2. Blatt zu Vr. 219 Genf oder Paris? Politiſch hat in den letzten 15 Jahren Paris immer auf dem Weg nach Genf gelegen. Immer haben die Staatsmän⸗ ner Englands, wenn ſie nach Genf gefahren ſind, vorher Paris aufgeſucht und auch die Staatsmänner anderer Län⸗ der haben oft den Umweg nicht geſcheut. Dieſesmal aber haben die Vorgeſpräche, die in Paris geführt werden, ehe ſich in Genf Rat und Vollverſammlung des Völkerbundes und die Hauptkommiſſion der Abrüſtungskonferenz wieder verſammeln, ihre ganz beſonders hochpolitiſche Note. Es geht dieſesmal darum, für die kommenden Genfer Debatten von vornherein die Fronten klar zu legen. Es geht wenigſtens Frankreich darum, in ſeinem Sinne mit England und Ame⸗ rika eineeinheitliche Linie herbeizuführen, nach der die Gen⸗ fer Debatten ſich richten ſollen. Dieſes feſtzuſtellen, gebietet die tatſächliche Lage der auswärtigen Politik, gebietet vor allem die Klarſtellung der Verantwortlichkeit. Es darf nicht dahin kommen, daß Deutſchland verantwortlich gemacht werden kann, wie das zum mindeſten beſtimmte Pariſer Kreiſe anſtreben. Die franzöſiſche Linie iſt, wie die franzöſiſche Preſſe mitgeteilt hat, die einheitliche Umgeſtaltung der europäi⸗ ſchen Armeen nach dem Milizſyſtem und Verbot aller mili⸗ täriſchen Verbände, die automatiſche Rüſtungskontrolle und die Probezeit, während der nicht abgerüſtet werden ſoll. Dieſe franzöſiſchen Wünſche zeigen klar, welchen Verſuch Frankreich jetzt zu unternehmen gedenkt. Es iſt der Verſuch, die europäiſche Außenpolitik reſtlos nach Verſailles zurück zu brientieren, es iſt der Verſuch, das tatſächliche Syſtem von Verſailles gegen das theoretiſche Syſtem von Genf wieder einzutauſchen. Wenn in Genf bisher ein ernſt⸗ hafter Verſuch zu einer wirklichen Verminderung der Rü⸗ ſtungen auch noch nie gemacht worden iſt, ſo hält Frank⸗ reich offenbar jetzt den Zeitpunkt für gekommen, ſelbſt auf alle Scheinverſuche zu verzichten, weil man andere politiſche Ziele für notwendiger hält. England und Amerika zu dieſen Zielen hinzubringen, das iſt für Frankreich der Zweck der Pariſer Vorbeſpre⸗ chungen. Das letzte franzöſiſche Kommunique über die Be⸗ ſprechungen war recht nichtsſagend. Es enthielt nur Worte, aber keinen Inhalt. Die franzöſiſche Preſſe ſagt etwas mehr. Zunächſt hebt ſie übereinſtimmend hervor, daß die Pariſer Verhandlungen nur eine Etappe ſein könnten. Vielleicht ſoll ſo die franzöſiſche öffentliche Meinung darauf vorbereitet werden, nicht mehr ſo viel zu erwarten, wie man das bis⸗ her immer angekündigt hatte. Im„Journal“ lieſt man, die erſte Gegenüberſtellung der beiderſeitigen Anſichten habe nicht eine ſo vollſtändige Uebereinſtimmung und Annäherung e wie man ſie gewünſcht hätte. Unter Bezugnahme auf die Akten über die angeblichen Rüſtungen Deutſchlands, die die franzöſi⸗ ſche Regierung während der Ferien der engliſchen Regie⸗ rung wiederholt übermittelt habe, hätten Paul⸗Boncour und Daladier erklärt, daß die jetzige Fühlungnahme Frank⸗ reich keine Rückſichtsmöglichkeiten mehr biete und daß es jetzt das letzte Wort Frankreichs ſei. Sie hätten hinzugefügt, daß der franzöſiſche Standpunkt ſeitens eines ande⸗ ren Unterzeichners des Viermächtepaktes unzweideutige Zeichen der Billigung erfahren habe. Eden, der engliſche Unterhändler, ſei hiervon ſehr be⸗ eindruckt geweſen und habe erklärt, es ſei notwendig, daß er nach London zurückkehre und mit den Mitgliedern ſei⸗ ner Regierung Fühlung nehme. Eine neue Zuſammenkunft ſei erforderlich. Daß, wie das„Petit Journal“ ſchreibt, England die Kontrolle erſt eintreten laſſen will, wenn gewiſſe tatſächliche Ereigniſſe ſie notwendig machten, und daß es auch eine ſo⸗ genannte Probezeit nicht für notwendig hält, iſt bekannt. Die engliſchen Unterhändler ſcheinen alſo an dieſem Standpunkt feſtgehalten zu haben. Im übrigen, ſo meint das Blatt, ſei der Abſtand zwiſchen dem engliſchen und dem franzöſiſchen