3 8 Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Bezugspreis: Monatl. Mk. 1.40, durch die Poſt Mk 1.60. In der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20. Anzeigenpreis: Die einſpaltige Petitzeile 20 Pfg. Keklamen 60 Pfg.— Bei Wiederholungen tarifl. Rabatt. Für Platz⸗Vorſchriften wird keine Garantie übernommen. für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. dae nd ei lt Annahmeſchluß für Inſerate und Rotizen vormittags 9 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Beilagen:„Iluſtriertes Unterhaltungsblatt“(vierſeitig). „Der Familienfreund“ und„Die Frau und ihre Welt“. Schriftleitung, Druck u. Verlag: G. Härdle, Zähringerſtr. 68. Fernſprecher Ro. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 33. Jahrgang Donnerstag, den 28. September 1983 Nr. 226 Reichsbiſchof Müller 1 Von der erſten deutſchen Nationalſynode ernannt s Wittenberge, 28. September. Der preußische Landesbiſchof, der frühere Wehrkreispfarrer Ludwig Müller, wurde von der erſten deutſchen Nationalſynode zum erſten Reichsbiſchof ernannt ö Wittenberg, die Hochburg und der ſymboliſche Ort des Proteſtantismus, erlebte den Tag, der in ſeiner großen Ge⸗ ſchichte einen Höhepunkt darſtellt. An dieſem Tage wurde das Werk gekrönt. das Luther vorgeſchwebt hat und das an dem Widerſtand Kaiſer Karl V. und der damaligen Ver⸗ quickung von Staat und Kirche ſcheiterte, das aber auch ſeinen Epigonen trotz aller Verſuche nicht gelang. An dieſem Tage wurde der jahrhunderkealte Wunſch erfüllt: Die Schaffung einer deulſchen Nationalkirche. Der Feſttag ſelbſt war von ſchönſtem Sonnenſchein üübergoſſen. In den Morgenſtunden formierte ſich ein Zug, beſtehend aus der SA, SS, dem Stahlhelm, der Hit⸗ lerjugend, den Verbänden und Innungen Wittenbergs mit ihren Fahnen und endlich auch dem erſten deutſchen Theologenſturm aus Auguſtusburg. Der Marſch ging zum„Goldenen Adler“. Dort ſchloſſen ſich der Lan⸗ desbiſchof Müller, die Synode und die Ehrengäſte an. Der Zug begab ſich dann in die Schloßkirche zu einem feierlichen Gottesdienſt, bei dem der württembergiſche Landesbiſchof De Wi n de predigt hiel Der feierliche Akt Um 6 Uhr nachmittags wurde die öffentliche Tagung der Nationalſynode mit felerlichem Orgelspiel wieder aufge⸗ nommen. Den Vorſitz übernahm Profeſſor Fetzer. Wäh⸗ rend ſich alle Anweſenden von ihren Plätzen erhoben, konnte er mitteilen, daß von den dazu berufenen Vertretern der Landeskirche der Landesbeſchof Ludwig Müller als Reichsbiſchof der Deutſchen Evangeliſchen Kirche vorgeſchla⸗ gen worden ſei. Er bat die Synode um Kundgebung ihres Willens zu dieſem Vorſchlag. Die Synodalen bekundeten durch die gemeinſame laute Erklärung„Ja“ ihre ZJuſtimmung zu dieſer Berufung. Gegen die Berufung des Landsbiſchofs Ludwig Müller wandte ſich keine Skimme, ſo daß Ludwig Müller durch einſtimmige Willenserklärung der Deutſchen Evangeliſchen e e zum erſten Reichsbiſchof der Deutſchen Evangeliſchen Kirche berufen iſt. N Feierlicher Choralgeſang ſetzte ein; als er verklungen war, fragte Profeſſor Fetzer den Landesbiſchof Ludwig Müller, ob er bereit ſei, das Amt des Reichsbiſchofs anzu⸗ nehmen. Landesbiſchof Ludwig Müller antwortete: „Ja, ich will es mit Gottes Hilfe!“. Der Reichsbiſchof ſprach ſodann ein Gebet, worin er die Gnade und Hilfe Gottes ür ſich erflehte, damit ihm die Ausführung ſeines hohen mtes ermöglicht werde. 5 Der Reichsbiſchof übernahm ſodann den Vorſitz der Synode. Biſchof Hoſſenfelder dankte im Namen des deutſchen evangeliſchen Kirchenvolkes dem Reichsbiſchof und legte in deſſen Namen ein Treuebekenntnis ab, das er ſchloß:„Mein Reichsbiſchof Ludwig Müller, wir begrü⸗ ßen Dich!“ Programmatiſche Rede des Reichsbiſchofs. Reichsbiſchof Müller hielt vor der Nationalſynode eine ptogrammatiſche Rede; darin führte er u. a. aus: Der heutige Tage iſt für die Geſchichte der evangeli⸗ ſchen Kirche und für die Geſchichte des deutſchen Volkes von größter Bedeutung. Ein alter Traum Dr. Martin Luthers, eine alte tiefe Sehnſucht deutſchen evangeliſchen Hoffens geht in Erfüllung. Es war nicht ſo ſehr der Gegenſatz der evan⸗ geliſchen Bekenntnisgruppe, es war vielmehr das lähmende und unüberſehbare Nebeneinander und Gegen⸗ einander der großen, kleinen und kleinſten Landeskir⸗ chen, die zwar in ſich manchmal herrliche Schätze bewahr⸗ ten, aber in ihrer Geſamtheit nicht zu geſchloſſenem Einſatz kamen. 5 Mit dem heutigen Tage beginnt nun ein neuer Geſchichtsabſchnitt. Es ſei hier frei und ehrlich be⸗ kannt: In der neugeeinten deutſchen evangeliſchen Kirche hat nur einer die Leitung und Führung: Jeſus 1 1 riſtus, geſtern und heute, und derſelbe auch in Ewig⸗ eit. f Hier muß auch der Glaubensbewegung Deutſche Chri⸗ ſten beſonders gedacht werden. Gerade der Ewigkeitsauf⸗ trag der Kirche verlangt, daß wir die gegenwärtige Stunde erkenren. Ein neues Reich iſt im Werden, der neue Menſch im neuen Reich will auch werden. Da darf die Kirche nicht warten, bis die Menſchen zu ihr kommen, ſondern die Kirche muß die Menſchen ſuchen, und zwar die Menſchen, wie ſie heute nun einmal da ſind. So heißt der Auftrag der Kirche: Heran an das deutſche Volk mit einer befreienden, helfenden, fröhlichen Bolſchaft von Chriſtus dem Kämpfer, dem Heiland, dem Herrn. Und das iſt der Ruf zu Kampf und Arbeit. Wir wol⸗ len darüber wachen, daß die Bekenntniſſe in ihrer dop⸗ pelten Geſtalt unangetaſtet bleiben. Das gemeinſame Kleinod aller Kirchen, die Reformation, iſt und bleibt die Rechtfertigung allein aus dem Glauben. So haben wir die roße Aufgabe, dieſes Evangelium unſerem Volke in einer Art und Sprache zu bringen. Aus allen bisherigen Erörterungen dürfte klar gewor⸗ den ſein, daß die deutſche evaugeliſche Kirche keine gleich ⸗ gültige Neutralität dem Staate gegenüber kennk. Wir wollen aber andererſeits auch nicht Staatskirche ſein. Was wir aber ais gewaltige Aufgabe erkennen, das iſt die Ver⸗ antwortung gegenüber dem Staat. Der Staat iſt nicht Herr der Kirche; aber die deutſche Kirche lebt im deutſchen Skaat; das iſt für uns eine goltgegebene Tatſache. Von dieſem Ge⸗ ſichtspunkt aus muß die Regelung des Verhälkniſſes des Reiches zur evangeliſchen Kirche erfolgen. Dabei iſt es für uns eine herzſtärkende Freude. dieſem Verantwortungswillen der Kirche auch ein neuer Staat gegenüberſteht, mit dem ausgeſprochenen Willen, die kirchliche Arbeit zu fördern und ihr im Ganzen der Volks⸗ gemeinſchaft den Raum und die Freiheit zu gewähren, die ſie braucht. die Gewiſſensfreiheit, wie ſie unſere Reformatoren forderten und wie ſie die Kirche braucht, wird und will er nicht hindern, ſondern gerade anerkennen. So bleibt der Staat Staat und die Kirche Kirche. trauen ſoll und wird auch die Grundlage unſerer Bezie⸗ hungen zu den evangeliſchen Kirchen des Auslandes ſein. Auch ö ö zu den übrigen Kirchengemeinſchafken innerhalb unſeres Vaterlandes möchten wir freundſchaft⸗ liche Beziehungen unterhalten. Wir wünſchen nicht, daß die werdende neue Volksgemeinſchaft durch Kämpfe zerriſſen wird. Eine Sorge liegt uns beſonders am Herzen. Es iſt die Sorge um den Neuaufbau des Pfarrerſtandes und der Neuaufbau der Gemeinde- arbeit. Der junge Theologe muß den Dienſt am Volk und Vaterland in der SA und im Arbeitslager als Ehrenpflicht anſehen. s Begeiſterte Prediger und Lehrer ſollen ins Land zie⸗ hen, nicht„geiſtliche Beamte“ wollen wir haben, ſondern Kämpfer unſeres Herrn Jeſu Chriſti, die zum Dienſt an der Gemeinde berufen ſind. Brachte uns das neue Reich eine neue Volkskamerad⸗ ſchaft, ſoll uns die neue Kirche eine neue Kameradſchaft des Glaubens und des Opfers bringen. In einem Schlußgebet erbat der Reichsbeſchof den Segen Gottes für ſein verantwortungsvolles Amt, für das deutſche Volk, den Reichspräſidenten, den Kanzler und Führer. 5 Am Abend wurde dem Reichsbiſchof ein Fackelzug dargebracht. Vom Balkon des Rathauſes begrüßte der Reichsbiſchof die Menge, die ihm zujubelte. Der feierliche Geſang des alten Liedes„Ich bete an die Macht der Liebe“ ſchloß den hiſtoriſchen Tag in der Lutherſtadt Wittenberg. Der Stellvertreter des Führers Der Führer erläßt laut NSK. folgende Anordnung: Pg. Rudolf Heß legt die Titel eines Reichsleiters und eines Obergruppenführers ab und führt nur noch künftig den Titel „Stellvertreter des Führers“. Er behält das Recht, den Dienſtanzug eines SS.⸗Obergruppenführers zu tragen. Ote verbilligte Margarine Neue Verordnungen zur Jettwirkſchaft. Im Reichsgeſetzblatt ſind zwei neue Verordnungen zur Regelung der Fettwirtſchaft erſchienen, durch die die bisher beſtehenden Beſtimmungen über die Margarinekon⸗ tingentierung, den Bezug verbilligter Fette für Minderbe⸗ mittelte, die Deklarationspflicht und die Verordnung über die Fettſteuer ergänzt werden. Wenn auch durch die erwähnten Verordnungen in der deutſchen Fettverſorgung eine erhebliche Beſſerung ein⸗ getreten iſt, ſo haben ſich aber doch bei den verſchiedenen Verordnungen gewiſſe Mängel herausgeſtellt. Dieſe ſollen nun durch die neuen Verordnungen behoben werden. Nach der ſozialpolitiſchen Seite iſt in Zu⸗ kunft vorgeſehen, daß die Inhaber von verbilligten Schei⸗ nen vom 1. November an auch Anſpruch auf die ver⸗ billigte Konſummargarine haben. Weiter er⸗ halten die Minderbemittelten in Zukunft für den Bezug von neun Kilogramm Fetten im Jahr ſogenannte Bezugs⸗ ſcheine und für drei Kilogramm Verbilliguͤngsſcheine. Die Bezugsſcheine gelten zum Einkauf von Haushaltsmarga⸗ rine, für deren Höchſtpreis 38 Pfennig pro Pfund beſtimint werden und die in Zukunft eine beſondere Kennzeichnung tragen muß. Eine weitere Aenderung iſt noch inſofern in der Verordnung vorgeſehen, als die Bezugsſcheine neuer⸗ dings auch für Wurſtwaren gelten. daß Anſinnige Lügenmeldungen Wie die NS meldet, gibt der Stellvertreter des Füh⸗ rers bekannt:„In einigen Blättern des Auslandes hat ſich die gegen Deutſchland gerichtete Propaganda neuerdings der unwahren Behauptung bemächtigt, die NSDAP er⸗ ſtrebe die Einverleibung von Teilen der Schweiz., Hollands, Belgiens, Dänemarks uſw. So un⸗ ſinnig die Unterſtellung iſt, ſo findet ſie nichtsdeſtoweniger hier und da Glauben. Die Keichsleitung legt aber Wert auf die Feſtſtellung, daß kein ernſthafter Menſch in Deutſchland daran denkt, die Unabhängigkeit anderer Skaaten auch nur anzutaſten. politiſche Aussprache in Genf Simon und Dollfuß ſprechen. Genf, 28. September. Die Völkerbundsverſammlung begann Mittwoch nach⸗ mittag mit der großen politiſchen Ausſprache bei dichtbe⸗ ſetzten Bänken. Die politiſche Debatte eröffnete der engli⸗ ſche Außenminiſter 5 Sir John Simon, der insbeſondere ſich mit der Abrüſtungsfrage beſchäftigte. Im übrigen ſtreifte er nur oberflächlich noch einige haupt⸗ ſächliche Gebiete der Völkerbundsaktivität. Simon erklärte weiter, es ſeien unzweifelhaft Zeichen vorhanden, daß die Welt ſich wirtſchaftlich wieder zu erholen beginne. Eine Erholung könne aber ohne Beſſerung der politi⸗ ſchen Beziehungen nicht erfolgreich ſein. Nichts ſei geeig⸗ neter die wirtſchaftliche Beſſerung der Welt zu beſchleuni⸗ gen, als ein in kürzeſter Friſt abzuſchließendes Abkom⸗ men über die Abrüſtung. Die erſte Etappe der Abrüſtung werde, wenn ſie ſtreng eingehalten werde, einen ungeheuren Beitrag für die Schaffung größeren Ver⸗ trauens darſtellen.