Erſcheint tüglich, mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die einſpaltige Petitzeile 20 Pfg. Keklamen 60 Pfg.— Bei Wiederholungen tarifl. Rabatt. Für Platz⸗Vorſchriften wird keine Garantie übernommen. Tages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. VBerkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Annahmeſchluß für Inſerate und Rotizen vormittags 9 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Iluſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig). „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Schriftleitung, Druck u. Verlag: G. Härdle, Zähringerſtr. 68. 38. Jahrgang ö Berlin, 21. September. Am Mittwoch tagte der Generalrat der Wirtſchaft zu⸗ nächſt unter dem Vorſitz des Reichswirtſchaftsminiſters Dr. Schmitt, am Nachmittag unter dem Vorſitz des Reichskanz⸗ lers. 5 Zu Beginn der Verhandlungen umriß der Reichswirt⸗ ſchaftsminiſter zunachſt nochmals kurz die Aufgaben des Generalrates der Wirtſchaft. Der Generalrat iſt nach den Abſichten der Reichsregierung als ein kleiner Kreis von Perſönlichkeiten gedacht, der die Reichsregierung ſchnell und tatkräftig zu beraten in der Lage iſt. Im Anſchluß hier⸗ an gab der Neichswirtſchafteminiſter Dr. Schmitt dem Ge⸗ neralrat den umfaſſenden Wirtſchaftsplan der Reichsregie⸗ rung bekannt. Danach hat die Reichsregierung den Generalrat im ge⸗ 5 genwärtigen Augenblick einberufen, um mit ihm neue grundlegende Pläne zu beraten, die dem Ziel einer weite⸗ ren nachhaltigen Beſſerung der Wirtſchaftslage Deutſch⸗ land dienen. Schon jetzt iſt eine kräftige Belebung der deulſchen Wirkſchaft unverkennbar. Das wird beſonders klar, wenn man ſich vergegenwärtigt, in welchen: Zuſtande die Regierung der nationalen Revolution die deutſche Volkswirtſchaft am An⸗ fang dieſes Jahres übernommen hat. Im Januar dieſes Jahres betrug die Zahl der Arbeits⸗ loſen über ſechs Millionen, ſie iſt bis heute um zwei Mil⸗ lionen geſunken. Dieſe günſtige Entwicklung iſt auf die wirtſchaftspoliti⸗ ſchen Maßnahmen der Regierung zurückzuführen. Von den zwei Millionen Arbeitskräften, die in den letzten acht Mo. naten eingeſtellt wurden, verdanken allein ekwa 300 000 ihre Veſchäftigung unmittelbar den Arbeiksbeſchaffungs⸗ maßnahmen des Reiches, der Reichsbahn und der Reichs⸗ poſt. Die große Zahl der anderen Beſchäftigten verdankt ihr Beok den Aufträgen der Länder, der Gemeinden und der anderen öffentlichen Körperſchaften, vor allem aber der durch die Maßnahmen der Keichsregierung wieder kräftig geſtärkten Initiative der Privakwirkſchaft. Ich darf hier herrorheben, daß die Reichsregierung bei allen wirtſchaftspolitiſchen Maßnahmen der Landwirtſchaft und der Bauwirtſchaft beſondere Pflege hat angedeihen laſſen. b Dieſer Amſchwung hal ſich erfreulicherweiſe auch der a Landwirkſchaft mitgeteilt. Deutſchland wird in ſteigendem Maße durch ſeine heimiſche Landwirtſchaft verſorgt, auf wichtigen Gebieten iſt es ſchon heute Selbſtgertorger. Der Belebung der deutſchen Wirt⸗ ſchaft kann das deutſche Volk klar entnehmen, daß die Reichs⸗ regierung mit ihren Maßnahmen auf dem rechten Wege iſt. Alle Erfolge können und ſollen das deutſche Volk aber nicht darüber hinwegtäuſchen, f daß erſt die erſte Etappe der Arbeitsſchlacht gewonnen iſt und daßz noch ein weiter Weg bis zum endgülkigen Sieg über die wirkſchaftliche Not zurückzulegen iſt. Die Reichsregierung hat daher mit dem Generalrat der Wirtſchaft neue Pläne beraten, die eine weitere organiſche Beſſerung der Wirtſchaftslage zum Ziele haben. Die Wirt⸗ ſchafts politik muß darauf abzielen, Erneuerungsbedarf und Inveſtitionsbedarf wieder zu wecken. Gelingt dies auch nur in einigermaßen nennenswertem Umfange, ſo wird der 10 Schritt zur wirtſchaftlichen Wiedergeſundung ge⸗ tan ſein. Der Plan der Reichsregierung Der von der Reichsregierung mit dem Generalrat be⸗ ſchloſſene Plan enthält: 5 a 1. Geſundung der kommunalfinanzen durch Konſolidierung der kurzfriſtigen Schulden und Sanierung des Haushaltes durch ſtarke Enklaſtung von Wohlfahrtsausgaben. 2. Energiſche Weiterführung der Arbeitsſchaffung. 3. Löſung der Starre auf dem Geld- und Kapitalmarkt. Hilfe für die Gemeinden. Die Reichsregierung hat ein Geſetz über die Umwand⸗ lung kurzfriſtiger Inlandsſchulden der Gemeinden, das Gemeindeumſchuldungsgeſetz, verabſchiedet. Das Geſetz be⸗ rechtigt alle deutſchen Gemeinden, die bei ihren kurzfriſtigen Schulden Zahlungsſchwierigkeiten gegenüberſtehen, mit Genehmigung der oberſten Landesbehörde einem Umſchul⸗ dungsverband als Mitglieder beizutreten. Hierbei iſt daran gedacht, dieſe Genehmigung nur ſolchen Gemeinden zu er⸗ teilen, die ohne eine derartige Umſchuldung ihren Schulden⸗ dienſt nicht erfüllen können. Die Gemeinden, die Mitglieder des Umſchuldungsverbandes geworden ſind, dürfen jedem inländiſchen Gläubiger einer kurzfriſtigen Forderung die Umwandlung in Schuldverſchreibungen anbieten. Ferner 8 7 in den Gemeinden die Wohlfahrtslaſten ermäßigt werden. 120 Für die Privakwirtſchaft und die Landwirkſchaft. Der Reichsfinanzminiſter wird ermächtigt, 500 Mil⸗ lionen Mark zur Förderung von nſtandſet⸗ zungs⸗ und Ergänzungsarbeiten an Gebäu⸗ den, für Teilung von Wohnungen und für den den Umbau ſonſtiger Räume zur Verfügung zu ſtellen, wenn der Eigentümer das Vierfache dieſes Betrages aufbringt. i Die Leiſtung des Zinſendienſtes wird ihm dadurch er⸗ leichtert, daß ihm 4 v. H. des aufgewendeten Kapitalbetra⸗ ges auf die Hauszinsſteuer angerechnet werden. ſchweren Holztüren des Haupteinganges Donnerstag, den 21. September 1933 Generalrat der Wirtſchaft. Die Umſatzſteuer für die Landwirkſchaft wird auf 1 v. H. feſtgeſetzt. Außerdem wird die landwirkſchafkliche Grund⸗ vermögensſteuer ab 1. Oktober 1933 um einen Jahresbetrag bis zu 100 Millionen Mark geſenkt. Zur Förderung des Wohnungsbaues und zur weiteren Anregung des Baumarktes ſind neue Steuerbefreiungen 555 neuerrichtete Kleinwohnungen und Eigenheime vorge⸗ ehen. In der Arbeitsbechaffung wird die Reichsregierung auf energiſche Durchführung des bisherigen Programms be⸗ dacht ſeien. Außerdem wird ſie einzelne, große, in ihrer Wirtſchaftlichkeit geſicherte und nur zentral durchführbare Vorhaben, wie Autobahnen und Ferngasleitungen, mit al⸗ len Kraften zu fördern ebſtrebt ſein. ö Beachtung des Kapitalmarktes. Die Reichsbank muß die Möglichkeit erhalten, auf dem Wege über eine entſprechende Regelung des Goldmarktes den Kapitalmarkt leiſtungsfähiger zu machen, ſeine Funk⸗ tionsfähigkeit allmählich zu beleben und ſo das Vertrauen der Effektenbeſitzer, insbeſondere auf dem Gebiet der feſt⸗ verzinslichen Werte, in die Aufnahmefähigkeit des Kapital⸗ marktes zu feſtigen. Als unerläßliche Vorausſetzung einer erfolgreichen Durchſetzung dieſer Pläne ſieht es die Reichsregierung an, das Lohn- und Preisniveau in ſeinem Geſamidurchſchnitt zu erhalten. Das ſchließt jedoch eine Auflockerung des Lohn⸗ und Preisgefüges in vereinzelten Fällen nicht aus. 5 Alle Maßnahmen ſind auf der engen Schickſalsgemein⸗ ſchaft zwiſchen Landwirtſchaft und übriger Wirtſchaft aufge⸗ baut. 5 Eine Rede des Reichskanzlere Gegen Abend erſchien der Reichskanzler in der Sitzung und machte längere Ausführungen über die Lage und die Aufgaben der Wirtſchaft im nationalſozialiſtiſchen Staate. Reichskanzler Adolf Hitler ging davon aus, daß die wirt⸗ ſchaftliche Entwicklung niemals von der politiſchen zu tren⸗ nen ſei. Die Wirtſchaft könne jetzt wieder auf lange Sicht disponieren, weil bei dieſer Regierung nicht die Gefahr be⸗ ſtehe, daß ſie morgen oder übermorgen nicht mehr da iſt. Wenn es gelingt, die ſaiſonmäßige Rückwanderung der Arbeitermaſſen im Herbſt und Winker aufzuhalten, werde im nächſte Inrühjahr ein neuer Generalangriff mit einem durchſchlagenden Erfolg einſetzentz können. Am dies zu er⸗ reichen, ſind große und neue Maßnahmen erforderlich. Nicht nur die Reichsregierung, ſondern auch die Wirtſchaft habe hierbei die Erziehungsarbeit zu leiſten, auf die es in erſter Linie ankomme. Es gilt vor allem, die Ideologie der Bedürfnisloſigkeit und der ſyſtematiſchen Einſchränkung des Bedarfes, alſo den vom Kommunismus ausgehenden Primitivitätskult zu be⸗ kämpfen. Das Entſcheidende iſt nicht, daß alle ſich beſchrän⸗ ken, ſondern daß alle ſich bemühen, vorwärts zu kommen und ſich zu verbeſſern. Die deukſche Wirtſchaft kann nur beſtehen unter einer ganz beſtimmten Bedarfshöhe und unker einer ganz be⸗ ſtimmten Kulturforderung des deutſchen Volkes. Der Reichskanzler ging dann im einzelnen auf die in dem vom Reichswirtſchaftsminiſter vorgetragenen Wirt⸗ ſchaftsplan enthaltenen Maßnahmen ein, insbeſondere auf die Umſchuldungs aktion für die Gemeinden, die nu wieder zu geſunden Finanzen und zu einem geſun⸗ den Eigenleben kommen ſollen, ferner auf die Erleichterun⸗ gen, die für den Landwirt durch Steuerermäßigun⸗ gen geſchaffen werden, und auf die große Aktion zu Hausreparaturen, bei der mit verhältnismäßig ge⸗ ringen Mitteln ein außerordentlich großer Nutzeffekt erzielt und für den Winter neue Arbeitsmöalichkeiten in erhebli⸗ chem Umfange ſichergeſtellt werden. Das rieſenhafte Stra⸗ ßenbauprafekt werde ſich allmählich auch auswirken. Der Reichskanzler wandte ſich ſehr energiſch gegen die profeſſionellen Kritiker, die Kritik nur um der Kritik willen üben und nicht zu ſagen vermögen. wie man es beſſer ma⸗ chen könne. Für gute und brauchbare Ratſchläge ſei die Regierung dankbar. Menn die Regierung nach reiflicher Ueberleauno eine Maßnahme verkündet, muß man hinter eine ſoſche Masnohme froton. Die Reichsregierung könne zwar die kranke Wirtſchaft in eine geſunde Situalion ſetzen, aber geſund werden müſſe die Wirkſchaft aus ſich heraus. a r. PPPePPPPFPGPGGPGPPPPPPPPPobceöeee Vom 27. Februar zum 21. September ö Der Reichstagsbrand vor dem Reichsgericht. Die wild erregten Tage um die Wende vom Februar zum März werden wieder lebendig, wenn jetzt vor dem . deutſchen Gerichtshof der Prozeß gegen die Reichs⸗ agsbrandſtifter beginnt. ene feuchte Vorfrühlingsnacht taucht wieder in der Erinnerung auf, als plötzlich die Feuer⸗ wehren läutend durch die Straßen Berlins raſten, als um das Reichstagsgebäude Knäuel von Waſſerſchläuchen lagen, als aus der hohen Kuppel Flammen ſchlugen und der Wind den Funkenregen über den Königsplatz trieb, als an den arbeiteten, um die verqualmte Wandelhalle freizubekom⸗ men. als die roten Läufer im Reichstagsinnern mit Brand⸗ Feuerwehrleute ————— Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Nr. 220 und Waſſerflecken beſchmutzt waren, als im Vollſitzungs⸗ ſaal die Löſchkolonnen mit dem Flammenmeer kämpften. das aus den Holzverkleidungen und Tribünen immer wie⸗ der hervorbrach, das alles Geſtüll vernichtete und durch den Glasraum der Kuppel einen Ausweg ſuchte. f Ein halbes Jahr hat die Vorunterſuchung dieſer Vorgänge gedauert— ein Zeichen dafür, daß alles, was zur Klärung dienen konnte, gründlich benutzt, daß der geſamte Tatbeſtand durchprüft wurde. 