Standpunkt ſo geringfügig, daß große Hoffnungen erlaubt ſeien. Auch hinſichtlich Italiens will das Blatt von einer Annäherung an die franzöſiſche Theſe ſprechen können. l Was die Italien zugeſchriebene Anſicht betrifft, man müſſe Deutſchland die ihm bisher verbotenen Waffenarten in Form einiger Modelle erlauben, ſo behauptet„Petit Pa⸗ riſien“, daß man ſich hier über die Anſichten Muſſolinis täuſche. Es handele ſich nur um die Abänderungen, die in Deutſchland und in anderen Ländern durch die Umſtellung der Heere auf die Miliz notwendig werden würden. Hier⸗ über ſcheine eine Einigung möglich zu ſein. Nach dem„Echo de Paris“ habe Eden ſich bemüht, der franzöſiſchen Theſe Verſtändnis entgegenzubringen, aber die Entſcheidung liege bei dem engliſchen Kabinett. Auch das„Echo de Paris“ ſpricht ebenſo wie„Petit Pariſien“ von einer italieniſch⸗ franzöſiſchen Annäherung hinſichtlich der Frage der Deutſch⸗ land verbotenen Waffenarten.„Exvelſior“ meint, die eng⸗ liſch⸗franzöſiſchen Meinungsverſchiedenheiten bezögen ſich mehr auf die Organiſation als auf die Notwendigkeit der Kontrolle, die anerkannt werde. Bei allem zur Schau getragenen Optimismus der fran⸗ zöſiſchen Preſſe kann man aber doch annehmen, daß der Wunſch, es möge ſo ſein, ſie manches als tatſächlich ſehen läßt, was doch noch ſehr in der Schwebe iſt. Die engliſchen Vertreter haben ſich mehr auf das Zuhören der vorgetra⸗ genen franzöſiſchen Theſen beſchränkt als auf das Zuſtim⸗ men und werden in London Bericht erſtatten. ö Die entſcheidende Frage, in der ſich der engliſche und der franzöſiſche Standpunkt nach wie vor unvermittelt ge⸗ genüberſtehen, ſind die Vorausſetzungen und der Charakter der Kontrolle. Die franzöſiſchen Forderungen haben etwas ausgeſprochen Aggreſſives die Kontrolle ſoll einſeitig, d. h. gegen Deutſchland gerichtet, und automatiſch, d. h. vom illen Frankreichs abhängig ſein. Darüber hinaus werden in der franzöſiſchen Preſſe politiſche Forderungen angedeu⸗ tet, die dieſe Tendenz unterſtreichen: Frankreich will für eine eventuelle Aktion gegen die„Verletzung der entmilita⸗ riſierten Zone“ freie Hand haben und nicht an das Einver⸗ ſtändnis der anderen Unterzeichner des Locarnopaktes ge⸗ bunden ſein. Das iſt der Kern der Sanktionsfrage, die in Zuſammenhang mit der Kontrolle wieder aufgelebt iſt. So führt die franzöſiſche Auslegung der an ſich nur eine techniſche Angelegenheiet bildenden Kontrollfrage zwangs⸗ läufig zu den tiefgehenden Gegenſätzen zurück, die ſeit Schaffung des Völkerbundspaktes zwiſchen dem franzöſiſchen Und dem angelſächſiſchen Syſtem der internationalen Politik beſtehen. 0 Diasß für Deutſchland das franzöſiſche Kontrollſyſtem unannehmbar iſt, das iſt von allem Anfang an klar und eindeutig erklärt worden. n 05 2 Mammon Eine Bauernkomödie von Hellmuth Unger. Der Deutſchlandſender bringt am Donnerstag, 21. September, eine Bauernkomödie„Mammon“ von Hellmuth Unger zur Aufführung. Mit dieſem heiteren Volksſtück führt uns Unger in das karge und rauhe Leben eines kleinen, armſeligen Dorfes am Rande des Erzgebir⸗ ges. Sein Kropf⸗Bauer und ſein Porzig⸗Bauer ſind pracht⸗ volle Typen im ſtändigen Alltagskampf um Scholle und Zins. Der Kropf⸗Bauer und ſein arbeitshartes Weib mühen ſich ſeit Jahren vergeblich, den verſchuldeten Hof zu halten, da beſeitigt das große Los all ihre Not. Der „reiche“ Porzig, bisher hoch erhaben über den armen Nach⸗ barn, Vater von vier älteren Töchtern und bisher auch in dieſer Hinſicht unnahbar, wird auf einmal hellhörig und beſchließt, auf den Heiratsantrag des Kropfbauernſohnes einzugehen, um Teilhaber an dem Dukatenſegen zu wer⸗ den. Kropf geht aber mit den gleichen praktiſchen Voraus⸗ ſetzungen an das„Geſchäft“. Jeder glaubt den andern zu begaunern und wird felbſt übertölpelt. Wir geben in Folgendem die Szene der„Braut⸗ werbung“ wieder: (Eine Tür geht) Porzig Jeſſas, der Kropfſtephan. Stephan Tag, Porzigbauer. Porzig Na: Stephan Iq. 5 Porzig Hoſt wul gewartet, Stephan? Stephan Na. Porzig(Stephans Verlegenheit bekämpfend) Magſt een Kümmel? Stephan Re Porzig Er is aber gut. Stephan Ne...