— Dann ſprach der öſterreichiſche Bundeskanzler Dr. Dollfuß. Er führte u. a. aus: Nie war es wichtiger als heute, ſich Ver⸗ konfeſſionelle darauf zu beſinnen, daß jenſeits der Staatsgrenzen Men⸗ ſchen wohnen, die in gleichem Glauben an die menſchliche Beſtimmung und die menſchliche Pflicht verbunden ſind. Oeſterreich iſt im Begriff, aus den Fehlern der Nachkriegs⸗ zeit lernend, ſich eine ſeinen Bedürfniſſen entſprechende po⸗ litiſche und wirtchaftliſche Verfaſſung zu geben. Oeſterreich, ſo fuhr Dr. Dollfuß fort, iſt entſchloſſen, die Wege zu gehen, die ihm die Möglichkeit unabhängiger Exiſtenz und wirt⸗ ſchaftlicher nEtwicklung eröffnen. Es erwartet dabei die wohlwollende Mitwirkung der anderen Mächte. Oeſterreich wende ſich in dieſer Hinſicht auch an den Völker⸗ bund mit der Bitte, durch ſein großes moraliſches Ge⸗ wicht dieſe Beſtrebungen in ſeder Beziehung zu fördern. Der Völkerbund hat uns unter den ſchwierigſten Verhältniſſen ſchon ſoviel wertvolle moraliſche und praktiſche Hilfe gelei⸗ ſtet, daß Oeſterreich ganz beſonders von der Notwendigkeit des Völkerforums in Genf überzeugt iſt. Nach ſchweren Jahren ſeines Exiſtenzkampfes bekennt ſich Oeſterreich heute mehr denn je, nicht ſo ſehr auf Grund formeller Verträge, ſondern aus dem eigenen Willen ſeiner Bevölkerung, zu ſeiner Freiheit und Unabhängigkeit. N — *— Ein Heer der Kleinen Entente? WMilitäriſche Vereinbarungen in Sinaja. Paris, 27. September. Wie Havas aus Bukareſt berichtet, laufen dort Gerüchte um, daß bei den Verhandlungen der Kleinen Entente die Möglichkeit von militäriſchen Vereinbarungen gegeben ſei. Möglicherweiſe— ſo meldet Havas weiter— ſtehe hierbei eine wichtige Entſcheidung vor der Tür. f Beiſpielsweiſe werde ſeit langem die Frage der Ver⸗ einheitlichung der Heere der Staaten der Kleinen Entente erörtert, und es wäre nicht ausgeſchloſſen, daß auf die po⸗ 12 1 Konferenz eine militäriſche Beſprechung folgen würde. 50 000 Opfer des Gelben Fluſſes 5 Nanking, 27. Sept. Von amtlicher Seite werden jetzt die erſten Schätzungen der Verluſte an Menſchenleben bekannk⸗ gegeben, die im Juli und Auguſt der großen Ueberſchwem⸗ mung des Gelben Fluſſes zum Opfer fielen. 50 000 Chine⸗ ſen fanden den Tod durch Ertrinken, eine Million leiden e 1 unter der fürchterlichen Knappheit an Lebens- mikteln. 5 N Die Nachforſchungen an Ort und Stelle haben ergeben, daß die Kataſtrophe bis zu einem gewiſſen Grade dadurch verurſacht worden iſt, daß die Dämme während der Kämpfe zwiſchen Räuberbanden und Regierungstruppen als Schutz⸗ wälle benutzt worden ſind. a Das Erdbeben in den Abruzzen Rom, 27. Sept. Immer neue Nachrichten laufen aus dem Erdbebengebiet der Abruzzen ein. Die etwa 80 Kilo⸗ meter von Chieti entfernte Ortſchaft Lama dei Peligni iſt faſt völlig zerſtört. Sechs Perſonen wurden durch den Einſturz der Häuſer getötet und 40 verwundet. In den anderen vom Erdbeben heimgeſuchten Ortſchaften ſind wei⸗ tere 30 Verwundete in die Krankenhäuſer eingelie⸗ fert worden. Zahlreiche Häuſer ſind eingeſtürzt. Auch ent⸗ fernter gelegene Städte der Abruzzen haben unter dem Erdbeben gelitten. In Sulmona ſind etwa 15 Perſonen verwundet worden. Der Reichslagsbrand⸗Prozeß. g Zeſiſtellungen von Ausländern.— der ſechſte Tag in Leip⸗ zig.— Der unbändige Dimitkroff. Leipzig, 27. September. Im Reichstagsbrandſtifterprozeß erwartete man Mitt⸗ woch mit beſonderer Spannung die Auswirkungen der von Präſident Dr. Bünger angekündigten Umſtellung im Verhandlungsverfahren, wonach mit van der Lubbe zu⸗ gleich die Beamten gehört werden ſollen, die im Vorunter⸗ ſuchungsverfahren van der Lubbe vernommen haben. Nach Eröffnung der Sitzung richtet Senatspräſident 885 5 folgende Frage an den Angeklagten van der Lubbe: 5 Wollen Sie nun heute lauter und deutlicher antworten als geſtern? 8 Der Angeklagte ſteht auf und erklärt nach länge⸗ rem Zögern: Das iſt möglich. Vorſitzender: Wir haben in der Zeitung geleſen, daß einige Herren Sie im Gefängnis aufgeſucht haben und daß Sie mit ihnen viel offener und bereitwilliger geſpro⸗ chen haben. Iſt das richtig? i van der Lubbe: Das kann ich nicht ſagen. Der Vorſitzende ruft dann N Profeſſor Soedermann⸗ Stockholm auf, der Dienstag den Angeklagten im Gefängnis in Be⸗ gleitung eines holländiſchen Journaliſten aufgeſucht hatte. Profeſſor Soedermann wird als Zeuge vereidigt und be⸗ kundet u. a.: Ich habe mich nach dem Unterſuchungsge⸗ flüängnis zu van der Lubbe begeben, weil man in der Aus⸗ landspreſſe ſoviel geſchrieben hat, daß van der Lubbe miß⸗ handelt und gepeinigt würde, daß man ihm Mor⸗ phium⸗ oder Kokaineinſpritzungen gegeben habe und daß darauf ſein eigenartiges Verhalten im Ge⸗ richtsſaal zurückzuführen ſei. a Ich habe den Angeklagten in ſeiner Zelle beſucht und alles in beſter Ordnung gefunden. Ich kann ſagen, daß er beſſer behandelt wird als die übrigen Gefangenen, z. B. was das Eſſen betrifft. ban der Lubbe hat mich gleich bei meinem Eintritt ge⸗ fragt— ich habe die Frage wörtlich aufgeſchrieben—: „Warum machen Sie dieſe Unterſuchung?“ Ich ſagte ihm:„Weil man in der Auslandspreſſe ſagt, daß Sie ſchlecht behandelt werden.“ Da hat van der Lubbe ein bißchen gelacht und mit dem Kopf geſchüt⸗ 85 51 hat auf mein Verlangen den Oberkörper ent⸗ blößt. Ich ſtellte feſt, daß er zwar ſtark abgemagert iſt, aber es waren nicht die geringſten Merkmale irgendeiner . Mißhandlung zu ſehen. Ich fragte van der Lubbe:„Fühlen Sie ſich körperlich wohl?“ Er antwortete:„Jawohl, ich fühle mich wohl.“ Ich ſagte wieder:„Aber vielleicht fühlen Sie ſich ſeeliſch nicht wohl?“ Darauf fragte van der Lubbe:„Was iſt ſeeliſch?“ Ich ſagte ihm:„Das kommt von Seele.“ Da f 5 1 ſehr deutlich:„Ich fühle mit auch ſeeliſch wohl.“ Vorſitzender: Er hat alſo bei Ihrem Eintritt nicht Ihre Frage abgewartet, ſondern hat gleich intereſ⸗ ſiert Sie ſelbſt gefragt, warum die Unterſuchung vorgenom⸗ men wird? Zeuge Soedermann: Jawohl. Ich hatte den Ein⸗ druck, daß ich ſtundenlang mit ihm hätte ſpre⸗ chen können und daß ich auch dann intelligente und logi⸗ ſche Antworten bekommen würde. Mein Begleiter, der holländiſche Journaliſt Luger, hat auch mit ihm geſprochen und ebenfalls vernünftige Antworten bekom⸗ men. van der Lubbe hat einen ungemein ſcheuen und ſchüch⸗ ternen Eindruck gemacht. Meiner Anſicht nach wirkt der große Apparat dieſer Reichsgerichtsverhandlung einſchüch⸗ ternd auf ihn. 8 Rechtsanwalt Dr. Sack: Können Sie uns ſagen, ob folgende Gerüchte, die im Ausland verbreitet ſind, auch hier in irgendeinem Punkte gerechtfertigt erſcheinen können: Es wird behauptet, daß van der Lubbe ſchon kaum noch am Leben ſei. Zeuge: Nein. Ich habe den Eindruck, daß er ſogar ſehr guk lebt. Rechtsanwalt Dr. Sack: Es wird weiter behauptet, daß man an ihm mit langſam wirkenden Giften arbeite. Fado dler Bauaig Roman von Leontine v. Winterfeld⸗Platen. 6 DO, ſprecht doch, ſprecht,— und lehrt mich, wie man dies harte, grauſame Leben, das doch ſo unſagbar ſchön ſein könnte, wie man es leben und tragen ſoll! Sie ließ den Grabſtein fahren, tat einige Schritte vor⸗ wärts und lauſchte auf das Lied der Orgel. Oder war es der Herbſtwind, der in den kahlen Baum⸗ zweigen geigte und um die hohen Kirchenmauern fuhr? Antje fror. Sie hatte eine große Sehnſucht, hineinzugehen in das linde, lockende Licht der mütterlichen Kirche. Heraus aus dem kalten, feuchten Dunkel hier draußen, das hernieder⸗ tropfte von den nachtſchwarzen Bäumen. Sie ſchlich durch das Portal. Ganz hinten auf eine der letzten Bänke ſetzte ſie ſich und lehnte ſich ermattet hin⸗ tenüber. e Und ſah in weiter Ferne, wie ein Wunder aus Gold und ſchimmerndem Licht, im bläulichen Dunſt der vielen Kerzen, den Hochaltar ragen. Und hob ſich ein wenig— ein wenig—, um ſeine Stufen ſehen zu können. N Jene Stufen, auf denen einſt mit Harniſch und Schwert der eine gekniet, der ausgeſehen wie der Erzengel Michael. Und der nun irgendwo auf Tod und Leben da oben fuhr in der grauen ſalzigen See. Denn der Tod ſtand um ihn her. 8 Verfolgen würden ſie ihn und jagen, all die Seeräuber Aund saperſchiffe der Oſtſee,— wenn ſie erſt wußten, daß er Geld von Dänemark brachte. f a Der Tod ſtand um ihn her, denn nun würden bald die Winterſtürme einſetzen und haushohe Wellen würden Tag und Nacht mit Heulen und wildem Brauſen über ſein Schiff gehen und ihm die Hände ſtarr machen, die feſt und gebräunt um das Steuer lagen. Antje ſah ihn. Sah ihn ſo deutlich. Das kantige Geſicht und die klaren, ſtählernen Nordmänneraugen, die einem bis auf den Grund er Seele ſehen konnten und doch ſo rein waren. Jeuge: Ich habe ihn auch gefragt, ob er irgend⸗ wann oder irgendwo nach der Einnahme von Eſſen oder Getränken ſich merkwürdig in irgendeiner Weiſe gefühlt habe. Er hal ſehr kräflig verneint. Rechtsanwalt Dr. Sack: Es wird weiter behauptet, van der Lubbe zeige typiſche Anzeichen einer Rauſch⸗ giftbe arbeitung. Haben Sie ſich davon überzeugt, ob van der Lubbe an ſeinem Körper Injektionseinſtichnar⸗ ben