2. Blk zu Wr. 218 Europäiſche Entvölkerung? Der Geburtenrückgang ſteht wie ein drohendes Geſpenſt nicht nur vor den Toren Deutſchlands. Er iſt— nicht zu⸗ letzt durch die Weltkriſe bedingt— eine europäiſche Erſchei⸗ nung geworden. Ja, man kann wohl ſagen, daß die Welt⸗ kriſe auch einen Rückgang der geſamten Bevölkerung zur Folge haben wird, die auf dieſer Erde lebt. Das große Werk des Statiſtiſchen Reichsamtes, das in dieſen Tagen 0 erſchienen iſt, gibt davon Kunde. Ein Rückgang der Gebur⸗ tenhäufigkeit hat faſt überall ſtattgefunden, nur beſteht in⸗ ſofern noch ein ſehr erheblicher Unterſchied, als eine Reihe von außereuropäiſchen Ländern nach wie vor auch dann über einen erheblichen Geburtenüberſchuß verfügt, wenn ſie jetzt als Kriſenzeichen einen Rückgang feſtſtellen mußten. Im Deutſchen Reich kamen auf 1000 Einwohner in dem Jahre 1913 27,5 Geborene. Im Jahre 1926 war dieſe Zahl geſunken auf 19,5, 1927 ſank ſie auf 18,4. Sie ſtieg dann noch einmal an im Jahre 1928 auf 18,6, um von da ab unaufhaltſam zu ſinken. 1930 kamen auf 1000 Einwohner in Deutſchland 17,5 Geborene und 1931 als das letzte Jahr, für das die Zahlen vorliegen, verzeichnet nur 16 Geborene auf 1000 Einwohner. Unter dem deutſchen Durchschnitt liegt allerdings noch Deſterreich, das 1913 auf 1000 Einwohner 24,1 Geburten zählte, jetzt aber nur deren 15,8 hat. Die Schweiz hat ſtändig an Geburten verloren. Hier kommen auf 1000 Einwohner 16,7 Geburten. Das Anwachſen der italieniſchen Bevölkerung hat ja eine gewiſſe Expanſionspolitik zur Folge gehabt. Hier kommen nach den letzten Zahlen auf 1000 Einwohner 24,9 Geburten. Es muß aber dabei berückſichtigt werden, daß die Geburtenzahl im Jahre 1913 noch 31,7 betrug. Die höchſten Zahlen weiſt Polen auf, das auf 1000 Einwohner 30,3 Geburten verzeichnete. Aber ſelbſt Polen hat einen Gebur⸗ tenrückgang ſeit 1926 zu verzeichnen. In dieſem Jahre wurden auf 1000 Einwohner noch 33,6 Geburten gezählt. Auch das Bauernland Dänemark hat über Geburten⸗ rückgang zu klagen. Von den 25,6 Geburten im Jahre 1913 ſind nur noch 18 im Jahre 1931 auf je 1000 Einwohner gerechnet übrig geblieben. Noch etwas unter den deutſchen Zahlen liegt England, das heute auf 1000 Einwohner 15,8 Geburten zählt. In Schottland beträgt die Geburten⸗ ziffer 19 auf 1000 Einwohner und im iriſchen Freiſtaat da⸗ gegen 22,2. Sehr bemerkenswert ſind die franzöſiſchen Zah⸗ len. Sie weiſen zwar auch noch einen Geburtenrückgang auf. Doch hat ſich dieſer Rückgang längſt nicht in dem Tempo fortgeſetzt, wie es bei uns in Deutſchland der Fall war. Frankreich zählte im Jahre 1913 eine Geburtenziffer von 18,8 auf 1000 Einwohner, während die Ziffer, um das zu wiederholen, in Deutſchland 17,5 betrug. Während wir jetzt auf 1000 Einwohner noch 16 Geburten zählen, hat Frankreich uns überflügelt. Hier werden auf 1000 Einwoh⸗ ner 17,4 Geburten gezählt. Zu den günſtigſten und geburtenreichſten Ländern in Europa gehören im übrigen noch Spanien und Por⸗ tugal. Portugal iſt das einzige Land in Europa, das eine Steigerung der Geburtenhäufigkeit verzeichnen kann. Während die Zahl auf 1000 Einwohner gerechnet im Jahre 1913 32,3 betrug, beträgt ſie jetzt 32,9. Wenn man einen Blick auf die übrigen Länder der Welt wirft, ſo iſt feſtzuſtellen, daß Japan einen Gebur⸗ tenrückgang in verhältnismäßig kleinem Rahmen zu ver⸗ zeichnen hat. In Japan iſt immerhin die Fruchtbarkeit noch doppelt ſo groß wie in Deutſchland. Sie beträgt 32,2 auf je 1000 Einwohner. In Britiſch⸗Indien beträgt ſie rund 37,4. Sehr groß iſt die Geburtenhäufigkeit in Aegypten mit 43,3 Geburten auf 1000 Einwohner. Die rößte Geburtenhäufigkeit in der Welt iſt zu verzeichnen in Toſtar ica. Hier wurden 1931 auf 1000 Einwohner 45,1 Geburten gezählt. Demgegenüber muß auf der anderen Seite feſtgeſtellt werden, daß die niedrigſte