſie mit nichtenden⸗ wollendem Jubel begrüßte. Bei prächtigſtem Wetter führte eine Floßfahrt die Tagungsteilnehmer mit dem Füh⸗ rer über den See. woran ſich ein Spaziergang zum Hinterſee anſchloß. Für die aus allen Gauen Deutſchlands zuſammengekommenen Teilnehmer bildeten dieſe Stunden inmitten der gewaltigen Gebirgswelt einen unvergeßlichen Abſchluß der glänzened verlaufenen Führertagung. „Garanten der Revolution“ Großer SA-Aufmarſch in Berlin.— Rede des Stabschefs. Berlin, 7. Auguſt. Die aus einem kleinen Grüppchen zur ſtärkſten SA⸗ Gruppe Deutſchlands mit weit über 100 000 Mann ange⸗ wachſene Berliner und Brandenburger SA hielt ihren erſten großen Aufmarſch ab, der ſich zu einer gewaltigen Heer⸗ ſchau auf dem Tempelhofer Feld geſtaltete. Viele be⸗ kannte Perſönlichkeiten, darunter auch zahlreiche Auslän⸗ der, wohnten der Kundgebung bei. Nach dem Niederländi⸗ ſchen Dankgebet ſprach Pfarrer Tauſch über das Bibelwort: „Gott ſei Dank, daß er uns den Sieg gegeben hat“. Sehr eindrucksvoll geſtaltete ſich die Gefallenenehrung. Die 100 000 Mann ſtanden ſtill. Gruppenführer Ernſt rief die Namen der 39 Gefallenen der Gruppe Berlin auf und bei jedem Namen antwortete die Armee der Hundert⸗ tauſend mit„Hier“. Die Vereidigung der Anwärter ſchloß ſich an. Mit brauſenden Heilrufen wurde Stabschef Röhm empfangen. Er führte u. a. aus: „Gerade hier in Berlin, im Brennpunkt des Kampfes, ſind Sie ein jeder an der Klinge geweſen. Die Revolu⸗ tionen entſcheiden ſich immer wieder in der Hauptſtadt des Landes. So hat auch in den Tagen der Entſcheidung auf Ihnen die größte Laſt des Amos und der Verantwortung gelegen. Eine Etappe in dem großen Kampf liegt hinter uns. Eine neue Etappe des Kampfes gleicher Art liegt vor uns. Wir müſſen davon aus⸗ deggen, daß wir die gleichen, einfachen, ſchlichten Kämpfer leiben, die wir geweſen ſind. Heute handelt es ſich darum, dieſen S A- Geiſt, der Deulſch⸗ land gewandelt hat, bis in die letzte Schicht des Volkes hin⸗ einzutragen. Wenn wir heute nach wenigen Monaten der durchgeführten Rewolution nielleicht da und dort noch Ver⸗ hältniſſe ſehen, die uns Soldalen— wir müſſen es offen ausſprechen— nicht paſſen, ſo wollen wir das Vorbild und Beiſpiel geben, daß dieſe Verhältniſſe ſich grundlegend ändern. Ich habe die Forderung geſtellt und den Befehl an die unkerſtellten Führer gegeben, daß alle die Angehörigen der S A, die dieſes Geiſtes nicht ſind, aus unſeren Reihen ausgeſchieden werden müſſen. Wir wollen unſere Reihen reinhalken. Es dürfen n wirkliche deutſche Männer mit deut⸗ ſchem ſoldatiſchem Geiſt, mit revolutionärem Kampfgeiſt in unſeren Reihen ſtehen. Die SA wird, darüber ſoll ſich nie⸗ mand im Zweifel ſein, bleiben und ihre Stelle behaupten. Der Führer hat uns die Aufgabe geſtellt, Zaranten der Revolution zu ſein, und wir werden ſie erfüllen. In dieſer Stunde geloben dieſe Kämpfer, die ſich geſchworen haben, auf Tod und Leben zuſammenzuhalten, nicht von der Stelle zu weichen, ihrem Führer die Treue zu halten bis zum Tode. Unſerem Führer ein dreifaches Sieg⸗Heil. Die erſte Strophe des Horſt⸗Weſſel⸗Liedes leitete über zum großen Vorbeimarſch, den nach dem Gruppen⸗ ſtabe unter Führung des Brigadeführers Prinz Auguſt Wilhelm die Standarten, die Stabswache Göring, die Feld⸗ polizei und endlich die mit dem Obergruppenführer Heines gekommene ſchleſiſche Abteilung eröffneten. Nr. 181 Landesbiſchof Müller Die Neuordnung in der altpreußiſchen Landeskirche. Berlin, 6. Auguſt. Ueber den Beſchluß des altpreußiſchen Kirchenſenats, dus den die Wahl von Wehrkreispfarrer Müller vollzogen 1 wird folgende kirchenamtliche Mitteilung ausge⸗ „Der Kirchenſenat wählt den Wehrkreispfarrer L. dig Müller in Königsberg in Preußen zum Präſidenten des Evangeliſchen Oberkirchenrates. Der Präſident Müller führt zugleich die Amtsbezeichnung Landesbiſchof. 2. Der Präſident des Evangelischen Oberkirchenrates Ludivig Müller iſt an Kollegialbeſchlüſſe des Evangeliſchen Oberkirchenrates nicht gebunden. Er iſt berechtigt, Befug⸗ 17 des Evangeliſchen Oberkirchenrates ſelbſtändig auszu⸗ üben. 3. Der Kirchenſenat überträgt bis zu ſeiner nächſten Sitzung ſeine Befugniſſe auf ſeinen Vorſitzenden.“ Durch dieſen Beſchluß des Kirchenrates tritt zum erſten Male in der Geſchichte der altpreußiſchen Union an die Spitze der Verwaltung der größten deutſchen Landeskirche ein Geiſtlicher, der die Amtsbezeichnung Landesbiſchof führt. Während bisher die Entſcheidungen im Evangeliſchen Ober- kirchenrat durch Kollegialbeſchlüſſe getroffen wurden, die durch Abſtimmung der hauptamtlichen Mitglieder zuſtande kamen, werden nunmehr dem Präſidenten ſtärkere ſelbſtän⸗ dige Befugniſſe eingeräumt. Der Kirchenſenat, der etwa 35 Mitglieder zählt, hat ſeine Befugniſſe auf ſeinen Vor⸗ ſitzenden Präſes D Winckler übertragen. Das Ziel der Jungreformatoren Die Reichsführung der Jungreformatoriſchen Bewe⸗ gung teilt mit: Die Verfaſſung der evangeliſchen Kirche iſt abgeſchloſſen und die Kirchenwahlen ſind vollzogen. Ein Abſchnitt der Entwicklung unſerer Kirche iſt erreicht. Die Jungreformato⸗ riſche Bewegung wird damit für das Ziel völlig frei, das ſie ſtets als das weſentliche erkannt hat. Die Grundlage der evangeliſchen Kirche iſt Gottes Wort. Sein Verſtändnis bleibt für uns an das reformatoriſche Bekenntnis gebunden. Nur von hier aus kann ſich die deutſche evangeliſche Kirche aufbauen. Die Jungreformatoriſche Bewegung will zu die⸗ ſer Grundlage der Kirche zurückführen. Von hier aus will ſie ihre Arbeit in Theologie und Gemeinde treiben und alle ihre Kräfte verantwortlich in den Dienſt der neuen evangeli⸗ ſchen Kirche ſtellen. Die Jungreformatoriſche Bewegung iſt entſchloſſen, an 8 Teil an einer Befriedung und an der Einheit der Kirche mitzuarbeiten. Ein Schritt in Berlin Inkervenkion zu Gunſten Oeſterreichs. London, 7. Auguſt. Reuter meldet: Die britiſche Botſchaft in Ber hat Anweiſung erhalten, bei der deutſchen Regierung mündlich vorſtellig zu werden wegen des Abwurfes nationalſozialiſti⸗ ſcher Flugblätter über Oeſterreich aus deutſchen Flugzeu⸗ gen und gewiſſer Reden, die von deutſchen Rundfunkſtatio⸗ nen verbreitet wurden und in denen die öſterreichiſche Be⸗ völkerung aufgefordert wird, ihre gegenwärtige Regierung zu beſeitigen. Es heißt, daß die italieniſche und die franzö⸗ ſiſche Regierung in der gleichen freundſchaftlichen Form vorgehen werden. Dieſe Vorſtellungen werden auf Grund der Präambel des Viermächtepaktes erhoben wer⸗ den, da man der Auffaſſung iſt, daß dieſer Weg die freund⸗ ſchaftlichſte Form bedeutet, um an die deutſche Regierung heranzutreten. Havas gab bisher lediglich eine Londoner Meldung von einer Demarche des franzöſiſchen Botſchafters in Berlin der Pariſer Preſſe wieder. Von amtlicher Pariſer Stelle iſt noch keine Aeußerung erfolgt. Der deutſche Botſchafter, Dr. Roland Köſter, hatte Samstag nachmittag eine Beſprechung mit dem Ge⸗ neralſekretär des franzöſiſchen Außenminiſteriums, Bot⸗ ſchafter Leger. Auch der italieniſche Botſchafter Graf Pignatti di Cuſtozza ſtattete dem Generalſekretär des Außenminiſteriums einen Beſuch ab. Keine offizielle Beteiligung Italiens Wie der Reuter⸗Vertreter in Rom meldet, iſt ihm dort von einem Beamten des Auswärtigen Amtes erklärt wor⸗ den, daß ſich Italien an den Vorſtellungen der Weſtmächte nicht beteiligt Dazu erfährt Reuter von anderer und zwar nichtamtli⸗ cher Seite, daß die italieniſche Regierung bereits Ge⸗ legenheit genommen habe, ir reundſchaftlicher und nichtoffizieller Form in Berlin zur Mäßigung und Um⸗ ſicht zu raten. Keine