Erſcheint tüglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die einſpaltige Petitzeile 20 Pfg. Keklamen 60 Pfg.— Bei Wiederholungen tarifl. Rabatt. 0 für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Berkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. e eee Annahmeſchluß für Inſerate und Rotizen vormittags 9 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Aluſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig). „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Schriftleitung, Druck u. Verlag: G. Härdle, Zähringerſtr. 68. Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Für Platz⸗Vorſchriften wird keine Garantie übernommen. 33. Jahrgang Dienstag, den 26. September 1933 Zum erſtenmal ein nationalſozialiſtiſcher Miniſter in der Völkerbunds⸗Verſammlung. f Genf. 25. September. 1 Der Völkerbund iſt zu ſeiner 14. Tagung zuſammenge⸗ 4 treten. Mit beſonderer Spannung ſieht man ihrem Verlauf ö diesmal entgegen. Iſt es doch— ein hiſtoriſches Ereignis! — das erſtemal, daß das nationalſozialiſtiſche Deutſchland durch einen der oberſten Führer der Bewegung, den Reichs⸗ miniſter für Volksaufklärung und Propaganda Dr. Go e b⸗ bels, vertreten iſt. Die Anweſenheit von Dr. Goebbels begegnet allgemein außerordentlich großer Aufmerkſamkeit. Die diesjährige Völkerbundsverſammlung iſt die er ſte nach der Uebernahme der Macht durch den Nationalſozialis⸗ mus in Deutſchland. Ihr Zuſammentritt iſt für den Reichs⸗ Rropagandaminiſter eine willkommene Gelegenheit, um ſich über die Arbeitsmethoden der Genfer Inſtitution zu unter⸗ richten. Er wird bei dieſem Anlaß ſicherlich mit prominen⸗ ten Perſönlichkeiten der internationalen Politik in Gedan⸗ kenaustauſch treten. i Aus der Talſache ſeiner Anweſenheit wird in hieſigen Völkerbundskreiſen, wohl nicht mit Unrecht, der Schluß ge⸗ zogen, daß Dr. Goebbels eine der ſich bietenden Gelegen ⸗ heiten dazu benutzen wird, um vor der Wellöffenklichkeit das Weſen des deutſchen Nalionalſozialismus und die Enk⸗ wicklung zum nationalſozialiſtiſchen Staat zu erläutern und den Standpunkt des neuen Deutſchlands zur Welt dar⸗ zulegen. Die Dauer ſeiner Anweſenheit in Genf ſteht noch nicht feſt. Am Vortag der Eröffnung der Völkerbundsſitzung ver⸗ brachten Reichsaußenminiſter Neurath und Dr. Goebbels den ganzen Nachmittag gemeinſam, um ſich über die Dis⸗ poſitionen der nächſten Tage zu beſprechen. 5 Soweit bekannt geworden iſt, hat am Vortage nur eine einzige Beſprechung politiſcher Natur ſtattgefunden, und zwar zwiſchen dem engliſchen Außenminiſter Sir John Simon und dem öſterreichiſchen Bundeskanzler Dollfuß. Konkrete politiſche Fragen ſollen in dieſer Be⸗ ſprechung, die nur den Charakter einer allgemeinen Füh⸗ llungnahme gehabt haben ſoll, nicht eingehend behandelt worden ſein. 5 Die Eröffnungsſitzung 1 Vor Beginn der Sitzung trat der engliſche Außenmini⸗ ſter Sir John Simon an den Platz der deutſchen De⸗ legation heran und begrüßte insbeſondere Reichsminiſter 8 Goebbels, mit dem er ſich einige Minuten unter⸗ telt. 5 Die meiſten Mitaliedsſtaaten ſind durch ihre Außenmi⸗ niſter und andere führende Staatsmänner vertreten. In der erſten Reihe haben Reichsaußenminiſter Freiherr von Neurath, der Reichsminiſter Dr. Goebbels, Ge⸗ ſandter von Keller und Miniſterialdirektor Gauß die Plätze der deutſchen Hauptdelegierten eingenommen. Der vorläufige Präſident, Miniſterpräſident Mo⸗ winckel⸗ Norwegen, ſtellte in der Eröffnungsan⸗ ſprache mit Bedauern feſt, daß ſich die Lage des Völkerbun⸗ des ſeit der letzten Verſammlung nicht verbeſſert habe. Was die Völker intereſſiere, ſei nicht die tägliche Ar⸗ beit des Bundes, ſondern ſeine Fähigkeit, eine beſſere Ver⸗ ſtändigung zwiſchen den Völkern zu ſchaffen. Noch ſchlimmer als das Verſagen im offaſiatiſchen Konflikt ſeien die Enttäuſchungen in Europa ſelbſt. Die Idee und die Möglichkeit eines Krieges ſchwebken wie ein ö Geſpenſt über der Zukunft Europas. Es ſei enktäuſchend And enkmukigend daß die Ergebniſſe der Abrüſtungskonfe⸗ ö renz ziemlich negaliv auszufallen drohten. Man könne auch nicht leugnen, daß die Not und die Arbeitsloſigkeit zur Erhöhung der politiſchen Mißſtimmung unter den Völkern beitragen. Gerade deshalb ſei das Scheitern der Londoner Konferenz ſo bedauer⸗ lich. Allerdings dürfe man eine gewiſſe Hoffnung auf die Tatſache gründen, daß im vergangenen Jahre trotz allem gewiſſe Anzeichen eines wirtſchaftlichen Fort⸗ ſchrittes, einer Aufklärung der handelspolitiſchen At⸗ moſphäre, feſtzuſtellen geweſen ſeien. Es ſei oft geſagt worden, daß die Gegenſätze zwiſchen Deukſchland und Frankreich die Wurzel des Aebels ſeien. Deshalb knüpften ſich ſo große Hoffnungen an den Viererpakt als ein Mittel, das die Verſtändigung und vielleicht ſogar die Freundſchaft herbeiführen könnte. Zum Schluß erinnerte Mowinckel daran, daß Streſe⸗ mann in ſeiner letzten Rede vor der Verſammlung am 9. September 1929 erklärt habe:„Wir haben hier die Auf⸗ gabe, in der Verſammlung der Nationen an der Beſeitigung der Gräben, die uns trennen, zu arbeiten. Dieſe Aufgabe kann nicht von heute auf morgen und nicht in einem ein⸗ zigen Angriff erfüllt werden.“ Te Water⸗ Südafrika— Präſident Zum Präſidenten der 14. Verſammlung wurde in ge⸗ heimer Abſtimmung der Vertreter Südafrikas in London, Te Water gewählt. Nach der Eröffnungsrede Mowinckels trat eine kurze Pauſe ein. Alsdann erfolgte die Prüfung der Vollmachten der einzelnen Delegationen. Es ſind 53 Sta a⸗ ten durch beglaubigte Delegierte vertreten. Keine De⸗ legierten haben entſandt: Japan, das im Laufe des letzten Jahres ſeinen Austritt angekündigt hat, ſowie Ar⸗ gentinien und Honduras. Die erſten Zufammenkünfte Die Völkerbundsverſammlung wählte am Montag noch die Präſidenten der Arbeitsausſchüüſſe. Zu Vizepräſi⸗ denten der Verſammlung wurden der deutſche Außen⸗ miniſter von Neurath, der franzöſiſche Miniſterpräſi⸗ dent Daladier, der engliſche Außenminiſter Simon, der Ka⸗ binettschef Muſſolinis, Aloiſi, der perſiſche Außenminiſter Foroughi, der Mexikaner Caſtillo Najera gewählt. Die Völkerbundsverſammlung wird Dienstagnachmittag mit der allgemeinen Ausſprache beginnen, für die ungefähr fünf Tage vorgeſehen ſind. Auf Vorſchlag der deutſchen Delegation beſchloß die Verſammlung, ebenſo wie in den früheren Jahren, in der poliliſchen Kammiſſion die Tätigkeit des Völkerbundes auf 5 0 Gebiete des Minderheitenſchutzes zu behan⸗ eln. 5. Von den Zuſammenkünften des erſten Tages ſind die der italien iſchen Delegation bemerkenswert. So hatte Baron Aloiſi am Vormittag eine Unterredung mit dem franzöſiſchen Außenminiſter Paul⸗Boncour, am Nach⸗ mittag mit dem deutſchen Außenminiſter Freiherr von Neurath und am Abend mit dem engliſchen Außenmini⸗ ſter Sir John Simon. Freiherr von Neurath hatte in den Abendſtunden Gelegenheit zu einer Ausſprache mit dem amerikaniſchen Hauptdelegierten auf der Abrü⸗ ſtungskonferenz, Norman Davis, mit dem er beim Abend⸗ eſſen zuſammen war. Schließlich ſei noch verzeichnet, daß der öſterreichiſche Bundeskanzler Dollfuß gleichfalls ver⸗ ſchiedene Beſuche gemacht hat, u. a. bei der belgiſchen und bei der holländiſchen Delegation. Die Demonſtration von Sinaſa Kleine Entente, Völkerbund, Frankreich und Italien. Bukareſt, 25. September. Gleichzeitig mit der Eröffnung der 14. Jahresverſamm⸗ lammlung des Völkerbundes findet in Sinafa eine Zuſam⸗ menkunft der leitenden Staatsmänner der Kleinen Entente ſtatt, die durch die Anweſenheit des jugoflawiſchen und des rumäniſchen Königs noch eine beſondere Note erhält. Das Juſammentreffen der beiden Ereigniſſe iſt keine zufällige Erſcheinung; vielmehr bedeutet es eine bewußte * Demonſtrakion gegen diejenige inkernationale Inſtitution, . auf die die Staaten der Kleinen Entente ihre Hoffnungen f konzenkriert haben, darüber hinaus aber auch gegen den großen weſtlichen Schutzherrn der Kleinen Enkenke. * Seit der Diskuſſion über den Viermächtepakt konnte man eine deutliche Verſtim mung vor allem in Prag wahrnehmen. Man wirft in Kreiſen der Kleinen Entente der gegenwärtigen franzöſiſchen Regierung vor. ſie zeige in allen die Nachfolgeſtaaten betreffenden Fragen ein zu großes Entgegenkommen italieniſchen Wün⸗ f ſchen gegenüber. Umgekehrt