zeigt? Zeuge: Ich habe nichts dergleichen feſtgeſtellt. f Auch der holländiſche Journaliſt wird mit Rückſicht auf die ausländiſchen Gerüchte noch als Zeuge vernommen. Er iſt Vertreter des„Telegraaf“ in Amſterdam. Der Zeuge beſtätigt, was ſchon Profeſſor Soe⸗ dermann geſagt hat. Er habe mit dem Angeklagten ein einfaches Geſpräch geführt; es habe ſich aber mehr um eine einſilbige Unterhaltung gehandelt. van der Lubbe hat mit Ja und Nein geantwortet, nur etwas leb⸗ hafter als im Gericht. Im übrigen habe er auch im Ge⸗ fängnishof den Kopf auf die Bruſt gebeugt gehalten. Rechtsanwalt Dr. Sack: Haben Sie zufällig auch den Rang: Torgler geſehen und in welcher Verfaſ⸗ ung? Zeuge Luger: Ich ſah zufällig, wie Torgler einem Zimmer kam und eine Zigarette rauchte. Lubbes weitere Vernehmung Die Vernehmung des Angeklagten van der Lubbe wird dann fortgeſetzt. Zunächſt wird Kriminalkommiſſar Heiſig über die Ausſagen gehört, die van der Lubbe frü⸗ her über die Brände im Wohlfahrtsamt, Rathaus und Schloß gemacht hat. Der Zeuge ſchildert die erſte Verneh⸗ mung am 27. Februar. Als van der Lubbe feſtgenommen war, wußte man zunächſt nur, daß er als Brandſtifter des Reichstages in Frage käme. Erſt im Laufe der Ver⸗ nehmung bezeichnete er ſich als den Mann, der auch am Schloß, am Rathaus und Wohlfahrtsamt Brandſtiftun⸗ gen verſucht hatte. In Zuſammenhang mit der Anzündung des Wohlfahrtsamtes hat van der Lubbe geſagt, daß er 1 Gebäude ausgeſucht habe, das der Allgemeinheit gehört. i Die Sache ſollte für die Arbeitkerſchaft ein„Signal und Fanal“ ſein. Rechtsanwalt Dr. Sack fragt den Zeugen, ob der An⸗ geklagte frei geſchildert habe, oder ob man Satz für Satz aus ihm herausziehen mußte. Der Zeuge erwidert: Auf keinen Fall das letztere. Er hat dauernd geſprochen. Man brauchte ihn eigent⸗ lich nur wenig zu fragen. Er ſprach ſogar ſo ausführlich, daß wir ihn unterbrechen mußten, um nicht mit ihm ins Uferloſe zu kommen. ̃ Rechtsanwalt Dr. Sack fragt weiter, wo ſich van der 95 0 darüber geäußert habe, ob er einen Mittäter hatte. Der Zeuge erklärt, daß van der Lubbe hartnäckig aus dabei blieb, ſeine Taten allein gemacht zu haben. Auch nach der Gegenüberſtellung der Angeklagten Torg⸗ ler und van der Lubbe habe van der Lubbe erklärt, daß er den Mann nicht kenne. Der Zeuge Heiſig erklärt weiter, Lubbe habe ſich in gutem Deutſch bei ſeinen polizeili⸗ chen Vernehmungen geäußert und habe auch die deutſchen Fragen offenbar ganz richtig verſtanden. Die Protokolle habe er vor der Unterſchrift gründlich geprüft und hier und da Korrekturen gewünſcht. N Der nächſte Zeuge, Kriminalkommiſſar Dr. Zir⸗ pens⸗ Berlin hat den Kriminalkommiſſar Heiſig bei der erſten Vernehmung des van der Lubbe in der Nacht zum 28. Februar abgelöſt. Auf die Frage des Vorſitzenden, ob van der Lubbe ſich bei den Vernehmungen anders verhalten habe als hier im Gerichtsſaal, antwortet der Zeuge: Wenn man van der Lubbe als Hauptperſon 2955 läßt, ſo wird er ſehr geſprächig und findet kaum ein nde. ö Der Vorſitzende wendet ſich lächelnd an den zuſam⸗ mengeſunken daſitzenden Angeklagten van der Lubbe mit den Worten:„van der Lubbe, Sie dürfen jetzt als Haupt⸗ perſon reden.“(Heiterkeit.) f van der Lubbe bleibt apathiſch ſitzen. Der nächſte Zeuge iſt Kriminalaſſiſtent Marowſki⸗ Berlin. Er hat am 23. und 24. März van der Lubbe vernommen über das Geſpräch, das der Angeklagte mit 7 8 5 kommuniſtiſchen Arbeitern auf der Straße ge⸗ abt hat. 5 Und ihr ſehnender Blick ging wieder über die Stufen des Hochaltars. Aber die Stufen waren leer.— * Sie waren ſchon beim Abendimbiß, als Antje in den Eß⸗ ſaal trat. Frau Katharina hatte ein ſehr ſteifes und empör⸗ tes Geſicht.. 1 5 ö „Ich hatte dir juſt geſagt, Antje, daß es hier nicht Sitte ſei bei ehrſamen Bürgersmädchen, allein und noch dazu im Dämmern durch die Gaſſen zu gehen. Als die Magd aus dem Krämerladen kam, hat ſie dich ſehr geſucht, aber nim⸗ mer gefunden. Da meinte ſie, du ſeieſt ſchon zu Hauſe.“ Antje war ſehr weiß und aß nur wenige Biſſen. „Ich war noch in St. Marien, Frau Katharina. Es war Licht in der Kirche und die Orgel ſpielte. Da zog es mich inein.“ g Frau Katharinas Stirn war immer noch in Falten und ihr Mund ſehr ſäuerlich und ſpitz. 8 Rein totgeängſtigt hat man ſich derweilen hier. Immer und immer wieder mußte einer vor die Haustür ſchauen. Sollt' mich nimmer wundern, wenn ich darüber noch das Reißen bekomme bei dem feuchten Nebelwetter.“ Antje ſah ſchuldbewußt auf ihren Teller und mochte nichts mehr ſagen. ö Auch Bertie verhielt ſich ſchweigſam. Nur von Zeit zu Zeit ſah er verſtohlen zu Antje herüber und dachte in ſei⸗ nem Sinn: 5 „Wie iſt ſie doch ſo fein und lieblich und wie ſind ihre Wangen heute ſo blaß. Morgen iſt die Friſt abge⸗ laufen und es iſt mir nicht ein einziges Mal gelungen, ihr näher zu kommen. Ich habe die geit ſchlecht genutzt. Nun, vielleicht läßt ſich heute abend noch etwas machen!“ Danach ſaßen die beiden Frauen im Wohnzimmer an ihren Spinnrädern und ließen die ſurrenden Räder uner⸗ müdlich kreiſen, indes der Wind leiſe und eintönig im Ka⸗ min ſang. Beertie war noch einmal hinuntergegangen ins Kontor. Da hob Antje den Kopf. „Mir iſt nicht gut, Frau Katharina, laßt mich zur Ruhe gehen. Es iſt mein Kopfſchmerz immer noch nicht beſſer.“ Frau Katharina nickte. 8 i ö Dimitroff will wiſſen, wann die polizeiliche Ver⸗ nehmung van der Lubbes abgeſchloſſen ſei und wann ſeine eigene Vernehmung als beendet betrachtet wurde. Er er⸗ läutert den Grund der Frage dahin, man habe ihn bei ſei⸗ ner erſten polizeilichen Vernehmung als Mittäter Lub⸗ bes bei dem Schloßbrand hinſtellen wollen. Dieſer Verdacht habe ſich darauf geſtützt, daß bei ihm eine Anſichts⸗ karte gefunden wurde, die das Berliner Schloß darſtellt. Der Zeuge Marowſki erklärt, er habe von einer eventuel⸗ len Mittäterſchaft Dimitroffs nichts gewußt. Der Angeklagte Dimitroff ruft laut: Ich bin auch niemals van der Lubbe gegenübergeſtellt worden. 5 Vorſitzender: Das hat auch niemand behauptet. Weil man bei Ihnen Anſichtskarten mit den Bildern von Schloß und Reichstag fand, hat man zunächſt dieſe Karten als belaſtend angeſehen. i Der Anterſuchungsrichter hat das Wort Intereſſant wird die Nachmittagsſitzung erſt, als Reichs⸗ gerichtsrat Vogt, der für das Reichsgericht die ganze Vor⸗ Unterſuchung geleitet hat, zu Wort kommt. Er ſchildert van der Lubbe als empfindlichen Menſchen, der plötzlich mit flüſſig Ausſagen zurückhält, wenn ihm eine Frage über⸗ lüſſig erſcheint. Wenn er lacht oder ſo vor ſich hinſchmunzelt, dann lügk er. Wenn er aber laut lacht, dann hält er eine Frage für ſo ſelbſtverſtändlich, daß er ſagen möchte: Weshalb fragt man eigentlich noch einmal darüber. Auf den Hinweis:„Heute haben Sie ein bißchen viel g.eſchwindelt“ hat er nur die von dreiſtem Lächeln be⸗ gleitete Antwort:„Das mag möglich ſein!“ und einem der vernehmenden Kriminalkommiſſare erklärte er frivol auf einen ähnlichen Hinweis:„Ich habe noch nie behauptet, daß ich ehrlich bin!“ Reichsgerichtsrat Vogt weiſt dann auf die Bedeutung der Unterredung vor dem Wohlfahrtsamt in Neukölln hin, wo die Brücke geſchlagen worden ſei zwiſchen van der Lubbe und der Zentrale der KPD. Beſonders wichtig iſt die Feſtſtellung des Unterſuchungsrichters, daß es für den holländiſchen Kommuniſten kechniſch un möglich war, die Brände allein in der Weiſe zu legen, 5 wie er es geſchildert hat. In dem auffälligen Beſtreben, alles allein getan zu haben, hat er offenbar die Täterſchaft für alles übernommen, was ihm an Brandſpuren im Reichstagsgebäude bekannt gewor⸗ den iſt. Die Beſchuldigung ausländiſcher Blätter, er habe Lubbe dadurch zum Geſtändnis bringen wollen, daß er ſich auf ein angebliches Geſtändnis Torglers 0 5 0 hatte, weiſt Reichsgerichtsrat Vogt mit Entrüſtung zurück.. Der Ache erklärt über das Verhalten der Angeklagten, daß der Angeklagte Taneff einen Selbſtmordverſuch unter⸗ nommen hat, und daß der Angeklagte Dimitroff gegen ihn, den Unterſuchungsrichter, perſönlich vorgegangen ſei. Er ſei mit beiden Fäuſten auf ihn zugeſprungen und lediglich durch ſein ſehr energiſches Entgegentreten habe er 85 Dimitroff von Tätlichkeiten abhalten können. Auf eine Frage des Rechtsanwaltes Sack über die Vor⸗ unterſuchung gegen Torgler erklärt der Zeuge Vogt, 955 Torgler keine Schwierigkeiten gemacht hat und immer höf⸗ lich und zuvorkommend geweſen iſt. Ich muß aber mit aller Beſtimmtheit erklären, daß ich der Meinung ſei, daß das, was Torgler mir erklärt hat, der Wahrheit entſpreche, da⸗ von kann keine Rede ſein. a Dimitroff tobt Inzwiſchen hat ſich die Atmoſphäre mit wachſender Spannung geladen, da Dimitroff mit erregten Vorwürfen eingreift. Er bezeichnet die Unterſuchung durch Reichsge⸗ richtsrat Vogt als tendenziös, als eine Irreführung der öffentlichen Meinung. Bei dieſen Worten unterbricht der Vorſitzende den Angeklagten Dimitroff und ruft ihm laut zu: Das dulde ich nicht länger, halten Sie den Mund. Zeuge Vogt: Es iſt richtig, daß damals eine Erklä⸗ rung abgegeben worden iſt von der Verbindung der drei Bulgaren mit dem Reichstagsbrandſtifter van der Lubbe. Ich hatte nicht nur das Recht, dieſe Erklärung da⸗ mals abzugeben, ſondern dieſe Erklärung iſt durch die weiteren Unterſuchungen beſtätigt worden. Auf die drei Bulgaren ſind wir ja nur dadurch gekom⸗ men, weil ihre Beziehungen zu Lubbe feſigeſtellt wa⸗ ren, ſonſt hätte man ſie ja gar nicht feſtgenommen. „Dann gehe nur nach oben, Kind. Wie die Jugend von heute auch anfällig und zart iſt! Das iſt ja kaum auszuhal⸗ ten. Ich hatte gemeint, eine reſche und kräftige Schwieger⸗ tochter hier ins Haus zu bekommen. Statt deſſen muß man dich wohl bald ſelber noch pflegen?“ Antje ſah ſie erſchrocken an. „Mich pflegen? O nein, Frau Katharina. Ganz gewiß nicht. Es geht auch dies vorüber und dann helfe ich Euch wie früher. Bin doch ſonſt immer von früh bis ſpät zu Euren Dienſten geweſen.