2. Blatt zu M. 213 Eine Stätte des Entſetzens In dem ſchwer heimgeſuchten Oeſchelbronn. — Oeſchelbronn, 12. September. Ungeheuer ſind die Verheerungen durch die Brandkata⸗ ſtrophe. Erſchüttert ſteht man vor der Stätte des Ent⸗ 3 ſetzens. Seit Jahrzehnten hat man eine derartige Kata⸗ ſtrophe wie dieſe weit und breit nicht erlebt. Faſſungslos ſtehen die Betroffenen vor dem Nichts. Ein Bild des Jam⸗ mers und Elends. Da öffnet ſich der edlen Tugend barm⸗ herziger Nächſtenliebe ein weites Feld. In dieſem Zuſam⸗ menhang verdient das Entgegenkommen der Nachbarge⸗ meinden, die, wenn notwendig, bereitwillig Lebens⸗ und Futtermittel zur Verfügung ſtellen wollen, höchſte Aner⸗ kennung. Beſonderer Dank gebührt vor allem den SA., SS., Stahlhelmern und Mitgliedern des Freiwilligen Ar⸗ beitsdienſtes und nicht zuletzt der Pforzheimer Polizei. An der Brandſtälte waren insgeſamt 10 Jeuerwehren mit rund 1500 Mann läkig. Sie waren jedoch zur Ohn⸗ macht verurteilt, als gegen 15 Uhr ſo gut wie kein Waſſer mehr vorhanden war, und das wülende Element in der Trockenheit und in dem ſtarken Oſtwind gute Skützen halte. Der Verſuch, mitlels einer faſt 5 Kilomeler langen Schlauchleitung das Waſſer der Enz heraufzubringen, mußte infolge des Höhenunterſchiedes zwiſchen Niefern und Oeſchelbronn(über 120 Meter) ſcheitern. So konnte es kommen, daß ſich der Brand durch die ganzen Häuſer rei hen längs des Tales und an den ſüdlichen Hängen durch⸗ freſſen konnte. 5 Unter den 203 zerſtörten Gebäuden befinden ſich 85 Wohnhäuſer. Feuerwehr, Polizei, die NS.⸗Formationen uſw. vollbrachten übermenſchliche Leiſtungen. Die Löſch⸗ mannſchaften ſtanden zunächſt von 11 Uhr vormittags bis gegen 8 Uhr abends ununterbrochen im Kampfe mit dem Feuer, dann wurde die Bekämpfung des Feuers neu ge⸗ regelt. i 9 Vieh iſt jetzt in den Scheunen und Ställen des Orts untergebracht. Rührend war die gegenſeitige Hilfelei⸗ ſtung der Einwohner. 1 Der nördliche Ortsteil mit Kirche, Rathaus und Schul⸗ 7 1 ö haus blieb völlig verſchont. Auch dieſe Gebäude waren an⸗ . gefüllt von den Habſeligkeiten der Brandgeſchädigten. Die * Ernte iſt mit nur wenig Ausnahmen verſichert. Der Ernteſchaden wird auf etwa eine halbe Million Mark geſchätzt. Die Verſicherungsgeſellſchaften haben ſich bereit erklärt, mit größeren Summen vorſchußweiſe helfend ein⸗ zugreifen. Die Aufräumungsarbeiten werden wohl meh⸗ rere Wochen in Anſpruch nehmen und von Polizeimann⸗ ſchaften und einigen Kompagnien Arbeitsdienſtes durchge⸗ führt werden. Keine Gefahr mehr in Oeſchelbronn. Oeſchelbronn. Die Pioniere ſind Dienstag wieder ab⸗ gerückt, nachdem ſie im Laufe des Vormittags noch 16 Sprengungen vorgenommen hatten. Es iſt keine Gefahr mehr vorhanden. Das Publikum durfte auch in den Ort, um aus einiger Entfernung die Brandſtelle in Augenſchein nehmen zu können. Um 4 Uhr mußten die Leute von aus⸗ wärts den Ort wieder räumen. Der Freiwillige Arbeits⸗ dienſt iſt immer noch dabei, die glimmenden Trümmerteile abzulöſchen und Mauerreſte umzulegen. 7 Doch fahrläſſige Brandſtiftung? Die Arſache des Brandes konnte durch die Geheime Staatspolizei noch nicht aufgeklärt werden. Es beſteht nach wie vor die Vermutung der fahrläſſigen Brandſtiftung. Der Stiefſohn der Witwe Breitenſtein hat zugegeben, daß er in der Scheune Pfeife geraucht hat. Mit der verhafteten Mutter hat er noch am Vortage Getreide gedroſchen. 5— 2200000 ĩðV 0—3 Aegypliſche Reiſebilder Von Dr. Heinz Klamroth. In der Sammlung„Fremdland— Fremd⸗ volk“(Verlag Herder u. Co., Freiburg i. Br) ſchildert Dr. Heinz Klamroth anſchaulich „Aegypten, das uralte Kultur⸗ und moderne Reiſeland“. 1 5 Wer von Europa kommt, kann von Port Said aus f ägyptiſchen Voden betreten, wenn auch erſt ſeit etwa zwei 6 Menſchenaltern. Dieſer Ort hat vorläufig noch keine Ge⸗ 9 ſchichte, und es ſieht nicht aus, als ob er bald eine bekom⸗ men würde; trotz der wirtſchaftlichen Entwicklung, die ihn innerhalb von ſechzig Jahren aus einem Nichts zu einer Stadt von mehr als 100 000 Einwohnern gemacht hat. Handelsbilanz iſt noch keine Geſchichte. Auf Port Saids Bo⸗ den gibt es keine kulturelle Tradition, reſpektiert wird hier nur, wer Geld hat, a. Manche Leute wollen trotz der ſtürmiſchen Begrüßung ſchon in Fort Said den Suezkanal geſehen haben. Das iſt unwahrſcheinlich; man hat dort nötigere Dinge zu tun als Sehenswürdigkeiten in Augenſchein zu nehmen. Es 