500 Zeugen ſind vernommen worden, alle Einzelheiten für die Hauptver⸗ handlung ſind vorbereitet worden. 5 Im letzten Stadium dieſer Vorbereitungen ſpielte der Briefwechſel zwiſchen dem Oberreichsanwalt und dem ſchwe⸗ diſchen Rechtsanwalt Branting eine Rolle. Die Bemühun⸗ gen des Oberreichsanwalts, von Herrn Branting und ande⸗ ren Mitgliedern der ausländiſchen Kommiſſionen, die ſich mit dem Reichstagsbrand beſchäftigten, neues Materigl, neue Zeugenausſagen zu erhalten, haben ergebnislos ge⸗ endet. Die großzügigen Angebote des Oberreichsanwalts haben nicht den Erfolg gehabt, geeignetes Tatſachenmate⸗ rial zutage zu fördern und konnten dieſen 01 wohl auch garnicht haben, weil offenbar ſolches Material ſich garnicht in den Händen der Ausländer befand, weil die Vorunterſu⸗ chung des Reichsgerichts alles zu Tage gefördert hat, was zu dem Fall Reichstagsbrand feſtzuſtellen iſt. Der Briefwechſel zwiſchen dem Oberreichsanwalt und dem Rechtsanwalt Branting hat für jene ausländiſchen Juriſten überhaupt nicht gut abgeſchnitten. Der Oberreichs⸗ anwalt hat ihnen Belehrungen über die deutſche Straf⸗ prozeßordnung erteilt, die für ſie nicht gerade ſchmeichelhaft waren. Auch wenn der Oberreichsanwalt jede Art von Po⸗ lemik vermied und rein ſachliche Tatſachen ausſprach. Er hat bei dieſer Belehrung klargeſtellt, daß ſich nach der deut⸗ ſchen Strafprozeßordnung, die eigentlich jenen ausländi⸗ ſchen Juriſten bekannt ſein müßte, der Verkehr zwiſchen Verteidiger und Angeklagten abſpielt. Er hat klargeſtellt, was die deutſchen Vorſchriften über die Zulaſſung von Zeugen beſagen, er hat vor allem durch ſeine Belehrungen über das deutſche Strafrecht die Unabhängigkeit der deut⸗ ſchen Gerichte, die'nabhängigkeit des Reichsgerichts vor der Weltöffentlichkei der große Prozeß ſel Das Reichsgericht, bei dem nun die Aufklärung und die Sühne des Reichstagsbrandes liegt. wird ſeine Verhand⸗ lungen in Leipzig und in Berlin führen. Maßgebend wer⸗ den die Strafvorſchriften der Antiterrorverordnungen ſein, einmal ſchon die Verordnung, die der Reichspräſident im Auguſt vorigen Jahres erließ und die die Todesſtrafe auf beſtimmte Hochverratsverbrechen ſetzte, die das Strafgeſetz⸗ buch nur mit lebenslänglichem Zuchthaus ahndet. Weiterhin wurde am Tage nach dem Reichstagsbrand die Verordnung des Reichspräſſdenten zum Schutze von Volk und Staat er⸗ nt laſſen. Schließlich am 31. März das Geſetz, das rückwirkende Kraft auch für Taten zwiſchen dem 31. Januar und dem 28. Februar hat, ſtellt feſt, daß ein Todesurteil nicht nur wie ſonſt in Deutſchland durch Enthaupten, ſondern auch durch Erhängen vollzogen werden kann und zwar, wenn es ſich um Verbrechen gegen die öffentliche Sicherheit handelt. Der Prozeß gegen die Reichstagsbrandſtifter wird mehrere Wochen in Anſpruch nehmen. Er wird zu zahlreichen Zeugenvernehmungen führen. Vorunterſuchung und Strafprozeßordnung geben die Sicherheit, daß alles, was zur Aufklärung des Verbrechens erforderlich iſt, dabei an den Tag gebracht werden wird. Die Angeklagten im Reichskagsbrand⸗ Prozeß. Bild zeigt:(obere Reihe) die Angeklagten van der Lubbe, Georgi Dimitroff;(untere Reihe) Blagoi Popoff, Waſſil Taneff und den früheren kommuniſtiſchen Reichstagsabgeord⸗ i neten Ernſt Torgler. aller Deutlichkeit unterſtrichen, ehe Vertagung auf 193352 Wie wird das Schickſal der Abrüſtungskonferenz!— Das Ergebnis der Pariſer Beſprechungen. Paris, 20. September. Wie der„Matin“ berichtet, ſoll man ſich auf den Pariſer Beſprechungen dahin geeinigt haben, die Abrüſtungsfragen auf die Konferenz von 1935 zu vertagen. ö Beiter berichtet der„Matin“, man habe in der Kon⸗ tkrollfrage an folgendes Kompromiß gedachk: doppeltes Kontrollſyſtem, nämlich ſehr ſtrenge Kontrolle für die euro⸗ päiſchen Staaten und eine lockere Konkrolle für England und die nichteuropäiſchen Staaten, wobei die„Konkrollbe währungszeit“ von vier auf vier oder drei Jahre verkürzt werden könnte.. Auf alle Fälle aber ſcheine man ſich dahin geeinigt zu haben, die Abrüſtungsfragen auf die Konferenz von 1935 zu vertagen. Wie der Matin auch zu ſagen weiß, habe der franzöſi⸗ ſche Außenminiſter Paul⸗Boncour deutlich zu verſtehen ge⸗ eben, daß Frankreich nicht zulaſſen könne, daß Deutſchland affen benutze, die ihm bisher durch den Verſailler Vertrag verboten waren. Die Vereinheitlichung der Heerestypen werde allerdings, ſo habe Paul⸗Boncour erklärt, die Stärke des deutſchen Heeres von 100 000 Mann auf 200 000 Mann mit kurzfriſtiger Dienſtzeit erhöhen, was vielleicht eine Er⸗ höhung der Zahl der Gewehre, Maſchinengewehre und Feldgeſchütze mit ſich bringen würde, aber keineswegs könne Deutſchland die Indienſtſtellung z. B. von ſchweren. Ge⸗ ſchützen und Tanks zugeſtanden werden. Amerikas Standpunkt In einer Havasauslaſſung wird erklärt, daß der ame⸗ rikaniſche Standpunkt in der Kontrollfrage durch die Ver⸗ handlungen mit Norman Davis keine Aenderung erfahren habe, daß er aber dem franzöſiſchen Standpunkt ziemlich nahe ſtehe und daß nur Meinungsverſchiedenheiten über die Durchführungsbeſtimmungen beſtünden. die franzöſi⸗ ſchen Forderungen auf Konkrollgleichheit und Sanktionen ſtießen auf die kategoriſche Oppoſition Amerikas, denn Amerika ſtehe auf dem Standpunkt, daß dieſe Frage wegen der geographiſchen Lage für Amerika weniger beruhigend als für die europäiſchen Länder ſei. Norman Davis werde Ende der Woche nach Genf reiſen. Die Abſicht, nach Rom und Berlin zu fahren, habe er aufgegeben, denn er gedenke in Genf Beſprechungen mit dem italieniſchen und dem deut⸗ ſchen Delegationsführer zu führen. Ole Zwiſchenkonferenz von London Die engliſchen Morgenblätter befaſſen ſich in längeren Aufſätzen mit der Sonderſitzung des britiſchen Kabinetts, deren Wichtigkeit durch die Tatſache unterſtrichen wird, daß Sir John Simon ſeinen Aufenthalt auf dem ſchottiſchen Schloß Balmoral, wo er als Gaſt des engliſchen Königs⸗ paares weilte, abgebrochen und die Rückreiſe nach London angetreten hat. 5 In allen Blättern fladet ſich die Meldung, daß Anker⸗ ſtaatsſefretär Eden bei ſeinen Beſprechungen in Paris Auf klärungen über zweifelhafte Punkte in den franzöſiſchen Borſchlägen erhalten habe und dieſe den britiſchen Miniſtern vorlegen werde. Ueber den genauen Inhalt dieſer Erklã⸗ rungen iſt vorläufig nichts bekannk. Beiläufig wird berich⸗ tet, daß die Frage des Locarnovertrages in Zuſammenhang mit der enkmilitariſierten Kheinlandzone enkgegen den Be⸗ haupfungen franzöſiſcher Blätter in Paris nicht zur Sprache gekommen ſei. Der diplomatiſche Korreſpondent der„Morning Poſt“ weiß zu meiden, in gutunterrichteten Londoner Kreiſen be⸗ 170 der Eindruck, daß die neueſten franzöſiſchen Vor⸗ chläge geeignet ſeien, die Ausſichten auf eine allgemeine Vereinbarung zu verbeſſern.„Daily Herald“ be auptet, daß in der Frage der periodiſchen internationalen Rü⸗ ſtungskontrolie, über die das Kabinett zunächſt zu entſcheiden habe, die britiſchen Militär⸗ und Marinebehörden heftige Oppeſition machten Sie wehrten ſich gegen den Gedanken. eimer mernationalen Kommiſſton zu erlauven,„ihre Naſe in die britiſchen Arſenale und Werften zu ſtecken“. Das Blatt glaubt, daß die anderen heiklen Fragen, wie die Lönge der Probezeit, der Anfang der ſofortigen Abrüſtung, Fanktionen uſo“., erſt ſpäter zu entſcheiden ſein würden. Abrüſtung mit Aebergangsperiode Eine Unterredung mit Henderſon. Paris, 20. September. In einer Unterredung mit dem Pariſer Vertreter Reu⸗ kers bekonte Henderſon nach einem Beſuch am Quai d'⸗ Orſay, daß die Abrüſtungskonferenz ihre Arbeiten Anfang Oktober unter äußerſt ſchwierigen Bedingungen wieder auf⸗ nehmen werde. Die gegenwärtige Lage Europas habe zweifellos bei vielen, die bisher die Abrüſtung unterſtützt hatten, gewiſſe Befürchtungen für die Zukunft hervorgerufen. Eine inter⸗ nationale Vereinbarung nicht nur zur Beſchränkung, ſon⸗ derg zur Verabſetzung der Rüſtungen ſei jedoch notwendi⸗ ger denn je. Angeſichts der Beunruhigung der öffenklichen Meinung in vielen Ländern könnte es allerdings nötig werden, eine Uebergangsperiode nach Einſetzung der ſtändigen Abrü⸗ ſtungskommiſſion zu vereinbaren. Eine derartige Ueber⸗ gangsperiode würde eine Forderung nach einer kurzfriſti⸗ gen Rüſtungsſtabiliſierung geſtakten und die Umbildung der Waffen zu ausſchließlich defenſiven Kampfmitteln er⸗ möglichen. Eine derartige Konvention müßte für das erſte Stadium genügen, um die Nationen zu einem internationalen Zu⸗ ſammenwirken in der Abrüſtungsfrage zu veranlaſſen. Nicht ohne Deutſchland! Genf enkſcheidet über die Abrüſtung. Durch die unprogrammäßige Rückkehr Edens nach Lon⸗ don iſt der Schwerpunkt der Vorbeſprechungen wieder nach Downing Street verſchoben worden. Daß der außerordent⸗ lichen Sitzung des britiſchen Kabinetts eine beſondere Be⸗ deutung beigemeſſen wird, ergibt ſich auch aus der unerwar⸗ teten Herbeirufung Sir John Simons aus Balmoral, die inſofern von Intereſſe iſt, als der Außenminiſter ſich durch ſeine Reiſe zum engliſchen König ausdrücklich zunächſt von der geſamten Diskuſſion diſtanzierte. Darüber, daß die Beſprechungen zwiſchen England und Frankreich an einem kritiſchen Punkt angelangt ſind, kön⸗ nen auch die beiderſeits des Kanals laut werdenden Preſſe⸗ ſtimmen nicht hinwegtäuſchen, die von einem allerdings ge⸗ dämpftem Optimismus getragen ſind. Der wahre Gegenſatz zwiſchen England und Frankreich bleibt nach wie vor beſtehen. England kämpft auch weiter⸗ hin um die Anerkennung des Macdonald⸗Planes, d. h. um das Prinzip der Abrüſtung