“ N Sie räumte ihr Rad beiſeite, küßte Frau Katharina die e, Hand und ging langſam und müde nach oben. Die brennende Kerze, die ſie in der Hand gehalten, hatte ein Luftzug im Treppenhaus verlöſcht, aber ſie fand auch ihren Weg im Dunkel. Auf der oberſten Stufe fühlte ſie plötzlich, wie zwei Arme ſie jäh umſchlangen und jemand ſie hart an ſich riß. Sie wollte aufſchreien, aber ihr Mund wurde mit Küſſen bedeckt, daß ſie ſich nicht rühren konnte. Sie war wie gelähmt und hatte keine Kraft, ſich zu wehren. 8 Und Verties heiße Stimme ziſchte in ihr Ohr: 1 „Hab ich dich endlich— endlich? Tag um Tag hab ich vermeint, du würdeſt milder werden und mir ein Küßlein gönnen. Nun muß ich mir heimlich rauben, was mir doch als mein gutes Recht zukommt. Nicht ſchreien, Antje, dann haſt du es mit mir verſpielt.“ Aber jetzt hatte ſie ihre alte Kraft und ihre Beſinnung wieder. Sie ſtemmte beide Arme gegen ſeine Bruſt und ſtieß ihn von ſich. Taſtete ſich am Geländer hoch und flüchtete in ihr Zimmerlein. Keuchend ſtieß ſie den Riegel vor und brach dann in die Knie. Und zitterte am ganzen Leibe, ob der da draußen ihr wohl nachgeſchlichen, wie ein Raubtier lauere vor der Tür. a Aber es blieb alles ſtill. ö Bertie war auch wohl wieder die Treppe herunterge⸗ ſchlichen. 5 Immer noch kauerte Antje auf der Erde. Ihr Herz klopfte in wilden, heißen Schlägen. Um ſie her war tiefe Nacht. So tief, daß ſie nicht einmal vom Fenſter her einen matten Schimmer erkennen konnte. N Und auch in ihrer Seele war tiefe, troſtloſe Nacht. —̃—ů zu Boden legte, als wollte er ſich ausruhen. Als ihnen dann Aus dem badioclien Laude 5 Aus der Landes hauptſtadt einer Reit⸗ und Fahrſchule. Im Anſchluß an das große Reit⸗ und Fahrturnier, das im Rahmen der Grenzlandkundgebung der NSDAP. am Samstag auf dend Schmiederplatz ſtattgefunden hat, teilt der„Führer“ mit, daß unter Leitung der SS.⸗Reiterſtandarte in Karlsruhe eine Reit⸗ und Fahrſchule zur Ausbildung junger Bauern⸗ ſöhne, Schmiede, Beſchlagſchmiede usw. errichtet werden ſoll. U Nußloch.(Zigarrenfabrik verſteigert.) Die größte hieſige Zigarrenfabrik(früher Simon u. Co.) ging bei der Zwangsverſteigerung an die Gemeinde zum Preiſe der Höhe ihrer Umlageforderung über. i Mühlhausen bei Wiesloch.(Vom Spiel in den Tod.) Als einige Knaben am Sportplatz ſpielten, ſahen die Umſtehenden, wie ſich der 9 Jahre alte Walter Reiß () Gründung die Sache doch auffiel, und ſie nach ihm ſahen, war er tot. 1 Herzſchlag hatte dem jungen Leben ein jähes Ende be⸗ reitet. Oberwittighauſen(Amt Tauberbiſchofsheim).(Bib⸗ liſches Alter.) Bei verhältnismäßig guter Geſundheit konnte der Bahnwart a. D. und Landwirt Michael Wichl ſeinen 95. Geburtstag feiern. rr * „ Vorarbeiten für das Segeifliegerlager Tagung der oberbadiſchen Gruppenführer. O Schopfheim, 27. Sept. In Anweſenheit von Vertre⸗ tern von Haagen, Lörrach, Rheinfelden, Wehr, Säckingen, Zell und Schopfheim hat hier eine Sitzung der Gruppen⸗ führer der oberbadiſchen Segelfliegergruppen ſtattgefunden. Zur Beratung ſtanden die in Angriff zu nehmenden Vor⸗ arbeiten für das erſte badiſche Segelfliegerlager. Der Senior der Segelfliegerbewegung des Oberlandes, Müller⸗Haagen, gab einen Bericht über die in Gang befindlichen Beſtrebun⸗ gen, in Gersbach eine Halle für die Flugmaſchinen zu be⸗ kommen. Er bemerkte dabei, daß auch ſeitens der Landes⸗ gruppe Baden⸗Pfalz die Anierſtützung in dieſer Hinſicht zu⸗ geſagt worden ſei, zumal das Gersbacher Gelände für Se⸗ gelflüge ausgezeichnet geeignet iſt. Architekt Wenner erhielt den Auftrag, für den Hallenbau einen eigenen Plan anzu⸗ fertigen, um ſo raſch wie möglich mit dem Bau beginnen zu können. Verhandlungen über die Finanzierung wurden ge⸗ führt und die entſprechenden Anweiſungen der Ortsgruppe Schopfheim zugeteilt. () Ottersweiler(Amt Bühl).(Vom Zuge über⸗ fahren.) Ein 21jähriger Mann aus Hatzenweier ließ ſich vom Zuge überfahren. Er war ſofort tot. Man nimmt an, daß der Bedauernswerte, der ſchon ſeit längerer Zeit an Gemütsdepreſſion litt, die Tat in einem Anfall geiſtiger Amnachtung begangen hat. e ) Forbach(Murgtal).(Ein blühender Apfel 1 92 1 ſteht hier im Gewann Waſſerbach ein Apfelbaum in voller Blüte, während einige Aeſte reife Aepfel tragen. Gewiß eine Seltenheit und eine eigenartige Naturlaune, die viel beachtet und bewundert wird. i () Rußbeim.(Keine Arbeitsloſen mehr.) Die Gemeinde iſt ſeit Anfang der Woche frei von Arbeitsloſen. — Der Bürgerausſchuß hat einſtimmig die Verleihung des Ehrenbürgerrechts an Volkskanzler Adolf Hitler, Neichsſtatt⸗ halter Robert Wagner, Robert Roth, M. d. R., und Albert Roth, M.d. L., beide aus Liedolsheim, 1 Weil a. Rh.(Schmuggelgut unter äge⸗ me 591.) Als Zollbennte einen mit Sägemehl hochbeladenen Wagen, der von Baſel kam, durchſuchten, entdeckten ſie darun⸗ ter ein großes Quantum Mehl. Vorgenommene Hausſuchun⸗ gen bei dem betreffenden Landwirt förderten weiteres ge⸗ ſchmuggeltes Mehl zutage. 5 Wie vor 330 Jahren Elzach abbrannte Am 26. September 1588 iſt Elzach durch eine verheerende Brandkataſtrophe nahezu vernichtet worden. Das Feuer brach um die Mittagszeit im Hauſe eines Schmiedes aus. Feuer⸗ ſpritzen gab es zur damaligen Zeit noch nicht und ſo mußte das Waſſer in Kübeln herbeigeſchleppt werden. Durch den ſtarken Wind angefacht, breitete ſich das Feuer mit raſender Schnelligkeit aus und nach drei bis vier Stunden war Elzach eine glühende Trümmerſtätte, nur die Kirche, Pfarr⸗ hof und Amtshaus ſtanden noch. Der geſamte Feuerſchaden wurde auf 25 000 Gulden geſchätzt, eine für die damalige Zeit hohe Summe. Der Wiederaufbau Elzachs vollzog ſich ſehr langſam. Erſt nach zehn Jahren konnte unter einem tatkräftigen Schultheißen der Wiederaufbau vollendet werden. (OY) Waldshut.(Anklage wegen Menſchen⸗ raub.) Gegen einen 50jährigen Deutſchen, der aus der Schweiz ausgewieſen wurde, früher aber mit einer in Riehen wohnhaften Frau ein Verhältnis hatte, mußte von den Schweizer Behörden ein Steckbrief wegen Menſchenraubes erlaſſen werden. Er hatte am 15. September offenbar in der Abſicht, die Frau zu veranlaſſen, nach Deutſchland zu kom⸗ men, deren einjähriges Kind mitſamt dem Klappwagen ent⸗ führt. Der Täter wurde in Waldshut verhaftet. i g 1 Die Auftritte mit dem Angeklagten Dimitroff ſet⸗ zen ſich fort. Die Strafprozeßordnung in der Hand ruft er: Ich möchte auf Grund der Strafprozeßordnung feſtſtellen, daß meine Feſſelung geſetzwidrig war. Der Zeuge Vogt erklärt, daß er dem Angeklagten Dimitroff nahegelegt alu eine Entſcheidung des Reichsgerichts über die Feſ⸗ ſelung einzuholen. Dimitroff ſagt darauf ironiſch: So ob⸗ jektiv iſt er in ſeinen Worten. Vorſitzender: Sie ſollen ſich jeder Beleidigung des Unterſuchungsrichters enthalten. Als Dimitroff ſeine Bemerkungen fortſetzt, ruft ihm der Vorſitzende ein entſchiedenes Halt entgegen. Dimitroff wirft dem Unterſuchungsrichter mit lauten Worten vor, daß ſeine Unterſuchung unrichtig, tendenziös und brutal ge⸗ weſen ſei. 5 Der Vorſitzende greift energiſch ein, Polizeibeamte neh⸗ men den Angeklagten Dimitroff am Arm und ziehen ihn auf ſeinen Stuhl nieder. Der Senat verläßt den Saal. Di⸗ mitroff ergeht ſich noch in Beſchimpfungen. Nach einer Pauſe erſcheint der Senat wieder und der Vorfitzende verkündet den Beſchluß, daß dem Angeklagten Dimitroff das Wort entzogen wird. Es wird ihm weiter mitgeteilt, daß er ſofort abgeführt wird, wenn er noch ein Wort ſagt. i Für 60 000 Feuerſchaden Großbrand in Ottenheim. 2 Ottenheim(Amt Lahr), 27. Sept. Im Anweſen des Landwirts Heinrich Ringwald im Oberdorf iſt Feuer aus⸗ gebrochen, deſſen Urſache noch nicht aufgeklärt werden konnte. Das Wohnhaus, Oekonomiegebäude und Tabakhänge wurden vernichtet. Der Brand griff auch auf das Anweſen des Joſef Fritſch über, welches teilweiſe zerſtört wurde. Dem Land⸗ wirt Karl Auguſt Ziegler wurde eine Menge Tabak, die er bei Fritſch untergebracht hatte, verbrannt. Die hieſige Löſch⸗ mannſchaft zuſammen mit dem Motorzug aus Lahr hatten große Mühe, den ſchwer bedrohten Ortsteil vor einem weiteren Umſichgreifen des Brandes zu ſchützen, was aber nach zweiſtündiger harter Arbeit doch gelang. Der Schaden beziffert ſich auf zirka 20000 Mark bei den Gebäulichkeiten und 10000 Mark bei den Fahrniſſen. 5 Tödlicher Abſturz vom Paulcketurm Freiburg, 27. Sept. Im Höllental, am ſogen. Paulcke⸗ turm, einem von Freiburgern oft beſtiegenen etwa 50 Meter hohen Felsturm, iſt der 25 Jahre alte Erwin Dutel aus Freiburg abgeſtürzt. Dutel wollte mit einem Kameraden die nicht leichte Südwand erklettern. Beide waren nicht angeſeilt. Sein Kamerad war ſchon nahe am Gipfel angelangt, als Dutel, der ſich noch ſechs Meter tiefer befand, plötzlich den Halt verlor und 40 Meter tief abſtürzte. Dutel blieb mit ſchweren Verletzungen am Fuße des Berges liegen und ver⸗ ſchied bald darauf. Sein Kamerad ſtieg raſch herunter um Hilfe zu holen, doch war es bereits zu ſpät. Aus den Nachbarländern 5 Hirſchhorn a. Neckar.