Geburtenhäu⸗ figkeit Schweden aufzuweiſen hat. Schweden liegt noch unter dem deutſchen Durchſchnitt. Hier wurden 1931 auf 1000 Einwohner nur 14,8 Geburten gezählt. Verhältnis⸗ mäßig gering iſt übrigens auch die Geburtenhäufigkeit in den Vereinigten Staaten von Amerika. Wenn auch der Durchſchnittsſatz für das Jahr 1931 18,7 auf 1000 Ein⸗ wohner betrug, ſo gibt es doch einige Staaten, die noch unter den eben genannten ſchwediſchen Zahlen liegen, näm⸗ lich Californien und die Pazifiſchen Bezirke, wo auf 1000 Einwohner im Jahre 1930 nur 14,2 Geburten gezählt wur⸗ den. Wenn in dem Zuſammenhange noch die Säuglings⸗ ſterblichkeit kurz erwähnt werden darf, weil ſie ja auch in Beziehung ſteht zu der Volksſtärke, ſo ſind nach den Zahlen des Jahres 1931 in Deutſchland auf 1000 Lebend⸗ geborene 8,3 Geſtorbene unter einem Jahr alt zu verzeich⸗ nen. Beſſer als in Deutſchland ſind noch die Zahlen in Finnland. Hier betragen ſie 7,5. In Schweden betragen ſie 5,7, in Dänemark 8,1, in England 6,6 und in Frankreich 7,6. Die höchſte Säuglingsſterblichkeit von außereuropäiſchen Ländern herrſcht in Chile. Hier ſind 23,3 Geſtorbene unter einem Jahre auf 100 Lebendgeborene feſtgeſtellt worden. Das bedeutet alſo, daß nahezu jedes vierte Kind in Chile nicht ein Jahr alt wird. g Zum Schluß noch ein Hinweis auf die Eheſchlie⸗ ßungen. Im Deutſchen Reiche kamen auf 1000 Einwoh⸗ ner in dem Jahre 1931 acht Eheſchließungen. Dieſe Zahl iſt ſogar noch günstiger als im Jahr 1913. Damals betrug ſie 7,7. Sie iſt allerdings in den Jahren der Hochkonjunktur weit günſtiger geweſen und betrug damals 9,2. Ungünſti⸗ G51 als die Zahlen in Deutſchland ſind die Zahlen für die chweiz mit 7,0 und merkwürdigerweiſe auch für Italien mit 6,7. Doch zeigt ſich an dem italieniſchen Beispiel, daß die Zahl der Eheſchlleßungen nicht mit der Zahl der Ge⸗ burtenhäufigkeit gleichzuſetzen iſt. Sehr gering iſt die Zahl für England, und im iriſchen Freiſtaat beträgt ſie ſogar nur 7,5. Weit über dem deutſchen Durchſchnitt liegen die Zahlen in Transvaal. Hier wurden 1930 auf 1000 Einwohner 10,5 Eheſchließungen gezählt. Den Rekord halten die Vereinigten Staaten, und zwar wurden in den Gebirgsbezirken 138 Eheſchließungen auf 1000 Einwohner gezählt. Die geringſte Zahl der Eheſchließungen wurde in San Salvador feſtge⸗ Fun Hier wurden auf 100 Einwohner nur 3,2 Eheſchlie⸗ ungen gezählt. Ob dieſe Zahl bis ins Letzte richtig iſt, muß bezweifelt werden, denn eine Statiſtik im Deutſchen Reiche oder einem anderen europäiſchen Staat iſt nicht ohne wei⸗ 9 7 gleichzuſetzen mit einer Volkszählung in San Sal⸗ vador. Im Ganzen aber zeigt ſich das Bild, daß auch die Welt⸗ kriſe auf die Bevölkerung in der Welt einen erheblichen Einfluß gehabt hat und noch hat. 85—5 Neckar Bote Gauappell der NSD Ap am Sonntag, den 24. September. () Karlsruhe, 18. September. Wie bereits bekanntgegeben wurde, findet am nächſten Sonntag, den 24. September, der große Gauappell des Gaues Baden der NS Daß ſtatt. Was Nürnberg für das Deutſche Reich war, das wird am nächſten Sonntag der Gauappell für das Land Baden ſein. Zum erſten Mal nach langer Verfolgung und Unterdrückung, die ja bei uns beſon⸗ ders hart und niederträchtig war, wird der Gau Baden im Zeichen des Sieges zuſammentreten. Dieſer Tag erhält in ſinnvoller Weiſe ſein beſonderes Gepräge durch die Ehrung der alten Garde, jener Kämpfer der Bewegung, die am längſten und treueſten zur Fahne ſtanden. Ganz Karlsruhe rüſtet ſich bereits zu dieſem Ehren⸗ und Feſttag. Rieſige Feſtwieſen ſind im Entſtehen. Das Hochſchulſtadion, der Schauplatz des Appells, wird durch mäch⸗ lige Tribünenbauten vergrößert. Es wird Platz für rund 40 000 Menſchen geſchaffen Der kommende Sonntag wird alle bisherigen Ver⸗ anſtaltungen des Gaues in den Schatten ſtellen. Er wird der Höhepunkt