N Q 2 7 8 * . — — 2 55 en d 8 ——— NN 2. Blatt zu Wr. 192 Bote Scmstag, 19. Aug. 1933 Mandſchukuo, Japan, Deutſchland „Die Anweſenheit des Leiters des großen japaniſchen Mitſubiſhi⸗Konzerns, Baron Kato, dazu einer großen An⸗ 5 anderer japaniſcher Wirtſchaftler in Berlin, die Tat⸗ ache des Abſchluſſes ſehr erheblicher deutſcher Lieferungs⸗ verträge für das neugegründete, unter japaniſchem Einfluß ſtehende Staatsweſen Mandſchukuo machen es notwendig, einmal die Bedeutung dieſer Dinge für das öffentliche Le⸗ ben Deutſchlands herauszuſtellen. Es iſt gar kein Zweifel, daß jetzt, wo die Energien Japans ſich mit aller Kraft auf die Erſchließung des neu erworbenen Rieſengebietes der Mandſchurei richten, dort ſich wirtſchaftliche Möglichkeiten auftuen, die überhaupt erſt geahnt werden können. Die Be⸗ deutung der Mandſchurei zeigt allein ihre Vevölkerungszu⸗ nahme von etwa 5 bis 6 Millionen im Jahre 1905 auf 30 illionen in dieſem Jahre. Die Einfuhr, die im Jahre 1907 30,6 Millionen Haikwan⸗Taels betrug, iſt 1929 bereits auf 329,6 Millionen Haikwan⸗Taels geſtiegen; die Ausfuhr, die 1907 22,0 Millionen Haikwan⸗Taels betrug, war 1929 auf 425,6 Millionen Haikwan⸗Taels geſtiegen. Ein chineſiſcher Haikwan⸗Tael hat etwa den Werk von 4 Reichsmark. Be⸗ ſonders intereſſiert uns Deutſche die Einfuhr dieſes Gebie⸗ tes, denn für ſeinen Hauptausfuhrartikel, die Soja⸗Bohne, die das eigentliche Produkt der Mandſchurei iſt, ſind wir Deutſche ſowieſo Großabnehmer. Haupteinkäufer für die Mandſchurei iſt heute noch die Südmandſchuriſche Eiſen⸗ bahngeſellſchaft. Die hauptſächlichſten Einfuhrartikel ſind die von der Südmandſchuriſchen Eiſenbahngeſellſchaft be⸗ wirkten Gerät⸗ und Werkzeugkäufe: während der letzten 22 Jahre haben dieſe Einkäufe 500 Millionen Yen(6 Mil⸗ liarden Francs) überſchritten, und, wenn Japan für 143 Millionen Yen(1716 Millionen Francs) Waren geliefert hat, ſo ſind 129(1548 Millionen Francs) aus den Vereinig⸗ ten Staaten, 28(336 Millionen Francs) aus Großbritan⸗ nien, 13(156 Millionen Francs) aus Deutſchland und 43 (516 Millionen Francs) aus anderen Ländern gekommen. 15 Yumoto und Dr. Sakamoto, Japan und die Mandſchu⸗ ei Man wird in Japan berückſichtigen, daß nicht nur die deutſche Induſtrie anerkannt wertvolle Qualitätsware zu liefern imſtande iſt, ſondern daß auch nicht zuletzt Deutſch⸗ land das einzige große europäiſche Land, das politiſch in Oſtaſien keinerlei Anſprüche erhebt, die Japan irgendwie tören könnten. Die Periode des europäiſchen Imperialis⸗ mus, der ohne den Willen und die Möglichkeit dort Sied⸗ lungsland zu finden, in den oſtaſiatiſchen Raum einbrach, iſt für uns zu Ende. Wir haben als erſter europäiſcher taat einen Strich darunter gemacht. Das moderne Jazzen in ſeiner Entwicklung ſtellt ande⸗ rerſeits, von der deuten Seite aus geſehen, eine der we⸗ nigen Mächte dar, die aus dem Zwang ihrer Raumenge eraus unter allen Umſtänden eine beſſere Verteilung der Erde durchſetzen müſſen. Während wir in Europa eigent⸗ lich, mit Ausnahme Italiens, lauter Mächten gegenüberſte⸗ hen, die an der Erhaltung des Beſtehenden intereſſiert ſind — auch die Sowjet⸗Union hat ſich durch ihre Nichtangriffs⸗ pakte paradoxerweiſe dieſem Syſtem genähert—, iſt Japan eine Macht, die Raum braucht. 1919 erklärte der Außenmi⸗ niſter Graf Komura in einer Rede, Japan brauche Platz für 100 Millionen Japaner. Heute umfaßt das japaniſche Reich, ungerechnet die Mandſchurei, 65 Millionen auf den Stamminſeln, 92 Millionen, wenn man die Außengebiete hinzurechnet, faſt 125 Millionen, wenn man, wie heute möglich, die Mandſchurei hinzurechnet. Das iſt eine der größten Großmächte der Erde, aufgebaut, großgearbeitet, großgehungert, durchgeſetzt gegen Mißtrauen und Neid in einer politiſchen Arbeit von 1860 bis heute hin, die ſchlecht⸗ hin bewundernswert iſt. Das deutſch⸗japaniſche Verhältnis gat dabei eigentlich immer unter einem Unſtern geſtanden. Auf der einen Seite beſteht eine ſehr ſtarke Sympathie zwiſchen den beiden Völkern. Beſtimmte Zweige der japa⸗ niſchen Wiſſenſchaft, z. B. die Medizin, haben die aller⸗ engſte Verbindung zu Deutſchland. Politiſch aber iſt in den entſcheidenden Stellen bis jetzt die deutſche und die lapaniſche Linie eine gegenſätzliche geweſen. Manchmal lag es an der Dumncheit der Menſchen und manchmal wie an einem Fluch des Geſchickes. Als 1895 Japan in ſchwerem Kriege China niedergeworfen hatte und belaſtet mit ſchwer⸗ ſten Kriegskoſten die Halbinſel Ligo-Tung verlangte, da mißgönnte Rußland den Japanern dieſen Erwerb und er⸗ hob Einſpruch. Deutſchland ſchloß ſich damals dieſem Ein⸗ pruch völlig ſinnlos an; es verletzte Japan, das ihm zu die⸗ er Unfreundlichkeit gar keine Urſache gegeben hatte, ge⸗ wann die ruſſiſche Freundſchaft natürlich doch nicht und Hatte einen Fehler gemacht. Die hirn⸗ und haltloſen Schwät⸗ zereien des letzten Kaiſers von der„gelben Gefahr“ und von dem„unchriſtlichen“ Japan unterſtrichen dieſen Ein⸗ druck noch. 5 1914 packte dann Japan zu und nahm Kiautſchau weg, as ſonſt wahrſcheinlich in engliſche Hände gekommen wäre. nes wiederum wurde in weiten Teilen des deutſchen Volkes nicht nur als eine Kriegstat, ſondern vor allem als eine Undankbarkeit Japans gegen ſeinen alten und doch eigeni⸗ lich recht ſelbſtloſen Lehrer Deutſchland aufgefaßt. Es trug der japaniſchen Politik im deutſchen Volke den Ruf der Hinterhältigkeit ein. Sie iſt an ſich nicht hinterhältiſcher als de Politik anderer Länder, bloß die meiſten Europäer leſen und verſtehen kein Japaniſch und ſind dann verdutzt, daß drüben Dinge geſchehen, die ſie nicht wiſſen, die aber groß und breit ſchon lange im„Aſahi“ oder im„Mainichi“ ge⸗ ſtanden haben, den ſie bloß nicht leſen können. 25 Heute verſchwinden alle 8 alten Dinge gegenuber dem Ernſt der heutigen Lage. In allen anderen Ländern der Welt ſtoßen wir Deutſche auf die teufliſche Hetze des eltjudentums, offen oder verſteckt hetzt der Jude gegen die rundlage des nationalſozialiſtiſchen Staates— nur in Japan hat er nichts zu ſagen. 1 5 ganze gewaltige Staat iſt aufgebaut, ohne daß irgendein Jude in ihm auch nur den geringſten Einfluß ausüben kann. Das japaniſche Staats⸗ weſen iſt ein wirklicher Raſſeſtaat, der nur ſeinen eigenen Geſetzen folgt. f Japan kämpft um Raum— man verrät kein Geheim⸗ nis, wenn man die Tatſache ausſpricht, daß Japan wenig Freunde hat. Mit den Vereinigten Staaten von Nordame⸗ rika befindet es ſich im Stadium des Wettrüſtens und ſehr wenig freundlicher Beziehungen, ſeine Stellung zur Sowjet⸗ nion iſt bedingt durch die ererbten Gegenſätze in der rage der Mandſchurei, welche die Sowjetunion von dem dariſtiſchen Rußland übernommen hat und durch die Rolle apans als Kämpfer 29155 den Bolſchewismus im fernen ſten. Die japaniſch⸗franzöſiſchen Beziehungen ſind erſt Neuerdings belastet durch einen gänzlich unſinnigen Ueber⸗ . .... griff, indem die Franzoſen plötzlich mehrere ſüdchineſiſche Inſeln, auf denen ſich e Phosphatbetriebe befin⸗ den, beſetzt haben. Offenbar glauben ſie dabei, ſich dies dem iſolierten Japan gegenüber leiſten zu können. Daß Deutſchland im Augenblick nicht an einem Ueber⸗ maß von Freunden, ſondern eher an einer ſtarken Jſolie⸗ rung leidet, wird von deutſcher Seite gar nicht geleugnet. Nicht in allen, aber in mehreren Fällen ſind es die glei⸗ chen Mächte, die Deutſchland wie Japan umklammert hal⸗ ten. Andererſeits kann ein ſchwaches Deutſchland für Ja⸗ pan keinen politiſchen Wert haben. Je ſtärker Deutſchland aber zu Lande iſt, um ſo mehr könnte es für Japan einen brauchbaren Freund auf dem europäiſchen Feſtlande mit⸗ ten im Neſt ſeiner Gegner darſtellen. Von uns Deutſchen, die man in Europa zum Kulivolk heruntergetrampelt hat, eine„europäiſche“ Geſinnung zu verlangen, wäre allzu viel verlangt. Unſere Auffaſſungen von Raſſe ſtören uns in keiner Weiſe, wenn wir uns um eine freundliche Stellung Japans zu unſeren Fragen be⸗ mühen. Im Gegenteil— die Erweckung des japaniſchen Raſſebewußtſeins, wie ſie ſchon im vorigen Jahrhundert von den japaniſchen Gelehrten und Dichtern Motoori Nori⸗ naga, Kamo Mabuchi und dem großen Künder japaniſchen Raſſetums Hirata vorbereitet, von der ſtaatsmänniſchen Weisheit des Meiji⸗Kaiſers Mutſuhito politiſch verwirklicht worden iſt, hat die naheſte Berührung zu der deutſchen Volkswerdung, die auch im vorigen Jahrhundert mit Fichte und Arndt einſetzt und die dann heute der politiſchen Ver⸗ wirklichung durch Adolf Hitler entgegenreift. Man wird auch in Japan vielleicht mit einer gewiſſen Aufmerkſamkeit die nicht unbedeutende kulturpolitiſche Tat⸗ ſache feſtſtellen, daß ſich in den Wappen der japaniſchen Fa⸗ milien, die übrigens als erſter Profeſſor Rudolf Lange vom Orientaliſchen Seminar der Univerſität Berlin veröffentlicht hat, dieſelbe Symbolik findet, wie wir ſie als die heilige Symbolik der Germanen kennen, dieſelben Dreiſchenkel, W und Hakenkreuze, Hakenkreuze in allen For⸗ men Uralte Zuſammenhänge zeigen ſich hier. Die Sonnen⸗ fahne hier und dort, das Zeichen des aufſteigenden Lichtes, das Hakenkreuz, auf beiden Seiten. Raumenge, Iſolierung und Vereinſamung— es gibt eine Anzahl Imponderabilien und ſehr ſchwerwiegende wirtſchaftliche Dinge, die Deutſch⸗ land und Japan aufeinander verweiſen. Die Möglichkeit, nach manchen Irrungen gemeinſame Wege zu finden, liegt für beide Länder vor— dazu wäre es von japaniſcher Seite nicht nur ein Akt ritterlicher Dankbarkeit, ſondern auch gro⸗ ßer politiſcher Klugheit, über ſeinen alten Lehrer den Schild zu halten, damit er wieder voll zu Kräften kommt. Er könnte ihm immerhin heute noch ein wertvoller Freund ſein. Dr. von Leers. Aus der Wirtſchaſt Wirtſchaftliche Wochenrundſchau Neue agrarpolitiſche Maßnahmen Berlin, 19. Auguſt. Der Reichsminiſter für Ernährung und Landwirt⸗ ſchaft und preußiſche Miniſter für Landwirtſchaft, Domä⸗ nen und Forſten, Darre, empfing am Freitag den ſtell⸗ vertretenden Staatsſekretär im Reichsminiſterium für Er⸗ nährung und Landwirtſchaft, Reichskommiſſar Backe, ſo⸗ wie den Staatsſekretär im preußiſchen Miniſterium für Landwirtſchaft, Domänen und Forſten. Willikens, zum Vortrag und gab die Richtlinien der kommenden agrarpo— litiſchen Maßnahmen bekannt. Miniſter Darre beim Keichswirkſchaftsminiſter. Reichsminiſter Darre beſuchte in Begleitung des ſtell⸗ vertretenden Staatsſekretärs im Reichsminiſterium für Er⸗ nährung und Landwirtſchaft, Reichskommiſſar Backe, den Reichswirtſchaftsminiſter Schmitt auf ſeinem Hof Tie⸗ fenbrunn in Oberbayern, um mit ihm die gemeinſame Li⸗ nie der Wirtſchaftsgeſtaltung in den kommenden Monaten durchzuſprechen. 5 Vierkage-Woche bei Opel. 93 9 8 Rüſſelsheim, 18. Aug. Die Opelwerke geben durch Anſchlag bekannt, daß von dieſer Woche ab in ihren ſämt⸗ lichen Produktionsbetrieben bis auf weiteres nur noch an vier Wochentagen gearbeitet wird. Es ſollen dadurch ſai⸗ ſonmäßig bedingte Arbeiterentlaſſungen vermieden werden. Verbotener Anbau von Amer ikanerreben () Karlsruhe, 18. Aug. Das Finanz⸗ und Wirtſchafts⸗ miniſterium macht erneut darauf aufmerkſam, daß der An⸗ bau ſämtlicher Hybridenreben in Baden ſeit dem 31. Januar 1933 verboten iſt. Auch die Ausbeſſerung alter lückiger Hybri⸗ denanlagen durch Anpflanzung von Hybriden-Blind⸗ oder Wurzelreben ſowie durch Vergraben einzelner Hybridenſtöcke iſt unterſagt. Es iſt durch Erlaß vom 7. Juli 1933 angeord⸗ net, daß zunächſt ſämtliche ſeit dem 1. September 1932 ver⸗ botswidrig angepflanzten Hybridenreben bis zum 15. Auguſt 1939 reſtlos zu entfernen find. Am zu einem genauen Ueber⸗ blick über die Ausdehnung des Hybridenrebenbaues in Baden zu gelangen, ſind laut Erlaß vom 1. Auguſt 1933 an die Bezirksämter durch alle Beſitzer und Pächter ſämtliche Hybri⸗ denanlagen beim zuſtändigen Bürgermeiſteramt anzumelden. Börſe. Große Geſchäftsſtille war das charakteriſtiſche Merkmal der Börſe in der verfloſſenen Berichtswoche. Die Geſchäftsſtille iſt naturgemäß auch eine Folge der Ferien⸗ zeit. Das Publikum beteiligt ſich in ſehr geringem Maße an dem Geſchäft und die berufsmäßige Spekulation ſieht ſich derzeit auch nicht veranlaßt, größere Operationen vorzuneh⸗ men. Dabei wurde die Lage der Börſe nicht etwa durch ungünſtige Nachrichten beeinflußt, im Gegenteil, ſoweit Be⸗ richte aus der Wirtſchaft vorlagen, lauteten ſie recht günſtig. Namentlich der Bericht über die gebeſſerte Beſchäftigungs⸗ lage in der geſamten deutſchen Induſtrie gab der Börſe eine freundliche Grundform. Rentenwerte ſind immer noch be⸗ vorzugt. Geldmarkt. Die großangelegte Rede des Reichswirtſchafts⸗ miniſters Dr. Schmitt, beſonders ſeine Ausführungen über Geld⸗ und Kapitalmarkt, fand unter beſonderer Berückſichti⸗ gung der Zinsfrage großes Intereſſe. Beſonders erfreulich war es, daß der Miniſter, nachdem wenige Tage zuvor Staatsſekretär Feder den freien Geldwirtſchaftern eine deut⸗ liche Abſage erkeilt hatte, für die Sicherheit der Währung, wenn auch indirekt. eingetreten iſt. Im Zufammenbang mit dem Medio ſteigerte ſich die Nachfrage nach täglichem Geld. Trotzdem blieb der Geldmarkt ziemlich flüſſig und nach Ueber⸗ windung des Medios ſetzte ſich auch raſch eine Erleichterung durch. Tägliches Geld ging wieder auf 4.25 zurück. In Pri⸗ vatdiskonten war das Geſchäft recht klein, dagegen beſtand einiges Intereſſe für Reichswechſel und Reichsſchatzanweiſun⸗ gen. Von Bankſeite wird berichtet, daß die Ablieferungen an ausländiſchen Noten und an Gold weiterhin recht er⸗ heblich ſind, was mit dem Heranrücken des 31. Auguſt be⸗ gründet wird. Unter den Noten ſollen Schweizer Franken eine erhebliche Rolle ſpielen. Der Dollar iſt im Lauf der letzten Berichtswoche in Berlin von 3.10 auf 3.14 geſtiegen. Produktenmarkt. Für den Getreidemarkt gibt es gegen⸗ wärtig eine recht kritiſche Zeit. Die Ernte iſt in jeder Hin⸗ ſicht gut ausgefallen. Nach der Reichsgetreideſchätzung iſt der Brotbedarf des deutſchen Volkes aus eigener Erzeugung in vollem Umfang gedeckt. Die Folge der guten Ernte iſt ein zeitweiliger Druck auf das Preisniveau, der ſich ohne Intervention der Reichsgetreideſtelle in viel ſtärkerem Maße fühlbar machen würde und noch ſtärker fühlbar machen wird, wenn erſt die Landwirte, die augenblicklich durch die Ernte vom Markt noch ferngehalten ſind, mit ſtärkerem Angebot an die Märkte kommen. Das ſollte gerade verhindert werden, daß ein zeitweiliges Ueberangebot und eine ſtoßweiſe Belie⸗ ferung der Märkte erfolgt. Vorerſt iſt das Angebot aller⸗ dings noch nicht ſonderlich groß, aber für die Nachfrage aus⸗ reichend und die Marktlage für Mehl ziemlich ruhig. Anter dieſen Umſtänden ergaben ſich auch keine weſentlichen Preis⸗ veränderungen. Warenmarkt. Die Inderziffer der Großhandelspreiſe hat gegenüber der Vorwoche keine Aenderungen erfahren. Das Inſtitut für Konjunkturforſchung hat feſtgeſtellt, daß die Be⸗ dingungen für die Geſtaltung von Erlös und Koſten in der Landwirtſchaft ſich ſeit dem Frühjahr nicht mehr verſchlechtert, auf Teilgebieten ſogar verbeſſert haben. An den Warenmärk⸗ ten herrſcht Sommerſtille. Die in der nächſten Zeit zu er⸗ wartenden Schätzungen der Welternte in wichtigen Rohſtoffen wie Getreide, Kaffee, Baumwolle uſw. führten zur Zurück⸗ haltung. Dieſe wird beſtärkt durch die Anſicherheit, die we⸗ gen der währungs⸗ und wirtſchaftspolitiſchen Haltung der Vereinigten Staaten beſteht. 