8 kommt auch nicht darauf an, denn der Kanal begleitet die 5 Bahnfahrt nach Kairo über ein Drittel des Weges. Und 1 offen geſtanden iſt auch nicht viel an ihm zu ſehen: ein 1 durchſchnittlich hundert Meter breiter, beſcheidener Waſſer⸗ 5 graben, der wie mit dem Lineal gezogen an flachen Bö⸗ ſchungen zwiſchen einförmigen Sandhügeln ſich entlang 1 ſtreckt. Einige Abwechſlung bringen die zerlumpten brau⸗ „ nen Kinder, die„Backſchiſch“ gellend am Ufer neben dem 5 weiterziehenden Dampfer herlaufen. Vielleicht fühlen ſie ſich als trinkgeldberechtigte Wächter der koſtharen Ufer⸗ böſchungen, deretwegen die Schiffe nicht ſchneller als zehn Kilometer in der Stunde fahren dürfen Die Bedeutung 0 des Kanals ſteckt im Wirtſchaftlichen, nicht im Landſchaft⸗ 5 lichen. Er hat Port Said geſchaffen und raſch zu einem bedeutenden Handelsplatz gemacht; er kürzt den Seeweg nach Indien beinahe um die Hälfte ab; er führt jetzt mit 5 rund 5000 Schiffen jährlich den Weltverkehr an Aegypten N vorbei, das ſeinerzeit dafür 50 Prozent der Baukoſten ge⸗ . tragen hat! Ferdinand von Leſſeps, der Erbauer des Ka⸗ 7 nals und alſo gewiſſermaßen auch der Vater der Stadt ö Port Said, ſteht in impoſanter Bronze auf der weſtlichen Hafenmole. Er hat alle Urſache, ſich ſeiner Kinder zu freuen— der Stadt und des Kanals—, an deren blühen⸗ dem Wachstum die Völker aller Länder teilnehmen. Die deutſche Flagge, die vor dem Weltkrieg hinter England an zweiter Stelle folgte, nimmt jetzt bereits wieder den dritten jahn ein unter den Nationen, welche den Suezkanal durch⸗ ahren. i RNaſche Hilfe tut not Aufruf des Miniſterpräſidenken Köhler. Karlsruhe, 12. September. Wie die Preſſeſtelle beim Staatsminiſterium mitteilt, hat der badiſche Miniſterpräſident Walter Köhler folgenden Aufruf erlaſſen: Die Gemeinde Oeſchelbronn wurde von einer furchk⸗ baren Brandkataſtrophe heimgeſucht. Jaſt die Hälfte des Ortes mit über 200 Gebäuden wurde in Schutk und Aſche gelegt, über 500 Einwohner ſind obdachlos! Wenn auch ein Teil der Jahrniſſe gerettet werden konnke, ſo iſt doch die ganze Ernte der Betroffenen vernichklel. Am der drin⸗ gendſten Not abzuhelfen, iſt raſcheſte Hilfe nötig! Reichs ⸗ ſtatthalter und Landesregierung haben ſofork erhebliche Geldbeträge zur Verfügung geſtellt, eine Geldſammlung in der Allgemeinheit iſt von dem Herrn Keichsſtakthalter bereits eingeleitet. Die Behörden werden im übrigen alles daran ſetzen, der Nok des Ortes zu becognen. Die hierwe⸗ gen erforderlichen Maßnahmen ſind im Gange. Darüber hinaus aber iſt eine alsbaldige ausreichende Hilfe durch Spende von Lebensmitteln, Futtermitteln, Kleidungsſtük⸗ ken und ſonſtigem Sachbedarf jeder Ark notwendig. Die badiſche Regierung biktet daher dringend. Spenden dieſer Ark raſcheſtens und unmittelbar an das Bürgermeiſteramt Oeſchelbronn zu übermitteln. Geldſpenden erſucht ſie mit dem Vermerk„Brandkakaſtrophe Oeſchelbronn“ an die Skädtiſche Sparkaſſe in Karlsruhe, Poftſcheckkonko 16 805, zu üherweiſen. Alle Hände regen ſich, um den ſchwer Geſchädigten Hilfe zu leisten. Ueberall wird eine Sammeltätigkeit durch⸗ geführt. Die Pfälziſchen Mühlenwerke Mannheim haben 60000 K. amm Mehl geſtiftet. Der württemheraiſche Ge⸗ meindetag hat 3000 Mark geſtiftet, der„Führer“⸗Verlag Karlsruhe 1000 Mark, der Landesverband Baden des Kyff⸗ häuſerbundes hat ebenfalls 1000 Mark zur Linderung der erſten Not zur Verfügung geſtellt. Die Verſicherungsgeſell⸗ ſchaften wollen den Geſchädigten umgehend 20000 bis 40000 Mark Vorſchuß leiſten. Dieſer Betrag ſoll in erſter Linie zum Wiederaufbau der abgebrannten Gebäude dienen. Reichsſtatthalter R. Wagner beſichtigte die Brandſtätte mit Miniſterpräſident Köhler und Innenminiſter Pflaumer. Der Reichsſtatthalter ſagte Hilfsmaßnahmen zu und ſtellte eine Hilfsaktion der NSDAP ein Ausſicht. 5 ö * Beileid der würktembergiſchen Regierung Skuklgart. Miniſterpräſident Mergenthaler hat an den badiſchen Miniſterpräſidenten Köhler folgendes Telegramm gerichtet:„Der badiſchen Regierung ſpreche im namens der württembergiſchen Regierung das herzlichſte Beileid aus zu dem ſchweren Brandunglück, das die badiſche Gemeinde Oeſchelbronn heimgeſucht hat. Als Ausdruck nachbarlicher Verbundenheit und zur erſten Hilfe für die obdachlos ge⸗ wordenen Familien hat die württembergiſche Regierung 3000 Mark zur Verfügung geſtellt.