der Grenzlandkundgebung ſein. Aus allen Teilen werden die braunen Kämpfer kommen. Aus den hinterſten Schwarzwalddörfern werden ſie in Sonderzügen herbeieilen. Und mit ihnen die badiſche Bevölkerung. Die Parole, unter der ganz Baden ſtehen wird, wird lauten: Auf nach Karlsruhe! * Als Höhepunkt der Grenzlandkundgebung findet am Sonntag, 24. September, vormittags 10.30 Uhr, auf den Rennwieſen bei Rüppur der Gauappell ſtatt. Höhepunkte des Programms werden ſein: Appell der Amtswalter, Rieſen⸗ aufmarſch der SA, SS, HJ uſw., Totengedenken, Ehrung der alten Garde, Maſſenkonzert; Anſprachen höchſter Führer. Der Vorverkauf hat bereits durch ſämtliche Kreisleitungen der Partei begonnen. Tagung der badiſchen Tabakbauern Reichsſtatthalter Wagner ſpricht. 5 Altenheim(Amt Kehl), 18. Sept. Der Landesver⸗ band der badiſchen Tabakbauvereine e. V., Karlsruhe, hielt hier ſeine Hauptverſammlung ab. Der Ort trug reichen Flaggenſchmuck. Der Beſuch war ein recht guter. Verbands⸗ vorſitzender Merer⸗Großſachſen begrüßte die Berufskollegen aus Nah und Fern. Oberlandwirtſchaftsrat Dr. Meisner ſchilderte die Entwicklung des Landesverbandes badiſcher Ta⸗ bakbauvereine. der heute 250 Vereine mit über 10 000 Mitgliedern zähle. Im Laufe des Winters würden alle freien Pflanzer zuſammengeſchloſſen und ab 1. April 1934 gebe es keine Freibauern mehr. Unter ungeheurem Jubel der Verſammlung kam gegen 4 Uhr nachmittags Reichsſtatthalter Wagner mit Ge⸗ mahlin im Auto angefahren. Verbandsvorſitzender Meyer be⸗ grüßte den Reichsſtatthalter. Der Reichsſtatthalter dankte für die Einladung zur Tagung und verſicherte, daß er als Kind des Landes, als Bauernſohn, gerne hinausgehe auf das Land. Er bekenne ſich mit Stolz zu ſeiner bäuerlichen Abſtammung und werde bis an ſein Lebensende ſo fühlen.(Stürmiſcher Bei⸗ fall). Der Tabakbau in Baden habe eine große Zukunft. Was das Deutſche Tabakforſchungsinſtitut in Forchheim an neuen Erkenntniſſen zu Tage fördere, das ſollte hier zu praktiſcher Anwendung gebracht werden. Reichsſtatthalter Robert Wagner ſchloß mit folgender Mahnung: Gleich welchen Standes und Berufes wir ſind, wir wollen zuſammenhalten und zuſammenſtehen, um den Widerwärtigkeiten zu trotzen, beſeelt von dem Glauben, daß in dem gemeinſamen Einſatz für unſer Volk das Glück unſerer Nachfahren gelegen iſt. Die Steuerkarte für 1934 Der Reichsfinanzminiſter hat den Präſidenten der Landesfinanzämter das Muſter für die Steuerkarte 1934 mit dem Erſuchen übermittelt, den Druckauftrag nun⸗ mehr mit größter Beſchleunigung zu erteilen, damit die Ausſchreibung der Steuerkarten nach der Perſonenſtands⸗ aufnahme keine Verzögerung erleidet. Die Steuerkarte für 1934 iſt von hellgrüner Farbe. Neu iſt gegenüber den Vor⸗ jahren, daß bei den Perſonalien des Inhabers der Steuer⸗ karte die Frage nach ſeiner Zugehörigkeit zu einer Reli⸗ gionsgemeinſchaft geſtellt wird. Dieſe Frage iſt erforderlich geworden, weil die Kirchenbehörden vielfach dazu überge⸗ gangen ſind, unmittelbar auf Grund der nach Ablauf des Kalenderjahres dem Finanzamt einzuſendenden Steuer⸗ karte die Kirchenſteuer zu veranlagen. Die Steuerkarte 1934 dient auch der Erhebung der Bür⸗ gerſteuer 1934. Die geſetzlichen Vorſchriften über ihre Erhe⸗ bung werden in der nächſten Zeit bekanntgegeben werden. Der Bürgerſteuer für das Kalenderjahr 1934 werden vor⸗ ausſichtlich alle Perſonen unterliegen, die am Stichtage(10. Oktober 1933) das 18. Lebensjahr vollendet haben. Dem⸗ gemäß hat der Reichsfinanzminiſter ſeine früheren Anord⸗ nungen über die Nichtausſchreibung von Steuerkarten für Arbeitnehmer, deren Arbeitslohn 100 Mark monatlich oder 24 Mark wöchentlich nicht überſteigt, nur inſoweit aufrecht erhalten, als es ſich um Perſonen handelt, die am 10. Ok⸗ tober 1933 noch nicht 18 Jahre alt ſind. Steuerkarten ſind alſo