R N een Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die einſpaltige Petitzeile 20 Pfg. Reklamen 60 Pfg.— Bei Wiederholungen tarifl. Rabatt. Für Platz⸗Vorſchriften wird keine Garantie übernommen. — Tages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Annahmeſchluß für Inſerate und Rotizen vormittags 9 Uhr. Betriebsſtörungen uſw berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Iluſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig). „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Schriftleitung, Druck u. Verlag: G. Härdle, Zähringerſtr. 68. Nernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 88. Jahrgang Eine Rede auf der Tagung in Godesberg.— Vom Staat zum Volk.— Nicht verwalten, ſondern führen! f Berlin, 21. Auguſt. Vor den zu der Tagung in Bad Godesberg verſammel⸗ ten Stabsführern der SA. und SS. und des Stahlhelms hielt der Führer, Reichskanzler Hitler, wie die NS. meldet, eine zweieinhalbſtündige Rede, in der er ſich mit grundſätzlichen Fragen unſeres weltanſchaulichen und politiſchen Kampfes befaßte. Es iſt kennzeichnend für die unerhört tiefe und weſen⸗ hafte Auffaſſung ſeiner großen Miſſion, daß der Führer ſich hier vor den kämpferiſchen Willensträgern der deutſchen Re⸗ volution nicht in eng begrenzter Zielſetzung erſchöpfte, ſon⸗ dern Gedanken entwickelte, die von innen her das Weſen der deutſchen Erhebung in ihrer ganzen Tiefe erfaßten. Nach einleitenden hiſtoriſchen Perſpektiven der Ideen⸗ umwälzungen in der Geſchichte der Völker geißelte er die inneren Widerſprüche der Demokratie, des Liberalismus und des Marxismus, die das nun vergangene Jahrhundert be⸗ herrſcht haben. Die innere Unwahrhaftigkeit dieſer Lehren, die ſich auf die wirklichkeitsfernen Begriffe von Individuum und Menſchheit aufbauten, hätte naturnotwendig die Zeiten⸗ wende durch den Nationalſozialismus herbeigeführt, der die Aberaliſtiſche Formalauffaſſung des Staates durch die lebendige Auffaſſung des Volks überwunden habe. Anſere große Aufgabe ſei es nun, eine neue politiſche Führerausleſe zum Träger der Erhaltung unſeres ge⸗ ſamten Volkstums und damit der deutſchen Zukunft zu erziehen. Es müſſe ſyſtematiſch eine Führungshierarchie auf politiſchem Gebiet entwickelt werden, die die ganze Nation wie eine Klammer zuſammenhalte. Dieſer Prozeß ſei un⸗ bedingt notwendig, weil die natürliche Baſis für dieſe Aus⸗ leſe bei uns nicht mehr vorhanden ſei. Es gelte, die neue Weltanſchauung in Deutſchland ſo tragfähig auszuprägen, daß ſie das zuſammenhaltende Element in un⸗ ſerem Volk darſtelle. Das ſei das Entſcheidende für die Zukunft. l Er habe die Aeberzeugung, daß das Werk erfolgreich zu Ende geführt würde in eine, weiteſte Zeiträume über⸗ i dauernde natürliche Evolution. Die SA. habe die Aufgabe, den erzieheriſchen Gedanken unſerer Weltanſchauung praktiſch zu geſtalten. Das Volk wolle geführt ſein, aber es wolle, daß die, die es führen, zur Führung fähig und dazu geboren ſeien. Das Volk habe ein Recht zu fordern, daß ſeine Führung genau ſo heroiſch ſei, wie dieſe es vom Volk fordere. Nicht verwalten wollen wir dieſes wertvolle, uns anvertraute Gut, ſondern führen dadurch, daß wir eine dauernde lebendige Verbindung des Volks zur tragenden Staatsidee herſtellen. Die deutſche polizeifrage bei den Genfer Verhandlungen. Polizeimajor Elſter ſprach im Rundfunk über die Be⸗ andlung der Polizeifrage auf der Genfer Abrüſtungskon⸗ renz. lange, unterhielten ſich die in Genf verſammelten ausge⸗ ſuchteſten Staatsvertreter darüber, ob der Poliziſt eines andes, der treu und brav ſeinen Verkehrspoſten verſieht, einem Soldaten ähnlich iſt und damit eine gefährliche Be⸗ drohung der Sicherheit darſtelle. Je länger die Konferenz tage, deſto weniger wage die deffentlichkeit noch die Hoff⸗ nung auf einen endgültigen Erfolg. 5 Redner behandelte dann den engliſchen Plan, der für Deutſchland eine Wehrmacht von 200 000 Mann vor⸗ ſieht. Nicht zu billigen ſei, daß man in Genf mit zweierlei Maß gemeſſen hat. Selbſt als im Dezember 1932 de facto die deuͤtſche Gleichberechtigung in Rüſtungsfragen anerkannt worden ſei, hätten ſofort wieder franzöſiſche Beſtrebungen eingeſetzt, die unter ſtarkem Druck anerkannte Gleichberech⸗ tigung wieder auszuhöhlen, d. h. ihre praktiſche Verwirkli⸗ ung zu verhindern oder einzuſchränken. 8 Man habe daher nach Mitteln und Wegen geſucht, um 158 Erhöhung der deutſchen Wehrſtärke bereits, ehe ſie Wirk⸗ ichkeit wurde, durch Velaſtung mit Formationen zu ſchwä⸗ den; die zwar in keiner Verbindung mit dem Heere ſtehen, eren militäriſchen Charakter aber nachzuweiſen man ſich be⸗ ühen mußte. Was erſchien geeigneter, als dieſen Verſuch zunächſt bei der deutſchen Polizei zu unternehmen(nächſt⸗ em bei den deutſchen politiſchen Verbänden). Zielrichtung faſd war, die möglichſt ausſchließliche und umfaſſende Er⸗ falfung der deutſchen Schupo als militäriſche Forma⸗ 19 und den möglichſten Ausſchluß aller, wenn auch noch o militäriſchen Formationen aller anderen Staaten. 1 Polizeimajor Elſter ſchilderte dann, wie die Verhand⸗ habs barkner die Zeit der Abweſenheit Deutſchlands benutzt daben, um ihre eigenen Polizeiformationen in ſchneller Folge urchzuberaten und wenn ſie auch noch ſo militäriſch waren, benz der Anrechnung auf die künftigen begrenzten Heeres⸗ eſtände auszuſchließen. Erſtaunlicherweiſe habe man dieſe b erhandlungen ſogar ohne Protokol geführt. Bei der Be⸗ atung der deutſchen Polizeifragen dagegen habe man ſo⸗ ort die Protokollierung beſchloſſen. „Das Ergebnis der Verhandlungen“, ſo fuhr Redner, 0 fort,„war die mit großer Mehrheit beſchloſſene An⸗ Der Kanzler vor den Gtabsführern. Während die Welt die allgemeine Abrüſtung ver⸗ nung von etwa 40 000 Mann deutscher Schutzpolizei auf Montag, den 21. Auguſt 1933 SA und Heer Der Führer behandelte ſodann das Verhältnis zur Armee. Er führte dabei u. a. aus: Alle Organiſationen müßten ihre Funktionen klar glie⸗ dern und gegeneinander abgrenzen. Das Verhältnis der SA. zur Armee ſei das gleiche wie das der politiſchen Führung zur Armee. Beide ſeien nicht Selbſtzweck, ſondern dien⸗ ten nur dem einen Zweck der Erhaltung unſeres Volks. Von dieſen Gedanken des Volkstums aus lehne er auch die Germaniſterung von unſerem Volke frem⸗ den Menſchen und Völkern ab, da dieſe nie eine Kräftigung und Stärkung, ſondern höchſtens eine Schwächung des Raſſen⸗ kerns unſeres Volks bedeuten würden. Aus dieſem Geſichts⸗ punkt der Geſchloſſenheit und Humanität heraus, verlange er auch von ſeinen SA.⸗Führern, daß ſie immer nur das Verbindende, nicht das Trennende ſähen. Alle Auseinanderſetzungen innerhalb der Na⸗ tion halte er heute für vollkommen ausgeſchloſſen. Das Volk, das heute wieder Glaube, Zuverſicht und Ver⸗ trauen gewonnen habe, verſtehe alles, was wir tun, wenn wir es geſchloſſen tun. Wenn wir in einem ſolchen unzer⸗ trennlichen Bund in granitener Treue zuſammenſtünden, dann werde das deutſche Volk nicht der Sklave anderer, ſon⸗ dern der Herr ſeiner ſelbſt ſein. N Stabschef Röhm ſchloß die glänzend verlaufene Ta⸗ gung mit einem dreifachen, begeiſtert aufgenommenen Heil auf Deutſchland und ſeinen Führer. „Die alte Schlichtheit!“ Anſprache des Stabschefs Röhm. Auf der Reichsſtabsführertagung der SA. und der SS. führte Stabschef Röhm, wie die NSK. mitteilt, in ſeiner großen Einführungsrede u. a. aus: Die kommenden Monate würden vor allem der durch das zahlenmäßige Anwachſen bedingten Neuordnung der SA. und der Eingliederung des tahlhelms in ihre Reihen dienen. Anter keinen UAmſtänden werde er dulden, daß die braunen Kämpfer der Bewegung ſich von ihrem Ziel ab⸗ lenken laſſen durch äußeren Glanz und Prunk, ſondeen er verlange von jedem SA.⸗Mann und Führer die alte Schlichtheit und Einfachheit. Es werde dafür geſorgt werden, daß dem politiſchen Soldaten ſein Recht im neuen Staat, den er erkämpft hat, bewahrt werde. Im heutigen Deutſchland ſei bereits Ungeheures geleiſtet worden, aber noch ſtehe Gewaltiges zu tun be⸗ vor. Die offenen Gegner des Nationalſoztalismus ſeien zu Boden geſchlagen, aber noch nicht verſchwunden. Mit allen Mitteln werde es die SA. verhindern, daß der ge⸗ ſchlagene Feind ſich wieder erhebe. i die künftigen deutſchen Heeresſtärken, und nur mit knapper Minderheit unterlag der polniſche Verſuch, weitere 50 000 Mann Einzeldienſtbeamte der deutſchen Wehrſtärke aufzu⸗ laſten. Dabei ſtehen dieſe Beamten im Lebensalter bis zu 60 Jahren. Deultſchland wird ſich gegen dieſe Unvernunft, ihm ſei⸗ nen dringend nokwendigen Schutz im Innern zerſchlagen zu wollen oder etwa ſeine äußere Wehrſtärke durch militäriſch werkloſe Formationen zu verringern oder zu ſchwächen, mit aller Schärfe zur Wehr ſetzen.