hat man von franzöſiſcher 1 Seite kürzlich in Prag ſeine Unzufriedenheit darüber aus⸗ 3 geſprochen, daß die Tſchechoſlowakei zum deutſch⸗öſter⸗ treichiſchen Problem eine zu wenig entſchiedene Stel⸗ lung einnehme. Angeſichts dieſer Auseinanderſetzungen ſoll nach dem Wunſch Beneſchs die jetzige Konferenz in Sinaja die Selbſtändigkeit der Kleinen Entente ſo⸗ wohl Frankreich als auch Italien gegenüber bekunden und feſtlegen. Es ſoll dabei offenbar auch mit größerer Schärfe, als es gegenwärtig vom offiziellen Frankreich geſchehen kann, den Plänen entgegengetreten werden. die Italien hinſichtlich der Organiſation des Donauraumes hat und die ſich vor allem auf Oeſterreich und Ungarn ſtützten. Die Kleine Entente iſt ja bekanntlich als Bund der drei Staaten Rumänien, Jugoſlawien und Tſchechoflowakei zur Nieder⸗ haltung ungariſcher Reviſions⸗ und Reſtaurationsbeſtre⸗ bungen gegründet worden. Die Geheimverträge ſehen 3. B. für gewiſſe Fälle Truppenzuſammenziehungen an der ungariſchen Grenze vor. Die gleiche Methode ſoll nun auch. wie gewiſſe Wiener Meldungen aus Bukareſt beſagen, für beſtimmte öſterreichiſche Eventualitäten ins Auge ge⸗ faßt werden. * Von geſtern auf heute Berlin. Der Staatsſekretär im Reichswirtſchaftsmini⸗ ſterium, Feder, wird ſich Anfang nächſter Woche nach Rom begeben. Er folgt einer Einladung des italieniſchen Regie⸗ rungschefs und wird von Muſſolini empfangen werden. Hamburg. Bei der Aktion zur Bekämpfung des Bett⸗ lerunweſens in Hamburg wurden 1350 Bettler feſtgenom⸗ men. Die Arbeitsfähigen ſind dem Arbeitsdienſt in Farmſen überwieſen worden. Paris, 26. Sept. Edouard Herriot, der frühere fran⸗ zöſiſche Miniſterpräſident, der gerade von ſeiner Rußlanb⸗ reiſe zurückgekehrt iſt, iſt ſchwer erkrankt. Sein Zuſtand ſcheint ernſterer Natur zu ſein, als die erſten Meldungen vermuten ließen. Herriot leidet unter furchtbaren Schmer⸗ zen. Die Tätigkeit der Nieren läßt ſehr zu wünſchen übrig. Die 14. Völkerbundstagung in Genf. 1. —— Staatsakt und leiten das militäriſche Nr. 2244 Das deutſche Erntedankfeſt Die vollkommene Verbundenheit des Volkes mit ſet. nen Führern wird in Zukunft ihren ſichtbaren Ausdruck finden in Volksfeſten, die ſchon ihrem Charakter, aber auch der Zeit nach ſtarke Anlehnung an die der alten Germa⸗ nen finden. Am 1. Oktober werden in allen Gauen Deutſch⸗ lands große Erntedankfeſte abgehalten, die in einem gro⸗ ßen Bauerntreffen im Weſerbergland am Bückeberg ihre Krönung erhalten. Es war nicht einfach, einen Ort zu finden, um einerſeits dem Charakter des Feſtes, anderer⸗ ſeits den ungeheuren techniſchen Anforderungen eines 0 großen Treffens zu genügen. Unmittelbar von der Weſer aus hebt ſich der Bückeberg, auf dem, wie viele geſchicht⸗ liche Dokumente ausweiſen, früher die Things der alten Germanen abgehalten wurden, etwa 400 Meter hoch her⸗ aus. Seine Spitze iſt mit dichtem gemiſchten Hochwald ge⸗ ſchmückt; nördlich von ihm erheben ſich, getrennt von der Weſer und einem Nebental, zwei Anhöhen, und ſo ent⸗ ſtand da eine leicht gewellte Gegend, auf der ſich ein Feld neben dem anderen erſtreckt und damit einen Hintergrund bildet, wie er für ein Bauerntreffen nicht beſſer auserſehen werden konnte. Zu Füßen des Berges, direkt an dem lieb⸗ lichen Tal der Weſer, liegt das kleine Ackerſtädtchen Tün⸗ dern, und bei klarem Wetter grüßen von weitem die Kon turen der Stadt des hiſtoriſchen Rattenfängers, Hameln. In der Erkenntnis, daß dieſer Staatsakt zum Ernte. danktag, der an Wichtigkeit dem Tag der deutſchen Arbeit gleichzuſetzen iſt, im Volke einen großen Widerhall finden wird, hat das Propagandaminiſterium der Preſſe bereit⸗ jetzt Gelegenheit gegeben, ſich an Ort und Stelle von der auserſehenen Gegend ein Bild zu machen. Die Schwierig ⸗ keiten, die zu überwinden waren, um einen reibungsloſen Verlauf des Bauerntreffens durchzuführen, waren nicht ge⸗ ring. Vom frühen Morgen ab werden auf den fünf in der Nähe liegenden Bahnhöfen Hameln, Rohrſen, Groß⸗ und Klein⸗Berkel und Tündern in ununterbrochener Folge, teilweiſe in einem Abſtand von nur fünf bis zehn Minuten, die Sonderzüge eintreffen, die annähernd 250 000 Teilnehmer aus allen Teilen des Reiches nach dem Bücke⸗ berg bringen. Dieſe ungeheure Arbeit, die teilweiſe an die Reichsbahn noch größere Anforderungen ſtellt als zum Parteitag in Nürnberg, muß um 1 Uhr beendet ſein. In aroßen Säulen werden die Bauern von den Bahnhöfen zum Bückeberg marſchieren, und um ein forſches Marſchtempo einzuhalten, werden an allen Bahnhöfen und auf den We⸗ gen verteilt ſowie im Talkeſſel unterhalb des Bückeberges große Lautſprecheranlagen den ganzen Vormittag bis gegen. vier Uhr Marſchweiſen ſpielen. Man rechnet mit einer gro⸗ ßen Poteiliaung aus den Ortſchaften im Umkreiſe von 180 bis 200 Kilometern, ſo daß mit einer Geſamtbeteili⸗ gung von 450 bis 500000 Mann gerechnet wer⸗ den muß. Da ein Teil der Feſtteilnehmer bereits am Sams⸗ tag eintrifft bzw. bis zum Montag am Bückeberg bleiben wird, ſind abſeits vom Berg Feldquartiere für 100 000 Mann eingerichtet. 15 Die Ehrengäſte werden geſchloſſen in der Zeit von 3 bis 4 Uhr vom Hotel Monopol in Hameln auf einer frei⸗ gehaltenen Strecke direkt auf den Feſtplatz gebracht, und um 4,15 Uhr wird der Diplomatenzug auf freier Strecke unmittelbar am Berg halten, um den ausländiſchen Gä⸗ ſten das Erreichen des Feſtplotzes zu erleichtern. Erſt wenn alle Teilnehmer auf dem Feſtplatz verſammelt ſind, wird gegen 4.30 Uhr der Führer erſcheinen, der vom Reiter⸗ regiment Nr. 13 von Hameln aus bis zum Bückeberg es⸗ den großen Schauſpiel ein. Ueber eine der Pontonbrücken über die Weſer wird eine kortiert wird. Fanfarenſignale eröffnen Batterie angepreſcht kommen, unterhalb des Berges ein⸗ ſchwenken und abprotzen. Von hier aus werden 21 Schüſſe Salut abgegeben werden. Das geſamte Reiterregiment 13, das den Führer eskortiert hat wird aus einer in der Nähe liegenden Domäne, in die es ſich zurückgezogen hat, hervor⸗ brechen und auf dem großen Feldgelände Reiterſpiele und Gefechtsübungen vorführen. Den Abſchluß bildet ein Pa⸗ rademarſchim Galopp, an dem ſich die Artille⸗ rie, die durch ein großes Umgehungsmanöver hinter die Neiterei gelangt iſt, anſchließt. Das gemeinſam geſungene Lied„Nun danket alle Gott“ wird überleiten zu der An⸗ ſprache des Reichsernährungsminiſters Darre, worauf dann der Führer Reichskanzler Adolf Hitler das Wort ergreifen wird. Den Abſchluß des Bauerntreffens bildet der große Zapfenſtreich mit dem Deutſchlandlied, und gleich darauf werden der Führer und die Mitglieder der Reichsregierung ſowie die Ehrengäſte in Sonderfahrzeugen nach Bad Pyrmont gebracht. Währenddeſſen ſpielt ſich auf den umliegenden Anhöhen ein wohl noch nie dageweſenes Schauſpiel ab. Aus Sparſamkeitsgründen hat man ſich für e in Feuerwerk entſchieden, das trotz großer Wirk⸗ ſamkeit keine großen Mittel benötigt. Drei Salven— 45⸗ Zentimeter⸗Bomben— eröffnen das Feuerwerk und auf ein Kommando hin werden auf den Anhöhen rieſige Holz⸗ feuer entzündet, in denen weißes, rotes und grünes Mag⸗ neſium aufflockert. Fünf Minuten lang werden die Anhöhen 5 brennen ſcheinen. Weitere 45 Bomben werden das ganze al zum Erſchüttern bringen, und dann wird hinter dem Ohrberg, der nordöſtlich vom Bückeberg liegt, ein rieſiges Feuer entzündet, das den Berg als Silhouette klar vom dunklen Himmel abheben wird. Noch einmal wird es von allen Seiten aufblitzen und aufdonnern und wie ein gro⸗ ßes Wetterleuchten den Abſchluß des großen Bauerntages; anzeigen. ö Die Vorbereitungen zu dem Feſt liegen in ſo bewähr⸗ ten Händen, daß man annehmen kann, daß auch dieſes große Volksfeſt inmitten der Natur ſich programmäßig ab⸗ ſpielen und allen Teilnehmern ein großes Erlebnis bedeu⸗ ten wird. f Weitere Abnahme der Arbeitsloſigkeit Septemberentwicklung am Südweſtdeutſchen Markt. Karlsruhe. In der erſten Hälfte des September war der Rückgang der Arbeitsloſenzahl durch die Beendigung der Sommerarbeiten in der Landwirtſchaft gehemmt, trotz⸗ dem hatte die Hälfte der Bezirke eine nochmalige Abnahme um insgeſamt 2700 Arbeitsloſe zu verzeichnen. Die Geſamtzahl der Arbeitsloſen hat ſich im Landes⸗ arbeitsamtsbezirk Südweſtdeutſchland zum 