5 Holzmarkt. Mitte Auguſt pflegt es am Baumarkt ruhiger zu werden und die Nachfrage einzuſchrumpfen. Trotzdem iſt die Lage des Holzmarktes nach wie vor feſt, zumal da jetzt die Möbelinduſtrie mehr als Käufer alftritt. Die Lage des Schnittholzmarktes war desbalb weiterhin freundlich. f Schifferſtadter Gemüſeauktion vom 18. Auguſt. To⸗ maten 6 bis 8, Zwetſchgen 7 bis 8. Weißkohl 4 bis 5, Rot⸗ kohl 7 bis 9, Wirſingkohl 8 bis 10, Buſchbohnen 6 bis 10, Stangenbohnen 13 bis 16, Erbſen 16, Kartoffeln 2 bis 2.5, Zwiebeln 3,25 bis 3.75, Karotten 2,5 bis 3,5, Blumenkohl 3 bis 15, Gurken pro 100 60 bis 1,00, Gurken pro Stück 8 bis 15, Endivienſalat 2 bis 5. Kopfſalat 2 bis 4. Rettich 1 bis 2, Kohlrabi 1 bis 2.. „Obbus“ auch in Berlin. Die Berliner Verkehrs⸗Geſellſchaft hat einen Oberlei⸗ tungs⸗Omnibus in Auftrag gegeben, der zunächſt auf der Strecke Spandau— Staaken in den Verkehr geſtellt werden ſoll. hier werden die Saardeutſchen Treue geloben. Die große Veranſtaltung des Bundes der Saarvereine am Niederwald⸗Denkmal am 3. September wird ſich zu einer gewaltigen Treuekundgebung für das Deutſchtum geſtalten. Wer anderen..— Immer vorſichtig.— Verſicherle Jilmpoſten.— Schwierige Werbung.— Nie wieder weib- licher Nachtwächler. „Wer anderen eine Grube gräbt hat wenigſtens ſelbſt noch Arbeit“, aber er kann auch ſelbſt in dieſe Grube fallen. So erging es einem Vertreter, der in einer ſüddeutſchen Stadt feſtgeſtellt hatte, daß ein Geſchäft unberechtigter⸗ weiſe Flaſchenbier verkaufte, und erſtattete Anzeige bei der Versen Einige Zeit ſpäter glaubte er eine Fortſetzung des erkaufs beobachtet zu haben, und um ſeiner Sache ſicher zu ſein, ließ er ſich von der Handlung zwei Flaſchen holen, und mit dieſem Beweismittel wiederholte er ſeine Anzeige. Die Antwort war aber außerordentlich überraſchend, denn er erhielt einen Strafbefehl über 15 Mark, weil er den Ladeninhaber zu einer ſtrafbaren Handlung verleitet hatte. Der Mann wollte vorſichtig ſein, deshalb kaufte er das Bier, damit ihm keiner leichtfertige Angaben vorwerfen konnte. Vorſicht iſt nun einmal die Mutter der Porzellan⸗ kiſte, muß aber richtig angewandt werden. Beſſer ging ein Ehepaar in einer engliſchen Stadt zu Werke, denn es leuch⸗ tete abends regelmäßig vor dem Schlafengehen unter die Betten. Es könnte da ja zufällig ein Dieb liegen. Aber das Ehepaar wurde alt und grau. Vieles hatte ſich an ihm geändert, nur eines nicht: die abendliche Angewohnheit, unter die Betten zu leuchten. Und ſiehe da, eines Abends lag tatſächlich der gefürchtete Dieb unter dem Bett. Die Herrin des Hauſes ſchrie laut auf, ihr Ehemann aber lächelte, zückte ſeine Zigarrentaſche und bot dem Fremden unter dem Bett eine gute Marke an, die dieſer— völlig überraſcht über die Höflichkeit ſeiner unfreiwilligen Wirts⸗ leute— dankend annahm. Er bekam auch noch einen Schnaps und die gutgemeinte Mahnung, ſofort zu ver⸗ ſchwinden, was er ſchleunigſt tat. Neuerdings ſind auch die Filmgrößen in der ame⸗ rikaniſchen Schauſpielerkolonie Hollywood ſehr vorſichtig geworden, ſeit die Menſchenentführung und ihre Freigabe gegen hohe Löſegelder eine amerikaniſche Sitte. iſt. Die Entführer wiſſen nämlich geſchickt den Augenblick auszunutzen, in dem die Filmſtars zu einer wichtigen Film⸗ aufnahme eilen wollen, ſo daß die Kurbelmänner und ihre Geſellſchaften häufig in größte Verlegenheit geraten, weil der Hauptdarſteller oder die Hauptdarſtellerin fehlen. Ohne roßes Aufſehen wird dann jedesmal die hohe Löſegeld⸗ ſumme gezahlt, die jedoch den Filmgrößen hoch angerechnet wird. Die Klagen der Filmſtars haben nun bei den Ver⸗ ſicherungsgeſellſchaften geſchäftstüchtiges Mitleid erregt. Sie überſtürmen Hollywoods Einwohner mit Verſiche⸗ rungsangeboten, wobei in jedem Einzelfall ſehr geheimnis⸗ voll vorgegangen wird. Bisher ſoll die Zahl der gegen Entführung verſicherten Filmgrößen beachtlich ſein, und in die Büros der Verſicherungsgeſellſchaften, die in jüngſter Zeit unter der allgemeinen Depreſſion ebenfalls zu leiden hatten, ſoll wieder Freude und Arbeitsluſt 1b ſein. Allerdings vergeſſen die Verſicherungsagenten nicht, daß Filmgrößen oft unberechenbare Größen ſind, die heute zah⸗ len und morgen— pleite ſind.. 0 Alſo Vorſicht auf beiden Seiten. Aber nicht immer wird die gewohnte Vorſicht beobachtet. Wollte in einem Landort ein Vater, da er ſchon alt war, ſeinem Sohne den Hof übergeben; nun wollte dieſer heiraten. Da aber dieſer eine beſondere Furcht vor dem zarten Geſchlecht hatte, war es nichts Leichtes, dies dem jungen Manne beizubringen. Eine gute Freundin des Landwirts, die eine große Rede⸗ gabe ihr Eigen nennt, brachte es ſo weit, daß ſich eine Holde einließ, dem Furchtſamen einen Beſuch abzuſtatten. Als aber dieſes Fräulein kam, war der Herr Bräutigam ver⸗ ſchwunden und ſuchte ſich im Heuſtock ein ſicheres Verſteck. Guter Rat war teuer, was ſollte man nun tun? Der Vater riet der Braut dazubleiben, bis„er“ komme. Das Fräu⸗ ſein, das ſehr viel Mut hatte, wartete in der Wohnſtube, bis der Furchtſame kam. Endlich, es war die Zeit der Gei⸗ ſterſtunde, kam der Ahnungsloſe in die gute Stube, als die Braut auf ihn zueilte, und ſieh, welch ein Wunder! Kein Ton kam von ſeinen Lippen. Ein ſchneidiger Kuß tat Wir⸗ kung und der Furchtſame willigte in die Heirat ein. Ob der junge Mann dieſe Unvorſichtigkeit zu bereuen haben wird oder ob er Glück hatte(wir nehmen ſelbſtverſtändlich das letztere an) wird die Zeit lehren. Im allgemeinen wird behauptet, daß die Männer vorſichtiger wären als die Frauen, das trifft aber keineswegs immer u, im Gegenteil, die Männer ſind oft ſogar recht unvor⸗ f ſichtig, man muß ſchon ſagen leichtſinnig. War da in einer Stadt der Neumark der Nachtwächter geſtorben, der ſeit Jahrzehnten den Poſten treu und mit vorbildlicher Gewiſſenhaftigkeit verſehen hatte. Mit Spieß und Feuer⸗ horn wer er jede Nacht ausgezogen. Nun handelte es ſich darum einen Nachfolger zu beſtimmen, ober in einer Ge⸗ meindeverſammlung war wieder einmal keine Einigkeit zu erzielen, entweder hatte man etwas Perſönliches gegen den Kandidaten oder er war zu jung. Es kam tatſächlich ſo weit, daß in der Gemeinde kein geeigneter Vertreter für dieſen Poſten gefunden wurde. Und ſo kam man auf den Gedanken, es mit einem weiblichen Nachtwächter zu verſuchen. Erfahrene Leute hatten von vornherein recht fel Bedenken, aber man wählte eine Witwe in vorge⸗ chrittenen Jahren. Dieſer Wahlausgang war geeignet die Bedenken noch erheblich zu vermehren. Aber wie nicht an⸗ ders zu erwarten, verſah die Nachtwächterin ihren Poſten ſehr fleißig und pünktlich und erfreute ſich bald einer ganz beſonderen Beliebtheit bei den Bürgerinnen des Ortes, denn die Wirtshausbeſucher kehren ſeit der Dienſtzeit des neuen Nachtwächters auffallend pünktlich heim und zwar A5 5 weil der neue Beamte keine Seitenſprünge äßt. Inzwiſchen ſollen ſich die männlichen Bürger wenig⸗ ſtens darüber einig geworden ſein, daß ſie in Zukunft nur noch männliche Nachtwächter wählen werden. ö Ein Zenſurſtückchen. Von der berühmten Zeitungszenſur, die bis zum Jahre 1848 in Preußen beſtand, kann man ſich heute nur ſchwer eine Vorſtellung machen. Eines der komiſchſten Vorkomm⸗ niſſe war folgendes: i Im Jahre 1828 brachte der in Berlin erſcheinende„Ge— ſellſchafter“ einen Artikel aus der Feder des Generals von Minatzky, worin der Mißbrauch der Fremdwörter behandelt wurde. Schließlich ſchrieb der Verfaſſer: Das Berliner In⸗ telligenzblatt“ z. B. trägt ſeinen Fremdnamen gewiß mit Unrecht. denn von Intelligenz iſt nichts darin.“ Dieſen Sag ſtrich der Zenſor, Geheimrat Grano, mit der erſchlagenden Bemerkung:„Da das Intelligenzblatt' ſeinen Namen im Jahre 1727 durch königliche Verfügung erhalten hat, ſo wird wohl auch Intelligenz darin zu finden ſein. zu⸗ Die Kapelle auf dem götzenhof. Halbmondförmig erſtreckte ſich das Dorf um den See, der aus früheſten Ueberlieferungen der heilige See hieß. Auch heute noch ſchien dieſe ſchöne Bezeichnung dem Cha⸗ rakter des ſtillen Waſſers zu entſprechen. Wie ein Gottes⸗ auge lag es in der grünen Mulde der Waldſenkung, und wenn abends die Sonne hinter den hohen Wipfeln ver⸗ ſchwunden war, dann ſenkte ſich ein dunkler Schleier auf den mild glänzenden Seeſpiegel, in den das Bild des Kirch⸗ turms unendlichen Himmelsfrieden legte. Wo der See ſpitz in die Schilfecke hineinlief, ſtieg lang⸗ ſam eine beträchtliche Berghöhe an. Nur bis zur Hälfte etwa war ſie mit Tannen beſtanden. Dann folgte bis zur Höhe ein lichtgrüner Birkenwald, deſſen Laub bei hellem Licht wie Feuerſchein erglänzte. Dieſen Berg nannte man den Götzenkopf. Man erzählte ſich, daß hier die heidniſchen Vorväter ihren Götzendienſt verrichtet hätten. Reſte hier⸗ von hatte zwar niemand geſehen. Doch lag es wie in einem ererbten Empfinden der Bewohner des Dorfes und der nächſtgelegenen Ortſchaften, daß der Götzenkopf möglichſt gemieden wurde. Eine geheime Scheu vor der feuer⸗ gleißenden Anhöhe hielt jeden davon ab. ſie zu beſteigen. Eines Abends klopfte es leiſe bei dem Eichbauern ans Fenſter. Die Tür war ſchon verſchloſſen. Deshalb öffnete der Bauer einen Fenſterſpalt. „Mas ſoll's?“ fragte er in ſeiner barſchen Weiſe hinaus. Vergeblich ſuchte ſein Auge die Geſtalt des ſpäten Beſuchers. Eine alte brüchige Frauenſtimme antwortete. „Gebt acht, Eichbauer. Eure ſchöne Grete luſtwandelt abends mit dem Rainfranzel auf dem Götzenkopf.“ Der Bauer ſtutzte. „Anſinn. Grete iſt in ihrer Kammer und ſchläft.“ Heute vielleicht. Aber morgen? Morgen iſt ſie nicht ihrer Kammer.“ „Was treiben ſie auf dem Götzenkopf?“ „Sieh ſelbſt zu.“ „Wer biſt du?“ Es kam keine Antwort mehr. Was der Bauer erfahren ſollte, hatte er nun gehört. Der Eichbauer warf das Fenſter in den Rahmen, daß das Gemäuer bröckelte. Seine Gretel mit dem Rainfranzl? Was wollte der Duckmäuſer von ſeiner Tochter? Wollte er das reiche Eichhofmädel für ſeine magere Wirtſchaft fort⸗ ſchnappen? Oder wollte er gar nur—— 9 Dem Bauer ſtieg es ſiedendheiß in den Hals. Er preßte die Lippen auf⸗ einander, um den Fluch zurückzuhalten, den er ſich ſeit einigen Jahren mühſam abgewöhnt hatte. Am nächſten Abend trat Grete vor ihren Vater. Sie hatte ihr gutes Tuch um die Schultern gelegt. Die Stirn⸗ locke war kunſtvoll gedreht. In den Augen des Mädchens lag ein heller Schein von innerem Glück. a „Haſt du noch etwas, Vater?“ Der Alte ſah zur Seite. Er kämpfte mit Ratloſigkeit. „Hab nichts mehr.“ „Dann gehe ich etwas in den Wald. Ein herrlicher Abend iſt's.“ „Geh.“ Kaum hatte Grete den Hof verlaſſen, ſo nahm der Eich⸗ bauer eine ſchwere Wagenrunge an ſich. Er wog das Holz, warf es dann fort und wählte eine eiſerne Leiter⸗ ſproſſe. „Die tut's auch,“ ſagte er heiſer vor ſich hin. Bald darauf ſtieg er den Götzenkopf hinauf. Tief ſtand der Sonnenball über dem heiligen See. Die Birkenſtämme leuchteten wie Brandfackeln. Stille ringsum. Einen ſchö⸗ neren Erdfleck gab es wohl kaum. Doh der Eichbauer em⸗ pfand das Naturwunder nicht. Seine Augen bohrten ſich ſuchend in das Grün, ſeine Fauſt umſpannte krampfhaft die Eiſenſtange. Plötzlich drangen Stimmen an ſein Ohr. Vor⸗ ſichtig ſchlich er hinan. Auf einer Raſenbank ſaßen ſeine Gretel und der Rainfranzl. Der Franzl ſprach. Seine Worte waren ſonderbar klar und klingend. Der Tropfenfänger Humoreske von Alwin Dreßler. „Obgleich Frau Katharinchen Bumke, Gattin des Ge⸗ meindevorſtehers Bumke, in mancher Beziehung ſehr prak⸗ tiſch und neuzeitlich eingeſtellt war und ſogar einen Laut⸗ ſprecher beſaß, war ihr doch noch ſo manches fremd und unbekannt. was die moderne Zeit uns bietet. Frau Bumke war in ein Kaufhaus geraten und be⸗ trachtete die vielen ausgeſtellten Waren. Da fiel ihr Blick auf einen kleinen Gegenſtand. der ſie feſſelte. Dahinter be⸗ fand ſich ein kleines Plakat: f Tropfenfänger Stück 50 Pfg. Paſſend für ſede Schnauze. Wie hypnoti⸗ ſiert ſah ſie ſich dieſen kleinen Gebrauchsge⸗ genſtand an der in Geſtalt einer dehnba⸗ ren Drahtſpi⸗ rale mit dar⸗ anhängenden Filzröllchen ſich ihren Augen präſentierte. Plötzlich kam es wie eine Erleuchtung über ſie, denn ſie dachte ſogleich an ihren Mann. Matthias Bumke, ihrem Manne tropfte trotz ſeines vorgeſchrittenen Alters noch im⸗ mer die Naſe wo er ſich auch befand. Für Katharinchen die als ehrbare Frau Gemeindevor⸗ ſteherin auf Anſtand zu halten hatte war es oft ſehr pein⸗ lich, wenn ihrem lieben Matthias bei gelegentlichen Zu⸗ ſammenkünften mit dem Herrn Staatsförſter, dem Herrn Landrat oder dem Herrn Pfarrer plötzlich die Naſe zu tropfen begann. f Die Welt iſt doch modern geworden, dachte ſie mit lei⸗ ſem Erſtaunen und ebenſo zager Befangenheit. „Fräulein. kann ich ſo einen Tropfenfänger bekommen? Ich möchte es zu Hauſe mal mit ihm verſuchen.“ „Gewiß. Madame,“ ſagte das Ladenmädchen liebens⸗ würdig.„Wir haben ſchon ſehr viele davon verkauft, und alle ſind ſie damit zufrieden.“ Hochbeglückt über ihre neue Entdeckung begab ſich Ka⸗ tharinchen Bumke auf den Nachhauſeweg und ſtellte ſich in Gedanken die Ueberraſchung ihres Mannes bor wenn ſie m den Tropfenfänger unter die Naſe binden würde. Skizze von Rito Riſum. „Sieh Gretel, dein Vater iſt ein reicher Mann, und verſchloſſen und finſter iſt er deshalb, weil die Menſchen ſchlecht zu ihm geweſen ſind. Glaubſt du nicht, daß er zu⸗ ſtimmt, wenn ich frei und frank vor ihn hintrete und ihm ſage, daß wir uns lieben und du meine liebe Frau werden willſt?“ „Glaubs nicht, Franzl. Ach Gott, es gibt ein Unglück. Ja, wenn meine ſelige Mutter noch leben würde, die würde wohl ein Wort für uns einlegen.“ „Ich glaub, Gretel, du kennſt deinen Vater ſchlecht. Er ſchien mir immer ein ganzer Mann, der weiß, was er will. Gewiß wäre ihm auf ſeinem reichen Hof ein armer Schwie⸗ gerſohn nicht recht. Ich hab doch nun aber durch meine große Erbſchaft Geld genug, eueren und meinen Hof zu bewirtſchaften. And auch an Fleiß ſoll's nicht fehlen, be⸗ ſonders dann nicht, wenn ich eine liebe Frau zur Seite hab. Weißt du was? Heute noch geh ich zu ihm. Vorerſt aber tue ich einen Schwur, daß ich auf dem Götzenkopf eine Kapelle bauen laſſe, wenn er zuſtimmt. Denn ſeitdem ich dich kenne, iſt mir dieſer Berg ein heiliger Berg und kein Götzenkopf.