(Pauſe) De Kartuffeln ſin dies Johr man kleene N Porzig's gibt große und kleene N Stephan An de großen is mehr dran. 0 Porzig Kartuffeln ſin man Kartuffeln.. 5 Stephan's war zu trocken 9 Porzig Jo, een truckner Summer Stephan's Heu is ooch man wenig.. boch zu trocken N ö Porzig Jo,'s Heu is nich ville e Stephan Nu wird's jo aberſter feuchter werd'n. a Porzig Denn muß mer's trucken halten Stephan Des tun mer jo. Draußen meen' ich wird's feuchter... s riecht nach Regen Porzig's riecht een bißchen nach Regen Stephan Wenn aberſter erſcht der Fruſt kimmt, denn wird's kolt. 15 5 8 Porzig Denn wird's beſtimmt kolt. 81 Stephan Un ſchneet voch. f Porzig Des is vor de junge Saat gut.(Nach weiterer Pauſe) Magſt wirklich keenen Kümmel? Hoſt dich jo eſu angeputzt? Stephan Des is min Sunntagsrock. Porzig Da möcht' mer bolde denken, du hoſt was uf'm Herzen Stephan(feige) Ich hob' niſcht uf'm Herzen. Porzig Denn wär'n mer wohl fertig! Stephan Wär'n mer fertig, Porzigbauer. Porzig Grüß den Voter! Stephan Dank ſcheen!(Pauſe) Porzigbauer, ich möcht gern din Mädel hob'n. Porzig Was möcht'ſt? Stephan Din Mädel möcht' ich hob'n. Porzig Zu was denn nachher? Setz dich duch, Ste⸗ phan. Des kann mer duch nich zwiſchen Tür und Angel erledigen? Stephan Nee, des kann mer nich. Porzig Freien willſt de alſu? Stephan Schun. Porzig Hoſt's dir boch gründlich überlegt? Stephan Ich will heiroten Porzig Recht beſt. Der Voter will dir woll den Hof 5 abgeben? Stephan'in Hof? Nee. Porzig Hoſt denn'n mern? Stephan Noch niche. Mer müßte eenen koofen Porzig Des is recht, Stephan, deß dich der Voter'n Hof koofen will... Wer'n reiches Mädel freien will, muß ooch was zu bieten hoben. Stephan 11 müßt' ich erſcht mit'm reden, Porzig⸗ auler Porzig Des müßte mer ſchun... Ihr ſid jo reiche Leute, Stephan. Stephan Mir? Porzig Des wees mer. Laß man, Stephan.; jetzt nich leicht'n Hof zu kriegen... wer eenen hot, der ſitzt oon den Stephan Un denn gloob' ich niche, des Voter eenen 190 ft Bote Bikkwoch, 20. Sept. 1088 Porzig Was de ſogſt. Wo bei euch de Dukaten nur, eſu uf'm Tiſche rumklimpern 0 Stephan ä? 1 85 Porzig Hoſte denn ſchun mit'm Mädel geſprochen? Stephan Getanzt hob' ich'n poormal mit iht.. Un ſe ooch ſchun mal in'n Arm gekniffen Porzig Ich will dich was ſogen, Stephan. For jeden ſin mine Mädels jo nich... Do könnte jo je⸗ der kimmen und ſogen, Porzigbauer... ich will in dine Familje frein.. Nee... nee Wenn eſu eener käme, der fliegt Stephan Herrje es Porzig Blieb' man ſitzen, Stephan... Dich meen' ich jo nich. Un wenn din Voter niſcht hätte.. Uf Geld ſeh' ich überhaupt nich. Ich könnte jedem Mädchen nen Hof koofen Stephan Des weeß ich ö Porzig De Froge is nu, ob dich des Mädel nu doch will... verſtehſte? Stephan Ich hob' der Lene geſogt, daß ich erſcht mit Euch reden will, Porzigbauer. Porzig Lene... Sogſt de... Lene? Was geht denn des die Lene an? f Stephan Die is es duch. wo a Porzig Wo de in'n Arm ſetniffen hoſt? Stephan, do hoſt de aber de falſche gekniffen. Stephan Aber nee, Bauer. i Porzig Ich will dich was ſogen, Stephan.. Du 5.. Ich hob' fünf biſt'n geſcheiter Ker Mädels... de Emma is de älteſte... denn kummt Pauline... denn Lene... un denn die beeden annern... Erſcht kummt alſo Emma... Ich verkoofe nich von unten vor ... Alſo de Emma willſte hoben? a Ich will de Lene und weeß boch, deß die mich „ mog s Keene Bange, die Emma nimmt dich boch. 5 Handel und Wirtſchaſt (Ohne Gewähr.) Mannheimer Schlachtviehmarkt vom 19. September. Dem Schlachtviehmarkt waren zugeführt: 184 Ochſen, 109 Bullen, 258 Kühe, 393 Färſen, 6 Freſſer, 789 Kälber, 29 Schafe, 2814 Schweine. Bezahlt wurden pro 50 Kilogramm Le⸗ bendgewicht in Reichsmark: Ochſen 29 bis 32, 23 bis 25, 24 bis 