ſelbſt. Frankreich dagegen iſt weniger denn je geneigt, die ihm durch den Sinn und kla⸗ ren Wortlaut der Verträge auferlegte Pflicht zur effektiven qualitativen Abrüſtung zu erfüllen. Dabei wird in Paris auch der Verſuch gemacht, die Haltung der amerikaniſchen Regierung gegen England aus⸗ zuſpielen. Für ein ſolches Unternehmen bietet aber die Er⸗ klärung, die Norman Davis in Paris überreicht hat, offen⸗ bar keine wirkliche Grundlage. In ihr wird im Gegenteil der bekannte amerikaniſche Standpunkt erneut dargelegt, wonach ein Abrüſtungsabkommen nur durch die Initiative der europäiſchen Staaten herbeigeführt werden kann. Der amerikaniſche Vertreter hat die Darlegung der Franzoſen zur Kontrollfrage zwar angehört, dazu ober ſelbſt nicht Stellung genommen; vielmehr hat er ausdrücklich eine Be⸗ N Amerikas an irgendwelchen Sanktionen abge⸗ ehnt. Dieſe wie auch die übrigen in Paris geführken Beſpre⸗ chungen können nicht darüber hinwegtäuſchen, daß für den weikeren Verlauf der Diskuſſion jezt das Ergebnis der Zwiſchenkonferenz in London enkſcheidend iſt, allerdings nur im Rahmen der engliſch-franzöſiſchen Vorbeſprechun⸗ gen. Denn die Sache der Abrüſtung iſt, wie ſich ſowohl aus der Fünfmächkeerklärung vom 11. Dezember 1932 als auch aus dem Viermächtepakt ergibt, eine Angelegenheit, die nicht ohne Deukſchland erledigt werden kann, was auch immer das Ergebnis der derzeitigen Erörterungen von London und Paris ſein wird. 5 Erſt in Genf wird darüber entſchieden werden, ob die notwendige Löſung der Abrüſtungsfrage enktſprechend dem klaren und berechtigten Standpunkt Deutſchlands zuſtande⸗ kommt oder ob ſie in der Tal an dem immer deutlicher werdenden Widerwillen Frankreichs, ſeinerſeits den ihm obliegenden Teil der Abrüſtungsverpflichtungen und damit einen wirklichen Beitrag zur Enkſpannung der internationa- len Atmoſphäre zu leiſten. ſcheitert. * Aenderungen der Arbeitsloſenhilfe Erleichterungen für Arbeitgeber und Gemeinden. ö Berlin, 21. September. Die Reichsregierung hat ein Geſetz über Aenderungen der Arbeitsloſenhilfe beſchloſſen, das zunächſt die Heraus⸗ nahme der Land⸗ und Forſtwirtſchaft ſowie der Binnenfi⸗ ſcherei und der Küſtenfiſcherei aus der Arbeitsloſenverſiche⸗ rung bringt.. „Mit der Befreiung von der Verſicherungspflicht entfällt für die Arbeitgeber und die Arbeiknehmer der betroffenen Berufe die Pflicht, Beiträge zur Arbeiksloſenverſicherung zu zahlen. Bei der Erleichterung, die das Geſetz hiernach den betroffenen Arbeitgebern bringt, muß erwartet werden. daß dieſe Arbeitgeber ihre Arbeitnehmer in dieſem Winker durchhalten werden. Soweit Arbeitsloſe dieſer Berufe bis zum 30. September 1933 die Anwarkſchaft auf die Leiſtungen der Arbeitsloſenhilfe bereits erworben haben, werden ihre Anſprüche durch die Neuregelung nicht berührt. Der Begriff der Landwirtſchaft iſt in dem Geſetz genau umſchrieben. Dabei iſt die bisher umſtrittene Frage, ob der Gartenbau zur Landwirtſchaft gerechnet werden kann. in bejahendem Sinne entſchieden. a In weiteren Vorſchriften wird die Finanzierung der Arbeitsloſenhilfe zum Teil neu geregelt. Während die Auf⸗ wendungen der Kriſenfürſorge bisher zu vier Fünfteln das Reich und zu einem Fünftel die Gemeinden getregen ha⸗ ben, fallen die Koſten der Kriſenfürſorge künftig der Neichs⸗ 3 5 Arbeitsvermilklung und Arbeitsloſenverſicherung zur Laſt. Endlich iſt die Eigenlaſt der Gemeinden für die aner⸗ kannten Wohlfahrtserwerbsloſen für die Zeit vom 1. Okto⸗ ber 1933 bis 31. März 1934 auf monatlich 26,75 Millionen Mark feſtgeſetzt. Durch dieſe Beſtimmung werden die bis⸗ herigen Laſten der Gemeinden für dieſe Aufgaben entſpre⸗ chend des dringenden Bedürfniſſes der Gemeinden herab⸗ geſetzt und, um den Gemeinden die Aufſtellung eines fla⸗ ren Haushaltes zu ermöglichen, für die nächſte Zeit feſt be⸗ grenzt. Das Geſetz ſoll am 1. Oktober 1933 in Kraft treten. Bett iebsrätewahlen früheſtens im nächften Jahr? Berlin, 21. Sept. Das Geſetz über Betriebsvertretungen und über wirtſchaftliche Vereinigungen vom 4. April 1933 ermächtigt die oberſten Landesbehörden, die Wahlen zu den geſetzlichen Betriebsvertretungen bis zum 30. September dieſes Jahres anzuſetzen. Es iſt beabſichtigt, dieſe Befug⸗ nis der oberſten Landesbehörden nunmehr bis zum 31. Dezember 1933 zu verlängern. Es iſt auch damit zu rechnen, daß die oberſten Landesbehörden von dieſer Befugnis Ge⸗ brauch machen, ſo daß mit Betriebsratswahlen im allgemei⸗ nen erſt früheſtens im nächſten Jahr zu rechnen ſein dürfte. Die Bürgerſteuer der Soldaten und Poliziſten Berlin, 21. September. Der Reichsifnanzminiſter hatte bereits durch einen frühe⸗ F ren Runderlaß für die kaſernierten. ö und Angehörigen der ſtaatlichen Schutzpolizei auch für 1934 auf die Ausſchreibung von Steuerkarten verzichtet. Der Miniſter hat ſich jetzt damit einverſtanden erklärt, daß die Gemeinden im Benehmen mit den zuſtändigen Behör⸗ den die Bürgerſteuer der kaſernierten Soldaten und Schutz⸗ poliziſten in anderer Weiſe als durch die Steuerkarten an⸗ fordern. Für den Fall, daß ſich hierbei Schwierigkeiten er⸗ geben ſollten, behält ſich der Reichsfinanzminiſter vor, nach⸗ träglich die Ausſchreibung von Steuerkarten für dieſe Steuerpflichtigen doch noch anzuordnen. Berlin. Zur Linderung der Not der durch das Brand⸗ unglück in Oeſchelbronn Geſchädigten hat der Reichskanzler 5000 Mark zur Verfügung geſtellt. Ohne langes durichten gute Suppen aus MAseEls Suppen-Würfeln —. * 22 1 2 Deutsche Quqlitätsware 1 Wurfel für 2 Jeller IO pfg. e Taliot uilier Dauæi Faio au ig. Roman von Leontine v. Winterfeld⸗Platen. 31 Und plötzlich flog in all das ernſte Sinnen von Krieg, Belagerung und Verteidigung wie ein blauer, ſchwirrender Schmetterling das Gedenken an Antje. a i Ach, was wollte dieſer blaue Schmetterling zwiſchen Brandkugeln und Pulverdampf hier oben bei der Wacht⸗ ſtube auf St. Marien? Klaus Veldekes Augen bekamen einen ſtillen, verſon⸗ nenen Glanz. Und es war, als ob die klare Herbſtluft, die um den wuchtigen Turm ging, nur immer und immer das eine raunte: 5„Söte Antje!“ a Wieder holte er tief, tief Atem. Wie war die Luft ſo rein und friſch hier oben, wie ein herber Gruß von der nahen, ſalzenen See. 8„In drei Tagen ſteht keine Lüge mehr zwiſchen uns, Antje,“ läutete es in ſeiner Seele wie von einer fernen, heiligen Glocke. 3 N „In drei Tagen 15 ich dir ſagen, wie ſüß du mir biſt. Und fragen will ich dich dann, ob du noch immer heim⸗ f 1 f nach Leba zu deinem Vater. Oder ob du lieber bei mir bleiben willſt im alten, grauen Veldekehaus. Immer, Antje— immer! Als meine Braut— als mein Weib. Ach, Antje, ich hab' ſonſt nimmer viel nach Frauen geſehen, weil mir die Arbeit zu wichtig war. Bis ich dein ſüßes, weiches Geſichtlein lachen ſah, an jenem Morgen, als du da oben ohne Fegah auf dem Tiſche ſtandeſt und dir die 15 kogge beſahſt. Wie waren deine Rehaugen ſo voll Lachen und Wißbegier, und voller Schelm und Grübchen in deinen Wangen. O Antje! Und dann kam ein Tag zum andern und immer lieber wurdeſt du mir! Und die Zähne hab' ich müſ⸗ ſen zuſammenbeißen, um dir nimmer alles, alles zu ſagen. Und ich bin ein Narr geweſen, daß ich Bertie ſolches Ver⸗ ſprechen gab. „In drei Tagen,“ dachte er,„in drei Tagen!“ 1 Ig ſeiner ſchwarzen Haube und dem weißen, gefälteten Kragen ſaß der Bürgermeiſter in ſeiner Amtsſtube im Rat⸗ haus, als Klaus Veldeke zu ihm kam. i Ohr habt mich rufen laſſen, Konſtantin Ferber.“— Deer andere lehnte ſich in ſeinen Stuhl zurück und ſtrich ſich den langen, weißen Bart. „Setzt Euch, Klaus, denn Ihr ſeht immer noch ſchmal und angegriffen aus. Aber ich hab' Euch müſſen rufen laſ⸗ ſen, weil ich Euch brauchte.“ Klaus Veldeke lachte. „Ich bin auch wieder ganz geſund, Konſtantin Ferber. War ſoeben ſchon mit Johann Sidinghauſen oben auf dem Turm von St. Marien. Die Polen rüſten ſich zum Abzug.“ 1800 weiß, ich weiß. Und aus dem Grunde hab' ich Euch olen laſſen. Weil wir jetzt jede Minute nützen müſſen, ſo nge ſie fern ſind, denn ſie werden wiederkommen mit ſtar⸗ ker Uebermacht. Sie werden Hela beſetzen und uns die Weich⸗ elmündung verſperren, um Danzigs Schiffahrt und Han⸗ lahm zu legen. Stephan Bathory hat geglaubt, durch ſein bloßes Erſcheinen uns zur Unterwerfung zu bringen. Er hat ſich geirrt. Geſtern noch einmal war der Unterhändler bei mir und forderte wieder die ſofortige Entlaſſung der Söldner und demütige Abbitte.“ Der Bürgermeiſter lachte hart auf. „Ich gab ihm dieſelbe Antwort wie das erſtemal. Nun zieht er ab. Jetzt müſſen wir rüſten, Klaus Veldeke, wie wir noch nie gerüſtet haben. Die ganze Bürgerſchaft muß zu hohen Abgaben herangezogen werden. Und vom König von Dänemark müſſen wir Geld haben. Iſt Euer Schiff fahrbe⸗ reit, Klaus Veldeke?“ ö „Schon ſeit Tagen, Konſtantin Ferber.“ N „Und fühlt Ihr Euch ſelber ſtark genug, es zu führen?“ Klaus reckte ſich hoch und ſeine Stahlaugen lachten. „Alle Zeit, Konſtantin Ferber.“— „So richtet es ein, daß Ihr morgen abend in See ſtechen könnt. Jeder Tag früher iſt der Stadt von Nutzen. Denn 0 fe dauert eine jetzt im Herbſt, wo die widrigen Winde 0 Fahrt nach Norden oft lange und kann beſchwerlich werden. Darum müſſen wir die Tage nutzen, ehe Eis und Schnee den Schiffen die Wege verſperren. So könnt Ihr in etlichen Wochen zurück ſein, wenn der Wind günſtig iſt. Ich ſetze gleich das Schreiben an den König Friedrich auf. Er iſt uns wohlgeſinnt und hat immer viel für Danzig übrig gehabt.“ Klaus Veldeke hatte kerzengerade geſtanden am Tiſch. Und in ſeinem kantigen Geſicht hatte kein Muskel gezuckt. Nur in ſeinen Augen war ein Leuchten um des hohen Auf⸗ 1 trags willen und der langerſehnten Seefahrt. Denn lieber noch als Gänſekiel und Schwert führte Klaus Veldeke das Steuer. „Die„‚Eva⸗Maria' iſt ſeefertig. Ich gehe ſogleich zum Ha⸗ fen und gebe alle Anordnungen. Heute abend hol' ich mir Euern Brief an den König und morgen können wir in See* ſtechen.“ Der Bürgermeiſter nickte befriedigt. „Es iſt gut. Und ich gebe Euch noch etliche erprobte Männer mit, denn auf der Rückfahrt müßt Ihr auf Eurer Hut ſein. Es gibt Kaperſchiffe genug in der Oſtſee, die gutes Geld wohl brauchen könnten. Nun geht und berei⸗ tet alles wohl vor, Klaus Veldeke. Ich verlaſſe mich auf Euch.