italieniſche Demarche Rom, 7. Aug. Die Agenzia Slefani demenkiert die von einer ausländiſchen Nachrichtenagenkur verbreitete Mel⸗ dung, wonach Italien in Berlin wegen der Ueberfliegung öſterreichiſchen Gebietes durch deulſche Flugzeuge eine De⸗ marche unkernommen habe. Der Lohn für den Weltrekord Königsberg, 7. Aug. Der SA⸗Mann Kurt Schmidt, der mit nahezu 37 Stunden am Freitag den neuen Welt⸗ rekord im Segelflug aufgeſtellt hat, wurde durch den Füh⸗ rer der SA⸗Obergruppe 1 in Anerkennung ſeines hervor⸗ ragenden Kampfgeiſtes zum Sturmführer ernannt. Die Welt hörte Bayreuth Anſprache des Reichspropagandaminiſters a Bayreuth, 7. Auguſt. Die Feſtvorſtellung der„Meiſterſinger“ wurde zu einer Weltſendung ausgeſtaltet. Durch die Uebertragung auf aus⸗ ländiſche Sender und durch die Richtſtrahlen des deutſchen Kurzwellenſenders wurden ſchätzungsweiſe allein fünf Millionen Hörer im Ausland erfaßt. Das Hauptkontingent ſtellte Südamerika. Reichspropagandaminiſter Dr. Goebbels hielt eine Anſprache über„Richard Wagner und das Kunſtempfin⸗ den unſerer Zeit“, die anſchließend in Engliſch, Franzö⸗ ſiſch und Ital⸗eniſch geſendet wurde. Dr Goebbels behan⸗ delte das Thema in feiner. künſtleriſcher Weiſe, durchſtrömt von den völkiſchen Gedanken„Jede große Kunſt iſt volks⸗ gebunden“ ſo erklärte er Daß Maaners Kunſt ſo erſchüt⸗ ternde Dokumente ſchöpferiſchen Wirkens zeitigen konnte, ſei in der Hauptſache darauf zurückzuführen, daß dieſes künſtleriſche Genie niemals ſeine tiefen Wurzeln im Erd⸗ reich des Volkstums verlor „Wenn Richard Wagners Muſik die ganze Welt er⸗ oberke, dann deshalb, weil ſie bewußt und vorbehaltlos deutſch war und nichts anderes ſein wollte.“ Jetzt erſt habe — ganze Volk den Weg zu Richard Wagner zurückgefun⸗ n. . 4 97 Prozent Inlandsweizen Die Vermahlungsquote für das Getreidewiriſchaftsjahr 1933/34. Amtlich wird mitgeteilt: Der Reichsminiſter für Er⸗ nährung und Landwirtſchaft hat nunmehr die bereits an⸗ gekündigte Regelung des Weizenvermahlungszwanges ge⸗ troffen. Die zehnte Verordnung über die Aenderung der Sätze für die Vermahlung von Inlandsweizen ſetzt die Höhe der Vermahlungsquote für das geſamte laufende Getreide⸗ wirtſchaftsjahr 1933/34, uzw. für die Zeit vom 16. Auguſt 1933 bis zum 15. Auguſt 1934, feſt, um den Mühlen die Möglichkeit der Dispoſition auf weite Sicht zu geben. Sie beſtimmt dabei, daß die Mühlen in der Zeit vom 16. Auguſt bis 30. Seplember 1933, in den einzelnen Mo⸗ naten, von Oktober 1933 bis Juli 1934 und in der Zeit vom 1. bis 15. Auguſt 1934 mindeſtens je 97 v. 9. Inlandsweizen vermahlen müſſen. Der Vermahlungsſatz für Inlandsweizen ermäßigt ſich auf 70 v. 9., ſoweit die Mühlen Auslands- weizen in Form von Auskauſchweizen vermahlen. Vorausſetzung hierfür iſt aber, daß die Mühlen ſich dem am 3. Auguſt dieſes Jahres errichteten„Konſortium Deut⸗ ſcher Weizenmühlen 1933“ anſchließen und die mit dieſer a im Intereſſe der Geſamtheit verbundenen La⸗ ten auf ſich nehmen. Die Sicherung der Kartoffelernte. Im Reichsminiſterium für Ernährung und Landwirtſchaft ſind die Vorbereitungen zur Sicherung des Kartoffelabſatzes in vollem Gange. Die Maßnahmen werden im Sinne echter Bauernpolitik unabhängig von den nicht ſelten polemiſchen Aeußerungen und Forderungen einſeitiger Intereſſentenkreiſe lediglich im Intereſſe des Geſamtwohles angeordnet und durchgeführt werden. Aufbau der Danziger Wirtſchaft Verwirklichung eines weſentlichen Programmpunktes der NSDAP. Danzig, 6. Auguſt. Der Danziger Senat hat in Durchführung ſeines Pro- gramms zum berufsſtändiſchen Aufbau der Danziger Wirt⸗ ſchaft die Vorſitzenden und Mitglieder der vorläufigen Hauptkwirtſchaftskammer ernannt. Zu Vorſitzenden wurden beſtellt der Kaufmann Hugo Schnee und der Regierungsrat z. D. Dr. Schimmel. Innerhalb der vorläufigen Hauptwirtſchaftskammer ſind für die einzelnen Berufszweige ſechs Gruppen gebildet worden, aus denen ſich ſpäter die geplanten Einzelwirtſchaftskammern entwickeln ſollen. 8 Jur weiteren Durchführung des Neuaufbaues der wirt⸗ ſchaftlichen Vertretungen ſind unter Auflöſung der beſtehen⸗ den Handelskammer und der Handwerkskammer vier neue Kammern als öffenklich- rechtliche Körperſchaften errichtet worden, und zwar eine Induſtriekammer, eine Handelskam⸗ mer, eine Handwerkskammer und eine Gewerbekammer. Sie unterſtehen ſämklich der Hauytwirkſchaftskammer. 5 Politiſcher Rundblick Gühne für Lindenfels Todesſtrafe wegen Ermordung eines Hitlerjungen. Das Sondergericht Darmſtadt fällte das Arkeil im Pro⸗ zeß wegen der blutigen Vorgänge am 26. Februar dieſes Jahres in Lindenfels im Odenwald, in deren Verlauf ein Hitler-Junge erſtochen worden war. Das Gericht verurteilte den Haupkangeklagten Büchler wegen ſchweren Landfrie⸗ densbruches in Tateinheit mit Tolſchlag zum Tode und Ehr⸗ verluſt auf Lebenszeit. Sein Vater erhielt 10 Jahre Zucht- haus. Drei Angeklagte erhielten Juchthausſtrafen von 4 bis 7 Jahren, 2 Angeklagte wurden zu Gefängnis verurkeilt. Ankideutſche Hetzdemonſtration. Die Lage in Apenrade, wo aus Anlaß des Einlaufens eines die Hakenkreuzflagge zeigenden deutſchen Schiffes von marxiſtiſcher Seite ein Streik vom Zaun gebrochen war, hat ſich weiter ver⸗ ſchen Zeitung“ demonſtrierten einige hundert Marxiſten und hielten aufreizende Reden gegen die Polizei und das„deutſche Naziblatt“. Auf dem im Hafen liegenden deutſchen Schiff wird unter Polizei⸗ ſchutz weitergearbeitet. Oeſterreich erſucht um Genehmigung von Hilfs polizei. Die öſterreichiſche Regierung hat ausgerechnet in Frankreich die Genehmigung zur Aufſtellung von 18 000 Mann militäriſch organiſierter Hilfspolizei nachgeſucht. Tatſächlich handelt es ſich bei der Aufſtellung einer militäriſch organiſierten Hilfspolizei in Oeſterreich um keinerlei neue Maßnahme, denn die öſterreichiſche Regierung hat ſich ſchon längſt damit beſchäftigt, zur Bekämpfung des Nationalſoziailsmus eine militäriſch organiſierte Hilfspolizei aufzuſtellen. a Bei den verhafteten Preſſevertretern in Wien. Der Vorſitzende der Vereinigung der deutſchen Preſſe in Wien hatte Gelegenheit, die verhafteten Berichterſtatter der reichsdeut⸗ ſchen Preſſe, Schepky(Scherl⸗-Verlag), Hönig(„Münchener Zei⸗ tung“) ſowie Riedel und von In der Maur im Polizeigefangenen⸗ haus zu ſprechen und ſich nach ihren perſönlichen Wünſchen zu erkundigen. Die Herren wußten bei Gelegenheit des Geſpräches nicht anzugeben, warum ſie eigentlich in Haft genommen ſeien, und gaben dem Vorſitzenden Dr. Hartmeyer ihre Wünſche wegen Beſtellung eines Rechtsanwalts bekannt. Saargruben enklaſſen Turnfeſtteilnehmer. Saarländiſche Blätter berichten über eine rigoroſe Maßnahme der franzöſiſchen Verwaltung der Saargruben: Wegen Teilnahme am Deutſchen Turnfeſt in Stuttgart ſind auf den franzöſiſchen Saargruben ſämtliche Teilnehmer entlaſſen worden. Unter den Entlaſſenen ſind Angeſtellte, die 30 Jahre einem Turnverein an⸗ gehören und auf der Grube ſtets in vorbildlicher Weiſe ihre Pflicht getan hatten. 