26; Bullen: 27 bis 29, 23 bis 25, 22 bis 24; Kühe: 22 bis 25, 17 bis 20, 15 bis 17, 10 bis 14; Färſen: 30 bis 33, 25 bis 27, 22 bis 25, Kälber:—, 42 bis 45, 35 bis 39, 31 bis 33, 27 bis 30; Schafe:—, 21 bis 27; Schweine: 49 bis 51, 49 bis 51, 49 bis 51, 46 bis 49, 44 bis 46; Ziegen: 7 bis 18. Marktverlauf: bei Großvieh ruhig, geringer Ueber⸗ ſtand; bei Kälbern ruhig, langſam geräumt; bei Schweinen mittelmäßig, geringer Ueberſtand. Stuttgarter Schlachtviehmarkt vom 19. September. Dem Dienstag⸗Markt waren zugeführt: 32 Ochſen, 41 Bullen(un⸗ verkauft 1), 211 Jungbullen(10), 354 Rinder(aq, 250 Kühe, 1358 Kälber(8), 2224 Schweine(160). Erlös aus je 1 Zentner Lebendgewicht in Reichsmark: Ochſen: a) 26 bis 28, b) 24 bis 25, c) 21 bis 23; Bullen: a) 24 bis 26, b) 24 bis 25, c) 23 bis 24, d) 21 bis 22, Rinder: a) 28 bis 31, b) 25 bis 27, c) 22 bis 24; Kühe: a) 21 bis 25, b) 17 bis 20, c) 12 bis 16, d) 9 bis 11; Kälber: a) 33 bis 36, b) 28 bis 32, c) 25 bis 27, d) 22 bis 24; Schweine: a) fette über 300 Pfund: 46, b) vollfleiſchige 240 bis 300 Pfund: 45 bis 46, c) vollfleiſchige 200 bis 240 Pfund: 43 bis 45, d) vollfleiſchige 160 bis 200 Pfund: 41 bis 43, e) fleiſchige 120 bis 160 Pfund: 40 bis 41; Sauen: 33 bis 37. Marktverlauf: Groß⸗ 15 5 ruhig, Ueberſtand; Kälber ruhig; Schweine mäßig, elebt. i Stuttgarter Landesproduktenbörſe vom 19. September. Es notierten in Reichsmark je 100 Kilo: Weizen, württ. 18 bis 19, Roggen württ. 15 bis 16, Hafer 12.35 bis 12.75, Futtergerſte 14.50 bis 15, Wieſenheu 4.50 bis 5, Kleeheu 5 bis 6, Stroh drahtgepreßt 1.50 bis 2, Weizenmehl Baſis Null 29.75 bis 30.25, Kleie 8.25 bis 8.75,c Brotmehl 23.75 bis 24.25. 1 Marktbericht der Badiſch⸗Pfälziſchen Eierzentrale. In den letzten Tagen wurden für deutſche Handelsklaſſen⸗ eier G 1 in Pfennig je Stück folgende Preiſe erzielt: 155 Kleinhandel: S über 65 Gramm 11,25 bis 11,50; im Groß⸗ handel beziehungsweiſe Berliner Notierung vom 18. 9.: 10.40 bis 10.80 bezw. 10.75; A 60 bis 65 Gramm 10.50 bis 11, 10 bis 10.60 bezw. 10; B 55 bis 60 Gramm 10.25 bis 10.75, 9.75 bis 10.25 bezw. 9.75; C 50 bis 55 Gramm 10 bis 10.50; 9.30 bis 9.90 bezw. 9.25; D 45 bis 50 Gramm 9.25 bis 9.75; 8.75 bis 9 bezw. 8.75. Ohne Koſten für Fracht, ee 9 9 Verbraucher⸗ eiſe liegen daher um is ennig je Stück hö obige Kleinhandelspreiſe. Peants le Siäg pober 1. Unſer Bild zeigt den Gutsſchweizer Weiſe aus Lübars bei Mag⸗ deburg mit ſeinen neun Söhnen, der vom Volkskanzler Adolf Hit⸗ ler ein Gut in der Nähe der polniſchen Grenze zum Geſchenk erhielt, das dem Führer von dem ſeitherigen Beſitzer zur freien Verfügung Deutſches Bauernblut. überlaſſen worden iſt. 8 lluleclialtuuq uud llisseu Sonnenblume Nach Licht verſchmachtend, trank ich sonne Beſeligt tief in mich hinein— Da ward ich unbewußt— o Wonne!— Des goldnen Leuchtens Wiederſchein. 1 Mit einer ſtolzen Skrahlenkrone Iſt nun mein ſchlichter Kelch geſchmückt— Ich fühl's, daß ich im Lichle wohne— Ich fühl es dankbar und beglückt! * Umringt von goldnem Bläkterkranze— Mein Haupt der Sonne zugekehrt— Steh' ich nun da im lichten Glanze. Vom Glorienſcheine hold verklärt! Wenn Wolken dann, die regenfeuchlen— Verhüll'n das Gold des Himmelslichts, Darf durch den krüben Tag ich leuchken: Symbol des sonnenangeſichks! Richard Thaſſilo Graf von Schlieben. DSO SSS SS SSO SS Sein großer Tag Eine luſtige Geſchichte aus dem Miltelalker. Erzählt von H. Roeſſink. An einem Sommerabend des Jahres 1457. als Philipp der Gute, Herzog von Burgund und Herr der Niederlande, 55 Schloß im Haag verließ, um nach ſeiner een Gefolge im Stadtwald zu luſtwan⸗ f 1 1 ſein Ohr zwiſchen dem Gezwit⸗ ſcher der durchdringendes archen. Er ging den Tönen nach und fand in einiger Entfernung den Urheber neben einer Bank auf dem Bo⸗ den liegen. Die Wucht des Baſſes bekundete abgrundtiefen Schlaf; es beſtand ferner kein Zweifel, daß der Untertan zu tief ins Glas bes ch tte. „Schuſter Wiſſem aus der a e ſtellte einer der Ritter feſt, der ſich in den Kneipen der Stadt gut auskannte. „Bringt ihn ins Schloß!