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In einer Maſſenkundgebung in München ſprach Reichswirtſchaftsminiſter Schmitt, den Miniſterpräſident Siebert als den Vertreter der wirtſchaftlichen Intereſſen, den das Vertrauen von ganz Deutſchland entgegenſchlage, in ſeiner Begrüßungsrede bezeichnete, über das Gebot der Stunde. Er hob einleitend hervor, richtunggebend ſei für ihn nur ein Ziel auf lange Sicht. Den unheilvolle ſten Einfluß habe der Gedanke gehabt, daß man das Volk in Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu zerſprengen ſuchte. Ein Glück ſei es, daß dieſe Zeit durch das Werk Adolf Hitlers überwunden werde. Nur die Leiſtungen der Tüchtigſten könnten Rettung bringen. Die Erkenntnis, daß nicht durch gegenſeitige Konkurrenz es vorwärts gehen könne, ſei das zweite Haupterfordernis. Ein Ge⸗ genſatz zwiſchen dem Reichswirtſchaftsminiſterium und dem Reichsernährungsminiſterium, wie man da und dort erzähle, exiſtiere nicht. Der Reichsminiſter ging dann auf wirtſchaftliche Fragen über und hob hervor, daß wir nicht warten dürfen, bis andere uns helfen. Aber ebenſo richtig ſei es, zu erkennen, daß Deutſchland von Handel und Ver⸗ kehr der übrigen Welt Vorteile ziehen müßte. Im weiteren Verlauf ſeiner Rede wandte ſich Reichs⸗ wirtſchaftsminiſter Dr. Schmitt gegen eine Fort⸗ ſetzung der deflationiſtiſchen Politik oder auch die Herbeiführung einer Inflation. In der Reichsregie⸗ rung gibt es niemand, ſagte er, der ſich von der Morphium⸗ ſpritze der Inflation einen Erfolg verſprechen könnte. Dr. Schmitt warnte dann vor allen Zwangseingriffen und Zwangsmaßnahmen in die Wirtſchaft. Als allgemeine Grundſätze der Wirtſchaftspolitik des Reiches bezeichnete der Miniſter: möglichſt wenig zerſchlagen. aber möglichſt viel fördern und aufbauen. Die Reichsregierung werde durch die in Gang befind⸗ liche Bankenenquete ein tadelloſes Funktionieren der Banken und Sparkaſſen zu erreichen ſuchen. Ent⸗ ſcheidend ſei, eine gleichmäßige Entwicklung ſicherzuſtellen und einen Rückſchlag zu vermeiden. Aufgabe des Staates gegenüber der Wirtſchaft ſei die Ueberwachung, aber nicht einzugreifen. Die deutſche Wirtſchaft werde nur dann wieder zur Blüte kommen, wenn es gelinge, die Rentabili⸗ tät jedes einzelnen wirtſchaftlichen Unternehmens ſicherzu⸗ ſtellen. 2 Vie ungeheure Steuerlaſt ronne von ber Wirr⸗ ſchaft nicht weiter getragen werden. Die zweite große Auf⸗ gabe der Reichsregierung ſei daher eine Ermäßigung der Steuerlaſten. Als dritte Aufgabe bezeichnete der Reichs⸗ wirtſchaftsminiſter die Senkung des Zinſes. Es müſſe erreicht werden, daß durch das Vertrauen der Gläu⸗ biger gegenüber Reich, Ländern und Gemeinden der Zins⸗ ſatz der Anleihen wieder auf den erträglichen Stand ge⸗ ſenkt werden könne. Notwendig ſei auch, daß der Ka pi⸗ talmarkt wieder in Ordnung komme. Auch müſſe da⸗ für geſorgt werden, daß die Ausgaben von Reich und Län⸗ dern gedeckt werden. Man dürfe nicht eine Schuldenwirt⸗ ſchaft anfangen zu Laſten der Zukunft. Als nächſte Auf⸗ gabe außer der Arbeitsbeſchaffung betrachte die„Reichs⸗ regierung, dafür zu ſorgen, daß das Lohn⸗ und Preisniveau ſtabil bleibe. Das ſicherſte Unterpfand für den Erfolg aller Maßnahmen ſei eine unabhängige Regierung 0 Führung Adolf Hitlers. Zum Schluß erklärte Dr. Schmitt gegenüber Gerüchten im Ausland, daß er mit Liebe, Herz und Hand in der Reichsregierung ſteht. Nach dem Deutſchlandlied ſprach noch der Führer der Deutſchen Ar⸗ beitsfront, Dr. Ley. Das beſte Arbeitsbeſchaffungspro⸗ gramm, erklärte er, ſeien das Vertrauen und der Glaube. Daß es an Vertrauen zu den Maßnahmen der Regie⸗ rung nicht fehlt, das geht immer wieder aus vielen Kund⸗ gebungen und aus Erſcheinungen des praktiſchen Lebens elbſt hervor. Am deutlichſten ſpiegeln es aber die Ziffern der Arbeitsloſigkeit wider, die in der ganzen Welt Auf⸗ ſehen erregen. Nach den vorläufigen Ergebniſſen der Sta⸗ tiſtik der Krankenkaſſenmitglieder hat am 31. Auguſt die Zahl der Neu⸗ und Wiederbeſchäftigten um 288 004 mehr betragen als am 31. Juli 1933. Am 31. Auguſt waren ge⸗ genüber dem Tiefſtand im Januar 1933 nach dem Ausweis der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſen⸗ verſicherung im ganzen 2 236 374 Deutſche wieder oder neu in den Arbeitsprozeß eingegliedert. Hierzu kommt noch Ne Zunahme, die die Reichsanſtalt für die Zeitſpanne vom 31. Auguſt bis 15. September 1933 mit 57 169 ausweiſt, ſo daß die Zunahme der Beſchäftigten ſeit der Machtübernahme Adolf Hitlers insgeſamt 2 293 543 beträgt. Gegenüber den Befürchtungen, die hie und da ge⸗ äußert werden. daß im Winter die Zahl der Arbeitsloſen wieder zunehmen werde, hat Reichsminiſter Dr. Goebbels gerade dieſer Tage wiederholt verſichert, daß die Reichsregierung ſchon Mittel und Wege finden werde, um dies zu verhindern. Die verſchiedenen Arbeitsbeſchaffungs⸗ programme treten ja ſelbſt allmählich erſt in ihre volle Wirkſamkeit ein. Vertrauen und tatkräftige Mithilfe, Opferſinn und wahren Gemeinſchaftsgeiſt zu zeigen und ehrlichen Herzens zu betätigen, das iſt jetzt das Gebot der Stunde. Vor der Reichsbiſchofswahl Der Evangeliſche Preſſedienſt teilt mit: Am Mittwoch, den 27. September, 18,05 Uhr bis 18,35 Uhr, wird vom Deutſchlandſender, von der Berliner Funkſtunde und vom deutſchen Kurzwellenſender in der Stunde„Was uns be⸗ wegt“, die Wohl des Reichsbiſchofs durch die Mittwoch in Wittenberg zuſommentretende Deutſche Evangeliſche Natio⸗ nalſynode übertragen werden. unter der Mittwoch, den 27. September 1938 Ein deutſches Bauernrecht Beſchlüſſe des Reichs kabinekts. Berlin, 27. September. Amtlich wird mitgeteilt: Das Reichskabinett befaßte ſich in ſeiner Sitzung am Dienstag mit den Fragen des deut⸗ ſchen Bauernrechtes und erörterte die Maßnahmen, die not⸗ 1 ſind, um die Scholle dem Bauerngeſchlecht zu erhal⸗ en. Dazu gehört die Schaffung eines für das ganze Reichsge⸗ bier gültigen einheitlichen Reichserbhofrechkes, das Verſchul⸗ dung und Zerſplitterung durch Erbgang verhindert und die Höfe aus den Jufälligkeiten des wirkſchafklichen Geſchehens herauslöſt. Hierzu ſoll auch eine Amſchuldung der durch die⸗ ſes Geſetz zu ſchaffenden Erbhöfe dienen. Beſprechungen in Genf Deutſch⸗polniſche Unterredung.— Verſchiebung der poli⸗ kiſchen Ausſprache— Nicht genügend Redner. Genf, 26. September. Dienstag fand zwiſchen dem polniſchen Außenmi⸗ niſter Oberſt Beck und dem Reichsminiſter des Auswärti⸗ gen, Freiherrn von Neurath, ſowie dem Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda, Dr. Goebbels, eine Zuſammenkunft ſtatt, die Gelegenheit zu einer offenen Ausſprache über die deutſch⸗polniſchen Fragen bot. Sodann hatten die beiden deutſchen Reichsminiſter im Laufe des Nachmittags mit dem Chef des politiſchen De⸗ partements der ſchweizeriſchen Bundesregierung, Motta, eine Beſprechung, in der ein freundſchaftlicher Ge⸗ dankenaustauſch über allgemeinpolitiſche Fragen und über ſchwebende deutſch⸗ſchweizeriſche Angelegenheiten erfolgte. a Das Präſidium der Völkerbundsverſammlung hak be⸗ ſchloſſen, den Beginn der allgemeinen politiſchen Aus- ſprache, der für Dienskag nachmittag vorgeſehen war, um einen Tag zu verſchieben. Der Grund hierfür dürfte der ſein, daß bis jetzt noch keine genügende Anzahl von Redner ſich zu Worte gemeldet hat. * Eine Delegation der Saarbevölkerung. Eine Delegation der Saarbevölkerung iſt in Genf ein⸗ getroffen, um die Verhandlungen der Bundesverſammlung zu verfolgen. Der Delegation gehören außer den früheren Mitgliedern auch je ein Vertreter der NSDAp und der Deutſchnationalen Volkspartei des Saargebietes an. Preſſekonflikt mit Nußland Ausweiſung aller deutſchen Korreſpondenken. Berlin, 27. September. Wie bekannt, wurden Vertreter kommuniſtiſcher und ſo⸗ zialiſtiſcher Zeitungen zu dem Reichstagsbrandprozeß in Leipzig nicht zugelaſſen. In Verfolg dieſes grundſätzlichen Ausſchluſſes konnte auch den Vertretern der Sowjet⸗ preſſe die Teilnahme am Leipziger Prozeß