145 Verletzte bei den Streikunruhen in Straßburg. Der Pariſer ſozialiſtiſche„Populaire“ proteſtiert gegen das brutale Vorgehen der Polizei im Straßburger Streik und beſchul⸗ digt den Präfekten des Departements Unterrhein, die Arbeiter⸗ klaſſe grundlos herauszufordern. Das Blatt meldet, daß bei den Streikunruhen insgeſamt 145 Perſonen zu Schaden gekommen ſind. Davon ſeien gegen 100 ſchwer verletzt worden. Ein dreijähriges Kind habe, als berittene Polizei gegen die Menge vorgegangen ſei, den Tod gefunden. ö Der deutſche Marinebeſuch in Riga. Der deutſche Marinebeſuch in Riga lenkt nach wie vor die allgemeine Aufmerkſamkeit auf ſich. Das lettiſche Militärblatt in Rig bemerkt in einem längeren Begrüßungsartikel, daß der gute Ei. uck, den die deutſchen Seeleute ſchon bei ihrem Beſuch vor ſechs Jahren durch ihre Manneszucht und Korrektheit hinterlaſſen haben, jetzt nur noch verſtärkt werde. Aehnlich ſind die anerken⸗ nenden Aeußerungen anderer Preſſeorgane. Frankreichs Furcht vor deutſchen Rüſtungen Der Pariſer Korreſpondent der„Times“ berichtet, daß man in franzöſiſchen politiſchen Kreiſen noch immer nicht aufhöre, 5 Befürchtungen über angebliche deutſche Nüſtungen zu äußern. Immne-ehin könne man aber auch in offiziellen franzöſiſchen Kreiſen nicht umhin, zuzugeben, daß Gerüchte, die von einem neuen Geheimdokument über deutſche Rüſtungen und über einen Schritt der franzöfiſchen Regierung wiſſen wollten, Deutſchland vor dem Völkerbund zu denunzieren, als abſurd bezeichnet werden müßten. ſchärft. Vor dem Verlagsgebäude der deutſchen„Nordſchleswig⸗ Arbeit und Brot 5 Die Entwicklung der Beſchäfkigtenzahl. 7 Berlin, 6. Auguſt. Die Beſchäftigtenzahl vom 30. Juni dieſes Jahres, die mit 13 378 000 um 1.9 Mill. höher iſt als die von den Kran⸗ kenkaſſen Ende Januar errechnete Zahl von 11 487 000, be⸗ ſtäkigt die von den maßgebenden Stellen im vergangenen Monat gegebene Prognoſe, daß der tatſächliche Rückgang der Arbeiksloſen 2 Millionen erreichen, wenn nicht über⸗ ſteigen wird, denn die an dieſen 2 Millionen noch fehlenden 100 000 ſind inzwiſchen längſt in Arbeit und Brot gebracht worden. Bemerkenswert iſt auch ein Vergleich dieſer Beſchäftig⸗ tenzahlen des vorigen und des gegenwärtigen Jahres. Es ergibt ſich, daß in dieſem Jahre nicht nur die in der Januar⸗ berechnung liegende Differenz gegenüber dem Vorjahr von rund 600 000 bis zum Juni aufgeholt worden iſt, ſondern darüber hinaus noch weitere rund 600 000 Perſonen mehr in den Arbeitsprozeß zurückgeführt werden konnten. „Hundertachtzig Tage Revolution“ Sechs Rieſenverſammlungen der NSDAP. München. München, 6. Auguſt. Der Gau München der NSDAP. veranſtaltete eine ge⸗ waltige Maſſenkundgebung in den ſechs größten Sälen Münchens, die ſämtlich überfüllt waren. Der Rieſenraum des Zirkusgebäudes am Marsfeld war von annähernd 5000 Perſonen, darunter über 3000 Angehörige der NSBO., be⸗ ſetzt. Der ſtellvertretende Gauleiter Nippold führte u. a. aus: Am 1. September wird die Gauamtswalterſchule in Kochel im ehemaligen Gewerkſchaftshaus eröffnet werden, die der ganz bedeutend erhöhten Mitgliederzahl der NSDAP. die nötigen Führer geben ſoll zur weiteren Schulung in der Welt⸗ und Staatsauffaſſung des Nationalſozialismus. Der Typ des Spießers, der nörgelnd und kritiſierend zu Hauſe ſitzt, untätig und kampfunfähig, tritt ſchon wieder in die Erſcheinung. Dieſer Typ wie ſo mancher andere muß ver⸗ ſchwinden, ſoll der Generalangriff auf die Arbeitsloſigkeit gelingen. Was wir bis heute in hunderkachtzig Tagen erreicht haben, läßt ſich wie folgt zuſammenfaſſen: Vernichtung des Weimarer Syſtems, Jerſchlagung der marxiſtiſchen und bür⸗ gerlichen Organiſakionen und damit zuſammenhängend Eini⸗ gung des deutſchen Volkes, Friede zwiſchen Kirche und Staat, riede mit dem Auslande, ſowie der Anfang der Arbeiks⸗ eſchaffung und Erfolg auf verſchiedenen Gebieten. Der Redner führte im einzelnen dieſe ſechs Hauptpunkte an bisherigen Erfolgen in chronologiſcher Darſtellung auf und gab insbeſondere beim letzten Punkt eingehende Er⸗ läuterungen der Maßnahmen, die auf wirtſchaftlichem und ſozialem Gebiete erfolgt ſind. Er ſchloß ſeine Rede mit einem kurzen Ausblick auf die noch zu erwartenden ſozialen Maßnahmen. Das Sieg⸗Heil auf den Führer wurde mit Begeiſterung aufgenommen, und mit gleicher Begeiſterung ſang die Verſammlung das Horſt⸗Weſſel⸗Lied, womit die Veranſtaltung ihr Ende gefunden hatte, Kommuniſtiſche Kampftruppen Staatsfeindliche Neuorganiſationen ausgehoben. Die Staakspolizeiſtelle Liegnitz hat zahlreiche kommu⸗ niſtiſche Kampftruppen in Schmiedeberg(Rieſengebirge) und Umgegend feſtgeſtellt, die militäriſch geſchult wurden und die Aufgabe halten, auf Befehl der Zentralſtelle zu einem geeigneten Jeitpunkt loszuſchlagen. Ferner hatte die KPD. verſucht, im Regierungsbezirk Liegnitz einen Nachrichten ⸗ dienſt einzurichten und die Partei neu aufzubauen. Ins⸗ geſamt ſind 61 Kammuniſten feſtgenommen worden. In Dortmund wurde eine erfolgreiche Razzia gegen Kommuniſten unternommen, wobei mehrere Kommuniſten feſtgenommen wurden. In Stendal, Tangermünde und Tangerhütte iſt die Politiſche Polizei einer neuen Organiſation der KPD. auf die Spur gekommen. Ungefähr 100 Kommuniſten ſind feſtgenommen worden. In Roſtock wurden große Mengen Zerſetzungsſchriften gefunden. Bei einer Razzia in Sachſen wurden 70 Perſonen in Schutz⸗ haft genommen, von denen ſich ein größerer Teil wegen Verfehlungen gegen das Geſetz zum Schutz von Volk und Staat zu verantworten haben wird. 1 2—ͤͤͤ K.—.——ñ— Ebich Hellas ſelhame Che Roman von Maria Oberlin. 39 Anbeweglich ſtand ſie lange geit. 2 Ein leiſes Atmen hinter ihr. 0 Sie wandte ſich um. „Ralf?“ ſagte ſie erſchreckt. i 5 „Verzeih!“ meinte der Mann ruhig.„Ich kam etwas früher. Iſt Frau von Neſtrup ſchon da?“ 15 1 Lein ſie. ſie ſagte ab. Bitte, komm! Wir wollen eſſen!“ i f Ralf Hartmann folgte der Frau ins Zimmer. Er ſah blaß und müde aus. Edith ſah es— wie ſchon ſo oft in letzter Zeit— mit Erſchrecken.. Eine beklemmende Stille lag zwiſchen ihnen. Ralf Hartmann hatte ſich müde an dem kleinen, run⸗ den Tiſch niedergelaſſen, den Edith hatte herrichten laſſen. Edith goß mit leicht zitternden Händen den Tee ein, ſie aßen beide ſchweigend ein paar Biſſen. Als Ralf ſich eine Zigarette anzündete, begann Edith mit leichtem Herzklopfen: „Warum haſt du dem Baron Landsberg Lonnys Hand verweigert?“ f a 0 Sie hatte ſich vorgebeugt und ſah dem Mann forſchend und bittend in die Augen. 8 25 Hartmann begegnete dem bittenden Blick der Augen kühl. Die feuchtſchimmernden, dunklen Augenſterne, die ſo weich in die ſeinen blickten, verwirrten ihn. Dann ſtraffte er ſich. Ein harter, ſpöttiſcher Zug legte ſich um ſeinen Mund. „Deshalb riefſt du mich hierher?“ Edith war rot geworden, aber ſie faßte ſich raſch. „Ja,“ ſagte ſie feſt. Und bitter fügte ſie hinzu: ö „Wo hätte ich denn ſonſt Gelegenheit, mit dir zuſammen 5 kommen? Seit Wochen weichſt du mir aus. Da mußte ich chon auf dieſe Weiſe verſuchen, mit dir zu ſprechen. Bitte, antworte doch, warum willſt du denn Lonny nicht glücklich werden laſſen?“ „Glücklich? Ich glaube, das Glück zu ergründen, damit würden wir längere Zeit uns beſchäftigen müſſen, um dann endlich zu erkennen, daß das Glück, 25 wir uns erträu⸗ men, ein Trugbild iſt, eine Chimäre...“ „Nein,“ ſagte Edith erregt.„Du haſt unrecht, Ralf. Oft verkennen wir das Glück und jagen einem Trugbild nach. Aber wenn wir es wirklich erkennen, ſollen wir es feſt⸗ halten, es uns zu eigen machen, ihm eine Heimat geben...“ Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen ſtrahlten. Ralf Hartmann ſah ſeine Frau an. Wie ſchön ſie wieder war heute, die zartgelben, ſchimmernden Spitzen umſchmei⸗ alten den ſchlanken Frauenkörper wie mit einer Liebko ung; lächelnd ſah ſie ihn jetzt an. N f „Was Lonny angeht,“ ſagte er da haſtig...,„ſo liegt die Sache ſo: ich wünſche meiner kleinen Nichte alles Gute, einen tüchtigen und liebevollen Lebensgefährten. Aber der Baron Landsberg... nein! Das ſcheint mir doch eine Ueber⸗ eilung zu ſein, eine Laune...