“ gebot Philipp, der ein leutſeliger Herr war und ſich keine 2 8 zu einem luſtigen Streich entge hen ließ. Zieht ihn aus und ſteckt ihn in mein Nachtgewand!“ Der ſchlafende Schuſter wurde ins Schloß getragen, W mit Wohlgerüchen be⸗ ere und zuletzt in das gräfliche Prunk⸗ bett gelegt, wo man ihn ſeinen Rauſch aus⸗ 5 ſchlafen ließ. 2 Am andern Morgen verſammelte ſich der Hof im Schlafzimmer; auch Philipp befand ſich darunter, gekleidet wie ein e Er dem Marſchall von Burgund einen Wink, und dieſer berührte nach damaligem Zeremoniell den noch ſchlafenden Pſeudo⸗ fürſten an der Schulter, ſchüttelte ihn und machte ihn darauf aufmerkſam, daß die Stunde gekommen ſei, zu welcher ſeine Ho⸗ heit geweckt zu werden befohlen habe. Schuſter Willem rieb ſich die alkoholſchwe⸗ ren Augen und ſah ſich verblüfft um. Er be⸗ Pol, nicht, wo er war. Eure Hoheit... oller Bewunderung betaſtete er die ſeidenen Bettvorhänge, faßte ſich ans Kinn und be⸗ ſtaunte die Schuhe und das Gewand, die ihm von ernſtblickenden Hofherren vorgehalten wurden. Er zögerte. „Aber erkennt Eure Hoheit uns denn nicht?“ rau Iſabelle, Philipps junge Gemahlin, leß ſich anmelden. Aber da wurde es Wil⸗ 5— doch zu bunt. War er wach oder träumte er 4% a 5 „Mein Gemahl“, ſagte Iſabella,„Ihr ſeid der Herzog von Burgund und wollt mich nar⸗ ren, daß Ihr mich nicht zu erkennen vorgebt.“ Langſam ſchlug der Spaß ein. Schuſter Willem murmelte etwas von ſeiner Frau, von Sommerſproſſen und Fäuſten, aber er fand ſich hinein in die Rolle und den Glau⸗ ben, daß er der mächtige, ſehr edle Philipp, Herzog von Burgund und Lothringen, Graf von Holland und Seeland wäre. Er ließ ſich mit großem Zeremoniell ankleiden, genoß mit tüchtigem Appetit ein ausgedehntes und reich⸗ haltiges Früſtück. Anſchließend riefen ihn wei Hofräte, er möge, wie das Volk es Don⸗ nerstags gewohnt ſei, Gerichtshof abhalten. Nachdem den fingierten Klägern die erſten Urteile verkündet waren, meldete ſich ein jun⸗ ger Mann, der der künftige Spe n eines Schenkwirts aus der Potengaſſe zu ſein 5 vorgab, aber in Wahrheit einer der Ritter aus dem 1 war. Sein Schwiegervater babe einen Stammgaſt, einen gewiſſen Wil⸗ lem Dirks, einen Schuhmacher, der zwar ſehr viel zu trinken, aber wenig zu bezahlen pfle⸗ ge.„Kein Wunder“, fuhr der Kläger fort, „daß er ſein Handwerk ſchlecht verſteht, was mich aber ſchließlich nichts angeht. Mein Schwiegervater will jedoch, daß er die Schuld von elf vollen Gulden, bis zu welchem Betra⸗ ge ſie ſchon angelaufen iſt, endlich bezahlt! Ueber Willems Geſicht zuckte es.„Ich werde nicht dulden“, ſagte er ernſt,„daß ihr ſchlecht von dieſem braven Manne redet, der ſein Handwerk ſehr wohl verſtehet und ein tüchti⸗ Schuſter iſt. Des weiteren kann ich nicht illig 1 daß Euer Schwiegervater, wenn er elf Gulden verlangt, für nicht mehr den dieſer Tag ein einziges großes Gaudium war, er möge ſich nunmehr im Kreiſe ſeiner ewohnheit mit ögel Se ein langgezogenes, als die Hälfte ausgeſchenkt hat. Dieweilen ich aber heute eine freigebige Laune habe, werde ich ſelber die Schuld des wackren Meiſters bezahlen, da ich nicht will, daß ſie ihn noch länger bedrücken ſoll.“ Und mit einer läſſigen Handbewegung be⸗ entmeiſter, dem Kläger auftragte er ſeinen die vollen elf Gulden durch einen Boten zu überſenden. Nach dem Mittageſſen bat ihn der Hof, für i udium Getreuen niederlaſſen und ſich mit ihnen des Weines ergötzen. Auf Philipps Geheiß wette⸗ ten mehrere Edelleute, ſie würden den Herrn Herzog, wenn er ihnen die Ehre antun wolle, lch mit ihnen zu meſſen, unter den Tiſch trin⸗ en. „Wohlan!“ rief Willem, der ſchon manche Kanne geleert 8 und in beſter Stimmung war.„Das nehme ich an!