15. September gegen den 31. Auguſt nur unbedeutend verändert; ſie be⸗ trug 224907 Perſonen, davon kamen 81748 auf Würt⸗ temberg und Hohenzollern und 143 159 auf Ba⸗ den. Die Inanſpruchnahme der Unterſtützungseinrichtun⸗ gen hat in der Arbeitsloſen⸗Verſicherung um 393 und in der Kriſenfürſorge um 1014 Hauptunterſtützungsempfän⸗ ger abgenommen. Der Stand an Hauptunterſtützungsempfängern war am 15. September folgender: in der verſicherungsmäßigen Arbeitsloſenunterſtützung 21 860 Perſonen(16 977 Männer und 4883 Frauen): in der Kriſenfürſorge 71157(56 454 Männer, 14703 Frauen). Die Geſamtzahl der Hauptunter⸗ ſtützungsempfänger iſt um 1407 gleich 15 Prozent nämlich von 94 424(74 543 Männer, 19.881 Frauen) auf 93 017 Perſonen(73 431 Männer, 19 586 Frauen) gefallen. Da⸗ von kamen auf Württemberg 35143 gegen 35192, auf Baden 57 874 gegen 59 232 am 31. Auguſt 1933. Im Geſamtbezirk des Landesarbeitsamtes Südweſtdeutſch⸗ land kamen am 15. September auf 1000 Einwohner 18,5 Hauptunterſtützungsempfänger in der Arbeitsloſenverſiche⸗ rung und Kriſenfürſorge; dazu kamen auf 1000 Einwohner noch rund 13 Wohlfahrtserwerbsloſe. politiſches Allerlei Hirtſiefers Wochenendhaus. Die„Eſſener National⸗Zeitung“ veröffentlicht Material aus den Akten des Korruptionsdezernates Bochum, das die Tatſache der Beſtechung und Beihilfe zur Untreue des frü⸗ heren preußiſchen Wohlfahrtsminiſters Hirtſiefer enthalte. Hirtſiefer habe 1927 im Eſſener Vorort Heiſingen ein Grundſtück erworben, ohne es bis heute bezahlt zu haben. Im Winter 1931-32 habe Hirtſiefer bei einer Beſprechung mit dem geſchäftsführenden Mitglied des Vorſtandes der „Deutſchen Heimatbau“ durchblicken laſſen, daß er ſich gern. ein Wochenendhaus errichten wolle. Auf Grund dieſer Be⸗ ſprechung ſei von der Genoſſenſchaftlichen Bauvereinigung Bochum die Rechnung Hirtſiefers für das inzwiſchen errich⸗ tete Wochenendhaus in Höhe von etwa 10 000 Mark in die Rechnung für ein größeres Projekt„Gelſenkirchen“ einge⸗ ſchaltet worden. 21 Kommuniſten verurteilt. Der Kaſſeler Strafſenat des Oberlandesgerichts hielt drei Tage lang eine Verhandlung in Neuwied am Rhein ab, die ſich gegen 28 wegen Vorbereitung zum Hochverrat angeklagte Funktionäre der KPD aus Neuwied und Um⸗ gebung richtete. Gegenſtand der Verhandlung war der Wie⸗ deraufbau der zerſchlagenen Organiſation der KPD im Un⸗ terbezirk Koblenz. Der Strafſenat verurteilte zehn Kom⸗ muniſten zu Zuchthausſtrafen von einem Jahre und drei Monaten bis zu zwei Jahren und ſechs Monaten und 11 Kommuniſten zu Gefängnisſtrafen von acht Monaten bis zu einem Jahr und neun Monaten. Saarländiſcher Nationalſozialiſt erſchoſſen. Vor einer Wirtſchaft in Neunkirchen wurde in der Nacht eine ſchwere Bluttat begangen. Der verheiratete Nationalſozialiſt R. Hemmer wurde von dem Sozialdemo⸗ kraten Karl Lang im Verlauf einer politiſchen Ausein⸗ anderſetzung durch einen Schuß getötet. Lang widerſetzte ſich der Feſtnahme durch die Polizei, ſo daß dieſe von der Waffe Gebrauch machen mußte. Er erhielt Schüſſe in die Hand und in den Leib und wurde in bedenklichem Zuſtand⸗ ins Krankenhaus gebracht. Miniſterpräſident Goering 5 den Hinterbliebenen des Ermordeten ſeine beſondere zeilnahme ausgeſprochen. Lebenslängliches Zuchthaus für Landjägermörder. Der Arbeiter Fritz Meyer, der am 31. März dieſes Jahres den Landjägermeiſter Lüttringhaus erſchoſſen hatte, wurde von dem Eſſener Schwurgericht zu lebenslänglicher ane verurteilt. Sein Mitangeklagter, der den raftwagen für die Diebesfahrt geſtellt hatte, bei der die beiden von dem Landjägermeiſter überraſcht wurden, er⸗ hielt drei Jahre Gefängnis. ** e t 90 7 0 Faliot liber Dauæig. 5 Roman von Leontine v. Winterfeld⸗Platen. 684 Als 5 am anderen Morgen aus ihrer Kammer trat, ſpäter als ſonſt, denn ſie war ſo müde, ſo müde geweſen, kam ihr Bertie ſchon auf der Treppe entgegen. „Was bekomme ich, Antje, wenn ich dir gute Botſchaft bringe?“ s Und er ſchwenkte einen großen Brief in der Hand. „Es iſt heute in aller Frühe ein Fiſcher von Lebaſee ge⸗ kommen. Anwerben will er ſich laſſen als Danziger Söldner. Er meint, da ſei beſſer zu verdienen als beim Fiſchfang. Und von deinem Vater hat er dieſen Brief gebracht. Hat nicht eher durchkommen können, ehe die Polen nicht abge⸗ zogen waren. Nun ſitzt er unten in der Küche und löffelt ſeine Morgenſuppe. Schon dreimal hat er nach dir gefragt, aber die Jungfrau ſchlief heute ſo lange, da mochte ich nicht ſtören.“ i a Antjes Geſicht war mit jäher Glut übergoſſen vor lau⸗ ter Freude. 5 ö Sie riß den Brief an ſich und ſtürmte wortlos an Bertie vorüber die Treppe herunter. „Wo. wo iſt er? Der Mann aus Leba?“ Und ſchon ſtand ſie mitten in der ſauberen, kachelausge⸗ llegten Küche und ſah ſich um.. Da ſaß in der Ecke am Holztiſch ein Mann mit hän⸗ gendem Schnauzbart und löffelte behaglich aus der damp⸗ fenden Schüſſel. N „Eike Tomſen! O wirklich, du biſt es ſelbſt! Ach, das iſt ſchön, das iſt ſchön! Ein Menſch aus Leba! Ein lebendiger Menſch aus Leba! Kinder? alle!“ Und meine gute alte Dörte? And alle, alle, Sie hatte ſich zu ihm an den Küchentiſch geſetzt und im Eifer ſeinen Arm gepackt. Die hellen Tränen liefen ihr da⸗ bei übers Geſicht. f mung als Zeugin bitte. kel auf ſich beruhen laſſen. Was macht denn der Vater und die Der Reichstagsbrandprozeß Dimitroffs Schweſter.— Vernehmung Torglers.— van ö der Lubbe wird geſprächiger. 55 Leipzig, 25. September. Das Reichsgericht iſt in die zweite Woche des Reichs⸗ tagsbrandprozeſſes eingetreten. Der erſte Tag brachte den Abſchluß der Feſtſtellungen zur Perſon der Angeklagten mit der Vernehmung des früheren kommuniſtiſchen Reichs⸗ tagsabgeordneten Torgler. Sodann wurde bereits mit der Vernehmung van der Lubbes zur Sache ſelbſt be⸗ gonnen. van der Lubbe hat ſeinen Hungerſtreik raſch aufgegeben, als ihm ein Schnitzel und Rotwein winkten, und er hat ſich ſichtlich erholt. 5 ö Vor Eintritt in die Verhandlung teilte Reichsanwalt Dr. Teichert mit, daß die Schweſter des Angeklagten Dimitroff in Leipzig eingetroffen ſei und um Verneh⸗ Gegen den Einſpruch des Ober⸗ reichsanwalts gibt das Gericht dieſem Erſuchen ſtatt und vernimmt Fräulein Dimitroff. Sie bezeugt, daß Dimitroff in den Jahren 1931 und 1932 ihr geſchrieben und auch in Moskau erzählt habe, daß er ſich in Deutſchland lediglich mit den Verhältniſſen der bulgariſchen kommuniſtiſchen Partei und mit der Sammlung von Literatur darüber ſo⸗ wie mit ſchriftſtelleriſchen Arbeiten beſchäftigt habe. Wäh⸗ rend der Vernehmung ruft Dimitroff ſelbſt mehrmals da⸗ zwiſchen, daß die Ueberſetzung falſch ſei. Dann wird der letzte der bulgariſchen Angeklagten, der 36jährige Schuhmacher Waſſil Tan eff, vernommen. Er war in Bulgarien wegen ſeiner Zugehörigkeit zur kom⸗ muniſtiſchen Partei zweimal zu zwölfeinhalb Jahren Zucht⸗ haus verurteilt worden. Ueber ſeine Funktion im Zentral- komitee der bulgariſchen kommuniſtiſchen Partei verwei⸗ gert Taneff die Auskunft. Am 20. Oktober 1932 iſt er wie⸗ der in Moskau eingetroffen; dort habe ihn auch Popoff (der andere bulgariſche Angeklagte) wiederholt beſucht. Am fen Februar 1933 will Taneff in Berlin eingetroffen ein. Torgler beteuert ſeine Anſchuld Als letzter der Angeklagten wird nun der frühere kom⸗ muniſtiſche Reichstagsabgeordnete Torgler vernommen. Ehe der Angeklagte Angaben zu ſeiner Perſon macht, erklärt er, er wolle die erſte Gelegenheit benutzen, um vor. der Weltöffentlichkeit ſeine ab fabi ke Unſchuld zu beteuern und zu erklären, daß er an dem verbrecheriſchen Reichstagsbrand durchaus unbeteiligt ſei. Nachdem er längere Ausführungen in dieſem Sinne gemacht hat, erklärt er auf die Fragen zu ſeiner Perſon, er ſei als Sohn eines Arbeiters der ſtädtiſchen Gasanſtalt. geboren. Er wäre gern Volksſchullehrer geworden, wurde aber wegen der Armut ſeiner Eltern nach Beendigung der Gemeindeſchule kaufmänniſcher Lehrling in einem Herren⸗ modengeſchäft. Torgler ſchildert dann ſeinen politiſchen Wer⸗ degang und führt u. a. aus: Ich möchte mit aller Betonung, auch mit einer ge⸗ wiſſen Berechtigung und ohne Uebertreibung ſagen, daß der Kampf für den Sozialismus zum Sinn und Inhalt meines Lebens geworden iſt. Was ein Menſch an Idealis⸗ mus aufbringen kann, das habe ich für die Sache der Ar⸗ beiterſchaft aufgebracht, und ich werde auch weiterhin nicht ruhen, mich für die Sache der deutſchen Arbeiterklaſſe ein⸗ zuſetzen. Ich gebe zu, daß bei mir eine gewiſſe Beeinfluſ⸗ 3 durch meine Mutter vorlag. Meine Mutter iſt ſeit 50 Jahren Sozialiſtin. N Landgerichtsdirektor Parriſius verlieſt dann den Schluß eines Artikels, den Torgler im Februar 1933 in einer Zeitſchrift veröffentlicht hat. Darin werden die Arbeiter aufgefordert, nicht abzuwarten, was der Stimmzettel am 5. März bringt, ſondern durch die Tat gegen den„faſchiſtiſchen Terror“ f vorzugehen. Der Angeklagte Torgler bekennt ſich als Verfaſſer dieſes Artikels, meint aber, auf dieſen Artikel und ſeine Motive erſt dann einzugehen, wenn der Präſident den Zeitpunkt vorſchlage. 