für alle Arbeitnehmer auszuſchreiben, die vor dem 11. Iktoher 1915 geboren ſind. GOport und Spiel Athletik. a Im Mittelpunkt des Intereſſes ſtand am Sonntag der Länderkampf, den unſere Leichtathleten im Stade Colombes in Paris gegen die franzöſiſche National⸗ mannſchaͤft ausgetragen hatte. Der franzöſiſche Sport⸗ miniſter in eigener Perſon hatte den Weg ins Stadion ge⸗ funden, ſelbſtverſtändlich war auch der deutſche Botſchafter anweſend. Die Wettkämpfe ſelbft brachten mit 83:68 Punkten einen ſchönen Erfolg unſerer Athleten, obwohl einige„Aſſe“ ſich nicht in Beſtform präſentieren konnten. In Eſſen wurden die Europameiſterſchaften der Gewichtheber ausgetragen. Die Senſation des Tages war die knappe Niederlage unſeres Olympia⸗Sie⸗ gers Ismayr-⸗München durch den jungen Franzoſen All⸗ cene. In den übrigen Klaſſen gab es ſchöne Erfolge für die Deutſchen. Tennis. Bei den Medenpokal⸗Schlußſpielen in Bad Homburg ſahen überraſchend viele Zuſchauer einen knappen Endſieg von Reit⸗Weiß Berlin mit v. Cramm als Spitzenſpieler gegen Berliner Tennisverband. Den dritten Platz belegte die badiſche Mannſchaft durch einen 6:4⸗Sieg über Ham⸗ burg, wobei die Niederlagen der beiden badiſchen Spitzen⸗ ſpieler Wetzel und Dr. Buß überraſchten. Jußball. Die zweite Runde der Gauliga⸗Fußballklaſſe brachte am Sonntag wieder zahlreiche Ueberraſchungen. Die dickſte iſt dabei die kataſtrophale 1:6⸗-Heimniederlage der Münchener Bayern gegen Schwaben Augsburg. Auch die Niederlage des FSV. bei Phönix Ludwigshafen kommt für viele nicht ganz erwartet, wie auch der knappe Boruſ⸗ ſia⸗Sieg bei Ad. Worms. Daß FC. Kaiſerslautern in Mainz gleich 812 die Segel würde ſtreichen müſſen, hätten wohl auch nur wenige erwartet. In Baden ging es ſo ziemlich„normal“ zu, wenn man von der knappen 1:0⸗ Niederlage des Waldhof auf eigenem Platze abſieht. Würt⸗ temberg meldet dagegen kaum irgendwelche Senſationen, bei der Ausgeglichenheit der ſchwäbiſchen Mannſchaften ja auch kein Wunder. In Baden und Pfalz griff erſtmals auch die neugeſchaf⸗ fene Bezirksliga in die Kämpfe ein. Auch hier regnete es Senſationen. Nach dem erſten Tag allerdings läßt ſich hier noch weniger etwas ſagen als am vergangenen Sonntag für die Gauliga, da man ja die Mannſchaften ſelbſt viel weniger kennt. Süddeutſchland: Gau 12(Nordheſſen): Sport Kaſſel— Borruſſia Fulda 1:0. Kurheſſen Marburg— Kurheſſen Kaſſel 2:1. 1. FC. Hanau 1893— Hermannia Kaſſel 2:1. Heſſen Hersfeld— SC. 03 Kaſſel 0:0. Gau 13(Südweſ): Phönix Ludwigshafen— FSV. Frankfurt 21. Eintracht Frankfurt— SV. Wiesbaden 31. Al. 01 Worms— Boruſſia Neunkirchen 0:1. FSV. Mainz 05— FC. Kaiſerslautern 8:2. FK. Pirmaſens— Sportfreunde Saarbrücken 611. Kickers Offenbach— Wormatia Worms 111. Gau 14(Baden): 8 SV. Waldhof— Karlsruher FV.(Samstag) 01. VfR. Mannheim— Germania Brötzingen 3:2. FC. Pforzheim— Sc. Freiburg 411. Freiburger FC.— Pfe. Neckarau 110. Gau 15(Württemberg): 5 5 Union Böckingen— Sportfreunde Stuttgart 311. SC. Stuttgart— FC. Birkenfeld 1:2. Stuttgarter Kickers— VfR. Heilbronn 211. Phönix hat ſich wieder gefunden Nach der Vorſonntags⸗Niederlage in Kaiſerslautern, die mit ihrem 7:0 die Senſation des erſten Verbandsſpiel⸗ ſonntags war, hat ſich Phönix Ludwigshafen wieder reha⸗ bilitiert. Der ſpielſtarke FSV. wurde in Ludwigshafen— wenn auch mit etwas Glück— 2:1 geſchlagen. In der er⸗ ſten Spielhälfte waren die Ludwigshafener die beſſere Partei. Aber erſt nach einer Umſtellung im Sturm, Rechts⸗ außen Neumüller 2 imd Mittelſtürmer Dattinger wechſel⸗ ten die Plätze, kamen die Einheimiſchen durch den Halb⸗ rechten Weber in der 43. Minute zum Führungstreffer. Nach dem Wechſel wurden die Frankfurter, bei denen Henſel auf Halblinks gegangen war, zuſehends beſſer. Eine eindeutige Ueberlegenheit konnte der FSV. jedoch nicht herausſpielen, obwohl