2. Blatt zu Wr. 227 Wiriſchaſtliche Amſchauu Das neue Reichsbauernrecht.— Verbot des Terminhandels mit Getreide.— Die Belebung der Induſtrie.— Zunahme des Goldbeſtandes. a Mit der Schaffung eines neuen deutſchen Bauern⸗ rechts, eines Reichserbhofrechts und einer damit verknüpf⸗ ten Umſchuldung der Erbhöfe iſt ein weiterer Schritt getan auf dem Wege zur völligen Neuorganiſation des deutſchen Bauerntums, zur Neuverwurzelung der deutſchen Land⸗ wirtſchaft. Reichsernährungsminiſter Walther Darre, wohl die markanteſte Perſönlichkeit der geſamten deutſchen Land⸗ wirtſchaft, verfolgt bereits ſeit Jahren ganz neue Wege zur Erhaltung der deutſchen Landwirtſchaft und zu ihrer Umbildung, die ſie wieder zum tragenden Fundament des Staates machen ſoll. Dazu gehört die Seßhaftmachung des deutſchen Bauern, die Neuſchaffung deutſchen Bauerntums in verhältnismäßig menſchenleeren Gebieten und die Be⸗ freiung der Landwirtſchaft von der Subventionswirtſchaft der letzten Jahre. Nach Auffaſſung des Reichsernährungs⸗ miniſters ſind Erbhofrecht und Umſchuldung nicht vonein⸗ ander zu trennen. Erbhöfe ſollen auch nach dem preußiſchen Erbhofrecht ſchuldenfrei ſein. Die Aufnahme von Anleihen und Hypotheken auf dieſe Höfe ſoll nur in beſonderen Fäl⸗ len mit Genehmigung des Anerbengerichts erfolgen können. Dieſer Gedanke iſt natürlich beſtimmend für das ganze Reichserbhofrecht. Man könnte ſich eine Umſchuldung der⸗ geſtalt denken, daß gegen eine Landabgabe zu Siedlungs⸗ zwecken an den Staat die landwirtſchaftlichen Beſitztümer ſchuldenfrei gemacht werden. Das würde insbeſondere auf Großgüter und Latifundien zutreffen, die in den letzten Jahren wohl am meiſten überſchuldet worden ſind. Hier ſoll auf den weiten, für den jetzigen Beſitzer unwirtſchaft⸗ lich gewordenen Flächen deutſchen Landarbeitern und Bauernſöhnen eine neue, fruchtbringende Exiſtenz geſchaf⸗ fen werden. Durch Entſchuldung der Erbhöfe, etwa im Wege einer Uebernahme der Schulden auf eine Inſtitution und der Feſtlegung einer tragbaren Rente wird eine der Haupt⸗ ſorgen der letzten Jahre von einem großen Teil der Land⸗ wirtſchaft genommen. 4 Eine weitere Sorge iſt bereits durch das ebenfalls auf den Reichsernährungsminiſter zurückgehende Verbot des Terminhandels mit Brotgetreide und die Feſt⸗ ſetzung von Richtpreiſen von der Landwirtſchaft ge⸗ nommen worden. Der Landwirt kann nunmehr an Hand der Richtpreiſe ungefähr für das Wirtſchaftsjahr disponie⸗ ren und ſpäter nicht ſchwankende Preiſe und durch Speku⸗ lanten hervorgerufene Preisſtürze dafür verantwortlich machen, daß er plötzlich ohne Barmittel oder ſogar ohne Mittel zur Frühfahrsbeſtellung daſteht. Es liegt in ſeinem eigenſten Intereſſe, wenn er von der demoraliſierenden Subventionswirtſchaft befreit wird. Nur das Bauerntum iſt lebensfähig, das ſich ſelbſt zu helfen bereit iſt. 4* Die Induſtrie hat die Sommerflaute