“ Iſabella ſorgte dafür, daß der falſche Her⸗ 900 ſein volles Maß zu trinken hatte, den umpanen dagegen die Gläſer und Kannen nach halber Leerung fortgenommen und friſch gefüllt wurden. Es hub ein gewaltiges Ze⸗ 800 an, und als der Abend hereinbrach, lag uſter Willem, ſehr unzeremoniell vom Herzogsſtuhl heruntergeſunken, auf dem ſchweren Teppich; wieder ſchnarchte er wie am Tage vorher. „Zieht ihm ſeinen Plunder wieder an!“ ge⸗ bot Philipp, und ſie hoben ihn auf und klei⸗ deten ihn um. g „Jetzt hin damit, wo er herkam!“ Zwei Diener trugen ihn zum Schloß hin⸗ aus und legten ihn an der Stelle nieder, wo er geſtern gefunden worden war. Der Hof aber nebſt Philipp und Iſabella haben an dieſem Abend noch lange beiſammen geſeſſen und ſich das verdutzte Geſicht ausgemalt, das der Erwachende am andern Morgen ziehen würde. a Dies Erwachen war in der Tat hart und bitter. Willem ſtand auf und ging mit brum⸗ mendem Schädel nach Hauſe, wo ihn ſeine Frau mit den Sommerſproſſen und Fäuſten keifend empfing und ihn fragte, wo er wieder 5 1 volle Tage und Nächte geſteckt habe. Er onnte nicht anders annehmen, als daß der Teufel die Hände im Spiel gehabt habe. Als er aber noch an demſelben Abend in ſeine Stammkneipe kam, wurde er von dem Wirt mit beſonderen Komplimenten empfan⸗ en; und er vernahm, daß in der Tat ein erg e Bote dageweſen ſei, der ſein gan⸗ zes Kerbholz beglichen und außerdem noch eine Rechnung äber den doppelten Betrag zu ſeinen Gunſten eröffnet habe. Er ſtaunte mit offenem Munde. Hatte er nun geträumt oder nicht? Wie er auch nach⸗ dachte, es wurde ihm nicht klar; aber er hielt ſich an den Tatſachen. Schnell gefaßt, gab er ſich inmitten ſeiner Zechgenoſſen herzog⸗ liche Würde, ſcharte ſie um ſich und ließ alles, was anweſend war, auf ſeine Koſten auf das Wohl des guten Landesherrn trinken. Im Stadtwald aber hat er ſich, aus Furcht vor nochmaligem bitteren Erwachen, nicht wieder ſchlafen gelegt. 1 der tolle Major Hiſtoriſche Skizze von Walter Kaulfuß. Karl von Clauſewitz, der preußiſche Gene⸗ ral, der 1813 ruſſiſcher Generalſtabsoffizier in Blüchers Hauptquartier war, ſchrieb in ſeinem ſtrategiſchen Hauptwerk den Lehrſatz: Im Angriff liegt der Erfolg! Er baſiert nicht nur auf kriegeriſchen Erfahrungen, er iſt auch fundamentaler Grundſatz in allen Le⸗ benslagen. Auf Preußen laſtete die Hand des Kor⸗ 195 Schwer ſeufzte die Bevölkerung unter er Fremden Joch. Da hub die Stunde der Befreiung an. Ein Sturm der 1 raſte durch eee Gaue. Rußland ſtand als Verbündeter an der Seite Preußens. Im April 1813 war es, als die erſten grö⸗ ßeren Erfolge zu verzeichnen waren. Die Franzoſen, unter des italieniſchen Vi⸗ zekönigs Eugen Beauharnais Befehl, hatten ſich öſtlich von Magdeburg, bei Möckern, aufgeſtellt und verſchanzt. Die verbündeten preußiſchen und ruſſiſchen Truppen waren unter der Leitung des ruſſiſchen Ober⸗ befehlshabers Wittgenſtein und der preußi⸗ ſchen Generäle Yorck und Bülow vorgedrun⸗ gen und griffen die Franzoſen an. Man ſchrieb den 5. April. Auf dem rechten Flügel ſtand von Bülow mit ſeinen tapferen Strei⸗ tern. Ein heißes Gefecht hielt ihn feſt. Etwa 1000 feindliche Reiter machten ihm viel zu ſchaffen. Seine Infanterie konnte ſich nicht durchſetzen Die Reiterei mußte helfend ein⸗ greifen. Er ſchickte ſeinen Adjutanten zu ihr. Befehl an den Major von Platen, der „tolle Major“ genannt: Sofort mit der Rei⸗ terei angreifen! Befehl? Wird ausgeführt! Major Platen, eine kecke Reiternatur, trotzig,. von unbeugſamem Willen, muſtert ſeine Scharen. Es waren 200 Mann litauiſche Dragoner. Aber alles prachtvolle Kerle. 200 Mann gegen eine fünffache Ueber⸗ macht. 5 5 Werden es die Zweihundert ſchaffen? Major Platen reckte ſich. Blitzſchnell erin⸗ nerte er ſich einer Szene vor einigen Tagen in Berlin. Yorck ſprach da zu ſeinen Trup⸗ pen die denkwürdigen Worte:„Soldaten, jetzt geht's in den Kampf; ihr ſollt mich an eurer Spitze ſehen; tut eure Pflicht; ich ſchwöre euch, mich ſieht ein unglückliches Vaterland nicht wieder.