nicht ermög⸗ licht werden. Zwei Vertreter der Sowjetpreſſe in Berlin be⸗ gaben ſich trotzdem nach Leipzig, wo ſie ſich verdächtig mach⸗ ten und infolgedeſſen am 22. September feſtgenommen, be⸗ reits aber nach einigen Stunden wieder auf freien Fuß ge⸗ ſetzt wurden. Die Tatſache, daß trotz der Nichtzulaſſung zum Leipziger Prozeß dieſe beiden Journaliſten ſich nach Leip⸗ zig begaben, kann nur als bewußte Umgehung einer Maß⸗ nahme, die im Intereſſe einer objektiven Berichterſtattung über den Reichstagsbrandprozeß von den zuſtändigen Stel⸗ len getroffen worden war, gewertet werden. Dieſe Tatſache hak die Sowjetregierung zum Anlaß einer ſchwerwiegenden Maßnahme genommen. Sie hal den deutſchen amtlichen Stellen mitgeteilt, daß ſämtkliche Vertre⸗ ker der Sowfekpreſſe binnen drei Tagen aus Deutſchland zu⸗ rückgezogen würden, und ſie hat den deukſchen Preſſever⸗ tretern in Moskau nahegelegt, die Sowjetunion ebenfalls zu verlaſſen. Im Intereſſe der von Deutſchland ſtets gewünſchten freundſchaftlichen Beziehungen zur Sowjetunion iſt zu hoffen, daß dieſes Anſinnen an die deutſchen Preſſevertreter in Moskau wieder zurückgezogen wird. Bei der Beurteilung der von der Sawſetregierung getroffenen Maßnahme fällt erſchwerend in Gewicht, daß das Ergebnis der deutſcherſeits unverzüglich eingeleiteten Ermittlungen nicht ab⸗ aewartet wurde und dieſe Maßnahme auch ohne Rück⸗ ſicht darauf erfolat iſt. daß ſowohl von dem Polizeipräſiden⸗ ten in Leipzig, als auch von der deutſchen Regierung ſofort das Bedauern ausgeſprochen worden iſt. —̃— Ein Frankfurter Konſul ertrunken Frankfurk a. M., 27. Sept. Der finniſche Konſul Dr. Kai⸗ ſer iſt auf einer Paddelbootfahrt, die er von Frankfurt aus nach dem Rhein unternommen hat, vor dem Duisburger Ha⸗ fen gekentert und ertrunken. Die Leiche wurde bei Tanten gelandet, während das Boot von der Strompolizei in der Nähe vom Emmerich aufgefunden wurde. Zum Tode verurteilt Berlin, 26. Sept. Der 34jährige Löter Karl Lehmann wurde entſprechend dem Antrage des Staatsanwaltes zum Tode verurteilt. Lehmann hatte am 20. Februar ſeine Ge⸗ liebte bei Nauen über eine Brücke ins Waſſer geworfen, wo ſie ertrank. See. Nr. 225 Reichs miniſter a. D. Dr. Bracht 7 Berlin, 26. Sepk. Der frühere Reichsinnenminiſter Dr. Franz Bracht iſt in ſeiner hieſigen Wohnung nach langem Leiden geſtorben. 4 5 Brocht wurde, nachdem er 1919 bereits Miniſterialdi⸗ rektor und ſpäter Chef der Reichskanzlei geworden war, als Nachfolger Dr. Luthers 1924 Oberbürgermeiſter von Eſſen. 1932 wurde er Reichskommiſſar für das preußiſche Innen⸗ miniſterium, ſpäter Reichsinnenminiſter im Kabinett Schlei⸗ cher, mit dem er am 28. Januar 1933 zurücktrat. 5000 Todesopfer des Orkans Schreckensmeldungen aus Mittelamerika.— Belagerungs⸗ zuſtand in Mexiko. Mexiko, 26. September. Der Orkan, der über ganz Mittelamerika hinwegging. hat beſonders Mexiko ſchwer heimgeſucht. Die neueſten Meldungen zeigen, daß es ſich um eine der größten Orkan⸗ kataſtrophen handelt, von denen das Land jemals heimge⸗ ſucht wurde. Eine nichtamtliche Schätzung gibt die Jahl der bei dem Wirbelſturm ums Leben gekommenen Perſonen mik 5000 an. Eine amtliche Meldung beſagt aber, daß der Verluſt an Menſchenleben ungeheuer iſt. Dreiviertel der Stadt Tam⸗ pico ſind zerſtört. Der Schaden beträgt Millionen von Dollars. Die einzige amtliche Meldung aus Tampico von General Macias beſagt: „Der Sturm hat eine ungeheure Kakaſtrophe verur⸗ ſachl. der Belagerungszuſtand iſt erklärt worden.“ Ein Flieger der Panamerikaniſchen Luftverkehrsgeſellſchaft berichtet durch Funkſpruch: „Fünfſtündiger Orkan. Die ſchlimmſte Kataſtrophe in der Geſchichte von Tampico. Eine große Anzahl Men⸗ ſchen ſind ertrunken, andere ſind durch die Waſſermaſſen „ Der Schaden und das Elend ſind unge euer.“ Aus dem Kataſtrophengebiet laufen immer weitere Schreckensmeldungen ein. In Tampico ſind faſt alle Ge⸗ bäude zerſtört. Das Krankenhaus, der Bahnhof und das Zollgebäude ſind vom Boden glatt wegraſiert worden. Man befürchtet, daß unter den Trümmern der eingeſtürz⸗ ten Gebäude ſich noch Hunderte von Lebenden befinden. Aus Cardenas auf Kuba werden 20 Tote gemel⸗ det. An den Gleiskörpern der Eiſenbahn ſind die Böſchun⸗ gen in ſich zuſammengeſtürzt. Der Fluß, an dem die Stadt liegt, iſt über die Ufer getreten. Vier Eiſenbahnzüge vernichtek. Nach einer amtlichen Meldung aus Tampico ſind zwei Perſonenzüge und zwei Frachtzüge während des Wirbel⸗ ſturms ſpurlos verſchwunden. 87 Perſonen unter Krankenhauskrümmern. Nach drahtloſen Meldungen kamen während des Or⸗ kans allein in dem Städtiſchen Krankenhaus von Tampico 87 Perſonen durch Einſturz der Mauern ums Leben. Politiſches Allerlei Mordſchützen nach zwei Jahren gefaßt. Der SS⸗Mann Fritz Beubler aus Merxleben wurde im November 1931 in Nägelſtedt von Kommuniſten aus dem Hinterhalt auf der Straße erſchoſſen. Die Suche nach den Tätern mußte damals erfolglos eingeſtellt werden. Uner⸗ müdlicher Kleinarbeit iſt es jetzt gelungen, ſo viel Mate⸗ rial zuſammenzutragen, daß die Täter ermittelt und feſtge⸗ nommen werden konten. Es handelt ſich um etwa zehn Bur⸗ ſchen aus dem Kreiſe Langenſalza. a g Ankifa-Verſammlung im Saargebiet verboten. Die Regierungskommiſſion des Saargebietes hat die von der Roten Hilfe in Biſchmisheim einberufene Ver⸗ ſammlung, in der über den Reichstagsbrand„berichtet“ und die Freilaſſung Thälmanns, Torglers, Dimitroffs, Popoffs und Taneffs gefordert werden ſollte, verboten. Ebenſo hat ſie das vom Arbeiterſportverein Elversberg organiſierte Pioniertreffen unterſagt. Der Mord in Neunkirchen Empörung und Trauer im Saargebiet. Saarbrücken, 26. Sept. Die Mordtat an dem Natio⸗ nalſozialiſten Hemmer in Neunkirchen hat im Saargebiet tiefſte Empörung hervorgerufen. Die Landesleitung der NSDAP hat 19 de halbmaſt zu flaggen. Fünf Son⸗ derzüge aus allen Teilen des Saargebietes fuhren zur Bei⸗ ſetzung nach Neunkirchen. Die Kreisleitung hatte ſtren⸗ ges Uniformverbot eingeſchärft, um der Regierungs⸗ kommiſſion jede Möglichkeit zum Einſchreiten zu nehmen. Zu der Bluttat erfährt man noch: Nachdem um Mitter⸗ nacht die Gäſte das Lokal verlaſſen hatten und der Wirt die Haustür ſchließen wollte, entdeckte er den Nationalſoziali⸗ ſten Hemmer tot in einer Niſche des Hausflurs liegend. We⸗ der der Schuß noch ein Schrei war im Lokal gehört worden. Da der Verdacht ſich ſofort auf den Sozialdemokraten Lang, lenkte, wurde ſeine Verfolgung aufgenommen und der Tä⸗ ter im Hauſe ſeiner Eltern aufgefunden. Da er die Waffe auf den Beamten anlegte, kam dieſer ihm durch einen Schuß in den Unterleib zuvor. Der Mörder geſtand kurz vor ſeinem Tode die Tat ein. Die Proben zum Reichstagsbrand Lubbes frühere Brandſtiftungen.— Die Kohlenanzünder im Schloß.— Umſtellung des Prozeßverfahrens.— Der rabiate Dimitroff. Zu Beginn der Dienstagverhandlung des Reichstags brandprozeſſes erhebt ſich Dimitroff und will eine Er klärung abgeben, worauf der Vorſitzende erwidert: „Nein, jetzt noch nicht.“— Der Vorſitzende gibt dann eine Erklärung ab, in der es heißt: Die Vernehmung des Angeklagten van der Lubbe . hat ſich anders geſtaltet als die Vorunterſuchung. Wie ſich aus den Protokollen ergibt, die über ſeine früheren Ausſagen geführt worden ſind, hat er damals ſehr präziſe, deutlich und eindringlich geſprochen. Das iſt ſpri anders geworden. Er zeigt ſich zurückhaltend, pricht undeutlich und gibt manchmal widerſpruchsvolle Antworten. Der Senat hat daher beſchloſſen, zu den weite⸗ ren Vernehmungen, ſoweit ſie den Angeklagten van der Lubbe betreffen, die ver nehmenden Perſonen zu⸗ zuziehen. Infolgedeſſen werden wir heute nur die vier ein⸗ zelnen Brände, zwei im Rathaus, einen im Schloß und einen im Wohlfahrtsamt Neukölln ver⸗ handeln und dann die Verhandlung abbrechen, da die U m⸗ ſtellung des Verfahrens— denn um eine ſolche handeſt es ſich hierbei— auch noch gewiſſe Vorbereitungen notwendig macht. Der Senat iſt voll der Anſicht, daß der Angeklagte van der Lubbe alles verſteht, was man ſagt. Das hat die mehr kägige Beobachtung klar und deutlich gezeigt, daß er der Hauptverhandlung folgk und ferner, daß er die Ankwor⸗ ſein 0 25 gibt, im großen und ganzen in vollem Bewußtk⸗ ein gibt. Der Angeklagte Dimitroff erhebt ſich und ruft: Ich möchte eine Erklärung abgeben, eine Berichtigung! Vorſitzender: Das lehne ich ab, Sie ſind nicht berechtigt, bei jeder denkbaren Gelegenheit Erklärungen abzugeben. Dimitroff: Ich muß erklären, daß am Samstag den deutſchen Zeitungen Vorſitzender(unterbrechend): Halt, dieſe Erklä⸗ rung laſſe ich nicht zu. Heute wird die Vernehmung van der Lubbes durchgeführt. Dimitroff: Ich ſtelle feſt, daß ich nicht die Mög⸗ lichkeit habe Vorſitzender: Sie haben hier garnichts feſtzuſtel⸗ len. Sie haben ſich mindeſtens zunächſt an Ihren Verteidi⸗ ger zu wenden. 