vom Juli verhält⸗ nismäßig leicht überwunden. Im Auguſt hat ſich die Be⸗ lebung wieder beſchleunigt fortgeſetzt. Dabei wurden nicht nur weitere Arbeitskräfte eingeſtellt; auch das Arbeits⸗ volumen der Induſtrie hat ſich beträchtlich erhöht. Die Belebung der induſtriellen Tätigkeit hat ſich in den Produk⸗ tionsgüterinduſtrien und in den Verbrauchsgüterinduſtrien aſt in gleichem Maße durchgeſetzt. Innerhalb der Pro⸗ uktionsgüterinduſtrie ſind vor allem die In⸗ veſtitionsgüterinduſtrien die Träger der Bele⸗ bung. So iſt die Beſchäftigung in der Großeiſeninduſtrie, im Maſchinenbau, in den Metallhütten und Walzwerken und in Teilen der Elektroinduſtrie geſtiegen. Im Bauge⸗ werbe hat ſich die Zahl der beſchäftigten Arbeiter geg doppelt ſo ſtark erhöht wie im Vormonat. Damit hat dieſe wichtige Schlüſſelinduſtrie bereits den Stand vom Auguſt 1931 erreicht. Innerhalb des Baugewerbes haben vor allem die öffentlichen Tiefbauarbeiten zugenommen, der gewerb⸗ liche Bau bleibt demgegenüber noch beträchtlich zurück. Im Kraftfahrzeug⸗ und Fahrradbau haben Pro⸗ duktion und Beſchäftigung ihren ſaiſonmäßigen Höhepunkt überſchritten. Die Einſchränkungen ſind aber geringer als im Vorjahr. Die Arbeit iſt weiter geſtreckt worden. Arbei⸗ terentlaſſungen ſind bisher nur in geringem Umfang vor⸗ enommen worden. In den Verbrauchsgüterindu⸗ rden haben die Vorbereitungen für das Herbſt⸗ und Wintergeſchäft begonnen; die Veſchäftigung iſt hier daher auch ſtärker als im Vormonat geſtiegen. 0* Obwohl der Herbſtultimo unmittelbar bevorſteht, hat ſich die Kapitalanlage der Reichsbank in der dritten Septemberwoche um 120,9 auf 3348.7 Millionen Mark, d. h. etwas mehr als in der dritten Auguſtwoche, vermin⸗ dert. Vom 1. bis 23. September verringerte ſich die Bean⸗ ſpruchung der Reichsbank um rund 300 Millionen Mark, während ſie zum Auguſt⸗Ultimo um 328 Millionen Mark geſtiegen iſt. Darin zeigt ſich wohl eine auch ſonſt zu beov⸗ achtende Auswirkung der Arbeitsbeſchaffungs⸗ finanzierung, zugleich aber auch der anſpruchsvolle Herbſtultimo. Von einer Anſpannung des Reichsbankſtatuts kann aber keine Rede ſein, wie ja auch aus der Bereitſchaft der Reichsbank zur offenen Marktpolitik hervorgeht. Der Umlauf in Reichsbanknoten hat ſich um 75,8 auf 3308 Millionen, derjenige an Rentenbankſcheinen um 4,8 auf 381,1 Millionen verringert. Nachdem in der letzten Woche keine außerordentlichen Deviſenzahlungen fällig wa⸗ ren und anderſeits an die Konverſionskaſſe nur ein kleiner Betrag abzugeben war, erhöhte ſich der Deckungsbe⸗ ſtand um fünf auf 402 Millionen Mark und zwar hat der Goldbeſtand um 16,1 auf 354,2 Millionen zugenom⸗ men. Das Gold wurde im Tauſch gegen Deviſen in der Hauptſache in Paris, zum kleinen Teil auch in London er⸗ worben. Außerdem ging ein kleinerer Teil Ruſſengold ein. Der Deviſenbeſtand hat infolge des Umtauſchs in Gold um 11,1 auf 47,8 