“ Der Unterſchied in der Behandlung Deutſchlands und der anderen Staaten iſt ſo in die Augen ſpringend, daß es weiterer Erläuterungen nicht bedarf. Tatſächlich hat die Ein⸗ ſicht von der Unbilligkeit der bisher getroffenen Entſcheidun⸗ gen die engliſche Delegation bereits zu einem Ergänzungs⸗ vorſchlag geführt, nachdem Deutſchland künftig einſchließlich ſeiner als„militäriſch“ angerechneten Polizei 220 000 Mann unterhalten könnte. 5 Aber auch dieſer Polizeizuſchlag krägt den Verhälkniſſen der einzelnen Staaken nicht Rechnung. Deulſchland mit ſei⸗ nen großen Menſchenanſammlungen auf kleinem Raum in den Induſtriezentren, in dem weite Gebiete von jedem Mi⸗ litär entblößt ſind, mit einem kleinen Heer und einer zahl; reichen Bevölkerung, mit der immer noch ungeheuren Zahl von Arbeitsloſen, bedarf einer organiſatoriſch ſtraffgeglieder ⸗ ken Polizeiorganiſakion. 5 ee ä„ wohner, in Frankreich 75. In Deutſchland leben 30 Prozent der Bevölkerung in Städten über 100 000 Einwohner, in Fronkreich 15 Prozent. Deutſchland hat 56 Großſtädte über 100 000 Einwohner, Frankreich 17. In Deutſchland entfallen auf 1000 Einwohner 1.5 aktive Soldaten, in Frankreich 8. „Kann überhaupt ein Staat in Anſehung der heutigen gefährlichen Umtriebe gegen ſeinen Beſtand im Innern ſeiner Polizei in ihrer eigentlichen Aufgabe entraten und ſie als Truppen ins Feld ſchicken. Recht und billig wäre es nun geweſen, wenn diejeni⸗ gen e a in Europa und in Ueberſee als mili⸗ käriſch und anrechnungspflichtig bezeichnet worden wären, die über zahlreiche Maſchinengewehre, über Infanterie Begleikgerät und Geſchütze verfügen, die ſtraff milikäriſch organiſiert und mit allem ausgeſtattet ſind, was eine Truppe zum Kampf benötigt. Die einſeilige Belaſtung der deulſchen Heeresſtärken mit einer feldverwendungsunfähigen Polizei iſt ein Anrecht, mit dem ſich Deutſchland nicht ab⸗ finden wird. Denn Verträge können nur auf Gerechkigkeit die im Rahmen der Tagung des Nr. 193 Zukunftsglaube und Selbſtbeßauptung Der Reichswirtſchaftsminiſter bei der Deutſchen Oftmeſſe. Königsberg, 21. Auguſt. Die Deutſche Oſtmeſſe wurde Sonntag feierlich eröffnet. Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Schmitt richtete Grüße des Miniſterpräſidenten Göring als Schirmherrn der Oſt⸗ meſſe aus. Er dankte allen, die ſich um die Entwicklung und Ausgeſtaltung der Oſtmeſſe verdient gemacht hätten und erklärte, nachdem er erſt vor kurzem in aller Oeffent⸗ lichkeit ſeiner Meinung Ausdruck gegeben habe, auf Aus⸗ führungen über die Wirtſchaft zu verzichten, weil es für den Reichswirtſchaftsminiſter wichtiger ſei, zu handeln als zu reden. Der Miniſter dankte ſodann Oberpräſident Koch und ſei⸗ nen Mitarbeitern nochmals dafür, daß es ihm gelungen ſei, die Arbeitsloſigkeit in Oſtpreußen als dem er⸗ ſten deutſchen Landesteil zu beſeitigen und gab der Hoff⸗ nung Ausdruck, daß die weitere Arbeit dieſen Erfolg zu einem dauernden geſtalten möge. Er ſprach die Ueberzeu⸗ gung aus, daß Oſtpreußen jetzt und in der Zukunft den Vorteil dieeſr Maßnahmen genießen werde. Auf die Aufgabe der Oſtmeſſe im Hinblick auf den Au⸗ ßenhandel eingehend, betonte der Miniſter, daß die deutſche Reichsregierung davon durchdrungen ſei, wie ungeheuer wichtig die Entwicklung unſeres Außenhandels und beſon⸗ ders der wirtſchaftliche Wiederaufſtieg des deutſchen und des ganzen europäiſchen Oſtens ſei. i Der Miniſter gab den Gefühlen Ausdruck, die ihn auf dem Wege nach Königsberg beim Paſſieren der alten treuen Stadt Danzig und angeſichts der ſtolzen und auch tragiſchen Geſchichte des Oſtens bewegt hätten. Wie er ſelbſt, ſo ſei hier alles von einem tiefen Zu⸗ kunftsgedanken durchdrungen. der auch wirtſchaft⸗ lich die Vorausſetzung für unſeren 5 Denn ein Volk, das nicht an ſich ſelber glaube, das nicht einig ſei und durchdrungen von dem Selbſtbehaup⸗ tungs willen, könne auch nicht beſtehen, auch wenn es tüchtige Kaufleute habe. Aber unwiderſtehlich ſeien der Glaube und die Hoffnung, daß Land und Volk wieder ihr früheres Anſehen, ihr großes Können in politiſcher und wirtſchaftlicher Hinſicht wiedererlangen müßten. Dieſer Glaube, den uns das Drikke Reich, die Erhebung dieſes Jahres und vor allem unſer Führer Adolf Hitler gebracht habe, ſei das Fundament, auf dem ſich alles auf⸗ baut und auf dem ſich auch die wirkſchaftliche Auferſtehung ganz Deutſchlands durchführen laſſen werde. ö Eröffnung der Gewaltige Arbeitsfrontkundgebung Tag der deutſchen Arbeit in Danzig. Danzig, 21. Auguſt. 9˙ Kundgebung der Deutſchen Arbeitsfront in Danzig, N Geſamtverbandes der Deutſchen Angeſtellten unter freiem Himmel auf dem Wie⸗ benwall ſtattfand, wurde zum gewaltigſten Aufmarſch, den Danzig je geſehen hat. Die Organiſation der NSDAP. und NSBO. meldeten allein 57000 aufmarſchierte Teil⸗ nehmer. Da mindeſtens die gleiche Anzahl von nicht or⸗ ganiſierten Teilnehmern den Platz und die umliegenden Straßen umſäumten, hat nahezu jeder zweite Bewohner der Stadt Danzig an dem Aufmarſch teilgenommen. Gauleiter Forſter, der die Kundgebung eröffnete. erklärte, dieſer ungeheure Aufmarſch ſei ein Zeichen da⸗ für, daß auch in Danzig die Parteien endgültig überwunden ſeien. Es ſprach dann der Führer der Arbeiterſäule in der Deutſchen Arbeitsfront, Staatsrat Schumann.. Es gibt, ſo ſtellte er unter jubelnder Begeiſterung feſt, in Deutſchland keinen Klaſſenkampf mehr, und wer bei uns noch einmal Klaſſenkampf predigt, dem ſchlagen wir den Schädel ein. Zum Schluß legte der Führer der Deutſchen Arbeits⸗ front, Staatsrat Dr. Ley, ein leidenſchaftliches Bekennt⸗ nis zur deutſchen Arbeiterſchaft ab, die durch die national⸗ ſozialiſtiſche Erziehung von dem marxiſtiſchen Minderwer⸗ tigkeitsgefühl befreit ſei und wieder ſtolz ihre Leiſtung und ihr Deutſchtum empfinde. Bei Anbruch des Abends wurde die inzwiſchen von Tauſenden von Fackeln beleuchtete Kundgebung von Gau⸗ leiter Forſter mit einem Treueſchwur der Hundert⸗ tauſende zur Einigkeit und zum unzerſtörbaren Deutſch⸗ In Deutſchland leben auf 1 Quadratkilometer 138 Ein⸗ i tum Danzigs geſchloſſen. Kleine politiſche Meidungen Reichskanzler Adolf Hitler iſt in Godesberg am Rhein ein⸗ getroffen, um an der bis zum Dienstag ſtattfindenden Reichsſtab⸗ führertagung der SA., SS. und des Stahlhelm teilzunehmen. Nachdem eine Einigung im amerikaniſchen Textilarbeiterſtreik erzielt werden konnte, haben 60 000 Angeſtellte der Bekleidungs⸗ induſtrie beſchloſſen, die Arbeit wieder aufzunehmen. Das Difſziplinargericht des Konſiſtoriums des Memelgebietes hat Pfarrer Freiherrn von Saß, den Führer der chriſtlich⸗ſozialen Arbeitsgemeinſchaft, wegen Schädigung der Intereſſen der evan⸗ geliſchen Kirche des Memelgebietes aus dem Dienſt entlaſſen. baſieren, wenn ſie alle Teile zufriedenſtellen ſollen. Ent⸗ weder alſo erfaßt man in fachlicher Gerechtigkeit vor allem auch die wahrhaft militäriſchen Polizeitruppen der anderen Staaten, oder man enthebe Deutſchland dieſer Sonderbela⸗ ſtung und ſtreiche den Polizeiarktikel aus dem engliſchen Ab⸗ rüſtungsplan, der dieſe Sonderbehandlung der deutſchen Po⸗ lizei hervorgerufen hat. 5 Wiederaufſtieg ſei. Luther⸗Feſtwoche in Eisleben Eröffnung unter ſtarker Beteiligung. Eisleben, 21. Auguſt. Unter ſtarker Beteiligung der Bevölkerung und weiter Kreiſe des In⸗ und Auslands wurde die Luther⸗Feſtwoche in Eisleben aus Anlaß der 450. Wiederkehr von Luthers Geburtstag mit einer Anſprache des Bürgermeiſters von Eisleben eröffnet. 