5 Dimitroff(ſchreit erregt): Ich verteidige mich ſelbſt ier.. Der Vorſitzende ruft nunmehr in entſchiede⸗ nem Tone den Angeklagten Dimitroff zur Ruhe und ſetzt dann die Vernehmung des Angeklagten van der Lubbe über die Vorbereitungen ſeiner Tat fort. Zu van der Lubbe gewandt ſagt der Vorſitzende: Wir kommen jetzt zum Samstag, den 25. Februar. Vis zu die⸗ ſem Tage waren Sie im Männerheim in der Alexandrinen⸗ Straße. Iſt das richtig? Der Angeklagte van der Lubbe zögert bei dieſer und bei allen folgenden Fragen des Vorſitzenden immer faſt eine Minute, bis er ſeine einſilbige Antwort erteilt. Die Frage, ob er in der Nacht zum Samstag im Män⸗ nerheim war, beantwortet er mit Ja. Vorſitzender: Wohin haben Sie ſich am Samstag morgen begeben? Angeklagter: Zentrum. Vorſitzender: Haben Sie damals ſchon die Abſicht gehabt, Rathaus und Schloß anzuſtecken? Angeklagter: Nein. Vorſitzender: Wann iſt Ihnen der Gedanke ge⸗ kommen? a Angeklagter: Später. a Vorſitzender: Sie haben nachher Streichhölzer . gekauft. Deſſen erinnern Sie ſich wohl no Angeklagter: Ja. Borſitzender: Damals halten Sie alſo ſchon den Enkſchluß gefaßt, die Anzündung vorzunehmen? Angeklagter: Nicht endlich. Vorſitzender: Das heißt alſo, Sie nicht feſt enkſchloſſen geweſen? a Angeklagter: Ja. waren noch Roman von Leontine v. Winterfeld⸗Platen. 85 g Warum ging der Tag ſo langſam, ſo langſam zur Neige? Wo man doch ſo großes Verlangen hatte, endlich wieder allein oben in ſeinem ſtillen Stübchen zu ſein? Und Frau Katharina dachte doch nur an Eſſen und Trinken, an Linnenſchränke und heimliches Verbergen von Gold⸗ und Silbergeräten, ſie ſah nicht, wie weiß und müde man war und wie zerſchlagen an allen Gliedern. Wie es einem hämmerte im Kopf— immerzu— immerzu. Am Spätnachmittag bat Antje, ob ſie wohl noch einmal an die friſche Luft dürfte, ihr Kopf täte weh zum Zer⸗ ſpringen. f g „Haſt wohl ein wenig lange am Spinnrad geſeſſen, Kind? So laufe und nimm die Magd mit zum Geleit. Sie kann mir gleich noch etliches beim Krämer beſorgen. Denn du weißt, daß es ſich nimmer ziemt für eine Jungfrau, allein über die Gaſſe zu gehen.“ 85 Antje nickte. Ach, wenn ſie jetzt in Leba wäre! Wer hatte da gefragt, ob ſie allein nach draußen ging! War ſie da nicht in die Felder und Wälder geſtürmt zu jeder einzigen Tageszeit? War ſie nicht hinausgefahren in ihrem kleinen Kahn, weit, weit auf den Lebaſee? Bei Wind und Wetter, bei Sonnen⸗ ſchein und Regen! f e e 5 And hier, wo man nur Häuſer und immer wieder Häu⸗ ſer ſah, durfte man nur, wohlverhüllt im warmen Man⸗ tel, ſittſam mit Begleitung und fein zierlich durch die Gaſ⸗ ſen gehen. Nicht ſtürmen und rennen! Nicht die Arme brei⸗ zen und hinausjubeln oder hinausklagen in die freie Got⸗ tesnatur, was einem die Seele füllte. Schweigend und langſam ging Antje neben der Magd her, die einen Korb trug. 6 Durch die Straßen wehte ein friſcher Wind und ließ ſie tief Atem holen. f g 5. Als die Magd zum Krämer hineinging, blieb Antje draußen und wanderte, in ihren tiefen Gedanken verloren, auf und ab. Bis ſie plötzlich eine große und ſtarke Sehn⸗ 8 N noch einmal hinunter zu laufen zum Mott⸗ ſau⸗Hafen. ö Die Branoͤſtiſtung im Wohlfahrtsamt Aus weiteren Fragen ergibt ſich dann, daß der Ange⸗ klagte in Richtung Wohlfahrtsamt Neukölln am Mittel⸗ weg gegangen iſt. Dieſes Wohlfahrtsamt liegt ziemlich einſam und iſt e ine lange Holzbaracke, die ſich etwa 100 bis 120 Meter die Straße entlang erſtreckt. Vorſitzender: Wie ſind Sie in das Wohlfahrts⸗ amt hineingekommen. Angeklagter: Ich bin über die Latten geſtiegen. Der Vorſitzende ſtellt weiter durch Fragen, die der Angeklagte immer nur zögernd und einſilbig mit ja beantwortet, folgenden Tatbeſtand feſt: Der Angeklagte hat in ein offenſtehendes Fenſter ein halbes Paket brennender Kohlenanzünder hineingeworfen. Dieſes Paket fiel an eine geſchloſſene Tür. Es hat dort eine Zeitlang weitergebrannt, auch die Tür angekohlt, iſt dann aber ausgegangen. van der Lubbe iſt dann auf das Dach geklettert und hat dort ein weiteres Paket brennender Koh⸗ lenanzünder hingeworfen, obwohl auf dem Dach Schnee lag. Dann iſt er wieder heruntkergeklettert und hal brennende Kohlenanzünder in ein anderes Fenſter hineingeworfen. Die Brandſtiftung wurde dadurch entdeckt, daß der in der Nähe ſtehende Polizeioberwachtmeiſter von einem Zivi⸗ liſten auf die auf dem Dach brennenden Kohlenanzünder aufmerkſam gemacht wurde. Im Nathaus Aus den weiteren Vorhalten des Vorſitzenden, auf die der Angeklagte nur zögernd beſtätigend antwortet, ergibt ſich, daß der Angeklagte ſich dann ſchnell entfernt und mit der Untergrundbahn nach dem Alexanderplatz gefahren iſt. Er iſt dann die Königſtraße entlang gegangen und um 7,15 Uhr abends am Rathaus eingetroffen. Vorſitzender: Das Rathaus hatten Sie ſich wohl ſchon vorher am Tage angeſehen? Angeklagter: Ja. Vorſitzender: Und da hatten Sie geſehen, daß in e inem Kellerraum ein Fenſter offen ſtand? Angeklagter: Ja. Auf die Frage des Vorſitzenden, was er nun an dem offenſtehenden Kellerfenſter in der Rathausſtraße ge⸗ macht habe, erwiderte der Angeklagte: Ein Brandpaket hineingeworfen. Der Angeklagte hat ſich auch hier wieder ſchnell ent⸗ fernt. Der Vorſitzende verlieſt aus der Anklageſchrift, daß dieſer Brand ſich etwas intenſiver entwickelt hat als der im Wohlfahrtsamt. Der Vorſitzende ſtellt zu dieſer Brandſtiftung ab⸗ ſchließend feſt, ö daß das Feuer, wenn es nicht rechtzeitig gelöſcht wor⸗ den wäre, leicht einen großen Umfang hälke annehmen können, da die neben dem Brandzimmer gelegenen Lagerräume leichtbrennbare Gegenſtände enthielten. Die Brandſtiſtung im Schloß Der Vorſitzende beſpricht nun mit dem Angeklagten die dritte Brandſtiftung, die dieſer an demſelben Sams⸗ tag, den 25. Februar, verübt hat, die Brandſtiftung im Ber⸗ liner Schloß. van der Lubbe iſt vom Rathauſe zum Schloß gegangen. Dort war vor dem Eoſander⸗Portal an der Weſt⸗ front ein Baugerüſt aufgeſtellt. An der Gerüſtleiter iſt der Angeklagte zum Dach hinabgeklettert 1 und hat in ein offenſtehendes Doppelfenſter ein halbes Paket brennender Kohlenanzünder mit dem Erfolg ge⸗ worfen, daß das FJenſterkreuz Feuer fing und die Stube verqualmtk wurde. Dann ſah van der Lubbe auf dem Dach an einer Mauer⸗ niſche ein Lauben Be rü ſt. Lubbe verſuchte, die Gerüſt⸗ ſtangen der Laube in Brand zu ſetzen, zunächſt mit Kohlen⸗ anzündern, dann mit Streichhölzern. Er hatte einige der Stangen verbrannt, einige waren auch angekohlt, doch hatte der ſtarke Wind auf dem Dach ſehr bald das Feuer ge⸗ löſcht. Auf die Frage des Vorſitzenden, was er mit den Brandſtiftungen erreichen wollle, antwortete van der Lubbe, daß er das zu jener Zeit ſelbſt nicht gewußt habe. Der Vorſitzende weiſt in dieſem Zuſammenhang auf die Ausſagen des Zeugen Heiſig und auf die Geſpräche hin, die van der Lubbe vor dem Wohlfahrtsamt geführt habe. Als ſie dann an dem grauen, ſchimmernden Waſſer ſtand, das eintönig und ſchläfrig gegen das hölzerne Boll⸗ werk plätſcherte, war die Erinnerung an geſtern abend ſo ſtark und mächtig vor ihrer Seele, daß ſie die ſchwere, gewaltige Kogge deutlich zu ſehen vermeinte im feuchten „ Und das bunte Wappen von Danzig vorn am Bug. Wo mochte die Eva⸗Maria' jetzt ſein? Ob ſie günſtigen Wind hatte, der ihr die Segel blähte? Oder ob ſie mit den Rudern arbeiten mußten, was ſo ſchwer und mühſam war? Und ob er am Steuer ſtand? Die Augen gerichtet nach Nordweſten, glitzernden Wellenſchaum im blonden Haar? O, wer ſo neben ihm ſtehen könnte und mit hinausfahren in Wind und Wetter— in Sturm und Wellengiſcht! Das mußte Leben ſein! Herrliches, heißes, kämpfendes Leben! Sie wollte die Hände heben, um das widerſpenſtige Haar aus der Stirn zu ſtreichen, das der Wind immer wieder nach vorne wehte, als ſie bei der jähen Bewegung den Brief des Vaters im Bruſtlatz knittern hörte. O, der Brief! Ja, der Brief! Wie hatte der Vater noch geſchrieben? t „Sei treul Auch wenn es dich hart ankommt. An dir iſt es nun, mein Wort einzulöſen.