5 Vorſitzender: Einſtweilen wollen wir den Arti⸗ Die Vernehmung der it damit abgeſchloſſen. 6 van der Lubbe vor der Tat Das Gericht geht dann zur Vehandlung des zweiten Teiles der Anklage. dem objektiven Sachverhalt. über. Angeklagten über ihre Perſon Der Mann wiſchte ſich bedächtig mit dem braunen Hand⸗ rücken über den Mund und die naſſen Bartenden. Und erzählte in ſeinem gemütlichen Platt von jedem einzelnen aus Leba. Daß es dem Herrn unverändert gehe mit ſeinem kranken Bein und daß die Kinder wohlauf und geſund wären. Von allen Tieren wollte ſie dann wiſſen und am mei⸗ ſten von ihrer Stute, die ſie einſt hergetragen nach Danzig. Dann ging ſie mit großen, ſtillen Augen wieder nach oben in ihr Stübchen, denn den Brief des Vaters wollte ſie ſo ganz ungeſtört und in Ruhe leſen. Auf den Holzſchemel am offenen Fenſter ſetzte ſie ſich und erbrach langſam die gewaltigen Siegel, mit denen er verſchloſſen war. „Dann ſtrich ſie zärtlich mit den zitternden Händen über die wohlbekannten, geliebten Schriftzüge und dachte ver⸗ ſonnen: a „Wenn ich nun erſt wieder bei dir bin, mein Vater, dann wird alle Not ein Ende haben. Dann kann ich Aer Herz ausſchütten bei dir und du wirſt mir ver⸗ geben.“ a N Sie glättete das zerknitterte Pergament auf ihren Knien und las mit klopfendem Herzen von allem, was der Vater ihr von Leba und den Kindern erzählte. „Und nun zum Ende, mein geliebtes Kind, ſollſt du einen frohen und gewiſſen Mut haben und nimmer bange in die Zukunft ſchauen. Dieweil Bängnis unſer Schaffen lähmt, und Herzensfreude nur aus Gottvertrauen kommt. Es iſt mir des öfteren in einſamen Nachtſtunden, als ſähe ich dich betrübt und voller Furcht vor der Zukunft. Ich fühle das 5 ganz deutlich, obſchon mein leiblich Auge dich nimmer ſehen kann. Und wenn mein Gebreſt mich nicht hinderte, ſo wäre ich längſt einmal herübergeritten nach Danzig. Ich kann mir nimmer denken, daß es etwa die Furcht vor den Polen iſt, die dich alſo ängſtlich und traurig gemacht hat. Dieweil ich doch mein Antjekind kenne, die vor dergleichen Schrecken noch nie Furcht gezeigt hat. Es muß alſo etwas ſein, das tiefer ſitzt. Sieh, und das bekümmert mich. Sollte dir der junge Veldeke nicht zuſagen? Oder ſonſten irgend etwas in dem fremden Patrizierhaus? Ach, mein geliebtes Kind, es iſt nicht immer ſo im Leben, wie wir es uns in der Ju⸗ Der Vorſitzende wendet ſich zunächſt an den Angeklagten van der Lubbe und fragt ihn, ob es richtig ſei, daß er am 22. Februar 1933 vor dem Neuköllner Wohl⸗ fahrtsamt geäußert habe, die Arbeiterſchaft müſſe ſetzt mit einer Gegenaktion einſetzen, es ſei dazu noch nicht zu ſpät. Der Angeklagte gibt zu, ſich in ähnlicher Weiſe ge⸗ äußert zu haben. Vorſitzender: Sie ſollen weiter geſagt haben, man müſſe öffentliche Gebäude anſtecken, damit das Volk aufgerüttelt würde und den Anfang der Revolution erkennen könne. van der Lubbe äußert ſich zu dieſen Fragen wieder in derſelben zögernden und widerſpruchs⸗ bollen Weiſe wie am erſten Verhandlungstage. Er gibt ſchließlich zu, daß in ſeiner Gegenwark von der Nokwendigkeik geſprochen worden ſei, öffenkliche Ge⸗ ö bäude anzuzünden. ö Dagegen beſtreitet er, daß bei dieſer Gelegenheit geſagt worden ſei, der Reichstag müſſe in Brand geſteckt werden. Die Inbrandſetzung öffentlicher Gebäude habe nicht er ſelbſt empfohlen, aber im Laufe des Geſpräches ſei davon geredet worden. f 8 Am FJreitag, den 24. Februar 1933, alſo am Tage vor der Brandſtiftung, hal Lubbe ſich mit einigen jungen Leu⸗ ten darüber unterhalten, daß etwas unkernommen werden müſſe, um die Arbeiterbewegung vorwärks zu kreiben. Gegen 14,30 Uhr vertagt der Vorſitzende die weitere Vernehmung des Angeklagten van der Lubbe auf Diens⸗ tag. Torgler deutet ſchon jetzt einen Geſichtspunkt an, den er für ſeine Verteidigung ſcheinbar für wichtig hält. Und zwar will er darauf hinaus, daß die mit ſeinen vielen Aemtern verbundene Arbeitsüberlaſtung ihn genötigt habe, viele Perſonen im Reichstagsgebäude zu empfangen, und daß er gar nicht Zeit gefunden habe, ſich um die eigentlichen Kampfhandlungen ſeiner Partei zu bekümmern. Alle ſeine Wünſche bezüglich der Durchfüh⸗ rung der Verhandlung kleidet Torgler in verbindliche For⸗ men:„Ich würde dankbar ſein, wenn...“ Seine Verneh⸗ mung iſt ſchnell beendet, da er ſich ſtrikt an die ihm vom Präſidenten erteilten Weiſungen über den Gegenſtand ſei⸗ ner Erklärungen hält. van der Lubbe war während der Vormittagsſtun⸗ den ſcheinbar teilnahmslos und in ſich zuſammengeſunken dageſeſſen. Präſident Dr. Bünger läßt ihm einen Stuhl neben das Mikrophon ſtellen, wo der Holländer wieder in ſeiner typiſchen, vornübergebeugten, abwarten⸗ den Haltung Platz nimmt. Trotz einer in freundſchaftlichem Ton gehaltenen Aufforderung des Präſidenten, nun auch hier, wie in der Vorunterſuchung, mannhaft Rede und Antwort zu ſtehen, kommen die Antworten van der Lub⸗ bes zögernd, ſtockend und unbeſtimmt. Wieder läßt ſich feſt⸗ ſtellen, daß Beſtätigung und Verneinung faſt in einem Atem erfolgen. Erſt allmählich geht der Hauptangeklagte mehr aus ſich heraus und antwortet ſchneller und iſt nicht mehr ſo einſilbig. Röhm gegen das Muckertum a Berlin, 26. September. Der Stabschef der SA, Röhm, hat einen Aufruf erge⸗ hen laſſen, der ſich gegen das Muckertum richtet. Daß die⸗ ſes in letzter Zeit geradezu Orgien feiere, ſei unbeſtreitbar. So würden z. B. für den Anzug und das Verhalten in den Badeanſtalten die unſinnigſten Beſtimmungen gefor⸗ dert. Der deutſchen Frau werde verboten, ſich z u pudern oder in Lokalen zu rauchen. In den Groß⸗ ſtädten ſollten alle irgendwie aus beſtimmtem Rahmen fal⸗ lende Vergnügungsſtätten ausgerottet werden. Dies alles geſchehe angeblich im Gefühle heiliger Verantwortung für das Wohl des Volkes. Aus der jüngſten Zeit lägen neue Meldungen vor, daß auch SA⸗, SS⸗ und St⸗Männer ſich öffentlich zu Moralrichtern aufgeworfen und weibliche Per⸗ ſonen in Badeanſtalten, Gaſtſtätten oder auf der Straße beläſtigt hätten. Es müſſe einmal feſigeſtellt werden, daß die deutſche Revolution nicht von Kindern, Müttern und Littlichkeits⸗ apoſteln gevonnen worden ſei, ſondern von revolutionären Kämpfern. Dieſe allein würden ſie auch ſichern. Die Auf⸗ gabe der SA beſtehe nicht darin, über den Anzug, Ge⸗ ſichtspflege oder Keuſchheit anderer zu wachen, ſondern Deufſchland durch ihre treue und revolutionäre Kampfae⸗ ſinnung hockzureißen. Er verbiete daher ſämklichen Jüh⸗ rern und Männern der SA und S8, ihre Akkivität auf die⸗ ſem Boden einzuſetzen und ſich zum Handlanger verſchro⸗ bener Moraläſtheten herzugeben. e gend wünſchen und träumen. Und dennoch ſollen wir nim⸗ mer verzagen noch matt werden. Sieh, deine Eltern gaben einſtmal ihr heilig Wort, daß du Hausfrau und Ehegemahl würdeſt des jungen Veldeke. Und an dir iſt es nun, dies Wort einzulöſen. Es muß dir Pflicht und Wegweiſer ſein in deinem großen Leben. Und kommt es dir manchmal ſauer an und kannſt du dich ſchwer eingewöhnen in all das Neue, Fremde,— ſo beiße tapfer die Zähne zuſammen und ſei mein ſtarkes, mutiges Kind. Mache dem Namen der Borcke Ehre und ſei treu. Gott wird es dir lohnen.“. Antje ließ den Brief zurückſinken in ihren Schoß. Dann ſah ſie ſtarr geradeaus. Regungslos. „Vater, woher weißt du das? O, mein geliebter Vater, woher weißt du das nur? Aber wenn du dieſen Rot⸗ haarigen ſehen würdeſt, du würdeſt mir wohl Recht geben. Du denkſt ihn dir anders— ganz, ganz anders. Vielleicht wie den, der jetzt auf See fährt. Oder ſo hehr und klar, wie du ſelber biſt. Aber nicht ſo, Vater— nicht!