“ Mich auch nicht, denkt der kernige Reiter Platen. Und ſo reitet der tolle Major vor die Front und feuert mit einigen Worten zum Kampfe an. Mann und Pferd ſind eins. Jeder tue ſeine Pflicht. Er, der Major, ſehe die Pferde ſo gut wie die Litauer als ſeinesgleichen an. Wenn ein Angriff nicht glückt, ſollen die verfluchten Mähren den Tag kein Futter be⸗ kommen.„Auch muß ein Dragoner die Pfeife noch brennend haben, wenn nach der Attacke Appell geblaſen wird.“ Platen ſieht ſeine Dragoner an, die Dra⸗ goner ihren Major. Los! a Heiſſa, hinein geht's in den Kampf. Drauf und dran! Die Sporen drücken die Weichen der Pferde, hoch auf bäumen ſie ſich. Mit ge⸗ ſchwungenem Säbel werden die Gräben ge⸗ nommen. Major Platen galoppiert an der Spitze. „Hurra!“ Ein kurzer Kampf. Die 200 Mann haben die 1000 Feinde in die Flucht geſchlagen. Da, im letzten Augenblick, ſprengl noch ein franzöſiſcher Reiter mit eingelegter Lanze an den Major heran. Platen gerät in höchſte Gefahr. Doch, Gott verläßt keinen Deutſchen. Der Trompeter Page erkennt die Situation, ſchwingt ſeine Trompete und haut ſie dem Franzoſen mitten ins Geſicht, seat 5 mit blutigem Schädel vom Pferde r l Major Platen iſt gerettet. Er ruft ſeinem Retter zu, und man hört die Worte:„Den haſt du gut heruntergeblaſen.“ g Das Gefecht bei Möckern wurde durch die kühne Reiterattacke zugunſten der Verbün⸗ deten entſchieden. 55 Angriff liegt der Erfolg, ſagt Clauſe⸗ witz. Merkt's nicht nur im Kriege, merkt's in jeder Lebenslage! ——— Wunder im Waſſertropfen Wenig bekannke Lebeweſen. Ein Naturwiſſenſchaftler hat einmal das Wort geprägt, daß„die Natur im Kleinſten ſich ſtets am größten zeigt“. Ein unſcheinba⸗ rer Tropfen Waſſer beweiſt in wundervoller Weiſe die Wahrheit dieſes Ausſpruchs, wenn wir die Linſen des Mikroſkopes befragen. Schöpfen wir aus einer trüben Pfütze ein⸗ mal ein wenig Waſſer und bringen wir ein Tröpfchen davon unter ein Mikroſkop. Durch die vergrößernden Gläſer zeigt ſich dem Au⸗ ge die winzige Waſſermenge wie eine große Waſſerlache, in der ſich ſeltſame Gebilde be⸗ wegen. Dies ſind verſchwindend kleine, mit dem bloßen Auge nicht erkennbare Tiere, die in verhältnismäßig großer Menge im Waſſer ein beſcheidenes Daſein führen. Da ſehen wir ein winziges Weſen, das einer Blume ähnelt; ſobald aber irgend etwas in ſeine Nähe kommt, rollt dieſe„Blume“ ſich blitz⸗ ſchnell zu einer Kugel zuſammen. Wir ha⸗ ben es hier mit einem blumenartigen Ge⸗ ſchöpfchen zu tun, das wegen dieſer ſeltſamen Bildung den Namen„Maiglöckchen⸗ tier“ führt. Dieſes Miniaturweſen hat an der Mundöffnung einen Kranz von Wim⸗ pern, mit dem es ſich im Waſſertropfen fort⸗ bewegt und ſein bißchen Nahrung herbeiholt. Ein anderer nicht minder ſeltſamer Be⸗ wohner des Waſſertropfens iſt das Pan⸗ toffeltier. Sein Name rührt von der großen Aehnlichkeit her, die es mit einem Pantoffel hat. Zum Schutze gegen ſeine Feinde iſt dieſer Waſſertropfenbewohner mit vielen kleinen Lanzen ausgeſtattet, die ſeinen ganzen Körper bedecken. Und haben Sie ſchon einmal vom Springtier gehört? Auch dieſes Weſen lebt im Waſſertropfen; es hat eine normale Größe von 0,03 Millimeter, iſt über und über mit feinen Borſten bedeckt und hat im Mikroſkop eine entfernte Aehn⸗ lichkeit mit einer Ananas. Um weitere Bewohner des Waſſertropfens kennen zu lernen, bringen wir nun etwas Waſſer aus einem Teiche, der noch nicht über⸗ mäßig mit Verweſungsſtoffen erfüllt iſt, unter die Gläſer des Mikroskops. Da fällt uns zu⸗ nächſt ein merkwürdiges Weſen auf, das auf⸗ fallend einer Trompete ähnelt. Der untere Teil des Tierchens iſt ſtark entwickelt und be⸗ wimpert, während ſich der obere Teil bis zu einem dünnen Streifen verjüngt. Dieſe „Schnur“ ringelt das Trompetentier, wie es der Naturforſcher benennt, um die Stengel und Halme der Waſſerpflanzen; die Größe dieſes Tierchens beläuft ſich auf etwa einen Millimeter. Wie unter den Menſchen gibt es auch unter den Bewohnern des Waſſertropfens einige, die von Natur aus mit beſonderer Schönheit ausgeſtattet ſind. Die Königin der Schönheit in dieſer Welt im Kleinen iſt das Strahlen⸗ tier. In allen Farben glühende Panzer um⸗ geben ſeinen winzigen Leib und ſchützen ſo das Tierchen vor jedem Feinde. Es iſt eine eigene Welt, die ſich uns im Waſſertropfen . 