“ Als Klaus zum Mottlauhafen ging, war ein froher Stolz in ſeiner Seele. a Sein Schritt wurde feſter und ſein Ausſehen friſcher. Nun hatte man doch ein Ziel vor Augen, ein großes! Nun brauchte man nicht mehr ſitzen und warten, was der Pole ſich wohl zu tun bequemte— und täglich dieſelben Dinge üben mit der Bürgerwehr und den Söldnern— wo einem die Hand brannte am Schwertknauf, endlich, endlich drein⸗ ſchlagen zu dürfen! Oder am Schreibtiſch zu ſitzen und den Gänſekiel zu zerbeißen, weil es immer mehr an Aufträgen und Arbeit fehlte und alle Geſchäfte lahm lagen wegen der drohenden Kriegsgefahr. Nun kam endlich das Han⸗ deln— die Tat! f Und er fühlte ſchon das Steuer zwiſchen ſeinen Händen und den herben, herrlichen Seewind um die Schläfen. Als er im Hafen auf ſein Schiff ſtieg und mit prüfen⸗ den Blicken alles muſterte, als er die ſchwankenden Planken unter den Füßen fühlte und das Knarren der Taue und Maſt⸗ hörte im Winde— als der herbe kräftige Teergeruch 1 aufſtieg von Bohlen und Holzwerk— da durchfuhr es ihn plötzlich wie eine wehe Erkenntnis: a. „Morgen ſollſt du in See ſtechen und in drei Tagen darfſt du Antie die Wahrheit ſagen!“ 5 i 8 Aus dem lladlioclꝛien Caudle Aufruf des Landesbauernführers Karlsruhe, 21. September. Deutſche Bauern! Im Kahmen der großen Grenzland⸗ kundgebung findet neben den anderen Veranſtaltungen der badiſchen Landwirkſchaft am Samstag auch eine große Bauernkundgebung ſtalt. Ich mache jedem Kreis- und Orts- bauernführer ſowie deren Mitarbeiter zur Pflicht, an dieſem Tage in Karlsruhe zu erſcheinen. Aber auch alle badiſchen Bauern fordere ich auf, dem Rufe zur Teilnahme Folge zu leiſten. Zeigt“ durch Eure Anweſenheit auch an dieſem Tage die innere Verbundenheit und Euer Bekenntnis zur Volks; gemeinſchaft. JFeftfolge: 9,15 Uhr: Antreten der Kreis⸗ und Ortsbauernführer ſowie deren Mitarbeiter auf dem Platz vor der Feſthalle. 10 Uhr: Einweihung des R. Walter Darre⸗Hauſes, Karlsruhe, Baumeiſterſtraße 2. Redner: Landesbauernführer Huber⸗ Ibach. MdR. 11 Uhr: Kundgebung der Kreis⸗ und Orts⸗ bauernführer und deren Mitarbeiter im großen Saal der Feſthalle. Die Teilnahme der übrigen Bauern nebſt Ange⸗ hörigen iſt erwünſcht. Redner: Staatsrat und Reichsob⸗ mann der bäuerlichen Selbſtverwaltung Meinberg⸗Berlin. 14 Uhr: Große öffentliche Bauernkundgebung auf dem Schmiederplatz. Redner: Reichsſtatthalter Robert Wagner, Staatsrat und Reichsobmann Meinberg und Landes⸗ bauernführer Huber⸗Ibach. Anſchließend Reit⸗ und Fahr⸗ turnier. 19 Uhr: Abmarſch der Kreis⸗ und Ortsbauernfüh⸗ rer und deren Mitarbeiter von der Feſthalle nach Teutſch⸗ neureuth. Bauern und Bäuerinen! Erſcheint in Maſſen? D Der Erntedanktag 1933 in Baden Die Durchführung der Organiſation des Erntedanktages am 1. Oktober dieſes Jahres iſt in Baden der Badiſchen Bauernſchaft in Verbindung mit den Parteidienſtſtellen der NSDAP übertragen worden. Die Kreiſe veranſtalten je nach ihrer Struktur zwei bis vier größere Erntedankfeſte, zu denen ſie je 10 bis 15 Dörfer heranziehen. Nur in Mannheim, Hei⸗ delberg, Karlsruhe, Pforzheim, Freiburg und Radolfzell werden ſtädtiſche Erntedankfeſte veranſtaltet. Im Mittel⸗ punkt ſteht allerorts die Uebertragung des Erntedankfeſtes in Hoya bei Hameln von 5 bis 7 Uhr, an der 500 000 Bauern teilnehmen. In den vorgenannten ſechs Städten erfolgt außer⸗ dem noch der Einmarſch der Spendewagen für die Winterhilfe aus den umliegenden Dörfern. Der Maxauer Brückenbau Der erſte Spatenſtich durch Miniſter Köhler getan. () Karlsruhe, 20. September. In der ſüdlichen Niederung der 13 000 Einwohner zäh⸗ lenden Ortſchaft Knielingen iſt ein Gelände abgeſteckt und bereits mit einem Gerüſt verſehen. An dieſer Stelle ſoll das erſte Bauwerk des Baues einer feſten Rheinbrücke bei Maxrau, nämlich die Rampe für die Zufahrtsſtraße, errichtet werden. Heute tat nun der badiſche Miniſterpräſident Köhler den erſten Spatenſtich. Das bedeutet, daß nun mit den Bau⸗ arbeten für de neue Rhenbrücke begonnen werden ſoll. Das hochdeutſame Ereignis ſpielte ſich in einem würdigen, feſt⸗ lichen Rahmen ab. Im offenen Viereck, überragt von hohen Flaggenmaſten, von denen die Farben des neuen Reiches ſo⸗ wie Badens und Bayerns wehten, hatten ſich die SA, der Bahnſchutz, Vereine und Feuerwehr ſowie die Schul⸗ und Hitlerjugend aufgeſtellt. Im weiten Umkreis war die Be⸗ völkerung verſammelt, um Zeuge der Weiheſtunde zu ſein. Miniſterpräſident Dr. Köhler ſowie Miniſter Dr. Wacker und Pflaumer wurden am Ortseingang vom Spitzenleiter der Sc eingeholt und unter den Klängen der Feuerwehrkapelle zum Feſtplatz geleitet. Dort überreichten Hitlermädels Blu⸗ menſträuße. Nach Geſangsvorträgen führte Miniſterpräſident Köhler u. a. aus: Der heutige Tag ſoll eine Weiheſtunde der deutſchen Arbeit ſein und uns mit Freude erfüllen darüber, daß es nun gelungen iſt, eine Arbeitsſtelle für Tauſende zu ſchaffen. Der Redner erinnerte an die lange Geſchichte des Maxauer Rheinbrückenbaues und wies darauf hin, daß es der nationalſozialiſtiſchen Revolution vorbehalten bleibe, die Hemmungen zu beſeitigen, die in den letzten Jahren noch der Ausführung des Projektes entgegenſtanden. a Er, der Miniſterpräſident, habe in dieſem Augenblick das Bedürfnis, all denen zu danken, die mitgewiekt haben, um das große Werk der Verwirklichung entgegenzuführen. Dank zunächſt dem bayeriſchen 1 Sie⸗ bert, der als Pfälzer viel Verſtändnis für dieſe große Auf⸗ gabe gezeigt habe und deſſen Entgegenkommen es zu verdanken ſei, daß die Schwierigkeiten überwunden wurden. f Möge die neue Brücke hinüberführen zur bayeriſchen Pfalz, die freundnachbarlichen Beziehungen ſtärken und die wirtſchaftlichen Beziehungen verbeſſern. Der Miniſter dankte dann der Reichsbahn und der Stadt Karlsruhe und würdigte das Werk im Rahmen der Ge⸗ ſamtaktion gegen die Arbeitsloſigkeit. Hierauf ſprach der Präſident der Reichsbahndirektion, Dr. Roſer, für die tatkräftige Förderung des Brückenbau⸗ projektes durch die Reichs⸗ und Landesregierungen von Baden und Bayern. Miniſterialrat Blum überbrachte die Glück⸗ wünſche der bayeriſchen Staatsregierung und des bayeriſchen Miniſterpräſidenten. Prüfident Dr. Noſer folgte nun dem Miniſterpräſiden⸗ ten, um den erſten Spatenſtich vorzunehmen. Das ge⸗ ſchah kurz nach 12 Ahr unter Glockengeläute, Böllerſchüſſen und dem Ertönen der Schiffsſirenen im Karlsruher Hafen. In dieſem Augenblick wurde an einem großen Maſt in⸗ mitten des Platzes die Hakentreuzfahne gehißt. Die Feſt⸗ gemeinde ſang die erſte Strophe des Deutſchlandliedes. Miniſterpräſident Köhler knüpfte an den erſten Spaten⸗ ſtich den Wunſch an, daß der Segen Gottes bei der Arbeit ſein möge und daß wir alle den Tag erleben möchten, an dem die Fahnen zur Einweihung der Brücke wehen als Zei⸗ chen, daß wir eine gewaltige Arbeit mit Gottes Hilfe zu Ende geführt haben. Drei jüdiſchen Hochſchulprofeſſoren die Lehrbefugnis entzogen. ( Karlsruhe, 20. Sept. Drei jüdiſchen Hochſchulprofeſ⸗ ſoren und zwar dem ordentlichen Honorarprofeſſor Dr. Adolf Grün an der Aniverſität Freiburg, dem Privatdozenten Dr. Albert Waſſermann an der Techniſchen Hochſchule Karlsruhe und dem nichtplanmäßigen außerordentlichen Profeſſor Dr. Mar Springer an der Handelshochſchule Mannheim wurde auf Grund des Geſetzes zur Wiederherſtellung des Berufsbe⸗ amtentums durch Entſchließung des Herrn Keichsſtatthalters Die Lehrbefugnis entzogen. Der Gau⸗Appell am Sonntag Die e hatte dieſen Gau⸗Appell bereits vor dem Nürnberger Reichsparteitag geplant. Des Reichspar⸗ teitages wegen mußte er dann verſchoben werden. Wenn ſich die Gauleitung trotz der zeitlich nur kurzen Zwiſchen⸗ pauſe und trotz der gewaltigen Anſtrengungen, die Nürn⸗ berg den Parteigenoſſen in jeder Hinſicht auferlegte, zu dieſer Kundgebung entſchloß, ſo geſchah es um des günſti⸗ gen Zufammenfallens mit den übrigen Grenzlandkundge⸗ bungen willen und aus der Erfordernis der gegenwärtigen politiſchen Situation heraus. Welche Wichtigkeit dieſer Kundgebung beizumeſſen iſt, mag vor allem daraus er⸗ ſichtlich ſein, daß aller Wahrſcheinlichkeit nach höchſte Füh⸗ rer des Reiches erſcheinen und ſprechen werden. Zum Schauplatz dieſer gewaltigen Kundgebung wur⸗ den die Rennwieſen an der Rüppurrerſtraße auserwählt. An die bereits beſtehende Tribüne des Fußballvereins Südſtern wird eine neue Haupttribüne von 200 Meter Länge angereiht werden. Eine Umzäunung von gewalti⸗ gen Ausmaßen wird den rieſigen Schauplatz umſäumen. Die Vorbereitungsarbeiten wurden bereits durch den Frei⸗ willigen Arbeitsdienſt in Angriff genommen. Der Kundgebung wird ein Anmarſch der PO., SA., SS., 5. uſw. vorausgehen. Der Appell ſelbſt wird durch eine Tolengedenkfeier eröffnet werden, bei der in feierlicher Weiſe die Namen der Märtyrer unſeres Gaues zur Verleſung gebracht werden. An die Ehrung der Token wird ſich die Ehrung ihrer Mitkämpfer, der ſogenannken alten Garde anſchließen, die in beſonderer Formation an- kreten wird. Rund 100 Kameraden, die bereits vor 1923 der Jahne Adolf Hitlers in Baden folgten, werden das zom Gau geſtifteke goldene Jugehörigkeitszeichen erhalten, rund 1500 das ſilberne Abzeichen der Zugehörigkeit ſeit 1923 und vor 1929. „Bisher haben nur die Gaue Sachſen und Thüringen eine ſolche Ehrung vorgenommen. Zehntauſende waren dort Zeugen dieſes unvergeßlichen Augenblicks, in dem der neue Staat ſeinen älteſten Vorkämpfern in feierlicher Form vor aller Oeffentlichkeit den Dank des erwachten Volkes ausſprach. Die bereits gemeldeten Sonderzüge, die Nachfrage nach Eintrittskarten, laſſen erkennen, daß es ſich auch in Baden die ganze Parteigenoſſenſchaft des Gaues zur Pflicht machen wird an dieſem Ehrentag ihren älte⸗ ſten Vorkämpfern einen nicht minder tauſendfachen Heil⸗ gruß zu entbieten. Und die größte Ehre würde es ſein, wenn es ſich ermöglichen ließe, daß der Führer ſelbſt zu dieſer Feier erſcheint. Ländliche Für ſorgepflicht Zweite Badiſche Ausführungsverordnung zur Reichsver⸗ ordnung über die Jürſorgepflichk. Auf Grund des Paragraphen 2 des Fünften Geſetzes zur Durchführung der Gleichſchaltung von Reich, Ländern, Gemeinden und Gemeindeverbänden im Land Baden wird für die ländlichen Bezirksfürſorgeverbände u. a. verordnet: Die Vertretung und Verwaltung des Verbandes ſteht dem Landrat zu. Ueber den Voranſchlag und über die Auf⸗ nahme von Anleihen beſchließt der Bezirksausſchuß. Ver⸗ weigert der Bezirksausſchuß ſeine Zuſtimmung, ſo kann der Landrat den Landeskommiſſär anrufen, der endgültig ent⸗ ſcheidet. Die Beſtimmungen über das Erfordernis einer Staatsgenehmigung bei der Aufnahme von Anleihen blei⸗ ben unberührt. Der Bezirksausſchuß beſteht aus dem Land⸗ rat oder ſeinem Stellvertreter als Vorſitzenden, zwei Bür⸗ germeiſtern, einem Vertreter der Hilfsbedürftigen und einem Vertreter der privaten Wohlfahrtspflege. Die Mitglieder des Bezirksausſchuſſes ernennt der Landeskommiſſär für die Dauer von vier Jahren nach Anhörung der Beteiligten. Die Entſcheidungen des Landeskommiſſärs ſind endgültig. Der Bezirksausſchuß bildet aus ſeiner Mitte den Beſchwerde⸗ ausſchuß. Alle Anträge auf Unterſtützung ſind bei der Ge⸗ meinde einzureichen. Auf den Unterſtützungsantrag entſchei⸗ det der Bürgermeiſter, welchen Vorſchlag er dem Verband unterbreiten will. In den nachbezeichneten Fällen kann der Bürgermei⸗ ſter ſelbſtändig Fürſorgeleiſtungen als Beauftragter des Verbandes bewilligen: 1. Weitergewährung einer auf Zeit bewilligten laufen⸗ den Unterſtützung, ſofern in den Verhältniſſen, die der Be⸗ willigung zugrunde gelegen haben, keine Aenderung einge⸗ treten iſt. 2. Bewilligung einmaliger Beihilfen bis zum Höchſt⸗ betrag von 10 Mark für Ledige und 25 Mark für Verhei⸗ ratete, jedoch nur einmal in drei Monaten. 