.„ l * * 8 FF S r . S r o S E d 0 —— 2. Blarkt zu Nr. 191 Bote Freitag, 18. Aug. 1935 Von Woche zu Woche Politiſche Betrachtungen zum Zeitgeſchehen. Die Wahrheit über das neue Deutſchland bricht ſich doch auch im Ausland immer mehr Bahn. Täglich lieſt man jetzt Stimmen von unbeeinflußten Ausländern, die nach einem Beſuch in Deutſchland Worte der Anerkennung iu ihrer Heimatpreſſe äußern.„Als einer, der die Revolution in allen ihren Phaſen beobachtet hat, kann ich bekräf⸗ tigen, daß das neue Deutſchland zehnmal glücklicher, ge⸗ ſünder und vernünftiger iſt als das alte.“ So ſchreibt im „Daily Telegraph“ der Engländer Henry Littler und fährt fort:„Es iſt an der Zeit, daß die Leute einer Bewegung Gerechtigkeit angedeihen laſſen, die mehr iſt als ein Aus⸗ bruch des Fanatismus, und einer Organiſation, die größer iſt als eine kleinliche Tyrannei. Dienſt iſt der Grund⸗ ton des modernen Deutſchland. Junge Männer und Frauen zu Tauſenden reihen ſich in den Dienſt des Staates ein und geben ihre Kraft, Zeit, Geld und alles, was ſie leiſten kön⸗ nen, für die Sache des Wiederaufbaues. Ihrer iſt eder Glaube, der Berge verſetzt“.“— Kaum weniger begeiſtert äußert ſich im ſelben Blatt eine ſoeben aus Berlin zurück⸗ gekehrte Engländerin, die ihre Eindrücke dahin zuſammen⸗ 185 daß jedermann glücklich, zufrieden und voller Begei⸗ terung über die Hitlerbewegung iſt. Alle arbeiten für eine Sache: das Wohl Deutſchlands.„Ein wenig von dieſem Geiſt in England,“ ſo ſchließt die Verfaſſerin,„würde uns nichts ſchaden.“ 5 Nachdem der franzöſiſch⸗engliſche Schritt in Berlin für die Regierung Dollfuß nicht den moraliſchen Ge⸗ winn gebracht hatte, den ſie für ihren Kampf gegen den Nationo ozialismus in Oeſterreich erwartet hatte, trat das chriſtlich⸗ſoziale Regierungsorgan, die„Reichspoſt“ am Montag mit ſenſationell aufgemachten Enthüllungen über eine„deutſche Verſchwörung gegen Oeſterreich“ her⸗ vor. Der erhoffte Eindruck wurde lediglich in der engli⸗ ſchen Preſſe erzielt, die aber in ihren Kommentaren kei⸗ neswegs die Auffaſſung der engliſchen Regierung wieder⸗ gab. Was den Inhalt der Extraausgabe der„Reichspoſt“ im einzelnen betrifft, ſo haben die in Betracht kommenden Stellen, die durch die Veröffentlichungen belaſtet werden ſollten, in den letzten Tagen Erklärungen abgegeben, die das Material des offiziöſen Wiener Blattes ins rechte Licht rücken. Weder das deutſche Auswärtige Amt noch das Außenpolitiſche Amt der NSDAP für Deſterreich haben die Rolle geſpielt, die man ihnen zuzuſchieben ſucht. Der entſcheidende Vorwurf einer Einmiſchung reichsdeut⸗ 5 Stellen in die öſterreichiſche Politik läßt ſich in keiner eiſe aufrechterhalten. Im übrigen iſt es nicht gerade eine ſenſationelle Neuheit, daß ſich die gegenwärtige öſterreichi⸗ ſche Regierung in einen ſchweren Konflikt mit der national⸗ a und pg 1 in Oeſterreich hineinmanövriert at und daß in dieſem Konflikt von privater Seite die ver⸗ ſchiedenſten Vorſchläge und Anregungen insbeſondere auf wirtſchaftlichem Gebiet gemacht werden. Beſonders verwir⸗ rend für die internationale Oeffentlichkeit war die Be⸗ hauptung der„Reichspoſt“, daß in Bayern eine öſter⸗ reichiſche Legion zum Zwecke des Einfalles nach Oeſterreich 8 8 werde. Hier ergaben ſich, wie die Hin⸗ termänner dieſer publiziſtiſchen Extratour wiſſen mußten, beſonders bedenkliche Zuſammenhänge mit der Abrü⸗ tungsfrage, deren gerechte Löſung durch derartige erdächtigungen gegenüber Deutſchland ſtark erſchwert werden konnte. Auch hierüber iſt erfreulicherweiſe raſch und vollſtändig Klarheit geſchaffen worden. Es iſt aber nach wie vor 8 daß man in Oeſterreich zu ſolchen Mit⸗ teln gegen einen ſtammverwandten Staat greifen zu müſ⸗ ſen glaubt.. Die Pariſer Preſſe gibt den angeblichen Wiener Enthüllungen große Publizität, verſucht aber nach wie vor, den Engländern in der Beurteilung der deutſch⸗öſter⸗ reichiſchen Beziehungen den Vortritt zu laſſen, um die wei⸗ tere Entwicklung auf jeden Fall als eine Folge des engli⸗ ſchen genſähe, d. hinſtellen zukönnen. In dem Beſtreben, die Gegenſätze, die anläßlich der Berliner Intervention zwi⸗ ſchen Frankreich, England und Italien hervorgetreten ſind, allmählich zu überbrücken, gibt Havas einen aus London datierten Bericht über die gegenwärtige engliſche Auf⸗ faſſung wieder. Man erfährt daraus, daß England ſich abwarkend verhalten wolle und keine neuen Interven⸗ tionen beabſichtige. Man ſei in London davon überzeugt, ſo heißt es, daß außer dem Anſchluß durchaus annehmbare Löſungen des öſterreichiſchen Problems vorhanden ſeien. Unzweifelhaft neigten die verantwortlichen Kreiſe zu einer Annäherung Oeſterreichs an die Kleine Entente. Vorausſetzung dieſer Neuorientierung ſei vor allem die Schaffung herzlicher franzöſiſch⸗italieniſcher Beziehungen. Sollte die antiöſterreichiſche Propaganda fortdauern, dann würde der Rückgriff auf Artikel 11 des Völkerbhundspaktes nicht ausbleiben können, doch hüte man ſich in England, die Dinge zu überſtürzen, und gebe zu verſtehen., daß der Meinungsaustauſch zwiſchen Rom und Paris die engliſche Regierung in ihrer Politik des Abwartens beſtärke. 