“ ö Der Führer des Württembergiſchen Gemeindetages, Oberbürgermeiſter Strölin, hat an den Badiſchen Ge⸗ meindetag ein Beileids⸗Telegramm gerichtet. Noch ein Schadenfeuer ö Skockach. Von einem ſcheveren Schadenfeuer wurde die benachbarte Gemeinde Eigeltingen heimgeſucht. Das den Landwirten Adolf Bächner und Johann Martin ge⸗ der. Nur das lebende Inventar konnte gerettet werden. Der Schaden iſt ſehr groß. Die Landwirte ſind nur teil⸗ weiſe verſichert. J Alexandria und Port Said Einfallstore nach Aegypten für den europäiſchen Reiſenden. Durch beide ſollte gezogen ſein, wer die Farbenfülle erfaſ⸗ ſen will, die der Name„Aegypten“ umſchließt. Er ſpürt dann deutlicher die Strömung, die alles drängende Leben des modernen Aegypten nach der Hauptſtadt zieht, nach dem Mittelpunkt der geſamten arabiſchen Kulturwelt. Frei⸗ lich, dieſer Zug der Großſtadt erfüllt nur Unterägypten, deſſen Grenze dicht unterhalb Kairos verläuft; für das Wüſtenland Oberägypten exiſtiert er nicht. ö f Des Morgens iſt es erheblich ſchwierig, e ungeſtört der Wonne ägyptiſchen Nichtstuns hinzugeben. Mir wurde jedenfalls ſogleich am erſten Vormittag keine Zeit dazu ge⸗ laſſen. Kaum hatte ich den letzten Frühſtücksbiſſen im Mund, als ein Dutzend Eſeljungen, ihre Grautiese hinter ſih drein zerrend, das Tor ſtürmten, von dem aus ſie mich längſt ſcharf bewacht hatten. Sie machten mir ſchnell deutlich, was die Forderung des Tages von mir verlange. Unter wüſtem Toben verſuchte jeder gleichzeitig, eins mei⸗ ner Beine über ſeinen Vierfüßler zu ziehen, alle unter eindringlichſter Anpreiſung ihres„Bismarckeſels“. Sämtliche Eſel hießen ſo, denn daß ich ein Deutſcher ſei, hatten die Burſchen mir natürlich gleich angeſehen. Für einen Engländer heißen dieſelben Tiere„Kitchener“, für einen Franzoſen„Napoleon“ und ſo fort. Die ſtärkſte Verkehrsader Kairos iſt ebenſowenig auf ſteigende Durchgangsmöglichkeiten hin angelegt worden wie die Straßen vieler zu raſch wachſender Städte in benwerden einer modernen Weltſtadt in der großzügigſten Weiſe. Einen Bürgerſteig gibt es nicht, Fußgänger und Wagen genießen das gleiche Recht. Die Auslagen in den Läden ſind nicht immer im vornehmſten Geſchmack gehal⸗ ten; aber ſie ſind vielſeitig und farbenprächtig, wenn auch meiſt nur hinter einem ſcheibenloſen Schaufenſter, Die Türen ſind geheimnisvoll finſtere Einſchnitte in der Hauswand; künſtliche Peleuchtung im Innern gilt als Lurus— dafür iſt die Sonne da. Und ſie ſcheint wahr⸗ über die Buben, die mitten auf der Straße ein Staubbad nehmen, und der ed de eelten eines Erkers über die ausgeftellten Waren der Konditorei, an denen eine ange⸗ pflockte Ziege vom Nebenhaus her mit genießeriſcher Zunge herumprobiert. Mit der Muſki fängt das eigentliche, echte Kairo an, wo die Straßen eng und pflaſterlos werden und die Häuſer nicht mehr ſcheinen wollen, als ſie ſind. Häufchen von Küchenabfällen liegen hier auf den Straßen, gelbe Schalen von Bananen und rote von Mandarinen geben hübſche Farbflecke. An den Häuſern ſtehen kleine fen als Kamel⸗Dung zu erkennen aibt. der in dieſem holz⸗ 82(Ohne Gewähr.) 5 hörende Doppelwohnhaus brannte bis auf den Grund nie⸗ ſind die beiden Deutſchland; aber ſie bewältigt das Schieben und Geſcho⸗ haftig von oben herein in das enge Gewimmel, freut ſich traten, nicht vorenthalten werden konnte. Wohl nahmen Stapel ron Brennholz, das bei näherem Zutreten ſich of⸗ Ein Eiſenbahnjubilaͤum 90 Jahre Berlin— Stettiner Eiſenbahn. Die Berlin— Stettiner Eiſenbahn kann jetzt auf ihr 90jähriges Beſtehen zurückblicken. Nachdem bereits am 1. Auguſt 1842 und am 15. November des gleichen Jahres Teilſtrecken eröffnet wurden, konnte am 15. Auguſt 1843 der Betrieb auf der geſamten Strecke Berlin—Stettin aufgenom⸗ men werden. An der feierlichen Eröffnungsfahrt nahm Kö⸗ nig Friedrich Wilhelm IV. mit mehreren Prinzen teil, der beim Empfang durch den Oberpräſidenten v. Bonin und den Kommandeur des 2. Armeekorps, den ſpäteren Feld⸗ marſchall Wrangel, hervorhob, daß die Bahn von Berlin nach Stettin die erſte ſei, die das deutſche Binnenland mit dem Meere verbindet. Er wünſche, daß ihr bald 100 andere nachfolgen mögen, zur immer größeren Belebung und Er⸗ leichterung des Verkehrs im deutſchen Vaterlande. Der erſte Fahrplan der Strecke Berlin— Stettin ſah täg⸗ lich je zwei Perſonenzüge und je einen Güterzug in beiden Richtungen vor; auch mit den Güterzügen wurden damals Perſonen in Wagen 2. und 3. Klaſſe befördert. Gegenwär⸗ tig bedienen den Verkehr auf der Strecke planmäßig in bei⸗ den Richtungen zuſammen 55 Reiſezüge, u. a. je zwei D.