3. Ausſtellung von vorläufigen Arztausweiſen. Der Landrat iſt an die Entſcheidung des Bürgermeiſters nicht gebunden. Eine ausdrückliche Ablehnung des Unter⸗ de dd ſeitens des Verbandes unterbleibt, wenn er Hilfsbedürftige gegen den ablehnenden Vorſchlag des Bürgermeiſters keine Einwendungen erhebt. Ueber einen Einſpruch des Hilfsbedürftigen gegen die ſeitens des Ver⸗ bandes erfolgte Feſtſtellung oder Ablehnung ſeiner Unter⸗ tützung entſcheidet der Landrat nach Anhörung einer Per⸗ aus den Kreiſen der Hilfsbedürftigen. Die Fürſorgerin iſt, ſoweit noch nicht geſchehen, vorher zu einer Stellung nahme zu veranlaſſen. Gegen die Einſpruchsentſcheidung iſt die Beſchwerde gegeben. Ueber die Beſchwerde entſcheidet endgültig der Beſchwerdeausſchuß. Die Auszahlung der Unterſtützungen erfolgt grundſätzlich durch die Gemeindekaſſen. Die Zuſatzrenten der Kriegsbeſchädigten und Kriegerhinterbliebenen und die für Kleinrentner aus Reichsmitteln gewährten Beihilfen müſſen der Gemeindekaſſe in der erforderlichen Höhe recht⸗ n 1 vor dem Auszahlungstermin vom Verband überwie⸗ ſen werden. Dieſer Verordnung entgegenſtehende Beſtim⸗ mungen in Geſetzen, Verordnungen, den Amtlichen Erläu⸗ terungen zur Reichsverordnung über die Fürſorgepflicht und zur Badischen Ausführungsverordnung hierzu oder Verbandsſatzungen ſind aufgehoben. Verordnung über Ergänzung der Studentenrechtsverordnung. 5 Karlsruhe, 20. Sept. Im Badiſchen Geſetz⸗ und VerelDuungeblalf wird folgende Verordnung veröffentlicht: „Auf Grund des Paragraphen 3 des Geſetzes über die Bil⸗ dung von Studentenſchaften an den wiſſenſchaftlichen Hoch⸗ ſchulen vom 22. April 1933 hat das Staatsminiſterium verordnet, was folgt: Paragraph 3 der Verordnung vom 20. Mai erhält folgenden Zuſatz:„Deutſchen, die nicht die Reichsangehörigkeit beſitzen, wird durch die Mitgliedſchaft zur Deutſchen Studentenſchaft keinerlei Verpflichtung gegen⸗ über dem Deutſchen Reich oder ſeinen Ländern auferlegt, die mit den Pflichten gegenüber dem Land ihrer Staatsangehörig⸗ keit unvereinbar ſind. Dies gilt insbeſondere für die Erziehung der Studenten zur Wehrhaftigkeit und zur Einordnung in die Volksgemeinſchaft durch Wehr⸗ und Arbeitsdienſt und Lei⸗ besübungen.“ 8 11 Wiesloch.(Kreisleiter Bender iſt Bürger⸗ meiſter.) Am 20. Auguſt hatte Bürgermeiſter Dr. Gröpp⸗ ler ſein Amt zur Verfügung geſtellt und zwar auf den im Intereſſe der Neuordnung der Staatsaufſichtsbehörde gutſchei⸗ nenden Zeitpunkt. Von dieſer Zuverfügungsſtellung Gebrauch machend, hat der Innenminiſter unterm 12. dieſes Monats den Kreisleiter Otto Bender⸗Eichtersheim zum Bürgermeiſter von Wiesloch beſtimmt. Ui Neckarſteinach.(Leichenlän dung.) In der Stein⸗ ach wurde die Leiche des Karl Erban, Sohn eines hieſigen Bürgers, geländet. Der junge Mann befand ſich am Sonn⸗ tag auf der Kirchweihe in Schönau. Seinen Geſchwiſtern, die ſchon früher fortgingen, ſchloß er ſich nicht an, mit dem Bemerken, er komme ſpäter nach. Da er nicht nach Haus ge⸗ kommen war, wurde morgens in Schönau Nachfrage gehalten nach dem Vermißten und bald darauf wurde die Leiche in der Steinach gefunden. Der junge Mann iſt nervenleidend und zweifellos liegt Freitod infolge des Leidens vor. () Baden⸗Baden.(Spielbankeröffnung am 1. Oktober.) Kurdirektor von Selaſinſky hat die abſchließenden Verhandlungen mit einer internationalen Finanzgruppe ge⸗ führt. Der Vertrag, der in Paris bezw. Berlin unterzeichnet würde, liegt zurzeit dem Reichsminiſterium des Innern zur Genehmigung vor. Nach erteilter Genehmigung wird die Baden⸗Badener Spielbank am 1. Oktober eröffnet wer⸗ den. i O Herbolzheim.(Scha denfeuer.) In dem Anweſen des A. Röckel brach ein Brand aus, dem Scheune und Stal⸗ lungen zum Opfer fielen. Das Wohnhaus und die Holz- wollefabrik konnten gerettet werden. (—) Waldshut,(Radfahrer überfahren und getötet.) Bäckermeiſter Th. Roth ſen. aus Ofteringen kam am Ortsausgang von Antereggingen beim Abſtieg vom Fahrrad zu Fall und unter ein Laſtauto. Er wurde getötet. Zum Konzert des Geſangverein Sängerbund. Nur noch wenige Tage trennen uns von dem bereits vor einigen Wochen an dieſer Stelle angekündigten Konzert des Geſangvereins Sängerbund. Am kommenden Sonntag, den 24. Sept. nachm. 3.30 Uhr tritt der Verein mit einem wirklich geſchickt zuſammengeſtellten Programm im großen Saal der Schloßwirtſchaft an die Oeffentlichkeit. Der z. Zt. ziemlich ſtarke und gut ausgeglichene Chor⸗ körper unter der ſicheren Stabführung ſeines tüchtigen Dirigenten Herrn E. Landhäußer iſt ſich ſeiner großen Aufgabe bewußt und bemüht, ſeinen Zuhörern wirklich etwas ſchönes zu Gehör zu bringen. Ganz beſonderes Intereſſe dürfte der Chor„Ein einig Volk“ mit Orcheſter⸗ begleitung erwecken. Dabei wirkt auch der Schülerchor der hieſigen Volksſchule mit etwa 100 Kindern mit. Auch die Geſamtchöre mit dem Liederkranz Mannheim⸗Waldhof, zu⸗ ſammen 150—160 Sänger, werden einen ganz gewaltigen Eindruck hinterlaſſen. Nicht zuletzt wird auch das beliebte Landhäußer⸗Liederkranz⸗Quartett mit ernſten und heiteren Liedern, wie auch der bekannte Soliſt Herr Brückl, das Publikum zu feſſeln wiſſen. Dies alles ſpricht für ein wirklich erſtklaſſiges Konzert und wollen wir hoffen, daß ein ausverkauftes Haus dieſe Kunſt belohnt. Nach dem bereits begonnenen Vorverkauf zu ſchließen, bringt man der Veranſtaltung allerſeits großes Intereſſe entgegen, ſodaß mit einem ſehr guten Beſuch zu rechnen iſt, Es tut daher jeder Beſucher gut, ſich ſchon im Voraus ſein Programm zum Eintritt zu ſichern. 25 Jahre Metzgerei Engelhardt. Heute ſind es 25 Jahre, daß Metzgermeiſter Heinrich Engelhardt das Geſchäft Friedrichſtr. 90(jetzt Kloppenheimerſtraße) grün⸗ dete und es zur heutigen beachtlichen Höhe brachte.— Gleichzeitig kann Herr Engelhardt mit ſeiner Gemahlin Marie geb. Brenner das Feſt der ſilbernen Hochzeit be⸗ gehen.— Und noch ein drittes: 25 Jahre iſt nun Familie Engelhardt Leſer des„Neckar⸗Bote“. Zum Geſchäfts jubi⸗ läum ſowohl als auch zum Familienfeſte unſere beſten Glückwünſche. N Wunderliches Gewächs. Die Natur leiſtet fich mancher⸗ lei Scherze. Herr Heinz Wilhelm erntete in ſeinem Garten Ettlingerſtraße, einen Rettich, der in ſeiner Geſtalt eir wunderliches Gewächs darſtellt. Intereſſenten können das⸗ ſelbe dort anſehen. I Der Juweliereinbruch aufgeklärt. Wie wir erfahren, hat der große Einbruch im Juweliergeſchäft Feſenmeyer, der im Auguſt erhebliches Aufſehen ereregte und in deſſen Mittelpunkt die Einbrecher Erich Arnold und Franz Lehne aus Berlin ſtanden, jetzt durch die Verhaftung des letzteren wie auch durch die Feſtnahme von einigen jüdiſchen Helfern polniſcher Staatsangehörigkeit ſeine Aufklärung gefunden. In Verfolg der polizeilichen Unterſuchung ſind bisher 12 Perſonen in Haft genommen worden. Einer der Hauptheh⸗ ler iſt ein gewiſier Schleſinger. Er wurde an ſeiner Berliner Arbeitsſtelle überraſchend durchſucht. Man fand bei ihm faſt den größten Teil der Mannheimer Beute vor. Ein Huſfſchlag gegen den Kopf. Auf dem Weinheimer Weg in Sandhofen erlitt ein 13 Jahre alter Junge einen Unfall dadurch, daß er beim Vorbeifahren mit einem kler⸗ nen Selbſtfahrer(Holländer) an einem Pferdefuhrwerk, von dem Pferd, das erſchrocken war, einen Schlag gegen den Kopf erhielt, ſo daß er erheblich verletzt wurde. Einſchränkung der Nebenbezüge der Beamten Die durch das Geſetz nom 30. Juni 1933 neugeſchaffenen Beſtimmungen über die Nebentätiakeit der Reichsbeamien gelten auch für die Beamten der Länder. Nach dieſen Be⸗ ſtimmungen wird eine Veraütung für eine Nebentätigkeit im Staatsdienſt nicht bezohlt und jede Vergütung für eine außerhalb des Staatsdienſtes aber im Zuſammenhang mit dem Hauntamt ausgeübte Tätigkeit iſt an die Staatskaſſe abzuliefern. . Ausnahmen von dieſer Regelung ſind allerdings zu⸗ läſſig. Es müſſen ſich aber ſolche Ausnahmen nach einem Runderlaß des preußiſchen Innenminiſters auf die Fälle beſchränken, in denen der Beamte eine Nebentätigkeit auf Vorſchlag oder Veranlaſſung ſeiner vorgeſetzten Behörde ausübt und ſeine Arbeitskraft erheblich über das gewöhnliche Maß hinaus in Anſpruch genommen wird. In erſter Linie muß aber auch in dieſen Fällen geprüft werden, ob der Be⸗ amte nicht bei ſeiner Haupttätiakeit entlaſtet werden kann, ſo daß die Vorausſetzung zum Bezuge einer Vergütung fortfällt. f 1 5 . 5 2 5 Aenderungen im Bezirksamt. 