“ V uAber wieſo denn, ich bitte dichl Er liebt Lonny wirklich, er hat keinen anderen Wunſch, als ſie glücklich zu ſehen. Und iſt es nicht auch eine glänzende Verſorgung für ſie? Sie iſt arm und kommt nun in die glänzendſten Verhältniſſe, wie⸗ viel Freude werden ihrem für alles Schöne ſo empfänglichen Parten alle die Dinge bereiten, die ſie ſich jetzt verſchaffen ann 5 5 Ralfs Stirn war wieder finſter geworden. „Was das angeht, ich denke, Lonny hat hier auch eine Heimat, ein Geborgenſein gehabt...“ „Du willſt mich immer falſch verſtehen,“ meinte Edith traurig.„So meinte ich es nicht! Aber jede Frau erſehnt doch das eigene Heim, das Glück an der Seite eines gelieb⸗ ten Menſchen...“ f Sie ſchwieg verwirrt. .„Ol“ meinte Ralf ſpöttiſch.„Nicht alle! Manche gehen den Weg in die Ehe aus Gleichgültigkeit, aus Laune, aus — Vergeſſenwollen... Und deshalb kann ich heute noch nicht einwilligen. Lonny iſt mir anvertraut, ihr Glück liegt mir am Herzen. Wenn Landsberg in einem Jahr ebenſo denkt, mag ſein, daß das ſo iſt, kann er ja erneut um Lonny wer⸗ Hartmann ſah kaltlächelnd vor ſich nieder. ben. Aber für heute.. nein, da kann 85 nicht zuſtimmen. Wenn ſich die beiden Menſchen wirklich lieben, werden ſie auch in einiger Zeit noch ſo denken. Dieſe Probe muß ich ihnen zum mindeſten geben...“ Edith atmete auf. „Du biſt hart, Ralf,“ ſagte ſie leiſe.„Aber ich muß dir in Lonnys Namen ſchon dafür dankbar ſein. Denn glaube mir, Lonny würde niemals ohne deine Einwilligung den ie tun. Sie fühlt eine ſtarke Verpflichtung gegen ich!? Hartmann zuckte die Achſeln. „Dann laſſen wir es ſo,“ meinte er ſachlich. „Beruhige du die Kleine, ſie wird meine Gründe ſpä⸗ ter begreifen. Nichts iſt ſchmerzlicher und drückender, als eine übereilt geſchloſſene Ehe.“ a Er ſetzte die letzten Worte hart und kühl hinzu. Edith zuckte zuſammen. Einen Augenblick lang ſchien es, als wolle ſie ſich um⸗ wenden und das Zimmer verlaſſen. Aber ſie kämpfte den nieder. 1 Stol f Schon hatte ſich Ralf erhoben, als ſie bat: „Bleib!“ Er ſah ſie erſtaunt an. Ihre Röte war einer Totenbläſſe gewichen. „Ich muß dir noch etwas ſagen, Ralf..“ 5 Sie holte einige Papiere heraus. Ralf erkannte zu ſei⸗ nem Erſtaunen, daß es mehrere Schecks und eine Bankab⸗ rechnung waren. 5 5 Noch immer war ſie blaß, aber ihr Geſicht war ruhig und gefaßt, als ſie begann: f N „Ich habe dir damals ſehr unrecht getan! Verzeihe mir bitte, Ralf! Ich wußte nicht, daß du uns vor dem Ruin ge⸗ rettet haſt, ich hatte keine Ahnung, daß...“ Ralf ſprang erregt auf. 1 n „Wer hat dir geſagt.. g „Papa,“ kam die ruhige Antwort.„Er meinte es gut, es kam auch ganz von ſelbſt.“ Sie ſchritt jetzt unruhig im Zimmer auf und ab. „Wenn du wüßteſt, wie mich der Gedanke gequält hat. Dir unrecht getan zu haben! Ralf! Du weißt nicht, wie krank ich damals war, verletzt, nicht bei Sinnen, und du hatteſt ſo großherzig für uns geſorgt! Ja, wehre nicht ab, ich weiß es, und du ließeſt mich aus Rückſicht noch in dem Glauben, ich verfügte über mein eigenes Geld...“ Sie legte die Papiere auf den Tiſch. SSS N F. A 1 eee I a Aus dem badi scuuen Caude Die Einbürgerung Aus den Richtlinien. f () Karlsruhe, 5. Auguſt. Die Richtlinien des Innenminiſters für die Einbürgerung in Baden ſehen Folgendes vor: 5 1. Vorausſetzung der Einbürgerung iſt ariſche A b⸗ ſtammung. Es iſt in jedem Falle eine eidesſtattliche Ver⸗ ſicherung des Geſuchsſtellers zu erheben, daß ſeine beider⸗ ſeitigen Großeltern ariſcher Abſtammung ſind. Ergibt ſich aus ſonſtigen Erhebungen oder Umſtänden die Tatſache, oder wahrſcheinlich, daß der Geſuchsſteller in einem entfernteren Grade als dem der Großeltern von Nichtariern abſtammt, ſo gibt auch dies einen geeigneten und genügenden Grund zur Ablehnung des Geſuchs. N 2. Bei ſolchen Ausländern, die ſchon bei Ausbruch des Krieges ſich in Deutſchland aufhielten und bei Kriegsausbruch oder während des Krieges ein wehrfähiges Alter hatten, iſt zu prüfen, warum ſie ſich nicht den deutſchen Militärbehörden freiwillig zur Verfügung geſtellt haben. 3. Diſſidenten, Freireligibſe und ſonſtige Reli⸗ gionsloſe haben nachzuweiſen, daß ſie nicht Anhänger des Marxismus oder des Kommunismus ſind oder waren. Auch Vertreter des Liberalismus können darunter fallen. 4. Fremdſtämmige dürfen grundſätzlich nicht ein⸗ gebürgert werden. Ausnahmen gelten nur dann, wenn ſich der Geſuchſteller beſondere Verdienſte um Deutſchland er⸗ worben hat. Stammt ein Geſuchſteller von einem fremd⸗ ſtämmigen und einem deutſchſtämmigen Elternteile ab, ſo iſt durch den zuſtändigen Bezirksarzt zu prüfen, welche Erbmaſſe vorwiegend vorhanden iſt. 5 f 5. Jeder um Einbürgerung Nachſuchende hat ein be⸗ zirksärztliches Zeugnis beizufügen, daß er geiſtig und körperlich vollſtändig geſund iſt. f 5 6. Führungszeugniſſe ſind von allen Orten bei⸗ zubringen, in denen ſich der Geſuchſteller in Deutſchland aufgehalten hat. Weiterhin ſind genaue Erhebungen über die politiſche Zugehörigkeit und über die politiſche Betäti⸗ gung des Geſuchſtellers ſeit der Revolte von 1918 zu ver⸗ Anſtalten. 5 7. Beruft ſich ein Geſuchſteller darauf, daß er ſich be⸗ ſondere Verdienſte um die Erneuerung Deutſch⸗ lands erworben hat, ſo hat er hierüber eine Beſcheinigung der Gauleitung der NSDAP. beizubringen. Liegen ſolche Verdienſte tatſächlich vor, ſo iſt es Ermeſſensfrage, inwieweit ſie andere Mängel der Einbürgerungsvorausſetzungen zu hei⸗ Jen vermögen. N l g 8. Iſt feſtgeſtellt, daß der Einzubürgernde auf Seiten Deutſchlands oder ſeiner Verbündeten im Weltkriege gekämpft hat, hat er, wenn er an der Front ſtand oder verwundet wurde, dieſelbe Vorzugsbehandlung zu erfahren, wie der, der ſich um die Erneuerung Deutſchlands beſondere Verdienſte erworben hat. In gleicher Weiſe iſt zu werten die Teilnahme am Ruhrkampf, in Oberſchleſien, im Baltikum, bei der weiß⸗ruſſiſchen Armee, Eiſernen Diviſion, zweiten Gardereſervediviſion, baltiſchen Landwehr 9. Hat ſich der Geſuchſteller mit einem Angehörigen einer fremden Raſſe, beſonders mit einem der jüdiſchen Raſſe, verheiratet, ſo iſt die Einbürgerung grundſätzlich Zu verſagen. „Der Herr Miniſter wird erſcheinen.“ f() Karlsruhe, 5. Aug. Die Preſſeſtelle beim Staats⸗ miniſterium teilt mit: Verſchiedentlich wurden in der letzten Zeit Veranſtaltungen irgendwelcher Art propagiert unter dem Hinweis, daß Reichs- oder Länderminiſter oder ſonſtige Perſönlichkeiten daran teilnähmen, obwohl dies in keiner Weiſe feſtſtand. Es ergibt ſich daraus die Notwendigkeit, alle Veranſtalter von Kundgebungen uſw. davor zu war⸗ nen, dem Publikum das Erſcheinen politiſcher Perſönlich⸗ keiten zu verſprechen, ſolange das nicht abſolut feſtſteht. Solche voreiligen Ankündigungen führen immer zu lebhafter Ent⸗ täuſchung des Publikums und ſchaden dem Veranſtalter mehr,, als durch einen geſteigerten Beſuch genutzt werden kann. f Die erſte NS⸗Auslandsortsgruppe! 5 Lörrach, 5. Aug. Hier wurde anläßlich eines Vor⸗ g des en der 1550, Fer d Nationalſozialiſten von Zürich“, Architekt Theodor Fiſcher, der„Bund, national⸗ ſozialiſtiſcher Eidgenoſſen— Ortsgruppe Lörrach“, gegrün⸗ det, dem gleich am erſten Abend 32 Mitglieder beigetreten ſind. Die Ortsgruppe gilt als die erſte nationalſozialiſtiſche ausländiſche Ortsgruppe im Deutſchen Reich. Als Banner wurde das ſchwarze Hakenkreuz auf gelbem Grund gewählt, um ſomit an den Arfarben der Schweiz feſtzuhalten. Heidelberg.