⸗ und Eilzugpaare, und 34 Güterzüge, darunter zwölf Vieh⸗ und Eilgüterzüge und zwei„Leig“⸗-Paare. Der Strecken⸗ abſchnitt Berlin— Angermünde iſt noch erheblich ſtärker be⸗ laſtet, da in Angermünde die Linie über Prenzlau—Paſe⸗ walk Anklam— Greifswald nach Stralſund und über Rügen nach Schweden abzweigt. 25 Ein Aufruf an Vereine und Verbände. Der Reichsſportführer richtete an die Vereine und Verbande folgenden Aufruf:„ Hiermit mache ich allen mir unterſtehenven Vereinen und Verbänden zur Pflicht, ihre geßgellſchafelichen Veranſtaltungen im kommenden Win⸗ ter in ſo einfachem Raymen zu halten, wie das mit der Aufſaſſung der nationalſozialiſtiſchen Revolution in Einklang ſteht. Es liegt nicht in meinem Sinne, wenn einzeine Vereine mangelnde ſportliche Ausbildung durch geſellſchafrliche Erfolge auszugleichen ſuchen. Kein Mitglied ber unter nacionalſoziariſcher Führung ſtegenden deurſchen Sportgemeinde bacf Feſte veraaſtalten, deren Beſuch nicht lebem Nattionalſozrauiſten unbedentlich zugemutet werden rann. Außerdene mache ich auf folgendes aufmerkſam: Ich werde von den mir unterſtellten Vereinen und Verbänden mit Anträgen zur Uebernahme von Ehrenmitgliedſchaften, Plotektoraten und Schirmherrſchaften überhäuft. Als Führer und Betreuer des geſamten beutſchen Sports fühle ich mich ſo eng mit jeder einzelnen mir unrerſtehenoen Or⸗ ganiſation verbunden, daß ich Ehrungen dieſer Art für uberflüſſig halle. Ich bitte deshalb, in Zukunft von dies⸗ bezüglichen Anträgen an mich abzufehen. Handel und Wirtſchaſt Mannheimer Großviehmarkt vom 12. September.(Amt⸗ lich). Zufuhr und Preiſe: 204 Ochſen, 23 bis 32, 139 Bul⸗ len, 22 bis 29; 292 Kühe, 10 bis 25; 475 Färſen, 22 bis 33; 704 Kälber, 28 bis 45; 10 Schafe, 21 bis 27; 2635 Schweine, 43 bis 47, 69 Arbeitspferde, 300 bis 100, 85 Schlachtferde 30 bis 130; 12 Ziegen nicht notiert. Markt⸗ verlauf: Großvieh größerer Ueberſtand; Kälber mittel, ge⸗ räumt; Schweine mittel, kleiner Ueberſtand, Arbeits⸗ und Schlachtpferde mittel. armen Lande als Brennſtoff einen bedeutenden Sammel⸗ wert hat. Ueber allem ruht der Staub der Jahrzehnte, und Menſch und Tier watet einträchtig hindurch. aK ö Der Islam iſt ſeiner Einſeitigkeit, ſeiner ſchroffen, ganz und gar verſtändnisloſen Ablehnung jeder andern religiöſen Ueberzeugung, ein rechtes Kind der Wüſte, in der eine erbarmungsloſe Sonne keine Halbheit und Weich⸗ heit duldet. Sein Ausdehnungsgebiet iſt darum auch auf dem Orient beſchränkt geblieben, der ja zum größten Teil Wüſte und Steppe umfaßt. Zu dieſem Orient gehört auch das Land der Pharaonen. Aegypten iſt das große Sandmeer, durch das der Nil nur ein ſchmales, grünes Band hindurchzwängt, wo außer dem Delta und der Oaſe des Fayum kein Fruchtland von nen⸗ nenswerter Breite vorhanden iſt. Dieſe Landſchaft beſaß alle Vorbedingungen zur Aufnahme des Mohammedanis⸗ mus. Und das Volk in dieſem Lande? Es läßt ſich ſchwer ſagen, ob die neue Religion von den einfachen Fellachen⸗ bauern wirklich innerlich Beſitz ergriffen hat. Es iſt im Landvolk ohne Zweifel viel alter Heidenglaube lebendig geblieben, wenn er auch aus leicht verſtändlichen Gründen ſich verſteckt hält und nur noch bei ſeltenen Gelegenheiten ans Tageslicht kommt. Das geſchieht z. B. am großen Nilfeſt, wie es ſich aus der Pharaonenzeit bis jetzt erhalten hat. Es wird zu Ehren des Nil gefeiert, Mitte Juni, wenn das Steigen des Waſſers bemerkbar wird. In alter Zeit ſoll ein Mädchen, die ſogenannte„Nilbraut“, bei dieſer Feier lebendig verbrannt worden ſein. Ihre Aſche ſtreute man in den Strom, um ihn gnädig zu ſtimmen. Heute benützt man an Stelle der lebenden Perſon eine Strohpuppe. a ö Anfangs wurde es mit der Bekehrung zum Islam ſehr tolerant gehalten; die mohammedaniſchen Eroberer zwan⸗ gen niemand zum Uebertritt. Nicht etwa aus religiöſer Duldſamkeit, ſondern aus ſehr irdiſchen Motiven. Jeder Bekenner des Propheten nämlich war ſteuerfrei; eine Ver⸗ günſtigung, die natürlich auch denen, die zum Islam über⸗ viele der Unterworfenen den„rechten Glauben“ an, um Abgabefreiheit zu erlangen, doch zogen ſie auf die Dauer aus der Verleugnung ihres Chriſtenglaubens keinen Vor⸗ teil. Denn die neuen Herren kamen ſehr bald zu der Er⸗ kenntnis, daß die ſich