5 Der neue Polizeipräſident. Wer in dieſen Tagen im Bezirksamtsgebäude zu tun hatte, wird vergebens die gewohnte Zimmernummer geſucht ſucht haben, ſah vielleicht ein fremdes Geſicht im als ver⸗ trauten Büro oder hat mit Erſtaunen feſtgeſtellt, daß neue Dienſträume hinzugekommen ſind. In der Tat iſt eine grundlegende Veränderung vor ſich gegangen, die jedoch in der Hauptſacht nur das Polizeipräſidium betrifft. Die Paß⸗ und Meldeſtelle im Erdgeſchoß iſt geblieben, desgleichen hat man dort das Verkehrsamt(Polizeipräſidium Abt. C.), das Anzeigezimmer der Kriminalpolizei und den Leiter der Fahndungsabteilung zu ſuchen. Im erſten Obergeſchoß find die Dienſträume des Polizeipräſidenten, der Referenten des Präſidiums, des Führers der Schutzpolizei, des Ad⸗ jutanten und des Sekretariats untergebracht, außerdem der Landrat und das Bezirksamt mit dem Bezirksratsſaal. Im zweiten Obergeſchoß befinden ſich die Zimmer des Stell⸗ vertreters des Polizeipräſidenten, Regierungsrat Dr. Leiber, des neuernannten Leiters der Kriminalpolizei Kriminal⸗ polizeirat Lüthy, ſowie die Räume der Kripo; wie ſeither enthält dieſes Stockwerk die Dienſträume des Landeskom⸗ miſſärs. Das dritte Obergeſchoß nahmen bisher die Dienſt⸗ wohnungen des Landrats und des Polizeipräſidenten ein; die Zurruheſetzung bezw. Verſetzung dieſer Beamten bot Gelegenheit, die Wohnungen in Büros zu verwandeln und zwar für das Geheime Staatspolizeiamt und Teile der Kripo. Der größte Teil des Hauſes iſt alſo vom Polizei⸗ präſidium in Anſpruch genommen, und es iſt gelungen, die einzelnen Abteilungen in zweckmäßiger Weiſe zuſammen⸗ zulegen. Der Eingang I1 führt zum Bezirksamt, der Ein⸗ gang III zum Polizeipräſidium. Mit der Eingliederung der Kriminalpolizei in das Polizeipräſidium iſt die Fahndungspolizei in Wegfall ge⸗ kommen. In den anderen deutſchen Ländern war die Kri⸗ minalpolizei ſchon längſt der allgemeinen Polizeiverwaltung unterſtellt; nur Baden machte bis vor kurzem noch eine Ausnahme, indem die Kripo zur Staatsanwaltſchaft gehörte. All dieſe Aenderungen haben natürlich auch einen Wechſel in der leitenden Beamtenſchaft zur Folge gehabt. Als ruhender Pol in der Erſcheinungen Flucht iſt Re⸗ gierungsrat Dr. Leiber geblieben; er iſt jetzt beim Präſidium neben ſeiner Eigenſchaft als Stellvertreter des Polizei⸗ préöſidenten, auch Referent für die Kriminalpolizei, deren techniſcher Leiter, der bereits erwähnte Kriminalpolizeirat Lüthy aus Freiburg als Nachfolger des in den Ruheſtand verſetzten Oberinſpektors Waldvogel iſt. Der Poſten des Polizeipräſidenten, ſeit der Berufung Dr. Baders nach Karlsruhe von Regierungsrat Sackſoffski verſehen, wird am 2. Oktober durch Regierungsrat Dr. Ramsberger über⸗ nommen, der vom Landespolizeiamt in Karlsruhe nach Mannheim berufen wurde. Bis zum 2. Oktober führt Regierungsrat Sackſoffski noch die Geſchäfte des Präſidiums: er war ſeit drei Jahren hier tätig, erfreute ſich großer Be⸗ liebtheit und findet jetzt einen ſchönen Wirkungskreis beim Polizeipräſidium Karlsruhe, wo er, da der dortige Polizei⸗ präſident zugleich Führer der badiſchen SA. iſt, als deſſen Stellvertreter in der Leitung des Polizeipräſidiums, einen arbeitsreichen Poſten antritt. Schließlich wird zum Quartals⸗ wechſel au chdas Amt des Landrats, wie wir bereits kurz berichteten, durch Landrat Dr. Veſenbeck aus Tauberbiſchofs⸗ heim neu beſetzt; die i nterimiſtiſche Amtsführung hatte nach dem Weggang Geheimrats Dr. Guth⸗Bender Regierungsrat Müller inne. el * — Eine vorläufige Handwerkerkarte. Der Deutſche Handwerks⸗ und Gewerbekammertag hat den angeſchloſſe⸗ nen Kammern zwei Muſter von Handwerkerkarten über⸗ mittelt, von denen eine als eine vorläufige Handwerker⸗ karte in den Verkehr eingeführt werden ſoll. Der Referent im Deutſchen Handwerks⸗ und Gewerbekammertag Dr. Lechmann Berlin erinnert bei dieſer Gelegenheit dar⸗ an, daß die geſetzliche Einführung einer Handwerkerkarte bereits ſeit längerer Zeit erſtrebt wurde. Die Frage, ob ohne geſetzliche Regelung eine vorläufige Handwerkerkarte eingeführt werden könne, ſei zu bejahen. Auf der anderen Seite allerdings werde kein Auftraggeber rechtlich daran gehindert, Aufträge ſolchen Handwerkern zu erteilen, die eine Handwerkerkarte nicht beſiten. Generell laſſe ſich von der Einführung z. B. eine gewiſſe Einſchränkung der Schwarzarbeit erwarten ſowie auch eine Einſchränkung des Pfuſchertums. zeigen. i Max von Pauer an die neue Städtiſche Hochſchule fur Muſik berufen. Profeſſor Mar von Pauer, der große Meiſter des Klavierſpiels und weltbedeutender Lehrer, wurde als Vorſteher der Meiſterklaſſe für Klavier für die Städtiſche Hochſchule für Muſik und Theater gewonnen. Mar von Pauer zählt zu den bedeutendſten lebenden Klavierſpielern der Welt. Er war lange Jahre hindurch Direktor der Württembergiſchen Hochſchule für Muſik und Theater in Stuttgart und des Sächſiſchen Landeskonſervatoriums in Leipzig. Seine künſt⸗ leriſche Tätigkeit erſtreckt ſich über ganz Europa und darüber hinaus auf Amerika. Es iſt für die neue Anſtalt ein ganz begrüßenswerter und außerordentlicher Gewinn, eine Perſön⸗ lichkeit vom Rang dieſes Rünſtlers und Lehrers gerade gleich zu Beginn zu ihren Mitarbeitern zählen zu können. Mar von Pauer wird bereits beim Eröffnungskonzert der Hoch⸗ ſchule mitwirken und in der erſten Unterrichtswoche eine all⸗ gemeine Vorleſung über ſein Lehrgebiet halten. — Sympathieabzeichen nerboken. Das Berliner Son⸗ dergericht fällte eine grundſätzliche Entſcheidung über das unberechtigte Tragen von ſogenannten nationalſozialiſti⸗ ſchen Sympathie⸗Abzeichen. In der Urteilsbegründung er⸗ klärte der Varſitzende, daß in der Nerordnung vom 21. März ausgeführt ſei. daß beſtraft wird, wer unberechtfat ein die Mitgliedſchaft zur NSDAP. kennzeichnendes Ab⸗ zeichen trägt. Darunter ſejſen auch zu verſtehen die dem Amtswalterobzeichen ähnlich ſehenden, aber nicht abge⸗ ſtemvelten Abzeichen und meiter die runden offiziellen Narteiabzeichen der NS WAN. dis aher nicht die Umſchrift „Nationalſozialiſtiſche Deutſche Arbeiter-Nartei“ tragen, ſondern mit den Heberdrucken Nim erſt recht. Deutſchſand erwache“ verſehen ſind oder überhaupt keine Umſchrift Oer Arbeitsmarkt im Bezirk Mannheim Wieder 800 Arbeitsloſe im Auguſt weniger. ö Die Arbeitsſchlacht in Mannheim geht ſiegreich weiter, obwohl der Kampf in unſerem Induſtriebezirk aus verſchie⸗ denen Gründen ſchwieriger iſt als in manchen anderen Tei⸗ len des Reiches. Die Zahl der Doppelverdiener iſt viel größer als je an⸗ genommen werden konnte. Durch die Zuſammenarbeit der beteiligten Stellen wird es in kurzer Friſt möglich ſein, zahlreiche Arbeitsplätze freizumachen für arbeitsloſe Volks⸗ genoſſen.. In gleicher Weiſe wird jetzt auch der Kampf ge⸗ gen das Schwarzarbeitertum aufgenommen werden. Jeder Arbeitgeber, der die Arbeitsbeſchaffungspläne der Regierung unterſtützt und der ehrlich an der Beſeitigung der Arbeitsloſigkeit mithelfen will, meldet e ſämt⸗ liche offenen Stellen dem Arbeitsamt. Nur beim Arbeits⸗ amt ſind die Angehörigen der nationalen Wehrverbände durch eine von der Kreisleitung zur Verfügung geſtellte Sonderkartei genau erfaßt. Es ſtanden Ende Auguſt 1933 zur Verfügung: Arbeit⸗ ſuchende insgeſamt 40 036, davon 31 222 Männer und 8814 Frauen. Auf den Stadtbezirk entfielen 24 247 Männer und 7598 Frauen, auf die Landgemeinden 6975 Männer und 1216 Frauen. In der Arbeitsloſenunterſtützung ſtanden 2368, in Kriſenunterſtützung 9454 Perſonen. Die allgemeine und erfreuliche weitere e umfaßte faſt alle Berufsgruppen, insbeſondere berichtet die Indu⸗ ſtrie über zunehmende Aufträge. Das Metallgewerbe zeigt infolge zahlreicher Einſtellungen eine Abnahme um 400, die Holzinduſtrie um 105 und die Gruppe der Hilfsarbeiter um 139 Arbeitſuchende. Von den zunehmenden Handwerks⸗ aufträgen profitieren vorläufig in vielen Fällen die bisher unbeſchäftigten Meiſter ſelbſt. Doch 12 5 auch hier, beſonders im Baugewerbe Einſtellungen erfolgt. Die Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen wirken ſich erfreu⸗ licherweiſe ſtark bei den Angeſtelltenberufen aus, wo neben Mehreinſtellungen der Erſatz weiblicher durch männliche Kräfte bereits zu einem Mangel an perfekten Stenotypiſten geführt hat. Die ſtarke Fluktuation, die ſich innerhalb der jetzigen Grenzen des Arbeitsmarktes ſchon zeigt, iſt als Zeichen des wachſenden Vertrauens in politiſcher und wirtſchaftlicher Hinſicht zu werten. 2 5 Wetterbericht Es iſt mit Fortdauer des mäßig warmen, regneriſchen Wetters zu rechnen. Der Abflug unſerer Zugvögel! Bei unſeren Zugvögeln herrſcht der Grundſatz: Wer zu⸗ letzt im Frühjahr vom Süden in ſeine Heimat, wo er ge⸗ boren und groß geworden, zurückkehrt, verläßt ſie zuerſt wieder. Das Reiſeziel der meiſten Zugvögel iſt das ſüd⸗ liche Europa, dann Afrika und Indien. Der Mauerſegler, auch Turmſchwalbe genannt, iſt der erſte Zugvogel, der uns ſchon Mitte Auguſt verlaſ⸗ ſen hat. Seine Vettern und Baſen, die Stadtſchwalbe und Bauernſchwalbe, werden ihm keine Tränen nachgeweint haben, denn er iſt lieblos gegen ſeine Verwandten. Der Mauerſegler iſt ein pfeilſchneller Flieger, der in zwei Näch⸗ ten nach dem nördlichen Afrika fliegt. Ende Auguſt hat uns der drollige Wiedehopf, auch Kuckucksknecht genannt, verlaſſen. Er tritt ſeine Reiſe einige Tage vor ſeinem Herrn, dem Kuckuck an, um für ihn Quartier zu machen. Ende Auguſt zog auch der Wende⸗ hals oder Langzüngler nach dem ſüdlichen Europa oder Afrika. Zu gleicher Zeit iſt ferner der Flie genſchnap⸗ per davongeflogen. Der Zug nach dem Süden erfolgt in Familien, die ſich vor dem Abfluge ſammeln. Abſchied haben dann noch ge⸗ nommen die Gras mücken, und zwar die liebliche Gar⸗ tengrasmücke, auch Kuckucksamme genannt, ſowie der bei uns ſelten vorkommende Gartenlaub vogel. auch Baſtard⸗Nachtigall genannt. Vor einigen Tagen kam die Notiz, daß zum Studium. des Vogelfluges von der Vogelwarte Roſitten im Oſten Deutſchlands 11 Jungſtörche gefangen und dann in Eſſen wieder freigelaſſen wurden. Nun wurden am Montag zwiſchen Ladenburg und Leutershauſen die Störche, die ge⸗ zeichnet ſind mit einem handgroßen ſchwarzen Punkt auf der Bruſt geſichtet, wo ſie einige Zeit niedergingen. Es iſt anzunehmen, daß die Störche von Weſtdeutſchland aus inſtinktgemäß den kürzeren Weg Rhein⸗Rhone über Spanien. nach Afrika wählen, während ihre Vorfahren von Oſtdeutſch⸗ land aus den Weg über den Balken und die Türkei nach Afrika nehmen. Zweckdienliche Beobachtungen wollen der Vogelwarte in Rozitten bekanntgemacht werden. Oas Waren ansproble Das geſchäftsführende Vorſtandsniitglied der Volksge⸗ meinſchaft des Deutſchen