ſich der Phönixangriff immer mehr in Einzelaktionen verzettelte. In der 32. Minute gelang Henſel im Anſchluß an eine Ecke der Ausgleichstreffer. Aber mit dem Anſpiel ging der junge Neumüller 2 unauf⸗ haltſam durch, behielt bei einem Geplänkel mit May und Wolf die Oberhand und konnte unter dem ſtürmiſchen Ju- bel der Zuſchauer erneut die Führung für Phönix holen. Trotz heftiger Anſtrengungen beiderſeits blieb es bei die⸗ ſem 2.1. Knapp vergab kurz vor Spielſchluß in günſtiger Poſition eine Ausgleichschance für Frankfurt. Vor dem Wechſel hatte Phönix ſchon einmal auf 20 geſtellt, aber mit Recht gab der Schiedsrichter dieſen Treffer wegen Ab⸗ ſeits nicht. ö 8 f Nafionalſozialiſtiſcher Turn⸗ und Sporkkag in Karlsruhe. Aus Anlaß der Grenzlandkundgebung fand in Karls⸗ ruhe der erſte große NS.⸗Turn⸗ und Sporttag des Gaues Baden der NSDAP. ſtatt. Es wurden folgende Diſziplinen ausgetragen: Fechten, Turnen, Ringen, Stemmen, Stein⸗ ſtoßen, 25 Kilometer⸗Gepäckmarſch, Dauerradfahren, Ru⸗ dern im Rheinhafenbecken, Schwimmen im Vierodter Bad, 100 Meter⸗Hindernislaufen. Fuß⸗ und Handball und 9 mal 100 Meter⸗Staffel. Die Ergebniſſe der Fünfkämpfe ſind folgende: f Turneriſcher Fünfkampf: 1. Turnverein 1834 in Pforzheim 31716 Punkte. Leichtathletik⸗Fünf⸗ kampf: 1. NS.⸗Sportverein Rheinhauſen 24093 Punkte. Schwerathletik⸗Fünfkampf: 1. Sportverein Mannheim 23 013 Punkte. Fünfkampf Schwimmen 1. Schwimmverein Neptun Karlsruhe mit 28 540 Punkten. Fünfkampf⸗Fußball: 1. Fußballabteilung Kon⸗ kordia NS D. 24781 Punkte. Fünfkampf Hand⸗ ball: 1. Polizeiſportverein Waldshut 28 676. Fünf⸗ kampf Rudern: 1. Neptun Konſtanz 20 932. Fünf⸗ kampf im Paddeln: 1. Skiklub Schwarzwald Karls⸗ ruhe 24249. Fünfkampf im Raadfahren: 1. Radrenn⸗ und Tourenklub Karlsruhe 5875 Punkte. Ergebnis des Fußballſpiels: Gauliga gegen Bezirksliga Karlsruhe 3:0. Ergebnis des Rugbyſpiels Pforzheim ge⸗ gen Heidelberg 719. Ergebnis des Handballſpiels Turner⸗ bund Durlach gegen Sportklub Freiburg 4:2. Radrennen in Mannheim. n Der Start der deutſchen Nationalmannſchaft war für Mannheim das größte radſportliche Ereignis der Nach⸗ kriegszeit. Im Kriterium der Nationalmannſchaft, dem Hauptfahren über 1000 Meter, bei einer Beteiligung von 40 Fahrern, waren nicht weniger als 8 Vor⸗ und 4 Zwi⸗ ſchenläufe, jeweils über 750 Meter, nötig. Hierbei ſchied überraſchend der Träger des Nationaltrikots Grundke⸗Bres⸗ lau bereits im Vorlauf aus, indeſſen Gleim⸗Darmſtadt nur durch Disqualifikation des wohl beſten Spurters Grothues⸗ Münſter, ſich für den Endlauf qualifizieren konnte. Den be⸗ ſten Eindruck hinterließ der deutſche Meiſter über 25 Kilo⸗ meter Ihbe⸗Leipzig. Endſieger wurde Lorenz ⸗Chemnitz mit der guten Zeit von 14,5 Sekunden. Im Endlauf der Zweiten war der Darmſtädter Gleim ſiegreich. 2 2 Der Löns⸗Stein. Dies iſt die Heide: ein märchenhaftes Paradies voll Urweltſtille, Majeſtät des Friedens, voller Schöpfungsodem. Ihr Herz iſt Soltaus Ring vom Wilſeder Berg über Schneeverdingen—Viſſelhövede—Fallingboſtel—Bergen—den Hauſſel⸗Berg(119 Meter) auf Uelzen zu. Im allgemeinen heißt es knapp und trocken:„Die Lüneburger Heide, eine Moränenlandſchaft zwiſchen Aller und Elbe, zeigt. nament⸗ lich zur Zeit der Heideblüte Landſchaftsbilder von großer Eigenart und Schönheit...