mehrenden Uebertritte den Steuer⸗ ſäckel empfindlich ſchmälerten. Und es dauerte nicht lange, bis die unterjochten Völker von ihren neuen mohammeda⸗ niſchen Herren geradeſo ausgeſogen werden wie einſt 50 den alten byzantiniſchen. —— g uud liſisoeui die After blüht Nun blühſt du ſchon, du bunte, feine, Als wollteſt grüßen du noch eine Pracht, Die ſtill im letzten Sommerſcheine Hinüberträumt in lange Nacht. Und wie von dunkler Himmelsferne 8 Ein ſtilles Lichtlein tröſtlich ſtrahlt, Biſt, Aſter, du, ein Stern der Sterne, 5 Wenn Meiſter Herbſt ſein Welken malt. Ich ſah dich blühen, wollt dich pflücken, Von bunten Sternen einen Strauß, Wollt einen Menſchen ſtill beglücken— Doch tat ich's nicht... Dein Traum wär a aus Wohl brach ich oft die roten Nelken Und trug ſie heim im Sonnenglanz. Du, Aſter, ſtrahle überm Welken, Des Lebens Stern im Herbſteskranz! 0 g Erich Wappler. ——— Der Alte von Sankt Agate Skizze von Stephan Georgi. Mit jenem Uebermaß an wichtigtueriſchen Geräuschen, das die Eiſenbahnen der frühe⸗ ren neunziger Jahre noch beſaßen, fuhr der Zug in den Bahnhof von Fiorenzuolo⸗Arda ein, einer Station zwiſchen Parma und Pia⸗ cenza, inmitten des recht eintönigen lombar⸗ diſchen Flachlandes. „Signore Boito! Signore Boitol“ lief ein f als Kutſcher gekleideter lebhafter Burſche auf einen nervös um ſich blickenden Fahrgaſt zu, riß den Koffer an ſich und führte den Ange⸗ keommenen unter tauſend Freudenbeteuerun⸗ gen zum wartenden Wagen, vor den zwei prachtvolle e geſpannt waren. „Brav, Beppo; ſehr brav! Aber nun gleich: Was macht unſer Mneſtro? Hört man noch Muſik auf Sant' Agata? Oder nur noch Pferdegewieher und Ochſengebrüll?“ Beppo ließ die Pferde laufen. Der treue Diener ſeines Herrn zeigte bei der Frage des Beſuchers einen Geſichtsausdruck gepeinigter Begeiſterung.„Oh, 5 Boito, unſer taeſtro hat in ſeinem Leben ſo viel Muſik 8 daß er jetzt ein Recht auf Ruhe d 40 Endlich lief der Wagen durch die Pappel⸗ allee und erreichte den Herrſchaftsſitz dieſer blühenden Umgebung, ein Tuskulum, deſſen Gebäude und Park, von tiefem Graben und 0 dichtem Gebüſch umſäumt, den Blicken der Außenwelt entzogen war: Sant' Agata. Der Greis ſelbſt kam dem Gefährt ent⸗ gegen. Unter dem breiten, dunklen Hut quoll eine weiche graue Locke auf das Ohr her⸗ nieder. Grau auch der Bart, kernig⸗gütig der ruhige Blick der blauen Augen, und in den Mundwinkeln noch immer der unverſieg⸗ bare Spott. Der Alte reichte dem Ausſteigen⸗ den mit ungekünſtelter Herzlichkeit die Hand. „Arrigo Boito, der Kollege und Dichter! Sie kommen zur rechten Zeit. Im Stall gibt's ein Fohlen. Wollen Sie dabei ſein?“ Boito zog ein ſaures Geſicht.„Mgeſtro, das Geſchäft habe ich nicht erlernt. Laſſen Sie mich warten, bis alles vorüber iſt.“ Giuſeppina, die rührige, umſichtige Frau des Alten von Sant' Agata, geleitete den Gaſt ins Haus. Boito wartete dann allein in dem Raum, an den das Arbeitszimmer grenzte. Einem 9 ſtolzeſter Erinne⸗ rungen glich es mit ſeinen Reihen von Lor⸗ beerkränzen und koſtbaren Zueignungen. Die gelben Atlasmöbel in orientaliſchem Stil waren Geſchenke Ismael Paſchas für„Aida“, das ee aus Elfenbein und Dia⸗ manten hatte dem Maeſtro die Stadt Mai⸗ land überreicht; dort hing eine Theaterkarte zer. unglaublichen Preise von 2000 Lire. er ſilberne Kranz der„Othello“-Premiere, hier die Trophäen von„Troubadour“, von „Maskenball“ und„Rigoletto“, von„Er⸗ nani“ und dem unvergeßlichen„Nabucco“, der den erſten großen Ruhm gebracht hatte. Als es bereits leicht zu dunkeln begann, ſaßen die beiden Freunde bei einer Flaſche Bordeaux im Arbeitszimmer, in dem ruhm⸗ voll und unerſättlich der prächtige Erard⸗ . ſtand. Es fiel Boito ſchwer, den Mae⸗ tro auf ein Muſikthema zu bringen. Ein we⸗ nig von Roſſini und Donizetti wurde ge⸗ ſprochen, auch von Wagner, bei deſſen Na⸗ mensnennung der Alte jedesmal ernſt die Brauen Aan menzoh,„Dieſes Deutſchen 5 lebt und wird leben; mein Werk hat ge e 8— Mit tauſend ſprühenden Worten prote⸗ ſtierte Boito gegen dieſe Reſignation.„Wie? Und wenn nun einer käme, Ihnen ein neues Textbuch 1 5 ſi„Boitol Reitet Sie der Teufel? J achtzig Jahre alt und lebe von den 1 Ruhmestage.“ „Und wenn“ Der Alte winkte ab.