* * * * hatte vor dem Hochaltar. 2. Meudt zu W. 223 — Montag, 25. Sept. 1933 Vernehmung der Bulgaren Dritter Prozeßtag in Leipzig ö 1 1 Wie nachträglich bekannt wird, hat der Angeklagte Torgler am Schluß des zweiten Verhandlungstages Vertretern der ausländiſchen Preſſe auf deren Befragen er⸗ klärt, daß er ſich nicht von dem amerikaniſchen Rechtsanwalt Hayes, der ſich ihm als Verteidiger angeboten hatte, ver⸗ teidigen laſſe, ſondern daß er vollſtes Vertrauen zu ſeinem Verteidiger Dr. Sack habe. Bei Beginn der Sonnabend⸗ Sitzung teilt Rechtsanwalt Dr. Sack dem Vorſitzenden mit, daß die Mutter Torglers im Krankenwagen nach Leipzig gebracht worden ſei, um zu ſehen, wie es ihrem Sohn gehe. Der Verteidiger bittet darum, der alten Mutter die Teil⸗ nahme an der Verhandlung zu, geſtatten. Als der Vorſitzende dieſen Antrag genehmigt, ſieht man in den Augen des An⸗ geklagten Torgler Tränen aufſteigen. Rechtsanwalt Dr. Sack teilt weiter mit, daß er die Verteidigung des Angeklagten Torgler erſt übernommen habe, nachdem ihm dieſer verſichert habe, daß er unſchuldig ſei und daß er aus ſeiner innerſten politiſchen Ueberzeugung ſich niemals irgendwelche Vorteile habe verſchaffen wollen. Hungerſtreik van der Lubbes? Rechtsanwalt Dr. Seuffert weiſt darauf hin, daß der Angeklagte van der Lubbe heute einen ganz nie⸗ dergedrückten, vollſtändig apathiſchen Eindruck mache. Er habe erfahren, daß er waͤhrend der Verhandlung hier weder ißt noch trinkt. Rechtsanwalt Seuffert erſucht, daß ein Arzt zur Ueberwachung des Geſundheitszuſtan⸗ des des Angeklagten der Verhandlung beiwohnt, weil ſonſt die Gefahr beſtehe, daß der Angeklagte verhandlungsunfähig wird. Präſident Dr. Bünger gibt auch dieſem Antrage ſtatt. Dias Vorleben Dimitroffs Präſident Dr. Bünger ſchreitet dann zur Verneh⸗ mung des bulgariſchen Angeklagten Dimitroff. Der Ange⸗ klagte, ein hochgewachſener Mann mit dichtem, graumelier⸗ tem Haar, tritt bei der Vernehmung vor den Richtertiſch. Er iſt 1882 in Radomir in Bulgarien geboren und lebte bis zu ſeiner Verhaftung in Berlin-Steglitz als Schriftſteller. Vors.: Sie ſind vorbeſtraft in Bulgarien. Wollen Sie ſich darüber äußern? Angekl. Dimitroff: Ich habe gehört, daß ich in Bulgarien zum Tode verurteilt worden bin. Nähere Erkundigungen habe ich darüber nicht eingezogen, denn das intereſſiert mich nicht. Der Angeklagte benimmt ſich auch weiter ſehr renitent und muß wiederholt von dem Vorſitzenden verwarnt wer⸗ den, gibt aber ſchließlich zu, im Januar 1924 wegen Anſtif⸗ kung des Sepkemberaufſtandes in Bulgarien zu lebensläng⸗ lichem Zuchthaus und in einem zweiken Prozeß wegen Orga ⸗ niſierung eines bewaffneten Aufſtandes zum Tode verurkeilt worden zu ſein. Aus dem Vorleben des Angeklagten Dimitroff iſt wei⸗ ter hervorzuheben, daß er bereits lange vor 1923 Mitglied des Zentralkomitees der bulgariſchen Kommuniſtiſchen Partei war. An dem Aufſtand vom Jahre 1923 habe er aktiv und führend teilgenommen. Die Organiſation der bulgariſchen Kommuniſten ſei durchaus unbolſchewiſtiſch geweſen; die Führung ſei opportuniſtiſch und nicht revolutionär geweſen. Das habe den Mißerfolg dieſes Aufſtandes zur Folge gehabt. Als der Aufſtand niedergeſchlagen war, ſei er nach Wien übergeſiedelt und dort Redakteur an der„Arbeiterzeitung geworden. Gleichzeitig habe er mit einzelnen Kommuniſten die Verbindung aufgenommen. Auf weitere Fragen des Vorſitzenden erklärt der An⸗ geklagte, daß das Attentat auf den König und der Brand der Kathedrale im Jahre 1924 gegen den Willen der Kom⸗ muniſtiſchen Partei durchgeführt und von der Partei ver⸗ urteilt worden ſeien. Er ſelbſt ſei damals in Moskau ge⸗ weſen. Als ſich ſpäter herausſtellte, daß er als f Führer des Aufſtandes nicht unter die bulgariſche Amneſtie falle, habe er von Wien aus verſchiedene Reiſen nach Moskau, Berlin und Paris unternommen, um die internationale Unterſtützung der bul⸗ Roman von Leontine v. Winterfeld⸗Platen. 63 Ratlos ragte ſie ihre arme Seele immerzu— immerzu. Aber über die Lippen brachte ſie kein Wort. Denn, wenn er nun das andere ſagte— jenes erſchrek⸗ kende Wort von den Rechten, die ſein Bruder an ſie hatte — jenes Wort, das er in ſeiner Krankheit einſt geredet und das ihr nachgegangen war Tag und Nacht— was ſollte ſie dann ſagen? Wohin ſollte ſie dann fliehen mit ihrer gro⸗ ßen Not? Sie waren dicht am Veldekehaus. Da blieb er plötzlich ſtehen und ſah ſie an. „Eins verſprich mir, Antje, ſo ich nun lange, lange fort ſein werde: Daß du niemals Schlechtes denkſt von mir, auch wenn du mein Tun nimmer verſtehen kannſt.