“ Viele ſagen, weil die Stadt Lüneburg der Heide den Namen geliehen hat, dieſe Stadt ſei ihr Herz. Vielleicht... Vielleicht doch. Aber dann iſt Sol⸗ tau, das in naher Pochweite dieſes Herzens liegt, die Seele. Denn von Soltau über Wardböhmen und Bergen auf der Südſtraße der Heide gen Celle, der alten Heideſtadt, iſt die Heide eine Waldwelt von faſt unberührter Urſprünglichkeit und infolgedeſſen ein noch ſtärkeres Erlebnis als gen Lüne⸗ burg im Nordoſten; wenngleich auch hier, wo der Wacholder ſtrauchweiſe ſpukhaft oder zu pinienhaften Bäumen geſtei⸗ gert neben Heidekraut und Farren die Landſchaft verzaubert und die Brombeerſträucher Buſchinſeln von faſt vorweltlichen Dimenſionen bilden, ſtärker als anderswo die Bienen und Hummeln ſummen und die vielholde Birke einſam oder in Gruppen die noch einſamere Heidekate umſteht, weder die Lerche noch der Fink die ſchönſten Lieder ſingt. Die Natur 1 3 ſingt ſie zwiſchen Ginſter⸗ und Wachol⸗ der⸗Träumereien. Jawohl; die Natur ſelbſt wird zum Dich⸗ ter in all dieſen Revieren, und der Heidebauer oder der Schäfer, der zwiſchen Morgen und Mittag, wieder zwiſchen Mittag und Abend ſeine Wegſtrecke durch die Flur machen muß, iſt nur ein Vers aus dieſem ſinnvollen Liederbuch „Deutſche Heide....“ „Viermal im Jahr erblüht die Heide....“ ſo ſagt und ingt der Heidedichter Hermann Löns in„Mein braunes Buch“: einmal roſenrot, einmal birkengrün, einmal weiß (im Winter), einmal goldig rot, faſt kupferbraunn.. Man muß das ſchauen. Man muß das ganz erleben. Gegen das 4 eigentliche Kulturland iſt die Heide nur an einzelnen Stel⸗ len ſcharf abgegrenzt. Das Gras der Wieſen wird dann dürf⸗ Blick auf Uelzen. Schilf⸗ und Torfraſen dienen als Ziegel. Kinderſpielweide und ⸗wieſe und Planſchbecken fehlen. Bienen⸗ und nochmals Bienenſtöcke im Garten eines jeden Heidebauern. Sein Hauptſchatz aber ſind die Heidſchnucken. Immer wieder, überall und zu allen Jahreszei⸗ ten hat die Heide ein beſonderes Geſicht, immer ſo ſchön, daß wir gern mit Löns anerkennen:„Alle Birken ſtehen in Moor und Heid',— Jeder Brambuſch leuchtet wie Gold,— Alle Heidelerchen dudeln vor Fröhlichkeit,— Jeder Birkhahn kullert und tollt...“ wie auch mit jenem Dichter, der die herbſtliche Heide beſingt:„Rotbraune Heide— Im Birken⸗ kleide,— Wem es beſchieden,— Je dir zu nahen,— Dem hat für immer— Dein Roſenſchimmer,— Dein holder Frie⸗ den— Es angetan.“ ee .— 1 N—— 5 n ——. 5* Heidewege. Herbſt Und wieder Herbſt!— Die Blätter werden gelb und braun Und ſinken ſterbend von den Zweigen. Am fernen Waldrand tanzen Nebelfrau'n In grauen Schleiern ihren müden Reigen. Das Lied des Sommers iſt verklungen, Verhallt der heißen Wünſche Saitenſpiel, Und manche Hoffnung, die in uns geſungen, Wie welke Blätter an den Wegrand fiel. *. inen auendannanonnndundnanonemengddtndannb bund 888888888888880888888889880888 H. A. Erblindete Pflanzen. Die Lichtreaktion der Pflanzen, auch Heliotropismus ge⸗ nannt, wurde neuerdings eingehend unterſucht und ergab eine überraſchende Tatſache. Dieſer„Lichtſehnſucht“ liegt eine Nerventätigkeit zugrunde, die ihren Sitz in den äußerſten Spitzen der die Knoſpen umhüllenden Blätter hat. Das erſte Millimeter der äußerſten Blattſpitze iſt 160 mal ſo empfind⸗ lich wie das zweite und 1800mal wie das dritte. Man ſchnitt dieſe Spitzen ab, und die Pflanze— es handelte ſich um Hafer— machte den Eindruck, als wäre ſie erblindet. Ihre Halme wuchſen nicht mehr in gleichem Maße dem Licht zu. Man experimentierte auch mit verſchiedenen Farben, um die Wellenlänge im Spektrum zu ermitteln, die von der Pflanze bevorzugt wird, und fand, daß ihre große Sehn⸗ ſucht Blau iſt. 5 Traumdeuker⸗Reklame voc 2000 Jahren. Schon im alten Aegypten gab es geſchäftstüchtige Seher, die von der Zukunft lebten, die ſie ihren Mitmenſchen richtig oder meiſtens falſch deuteten. Auch daß Reklame zum Hand⸗ werk gehört, wußten ſie. Bekannt iſt ja die rege Propaganda, die das Orakel zu Delphi entfaltete. Bei der Entzifferung einiger Tafeln, die man vor kur⸗ zem am Tempel von Serapis in der Nähe Memphis' fand, ſtieß man auf folgende Bekanntmachung:„Ich erkläre Träume— ich ſtehe unter der Leitung Gottes— bringe Glück— bin ein Mann aus Kreta, der deutet.“ Bemerkenswert an dieſer Anzeige iſt der geſchickte Hin⸗ weis, daß der Traumdeuter unter der 1 Gottes ſteht und Glück bringt. Außerdem mag es für die Aegypter ver⸗ lockend und intereſſant geweſen ſein, ihre Zukunft aus dem Munde eines Ortsfremden zu hören. 