(Weibliche Leiche auf dem Bahnkörper.) Am Sonntag fand die Strecken⸗ patrouille kurz nach Durchfahrt des D⸗Zuges, der um 12 Uhr die hieſige Station paſſiert, oberhalb Hirſchhorn auf dem Bahnkörper eine weibliche Leiche. Es handelt ſich um die 30 Jahre alte zu Dresden geborene Eugenie Möbius, die zuletzt als Hausangeſteilte in Annaberg im Erzgebirge bedienſtet war. Sie befand ſich auf der Fahrt von Chem⸗ nitz nach Mannheim zu Verwandten. Pfarrer Wagner-Kaiſerslautern freigeſprochen. Frankenthal. Unter großem Publikumsandrang fand am Mittwoch nachmittag vor dem Sondergericht für die Pfalz die Verhandlung gegen den 1875 geborenen katholi⸗ ſchen Pfarrer Wagner aus Kaiſerslautern ſtatt. Dem An⸗ geklagten, der durch ſein mannhaftes Eintreten in der Sepa⸗ ratiſtenzeit vor dem engliſchen Konſul Cleve bekannt ge⸗ worden war, lag zur Laſt, am 4. Juni, alſo am Pfingſt⸗ ſonntag, in einer Predigt in der Marienkirche in Kaiſers⸗ lautern den Ausdruck gebraucht zu haben:„Ein wüſter Kul⸗ turkampf zieht heute durch die deutſchen Gaue“. Die Ver⸗ handlung wurde eingeleitet mit der Vernehmung de⸗ An⸗ geklagten. Er ſchildert die Umſtände bei ſeiner Verhaftung, bei der er von einer großen Menge aus dem Pfarrhaus geholt wurde. Er habe den ihm von der Anklage zur Laſt gelegten Ausſpruch nicht in der Predigt am Pfingſtſonntag, ſondern einen ähnlichen Ausdruck in einer Predigt an einem anderen Tage gebraucht habe: Es weht Kultur⸗ kampfluft in Deutſchland“. Der Angeklagte erklärte dann weiter, er könne ſich nicht von heute auf morgen umſtellen. Er hoffe, daß er ſich mit der Zeit einſchalten könne in die nationale Bewegung. Es wurde dann mit der Zeugen ⸗ ver nehmung begonnen und zunächſt eine eihe Zeu⸗ gen vernommen, die hauptſächlich aus nationalſozialiſtiſchen Kreiſen ſtammen und die bekunden, daß 1 ſich durch die Predigten des Pfarrers verletzt gefühlt, eshalb größten⸗ teils auch den Predigten ferngeblieben ſeien. Großes In⸗ tereſſe fand die Vernehmung der Hauptzeugin, der Lehre ⸗ rin Maria Münch, die beſtimmt behauptet, die be⸗ treffende Behauptung in der Predigt gehört zu haben. Al⸗ lerdings habe ſie ſich keine ſtenographiſchen Notizen ge⸗ macht. Staatsanwalt Dinges beantragte eine Gefängnis⸗ ſtrafe von drei Monaten 14 Tagen. Nach längerer Beratung verkündete Landgerichtsdirektor Guggemooz folgendes Ur⸗ teil: Der Angeſchuldigte wird auf Koſten der Staatskaſſe freigeſprochen. In der Begründung führte der Vor⸗ ſitzende aus, das Gericht habe durch die Beweisaufnahme nicht die Ueberzeuqung gewinnen können, daß der Ange⸗ 1 gegen die Verordnung vom 21. März 1933 ver⸗ ehlt habe. 5 5 1 Liebes tragödie Eine Hausangeſtellte erſchoſſen. » Kaſſel, 27. September. jähriger Kaufmann aus Kaſſel aus einem Revolver einen Schuß auf ſeine Braut, eine in Kaſſel angeſtellte Haus⸗ angeſtellte aus Niedermeiſer, ab und jagte ſich dann ſelbſt eine Kugel in den Kopf. Trotz ſeiner ſchweren Verletzung eilte der Täter nach Zimmersrode zurück, um den Vorfall zu melden. Die ſchwer⸗ verletzten jungen Leute wurden nach Kaſſel ins Landes⸗ krankenhaus gebracht, wo das Mädchen ſeinen ſchweren Ver⸗ letzungen erlegen iſt. Auch die Verletzung des jungen Man⸗ nes iſt ſehr ſchwerer Natur, ſo daß eine Vernehmung noch nicht möglich war. Was die beiden jungen Leute zu der Tat trieb, iſt daher noch nicht geklärt. Es iſt aber anzu⸗ nehmen, daß die Tat in beiderſeitigem Einverſtändnis ge⸗ ſchah. Koblenz.(Das Ehe.) Das Koblenzer frau Johann Braun geb. Ende einer zerrütteten Schwurgericht verurteilte die Ehe⸗ Erhardt aus Weierbach an der Nahe wegen Totſchlags unter Zubilligung mildernder Um⸗ ſtände zu fünf Jahren Gefängnis. Die An eklagte hatte am 28. Juni iel Mann, den Bauunternehmer Johann Braun, am Kaffeetiſch erſchoſſen, um ihn in einer geplan⸗ ten Reiſe zu verhindern. In der Verhandlung wurde das Bild eines vollſtändig zerrütteten Familienlebens entrollt. einem Jahre mit einer Kellnerin, bei der er 100 oftmals wochenlang aufhielt. Frau Braun war nerven eidend und wurde durch die ſtändigen Enttäuſchungen ſo mißtrauiſch, daß ſie ihrem Manne oft auf ſeinen Reiſen folgte. Am Tage der Tat wollte Braun angeblich einen Beſuch bei ſei⸗ ner Tochter in Heidelberg machen. Die Angeklagte beſtand jedoch darauf, mitzufahren. In der Erregung über die Ab⸗ lehnung dieſes Wunſches und die vermutete neuerliche Kränkung ihrer Frauenwürde gab ſie drei Schüſſe ab, die tödlich waren. 5 immern.(Mit der Axt den Mann nieder⸗ geſchlagen) In Mengerſchied geriet ein Ehepgau in hef⸗ kigen Streit. Dabei ging die Frau mit einer Axt gegen In der Nacht gab im Wald bei Zimmersrode ein 22⸗ Braun verkehrte unter Beiſeiteſchiebung ſeiner Frau ſeit Lalaale Nuudoclau Das Eintopfgericht Nach Vereinbarungen mit dem Präſidenten des Reichs ⸗ einheitsverbandes des deutſchen Gaſtwirt⸗ und Hotelgewer⸗ bes wird angeordnet, daß die örtlichen Führer des W. H. W. in Verbindung mit dem örtlichen Führer des Reichsein⸗ heitsverbandes die Hotels, Gaſtwirtſchaften und Speiſebe⸗ triebe ihres Ortsbereiches in drei Klaſſen einzuteilen haben. In den Betrieben der Klaſſe 1. kleine einfache Gaſt⸗ wirtſchaften, beträgt der Preis des Eintopfgerichtes 60 Pfennig. Von dieſen 60 Pfennig ſind 10 Pfennig an das W. H. W. abzuführen. a 3 In den Betrieben der Klaſſe 2, ſogenannte bürgerliche Gaſtwirtſchaften und Hotelbetriebe ſowie Speiſewagen der Reichsbahn, beträgt der Preis des Eintopfgerichtes 1 Mark. Davon ſind 50 Pfennig an das W. H. W. abzuführen. In den Betrieben der Klaſſe 3, Gaſtſtätten erſter Klaſſe, beträgt der Preis des Eintopfgerichtes ſoviel wie der Preis des ſonſt normalen Gedeckes. Davon iſt der 50 1 überſchreitende Betrag an das W. H. W. abzu⸗ ühren. Betreffs der Erhebung der für das W. H. W. verein⸗ nahmten Beträge wird den Gaſtſtätten⸗Inhabern freige⸗ ſtellt, den Betrag in bar abzuführen oder dafür eine entſpre⸗ chende Anzahl Freieſſen in der Güte des Eintopfgerichtes 3 50 Pfennig zur Verfügung zu ſtellen. Die Anzahl der zur Verfügung geſtellten Gedecke ergibt ſich aus der Markſumme geteilt durch 50. 5 Bis 5 Uhr nachmittags darf in allen Betrieben nur das Einheitseſſen(Eintopfgericht) verabfolgt werden. Der Herſtellungspreis des Einheitseſſens ſoll nicht über 40 Pfennig liegen. Es können mehrere Eintopfgerichte ange⸗ boten werden. Ab 5 Uhr nachmittags iſt dem Betrieb ge⸗ ſtattet, die normale Bewirtſchaftung wieder aufzunehmen. Die Einführung des Eintopfgerichtes verfolgt nicht nur den Zweck, Geldmittel für das Winterhilfswerk aufzubrin⸗ gen, ſondern ſoll auf Wunſch des Führers vor allem den Armen unſeres Volkes zeigen, daß das ganze Volk mit ihnen fühlt und wenigſtens einen Tag lang jeder deutſche Mann und jede deutſche Frau ihr Schickſal teilen.. * Erntedankfeſt der Volksſchule Seckenheim. Am kommenden Freitag vormittags 11 Uhr verſammeln ſich Lehrer und Schüler der Seckenheimſchule im Turn⸗ ſaale des Vereinshauſes zur Erntedankfeier. Unſerer frucht⸗ baren Heimaterde, dem Fleiße des Landmanns und dem Segen des Himmels verdanken wir das tägliche Brot. Darauf wollen wir uns beſinnen, dafür wollen wir danken, und darüber wollen wir uns ebenſo gemeinſam freuen. Ihr Eltern und Geſchwiſter der Schulkinder und all ihr andern, die mit unſere Gemeinde bilden, ſeid herzlichſt zur Erntedankfeier der Seckenheimſchule eingeladen. Das Feſtſchiff vom Neckar. Beim Erntedankfeſt am 1. Oktober werden bekanntlich eine Reihe von Feſtſchiffen zum Deutſchen Eck fahren, um die Erntegaben des Landes in ſymboliſchem Feſtakt an dieſer geweihten Stätte des deutſchen Volkes nieder⸗ zulegen. Für das Neckartal hat der Neckar⸗Verkehrs⸗ verband die Vorbereitungen getroffen. Das Feſtſchiff vom Neckar wird in der Mitte einen Aufbau des blauen Turmes von Wimpfen erhalten. Auf dem hinteren Teil des Schiffes wird eine künſtleriſche Rebanlage in Geſtalt eines Wein⸗ berges geſchaffen, während auf dem vorderen Teil ein Garten⸗ und Feldgelände angelegt wird. In dem Wein⸗ berg wie auf dem Felde werden Trachtenpaare als Ernte⸗ kräfte tätig ſind. Im unteren Teil des mit Flaggen, Guir⸗ landen und Blumen geſchmückten Schiffes wird eine Aus⸗ ſtellung ſchöner Früchte des württembergiſchen, heſſiſchen und badiſchen Landes zur Schau ſtellen. An Backbord und Steuerbord befinden ſich die Wappen der Städte Heilbronn, Wimpfen, Mosbach, Eberbach, Neckargemünd und Heidelberg, der Städte des Neckar⸗Verkehrsverbandes. 2 Kampf gegen kommuniſtiſche Flugblattverteiler. Es iſt in letzter Zeit in zahlreichen Fällen vorgekom⸗ men, daß in verſchiedenen Stadtgegenden und Vororten kommuniſtiſche Flugblätter, die gegen den Staat und ſeine führenden Perſönlichkeiten hetzten, verbreitet wurden. Man hat aus dieſem Anlaß ſich gezwungen geſehen, als Gegen⸗ maßnahme eine Anzahl Führer und Funktionäre der KPD. in Schutzhaft zu nehmen. Dieſes Verfahren wird ſolange fortgeſetzt, bis dieſe Hetze aufhört. * i Amtsankritt des neuen Polizeipräſidenten. In der Polizeiunterkunft hat die Amtseinführung des Polizeipräſi⸗ denten Dr. Ramſperger und die Verabſchiedung des bis⸗ herigen Leiters des Polizerpräſidiums, Regierungsrat Sackſofſty, durch den Herrn Miniſter des Innern ſtattge⸗ funden.. UI Schließung des Lungenſpitals. Die Stadtverwaltung hat die Schließung des Mannheimer Lungenſpitals, das ſei⸗ ner Lage und Einrichtung nach ſchon lange den neuzeitlichen Anforderungen nicht mehr entſpricht, verfügt. Die Kranken werden nach dem prächtigen, am Fuße des Gebirges gelegenen, nach den modernſten Erfahrungen eingerichteten Tuberkuloſen⸗ krankenhaus Rohrbach bei Heidelberg verbracht, wo auf das Beſte für ſie geſorgt iſt. In Mannheim wird für die lungen⸗ kranken Patienten eine kleine Abteilung im Krankenhaus ſelbſt geſchaffen, in die aber nur kurzfriſtige Beobachtungs⸗ fälle aufgenommen werden. f f Die Auszahlung der Wohlfahrtsunterſtützungen erfolgt heute nachmittag 2.30 Uhr in der am Rathaus angeſchla⸗ genen Reihenfolge. Ausweis⸗ und Kontrollkarten ſind vor⸗ zulegen. Scheinwerfer am Flugplatz. Vorgeſtern Abend gaben die Lichtreflexe eines Schein⸗ werfers am nächtlichen Himmel dem Beſchauer Anlaß zu allerhand Vermutungen. Mannheim iſt im Begriff, ſich in den Nachtluftverkehr einzuſchalten und erprobt nun augen⸗ blicklich ſeine neue Scheinwerſeranlage auf dem Flugplatz in Mannheim, die dem Zwecke dient, dem anſteuernden Flugzeug die Landung zu ermöglichen. Der Scheinwerfer ſelbſt dreht ſich in rotierenden Bewegungen in ſeinem kleinen Turme und iſt auf dem Dach der Flugzeughalle, neben der Beobachtungsplattform angebracht. Die Licht⸗ ſtärke beträgt bei voller Kraft 1,7 Millionen Kerzen. Der neue Scheinwerfer iſt als Anſteuerungsfeuer für die Führer der Poſtflugzeuge, Strecke Stuttgart—Frankſurt, München ihren Mann vor und ſchlug ihn nieder. Sein Zuſtand iſt Die Verhandlung wird darauf auf Donnerstag vertagt. ſehr bedenklich. 