“ 5 Wie durfte ſie nach Solchem noch an den anderen den⸗ ken? Ganz ſtill ſtand Antje und ſah wie hilfeſuchend um Graue Häuſer— graue Mauern— graues Waſſer! War es nicht wie ein Gefängnis hier? Ein Gefängnis, wo man ſich immerfort den Kopf wundſtieß und die Seele noch wunder. Wo man eingemauert bleiben ſollte ein gan⸗ zes langes, langes Menſchenleben. Nur zuſammen mit die⸗ ſem Blaſſen, der feuchte, rote Haare hatte. Sie tat einen Schritt vorwärts und ſah in das gur⸗ gelnde, ſchleichende Waſſer zu ihren Füßen. Warum hatte der andere ſie geſtern nicht ruhig da hineinfallen laſſen, als ſie ausglitt? Dann wäre heute alles ſtill, alles gut, alles ruhig geweſen. f Dann würden einem heute nicht Herz und Hirn ſo zum Zerſpringen hämmern, daß man faſt meinte, irre zu werden. Weit beugte ſie ſich über das grünfeuchte mooſige Boll⸗ werk. Und ihre Augen ſaugten ſich feſt an den Waſſern, die immer dunkler und dunkler wurden. Niemand würde es merken, wenn ſie hier hinabglitt— niemand. Eine Reihe von Zeugen hätte Aeußerungen von dem An⸗ geklagten gehört, die er auch zum Teil zugegeben habe, etwa des Inhollts, in Deutſchland ginge es viel zu langſam, die Arbeiter ſeien viel zu feige. van der Lubbe habe ſogar einmal geſagt, er bleibe nur noch bis zum 5. März in Berlin und wenn bis dahin nichts gemacht wäre, werde er wieder nach Holland zurückkehren; es handle ſich durchweg um Aeußerungen, die meiſt ausklingen in die Schlußworte, es müſſe Revolution gemacht werden, es ſei noch nicht zu ſpät dazu. N Auf dieſe Frage des Vorſitzenden, ob dies die Abſicht bei dieſen Brandſtiftungen geweſen ſei, antwortete der An⸗ geklagte mit Nein. Danach tritt eine kurze Pauſe ein. ö Nach Wiedereröffnung der Sitzung fragt der Vorſit⸗ zende den Angeklagten: Sie haben uns die Brände heute klarer geſchildert als an den vorhergehenden Ver⸗ handlungstagen. Sie ſind bei den Brandſtiftungen im Wohl⸗ fahrtsamt, im Rathaus und im Schloß allein geweſen? Angeklagter: Ja. i Vorſitzender: Sie ſind alſo der Anſicht, daß eine Aenderung der jetzigen Zuſtände in Ihrem Sinne nur mit Gewalt erfolgen könne? Sie haben weiter geſagt, daß eine Revolution nicht zu vermeiden wäre. Wollen Sie ſich auslaſſen zu dem, was ich eben als Ihre Anſicht vorgetra⸗ gen habe? Er aber ſchweigt Der Angeklagte van der Lubbe hält den Kopf tief e und ſchweigt. Nach einigen Minuten fragt der Vorſitzende: Iſt das Ihre Anſicht, daß das Volk, daß die Proletarier aufgemuntert werden müſſen, da⸗ mit ſie in Bewegung kommen, damit ſie ſich ſelbſt zur Be⸗ freiung bringen müßten und daß das mit Gewalt geſchehen müſſe? van der Lubbe verharrt in gebeugter Haltung weiter im Schweigen. Der Vorſitzende fragt den Sachverſtändigen Medizinalrat Schütz, wie man den Angeklagten zur Beant⸗ wortung der Frage bringen könne. Medizinalrat Schütz e r⸗ klärt, die einzige Möglichkeit ſei zureden. Wenn er dann immer noch nicht antworte, dann wolle er nicht ant⸗ worten. 5 Medizinalrat Schütz wird als Zeuge und Sachverſtän⸗ diger vereidigt und äußert ſich über ſeine Beobachtungen des Angeklagten. Er ſei der Ueberzeugung, daß van der Lubbe ſehr wohl der Verhandlung folgen und auch ſehr wohl auf die Fragen antworten könnte, wenn er das wollte. 8 Er halte das ganze Verhalten van der Lubbes für eine ganz kypiſche und zielbewußte Verkeidigungshaltung. van der Lubbe wolle alſo nicht ankworken, weil er dies für das beſte halte, und weiche bewußt den Fragen aus. Auf wiederholtes Fragen des Vorſitzenden ſchweigt van der Lubbe weiterhin hartnäckig und ändert ſeine Haltung nicht. 5 Vorſitzender: Dann können wir alſo nichts machen. Vorſitzender: Daß van der Lubbe ſich gerade die öffentlichen Gebäude zur Brandſtiftung ausge⸗ ſucht hat, hat er in der Vorunterſuchung damit erklärt, daß er ja das gegenwärtige Syſtem bekämpfe und darum ſich an die Gebäude halten wollte, die zu dieſem eben gehörten. Dimitroff an Lubbe Auf Anweiſung des Vorſitzenden gibt der bulgariſche Dolmetſcher dann den bulgariſchen Angeklagten eine kurze Darſtellung der Vernehmung van der Lubbes. Popoff erklärt, er habe aus den Ausſagen van der Lub⸗ fen oll. entnommen, daß er an der Brandſtiftung beteiligt ein ſoll. ö Vorſitzender: Die Beteiligung an dieſen drei Brandſtiftungen wird Popoff auch nicht zur Laſt geleat. Popoff: Ich habe van der Lubbe niemals im Leben geſehen und habe nichts mit ihm zu tun. Der Angeklagte van der Lubbe iſt inzwiſchen auf ſei⸗ nem Sitz immer weiter in ſich zuſammengeſunken. Sein Kopf ruht kiefgebeugk auf ſeiner Bruſt. 6 Der Angeklagte Dimitroff erklärt: Wenn van der Lubbe normal iſt, wie die ſachverſtändigen Profeſſoren das feſtſtellen wollen, dann gibt es nach meiner Meinung nur eine einzige Hypotheſe a 5 Von St. Marien kam ein tiefes, leiſes Tönen. Das ſchwoll an und wurde gewaltig und brauſend. Wurde ſo mächtig, als blieſen Engel ſelber in ewige Poſaunen. Gra⸗ tia Dei und Oſanna jubelten Dank, weil die letzten Polen abgezogen. Antje taumelte hoch. Griff ſich an die Stirn und trat langſam, Schritt für Schritt, vom Waſſer zurück. Preßte beide Hände gegen die Bruſt, wo der Brief des! Vaters lag und lief wie gejagt die Gaſſen zurück, durch die ſie ſoeben gekommen. In St. Marien waren wieder die hohen, bunten Fenſter Pon und Orgelſpiel drang aus dem weitgeöffneten ortal. Es war nun faſt ganz dunkel geworden und Antje konnte nicht mehr laufen. Gegen die Kirchenwand lehnte ſie ſich und ſchöpfte tief Atem. O, daß ſie vom Waſſer fort war. Vom Waſſer, das ſo zog und rief und lockte! Das ihr Ruhe verſprach und endliches Ausruhen aller todmüden, irren und wirren Gedanken! g Das ſie hatte verlocken wollen, ſündig zu werden in alle Ewigkeit. a 5 Wie ein Sturm kam es über das Mädchen. Und ſie derm die Hände vor das Geſicht und weinte— und weinte.. Und immer noch ſchien das ſtille, helle Kirchenlicht durch die hohen, ſchmalen Fenſter. Und immer noch ſang die Orgel mit ihrer ſchönen, feierlichen Stimme, daß es wie leiſes Marienlied hinausklang in den dunklen Herbſtabend, der ſo kalt und frierend um die hohen Mauern ging. Und um die ſchweren, ſteinernen Grabplatten, die aufrecht hier draußen ſtanden, dunkel und verlaſſen. Leiſe ſtrich Antje mit kalten Händen über den Stein, an dem ſie lehnte. Ein Ratsherr kniete darauf in ſchwerer Amtstracht, ihm gegenüber ſein Ehegemahl. Beide hatten die Hände betend erhoben und die Häupter in Demut ge⸗ neigt. 