“ a Die Liebenden ſchritten langſam zum Dorfe. In der Stube des Eichbauern war Licht. Mutig ging Franzl ins Haus. Was dort geſprochen wurde, iſt nie bekannt geworden. Auf dem Götzenkopf aber ſteht ſeit jener Zeit eine kleine ſchlichte Kapelle. Buntes Allerlei Ein Eldorado für Bettler. In Neuyork gibt es— nach einem Bericht über eine Razzia— 400 einwandfrei feſtgeſtellte Berufsbettler, die zuſammen 20 000 Dollar bei ſich hatten; 20 Bettler waren im Beſitz von mehr als 400 Dollars. Es haben ſich in Neu⸗ york 40 neue Bettlerſchulen aufgetan, wo man das Betteln in Kurſen gegen ein beträchtliches Honorar erlernen kann, es mag in Neuyork 100 ſolche Bettlerſchulen geben. Die Berufsbettler in Amerika ſind in der Regel reiche Leute, die durch Bettel ſich ihren Wohlſtand geſchaffen haben und erhalten. Man muß es nur verſtehen! Germaniſches Wohnhaus ausgegraben. Die Ausgrabungen in Hochlarmark bei Herne in Weſt— falen, wo vor kurzem drei germaniſche Siedlungen ge⸗ funden wurden, werden fortgeſetzt. Man hat jetzt ein⸗ wandfrei drei Siedlungskomplexe feſtgeſtellt. Das unge⸗ wöhnlich Wichtige aber iſt, daß man große Viereckhäuſer gefunden hat und zwar iſt ein Viereckhaus bereits ganz freigelegt worden. Die Grundriſſe beſtätigen eindeutig, daß das vor faſt zwei Jahrtauſenden in Weſtfalen gebaute Haus einraumig war. Damit iſt erwieſen, daß die Germa⸗ nen neben ihren muldenförmigen Wohnſtätten bereits über Wohnhäuſer ver! ten, f Seltſame Furcht Der Vorname Marie ſtand im Mittelalter in hoher Verehrung, und zwar in ſo hoher, daß in gewiſſen Ländern die Männer eine abergläubiſche Furcht davor hatten, Mäd⸗ chen zu heiraten, die dieſen Namen führten. Wenn es nicht anders ging, bat man die Braut, ihren Namen mit einem andern zu vertauſchen. Alle Marien. ſo glaubte man wenig⸗ ſtens, beſaßen zauberhafte Kräfte, die ſie auch im gewöhn⸗ lichen Leben betätigen würden. Deshallh erließen verſchie⸗ bene Herrſcher Befehle, die Madchen ſollten in ihren Lan⸗ dern nicht mehr mit dem Namen Marie getauft werden. Auch Alfons IV. von Kaſtilien ſtellte, als er eine junge Mau⸗ rin heiratete, die Bedingung, daß die zum Chriſtentum be⸗ kehrte Braut bei der Taufe nicht den Namen Marie an⸗ nehmen dürfe. In den Heiratsklauſeln zwiſchen Ladislaus oon Polen und Marie von Nevers wurde feſtgeſetzt, daß die Prinzeſſin ſich verpflichtete, ihren Namen mit dem Na⸗ men Aloyſia zu vertauſchen. Selbſtverſtändlich, ſo dachte ſie, iſt ſo ein Gegenſtand nur für den Hausgebrauch und nicht für die Straße, denn ſie beobachtete jetzt alle ihr begegnenden Leute, ohne einen ſolchen Apparat an ihnen zu bemerken. * Matthias Bumke war ſehr erſtaunt. als ihm ſein Ka⸗ tharinchen von ihrem Tropfenfänger erzählte und ihn in deſſen Geheimniſſe einführte. i „Dieſes Röllchen“, ſagte ſie,„gehört unter die Naſe. Den Draht ziehſt du über den Kopf und die Sache iſt fertig.“ Matthias Bumke ſah ſich den Gegenſtand zunächſt von allen Seiten etwas mißtrauiſch an, Dann zog er die Draht⸗ ſpirale über den Kopf und betrachtete ſich im Spiegel. Katharinchen klatſchte vor Freude in die Hände, aber ihrem Manne ſchien die Geſchichte doch etwas zu unbequem zu ſein, denn er ſchüttelte den Kopf und meinte:„Das Ding iſt zu klein für meinen Schädel. Es kommt mir vor. als hätte ich einen Maulkorb um.“ In dieſem Augenblicke klopfte es und es öffnete ſich die Tür. Matthias machte einen raſchen Verſuch, ſich den Draht mit dem Röllchen vom Kopfe zu ſtreifen, aber der Verſuch mißglückte, und er ſtand, mit dem Tropfenfänger unter der Naſe, vor dem Herrn Staatsförſter, der ihm freundlich nickend die Hand reichte. „A la bonne heure!“ rief dieſer lächelnd, und betrach⸗ tete ſich Matthias Bumke.„Da ſind Sie. weiß Gott. auf eine famoſe Idee gekommen, lieber Bumke. Das iſt doch ein Tropfenfänger. wenn ich recht ſehe, wie?“ „Ganz recht. Herr Förſter,“ ereiferte ſich Frau Katha⸗ rinchen mit ſtolzer Hausfrauenwürde.„Ich war in der Stadt und habe ihn heute mitgebracht weil ich ihn für den Haus⸗ gebrauch ſehr praktiſch finde. Meinen Sie nicht auch Herr Förſter?“. 5 f 5 Der Herr Förſter ließ ſich auf einen Stuhl nieder und ſah ſich die Geſchichte noch einmal von einiger Entfernung an. „Sehr gut, ſehr gut,“ nickte er mit dem unſchuldigſten Geſicht von der Welt.„Die Menſchen ſind heutzutage ſo er⸗ finderiſch geworden, daß man ſich über gar nichts mehr wun⸗ dern darf. Nicht wahr, lieber Bumke?“ „Wenn der Herr Förſter meinen“ erwiderte Matthias ſchüchtern, wobei er verſuchte. das Filzröllchen unter ſeiner Naſe beiſeitezuſchieben. Man muß ſich doch wohl erſt an das Ding da etwas gewöhnen. und dann. meine ich, iſt es vielleicht doch etwas zu eng.“ „Nein, nein!“ warf Katharinchen hier wetteifernd ein. „Das iſt vielleicht nur zu Anfang ſo. denn auf dem Plakat ſtand ausdrücklich geſchrieben: Paſſend für jede Schnauze— Verzeihung Herr Förſter, aber es hat buchſtäblich ſo drauf geſtanden.“. e e wie ſie lonſt alle heißen mögen, treiben immer noch ihr Un⸗ Wo wiegen wir mehr—am Aequator oder am Nordpol? Ein Kilo iſt nicht überall ein Kilo— Nohrpoſt durch die Erde Von Ch. Chriſtophe. 8 . Es wird erzählt, daß Newton einen Apfel fallen ſah, als er, in Gedanken vertieft, den Mond betrachtete. Der Gelehrte fragte ſich: Warum fällt der Mond nicht ebenſo wie der Apfel? Dank Newtons Ueberlegung kann heute jeder Schuljunge dieſe Frage beantworten. Es bleibt immer dieſelbe Kraft, die den Apfel fallen läßt und die den Mond nicht fallen läßt ſondern ihn an die Erde kettet. Könnten wir dem Apfel in einer beſtimmten Höhe eine gewiſſe Ge⸗ ſchwindigkeit geben, würde er als„Apfel⸗ Mond“ die Erde um⸗ kreiſen. Wir wollen aber nicht in die Ferne ſchweifen ſondern zu⸗ nächſt auf der Erde bleiben und beobach⸗ ten, ob Newtons Ap⸗ fel wirklich überall gleich fällt, das heißt die gleiche Schwere hat, und ob wir auf Spitzbergen ebenſo⸗ viel wiegen wie auf den Galapagosinſeln. „Alles iſt rela⸗ tiv!“ mag für das praktiſche Leben ein übles Schlagwort ſein, aber in der Phyſik wird es zu giter Wahrheit, die ſich mit dem geſun⸗ Menſchenver⸗ ſtand nicht immer gut vertragen will. . n Ein Kilo iſt durchaus nicht überall ein Kilo, ſagt der Phyſiker. Nehmen wir einen Eskimo, der am Nordpol ſeine 75 Kilo wiegt, und reiſen wir mit ihm zum Aequator, ſo wird er dort auf einer Feder⸗ waage ein rundes Pfund weniger wiegen. Dieſer Gewichts⸗ verluſt kommt nicht etwa vom Schwitzen oder von der lan⸗ gen Reiſe ſondern durch die Zentrifugalkraft des rotierenden Erdballs. Sie iſt am ſtärkſten am Aequator und faſt Null am Nordpol. Auch mit unſerer guten, alten Pendeluhr können wir Ueberraſchungen erleben. Der Aſtronom Richter machte be⸗ reits im Jahre 1672 die Erfahrung, daß er in Cayenne den Pendel ſeiner Uhr um vier Millimeter verkürzen mußte, Gegenſtände, die man aus einem Weltraumfahrſtuhl werfen würde, fallen ebenſo ſchnell wie den er, ſie bleiben alſo um ihn herum ſtehen. damit ſie richtiggehe. Man muß aber den Pendel auch ver⸗ kürzen, je höher die Uhr über dem Erdboden ſteht, und in einem Wolkenkratzer müſſen die Uhren im Keller und die auf dem Dach eine verſchiedene Pendellänge haben, wenn beide genau die gleiche Zeit angeben ſollen. i D⸗Züge, die nichts wiegen Da die Schwere eines Gegenſtandes von ſeiner Ge⸗ ſchwindigkeit abhängt, hat ein Eiſenbahnzug nirgends, ob er ſteht oder fährt, das gleiche Gewicht, und wir haben allen Grund, jene Zahl, die als Gewicht an den einzelnen Wagen angebracht iſt, etwas mißtrauiſch zu betrachten. Sie gilt nur für den Ort der Herſtellung und in Ruhe. Warum? Ein anſcheinend ſtillſtehender Zug in Berlin bewegt ſich immer noch mit etwa 1200 Kilometer in der Stunde durch den Raum(da ſich die Erde dreht). Fährt dieſer Zug nach Moskau mit einer Geſchwindigkeit von 90 Stundenkilometer, ſo legt er in jeder Stunde 1290 Kilometer zurück, fährt er aber nach Madrid lentgegengeſetzt der Erddrehung), ſind es nur 1200 weniger 90, alſo 1110 Kilometer. Darum wird der Moskauer Zug mit allem, was er enthält, leichter ſein. Könnten wir den Moskauer Zug weiter beſchleunigen, ſo würde er noch mehr an Gewicht verlieren, bis er zum Schluß überhaupt nichts mehr wiegt und ſich als„Raketen⸗ zug“ in die Luft erhebt, um frei von aller Schwerkraft in den Raum zu ſauſen. Freilich eine Utopie! Aber ihr ver⸗ danken wir die Prinzipien der Flugzeugtechnik, denn je ſchneller ein Flugzeug iſt, deſto kleiner brauchen ſeine Trag⸗ flächen zu ſein. Mit jedem Kilometer Geſchwindigkeit verliert es an relativem Gewicht. Die Phyſik bietet alſo eine bequemere Möglichkeit, unſer Gewicht, wenn es nötig iſt, zu verringern, als der Arzt mit einer Abmagerungskur. Und doch wird uns der Arzt helfen können und der Phyſiker nicht. Denn für die Praxis bleibt das abſolute Gewicht entſcheidend und nicht das rela⸗ tive. Wir können ſchließlich nicht, um 100 Gramm weniger zu wiegen, nach dem Aequator reiſen oder auf den Hima⸗ laja klettern. Auch mit der Höhe nimmt die Schwerkraft ab und um⸗ gekehrt mit der Tiefe zu. Danach müßten wir die größte Schwerkraft am Mittelpunkt der Erde antreffen. Aber iſt das wirklich richtig? Verſuchen wir einmal irgendwo in Deutſchland theoretiſch einen Schacht ſenkrecht zum Erd⸗ mittelpunkt zu graben. 12 000 Kilometer tief, bis wir auf einer kleinen Inſel im Stillen Ozean bei den Antipoden wieder ans Licht kommen. Durch dieſen Schacht können wir mitten durch die Erde ſe⸗ hen. Wir können auch ein Paket, etwa ein Ge⸗ ſchenk für einen malai⸗ iſchen Häuptling, hin⸗ durchwerfen. Wird aber der Häuptlang das Paket erhalten? Das Paket würde mit wachſender Geſchwindigkei in die Tiefe ſauſen und, bevor es am anderen Ende ange⸗ langt iſt, plötzlich ſeine Richtung ändern und zu⸗ rückfliegen. Kurz: es würde längere Zeit im Schacht hin und her pendeln und endlich im Mittelpunkt, wie von unſichtbaren Händen gehalten, ſchwebend verharren. Ein von Oſten nach Weſten fahrender Jug bewegt ſich immer rückwärts, ſelbſt wenn er mit 100 Stunden- kilometer dahinbrauſt. Denn die Erddrehung belrägt nach der anderen Richtung 1230 Stundenkilometer, ſo daß der Zug in etwas verminderter Erdgeſchwindigkeit rückwärts fährt. Das Schreckgeſpenſt in der Kinderſtube Der Tag gilt als des Menſchen Freund, die Nacht als Böſe hüllt ſich ins Dunkle. Das Schwarz wird gleichbedeu⸗ tend mit etwas Unheimlichem, Schrecklichem.— Aehnliche, wenn auch noch unbeſtimmte Emp⸗ findungen ſcheint das Schwarz in der erwachenden Seele des Kindes . e en Auge erſt müh⸗ ſam die Formen ſeiner Umgebung im Lichte zu un⸗ terſcheiden lernt. Naive Erziehungs⸗ kunſt hat darin ein bequemes Droh⸗ und Abſchreckmittel gefunden. Schon im Wiegenlied taucht das ſchwarze Schaf auf, um das Kind zu beißen, wenn es nicht einſchlafen will. Später tritt daneben oder an die Stelle des Schafes der ebenſo ſchwarze Schornſtein⸗ feger und, je nach der Gelegenheit, etwa noch ein Schmied oder ähnliches. Das Schwarz iſt aber nicht das einzige Mittel, das Kind durch Angſt zu einem Tun oder Unterlaſſen zu brin⸗ gen. Da werden Autoritäten ins Feld geführt, deren Macht⸗ ülle, von dem„Erzieher“ kräftig hervorgehoben, der kind⸗ ichen Phantaſie unbeſchränkt erſcheinen muß. Zunächſt der ater, der häufig nichts davon ahnt, daß er ſeinem Kinde gegenüber den Popanz ſpielen muß. Die Drohung:„Dann age ich's dem Papa!“ kann man täglich von der Mutter edes Standes hören. Und doch geſteht ſie damit ein, nicht elbſt mehr mit dem Widerſtand fertig werden zu können, fel ſie häufig durch falſche Nachgiebigkeit und Schwäche elbſt großgezogen hat.— Eine ſchwer weichende Scheu des Kindes vor dem Vater iſt nur zu leicht die Folge. 5 Eine andere Autorität, die oft zum Unheil des Kindes eſchworen wird und Furcht und Haß gegen ſie in ſeiner eele keimen läßt, iſt der Doktor. Welche Verblendung, Helch gefährlicher Unfug, dem Kind mit dem Arzt zu drohen! m ſo gefährlicher, als der ja oft 1216 ohne Schmerzen zu erregen, eingreifen kann und alles geſchehen müßte, um ihn em Kind trotzdem als Helfer erſcheinen zu laſſen. Andere Fälle ſind harmloſer. Aber iſt es nicht ein Ar⸗ mutszeugnis, wenn man bei jeder Gelegenheit dem Kind mit dem Eingreifen fremder Machtfaktoren droht! Gewiß oll das Kind Gehorſam lernen, aber doch in erſter Linie gegen die Eltern, während es ſo den Eindruck erhalten muß, erall von feindlichen Mächten umgeben zu ſein, denen es ſöhorchen muß und gegen die ſelbſt die Eltern machtlos ſind. 15 würde nicht in den meiſten Fällen eine ernſte Ermah⸗ ng genügen, um den Gehorſam zu erzwingen? Der Bühmann oder Buſchebaubau, die Kornmuhme und weſen. Ein anderes Mittel, um auf die kindliche Iſyche einzuwirken, beſteht darin, daß ihm für dieſen oder jenen Fall die ſchrecklichſten Folgen prophezeit werden. Es ſoll 3. B. keine Kirſchkerne verſchlucken. Da heißt es denn: .. ſonſt wächſt dir ein Kirſchbaum aus dem Magen“. Oder das Kind hat nach der Mutter geſchlagen— nun wird ihm„die Hand aus dem Grabe wachſen“. Bilder, die den ein Feind. So nimmt das Gute lichte Farben an, das Schlaf des Kindes beunruhigen, ſeine erregte Phantaſie überreizen und ſein ſeeliſches Gleichgewicht ſtören. Gewiß muß das Unterſcheidungsvermögen für Gut und Böſe in dem Kinde geweckt werden. Aber es gibt außer dem ſtren⸗ gen„Das darfſt du nicht!“, hinter dem ein ſtarker Wille und, wenn nötig, die ſchnell erfolgende Strafe ſteht, noch andere Wege genug, ohne daß man zu Furcht und Schrecken zu greifen braucht. Da iſt das gute Beiſpiel anderer Kinder: der vorſichtig im eigenen Kinde geweckte Ehrgeiz, es ebenſo oder noch beſſer zu machen. Stark, aber unſchädlich iſt auch die Wirkung, die von guten Kinderbüchern ausgeht. Zwar wird auch hier mit kräftigen Farben gemalt, und der Autor eines der bekann⸗ teſten und beliebteſten Bücher, des„Struwwelpeters“, war ein Arzt, der ſeine kleinen Leſer wohl kannte. Er wußte: die Moral kann nicht dick genug aufgetragen, die Folgen von Ungehorſam und Unachtſamkeit nicht ſchrecklich genug ausgemalt werden. Aber die erziehliche Wirkung tritt hier ein, ohne daß das Kind ſich unmittelbar bedroht fühlt. Und ähnlich verhält es ſich mit den Märchen. Obwohl ſie eine Fülle überirdiſcher und zum Teil ſchreckenerregender Geſtalten lebendig werden laſſen, braucht man nicht zu fürchten, daß ſie dauernde Angſtvorſtellungen hervorrufen, wie die im konkreten Falle heraufbeſchworenen Geſpenſter. Das Kind empfindet ſehr wohl die Unwirklichkeit der Er⸗ zählung, und da es ſich ſtets mit den guten und ſchönen Elementen der Dichtung identifiziert, wird es durch die Strafe oder Vernichtung des Böſen darin nie beunruhigt werden,. vielmehr als ganz natürlich empfinden. V — r 8 N Laßt! alſo der Poeſie ihre Schreckensgeſtalten, aber ver⸗ bannt ſie aus dem Kinderzimmer! Licht und Sonne flute herein, und Aberglauben, Spuk und Kinderſchreck finde keine Stätte mehr in ihm! Stricker. Pflanzen, deren Verwechſelung den Tod bringen Die Natur iſt zum Schenken aufgelegt, überall ladet es ein zum Koſten und Genießen, es erfreut Auge und Herz, und doch denken die weniaſten daran, daß. wenn auch Gott⸗ Eſſen verlocken. Der Stechapfel D D— Der abgeworfene Stein würde nicht an der anderen Seite wieder herausfallen ſondern in der Erdenmikte ſtehenbleiben. In dem Schacht könnte man noch einen anderen Ver⸗ ſuch machen. Denken wir uns eine Art Fahrſtuhl(ohne Seil), der mit gleichmäßiger Beſchleunigung in die Tiefe raſt. In dem Fahrſtuhl ſitzt ein Mann, der von der übri⸗ gen Welt keine Ahnung hat. Läßt er einen Apfel zu Boden fallen, ſo wird dieſer ſich nicht wie Newtons Apfel ver⸗ halten ſondern einfach in der Luft hängenbleiben, da Apfel und Fahrſtuhl gleichmäßig fallen. Der Mann würde uns natürlich nicht glauben, daß es ſo etwas wie Schwer⸗ kraft gibt, da er ſie nie kennengelernt hat. Tauben im Käfig Zum Schluß noch eine merkwürdige Geſchichte aus dem Reich der Schwerkraft. Wir nehmen einen größeren, luft⸗ dicht verſchloſſenen Glasbehälter, auf deſſen Boden drei Tauben ſitzen, und ſetzen ihn auf eine Wiegeſchale. Plötzlich fliegen die drei Tauben hoch und flattern in ihrem gläſernen Käfig umher. Wenn jede Taube 500 Gramm wiegt, um wieviel leichter wird jetzt der Glasbehälter?