„Hundert R bin inſen Aber auf Boito ſtieß den Rauch der Zigarre von ſich, zwinkerte mit den Augen und holte aus der Taſche ein umfangreiches Heft hervor, das er dem Maeſtro langſam mit dem Mit⸗ telfinger zuſchnippte. Auf dem Deckblatt war U legen; Falſtaff. Nach Shakeſpeare bear⸗ eitet von Arrigo Boito. Der Librettiſt trat zu dem Alten und ſchrieb über deſſen Schulter hinweg unter den Titel des Heftes: Komiſche Oper von Giuſeppe Verdi. a „Wahnſinn!“ brauſte der auf.„Nein, nein, Boito, ich habe aufgehört, Muſik zu machen.“ Aber der andere ließ nicht nach.„Es gibt bisher keine einzige komiſche Oper von Verdi. Und nun, Maeſtro, wird Ihnen die un⸗ wiederbringliche Möglichkeit geboten, die Welt mit einer unvermuteten, noch nicht da⸗ geweſenen Novität zu überraſchen. Es iſt: 8 Verdi blieb vor einem Bücherſchrank ſte⸗ hen, beſann ſich, öffnete eine Truhe, kramte in alten, vergilbten Papieren und brachte ein blaues Heft hervor, das er mit kurzer Bewegung auf den Tiſch warf. „Einen Tag lang Krnig. Komiſche Oper von Giuſeppe Verdi.“ Ein darinliegender Programmzettel der Scala kündigte die Premiere für den 4. September 1840 an. Boito vergaß den Mund zuzumachen. Verdi wanderte weiter.„Ich habe auch Ih⸗ nen gegenüber davon geſchwiegen. eute weiß niemand mehr etwas davon. Das iſt über fünfzig Jahre her. Ad notam: Es exi⸗ ſtiert bereits eine komiſche Oper von Verdi; eine höchſt bittere, unluſtige komiſche Oper. Boito, ich habe ſo manches im Leben über⸗ wunden; eine lumpige Jugend erſcheint mir jetzt abgeklärt; ich habe gelernt zu lachen, wenn ich daran denke, daß der neunzehnjäh⸗ rige Verdi wegen muſikaliſcher Unfähigkeit von der Leitung des Konſervatoriums abge⸗ wieſen wurde, ich bin auch ohne konſervato⸗ riſche Doktrinen der geworden, der ich bin; ich habe ſo vieles verwunden— nur dieſe komiſche Oper nicht.“ Verdi fuhr fort:„Merelli ſchickte mir da⸗ mals— in den Jahren meiner erſten Ehe— das Textbuch mit der dringenden Aufforde⸗ rung, die Oper, die bereits im Spielplan der Scala angekündigt war, unbedingt in kür⸗ zeſter Zeit zu vollenden. Das Buch von Ro⸗ mani war miſerabel. Dennoch; ich arbeitete. Da erkrankte mein Knabe. Starb. Ich ar⸗ beitete. Ein paar Tage ſpäter erkrankte meine Tochter. Starb. Ich arbeitete. Wochen ſpäter trug man meine Frau hinaus. Ich arbeitete.„Einen Tag lang König.“ Der Alte trat dicht vor den Beſucher hin und ſah ihn mit glimmenden Augen wie einen Fremden an.„Herr! Haben Sie ſchon einmal zu drei friſchen Gräbern eine komiſche Oper ſchrei⸗ ben müſſen?“ Kurz wandte er ſich ab. Mit rauher Stimme:„Sie fiel durch, in Mai⸗ land, in Neapel und auch in Venedig. Heute 5555 keiner mehr— meine erſte komiſche per.“ a Nach langen Minuten erſt unterbrach Verdi ſeinen ſchweigenden Gang und ſetzte ſich wieder an den Tiſch. Vor ihm lag noch immer das Textbuch des„Falſtaff“. Seine Hände zitterten, als er es zu ſich heranzog; Scheu und Gier lag in ſeinen Augen,„Eine komiſche Oper! Noch eine! Es wäre etwas, die Niederlage von damals wett zu machen.“ Dann ſchlug er die erſte Seite auf. Boito ſtahl ſich nach einer Weile leiſe da⸗ von. Wird ſich der Achtzigjährige noch ein⸗ mal aufraffen? 0 Mitternacht war längſt vorüber, als er jäh aufſprang und zum Fenſter ſtürzte. Klangen da nicht Akkorde in die Nacht hinaus? Aus den offenen, noch immer erleuchteten Par⸗ terrefenſtern tönte ein leiſes, gleichmäßiges Tacken. Das Metronom! Boito wußte, daß der Maeſtro die Gewohnheit beſaß, ſich von dem antreibenden Tacken des Metronoms inſpizieren zu laſſen. Das Metronam ging! Verdi arbeitete!— Mit einer unbeſchreiblichen, in wahre Tu⸗ multe ausartenden Begeiſterung empfingen die Italiener am 9. Februar 1893 im Teatro della Scala in Mailand den„Falſtaff“: Ver⸗ dis Schwanengeſang.. *— Buntes Allerlei Der angewandte Bibelvers. Das Huſaren⸗ regiment Puttkamer trug im Siebenjährigen Krieg weiße Pelze und blaue Dolmans. We⸗ gen dieſer Kleidung wurden die Hufaren von den Oeſterreichern verſpottet, welche dem Re⸗ eiment den Spottnemen„Schafe“ gaben. Sobald die Oeſterreicher mit den weißen Hu⸗ ſaren zuſammentrafen, wurden dieſe ſtets mit „bäh, bäh!“ empfangen. Darüber waren die Puttkamerſchen ſehr verbittert. Im Jahre 1758 ſtießen die Huſaren mit einem feindlichen Regiment zuſammen, aus deſſen Reihen der be⸗ kannte Ruf„bäh, bäh!