5 Frankfurt und umgekehrt auserſehen. Sr 5—„Steckbriefe“ für Ankerſtützungsmaroer. Die maßge⸗ benden Stellen beſchäftigen ſich jetzt intenſiv auch mit der Bekämpfung des ungerechtfertigten Bezuges von Sozialun⸗ terſtützungen aller Art, wie er leider bei Schwarzarbeitern, Doppelverdienern uſw. mitunter feſtgeſtellt werden muß. Im Schriftverkehr unter den einzelnen Arbeitsämtern zir⸗ kuliert eine Art„Schwarze Liſte“, auf der alle diejenigen Perſonen aufgeführt ſind, die bei irgendeinem Arbeitsamt zu Unrecht Erwerbsloſenunterſtützung bezogen haben, oder aber bei denen eine zu Unrecht ausgezahlte Kriſenunterſtüt⸗ zung uſw. feſtgeſtellt worden iſt. Falls dieſe Perſonen ſich bei einem der Arbeitsämter melden, wird dies dem geſchä⸗ digten Arbeitsamt zur Veranlaſſung aller weiteren Maß⸗ nahmen mitgeteilt. Keine unzuläſſigen Preiserhöhungen Die NSBO⸗Mitteilungen verweiſen auf die Tatſache, daß in manchen Produktionskreiſen unzuläſſige Preiserhöhun⸗ gen vorgenommen worden ſeien. Das Verlangen, mit den zur Verfügung geſtellten Mitteln einen möglichſt großen Arbeitsbeſchaffungserfolg zu erzielen, werde in dem Augen⸗ blick unterbunden, in dem die zur Bekämpfung und Beſeitt⸗ gung der Arbeitsloſigkeit bereitgeſtellten ſehr beträchtlichen Summen zu einer durchgreifenden Preiserhöhung ausgenutzt werden. Insbeſondere wird dabei auf beſtimmte Zweige der Bauwirtſchaft Bezug genommen und darauf hinge⸗ wieſen, daß die Tatſache von ungerechtfertigten Preiserhöhun⸗ gen umſo ſchlimmer ſei, als die zur Wiederbelebung der Bau⸗ wirtſchaft bereitgeſtellten ganz erheblichen Summen aus ö f⸗ fentlichen Mitteln ſtammten. Die in Frage kommenden Wirtſchafts⸗„Führer“ ſchienen mehr an die Subventionspolt⸗ til des Weimarer Syſtems gedacht zu haben als an die Arbeitspolitik der nationalſozialiſtiſchen Regierung. Bet aller Befürwortung einer Preispolitik, die die Rentabilität des Unternehmens ſichere, müſſe ſich die NSBO doch wenden negen Profit in übelſtem liberaliſtiſchem Sinne. Eine Ge⸗ ſundung der geſamten Wirtſchaft könne erſt dann erfolgen, wenn die Arbeitsloſigkeit beſeitigt ſei. Man müſſe erkennen, daß in dem Augenblick, in dem der Rückgang der Arbeitsloſig⸗ keit abgeſtoppt werde, wie es infolge der Preisgebarung ge⸗ wiſſer Wirtſchafts⸗„Führer“ tatſächlich der Fall ſei, die Ar⸗ beitsloſigkeit automatiſch ſich wieder erhöhen müſſe, weil in der behinderten Vermehrung des Lohneinkommens Umſatz⸗ ſchmälerung und damit Entlaſſungen von Erwerbstätigen entſtänden. Ablieferung von Branntwein⸗Altbeſtänden () Karlsruhe, 27. Sept. Der Landesverband badiſcher Klein⸗ und Obſtbrenner gibt bekannt: Mit dem 30. September läuft die Friſt ab zur Ab⸗ lieferungsanmeldung der in Klein⸗ und Obſtbrennereien ſo⸗ wie Stoffbeſitzern noch vorhandenen alten Beſtände an ab⸗ lieferungsfähigen Branntweinen(aus Kernobſt, Kernobſttre⸗ ſter, Obſt⸗ und Weinhefe, Weintreſter, Korn, Kartoffeln und Topinambur). Die Reichsmonopolverwaltung für Branntwein hat ſich bereit erklärt, dieſe alten Beſtände zum Preiſe von 3 Mark für 1 Liter Weingeiſt gleich welchen Branntweins zu über⸗ nehmen, falls die Anmeldung auf vorgeſchriebenem Formu⸗ lar bis 30. September 1933 am zuſtändigen Zollamt ſeitens des Eigentümers erfolgt. Bei dieſen günſtigen Uebernahmepreiſen ſollen die Klein⸗ und Abfindungsbrenner ſowie Stoffbeſitzer von der hier⸗ durch gebotenen Verwertung ihrer bisher nicht abſetzbaren Branntweinbeſtände noch reſtlos Gebrauch machen. Die Ueber⸗ nahme wird mit dem nächſten Sammeldienſt der Deutſchen Edelbranntweinſtelle in üblicher Weiſe vollzogen. Die An⸗ meldung zur Ablieferung iſt um ſo mehr anzuempfehlen, als nach dem 1. Oktober auch der Branntweinhandel durch die neuen einſchränkenden Beſtimmungen nicht mehr in der Lage iſt, dieſe ablieferungsfähigen Branntweine im freien Ver⸗ kehr abzuſetzen. Wetterbericht Die noch über der Biskayaſee verbliebenen Tiefdruck⸗ reſte können als erledigt gelten. Unſer Gebiet hat nunmehr Anſchluß gewonnen an das über Nord⸗ und Oſteuropa ge⸗ legene Hoch, ſo daß wir mit tagsüber heiterem und milden Wetter rechnen können.— Vorherſage: Morgennebel, tags⸗ über meiſt heiter und warm. Mannhemier Theaterſchau Donnerstag, 28. September. Miete H 3: Mona Liſa. Oper von Max Schillings. Anfang 20, Ende nach 22.15 Uhr. Freitag, 2. September. Miete F 4, Sondermiete F 2: Freie Bahn dem Tüchtigen. Komödie von Au⸗ guſt Hinrichs. Anfang 20, Ende 22.15 Uhr. Samstag, 30. September. Miete G3: Die Zauber⸗ flöte(in neuer Inſzenierung). Von Mozart. Anfang 19.30, Ende 22.45 Uhr.— Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben. Sonntag, 1. Oktober. Miete C 3: Der Vetter von Dingsda. Operette von Eduard Künneke. Anfang 19.30, Ende 21.45 Uhr.— Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben. Geſchäftliche Mitteikungen. 2 Minunten kochen, nicht nar überbrühen. In jedem Kathreiner⸗Körnchen ſteckt innen ein dicker kaffee⸗ brauner Kern aus glitzerndem Röſtmalzzucker— der Röſt⸗ malzkern, wic man ſagt. Dieſer Röſtmalzkern löſt ſich im Wafſer auf, wenn der„Kathreiner“ richtig— volle 3 Mi⸗ nuten lang!— durchgekocht wird. Das gibt dann das Volle, das Vollmundige, das ſich ſo gut mit den andern feinbittern Aromaſtoffen des Kathreiner verbindet. Das gibt dann den guten Geſchmack. Der Röſtmalzkern, der machts's.. der Gehalt macht's! Verſammlungs⸗Kalender. ö el Evang. Kirchenchor. Heute abend punkt 8 Uhr Probe. Kath. Jungmännerverein. Heute abend 8 Uhr Verſammlung der Jungmannſchaft mit Vor⸗ trag in St. Klara. Fußball⸗Vereinigung 1898 Mannheim⸗Seckenheim/ E. B. Morgen abend Saaltraining wie folgt: 6 Uhr Schüler mit anſchließender Beſprechung 7 Uhr Jugend mit anſchließender Beſprechung 8 Uhr Senioren. Alles hat reſtlos und pünktlich zu erſcheinen. Anſchließend um 9 Uhr findet eine außer⸗ elenemillel in bekannt guter Qualität, neues Sauerkraut Pfund—.12 ö Erbſen, halbe gelbe Pfd. ab. 24 Bohnen, weiße Pfund ab 14 Frankfurter Würſtchen ( durſelſt. echten, Scubenſpen äußerſt preiswert. Heines WürſicheLn ordentliche Mitglieder⸗Verſammlung ſtatt, wozu einladet Der Führer. Felthernnge in Tongtenſauce! Beſonders vorteilhaft: Doſe 35 Pfg. Sammel⸗Anzeiger nur für Mitglieder der Landwirtſchaftl. Ein⸗ und Verkaufs ⸗Geno ſſenſchaft. Beſtellungen auf Moſtobſt, Torf, Trocken⸗ ſchnitzel, Kohlen, Koks, Union⸗ und Eiform⸗ briketts werden laufend entgegengenommen. Der Vorſtand. Schlachtſchwein zu verkaufen. Auskunft im Lager. Nie wiederkehrende Gelegenheit!? Wegen Auslandsreise nur noch heute Donnerstag und morgen Freſtag! Handlesekunst!! Astrologie!) „Die Wahrheit über Dich!“ Beratung über Charakter, Beruf, Ehe, Bismarckheringe! Lterboſe-. 68 Nollmops Bratheringe ö Heringe in Gelee 1 Sierdoſe—. 20 Holl. Vollheringe Stück. 09 Deutſche Fettheringe J Holl. Bückinge, ſcharfe 1 Literdoſe. 68 1 Literdoſe. 65 1 10 Stück—. 52 Stück—. 12 1 Gesundheit und alle sonstigen Ereignisse. Sprechzeit von 4—10 Uhr nachmittags. Mayer- Fabian, Seckenheim, Hauptstraße 21(Cafe Berlinghof, 2. Stock). 9 (Ungenierter Eingang). ö Wichtig in allen Lebenslagen. Zeitgemäßer preis. Taglohn-Zeffel für Bauhandwerker (nach vorgeschriebenem städtischen Muster) 1933 9 900 Nr 39 zu haben im Verlag des„„Neckar-Bote“. .— ——— 2 N Der Erlös fällt der Winterhiffe der N. S. D. A. P. zu. Spart bei der ältesten Bank und Sparkasse am Platze Ing Hrechoeren Sechennemn ö e. G. m. u. H. in Mannheim-Seckenheim. Gegründet 1881. Sch Wildleder schu. Bong. schw. R· cheur· Spangen- Schuh 3 Oesen- Schuh S pangenschuh M. FrofteuULNVAb Weiss gedoppelif m rotebr- Abs herz, elegonfer acheh 8 Sehr belie bi, ange · que pd; form leicht o. bequem i-Abafz, gahmęnarbeit nehm fragen bequem. lauf ſchoh 5˙⁰⁰ rassiges Hodel! Vorfefſpaff Angeb 90 f 22 lack · Oesen · Schu v. b. Borc. br. Borc. Sport- Schoh, imif. Reptil v. lach · Herren · laſbſ Hecren- Haleschoh m. Ewischen- Sohle Rahmengreeit 7 150 9 9⁰ vorteilhaftes Angebot Ferri Locken erzeugt Lockenwasser „SMA“ Eine Ueberraschung fü jede Dame Erhältlich bei Hermenla- Drogerie W. Röftstin Degckerei des„Neckar- Bote“. Gummistempe! Mannheim, Qu 1, 8, am Markt— P 7, 20— Schweßingerstfr. 48, liefert in jeder Größe Mittelstraße 50— Neckarau: Rheingoldstraſfe 29. * e dindg nene much uegeu ii sog oinzz svq den zig gun uss dd 1 zpne unnd dqunzg ed u! suozog sed ueönzz sid uefnzf aqunzag zu jens ue an „ieh iuonogz mec usb ie eee nee ine gulf duch en an sehr 1 ss use i neo eee a0 Susbiqn fumoi 18—— lil ueusau Inv eineg zuuu quent seng ue jena sun un sbune sojpoae Snvlpang din use sees I nlunuzea 218 ue? dune de eee e ee e lee euere een eee een ene le ue a0 obo„used% pu 1 ueuugz z naa 68“ 55„e Gusen ape u! gun“ „uozog mec oppajv uu ang“ dei ueq ue se obng eig oi ue url „&us— eusbfol ng“ „usgjol nb use! zn auge ju uozogz ec ue die een e“ a ene ee e ene deer eee eule ne Jpeg qun bianz i bub gun pnane uoavg v0 eva„Ce ei e een een ee e ie ee „Cozsvc⸗ phat uoazvg 26“ Bos zinc udg ding ue eee ee pog zeqo pig a0 une neee ue See pile daedog sv u gol gun un op equ vc give ad u eee be de et ee due nec ud qa ov achnda gun usuupine opne 20 Aepjnſpg zdf Inv quvch ause pugeſc 20 ohn opeuegviſg 10 voa Lang uuoz ud 1e sn uleg uoa guvleg qgupzluezploz g ue eee edu wen ehe e lee innen e, een 9.L end uoboz6 udn ee eee en ee er in un ah udg guho pues snv uozog zd ven ulis Lan Solfiuzequic seg bung sog dia Inv Siqingedun Spee dena usbnokeagves Usbiluol qun usbvmuhvqusgvnfg uoa ijgveu ou) Snpuig ub og Seu zee und uoavg ze pi bog bine Ava jazedaea bog a0 gra ue a5 ugpgagv s ou ol zeig obe dig zen Supnisbun ol aun usqpoigedusumolne zva nemaan ds uch npcfuelnzz Usbanz ueuse se qs eien zan uneu usebes usobogz a0 did gavaldn vc aeg uzelnpc ue ue uscplicg „fſeoplunm zum 8 cpi dic usuhof i aim dane usa lens did gun gun zd uf oda ono o ogg gl“ (usioqiea pniadqppztz) va c enn eee e ene eee uf ein va dus ut e ea e ee enen e eib uso usumeouess notes Bunzuue! ⸗uehn ib sn ueuveg 820 mal auge ug uda qun usönzi jede piu ned und ed ue uoa jg ⸗uiz due ignvusbusb 10 Un jeune seul unvs, agpipnzg ane jgeleg qs qun usbogßz ue bau „ ee egi did 20 fzeg zend zqunsg auh *— ⸗ungz oplenbuvlun sog onnucphue qun pnane jan us Inv uud e a0 le een eee ee ee snvulg zn ine gun un dee dug ueuel goht qun qv zuvpc uegel enge! uozvog ꝛ ze szene sed gur 20 Spun„sl Spec Seed eee“ dee een enen „ulel ne usage uebiohhongz usb ad jdn une! cn 85 noi 168“ Inv ug uozvgß ze Onez„ue eiu eas aun ci zn eis uelnvz aun eis uegeb gun“ eh uenncpe usushvlebuie use guet Inv uu ez 100 dgplpd zh gun Jeu 1d i aullg sijo aba ein ⸗nd jdn ue Seda usa sed gun ag u gupach ⸗ida uleſplajech ie ou jvuseid zee ui „„ ehe en e ee ee ee ee 16,1 „ozjqvolſd⸗vlypueneg ue oi“:o obo gun ug ꝛkdpnlogz ue ia jezogz dean biusc svo 21901 40 . net neh zd„pnalu enz“ ouscpoazcleg spa joa sva pnank uezeid ⸗vcß Uda joqung uieure u 10 uz one ibu ꝙæppztz 5 2 Snpuig euunz qun jon a0 ci eidneq sea ug ueuebie used seignig Une seuse Bunjoguvusch ur% nog uud ene „uoejoh vlvuezey us dig zoo ueugg dem p f ueuceu ene gvicß puqusonzz ueune dic usgang“ hh uegunmeqn usezusgegz uefgef did nr unu i gv eee eee e dun e uud e ien„eng“ usſpeadinssnv use breanue ue ue uno mu aeccple nd opog jgom ug! ooanc 8c) q vag 20 „ bn mia ue eee „ een eee e eee e ehe ieee ſpog dig nem qun uspim doc ueingd ze un“: Unemeszz Uelenn une ru eee ee ene ieee gun dee eee eie ue ava uvavg au n een en eee beer p uoogz z uus ui useburbzea usgunzeg ablui⸗ nh uehocebsnv obpjppg z Funſvlach ꝛcpicples ui uo aeg ue zeagz ue zoun ug n un; opog usfpules Goljeia zd ui Gluehcs erfelmar 200 unge 8 9a SD ZN ,,. /Nν H He αάον —— men e B iI K Suni i z un au dg d einen po ies auvibuch zklp ꝛcgſudch ang gung 1462128 eie er er eco ung: 1 1 ß ß Io II Rao aen e218 224118 immun ae sn usbun ginn eie ene er lebabuis 81 Seu er ebenen er eue een ed ee d eee e ene e nezno u 410 ic d ge nee ehe f ne nn e leben nz nion I sguebiol A range 1% Bunzne geg 20 ue pied sBungna L uspauvian eue sn jpg ue usſeſeg uefun tpvu uso uoa usgoicngquc qun ⸗sBuvluid nene dcn Tea ene r eo 5 neee en en 10 v— ja— n— un— peel— an]— apgl— a0— 22 — jpz— uon— du— du— abu— snu— jeu— 2— ni— 8— 101— 85— 1— ue— 2— 4%— 2%— 4 Dhnauegns e ee e e e ee e EEE N. 5 0 230— 2. 