“ Sie nickte nur. Sprechen konnte ſie nicht. a Als ſie jetzt an der Marienkirche vorüberkamen, hörten 9 weiches, ſanftes Orgelſpiel. Aus den hohen Fenſtern rang ſchwacher Lichtſchein auf die dunkle Gaſſe. Antje mußte ſekundenlang die Augen ſchließen. Sie dachte daran, wie er dazumal mit Harniſch und Schwert gekniet Wie lange war das her? Sie wußte es nicht. Aber ſie fühlte ſich unendlich geborgen und gehütet hier an ſeiner Seite. Und hatte nur den einen Wunſch, daß ſie immer ſo ſchreiten dürfte neben ihm. Auch wenn rings⸗ herum Dunkel war und Nacht. N Heute, o Gott!— Heute noch durfte ſie es! Und mor⸗ gen? Morgen abend um dieſe ſelbe Zeit? Wo war er da? Sie fühlte eine grenzenloſe Angſt und ein Heimweh nach den Tagen, die geweſen. Als Klaus Veldeke die Stufen zum Beiſchlag empor⸗ Bien da bohrte es wie ein eiſiges Hämmern in ſeinem Hirn. „Weiß die an dich und ſag ihr alles! Was ſchert dich gariſchen Kommuniſten zu organiſieren. Das geſammelte Geld habe er meiſt durch Kuriere nach Bulgarien geſchafft. Im weiteren Verlauf der Ausſage des Angeklagten ſah ſich der Vorſitzende wiederum genötigt, den Angeklagten zu erſuchen, beſcheidener aufzutreten als bisher. Dimitroff gibt dann an, daß er im Jahre 1929 nach Berlin gekommen ſei. Er ſei niemals polizeilich ge⸗ meldet geweſen und begründet dies damit, daß er ver⸗ folgt wurde. Der Angeklagte beſtreitet entſchieden, im Beſitze eines ge⸗ fälſchten Paſſes geweſen zu ſein, obwohl, wie der Vorſitzende betont, durch Sachverſtändige feſtgeſtellt worden ſei, daß es ſich um einen Paß einer kommuniſtiſchen Paßfälſcherzentrale gehandelt habe. Der Angeklagte gibt dann auf Befragen an, daß er bis Ende 1931 in Berlin⸗Adlershof gewohnt hat; dann iſt er bis etwa Juli 1932 in Moskau geweſen. Die Frage, ob er ſich in Adlershof in der Wohnung wieder⸗ holt mit dem kommuniſtiſchen Abgeordneten Eberlein getrof⸗ fen habe, verneint der Angeklagte. Vorſ.: Eine Zeugin hat das ausgeſagt, und ſie hat ſogar beobachtet, daß Sie mit Eberlein 3 Schreibmaſchinenarbeiten ausgeführt haben. Angeklagter Dimitroff beſtreitet das ebenfalls. Nach ſeiner Rückkehr von Moskau hat Dimitroff vom Juli 1932 bis Ende Dezember in Berlin-Zehlendorf gewohnt. Es tritt dann eine kurze Pauſe in der Verhandlung ein. Lubbes„flammende Rede“ Nach der Pauſe wird zunächſt der Berliner Kriminal⸗ kommiſſar Heiſig noch einmal als Zeuge vorgerufen, der wiederholt, daß er der erſte Beamte geweſen ſei, der van der Lubbe nach ſeiner Feſtnahme zur Sache vernommen habe. van der Lubbe ſei allerdings, wie es bei allen Ver⸗ haftungen üblich iſt, zunächſt auf die Polizeiwache gebracht worden. Dort habe man lediglich ſeine Perſonalien feſt⸗ geſtellt. Die erſte ſachliche Vernehmung im Polizeipräſidium ſei dann durch ihn, Heiſig, erfolgt. a Anklagevertreter Landgerichtsdirektor Parriſius: Aus den Akten geht hervor, daß van der Lubbe bald nach ſeiner Feſtnahme auf die Mitteilung, daß er wahrſcheinlich ſich vor dem Reichsgericht in Leipzig verantworten müßte, geſagt haben ſoll: „Na, das iſt ja fein. Da werde ich eine große flam⸗ 5 mende politiſche Rede halten!“ Bisher haben wir in der Verhandlung allerdings nichts von ſolchen flammenden Reden gehört. Ich möchte aber feſt⸗ ſtellen, ob er dieſe Aeußerung Ihnen gegenüber getan hat. Zeuge Heiſig: Ich kann mich an dieſen Ausſpruch erinnern. Ich habe veranlaßt, daß die Aeußerung protokollariſch feſt⸗ gelegt wurde. Der Vorſitzende fragt den Angeklagten, ob er früher eine ſolche flammende Rede angekündigt habe. Der Angeklagte van der Lubbe blickt zunächſt ſchweigend zu Bo⸗ den und murmelt dann leiſe: Nein. g Dann wird die Vernehmung des Angeklagten Dimi⸗ troff fortgeſetzt. Er erklärt 8 Befragen, daß er ſich von Januar bis Juli 1932 in verſchiedenen ruſſiſchen Sanato⸗ rien wegen eines Lungenleidens aufgehalten habe. In Mos⸗ kau habe er dann eine Reiſe durch Europa vorbereitet, bei der es ihm darauf ankam, Propaganda für eine weitere Ausdehnung des bevorſtehenden neuen bulgariſchen Amne⸗ ſtiegeſetzes zu treiben. Dieſe Werbung ſei notwendig ge⸗ weſen, weil die Regierung wiederum die hervorragenden Führer von der Amneſtie ausnehmen wollte. Im Juli ſei er dann nach Berlin zurückgekommen. N Er habe Berlin gewählt, weil er dork am ſicherſten ſein Inkognito habe wahren können. In Moskau wäre er noch ſicherer