(Sie Sollte nicht mehr leben.) In der Nacht hörte man im Stadtteil Schlierbach vom ande⸗ ten Neckarufer her die lauten Rufe einer weiblichen Stimme. Herzueilende Paſſanten fanden ein ganz verzweifeltes junges Mädchen von etwa 22 Jahren, das ſich im Neckar zu erträn⸗ ken verſuchte. Nur mit großer Gewalt gelang es eini⸗ gen jungen Leuten, das Mädchen von ſeinem Vorhaben abzu⸗ bringen. Zu ſeiner Sicherheit wurde es der Schlierbacher Po⸗ lizei übergeben. 5 8 Ii Heidelberg.(Jähes Ende der Freude.) Das Vorbeifliegen des Odol⸗Luftſchiffes hat in Handſchuhsheim einen Unfall verurſacht. Der vierjährige Heinz Lauth ſprang in heller Freude über die Straße und wurde im gleichen Augenblick von einem herankommenden Perſonenauto, das von einer Dame geſteuert wurde, erfaßt und überfahren. Der Zuſtand des Knaben iſt ſehr bedenklich. 1 a I Weinheim.(Munition im Schutt.) Hier fan⸗ den ſpielende Kinder im Nächſtenbacherweg in einem Schutt⸗ abladeplatz eine Menge Mehrladepiſtolenmunition. Liebestragödie zweier Freiburger. „D Freiburg i. Br., 5. Aug. Aus Emden in Oſtfriesland kommt die Nachricht von einer Liebestragö die, die ſich am Greetſieler Deich am Dollart abgeſpielt hat. Dort fand man den Kaufmann Ernſt Wilke aus Freiburg i. Br., der frü⸗ her in Bremen wohnte, und die 34 Jahre alte Witwe Sänger geborene Schmidt, ebenfalls aus Freiburg, tot auf. Dem ganzen Befunde nach ſcheint es ſich um eine Liebestragö die zu handeln. Vor dem gemeinſamen Selbſtmord war bei dem Gemeindevorſteher in Greetſiel eine Geldſendung in Höhe von 300 Mark eingegangen mit der Beſtimmung, dieſen Be⸗ trag für die Beerdigungskoſten zu verwenden. Frau Sän⸗ ger hat vor ihrem Tod an den Greetſieler Paſtor ein Schrer⸗ ben gerichtet, in welchem ſie bittet, den in Freiburg lebenden ormund ihres Kindes von ihrem Tode zu benachrichtigen. In einem hinterlaſſenen Briefe Wilkes heißt es, daß für ſeine Familie und, ſo weit es möglich ſei, auch für Frau Sänger geſorgt wäre. ö Ns Gründungsfeſt des Muſikvereins⸗Verbandes„Kurpfalz“ 30 jähriges Jubiläum des Orcheſterverein Seckenheim. Der im vergangenen Jahr in Seckenheim ins Leben gerufene Muſikvereinsverband„Kurpfalz“, dem bereits 26 Muſikkapellen Nordbadens und der Vorderpfalz angehören, hat für ſein Gründungsfeſt keine beſſere Gelegenheit finden können als das 30 jährige Jubiläum des Orcheſtervereins Mhm.⸗Seckenheim. Die Reihe der Veranſtaltungen wurde zu einem vollen Erfolg und für alle Teilnehmer zu einem Erlebnis, das mitbeſtimmend ſein wird für die weitere Entwicklung des Vereins und des Verbandes. Am Freitag abend fand auf dem Seckenheimer Friedhof eine Totengedenk⸗Feier ſtatt, bei der in ſchlichter Weiſe das Gedächtnis der im Weltkrieg gefallenen Muſiklameraden Karl Berlinghof, Phil. Raufelder und Wilh. Schüßler, ſowie des verſtorbenen Mitgründers Peter Braun geehrt wurde. Der Vorſitzende des Feſtausſchuſſes, Herr Hermann Kreutzer, legte nach dem Vortrag entſprechender Muſik⸗ ſtücke Kränze nieder, indem er der Verdienſte der verſtor⸗ benen Mitglieder um den Verein gedachte. Das Feſtbankett. Am Samstag abend trafen ſich die Mitglieder und Freunde des Jubiläumsvereins im Schloßſaal zum Feſt⸗ bankett, das der Orcheſterverein unter Leitung von Kapell⸗ meiſter Hacker mit dem Einzug der Gäſte aus„Tannhäuſer“ einleitete. Der Feſtvorſitzende, Herr Hermann Kreutzer, be⸗ grüßte namens des Vereins die zahlreichen Ehrengäſte, darunter deen zweiten Präſidenten des Bundes ſüdweſt⸗ deutſcher Muſikvereine, Herrn Stelz aus Emmendingen, die Preisrichter Dörle und Moſer aus Freiburg, den Ver⸗ treter des Oberbürgermeiſters, Stadtverordneten Bauer, den zweiten Vor itzenden des Muſikvereinsverbandes„Kurpfalz“, Angſtmann⸗Plankſtadt, ſowie die Seckenheimer Geſang⸗ vereine, die Sanitätskolonne und die Freiw. Feuerwehr. Als Vertreter des erſten Bundespräſidenten überbrachte Herr Stelz die Glückwünſche zum 30 jährigen Beſtehen des Orcheſtervereins Seckenheim und gedachte der Gründer. Der Bund ſüdweſtdeutſcher Muſikverein pflege die deutſche Volks⸗ muſik in kameradſchaftlichem und idealem Sinne und ſetze gleichzeitig die Tradition der Militärkapellen fort. Ueberall, wo man deutſche Muſik wünſcht, iſt ſie zur Stelle, deshalb, ſo betonte der Redner, geht unſer Wunſch dahin, daß die Gemeinden den Mu ikvereinen die gebührende Unterſtützung gewähren, damit ſie ſich weiterentwickeln können, An die Eltern aber ergeht die Aufforderung: Schickt eure muſik⸗ begabten Jungens in die Muſikvereine. Pflegt die edle Kunſt, die reine, Keine iſt ſo ſchön wie ſie. Haltet Freundſchaft im Vereine Und im Bunde Harmonie. Her Stelz nahm ſpäter einige Ehrungen vor, indem er einer Reihe von Bundesmitgliedern für 30⸗ und mehr⸗ jährige Mitglied ſſchaft die Ehrennadel überreichte; dieſe Aus⸗ zeichnung erhielten die Herren Mich. Schwab, Wilh. Huber aus Brühl, und Peter Schüßler, Hch. Heil, Jak. Raule, Martin Müller und Hans Bergbold aus Seckenheim. Der Vorſitzende des Ehrenausſchuſſes, Herr Friedrich Pfeil, ſprach die Glückwünſche anläßlich des Ju⸗ biläums aus, ebenſo die Vorſitzenden der Seckenheimer Geſangvereine, die bei dem Bankett mitwirken. Als zweiter Präſident des Muſikvereinsverbandes Kurpfalz wies Herr Ang ſe n. c u 1. ⸗Plankſtadt auf die Bedeutung der deutſchen Volksmuſik hin, die nunmehr überall an die Stelle des Schlagerrummels trete. Redner ſtreifte kurz die Entſtehung des Verbandes. Im Auguſt des Jahres 1932 haben ſich in Seckenheim Vertreter der Mufikvereine der Umgebung zu⸗ zuſammengefunden, und im September konnte in Plankſtadt die Gründungsverſammlung des Muſikvereinsverbandes „Kurpfalz“ ſtattfinden. Die erſte Hauptverſammlung tagte im März 1933 in St. Ilgen. Der Wettſtreit der Kapellen ſolle keine Rekordleiſtungen bringen, ſondern die Pflege der deutſchen Volksmuſik beweiſen, die an den Platz kommen müſſe, den ſie vor dem Kriege einnahm. Der weitere Verlauf des Banketts, das Fräulein Schüß⸗ ler mit einem Feſtprolog eröffnete, brachte beachtliche Dar⸗ bietungen der Kapelle des feſtgebenden Vereins und des Muſikvereins Brühl. Der Männergeſangverein, der Sänger⸗ bund und die Liedertafel ließen ſich zur Abwechſlung mit Volksliedern und Balladen hören, zum Schluß vereinigten ſich beide Kapellen zur Kreuzritter⸗Fanfare, die mit ju⸗ belndem Beifall aufgenommen wurde. Der Große Zapfen⸗ ſtreich im Schloßgarten unter Mitwirkung des Spielmanns⸗ zuges des Militärvereins Mannheim geſpielt, fand großen Beifall und beſchloß den feſtlichen Abend. Der Sonntag. Am Sonntag früh erklang der Weckruf und überallher zogen ſpäter mit klingendem Spiel die am Feſt teilneh⸗ menden Vereine ein. Nach den Gottesdienſten in beiden Kirchen begann gegen 9 Uhr im Saale„Zum Schloß“ das Preisſpiele n, an de in ſich 15 Kapellen beteiligten. In der Unter⸗, Mittel⸗ und Oberſtufe wurde Hervorragendes geboten, in der Kunſtſtufe hatte der Muſikverein Brühl. mit der Ungariſchen Rhapſodie Nr. 1 einen beſonderen Er⸗ folg. Im vollbeſetzten Saal wurde mit Beifall nicht gekargt. Es gab keinen Konkurrenzneid und keine Mißgunſt. Gerade derin zeigt ſich den wahr Geiſt, der in einem ſolchen Verband herrſchen muß und von dem auch das Preis⸗ ſpielen zu erfaſſen iſt. Gegen 2 Uhr erfolgte in der Waldshuter⸗ und Brei⸗ ſacherſtraße die Au ſtellung des Feſtzuges, der ſich aus den Verbandsvereinen und faſt ſämtlichen Seckenheimer Ver⸗ einen zuſfammenſetzte. Der Reiterverein voraus, ſo bewegte ſich der Zug durch die mit Fahnen und Guirlanden feſtlich geſchmückten Straßen unſeres Stadtteils zum Feſtplatz im Schloßgarten, wo eine große Kundgebung für die deutſche Volksmuſik ſtattfand. Einleitend ſpielten alle Kapellen ge⸗ meinſam den Feſtmarſch von Haydn, dann wies der zweite Präſident des Bundes ſüdweſtdeutſcher Muſikvereine, Stelz⸗ Emmendingen, auf