“ erſcholl. Voller Wut fielen die Soldaten über die Spötter her und hieben das feindliche Regiment faſt völlig zu⸗ ſammen. Nur mit Mühe konnte der Komman⸗ deur, General von Puttkamer, einige Offiziere retten. Dieſe brachte man zum König, wo ſie ſich darüber beſchwerten, daß die Huſaren auf kein Pardonrufen gehört hätten. Dem König waren die Spottreden über das Putt⸗ kamerſche Regiment wohl bekannt. Er fragte den Beſchwerdeführer:„Hat er ſchon einmal die Bibel gelesen„Jawohb-Maieſtatl ſie reißende Wölfe“ antwortete der Offtzier ganz erſtaunt. Da ſagte der Alte Fritz:„Nun, dann wird er ſich das auch erklären können, denn es heißt da: „Seht euch vor vor denen, die in Schafs⸗ kleidern zu euch kommen; inwendig aber find Der größte Bierbottich der Welt. In der Werkſtätte der Firma Edmund Mayer in Ulm wird ſeit etwa zwei Monaten an einem Rieſen⸗ bierbottich gebaut, der alles bisher in dieſer Art Gebaute weit übertrifft und von der Firma als der größte Bierbottich der Welt erklärt wird. Der Keſſel, ganz in Kupfer getrieben, der einen Durchmeſſer von 8,5 Metern und eine Höhe von 3,5 Metern hat, wird in den nächſten Tagen nach Amerika verfrachtet werden, wo in ihm in San Fran⸗ zisko in einer großen Bierbrauerei Gerſten⸗ ſaft für die nach 10jähriger Trockenheit dur⸗ ſtigen Amerikaner gebraut wird. Der Bottich, der 250 Zentner Malz in ſich aufnehmen kann und ein Gewicht von 32 000 Kilo hat, ſtellt ein Meiſterwerk Ulmer Handwerkskunſt dar. — Aus der Welt des Wiſſens Die meiſten Frauen verheiraten ſich zwiſchen 25 und 29 Jahren, und zwar ſind es in den europäiſchen Ländern 52 Prozent; zwiſchen 30 und 35 Jahren treten noch 15,5 Prozent in den Stand der Ehe, zwiſchen 35 und 40 aber nur noch 3,25 Prozent, und dann ſinkt die Zahl raſch; zwiſchen 40 und 45 gehen nur 2,5 Prozent die Ehe ein, und zwiſchen 45 und 50 Jahren nur noch 0,75 Prozent, alſo nicht einmal eine von 100 Frauen. In Teilen von Indien iſt heute noch die Sklaverei nicht nur nicht verboten, ſondern geſetzlich geſtattet. Von den 322 000 Quadratkilometern Nor⸗ wegens ſind nur 2400 Quadratkilometer Acker⸗ land. Ein Drittel der 42 500 000 Briefe und Poſt⸗ karten, die in jeder Woche in London zur Poſt gegeben werden, wird zwiſchen halb 5 und halb 7 Uhr nachmittags in den Kaſten ge⸗ ſteckt. 8 Als günſtigſten Ort für die Beobachtung der totalen Sonnenfinſternis im Jahre 1940 haben die Wiſſenſchaftler Bitterfonte im Na⸗ maqualand bezeichnet; ſchon jetzt weilt ein engliſcher Gelehrter dort, um die notwendigen Vorbereitungen für die wiſſenſchaftlichen Stu⸗ dien zu treffen. 1 . Luſtige Eike Sie:„Ja, ſag mal, du haſt wohl ganz ver⸗ geſſen, daß ich heute Geburtstag habe?!“ Er:„Aber durchaus nicht, meine Liebe — ich dachte nur, du wollteſt nicht daran erinnert ſein!“ „Sag mal, Vati, bei Oma gibt es den ſchönſten Kuchen— ich heirate mal Oma, wenn ich groß bin!“ „Aber Junge, du kannſt doch nicht meine Mutter heiraten!“ „Warum denn nicht, Vati? Du haſt doch meine Mutti auch geheiratet?“ 0 „Du biſt ja ganz hin, Erna! Was iſt dir denn paſſiert?“ „Der alte Regierungsrat hat mir einen Heiratsantrag gemacht.“ „Lächerlich! Er könnte ja dein Vater ſein.“ „Das habe ich ihm auch geſagt,—— da iſt er gleich zu meiner Mutter gegangen!“ „Sie ſcheinen viel in Ihrem Leben herum⸗ gekommen zu ſein?“ „Vielmillionenmal! Ich bin Karuſſellbeſit⸗ zer!“ „Schwein haben“ Woher ſtammt der Ausdruck„Schwein ha⸗ ben“? Im Mittelalter war es bei den baye⸗ riſchen Schützenfeſten gebräuchlich, daß der beſte Schütze als Preis oft ein wertvolles edles Tier erhielt. So iſt uns überliefert worden, daß um das Jahr 1430 dem Schützenkönig ein prächtiges, ſchön aufgezäumtes Pferd zu⸗ teil wurde. Dem ſchlechteſten Schützen wurde gewiſſermaßen als Troſtpreis ein mehr oder weniger fettes Schwein verehrt. Dieſes mußte der Pechvogel nach Beendigung des Schießens unter dem Gejohle der Feſtteilnehmer und Schützen in die Stadt treiben. Dieſer Gewohn⸗ heit entſtammt unſere volkstümliche Redensart „Schwein haben“, der urſprünglich eine ganz andere Bedeutung zugrunde lag. Denn wer im Mittelalter„Schwein hatte“, mußte ſich doch mit dem geringſten Preiſe begnügen, dem ſogar noch das Odium des Schimpfes und der Schadenfreude anhaftete. Auch bei Pferde⸗ rennen herrſchten ähnliche Gebräuche. Die Sie⸗ ger zogen mit wertvollen Ehrenpreiſen heim, während der letzte des Feldes eine— Sau— erhielt, die er an einer Leine hoch zu Roß in die Ortſchaft treiben mußte. Heute hat der Volkswitz den Anſpruch in das Gegenteil ver⸗ wandelt. 