geweſen, aber er habe in größerer Nähe von Bulgarien die Kampagne organiſieren müſſen, um Zeit und Geld zu ſparen. f Der Vorſitzende fragt dann den Angeklagten, wie er ſich in Deutſchland ſeinen Unterhalt verdient habe, worauf dieſer erwidert, daß er eine internationale Preſſekorreſpondenz in mehreren Sprachen herausgegeben habe. Für ſeine Reiſen ſei er von Freunden unterſtützt worden. Belege über ſolche Unterſtützungen habe er nicht. f Der Vorſitzende ſucht dann feſtzuſtellen, ob Dimitroff in Berlin gar keinen Anſchluß an deutſche Kommuniſten ge⸗ funden habe. Der Angeklagte erwidert, er habe zwar eine ganze Reihe deutſcher Kommuniſten in Moskau kennenge⸗ dein närriſcher Bruder mit ſeinem tückiſchen, neidiſchen Sinn? Weißt du denn, ob du nicht in den Tod gehſt? Und willſt du mit einer Lüge ſcheiden von ihr, an der deine Seele hängt?“ Und der zweite Hammer dröhnte: „Geh zu Konſtantin Ferber und ſage ihm, du wäreſt ſoeben auf der ‚Eva⸗Maria' geweſen und hätteſt einen heim⸗ lichen Schaden gefunden, der erſt in zwei Tagen behoben ſein könnte.“ O, wie die Hämmer dröhnten, daß es ihn faſt ſchwin⸗ 92 Er mußte ſich an dem löwengezierten Geländer alten. Auf der Diele ſchwankte ganz leiſe im Luftzug die kleine Hanſekogge unter der Decke. 1 Antje ging die Eichentreppe hinauf, wo die Wohnräume agen. Klaus Veldeke ſah ihr nach. „Du oder Danzig? Was iſt das Größere? O, mein Gott, mein Gott, wie man ſo irre gehen kann mit ſeinen Gedanken!“ Bertie hat mein Wort. Und Konſtantin Ferber hat mein Wort. „Und Manneswort ſoll größer ſein als Mannesliebe.“— Immer noch ſchwankte das Schifflein da oben im Luft⸗ zug des Treppenhauſes.— 1 Es war am Abend des nächſten Tages. Antje ſtand oben in ihrem Kämmerlein am Fenſter. binn und klar erſchienen die Sterne am dunklen Nacht⸗ immel. Sie hatte den Kopf gegen das Fenſterkreuz gelegt und ſah unverwandt nach oben, mit großen. müden Augen. Ihr Geſichtlein war weiß und um den Mund lag es wie verhal⸗ tenes Weinen. In ihrer Seele war eine große Leere— eine tiefe Not.. Es war nicht allein darum, daß der Erzengel von St. Marien nun in See gefahren war,— daß er nun weit da draußen auf der Oſtſee mit ſeiner Kogge ſchwamm,— daß man nun ſeinen feſten, ſchweren Schritt nimmer hörte auf der Treppe und unten auf der Diele. Ach, darum allein war die Not ja nicht! Darum nicht. lernt, wenn dieſe an internationalen Tagungen teilnahmen. Trotzdem habe er aber auch„nur ganz gelegentlich“ vielleicht zweimal„die deutſchen Kommuniſten“ über bulgariſche Fra⸗ gen geſprochen. 5 g Vorſ.: Bei Ihrer Verhaftung ſind bei Ihnen Telephon ⸗ adreſſen gefunden worden. Eine davon, mit umgeſtell⸗ ten Zahlen, bekraf den Kommuniſten Stöcker. 5 Angeklagter: Das iſt ein Irrtum. 5 Vorſ.: Weshalb haben Sie denn die Umſtellung der Zahlen vorgenommen? Angeklagter: Ich wollte die Leute für den Fall einer Beſchlagnahme„keinerlei Unannehmlichkeiten aus⸗ ſetzen“. Der Vorſitzende verweiſt dann auf eine Telephonadreſſe in dieſem Buch, die auf den Namen Illner lautet und er⸗ klärt, wenn man dieſe Telephonnummer umſtelle, ergebe ſich die Telephonadreſſe der ruſſiſchen Handelsver⸗ tretung. Wußten Sie das nicht? Angeklagter: Nein. Dimitroff redet ſich in Wut Durch die höhniſchen und frechen Antworten des Ange⸗ klagten geſtaltet ſich die Vernehmung Dimitroffs immer ſchwieriger. Vei der Feſtſtellung der Perſonalien wendet ſich der Angeklagte mit großer Heftigkeit gegen die Behauptung der Anklageſchrift, daß er ſich, obwohl verheiratet, unter dem falſchen Namen Dr. Schasla⸗Schmidt mit einer Dame verlobt und auch gedruckte Verlobungsanzeigen verſchickt habe. Dem Angeklagten wird dann eine gedruckte Karte vor⸗ gelegt mit der Aufſchrift:„Als Verlobte empfehlen ſich Anni Krüger, geb. Matzmann, und Dr. John Schasla⸗Schmidt, Potsdam.