5 Im Feſtzelt, das auf dem Platze des alten Luther⸗Gym⸗ naſiums errichtet worden war, hielt Pfarrer Hoſſenfelder eine Anſprache. Dr. Martin Luther, ſo führte der Redner aus, ſei nie ein welt⸗ und volksfremder Theologe geweſen, der ſich über die Schickſale ſeines Volkes hinwegſetzte. Er ſei zutiefſt mit ſeinem deutſchen Volke verwur⸗ zelt geweſen. So wie damals, als Luther mit ſeinem Theſen⸗ anſchlag dem Weſen eines Volkes die Tat zur Seite ſtellte, ſo breche auch heute wieder ein Schrei der Gottesſehn⸗ ſucht von Millionen auf. Nocheinmal ſei der allmächtige Gott gnädig geweſen und habe dem deutſchen Volke einen Acker und Zeit gegeben, ihn zu bebauen, und Menſchen, die wie Luther das Opfer als das Höchſte zu geben freudig bereit ſeien. Luther ſelbſt aber habe ſeine lebendige Auferſtehung gefunden in der Geſtalt des Volkskanzlers Adolf Hitler. Der Hauptfeſttag der Lutherwoche wurde mit dem Ge⸗ läut ſämtlicher Glocken eingeleitet. Um 9 Uhr fanden in allen Kirchen Feſtgottesdienſte ſtatt. Darauf folgte der große Feſtakt am Lutherdenkmal. a Auf dem hiſtoriſchen Marktplatz ging dann das Lutherfeſtſpiel„Der Bergmann Gottes“ in Szene, das in bunten Bildern Ereigniſſe im Leben Luthers vor⸗ überziehen ließ. es. Arzivertreter nur durch Arier Praxisgemeinſchaft mit Nichtariern verbolen. g Der Aerztekommiſſar Dr. Wagner hat die Regelung der Juſammenarbeit von Aerzten bei der Vertretung, bei Ueber ⸗ weiſungen und bei gonſilien, die er bereits am 29. Juli ge- kroffen hatle, jetzt durch neue Anordnungen ergänzt. ö Danach dürfen ariſche Aerzte ſich nur durch ariſche Aerzte vertreten laſſen. Wo in einem Bezirk eine gegen⸗ ſeitige Vertretung der niedergelaſſenen Aerzte untereinander üblich iſt, kann ein nichtariſcher Arzt, auf den die Ausnahme⸗ beſtimmungen der Verordnung über die Zulaſſung von Aerzten zur Tätigkeit bei den Krankenkaſſen(Kriegsteil⸗ nahme uſw.) zutreffen, davon nicht ausgeſchloſſen werden; er darf ſich auch nicht von dieſer Regelung fernhalten. Nicht⸗ ariſche Aerzte, auf die die Ausnahmebeſtimmungen zutreffen, können ſich nur von Aerzten vertreten laſſen, bei denen die Vorausſe ungen zur Zulaſſung zur Kaſſenpraxis vorliegen. Für die Beſchäftigung eines Aſſiſtenten gelten die gleichen Grundſätze. Ariſche Aerzte ſollen ihre ariſchen Patienten ariſchen Fachärzten, Krankenhaus-, Sanatoriums⸗ uſw. Aerzten über⸗ weiſen und umgekehrt. Ariſche Aerzte, insbeſondere Kran⸗ kenhausärzte, dürfen Ueberweiſungen von nichtariſchen Aerz⸗ ten annehmen, wo örtliche Verhältniſſe es notwendig er⸗ ſcheinen laſſen. Da insbeſondere die ärztliche Verſorgung der Verſicherten gemäß RVO. nicht geſährdet werden darf, Alt dies in erſter Linie für Ueberweiſungen von nichtariſchen Aerzten, auf die Ausnahmebeſtimmungen zutreffen. Cine Praxis-Gemeinſchaft zwiſchen ariſchen und nicht- ariſchen Aerzken iſt verboten. Dies gilt auch gegenüber allen Aerzten, auf die die Ausnahmebeſtimmungen zutreffen. Eine Ausnahme hiervon zuzulaſſen, behält ſich der Reichsführer 5 der Kaſſenärztlichen Vereinigung ſelbſt vor. In einer anderen Anordnung macht Kommiſſar Dr. Wagner darauf aufmerkſam, daß zur Stellenvermittlung für lle Zweige der ärztlichen Berufsausübung allein die Stel⸗ lenvermittlung des Hartmann⸗Bundes berechtigt iſt. Frau Oskar von Miller 7 Opfer eines Autounfalls. Die Gemahlin von Exzellenz von Miller, dem Schöpfer des Deutſchen Muſeums, iſt den Verletzungen, die ſie vor etwa vier Wochen bei einem Autounfall am Starnber⸗ ger See erlitten hatte, erlegen. Frau von Miller, eine Tochter des Münchener Malers Franz von Seitz, hatte bereits das 70. Lebensjahr überſchritten. 1 1 politiſcher Rundblick Millionenauftrag des preußiſchen Skaakes an die Bau- wirkſchaft. In Durchführung des Reichsgeſetzes zur Verwinderung der Arbeitsloſigkeit vom 1. 6. 33 war dem preußiſchen Staat durch die Deutſche Geſellſchaft für öffentliche Arbeiten für Inſtandſetzun⸗ gen und Ergänzungen an Staatsgebäuden ein Darlehen von 10 Millionen Reichsmark zur Verfügung geſtellt worden. Die Regie⸗ rungspräſidenten konnten bereits angewieſen werden, Aufträge im Geſamtbetrage von 7,2 Millionen Reichsmark an die Bauwirtſchaft zu vergeben. Um einem Wiederabſinken des Beſchäftigungsgrades nach Möglichkeit zu begegnen, wird der Reſtbetrag des Darlehens für beſondere bauliche Winterarbeiten im Spätherbſt zur Vertei⸗ lung gelangen. 1 Keine Eingriffe in die Wirtſchaft. Wie die Preſſeſtelle des thüringiſchen Staatsminiſteriums mit⸗ teilt, hat ſich das thüringiſche Miniſterium des Inneren ver⸗ anlaßt geſehen, um Störungen in der Wirtſchaft, beſonders in den Kaliwerken Nordthüringens, vorzubeugen und derartige Verſuche von vornherein im Keime zu erſticken, den Kreisleiter der NSBO. in Sondershauſen vorerſt in Schutzhaft zu nehmen. Die Reichs⸗ regierung und inſonderheit der Reichskanzler haben häufig ge⸗ nug darauf hingewieſen, daß der Erfolg der Bemühungen, Ar⸗ beitsloſen Arbeit zu vermitteln und ſie auf längere Zeit in den Arbeitsprozeß einzugliedern, davon abhängig iſt, daß die Wirt⸗ ſchaft von keiner Seite beunruhigt wird. Verhaftung zahlreicher Kommuniſten-Führer. In einem Anweſen am e in Nürn⸗ berg fand die politiſche Polizei eine Druckmaſchine ſowie umfangreiches kommuniſtiſches Schriftenmaterial. Im Zu⸗ ſammenhang hiermit wurden fünf Perſonen verhaftet. Jerner wurden 30 Funkkionäre des kommuniſtiſchen Jugendverbandes, der eine außerordenkliche Aktivität bekun⸗ dete, feſtgenommen und in das Konzentralionslager Dachau eingeliefert. Der größte Teil der kommuniſtiſchen Führer Nordbayerns iſt nunmehr unſchädlich gemacht. In München hat die Politiſche Polizei wiederum eine Geheimdruckerei ausgehoben. Verhaftet wurden außer dem Villenbeſitzer ein 33jähriger Schreinermeiſter und vier be⸗ kannte Kommuniſten. Bei einer großen Razzia in Aachen wurden 30 Kommuniſten, die eine neue Organiſation ge⸗ gründet hatten, feſtgenommen. Amfangreiche Waffenfunde bei Marxiſten Mit Unterſtützung von Angehörigen der SA. und SS. Gen es in Oppeln, die Hauptdrahtzieher einer neuen eheimorganiſation der KPD. e ede und in Polizei⸗ ewahrſam zu nehmen. Insgeſamt wurden 61 Perſonen in chutzhaft genommen. Bei der Durchſuchung wurden Waf⸗ fen, Munition und Material vorgefunden und beſchlagnahmt. ſtoff. 20 befinden ſich 12 üg. hochbriſanker Spreng- koff, 20 Eierhandgranaten, 17 Militärgewehre und Ka- rabiner, über 2000 Gewehrpakronen, mehrere Selbſt⸗ ladepiſtolen, 20 Generalſtabskarten und einige Verviel⸗ fältigungsapparate. Bei ehemaligen Reichsbannerangehörigen in Lübeck wur⸗ den 10 Gewehre Modell 98, 8 Armeepiſtolen, über 1000 Ge⸗ wehr⸗ und Piſtolenpatronen ſowie Handfeuerwaffen leich⸗ teren Kalibers und Fahnen des Reichsbanners gefunden. Insgeſamt erfolgten 20 Jeſtnahmen Holländiſcher Konſul verhaftet Verunktreuungen bei der Hannoverſchen Hypothekenbank. Der holländiſche Konſul Tiefers in Hannover wurde beim 0 des Konſulaksgebäudes in Gegenwart ſeiner Frau und Tochter von Kriminalbeamten feſtgenommen und in das Gerichksgefängnis gebracht. Die Jeſtnahme erfolgte auf Grund einer vor einigen Tagen bei der Skaatsanwalt⸗ ſchaft eingegangenen Anzeige gegen Konſul Tiefers wegen forktgeſetzter Unkreue zum Nachteil der Braunſchweig⸗Hanno⸗ verſchen Hypokhekenbank. Tiefers war bis 1. Mai d. J. erſter Direktor bei dieſem Bankinſtitut. Als ſolcher hat er ſich, wie er bereits zu meh⸗ reren Fällen eingeſtanden hat, Privatrechnungen angeblich verſehenktlich von der Bank i bezahlen laſſen. Konſul Tiefers verſuchte, ſich im Gerichtsgefängnis zu er⸗ hängen. Die ſtrafrechtlichen Verfehlungen Tiefers ſtehen in keinerlei Beziehung zu den Pfandbrief⸗ und Hypotheken⸗ geſchäften der Bank, und die Geſchäfte des Inſtitutes wer⸗ den überhaupt durch den Vorfall in keiner Weiſe berührt. Unterbrechung der deutſch-litauiſchen Beſprechungen. Nachdem in der deutſch⸗litauiſchen Wirtſchaftskommiſſion in der Zeit vom 9. bis 19. Auguſt das beiderſeitige Verhandlungspro⸗ gramm eingehend und in freundſchaftlichem Geiſte erörtert worden iſt, haben ſich die Vertreter der deutſchen Regierung jetzt nach Berlin begeben, um ihren Miniſterien über den bisherigen Ver⸗ lauf der Beſprechungen Bericht zu erſtatten. Aenderung der holländiſchen Außenhandelspolitik. Die niederländiſche Regierung hat eine Geſetzesvorlage ein⸗ gebracht, derzufolge bei der künftigen Einfuhrkontingentierung jedem Land ein kleines Quantum an Einfuhr zugewieſen werden ſoll. Dieſes zugewieſene Einfuhrquantum ſoll in dem Maße er⸗ höht werden können, in dem das betreffende Land Holland gegen⸗ über Vorrechte bei der Einfuhr holländiſcher Produkte gewährt. Dollfuß bei Muſſolini Das politiſche Wochenende brachte noch eine Ueber⸗ raſchung: der öſterreichiſche Bundeskanzler Dr. Dollfuß iſt im Flugzeug nach Rimini geeilt, um dort mit Muſſolini zu⸗ ſammenzukreffen. Seit Tagen war von der Möglichkeit dieſes Juſammenkreffens die Rede. Aber Näheres blieb un⸗ bekannt, bis jetzt die Telegraphenagenturen die Nachricht ver⸗ breiten, daß die italieniſche Regierung den öſterreichiſchen Kabinettschef offiziell eingeladen habe. Die Luftreiſe des Bundeskanzlers ſchließt gewiſſermaßen an an die Beſuche des deutſchen Vizekanzlers von Papen, des