— Er wird überhaupt nicht leichter, ob die Tauben ſitzen oder fliegen. Das Gewicht der Tauben iſt nicht verſchwunden: beim Flie⸗ gen drückt es gegen die Luft. So wichtig dieſe theoretiſchen Erörterungen ſind, in der Praxis treten ſie kaum in Erſcheinung. Für uns bleibt ein Kilo ein Kilo, und wenn wir zuviel oder zuwenig Kilo wiegen, kann uns der Phyſiker doch nicht helfen. Für den Phyſiker, den Geographen und den Geologen, überhaupt für die Wiſſenſchaft ſind dieſe Erkenntniſſe jedoch weſentlich. Niemand kann ſagen, ob nicht in abſehbarer Zeit das Problem der Schwerkraft eine größere Rolle ſpielen wird, wenn nämlich die Entwicklung der Luftſchiffahrt vor allem im Flugzeug einen Punkt erreicht hat, wo nicht mehr die Luft⸗ ſondern die Ra umſchiffahrt die größere Rolle ſpielt. Die Zeit mag nahe ſein oder ferne, aber ſie wird wahrſcheinlich kommen. ſeidank nicht zu häufig, oſt in dieſem Blühen und Gedeihen der Tod lau⸗ 15 3* ert. Da iſt e* n unſere Pe⸗ e. 9 terſilie, 8 5 ein wohl von jeder Haus⸗ frau gern be⸗ nutztes Kü⸗ chenkraut, die zwei ſehr gefährliche Vettern oder Doppelgän⸗ ger hat. Die Hunds⸗ peterſilie; beſonders im Jugendzuſtand iſt dieſe der Peterſilie ſo ähnlich, daß eine Verwechſlung leicht möglich iſt. um ſo mehr als ſie ſich mit Vorliebe im Peterſil'enbeet ſelbſt anſiedelt. Allerdings kann man ſie ſofort an dem Geruch. der widerlich iſt, erkennen. Hat man ſie aber verwechſelt, dann ſofort zum Arzt und bis zu ſeinem Eintreffen Zitronen oder Eſſigſäure als Ge⸗ genmittel geben. Fenchel, Dill, Küm⸗ mel und Kerbel werden auch oft mit Tollkirſche. dem Waſſerſchierling ver⸗ 5 wechſelt. Aber auch hier: Naſe auf! die Tollkirſche mit ihren kirſchenähnlichen ſchwarzen 115 iſt in allen ihren Teilen ge⸗ ährlich, und haben Frucht und Blätter ein ſtarkes, ſchnell wirken⸗ des Gift in ſich—„ſofort zum Artz“, in der Zwiſchenzeit Milch oder Alkohol. Der ſchwarze Nacht⸗ ſchatten iſt auch gefährlich und ſind ſeine Früchte ſtark gifthaltig. Kinder ſind vor allem davor zu war⸗ nen, da die ſchönen ſchwarzen Bee⸗ ren ſo appetitlich ausſehen und zum Links: Gefleckter oder Waſſerſchierling; Mitte: Peterſilie; rechts: Hundspelerſilie. ſei ebenfalls erwähnt. Seine Blät⸗ f 5 ter, Blüten, Früchte führen ein Schwarzer furchtbares Gift, das Strychnin, das, Nachtſchalten. wenn nicht ſchleunigſt Hilfe kommt, unfehlbar den Tod bringt.—— Alſo: Augen und Naſen auf! Was man nicht tennt, nicht in den Mund ſtecken! Pilze bilden ein Kapitel für ſich— ſie ſind zu oft beſchrie⸗ ben, um hier nochmals er⸗ wähnt zu werden. Auch dort heißt es:„Vorſicht— Vor⸗ icht!— Finger weg von en Pilzen, die du nicht ge⸗ nau N Links: Stechapfel(ſchon der Duft wirkt betäubend). U — 5 gan ä .., ä Einheimiſcher Fußball. Fortuna Edingen— Fyg. 98 Seckenheim Eine alte Rückſpielverpflichtung bringt die Secken⸗ heimer Fußballer morgen nach dem benachbarten Edingen. Fortuna Edingen war vor Jahren noch ein gefürchteter Gegner; es folgte dann eine Zeit ſpieleriſchen Nieder⸗ ganges, aber heute iſt die Mannſchaft wieder in aufwärts⸗ ſteigender Leiſtungskurve. Die Seckenheimer Elf der Fußball⸗ vereinigung wird große Taten vollbringen müſſen, zumal noch auf fremdem ungewohnten Platz, wenn ſie ungerupft den Heimweg antreten will. Die unteren Mannſchaften werden dem Spiel der erſten Mannſchaften einen ent⸗ ſprechenden Rahmen geben. Heute abend ſpielt die Schülermannſchaft auf hie⸗ ſigem Platze gegen Ilvesheim. ch. Spori⸗Vorſchau In früheren Jahren trat um dieſe Zeit bereits der Fuß⸗ ball mit dem Beginn der Meiſterſchaftskämpfe ſehr ſtark in Erſcheinung. Heuer iſt der Auftakt zu den Verbandsſpielen bis in den September verſchoben. Zur Vorbereitung auf die neue, unter den veränderten Verhältniſſen vielleicht beſon⸗ ders intereſſante Meiſterſchaftsſaiſon gibt es jetzt zwar ſchon zahlreiche Freundſchaftsſpiele, jedoch fallen dieſe doch nicht ſo ins Gewicht. Und das iſt ein Glück, denn nun kann ſich das reichhaltige Programm der„Sommerſports“ wenigſtens ſtärker zur Geltung bringen. Auch diesmal gibt es am Wochenende wieder eine gute Karte. Sie ver⸗ zeichnet neben Länderkämpfen und Deutſchen Meiſterſchaf⸗ ten zahlreiche größere und mittlere Veranſtaltungen auf vielen Gebieten des Sports. Im Fußball füllen vorerſt nur Freundſchaftsſpiele das Programm aus. Es gibt darunter aber viele Begegnungen, die in hohem Maße feſſeln. Beſonderes Intereſſe bringt man diesmal dem Beſuch von Schalke 04 in Süddeutſchland entgegen. Der„Vizemeiſter“ ſpielt am Samstag gegen den 1. 5 Nürnberg und am Sonntag gegen den VfB. Stuttgart. In München ſoll Chiles Meiſter Audax Santiago— ſofern er inzwiſchen in Deutſchland eingetroffen iſt— gegen München 60 ſpielen. Berlins Meiſter Hertha⸗BSC. ſpielt gegen den DFC. Prag. N Leichtathletik. Hier beherrſchen zwei große Ereigniſſe die Lage: der Länderkampf Deutſchland— England am Samstag in Lon⸗ don und die Deutſchen Frauen⸗Meiſterſchaften in Weimar. Die Frauen⸗Meiſterſchaften in Weimar ſind ſehr gut be⸗ ſchickt.— Eine weitere Deutſche Meiſterſchaft iſt die im 20 Kilometer⸗Gehen, die am Sonntag unter Beteiligung unſerer geſamten Spitzenklaſſe in Erfurt zum Austrag kommt. Handball. Die vor einiger Zeit unterbrochenen Kämpfe um den Adolf Hitler⸗Handball⸗Pokal werden am Sonntag mit der Vorſchlußrunde fortgeſetzt. Dieſe Runde bringt folgende Paarungen: In Leipzig: Leipzig gegen Wuppertal, in . Nundſfunk⸗ Programme 5 Stuttgart und Freiburg i. Br.(Südfunk). (l Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗ Nummern: 6 Zeit, Wetter, anſchließend Gymnaſtik J; 6.30 Gymnaſtik II; 7 Zeit, Nachrichten, Wetter; 7.10 Konzert; 10 Nachrichten; 10.10 Konzert; 11.55 Wetter; 12 Konzert; 13.15 Zeit, Nach⸗ richten, Wetter; 13.30 Konzert; 14 Funkwerbungskonzert; 16.30 Konzert; 17.50 Zeit, Wetter, Landwirtſchaftsmeldun⸗ gen; 18.50 Zeit, Nachrichten; 19 Stunde der Nation; 22.15 Zeit, Nachrichten, Wetter. Sonntag, 20. Auguſt: 6.15 Hafenkonzert; 8 Zeit, Wet⸗ ter, Nachrichten, anſchließend Gymnaſtik; 8.25 Die Almer Münſterglocken; 8.30 Evang: Morgenfeier; 9.20 Vaterlän⸗ diſche Weiheſtunde; 10.10 Kath. Morgenfeier; 11 Feſtkon⸗ zert; 12 Mittagskonzert; 13 Schubertkonzert; 14 Stunde des Handwerks; 14.30 Blaskonzert; 15.15 Klaviermuſik; 15.45 Jugendſtunde; 16.30 Anterhaltungskonzert; 18 Ein Hochzeitstag im Schwarzwald, Stimmungsbilder; 18.30 Bunte Schallplatten; 18.50 Sport; 19.10 Hanuſch rezitiert; 19.30 Dreimal Musketiere, Anekdotenſpiele; 20.10 Großes Funk⸗ Jabarett; 22 Vortrag über Oeſterreich; 22.20 Zeit, Nachrich⸗ ten, Wetter, Sport; 23 Nachtmuſik. Montag, 21. Auguſt: 14.30 Spaniſch; 15 Engliſch; 17.35 Die höhere Schule im neuen Staat, Vortrag; 18 Konzert; 20 Kurzmeldungen, Landwirtſchaftsnachrichten; 20.15 Walzer und Polka; 21 Bei Knorzebachs werd eigebroche; 21.45 Zitherkonzert; 22.45 Nachtmuſik. i Dienstag, 22. Auguſt: 11.40 Hausfrauenfunk; 12.30 Blasmuſik; 14.10 Konzert; 15 Engliſch; 15.30 Blumenſtunde; 16 Frauenſtunde; 17.45 Max Eyth als Organiſator der deutſchen Landwirtſchaft, Vortrag; 18.10 Deutſchland, das Volk der Mitte, Zwiegeſpräch; 20 Viertelſtunde des Front⸗ ſoldaten, 20.10 Deutſcher Abend; 22 Vortrag über Heſter⸗ mut 22.20 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.45 Nacht⸗ muſik. Mittwoch, 23. Auguſt: 9.40 Die natürliche Ernährung des Säuglings, Vortrag; 9.50 Nachrichten; 10 Vormittagskon⸗ zert; 11.40 Badiſcher Wirtſchaftsdienſt; 14.30 Saarſonder⸗ dienſt; 15 Am Muſenhof in Weimar, Vortrag; 15.30 Kinder⸗ ſtunde; 17.45 Eine Holzſchau; 18.10 Theodor Körners Ent⸗ wicklung zum Freiheitshelden, Vortrag; 20 Weltpolitiſcher Monatsbericht; 20.25 Die Fahnenweihe zu Kraglfing, Hör⸗ ſpiel nach Ludwig Thoma; 21.10 Anterhaltungskonzert; 22.25 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 23 Nachtmuſik. Donnerstag, 24. Auguſt: 14.30 Spaniſch; 15 Württem⸗ bergiſche und badiſche Märſche; 16 Jugendſtunde; 17.45 Zur Geſchichte der älteſten Mundartdichtung im Elſaß, Vortrag; 18.10 Das hohe Lied der Arbeit, Vortrag; 20 Fahrten und Wanderungen einer jungen Italienerin durch deutſches Land, Vortrag; 20 Unterhaltungskonzert; 22 Zeit, Nachrichten, Wet⸗ ter; 22.25 Der Schäferlauf, Hörbericht; 23 Tanzmuſik. Freitag, 25. Auguſt: 14.10 Schwäbiſche Volksmuſik; 15.45 Meine Sonntagswanderung, Wandervorſchlag; 17.45 uriſtiſcher Vortrag; 18.10 Traditionsvortrag über das Leib⸗ Arenadierreaiment 109: 20 Funkzeitſpiegel: 20.10 Muſikanten Magdeburg: Magdeburg— Berlin. Daneben gibt es in auen Gauen noch zahlreiche Freundſchaftsſpiele, die— wie im Fußball— der Vorbereitung auf die im September begin⸗ nenden Meiſterſchaftsſpiele dienen. Waſſerſport. Mit dem Deutſchen Meiſterſchaftsrudern wurde am letz⸗ ten Sonntag die eigentliche Hauptſaiſon im deutſchen Ru⸗ dern abgeſchloſſen. Es kommt jetzt allerdings noch zu zahl⸗ reichen Herbſtregatten und internen Veranſtaltungen, bei denen aber die erſte Klaſſe nicht mehr vertreten iſt. Ledig⸗ lich in Frankfurt treffen am Sonntag im Frankfurter Stadtachter noch einmal auch die erſtklaſſigen Achter Frank⸗ furts zuſammen. In Rüſſelsheim ſteigt die 10. Mittel⸗ rheiniſche Herbſtregatta. Kraftsport. Die Deutſchen Kraftſportmeiſterſchaften im Gewicht⸗ heben und Ringen werden in dieſem Jahre getrennt in den einzelnen Gewichtsklaſſen ausgetragen. Zur beſſeren Propaganda für den Kraftſport wurden die Titelkämpfe nach verſchiedenen Orten vergeben. Am 20. Auguſt ſind Wettbewerbe in Berlin, Hörde, Ludwigshafen und Alsfeld (Heſſen) angeſetzt und zwar für Ludwigshafen im Bantam⸗ gewicht(Heben und Ringen) und im Schwergewichtsrin⸗ gen. In Alsfeld treffen die Mittelgewichtsringer und die Heber im Halbſchwergewicht zuſammen. In Stuttgart werden dann am 2. und 3. September die Kämpfe im Mittelgewicht(Heben) und im Weltergewicht(Ringen) er⸗ ledigt. RNadſport. f Der„Große Preis der Nationen“ in Luxemburg ſieht Von den zahlreichen deutſchen von Heſſen in auch deutſche Beteiligung. Straßenrennen ſei die Bergmeiſterſchaft Wiesbaden erwähnt. N„ e Möglichkeiten des Segelflugs Die Grenzen der Höchſtleiſtungen.— Künftige Aufgaben. Profeſſor Walter Georgi von der Techniſchen Hoch⸗ ſchule Darmſtadt, der gleichzeitig Direktor des„Deutſchen Forſchungsinſtitutes für Segelflug“ iſt, ſprach ſich zu einem Vertreter des Conti-Nachrichten⸗Büros über Möglichkeiten und Grenzen des Segelfluges aus. Der ſtatiſche Se⸗ gelflug, der unter Ausnutzung vorhandener Luftſtrö⸗ mungen ausgeübt wurde, ſei in allen ſeinen Abarten er⸗ forſcht. Unter den in Deutſchland herrſchenden klimatiſchen Bedingungen dürften nach Anſicht Profeſſor Georgis noch folgende Höchſtleiſt ungen möglich ſein: Bei Gewitterflügen die Jurücklegung einer Skrecke bis zu etwa 500 Kilometer; die größte über Start erreichbare Höhe liege vielleicht bei ungefähr 4500 Metern; im Dauer- flug dürfte der deutſche Rekord des Polizeimeiſters Gultſche von 16 Stunden 47 Minuten beinahe die Grenze nach oben bedeutken. Die gewaltige Leiſtung des Weltrekord fliegers Schmidt werde wohl eine ruhmvolle Ausnahme leiſtung bleiben. Profeſſor Georgi kam dann auf die Probleme des dy⸗ namiſchen Segelfluges zu ſprechen, d. h. des mo⸗ torloſen Fluges ohne Ausnutzung aufſteigender Luftſtrö⸗ mungen. Die Ausſichten dieſer Art Segelflug müſſe man recht ſkeptiſch beurteilen; auf alle Fälle handele es ſich höch⸗ ſtens um ein intereſſantes fliegeriſches Experiment. An künftigen Aufgaben wolle er, ſo fuhr Profeſſor Ge⸗ orgi fort, die Ueberquerung der Alpen im reinen Segelflug, die Ueberſegelung des nördlichen und nordmeſt⸗ lichen Alpenvorlandes von Wien bis zum Franzöſiſchen Jura und ſchließlich die Ausführung von Segelflugexpedi⸗ tionen in die Tropen nennen. Das Sportfeſt der Ber⸗ liner SA. Unſer Bild zeigt den Fahneneinzug und Auf⸗ marſch der Teilnehmer im Deutſchen Stadion in Grunewald. aus dem Volke; 21.25 Vorbericht zur Saarkundgebung am Niederwalddenkmal; 21.35 Theodor Körner, Funkbild; 22.45 Tanzmuſik. Samstag, 26. Auguſt: 10.50 Bilder einer Ausſtellung, Schallplatten; 11.20 Zeit, Wetter; 11.45 Funkwerbungskon⸗ zert; 12 Wetter; 12.05 Funkwerbungskonzert; 12.20 Volks⸗ muſik; 13 Mittagskonzert; 14.30 Zeit, Nachrichten, Wetter; 14.50 Schwäbiſche Gloſſen; 15 Die ſchwäbiſchen Singvögel ſingen; 15.30 Jugendſtunde; 16.30 Zum Tanztee; 17.45 Im japaniſches Theater, Plauderei; 20 Bezauberndes Fräulein, Operette von Benatzky; 22 Teilübertragung des Militär⸗ 1 aus Ulm; 22.25 Zeit, Nachrichten; 23 Nacht⸗ muſik. Frankfurt a. M. und Kaſſel(Südweſtfunk). Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗ Nummern: 6 Gymnaſtik 1; 6.30 Gymnaſtik II; 7 Nachrichten, Wetter; 7.10 Choral; 7.15 Konzert; 8.15 Waſſerſtandsmeldungen; 11.45 Zeitangabe, Nachrichten, Wirtſchaftsmeldungen, Wet⸗ ter; 12 Konzert; 13.15 Nachrichten, Wetter; 13.30 Mittags⸗ konzert; 14 Nachrichten; 14.10 Werbekonzert; 15 Gießener Wetterbericht; 15.10, 16.25, 17.50, 18.50, 22.20 Zeit, Nach⸗ richten. Wetter; 16.30 Konzert; 18.45 Kurzbericht vom Tage; Sonntag, 20. Auguſt: 6.15 Hafenkonzert; 8.15 Waſſer⸗ ſtandsmeldungen; 8.30 Morgenfeier; 9.30 Stunde des Chor⸗ geſangs; 10.30 Was ſoll der Uhu im deutſchen Wald?, Hör⸗ bericht; 11 Von einer großen Arbeiterwohngemeinde, Be⸗ richte und Geſpräche; 12 Mittagskonzert I; 13 Mittagskon⸗ zert II; 14.30 Zehnminutendienſt der Landwirtſchaftskammer Wiesbaden; 14.40 Stunde des Landes; 15.45 Jugendſtunde; 16.30 Nachmittagskonzert; 18 Lob der Heimat: Rhön; 18.25 Fröhliches Zwiſchenſpiel; 19 Sport; 19.20 Hörbericht vom Polizeiſportfeſt; 19.45 Ich habe ein neues Leben angefangen; 20.15 Toska, Muſikdrama von Puccini; 22.20 Zeit, Nach⸗ richten, Wetter, Sport; 23 Tanzmuſik. Montag, 21. Auguſt: 15 Hausmuſik; 16 Zeit, Wirt⸗ ſchaftsmeldungen; 18 Trainingstag der deutſchen Fußball⸗ Nationalmannſchaft, Hörbericht; 18.30 Vom Heldiſchen, Vor⸗ trag; 18.50 Kurzbericht vom Tage; 20 Unterhaltungskonzert; 21.20 Völkiſche Erziehung und deutſche Auslandsſchule, Ge⸗ ſpräch; 21.45 Liederſtunde; 22.15 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.45 Nachtmuſik. Dienstag, 22. Auguſt: 10.10 Schulfunk; 10.50 Volks⸗ muſik; 15.20 Der Hausfrau zur Erholung; 18 Vortrag; 18.25 Welt um uns, Plauderei; 20 Die Schlacht bei Ber⸗ trix, Geſpräch; 20.45 Ausſtellungskonzert; 22 Dreimal 5 Mi⸗ nuten; 22.45 Nachtmufik. Mittwoch, 23. Auguſt: 10.10 Schulfunk; 10.45 Prak⸗ tiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 14.10 Nachrichten; 14.30 Nachrichten für das Saargebiet; 15.30 Jugendſtunde; 18 Vortrag; 18.25 Zeitfunk; 20 Weltpolitiſcher Monats⸗ bericht; 20.25 Die Fahnenweihe zu Kraglfing, Hörſpiel nach Ludwig Thoma; 21.10 Unterhaltungskonzert; 22.25 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 23 Nachtmuſik. Donnerstag, 24. Auguſt: 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 15.30 Jugendſtunde; 18 Der ewige Phi⸗ liſter, Vortrag; 18.25 Die erſten Anfänge deutſcher Kolonial⸗ politik, Vortrag; 20 Anterhaltungskonzert; 21 Mozartkonzert mit literariſchen Einlagen; 22.25 Vom Deutſchlandflug 1933; 22.45 Zeit, Nachrichten, Wetter; 23.10 Tanzmuſik. Freitag, 25. Auguſt: 10.10 Schulfunk; 12 Deutſchland⸗ flug 1933; 12.10 Mittagskonzert; 15.20 Muſikaliſcher Zeit⸗ vertreib; 18 Johann Ohlerich, Novelle; 18.20 Die Gefahren des Raſſenniedergangs für das Volk, Vortrag; 20 Dreimal 5 Minuten; 20.15 Bunte Muſikſtunde; 21.25 Die Saar⸗ Kundgebung am Niederwald⸗Denkmal, Vorbericht; 21.35 Theodor Körner, Funkbild; 22.15 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 23 Nachtmuſik. Samstag, 26. Auguſt: 10.10 Schulfunk; 12.05„.... und die Hitlerjugend marſchiert“; 12.50 Schallplattenkonzert; 14.30 Kleines Wochenend; 15.30 Jugendſtunde; gegen 17 Schluß⸗ bericht und kurzer Vergleich der gleichzeitigen Londoner Funk⸗ ausſtellung; 18 Ludwig Hebold lieſt ſeine Erzählung„Be⸗ gegnung“; 18.20 Vom Deutſchlandflug 1933, 18.30 Wochen⸗ ſchau; 18.45 Kurzbericht vom Tage; 20 Bezauberndes Fräu⸗ lein, Luſtſpiel von Ralph Benatzky; 22 Zeitdienſt; 23 Deutſch⸗ landflug 1933; 23.10 Nachtmuſik. O Die Maſſenhochzeit der Bettler. In einer Armen⸗ kolonie des Peſter Vorortes Peſtszenterzſebet wurde eine Maſſenhochzeit gefeiert, die wohl die eigenartigſte Trauung dieſer Art darſtellt. Zweiundfünfzig Paare, die in dieſer von Schiffbrüchigen des Groß⸗Stadtlebens bewohnten arm⸗ ſeligen Barackenkolonie wohnen, bildeten mit ihren zahl⸗ reichen Kindern— manches Paar hat bereits drei bis vier Kinder— einen eigenartigen Hochzeitsaufzug zum Altar, vor dem ſie gleichzeitig von einem Geiſtlichen getraut wurden. Seit vielen Jahren hatte das Problem dieſer Armenkolonie, deren Bewohner ſich zumeiſt aus Bettlern zuſammenſetzten, der Stadtbehörde Sorge bereitet, die ſchließlich mit den Kirchenbehörden die Sache in die Hand nahm, um vor allem den zahlreichen wilden Ehen ein Ende zu bereiten. Ein Verbot hat und hätte auch in Zukunft nichts vermocht, ſo wurde auf Anraten eines Geiſtlichen die glückliche Löſung einer gemeinſamen Trauung gefunden. Die Koſten dafür trug die Stadtbehörde gemeinſam mit der Kirche. Natür⸗ lich wurden die Paare mit Geſchenken reich geſegnet. — Wer alt werden will.... Wer alt werden und ge⸗ ſund bleiben will, der atme Tag und Nacht nur gute Luft ein, der mache jeden Tag Bewegung im Freien, entweder durch Gehen oder Arbeiten, der eſſe und trinke mäßig und einfach, der genieße Waſſer, Brot und Obſt und weniger Fleiſch, der wohne in einem trockenen, geräumigen Hauſe und verrichte beſtimmte, regelmäßige Arbeit, nach der Ar⸗ 55. 16 A dee iu 1 aufregenden Zerſtreuungen, widme die Mußeſtunde der Familie. Di N er aber zum Schlafen benützen. 5 e 3 * — W M u un 2 2 r Die ſchnellebige Gegenwart nimmt ſich ſelten die Muße. nachzudenken über die Dinge, wie ſie waren und wurden. Wie ſah es z. B. aus, nachdem Heinrich Hertz das Vorhandenſein der elektriſchen Wellen nachgewieſen hatte und damit die drahtloſe Telegraphie oder Telepho⸗ nie, das heißt im übertragenen Sinne, den Rundfunk erfunden hatte? Wenige Jahre vor der Jahrhundertwende ſprach die Welt ſkeptiſch von den Verſuchen eines Marconi, der drahtlos telegraphieren wollte. Etwa zur gleichen Zeit, da an der eng liſchen Küſte fünf Techniker ſich in einer großen Holzkiſte übereinander kauerten und Augen und Ohren mit geſpannter Aufmerkſamkeit auf einen unförmigen Empfangsapparat richteten und tatſächlich das erſte deutliche Morſezeichen aufnahmen, das unſichtbar durch den„Aether“ von der fernen Küſte herübergetragen wurde, etwa zur gleichen Zeit führte ein deutſcher Ge⸗ lehrter die erſten brauchbaren deutſchen Ver⸗ ſuche durch. war Prof. Slaby. Auf den Gängen der Techniſchen Hoch⸗ ſchule zu Charlotten⸗ burg waren Ver⸗ ſuchsanordnungen aufgebaut. Auf der Empfangsſeite wurde als Wellenanzeiger ein beſonders geſchal⸗ tetes Galvanometer benutzt. Die Sendeanlage war fahrbar errichtet, während die Empfangs⸗ anlage wegen der Empfindlichkeit feſtſtehend war. Prof. Slaby hatte mit ſeinem Aſſiſtenten vereinbart, daß jedesmal, wenn er„jetzt“ riefe, der Aſſiſtent einen Funken geben ſollte. Die irkung mußte ein Ausſchlagen des Galvano⸗ meters ſein. Zur großen Freude trat dieſer Ausſchlag auch regelmäßig auf Kommando ein, obwohl, wie ſich ſpäter herausſtellte, der„Sen⸗ der“ zuſammengeſtürzt war und der Aſſiſtent die Schwefelſäure der Batterien vom Fußboden. aufwiſchte. Die drahtloſen Zeichen, die Slaby 1 5 5 aufgenommen haben wollte, waren leider nur die Lufterſchütterungen, die er beim Ausruf „jetzt“ an ſeinem Empfänger ſelber bewirkt hatte. Und doch war es der Anfang zu dem deutſchen Funkſyſtem, das ſpä⸗ ter mit den Arbeiten von Prof. Braun und des Grafen Arco zuſammengefaßt und vorbildlich in der Welt wurde. Noch im ſelben Jahre, 1897, wurde am Glockenturm der Heilandskirche bei Sakrow die erſte deutſche Freiantenne ge⸗ zogen, und von der Matroſenſtation in Potsdam konnte ein einwandfreier Funkverkehr durchgeführt werden. Der Funkbetrieb war auf dem Marſche. riedliche Jahre ſtetiger Ent⸗ wicklung folgten. Immer neue Reichweitenrekorde wur⸗ den aufgeſtellt. Da kam der Krieg. ie primitiv waren doch die Sende- und Emp⸗ fangsapparaturen! Man ar⸗ beitete zwar bereits mit trag⸗ baren Funkſtationen, aber 8 2 8 eine ſolche Funkſtation be⸗ ſtand aus etwa 13 Traglaſten von je einem Viertel Zentner Gewicht, und der notwendige Strom mußte häufig durch ein Doppeltretrad von zwei Mann erzeugt werden. Es waren gewiſſermaßen Sender mit einer Energie von zwei „Menſchenſtärken“, eine Arbeit, nach der ſich kein Funker ehnte. Das Funken mit dieſen Stationen war kein reines Vergnügen. Sie hatten die unangenehme Eigenſchaft, häu⸗ ig gerade dann auszuſetzen, wenn von ihnen eine beſon⸗ dere Leiſtung verlangt wurde. Angenehmer waren aller— ings die größeren Funkſtationen, die im Kraftwagen ein⸗ ſtepaut waren und denen es zum Teil beſonders zu⸗ iel, die feindlichen Funktelegramme durch Morſe⸗ zeichen zu verſtümmeln. Erſt gegen Ende des Krieges wurde es beſſer, als die erſten kleinen Röhrenſender konſtru⸗ tert waren. Die ſchönſten Erfolge konnten aber mit den Luftſchiffſtationen und den großen Landſtationen in Kö⸗ nigswuſterhauſen und Nauen erzielt werden. Glanzleiſtung war zum Beiſpiel die ausgezeichnete Verbindung mit un⸗ erer Kolonialſtation in Togo; die Station Togo mußte Mitte Auguſt 1914 aber geſprengt werden. Am 27. Auguſt 1914 nef der letzte Funkſpruch aus Togo ein der zur Ent⸗ ſchlü elung an den Admiralſtab weitergegeben wurde. Ein Wirklicher Geheimrat, zwei Legationsräte und drei geheime expejerende Sekretäre bemühten ſich vergebens. dieſen FF Gonntags⸗Beilage zum„Neckar⸗Bote“. Funkſpruch zu entſchlüſſeln. Ein Togoexpert wurde heran⸗ gezogen, der feſtſtellte, daß der Text Aehnlichkeit mit eini⸗ gen Negerdialekten habe. Die Funker von Nauen erhielten den Rüffel, daß ſie falſch aufgenommen hätten, bis ſchließ⸗ lich ein einfacher Funker einen Blick auf das Telegramm warf und es glatt leſen konnte, denn es war im Klartext abgefaßt, und nur eine andere Trennung und Einteilung der Buchſtabenfolge in Gruppen zu je fünf Buchſtaben hatte den Eindruck einer Verſchlüſſelung hervorgerufen. Verſtüm⸗ melte, falſch übermittelte oder falſch verſtandene Funkſprüche ſpielten damals eine erhebliche Rolle, war man doch auf reinen Hörempfang angewieſen und war man doch nie ſicher, ob die Stationen auch einwandfrei arbeiteten. Beim ruſſiſchen Heer war es noch viel ſchlimmer; dort wurde verlangt, daß Striche, gemeſſen am heutigen Schreib— empfang, mindeſtens eine Länge von zwei Zentimetern und Punkte von einem halben Zentimeter haben mußten. Drahtloſe Telegraphie und Telephonie waren inzwiſchen zu einer gewiſſen Selbſtverſtändlichkeit geworden. Die Mög⸗ lichkeit drahtloſer Opernübertragungen war prophetiſch ſchon lange vorausgeſagt. Die Entdeckung eines Rundfunks war ſozuſagen fällig. em November 1919 wurde in Deutſchland auf die Bedeu⸗ tung eines telephoniſchen Rundfunks hingewieſen, und die Hauptfunkſtelle Königs⸗ wuſterhauſen, die einſtige militäriſche Funkzentrale, die man mit Stacheldraht⸗ verhauen und ſtarken Wa⸗ 5 chen beſetzt hatte, wurde der Geburtsort des deutſchen Rundfunks. Zuerſt allerdings nur mit Schallplatten, denn der Raum war viel zu klein und mußte zudem allerlei techniſches Gerät beherbergen. Es war ein Ereignis, als am 22. Dezember 1920 Poſtdirektor Schwarzkopf das erſte Inſtrumentalkonzert durchführte. Das „Inſtrumentalkonzert“ beſtand in einem Zuſammenſpiel von Harmonium und Geige. Mehr war nicht möglich. Aller⸗ dings kam bald ein ganz großes Ereignis. Am 8. Juni 1921 gelang es auf erſten Anhieb. die Oper„Madame Butterfly“ aus der Staatsgper Berlin zu übertragen. Groß war der Oeitall über diefen deutſchen Rundfunk, allerdings das Echo aus dem Ausland war ſtärker als in Deutſch⸗ land, denn in Deutſchland galt es noch als ein Verbrechen, wenn man ſeine funktechniſchen Kenntniſſe aus dem Kriege dazu benutzt hatte, um ſich einen Detektor zu bauen und dieſe Sendungen abzuhören. Poſtdirektor Schwarz⸗ kopf, der mit offizieller Erlaubnis dieſe Ver⸗ ſuchsſendungen durchführte, ſetzte nun alle Energie daran, ſeine Sendungen nicht nur tech⸗ niſch zu verbeſſern ſondern auch programma⸗ tiſch auszubauen. Man ging daran, einen Auf⸗ nahmeraum zu ſchaffen und fand ihn in dem nicht mehr benutzten Brauſe-Baderaum, der eine Größe von 2,3 mal 3,1 Metern und eine Höhe von 3,5 Metern hatte. Zur notwendi⸗ gen Schalldämpfung mußten einige Schlaf- decken herhalten. Das Programm beſtand aus Soloſtücken für Klarinette und Piſton. Als dann aber beide Künſtler ſich zum Schluß ver⸗ einten und begeiſtert zuſammen das Deutſch⸗ landlied ſpielten, da ließ der Kontrollempfän⸗ ger ein fürchterliches Tongemiſch hören. Die Technik reichte eben noch nicht aus, dieſe bei⸗ den Inſtrumente gleichzeitig zu übertragen, und man mußte ſich zunächſt auf Einzelinſtru⸗ mente beſchränken. Das war noch im Mai 1923. Ein halbes Jahr ſpäter war man aber ſo weit, daß mit dem Sender Berlin Deutſch⸗ lands Rundfunk zur Wirklichkeit wurde. Dieſe Wirklichkeit ſah allerdings recht nüch⸗ tern aus. In Berlin hatte man im Vox⸗Hauſe in der Potsdamer Straße den Rundfunkbe⸗ trieb„eingerichtet“. Ein kleines Zimmer diente in der erſten Zeit als Senderaum, primitiv eingerichtet, wie— nach heutigen Maßſtäben gemeſſen— die Uebertragungen primitiv wa⸗ ren. Später dehnte ſich dann der Betrieb im Vox⸗Hauſe aus, es folgten die Provinzſender, immer noch primitiv in der techniſchen Ausge⸗ ſtaltung, und einfach, faſt ſpartaniſch in der Einrichtung. Damals war eben der Rundfunk noch jung, und die an ihm Arbeitenden waren noch von dem Pioniergeiſt angeſteckt. Leider wurde das bald anders. nd im Herbſt feiert der deutſche Rundfunk ſeinen zehnten Ge⸗ burtstag. Die techniſchen Schwierigkeiten ſind über⸗ wunden. Die Sender haben gewaltige Energien, und die Empfänger können nötigen⸗ falls ſo klein gemacht wer⸗ den, daß man ſie in die Taſche ſtecken kann. Aber es gibt auch kleine Sender, die man wie einen Torniſter auf dem Rücken trägt; das dazugehörige Mikrophon ſteckt im im Knopfloch, und ſo ausgerüſtet kann man mit der ganzen Welt verbunden ſein. Der Rundfunk hat dieſe techniſchen Er⸗ rungenſchaften in geradezu großartiger Weiſe ausgenutzt. Reportageautos ſind mit kleinen transportablen Kurzwellen⸗ ſtationen ausgerüſtet, und wo ein Ereignis ſich bietet, iſt der Mikrophonreporter am Platz, um die Mitwelt die Geſcheh⸗ niſſe miterleben zu laſſen. Dieſe wunderbare Vollkommen⸗ heit der Uebertragung bewies eine Reportage aus dem„Flie⸗ genden Hamburger“. Man ſaß in dem dahinſauſenden Zug, als plötzlich ein Mikrophon auftauchte und ein Sprecher das Erlebnis dieſer wunderbaren Fahrt ſchilderte. Die Telegra⸗ phenſtangen fliegen an den Fenſtern vorbei, und unfaßbar iſt es, daß das, was der Sprecher ins Mikrophon hinein⸗ ſagt, im gleichen Augenblick von Millionen von Menſchen ge⸗ hört werden konnte. Man kann es ſich nicht vorſtellen, daß die Worte aus dem Zug herausſpringen und mit der Ge⸗ ſchwindigkeit des Lichtes an den Telegraphendrähten ent⸗ langeilen bis zur Funkſtation Nauen, die mit Spezialgeräten hier die Worte wieder einfängt, auf dem Kabelwege an den Sender nach Berlin weitergibt, und ohne daß man der Sprache den weiten Weg anmerkte, drangen die Worte aus dem Lautſprecher hervor. Wer dort für die Momente der Uebertragung die Augen ſchloß, hörte das Rollen des Zuges und erlebte die raſende Fahrt, als ob er ſelber in den be⸗ quemen Sitzen des Schienenzepps ſäße. Wer hat es geahnt, daß man drahtlos durch den Aether mit New York und Auſtralien telephoniert, als ob es ein Ortsgeſpräch- wäre? Das iſt die techniſche Vollkommenheit un⸗ ſerer Tage, erreicht in einem Zeitraum von noch nicht einmal 50 Jahren. Aber lange wird es nicht mehr dauern, dann wird man nicht nur hören, dann wird man auch fernſehen können. Das iſt die Zukunft des neuen Rundfunkfahrzehnts. 1 Erna ging mit zuverſichtlichen Schritten in ihre Ehe hinein, wie in ein neues Land, wie in eine bisher unbe⸗ kannte Stadt; ſie hoffte auf eine freundliche Ueberraſchung, ja, im Stillen wartete ſie romantiſch auf ein kleines Wunder. Mit einer frohen Befangenheit reichte ſie ihrem Mann die Hände entgegen. Er ſah mit müßiger Gleichgültigkeit über ſie hinweg, nach den erſten höflichen Worten ſagte er ſehr deutlich, daß er ſich durch dieſe Heirat in keiner Weiſe beengt fühle und das Leben zwiſchen Klub und Geſchäft wie bisher aufzuteilen gedenke. Wenn Erna etwas leichter ver⸗ anlagt geweſen wäre, hätte ſie vergnügt ſofort in jenen Krei⸗ ſen aufgehen können, die ſich ſichtbare Mühe gegeben hatten. die alleinſtehende Frau Direktor zu feſſeln. Aber dieſe Leich⸗ tigkeit fehlte Erna. Sie verbarg ihre tiefe Enttäuſchung, be⸗ kümmerte ſich um ihr Haus, pflegte ihren hübſchen Garten, lebte eben gleichgültig dahin. Eines Tages geriet ein vergeſſener Koffer wieder in ihre Hände. Mit einem leiſen Lächeln öffnete ſie ihn. Ver⸗ lorengeglaubte Wäſche wellte ihr entgegen. Und dann, zwi⸗ ſchen weißer Seide, ein getrockneter Roſenſtrauß. Richtig! 