905 1 9 8 der Allſchöpferin Na⸗ ur ein hohes Lied ihres unvergleichlichen Schaffens ſingt. N 5 9 ——— 5 Hinter den Scheiben Hinter den Scheiben iſt das Reich der Be⸗ ſchaulichkeit. Ich kann mir nichts Schöneres denken, als nach des Tages Mühe und Laſt, wenn die Stunde des Feierabends gekommen, hinter der Scheibe zu ſitzen und meinen Blick auf die Straße zu lenken, wo viele Menſchen noch in geſchäftiger Haſt hin⸗ und hereilen. Ein Gefühl der Ruhe und Beſchaulichkeit überkommt mich dann. Ich ſitze in einem Lehnſtuhl, den ich mir ganz dicht an das Fen⸗ ſter gerückt habe, und laſſe das Leben an mir vorüberziehen. Erſt, wenn die dunklen Schat⸗ ten des Abends ſich über die Straße legen und die hellen Lichter der Lampen aufflam⸗ men, halte ich inne. Aber ſolange die golde⸗ nen Strahlen der Spätnachmittagsſonne noch über die Giebel und Dächer fallen, ſitze ich hinter den Scheiben und ſchaue hinaus und laſſe meine Gedanken überall hin wandern. Im Geiſte wandere ich mit ihnen durch die Wieſen und Felder und lauſche am Waldrand auf das Rauſchen der Bäume. Ich pflücke die Blumen des Herbſtes und ſchreite durch die 75 der Bäume mit den leuchtenden Aep⸗ eln. Ja, hinter den Scheiben iſt eine Welt der Träume und des Friedens. Nur allein möchte ich dabei ſein, ganz allein. Weil meine Ge⸗ danken dann wandern können, wohin ſie wollen.„ Luſtige Ele „Nun haſt Du mit Deinem Vortrag Erfolg gehabt?“ „Ja, aber nur an einer Stelle!“ „Wann war denn das?“ „Als ich ſagte: Meine Damen und Herren, ich bin jetzt am Ende meiner Rede— da brauſte der Beifall los!“ 8 Sie:„Ich finde es ſehr gut ausſehend, wenn Herren mit ſchwarzen Haaren ſchwarze Anzüge tragen!“ Er:„So, und was ſollen die Glatzköpfigen anziehen...“ * „Mein Bräutigam iſt herkuliſch“, ſchwärmte Annemie.—„So, da wirſt du alſo Frau Kuliſch?“ —* Tünnes und Schäl beſteigen unter heftigem Schwitzen den Eiffelturm in Paris. Stöhnt der Tünnes:„Wenn ich bloß wößt, wat Eau de Cologne op franzöſiſch heiſch, dann dät ick mer direk e Fläſchge kaufe.“ N 0 15 „Krauſe, kannſt du mir ſagen, wer David und Goliath waren?“ ö „Ja, es waren zwei Konkurrenten!“ — 2 2 „Wenn der kleine David nicht ſo geſchleudert, hätte, wäre Goliath nicht daran zugrunde gegangen.“ 4 Junge Frau(zu ihrem Manne):„Wenn wir uns nicht geheiratet hätten, würdeſt Du mich dann doch lieb haben?“—„Noch viel lieber!“(London Opinion). 8 Dame(zum Apotheker):„Geben Sie mir eine Schachtel Brauſepulver, aber ein ruhiges, das nicht ſo aufbrauſt. Ich bin ſehr ner⸗ vös.“——(Haag'ſche Courant). ——— ö Wiſſen Sie das? Ein erwachſener Menſch hat nach den Un⸗ terſuchungen des Engländers Halbane drei⸗ einhalb Liter Blut; davon kann er einen Li⸗ ter verlieren, ohne daß Lebensgefahr entſteht. Im Ei iſt das Gelbe viel nahrhafter als das Weiße; der Dotter liefert 59, das Weiße nur 17 Kalorien. Von den Geborenen kommen 104 Knaben auf 100 Mädchen. Bei mäßiger Füllung faßt der Magen des Menſchen zweieinhalb bis fünfeinhalb Liter Flüſſigkeit. 2 Am allerdichteſten in der menſchlichen Haut liegen die Schmerzpunkte, durch die die Schmerzeindrücke vermittelt werden; man hat gefunden, daß auf einer Fläche von einem Quadratzentimeter 100 Schmerzpunkte oder mehr vorhanden ſind; darauf folgen die Druck⸗ punkte und ſchließlich die Kältepunkte; am ſeltenſten ſind die Wärmepunkte, die ſich nur in ganz geringer Zahl auf einem Quadrat- zentimeter finden; alles in allem rechnet man, daß ein erwachſener Menſch etwa 30 000 Wärmepunkte, 250000 Kältepunkte, 500 000 Druckpunkte und mehrere Millionen Schmerz“ punkte hat. a