8 85 Noch einmal fuhr Antje wie liebkoſend über den kalten ein. Habt Ihr auch gelitten und gekämpft auf dieſer armen Erde? Sind Eure Seelen auch verkauft worden, ehe ihr noch ſelber wußtet, wie es darum ſtand? Habt Ihr Euch auch vielleicht gehaßt in Eurem Innern oder ſeid gleich⸗ gültig geweſen gegeneinander. Oder 1 5 Ihr Euch durch große Liebe und großes Leid endlich zuſammengefunden? Adoden, badioclien laude Gebt zur Winterhilfe! Anordnung des evangeliſchen Landesbiſchofs. () Karlsruhe, 26. September. Der evangeliſche Landesbiſchof hat angeordnet, daß ſämt⸗ liche Pfarrämter ſich an dem Winterhilfswerk des deutſchen Volkes 1933⸗34 beteiligen und das geplante Sammelwerk nach Kräften unterſtützen. Am 1. Oktober kommt in allen Kirchen des Landes Baden folgender Aufruf des Landes⸗ biſchofs zur Verleſung: Liebe evangeliſche Glaubensgenoſſen! Bald zieht der Winter über unſer Land und Tauſende unſerer deutſchen Volksgenoſſen leiden bitter Not. Die bis⸗ her aufgebrachten Opfergaben reichen nicht aus, Hunger und Kälte überall wirkſam zu bekämpfen. Darum werden in dem vor uns liegenden Winter alle Maßnahmen, dieſer Not zu ſteuern, auf Anordnung der Reichsregierung zuſammengefaßt in dem„Winterhilfswerk des deutſchen Volkes“. Da ſoll und muß es euer aller ernſter Wille ſein, nicht müde zu werden in eurer Opferbereitſchaft, ſondern durch neue opferwillige Liebe den bedrängten Brüdern und Schweſtern eurer Ge⸗ meinde und darüber hinaus den vielen notleidenden Volks⸗ genoſſen ihre drückende Laſt mitzutragen. Mit Gaben aller Art helfet und ſtehet zuſammen in dem Winterhilfswerk, getreu der Mahnung: Laſſet uns nicht lieben mit Worten, ſondern mit der Tat und mit der Wahrheit! Der Reichsſlatthalter wünſcht Landabgabe an Kleinbauern. Karlsruhe, 27. Sept. Die Preſſeſtelle beim Staatsmink⸗ ſterium teilt mit: Mit eine der hauptſächlichſten Urſachen für die in Baden beſonders große wirtſchaftliche Notlage iſt die Zerſplitterung des anbaufähigen Grund und Bodens in unzählige Parzellenbetriebe, die zu klein ſind, um ihren Be⸗ ſitzern eine auskömmliche Exiſtenzmöglichkeit zu ſichern. Um hier möglichſt ſchnell Abhilfe zu ſchaffen, richtete der Reichs⸗ ſtatthalter an den badiſchen Miniſterpräſidenten ein Schrei⸗ ben, in dem er bittet, Kleinbauern in Verbindung mit dem Kampf gegen die Erwerbsloſigkeit möglichſt ſoviel Land zuzuteilen, daß ſie als ſelbſtändige Bauern weiterbeſtehen und aus ihren Arbeitsſtätten in der Induſtrie uſw. heraus⸗ 5 werden können. Dies wird möglich ſein durch Zuteilung von melioriertem Land. Weiter durch Umroden von Wald. Endlich aber werden auch Land und Gemeinden zu prüfen haben, was ſie an Grundbeſitz an Kleinbauern abgeben können. Beflaggung der Dienſtgebäude am 1. Oktober. () Karlsruhe, 26. Sept. Die Preſſeſtelle beim Staats⸗ miniſterium teilt mit: Am 1. Oktober 1933, dem Deutſchen Erntedanktag, dem Tag des deutſchen Bauern, laſſen ſämt⸗ liche Landesbehörden, Landesſtellen und Landesanſtalten mit der ſchwarz⸗weiß⸗roten Fahne, der Hakenkreuzflagge ſowie der Landesflagge flaggen. Die Fahnen ſind am Vormittag ſpäteſtens 7 Uhr zu hiſſen. Die Gemeinden und ſonſtigen öffent⸗ lich⸗rechtlichen Körperſchaften werden erſucht, ſich dieſem Vor⸗ gehen anzuſchließen. * EEC ˙. ĩðùᷣdßß ⁵˙• Ä ̃«˙%+— 7˙ů».....7«7• q ð P... Der Vorſitzende unterbricht den Angeklagten und weiſt ihn darauf hin, daß er ſich zu der Aeußerung van der Lubbes erklären ſolle. 8 Dimitroff: Es gibt nur die einzige Hypotheſe, daß van der Lubbe ein großes Verbrechen gegen das Proletariat begangen hat und unter der Laſt dieſes Bewußtſeins ſchweigt. Der Angeklagte zeigt dabei mit dem Finger auf van der Lubbe und ſpricht in dieſem Zuſammenhange von einem kläglichen Verhallen und ſtellt dann folgende Fragen an van der Lubbe: f Hat dieſer Mann einmal in ſeinem Leben meinen Na⸗ men gehört? Vorſitzender: Sie ſollen ſich auf die drei Einzelbrände beſchränken. Sie ſind in der Anklage nicht beſchuldigt, daran beteiligt zu ſein. Folglich gehört dieſe Frage nicht hierher und ich lehne ſie ab. Dimitroff: Warum ſagt van der Lubbe einmal Ja, einmal Nein, ein drittes Mal Ja und Nein? a ö Vorſitzender: Ich lehne dieſe Frage ab. Der Vor⸗ titzende richtet dann an van der Lubbe die Frage, warum er auf die Fragen über ſeine Angaben vor dem Unterſuchungsrichter vorhin nicht geantwortet habe. 8 van der Lubbe ſchweigt auch weiterhin. i Dimitroff: Ich habe eine zweite Frage: Hat van der Lubbe die Protokolle perſönlich durchgeleſen und unter⸗ ſchrieben? g i Vorſitzender: Dieſe Frage lehne ich ab. Dimitroff: Eine dritte Frage: Hat van der Lubbe mit jemanden perſönlich über dieſe drei Brände ge⸗ ſprochen? Vorſitzender: Dieſe Frage lehne ich ab. Ich habe van der Lubbe wiederholt ausdrücklich gefragt und er hat gleich geantwortet, indem er ſagte, er habe die Sache aus ſich heraus gemacht. Dimitroff: Eine letzte Frage: Warum hat van der Lubbe dieſes ungeheure Verbrechen gegen die Arbeiter⸗ 8 10 und gegen den Kommunismus begangen und mit wem Vorſitzender: Dieſe beiden Fragen lehne ich auch ab. Ich laſſe keine weiteren Fragen von Ihnen zu, weil ich der Anſicht bin, daß Sie nur Fragen ſtellen, die entweder ſchon beantwortet ſind oder nicht zur Sache gehören. Der Bulgare muß ſchweigen Dimitroff: Ich habe einen Vorſchlag an Sie. Präſident Bünger: Der Senat zieht ſich zurück und beſchließt, ob er Sie noch anhören will. Während der Senat den Saal verläßt, ruft Dimitroff noch: Ich habe einen Antrag zu ſtellen.— Nach kurzer Beratung verkündet der Vorſitzende folgenden Beſchluß: Weitere Fragen des Angeklagten Dimitroff werden nicht zugelaſſen, weil Dimitroff mit dem Fragerecht Mißbrauch gekrieben und die Fragen nur geſtellf hal, um kommuniſti⸗ ſche Agitation zu kreiben. 5 3 Er fügt hinzu: Dimitroff, damit iſt Schluß mit Ihnen, und wenn Sie Anträge zu ſtellen haben, ſo wen⸗ den Sie ſich an Ihren Verteidiger! Dimitroff ruft:„Ich proteſtiere“ und ſetzt ſich. Die weitere Verhandlung wird dann auf Mittwoch vertagt.. 27. badiſcher Genoſſenſchaftstag für Handwerk und Gewerbe. (9) Karlsruhe, 26. Sept. Im großen Bürgerſaal des Rathauſes wurde unter großer Teilnahme der Vertreter des ganzen Landes der 27. badiſche Genoſſenſchaftstag für Handwerk und Gewerbe eröffnet. Verbandsdirektor Ober⸗ meiſter Dennig wies, dem„Führer“ zufolge, darauf hin, daß die Tagung nicht nur im Zeichen der Grenzlandmeſſe ſtehe, ſondern daß ſie auch in nationalſozialiſtiſchem Geiſte durch⸗ geführt werde. Oberbürgermeiſter Jäger verſicherte in ſeiner Rede, daß die Stadt dem Handwerk und dem Gewerbe be⸗ ſonderes Wohlwollen entgegenbringe. Den Bericht der Ver⸗ bandsleitung erſtattete der Geſchäftsführer des Genoſſen⸗ ſchaftstages, Syndikus Spall. Er ſtellte feſt, daß der Stand der Warengenoſſenſchaften in Baden ein guter ſei.— Bet den Wahlen wurden der bisherige Verbandsdirektor Dennig und 15 Stellvertreter, Malermeiſter Kurt Haag, wieder⸗ gewählt. [I heidelberg.(Aktion gegen den Berufs⸗ bettel.) Eine große Polizeiaktion gegen die Bettler hat hier ſtattgefunden. Es wurden dabei im ganzen 236 bet⸗ telnde Perſonen feſtgenommen. Da die hieſigen Gefängniſſe nicht mehr ausreichten, wurde ein Teil von ihnen im Wies⸗ locher Gefängnis untergebracht. Es wurde feſtgeſtellt, daß der größte Teil der Bettler von auswärts kam und daß bei einem großen Teil wirkliche Not nicht beſtand. Vielfach handelt es ſich um arbeitsſcheue Elemente. () Liebenzell bei Pforzheim.(Schwerer Sturz mit dem Motorrad.) Ein Pforzheimer, der 26 Jahre alte Schreiner Hermann Maulbetſch, ſtürzte kurz vor Liebenzell mit ſeinem Kraftrad. Der Pforzheimer Krankenkraftwagen brachte ihn bewußtlos nach dem Städtiſchen Krankenhaus Pforzheim, wo eine ſtarke Gehirnerſchütterung und ein linker Anterarmbruch feſtgeſtellt wurde. Man vermutet, daß er noch einige Rippen gebrochen hat. Freiburg.(Gautreffen der ober badiſchen Styrmſcharen.) Am Sonntag fand in Freiburg das erſte Gautreffen der oberbadiſchen Sturmſcharen ſtatt. Aus dem Schwarzwald, vom Oberrhein, dem Wieſental uſw. waren die Teilnehmer zu dem Treffen gekommen. Im Hof des Lehrlingsheims verſammelten ſich am Sonntag früh etwa 250 Sturmſchärler zu einer Kundgebung, der eine Feier im Saal des Lehrlingsheims folgte. In Vertretung des Erz⸗ biſchofs war Domkapitular Jauch erſchienen, der in einer kurzen Anſprache die jungen Männer ermahnte in Treue zur Kirche und zum Vaterland zu ſtehen. Der weitere Tag wurde mit Führerbeſprechungen und Referaten ausgefüllt. Den Höhe⸗ punkt der Veranſtaltung bildete die Schlußfeier. Hierbei e Gaupräſes H. Wickenhauſer und andere führende ertreter. Aus den Nachbarländern Vogelbach.