“ Sie barg den Brief an ihrer Bruſt, ſtand auf und preßte die heiße Stirn gegen das Fenſterkreuz. N Wie ſtill die weißen Wolken da oben zogen im grenzen⸗ loſen Blau! Hoch über den wuchtigen Turm von St. Ma⸗ rien Ste konnte nicht weinen. Es war, als ſchnürten eiserne Reifen ihr Herz. Und ihr Geſicht war faſt ſo weiß, wie das ſchneeweiße Bettuch. Um das Fenſterkreuz krampften ſich ihre Hände. „So muß ich denn tun, was der Vater will. So darf ich jetzt nimmer zurückkehren nach Leba. O Vater, Vater, du haſt mir ein hartes Los bereitet auf dieſer Welt! Viel? leicht wär' mir der Rothaarige nimmer ſo zuwider geweſen, wenn ich nicht den anderen geſehen hätk daneben. Und wenn ich gefühlt hätt, daß er mir gut iſt. Hätt' er ſonſt wohl geſagt, daß die Rechte ſeines Bruders ihm große Not machten. ö O Vater, ich will wohl gehorſam ſein, aber es iſt ſo ſchwer, ſo bitter ſchwer!“ Da hörte ſie unten Frau Katharina rufen nach ihr und es fiel ihr ein, daß ſie ja noch gar nicht gefrühſtückt atte. a Raſch wuſch ſie ſich das heiße Geſicht und eilte na unten. 0 Aus dem badi schien Caude Keine Staatsräte mehr in Bader () Karlsruhe, 25. Sept. Die Preſſeſtelle beim Staats⸗ miniſterium teilt mit: Die Weiterführung der Amtsbezeich⸗ nung„Staatsrat“ durch das rechtliche Mitglied des Staats⸗ miniſteriums ohne eigenen Geſchäftsbereich, hat ſich unter den geänderten ſtaatsrechtlichen Verhältniſſen als untunlich erwieſen. Insbeſondere, da durch den Ausbau des preußi⸗ ſchen Staatsrates Mißverſtändniſſe über die Bedeutung der badiſchen Amtsbezeichnung„Staatsrat“ in weitem Maße nahe⸗ gerückt ſind. Durch Geſetz vom 20. September 1933 wurde daher die Amtsbezeichnung„Staatsrat“ allgemein durch die⸗ jenige„Miniſter“ erſetzt. Irgendeine Mehrbelaſtung der Staatskaſſe erfolgt durch die Aenderung nicht. Das der⸗ zeitige Mitglied der Regierung ohne eigenen Geſchäftskreis, Staatsrat Dr. Schmitthenner, führt ſomit die Amtsbezeich⸗ nung„Miniſter“. Schutz der nationalen Symbole Verordnung des Innenminiſters über das Singen des Deutſchland⸗ und Horſt⸗Weſſelliedes. () Karlsruhe, 25. September. Der Miniſter des Innern hat auf Grund des Para⸗ graphen 8 des Geſetzes zum Schutze der nationalen Symbole vom 19. Mai 1933 folgende Polizeiverordnung erlaſſen: 44 ⁊ 407 8 Das Singen und Spielen des Deutſchland⸗ und des Horſt⸗Weſſelliedes iſt in Vergnügungs⸗ und Gaſtſtätten aller Art verboten. N. Ausnahmen bedürfen der Genehmigung der Ortspoli⸗ zeibehörde. Die Ausnahmegenehmigung iſt im allgemeinen 24 Stunden vor Beginn der Veranſtaltung zu beantragen. 8 Die vorſätzliche oder fahrläſſige Nichtbefolgung des Pa⸗ ragraphen 1 wird gemäß Paragraph 9, Abſ. 2 des Geſetzes zum Schutze der nationalen Symbole vom 19. Mai 1933 mit Geldſtrafe bis zu 150 Mark oder mit Haft beſtraft. 3 Dieſe Polizeiverordnung tritt am 25. September 1933 in Kraft. () Karlsruhe, 25. September. 0 Glänzender Erfolg der Grenzlandwerbemeſſe. Mit Einſchluß des Sonntags, an dem Zehntauſende die Grenz⸗ landwerbemeſſe beſuchten, dürfte die Geſamtbeſucherzahl auf 130 000 geſtiegen ſein. Die Ausſtellungsleitung hat ſich ent⸗ ſchloſſen, die Meſſe vorerſt bis zum 2. Oktober zu verlängern und vom 27. September ab freizugeben. Bekämpfung der Schwarzarbeit. () Karlsruhe, 25. Sept. Die Bezirksämter, Polizei⸗ präſidien und die Polizeidirektion Baden⸗Baden werden in einem miniſteriellen Erlaß angewieſen, im Kampfe gegen die Schwarzarbeit mit aller Strenge raſch und unverzüglich vor⸗ zugehen. Allgemein⸗Verbindlichkeitserklärung des Lohntarifs der Badiſchen Tertilinduſtrie. O Freiburg, 25. Sept. Vom Süddeutſchen Textilarbeit⸗ geberverband, Landesgruppe Baden, wird mitgeteilt: Der Reichsarbeitsminiſter hat unterm 19. 9. 1933 den durch die Beſtimmungen des Treuhänders der Arbeit Südweſt vom 2. Juni, 8. Juli und 15. Auguſt 1933 geregelten Lohn⸗ tarif für die badiſchen Tertilarbeiter ab 1. 9. 1933 für all⸗ gemein⸗verbindlich erklärt. Damit iſt dieſer Tarif auch von denjenigen Firmen der Induſtrie einzuhalten, die nicht dem Verband Süddeutſcher Textilarbeitgeber, Landesgruppe Ba⸗ den(Sitz Freiburg i. Fr.) angehören. 5 * i Schwetzingen.(Auf der Rückkehr vom Gau⸗ appell verunglückt.) Auf der Landſtraße bei Schwetzin⸗ gen fuhr, von Hockenheim kommend, der 35 Jahre alte Maſchinenſchloſſen Georg Lohn aus Neckarau mit ſeinem Kraftrad hinter einem Kraftwagen her. Nachdem ein anderer Kraftwagen vorgefahren war, wollte auch Lohn überholen. Als er nach links einbog, bemerkte er nicht, daß hinter ihm ein weiterer Kraftwagen ebenfalls im Begriff war zu über⸗ holen. Er geriet zwiſchen beide Wagen, wurde vom Kraftrad geriſſen und erlitt neben ſonſtigen Verletzungen einen ſchweren Schädelbruch. Sein Mitfahrer Moſer(Beſitzer des Reſtau⸗ rants Strandbad⸗Nord Mannheim) iſt mit leichteren Ver⸗ letzungen davongekommen. Das Befinden Lohns iſt beſorg⸗ niserregend. ) Pforzheim.(Tödlicher Motorradunfall.) Ein ſchwerer Unfall ereignete ſich auf dem Buckenberg. Der 41 Jahre alte kaufmänniſche Angeſtellte Emil Burkhordt kam mit ſeinem Kraftrad vom Brandplatz in Oeſchelbronn. Er hatte mit ſeinem 11 195 Töchterchen Erna, das auf dem 1 he mitfuhr, die Brandſtätte beſichtigt. Ein Liefer⸗ wagen fuhr vor ihm her. Als dieſer nach links einbiegen wollte, bemerkte der Kraftradfahrer dies offenbar nicht rechtzeitig genug und wurde in hohem Bogen bei dem Zu⸗ ſammenprall vom Rad geſchleudert Im Krankenhaus iſt Burkhardt ſeinen ſchweren Verletzungen erlegen. Das Be⸗ finden der Tochter iſt den Umſtänden nach befriedigend. Lahr.(Diamantene Hochzeit.) Das ſeltene Feſt der diamantenen Hochzeit begingen der ehemalige Se⸗ niorchef der Metallwarenfabrik Neſtler, Karl Neſtler, und ſeine Gattin Nina geb. Link. Das Jubelpaar iſt 86 bezw. 79 Jahre alt und hatte neun Kinder, von denen noch drei am Leben ſind. 25„55 () Donaueſchingen.(Die Sonne verurſach: einen Autounfall.) Im Ortsteil Drei Lärchen der Gemeinde Wartenberg fuhr ein vollbeſetztes Auto in eine Gruppe auf der Straße marſchierender Segelflieger, von denen drei Mann leicht und einer ſchwer verletzt wurden. Eigenartig iſt die Urſache des Unglücks. Das Auto kam aus dem Wald heraus und geriet gleichzeitig in eine dichte Ne⸗ belſchicht und in die plötzlich über den Berg heraufſteigenden Sonnenſtrahlen, die den Führer des Wagens blendeten und ſo das Unglück verurſachten. Von den Verletzten wurden zwei in das Krankenhaus nach Geiſingen, der ſchwerverletzte Dritte in das Krankenhaus nach Donaueſchingen verbracht. Leichter Erdſtoß in Oberbaden. Müllheim, 25. Sept. In Müllheim und Umgebung, beſonders in Badenweiler, Niederweiler uſw., wurde nachts gegen 1 Uhr ein Erdſtoß verſpürt. Man konnte deutlich eine wellenartige Bewegung des Bodens feſtſtellen. Ueber den Urſprung und die Ausdehnung iſt noch nichts bekannt. Auch die Apparate des e Inſtituts der Techni⸗ ſchen Hochſchule Karlsruhe verzeichneten den Erdſtoß. Aus den Nachbarlaͤndern Großfeuer durch Brandſtiſtung Darmſtadt. In der Nacht brach in der Odenwälder Holzinduſtrie in Wiebelsbach Feuer aus. Troß aller Be mühungen der aus der Umgebung herbeigeeilten Jeuer⸗ wehren wurde das Haupkgebäude vollſtändig eingeäſcherl und der geſamte Maſchinenpark vernichtet. Nach den kri⸗ minalpolizeilichen Jeſiſtellungen iſt der Brand in einem Anbau an der Vorderſeite des Hauptgebäudes ausgebro⸗ chen. Es wird Brandſtiftung angenommen. Der Feuerwehr gelang es wenigſtens die Nebengebäude zu rekten. der Materialſchaden iſt bedeutend und nur zum Teil durch Verſicherung gedeckt. * Ludwigshafen.(Zwei Kühe vom Zug überfah⸗ ren.) Zwei Kühe wurden vom Perſonenzug 1463 der Neben⸗ bahn Zweibrücken—Brenſchelbach überfahren und getötet. Die Kühe hatten auf einer neben dem Bahnkörper liegenden Wieſe geweidet und liefen in einem unbewachten Augenblick kurz vor dem herannahenden Zug auf die Schienen, wo ſie von der Lokomotive erfaßt wurden. Oppau.