Millionen Mark abgenommen. Die Noten⸗ F.. Raſſe, nicht Glaube iſt maßgebend. Der Reichsinnenmi⸗ niſter hat eine ergänzende Erläuterung zu dem Begriff„nichtariſch“ für die Durchführung des Be⸗ rufsbeamtentums gegeben. Es wird darin feſtgeſtellt, daß, wenn in dem zur Entſcheidung ſtehenden Fall einer der Großväter des Beamten unbeſtritten von der Raſſe nach jüdiſchen Eltern abſtammt dieſer Beamte ſelbſt dann als nichtariſch im Sinne des Geſetzes anzuſehen iſt, wenn der Großvater der jüdiſchen. Religionsgemeinſchaft niemals Werk und Volk Der Reichswirtſchaftsminiſter auf dem Allgemeinen Deulſchen Bergmannskag. 5 Eſſen, 29. September. Mit beſonderer Feierlichkeit wurde der 14. Allgemeine Deutſche Bergmannstag eröffnet. Die Reichsregierung war durch Reichswirtſchaftsminiſter Schmitt, der SS⸗Uni⸗ form trug, und Reichsarbeitsminiſter Seldte vertreten. Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Schmitt begrüßte den Bergmannstag und führte u. a. aus: f Neben der deutſchen Landwirtſchaft hat wohl der Berg⸗ bau am meiſten unter den Einflüſſen der Nachkriegspolitik gelitten. Ausgehend von der Ideologie des Klaſſenkampf⸗ gedankens hat dieſe Politik in dem deutſchen Volke den 1 ö f 0 Glauben erweckt, daß ein Wirtſchaftszweig, ein Berufs⸗ ſtand, eine Klaſſe auf Koſten anderer ſeine wirtſchaftliche Lage verbeſſern könne. Wir hatten eine Sozialpolitik, die ſich von den wirtſchaftlichen Möglichkeiten völlig ent⸗ fernt hatte und nur von politiſchen Tageserfolgen geleitet wurde. In einer Zeit bitterſter Kapikalarmut erfolgke eine un⸗ geheure Flucht in die Maſchine. Ich bitte nicht zu meinen, daß ich mich grundſätzlich gegen die Maſchine wende. Was auf dem Gebiet der Mecha⸗ niſierung zuviel des Guten geſchehen iſt, iſt uns heute klar, aber ebenſo klar iſt auch, daß ein Wiederaufbau unſerer Wirtſchaft mit den techniſchen Fortſchritten untrennbar ver⸗ bunden und ohne ſie unmöglich iſt. Die Wirtſchaft iſt Geſetzen unterworfen, die nicht aus gefühlsmäßigen Erwägungen mit rauher Hand verletzt werden dürfen, wenn man nicht Gefahr laufen will, den ge⸗ ſamken feingliedrigen Mechanismus zum Skillſtand zu brin⸗ gen. An die Spitze unſeres Aufbauprogrammes ſetzen wir die Worte„Werk und Volk“. Wir ſehen den Arbeiter und ſein wirtſchaftliches Schickſal untrennbar verbunden mit dem Schickſal ſeines Werkes. Der deutſche Arbeitgeber muß wiſſen, daß die Wirtſchaft nicht wieder aufgebaut wer⸗ den kann auf Not und Elend ſeiner Arbeiter. Ohne lei⸗ ſtungsfähige Wirtſchaft kein geſunder Arbeiter und ohne lei⸗ ſtungsfähigen Arbeiter keine geſunde Wirtſchaft. Der Reichshaushaltsplan 25 Milliarden Geſamtverſchuldung von Reich, Ländern und Gemeinden. 