(Betrunkene Autofahrer.) Hütten⸗ arbeiter Richard Straſſer von hier wurde in der Nähe des Sportplatzes von einem Auto aus Vogelbach erfaßt und ſchwer verletzt. Der Autoführer fuhr ſchleunigſt davon, je⸗ doch konnten herbeieilende Feldarbeiter die Nummer des Wagens feſtſtellen. Die Inſaſſen des Autos ſollen betrun⸗ ken geweſen ſein. Frankenholz.(Aus der Schiffsſchaukel ge⸗ ſtü rr zt.) Ein 21jähriger junger Mann von hier bekam während der Fahrt mit der Schiffsſchaukel das 1 wicht, fiel aus dem Schiff heraus und blieb bewußtlos lie⸗ 1 5 Er mußte ins Knappſchaftskrankenhaus gebracht werden.* Höhenfeuer zum Ernkedankfeſt. Koblenz. Der Gaupropagandaleiter des Gaues Koblenz Trier richtet an alle Bewohner der an Rhein, Moſel und Lahn gelegenen Ortſchaften die dringende Bitte, zur Be grüßung der am 30. dieſes Monats zum Deutſchen Eck zie henden Ernteſchiffe die Häuſer in vollen Flaggenſchmuck zi kleiden. Ferner ſoll dafür geſorgt werden, daß am„Tag der Ernte“, abends zwiſchen 8 und 10 Uhr, auf den Höher der Stromufer mächtige Feuer angefacht werden. Die Ortsgruppen⸗ und Stützpunktleiter ſeien angewieſen, zr veranlaſſen, daß ſchon jetzt Brennmaterial geſammelt werde. Boppard.(Birkenfelder SA⸗Mann tödlich verunglückt. Auf einer Dienſtfahrt verunglückte der 24 Jahre alte SA⸗Mann Franz Ritter aus Hoppſtädten bei Birkenfeld(Nahe) tödlich. Ritter befuhr mit ſeinem Mo⸗ torrad die Heerſtraße, als er von einem Laſtkraftwagen aus Mainz erfaßt, zu Boden geſchleudert und überfahren wurde. Die Verletzungen waren ſo ſchwerer Natur, daß er kurz nach der Einlieferung ins Krankenhaus ſtarb. Einöd.(Strümpfe als Schmugglergut.) Welch rieſige Mengen von Waren über die Saarzollgrenze geſchmuggelt werden, beweiſt eine Verſteigerung, die die franzöſiſche Zollverwaltung am 21. Oktober im Zollbüro an der Einöder Landſtraße vornehmen läßt. Es gelangen zum Ausgebot nicht weniger als 1620 Paar Strümpfe und Socken aus Baumwolle, außerdem 792 Pfund Strümpfe und Socken aus Kunſtſeide, die zollfrei zugeſchlagen werden. Bliesransbach bei Trier.(Lom Auto totgefah⸗ ren.) In der Nacht wurde auf der Straße zwiſchen Blies⸗ ransbach und Bliesmengen der 23 Jahre alte Arbeiter Peter Becker von hier von einem Perſonenwagen ange⸗ fahren und dabei ſo ſchwer verletzt, daß er nach kurzer Zeit ſtarb. ö a Die Juverläſſigkeit der Saar⸗ Landjäger. Saarbrücken. Oberlandjägerrat Hauſt, der Komman⸗ dant der ſaarländiſchen Landjäger, veröffentlicht eine Erklä⸗ rung, in der unter Hinweis auf die in letzter Zeit verſchie⸗ dentlich gegen die Zuverläſſigkeit der Saar⸗Landjäger er⸗ hobenen Anzweiflungen erklärt wird, daß das Landjäger⸗ korps noch nie unzuverläſſig geweſen ſei und auch nie werden wird. Nennenswerte Vorkommniſſe, aus denen auf Unzuverläſſigkeit des Landjägerkorps geſchloſſen werden könne, ſeien bis jetzt noch nicht zu verzeichnen. Das Land⸗ jägerkorps ſei ſich ſeiner ſchweren Aufgabe bewußt und er⸗ fülle ſeine Pflicht auch weiter in dieſer bewegten Zeit, allen Anfeindungen zum Trotz. ar Glück in höchſter Gefahr. Ein von Württemberg kommendes Laſtauto, beladen mit 160 Zentner Früchten, mit einem Anhänger, das nachts um 2 Uhr die infolge der Näſſe ſehr ſchlüpfrige Leubenbronner Steige bei Rothen⸗ burg herunterfuhr, kam ins Rutſchen, 1 4 75 das Si⸗ cherheitsgeländer und rollte über den ſteilen Berghang. Ge⸗ rade in dem Augenblick, als es nur noch kurz vor der ſenk⸗ recht abfallenden Mauer angelangt war, bohrten ſich die Räder in das Erdreich ein, damit eine Kataſtrophe hint⸗ anhaltend. 8 8 g i Lalcale Nuudoc. Alles für die Winterhilfe. Vom Polizeipräſidium wird uns geſchrieben: Das„Winterhilfswerk des deutſchen Volkes“ wird in den kommenden Monaten unter Einſatz aller zur Ver⸗ fügung ſtehenden Hilfskräfte durchgeführt werden. Voraus⸗ ſetzung für ein Gelingen der Winterhilfe iſt die Bekämpfung des übermäßig angewachſenen Bettelunweſens, da die un⸗ kontrollierbare Liebestätigkeit der Bevölkerung in zahl⸗ reichen Fällen den Falſchen zukommt und der öffentlichen Fürſorge erhebliche Mittel wegnimmt. Der Herr Miniſter des Innern hat deshalb die Durchführung einer Aktion zur Bekämpfung des Bettelunweſens angeordnet. Anläß⸗ lich dieſer Aktion wurden in der Zeit vom 20. 9. bis 23. 9. 33 im hieſigen Stadtbezirk 203 Perſonen feſtgenom⸗ men. Unter den Feſtgenommenen befanden ſich 101 Fürſorgeunterſtützungsempfänger, die inſofern nicht auf Bettel angewieſen waren, als ſie in Höhe der geſetzlichen Richtſätze unterſtützt werden. Die übrigen Feſtgenommenen waren Perſonen ohne feſte Wohnung, die nach Land⸗ ſtreicherart im Lande umherziehen und ſich der ordnungs⸗ mäßigen Kontrolle und ſomit der Fürſorge durch eigenes Verſchulden entziehen. Aus der großen Zahl der Feſtgenommenen geht deutlich hervor, welche Ausmaße das Bettelunweſen an⸗ genommen hat und wie groß dieſe Plage für die Bevöl⸗ terung geworden iſt. Die Bekämpfung dieſes Unweſens iſt ſomit im Intereſſe der Geſamtheit geboten, kann aber nur praktiſch durchgeführt werden, wenn ein jeder mithilft an dem großen Hilfswerk zur Bekämpfung der Not und Kälte. g Unterſtützt das Beſtreben der Polizei, den Bettel zu ſteuern: Nichts dem Straßen⸗ und Hausbettel, alles für das Winterhilfswerk. * Den Gashahn mangelhaft geſchloſſen. In den K⸗ Quadraten wurde ein verwitweter Küfer mit einer lebens⸗ gefährlichen Gasvergiftung in ſeinem Bett aufgefunden. Der Gashahn an der Gaslampe ſtand noch etwas offen, ſo daß zu vermuten iſt, daß der Vergiftete beim Schlafengehen zwei⸗ fellos dieſen nicht ganz geſchloſſen hatte, ſo daß noch Gas ausſtrömen konnte. * Neugeſtaltung des Mannheimer Kulturlebens Die Aufgaben des Nationaltheakers.— Hochſchule für Mu⸗ ſik und Theater.— Deutſche Schule für Volksbildung. Mannheim, 27. Sept. Unter Vorſitz von Oberbürgermei⸗ ſter Renninger fand eine Preſſebeſprechung ſtatt, an der die Vertreter der öffentlichen kulturellen Einrichtungen Mann⸗ heims teilnahmen. Zunächſt behandelte Intendant Bran⸗ denburg die Aufgaben des Mannheimer National⸗ theaters. Aus einfachſtem, ehrlichem Empfinden heraus wolle man das Gefühl für deutſches Weſen, für deutſchen Idealismus wieder lebendig werden laſſen. Natürlich ſoll damit die ausländiſche Kultur nicht ausgeſchloſſen ſein, denn gerade in der Gegenüberſtellung wird das deutſche Volks⸗ tum in ſeiner Weſenheit am klarſten zur Wirkung kommen. Zu den bereits angekündigten fünf Schauſpiel⸗Ur⸗ aufführungen kommen einige dazu; ſo iſt auf 28. Ok⸗ tober die Uraufführung des neuen Werkes von Cremers, „Frankreich am Rhein“, 5 Dieſe auf akten⸗ mäßig feſtliegenden Tatſachen aufgebaute Tragödie der rheiniſchen Separatiſtenkämpfe dürfte das ſtärkſte nationale Theaterereignis der Spielzeit werden. Für den November iſt die Uraufführung der Pfälzer Grenzkomödie „Gaſthaus zum Niemands land“ von Heinz Lo⸗ renz angenommen. Die nächſte Neuheit des Schauſpiels iſt die mit Spannung erwartete Fußballkomödie„Die Kik⸗ kers“ von Fritz Peter Buch, deren Uraufführung auf 14. Oktober feſtgeſetzt iſt. Inzwiſchen wird der Schiller⸗ Zyklus, der am 10. November 1934 zur 175. Wiederkehr des Geburtstages von Friedrich Schiller vollendet ſein ſoll, durch eine Neuinſzenierung der„Maria Stuart“ er⸗ weitert.: Die Oper bereitet das neue Werk von Richard Strauß, „Arabella“, vor. Außerdem werden im Oktober die in Mannheim lange nicht gehörten Opern„Cavalleriaru⸗ ſticana“ und„Bajazzo“ in neuer Einſtudierung gege⸗ ben. Ende November iſt die Uraufführung„Frau Schlange“ von Caſella, einem führenden italieniſchen Komponiſten, vorgeſehen. Die Operette bringt die erfolgreichſte Neuheit von Robert Stolz,„Venus in Seide“; das Ballett bereitet einen Tanzabend vor, zu deſſen Ergänzung„Gianni Schichi“ von Puccini neueinſtudiert wird. „Generalmuſikdirektor Wüſt machte noch einige Aus⸗ führungen über das Konzertleben im kommenden Winter; u. a. wird Pfitzner ſeine neue große Symphonie in Mannheim