1 Die vier Reiter Die alte Bäuerin liegt oben im Austrag⸗ ſtübel und hält den Blick auf das kleine Fenſter mit den bunten Vorhängen gerichtet. Draußen auf dem Blumenbrett ſtehen noch die Geranien in roter, blutroter Blüte. Es iſt gegen Abend, aber die Sonne iſt noch lange nicht hinunter. Und neben dem großkarierten Bett ſitzt der große, viereckige Xaver, der Sohn. Und hält die harte magere Hand der Mutter feſt in der ſeinen. Er lauſcht auf die Worte der alten Frau, die wie im Traum vor ſich hinſpricht mit einer ſtillen, monotonen, aber warmen Stimme, der man das Freuen anhört, daß der Xaver bei ihr iſt.— Sie redet aber nicht von Haus und Hof, von Vieh und Acker. Sie redet merkwürdigere Dinge, die alte Bäuerin. Dann hebt ſie die Rechte und zeigt wie im Traume ins Ungewiſſe:„Ich wollt grad, du könnteſt ſie auch ſehen, Kaver!“ „Der Xaver 1 155 die Linke, die ſie ihm läßt und fragt:„Ja, was ſiehſt' denn jetzt, Mutter?“ Die alte Frau flüſtert, wie im Beſitz eines großen Geheimniſſes:„Weißt ſchon, Kaver, die vier Reiter ſehe ich wieder!“ „So, ſo, ja was denn für Reiter, Mutter? Die vom Kriegerverein oder von der Gen⸗ darmerie?“ „Nein, Xaver, die vier Reiter aus der Offenbarung Johannil“ Der Kaver erſchrickt:„Ja, was net gar, Mutter, dös iſt kein gutes Zeichen nicht. Träum doch was Schöneres, Mutter!“ Die Alte ſchüttelt viſionär lächelnd das weiße Haupt, daß die Locken ſich auf den ka⸗ rierten Kiſſen wie Schlangen ringeln: Hör doch zu, Xaver! Iſt ja was Gutes, was Wun⸗ derliches. Schau her, ſie ſind alle vier abge⸗ ſtiegen und laſſen ihre Gäule graſen. Und der mit der Waage, der jedes böſe Wort ſonſt immer auf ſein Gewicht abwiegt, der hat das ſchieche Werkzeug in ſeinen Brotſack geſteckt. Der will nichts mehr von der Halsabſchnei⸗ derei und der Teuerung, er mag von ſeinem böſen Geſchäft gar nichts mehr wiſſen.— Und der zweite, Xaver, weißt, der mit der Brandfackel, der hat ihn jetzt ausgelöſcht, den Brand. Und freut ſich an unſerm Sonnen⸗ untergang.— Und der dritte, Xaver, hörſt, der mit der Geißel, mit der er die Menſchheit geſchlagen hat— mit Seuchen und Bosheit, mit Neid und mit Haß— der wirft jetzt das Marterholz in das Feuer, das die Sonne ent⸗ 9 hat.— Und ſchau, Kaver,da kommt der ierte, du kennſt ſchon den knochigen Knecht mit der Senſe. Und wie er gut ausſchautl Jetzt kommt er daher!“ Der Kaver kennt ſeine Mutter und ihre Geſchichte, aber jetzt ſchaudert es ihn, und er fragt heiſer: f „Ja, warum redſt denn ſo ſchwarze Sachen, Mutter!?“ 5 „Aber gar nicht, Xaver! Der tut mir nichts. Weißt, warum? aver, ich glaub jetzt feſt, daß eine viel beſſere Zeit kommt!— Der Wucher kann nimmer gedeihen, der Neid wird ausſterben, der Haß wandelt ſich in Liebe, und der Krieg wird ſeinen Schrecken verlieren, wenn der Tod ſein kaltes Geſchäft aufgibt.“ N „Ja, wenn!?“ ſeufzt der viereckige Xaver, „Jetzt ſag mir nur, wann wird denn das ſein 5 88 Oſtern und Weihnacht auf einen Tag allen? Da 8 die alte Mutter ſtill und mit leuch⸗ tenden klaren Augen:„Ach, du dummer Xaver, ſiehſt denn nicht, daß die Zeit kommt, wo unſer Volk einig und ſtark iſt. Dann kann ihm nichts geſchehen! Dann traut ſich kein Teifi mehr an die arme Seel, und kein Reicher wird noch einen Armen fürchten, weils alle ſo eine große Sehnſucht haben werden, ſich miteinander zu vertragen. Du, dann wird's ſchön, aver! Und dann ſteh ich wieder gern auf und ſetz mich untern Birnbaum und tu deine Kinder wiegen.“— Da freut ſich der Xaver und ſagt:„Ja, das iſt ſchön, Mutter! Da trag ich dir den großen tuhl hinaus untern Birnbaum in die warme Sonn'. Und dann erzählſt meinen Buben von derer Zeit, wo wir uns alle vertragen, von Oſten bis nach Weſten und vom Meer bis hin zu den Schneebergen.— Und von den vier Reitern, die abgeſtiegen ſind und ihre Gäul graſen laſſen, weil bei uns im Lan. alles ſauber worden iſt und die Madeln und Buben wie die Tannenbäum, grad und frei aufwachſen können, net wahr, Mutter, ſo meinſt du's doch!“ „Ja, jal“ lacht die alte Bäuerin,„weil's alle wieder glauben an die eigne Kraft und den Herrgott, der die Welt regiert.— Schau⸗ und jetzt ſind die vier Reiter fort, mitſamt den mageren Gäulen, die uns das Gras weg⸗ freſſen wollten.“ a „Iſt ſchon recht, Mutter!“ nickt der vier“ eckige Xaver.„Wenn's ſich ſo gut aufführn, dann hätt' ich auch noch einen Sack Hafer drangeben mögen. Er hätt' mir nicht leid getan.“ 5 „Aber ſo iſt es auch gut!“ meint die alte: Bäuerin und ſchläft endlich ein. Und der Kaver macht ſich auf den Zehenspitzen davon