2 91 0 U. 2 22 2 æppaqebur uebungusmsfvüpiche Ocpihpnibun uses Jemugncpe sip uesca ber u neee een eee * egen enen egen sed Bunze guns due ze nun eee eee ueieneu pu Uuvz uefa Funuipdunzcz usqunsebun a0 ne suehen bie ubanguelbet eguebnuebun pan * oo ge zn Inv igel d Anpieg äpezur! ic da eee eee eee e ee Aeengu ui usa Bunzgeuzeg inuegoegnv au 2 a 212 uebogjeg obuphock sig ususbie zl epi sog eig Ainpceg uebunu nuch uuns een eee eee lee eg, * elphjuupu spa siv ubnesigp oeee eeeeee i eee e eee lee eee e 8* e quekongz J ol au van anu uoinngongß a0 ur usugeu vgl dun vav un ue uegog guvc ic u zusboagz 28 vanse n uonzngo zg dig ueſvoſg neue ie een eee neon 8 agplebun au vckoan 1 ue Te u eee eee bie zeqn Inv dann! ehen ur une ee e nen een 5 Apvages apc ud inv aun Jpnzgob pg uses 000 varſe luca quvichhnec ur use eee eee nenen e * ehelich zcppdl sana qun i200% 0 urs ego 200 puquebönzz une ui e ee eee hen eue 5110 ue ene een de eee eee eee eee ee ee ebene eee ige er sus oun s? uehol use 1277 Telaenpf ur! ⸗unszgeneg mene ne eee eee ee eee Sean 850 fun gun zpegueuuolegz uenggzs 10 lavgag S eee neon eee den e e ee Bunzgic aufe usgelsnv aso 10 Sujggic Luvb uuyz Jeeben eee eee ieee eee e ene ee Adgaellpgz eig v neten be ee den ene; ⸗k&hv ui uc uud eee eee ee eee o unc did bn gun usgentzeqn zvroddvonze uskuns ue did ueplckg2T eleid ueuugz bnebön jd uechaun ie eee e ee n en er eunehtuelcdg T eig ogg wege 14e uf pmpu uebnlunbeg snd avach zei gun jeag usa uenivaecuue ueuugz usgebze usuohrz Hunguflckulemupſpe pile de e ieee ee e ehen e bee „negeg i ee ee ee eee dun eee waq vnc ssphöppcg sl 5 4 Alt duo ue hoaszubupczea dig ige neazlng ue an! 1016 pi v Neben eee ee eee ee neee en ja vac zeia gun jezq use uernbrecwefenpn znpz aun alain 8 * * upper eee ee beine uieumpzg vpe aufe Spang„jeuung“ eue jd ul e ee een eee eee ene ene ubs u„eee ebenen“ ͤ nr unzsbunzg pez recen ene eee de ee eue ⸗Aphls ue A sc dn jdnpgzeqn se oi nee eee a% v einc ue mp ee e eee bee e e eee ee eee eee e ie e udbebvg avaßgpchlun Lunch bpazeg zap usain be ecnuvloch deze ueeunmgjoch gun uezzoggjoch uze bor unless 80 une eee een une ee nejcpnzgz use use ann usa n een eee neues sn olunzud onen ee eee e f Jqnobsnv (usgoich ue zupfen pu juuvuss ol) avgvegu nz? ui ip See e bind ien ehen a0 ue eee eee ene enen eee ee ee sog zn ee eee ee e eee ee eee usgoas 120 bung ige dd ene neee en eee neee ee en ie ee een ee n sog Apjvgz z üegebiun uaen vc au buzvsb unge! 1 Jas ei sue ue Jaocnogszqung eig uon aq iv aufe udavg Jeigsch seed deute eee een zone ugeehunt van gun mvling sed unzuebcd seſvannck piidehglsno it eig usupuocusezegß aun usbozupſch ⸗Hociundg uezenegebun uu zpegeg sgup ihne oggag egi 10 ua dene ehen ee l iezs ule g gog bab ud(gugz) urls i Aan Tepe eee ae ou einach eee eee eee eee ebener ee eee e ee negr 4% uud e 40 a Tepee igen aao ue: udugr use dann 8 pnane seo meagt ne on see h dun ma ue zeppzcß odunl 00 10 jd quednce ——„iuegelne ne Tee use eee een eien age en e een en e“ eu usbunlk uezuvs % zd ueddig id un effect Ae ee ee ö„Connduun sun szene seg zpvadusq zog zung eg uus uepenelnv ogg ei sun Un uusch ug icpiu ss dap usenet ue used ud uellvr uelnviqun cu aun vlg uiempas uegeß z00 18 a0 di siv ueuugz nec eee udgogg a8 sn 12018 12268 65 0 gg Jgelebsnvada— ug! e eee eee eee Der Kriminalinſpektor folgte mit zwei anderen Herren, die ſich, ebenfalls in Zivil, wie ihr Vorgeſetzter, unauf⸗ fällig aus der Menge der Paſſanten gelöſt hatten und von dem Verhafteten keinerlei Notiz nahmen. Dann zog der Wagen an und fuhr der inneren Stadt 19. Kapitel. Zwei Tage ſpäter hielt Agneta Hermann in Oberlau⸗ bach in Bayern ein Telegramm in Händen, deſſen In⸗ halt ſo wunderlich war, daß ſie die wenigen Zeilen immer wieder leſen mußte. Es lautete: „bitte ſofort abreiſen ſofia mit onkel amtmann ſtop abſteigen ſredechotel ſtop erwarte euch dort ſtop alles in beſter ordnung ſtop überweiſe gleich⸗ zeitig reiſegeld ſtop robert.“ Onkel und Tante waren nicht zu Haus, mußten aber jeden Augenblick zurückkommen. Was würde der Onkel zu dieſem merkwürdigen Tele⸗ ramm ſagen, das eine Reiſe von Oberlaubach nach So⸗ ſia wie einen Nachmittagsausflug behandelte? zu. Das Geld war bereits angekommen. Wie im Traum ſich fühlend, hatte Agneta über tauſend Mark quittiert. Vor ihr auf dem Tiſch der kleinen Stube mit dem ſoliden, altersdunklen Holzgetäfel, lagen die zehn Scheine, die der Bote dagelaſſen hatte. Sie glaubte immer noch, von einem Spuk genarrt zu ſein, trotzdem die Scheine beim Anfaſſen ſehr wirklich raſchelten und kniſterten. Eine Bergeslaſt war durch die Ankunft des Tele⸗ gramms von ihrer Seele gefallen. Nun wußte ſie doch, daß Robert glücklich in Sofia angekommen war. Aber eine neue Sorge türmte ſich dafür auf. Warum rief Robert ſie? Was ſollte ſie in Sofia? Zwar beſagte das Tele⸗ 8 daß„alles in Ordnung“ ſei, aber das beſchwich⸗ tigte ihre Unruhe nur halb. Von der Dorfſtraße her klang das eilige Trappen von Pferdehufen und das Rattern eines Wagens herüber. Das mußte der Onkel ſein, der mit der Tante von der Fahrt nach der Station hinunter zurückkam. Sie ſprang auf, eilte auf den Hof und kam gerade zu⸗ recht, um das leichte, aber ſolide gebaute Gefährt durch das Tor biegen zu ſehen. „Nun mach dir man bloß keine falſchen Hoffnungen, Marjell!“ rief der Amtmann, eine hohe, breitſchultrige Geſtalt in Lodenjoppe und wetterfeſten Stiefeln, ſchon von weitem.„Von dem Stern deiner Hoffnungen haben wir nichts mitgebracht.“ Er brachte das Pferd dicht neben der Nichte zum Stehen und ſprang leichtfüßig ab. „Ich war gleich nach unſerer Ankunft im Dorf auf der Poſt, weil ich dachte, dir einen Brief mitbringen zu können, aber es war nichts da.“ „Er kann ja auch noch nicht wieder ſchreiben, Arnold,“ ſagte Frau Hermann vom Wagen her kopfſchütelnd. „Geſtern erſt kam die letzte Karte an. Inzwiſchen wird er angelangt ſein und hat dann jedenfalls zunächſt anderes zu tun gehabt, als Briefe zu ſchreiben.“ Es war ein köſtliches Bild, die kaum mittelgroße, rundliche Frau mit den gewinnenden, gütigen Augen und der Rieſe, dem heute noch die Kraft und Friſche der verfloſſenen Jugend aus allen Falten und Fältchen ſeines lachenden Genießergeſichtes lugte. 5 „Ruhig, Mutter!“ wies er ſeine Ehehälfte mit mar⸗ kierter Betonung zurecht, während er ihr vom Wagen half.„Das verſtehſt du nicht. Du haſt in deiner Jugend die Wonnen eines richtiggehenden, ſchmalzigen Liebes⸗ briefes nicht kennengelernt, denn erſtens wohnte ich deinen Eltern gegenüber, und zweitens—— in den Stall, Phi⸗ Lipp!“ unterbrach er ſich und nickte dem halbwüchſigen, jungen Burſchen zu, der vom hinteren Hof her nach vorn gekommen war.„Gut abreiben! Verſtanden?—— alſo, zweitens, Mutter, warſt du ſo dumm, gleich an mir hängen n Wan je gefauugſ fil Icalt ſie ihn.„du ſolteſ dich „Nun ſei gefälligſt ſtill!“ It ſie ihn.„Du ſollteſt di ſchämen, ſolche unfeinen Späße „Was?—— Unfein?—— Ich, und unfein?“—— er ſchüttelte lachend den Kopf und blieb ſtehen.——— „Nee, Martha! Das kannſt du keinem vernünftigen Menſchen glaubhaft machen. Du haſt immer einen aner⸗ kannt guten Geſchmack gehabt, und daß du mich genommen haſt, beweiſt, daß auch ich.“ f 3 Hier wurde er von Agneta unterbrochen, deren fig⸗ bernde Ungeduld ſich nicht mehr zügeln ließ. Lite Onkel!“ bat ſie, ihm das Telegramm hinhaltend. „Lies!“ „Was iſt das, Marjell?“ „Ein Telegramm von Robert.“ „Nee!“ Die Ueberraſchung verſchlug ihm für einen Augenblick die Sprache. 1 R ſchoß eine dunkle Welle in ſein geſundrotes Ge⸗ icht. „Doch nichts paſſiert, Kindchen? Wie?— Nein?— Na, Gott ſei Dank! Das hätte ja auch nur noch gefehlt, daß .. verflixt noch mal! wo iſt denn wieder meine Brille? Martha, du haſt ſie zuletzt gehabt.“ „Laß nur!“ bat Agneta,„ich leſe es dir vor.“ Sie nahm die Depeſche und las die wenigen Worte. Für Sekunden kam keine Antwort. Dann entfuhr dem Amtmann ein lauter Pfiff. „Siehſt du, Mutter!“ ſtrahlte er die ganz entgeiſtert Daſtehende an,„nun komme ich auf meine alten Tage noch gratis und als höchſt wichtiger Reiſebegleiter und Beſchützer holder Weiblichkeit nach dem ollen Bulgarien!“ „Mein Gott, Arnold!“ warf Frau Hermann ein,„du wirſt doch nicht. s. „Natürlich werde ich! Da drin in der Depeſche ſteht: Sofort abreiſen Sofia mit Onkel Amtmann. Der Onkel Amtmann bin aber ich. Das wirſt du nicht beſtreiten wollen. And das Reiſegeld wird geſchickt.“ „Es iſt ſchon da, Onkel,“ warf Agneta ein. „Siehſt du, Martha, daß ich fahren werde!“ triumphierte der Amtmann.