5 Berlin, 29. September. Die allgemeine Finanzlage bei Reich, Ländern und Ge⸗ meinden ſtellt ſich wie folgt dar: Jer geſamte Finanzbedarf iſt von 1925 bis 1929 von 14,5 Milliarden Mark auf 20,9 Milliarden Mark angeſtie⸗ gen, und von da ab auf 14,5 Milliarden Mark, alſo den gleichen Betrag wie im Jahre 1925 im Jahre 1932 gefallen. Von 1929 auf 1932 ſind die Ausgaben mithin um 6,4 Mil⸗ liarden zurückgeſchraubt worden. Die Ausgabenſen⸗ kung ergab insgeſamt 7,4 Milliarden Mark. Auf der ande⸗ ren Seite ſind bei den ſozialen Ausgaben, insbeſondere auf dem Gebiet der Arbeitsloſenfürſorge, Mehrausgaben in Höhe von einer Milliarde Mark entſtanden. So verbleibt eine Senkung um 6,4 Milliarden Mark. Auf der Ein⸗ nahmeſeite iſt von 1929 auf 1932 eine Schrumpfung eingetreten von 6,2 Milliarden Mark. Dieſer Einnahmerück⸗ gang iſt eingetreten, obwohl ſeit 1929 bis 1931 zahlloſe Steuererhöhungen und Einführung neuer Steuern vorgenommen worden ſind. . Der Geſamlfehlbetrag bei Reich, Ländern und Gemeinden (einſchließlich der Fehlbeträge aus Vorjahren) ſtieg von 1929 auf 1932 von 1,4 Millarden Mark auf mehr als drei Milliarden Mark. Die Geſamtverſchuldung von Reich, Län⸗ dern und Gemeinden betrug Ende 1929 18,2 Milliarden Mark und am 31. März 1933 24,5 Milliarden Mark. Die Hauptſteigerung liegt in den Jahren 1929 und 1930. Von 1931 bis 1933 iſt die Verſchuldung nur um rund eine halbe Milliarde angeſtiegen. Die Reichsſchuld beſteht aus der fundierten und der ſchwebenden Schuld. ö a) Die fundierte Schuld betrug am 31. März 1931 rund 10,4 Milliarden Mark, am 30. Juni 1933 rund 9,8 Milliarden Mark. Dazu treten zum Ankauf von Bank⸗ aktien und für Stützungszwecke begebene Schatzanweiſun⸗ gen, für die ein Gegenwert der Reichskaſſe nicht zugefloſſen iſt, am 30. Juni 1933 rund 545 Millionen Mark. b) Die ſchwebende Schuld betrug am 31. März 1931 rund 1,7 Milliarden Mark, om 31. März 1933 rund 1,64 Milliarden Mark am 31. Auguſt 1933 rund 1,7 Mil⸗ liarden Mark. Dazu treten Schatzanweiſungen zum Zwecke von Bankenſtützungen uſw. am 31. Auguſt 1933 rund 360 Millionen Mark. Bisherige Haushaltsenkwicklung. Das Aufkommen aus direkten Steuern bis Ende 1933 entſpricht den internen Schätzungen. Gewiſſe Unſi⸗ cherheitsmomente liegen bei den indirekten Steuern, insbeſondere bei den Zöllen, wegen der Unſicherheit über die Geſtaltung der Einfuhrverhältniſſe. Aber auch hier iſt nach dem bisherigen Verlauf kein Gefahrenpunkt aufgetre⸗ ten. Bei den übrigen Einnahmen iſt ein Grund zu Be⸗ ſorgniſſen, daß die Haushaltsanſätze nicht erreicht wer⸗ den, nicht vorhanden. Die Ausgaben ſind im allgemeinen bisher hinter dem Voranſchlag zurückgeblieben, was indeſſen erfahrungs⸗ gemäß in den erſten Monaten des Jahres immer der Fall zu ſein pflegt. Unſicherheit beſteht noch hinſichtlich der Aus⸗ gaben für die Arbeitsloſenfürſorge. Die Reichsre⸗ gierung erwartet aber, daß durch die von ihr eingeleiteten Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen auch von dieſer Seite her eine Gefährdung des Haushaltsausgleiches nicht zu beſor⸗ angehört hat