dirigieren. Die Hochſchule für Muſik und Theater, die von der Stadt ins Leben gerufen worden iſt, hat ihre Tätig⸗ keit begonnen. Ueber Aufgaben und Ziele der Hochſchule, des Seminars und des. ſprach der von der Stadtverwaltung berufene Leiter des Inſtituts, Dr. mus. Erhard der in der Muſik⸗ und Theaterwelt einen vor⸗ züglichen Ruf beſitzt. In Profeſſor von Pauer wurde einer der bedeutendſten Meiſter des Klavierſpiels gewonnen. Der dem Volk von der Natur gegebene Sinn für Muſik ſoll wieder geweckt werden. Die Hochſchule will werktätige Muſiker, wirkliche, echte Muſikanten. Im Hinblick auf die große Ueberlieferung gerade in Mannheim wird die Thea⸗ terabteilung einen beſonders ſorgfältigen Ausbau er⸗ fahren. Aehnliche Grundſätze gelten für die Opern ⸗, Schauſpiel⸗ und Rednerſchule. Für einen ſpäte⸗ ren Zeitpunkt beſteht der lan der Angliederung einer Chorſchule, einer Klaſſe für Bühnentanz, eines din aße und eines Tonfilm⸗Stu⸗ i os. An die Stelle der Mannheimer Volkshochſchule, die im Frühjahr aufgelöſt wurde, iſt die Deutſche Schule für Volksbildung“ getreten. Zur Erreichung der ge⸗ ſetzten Ziele werden Vorträge veranſtaltet und Arbeitskreiſe eingerichtet. In dem vorliegenden Programm ſind drei Gruppen von Vorträgen vorgeſehen: die erſte behandelt „Grundkräfte deutſcher Kunſt“ die zweite„Deutſche Dichter“ und die dritte Gruppe iſt der„Kurpfälziſchen Heimat“ ge⸗ widmet. f Internationales Bruckner-Jeſt. Auf Einladung der Stadt Mannheim wird die Interna⸗ tionale Bruckner⸗Geſellſchaft(Sitz Wien) im Mai nächſten Jahres das 3. Internationale Bruckner ⸗Feſt in Mannheim veranſtalten N r — JIZwangsinnungen werter erlaubt. Der Reichswirt⸗ ſchaftsminifter hat auf eine Eingabe des Deutſchen Hand⸗ werks⸗ und Gewerbekamertages die Landesregierung von der Beſchwerde dieſer Eingabe unterrichtet, daß der Er⸗ richtung von Zwangsinnungen Schwierigkeiten bereitet würden. Der Reichswirtſchaftsminiſter erklärt, daß die Vor⸗ ſchriften der Gewerbeordnung über die Errichtung von Zwangsinnungen weder aufgehoben noch vorläufig außer Fraft geſetzt ſeien. Anträgen auf Errichtung von Zwangs⸗ innungen müſſe ſtattgegeben werden, wenn die geſetzlichen Vorausſetzungen gegeben ſind. — Weibliche Mitglieder bleiben in der NS BO. Der Leiter der Preſſeſtelle der NS BO. gibt folgende Erklärung bekannt:„Durch die Preſſe gingen in den letzten Tagen verſchiedentlich Meldungen, wonach die weiblichen Mitglie⸗ der aus der NSBBO. ausſcheiden müßten. Das entſpricht nicht den Tatſachen. Richtig iſt vielmehr, daß Frauen wie bisher Mitglieder der NSBO. ſein können. Die weiblichen Mitglieder der NSBO. haben genau ſo durch ihren Opfer⸗ mut zur Eroberung der Betriebe durch den Nationalſozia⸗ lismus beigetragen wie die männlichen NSBO.⸗Mitglieder, weshalb an ihre Entfernung aus der NSBO. niemals ge⸗ dacht worden iſt.“ Wenn die Haſel reiſt „5„Scheiding“ wurde im Mittelalter der September. in deutſchen Landen genannt, weil er den Abſchied vom Som⸗ 5 mer einleitet. Auch„Herbſtmonat“ war ſeine Bezeichnung.“ Es ſind nicht nur die Jäger in Deutſchland, die den Herbſt für unſere ſchönſte Jahreszeit halten. Es iſt ein holdes Geheimnis der Natur, das ſich uns in dem bunten Farben⸗ ſpiel der Blätter, in Wald und Hain aufrollt und mit dem lichtroten Schimmer der Blüten des Heidekrautes ein Wun⸗ der von Schönheit entfaltet. Ein eigenartiger, den Ueber⸗ gangscharakter des Monats kennzeichnender Spruch lautet: „Der September iſt der Mai des Herbſtes“. Nuß⸗ und Eichbaum hängen voll, die Brombeeren fär⸗ ben ſich dunkel, die Ebereſchen ſind rot, die Haſel reift. Der Haſelnuß⸗Strauch, die„Frau Haſel“, iſt ſeit grauer Heiden⸗ zeit ein Liebling des deutſchen Volkes, zumal der Jugend. Im Gebüſch, Vorholz und Niederwald iſt er heimiſch. Die Dorfjungen kennen genau die Stellen, wo die Haſelnüſſe zu finden ſind, denn im Frühjahr haben ſie ſich dort die ge⸗ ſchmeidigen Stöcke geſchnitten, die leider auch der Herr Leh⸗ rer verwendet. Der Haſelſtrauch hat einen hiſtoriſchen Wert. Sein Name haſala weiſt auf älteſtes Volksrecht hin; Haslach hie⸗ ßen die germaniſchen Mal⸗ und Gerichtsſtätten, weil ſie mit Haſelbüſchen und Haſelſtäben abgemarkt(abgegrenzt) waren. Auch Felder und Einödshöfe grenzte man durch Haſeln ab. Haſelnüſſe und Haſelſtäbe Rider ſich in alten deutſchen Gräbern. Man pflanzt ihn als Gewitterſchutz noch heute an Obſtgärten. Drei Haſelzweige legt der Bau⸗ herr beim Hausbau in das Gebälk oder ſchlägt drei Pflöcke vom Haſel hinein zum Schutz gegen Feuer. Fahrendes Volk am Rhein Die Huldigungsfahrt zum Ernkedankfeſt. Mit Trommeln und Pfeifen, in reichen Gewändern zogen dereinſt die Komödianten in die Stadt und luden zum Spiel ein. Mit Windeseile flog die Kunde durch die Gaſ⸗ ſen und Gäßchen. Ein munteres Treiben begann auf dem mittelalterlichen Marktplatz. Bald waren die Fenſter der maleriſchen Fachwerkhäuſer bis zum Giebel hinauf beſetzt. Mädchen in zierlich⸗feiner, in derb⸗einfacher Tracht, ehr⸗ ſame Bürgersfrauen im dunklen faltigen Kleid und glatten, engen Aermeln mit einem blütenweißen Spitzenkragen ge⸗ ziert, kecke Bürſchlein, Geſellen im Lederſchurz, biedere Meiſter und vornehme Bürger in borten⸗ und ſpitzenbeſetz⸗ ten Kniehoſen, in reichverbrämten Mänteln und goldver⸗ ſchnürten Filzhüten drängten Kopf an Kopf und boten ſo ein reichbewegtes, buntes Bild. Witzige Zurufe würzten das luſtige Spiel, und dröhnendes Gelächter folgte der oft 885 derben Handlung. So brachten um die Mitte des 17. ahrhunderts fahrende, engliſche Komödianten Shakeſpea⸗ res„Kaufmann von Venedig“, mit Spielen von Fechtern, Springern und Tänzern umrahmt, auf die deutſchen Märkte. Als fahrendes Volk in altertümlicher Tracht werden Künſtler des„Rhein⸗Mainiſchen Künſtlertheaters“ dieſe alte Spielweiſe wieder aufleben laſſen. Im buntgeſchmückten Wagen fahren ſie das Neckar- und Rheintal ent⸗ lang. Erwartungsfroh werden ſie in den verſchiedenen Orten eingeholt, ſpringen inmitten der feſtlichen Menge von ihrem Theſpiskarren und führen die in ihrer naiven Ur⸗ ſprünglichkeit ſo luſtigen„Hans Sachs-Schwänke“ auf. An dem breiten Humor des Nürnberger Schuhmachers und Poeten, des volkstümlichſten Meiſterſingers, in dem drol⸗ ligen Faſtnachtsſpiel„Der tote Mann“ und der Komödie „Die junge Wittfrau Franciska“ werden ſich Jung und Alt ergötzen. Der tote Mann, der ja natürlich gar nicht tot iſt, der nur ſo tut, um ſeine Frau und ihre Liebesbeteue⸗ rungen auf die Probe zu ſtellen, iſt ein pfiffiges Bäuerlein, das da ſein blaues Wunder erlebt, als es hört, daß es im Miſt verſcharrt werden ſoll. Aber die beiden vertragen ſich dann doch wieder, und das iſt gut ſo, ſonſt wärs nur die halbe Freude. Wie die junge Wittfrau Franziska mit ihren beiden Liebhabern umſpringt, das geht ſchon auf gar keine Kuhhaut. Die ſchwerſten Prüfungen in nächtlicher Friedhofsſtille nehmen ſie mutig auf ſich, um dann wie Ha⸗ ſen davonzulaufen.— Wie ſie am Narrenſeil geführt wur⸗ den, merken ſie am Ende doch— ein gar luſtiger Spuk. Derweil die Luft noch vom Beifall erzittert, die Feſtesfreude ſteigt, wandern die Komödianten weiter, ein ruhelos fah⸗ rendes Volk. Die Aufführung der Schwänke ordnet ſich in den Rah⸗ men der Veranſtaltung des Kampfbundes für Deutſche Kultur ein, die am 29. September bis 1. Oktober ſtattfindet. Die Orte, an denen geſpielt wird, werden noch mitgeteilt. Handel und Wirtſchaſt (Ohne Gewähr.) . nheimer Großviehmarkt vom 26. September: Zu⸗ fuhr 10 pro rene Lebendgewicht bezw. Stück in Reichsmark: 148 Ochſen 22 bis 31; 18 Hullen 20 bis 29; 289 Kühe 10 bis 25; 376 Färſen 28 bis 327 882 Kälber 25 bis 42; 80 Schafe 21 bis 27; 2729 Schweine 44 bis 58; 67 Arbeitspferde 300 bis 1100, 45 Schlachtpferde 30 bis 130.