die Bedeutung des Zu ammen⸗ ſchluſſes der einzelnen Vereine hin, und auf ihre Aufgabe, der deutſchen Muſik überall Eingang zu verſchaffen. Der zweite Vorſitzende des Muſikvereinsverbandes„Kurpfalz“, Angſtmann würdigte in einer von hoher vaterländiſcher Begeiſterung getragenen Anſprache das Wirken der Muſik⸗ vereine überhaupt, denen auch die Bekämpfung alles Volks⸗ fremden obliege. Mit dem neubearßeiteten Horſt Weſſel⸗ Marſch, wiederum von etwa 300 Muſikern geſpielt, fand die Kundgebung ihren Abſchluß und die Menge ſang das Horſt Weſſel⸗Lied. 5 Die Preisverteilung brachte folgendes Ergebnis:(Die beſtmöglichſte Punktzahl iſt 12. Von da an werden Fehlpunkte aufwärts gerechnet.) Unterſtufe: Muſikverein Plankſtadt 16 Punkte; Muſikverein Sandhauſen 17 Punkte zuſammen mit dem Muſikverein Otterſtadt; Verein für Muſikpflege Schwetzingen 19 Punkte.. Mittelſtufe: Muſikverein Lampertheim 14 Punkte:; Muſikverein„Harmonie“ Reilingen 15 Punkte; Enderle⸗ Kapelle Ketſch, Muſikvereinigung Neckarhauſen und Muſik⸗ verein Ketſch jeweils 17 Punkte. Ober ſtufe: Feuerwehrkapelle Leimen 13 Punkte; Kapelle Grün, Rheingönheim, Feuerwehrkapelle Nußloch und Muſikverein St. Ilgen jeweils 15 Punkte; Stadt⸗ kapelle Walldorf 16 Punkte. In der Kunſtſtufe war nur der Muſikverein Brühl vertreten, der mit 12 Punkten bedacht werden konnte. Verkehrsunfall mit tötlichem Ausgang. Geſtern Nachmittag zwiſchen 3 und 4 Uhr wurde der hier Meßkircherſtraße wohnhafte 25 jährige Emil Schmitt bei der Heimfahrt von Heidelberg ler beſuchte dort mit ſeiner Frau ſein vorige Woche durch Motorradunfall ver⸗ letztes Kind, das im Heidelberger Krankenhaus an einer leichten Gehirnerſchütterung liegt) zwiſchen Heidelberg und Wieblingen von einem Auto, das in gleicher Höhe von ihm ein anderes überholen wollte, angefahren und vom Rade ge ſchleudert. Er wurde in bewußtloſem Zuſtande ins Heidelberger Krankenhaus eingeliefert, woſelb er ſeinen Verletzungen, er hatte einen Schädelbruch erlitten, noch während der Nacht erlegen iſt. Der auf ſo tragiſche Weiſe ums Leben Gekommene hinterläßt eine Witwe und drei Kinder. * Die Fahrt in den Tod. Am vergangenen Samstag wurde ein in der Oberen Clignetſtraße wohnhafter ver⸗ heirateter 59 Jahre alter Metzger als er mit ſeinem Motor⸗ rad über die Friedrichsbrücke fuhr von einem Herzſchlag betroffen, an deſſen Folgen er ſofort geſtorben iſt. Die Frau erſchoſſen. Am geſtrigen Sonntag, vor⸗ mittags 6 Uhr hat der 39 Jahre alte Kaſſenbote Lorenz Endlich in ſeiner Wohnung Zwiſchenſtraße 19 in Rheinau ſeine 38 Jahre alte Ehefrau nach vorausgegangenem Wortwechſel mit einer Armeepiſtole erſchoſſen. Rach der Tat hat ſich Endlich freiwillig bei der Kriminalpolizei geſtellt. Freitod durch Gas. In der Nacht vom Samstag zum Sonntag hat ſich die 39 Jahre alte Ehefrau eines in der Kleinfeldſtraße wohnenden Lagerverwalters in der Küche ihrer Wohnung mit Gas vergiftet. Grund zur Tat dürfte in einem langjährigen Herz⸗ und Rervenleiden zu ſuchen ſein.— Am gleichen Tage hat ſich eine 53 Jahre alte Witwe in ihrer Küche in A 3 hier mit Gas vergiftet. Grund zur Tat ſoll geſchäftliche Rotlage ſein. Selbſttötungsverſuch. Geſtern nachmittag brachte ſich eine 52 Jahre alte Witwe in der Rähe des Freibades in Reckarau in der Abſicht ſich das Leben zu nehmen mehrere Schnittwunden am rechten Unterſchenkel bei. Ein herbeigerufener Arzt veranlaßte ihre Verbringung ins Krankenhaus, da ſie nach der Tat ohnmächtig wurde. Der Grund zur Tat iſt noch nicht geklärt. Körperverletzung. Auf der Straße zwiſchen P und G4 wurde in der Racht vom Samstag zum Sonntag ein 52 Jahre alter Kaufmann von 3 bis jetzt noch un⸗ bekannten Tätern durch Schläge und Fußtritte am Kopf erheblich verletzt, ſodaß er nach dem Krankenhaus verbracht werden mußte. Strandbad. Das Strandbad war am Samstag von etwa 20000, am Sonntag von etwa 36000 Perſonen beſucht. Die Sanitätswachen mußten am Samstag 73 und geſtern etwa 250 Perſonen betreuen.. Schutzhaft. In den beiden letzten Tagen wurden 9 Perſonen aus politiſchen Gründen in Schutzhaft ge⸗ nommen. Die Stadt erteilt Bauaufträge. Aufgrund der Reichs⸗ beſtimmungen über die Verminderung der Arbeitsloſigkeit beſchloß der Stadtrat die Vornahme von Hoch- und Tiefbau⸗ arbeiten durch die Stadt mit einem Geſamtaufwand von rund 2,5 Millionen Mark. Zur Verteilung von Zuſchüſſen an Hausbeſitzer zur Inſtandſetzung von Wohngebäuden oder Teilung von Wohnungen wurden der Stadt aus Reichsmitteln 215000 Mark zugewieſen. Die Zuweiſung weiterer Mittel zur Erſtellung von Wohnungsneubauten ſteht noch aus. — Gemeinſchaftsarbeit zwiſchen Inſtallateuren und Ber⸗ ſorgungswerken. Seit Jahren klagt das Inſtallationsgewerb⸗ über die Konkurrenz, die ihm von den Elektrizitäts⸗ une Gaswerken durch den Selbſtvertrieb von Geräten und eigene Ausführung von Inſtallationsarbeiten bereitet worden it. Auch dieſer Konkurrenzkampf ſoll jetzt ſein Ende finden. In den letzten Wochen haben zwiſchen den Verbänden des In- ſtallateurgewerbes einerſeits und den Gas⸗ und Elektrizi⸗ tätswerken andererſeits Verhandlungen ſe Neihandlü um eine Gemeinſchaftsarbeit einzuleiten. Dieſe Verhandlungen ſind jetzt ſo weit fortgeſchritten, daß noch im Laufe des Mo⸗ nats Auguſt mit dem Zuſtandekommen von Richtlinien ge⸗ rechnet werden kann. Damit wäre ein weiterer Schritt auf dem Wege der Hilfsmaßnahmen für den Mittelſtand getan. — 100 Millionen für Vorflut⸗Regulierungen und Meno rationen. Im Rahmen des großen Arbeitsbeſchaffungs 10 das die Ausgabe von einer Milliarde RM Arbelte⸗ ſchatzanweiſungen vorſieht, werden, wie von unterrichteter Stelle erklärt wird, 100 Millionen RM Arbeitsſchatzunwel⸗ ſungen für Zwecke der Vorflut⸗Regulierung und der Melio⸗ rationen bereitgeſtellt. Durch die nun erfolgte Bereitſtellung der 100 Millionen RM für Vorflut⸗Regulierungen„und Me⸗ liorationen“ iſt klargeſtellt, daß die Meliorationen auch den dieſer Gelegenheit nicht zu kurz kommen werden. Die Summe von 100 Millionen RM wird zur Verwendung ar die Länder verteilt werden. Neues aus aller Welt Wieder auf Südamerikafahrt Friedrichshafen, 7. Aug. Das Luftſchiff„Graf Zep⸗ pelin“ ſtartete mit 15 Paſſagieren an Bord zu ſeiner Fahrt nach Südamerika. Die Führung hat Dr. Hugo Eckener. Das Luftſchiff fährt zum erſten Male unter den neuen Hoheitszeichen des Reiches, und zwar befinden ſich an der Stabiliſierungsfläche oben und unten die Hakenkreuz⸗ und die ſchwarzweißrote Flagge. — Waldenbuch, OA. Stuttgart.(Auf der Jagdvom Tode ereilt.) Vom Tode ereilt wurde in ſeinem Jagd⸗ gebiet auf Markung Waldenbuch im Revier Dornhalde, Gottfried Schölkopf, Privatier von Stuttgart, Schottſtraße 42. Er war mit einer Jagdgeſellſchaft im genannten Diſtrikt, wo er ſich von den übrigen Herren entfernte. Am 7.15 Uhr abends fiel noch ein Schuß von ihm; jedenfalls in der Vor⸗ freude des getroffenen Hirſches ereilte ihn durch Herzſchlag bei Ueberquerung eines Straßengrabens der Tod. Forſtſchutz⸗ beamte, die früh eine Waldſtreife nach ihm unternahmen, fan⸗ den ihn bereits tot vor, das noch mit einer Kugel geladene Gewehr im Arm. Die andere Kugel war abgeſchoſſen geweſen. Die Mordkommiſſion von Stuttgart, Bürgermeiſter Bleſſing von Waldenbuch und Oberlandjäger Klink von Waldenbuch waren alsbald zur Stelle. Die Leiche wurde, da nächſte An⸗ gehörige nicht zu erreichen waren, alsbald in der Toten⸗ kammer im Schloß hier untergebracht, nachdem die Mord⸗ kommiſſion die Freigabe erklärt hatte. — Riedlingen.