und außerdem der Vater des Großvaters, alſo der Urgroßvater. bereits getaufter Chriſt geweſen iſt. Der Miniſter unterſtreicht, daß bei Auslegung des Begrif⸗ fes der ariſchen Abſtammung nicht die Religion maßgebend ſei, ſondern daß vielmehr entſcheidend ſei die Abſtammung, die Raſſe, das Blut. Das Geſetz ſchließe keineswegs aus, daß eine nichtariſche Abſtammung auch dann vorliege, wenn alle Eltern⸗ und Großelternteile zwar der jüdiſchen Religion nicht angehört haben, wenn aber die nichtariſche Abſtam⸗ mung anderweitig feſtgeſtellt wird.... 3 Die Vergünſtigung der Sieuergutſcheine „ Den Friſtablauf nicht verſäumen. 5 () Karlsruhe, 28. September. Die Preſſeſtelle beim Staatsminiſterium teilt folgenden Hinweis des Miniſterpräſidenten Köhler mit: 5 Die Steuergutſcheine in Höhe von 40 v. H. der Steuer⸗ zahlungen erhält man bekanntlich für die Umſatzſteuer ſowie für die Grund⸗ und Gewerbeſteuer, die an Land, Gemeinden und Kreiſe zu entrichten iſt. Vorausſetzung dafür iſt, da dieſe Steuern in der Zeit vom 1. Oktober 1932 bis zum 30. September 1933 fällig und bezahlt werden. Für Steuern, die vor dem 1. Oktober 1933 fällig waren, aber erſt nach dieſem Zeitpunkt entrichtet werden, beſteht kein Anſpruch mehr auf Steuergutſcheine. Wer die Vergünſtigung der Steuergutſcheine nicht ver⸗ ſäumen will, muß alſo ſpäteſtens in den nächſten Tagen die Steuern zahlen. a Der Antrag auf Erteilung der Steuergutſcheine kann noch bis zum 31. März 1934 beim zuſtändigen Finanzamt mündlich oder ſchriftlich geſtellt werden. Nähere Auskunft erteilen die Finanzämter, wegen der Gemeinde⸗ und Kreis⸗ ſteuer im beſonderen die Gemeindekaſſen. i 75 Der Neuaufbau von Oeſchelbronn Die Aufräumungsarbeiten gehen weiter. () Oeſchelbronn, 28. Sept. Die Aufräumung an der Brandſtätte von Oeſchelbronn hat große Fortſchritte ge⸗ macht. Neben den 65 FA D.⸗Männern und 52 Oeſchelbronner Erwerbsloſen ſind noch 20 Erwerbsloſe aus Niefern mit acht Fuhrwerken in den Aufräumungsdienſt eingeſtellt worden. Bei einer Sitzung des Bauausſchuſſes in Pforzheim ſind die Richtlinien fuͤr den Wiederaufbau feſtgelegt worden. Grund⸗ ſatz hierbei wird ſein, daß ein ſchönes, echt deutſches und ländliches Dorfbild entſteht. Das Landesgewerbeamt in Karlsruhe hat, um die Brandgeſchädigten vor allen möglichen Geſchäftsleuten zu ſchützen, koſtenlos Möbelpläne zur Verfügung geſtellt, in denen geeignete Einrichtungen vorgeſchlagen werden. Die drei Barak⸗ ken, die vor dem Ortseingang errichtet wurden, dürften in den nächſten Tagen untermauert ſein, ſo daß hier ſechs 1 Familien untergebracht werden. e Neue Spenden für die Brandgeſchädigten. Auf den Aufruf des Reichsſtatthalters zu Gunſten der Brandgeſchädigten in Oeſchelbronn ſind bei der Städtiſchen Sparkaſſe in Karlsruhe u. a. folgende weitere Beträge ein⸗ gegangen: 10000 Mark von der Südd. Zucker Acß. Mann⸗ heim, 3000 Mark vom