— Marktverlauf: Großvieh ruhig Aeberſtand; Kälber ruhig, langſam geräumt; Schweine ruhig, Ueberſtand; Ar⸗ Schlachtpferde mittel. —— beitspferde ruhig, Neues aus aller Welt Der angebliche Grenzzwiſchenfall Klarſtellung der Vorgänge an der Schweizer Grenze. Lörrach, 26. Sept. Zu dem von der ſchweizeriſchen Preſſe großaufgemachten„Grenzzwiſchenfall“ bei Weil⸗Ot⸗ terbach verlautet von zuſtändiger amtlicher Stelle, daß nach dem Ergebnis der genauen Unterſuchungen e ine Grenz⸗ verletzung in dieſem Falle nicht vorliegt. Weder ein deulſcher Beamter noch ein uniformierker SA-Mann hat die Grenze irgendwie überſchrilten. Die Grenze verläuft an dieſer Stelle, die zugleich Sktraßenkreu⸗ kreuzung iſt, nicht quer zur Skraße, ſondern diagonal von einer Ecke zur anderen. Ueberhaupk wäre nach Feſtſtellung der deulſchen Stellen der ganze Vorfall nicht enkſtanden, wenn nicht die im angetrunkenen Juſtand befindlichen Freiburger Autofahrer eine drohende Halkung gegenüber dem Zollbeamten eingenommen hätten, als dieſer wegen der kommuniſtiſchen Aufſchriften auf dem Wagen pflichkgemäß ihre Perſonalien feſiſtellen wollte. Nennſtallbeſitzer Oppenheimer verhaſtet Frankfurt a. M., 26. Sept. Der Fabrikant und be⸗ kannte Rennſtallbeſitzer Moritz James Oppenheimer iſt verhaftet und in das Unterſuchungsgefängnis eingeliefert worden. Ihm wird Betrug zum Nachteil mehrerer Firmen und Privatperſonen ſowie Konkursvergehen zur Laſt ge⸗ legt. Dabei handelt es ſich um Millionenbeträge. Man erfährt darüber noch, daß Oppenheimer ſeine Schulden auf zweieinhalb Millionen Reichsmark bezif⸗ fert. Die Höhe der Aktiva konnte noch nicht feſtgeſtellt wer⸗ den. Unter den ſtrafbaren Handlungen, die Oppenheimer begangen haben ſoll, iſt u. a. die Zedierung fingierter For⸗ derungen zu nennen. Ferner ſoll Oppenheimer einem Stu⸗ dienrat 1700 000 Reichsmark abgenommen haben, eine Summe, die aus einer Erbſchatf ſtammte. Ueber das Vermö⸗ gen Oppenheimers iſt Konkurs eröffnet worden. Todesfahrt mit dem Motorrad g * Hanau. An dem in der Nähe der Roſenau in Hanau befindlichen Bahnübergang der Strecke Frankfurt⸗Oſt— Hanau iſt in der Nacht ein von einem Ausflug nach dem Niederwalddenkmal mit dem Motorrad zurückkehrendes Ehepaar, der 22 jährige Fabrikantenſohn Richard Schwab aus Bruchköbel bei Hanau und ſeine 21 Jahre Ehefrau, ſchwer verunglückt. Infolge des herrſchenden Nebels iſt Schwab mit dem Mo⸗ korrad gegen die geſchloſſene Bahnſchranke gerannt und dann gegen den aus der Richtung Frankfurt⸗Oſt kommen⸗ den Perſonenzug geſchleudert worden. Das Ehepaar wur⸗ de ſchwerverletzt nach dem Krankenhaus verbracht. Dork ißt der Ehemann geſtorben. Die Verletzungen der Ehefrau ſind ſchwer, aber nicht lebensgefährlich. Deviſenſchieber feſtgenommen. — Alm. Es gelang der Kriminalpolizei der Polizeidirek⸗ tion Ulm im Benehmen mit einer Ulmer Bank einen De⸗ viſenſchieber größeren Formats zu entlarven. Es handelt ſich um einen Beamten eines Konſulats in der Schweiz, der unter Verwendung falſcher Päſſe ſeit einiger Zeit ſoge⸗ nannte Regiſtermark ſyſtematiſch und verbotswidrig in die Schweiz verſchob. Er und ſeine Frau wurden dem Amtsge⸗ richt übergeben. Beide werden ſich wegen Vergehens ge⸗ gen die Deviſenverordnung und Urkundenfälſchung zu ver⸗ antworten haben. Erfreulicherweiſe kann, ſo ſchreibt der Polizeibericht weiter, geſagt werden, daß durch die in Ulm eingeleiteten energiſchen Maßnahmen die umfangreiche und verbotswidrige Verſchiebung deutſcher Regiſtermark nach der Schweiz und Oeſterreich ab Ulm in den letzten Mona⸗ ten weſentlich nachgelaſſen hat. g Kinder töten den Vater Burzweiler i. E., 26. Sept. In der Nacht ereignete ſich hier ein furchlbares Familiendrama. Der 45 Jahre alte Leon Struß wurde aus Notwehr und zum Schutze ihrer Mutter von ſeinen 14 und 19jährigen Söhnen durch fünf Revolverſchüſſe getötet. Struß war als brutaler Mann bekannt und bedrohte die Seinen des öfteren mit dem Tode. Amtliche Veröffentlichungen der Stadt Mannheim. Das Abladen von verwesbaren Stoffen, gewerblichen und häuslichen Abfällen(Müll) uſw. und von Schutt(unverwesbaren Stoffen) hat für die Altſtadt einſchließlich Neckarſtadt, Induſtriehafen, Käfertal und Waldhof auf dem b Ju ges tüchtiges Verſammlungs⸗Kalender. Mädchen Liedertafel. Umſtändehalber fällt die Probe heute aus. per J. Oktober geſucht. Zu erfragen in der Geſchäftsſtelle ds. Bl. Müllabladeplatz der ſtädtiſchen Fuhrverwal⸗ tung auf der Frieſenheimer Inſel am Ende der Diffeneſtraße zu erfolgen. Abladezeiten: Montag bis einſchließlich Freitag von 8 bis 16 Uhr, Samstag von 8 bis 12 Uhr. Als allgemeine Abladeſtelle für Schutt und 2. Müll werden außerdem beſtimmt: für den Stadtteil Feudenheim: die Sandgrube —2 Der Sturm 15/171 nimmt mit Genehmigung der Oberſten SA.⸗Führung SA.⸗Männer auf. 1. Gediente Soldaten mit Spezialausbildung. Beſonders befähigte Männer vom 18. bis 35. Lebensjahr. Mindeſtgröße 1,68 Meter. S. A. A Izimmer und Küche an ruhige Leute zu vermieten. Offenburgerſtr. 2 3. EEE Heute frische in der Gewann Brennſtücke: für den Stadtteil Friedrichsfeld: die alte Kies⸗ grube in der Gärtnerei von Lothar Benz Gewann Bettelpfad. Für die Ablagerung von Schutt(unverwes⸗ baren Stoffen) kommen außer dem allgemeinen am Wingertsbuckel; Leumundszeugnis und Lebenslauf vorlegen. 22 8 8 für den Stadtteil Wallſtadt: die Kiesgrube 0 Goletz, Sturmführer 15/171. Hünbücklinge in der 8. Sandgewann; e nen für den Stadtteil Sandhofen: die Sandgrube 5 40 5 am Weinheimer Weg: Wirtſchaft„Zum Bad. Hof* Rollmops für den Stadtteil Seckenheim: die Kiesgrube Morgen Donnerstag früh Bismarckheringe ½ Ltr.⸗Dose 45 Pfg. 1 Ltr.⸗Dose 70 Pfg. Neue Ichlach heft. Von 9 Ahr ab Wellfleiſch mit Kraut. Müll⸗ und Schuttabladeplatz auf der Frieſen⸗ heimer Inſel in Hinkunft noch folgende öffent⸗ lichen Plätze in Betracht: a) Neckarſtadt: die alte Sandgrube beim Lun⸗ genſpital Hochuferſtraße und die alte Gund'ſche Sandgrube an der Hochuferſtraße. b) Neckarau: das Gelände zwiſchen der Kohlen⸗ großhandlung Hengſtenberg u. Co. und der Altriper Fähre(Zugang von der Altriper Straße). An anderer Stelle darf Schutt bei Ver⸗ meiden polizeilicher Beſtrafung nicht ab⸗ geladen werden. Auf den unter a und b genannten Plätzen iſt die Ablagerung von Abfällen und Kehricht aus Haushaltungen, allgemein als„Müll“ be⸗ zeichnet, ſowie von ſonſtigen verwesbaren und leicht in Fäulnis übergehenden Stoffen, Tier⸗ kadavern uſw. nicht geſtattet. Ebenfalls iſt auch das Abladen von Kel⸗ tereirückſtänden auf den beiden letztgenannten Plätzen verboten. Dieſe raſch in Gärung über⸗ gehenden Stoffe dürfen nur auf dem öffent⸗ lichen Abladeplatz auf der Frieſenheimer Inſel zu den angegebenen Zeiten abgeladen werden. Mannheim, den 22. September 1933. Der Oberbürgermeiſter. Vollzug der Eingemeindungen von 1929 und 1930 betr. Die zuſtändigen Staatsaufſichtsbehörden haben die Genehmigung zum Gemeindebeſchluß vom 29. September bis 10. November 1932 über die Geltung von Gemeindeſatzungen und ſonſtigen öffentlich⸗rechtlichen Vorſchriften in den eingemeindeten Stadtteilen Wallſtadt, Seckenheim, Friedrichsfeld, Kirſchgartshauſen, Sandtorf und Straßenheim erteilt. Je ein Verzeichnis der demnach in dieſen Stadtteilen zur Einführung kommenden Mannheimer Ge⸗ meinde atzungen und öffentlich⸗rechtlichen Vor⸗ ſchriften, ſowie der in Kraft bleibenden und der zur Aufhebung kommenden Gemeinde⸗ ſatzungen und öffentlich⸗rechtlichen Vorſchriften dieſer eingemeindeten Gebiete liegt im Rat⸗ haus Mannheim— Zimmer 164— ſowie auf den Gemeindeſekretariaten Wallſtadt, Secken⸗ heim, Friedrichsfeld, Kirſchgartshauſen, Sand⸗ torf und Straßenheim während zwei Wochen zur Einſicht auf. Dortſelbſt kann auch der Wortlaut der neu eingeführten und der noch in Kraft bleibenden Beſtimmungen eingeſehen werden. Mannheim, den 22. September 1933. Der Oberbürgermeiſter. Hierzu ladet freundl. ein Otto Zürn. Morgen Donnerstag, vormittags 10 Ahr werden im Hauſe Kloppen⸗ heimerſtraße 30(Schmich, Friedrichſtr.) verſchiedene alte Möbel, Betten und Schränke, ſowie ſonſtiger Hausrat verſteigert. Nur heute Mittwoch und morgen Donnerstag! N Handlesekunst! 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