ungariſchen Miniſterpräſidenten Gömbös und des un⸗ gariſchen Außenminiſters Kanya. All dieſe Beſuche bei Muſſolini zeigen, wie weit heute Italien in den Mittelpunkt der europäiſchen Politik gerückt iſt Aber auch die über⸗ raſchende Zuſammenkunft in Rimini hat natürlich darüber hinaus noch ihre Spezialbedeutung. Sie liegt in der Po⸗ litik, die gegenwärtig überhaupt um Heſterreich ſpielt. Der engliſche Botſchafter in Paris iſt ebenfalls im Flugzeug nach London geeilt, um dort Beſprechungen abzuhalten, während gleichzeitig der franzöſiſche Botſchafter in Rom mit dem ita⸗ 1 Unterſtaatsſekretär für auswärtige Politik kon⸗ eriert. In all dieſen Geſprächen bildet Oeſterreich das Thema der Anterhaltung. Die Pariſer Preſſe ſpricht geradezu von einem eifrigen Meinungsaustauſch, der zwiſchen Paris, London und Rom über die öſterreichiſchen Fragen geführt wurde. Bei dieſen Verhandlungen Paris— London— Rom ſoll eine „ſoforlige Hilfsaktion für Oeſterreich“ zur Entſcheidung ſtehen, eine„ſchnelle und wirkſame Maß⸗ nahme“, die dem öſterreichiſchen Volk beweiſen ſoll, daß es nicht nur auf die moraliſche Unterſtützung der Großmächte zählen kann, ſondern daß auch die Großmächte ebenſo wie die Nachbarn der Kleinen Entente feſt entſchloſſen ſind, Oeſterreich zu helfen, zu leben und Vertrauen in ſich ſelbſt und in die Zukunft zu ſetzen. Es erſcheint am Platze, in dieſem Zuſammenhang daran zu erinnern, daß Oeſterreich bisher mit Hilfsaktionen der Ententemächte nicht gerade beſte Erfahrungen gemacht hat. Vor einem Jahr und länger wurde die„berühmte Dollfuß⸗ Anleihe“ in Höhe von 300 Millionen Schilling„geſichert“. Jetzt ſind glücklich die erſten Tranchen dieſer Anleihe aufge⸗ legt worden. Die engliſche Tranche in Höhe von 100 Mil⸗ lionen Schilling reicht gerade dazu aus, um den ſeinerzeit der öſterreichiſchen Kreditanſtalt von der Bank von England zur Verfügung geſtellten Kredit abzudecken. Die franzöſiſche Tranche in gleicher Höhe muß zur Umwandlung kurzfriſtiger Kredite in langfriſtige und zur Abdeckung von Zinſen aus dieſen Krediten verwandt werden. Der Nutzen für Oeſter⸗ reich ſelbſt aus dieſer„Hilfsaktion des Völkerbundes“ war und bleibt alſo gleich null. Warten wir die jetzt aus Paris angekündigte neue„Hilfsaktion“ ab. Das Wochenendgeſpräch Muſſolinis mit Dollfuß be⸗ handelt e die öſterreichiſch⸗deulſche rage. a Man weiß, daß gerade Italien ſich darum bemüht, eine Verſtändigung anzubahnen. Der öſterreichiſche Bundes⸗ kanzler hat nun Gelegenheit, den Wiener Verſtändigungs⸗ willen unter Beweis zu ſtellen. Im Zuſammenhang hiermit muß eine engliſche Behauptung zurückgewieſen werden, die nämlich darauf hinausläuft, Deutſchland halte ſeine Zuſagen nicht. Deutſchland hat weder Frankreich noch England irgendwelche Zuſagen gegeben. Es ſollte auch in London bekannt ſein, daß die engliſch⸗franzöſiſche Demarche in Berlin ausdrücklich zurückgewieſen wurde. ö E* 90 7 0 Tadt liber cis. Roman von Leontine v. Winterfeld⸗Platen. 4) Er fuhr ſich mit der Hand über die Stirn und ſah auf das angefangene Schreibwerk, das im Lichtſchein der Leuchte auf dem ſchweren Eichentiſch lag. Dann zwang er ſich zur dteher und zur Höflichkeit und blieb vor dem Lehnſtuhl ſtehen. „Was hattet Ihr für Anſinnen an mich, Frau Mutter? N es ſo großer Eile, daß ich es heute abend noch hören muß?“ ö s Die Ratsherrin nickte zweimal mit dem Kopf, daß ihre große, ſteife Haube kniſterte. „Freilich bedarf es der Eile, mein Sohn. Hatteſt du anz vergeſſen, daß morgen der zwölfte Auguſt iſt? Anno a 15762“ 0 Wieder fuhr er ſich mit der Hand über die Stirn und dachte einen Augenblick nach. „Wartet, Frau Mutter,“ ſagte er,„ich werde es wohl gleich haben. Es laſtet jetzt etwas viel auf mir. Unſer Schiff aus Drontheim ſoll in dieſen Tagen fällig ſein in Neu⸗ fahrwaſſer. Dann hat die St.⸗Reinholds⸗Brüderſchaft mor⸗ gen eine Sitzung im Artushof,. Und—“ Sie machte ein ungeduldige Bewegung mit der Hand und ſchnitt ihm das Wort ab. ö „Nein, nein, Klaus, das meine ich alles nicht. Aber in wei Tagen ſollſt du in Lauenburg ſein in Pommerellen und in künftiges Eheweib in Empfang nehmen von Guntram Borcke aus Leba.“ Der Mann prallte zurück. Eine dunkle Röte fuhr jach über ſein kantiges Geſicht. Das war heißer, unbändiger Zorn, den er ſekundenlang zu meiſtern verſuchte. „Frau Mutter, ich bitte Euch, was ſoll mir dies in all der Not unſerer Stadt? Kann einer jetzt an Brautgeleite und Freien denken, wo in Danzig jeder Mann auf dem Poſten ſein muß?“ Sie zog eine Pergamentrolle aus den Falten ihres Tuch⸗ gewandes und rollte ſie auseinander. Auf ſeiner Stirn grub ſich die Falte tiefer, und er preßte die Lippen zuſammen. „Ich kenne den Inhalt genau, Frau Mutter. Machet Euch nimmer die Mühe, es mir noch einmal zu leſen. Nur das Datum war mir entfallen, daß es juſt in dieſen Auguſt⸗ tagen ſein ſollte. Ich will morgen mit dem Früheſten einen reitenden Boten ſenden, daß man die ganze Sache verſchiebt. Jetzt habe ich keine Zeit für dergleichen.“ Sie ſah ihn ruhig mit ihren großen, ſtrengen Augen „Ich habe bereits in letzter Woche an Guntram Borcke Botſchaft geſchickt, daß wir des vereinbarten Tages gedächten und du pünktlich zur Stelle ſein würdeſt, um die Braut in Empfang zu nehmen.“ an Klaus Veldeke ließ die verſchränkten Hände ſinken und ballte ſie zur Fauſt. In ſeinem Geſicht arbeitete es. „Warum habt Ihr mir kein Wort eher davon geſagt, 18 Ihr wißt doch, was ich jetzt alles im Kopfe abe. Mit großen Schritten durchmaß er von neuem den Raum, daß die Sporen auf dem Eſtrich klirrten. Die Ratsherrin zuckte mit keiner Wimper und hob voll Ruhe ihr weißes Geſicht. „Ich dachte, du wüßteſt den Tag, mein Sohn. Haben wir doch oft genug davon geſprochen. Und wir dürfen nichts än⸗ dern an dem Wunſch und Willen deines ſeligen Vaters. Das weißt du. Dies Pergament iſt heilig wie ein Teſtament, hei⸗ lig wie ein Geſetz und unumſtößlich. Guntram Borcke und Matthias Veldeke haben es beide unterſchrieben. Daran kann niemand etwas ändern.“ a „Ich will auch nichts daran ändern, Frau Mutter. Ob⸗ wohl es eine Grauſamkeit iſt, denkende Menſchenkinder mit eigenem Willen ſchon in der Wiege miteinander zu verſpre⸗ chen. Ihr dürft mich nicht ſo zürnend anſehen, Frau Mut⸗ ter. Aber es iſt doch ſo. Und wenn Ihr einmal ernſthaft darüber nachdenkt, ſo werdet Ihr es ſelber finden. Aus Ge⸗ horſam verkauft man ſeine Seele.“ Die Ratsherrin ſchüttelte den Kopf, daß die Haube kniſterte. ö 8 „Du vergißt, mein Sohn, daß auch dein Vater und ich als unmündige Kinder miteinander verſprochen wurden. Wo man ſich gehorſam dem heiligen Willen Verſtorbener beugt, da ſchlägt es auch zum Segen aus.“ Klaus Veldeke war an das offene Fenſter getreten und ſah in die ſtille Nacht hinaus. Es ging ihm durch den Sinn, wie gleichgültig Vater und Mutter ſo nebeneinander hergegangen waren. Sehr ehrbar und wohlerzogen, aber ohne jede herzliche Zunei⸗ gung. 1 135 räuſperte ſich die Ratsherrin hinter ihm und ſagte angſam: „Ich hoffe, daß du nicht irgendwo ſchon eine andere Lieb⸗ ſchaft haſt, mein Sohn. Und ich erwarte von dir, daß du morgen mit dem Früheſten gen Lauenburg veiteſt, um die Braut in Empfang zu nehmen!“ Klaus Veldeke ſah immer noch aus dem Fenſter. „Ganz abgeſehen von den unſicheren Zeitläuften, Frau Mutter, die es jungen, wehrloſen Maiden verbieten, ſich in die Gefahr einer ſolchen weiten Reiſe zu begeben,— iſt es mir in dieſen entſcheidungsreichen Tagen einfach unmög⸗ lich, Danzig auch nur für Stunden zu verlaſſen. Wenn die Reiſe der Jungfrau Borcke dann nicht mehr abzuändern iſt, ſo laßt ſie wenigſtens von einem anderen abholen,— nicht von mir.“ Wieder kniſterte die Ratsherrin mit dem Pergament in ihrer weißen Hand. „Du vergißt, mein Sohn, daß es hier ausdrücklich heißt, du ſollſt die Braut in Empfang nehmen. Und ich denke, was dein Vater beſtimme—“ Heftiges Pochen an der Tür unterbrach ſie jäh. Der Hauptmann der Landsknechte, Klaus von Ungern, ſtolperte über die Schwelle. „Vergebet, wenn ich ſtöre. Aber die Reinholdsbrüder, ſchicken mich vom Artushof, Ihr 2 noch auf einen Abendtrunk herüberkommen, liebſter Namensbruder. Wir hätten Wichtiges zu beraten mit Euch.