“ Der Angeklagte Dimitroff erklärt erregt, er ſehe dieſe Karte zum erſten Male. Er beſtreite ganz kategoriſch, lafß er ſich verlobt habe oder ſolche Karten habe drucken laſſen. Trotz der Ermahnungen des Vorſitzenden redet der An⸗ geklagte ſich in eine immer größere Wut hinein, ſo daß der Vorſitzende mit dem Abbruch der Vernehmung droht. Dann nimmt Dimitroff noch einmal das Wort zu politiſchen Ausführungen. Er habe gewiß die proletariſche Revolution jederzeit gewollt. Außerdem ſei er Mitglied der Exekutive der kommuniſtiſchen Internationale. Für ſeine kommuni⸗ ſtiſche Betätigung trage er ſtets die volle Verantwortung. Er lehne es aber jederzeit ab, terroriſtiſche Attentate zu begehen oder zu putſchen. Er ſei ein begeiſterter Freund der Sowjetrepublik und Stalins, aber er ſei nie in Deutſch⸗ land oder in einem anderen Lande ein Abgeſandter der ſowjetruſſiſchen Kommuniſten geweſen. Zur Roten Hilfe in Berlin will er keinerlei Beziehungen unterhalten haben. Die beiden anderen bulgariſchen Angeklagten Popoff und Taneff will er aus der Emigration in Jugoſlawien kennen. Der Angeklagte Popoff Das Gericht ſchreitet dann zur Vernehmung des An⸗ Wel e Popoff. Popoff iſt im November 1902 in einem orf bei Sofia geboren. Er iſt verheiratet, ſeine Frau lebt in Moskau. Bei der Erörterung ſeiner Vorſtrafen gibt der Angeklagte zu, daß er im Juni 1932 wegen ſeiner Mitglied⸗ ſchaft im Zentralkomitee der bulgariſchen Kommuniſtiſchen Partei in ſeiner Abweſenheit zu zwölfeinhalb Jahren Zucht⸗ haus verurteilt worden ſei. An dem bewaffneten Aufſtand von 1923 habe er aber nicht teilgenommen. Bei der weiteren Vernehmung ergibt ſich, daß Popoff von 1925 bis 1929 in Rußland weilte. Ende 1929 kehrte er in ſeiner Eigenſchaft als Sekretär der kommuniſtiſchen Ju⸗ gend nach Bulgarien zurück, wurde dann 1931 eines Mor⸗ gens aus dem Bett heraus verhaftet, doch gelang es ihm, zu flüchten und nach Rußland zu entkommen. Als der Vorſitzende dem Angeklagten vorhält, daß 5 Angaben mit ſeiner Ausſage bei ſeiner erſten Verneh⸗ mung im Widerſpruch ſtehen, erklärt Popoff, er habe damals aus dem Grunde andere Angaben über ſeinen Aufenkhalt gemacht, weil es ihm nichk einen Augenblick möglich erſchienen ſei, daß er des ungeheuren Ver⸗ brechens der c beſchuldigt werden önne. Auch habe er befürchtet, wenn er ſeine Angaben wahrheits⸗ gemäß mache, daß er dann an die bulgariſchen Behörden Aber das andere— das andere— das war ja viel ſchlimmer. Das war ſo, daß man daran zerbrechen konnte. Denn nun würde ſie nicht mehr hierbleiben können. Nun er ſie fort vom Veldekehaus und wieder zurück nach eba. Und der Vater würde es ihr verzeihen und ſie verſtehen. Ach, er mußte ſein Antjekind ja verſtehen, daß ſie nimmer und nimmer mit dieſem Rothaarigen würde leben können, weil er ihr ſo zuwider war. 3 Sie legte beide Handflächen gegen die Stirn und ſtöhnte. Denn heute morgen, in aller Herrgottsfrühe, als ſie ſchon unten im Eßſaal war und den Frühimbiß richtete, war der Ratsherr hereingekommen. Sehr bleich. Sehr ernſt.. Da hatte ſie es nicht laſſen können und ihn gefragt. Hatte beide Hände ineinandergelegt und vor ihm geſtanden wie ein bitendes Kind. a . 83 aller Heiligen willen, hat Euer Bruder Rechte an mir?“ 5 Er war zuſammengezuckt wie unter einem Peitſchenhieb. 9210 ſein Geſicht war finſter geworden, wie ſie es noch nie geſehen. 5 Er ſah ſie nicht an, als er endlich ſprach. 8 „Ja, Antje, er hat Rechte an dir, leider Gottes. Und das iſt meine Not.“ Und als er ihre ſchreckensſtarren, großen Augen ſah, biß er ſich auf die Lippe, daß ſie blutete. Und fuhr dann hoch, als ſehe er einen Feind, der ihn unſichtbar anfallen wollte: g „Aber habe Geduld, Antje! O, habe Geduld, es währt nicht mehr lange!“ 5 Es waren dann die Mägde gekommen und ſie hatten von anderen Dingen geredet. Das ging ihr alles wieder ſo ſcharf und klar durch den Sinn, als ſie nun in ſpäter Abendſtunde einſam an ihrem Fenſterlein ſtand. Warum ſollte ſie Geduld haben, was wollte er tun? Wollte er ſie nach ſeiner Rückkehr heimgeleiten? Wollte er ihr wer en werden beim Vater, daß ſie den Rothaarigen nimmer brauchte freien? O ja, o ja, ſie wollte tun nach ſeinen Worten und Geduld haben. Dann würde wohl doch noch alles licht! Hiller in Hannover Der Kanzler auf der Stahlhelm⸗Tagung Im Anſchluß an die Baueröffnung der Aukobahn in Frankfurt a. M. begab ſich der Reichskanzler im Flugzeug nach Hannover, um durch ſeine Anweſenheit bei der Reichs ⸗ führertagung des Stahlhelm die reſtloſe Verbundenheit der unſer ſeiner Führung zuſammengeſchloſſenen braunen, grauen und ſchwarzen Kolonnen auch nach außen hin erken⸗ nen zu laſſen. Der Reichskanzler wurde auf dem Ilugplatz von dem Oberpräſidenten Lutze ſowie den Vertrelern der Polizeibehörden und der Reichswehr begrüßt und ſchritt ſo⸗ dann die Front der SA.-Obergruppe Hannover und der Schutzpolizei ab. Der Führer wurde von der Menge ſtür⸗ miſch begrüßt. Außer dem Reichskanzler und dem Führer des Stahl⸗ helm, Reichsarbeitsminiſter Seldte, waren auch Stabs⸗ chef Röhm und zahlreiche andere höhere SA.