(Motorradfahrer ſchwer verletzt.) Der aus Oggersheim ſtammende Hilfsmeiſter der JG. ⸗ Farbeninduſtrie, Franz Hornberger, wollte mit ſeinem Mo⸗ torrad den Laſtkraftwagen der Baufirma Gebrüder Stephan aus Oppau in der Oggersheimerſtraße überholen. Dabei ſtieß er an das Vorderrad des Laſtwagens an und kam ſo unglücklich zu Fall, daß er mit ſchweren Arm⸗ und Bein⸗ verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Den Nührer des Kraftwagens trifft keine Schuld. Dahn.(Neue Verhaftung in der Wilderer⸗ affäre.) Im Zuſammenhang mit der Wildererangelegen⸗ heit Georg Dries aus Schindhard und Genoſſen, wurde von der Gendarmerie noch der 60 Jahre alte Landwirt Franz Schehl aus Schindhard feſtgenommen und in das Amtsge⸗ richtsgefängnis Pirmaſens eingeliefert. Der Verhaftete hat dem Anterſuchungsrichter bereits geſtanden, daß er Jagd mit einem Karabiner ausgeübt hat. Pirmaſens.(Deſertierter Marokkaner aufge⸗ griffen.) Ein franzöſiſcher Soldat(Marokkaner), der von einer Garniſon in Bitſch deſertierte und die ganze Nacht an er Grenze herumgeirrt war, wurde von Spaziergängern in der Nähe eines Forſthauſes aufgegriffen und nach Pirma⸗ ſens gebracht, wo er der Polizei übergeben wurde. * Naſtätten.(Schwerer Un lücksfall— Ein Toter.) Ein ſchwerer Unglücksfall forderte in Nie⸗ derbachheim das Leben eines 56jährigen Landwirts. Der Landwirt Emil May befand ſich unterwegs, um Samen⸗ klee zu holen. Er fiel vom Wagen und erlitt hierbei der⸗ artig ſchwere Verletzungen, daß er einem Krankenhaus in Koblenz zugeführt werden mußte. An den Folgen eines Wirbelſäulenbruchs ſowie ſchwerer Schädelverletzungen iſt der Verunglückte einige Stunden ſpäter geſtorben. — Brackenheim.(Ein heiteres Stückchen.) Es dürfte nicht alltäglich vorkommen, daß Enten des Guten zu viel tun und betrunken ſind. Das kam bei einem Küfermei⸗ ſter der D. ese der zugleich eine Branntweinbrenne⸗ rei betreibt, dieſer Tage vor. Er hatte im Hof ein Gefäß mit ſogenannten Läutern ſtehen, an der die hinzugekomme⸗ nen Enten ihren Durſt ſtillten. Aber o weh! Die Folgen blieben nicht aus. Denn auf einmal torkelten und purzelten die Enten, denen das alkoholhaltige Getränk anſcheinend doch zu ſtark war, ohne Halt und Ziel im Hof herum, mit einem regelrechten Rauſch. Erſt nachdem ſie eine kalte Duſche erhalten und dem„Ulrich“ laben hatten, wurden ſie ſo allmählich wieder munter und lebendig. — Oberndorf.(Erfolgreiche Razzia.) Bei der im Oberamtsbezirk Oberndorf vorgenommenen erfolgrei⸗ chen Bettler⸗ und Vagantenrazzia konnten nicht nur 70 Tippler zwangsgeſtellt, ſondern auch noch mehrere wegen krimineller Straftaten ſteckbrieflich verfolgte Burſchen ding⸗ feſt gemacht werden. Unter letzteren befand ſich auch ein fliegender Straßenſänger und Komiker aus dem Baye⸗ riſchen, der es verſtanden hat, ſich längere Zeit den Armen des Geſetzes zu entziehen. Nun konnte er in der Nähe von Schramberg von einem Landjäger aus einem verſteckt lie⸗ genden Winkel heraus ergriffen werdeo. Brand durch Bügeleiſen Berlin, 26. Sept. Ein ſchweres Schadenfeuer brach im Norden Berlins im Gebäude des Kinopalaſtes„Licht⸗ burg“ aus. Plötzlich ſchlugen aus dem linken Dachflügel unterhalb des großen Turmes der„Lichtburg“ helle Flammen empor, und dichte Rauchſchwaden umhüllten das ganze Gebäude. Drei Dachſtühle unterhalb des Turmes hat⸗ ten Feuer gefaßt. Fünf Löſchzüge rückten an. Drei Beamte erlitten ernſte Brandwunden. Als Brandurſache wurde Kurzſchluß an einem elektriſchen Bügeleiſen feſtgeſtellt. Die Büglerin hatte den Apparat verlaſſen, ohne den Strom aus⸗ zuſchalten. 3 e 1 Neuer Wirbelfturm in Mexiko Newyork, 25. Sept. Kaum ſind die letzten Meldungen mit den endgültigen Ziffern der Opfer der Wirbelſturm⸗ kataſtrophe in Mexiko eingegangen, ſo laufen ſchon wieder Nachrichten über einen neuen Orkan ein, der Mexiko und die Antillen heimgeſucht hat. Sämtliche Verbindungen mit Tampico ſind unterbrochen. Zahlreiche Häuſer ſind zer⸗ ſtört, Hunderte von Menſchen obdachlos. Zwiſchenfall an der Schweizer Grenze Bern, 26. Sept. Wie die Schweizeriſche Depeſchen⸗ agentur mitteilt, iſt der Oberzolldirektion ein Bericht über einen a diesem Beriht in der Nähe von Baſel zugegan⸗ gen. In dieſem Bericht wird gemeldet, daß am Samstag nacht ſechs junge Leute aus Freiburg i. Br. mit einem Kraftwagen aus Baſel am ſchweizeriſchen Grenzzollamt Ot⸗ terbach angekommen ſeien, wo ſie ihr Auto ordnungsge⸗ mäß zum Ausgang angemeldet hätten. Alsdann ſeien ſie 1 dem gegenüberliegenden deutſchen Zollamt gefahren. m Kühlergehäuſe und den Rädern des Autos ſeien In⸗ ſchriften, wie„Rot Front“ und„Heil Moskau“, an⸗ 1 1 Während der Wagen noch vor dem deut⸗ chen Zollamt gehalten habe, ſei ein mit einer SA⸗Mann⸗ ſchaft beſetzter Wagen von Baden her eingetroffen. Die Inſaſſen hätten den Verſuch gemacht, die ſechs jungen Män⸗ ner feſtzunehmen. Zwei von ihnen ſeien auch auf deutſchem Gebiet gefaßt worden. Den anderen ſei es gelungen, über die Grenze zu flüchten. Jedoch ſeien zwei von ihnen wenige Meter hinter der Grenze gleichfalls feſtgenommen worden. Wie weit dieſer ſchweizeriſche Bericht den Tatſachen entſpricht, wird die deutſche Unterſuchung des Vorfalles er⸗ geben, deren Reſultat noch nicht vorliegt. geben und Zeugnis ablegen, daß es den Kampf gegen Hun⸗ Lalcale Nuudocliqu Bunter Abend der Liedertafel. Der bunte Abend, den die Liedertafel in ihrem Sänger⸗ heim„Zum Reichsadler“ abhielt, konnte ſich eines guten Beſuches erfreuen. Ein abwechſlungsreiches Programm ſorgte für frohe und heitere Stimmung. In bunter Reihen⸗ folge wechſelten Chöre der beiden Vereine, humoriſtiſche Einlagen und Tanz miteinander ab. Die Schweizer Sangesbrüder trafen mit einiger Ver⸗ ſpätung am Samstag nachmittag hier ein. Eine kurze herz⸗ liche Begrüßung vor dem Vereinsheim ſtellte gleich von Anfang an den nötigen Kontakt her. Pünktlich um 8 Uhr begann die Veranſtaltung mit dem Deutſchen Sängerſpruch: „Grüß Gott, mit hellem Klang“. Eine Begrüßungsanſprache des Vereinsführers wurde von den Gäſten begeiſtert auf⸗ genommen. Mächtig brauſten die Klänge von Trunks „Flamme empor“ durch den Saal. In ſeiner Dankrede betonte der„General“ der Basler, Herr Maier, die groze Gaſtfreundſchaft der Seckenheimer, und daß ſie von unſerem neuen Deutſchland nur den beſten Eindruck mit ins Schwei⸗ zerland nehmen würden. Er hätte nicht geglaubt, daß ein Volk, das wirtſchaftlich ſo darniederliegt, noch ſolchen Froh⸗ ſinn haben könne, aber gerade darin liege die Stärke der Deutſchen und der Wille zum Aufbau. Er hoffe und wünſche, daß es den deutſchen Brüdern recht bald beſſer gehen würde. Frohe, unvergeßliche Stunden folgten, Be⸗ ſonders zu erwähnen ſei noch der Humoriſt Herr Köble, der wahre Lachſalven hervorzauberte. Bis in die frühen Morgenſtunden blieb man beiſammen bei Geſang und Tanz. Am Sonntag nachmittag reiſten die Gäſte wieder ab, und betonten, recht bald wiederzukommen. Sie hofften beſtimmt, daß die Liedertafel im nächſten oder übernächſten Jahre einen Gegenbeſuch machen könne. Ui Städtiſche Hochſchule für Muſik und Theater. Die erſten Aufnahmeprüfungen für alle Abteilungen finden ab Mittwoch, 27. ds. Mts. täglich in dem neuen Anſtaltsgebäude A 1, 3, ſtatt. Für Orgel wird die Prüfung in der Ehriſtus⸗ kirche abgehalten.. U Die Muſikbücherei der Stadt Mannheim, die ſeit September 1928 in der Dragonerkaſerne Maa untergebracht war, wird mit der Eröffnung der neuen ſtädtiſchen Hoch⸗ ſchule für Muſik und Theater in das Gebäude der neuen Anſtalt, A 1,3, II. Stock, überſiedeln. Die Bibliothek wird den Grundſtock der Hochſchulbibliothek bilden, aber als Mu⸗ ſikbücherei wie bisher der öffentlichen Benutzung für Jeder⸗ mann zugänglich ſein. Es wird ein beſonderer Leſeſaal ein⸗ gerichtet werden. Als Leiterin der Bücherer wird die bis⸗ herige Bibliothekarin, Frl. Helene Mootz, tätig ſein. Wäh⸗ rend der Ausleihſtunden, Dienstag und Freitag von 11 bis 13 und 16 bis 19 Uhr, wird den Beſuchern fachliche Be⸗ ratung und Auskunft gerne erteilt. E 35 Jahre Heſſenbund Mannheim. Der Heſſenbund Mannheim 1898 konnte im Saale der„Liedertafel“ ſem 35⸗ jähriges Beſtehen, verbunden mit Fahnenweihe, unter Anteil⸗ nahme vieler Brudervereine feiern. Dem Feſtakt ging ein Feſtzug voraus. Voran ſchritt der Spielmannszug des Stahl⸗ helms und dahinter die SS.