“ Klaus Veldeke trat vom Fenſter zurück und griff nach ſeiner Kappe. Dann ſchnallte er das Schwert um, das im Wehrgehäng am Schreibſtuhl lehnte. Rechte. Trat auf die Mutter zu und küßte ehrerbietig ihre 0 2 3 2 J Aus dem budiocliłu Lande Vereinfachung im Wetterdienſt. Zwiſchen Württemberg und Baden iſt ein Staatsvertrag abgeſchloſſen worden, wonach der Wetterdienſt für Baden aus Erſparnisgründen am 1. Oktober dieſes Jahres von Württemberg übernommen wird. Im übrigen bleibt die Bad. Landeswetterwarte in Karlsruhe auch nach dem Abbau ihrer Wetterdienſtabteilung, die nur einen Teil ihres Aufgaben⸗ kreiſes darſtellte, als meteorologiſches Zentralinſtitut für die klimatologiſche Landesforſchung beſtehen. i Heidelberg.(Ein lebensmüder Greis.) Ein 1 Jahre alter Mann aus Neuenheim wollte wiederholt im Neckar ſeinem Leben ein Ende bereiten. Er wurde jedoch beob⸗ achtet und aus dem Waſſer gezogen.. Durbach.(Schwerer Unfall bei der Arbeit.) Der verheiratete Küfermeiſter Wilhelm Baumſtark half den Handwerkern bei den Reparaturen an ſeinem Oekonomie⸗ gebäude. Dabei fiel ihm ein größeres Stück Mauerwerk von einer herausſtürzenden Riegelwand auf den Kopf, ſo daß er einen Schädelbruch davontrug. Baumſtark hatte ſchon einmal vor Jahren einen Schädelbruch erlitten. O Breiſach.(un Wundſtarrkrampf geſtorben.) Eine 63 Jahre alte Frau hatte ſich dieſer Tage beim Frucht⸗ abmachen eine unbedeutende Verletzung am Fuß zugezogen, die ſie aber doch vom Arzt behandeln ließ. Es ſtellte ſich aber dennoch Wundſtarrkrampf ein und in der Freiburger Klinik iſt ſie verſtorben. (—) Konſtanz.(Vom Auto erfaßt.) Im benach⸗ barten Kreuzlingen wollte der 24jährige ledige Emil Schmid auf der Straße nach Zuben mit ſeinem Motorrad einem Auto vorfahren. Dabei geriet er zu nahe an das Straßenbord und wurde 20 Meter weit fortgeſchleudert. Er erlitt einen Schädelbruch, dem er nach einer halben Stunde erlag. (—) Triberg.(60 Jahre Schwarzwaldbahn.) Die 60. Wiederkehr der Eröffnung des durchgehenden Ver⸗ kehrs auf der Schwarzwaldbahn von Offenburg bis Konſtanz wird von der Stadt Triberg am 26. bis 27. Auguſt zugleich mit dem Gedächtnis an den großen Erbauer Robert Gerwig in würdigem Rahmen gefeiert. Am Samstag, den 26. Aug., veranſtaltet aus dieſem Anlaß die Stadt Triberg ein großes Sommernachtsfeſt. Am Sonntag findet ſodann gegen 10.30 Ahr eine Kranzniederlegung am Denkmal des Erbauers der Schwarzwaldbahn ſtatt, der ein Feſtakt im Burggarten folgt. Nach gemeinſamem Mittageſſen bewegt ſich ein Feſtzug durch die Stadt, an dem Trachtengruppen der Schwarzwaldbahn⸗ Gemeinden teilnehmen. 8 (—) St. Georgen(Schw.).(Früherer Bürger mei⸗ ter in Schutzhaft.) Wie das Bürgermeisteramt mitteilt, ließen verſchiedene Vorfälle in den letzten Tagen die Ver⸗ hängung der Schutzhaft über den Bürgermeiſter a. D. Stok⸗ kinger und den früheren Stadtbaumeiſter Kohler notwendig erſcheinen. Großfeuer in Schindeln. Schönau i. W., 19. Aug. In dem Oekonomiegebäude Bläſe in dem benachbarten Weiler Schindeln brach Feuer aus, das ſehr raſch um ſich griff und dem das geſamte An⸗ weſen bis auf die Grundmauern zum Opfer fiel. Das An⸗ weſen war ein großer landwirtſchaftlicher Betrieb und be⸗ faßt ſich zugleich mit der Skifabrikation. Das Feuer fand in den trockenen Holzvorräten reiche Nahrung und mehrere hundert Paar Skihölzer und fertige Ster verbrannten. Von den Fahrniſſen konnte nichts gerettet werden. Die Feuer⸗ wehr von Schönau mit der Motorſpritze wie auch 45 Mann aus einem benachbarten Arbeitsdienſtlager mit dem Lager⸗ führer Breuer waren alsbald zur Stelle und beteiligten ſich an den Rettungsarbeiten. Den Bewohnern gelang es nur mit Mühe, das nackte Leben zu retten. Die Löſchungsarbeiten beſchränkten ſich im weſentlichen auf den Schutz der benachbar⸗ ten Gebäude. Das Vieh konnte bis auf vier Schweine ge⸗ rettet werden. Der Schaden iſt durch Verſicherung gedeckt. * Kurze Naſt im Speſſart. Wertheim, 21. Aug. Reichskanzler Adolf Hitler machte auf der Durchreiſe von Nürnberg nach Frankfurt a. M. im Wirtshaus im Speſſart“ in fab erkun kurze Station. So⸗ fort nach ſeiner Ankunft dortſelbſt erkundigte ſich der Kanz⸗ ler fernmündlich nach dem Befinden ſeines Adjutanten, berleutnant a. D. Brückner. 9 8 5 Alemannentag in Säckingen Freundnachbarliche Beziehungen zur Schweiz. Säckingen, 21. Auguſt. „Bei ſchönſtem Wetter und unter großem Zuſtrom der. 5 äſte aus dem ganzen Hochrain, dem Schwarzwald und er benachbarten Schweiz beging Säckingen ſeinen erſten lemannentag. Am Samstag abend nach Einbruch der Dunkelheit erſtrahlten die alte Rheinbrücke, das hiſto⸗ riſche rompeterſchloß und das Fridolinmün⸗ ſt er in e e Beleuchtung. Am Sonntag morgen kamen weitere Beſucher von Nah und Fern in die feſtlich ge⸗ Icmückte Stade. 8 einem Wecken und Feſtgottesdienſten ger chriſtlichen Konfeſſionen brachte der Vormittag eine undgebung der ehemaligen Kriegsgefangenen, die ſich zu einem Dankesbekenntnis für die ſo hilfreichen Dienſte der weiz während des Krieges geſtaltete. Verſchiedene Ver⸗ anſtaltungen ſowie die Beſichtigung der Ausſtellung badi⸗ cher Künſtler„Die Heimat im Bild“ füllten den 1 05 m Nachmittag bewegte ſich ein großer Feſtzug durch die. Eine uneriee. unter denen beſonders die alte Hotzentracht ſowie die alte tenufenburger beſonderes Aufſehen erregten. Voran ſchrit⸗ en die Formationen der SA. SS., Hitlerjugend uſw., während der Reichsſtatthalter mit Gemahlin am Markt⸗ 5 den Vorbeimarſch des Zuges abnahm, der ſich nach em am Walde herrlich gelegenen Feſtplatz bewegte. Hier gahm Oberbürgermeiſter Dr. Kerber das Wort zu einer egrüßungs⸗ und Feſtrede. Er Fãt die Ausländer, die nach Deutſchland kommen, mit offenen Augen durch Deutſchland zu gehen, um das 5 olk kennenzulernen. Er ſprach die Hoffnung aus, daß der delnſche Befreiungskampf in der Schweiz, dem Lande Wil ⸗ im Tells, am meiſten Verſtändnis finde. Wir Aleman⸗ An reichen als national bewußte Deuiſche der Schweiz ehr⸗ 30 die Hand und wünſchen, unſerem Führer und unſeren ſaldern im Reiche berichten zu können von einem nachbar ⸗ nüben Verhältnis, das aufgebaut iſt auf gegenſeitiger Ach⸗ dung und auf einer freundſchaftlichen Geſinnung. Der weitere Nachmittag brachte Geſangsvorträge, Hot⸗ entänze, turneriſche und muſikaliſche Aufführurgen. Am bend gegen 8 Uhr begann dann die große Aleman⸗ enkundgebung, auf der Reichsſtatthalter Robert agner das Wort nahm. f Aus den Nachbarlaͤndern Speyer.(Vorboten des Rheinbrückenbaues.) Das Reichsbahnneubauamt Ludwigshafen hat in den Räu⸗ men der ehemaligen Pfalz⸗Flugzeugwerke am Neuen Hafen ein Baubüro für den Rheinbrückenbau in Speyer eingerichtet. Namſen.(In Schutzhaft.) Der Waldarbeiter Phi⸗ lippi und der Tagner Adolf Scheib von hier wurden wegen Beleidigung nationaler Verbände in Schutzhaft genommen und durch die Gendarmerie Eiſenberg in das Gefängnis Kirchheimbolanden gebracht. — Geislingen a. St.(Von einer Kreuzotter ge⸗ biſſen.) Eine Frau wurde beim Aehrenleſen von einer Kreuzotter in den Fuß gebiſſen. Ein Arzt leiſtete der Frau erſte Hilfe und brachte ſie nach Hauſe. — Ellwangen.(Ein Sumpfbiber erlegt.) Jagdpächter Kath von Rindelbach hatte dieſer Tage an der Nepomuk⸗Brücke in Rindelbach einen Sumpſbiber(Nutria) erlegt. Der gefährliche Fiſchräuber, der mit gewaltigen Krallen und Schwimmhäuten ausgeſtattet und ca. 60—65 Zentimeter lang iſt, hat in der letzten Zeit unter dem Fiſchbeſtand der Jagſt gründlich aufgeräumt. Das Tier, in dem man zuerſt eine Biſamratte vermutete, dürfte wohl aus irgendeiner Farm entkommen ſein. Verbot von Zeitungen Wegen Mißbrauchs der Preſſefreiheit. Stuttgart, 21. Auguſt. Der Leiter der württembergiſchen politiſchen Polizei hat die„Ips⸗ und Jagſt⸗Zeitung“ in Ellwangen auf Grund der Verordnung des Reichspräſi⸗ denten zum Schutze von Volk und Staat für die Dauer von 14 Tagen verboten, ebenſo die„Tübinger Chronik“ in Tübingen. In der Begründung des Verbots wird den Blättern Mißbrauch der Preſſefreiheit vorgeworfen und ausgeführt, daß es insbeſondere Anſtoß erregt, wenn von⸗ ſeiten der ehemals ſchroff gegneriſch eingeſtellten Preſſe Verlautbarungen der Regierung und ihr naheſtehender Perſönlichkeiten in einer Form und Aufmachung in den Dienſt der Propaganda für die alten Ziele der aufgelöſten Parteien oder einer ihr weſensverwandten Geſinnungsge⸗ meinſchaft 0 0 werden, die durchaus nicht den Abſichten und dem Sinn der betreffenden Kundgebungen entſpreche. Auch die Kundgebungen maßgebender deutſcher katho⸗ liſcher Führer werden von gewiſſer intereſſierter Seite, zu der ſich auch Kreiſe geſellen, die ſich als nicht unmittelbar mit der Preſſe verbunden erklären, in einer Weiſe ausgelegt, die ſich ebenfalls nicht mit dem klaren und unmißverſtändlichen Geiſt vereinbaren laſſe, von dem dieſe Kundgebungen getragen ſind. Die angedeutete Entwicklung hat im Lande zu Zuſtän⸗ den geführt, die ſich mehr und mehr zu einer Gefährdung für die öffentliche Sicherheit und Ordnung auswachſen. Die hierdurch in die Volksgemeinſchaft getragene Unruhe wird planmäßig für ſtaatsfeindliche Ziele von Elementen ausgenutzt, von denen die kurzſichtigen Urheber wahrſchein⸗ lich mit Entrüſtung abrücken würden. * Frankfurt a. Mm.