⸗Führer in Hannover eingetroffen. An Ehrengäſten bemerkte man fer⸗ ner Generaloberſt a. D. Heye. Oberſtleutnant von Förſter, den Begleiter des Kronprinzen, den Fürſten von Waldeck und Staatsſekretär Lammers. Gewaltig war auch der Zu⸗ ſtrom der Fremden, die aus allen Teilen des Reiches ge⸗ kommen ſind. Die Reichsbahn hatte einen rieſigen Verkehr abzuwickeln, denn nicht weniger als 78 Sonderzüge trafen aus allen Teilen Deutſchlands mit den Tagungsteilnehmern ein. Die Stadt Hannover glich einem rieſigen Heerlager. Mit wehenden Fahnen und klingender Marſchmuſik durch⸗ zogen die feldgrauen Marſchkolonnen die Zufahrtsſtraßen, die von einer rieſigen Menſchenmenge dicht umſäumt waren. Den Auftakt der Führertagung bildeten zwei geſchloſſene Tagungen, und zwar eine des Wehrſtahlhelm unter Leitung des Beauftragten der Oberſten SA.⸗Führung für den Stahlhelm von Moroczowicz, und eine Tagung des Scharnhorſt⸗ Bundes. Göring an den Stahlhelm „Der preußiſche Miniſterpräſident Gö ring hat an die Reichsführertagung des Stahlhelm folgendes Telegramm gerichtet: „Zu Ihrer aufrichtig alles Tagung teilzunehmen, doch bin ich in Gedanken unter Ihnen. Ich wünſche Ihrer Tagung vor allem, daß ſie dazu beitragen möge, das feſte Band, das uns verbindet, noch enger zu knüpfen, um ſchließlich zu einer vollſtändigen Einigkeit zu gelangen. In dieſem Sinne heil Hitler!“ 2 Seldte begrüßt den Führer In endloſen Zügen bewegten ſich mittags die grauen Ko⸗ lonnen des Stahlhelms zum Stadion und zur Stadthalle in Hannover, in der die große Kundgebung der Führertagung ſtattfand, die durch Lautſprecher auf das Stadion übertra⸗ gen wurde. Schon lange vor der Ankunft des Kanzlers wartete eine unüberſehbare Menſchenmenge auf ſein Er⸗ ſcheinen. Gegen 2 Uhr erſchien der Kronprinz in der Stahlhelmuniform mit der Mütze ſeiner Danziger Leibhu⸗ ſaren. Einige Minuten ſpäter folgte der Vizekanzler von Papen. Nicht endenwollende Heilrufe kündigten das Her⸗ annahen des Führerautos an. Als der Wagen, in dem der Führer und der Bundesführer des Stahlhelms, Seldte, ſaßen, in das Stadion einbog, ſteigerte ſich die Begeiſterung der Menge in das Ungemeſſene. Nach einer kurzen An⸗ ſprache an die dort verſammelten Stahlhelmer, die in den grauen Kolonnen einen begeiſterten Widerhall fand, ſchritt der Kanzler in ſchlichter brauner Uniform zwiſchen einem Meer von Fahnen zu der Stadthalle. Inzwiſchen hatte ſich der Kuppelſaal bis auf den letzten Platz gefüllt. Beim Erſcheinen des Führers intonierte die Stahlhelmkapelle den Prolog zu den Meiſterſingern, während die Anweſenden ſich von ihren Sitzen erhoben. Darauf eröffnete Bundeshaupt⸗ mann von Stephani die Tagung und gab das Wort dem erſten Bundesführer Seldte. Er führte in ſeiner Begrüßungsanſprache aus, für dieſe RNeichsführertagung habe er den Stahlhelm nach Hannover entboten, von wo auch Hindenburg 1914 zur Tannenberg⸗ ſchlacht gefahren ſei, Hannover, der Geburtsſtadt Scharn⸗ horſts, in deſſen Geiſt dieſe Tagung ſtattfinden ſolle. Das Thema von Hannover ſolle der unentwegte Gedanke des Aufbaues und des Kampfes um eine beſſere und ſtarke Zu⸗ kunft ſein.: Immer iſt die nationale Arbeit in den letzten 14 Jahren unter dem Druck des rolen Syſtems geweſen. Heute ſtehen wir nicht mehr in der Oppoſikion. Heute ſteht hier, mit 70 000 Führern vertreten, der deutſche Stahlhelm vor Adolf Hitler. Daß diefer Dur ch gelungen iſt, das danken wir Ihnen, unſerem Volkskanzler und Führer Adolf Hitler. Der Durchbruch iſt gelungen, dank Ihrer Idee, dank Ihrer Jähigkeit, dank Ihres Mutes und wie ich auch ſagen darf, dank Ihres eiſernen Fleißes. Nach dem Zuſammenbruch habe ich unſere Sache auf die eine Karte geſtellt: Auf das nie verſiegende deutſche Front⸗ ſoldatentum. Und heute meine Kameraden, ſetze ich wiede⸗ rum auf eine Karte, auf einen Mann: Ich ſetze unſere Sache, die Sache des Skahlhelms auf Adolf Hikler.