0 Die deutſch⸗litauiſchen Wirtſchaftsver⸗ andlungen, die in den letzten Tagen in Kowno ge⸗ ührt worden ſind, haben nach allem, was darüber bekannt geworden iſt, einen befriedigenden Verlauf genommen und die Ausſicht auf eine für beide Teile vorteilhafte Verſtän⸗ digung eröffnet. Es wurde damals in ausländiſchen Krei⸗ en, denen dieſe ee unerwünſcht war, behauptet, aß Deutſchland bei dieſen Verhandlungen politiſche orderungen geſtellt habe. Das trifft nicht zu, wohl aber iſt es auch für die wirtſchaftliche Zuſammenarheit eine unerläßliche Vorausſetzung, daß die beſtehenden rächtliche ſtrikt eingehalten werden. Es iſt deshalb eine beträchtliche Belaſtung des deutſch⸗litauiſchen Verhältniſſes, wenn ge⸗ rade in dieſem Augenblick Tendenzen hervortreten, die ſich gegen die Autonomie des mit Deutſchland hiſto⸗ riſch und volksmäßig ſo eng verbundenen Memellan⸗ des richten und geeignet ſind, die deutſche Kultur des Lan⸗ des zu untergraben. In einem Bericht aus Memel wird der eſorgnis über die Auswirkungen einiger von der litaui⸗ ſchen Regierung herausgebrachten Geſetze Ausdruck gege⸗ ben. Man gewinnt den Eindruck, daß es das Ziel der litaui⸗ ſchen Regierung iſt, einen Konflikt mit dem gegenwärtigen Direktorium, das die Autonomie verteidigt, herbeizuführen und einen Vorwand für ſeine Abſetzung zu ſchaffen. —— Giaat und Wiriſch aſt Miniſterpräſident Köhler über Badens Wirtſchaftsbelange. O Freiburg, 17. Aug. Auf Einladung der Induſtrie⸗ und Handelskammer Freiburg ſprach Miniſterpräſident Kö h⸗ ler über wirtſchaftliche Fragen. Die Wirtſchaft müſſe ſich darüber Har ſein, ſo erklärte Miniſter Köhler, daß die deutſche Wirtſchaftsfrage eine po⸗ litiſche ſei. Die Regierung wiſſe, daß der Staat nichts ſei ohne die Wirtſchaft, und daß der Staat alles tun müſſe, der Wirtſchaft ihre Arbeit zu erleichtern. Allerdings ſei die Wirtſchaft auch nicht Selbſtzweck. Der neue Staat brauche alle Kräfte, auch die der Wirtſchaft, um ſeine Miſſion er⸗ füllen zu können. Alle Maßnahmen, die die Wirtſchaft träfe, müßten daher im Staatsintereſſe geſchehen. Die Aufgabe ſei, durch kluge Einteilung zu erreichen, daß auch der letzte Volksgenoſſe ſeinen Anſpruch auf Arbeit und Brot erhalte. Das große Problem: Kampf der Arbeitsloſigkeit, müſſe alle anderen Fragen in den Hintergrund ſtellen. Der Miniſterpräſident ſtellte dann mit Freuden feſt, daß überall in der badiſchen Wirtſchaft an dieſer großen Aufgabe gearbeitet werde. Er ließ auch keinen Zweifel daran, daß die badiſche Regierung von einer Subventionspolitik grund⸗ ſätzlich abgehe. Die Wirtſchaft müſſe aus ſich ſelbſt heraus wieder hochkommen. Zum Schluß kam der Miniſterpräſi⸗ dent noch auf beſondere badiſche Fragen zu ſprechen und be⸗ rührte dabei insbeſondere die Schwierigkeiten, die Baden durch die Grenzlage entſtanden ſind. Baden ſer gewiſſermaßen ein geſpaltetes Wirtſchaftsgebiet, nachdem das Elſaß von uns genommen worden ſei. Man habe in Berlin Verſtändnis für Badens Lage gefunden, und Baden werde die Anter⸗ ſtützung erhalten, die es brauche. Miniſterpräſident Köhler ſchloß ſeine Rede mit den Worten: Die oberbadiſche Wirtſchaft hat ſchwere Zeiten hin⸗ ter ſich. Wir wollen vor der Not nicht kapitulieren, ſondern ſie ſoll uns größer, gefeſtigter, pflichttreuer und opferbereiter machen, damit über alle Schwierigkeiten hinweg der neue deutſche Staat gebaut werden kann. Land wirtſchaftliche Wohn⸗ und Betriebsgebäude Die Neichszuſchüſſe für Inſtand ſetzung. () Karlsruhe, 17. Aug. Die Preſſe⸗ und Propaganda⸗ ſtelle der Badiſchen Bauernkammer teilt mit: Von den vorgeſehenen Reichszuſchüſſen für Gebäudein⸗ ſtandſetzungsarbeiten ſind nunmehr als erſte Rate 50 Mil⸗ lionen bereitgeſtellt worden. Für die Vergebung der Mittel gelten im allgemeinen die früher ergangenen Richtlinien. Auf einige wichtige Aenderungen gegenüber den früheren Beſtimmungen ſei jedoch aufmerkſam gemacht. Darnach kann ein Zuſchuß auch für die Inſtandſetzung von Neubauten gegeben werden, d. h. auch für Wohn⸗ und Wirtſchaftsge⸗ bäude, die nach dem 1. Juli 1918 bezugsfertig geworden ſind. Die Arbeiten müſſen ſpäteſtens vor dem 1. September 1933 begonnen und am 1. März 1934 vollendet ſein. Als Wirtſchaftsgebiete landwirtſchaftlicher Betriebe gelten auch Wirtſchaftsgebäude von Gärtnereien mit Ausnahme der Landſchafts⸗ und Friedhofsgärtnereien, der Dekorationsgärt⸗ nereien, der Blumen⸗ und Kranzbindereien, ſowie der Betriebe, die ſich ausſchließlich oder überwiegend mit dem Handel oder der techniſchen Verwertung gärtneriſcher Erzeugniſſe befaſſen. Auf Anregung des Reichsminiſters für Ernährung und Landwirtſchaft hat nun der Reichsmmiſter im Einvernehmen mit dem Reichsminiſter der Finanzen ſich damit einverſtanden erklärt, daß als