Einzelhandels, Dr. Hill an d, ver⸗ öffentlicht eine grundſätzlich bedeutſame Betrachtung über „Das Warenhausproblem“. Er ſtellt darin feſt, daß auch der mittelſtändiſche Einzelhandel durchaus nicht die vorhande⸗ nen Werte zerſtören und Unruhe in die Volkswirtſchaft bringen wolle. Deshalb ſei er für eine allmähliche, abtei⸗ lungsweiſe Auflöſung der Warenhäuſer eingetreten. Ein größerer Abbau ſei aber deshalb ſchwer möglich, weil, wie ſich herausgeſtellt habe, die Warenhäuſer beab⸗ ſichtigten, nicht etwa die abgebauten Abteilungen einfach zuzumachen, ſondern weil ſie dann die übrigen Abteilungen entſprechend ausbauen wollten. Man werde daher wieder ernſthaft das Problem erwägen müſſen, die Warenhäuſer völlig und ohne ſtufenweiſen Abbau zu beſeitigen, allerdings unker gleichzeitiger Beſchaffung von Sicherheiten dafür, daß weder die Angeſtelltenſchaft noch die Bankwelt noch die als Lieferanten in Frage kommenden Induſtriezweige ernſten Schaden erleiden. Es würde Aufgabe des mittelſtändiſchen Einzelhandels ſein, die Bankſchuld der Warenhäufer in einer ſolchen Weiſe zu übernehmen, daß ſie für die Banken nicht entfällt, für die Wirtſchaft aber tragbar erſcheine. Bei Auflöſung einer An⸗ leihe zu dieſem Zwecke, die innerhalb 30 Jahren amortiſiert werden müßte, würde auf die geſamten mittelſtändiſchen Umſätze eine Belaſtung von etwa ein Promille entfallen. Es ſei zu erwarten, daß der Einzelhandel ſich einer ſolchen ver⸗ hältnismäßig geringfügigen Belaſtung gern unetrziehen wür⸗ de, wenn er damit die Gewißheit erhalte, ſich von ſeinen ſchärfſten Gegnern und Bedrückern für alle Zeiten loszukaufen. Erſt wenn auch für den letzten Angeſtellten der Waren⸗ häuſer die ſichere Unterbringungsmöglichkeit beſtehe, könne man daran denken, den Betrieb als Warenhaus zu be⸗ ſeitigen. Bei Verlagerung der Warenhausbeſtellungen an die induſtriellen Firmen müſſe der Mittelſtand ſich in ſeiner Lagerpolitik möglichſt großzügig erweiſen, wobei die Finan⸗ zierungsfrage eine beſondere Rolle ſpiele. Verſammlungs⸗Kalender. Tv. 98. Heute Abend halb 9 Uhr Antreten der Pflichtturner. Turnerbund Jahn gockenbelm C. 0 Freitag Abend 8 Uhr Turner⸗Verſammlung im„Kaiſerhof“. Alle aktiven Mitglieder, Turner, Turnerin⸗ nen, Sportler, Spieler und Wehrturner ſind Fußball⸗Vereinigung 1898 Mannheim⸗Seckenheim/ E. V. Ab dieſer Woche findet wieder Saaltraining ſtatt und zwar wie folgt: 5.30 Uhr Schüler mit anſchl. Beſprechung. 6.30 Uhr Jugend mit anſchl. Beſprechung. 7.30 Uhr Seniorenſpieler. Alle Spieler haben reſtlos zu erſcheinen. um 8.30 Uhr Mitgliederverſammlung, wozu hiermit eingeladen wird. Tagesordnung: Verbandsſpielbetrieb. Der Sportwart. Der Führer. verpflichtet, an der Verſammlung teilzunehmen. 5 Tagesordnung: Neugeſtaltung des Turnbetriebs. 5 Der Führer. 5 N. S. Bauernſchaft. Heute Abend 8 Uhr im„Deutſchen Hof“ 85 i Verſammlung. Tagesordnung: Hausverkauf der Milch. Der Führer. Ev. Kirchenchor Mhm.⸗Seckenheim. Heute abend punkt 8 Uhr Beginn unſerer regelmäßigen Proben. Vollzähliges Erſcheinen erwartet Der Vorſtand. NB. Stimmbegabte Damen und Herren ſind herzlich willkommen. beate Donnerstsg Abend 6 Ur letzte Vorstellung: A-Maun dran. Niemand versäume dieses herrliche Filmwerk. aAchru Nel, Heute Nachmittag 4 Uhr 1 0 wird nochmals für Jugend- liche gespielt. selbstversändlich auch Erwachsene Zutritt. Palast-Theater. Käse dcherpildge Zeiche Auswahl, gute bewährte Cualſtäten Schweizerkäse 28 64 25 5g Emmenthalerkäse, 4. 2871. 5 Edamerkäse, 200%/ Pfd. Ih Pie. ü Münsterkäse, Pund 20 Pie. Camembert, Romadour, Streichkäse in verschiedenen Ausführungen Nübenschneider Bagguom mit Stahltrommel lronschnelder. sowie alle land wirtschaftliche Geräte. 0 Pfg. Allg. Stangenkäse 54 Cleverstelz Qt cilitats- Margarine stets frisch, lose gewogen ½ Pfund 80 Pfg. Ludw. Lochbühler Maschinenhandlung/ Reparaturwerkstätte Mannheim-Seckenheim Telephon 47260. Holkereibutter Teebutter Dazu haben Pfund 1.50 i Pfund 1.00 8 dalamiwurst- Cervelatwurst! Bierwurst— Krakauerwurst; Apfelwein Liter 28 Pfg- 8 Verloren Geldbeutel mit Inhalt FI 32 von bedürftiger Frau. Sie 0 5. bittet redlichen Finder um Rückgabe. f Zu erftagen in der Geſchäftsſtelle d. 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Ufeuig ueggie ufer e eee nu een bun ec ht een en weed ee dog Hunz usule joa snpuig 10 bund uupg Jog Aäveeg oll 40 ur ad gige Abegvogß neue an bi se din gango P zue eng usſpnjs iche sv uvm o ang susgog 820 ueppog eg Inv gung uten nee e ben neee old med iu oheg ac üg uebönzz ue ui ust sabnin ue gun emphegun Abe ehe eh eee eee wee Moguveq og rss ne ee be eee eee bun 8 zue aun joeck un bn neee ibn n spa cang sekjoch sed ezuvjig sog bippok om gun uebze g gun ujobng nt cn neee eee ben eee en pee eee ene ie enen cn eg enn ht en unc ed „Der Herr Varon gefällt mir von Tag zu Tag weniger, ſagte er, nachdem er die Tür hinter ſich geſchloſſen hatte. „Weiß der Himmel, was in den Mann gefahren iſt! Seit ſeiner Erkrankung ſcheint er mir oft ein ganz anderer Menſch zu ſein.“ „Er leidet noch unter den Nachwirkungen des Fiebers,“ erwiderte Helene. N „Na, ſo ſchlimm war die Sache nicht,“ erklärte Miſter Underwood entſchieden,„daß er ſich deshalb körperlich und ſeeliſch ſo verändern mußte.“ „Was ſagen Sie?“ fragte Helene erſtaunt.„Auch ſeeliſch?“. f „Ja. Oder iſt Ihnen ſein verändertes Weſen noch nicht aufgefallen? Vorher die Geſprächigkeit ſelbſt, ſaß er zu⸗ letzt ſtundenlang, ohne ſich zu rühren, erſchrak, wenn man ihn anredete und war mit ſeinen Gedanken überall an⸗ derswo, nur nicht bei der Sache, um deretwillen wir herübergekommen ſind. Ich wette, da ſtimmt nicht alles. Er verheimlicht uns etwas.“ 25 „Was ſollte das ſein? Wenn es unſere Aufgabe be⸗ trifft, ſo wäre es eine Dummheit von ihm und ſein eigener Schade, wenn er uns etwas verſchwiege. Iſt es aber et⸗ was anderes, ſo „. geht es uns nichts an, ganz recht“ „Vielleicht hat er eine private Nachricht erhalten, die ihn bedrückt,“ meinte Helene. „Kann ſein,“ gab Miſter Underwood zurück,„und wahrſcheinlich iſt es ſogar ſo.— Na, laſſen wir das! Wir wollen die Zeit bis zum Eſſen benutzen, um uns etwas zu erfriſchen.— Auf Wiederſehen nachher!“ Er ſchüttelte ihr kräftig die Hand und verſchwand in ſeinem Zimmer, während Helene das gegenüberliegende aufſuchte. Ein Viertelſtunde ſpäter brachte der Kellner die Nach⸗ richt, daß der Herr Baron ſich entſchuldigen laſſe. Er werde an dem Mittageſſen nicht teilnehmen, da er eine dringende Fahrt nach außerhalb habe antreten müſſen. Vorausſichtlich werde er erſt am ſpäten Abend zurück⸗ kommen. i Zu derſelben Zeit jagte der Baron in einem ſtarken Mietswagen nach Norden. Blaß und mit harten Augen lehnte er in den weichen Polſtern. Das zuckende Spiel der Schläfen⸗ und Stirn⸗ muskel verriet, daß ſein Inneres von der äußerlich zur Schau getragenen Ruhe weit entfernt war. „Schneller, Mann!“ herrſchte er den Fahrer an.„In drei Stunden müſſen wir an Ort und Stelle ſein.“ „Die Straße iſt zu ſchlecht, Herr,“ wandte der Fahrer höflich ein.„Ich darf nicht ſchneller fahren.“ „Was geht mich die Straße an?“ gab der Baron hoch⸗ mütig zurück.„Ich habe Ihrem Chef geſagt, daß ich um vier Uhr in Szytreny⸗Boröd ſein muß. Er hat mir ver⸗ ſichert, daß der Wagen das ſpielend leiſte.“ 5 „Bei gutem Wetter, Herr Baron! Aber..“ „Zum Teufel! Sie ſollen ſchneller fahren, ſage ich Ihnen! Für allen Schaden komme ich auf.“ f 0 aller Antwort trat der Fahrer den Gashebel nieder. Der Motor heulte auf und riß den Wagen mit ver⸗ mehrter Geſchwindigkeit vorwärts. Kreiſchend jagten die Räder über die holprige Näſſe. Ein gefährliches Schleu⸗ dern und Springen der ſchweren Karoſſerie begann. Der Baron ſah auf die Uhr. um fünf wurden die Büros geſchloſſen. Bis dahin konnte er mit der Ange⸗ legenheit, die ihn beſchäftigte, und die ſeinen letzten Trumpf bilden ſollte, falls der Fürſt ſich den anderen Dingen gegenüber taub zeigen würde, zu Ende ſein. Es war genau vier Uhr, als der Wagen, über und über mit Kot beſpritzt, vor dem kleinen Gerichtsgebäude des ſchmutzigen, unſcheinbaren Ortes hielt. „Warten Sie!“ befahl der Baron dem Fahrer, ſtie aus und verſchwand in dem einſtöckigen, wenig einladen aussehenden Haus. f Er trat in das erſte Büro zur rechten Hand, in dem ein armſeliger Menſch von leidendem Ausſehen damit be⸗ ſchäftigt war, mit einer alten Stahlfeder ſich die Ohren zu ſäubern. Der Mann ſtellte ſeine Tätigkeit ſofort ein, als er den Ane vornehmen Beſucher gewahrte und fragte unterwürfig:„Womit kann ich dienen?“ „Ich möchte den Chef des Gerichts ſprechen!“ gab der Baron kurz zurück. „Am Verzeihung, mein Herr! Der Chef iſt nicht an⸗ weſend. Aber, wenn der Herr vielleicht ſeinen Stel per⸗ treter ſprechen wollen?“ „Natürlich! das wird dasſelbe ſein. Wo finde ich den Herrn?“ „Der Stellvertreter bin ich,“ ſagt der wenig ſauber ausſehende Mann mit einem Anflug von Stolz. „Am ſo beſſer!“ erwiderte der Baron, und er ſprach damit ehrlich ſeine heimlichen Gedanken aus, denn mit dem armſeligen, halb verhungert anmutenden Menſchen mußte er leichtes Spiel haben. „Ich bin beauftragt,“ fuhr er dann fort,„Mich nach einer gewiſſen Frau zu erkundigen, die in den Jahren 1916 und 1917 als Spionin für die Feindſtaaten Bul⸗ gariens eine traurige Berühmtheit erlangt hat. Sie ſoll in Szytrenyi⸗Boröd erwiſcht worden ſein, und „Ah!“ unterbrach ihn der Gerichtsſchreiber mit allen Zeichen eines ſtarken Intereſſes.„Sie ſprachen von Ol⸗ ga Kerenaja, die ſich Frau Yſabko nannte, und die nach⸗ her, als wir ſie nach Sofia abliefern wollten, ſpurlos verſchwunden war.“ a 8 „Ganz recht!“ „Was möchten Sie wiſſen über dieſe Frau?“ „Mit einem Wort geſagt: alles. Zunächſt ihre ge⸗ nauen Perſonalien, das Geburtsdatum, ihre Herkunft und alles Weitere.“ „And zu welchem Zweck, Herr?“ Einen Augenblick ſchwieg der Baron, als überlege er die Antwort, dann ſagte er, langſam und jedes Wort be⸗ tonend:„Ich möchte die Perſon der bulgariſchen Behörde ausliefern.“ Ah!“ Der magere Schreiber ſprang hoch, wurde lebhaft: „Das—— das wäre ein Fang! Bei Allah! Sie müſſen wiſſen, mein Herr, daß das Gericht hier in Szytrenyi⸗ Boröd ſeinerzeit wegen der Flucht der Kerenaja ſehr ſchwere Tage gehabt hat. Der damalige Chef verlor ſein Leben, und ich ſelbſt warte bis heute noch vergebens auf meine Beförderung. Ich habe eine Familie, Herr, eine ſehr große Familie, und ich könnte die Erhöhung meines Gehaltes längſt gebrauchen. Glauben Sie mir das!