5 Die amerikaniſchen Archäologen, die jetzt die zahlreichen Inſchriften am Tempel von Serapis entziffern, glauben, daß die offiziellen und bezahlten Traumdeuter damals einen großen Were bildeten. Für ihre Anzeigentafeln hatten ſie ſich den erfolgreichſten Platz gewählt, nämlich die lange Sphinx⸗Allee. auf der das Volk zum Tempel pilgerte. Die Nachkommen von Adam und Eva. Dafür hält ſich eine merkwürdige Sekte in Kanada, die der Regierung ſeit Jahren dauernd Schwierigkeiten bereitet. Dieſe ſogenannten„Doukhober“ umfaſſen ungefähr 15 000 Menſchen und gehorchen nur ihren eigenen Geſetzen und ihrem Führer Peter Virgin II. Sie ſind gegen Schulen, Steuern, Militär, Fleiſcheſſen und Kleidung. Als kürzlich 500 von ihnen wegen Auflehnung gegen die Geſetze ins Ge⸗ fängnis wandern ſollten, erhoben die Freunde Einſpruch mit einer großen Parade im Adamskoſtüm. Die Polizei kämpft gegen dieſe Kundgebungen meiſtens mit Waſſer oder, was ſich noch beſſer bewährte, mit Juckpulver. Die Herkunft dieſer Sekte, die ſich heute noch im Garten Eden glaubt, iſt völlig ungeklärt. Man hält ſie für Schismatiker der ruſſiſchen Kirche. Das Kreuz— 1200 Jahre vor Chriſtus. Seit 30 Jahren beſchäftigt ſich der engliſche Archäologe Sir Arthur Evans mit der rätſelhaften Vergangenheit der Inſel Kreta. Er hat den berühmten Palaſt des Minos frei⸗ gelegt und berichtet jetzt von überraſchenden Ergebniſſen, die ein völlig neues Licht auf dieſe verſchollene Kultur werfen. Bereits 1200 Jahre v. Chr. beteten die Kreter in kir⸗ chenähnlichen Gebäuden unter dem Symbol des Kreuzes. Der von Evans entdeckte Tempel beſitzt den gleichen Grundriß wie die ſpäteren chriſtlichen Kirchen, er hat Altar, Chorſtühle und Kanzel. Was die vorgefundenen Kreuze für die Kreter be⸗ deuteten, läßt ſich ſchwer feſtſtellen. Verehrt wurde damals eine Art„Mutter Gottes“, ähnlich der Geſtalt der Iſchtar oder Aſtarte. Wie Evans behauptet, erinnert der ganze Stil eher an einen chriſtlichen als an einen heidniſchen Kultus. Er ver⸗ ſuchte, den Altar mittels der gefundenen Gegenſtände zu rekonſtruieren und erhielt das folgende Bild: Auf der einen Seite erhebt ſich die Darſtellung der Göttin mit hohem Kopf⸗ ſchmuck, auf der anderen die Figur einer Prieſterin, eine Schlange haltend; vorn befindet ſich eine Schale mit Waſſer als Symbol der Reinigung und in der Mitte ein poliertes Kreuz aus weißem und grauem Marmor. ü IIITTLLLILILLLLILLILLLELLELLLLELELL LEHLE In Sumpf und Wüſte bei Kut⸗el⸗Amara Hier wurde Weltgeſchichte geſchrieben. Unerbittlich ſendet die heiße Sonne Meſopotamiens ihre ſengenden glühenden Strahlen auf die Straßen von Bagdad⸗ Basra nieder; ewig klar, grauſam ſteht der hellblaue Him⸗ mel über den ſchier unendlichen ſandigen Weiten dieſes ſalz⸗ zerfreſſenen öden Landſtriches. Stumpfſinnig ſitzt man in der Ecke ſeines Autos, in Tücher eingehüllt, um ſich gegen die glühende Luft zu ſchützen. Ab und zu eine kleine Anſiedlung in dieſer monotonen Landſchaft. Man ſchaltet dann ein wenig das Gedächtnis ein und verſucht, nachzudenken, wovon ſich dieſe Menſchen hier eigentlich ernähren. Doch iſt es für den Europäer zwecklos, darüber nachzugrübeln; würde ich mei⸗ nen arabiſchen Diener und Chauffeur Achmed⸗el⸗Barak dar⸗ über befragen, ſo würde auch er mir lächelnd nur zur Ant⸗ wort geben:„Allah⸗i⸗ekbert, Gott iſt groß, Sahib.