Inſtandſetzung landwirtſchaftlicher Wirt⸗ ſchaftsgebäude auch die Inſtandſetzung von Dunghofanlagen angeſehen wird. Bei ordnungsmäßig und vorſchriftsmäßig erfolgtem Umbau von Dunglegen werden 20 Prozent der Koſten dann zugeſchoſſen, wenn dieſe Arbeiten ordnungsgemäß durch einen Handwerksmeiſter ausgeführt werden. Normal⸗ pläne und Beſchreibung für den Bau ſolcher vorſchrifts⸗ mäßigen Dunglegen können gegen Entrichtung von 50 Pfenmg bei dem Bauamt der Badiſchen Bauernkammer, Karlsruhe, Stefanienſtraße 43, anverlangt werden, das auch jede wei⸗ tere Auskunft über die Neuanlage von Dunglegen gibt. Reichsbahnrekorde im Maſſenverkehr Höchſtleiſtungen für den Reichsparteitag der NSDAP. Parteitage, Verſammlungen und Feſte haben in dieſem Sommer der Reichsbahn Gelegenheit zu Leiſtungen gege⸗ ben, wie ſie ſeit den Jahren des Weltkrieges nicht mehr wieder vorgekommen ſind. Die Ausſtellung des heiligen Rocks in Trier, zu der etwa eine Million Menſchen in durchſchnittlich 22 Zügen je 09 herangeführt werden müſ⸗ ſen, iſt eine organiſatoriſche Leiſtung von bedeutendem Ausmaß. Die tägliche Zugzahl ſteigert ſich teilweiſe bis zu 37 Zügen. Es ſind gewaltige Vorbereitungen nötig, um einen ſolchen Verkehr reibungslos abzuwickeln. Verkehrs⸗ verwaltung, Landesverwaltung, Polizeiverwaltung und Kirche müſſen Hand in Hand arbeiten, um Stockungen bei der Ankunft zu vermeiden und die Abfahrt der Pilger⸗ ſtröme bequem und ohne Anſtand zu ermöglichen. Immer⸗ hin verteilt ſich aber dieſe Bewegung auf etwa 6 Wochen. Bedeutend konzentrierter und daher auch ſehr viel ſchwieriger war die Leiſtung zu Turnerfeſt, etwa 250 000 Teilnehmer auf der Eiſen⸗ bahn aus allen Gegenden Deutſchlands im Zeitraum von etwa 2 bis 3 Tagen nach der Feſtſtadt Stuttgart heran⸗ zuführen. Daneben lief an den Feſttagen noch ein gewal⸗ tiger Verkehr der Zuſchauer aus der näheren und weiteren Umgebung Stuttgarts, der noch einmal dieſelbe Zahl er⸗ reichte. lle bisherigen Bewegungen aber werden übertroffen Transporten zu dem Parteitag der von den NS D A P. in Nürnberg. Nicht weniger als 335 000 Nationalſozialiſten ſind von der Reichsparteileitung für den Transport mit der Eiſenbahn aus Deutſchlands angemeldet. Allein dieſe Jahl bedeukek eine Transportlbewegung von dem Umfang der Mobilmachung des Jahres 1870. Es gilt dieſe Hunderttauſende innerhalb zwei und drei Ta⸗ gen nach Nürnberg heranzuführen und ſie in etwa ein oder eineinhalb Tagen wieder der heimiſchen Arbeitsſtätte zu⸗ zuführen, denn länger als bis zum Dienstag morgen kön⸗ nen die Teilnehmer der Arbeit nicht entzogen werden. Die Vorarbeiten für dieſe gewaltige Bewegung ſind bereits ge⸗ troffen. Anfang Auguſt wurden die Grundzüge feſtgelegt. Nicht weniger als 1500 Fahrpläne für Voll- und Leerzüge und Lokomotivfahrten mußten aufgeſtellt werden, etwa 350 Sonderzugparks müſſen zuſammengeſtellt werden, Die Züge werden nach den Vorbahnhöfen Nürn⸗ dem Stuttgarter allen Gauen bergs geleitet, wo die Teilnehmer ihr Quartier finden wer⸗ den. Es iſt unmöglich, dieſen gewaltigen Zugpark auf den Gleisanlagen Nürnbergs ſelbſt unter Zuhilfenahme des Giebel Rangierbahnhofs, abzuſtellen, denn ſie bedecken eine leislänge etwa von Frankfurt am Main bis Bruchſal. Die großen Bahnhöfe im Umkreis bis zu 100 Kilometer um Nürnberg wie Regensburg, Würzburg, Ingolſtadt müſſen zu Hilfe genommen werden. Nacheinander haben die Be⸗ ſprechungen getagt, die den Zugbegleitdienſt, die Geſtellung der Lokomotiven und die Abänderung des Güterzugfahr⸗ plans während dieſer Bewegung feſtzulegen hatten. Denn der Transport der Güter darf auch während dieſer Bewe⸗ gung nicht behindert werden. Es muß auf Umwegen der großen Perſonenbewegung aus dem Wege gefahren und dennoch pünktlich ſein Ziel erreichen. So ſehr bei einer ſol⸗ chen Bewegung alle Einzelheiten feſtgelegt werden, es kom⸗ men immer noch im letzten Augenblick Umdispoſitionen in der Belegung der Quartiere, in Abfahrtszeiten, in der Zahl der Züge vor. Es gehört eine außerordentliche Geſchick⸗ lichkeit dazu, um ſolchen Veränderungen im letzten Augen⸗ blick ohne Gefährdung des Betriebs Rechnung zu tragen. Man darf jedoch der Organiſation der Reichsbahn und der Tüchtigkeit ihres Perſonals zutrauen, daß ſie auch dieſer Aufgabe im vollſten Maße gerecht werden wird und damit 175 Ihre zu dem Gelingen dieſes deutſchen Volkstages bei. rägt. Handel und Wir tſchaſt (Ohne Gewähr.) Mannheimer Wochenmarktpreiſe vom 17. Auguſt: Auf dem Wochenmarkt wurden vom ſtädtiſchen Büro für Preis⸗ ſtatiſtik folgende Verbraucherpreiſe für ein Pfund in Pfennig ermittelt: Kartoffeln 3 bis 4; Wirſing 10 bis 15; Weißkraut 6 bis 8; Rotkraut 9 bis 12; Blumenkohl, Stück 20 bis 60; Karotten, Büſchel 5 bis 7; Gelbe Rüben 10 bis 12; Rote Rüben 7 bis 10; Spinat 20 bis 25; Mangold 7 bis 12; Zwiebeln 6 bis 10; Grüne Bohnen 17 bis 20; Grüne Erbſen 20 bis 28; Kopfſalat, Stück 6 bis 15; Endivienſalat, Stück 5 bis 