„Das Geld nicht benutzen, wäre Anter⸗ ſchlagung. Ich werde nicht nur fahren, ſondern ich muß, moraliſch und geſetzlich muß ich. und außerdem—— ſeine Stimme verlor den Uebermut und wurde ernſt—— „aẽnßerdem kann doch Agneta unmöglich allein fahren. Wenn aber ihre Anweſenheit in Sofia nicht notwendig, oder— ſagen wir, ſehr erwünſcht wäre, würde Doktor Siegmar nicht telegraphiert haben. Das ſiehſt du doch wohl ein, ja?— Na, ſchön!—— Die ganze Geſchichte des hol⸗ den Bräutigams, den unſere Marjell ſich ausgeſucht hat, iſt ſo geheimnisvoll, daß ich beileibe kein Blatt daran ver⸗ derben möchte.—— Alſo, wir fahren. Das heißt, zunächſt wollen wir einmal ins Haus. Der Gaul ſteht längſt an der Futterkrippe, und wir ſelbſt holen uns hier draußen den ſchönſten Schnupfen.“ Am nächſten Tag ſaß der Amtmann mit ſeiner Nichte auf der Bahn und fuhr der Ebene zu. Und wieder zwei Tage ſpäter ſtanden die beiden vor dem Bahnhofsgebäude in Sofia, und der Amtmann meinte, unſicher lachend:„So, das wäre die Hauptſtadt unſeres Verbündeten aus dem Weltkrieg! Weißt du Agneta, daß ich mir die Sache etwas— hm— etwas anders vorge⸗ ſtellt hatte? Etwas orientaliſcher könnte es meinetwegen hier ſein. Das da“—— er beſchrieb mit dem freien Arm einen unbeſtimmten Halbkreis vor ſich hin.——„das da könnte auch irgendwo in Deutſchland ſein, abgeſehen von den buntgekleideten Frauen. Sehen übrigens gar nicht übel aus. Das muß ich ſagen. Aber das Aebrige, die Straßenbahnen, die Häuſer, die Autos, der Platz, die Straße—— nee, ich bin enttäuſcht, ganz und gewiß ent⸗ täuſcht.“ 1 Agneta antwortete nicht. Ihr Herz klopfte in ſtarkem Tempo, und ihre Augen flogen erwartend über die bunte Menge, die den Vorplatz füllte. Sie ſagte ſich ſelbſt, daß ſie unmögliches hoffe, denn Robert wußte nicht, wann ſie ankommen würde, aber ihr war, als müſſe er fühlen, daß ſie da ſei. Wie ein elektriſcher Schlag traf es ſte plötzlich. Von links her kam ein elegantes Auto, in dem hinter dem Fahrer ein einzelner Herr ſaß. Und dieſer Herr..“ „Robert!“ ſchrie ſie auf, jäh und hemmungslos, ſetzte den Koffer hin und flog auf den näherkommenden Wagen zu. Robert Siegmar hatte bereits Befehl zum Halten gege⸗ ben. Jetzt ſprang er ab und fing die leichtfüßig und mit ſtrahlenden Augen herbei Eilende in ſeinen Armen auf. „Agneta! Du biſt gekommen! Tauſend Dank!“ 5 SOJortſetzung folgt.) * —— 5 72 Die gealterte Künſtlerin Von Hans Gleisner. Es iſt für Adele Belmont nicht leicht geweſen, ein Engagement zu finden.„Bedaure, gnädige Frau, die Kri⸗ ſenzeiten zwingen zu rationellſter Wirtſchaftlichkeit, und das Publikum ſieht heutzutage weniger auf die künſtle⸗ riſche Leiſtung als auf Jugendlichkeit der Darſtellerinnen.“ So und ähnlich, manchmal zarter, manchmal brutal auf das Alter der Künſtlerin anſpielend, hatten die Ablehnun⸗ gen der Theaterdirektoren gelautet. Erniedrigende Bitt⸗ gänge hat die nicht mehr junge Schauſpielerin tun müſ⸗ ſen, denn die geringen Erſparniſſe der letzten Jahre reich⸗ ten nicht weit. Und was dann? Endlich war es doch geglückt, eine Zuſage zu erlangen. „Verſuchsweiſe und nur als Gaſt. Stellt ſich das Publikum günſtig zu Ihnen ein, dannn i Und nun war es eine Veberraſchung für Frau Adele und für den Direktor, als die Künſtlerin in jeder Auffüh⸗ rung gefeiert und von der Kritik rühmend hervorgehoben wurde. Noch mehr war es verwunderlich, daß ihr bei jedem Auftreten Blumenſpenden zuteil wurden, während ſich manche jüngere Künſtlerin mit dem üblichen Beifall begnügen mußte. Was jedoch außer ihr niemand wußte, war, daß ihr Briefe zugingen, in denen der zunächſt unge⸗ nannte Abſender ihre künſtleriſche Leiſtung mit begeiſter⸗ ten Worten pries, ſpäter aber nicht nur deer Künſtlerin, ſondern auch der Frau huldigte. d Soeben hatte der Bote wieder einen Strauß roter Roſen und einen Brief abgegeben. Frau Adele riß den Umſchlag auf: Derſelbe Abſender, dieſelben Worte der Verehrung. Aber doch noch etwas anderes: Er bat um per⸗ ſönliche Bekanntſchaft. Mit zitternden Händen legte Frau Adele den Brief nieder und ſann vor ſich hin. Dann las ſie den Namen des Abſendeers noch einmal: Helmut Tobe⸗ hart. Nein, dieſem Namen biſt du noch nicht begegnet! ſagte ſie zu ſich. Aber was für ein Menſch biſt du denn? Wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre, ließe ſich deine Bitte leicht erfüllen. Damals bin ich als Siegeerin durch meine Welt gegangen. Aber heute? Bin ich nicht eine alte Frau? Nein, alt bin ich noch nicht, nur nicht mehr jung. Noch pocht mein Herz kräftigen Schlag und drängt ſich dem Glück zu in einem Verlangen, das vielleicht ſtärker iſt als jemals. Denn Glück? Gab es das jemals für mich? Da⸗ mals— was wußte ich denn davon, als ich am Tiſch des Lebens aus vollen Schüſſeln eſſen durfte. Heute, ja, jetzt 9995 ich es beſſer, was es heißt, hungrig ſein nach dem eben. Frau Adele nahm Briefpapier zur Hand und ſchrieb ein paar Zeilen des Dankes. Aber als ſie die Worte ſchrei⸗ ben wollte, die der Bitte des Spenders all der Aufmerk⸗ ſamkeiten entſprechen ſollten, ſtockte ſie. Schließlich rang ſie jedoch ihre Bedenken nieder und deutete die Möglichkeit an, ſie am Schluß der morgigen Aufführung am Theater⸗ ausgang zu erwarten. 5 Als ſie am nächſten Tage ihre Rolle noch einmal durch⸗ ging, war ſte zerſtreut. Wie Fieber lag es ihr im Blut, ihre Gedanken flogen wie aufgeſcheuchte Vögel durcheinan⸗ der.„Wie ein dummer Backfiſch benimmſt du dich!“ rief ſte ſich zur Ordnung. Aber es half nichts; ſie konnte keine Sammlung finden. In ihrem kleinen, billigen Mietzimmer lief ſie hin und her, immer wieder auf die Uhr blickend, quälende und doch beſeligende Unruhe war in ihr. Am Abend jedoch als ſie auf der Bühne ſtand, hatte ſie ſich wieder in der Gewalt. Jetzt war ſie nur Künſtlerin, doch nicht eine Künſtlerin, die nur um der Gage willen ſpielte, nicht, um den vielen fremden Menſchen zu gefallen, ſondern einem einzigen Menſchen zuliebe, den ſie gar nicht kannte und der ihr doch nahe zu ſein ſchien wie ein guter Freund, näher, als ihr jemals ein Menſch gekommen war. Und ſie wußte, fühlte, daß eine bezwingende Kraft von ihrer heutigen Darſtellung ausging. Mit jeder Szene ſtei⸗ gerte ſich der Eindruck, den ſie erzielte. Vor dem letzten Akt trat der Regiſſeur zu ihr.„Sie übertreffen heute alle Ihre bisherigen Leiſtungen,“ ſagte er anerkennend. Sie l nur und dachte an den Unbekannten, dem ihr Spiel galt.—— f Der letzte Akt brachte den Höhepunkt der Handlung und die Vollendung ihrer darſtellenden Kunſt. Atemloſe Stille herrſchte im Zuſchauerraum, das Publikum war gebannt. ergriffen, benommen. Und nun ſetzte ein Beifallsſturm ein, wie es kaum einen ſolchen in dieſem Hauſe gegeben hatte. Hervorrufe folgten. Immer wieder mußte die Künſtlerin auf die Bühne zurück. Wieder wurde ihr ein Strauß roter Roſen überreicht. Sie hatte ihn erwartet. Nur ein paar Worte ſtanden auf dem angehefteten Se„Innigſten Dank. Ein Aeberglücklicher harrt rer.“. Als ſich Frau Adele abgeſchminkt hatte, das Straßen⸗ kleid übergeworfen, zögerte ſie. Sie trat vor den Spiegel und ordnete ihr Haar, an dem nichts mehr zu ordnen war. Sie zupfte da und dort zurecht und errötete, als ſte ſich ihres Tuns bewußt wurde.„Wie ein verliebtes junges Ding benimmſt du dich,“ raunte ſie ſich zu, und dabei fiel ihr Blick auf die beiden Ringe an ihrer Rechten. Witwe! Schon griff ſie danach, um ſie abzuziehen; dann beſann ſie ſich. Nein, keine Unwahrheit! Wie es auch kommen mag! Jetzt ſchlüpfte ſie in den Mantel und ging. Aber unter der Tür kehrte ſie noch einmal um und rückte den Hut vor dem Spiegel noch ein wenig auf die Seite. Dann ſchritt ſie über den Gang und ſtieg die Treppe hinab. In dem nur matt er⸗ leuchteten Vorraum ſah ſie ſich um. An der Seite ſtand ein junger Mann. Er mochte etwa Zwanzig ſein. Grüßend trat er auf die Künſtlerin zu, ſchüchtern, verlegen. „Verzeihung, gnädige Frau, iſt Fräulein Belmont noch zu erwarten?“ Frau Adele war es, als ob ſie eine kalte Hand berührte, ihre Knie zitterten, ſie glaubte, den Boden unter ſich zu verlieren. So alſo ſah die Wirklichkeit aus! So wirkte die Wirklichkeit! Der Schein, Rampenlicht und Schminke hatten einen jungen ſchwärmeriſchen Mann betrogen! Der jung geſchminkten, begehrenswerten Frau galten die Huldigun⸗ gen; die gealterte Künſtlerin erkannte man nicht. Mit auf⸗ ſteigenden Tränen kämpfend und abgewandten Geſichts ant⸗ wortete ſie:„Ich glaube, Frau Belmont wird nicht mehr zu erwarten ſein. Dann flüchtete ſie auf die dunkle Straße hinaus. 55 Tränen, die ihr über die Wangen rollten, ſah nie⸗ mand. Ein kalter Wind fegte durch die Straßen, durch die eine gealterte Künſtlerin ihrem kalten Heim zuſchritt. Am näch⸗ W lag dicker Reif auf den Dächern und in den ärten. 5 5 Gewitterſzene Skizze von Erich Lemmel. Sie ſaßen beide auf einer einſamen Bank am Wald⸗ rande, der Maler und die junge Dame. Die Sonne hatte ſich hinter einer ſchwarzen, ſchweren Wand verkrochen, und nur hin und wieder zuckten ihre roten Flammen durch die eilends dahinſegelnden Wolken. Selbſtvergeſſen ſchaute der Maler auf das farbenprächtige Bild am langſam ſich verdunkelnden Horizont. g 1 „Sahen Sie je ein ſchöneres Farbenſpiel, Fräulein Liſa,“ fragte er leiſe.„Sind ſie nicht wie ſeltſame Mär⸗ chenſchlöſſer, die glänzenden Wolken, von denen man ein Lied ſingen möchte, das im Abendwinde erklingen müßte? Gibt es etwas Schöneres als dieſe Farben?“. Die junge Dame antwortete nicht. Sie ſah weder die Farben, von denen der Maler ſprach, noch fühlte ſie den eigenen Zauber, der die ſtille, ſchwermütige Landſchaft umſpann. Sie dachte, wieviel beſſer es geweſen wäre, wenn ſie in dieſem Regenſommer nicht der Großſtadt den Rücken ekehrt und in den eleganten Salons Triumphe gefeiert hätte Sie dachte, daß ſie nur noch die nächſte Reunion abwarten und dann ihre Koffer packen würde Tiefer und tiefer ſanken die düſteren Schatten. Selt⸗ ame Stille lagerte über der Erde,— Stille vor dem turm. Bald würde er aufwachen und brauſend dahin⸗ fegen über das einſame Land, und alles würde ſich neigen vor ſeiner elementaren Gewalt. f Mit großen Augen blickte der Maler den zerriſſenen Wolken nach, die immer eilender zu wandern begannen. Auf ſeinem Antlitz lag eine Bitte, als ſein Mund die Worte ſprach:„Mit Ihnen möchte ich im Sturm über die