5 Der Roſenſtrauß, den der Mann in Kirche bei ihrer Hochzeit ihr vor die 5 geſtreut hatte. Jäh fiel es ihr ein, war wie ein grelles Licht in einer tauben Dun⸗ kelheit, ſo daß ſie faſt geblendet war. Vorſichtig nahm ſie den getrockne⸗ ten Strauß in die Hände, hielt ihn ſcheu in den geöff⸗ neten Flächen und trug ihn vor ſich hin wie ein Wun⸗ der. Dieſe Blumen 8 kamen von einem, der ſie lieb hatte, vielleicht immer noch liebte, der ſehnend an ſie dachte... Das tröſtete wundervoll. Sie kannte den Mann nicht, denn er war damals in der Menge verſchwun⸗ den, und Tante Treuchen, die den Fremden kannte, hatte den Namen nicht genannt. Sie ſchrieb an Tante Treuchen und bat ſie um den Namen des Mannes, der die Roſen ſchenkte. Das Mittelfach ihres Schreibtiſches räumte ſie vollkom⸗ men aus und legte dann, ſammetausgeſchlagen, den trockenen Strauß in das breite Fach. Sie ſah hinein, ſie lächelte leiſe, wie traumverloren. Seltſam, wie von der Stunde an, da dieſer getrocknete Roſenſtrauß wieder in ihr Leben trat, ſie ihre Einſamkeit leichter trug, ſie ſchmerzloſer über das Verhalten ihres Man⸗ nes hinweggehen konnte. Seit ſie wieder um dieſe Roſen junge der neten Strauß in die hände von damals wußte— es war nun doch ſchon zwei Jahre her, blieb in den quälenden Stunden ein fernes Leuchten in ihren Augen, ein warmes Klingen in ihrer Stimme. Irgend⸗ wo lebte jener, der Alles aus Wachstuch Das modiſche Beiwerk braucht immer wieder neue Her⸗ ſtellungsmöglichkeiten, es kann gar nicht genug Abwechſlung im Material, in den Farben und Form geben. Baſt, Filz und weiches Wildleder er⸗ freuen uns ſchon lange durch ihre vielfältige Wir⸗ kung in der Verwendung. Jetzt ſind wir bei dem lack⸗ artigen Glanz⸗ und Leder⸗ tuch angelangt. Es läßt ſich trotz ſeiner ſtarren Be⸗ ſchaffenheit ſehr gut ver⸗ arbeiten. Eine willige Nähmaſchine und geſchickte Hände können ja manchmal kleine Wunder vollbringen. Man braucht ſich auch gar nicht ſo anzuſtrengen. ge⸗ rade in der bewußt ein⸗ fachen Anfertigung liegt der Reiz des Materials. Da ſind zunächſt die un⸗ entbehrlichen Handtaſchen. die man leicht nacharbeiten kann. In a der Abbildung zeigen wir eine Taſche in Kuvertform mit Reiß⸗ verſchluß. Das Ende des Verſchluſſes bildet ein Metallanhänger. Aus ein⸗ farbigem und getupftem Wachstuch gearbeitet, kann man durch inter⸗ eſſante Fiächenaufteilung herrliche Farbenwirkungen erzielen. Dazu paßt der Gürtel mit viereckigem Metallverſchluß und geſtanzten, vier⸗ eckigen Löchern. Die karierte Handtaſche in der modernen, runden Form wird durch den breiten Streifen zwiſchen den bei⸗ den Platten ſehr geräumig. Man ſchließt ſie mit einer feſten, breiten Metallklammer. Auch das Buch erhält durch die aparte Hülle eine per⸗ ſönliche Note. Man arbeitet ſie wie einen auswechſelbaren Buchumſchlag. Die modernen Stoffhunde in kunſtgewerb⸗ licher Ausführung, die bei groß und klein ſtets ſehr beliebt ſind, werden auch aus Wachstuch genäht. Dabei kommt es gar nicht ſo auf die naturgetreue Nachbildung an vielmehr auf den pfiffigen Geſichtsausdruck. Mit ein paar Baumwoll⸗ A RA Tante Treuchen ſchrieb— es dauerte ſehr lange. Aber ſie erwähnte nichts von den Roſen, ſie ſchrieb von dem täg⸗ lichen Leben. 1 Monate gingen dahin, und Jahre wurden nur allzu unauffällig daraus. Erna trug das ſtille Leuchten in den Augen, das warme Klingen in der Stimme und hielt einen getrockneten Roſenſtauß wohlverwahrt im Mittelfach ihres Schreibtiſches. Sie wußte noch immer nicht, wer es damals war, der ihr die Roſen zu Füßen geſtreut hatte. Tante Treuchen hatte dieſe Frage nicht beantwortet, und als ſie erneut deswegen fragen wollte, kamen Zweifel. Denn, wenn ſie den Namen wüßte, wenn ſie von ſeinem jetzigen Leben wüßte.. nein, nein, ſo war es gut, tröſtend, ſo war es wundervoll wohltuend, ein ſtilles, gläubiges Geheimnis war es, das ſie allein hier hintrug, deſſen Wiſſen wie ein Feuer wärmte. An Ernas Schläfen ſpielten die erſten grauen Haare. Im ſteten Hingang der Jahre hatte ſich in Frau Erna eine wohltuende Ruhe niedergelaſſen. Noch lag der Roſenſtrauß im Mittelfach des Schreibtiſches es war aber mehr eine Pietät als eine Notwendigkeit nun, ein ſtiller Dank dafür, daß diefe Roſen und das mit ihnen verbundene Erlebnis ſie leicht und faſt glücklich über die großen Enttäuſchungen ihrer Ehe hinweggeführt hatten. Dankbar gedachte ſie nun des Mannes. der damals in der Kirche dieſe Roſen... und ſie lächelte voll innerer, reiner Heiterkeit ihren Träumen zu. Da riß ſie ein Telegramm aus ihrer ſchönen Ruhe. Tante Treuchen lag im Sterben, eine unverhoffte Er⸗ krankung * Als ſie ſtill an das Krankenlager Tante Treuchens trat, ſahen ihr deren Augen klar und froh entgegen, grüßten ſie, und die hagere, weiße Hand zuckte. Frau Erna blieb an ihrem Bett ſitzen, hielt der Kranken Finger in den ihren und fragte dann, ſich niederbeugend, mit verhaltener Stimme:„Nun, Tante Treuchen, magſt du mir heut vielleicht ſagen, wer mir damals die Roſen in der Kirche ſtreute?“ Ueber das Geſicht der Kranken huſchte ein helles Schei⸗ nen. Leiſe ſprach ſie, und in ihren Augen leuchtete dabei ein immerwährend glückliches Sichfreuen auf: „Ja, Kind, ja... heute will ich es dir ſagen, denn heute biſt du ja alt genug geworden, heute findeſt du ohne Wunder weiter..“ Sie at⸗ mete tief auf und ſprach dann mit unverhofft lauter Stimme:„Sie haben dir gehol⸗ fen, die Roſen, ſie haben dir doch den Glauben be⸗ wahrt, als du ihn verlieren woll⸗ 1 „Aber wer war es denn, Tante Treuchen?“ drängte Frau Erna. Tante Treuchen ſchüttelte leicht den grauen Kopf: „Das war nie⸗ mand mein Kind. Ich ſelbſt habe die Roſen gekauft, habe eine von ihnen in meinem Zimmer zer⸗ treten und dir dann das Märchen erzählt..“ Und dann leiſe:„Die Menſchen brauchen Märchn immer ja. Sie fiel ſtill in die Kiſſen zurück. „Das war niemand, mein Kind, ich ſelbſt habe die Roſen gekauft. 9 einer Perle als Auge prägt man den typiſchen Aus⸗ ruck der Raſſe. So könnten Sie ſich einen ganzen Zoo an⸗ legen, angefangen bei der Giraffe bis zum Elefanten. Am leichteſten ſind aber Hunde, und ſie haben einen beſonderen Vorzug— ſie ſind ſtubenrein und koſten keine Steuern. Wenn Sie Ihr Heim ſchmücken wollen, dann finden Sie in den Wachstuchkiſſen und ⸗Teewärmern eine geeignete Er⸗ gänzung der handgearbeiteten Kleinigkeiten. Jungmädchenkleider haben ebenſo hübſche Formen wie die der großen Damen. Die Backfiſchmode hat zwar ihren eigenen Stil, ſie betont das Friſche und Kindliche, paßt ſich aber in den Grund⸗ zügen der Moderichtung an. So werden reizende Modelle geſchaffen. die in ihrem Schnitt und in der Ver⸗ arbeitung ganz auf die unbeküm⸗ merte Schlakſig⸗ keit und die ecki⸗ gen Bewegungen eingeſtellt 5 Der Entwurf iſt tmer einfach und kommt durch die kleidſamen Stoffe erſt auf dem jugendlichen Körper richtig zur Geltung.— Der Schulanzug Nr. 1 beſteht aus einer roten Jerſey⸗Bluſe und dem beige⸗braunen Rock mit einer gegen⸗ ſeitigen Falte und eingeſchnittenen Klappentaſchen. Die Bluſe iſt mit weißen Piquéaufſchlägen und»einſatz abgeſetzt. Nr. 2 erhält durch längs⸗ und quergeſtreifte Muſterung einen wirk⸗ ſamen Ausdruck. Die breite Taillenpaſſe iſt durch drei Ku⸗ gelknöpfe geſchloſſen. Ein praktiſches Koſtüm iſt das Modell Nr. 3, das man mit langen Aermeln auch für den Uebergang tragen kann. Die einfarbige Jacke mit dem altmodiſch⸗moder⸗ nen Revers und Knopfverſchluß in der Mitte paßt zu dem Schottenrock. Etwas ganz Neues und Modernes für den Backfiſch iſt das Dreiviertel⸗Complet für entſprechende Ge⸗ legenheiten Ueber der kleinkarierten Taftbluſe wird ein großkariertes Mäntelchen getragen Es iſt in den gleichen Farben gehalten und mit einer gebundenen, durch die ge⸗ ſteppten Achſelklappen gezogenen Schleife garniert. Der ein⸗ farbige Rock hat die Mittelfalte und Knopfverſchluß. Von Fenſter zu Fenſter Von Strix. N Das zweite und dritte Hinterhaus waren voneinander nur knappe zwanzig Meter entfernt. Morgens ſchienen einige Strahlen der Sonne in ihr Zimmerchen im Spatzen⸗ parterre; abends verglühten ſie in ſeinen vier Wänden. Je⸗ den Morgen pünktlich um ſieben Uhr ſah Aloys das Mäd⸗ chen, das ihm gegenüber wohnte. Sah das weiße Huſchen dort drüben, viele kleine Intimitäten, von denen ihm das Bubikopfkämmen am offenen Fenſter die liebſte war. Kurz darauf begoß ſie die Geranien und Lepkoien; ihr Lächeln zu ihm gehörte ſodann ins Programm, ein kurzes Winken, und vor dem frühen Abend erblickte er ſie nie wieder. Einen Sommer lang war das nun ſo gegangen. Nie hatte er ein Wort mit ſeiner Nachbarin gewechſelt. Er wußte nichts von ihr; ſie nichts von ihm. Es war eine Liebe, die er nicht durch Aufdringlichkeiten zerſtören mochte. Unten im finſteren Hof kramten magere Katzen in den Müllkäſten, ſpielten ſchmutzige Kinder mit zerplatzten Bällen oder ſchwarzem Sand. Küchendunſt ſtieg aus den unteren Wohnungen hier herauf, armſelige Wäſche trocknete auf roſti⸗ gen Drähten, Gekeif und Gezänk von vielen Frauen durch⸗ ſchallte die Gegend. Aber alles blieb unten. Ueber ihnen waren nur das Dach und der Blitzableiter und in den ſter⸗ nenhellen Nächten das Bild des Orion oder der Caſſiopeia Aloys trieb es oft, mitten im Großſtadtbetrieb, mitten in ſeiner eigenen Geſellſchaft nach Hauſe. Er mußte ſie ſehen Um ſechs Uhr würde ſie wieder am Fenſter ſtehen, ihm ihr Lächeln ſchenken, ihn die gepflegten Locken, die ſchlanken Hände, den zarten Halsanſatz ſchauen laſſen. Und mehr wollte er nicht. Er umhüllte das Mädchen mit dem ganzen Reſt ſeiner Phantaſie, die in einem mechaniſchen Beruf faſt nerkümmert wäre, ohne dieſe Träumereien im Dachgeſchoß, ohne ſein Gegenüber und ohne den ſtummen Morgen- und Abendgruß. Seine Illuſion vermochte aus ihr ein Ideal zu zaubern, das ihm ein Weſen vorgaukelte, das nur aus einem Irrtum heraus in dieſes Proletarierviertel vekſchlagen war. Ihre Jugend, ihre friſchen Farben. ihr herrliches Profil. ihre ganze Erſcheinung dünkten ihm ariſtokratiſch. Seine Nei⸗ gung zu ihr blühte mit den Blumen vor ihrem Fenſter um die Wette. Ein Empfinden der Keuſchheit hielt ihn davor zurück, die Nachbarin ſeine Gefühle wiſſen zu laſſen. Das Mädchen ließ es keineswegs an Merkmalen fehlen. die ihm ihre Sympathie kundgaben. Nie ſchloß ſie die Vor. hänge, ehe ſie ihm nicht gewinkt hätte; nie war ſie unpünkt⸗ lich, weil die Gewohnheit ihr Aloys Warten verraten hatte. Er grüßte ſie mit einer Verbeugung, hauchte den Dampf ſeiner Zigarette zu ihr hinüber, ſpielte auf der Geige zarte Weiſen und war glücklich, wenn er ein Lied gefunden hatte. das ſie kaum hörbar mitſummen konnte. Da,— eines Abends im Spätherbſt. erblickte er ſie nicht mehr. Aloys konnte nicht begreifen, weshalb das Mädchen nicht erſchienen war. Auch am anderen Tage blieb ſein Ge⸗ genüber aus. Die Vorhänge öffneten ſich nicht. Nach einer Woche dieſes aufregenden Zuſtandes ſchritt Aloys zur Tat. Er beſuchte das dritte Hinterhaus fragte die Wirtin nach der Dame, die bei ihr wohne, ob ſie verreiſt. krank, aus⸗ gezogen ſei Die Alte ſah ihn merkwürdig an. hüſtelte und ſprach:„Die die iſt mit der Miete durchgegangen und mit meinen Bettbezügen“ Was nützte Aloys jetzt noch das Blinken der Caſſiopeia. ſeine Blicke nach dem Fenſter, aus dem ihn kein Lächeln mehr lockt? Die Blumen drüben verdorrten, das Kinder⸗ ſchreien auf dem Hof wurde unausſtehlich, ſeine Dachkammet paßte ihm nicht mehr— er zog aus. Er konnte das Fenſter ohne das Mädchen nicht mehr vertragen Obſtſpeiſen i Die Zahl der Obſtſpeiſen iſt ziemlich bedeutend. Genau genommen muß man alles dazu rechnen, was unter Obſt⸗ verwendung hergeſtellt wird, alſo Kompotte, Obſtſuppen. Obſtſalate, Obſtknödel, Obſtflammeri, Obſtpudding, Obſttun⸗ ken, Obſtkuchen und die zahlreichen Mehlſpeiſen, denen Obſt beigefügt wird. Wir haben in allen dieſen Speiſen die will- kommene Möglichkeit, das Obſt in allen ſeinen Arten ſehr häufig und in immer wechſelnder Form auf den Tiſch zu bringen. Dabei ſpielt die Jahreszeit keine große Rolle, wenn wir immer dann einen größeren Vorrat einkochen, wenn die betreffende Obſtſorte gerade am beſten und billigſten iſt. denn wir können dann auch im Winter alle die genannten Spei⸗ ſen auf den Tiſch bringen, ſelbſt Obſtſalate nicht ausgenom⸗ men, die beiſpielsweiſe auch aus im ganzen gekochten Birnen, eingeweichten Backpflaumen. Apfelſchnitzel und Feigen ſehr gut ſchmecken. Obſtſuppen fügt man Semmelwürfel oder zerbrochenen Zwieback bei. Aepfel bieten geradezu unbe⸗ grenzte Verwendungsmöglichkeiten. Zu kalten Fruchtpud⸗ dings reicht man am liebſten einen Fruchtſirup, mag es nun Erdbeer, Himbeer, Johannisbeer oder eine Miſchung ver⸗ ſchiedener Säfte ſein. Sehr fein ſchmecken die meiſten Obſtarten in einem dün⸗ nen Teigüberzug gebacken. Apfelmus, Bananen und weiche, ſaftige Birnen laſſen ſich zu Creme ſchlagen. Fruchtſalate werden beſonders ſättigend durch die Beigabe von Nuß⸗ kernen. Wallnußkerne verdienen den Vorzug, doch iſt auch jede andere Nuß verwendbar. Auch Roſinen und Korinthen ſind gute Beigaben, da ſie ſehr nahrhaft und ſättigend ſind. Die Aufwendungen für öfteren Obſtgenuß machen ſich durch Einſparungen an Nahrungsmitteln anderer Art und an einer beſſeren Geſundheit ſchnell bezahlt. Praktiſche Winke Seifenreſte. Ihre Verwertung und Ausnützung iſt auf verſchiedene Arten möglich. Man ſchneidet ſie in Stückchen und füllt ſie nebſt Kleie in ein leinenes Säckchen. Bei einem warmen Bade leiſtet dies vorzügliche Dienſte.— Man klebt das feuchte Reſtchen durch feſtes Andrücken auf das neue Stück Seife, wodurch es am beſten verſeift wird.— Die Reſtchen werden in einem weithalſigen Fläſchchen geſammelt, Waſſer darüber geſchüttet und die mittels Schütteln erzeugte Löſung tropfenweiſe als flüſſige Seife verwendet.— Seifen⸗ reſte werden folgendermaßen zu neuer Seife verarbeitet: Man bringt die Reſte mit etwas Waſſer zum Kochen und gießt die dickflüſſige Maſſe in Pappſchächtelchen. Man kann auch Waſchpulver zuſetzen und erzielt dadurch größere Aus⸗ giebigkeit.— Auch Seifenſand läßt ſich herſtellen. Die trocke⸗ nen Seifenreſte werden pulveriſiert und mit Putzſand ver⸗ mengt.— Oder man läßt den Seifenreſt gut austrocknen und ſchneidet ihn mit ſcharfem Meſſer oder am Gurkenhobel zu feinen Seifenflocken. S 8 1 * * NF // ß (3. Fortſetzung.) Georg Harveſter flüchtete aus der Halle, ſtand auf der mit Wein dicht umſponnenen Terraſſe des Hauſes. Er ſah zu, wie die Automobile anfuhren, wie die Diener ſich auf den Wagenſchlag ſtürzten. Immer mehr Menſchen erſchienen — es war wahrhaftig Wahnſinn geweſen, all dieſe Leute, die ihm gleichgültig waren, einzuladen. Auf einmal ſetzte er ſich in Bewegung, er eilte die Stufen der Terraſſe hinab und öffnete ſelbſt den Schlag eines Wagens, der ſoeben vor⸗ gefahren war. Wie ein Diener empfing Georg Harveſter den Mann, von dem ſeine Zukunft abhing. 