10; Oberkohlraben, Stück 4 bis 7; Rhabarber 5 bis 8; Tomaten 10 bis 12; Radieschen, Büſchel 3 bis 5; Rettich, Stück 4 bis 10; Meerrettich, Stück 10 bis 35; Schlangen⸗ gurken, groß, Stück 10 bis 35; Einmachgurken, Stück 1 bis 1.4; Suppengrünes, Büſchel 4 bis 5; Peterſilie, Büſchel 4 bis 5; Schnittlauch, Büſchel 4 bis 5; Lauch, Stück 4 bis 7; Aepfel 12 bis 35; Birnen 15 bis 28; Pfifferlinge 45 bis 50; Pfirſiche 25 bis 30; Himbeeren 40; Johannisbeeren 223 Zwetſchaen 10 bis 15: Zitronen, Stück 3 bis 7; Orangen 25; Mannheimer Produktenbörſe vom 17. Auguſt(amtlich): Es notierten in Reichsmark je 100 Kilogramm waggonfrei Mannheim: Weizen, inl. 19 bis 19.15; Roggen, inl. 15.65 bis 15.75; Hafer, inl., alter 15; Sommergerſte, inl. 18.50 bis 19.50; Wintergerſte, neue 15.50 bis 16; Futtergerſte 15: Mais mit Sack 17.50 bis 18; Erdnußkuchen, prompt 15.50 bis 15.75; Sojaſchrot, prompt 14 bis 14.50; Rapskuchen 11.75 bis 12; Palmkuchen 13.75 bis 14; Kokoskuchen 14.75; Seſamkuchen 14.75 bis 15; Leinkuchen 15 bis 15.25; Bier⸗ treber 13.50 bis 13.75; Trockenſchnitzel 7.75 bis 8; Wieſen⸗ heu, loſe 4.50 bis 53; Rotkleeheu 4.70 bis 5.20; Luzerneklee⸗ heu 5.60 bis 6; Preßſtroh(Roggen, Weizen) 1.80 bis 2; dto. gebunden 1.70 bis 1.90; Weizenmehl, Spezial Null mit Austauſchweizen 28.50; dto. mit Inlandsweizen, alte Ernte 27.50; dto. mit Inlandsweizen, neue Ernte 27; dto. mit Austauſchweizen, neue Ernte 28.25; Roggenmehl, neues 21.50 bis 22.50; dto. pfälz. und ſüdd., neues 22 bis 23; Weizenkleie, feine mit Sack 7.50 bis 7.75, dio. grobe mit Sack 8 bis 8.25; Roggenkleie 7.90 bis 8.75; Weizenfutter⸗ mehl 10.25 bis 10.50; Roggenfuttermehl 9.50 bis 10; Wer⸗ zennachmehl 14 bis 15.50. Tendenz ruhig.— Die Preiſe für ſüdd. Weizenauszugsmehl ſtellen ſich 3 Mark höher, für Weizenbrotmehl 8 Mark niedriger als Spezial Null.— Die Preiſe für ölhaltige Futtermittel verſtehen ſich incl. Mono⸗ polabgabe. Mannheimer Kleinviehmarkt vom 17. Auguſt: Zufuhr und Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht bezw. Stück in Reichsmark: 65 Kälber nicht notiert; 23 Schafe nicht notiert; 119 Schweine nicht notiert; 763 Ferkel und Läufer, Ferkel bis vier Wochen 7 bis 10, über vier Wochen 11 bis 14. Läufer 15 bis 18. Die Leipziger Herbſtmeſſe vom 27.31. Nuguſt Bedeutet ſchon die rapide Abnahme der Arbeitsloſigkeit eine fühlbare Stärkung der deutſchen Kaufkraft, ſo werden ſich im Laufe der kommenden Monate die verſchiedenen Maßnahmen der Reichsregierung im Rahmen des Arbeitsbeſchaffungsprogramms weiter auswirken und zur Belebung der Wirtſchaft beitragen. So ſehen wir, wie Induſtrie und Handel aus dem Erſtar⸗ rungszuſtand der ſchweren Kriſenſahre erwachen, und wie ſie, mitgeriſſen von der Tatkraft einer nationalen Führung, der ſie vertrauen, beſtrebt ſind, an der endgültigen Ueberwindung der Wirtſchaftskriſe mitzuarbeiten. Deshalb iſt die am 27. 2 beginnende Leipziger Herbſt⸗ Muſtermeſſe, als die erſte Meſſe des nationalen Wiederaufbaues und als eine bedeutſame volkswirtſchaftliche Kundgebung des neuen Deutſchland, in ganz beſonderem Maße dazu berufen, die bereits jetzt ausgelöſten wirtſchaftlichen Triebkräfte zu feſtigen und zu vervielfältigen. Denn dieſem in der ganzen Welt einzig daſtehenden Muſtermarkt, der die deutſche induſtrielle und hand⸗ werkliche Produktion in ihren wichtigſten Zweigen umfaßt. fällt diesmal die Aufgabe zu, den Einzelhandel nſtandzuſetzen, ſich mit denjenigen Waren einzudecken, für die er infolge der wirtſchaft⸗ lichen Belebung, und insbeſondere gegen des bevorſtehenden Weihnachtsfeſtes, eine ſtärkere Nachfrage zu erwarten hat els in den vorangegangenen Jahren. In den 33 Meßbäuſern der In- nenſtadt wird man wiederum die gewaltige Heerſchau der deut⸗ 15 Fertigwaren ſehen, nämlich das von vielen Neuherten durch⸗ etzte Angebot von Textilien. Glas ind keramiſchen Erzeugniſſen. Haus- und Küchengeräten, Metallwaren. Möbeln, Spielwaren. Sportartikeln, Kunſtgewerbe und Schmunwaren. Papierwaren. Bürobedarf, Verpackungsmittel. Mufikinſtrumenten. Beleuchtungs⸗ körpern und vielen anderen deutſchen Qualitätserzeugniſſen. Auf dem Gelände der Techniſchen Meſſe wird man außer der Meſſe für Bau⸗, Haus⸗ und Betriebsbedarf in vier großen Aus⸗ e zum erſten Male die„Braune Großmeſſe“ be⸗ uchen können, die ein Warenangebot von Hausrat, Seſchenk⸗ artikeln. Geſchäftsbedarf, Bekleidung, Nahrungs⸗ und Genußmit⸗ teln, Induſtriebedarf, Fahrzeugen und Landmaſchinen gereinigen wird. Am 29. und 30. Auguſt werden ſich hier auch die Reichsſtände des Handels und Handwerks zum General⸗Appell als einer gewaltigen Kundgebung des gewerblichen Mittelſtandes zu⸗ ſammenfinden. Der Schwerpunkt der kommenden Meſſe wird, wenn ſie auch wie üblich für das deutſche Exportgeſchäft von Wichtigkeit iſt, diesmal auf dem heimiſchen Markt liegen. Wer als Einkäufer die Leipziger Meſſe beſucht, arbeitet deshalb mit an dem großen B Ziel der wirtſchaftlichen Geſundung unſeres