(Gastod in der Garage.) Der 28 Jahre alte Landmeſſer A. Jaisle⸗Riedlingen begab ſich in die Garage beim Hirſchkeller, um ſein Auto für eine Dienf. fahrt nach Uttenweiler herzurichten. Eine kleinere Störung am Motor war vorhanden, die Jaisle beheben wollte, zu welchem Zweck er den Motor in Gang geſetzt zu haben ſcheint. Da Jaisle nicht zum Eſſen erſchien, ging ſeine Frau zu den Eltern des Mannes, die ebenfalls in der Nähe wohnten, um zu ſehen, ob er dort ſei. Als aber der Mann auch dort nicht zu finden war, ging der Vater mit der Schwiegertochter in die Garage und dort fanden ſie den Geſuchten bewußtlos unter dem hochgebockten Wagen, deſſen Motor noch im Gange war. Sofort bemühten ſich Aerzte um den Bewußtloſen, der durch die Auspuffgaſe betäubt worden war. Sie konnten aber trotz aller Anſtrengungen den Verunglückten nicht mehr ins Leben zurückrufen. Es iſt anzunehmen, daß Jaisle den Motor ausprobieren wollte und zu dieſem Zwecke unter dem Auto lag, daß durch einen Windſtoß die Türe der Garage zugeſchlagen wurde, was Jaisle vermutlich infolge des Mo⸗ torgeräuſches nicht hörte. Todesfahrt mit dem Motorrad Ein SA.⸗Mann und ein Hitler⸗Junge verunglückt. In Dresden ereignete ſich ein ſchweres Motorradun⸗ lück. Der 23 Jahre alte SA.⸗Mann Bouda aus Dresden fuhr mit ſeinem Motorrad in voller Fahrt auf einen An⸗ hängewagen der Straßenbahn auf. Bouda wurde die Schä⸗ deldecke zertrümmert, ſo daß der Tod auf der Stelle ein⸗ trat. Der auf dem Soziusſitz mitfahrende 18jährige Hitler⸗ Junge Klemm aus Dresden wurde ſo ſchwer verletzt, daß er während der Ueberführung ins Krankenhaus verſchied. „In Schutt und Aſche“ Scheinfliegerangriff auf München. München, 6. Auguſt. Der Reichsluftſchutzbund veranſtaltete einen Luftſchein⸗ angriff auf die bayeriſche Hauptſtadt. Bereits lange vorher war die Innenſtadt ſo dicht belebt, daß der Fahrzeugverkehr vollkommen zu ſtocken drohte. Plötzlich durchfuhren unge⸗ fähr 60 Warnſtreifen auf Motorradfahrzeugen die Stadt und machten die Bevölkerung durch Sirenen⸗ und Hupengeheul auf den bevorſtehenden Fliegerangriff aufmerkſam. dann das erſte Bombenflugzeug über dem Rathaus erſchien, wurde der ganze Verkehr geſtoppt. Zehn Minuten ſpäter wurde der Hauptangriff durch Glockengeläut angekündigt. Die überall in den Straßen poſtierken SA.⸗Männer for⸗ derten das Publikum auf, ſich in Sicherheit zu bringen. Kurz darauf erſchienen die Bombenflugzeuge aus allen Himmels⸗ richtungen und warfen lange, mit Sandſäcken beſchwerte apierfahnen ab, auf denen die Art der Bomben und ihre erwendung gedruckt war. Kaum waren die Scheinbomben niedergefallen, als auch ſchon SA.⸗Männer, mit Gasmasken ausgerüſtet, zur Hilfe⸗ leiſtung herbeieilten. Auch die Feuerwehr war, ebenfalls mit Gasmasken verſehen, ſofort zur Stelle, um eingreifen zu können. Der ganze Luftangriff dauerte nur 5 Minuten, nach denen ſich die Flugzeuge in Richtung auf Paſing entfernten, das ebenfalls mit Scheinbomben belegt wurde. Der zweite Bürgermeiſter Dr. Küfner, der Wehrkreiskommandeur Ex⸗ zellenz Ritter von Leeb, der Polizeipräſident von München Schneidhuber und ſonſtige Behördenvertreter wohnten dem Scheinangriff vom Rathausturm aus bei. Dabei ließ ſich feſtſtellen, daß ganze Stadtviertel, das⸗ beſondere die Häuſerblocks um den Marienplatz, die Keſi⸗ denz und der Bahnhof im Ernſtfalle in Schutt und Aſche gelegt worden wären. ꝛefacher Kindesmord. Der Bauer Franz Schaller hat in Bols am Schlern bei Bozen in einem Anfall von Irrſinn ſeinen fünfjährigen und ſeinen elfjährigen Sohn mit dem Beil erſchlagen, den vierjährigen Sohn des Nachbarn und ſeine dreijährige Tochter erwürgt. Der Täter iſt flüchtig. Die Leichen zweier Kinder hatte der Irrſinnige noch mit Blumen geſchmückt. Heißes Spanien. Seit 14 Tagen herrſcht in Spanien ungeheure Hitze. In Madrid wurden 37 bis 38 Grad im Schatten gemeſſen. In Cordoba und Badajoz wurden Tem⸗ peraturen von 42 Grad erreicht. Mehrere Fälle von Hitz⸗ schlag ſind tödlich verlaufen. Mißglückter Stratoſpharenflug Setlles Unternehmen beim erſten Start geſcheitert. In der Nähe der Chicagver Weltausſtellung waren der amerikaniſche Offizier Seltle und der Bruder des Profeſſors Picard, Jean Piccard, zu einem Skrakoſphärenflug aufge; ſtiegen. Sie wollten Piccards Rekord von 16 700 Meter noch überbieten. Der Ballon ſtieg einige hundert Meter ſenkrecht empor, wurde dann etwas abgetrieben und kam wieder her⸗ unter. Seitle erlitt beim Aufprall leichte Verletzungen. Die Gondel des Ballons, die luftdicht abgeſchloſſen iſt, mißt 7 Fuß im Durchmeſſer und beſteht aus einer ſilber⸗ hellen Magneſiumlegierung. Sie wurde auf der Zeppelin⸗ Werft der Goodyear⸗Werke in Akron hergeſtellt. Seide aus Schleſien Nach einem Bericht der niederſchleſiſchen Handelskam⸗ mer ſind die Verdienſtmöglichkeiten durch Seidenraupen⸗ zucht wie auch die Entwicklungsausſichten dieſes Zweiges der einheimiſchen Landwirtſchaft durchaus erfreulich. Dieſe Erklärung der Handelskammer dürfte nicht nur für Schle⸗ ien ſondern für weitere Gebiete Deutſchlands Gültigkeit aben. Beſonders intereſſant ſind die Schritte, die große private Vereine getan haben, um in beiden ſchleſiſchen Pro⸗ vinzen die Gewinnung natürlicher Seide wieder im Großen 15 betreiben. Die erſte Aufgabe war es, Maulbeerbäume, deren Blätter den Seidenraupen als Nahrung dienen, an⸗ zupflanzen. In der Umgegend von Breslau und Grün⸗ berg, aber auch in Brieg, Ratibor und anderen ſchleſiſchen Kreiſen ſind daher große Plantagen mit jungen Maulbeer⸗ bäumen angelegt worden. Beſonders hervorgetan haben ſich die Grünberger, von denen eine große Anzahl von Züch⸗ tern ſich zuſammengeſchloſſen hat, um nach neueſten Metho⸗ den Maulbeerbäume zu ziehen. Auch die Stadt ſelbſt be⸗ ſitzt auf ihrem Freigelände große Pflanzungen, deren Er⸗ weiterung in die Wege geleitet iſt. Sie hat ſich entſchloſ⸗ Vat Arbeitsloſe am Stadtrande anzuſiedeln, die ſich die Bäume hochziehen und ſich in wenigen Jahren eine gute Lebensmöglichkeit ſchaffen. Man rechnet damit, daß die in Strauch⸗ oder Heckenform angelegten Pflanzungen in fünf Jahren den vollen Ertrag liefern werden. Bereits am Ende der Kriegszeit hatte man damit begonnen, Maul⸗ beerbäume zu pflanzen, ſo daß man heute bereits über die nötige Erfahrung verfügt. In vielen Städten und Dörfern Schleſiens ſtehen noch heute rieſige, 150 Jahre alte, Maulbeerbäume, die ſeiner Zeit auf Veranlaſſung Friedrichs des Großen gepflanzt worden waren, eine beträchtliche Anzahl derſelben kann heute ohne weiteres wieder der Seidenraupenzucht dienſt⸗ bar gemacht werden. Nach den Erhebungen der Land⸗ wirtſchaftskammer iſt das dortige Klima für die Aufzucht der kleinen Raupenlarven durchaus geeignet, die nach wiſ⸗ ſenſchaftlich erprobten Methoden vorgenommen wird. Ins⸗ beſondere iſt es wichtig, die zur Erhaltung des Stammes geeigneten, beſonders kräftigen Exemplare zu erkennen und von den übrigen, die durch Hitze abgetötet werden, zu tren⸗ nen und dann wieder von den winzigen Eiern die beſten herauszuſuchen. Je ſchwerer die Kokons, deſto mehr Seide wird gewonnen. Von guten ausländiſchen gehen 540 Stück auf ein Kilo; in Schleſien iſt man ſchon zufrieden, wenn jeder Kokon über 1 Gramm wiegt. Dieſe Kokons ſind nach den Feſtſtellungen der Landwirtſchaftskammer gut abſetz⸗ bar.„Deutſche Seide wie auch die Erzeugniſſe der Züchter ſind bei guten Kokons beſſer als japaniſche Erzeugniſſe.