(Stürmiſcher Beifall.) Haben wir im November 1918 nach dem Führer ausge⸗ ſchaut, der den Schickſalsbefehl geben könnte, ſo haben wir in Ihnen, Herr Volkskanzler Adolf Hitler, den Führer er⸗ eutigen Reichsführerkagung wünſche ich Ihnen ute. Es iſt mir leider nicht möglich, an der kannt und gefunden, dem Gott die Fähigkeiten verliehen ausgeliefert würde oder daß wenigſtens ſeine Aussagen vor der deutſchen Polizei den bulgariſchen Polizeibehörden bekannt werden könnten, was er habe vermeiden wollen. Damit war die Vernehmung Popoffs be⸗ endet. Die Verhandlung wurde auf Montag vormittag 9.30 Uhr vertagt. a f Wie der zweite Anklagevertreter, Landgerichtsdirektor Parriſius, dem Sonderberichterſtatter des„Angriff“ erklärte, rechnet er damit, daß die Hauptverhandlung noch einige Wochen dauern wird. In dem Verhandlungsabſchnitt, der ſich in Berlin abſpielen wird, werden an Ort und Stelle eingehende Unterſuchungen über die tatſächlichen Vorgänge vor, bei und nach dem Reichstagsbrand anzuſtellen ſein. Ueber die Gerüchte von einem Hungerſtreik van der Lubbes befragt, ſagte der Anklagevertreter: Er nimmt aller⸗ dings wenig Nahrung zu ſich. Im e er⸗ hält van der Lubbe eine ganz beſonders gute Verpflegung. So hat er zum Beiſpiel geſtern ein Schnitzel und dazu Bir⸗ nen und Weintrauben vorgeſetzt bekommen. Es geſchieht alles, was nur möglich iſt, um van der Lubbe bei Kräften zu erhalten. Er iſt auch im Gefängnis ſowohl bei Tag wie in der Nacht ungefeſſelt. 225 0 hal, den deukſchen Befehl jetzt und für die Zukunft geben zu können. Darum, meine Kameraden vom Stahlhelm, er⸗ warte ich von Ihnen allen, weiter dem Stahlhelmgeſetz zu folgen, und darum habe ich Sie offen und ehrlich. Herr Volkskanzler Adolf Hitler, gefragt, ob Sie uns, die graue Front haben wollten, und Sie haben uns gewollt und haben in unſere ausgeſtreckte Hand einge⸗ ſchlagen. Und nun ſtehen wir hier in Hannover, wo das Bündnis der Treue beſiegelt werden ſoll, und wo wir Ihnen, dem Fronkſoldaten und Volkskanzler, die kreue Gefolgſchaft des Stahlhelms geloben wollen und hiermit geloben. Sie wollen unſeren alten Frontſoldaten Ihr Hoheitsab⸗ zeichen, die Kampfbinde, verleihen. Wir nehmen dies mit tiefem Dank an. Wir heften das Hoheitszeichen an unſere graue Feldmütze und wir ſchmücken unſere alten ſtolzen Fahnen mit den Zeichen, die auch die Hakenkreuzfahnen ſchmücken. Wir weihen in Hannover unſere Fahnen neu. Wir weihen uns Ihnen, unſerem Führer und dem Führer der deutſchen Nation. Der Führer ſpricht Der Führer, Reichskanzler Adolf Hitler, leitete ſeine groß angelegte Rede ein mit dem Hinweis darauf, daß das Zuſammenfinden der Repräſentanten einer neuen Welt⸗ anſchauung mit den Trägern der beſten alten Tradition einſt und jetzt in der deutſchen Geſchichte als ein glücklicher Tag verzeichnet ſein werde. Das ſei unſer aller Gelöbms: „Am Anfang unſeres Kampfes ſtand Deutſchland, am Ende unſeres Kampfes wird wiederum Deutſch⸗ land ſtehen!“ Der Führer zeichnete ſodann ein umfaſſendes Bild der bisherigen Entwicklung der nationalen Be⸗ wegung. Er warf einen Rückblick auf das gewaltige Rin⸗ gen unſeres Volkes im Weltkriege, entwickelte dann die in⸗ neren Gründe für den Zerfall und zeigte die Geſetze auf, aus denen zwangsläufig die Niederlage kommen mußte. Im Jahre 1918 ſei die innere Organiſation des deutſchen Volkes zuſammengebrochen und mußte zuſammenbrechen man⸗ gels eines tragfähigen und für dieſe Zeit geeigneten welt⸗ anſchaulichen Fundamentes. Gegenüber der Zer⸗ riſſenheit des weltanſchaulichen Denkens, das der liberale Staat geradezu konzeſſioniert habe, habe die nationalſozia⸗ liſtiſche Bewegung den Gedanken in das deutſche Volk wieder hineingepflanzt, daß es etwas gibt, was ſich über die individuelle Freiheit erhebt, nämlich das Leben und die Freiheit Aller. Dieſe Auffaſſung müſſe man unter allen Umſtänden durchſetzen und wenn nötig aufzwin⸗ gen. Es ſei die Aufgabe der Führung, das für die Er⸗ haltung der Nation Notwendige zu erkennen und mit eiſer⸗ ner Entſchloſſenheit durchzuführen. Das Volk ſuche die Kraft und habe ſie zu allen Zei⸗ ten geſucht. Es ſei unglücklich, wenn es keine ſtarke Führung findet. Darum ſei es kein Wunder, daß das Volk heute dieſer Regierung zujubele, und dieſe Führung müſſe den Mut beſitzen, ein Geſetz auf⸗ zuſtellen, das nach höchſter Einſicht allen zuträglich iſt. Ich kann keine Armee führen, wenn ich es jedem einzelnen Mann freiſtelle, ſich vor den Feind zu ſtellen oder zurück⸗ zuweichen. Wenn man mir den Vorwurf machte, wie ge⸗ rade ich dazu komme, eine ſolche Bewegung zu ſchaffen, dann antworte ich:„Ich glaube, es gab damals nur einen einzigen, der das Recht hatte, das zu tun, und das war der deutſche Frontſoldat! Ich habe mich damals als nichts anderes gefühlt als einer von dieſen neun Millio⸗ nen zurückkehrender Frontſoldaten. Wir Frontſoldaten haben gelernt, nicht nach der Zahl des Gegners zu ſchauen, ſon⸗ dern auf die eigene Kraft zu vertrauen. Der Kampf um Deutſchland mußte aus einer anderen Welt kommen als der, die ſich nach dem 9. November 1918 in Deutſchland breit machte, und er iſt aus der Welt des deutſchen Soldatentums gekommen. Es war die Gefahr vorhanden, daß viele das Gleiche woll⸗ ten und ſich nicht zu einigen vermochten. Wir dürfen alle dem Schickſal dankbar ſein, daß es in uns den großen Einigungsgedanken erhalten hat. Euer Führer hat die Größe der geſchichtlichen Stunde erkannt und damit eine Einigung herbeigeführt. Wir kämpfen damit nun gemeinſam für dieſes neue Reich. Wenn wir die wenigen Monate, in denen wir dieſen Kampf durchgefochten haben, an unſeren Augen vorüberziehen laſſen, dann dürfen wir mit Stolz bekennen, die Vorſehung hat dieſen of ge⸗ ſegnet. 