Vaker⸗ andes. Gul Aufmachung— geringer Aufwand. Unter dieſem Zeichen wird im kommenden Winter die Pflege häuslicher Geſelligkeit ſtehen müſſen. Die Hausfrau hat zu„einer Taſſe Tee nach dem Abendbrot“ gebeten. Was kann ſie ihren Gäſten vorſetzen? Eine ſelbſtgebackene Schokoladen⸗ torte, die, ohne Butter und Eier zubereitet, beſonders billig iſt. Man untermiſche rrocken: 300 Gramm Mehl, 200 Gramm Zucker, drei Eßlöffel voll Kakao, ein Backpulver, ein Vanille⸗ zucker, feinen Zimt, geſtoßene Nelken, fügt dann anderthalb bis zwei Taſſen voll Milch hinzu und bäckt den dickflüſſigen Teig in einer Tortenform eine Dreiviertelſtunde lang bei Mittelhitze. Erkaltet, ſchneidet man die Torte in drei bis vier Böden, die man, je nach Geſchmack, mit Marmelade oder Vanillecreme beſtreichh(Am ſchönſten ſchmeckt beides. ab⸗ wechſelnd genommen.) Die fertige Torte überzieht man mit einem Zuckerguß und wird von ihrem Wohlgeſchmack über⸗ raſcht, von ihrer Billigkeit erfreut ſein. Das„ſtarke Geſchlecht“ liebt es meiſt nicht, den ganzen Abend nur Süßes zu eſſen. Vielleicht gibt der Hausherr zur Zigarre ſogar ein Glas Bier. Womit erfreut da die Hausfrau die„Herren der Schöpfung“? Sie hat ſelbſtgebackene Salzſtangen und Kopenhagener Keks be⸗ reitet, ſtatt der ſonſt üblichen Käſeplatte Zu den Salzſtangen nehmen wir ein halbes Pfund ge⸗ ciebene, gekochte Kartoffeln, die aber am Tage zuvor gekocht ſein müſſen, ferner ein halbes Pfund Mehl, ein halbes Pfund Margarine und kneten dies möglichſt raſch zuſammen.(Be⸗ ſonders wohlſchmeckend werden ſie, wenn man ſtatt der Mar⸗ garine 200 Gramm Butter nehmen kann!) Auf dem Backbrett wird die Maſſe fingerdick ausgerollt, mit dem Kuchenrädchen in lange Streifen geſchnitten, mit Eigelb beſtrichen und ſehr reichlich mit Salz und Kümmel beſtreut. Auf dem Backblech hellgelb gebacken, ergibt dieſe Menge etwa 40 feinſte Salz⸗ ſtangen. Zu dem Kopenhagener Keks verwendet man 150 Gramm Butter, ein Viertelliter Milch, ein Pfund Roggenmehl, ein halbes Backpulver, einen gehäuften Eßlöffel voll gemahlenen Kümmel, einen Eßlöffel voll Zucker und etwas Salz. Dies alles wird 8 durchgeknetet, meſſerrückendick ausgerollt, mit Hilfe eines Glaſes zu runden Keks ausgeſtochen, mit einer Gabel darauf Ascher! und dann bei Mittelhitze gebacken. Dieſe Keks müſſen, bevor man ſie reicht, leicht angewärmt werden. Nebenbei ſei erwähnt, daß ſowohl die Salzſtangen, als auch die Keks zu einer Taſſe Fleiſchbrühe ganz ausgezeichnet chmecken. Ein Verſuch lohnt und wird Ihren Gäſten viel 8 bereiten und ein dankbares Lob der tüchtigen Hausfrau ringen. Nun noch ein geſchmackvoll gedeckter Tiſch, auf dem alles ertig bereit ſteht; am hübſcheſten mit einem Servierwagen, a in vielen Haushalten heutzutage keine Bedienung mehr gehalten wird! Den Tiſchſchmuck ſtellen wir ſelbſtredend auch perſönlich zuſammen. Ein Kranz von Laub, das zwiſchen Fließpapier lauwarm geplättet iſt, auch loſe über den Tiſch geſtreut, oder eine kleine Schale, mit Moos und bunten Beeren gefüllt, ſehen ſtets beſonders reizend aus. Jede Kleinigkeit aus Garten und Wald läßt ſich verwerten, nur gehört etwas Sorgfalt und Liebe zur Sache dazu. Als Letztes möchte ich allen jungen Hausfrauen, beſonders aber den alten Hausfrauen, den guten Rat geben: benutzt bei jedem Beſuch alle hübſchen und wertvollen Gebrauchsgegen⸗ ſtände, die einen Tiſch ſchön machen! Die Zeiten der großen Geſellſchaften, wo wir mit unſerem Silber, dem herrlichen Kriſtall glänzten, ſind vorbei. Nehmt alſo das„gute Damaſt⸗ 5 von der Ausſteuer, das„gute Silber und Kriſtall“, aßt es nicht in Truhen und Käſten liegen, ſondern ſchmückt recht oft den Tiſch damit, immer unter dem Zeichen: Gute Aufmachung— geringe Koſten! Zum Arbeits beſchaffungsprogramm. Auch die Hausfrau kann dazu beitragen. Nachdem die politiſche Macht ſich ſtabiliert hat, kommt es nun darauf an, der deutſchen Wirtſchaft neues Leben einzu⸗ hauchen. Das große Arbeitsbeſchaffungsprogramm dient dieſem Zweck ebenſoſehr wie die mannigfachen Bemühungen, abſeits der ſtaatlichen Aufträge das Räderwerk der Wirtſchaft wieder mehr in Gang zu ſetzen. Jeder einzelne kann dazu beitragen. Denn wenn jedes Ding ſeine zwei Seiten hat, ſo hat die Volkswirtſchaft ſogar ſo viele Seiten, als Einzelwirt⸗ chaften ſie bilden. Der Familienhaushalt iſt ein der großen abrik mit Tauſenden von Arbeitern ebenbürtiger Betrieb; hier wie dort wird gewirtſchaftet nach durchaus demſelben Grund⸗ ſatz, mit dem geringſten Aufwand den größtmöglichen Nutzen zu erzielen. Die Summe der Bilanzen ergibt erſt das Er⸗ gebnis, aus dem ſich Erfolg oder Mißerfolg ableſen läßt. „Gemeinnutz geht vor Eigennutz“— dieſe Lehre, die die Grundlage des neuen Staates bildet, iſt nun keine wirtſchaftliche, ſondern eine ſittliche Forderung. Wer zu Nutz und Frommen der Gemeinſchaft ſeine eigene Wirtſchaft zerſtören wollte— und manchmal trifft man auf ſolche Auf⸗ faſſung—, der handelt weder