“ Dieſe letztere Feſtſtellung der ſchleſiſchen Landwirt⸗ ſchaftskammer iſt von ganz außerordentlicher Bedeutung. Beſitzt doch die japaniſche Seideninduſtrie nach wie vor den Vorrang auf dem Weltmarkt. Von den 389 000 Tonnen (je 1000 Kilo) Seidenkokons der Welterzeugung hat Japan nicht weniger als 325 000 Tonnen oder 84,5 v. H. herge⸗ ſtellt. Italien, das europäiſche Hauptſeidenland, hat noch im Jahre 1929 48 Millionen Kilo Rohſeide ausgeführt und iſt heute beſtrebt, durch Prämienauszahlungen an die beſten Kokonsproduzenten dieſe Induſtrie mit allen Kräften zu för⸗ dern. Deutſchland mußte für jedes Kilo 50 RM bezahlen! Lehrreich für den deutſchen Seidenbau iſt das Vor⸗ gehen der braſilianiſchen Regierung, die unter dem Titel „Codigo de Educacao“(Erziehungsvorſchriften) ein Regle⸗ ment erlaſſen hat, demnach in den Schulen landwirtſchaft⸗ licher Unterricht erteilt wird, bei dem die Seidenraupen⸗ zucht ein obligatoriſches Lehrfach bildet. Ferner wurde zur Förderung der Seidenraupenzucht im Staat Sao Paulo, einer der am meiſten Seide produzierenden Staaten Bra⸗ uns, im diesjährigen Ausgabeetat 290 Kontos(ca. 85 000 ) zur Anlegung von Maulbeerpflanzungen ausge⸗ worfen. Die Jagd im Auguſt Selten ſind die Reviere geworden, in denen noch in freier Wildbahn der edle Rothirſch ſeine Fährte zieht, und Sonntagskinder, richtige Hubertus⸗Sonntagskinder, ſind die Jäger, denen es heute noch vergönnt iſt, in ſolchen Jagd⸗ gründen zu weidwerken. Dieſe Sonntagskinder freuen be auf den Ernting, der die Feiſtzeit des Königs der Wälder bringt und damit die Jagdzeit auf den Hochge⸗ weihten, die da und dort bereits am 1. Auguſt, in Preu⸗ ben am 16. Auguſt beginnt. Mühe und Schweiß, ſchlafloſe Nächte und verlorene Tage, reichliches Wiſſen um das Rotwild und glänzende Pürſchfähigkeit erfordert das Weidwerk auf den Feiſt⸗ hirſch, der nicht bewußt heimlich iſt aber doch heimlich ſcheint, weil er infolge der reichlichen und üppigen Aeſung, die er aufnimmt, um für die Anſtrengungen der im Sep⸗ tember einſetzenden Brunſt gewappnet zu ſein, unbändig faul iſt. Ruhe, Ruhe und nochmals Ruhe will er haben. Streicht aber der Jägersmann, der das nicht weiß, ſtändig planlos im Revier herum und„verſtänkert“ er mit ſeinen Schnürſtiefeln und mit ſeiner Tabakspfeife dauernd Wech⸗ ſel und Geſtelle, dann wird die Geſchichte dem Hochgeweih⸗ ten ſchließlich zu bunt, und der Jäger wundert ſich, daß mit einemmal die Fährten nicht mehr zu ſehen ſind, die doch geſtern noch da ſtanden und dort und dort und da. Der Hirſch hat ſich empfohlen! Iſt aber der Jäger ge⸗ witzigt,„ſitzt“ und„ſteht“ er mehr pürſchen, als daß er umherraſt, wartet er z. B. auch um die Mittagszeit, wenn manchmal der Hirſch ſeinen„Kirchgang“ macht und un⸗ kluge Grünröcke in der Jagdhütte ſchlafen oder ſich an ei⸗ nem kühlen Trunk laben, an dem Wechſel der zur Suhle führt oder an einem Geſtell am kühlen lichten Beſtand, dann trifft er doch eines Tages das„Waldgeſpenſt“ an, dem ſein Sehnen und Mühen gilt. Dann aber gilt des verſtor⸗ benen Meiſters Riegler Weidſpruch: Eilen heißt's, nicht Uebereilen, Flink ſollſt, doch nicht kopflos ſein, Sinnlos Haſten, blödes Weilen Bringen keine Treffer ein; g Haarſcharf muß das Korn dir ſteh'n, 211 Darf ſich neigen nicht zur Seite, 5 Willſt du nicht die nahe Beute Mit dem Rauch entſchwinden ſeh'n! Ob in einem Revier überhaupt Feiſthirſche abgeſchoſſen werden dürfen und welche, iſt eine Frage, die lediglich vom geriſchen Standpunkt aus beantwortet werden kann. Aus⸗ chlaggebend iſt beim König unſerer Wälder dieſelbe unum⸗ ſtößliche Tatſache, die auch vom Rehbock gilt: Die Vater⸗ tiere müſſen alt und ſtark genug werden, um ihre Art fort⸗ zupflanzen und zu vererben. Setzt man ſie dann aus wohl⸗ erwogenen Gründen auf die Abſchußliſte, dann ſoll im all⸗ gemeinen der tötliche Schuß erſt in der zweiten Hälfte der Brunftzeit fallen! Dieſe zweite Hälfte bringt der Auguſt bei der Blatt zeit. Die Rehbrunft überſchreitet nämlich bald ihren fache punkt, und damit kann der weidgerechte Grünrock die Früchte ſeiner Hegetätigkeit ernten, indem er ſich alle die Böcke vors Rohr blattet, die er zum Abſchuß beſtimmt hat. Wenn a Weidwerk erſt einmal Gemeingut der geſamten eutſchen Jägerei geworden iſt, dann iſt auch die Erhaltung bezw. die Erſtehung eines geſunden, an Rumpf und Kopf⸗ ſchmuck ſtarken Rehbeſtandes gewährleiſtet. Allen, denen das Weidwerk auf den hochgeweihten Rek⸗ ken unſerer deutſchen Wälder und das auf den roten Bock zur Blattzeit nur Wunſchträume bedeuten, und das ſind lei⸗ der die meiſten Jünger Huberti in unſerem Vaterlande, bringt der Monat Auguſt ſchon als Beginn der jagblichen Erntezeit reichlichere Gelegenheit, die Flinte zu führen, als die vergangene Zeit. Faſt ausnahmslos ſind Wildg ä n e, Schnepfen, Bekaſſinen, Brachvögel und Rin⸗ geltauben freigegeben. Wer aber über eine Waſſer⸗ jagd verfügt, der kann ſich von Mitte des Monats an ganz der Entenjagd hingeben, denn dann braucht er kaum noch zu befürchten, unbeflogene Jungenten anzutreffen. Zwar verſchwinden die früher ſo reichlichen Gelegenheiten zur Ausübung dieſes ſo reizvollen Weidwerks infolge der zunehmenden Trockenlegung der Moore, Sümpfe und Bru⸗ che immer mehr, aber es bleiben zum Troſt der Jägerei immer noch die größeren und kleineren Seen und die Bach⸗ und Flußläufe. Wo große Gewäſſer mit ausgedehnten Rohr⸗ gelegen den Enten noch günſtige Daſeinsbedingungen bie⸗ ten, da kann die Entenjagd in fröhlicher Geſellſchaft noch ſehr freudvoll und ergiebig ſein. Aber ohne gute Hunde ſoll mam dieſe Jagd nie ausüben. It einigen Ländern geht im Auguſt bereits die Hü h⸗ nerjagd auf. Das iſt mit verſchwindend geringen Aus⸗ nahmen zu früh, weil die Hühner durchweg erſt mit dem Anfang des September ſchußreif ſind. Der Jäger kann aber die Schläge im Auguſt hin und wieder— natürlich nicht zu oft— mit dem Hund abſuchen, damit er ſich über den Beſtand an Hühnern unterrichtet und über die Schläge in denen ſie liegen. Auf dieſe Weiſe verſetzt er ſich in die angenehme Lage, planmäßig zu jagen, wenn er die Hüh⸗ nerſuche mit gutem Recht eröffnet.. Verſammlungs⸗Kalender. N L Nationalſozialiſtiſche Frauenſchaft. Heute abend halb 9 Uhr Nähabend im Schul⸗ haus Zimmer 2. Gäſte willkommen. Kriegerbund Mhm.⸗Seckenheim. Einladung. Heute Montag abend 8.30 uhr ſnlilglieder⸗Derſummlung im„Reichsadler“. SSR u. Yau ANotbarina geb. Aarimann. r Zum Einmachen Cluccwunsdb Oanſe von Bohnen, Gurken, ganlsllch 5 Sauerkraut empfehle nläbli. r uns xu unserer goldenen 3 1 g Niochzeii ubermittelien Gescbenfe, Gluck. Fr jedrichsfelder und Gegenowunsche, somie fur die N Steingut- merſtsaniteit des Orchesterbereins und evang. Ta f i Nirchenchors sagen wir biermit allen noch- Ople mals unseren überaus berælichen Van. Fon 3 30 Ltr. Hobann Gchußbmacher 0 Georg Röser. S Tagesordnung: Wahl des Vereinsführers (1. Vorſtand) nach der Führerordnung des Kyffhäuſerbundes. Der Vorſtand. Sammel⸗Anzeiger nur für Mitglieder der Landwirtſchaftl. Pfeisabschlag! Ein⸗ und Verkaufs ⸗Genoſſenſchaft. Beſtellungen auf Kohlen und Trocken ſchnitzel, je ein Waggon dieſer Tage eintreffend, werden im Lager entgegen⸗ genommen. Apfelwein, beſte Qualität, per Ltr. 24 Pfg., ſtets vorrätig. Ankauf und Umtauſch ſämtlichen Ge⸗ treides zu höchſten Preiſen. Der Vorſtand. Am Samstag in der Kloppenheimerſtraße 4.— Mk. verloren. Auskunft im Lager. 7 10 Gerſte Iinma p E Pfd. 10 Pf., Ztr. 9. M. kaufen Sie bei. Pf., Ztr. 8.75 M. Karl Herdt, Baumaterialienhandlung] Weizen Breiſacherſtraße 2. 13 e 0 We Pfd. 12 Pf., Itr. 11. M. Portemonnaies Verloren Gerſtenſchrot mit Juhalt gefunden auf eg Lenkrenekern Pfd. 11 Pf, Zu. 10, M. Zu erfragen in der e Hühnerfutter gem. 1 Geſchäftsſtelle ds. Bl. W er. Pfd. 12 Pfg., tr. 11. M. 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