(Verfehlungen eines Gerichtsvollziehers.) Die Große Strafkammer verhandelte in mehrtägiger Sitzung gegen den 44jährigen früheren Gerichtsvollzieher Wilhelm Thürk. Seit 1929 war er als Gerichtsvollzieher tätig und hatte den Bezirk Sach⸗ ſenhauſen inne, in dem es viel zu tun gab. Im Früh⸗ jahr 1932 lief bei der Juſtizbehörde eine Beſchwerde ein, worin ein Gläubiger über nicht ordnungsgemäße Erledi⸗ gung der Geſchäfte durch Thürk klagte. arauf wurden von den Beamten beſtimmte Belege eingefordert. Dieſe Be⸗ lege fehlten und Thürk gab als Erſatz drei von ihm ge⸗ fälſchte Quittungen von Privatperſonen hin. Ferner fälſchte er den Abſchnitt eines Laſtſchriftzettels der Reichs⸗ poſt. Der Angeklagte machte ſich außer der Urkundenfäl⸗ ſchung des Betrugs ſchuldig. Kirchheimbolanden.(das Speiſeeis war harm⸗ los) Die von hier gemeldeten Erkrankungen ſind glücklicher⸗ weiſe ſämtliche leichter Natur. Die anfänglich— auch von polizeilicher Seite— behauptete Vergiftung durch Speiſe⸗ eis ſtellte ſich als Irrtum heraus, denn es waren auch ſolche Kinder erkrankt, die kein Eis zu ſich genommen hatten. Es wird jetzt die Vermutung ausgeſprochen, daß der Genuß unreifen oder ſonſtwie mangelhaften Obſtes als Arſache der Erkrankung angeſehen werden muß. Der Speiſeeisverkäufer befindet ſich auf freiem Fuß, wartet aber hier das Ergeb⸗ 1 der bakteriologiſchen Unterſuchung ſeiner Eiserzeugniſſe ab. ** Frankfurt a. M. Ein Spezialiſt in Wirtſchaftsein⸗ brüchen ſtand in der Perſon des 43jährigen Bildhauers Bernhard Lorenz vor der Großen Strafkammer, ein kräf⸗ tiger, breitſchultriger Mann, der die Ruhe weg hat. Sein e weiſt eine erkleckliche Summenzahl auf und achtzehn Jahre ſeines Lebens ſind hinter Gefängnis⸗ und Zuchthausmauern dahingefloſſen, ohne daß es gelang ihn zu beſſern. Kaum hatte er die letzte zweieinhalbjährige Zuchthausſtrafe verbüßt, da bildete er vom März bis Mai erneut den Schrecken der Gaſtwirte. Von den 27 Einbrü⸗ chen, die ihm zur 30 gelegt wurden und auf die man 1720 Teil nur durch ſein umfaſſendes Geſtändnis kam, iſt ie Mehrzahl zum Nachteil von Wirten begangen worden. Das 1 verurteilte den Angeklagten gemäß dem An⸗ trag des Staatsanwalts Dr. Hofmann zu ſechs Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverluſt. Der Tod in den Bergen Vier engliſche Bergſteiger tödlich abgeſtürzz. Bei der Beſteigung des Piz Roſeg in den Bernina- Alpen ſind vier engliſche Touriſten tödlich verunglückt. Ihre Leichen wurden von mehreren Bergführerparkien, die die gleiche Tour ausführen wollten, am Fuße einer hohen Jels⸗ wand entdeckt. i Die Abgeſtürzten— es handelt ſich um engliſche Lehrer und Profeſſoren— waren geübte Bergſteiger. Man erklärt ſich das Unglück dadurch, daß ſie in der oberſten weichen Schicht der Bergwand mit ihren Steigeiſen keinen Halt mehr fanden. Gchwerer Orkan in München a Tragiſche Heimſuchung des Hitlerjugendtreffens. ö München, 21. Auguſt. Das Gebieiskreffen der Hitler-Jugend in München wurde von einem ſchweren Wirbelſturm heimgeſucht. Die großen Zelte auf dem Oberwieſenfeld wurden zerſtört. Außer mehreren Schwerverletzten hat der Orkan auch ein Todesopfer gefordert; ein Hitlerjunge iſt an einem ſchwe⸗ ren Schädelbruch geſtorben. Sechs Schwerverletzte befin⸗ den ſich im Krankenhaus Schwabing; die Aerzte hoffen ſie 158 Leben zu erhallen. Viele Teilnehmer wurden leicht verlegt. 8 Lalcale ſeuudocuau Der geſtrige Sonntag ſtand kalendermäßig als letzter in den„Hundstagen“. Der Himmel war bedeckt, doch blieb der erwartete Regen aus. Immerhin hielten die drohenden Wolken den Ausflugsverkehr beſonders derjenigen, die ſich zu Fuß oder per Rad im Freien ergehen wollten, in Gren⸗ zen, während der Autoverkehr der übliche war. Beſonders mäßig war geſtern das Strandbad beſucht, trotzdem die Waſſerwärme 21 Grad betrug. Das Wetter, das im all⸗ gemeinen frühherbſtlichen Charakter hatte, war für örtliche Veranſtaltungen wie geſchaffen. Beſonders gut beſucht war das Sommernachtsfeſt des hieſigen Turnvereins 1898, das ſich zu einem wahren Volksfeſt geſtaltete. Beſonders hoch ſtiegen: die Wogen am Sonntag abend in der Halle, wo eifrigſt das Tanzbein geſchwungen wurde. Verkehrsunfall. An der Straßenkreuzung Kloppen⸗ heimer⸗ und Zähringerſtraße ſtießen am Samstag drei Motorradfahrer zuſammen, von denen zwei leicht verletzt wurden. i Zunahme der Eheſchließungen. Nach der Ueberſicht des Statiſtiſchen Amtes der Stadt Mannheim iſt im zweiten Vierteljahr 1933 die Geſamtzahl der Lebendgeborenen mit 895(gegen 923 im Vorjahr) noch weiter zurückgegangen. Dagegen iſt die Zahl der Eheſchließungen mit 741 im Ver⸗ gleich zum Vorjahr(588) ganz erheblich geſtiegen. Die Ge⸗ ſamtzahl der Sterbefälle war im Berichtsvierteljahr mit 576(627) nicht unweſentlich niedriger als im Vorjahr, was vor allem auf die ſtark verminderte Säuglingsſterblichkeit zurückzuführen iſt. N l Ein anderer Sachverhalt. Die Verletzungen, die Ober⸗ ſtadtbaudirektor Elſäſſer und ſeine Gemahlin bei einem Mo⸗ torradunfall in Oberbayern erlitten haben, ſind nur leichter Natur. Auch Frau Elſäſſer konnte das Krankenhaus Miesbach bereits verlaſſen. 100 000⸗Mark⸗Gewinn gezogen. In der Samstag⸗ nachmittag⸗Ziehung der Preußiſch⸗Süddeutſchen Klaſſen⸗ lotterie wurde auf die Losnummer 55 991 in beiden Ab⸗ teilungen der 100 000-Mark⸗Gewinn gezogen. Das Los wurde in Achteln in Berlin und Pommern geſpielt. — Geſetz über Aenderung des Fleiſchſteuergeſetzes. Das badiſche Staatsminiſterium hat ein Geſetz über die Aenderung des Fleiſchſteuergeſetzes erlaſſen, in dem der Steuertarif eine Neueinteilung erfährt. ö Aepfel und Birnen! In den Obſtgärten herrſcht jetzt Hochbetrieb. Die Ernte der Aepfel und Birnen hat eingeſetzt. Jeden Tag werden ganze Körbe voll dieſer ſüßen Früchte von den Bäumen gepflückt. Teilweiſe iſt der Wind unſer wackerer Gehilfe, der mit einem kräftigen Stoß das ſchafft, was wir im mehr⸗ maligen Handflücken nicht erreichen. Der Städter macht ſich nur ſchwer eine Vorſtellung von der vielen Kleinarbeit, die jetzt im Obſtgarten zu verrichten iſt. Er geht in das Obſtgeſchäft oder an den Obſtwagen und kauft ſich je nach Geſchmack Salanderbirnen und Renetten, Borsdorfer oder Grafenſteiner, wenigſtens er hält ſie dafür, und läßt ſie ſich wohlſchmecken. Wahrheit aber iſt, daß wir in deutſchen Obſt⸗ gärten weit über vierzig verſchiedene Aepfelſorten und an die dreißig verſchiedene Birnenarten kennen. Sie alle zu unterſcheiden und auseinander zu halten iſt die Kunſt des Gärtners und Landmannes. Beſondere Pflege und i Behandlung muß das wertvolle Spalierobſt haben. ir kennen in Deutſchland Spalierobſt längſt nicht in dem Aus⸗ maße, wie zum Beiſpiel Amerika, in dem vorwiegend Spa⸗ lierobſt gezüchtet wird. Allerdings ſind hier die landwirt⸗ ſchaftlichen Vorausſetzungen andere als bei uns. Die Apfel⸗ und Birnenzeit bringt auch der Hausfrau eine Erleichterun ihrer Kaſſe und ihres Speiſezettels. Man kann einmal au den täglichen Wurſtbelag verzichten. Ein paar Birnen oder Aepfel und dazu ein paar Butterbrote munden ebenſo gut. Aepfel und Birnen mit Zucker eingekocht geben einen guten Brotaufſtrich. Ueberhaupt wird die kluge Hausfrau die augenblickliche Obſtzeit gerne wahrnehmen, um für den lan⸗ gen Winter Früchte einzuwecken. Das Verfahren iſt heute keineswegs mehr umſtändlich und ſchwierig, und jede Haus⸗ frau wird dieſe Arbeit im Handumdrehen bewältigen. Das gleiche gilt vom Einkochen der Marmelade. Man ſoll nicht die paar Pfund Zucker ſcheuen, die hier verbraucht werden. Im Winter, wenn es kein Friſchobſt gibt, macht ſich dieſe kleine Ausgabe zehnmal bezahlt. Schließlich muß noch daran erinnert werden, daß gerade dieſer Sommer ein gutes Obſt 15 Reife gebracht hat, daß wir allenthalben von einer 92505 epfel⸗ und Birnenernte hören, wie wir ſie in anderen Jahren nur ſelten zu verzeichnen haben! T.