ökonomiſch noch ſittlich, ſondern ganz einfach dumm und unvernünftig. Das Intereſſe der Volksgemeinſchaft deckt ſich überall mit dem Intereſſe der Volksgenoſſen; Staat und Volk bilden keinen Gegenſatz mehr, ſie ſind eins. Aus dieſem Grunde wäre es unangebracht, wenn nun mit einem Male„über die Verhältniſſe“ gelebt werden ſollte in der Meinung, durch unnötige Anſchaffungen die Wirt⸗ ſchaft ankurbeln zu können. Wohl iſt es wichtig, z. B. der Maſchineninduſtrie Aufträge zukommen zu laſſen. Wem aber nützt das ſchönſte ſteuerfreie Auto, wenn es nicht unterhalten und gefahren werden kann? Es wäre nur noch„totes Kapital“ in dieſem Falle. Was nützt die Hausfrau der Elektro- oder der Gasherd in der Küche. wenn ſie durch ſeine Benutzung zwar etwas„Arbeit“ ſpart, auf der anderen Seite aber wieder gewiſſe Nachteile in Kauf nehmen muß? Iſt ſie tatſächlich ſo überlaſtet, daß ſie den Haushalt nicht allein verſehen kann, dann, ſtelle ſie eine arbeltsloſe Haus⸗ angeſtellte an. Das iſt das geeignetſte Mittel, der all⸗ gemeinen Wohlfahrt zu dienen. Noch immer ſind mehr als bier Millionen Arbeitsloſe in der Wirtſchaft unterzubringen. * 7 e n 1 5 Das Beiſpiel der Thüringer Glasinduſtrie, die Maſchinen über Maſchinen in Betrieb nahm und darüber die Sorge für den Menſchen vergaß, iſt anwendbar auch auf den Haushalt, deſſen volkswirtſchaſtliche Rolle nur zu leicht verkannt wird. Es iſt weder ſoztal noch national gedacht, die Aufwartefrau abzu⸗ chaffen und ſich ſtatt ihrer einen Staubſauger zuzulegen. Der ae Wergarbeiter wird in Mitleidenſchaft gezogen, oder er iſt vielmet: der leidende Teil, wenn anſtatt der guten deutſchen Braunkohlenbeiketts mit einem Male Strom von jenſeits der Grenze oder Gas aus engliſchen Kohlen in der Küche ver⸗ wendet wird. Es iſt viel zu wenig bekannt, daß der Haus⸗ brand nicht viel weniger Wärme verbraucht als die Induſtrie Daraus läßt ſich erſehen, wie ſehr die Wohlfahrt der in znſeren Bergbaurevieren tätigen deutſchen Menſchen, des übe⸗ das ganze Reich verteilten Brennſtoffhandels mit dem deutſchen Familienhaushalt verknüpft iſt. 5 Es gibt der Beiſpiele noch mehr. Hingewieſen ſei auf den Ruf:„Kauft deutſche Waren!“, auf die Bedeutung des Wein⸗ baues und die Aktion zur Förderung des Ausbackens von Roggenbrot Ueberall iſt die Familie die Zelle, von der die belebenden Kräfte ausſtrahlen.„ Vom Nachkarlen Man braucht kein Kartenſpieler zu ſein, um nachzukarten. Meiſt ſind es ſogar die Frauen, die dies vortrefflich verſtehen. Meine Großmutter, übrigens eine kluge Frau, da ſie ihr Leben bewußt gelebt, pflegte in ſolchen Fällen lächelnd zu ſagen:„Was hilft das Schimpfen, was hilft groß Geſchrei— was einmal vorbei iſt, das iſt vorbei!“ Denn gerade das Nachkarten war ihr verhaßt:„Ihr braucht eure Kräfte not⸗ wendig für die Gegenwart, verſchwendet ſie nicht unnütz im müßigen Nachkarten!“ So ermahnte ſie uns oft, wenn ſie uns bei dieſer ebenſo überflüſſigen wie werblichen Beſchäftigung wieder einmal überraſchte * Um was aber handelt es ſich denn eigentlich beim Nach⸗ karten? Um die leidige Angewohnheit, Geſchehenes und da⸗ durch Unabänderliches immer aufs neue aus der Vergeſſenheit zu reißen und zu beſprechen Vielleicht wird dies am beſten durch ein paar Beiſpiele erläutert. In einer Ehe(und das ſoll ſogar in den beſten vorkommen) hat es einen Streit zwiſchen Mann und Frau gegeben. Die Urſache iſt, wie meiſt dergleichen Urſachen, an ſich völlig be⸗ langlos. Dennoch har es Meinungsverſchiedenheiten gegeben, unfreundliche Worte ſind gefallen, vielleicht iſt man einander auch für eine Weile aus dem Wege gegangen. Dann aber hat man ſich, entweder mit Worten oder oft auch ſtillſchweigend, wieder verſöhnt. Nun ſcheint wieder die Sonne des häuslichen Friedens. Auf einmal, und leider iſt hier die Frau meiſt der ſchuldige Teil, fängt die Gattin an, das Halbvergeſſene nochmals aufzurühren. Mit vielen„ja. gätteſt du damals nicht“ oder„ja, wärſt du nicht“ ſucht ſie dem Manne zu beweiſen, daß er im Grunde genommen die Schuld an dem ganzen Streit trägt. In ſolchen Fällen hat das Nachkarten oft genug zur Folge, daß ein eben glücklich beigelegter Zwiſt aufs neue, und zwar durch Unvorſichtigkeit der Frau, doppelt heftig wieder aus⸗ bricht! * Da iſt irgend etwas zwiſchen gute Freunde getreten, ſie entzweiend, wie das oft genug im Leben geſchieht. Doch die alte Freundſchaft hat ſich ſtärker erwieſen als der Streit: ver⸗ ſöhnt hat man ſich wieder die Hand gereicht. Da fällt ein unvorſichtiges Wort, das gerade dieſen früheren Streit betrifft. Statt nun von beiden Seiten ſtillſchweigend darüber hinwegzugehen, wird dies Unglückswort aufgegriffen und bald ergeht man ſich in höchſt unerquicklichen Erinne⸗ rungen. Ein Wort gibt das andere, und ehe man es ſich ver⸗ ſieht, iſt man mitten darin— im Nachkarten! Wie leicht erhält die eben wieder angeknüpfte Freundſchaft einen Riß, wenn ſie nicht gar ganz in die Brüche