⸗Kapelle, der eine Stahlhelm⸗ abordnung mit Fahne folgte. In bunter Abwechſlung folgte dann eine Reihe von Vereinen. Zum Schluß marſchierte der feſtgebende Verein ſelbſt mit Ehrenjungfrauen, die in ihrer Mitte die noch verhüllte neue Fahne trugen. U Verkehrsunfall. In der Nacht ſtießen ein Perſonen⸗ kraftwagen und ein Kraftrad auf der Auguſta⸗Anlage, Ecke Otto⸗Beckſtraße, zuſammen. Der Kraftradfahrer und ſeine Beifahrerin wurden auf die Straße geſchleudert, ſo daß beide zunächſt bewußtlos waren. Während der Kraftradfahrer mit leichteren Verletzungen davongekommen war, mußte ſeine Begleiterin mit Verletzungen im Geſicht und an den Beinen 1 einer Gehirnerſchütterung in das Allgemeine Kranken⸗ aus gebracht werden. Das Kraftrad wurde ſchwer beſchädigt. U Opfer des Berufs. Im Rangierbahnhof in Mannheim wurde die zerſtückelte Leiche eines verheirateten Lokomotiv⸗ führers zwiſchen den Schienen vorgefunden. Der Verunglückte iſt vermutlich in der Dunkelheit auf einen fahrenden Zug auf⸗ geſprungen und abgeſtürzt. Die Unterſuchung iſt eingeleitet. Ui Tödlicher Anglücksfall. Ein 12jähriger Junge geriet im Rheinauhafen in eine Rangierabteilung, wobei ihm beide Beine abgefahren wurden. Nach Anlegung eines Notver⸗ bandes wurde er in das Städtiſche Krankenhaus gebracht, wo er jedoch geſtorben iſt. 11 85 5 4 . 1. — Tragt das Abzeichen für den Ernte-Dankkag! Für den deutſchen Ernte⸗Danktag, der am 1. Oktober als Staatsakt auf dem Bückeberg, Kreis Hameln, feſtlich began gen wird, iſt ein Feſtabzeichen ganz beſonderer Art herge⸗ ſtellt worden. In einer Zuſammenſetzung ſymboliſiert es Blut und Boden und iſt das erſte Zeichen der Reichsregie⸗ rung im Kampf gegen Hunger und Kälte. Ein ganzes Volk wird durch das Tragen dieſes Abzeichens am 1. Ok⸗ tober ſeiner Verbundenheit mit Volk und Scholle Ausdruck ger und Kälte aufgenommen hat. Am 1. Oktober wird je⸗ der Volksgenoſſe dieſes Zeichen tragen. —„Bauer“ und„Landwirt“. Angeſichts der neuen Ge⸗ ſetzgebung über die Befreiung des deutſchen Bauernſtandes vom Spekulantentum und ihm artfremden kapitaliſtiſchen Feſſeln iſt beſonders intereſſant eine in der NS.⸗Landpo veröffentlichte Begriffsunterſcheidung über„Bauer“ un „Landwirt“. Es heißt da:„Bauer iſt, wer in erblicher 5 15 wurzelung ſeines Geſchlechts mit Grund und Boden ſein Land beſtellt und ſeine Tätigkeit als eine Aufgabe an ſei nem Geſchlecht und ſeinem Volke betrachtet. Landwirt iſt wer ohne erbliche Verwurzelung ſeines Geſchlechts mit Grund und Boden ſein Land beſtellt und in dieſer Tätigkeit 3 1 rein wirtſchaftliche Aufgabe des Geldverdienſtes erblickt. — die giftige Herbſtzeifloſe. Auf naſſen Wieſen ſtehen eben ſchwachroſa Blüten ohne grünes Blätterwerk. Das iſt die Herbſtzeitloſe(Colchixum), die ein botaniſches Unikum darſtellt, inſofern. als bei ihr die Blätter erſt nach dem Abſterben der Blüte zum Vorſchein kommen Sie iſt ſehr giftig. Kühe, die auf der Weide mit dem ſaftigen Gras die Herbſtblume gefreſſen haben. geben mit Blut ver⸗ miſchte Milch. Es iſt äußerſt gefährlich, die Blüte in den Mund zu nehmen; die Kinder ſpielen gerne mit der Sa⸗ menkapſel der Herbſtzeitloſe, die das Pflanzenaift noch konzentrierter enthält als die Blüte. Iſt die Wirkung die⸗ ſes Giftes auch nicht ganz ſo tragiſch wie etwa bei der Tollkirſche, ſo ſtellen ſich doch langwierige Magen⸗ und e ein. Darum hütet euch vor der Herbſt⸗ zeitloſe. ö 4*„ 1 1 Zur Anterhaltung ſpieler Die Zeit der langen Abende nimmt allmählich ihren Anfang. Wenn es am Tage auch noch ſo ſchön warm war 750 faſt im Sommer, ſobald die Sonne geſunken iſt, breitet ſich ſchon herbſtliche Kühle aus, und die Luft iſt feucht, ſo daß ein langer Aufenthalt im Freien keine rechte Freude mehr macht. Man iſt um Stunden früher ans Haus ge⸗ feſſelt, und gern wird dann im Familienkreis oder auch mit Freunden einmal geſpielt, um ſich die Zeit zu vertreiben. Das iſt ſehr nett und bereitet manche frohe Stunde, ſolange das Spiel wirklich nur der Unterhaltung dient und Gewinn und Verluſt ſich in Grenzen halten, die bei keinem der Be⸗ teiligten eine Verſtimmung aufkommen laſſen können. Wenn dagegen Menſchen darauf ausgehen, ſich im Spiel gegen⸗ ſeitig Geld abzunehmen, und das Vergnügen daran mit der Höhe des Gewinnes oder Verluſtes ſteigt und ſinkt, ſo hat damit das Spiel ſeinen Charakter als angenehmer Zeitver⸗ treib verloren. Oft wird erklärt, das Spiel müſſe einen klei⸗ nen Anreiz bieten, und aus dieſem Grunde allein würde um Geld geſpielt. Das mag angehen, wenn es ſich nur um Pfennigbeträge handelt, ſobald aber die Einſätze höher wer⸗ den, fängt der Spielteufel an, die Menſchen zu reiten. Eine Einbuße von mehreren Mark iſt zumeiſt ſchon ſchwer zu ver⸗ ſchmerzen, und ſie ſoll dann um jeden Preis wieder ein⸗ geholt werden. Viel Zank und Unzuträglichkeit iſt dadurch in die beſte Freundſchaft und Bekanntſchaft hineingetragen worden. Wer den Reiz des Spiels in möglichſt großen Um⸗ ſätzen ſieht und dazu wirklich in der Lage iſt. ſoll ſich hier⸗ für geeignete Partner ſuchen, aber dann auch nicht erklären, daß es für ihn ein reiner Zeitvertreib ſei. Zur Unterhaltung ſpielen, heißt einige Stunden angenehm verbringen. Im Familienkreiſe wird daher vielfach um Spielmünzen ge⸗ ſpielt, die dann wieder zurückgegeben werden. Das iſt genau ſo amüſant wie ein Spiel um Geld, und die Form des Un⸗ terhaltungsſpiels wird dadurch am beſten gewahrt. Beanſtandung zu hoher Miete In dieſen Tagen kurz vor dem großen Umzugstermin,. dem 1. Oktober, iſt die Frage nach der Höhe der Miete wie⸗ der eine beſonders aktuelle geworden. In den vergangenen Zeiten einer großen Knappheit an Wohn⸗ und Geſchäfts⸗ raum hatten die Mietluſtigen mitunter dieſe oder jene „Kriegsliſt“ angewendet, um die erwünſchten Räume zu erhalten. Dazu gehörte auch, daß die von dem Vermieter verlangte Miete ohne weiteres bewilligt wurde, auch wenn ſie zu hoch erſchien, weil man ſich ſagte, daß man, wenn nur der Mietsvertrag erſt läuft, immer noch Gelegenheit haben werde, im Wege der Anfechtungsklage oder der Ein⸗ rede des Mietwuchers von dem hohen Preiſe herunterzu⸗ kommen. Zur Frage der Mietpreisbildung hat das Land⸗ ericht 1 Berlin kürzlich eine intereſſante grundſätzliche Ent⸗ een gefällt(244 T. 7033/32). Mieter, die bereits ſeit längerer Zeit ihre Räume innehatten, waren erſt nach Ab⸗ lauf von mehr als einem halben Jahre auf die Idee ge⸗ kommen, zu erklären, daß der abverlangte Mietpreis zu hoch ſei. Sie forderten daher die Aufrechnung des nach ihrer Meinung zuviel bezahlten Betrages. Das Gericht 955 jedoch feſt, daß dieſer Aufrechnungsanſpruch nicht er⸗ üllt werden könne, weil derartige Summen ſo lange nicht zurückverlangt werden könnten, als die Mieter nicht ſelbſt den Betrag für unangemeſſen hoch bezeichnen und dem Ver⸗ mieter gegenüber gerügt haben. Das Gericht verlangt alſo. daß der Mieter gleich bei der erſten oder vor der erſten Mietezahlung feſtſtellt, daß die von ihm verlangte Miet⸗ jumme zu hoch iſt. und ſie beanſtandet. „Denkt an die Stiftung für Opfer der Arbeit!“ Anentgeltliche Rechtsauskünfte Durch Zuſammenarbeit des Verbandes der Rechtsaus⸗ kunftsſtellen, des Deutſchen Anwaltsvereins und anderer be⸗ teiligter Stellen iſt eine Vereinbarung über die unentgelt⸗ lichen Rechtsauskunftsſtellen in den Gemeinden erzielt wor⸗ den. Wegen dieſer Rechtsauskunftsſtellen waren ſchon ſeit langer Zeit gewiſſe Unſtimmigkeiten mit dem Anwaltsſtande aufgetaucht, der in den Auskunftsſtellen eine Konkurrenz er⸗ blickte. Die Gemeinden andererſeits hatten einen nennens⸗ werten Koſtenaufwand für dieſe Auskunftsſtellen zu tragen, weil ſie in ihnen junge Juriſten dauernd beſchäftigen muß⸗ ten. Der Ausweg hat ſich darin gezeigt, daß jetzt die Rechts⸗ anwälte ſelbſt ſich den Gemeinden für die Erteilung koſten⸗ loſer Rechtsauskünfte zur Verfügung ſtellen, wobei natur⸗ gemäß dieſe Auskunftserteilung auf das unbedingt Notwen⸗ dige beſchränkt bleibt. Insbeſondere werden bei dieſen Aus⸗ kunftsſtellen keine Schriftſätze ausgearbeitet oder Prozeſſe geführt. Die dort um Auskunft erſuchenden Minderbemit⸗ telten bekommen nur inſoweit Rat, wie es geboten erſcheint, um ihnen etwa unnötige Prozeßkoſten erſparen zu können. Der Deutſche Anwaltsverein hat den deutſchen Rechtsanwäl⸗ ten empfohlen, ſich den Gemeinden unentgeltlich für die Er⸗ teilung