— Deutſche Leiſtung wirbt für die Heimat. f Im Juliheft einer ſehr angeſehenen amerikaniſchen Fachzeitſchrift, die äußerſt ſelten über Leiſtungen des Aus⸗ lands berichtet, iſt ein ausführlicher Artikel den Leiſtungen des deutſchen Luftſchiffbaus und Verkehrs gewidmet. In einem Rückblick wird darauf hingewie en, daß in Deutſchland ſchon 1910-1914 mit ſechs Luftſchiffen ein regelmäßiger Luftverkehr eingerichtet war. Es wurden damals ſchon 40 000 Paſſagiere auf insgeſamt 1600 Fahrten befördert, eine Leiſtung, die noch heute einzig in der Welt daſtehe. Die gute organiſatoriſche Durchbildung der Fabrikation, ſowie die hervorragende Schulung der Mitarbeiter des deutſchen Luftſchiffbaus habe es Deutſchland dann im Kriege möglich gemacht, etwa alle 6 Wochen ein neues Luftſchiff fertigſtellen. Das im Südamerikadienſt eingeſetzte Luftſchiff„Graf Zeppelin“ habe von ſeiner Indienſtſetzung 1928 bis Ende 1932 allein 290 Fahrten, darunter 33 Ozeanüberquerungen 330 000 Meilen habe es in 5370 Stunden zurückgelegt, 17 000 Paſſagiere, 35 000 Pfund Poſt, darunter eine halbe Million Briefe und 80 000 Pfund Luftfracht ohne jeden Unfall befördert. Seine fahrplanmäßigen Zeiten habe es nicht nur eingehalten, ſondern die Ueberfahrten nach Süd⸗ amerika oft in kürzerer als vorgeſehener Zeit abſolviert. Bei der bekannten Rekordfahrt ſei es von Friedrichshafen nach Pernambuco in 62 Stunden geflogen. Das neue Rieſenluftſchiff, das beſtimmt ſei, mit dem „Graf Zeppelin“ zuſammen einen 8 tägigen Südamerika⸗ Verkehr zwiſchen Barzelona und Rio de Janeiro zu er⸗ möglichen, wird ausführlich beſchrieben, ſeine mächtigen, die Feuerſicherheit erhöhenden Dieſelmotoren, die Bequem⸗ lichkeiten für die Paſſagiere, die fließendes kaltes und warmes Waſſer in ihrer Kabine haben, die zwei Ausſichts⸗ promenadedecks, die Gemeinſchaftsräume einſchliaßlich dem großen Rauchſalon, die die Reiſenden jetzt zur Verfügung haben werden. — Erweiterte Zinsverbilligungen für Meliorationen. Der Reichsfinanzminiſter hat ſich auf Antrag des Reichs⸗ ernährungsminiſters damit einverſtanden erklärt, daß die verſtärkte Zinsverbilligung des Reichs für Bodenverbeſſe⸗ rungs⸗Darlehen auf die Proving Hannover. das Land Olden⸗ burg und die Notſtandsgebiete Bayerns und Thüringens ausgedehnt wird. Die verſtärkte Zinsverbilligung kann je nach Lage des einzelnen Falles für zwei Jahre im Höchſt⸗ falle bis auf zwei Prozent einſchließlich des Verwaltungs⸗ koſtenbeitrages gewährt werden. Sie kommt für alle Melio⸗ rationsdarlehen, die ſeit der Währungsſtabiliſierung gegeben worden ſind, in Frage, jedoch mit Ausnahme der durch das Papen⸗Geſetz finanzierten Meliorationen. Förderung des Grünkernabſatzes Zur Sicherung des Abſatzes des diesjährigen Grün⸗ kerns hat die badiſche Regierung durch die Bauernkammer beſondere Maßnahmen erlaſſen. Die weſentlichen Punkte ſind: 1. Freiwillige Kontingentierung des Anbaues, 2. Ausſchal⸗ tung der 5 Händlermonopole und Uebertragung des Verkaufs an ſtaatlich autoriſierte Stellen, 3. Feſtſtellung von Qualitätsklaſſen und Bewertung dieſer Klaſſen durch eine Bewertungskommiſſion, 4. Fixierung des Preiſes in Wert⸗ klaſſen für je 100 Kilogramm. Dies waren die Maßnahmen für den Erzeuger. Parallel mit dieſen Maßnahmen läuft zur Förderung des Abſatzes ein Erlaß der Regierung, nach dem Polizei und Pflegeanſtalten, Krankenhäuſer, Volksküchen, der Frei⸗ willige Arbeitsdienſt, Gefängniſſe und Landesbeſſerungsan⸗ ſtalten wöchentlich einmal eine Grünkernſpeiſe verzehren müſ⸗ ſen. Auch an die deutſche Hausfrau richtet ſich der Appell, in ihrem Haushalt den Grünkern zu verwenden. In dieſem Jahr iſt der Grünkern ausnahmslos ſchön gewachſen. Die Ernte iſt reſtlos gut eingebracht. Auch die 755 der nun zum Verkauf ſtehenden zirka 60 000 Zentner befriedigt. Die Militär dienſtbeſcheinigung Die durch die neuen Geſetze für die Regelung des Be⸗ amtenverhältniſſes notwendig gewordene Beſcheinigung über die Kriegsdienſtleiſtung hat einen gewaltigen Anſturm auf das Zentralnachweisamt für Kriegsverluſte in Spandau her⸗ vorgerufen. Schon bis zum April d. J. haben ſich fortlau⸗ fend Geſuche eingefunden, um zu privaten Zwecken, in Ver⸗ ſorgungsangelegenheiten oder in Rentenverfahren Beſtäti⸗ gungen für die Kriegsdienſtleiſtungen zu erhalten. Schließ⸗ lich waren ja 14 Millionen Deutſche zu den Waffen einge⸗ zogen, faſt 2 Millionen ſind gefallen, von denen ein großer Teil unterſtützungsberechtigte Angehörige hinterließ, weitere 2 Millionen ſind im Laufe der Zeit geſtorben, aber 10 Mil⸗ lionen faſt haben noch ein Intereſſe daran, ſich die Dienſte, die ſie ihrem Vaterlande während des Krieges geleiſtet 17 beſtätigen zu laſſen. Schon in den erſten Monaten dieſes Jahres wuchs die Zahl der Geſuche auf 8000 bis 10000 im Monat an. Nach der Uebernahme der Macht durch die nationale Regierung belebte ſich das Intereſſe ganz ungeheuer; eine ganze Reihe von Anwärtern für die natio⸗ nalen Verbände empfanden den Wunſch, ſich als Frontſol⸗ daten für den Eintritt in Stahlhelm, SA. oder SS. legiti⸗ mieren zu können und eine Beſcheinigung darüber zu er⸗ langen. Als nun auch die Bedeutung der Kriegsdienſtlei⸗ ſtungen für die Beamteneigenſchaft betont wurde, mehrten ſich die Geſuche ſo überraſchend, daß ſchon im Mai 20 000, im Juni über 30 000 und im Juli über 45 000 Geſuche be⸗ arbeitet werden mußten. Unter dieſer Sturmflut ſah ſich das Nachweisamt genötigt, die Beſtätigung zu vereinfachen. Durch Miniſterialerlaß vom 7. Juli wurde als ausreichende Beſtätigung erklärt, wenn die Teilnahme an einer Kriegs⸗ handlung nachgewieſen wurde. Nach den bisher vorliegenden Anmeldungen rechnet das Zentralnachweiſeamt für den Mo⸗ nat Auguſt mit einem Andrang von 60 000 bis 70 000 Ge⸗ ſuchen, denn am 1. September läuft die Friſt der Einreichung von Beſtätigungen ab. Bei dieſer ungeheuren Arbeitsüber⸗ laſtung muß damit gerechnet werden, daß die Erledigung des einzelnen Geſuches mindeſtens 6 Wochen dauert. Das Nachweiſeamt ſchickt infolgedeſſen jedem Geſuchſteller, der Ausſicht auf die Erteilung der Beſtätigung hat, einen Zwi⸗ ſchenbeſcheid, den er bis zum endgültigen Eingang der Ori⸗ ginalbeſtätigung verwenden kann. i. Drei Verkaufsſonntage vor Weihnachten Durch Erlaß des preußiſchen Miniſters für Wirtſchaft 200 Arbeit iſt die Freigabe der Ausnahme⸗Sonntage vor eihnachten für dieſes Jahr geregelt worden. Entſprechend der bereits im Vorjahr geplanten, aber nicht zuſtande ge⸗ kommenen reichsrechtlichen Regelung werden die Sonntage zwiſchen dem 8. und 24. Dezember zum Verkauf freigegeben. Die Einzelhandelsgeſchäfte dürfen daher in dieſem Jahre an drei Sonntagen vor Weihnachten, nämlich am 10., 17. und 24. Dezember geöffnet ſein. Da in dieſem Jahr der Sil⸗ veſtertag auf einen Sonntag fällt, iſt von einem Teil des Einzelhandels der Wunſch geäußert worden, eine Möglich⸗ keit zu ſchaffen, durch Austauſch gegen einen der drei Aus⸗ nahmeſonntage den Verkauf am Silveſterſonntag zu ge⸗ ſtatten. Es handelt ſich hier in erſter Linie um den Lebens⸗ mittel⸗, Genußmittel⸗, Tabakwaren⸗, Wein⸗ und Spirituoſen⸗, Schreibwaren⸗ und Drogenhandel. Der preußiſche Miniſter für Wirtſchaft und Arbeit hat geſtattet, daß auf beſonderen Antrag für einzelne Geſchäftszweige an Stelle eines der Sonntage vor Weihnachten der 31. Dezember für den Ver⸗ kauf freigegeben wird. Der Austauſch ſoll nach örtlichen Geſichtspunkten geregelt werden. Er kommt nur für ganze Branchen, nicht für einzelne Geſchäfte in Frage. Ebenſo hat es der Miniſter für zuläſſig erklärt, in Gegenden, in denen der Sonntag vor Nikolaus beſondere Bedeutung beſitzt, auf Antrag einen Austauſch eines der drei Sonntage vor Weih⸗ nachten gegen den Sonntag vor Nikolaus vorzunehmen. Zeitſchriften und Bücher. 