2 Daß wir die marxiſtiſche Organiſation zertrümmert ha⸗ ben, daß wir ihre Parteien aufgelöſt haben, daß wir ihre Häuſer geſperrt, ihre Führer fortgejagt haben, das iſt alles nicht wichtig. Aber das eine, daß wir das Volk gewonnen haben, daß das Volk nun uns gehört, daß das Volk in unſerer Bewegung die Führung wirklich ſieht und anerkennt, das iſt das Entſcheidende, iſt das, was uns glücklich macht. Wir wiſſen, daß der Aufbau des neuen Lebens ſchwer iſt und Zeit erfordert, aber alles, was wirklich groß auf dieſer Welt war, hat ſeine Zeit benötigt. So ſind wir denn in die Revolution einmarſchiert, haben ſie ſiegreich be⸗ ſtanden und marſchieren nunmehr hinein in eine große Zu⸗ kunft unſeres Lebens. Daß uns das Wunder gelungen iſt, daß wir unſer Volk der Erneuerung entgegenführen konn⸗ ten, das verdanken wir nicht zuletzt der Tatſache, daß wir unſer Volk nicht nur mobiliſtert, ſondern auch niſiert haben, daß wir dieſen diſziplinierten Körper ge⸗ ſchaffen haben, den die nationalſozialiſtiſche Bewegung heute darſtellt. Wir wollen in dieſem Augenblick derer geden⸗ ken, die uns das ermöglicht haben. Wir wollen auch des Mannes gedenken, der in ſei⸗ nem hohen Alter uns zu dieſer Erneuerung die Möglichkeit gab und der ſeinen Namen wie ein Schutzſchild über dieſe Entwicklung gehalten hat. Wir wollen an dieſem Tage aber auch beſonders unſerer Armee gedenken, denn wir alle wiſſen genau, wenn das Heer nicht in den Tagen der Revolution auf unſerer Seite geſtanden hätte, dann ſtänden wir heute nicht hier. Ich bin der heiligſten Ueberzeugung, daß der vielleicht in der deutſchen Geſchichte ſehr ſeltene Entſchluß zur Zuſammenarbeit nicht nur Erfolg hat, ſondern daß er zu einem der ſegensreichſten Entſchlüſſe überhaupt werden wird. Wir wollen uns die Hand reichen und wollen die Treue, die große Gemeinſchaft aufrechterhalten die wir an unſerem Volke einſt gerühmt haben. Ich bin hierher ge⸗ kommen, um Ihnen allen zu ſagen, daß wir glücklich und entſchloſſen ſind, die große Miſſion gemeinſam zu erfüllen und in Treue zu uns ſelbſt zu ſtehen. Wir denken dabei an diejenigen, die Opfer brachten. Sie ſind heute unſere guten Geiſter. Sie ſind die Geiſter für die Zukunft. Sie mar⸗ ſchieren mit in unſeren Reihen. Wir alle wiſſen, daß wir durch ſie die Kraft bekommen haben, das Wunder der deutſchen Erhebung zu vollziehen. 1 orga⸗ Symbole der Einigung Auf die Rede des Führers antwortete Bundesführer Seldte: Bewegten Herzens haben wir als Frontſoldaten Ihre Worte in uns aufgenommen. Treue um Treue! Das iſt das Gelöbnis, das ich in dieſer Stunde namens der alten Frontſoldaten unſeres Stahlhelms ausſpreche. Auf unſere Herzen dürfen Sie ſich verlaſſen in guten und ſchweren Ta⸗ gen.(Stürmiſche Heilrufe.) Sie haben uns erlaubt, Ihre Hoheitszeichen und Symbole zu tragen. Als Soldat darf ich Ihnen als Erinnerung an den heutigen Tag das Symbol des Stahlhelms überreichen und weiter die Hitler⸗ Seldte⸗ Plakette, die von derſelben Eiſengießerei hergeſtellt iſt, die auch ſeinerzeit das Eiſerne Kreuz geſchaf⸗ fen hat. Ehe wir dieſe Feierſtunde ſchließen, ſingen wir ge⸗ meinſam die erſte Strophe des Deutſchlandsliedes und des Horſt⸗Weſſel⸗Liedes und rufen noch einmal unſer altes „Frontheil“ und„Siegheil“ im Gedanken an unſeren Reichspräſidenten und Heerführer von Hindenburg im Ge⸗ danken an unſeren Volkskanzler und an unſer liebes deut⸗ ſches Vaterland. Als der erſte Bundesführer geendet hatte, drückte Reichs⸗ kanzler Hitler ihm herzlich 1 und verließ unter den Klängen des Badenweiler Marſthes den Saal. Aufmarſch der Stahlhelmführer Den Abſchluß des Tages bildete ein eindrucksvoller Auf⸗ marſch vor dem Rathaus. Von der großen Freitreppe her⸗ ab, auf der die 23 Standarten der Landesverbände Auf— ſtellung genommen haben, begrüßte der