“ Die Straße flieht. Nomaden, Pilger, Beduinen ziehen einſam ihres Weges. Lehmhütten, kleine Dörfer, kleine Städte träumen im ewigen Sand. Die Straße flieht. Selgil, Koweit, Schereſch, Kut⸗el⸗Amara—— Kut⸗el⸗Amara—? —„Stopp, Achmed, ſtopp“, rufe ich meinem Chauffeur zu. Jaa, ich irrte mich nicht, es war das Städtchen, wo im Jahre 1916 mit Blut und Eiſen ein Stück Weltgeſchichte ge⸗ ſchrieben wurde. Dieſes troſtloſe, ſchmutzige Städtchen war der Mittelpunkt eines gewaltigen Ringens zweier Armeen, der engliſch⸗indiſchen Armee unter dem General Townshend und der deutſch⸗türkiſchen Armee unter Graf von der Goltz⸗ Paſcha. Schritt für Schritt wurden die Engländer, die auf ihrem Vormarſch ſchon bis nahe vor Bagdad gekommen waren, von den deutſch⸗türkiſchen Truppen nach einer bluti⸗ gen Schlacht auf Kut⸗el⸗Amara zurückgedrängt. Schnell war der Ring um dieſe Feſtung geſchloſſen. Schlimmer wie die Kugeln der Feinde waren die verheerenden tropiſchen Krank⸗ heiten, die Tauſende und aber Tauſende braver Soldaten, zumeiſt im Lager der Engländer dahinrafften. Draußen vor dem Städtchen liegen ſie, in Reih und Glied, wie ſie vor dem Feinde geſtanden; Freund und Feind ſchlafen hier im ge⸗ ſtaltloſen Wüſtenſande. Kaum ſollte man es für möglich halten, daß ſich in dieſer kleinen Stadt etwa 12 000 Mann monatelang halten konnten. Hut ab vor dem engliſchen Ge⸗ neral Towuſhend und ſeinen Kameraden, die hier im Be⸗ wußtſein ihrer ſoldatiſchen Ehre und Pflicht bis zum äußerſten kämpften und ſtarben. Und dort draußen vor der Stadt in dieſer Sandwüſte, nur durch Sumpfgebiete nahe dem Tigris unterbrochen, ſol⸗ len unſere Truppen monatelang gelegen haben? Bei 50 bis 60 Grad Hitze, gepeinigt durch Myriaden von Moskitos, Stechmücken und ähnlichem Ungeziefer, die durch ihre win⸗ zigen Stechwerkzeuge die furchtbaren, verheerenden Krank⸗ heiten auf die Soldaten übertrugen? An Zahl den Eng⸗ ländern unterlegen, Mangel an Waſſer, vor ſich den Feind und dauernd das Damoklesſchwert der Krankheit über ſich, wurde hier ſtilles Heldentum unerhörter Kühnheit vollbracht. Gar oft berannten die Engländer in ihrer Verzweiflung die türkiſchen Stellungen, jedoch vergebens; viele verſanken in den ſumpfigen Gebieten nahe dem Tigris. Wohl ſtanden ſüdlich bei Basra noch kleinere engliſche Truppenteile, auch britiſche Kriegsſchiffe kreuzten im Perſiſchen Golf, die ihnen eventuell Hilfe bringen konnten. Aber ſie wurden durch den damals noch jungen deutſchen Konſul Wasmus feſtgehalten, der die wilden Gebirgsſtämme längs des Perſiſchen Golfs gegen die Engländer aufgewiegelt hatte. hier auf eigene Fauſt Krieg führte. Jener Wasmus, der ein Stück Land faſt ſo groß wie Bayern, mit ſeinen Leuten unſicher machte; der ſeine Leute als Diener verkleidet in den engliſchen Offi⸗ zierskaſinos ſitzen hatte, die ihm ſämtliche Truppenbewegun⸗ gen der Engländer hinterbrachten. Gefürchtet war der Name Wasmus bei allen engliſchen Kommandoſtellen; in jedem Bericht, der an die einzelnen Truppenteile abging, wurde vor ihm gewarnt. Nie wußte man, wo er ſei, immer nur hörte man, wo er geweſen war; und dort hinterließ er ſeine Viſitenkarte in Form von Zerſtörungen für die Engländer wichtiger militäriſcher Stützpunkte. So verbrauchten die Engländer hier am Perſiſchen Golf ihre Kräfte, während ſich 200 Kilometer nördlich das tragiſche Schickſal der Armee Townuſhend vollzog. Fünfzehn Jahre ſind ſeitdem ins Land gegangen. Im⸗ mer noch ſchiebt der Tigris ſeine ſchmutzigen, lehmigen Waſſermaſſen vorwärts dem Golfe zu; immer noch ſingen Myriaden von Moskitos und Stechmücken an ſeinen Ufern ihre gefürchteten Melodien. Ich ſuche die Seele des Lebens von damals und gehe hinaus vor die Stadt zu den Toten, deren Geiſt über ihren Gräbern ſchwebt; hinauf als Rufer zum Streite für Ehre und Pflicherfüllung ihrer Nationen. Die Straße flieht; Lehmhütten träumen am Wege, kleine Dörfer im ewigen Sande. Nomaden, Pilger, Beduinen ziehen einſam ihres Weges.——— Und weit, weit hinter mir weht heißer Wüſtenwind über die kahlen Gräberreihen der Toten. Gefallen zu Kut⸗el Amara. G. M. für Handel, Gewerbe und industrie liefert schnellstens Neckar- Bote- Druckerei Druckarbeiten