0 Oliver Eskell wickelte ſich aus ſeinem langen, weißen, ſeidenen Schal, warf einen ſpähenden Blick über das feſtlich beleuchtete Schloß, drückte Harveſters Hand:„Alter Freund, Sie haben große Umſtände gemacht!“ N„Nicht die mindeſten Umſtände— ich habe zum Wochen⸗ ende ſtets ein paar Gäſte.“ Eskells weißblondes Haar war von der Autofahrt ver⸗ wildert. Der kleine, ſchmale Mann mit dem ſcharfen Geſicht ſprang die Stufen hinauf und muſterte mißtrauiſch die Diener. Herr Harveſter ſchien in Schwierigkeiten zu ſein. Nur wer Geld brauchte, trieb derartigen Aufwand. Als Oliver Eskell den Gäſten vorgeſtellt wurde, fiel ſein Blick ſofort mit unfehlbarer Sicherheit auf Nora Servans. Das Lächeln dieſer Frau erinnerte ihn an das Lächeln eines Bildes, es war ein eigentümliches, beſonderes Lächeln. Oliver Eskell blickte die Frau. die ihm die Hand bot, ſtrahlend an. War es möglich, daß es ſich um eine Frau handelte, deren Bildnis im Zimmer Baron Keiths hing Man ſpeiſte an kleinen Tiſchen in einem rieſigen Saal von feierlicher Gotik, mit Ritterrüſtungen und Ahnenbildern längſt ausgeſtorbener Geſchlechter. Erfrorene Diener tauten auf und ſchenkten Champagner in die Gläſer. Dieſes alles, das ausgeſuchte Souper, die Geigen und der Champagner, die heitere Geſellſchaft und die Leuchtfontäne überzeugten 8 Eskell davon, daß Georg Harveſter kein Geld mehr atte Der Diener bot Mokka, Zigarren an. Harveſter ſuchte eine der Kiſten aus und reichte ſie Eskell. Der meinte mit kritiſchem Lächeln:„Sie leben nicht übel hier.“ „Wir haben viele Sorgen zu vergeſſen“, erwiderte Har⸗ veſter, als müſſe er ſich für die hemmungsloſe Muſik ent⸗ ſchuldigen. Er erinnerte ſich plötzlich, daß ihn Oliver Eskell viel einfacher empfangen hatte, als er vor drei Jahren in New Pork bei ihm zu Gaſt geweſen war. Das laute Feſt machte ihn verdächtig. f Unter den Tanzenden ſuchte Eskell nach der Frau, in deren Bild er ſich verliebt hatte. Er ſchätzte es nicht lich fauzeüzen und Zigarren zu rauchen. Ganz unaufmerkſam ſagte er:„Wer hätte keine Sorgen zu vergeſſen?“ Harveſter gab ſich einen Ruck. Grau im Geſicht, taſtete er mit ſeinem Blick den Amerikaner ab. Er ſog an ſeiner Zigarre und ſprach in die Ferne:„Wir haben noch eine An⸗ elegenheit zu regeln, Herr Eskell. Ich ſchrieb Ihnen bereits, childert Ihnen die Lage meiner Bank. Ja, dieſen Kognak kann ich Ihnen ſehr empfehlen“, warf er plötzlich ein, auf das Tablett deutend, das der Diener in dieſem Augenblick anbot. Er nahm ſich ſelbſt ein Glas, hob es in Augenhöhe und lächelte Eskell zu. Er beeilte 05 ehr, das Glas zu leeren und zurückzuſetzen. Gleich darauf fuhr er fort:„Wir haben uns natürlich darauf eingerichtet, den Kredit, den Sie uns gewährten, pünktlich abzudecken Die Rückzahlung iſt in voller Höhe geſichert. Ich will Ihnen aber nicht verhehlen, daß wir mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen haben werden, wenn es uns nicht gelingt, neue Kredite zu erhalten. Oliver Eskell gab die Suche nach der wunderbaren Frau auf, und ſtreifte nachläſſig die Aſche ſeiner Zigarre ab.„Ich rate Ihnen dringend, keine neuen Kredite aufzunehmen“, er⸗ klärte er, ſich weit zurücklehnend. Das war gerade ſo, als wenn er eine Diſtanz zwiſchen ſich und Harveſter ſchaffen woute.„Jeder, der mit Krediten arbeitet, begibt ſich in Ab⸗ ängigkeit. Die ganze Welt krankt heute an den Krediten, die ſie aufgenommen hat.“ 8 N Harveſter neigte inſtinktiv den Oberkörper vor, um den Abſtand zwiſchen ſich und Eskell auszugleichen, die Hände fielen ihm ſchwer zwiſchen den Knien herab. Seine anfäng⸗ liche Ruhe war wie weggeblaſen; erregt wie einer, der um ſein Leben kämpft, erwiderte er:„Ich ſitze aber feſt, ich habe mich verfahren. Die Entwicklung der Dinge war nicht vor⸗ auszuſehen. Ich verfüge über enorme Werte, die nicht zu realiſieren ſind; wir müſſen abwarten; um abwarten zu können, brauchen wir Kredite. Wir haben beiſpielsweiſe vierzig Prozent der Obra⸗Aktien erworben. ö„Obras“ Oliver Eskell ſtellte ſeinen Kopf ſchräg in die uft. f „Ja, Obra i „Obra iſt ausgezeichnet“, ſagte Eskell und hatte das glatte, unergründliche Geſicht eines Pokerſpielers. „Aber Aktien ſind kein Geld; wir ſind in eine Zeit ge⸗ raten, die keine anderen Werte als Geld anerkennt.“ Har⸗ veſters grauer Blick ſtrich durch das funkelnde Laub des arks. Er ſah tanzende Frauen, übermütige Männer, die Muſik riß alles hin, brauſte dumpf, ſang mit hohen Stim⸗ men. In der Ferne blinkten die Lichter eines Dorfes. Mond und Sterne ſpfegelten ſich in der Havel. Ein Rauſchen ging durch die Kiefernwälder. Wie ſchön wäre es. wenn man letzt über Land marſchieren könnte! Noch einmal riß Har⸗ veſter ſich zuſammen.„Geben Sie mir ein Jahr Zeit, Herr Eskell! Wenn ich 1 Jahr überwinde, liegen alle Hin⸗ derniſſe hinter mir. Verlängern Sie den Kredit!“ Oliver Eskells Profil richtete ſich zum Park hin. In ſeinem dunklen Geſicht glitzerten die Augen wie Glas.„Nein, Herr Harveſter, ich kann den Kredit nicht verlängern“, ſagte er. Welch ein Narr war dieſer Mann, der ihn mit Muſik und Sekt beſtechen wollte! Harveſter nickte, ſcheinbar tief in Gedanken verſunken. mit dem Kopf. Er hatte keinen Augenblick daran geglaubt, aß es noch einen Ausweg für ihn gab. Seltſamerweiſe ON l e 5— 7 FRN HN war er nicht enttäuscht oder verzweifelt, eine lahmende Gleichgültigkeit erfüllte ihn, mit einer trägen Bewegung führte er die Zigarre zu den Lippen. Seine Stimme war heiſer geworden:„Helfen Sie mir doch!“ ſagte er, und er erſchrak über den Klang ſeiner eigenen Stimme. „Ich kann nicht helfen!“ „Die Dinge liegen nämlich ſo, daß ich den Betrag, den Sie mir ſchulden, den Obra⸗Werken zur Verfügung ſtellen muß“, erklärte Eskell, an ſeiner Unterlippe nagend. Plötz⸗ lich drehte er den Kopf zur Seite. Er fühlte einen Blick auf 5 gerichtet, eine Dame ſtand in ſeiner Nähe, er ſah in ihre ugen, die ihn ſtarr betrachteten, ohne zu blinzeln, und er ſah ihr eigentümliches kühnes Lächeln. In derſelben Stunde erkannte Nora Servans, als ihr Blick über Harveſter hinwegging, daß der Verſuch geſcheitert war. Sie hörte nicht auf, verlockend zu lächeln, blieb ruhig und beſonnen, ſie ſetzte ihre verführeriſchſte und ſiegreichſte Miene auf, überzeugt, den Amerikaner zu blenden. Sie kam näher, legte ihre Hand auf Harveſters Schulter, und während ihr Kopf ſich ernſt ein wenig neigte, zogen ſich ihre Augenbrauen leicht in die Höhe. Die großen Augen mit dem dunkeln Glanz blinzelten. Oliver Eskell hatte ſich überraſcht erhoben. „Meine zukünftige Frau, Herr Eskell“, ſagte Harveſter und kam ſich unſagbar lächerlich vor. Er hatte Nora ſchon ſeit Jahren heiraten wollen. Es war vielleicht nur ein Zufall, daß er ſie noch nicht geheiratet hatte. Nie würde der Tag ſeiner Hochzeit kommen. Sie warf den Kopf zurück. Das blonde Haar flog ihr um die Schläfen. Oliver Eskells Blick war herausfordernd und unver⸗ ſchämt. Es war beſtimmt die Frau, deren Bildnis er in einem Zimmer des Hotels Ablon begegnet war.„Darf ich mit Ihrer zukünftigen Gattin tanzen, Herr Harveſter?“ fragte er, ſich verneigend. Harveſter nickte. Er konnte ſeinem Gegner nicht ver⸗ bieten, mit Nora Servans zu tanzen. * d Nora ließ ihr Cape von den Schultern gleiten, es fiel in Harveſters Hände. Sie ging voran, Oliver Eskell folgte, i Rücken und den Schwung ihrer Glieder be⸗ rachtend. Sie tanzten, ein Lichtregen übergoß den fröhlichen Wirrwarr der Paare, die ſich durcheinander ſchoben. „Sie tanzen ſchlecht, Herr Eskell“, ſagte Nora angriffs⸗ luſtig und ien ebenſo unverſchämt wie er. 5 „Sie müſſen verzeihen, daß ich ſchlecht tanze. Ich bin kein Tänzer. Ich ſchätze auch die Männer nicht, die gut tanzen“, antwortete Eskell. „Warum tanzen Sie mit mir, wenn Sie ſich nichts aus dem Tanz machen?“ 5 „Ich tanze mit Ihnen,“ erwiderte Eskell raſch,„weil ich Ihnen etwas unter vier Augen zu ſagen habe.“ „Unter vier Augen? Um uns ſind hundert Augen!“ Oliver Eskell fühlte ſeine Schläfen hämmern:„Ich 0 geſtern Ihr Bild. Es war ein ſenſationelles Bild. J werde das Bild nicht vergeſſen können.“ Nora Servans verzog erſtaunt den Mund:„Wo ſahen Sie das Bild?“ „Ich ſah es im Zimmer eines guten Freundes.“ Keith, durchſuhr es Nora, und ein wilder Ton ſchwang durch ihre Seele. Unumſtößlich ſtand es für ſie feſt, daß es Keith war, in 15 Zimmer 15 ihr Bild befand. Wie ein Gruß war dieſer Augenblick, als habe Keith ſie grüßen laſſen. „Es hing dort unter andern Bildern. Mein Freund liebt ſehr die Bilder ſchöner Frauen.“ Nora Servans fror vor unterdrückter Erregung. Es peinigte ſie, daß Keith nicht nur ihr Bildnis aufbewahrte. Oliver Eskell ſpielte mit wilden Gedanken, die Frau in ſeinen Armen und die ſtampfende Muſik verzauberten ihn, und ſein ganzes kupfernes Geſicht, aus dem die blanken Augen ſtrahlten, leuchtete vor Begeiſterung und Verwegen⸗ eit.„Ich muß, muß dieſes Bild beſitzen! Ich habe Indianer⸗ lut in meinen Adern, mein Urgroßvater nahm ſich eine Frau vom Stamm der Sioux, er jagte 1 ihnen mit dem Coltrevolver in der Hand ab! Was mich betrifft, ich hatte bisher nicht viel Zeit für die Liebe, ich wurde geſtern über⸗ rumpelt, als ich vor Ihrem Bildnis ſtand!“ Nora begann, ſtürmiſch zu lachen:„Hoffentlich ſchießen Sie nicht gleich wie Ihr Urgroßvater, Herr Eskell! Sie müſſen die Urgroßeltern in Ihrem Blut beherrſchen!“ „Ich will mich nicht beherrſchen, wenn ich liebe! Sie ſind die Frau, nach der ich mich geſehnt habe!“ rief er viel zu laut und zerbrach ſich den Kopf nach immer kühneren Komplimenten; er brannte ein Feuerwerk von großartigen Worten ab:„Ich ſchwöre Ihnen, daß ich das wunderbare Bild erobern werdel“ 75 wünſche Ihnen Glück!“ erwiderte Nora Servans ſchro Der Tanz war zu Ende. Oliver Eskell verſtummte und ſah ſich genötigt, das wunderbare Bild Herrn Harveſter zurückzubringen. Sie nahm ſeinen Arm und traf ihn mit einem funkeln⸗ den Blick; ſie betrachtete ihn genau, wie man vor dem Duell den Gegner prüft. Der Gegner ſah tatſächlich gefährlich aus, als wenn er wirklich fähig ſei, mit dem Revolver in der Hand zu handeln. Sie zupfte ihn ein wenig am Aermel: „Noch ein Wort, Herr Eskell! Wollen Sie mich ein Stück durch den Park begleiten?“ „Wenn Sie wollen, begleite ich Sie durch die ganze Welt!“ rief er und ging förmlich in Flammen auf. „Durch die ganze Welt iſt mir zu weit! Kommen Sie!“ Je weiter ſie ſich von der Terraſſe entfernten, deſto ge⸗ dämpfter folgte ihnen die Muſik. Das Funkeln und Flirren der bunten Glühlampen verblaßte. die Lichter des Schloſ⸗ ſes ſchienen zu erlöſchen, nun war auch die Muſik nicht mehr hörbar. Nora Servans ſchwieg noch immer. zuweilen warf ſie einen Seitenblick auf ihren Begleiter. Ein Gefühl wilder Romantik überkam Oliver Eskell, als er mit dieſer Frau immer tiefer in die Einſamkeit der Nacht drang; in dieſer Einſamkeit ſchimmerte ein kleiner Teich, rauſchte geiſterhaft ein Wald, Mücken ſummten über den Gebüſchen, und die unwahrſcheinlichſten Räubermärchen fielen ihm ein. „Ich möchte gern mit Ihnen über die Schwierigkeiten der Harveſter-Bank ſprechen“, begann Nora Servans un⸗ vermittelt, und ſie holte mit großer Ruhe ihr Etui hervor, zündete langſam eine Zigarette an und ſog den Rauch in ſich hinein. Oliver Eskell war ſofort ganz wach und ſchüttelte die Romantik von ſich ab. Er ſteckte die Hände in die Taſchen ſeines Smokings und fragte abgekühlt:„Sie intereſſieren ſich für Bankgeſchäfte?“ Sie ſah ihn an. In der Dunkelheit ſah ſie nur ſeine Augen und ein Schimmern ſeines weißblonden Haares.„Ich habe mit Geſchäften nie etwas zu tun gehabt! Es inter⸗ eſſiert mich aber. daß Sie die Abſicht haben, die Harveſter⸗ Bank zu ruinieren.“ Oliver Eskell ſtieß ein kurzes gutturales Lachen aus. „Entſchuldigen Sie, Fräulein Servans! Ich ſpreche aber niemals und unter keinen Umſtänden mit einer Dame über Geſchäfte!“ Sie beherrſchte ſich und hielt eine zornige Antwort zurück. Sie ſog an ihrer Zigarette. Sie ſagte ſanft, ſich ein wenig an ihn lehnend:„Bitte, hören Sie auf mich! Es geht nicht um Geſchäfte ſondern um Menſchen. Es liegt an Ihnen, ob Sie Geſchäfte machen oder ſich Menſchen zu Dank verpflichten wollen.“ Der dunkle, märchenhafte Wald und der geſtirnte Him⸗ mel bildeten eine ſonderbare Szenerie für dieſe Unterhaltung. Oliver Eskell war nicht mehr der Mann, der eine Indiane⸗ rin zur Ahnin hatte. ſondern der, der auf Grund gewagter Spekulationen. unerhörter Beſtechungen und ſkrupelloſer Transaktionen zu zehn Millionen Dollar gekommen war. Die ſanfte, betörende Stimme der blonden Frau verwirrte ihn nicht mehr. Oliver Eskell war ſich klar darüber, daß ihn Harveſter nicht nur mit Muſik und Sekt ſondern auch mit dieſer blonden Frau beſtechen wollte. „Ich kann nicht auf Sie hören, Fräulein Servans! Sie haben es ſchlecht angefangen! Man darf mich nicht beſtechen, wenn man etwas von mir will. Sie wollen mich beſtechen!“ „Es fällt mir gar nicht ein. Sie zu beſtechen!“ antwor⸗ tete Nora erbittert und gereizt. „Sie glauben, daß Sie mich herumbekommen können! Es iſt noch niemals einem Menſchen in der Welt gelungen, mich herumzubekommen!“ „Ich werde Sie ſchon noch herumbekommen, Herr Es⸗ kell!“ ſagte Nora und lächelte ihm in die Augen; ſie fühlte, daß ſie niemals in ihrem ganzen Leben abweiſender be⸗ handelt worden war. 5 Sie ließ ſich erſchöpft auf eine Bank nieder, dicht neben ihr nahm Oliver Eskell Platz und ſtreckte ſich behaglich aus. Vor ihnen lagen weite Wieſenflächen, hinter ihnen ſtand der Wald, eine Sternſchnuppe fiel ſchräg über den Himmel.„Ich habe Angſt um Harveſter“, ſagte ſie mit bebenden Lippen und griff nach ſeiner Hand. Oliver Eskell hielt die fremde Hand in der ſeinen und erwiderte nichts. Vielleicht wird er mich küſſen, dachte ſie, und ſofort zog ſie ihre Hand zurück. Sein Blick richtete ſich auf ſie. ö Oliver lächelte und wartete. 5 Er gab nach einer Weile das Warten auf und begann zu grübeln. Das Rauſchen des Waldes erregte ihn. Im zwanzigſten Jahrhundert war es natürlich unmöglich, eine Frau zu rauben. Man mußte in dieſem Jahrhundert andere Mittel anwenden, wenn man eine Frau erobern wollte. Ein gefährliches Funkeln ſtand plötzlich in ſeinen Augen. „Ich will Ihnen einen Vorſchlag machen, Fräulein Servans!“ f Als Nora ihm ins Geſicht ſah, ahnte ſie, was folgen würde. „Wenn Sie Herrn Harveſter durchaus retten wollen. ſo geben Sie ihn auf! Kommen Sie mit mir!“ Nora rührte ſich nicht. In der Bläſſe ihres Geſichts brannten ihre großen Augen mit dem dunklen Glanz. Sie zitterte am ganzen Leib und ſah ihn maßlos verächtlich an: 5 lat 7 e 9 755 f iver Eskell zerbiß ſich die Unterlippe.