geht! * Uebrigens iſt dies Nachkarten auch ſehr oft ein Fehler, in den Eltern, und vor allem Mütter, verfallen. Eines der Kinder iſt unartig geweſen, doch es hat ſeine verdiente Strafe er⸗ halten. Damit ſollte nun auch die Sache abgetan und ver⸗ geſſen ſein. f Doch bei der erſten ſich darbietenden Gelegenheit kann es ſich die Mutter nicht verſagen, an das Vorgefallene zu er⸗ innern. Weitſchweifig beredet ſie es, und dies meiſt in Gegen⸗ wart des Kindes ſelbſt. Das Kind aber, häufig genug fein⸗ fühliger als der Erwachſene, ſchämt ſich, und ein häßlicher kindiſcher Trotz iſt die Folge dieſes überflüſſigen Nachkartens von ſeiten der Mutter. . So ließen ſich noch viele Vorfälle aus dem Alltagsleben heranziehen, wo das überflüſſige und ſchädliche Nachkarten eine wichtige und unheilvolle Rolle ſpielt. Der Lateiner hatte für dies alles ein äußerſt beherzigenswertes Wort, das gerade auf das Nachkarten ausgezeichnet paßt:„Quieta noa movere! „Was ruht, ſollt ihr nicht aufrühren!“ Das ſei auch unſer Wahlſpruch, wenn uns einmal die Ver⸗ ſuchung anwandeln ſollte, über Vergangenes und Unabänder⸗ liches in jener Weiſe zu ſprechen, die wir bezeichnenderweiſe „nachkarten“ nennen. To-⸗To. Auf welchem Briefpapier schreibt man? f Von Hilde Hanna Sitte⸗Hutter. In früheren Zeiten galt der Schuh als„Legitimation“ der gut angezogenen Frau. Seine Güte, Solidität und vornehme Ausführung gaben Zeugnis von ihrem Geſchmack. Heute iſt man anſpruchsvoller geworden und verlangt, daß nicht nur ſpeziell der Schuh, ſondern der geſamte Eindruck der Frau ein harmoniſcher ſei, und taxiert ſchließlich nicht ſelten von dem äußeren auf den inneren Menſchen, meiſt mit Recht.(Von jenen hohlen Putztocken, deren Um und Auf Kleider und wieder nur Kleider und Tanz ſind. abgeſehen; ihre Oberflächlichkeit tritt nur zu bald zutage.) Oft kommt es vor, daß man von einem Menſchen einen Brief bekommt, ohne ihn zu kennen, und auf Grund dieſes Schreibens macht man ſich ein Bild von dem Abſender, das manchmal ſtimmt, manchmal auch nicht. Mag man in puncto des Aeußeren eben dieſes Menſchen dann enttäuſcht ſein, was tut es ſchon; viel wichtiger iſt, daß der innere Menſch das hält, was ſein Brief verſprochen hat, und wie die ſolide, je nach den finanziellen Verhältniſſen beſcheidenere oder luxuriöſere, immer aber diſtinguierte Kleidung den gepflegten Körper vervoll⸗ ſtändigt, ſo drücken ſich Diſtinktion und Charakter ſelbſtver⸗ ſtändlich auch in der Art. einen Brief zu ſchreiben, in deſſen äußerer Form und vor allem natürlich auch in der Schrift aus. Mittel und Zweck iſt das Briefpapier, das das Bild des Briefes und damit des Menſchen ergänzt. Es iſt ebenſoſehr eine Angelegenheit des guten Geſchmacks, wie ein Schirmgriff oder eine Anſteckblume, wie ein Bucheinband oder ein Hand⸗ ſchuh Gleich dieſen iſt auch das Briefpapier den verſchiedenſten Moderichtungen unterworfen, und die bizarrſten Auswüchſe in Deſſin und Farbengebung offenbaren ſich manchmal im dünnen Futter des Briefpapiers. Wohltuenderweiſe iſt man längſt da⸗ von abgekommen, mit zierlichem kleinen roſa oder himmel⸗ blauem Briefpapier ſeine Gefühle(die oft gar nicht vorhanden waren) zu dokumentieren. Groß und ſelbſtbewußt im Format, ein Ebenbild der ſelbſtändigen Frau von heute, mit einem vor⸗ nehmen bunten Futter, repräſentiert ſich das moderne Brief⸗ papier der Dame, deren guter Geſchmack das für den Backfiſch paſſende, heitere, manchmal ein bißchen extravagante Brief⸗ bapier ablehnt. Sie hält ſich vielmehr an die Güte des Papiers, ein autes Ueberſeeleinen oder Pergament. da ia nicht iede⸗ mann auf handgeſchöpftem Bütten ſchreiben kann; und legt ſie Wert auf ein Monogramm ſo iſt auch dieſes klar und ſicher, ohne Schnörkel und von angenehmer Dezenz. Die Farbe des Brieſpapiers bleibt perſönlichem Geſchmack überlaſſen, der, wie bei Kleidern und tauſend anderen Dingen, zwiſchen den Extremen hin und her pendelt, und zurückhaltende Farben neben faſt ſchreienden findet. i Bezüglich des Juhalts können wir keine„modiſchen Rat⸗ ſchläge“ geben, obzwar vielleicht mancher oder manche dafür dankbar wären, und würden dann möglicherweiſe weit weniger der ſchönen Briefpapiere, als abgeſandt, in den Papierkorb wandern. ö 0 Zehn Gebote der klugen Eheftau. 1. Beherrſche deine Zunge— mußt du den müde aus dem Beruf heimkehrenden Gatten denn gleich mit allerlei häuslichen Unannehmlichkeiten überfallen? 2. Willſt du, daß dein Mann auf deine Intereſſen eingeht, dann gehe zuerſt einmal auf die ſeinen ein! 3. Fange nicht gerade in dem Moment mit häuslichen 1 an, wenn dein Mann im Begriff ſteht, mit dir aus⸗ zugehen. 4. Suche nicht immer recht zu haben— weibliche Recht⸗ haberei iſt etwas äußerſt Unkleidſames! 5. Gönne deinem Manne den Verkehr mit ſeinen Freunden, 51 dafür, daß du ſelbſt ihm allezeit der beſte Freund eibſt! 6. Geh behutſam mit deiner Ehe um; man ſagt zwar, daß gelittetes Porzellan oft am dauerhafteſten ſei— jedenfalls aber iſt es dann das ſchönſte davon! 