“ Der Baron griff in die Taſche und ſagte dabei, nach⸗ läſſig und als lege er ſeinen Worten wenig Bedeutung bei:„Ich bin gern bereit, mich für jede Hilfe Ihrerſeits erkenntlich zu zeigen. Hier, nehmen Sie, bitte! Ueber weiteres werden wir uns nachher verſtändigen.“ Er drückte dem Beamten einen Geldſchein in die Hand, der jenem, als er einen kurzen Blick auf den Aufdruck geworfen hatte, heftiges Herzklopfen verurſachte. „Das—— das ſoll ich haben?“ ſtotterte er ungläubig. „Ja. And nun nichts weiter davon.— Kann ich die Angaben haben, von denen ich ſprach? Ich brauche ſie, um ganz ſicher zu gehen, daß ich die Richtige verfolge.“ „Der Herr iſt von der geheimen Polizei?“ fragte der Schreiber devot. „Das tut nichts zur Sache. Nehmen Sie an, daß ich private Gründe habe, das gefährliche Weib unſchädlich zu machen. And nun geben Sie mir das Aktenſtück, das ich brauche. Ich werde mir die nötigen Sachen ſelbſt heraus⸗ ſchreiben. Es ſoll Ihr Schaden nicht ſein.“ „Am Vergebung!“ wandte der Beamte ein und krümmte ſich verlegen.„Ich darf das Aktenſtück nicht aus der Hand geben.“ Der Baron ſchien den Einwurf nicht gehört zu haben. Scheinbar zu ſich ſelbſt gewandt, ſprach er weiter: „Man könnte die Sache gegebenenfalls nachher ſo dar⸗ ſtellen, als ob ich gar nichts damit zu tun hätte. Was liegt mir an der Belohnung?“ a Den armen Schreiber packte das Fieber. „Der Herr meinen?“ fragte er aufgeregt. „Ach ſo!“ Der Gaſt ſchien jetzt erſt zu ſich ſelbſt zu kommen.„Habe ich laut geſprochen?“ meinte er mit einem freundlichen Lachen.„Na, es ſchadet ja nichts. Wir wollen es wirklich ſo machen. Ich bleibe aus dem Spiel, und Sie ſind derjenige, der die Fährte der Kerenaja entdeckt hat. Ihre Beförderung wird dann wohl nicht mehr länger auf 0 warten laſſen. Wahrſcheinlich wird man dann ſogar ie vergangenen Wartejahre durch einen beſonders großen Sprung wieder wett zu machen verſuchen. Ich glaube mich beinahe dafür verbürgen zu können. Und die ausgeſetzte Belohnung fällt natürlich auch Ihnen zu. Ich brauche ſie nicht. Mir genügt es, wenn das gefährliche Weib unſchäd⸗ lich gemacht iſt.“ Gortſetzung folgt.) Von Joh. von Kunowski. „Wie ich vom Morphium geheilt wurde...“ Die Kerben um den Mund Klaus Meißners vertieften ſich. Das Geſpräch war wie von ſelbſt zu dieſen Dingen geglitten, von denen er nur ungern ſprach. Er zog den Kopf zwiſchen die Schultern, preßte die Handflächen in den Schoß, ſaß klein, ſchmächtig in dem hohen Stuhle. Seine Stimme war ohne Wärme, berichtete nur, als melde ſie ein Geſchehen, das weltenfern lag. „Geheilt bin ich endlich äußerlich durch eine Ent⸗ ziehungskur in der Aniverſitätsklinik zu H. Innerlich aber durch einen Irren, der dort mein Stubennachbar war.— Vier Heilverfahren hatte ich bereits hinter mir, vier kaum ertragbare Kuren in den verſchiedenſten Städten. Man verſuchte es mit mir auf jede Weiſe. Einmal entzog man mir die Droge ſofort nach meinem Eintritt in das Haus, das ein geiſtliches war. Ich erhielt hier keine Spritze mehr, ich tobte, warf dem Chefarzt ein Tablett an den Kopf, kam in die Polſterzelle. Man warf mich mit entſetz lichen Schlafmitteln um, durch Wochen, als ich„geheilt“ war, führte mein erſter Weg in die Freiheit zu einem Arzt, zum Morphium.— Ich war in einer Anſtalt, da ſpritzte ich heimlich und führte ein herrliches Leben, wieder wo anders entwöhnte man mich langſam vom Gift, verrin⸗ 2 5 die Doſen. Doch als ich in Wirklichkeit ſchon ſeit agen nur noch Spritzen mit reinem Waſſer erhielt, konnte ich einfach dieſe letzte Waſſerſpritze nicht mehr entbehren, von der ich glaubte, daß ſie Morphium enthielte. Ich wurde entlaſſen, kam dann nach H.— und wurde geheilt.“ Der Sprecher hob die Augen nicht vom Tiſch. Ihn fror, er kroch noch mehr in ſich zuſammen. Seine Zuhörer ahn⸗ ten, welche Qualen hinter ſeinen Worten ſtanden. „Auch hier ging alles den gewohnten Gang. Man ſetzte mich ab, wie man das langſame Entziehen ſo nennt, packte mein bißchen Fleiſch und Knochen in heiße, brüh⸗ heiße Bäder, ſtundenlang, gab mir Oblaten, in denen ſich Schlafmittel verſteckten oder große Gläſer abſcheulich ſtin⸗ kenden Gebräu's, das mich blitzſchnell zu Boden legte, mich acht, zehn Stunden aus allem Leben löſchte. Ich war auf dem beſten Weg— nach Meinung der Aerzte, auf dem ſchlechteſten— nach meiner Meinung; würde einige Wochen lang etwas morphiumentgiftet, dafür aber vollge⸗ pfropft mit tauſend anderen Giften ſein, ich würde drau⸗ ßen wieder mit kleinen Doſierungen beginnen können“ Klaus Meißner ſah für Sekunden von unten auf zu denen um ihn. Er hoffte, daß man ihm weiteres erſparen würde. Die Männer aber hatten aufgehört zu rauchen. Ganz groß, glänzend hingen der Frauen Augen an ihm, lagen nur auf ihm in dem großen grauen Zimmer, das ſo ſtill war. Nur ein junges Mädchen, ſehr fern von ihm, in einem Winkel, hielt ein Weißes vor die Augen. Der Mann im Stuhl ſenkte den Blick wieder zur Tiſchplatte, er hatte ſelbſt zuviel weinen müſſen „Mein Zimmernachbar war ein kleines, dickes Männ⸗ chen. Hieß Brückner, hatte eine Krankheit mit einem grie⸗ chiſchen Namen und war ſo, daß er immer zufrieden und beſter Laune war, nur daß ſich ſeine Krankheit von Tag zu Tag verſchlimmerte, ohne daß er es ſelbſt ahnte.— Er kam, wie immer, gleich nach Tiſch zu mir. Plauderte harm⸗ los und es war quälend anzuſehen, wie ein Reſt ſeines früheren Menſchen ſich ſträubte, mich um meine Speiſen anzubetteln, die kaum berührt auf dem Tiſche ſtanden. Ich aß faſt garnichts in dieſen Wochen, er aber wurde von einem Hunger, einer entſetzlichen Gier geplagt. Ich kam ihm zuvor, bot ihm das Eſſen. Er ſchlang ohne Geſchmack, ohne Empfinden ob heiß oder kalt, er ſchlang und ſchwatzte inzwiſchen viel durcheinander, aber doch immer ſo, daß ein Sinn, wenn auch oft ein ſeltſamer in ſeinen Worten war.„Ich verlaſſe Sie heute, lieber Doktor,“ ließ er mich da plötzlich aufhorchen.„Meine Nervengeſchichte iſt ſo gut wie geheilt, ſagt der Profeſſor, heute nachmittag fahre ich nun noch in ein Bad nach Thüringen, zwei, drei Wochen zur Nachkur, dann aber geht's nach Hauſe, zu Muttern. Sie müſſen mich einmal beſuchen in Neuenhof, [ ſo hieß ſein Gut— da werden wir wieder Schwung in den Laden bringen.“ Er lachte. entzückt von all den locken⸗ den Zielen, dann neigte er ſich ganz dicht zu mir.„Und dann laſſe ich mir auch die blaue Jacke machen, mit großen ſilbernen Knöpfen... und ſchaute auf ſein in langen Wochen zerknittertes, graues Jackett. Es klopfte.„Herr Brückner, wo ſtecken Sie denn! Der Wagen iſt da“ rief der Wärter in der Tür. Der Gerufene verabſchiedete ſich, war voller Geſchäftigkeit.„Auf Wieder⸗ ſehen alſo, Doktor, beſuchen Sie mich, machen Sie auch, daß Sie hier rauskommen!“ „Das waren ſeine letzten Worte, dann ſchallten ſeine Tritte auf dem Korridor, nebenan begann allerlei Rumo⸗ ren, und er verließ das Haus. Ich dämmerte durch den Nachmittag zum grauenden Abend, dachte nicht viel. Es war einer mehr, dem ich be⸗ gegnet, da kam Schmidt, der Wärter.„Brückner geht es alſo beſſer, fährt jetzt zur Nachkur und dann nach Hauſe“ ſagte ich, nur um irgendetwas mit dieſem Menſchen, den ich haßte, zu ſprechen. „Zur Nachkur...“ echote der Mann. Grell knipſte er das Licht ein.„Zur Nachkur...“ es ſchüttelte ihn förm⸗ lich im Gefühl ſeiner Wichtigkeit.„Nach. leben haben ſie ihn gebracht, in die Landesirrenanſtalt!“ Ich ſtand ſchlohweiß neben meinem Bett.— Nach . leben, das war für die Unheilbaren, die, die nie wie⸗ der zurückkehren würden! Man redete alſo dieſem Kran⸗ ken etwas ein, fragte ihn nicht lange, verfügte über ihn, brachte ihn einfach zu dieſen lebendigen Toten!„Auf Wie⸗ derſehen, beſuchen Sie mich,“ gellte es in meinen Ohren, ja,— in.. leben! 5 Ich brach zuſammen, ein Weinkrampf hielt mich lange Stunden.— Das aber dieſes Furchtbare, daß man auch mich eines Tages ſo greifen würde, ohne zu fragen, dort⸗ hin bringen, daß es keinen Widerſtand gäbe, auch mich, — meine fühlenden Arme, dieſe Finger, dieſen Kopf, und ich konnte doch denken—, das ließ mich jeder Anordnung des Arztes folgen, ließ mich alles ſchlucken. Dieſer Gedanke gab mir die Kraft, geſund werden zu wollen, nicht mehr innerlich zu lachen, wie vorher, da ich alles beſſer wußte, wie es mit mir werden würde Durch dieſe Todssangſt, dieſe entſetzlich drohenden Git⸗ ter wurde ich vom Morphium geheilt.“ Ein leiſes Zittern war in den letzten Worten des Er⸗ zählers. Er ſaß, winzig im großen Stuhl vor der Tiſch⸗ platte, ſtierte, ſchwieg. Niemand wagte, Licht zu machen. Traum durch den See Von Joh. von Kunowski. Roderich Flemming war ein Poet, ein kleiner, der ein viertel Jahr lang von dem Ruhm eines Gedichtes zehrte; wie Frau und Kinder in dieſer Zeit lebten, war allen ein Rätſel. Aber ſie lebten, von heute auf morgen, unbe⸗ ſorgt, waren noch jung und hofften auf den Tag, deſſen Glanz ein ganzes langes Leben verſchönen ſollte. Vor der Hand aber ſchien dieſer Tag noch fern, ſehr weit. Roderich Flemming ſaß an ſeinem Schreibtiſch, ſtierte auf die Löcher und Flecken des grünen Bezuges und kaute an der Feder. Als echter Dichter ſchrieb er nicht etwa mit einem Goldfüller, ſein Schreibzeug war eine richtige, geſchweifte Vogelfeder, nur daß deren Kiel höchſt ſinnreich zum Feſthalten irgendeiner nun doch golden glänzenden Schreibfeder eingerichtet war. Anders konnte er nicht ſchreiben,— glaubte er, doch auch die weitere Zu⸗ tat des Monokels die ſeine Gedanken in Fluß bringen ſollte, verſagte. Es blieb beim Kauen und dem Dampfgewoge ſeiner kleinen Pfeife. Aber auch die blauen Wolken wollten nicht wie er, blieben ſchwer geballt über ihm, teilten ſich nicht, daß er in ihnen irgendetwas ſähe, was es dann zu bedich⸗ ten galt. Lieſa, die Frau, ſtand indes in der Küche, brühte Tee, ihn anzuregen,— kurz, äußerlich war alles in An⸗ wendung gebracht, Roderich Flemmings Geiſt zu erhöhen, alles war fertig zum Start,— es blieb aber bei der Nie⸗ derung des grünen Schreibtiſchbezuges. Wenn aber eines Dichters Hirn ſich kramphaft müht, gehen deſſen Gedanken oft ſeltſame Wege! —