ſolcher Rechtsauskünfte zur Verfügung zu ſtellen. In mehreren Städten haben daraufhin bereits Stadtverwal⸗ tung und örtlicher Anwaltsverein gemeinſam Rechtsaus⸗ kunftsſtellen für die Minderbemittelten geſchaffen. Es gibt 15 5 8 300 Städten kommunale Rechtsauskunftsſtellen die⸗ er Art. 5 Vitamine in der Much Der Nachweis der Vitamine in Nahrungsmitteln iſt gewöhnlich ſehr ſchwierig und zeitraubend, da er im biolo⸗ giſchen Verſuch an vitaminfrei⸗ernährten Tieren vorgenom⸗ men werden mußte. Jetzt gibt es ein von Tillmann aus⸗ gearbeitetes chemiſches Verfahren zur Beſtimmung des Ge⸗ haltes von C⸗Vitamin. Dieſes Vitamin ſchützt vor Erkran⸗ kung an Skorbut, einer Krankheit, die früher auf Segel⸗ ſchiffen, in der Arktis und auf Expeditionen auftrat, wenn es an friſchen Nahrungsmitteln fehlte. Da Säuglinge ihre Nahrung und Vitamine faſt aus⸗ ſchließlich aus der Milch beziehen, darf der Gehalt von C⸗ Vitamin in der Milch nicht unterſchätzt werden. Die Unter⸗ ſuchungen der Muttermilch haben nun ergeben, daß dieſe faſt viermal ſo viel C⸗-Vitamin enthält, als Kuhmilch. Beim Paſteuriſieren, ſowie beim Aufkochen der Milch geht verhältnismäßig wenig Vitamin verloren. Dagegen iſt der Verluſt von C-Vitamin in der Milch ſehr groß, wenn dieſe unzweckmäßig aufbewahrt wird. In offenen Gefäßen bei reichlichem Zuſtrom von Luft in warmen Räumen ſchwindet der Vitamingehalt innerhalb weniger Stunden. Dagegen tritt kaum eine Veränderung des Vitamingehalts auf, wenn die Milch in gut geſchloſſenen Behältern und ſtark gekühlt, am beſten im Eisſchrank, aufbewahrt wird. Es kommt alſo vor allem darauf an, die Kuhmilch, die zur Herſtellung von Säuglingsmilch verwendet wird, mit größ⸗ ter Vorſicht aufzubewahren und bald zu verwenden. Die Vorſchriften des Milchgeſetzes tragen dieſen Anforderungen ja bereits weitgehend Rechnung, und die neuen Erfahrun⸗ gen werden beim Ausbau unſerer Milchverſorgung, ſowie 1188 Milchtransport ſicherlich weitgehend berückſichtigt werden. Den höchſten Gehalt an Vitamin C hat die Milch von Eſelinnen, die in früheren Jahren, allerdings aus anderen Gründen, als Säuglingsmilch ſehr empfohlen wurde. 5 Wetterbericht as britiſche Tief nähert ſich langſam dem Feſtland. — Vorherſage: Vorausſichtlich Uebergang zu kühlerer Wit⸗ terung, Strichregen. Neues aus aller Welt aß Heinz Lahuſen vernehmungsunfähig. Im Strafpro⸗ zeß gegen die Brüder Lahuſen war der Angeklagte Heinz Lahuſen zu Beginn der fünften Verhandlungswoche nicht erſchienen. Die Statsanwaltſchaft gab eine Erklärung über das Ergebnis der Unterſuchung des Angeklagten Heinz Lahuſen ab, der das Krankenhaus aufgeſucht hat. Danach 1 daß Heinz Lahuſen zurzeit nicht verhandlungsfä⸗ ig iſt. ab Sein Kind auf den Hof geworfen. Das Schwurge⸗ richt verurteilte den 24 Jahre alten Preſſer Gottfried Kies! von Röthenbach zu zwei Jahren Gefängnis. Kiesl lebte mit ſeiner Braut in Streit, weil er nicht dulden wollte, daß das gemeinſame außereheliche, zweieinhalb Jahre alte Kind mit anderen Kindern ſpielte. Darüber geriet er oft in Wut und äußerte wiederholt, daß er das Kind noch einmal an die Wand werfen werde. Als nun am 8. Juli die Braut des Angeklagten ſagte, daß ſie ihn nicht heiraten werde, riß er im Hof ſeines Anweſens in Röthenbach ſeiner zu⸗ künftigen Schwiegermutter das Kind aus dem Arm und warf es mit aller Wucht auf den beſchotterten Hof. Das Kind blieb bewußtlos mit einer Gehirnerſchütterung liegen. ab Berühmter Schauſpieler geſtorben. Der Schauſpieler Ferdinand Bonn, einer der größten Schauſpieler der alten Generation, iſt im Alter son 72 Jahren geſtorben. Sein Weg hat ihn über Moskau an das Hoftheater München und das Wiener Burgtheater geführt. In Berlin hat er lange Zeit dem Leſſing⸗ und dem Deutſchen Theater an⸗ gehört. Auch in Amerika hat er große Erfolge gehabt. Im Nauſch erſchoſſen Swinemünde, 25. Sept. In der Nähe des Freiwilligen Arbeitsdienſtlagers in Lebbin(auf der Inſel Wollin) wur⸗ den der 35 Jahre alte Lagerführer Kurt Gülle aus Stettin und der 23jährige Koch Bruno Lüpke aus Swinemünde tot aufgefunden. Irgendwelche Streitigkeiten zwiſchen den Bei⸗ den haben nicht vorgelegen. Nach dem Ergebnis der amt⸗ lichen Ermittlungen wird angenommen, daß der tödliche Schuß auf den Koch in der Trunkenheit abgefeuert worden iſt und daß Gülle dann offenbar Selbſtmord begangen hat. a Eine 100-Jährige. In dem kleinen Rhöndorf Bor⸗ bels feierte Frau Hildegard Bott ihren 100. Geburtstag. Die alte Dame iſt ſeit 49 Jahren Witwe. Von ihren Kin⸗ dern hat bereits eins das 70. Lebensjahr erreicht; die anderen Kinder ſind etwas„jünger“, und zwar 68, 66, 64, 60 und 58 Jahre alt. Zwei Söhne ſtarben im Weltkrieg den Heldentod. 3 Motorradfahrer fährt in Gruppe. Abends gegen neun Uhr fuhr in Contzen(Kreis Monſchau) ein Motorrad in eine Gruppe, die von der Tagung des Kreiskriegerver⸗ bandes des Kreiſes Monſchau zurückkehrte. Dabei wurde der. 52jährige ledige Bäckermeiſter Heinrich Marx aus Contzen zu Boden geworfen und ſo ſchwer verletzt, daß der Tod nach wenigen Minuten eintrat. Ar Ueberſchwemmungen in Slowenien. Rieſige Ueber⸗ ſchwemmungen werden aus Slowenien gemeldet. Der Waſ⸗ ſerſtand der Save iſt der höchſte, der bisher erreicht worden iſt. Mehrere Ortſchaften wurden zwangsweiſe geräumt. Das Dorf Struge ſoll vollſtändig in den Wellen verſun⸗ ken ſein. Der Verkehr auf der Eiſenbahnſtrecke Agram— Laibach iſt unterbrochen. Der Schaden wird auf annähernd 100 Millionen Dinar geſchätzt. I Feuer vernichtet Kirche und Kloſter. Wie aus Que⸗ bee(Kanada) gemeldet wird, brach über Nacht in der Kirche von Vallag⸗Field ein Brand aus, der ſo ſchnell um ſich griff, daß das ganze Gebäude vernichtet wurde. Auch ein benachbartes Kloſter, auf das die Feuersbrunſt über⸗ ſprang, wurde in Aſche gelegt. Den 500 Inſaſſen gelang es, nur ihr nacktes Leben zu retten. Der Schaden beläuft ſich auf mehrere Millionen Dollar. —— Heute friſch: Wiriſchafl N. S. Hago, Ortsgruppe Seckenheim. Heute Dienstag, den 26. September 1933, abends ½9 Ahr findet im Saale„Zum Bad. Hof“ eine öffentliche Versammlung ſtatt. Redner: Pg. Stadtrat Behme. Da die Verſammlung von beſonderer Wichtigkeit iſt, darf kein Mittelſtändler fehlen. Die Orts gruppenführung. Sammel⸗Anzeiger nur für Mitglieder der Landwirtſchaftl. Ein⸗ und Verkaufs ⸗Genoſſenſchaft. Beſtellungen auf Moſtobſt, Torf, Trocken⸗ ſſchnitzel, Kohlen, Koks, Union⸗ und Eiform⸗ briketts werden laufend entgegengenommen. Der Vorſtand. „zum feqarlal“. Morgen Mittwoch früh Ne Fiaflach el. Von 9 Ahr ab Welfleiſch mit Kraut. Hierzu ladet freundl. ein. Wirischalt, Zur Pialz“. De, Morgen Mittwoch früh Falch left. N Von 9 Ahr ab Wellfleiſch 8 mit Kraut. Hierzu ladet freundl. ein Gg. Bauer. Nechnungen Aug. Vogler. Güßbücklinge Bismarckheringe Rollmops Heringe in Gelee Bratheringe ff. Heringsſalat und Fleiſchſalat in Majonaiſe ITrauerkleidung Trauerhüte, Trauerschleier stets in großer Huswahl Fischer-Riegel 5 MHNNHEIM— Paradeplatz. Echte Holberſtädter Würſtchen Doſe(5 Paar) 70 Pfg. 23immer und Kichel oubalbene weißer Juto ürihmein. zu vermieten. — bDöbberkircherſtr. 2. billig zu verkaufen. Kloppenheimerſtr. 468 Kommis- Brote Ce 1000 gr 87 Pfg. Keine Zahn- 1500 Er 49 Pfg. sowie jede Art Diät-Brote und Näprmittel empfiehlt feformhaus Bergmann. schmerzen mehrl Hiolios Juhnplompen helfen sicher Erfolg überraschend. Erhältlich bei Drogerie W. Höllstin. der Seckemer beim; Pfisterer's Karl I pen-ussthant pfsteer Bräu. liefert Meckærr · Bot᷑e · Vrucherei. — Kinderwagen Todes-Anzeige. Nach kurzer schwerer Krankheit verschied gestern meine liebe Frau, unsere gute Mutter und Großmutter fan Magdalena Hartmann geb. Neubrech im Alter von 72 Jahren. Die trauernden Hinterbliebenen. Mannheim-Seckenbheim, 26. Sept. 1933 Die Beerdigung findet morgen Mittwoch, nachm. 3 Uhr vom Trauerhause Offenburgerstraße 6 aus statt. Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme anläßlich des Hinscheidens meiner lieben treubesorgten Gattin, unserer guten Mutter, Tochter, Schwester und Tante frau EMma Marie Edelmann sagen wir hierdurch unseren aufrichtigen, tiefgefühlten Dank. Mannheim-Feudenheim, 25. Sept. 1933. Danksagung. geb. Dehoust Karl Edelmann und Kinder nebst Verwandten.