7. Mit einem Menſchen, den man liebt, muß man nicht nur e verſtehen zu reden, ſondern auch zu ſchweigen! 8. Ihr ſollt kein Geheimnis voreinander haben; aber es iſt eine große Kunſt, ſtets das paſſende Wort an der rechten Stelle zu finden! 9. Vergleiche deinen Mann nie mit anderen Männern— oder haſt du gern, daß dein Mann dich mit anderen Frauen vergleicht? 10. Vergiß nie, daß aus jedem Recht, das ein Menſch beſitzt, ihm auch eine Pflicht erwächſt: gewiß haſt du das Recht. glücklich zu ſein, aber du haſt auch die Pflicht, glücklich zu machen! J. Adams. So ſehen es die Kleinſten. Im Zoo. 5 „Mutti, wenn nun die Giraffe ſich die Füße erkältet— dauert es dann ſehr lange, bis ſie Halsentzündung kriegt?“ 5*. Die Mutter erzählte ein Märchen. In der Geſchichte wurde ein Junge, der immerzu genaſcht hatte, in eine Maus ver⸗ wandelt. Fritzchen war ſichtlich erſchrocken. f „Mutti“, ſagte er,„wenn ich eines Tages plötzlich klein und grau werden ſollte und vier Beine bekomme— dann paß ja gut auf die Katze auf!“ 5 1 3 k. Polierte Möbel aufzufriſchen. Ein altbewährtes Mittel zum Auffriſchen für ſämtliche Arten polierter Möbel, aus⸗ genommen weiße Schlafzimmer⸗ und Küchenmöbel, iſt folgen⸗ des: Zwei Teile Provenceöl werden mit einem Teil Rotwein gemiſcht und die Möbel damit abgerieben, dann kreisförmig. mit einem Wollappen oder weichem Ledertuch poliert. Die Möbel werden wie neu; auch Waſfer und andere Schmutzflecke werden dadurch beſeitigt. f f. Hartgewordene Gummiſachen wieder weich zu machen. Sind Gegenſtände aus Gummi, auch Gummiſchuhe, hart ge⸗ worden, legt man ſie ſo lange in Salmiakwaſſer oder reibe ſie mehrmals damit ein, bis ſie wieder ſchmiegſam geworden ſind, dann halte man ſie noch einige Minuten lang über Waſſer⸗ dampf, damit ſie wieder vollkommen weich werden, und poliere ſie blank. . Das Knarren der Matratzen zu beſeitigen. Bei knarren⸗ den Metallmatratzen iſt dem Uebel durch feſteres Spannen ab⸗ zuhelfen; die Holzrahmen müſſen, wenn ſie knarren, mit Oel betropft werden. k. Reinigen von Baskenmützen. Baskenmützen laſſen ſich vorzüglich in lauwarmem Seifenflockenwaſſer oder in einer Perſillauge waſchen; die Kappe braucht nur ausgedrückt, nicht gegeneinander gerieben zu werden. Auch beim Spülen winde man die Kappe nicht aus, ſondern drücke nur die größte Näſſe zwiſchen den Tüchern heraus. Nach dem Spülen zieht man die Mütze über einen entſprechend großen Teller, damit ſie wieder in Form kommt. Koch⸗Rezepte Holſteiner Schnitzel. Man ſchlägt die Schnitzel mit der flachen Seite eines naßgemachten Hackmeſſers etwas aus. beſtreut ſie mit Pfeffer und Salz, umhüllt ſie mit Ei und Reibebrot und brät ſie in heißer Butter ungefähr zehn Mi⸗ nuten auf beiden Seiten ſchön braun. Dann belegt man ſie mit gebackenen Eiern und verziert die Schü ſſel mit geröſte⸗ ten Kartöffelchen. Der Satz wird mit etwas Fleiſchbrühe aufgekocht und über die Schnitzel gegeben. „Gurkengemüſe.(Für 4 Perſonen.) Zutaten: 2 Gurken, 2 Liter Waſſer, 1 Teelöffel Salz. 1 Eßöfſe Eſſig, 75 Gr. Speck, 1 kleine Zwiebel, 4 Eßlöffel Mehl, 4 Liter Gemüſe⸗ brühe, 4 Liter Fleiſchbrühe aus 1 Maggi's Fleiſchbrühwür⸗ fel, 2 Eßlöffel Rahm, Peterſilie. Zubereitung: Die Gurken werden geſchält, verſucht, ob ſie bitter ſind und geteilt. Man entfernt die Kerne mit einem Löffel, ſchneidet die Stücke in Streifen, kocht ſie kurz in dem Salz⸗ oder Eſſigwaſſer auf und schüttet ſie ab.— Den Speck ſchneidet man in Würfel, brät ihn aus, röſtet Zwiebel und Mehl Jarin hellgelb, füllt Gemüſewaſſer und„ Liter Fleiſchbrühe aus einem Maggi⸗ Fleiſchbrühwürfel auf und läßt die Gurken darin gar wer⸗ den. Vor dem Anrichten ſchmeckt man das Gemüſe mit Rahm und Peterſilie ob. 8. a t. Kalbsbruſt mit Möhrenfüllung. Eine wie üblich vor⸗ bereitete Kalbsbruſt wird mit folgender Füllung gefüllt, zu⸗ genäht, angebraten, mit etwas Fleiſchglace beſtrichen und im Ofen ſertig gebraten. Füllung: Zwei Pfund gelbe Rüben werden gewaſchen, geſchält und gerieben. Dazu gibt man zwei geriebene Zwiebeln und feingehack⸗e Peterſilie, dämpft alles mit etwas Butter und Fleiſchbrüßhe gar. Ein bis zwei ein⸗ geweichte Milchbrötchen aut ausd rücken und unter die aus⸗ gekühlte Maſſe geben; auch zwei bis drei Eigelb und etwas ſüßen Rahm Salzen und pfefferen und zum Schluß den ſehr ſteifen Schnee der Eier darunter geben. Zu dieſer ſeinen Kalbsbruſt reicht man Kartoffeln und grünen Salat. t. Kalbszunge in Aſpik. Eine oder mehrere Kalbszungen werden abgebrüht und in einer Kalbsfußbrühe langſam gar gekocht Noch warm, werden die ungen abgezogen und in ein in der Brühe angefeuchtetes Pergamentpapier gewickelt und kal: geſtellt. Sind ſie vollſtändig kalt, werden die Zungen garniert und in dünne Scheiben geſchnitten, die man in eine tiefe Porzellanform geſchmackvoll ariordnet und mit dem faſt 3 8 Aſpit, den man aus der Brühe hergeſtellt hat, über⸗ 5 8 e. 3 — 1 8