10 Jahre deutſcher Rundfunk. Zur Eröffnung der 10. Deutſchen Funk⸗Ausſtellung in Berlin bringt die„Junk⸗ Illuſtrierte in Stuttgart verschiedene intereſſante Hinweiſe, wobei nicht zu vergeſſen iſt, daß gerade dieſe illuſtrierte Funk⸗Zeitung für die Nöte und Wünſche des Rundfunk ſchon acht Jahre ſtets in wirkſamer Weiſe eingetreten iſt. Es iſt ein unbeſtrittenes Verdienſt der„Funk⸗IFͤlluſtrierten“ in Stuttgart, wenn vieles beim Rundfunk beſſer geworden iſt. Die„Funk⸗Illuſtrierte“ bietet dem Leſer immer Neues und Intereſſantes und enthält das vollſtändige offizielle Programm des Stuttgart⸗(Mühlackler⸗ Freiburger Senders. Monatlich koſtet die„Funk⸗Illuſtrierte nur 80 Pfg. Probe⸗ nummern dieſer bodenſtändigen Rundfunk⸗Zeitung verſendet der Verlag Wilhelm Herget, Stuttgart⸗W, Reinsburg⸗ ſtraße 14, jederzeit gern. Neues aus aller Welt Mokorjacht in Flammen. Die Motorjacht des fran⸗ zöſiſchen Unterſtaatsſekretärs Patenotre geriet 150 Meter vor der der franzöſiſchen Mittelmeerküſte vorgelagerten Inſel St. Honorat plötzlich in Brand. Da ſich das Feuer nicht löſchen ließ, mußten Patenotre, ſeine Gattin und vierzehn Gäſte ins Meer ſpringen; es gelang ihnen, ſchwimmend die Inſel St. Honorat zu erreichen. Die Jacht wurde durch eine Brennſtoffexploſion zerſtört. N Tödlicher Abſturz eines Segelfliegers. Der 24jährige Segelflieger Joſeph Engl iſt nachts während eines Fluges mit einem von ihm ſelbſt erbauten Apparat in der Nähe von Salzburg durch Abſturz tödlich verunglückt Engl war nach⸗ mittags auf dem 1286 Meter hohen Gaisberg-Plateau ge⸗ ſtartet, ohne Mitteilung davon zu machen, daß er den Dauerflugrekord brechen wollte. Man glaubt, daß Engl entweder eingeſchlafen iſt oder von einem Unwohlſein be⸗ fallen wurde. ——ͤ— In Weſtfalen wurden geſtern 40 Kommuniſten feſt⸗ genommen und in Dortmund eine neue kommuniſtiſche Kampfgruppe in der ſogenannten Ruſſenbude aufgedeckt. In Nürnberg wurde geſtern am Marienberg der neue Flughafen feierlich eingeweiht. Bei der Weihe des Horſt Weſſel⸗Denkmals in der ober⸗ ſchleſiſchen Stadt Hindenburg war die Mutter Horſt Weſſels anweſend. * In Wilhelmsdorf(Weſtfalen) wurde ein Kommuniſt verhaftet, der unter dem dringenden Verdacht ſteht, vor 4 Jahren einen SA.⸗Mann ermordet zu haben. 7 g Zu judenfeindlichen Kundgebungen kam es geſtern in dem franzöſiſchen Badeort Bergplage am Aermelkanal. Die Polizei mußte einſchreiten. * Ueber 100 Paraden und Aufmärſche der Blauhemden fanden geſtern in Irland ſtatt. Die Regierung beabſichtigt Uniformverbot der Blauhemden. Kommuniſtiſche Kevolverhelden apgeurteilt. Wegen Landfriedensbruchs hatten ſich vor dem Schöffengericht in Düſſeldorf zwölf Kommuniſten zu verantworten. Die Ange⸗ klagten hatten in einer kommuniſtiſchen Siedlung in Mün⸗ chen⸗Gladbach zu Anfang des Jahres bei Schießereien mit⸗ gewirkt, denen ein SA.⸗Mann zum Opfer gefallen war. Die Beweisaufnahme ergab die Schuld der Kommuniſten Ober⸗ welland und Grevenrath, die je vier Jahre Zuchthaus und fünf Jahre Ehrverluſt erhielten. Der Angeklagte Lenarz er⸗ hielt als Rädelsführer ſechs Jahre Zuchthaus und fünf Jahre Ehrverluſt. Vier weitere Angeklagte erhielten Gefängnis⸗ ſtrafen bis zu 17% Jahren. Dampfwalze abgeſtürzt. Auf einer Landſtraße bei Sie⸗ gen ſtürzte eine mehrere hundert Zentner ſchwere Dampf⸗ walze mit Kohlen⸗ und Wohnwagen, ſich überſchlagend, einen ziemlich hohen Abhang hinunter. Glücklicherweiſe kam der Heizer nur mit einem Beckenbruch davon, und dank ſei⸗ ner Geiſtesgegenwart konnte das Feuer der Maſchine ge⸗ löſcht werden. i Hitler ⸗ZJugend fährt nach Ungarn. Unſer Bild zeigt die Abreiſe der 80 Berliner Hitler⸗Jungen zu einer zehntägigen Fahrt nach Ungarn. Die Einladung geht von der ungariſchen Regierung aus. Wilhelm Poeck Der Schriftſteller der Waſſerkante. 9 Aus Penha de Itapocuroy im braſiliſchen Staate Santa Catharina kommt die Nachricht, daß der hamburgiſche Schriftſteller Wilhelm Poeck am 7. Juli d. J. in einem Blumenauer Hoſpital nach ſechstägigem Krankenlager an einem Herzſchlag geſtorben iſt. Mit Poeck, der ein Alter von etwa 66 Jahren erreicht haben dürfte, iſt ein ſehr fruchtbarer und begabter Schrift⸗ ſteller dahingegangen, der ein Lebenswerk von mindeſtens drei Dutzend Romanen hinterläßt, Vers⸗ und dramatiſche Produktionen ungerechnet. Er begann, damals noch höherer Zollbeamter in Hamburg, ſeine ſchriftſtelleriſche Laufbahn mit einer kleinen einfachen Erzählung„Islandzauber“, ſchrieb bald darauf einen vielgelobten Bauernroman in platt⸗ deutſcher Sprache(In de Ellernbucht), wandte ſich dann aber wieder der hochdeutſchen Sprache zu, weil er einen brei⸗ teren Wirkungskreis haben wollte. Seine Stoffe nahm er trotz⸗ dem faſt immer aus der heimatlichen Landſchaft: aus den Marſchen und von der Geeſt, aus dem Hamburger Hafen, von der Seeküſte, von den Halligen; auch von den großen Ueberſeedampfern. Denn mit der Zeit war Poeck weit in der Welt herumgekommen. In der Hamburg⸗Amerika⸗Linie fand er als Waſſerkanten⸗Schriftſteller eine freundliche För⸗ derin. Auf ihren Schiffen fuhr er nach Island, ſpäter nach Weſtindien und noch am Rande ſeines Lebens nach Braſi⸗ lien. Eine Beſonderheit des Poeckſchen Erzählertalents war ſein Sinn für Komik; eine ganze Reihe ſeiner Bücher, darun⸗ ter nicht nur leichte Ware, verfaßte der Schalk in ihm. Vor dem Kriege gehörte Poeck eine Zeitlang zu den meiſtgeleſe⸗ nen Schriftſtellern Deutſchlands; durch die politiſchen Ver⸗ hältniſſe nach dem Kriege geriet er dann mehr und mehr in Vergeſſenheit, zugleich durch die Inflation, die ſeine Erſpar⸗ niſſe aufzehrte, in geldliche Bedrängnis. Um ihm aufzu⸗ helfen, rieten ihm ſeine Freunde 1928 zu einer Studienreise nach Braſilien; freudig ging er darauf ein und fuhr mit dem Hapagdampfer„General Mitre“ hinaus, begleitet wie immer von ſeiner Gattin, die ihm ſo bis zuletzt die treue Gehilfin ſeines reichbewegten Lebens und ſeiner Arbeit geblieben iſt. Drüben ſchrieb Poeck mehrere Braſilromane, die bisher un⸗ gedruckt blieben, und auch neue niederdeutſche Romane, denen es trotz ihrer Reife und heimatlichen Echtheit kaum viel beſſer erging. Mit beſonderem Stolz hing er an ſeinen Märchen, mit denen er niederdeutſche Spruchweisheit auf eine überaus drollige Weiſe zu verſinnbildlichen wünſchte. Er illuſtrierte ſeine Bücher in den letzten Lebensjahren auch ſelbſt, vielleicht daß ſich auf dieſe Art etwas von den ſtarken Farbenein⸗ drücken des braſiliſchen Himmels in ihm erlöſen wollte. Der Tod hat dem unermüdlichen und trotz ſeiner Schick⸗ ſalsnöte immer geiſtbereiten, immer heiteren Manne die Feder in einem Zeitpunkt aus der Hand genommen, der ſei⸗ ner Rückkehr nach Deutſchland und ſeiner Wiederent⸗ deckung günſtig zu ſein ſchien. Denn Poecks Muſe iſt näm⸗ lich, mehr geiſtig als gefühlsbeſtimmt, allen heimatlichen Kul⸗ turfragen weit aufgeſchloſſen, überdies, wie wir ſchon ſag⸗ ten, von einer Schalkhaftigkeit, die ihn eine Reihe ſehr amũ⸗ ſant beobachteter Originale ſchaffen ließ. Das Beſte ſeiner Hinterlaſſenſchaft aber ſind vielleicht ſeine Märchen; ſie ver⸗ dienten, ihn lange zu überleben oder, wie man leider ſagen muß, nach ſeinem Ableben endlich mit dem Leben beginnen zu dürfen. Beerdigt iſt Wilhelm Poeck auf dem ſchönſten Platz des evangeliſchen Friedhofes im braſtliſchen Blumenau. Die Blumenauer Herren, ſchreibt ſeine Witwe, haben ſich ſehr bemüht, ihm ſoviel Ehre als möglich anzutun. Eine Spargel⸗Anekdote! Der franzöſiſche Schriftſteller Fontenelle und ſein Freund, der Kardinal Dubois, waren bekannt als große Spargelliebhaber. Während der erſtere ſie in Eſſig und in Oel am beſten fand, behauptete der andere, in milder Sauce ſeien ſie weit bekömmlicher und ſchmackhafter. i Eines Tages lud Fontenelle den Kardinal zum Früh⸗ ſtück ein, und um deſſen Geſchmack gerecht zu werden, ordnete er an, daß die zu gebenden Spargel zur Hälfte in Eſſig und zur anderen Hälfte in Sauce auf die Tafel gebracht werden ſollten. f Der Tiſch war ſchon gedeckt, als ein Bote erſchien und meldete, der Kardinal ſei plötzlich durch einen Herzſchlag ver⸗ ſchieden. „Ja, iſt Seine Eminenz auch wirklich tot?“ fragte Fon⸗ tenelle. Und als man ihm die Trauerbotſchaft wiederholt beſtätigt hatte, ſtürzte er mit Windeseile zur Küche und rief dem Koch ſchon von weitem zu:„Alle Spargel in Eſſig und Oel!“. Sinnſpruch. Wer gegen ſich ſelbſt und andere wahr iſt und bleibt, beſitzt die ſchönſte Eigenſchaft der größten Talente. Goethe. — Einmachtöpfe kaufen Sie bei Karl Herdt, Baumaterialienhandlung 7 0 Achtung Friſch eingetroffen: Feinſt e SBismarck⸗Heringe Stück 10 Pfa. Breiſacherſtraße 2. nun auch in Seckenheim(kompl.& 6.50) ff. Rollmöpſe 0 0 Stück 13 Pfg. 8 Der große Luis Trenker- Film: Bayriſcher Ochſenmaulſalat im Damen- und Herren-Salon ji Litervoſe 80 Pfg. J. Günther, Hauptstraße 110. 0 . Derge in Fammen. gummi Stempel Doſe 35 Pfg. Röſtheringe heute Montag Hbend 850 Uhr 8 nochmals im palast-rheater. Kleine Preise. f Zu haben bei: Georg Röser. liefert in jeder Größe Hoſe 55 Pfg. Druckerei des FNeckaur- Bote“. 0 elf ard nen T berruche Locken eee e e 75 erzeugt Lockenwasser Jaftob Hürth mein. 85 8 MA“— tötet Fliegen ine ge. und Schnaken. e, Dns Rechnungen in ſauberer Ausführung Erhältlich bei liefert Drogerie W. Höllsün.] Neckar bote⸗Oruckerei 8 A ‚‚P—ßñ Lr.,