Bundesführer die Ehrengäſte. Stabschef Röhm wies in kurzen Sätzen da⸗ rauf hin, wie die braune und graue Front auf verſchiede⸗ nen Wegen das gemeinſame große Ziel erreicht haben und von nun an gemeinſam marſchieren werden. Dann traten die Gäſte auf die große Rathauslaube, wo ſich ihnen ein großartiges Schauſpiel bot. 16 000 Fackeln erhellten das weite Rund, und aus tauſenden Kehlen erſcholl das Bun⸗ deslied. Der Appell Nach dem großen Erlebnis des Beſuches des Kanzlers und ſeiner wegweiſenden Anſprache an den Stahlhelm brach verheißungsvoll ein ſchöner Sonntagmorgen auf, ſo recht geſchaffen für den gewaltigen Aufmarſch der Stahlhelm⸗ kolonnen zu dem Führerappell, der ſich zu einer der ein⸗ drucksvollſten Kundgebungen für den nationalen Zuſam⸗ menſchluß geſtaltete. Bundesführer Seldte erklärte: Der deutſche Reichskanzler, unſer Führer Adolf Hitler, hat uns das ſiegreiche Symbol, das Hakenkreuz, und das Ho⸗ heitszeichen verliehen. Ich gebe den Fahnen hiermit noch einmal die Weihe, gleichzeitig auch den neuen Fahnen. Ich gebe ihnen den Fahnenſpruch: Einigkeit macht ſtark! Die Muſik intonierte dann auf Befehl des Bundesfüh⸗ rers das Lied vom Hakenkreuz am Stahlhelm. Begeiſtert begrüßt, nahm dann Stabschef Röhm das Wort zu einer Anſprache. Nach Bekanntgabe des Glſick⸗ wunſchtelegramms des preußiſchen Miniſterpräſidenten Gö⸗ ring ertönten wieder Kommandorufe. Im ſtrammen Pa⸗ radeſchritt defilierten dann die Frontſoldaten vor den bei⸗ den Führern Seldte und Röhm, die mit erhobenem Arm die vorüberziehenden Kolonnen grüßten. Am Niederwalddenkmal Gewaltige Kundgebung für Arbeit und Friede Rüdesheim, 25. September. Zu der Rieſenkundgebung„Arbeit und Friede“ am Nie⸗ derwalddenkmal, deſſen 50 jähriges Baujubiläum die Stadt Rüdesheim feierte, waren Hunderttauſende von Volksgenoſſen herbeigeſtrömt. Von Frankfurt a. M. nach Rüdesheim waren die Straßen ſchon vom frühen Morgen an durch Kraftwagen und Omnibuſſe verſtopft. Jedes Dorf hatte Triumphbogen errichtet. Rüdesheim ſelbſt war über und über mit Fahnen und Birkengrün geſchmückt. Auf dem Denkmalsplatz hatten u. a. auch 5000 Hitler⸗Jungen Auf⸗ ſtellung genommen. Unter den zahlreich anweſenden Ehren⸗ gäſten bemerkte man auch den Reichsminiſter für Ernäh⸗ rung und Landwirtſchaft, Dar re, ſowie den Reichsſport⸗ führer von Tſchammer und Oſten.. Mit Reichsminiſter Dr. Göbbels erſchien Reichsſtatt⸗ halter und Gauleiter Sprenger, die von der vieltau⸗ ſendköpfigen Menge ſtürmiſch begrüßt wurden. Fanfaren⸗ bläſer eröffneten die Kundgebung. Die Hitlerjungen ſpra⸗ chen den Vorſpruch und ſangen zwei kerndeutſche Lieder. Nach Eröffnungsworten des Gaupropagandaleiters Müller⸗ Scheld ergriff a Reichsſtatthalter Sprenger das Wort. Er führte u. a. aus: ö Vor 50 Jahren fand hier eine ewige Sehnſucht der Deutſchen ihre Erfüllung, indem ein Wahrzeichen der Eini⸗ gung der deutſchen Staten eingeweiht und dem deutſchen Volk übergeben wurde. Uns wird es alle Zeit Symbol der Einigung des deutſchen Volkes ſein. Nicht, wie bis in die letzten Tage die ausländiſche Preſſe glaubte, der Welt kün⸗ den zu müſſen, daß das deutſche Volk kriegeriſch ſei. Nein, wer ſo über Deutſchland ſchreibt, kennt das deutſche Volk von heute nicht. Erſt bei der Saarkundgebung vor wenigen Wochen hat hier der Führer ein Bekenntnis abgelegt namens des Vol⸗ kes für die Erhaltung des Friedens und auch die Verhand- lungsbereitſchaft mit Frankreich offen erklärt, allerdings auf dem Boden, auf dem allein Verhandlungen möglich ſind: gleichberechtigt am Tiſche. Der Redner erinnerte an die große Friedensrede des Reichskanzlers. Für Ehre, Freiheit, Arbeit und Brot zu kämpfen, hat der Führer das Volk aufgerufen. Friedlich gehen wir ans Werk. Täglich ſchafft der Führer neue Möglichkeiten, Menſchen aus Not und Elend heraus⸗ zuheben, ihnen Brot und Arbeit zu geben. Das iſt der einzige Kampf, den wir führen, und die höchſte Ehre ſetzt der Führer darein. Ich rufe es hinaus in die Welt: Wer wäre ſo vermeſſen, ein ſolches Volk wie das deulſche Volk bei ſeiner friedlichen Arbeit, bei ſeinem Exiſtenzkampf mik Waffengewalt ſtören zu wollen? Verachtet müßte er ſein in der ganzen Welt. So ſoll die Parole, die ich dieſem erſten Gauparteitag Heſſen⸗Naſſaus gegeben habe, Arbeit und Friede, Leitſtern ſein für unſer Tun und Handeln. In den Heilruf des Gauleiters ſtimmte die Menge begeiſtert ein. Nach der Rede des Reichsſtatthalters nahm 5 Reichsminiſter Dr. Goebbels ab 288 1