„ lieben Herrn Harveſter?“ 0* (Fortſetzung folgt. Druckarbeiten für Handel, Gewerbe und Industrie liefert schnellstens Neckar-Bote- Druckerei 2 Das Giebelzimmer iſt meine Welt ge⸗ worden. Die Welt meines Träumens und Dichtens. Was immer dasſelbe iſt. Als ich meine„Dichterklauſe“ einnahm, lachte der volle Frühling durch die luſtigen kleinen Fen⸗ ſter herein. Die Kaſtanien hatten dicht vor ihnen leuchtende Kerzen aufgeſteckt. Der Flieder ſandte ſeine Düfte zu mir herein. Die Kirſchblüten ſonnten ſich in ſeligem Weiß. Die Rhododendron verſtreuten jubelnd ihre farbige Pracht. Auf allen Bäumen frohlockten buntgefiederte Sänger. Da ſaß ich ſtundenlang vor dem Fenſter. und mein Herz war mitten in all der frohen Schönheit vor mir. Denn die Bäume reichten ſo hoch über das Giebelzimmer hinaus, daß ich ſchier ſelbſt in ihnen zu Hauſe ſchien. Und dieſe frohe Schönheit blieb, als der Sommer ſeinen ganzen Prunk ver⸗ ſchwendete und zuweilen eine neugierige Amſel, die ſich an dem eigens für ſie gedeckten Kirſchbaum ſatt genaſcht, mich als Zimmergenoſſe beſuchte. Dem Sommer folgte der gold⸗ rotviolette Farbenrauſch des Herbſtes, der große Feſtgeſang der herrlichen Symphonie der Natur. Bis der Winter mit ſeinem Rauhreifglitzern eine neue maleriſche Schau brachte und darauf die rauhen Aeſte der Bäume und das froſtige Land in die feierliche Schönheit ſeines weißen Königsherme⸗ lins hüllte. So hab ich hier oben im Giebelzimmer das ganze farbenbunte Märchenbuch der Jahreszeiten durchbklät⸗ tert, und meine Seele träumte ſelbſt Märchen über Märchen. Ein gut Stück Welt ſpiegelt ſich in meiner Dichterklauſe wieder. Kommt nur herein und ſchaut ſie mit mir an! Fürchtet euch nicht vor der afrikaniſchen Löwin, deren breites Fell mit den ſchweren Pranken den Boden bedeckt. Sie iſt meiner dreijährigen Enkelin bevorzugter Spielkame⸗ rad. Die Löwin ſtrich einſt durch die Urwälder und Steppen Kameruns, ehe die Büchſe des mir verſchwägerten Gouver⸗ neurs ſie traf. Jetzt weilt der Jäger ſelbſt in den ewigen Jagdgründen, aber die Trophäe lebt in meinem Giebelzim⸗ mer in den Spielen der Kinder ein neues Leben. Uebrigens hauſt auf den Simſen noch weiteres Getier, wenn auch nur in Gips modelliert. Da iſt ein zweiter Löwe, zwar von be⸗ ſcheidenen Ausmaßen, aber darum nicht minder majeſtätiſch und ſprungbereit. Und wie vornehm! Es iſt das Modell eines der vier Löwen von Reinhold Begas' Nationaldenk⸗ mal am ehemaligen Kaiſerſchloß in Berlin. mir von ſeinem Verfertiger als Andenken gewidmet. Eine Erinnerung an viel ſonnige Tage. Neben dem Löwen ſteigt ein kraftvoller Bär einen Hügel hinauf. Sein Original behütet die Gruft F Illuſtriertes Kreuzwork⸗Rätſel. 8 S Die in die waagerechten und ſenkrechten Felder⸗Reihen einzutragenden Wörter ſind aus den bildlichen Darſtellungen zu erraten. Die Wörter der waagerechten Reihen ſind in dem oberen, die der ſenkrechten in dem unteren Teil des Bildes zu ſuchen. Kreis-Rätſel. a In den bezifferten Kreiſen ſind Wörter mit folgender Bedeutung enthalten: 1. Ernährungsvorſchrift, 2. Vergel⸗ tung. 3. Verlobte. 4. Erdvertiefung. 5. Teil des Kopfes. 6. Binſendecke. 7. Geſtein. 8. Nagetier. 9. Barmherzigkeit. 10. Haushaltungsgefäß. 11. Fluß in Italien. 12. Zeitab⸗ ſchnitt. 13. Südamerikaniſcher Staat. 14. Stadt in der Mark Brandenburg. 15. Große Wärme. Die gefundenen zwei Buchſtaben ſedes Kreiſes ſind der Reihenfolge nach in die betreffenden Ringfelder einzutragen; ſie ergeben hinter⸗ einandergeleſen dann einen Sinnſpruch. —— Besondere Kennzeichen? Wortgetreue Kopie eines Reisepasses. Besondere Kennzeichen: keine? aaf der Photographie sichtbare Glatze überstebt schmunzelnd der pab- ausstellende Polizeibeamte aus Höflicbkei: 2 Der spärliche Haarwuchs ist eben etwas Alltäglicher. Der 38jährige lan Wunsch unkenntlicb gemacht) sieb zi seinef Pein über die Maſten würdig“ aus.. J Rettep Sie Ihr flaar, überlegen Sie zunächs“— Wie kommt man zur Glatze? Map bat zwar nocp volles flaar, b-me, kt aber Kopfschuppen und eu starke bettabsonderung. Was tut der bettoftene“ Er, wäscht sich kräftig den Kopf. meist mif gewöhnlicher Seife. EI muff die Kopfwaschung berten? O ljuſa nott i Norden! für die Reiſe der Askanier zu Bernburg. Deſſen Künſtler ließ mir das Modell als letzten Freundſchaftsgruß. Dazu winkt, nicht im Modell, ſondern im Original, vom Türſims herab eines Renntiers vielzackiges Geweih. Eine Beute, die ich einſtmals fröhlich aus Lappland mit heim⸗ trug. Gab es jemals ſolche Wochen wie dieſe, wo ſich mir Schweden erſchloß? Wo des Trollhätta Donnern, des Mä⸗ larſees Träumen, Dalarnes ſagenumſponnene Lieblichkeit und Lapplands einſame Schönheit uns den Sinn bezau⸗ O helle nordiſche Nacht, durchſchwärmt auf dem Välkomma⸗Berg im Lande der Lap⸗ pen— mit dem Moskitoſchleier gegen die„entfamigten“ Mücken über dem Kopf! Schon werden andere Erinnerungen im Giebelzimmer wach. Weiße und ſchwarze Lavaſtücke auf dem Bücherbord erzählen von dem Tage, da ich im fernen Süden hoch oben am Krater des Veſuv ſtand und bald das königliche Schau⸗ ſpiel des feuergrollenden Vulkans bewunderte, bald in An⸗ dacht verſunken war bei dem unſagbar ſchönen Blick über den Golf von Neapel mit ſeinen Städten und Dörfern, den gleißenden Inſeln, die im Blau des Meeres ſchwimmen, durch das die roten Fiſcherbarken mit ihren brandroten Segeln wellen⸗ umſpritzte Fur⸗ chen ſchneiden. Bella Napoli! An unvergeß⸗ liche Tage in dek ſpäter ſo ſchickſalhaften Stadt Seraje⸗ wo ruft der bos⸗ niſche Wandbehang traumhaft Gedenken auf. Ich ſehe wieder Mo⸗ ſcheen funkeln, höre von den Minaretts den Ruf der Muez⸗ l zins:„La illah il Allah, Mohamed raſul ullah!“, lauſche in den Schänken dem Geſang der Gufle⸗Spieler und in der „Sinan⸗Tekija“ der raſenden Gebetsveranſtaltung der„heu— lenden Derwiſche“ Die Welt im Giebelzimmer! Mancherlei noch redet hier oben im Giebelzimmer in geheimnisvoller Sprache zu mei⸗ nem Herzen und führt es fern⸗ferne weg. der buntgeblümte Marburger Briefkaſten weiß von fröhlichen Tagen in der alten Heſſenſtadt zu erzählen, wo ich mit dem Major der Marburger Jäger beim erſten Hahnenſchrei durch die Wäl⸗ der ſtapfte und etliche Stunden darauf die Bataillonsmuſik Silben⸗Rätſel. au bus de dec dith e ek foe heit ho hof ir ker la nim nis rams rauh reif ruh ſan ten tiſch u. Aus vorſtehenden 24 Silben bilde man 12 zweiſilbige Wörter mit folgender Bedeutung: 1. Fürſtliche Anrede. 2. Berühmter Schauſpieler. 3. Naturerſcheinung. 4 Stadt in Thüringen. 5. Nebenfluß des Ob 6 Stadt in Galizien. 7. Ballſpiel. 8. Engliſcher Dichter. 9. Weiblicher Perſonenname. 10. Dorf bei Berchtesgaden. 11. Fluß im Odergebiet. 12. Heiligen⸗ ſchein. Hat man die Wörter richtig gebildet, ergeben dieſe in ihren Anfangsbuchſtaben von vorn nach hinten und Endbuch⸗ ſtaben von hinten nach vorn ein Zitat aus Goethes Fauſt 2. Teil Der Geburtskagsſtrauß. Aſter, Begonie, Chryſanthemum. Dahlie, Edelwicke, Helio⸗ trop, Hyazinthe, Iberis, Immergrün, Levkoje, Mai⸗ blume, Samtblume. Tulpe, Uſambaraveilchen. Herr Ernſt R. begibt ſich zu Fräulein Marlene D., um dieſer, der Angebeteten ſeines Herzens, zum Geburtstag ſeine Glückwünſche darzubringen. Er trifft ſie allein an. Dieſe Gelegenheit läßt er natürlich nicht unbenutzt vorüber⸗ gehen und bittet Fräulein Marlene, den Strauß doch ein⸗ mal recht genau anſehen zu wollen. Nach nur wenigen Augenblicken fliegt ſie ihm an den Hals und haucht freude⸗ ſtrahlend das inhaltſchwere Wörtchen„Ja!“ Welche Frage enthalten die Anfangsbuchſtaben der Blumen, richtig an⸗ einandergereiht? Auflöſungen aus voriger Nummer. Röſſelſprung: Die Liebe bricht herein mit Wetterblitzen, Die Freundſchaft kommt wie dämmernd Mondenlicht; Die Liebe will erwerben und beſitzen, Die Freundſchaft opfert. doch ſie fordert nicht. (Geibel.) Sog d e Verſteck⸗Rätſel: skat Chan Haff Wand Inn Mund Mahl sund Pan Ober Rat Tal. Schwimmſport. Illuſtriertes Kreuz Wort⸗Rätſel: Waage⸗ recht: Dame, Dock, Ski. Rebe Neun.— Senkrecht: Wagen. Beſen, Udine, Schuh. Beſuchskarten⸗Rätſel: Weltreiſemagazin. Fluß⸗Kamm⸗Rätſel: „%%%; Fee 8 9 c t 0 n Füll⸗Rätſel: 1. Granaten mental. 4. Lettland. 5. Hermione. alle Theorie. Buchſtaben⸗Füll⸗Rätſel: Lagune. Latwerge, Takterſal, Anführung, Diner, Priſe, Eiſenbahn= Gutwetter 2 Buddhiſt 3. Em⸗ 6. Arterten.— Grau iſt immer öfter wiederholen, weil die Schinnenb'idung stärker wird und das Haar(durch übermäffige Fettab scheidung) in imme“ kürzerer Frist„strähb- nig, erscheint Jetzt kritt noch ein juekreiz dazu. Abe: des nicht allein, es finden sich auch mehr Haare im Kamm als sonst. Man beruhigt sieh aun damit. daf man mit parfümiertem Spiritus das jucken„wegbrennt“. Momentane Erleichterung wirkt beruhigend. Die Angst um das Haar stellt sich erst dann wieder ein, wenn die aufgepeitschten Haarwurzeln die Haare in immer kürzer werdenden Zwischenränmen abstoßen— verstärkter Haarausfall. Nun wird das Herumexperimentieren im grofſen vollzogen. Das wird versucht. jenes wird versucht. Manchmal scheint dieses und jenes Anreiz- mittel zu helfen. In Wirklichkeit tut aber die Haarwurzel ihre Pflicht und produziert nach wie vor eifrig Haar, Nur der„steinige“ Haarboden als Haaracker behindert sie. Die Behinderung wird immer stärker, die Haarwurzel kann nicht mehr. Sie erzeugt nur noch dünnes, schwaches Haar. Allmählieb versagt sie ganz und tritt nun gewissermaffen in einen schlummernden Zustand: Mit anderen Worten: die Erkahlung ist da. Wenn Sie Ihr Haar noch in prächtiger Fülle besäflen— hätten Sie uninteresstert das Lesen dieser Abhandlung abgebrochen. Richtige Mittel rur Haarpflege werden eben leider erst dann gesucht, wenn die Kata- strophe des Haarwuchses auf Achse ist. 5 Jetzt dürfte Ihr Interesse so weit gediehen sein, sich mit der durch die Neo- Silvikrin-Haarkur geglückten Lösung des Haarwuchs-Problems zu be- schäftiger— und damit sind Sie bereits auf dem Wege,; Ihr Haar zu retten, wiederzugewinnen und das Wiedergewonnene in prächtiger Schönheit bis ins hobe Alter zu erhalten. Wenn Mediziner und Gebraucher einhellir den überragenden Wert des Präparates dureb verblüffende Erfolge konstatieren kö und insb dere ein Universitätsprofessor von dem, entscheidenden Wert“ der Neo- Silvikrin-Haarkur spricht, dürfte unser Angebot. sich erst mal auf unsere Kosten zu informieren, bestimmt auch von Ihnen umgehend durch Ein- sendung des Gratisbezugschei a men werden. Aus chemisch gereinigtem Haar hergestellt, finden sicb in der Neo- HN Silvikrin-Haarkur die nachweisbarep haaraufbauender fördernde Haarpflege an: uns mit einem feurigen Ständchen aus dem erſehnten Mit⸗ tagsſchlaf riß. Auch ein farbiges Herz hängt da mit dem vielverſprechenden Spruch:„Liebſt du mich, ſo küſſe ich dich!“ Gab es ſolch eine traumhafte Zeit?— Der ungefüge Stock in der Fenſterecke, aus Vogeſenholz gehauen. mit einge⸗ ſchnitztem eiſernen Kreuz, der im Weltkrieg die ganze Front⸗ wanderung mit mir machte. erklärt deutlich genug den Riß, der durch das alte ſonnige Leben ging. Dann wieder berichten an den Wänden die Widmungen gar vieler Künſtler. mit denen das Leben mich verband, von den Schönheiten des deutſchen Landes, Zeugen gemein⸗ jam⸗froher Stunden. Dort meines lieben alten Freundes Hans Thoma ſchlichte Schwarzwaldzeichnung. Toni Wolters ſtilles Eifelmar, Guſtav Hörters ſtürzender Wildbach Längſt ſind all nue Meiſter dahin, aber in den Bildern, die ſie dem Freunde gewidmet, leben ſie täglich um mich her und ſprechen lächelnd ihr:„Weißt du noch?“ Da iſt um mich ein goldenes Dämmern verſunkener Tage und füllt mir miteins das vielkantige Giebelzimmer, daß ſeine Wände ſich weiten und mein ganzes Leben hindurchſchreitet in der Fülle ſeiner ſeligen Skunden. Und mir mit ihrem jungen Mut auch die Jahre des Alters bereichert. ... Eine liebe Hand hat mir einen weißen Flieder⸗ ſtrauß auf den Schreibtiſch geſtellt: Erſter Gruß des neuen Frühlings. Gibt es ein Zimmer, das köſtlicheren Frühling ſchenkt als eine Giebelſtube, wenn ſie uns, das Herz voll von unvergänglicher Freundſchaft und Liebe, wieder entläßt in den Drang des Lebens? Aus der Welt des Wiſſens Der Begriff„blaublütig“ ſtammt aus den Tagen der alten Spanier; man wandte den Ausdruck auf den reinblütigen ariſtokratiſchen Spanier an, der nicht mit Mauren oder anderen Fremdblütern gemiſcht war; man wollte damit ſagen, daß die Adern in der Haut eines reinen Spaniers ſich deut⸗ licher und blauer abzeichneten als bei ſolchen, die aus Miſch⸗ ehen ſtammten. Die zahlreichen Papierreſte und die in ſeinen Betrieben verbrauchten Putzlappen ließen Ford auf den Gedanken kom⸗ men, dieſe Abfälle als Rohſtoffe für eine Papierfabrik zu verwenden; außer einer Papierfabrik hat Ford eine Ze⸗ mentfabrik, in der die Schlacken der Hochöfen verarbeitet werden; aus Holzabfällen ſtellt Ford Holzkohlen, Pech, Me⸗ thylalkohol und Leim her. Der einſamſte Polizeibeamte der Welt iſt ein Kanadier, der 1500 Kilometer nördlich der Hudſon-Bucht ſtationiert iſt; es vergehen oft Wochen, ehe er einen Menſchen zu Ge⸗ ſicht bekommt. „Oswald, iß nicht ſo haſtig“, befiehlt der Vater ſtreng⸗ — Oswald:„Warum denn nicht, Vater?“— Vater:„Er⸗ ſtens iſt es nicht ſchön, zweitens haſt du nicht den richtigen Genuß beim Eſſen und drittens frißt du uns alles weg. 1. Klein⸗Kurti darf im Muſikzimmer ſitzen, derweil die Mutter ihre Gefühle zum Ausdruck bringt. Sie ſpielt eine Rhapſodie, und Kurti langweilt ſich ſehr. Da meint er:„Tritt doch mal das andere Pedal, vielleicht iſt das eine Bremſe.“ * „Und an Ihren armen, alten Vater haben Sie bei dem Diebſtahl nicht gedacht?“—„Nee. der gibt mir auch nichts ab. wenn er klaut.“ ö Hans Kappler: Denlehes Mul in der Well Erlebnisse eines Weltenbummlers -und untergraben dadurch ihre Gesundheit, Die inneren Organe können solchen làstigep Fett- uüberschuß nicht verarbeiten; er beeinträchtigt hr Wohlbefinden. Durch die aktivierten Hormon- Entfettungstabletten LEANOSGIN-DRaSEES nac Or Richard Heis wird der Körper wieder frisch und elastisch. Keine schädlichen 0 Nebenwirkungen. Broscũte and Probe kostenlos Wochenpack 42 Oragees 2.50 Kurpack 128 Oragees 7.— in allen Apotheken Leanopin- Geseftschaft Berlin NW 6/860 als Zoſtungsrenorter— Göidtascher— blinder Passagier— Hrlegsbs- 155 ricmerstatter usw. Aan ig elan f 5 110 ein deutscher dungs IL ian Ae Sohönhelk duren die ganze Well. Mit meiner neuen ALBULA-KUR werden durch stete Erneuerung und Verjüngung der Oberhaut alle in und* auf ihr liegenden Unreinheiten und Unebenheiten, wie Mitesser, Pickel,(Säuren), Flek- 8 ken, Sommersprossen, groh- bete 1 Fetiglanz angle Ganzlenenband feln 9.50 eseitigt, der Teint wird blen. 1 dendrein, sammetweich und In jeder Buchhandlung jugend irisch. Sclort— 1 5 8 zu haben ersten Tage— auffallende Teint. 2 verschönerung! Menn bisher 12 0 alles Mögliche erfolglos ver. 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