Württ. Gemeindetag, Stuttgart, 1500 Mark vom Bad. Gemeindetag, Karlsruhe(je 750 Mark vom früheren Städteverband und vom Verband badiſcher Gemeinden), je 1000 Mark von Geheimrat Dr. A. Schmitz, Heidelberg, Firma Wolff u. Sohn, Karlsruhe, Firma Weyhen⸗ meyer u. Co., Mannheim, Firma Raab Karcher GmbH., Karlsruhe, Firma Carl Freudenberg GmbH., Weinheim, Firma Tuchfabriken Karlin u. Co., Schiltach, 978 Mark von der Geſchäftsſtelle und Betriebsabteilung der Tageszeitung „Der Alemanne“, 535.830 Mark von der Grenzlandwerbe⸗ meſſe(aus Einnahmen vom 13. und 14. ds. Mts.), je 500 Mark von Frau Joh. Morawe, Berlin⸗Lichterfelde⸗Weſt, Städt. Siedlungsgeſellſchaft Freiburg, Zentr. Kranken⸗ und Sterbekaſſe der Gold⸗ und Silberarbeiter Deutſchlands in Schwäbiſch⸗Gmünd, J. K. H. Großherzogin Hilda, Baden⸗ Baden, 400 Mark von der Rhenania Schiff.⸗ und Sped. GmbH., Mannheim, ſowie ſonſtige zahlreiche Spenden. 1 Börſe und Handel Mannheimer Produktenbörſe vom 28. September: Es notierten in Reichsmark per 100 Kilogramm, waggonfrei Mannheim: Weizen 19.75 bis 19.90; Roggen, ſüdd. 16 bis 16.25; Hafer 14.25 bis 14.50; Sommergerſte 18 bis 20; Futtergerſte 16.50; Mais mit Sack 18.25; Erdnußkuchen 16; Sojaſchrot 14.75; Rapskuchen 12; Palmkuchen 14; Seſam⸗ kuchen 16; Leinkuchen 16.75; Biertreber mit Sack 15; Trok⸗ kenſchnitzekl ab Fabrit 8.75; Wieſenheu, loſe 4.80; Rotklee heu 5; Luzernekleeheu 6 bis 6.50; Preßſtroh(Roggen und Weizen) 2; dto. gebündelt 1.40 bis 1.70; Preßſtroh(Hafer und Gerſte) 1.80 bis 2; dto. gebündelt 1.20 bis 1.40; Wei⸗ zenmehl, Spezial Null mit Austauſchweizen 29; dto. per No⸗ vember 29.25; dto. mit Inlandsweizen 27.50; dto. per No⸗ vember 27.75; ſüdd. Weizenauszugsmehl 32, bezw. 32.25, bezw. 30.50, bezw. 30.75; ſüdd. Weizenbrotmehl 22, bezw. 22.25, bezw. 20.50, bezw. 20.75; Roggenmehl, nordd. 22.50 bis 23.50; dto. pfälz. und ſüdd. 22.75 bis 23.75; Weizen⸗ kleie, fein 9.25; dto. grobe 9.75 bis 10; Roggenkleie 8.50 bis 9.50; Wetzenfuttermehl 10.50 bis 10.75; Roggenfutter⸗ mehl 9.50 bis 11.50; Weizennachmehl 14 bis 15.50. e Mannheimer Wochenmarktpreiſe vom 28. September: Es wurden folgende Verbraucherpreiſe für 1 Pfund in Pfen⸗ nig ermittelt: Kartoffeln 3.5 bis 4; Salatkartoffeln 10 bis 12; Wirſing 10 bis 12; Weißkraut 5 bis 10; Rotkraut 8 bis 12; Blumenkohl, Stück 15 bis 70; Karotten, Büſchel 5 bis 6; Gelbe Rüben 6 bis 10; Rote Rüben 7 bis 10; Spinat 8 bis 12; Mangold 7 bis 10; Zwiebeln 6 bis 8; Grüne Bohnen 10 bis 23; Grüne Erbſen 20 bis 30; Kopf⸗ ſalat, Stück 5 bis 15; Endiwienſalat, Stück 5 bis 10; Ober⸗ kohlraben, Stück 4 bis 8; Rhabarber 6 bis 8; Tomaten 5 bis 8; Radieschen, Büſchel 3 bis 5; Rettich, Stück 4 bis 12; Meerrettich, Stück 15 bis 35; Schlangengurken 4 bis 15; Einmachgurken, Stück 0.80 bis 1.50; Suppengrünes, Bü⸗ ſchel 4 bis 5; Peterſilie 13 bis 15; Schnittlauch, Büſchel 3 bis 5; Lauch, Stück 3 bis 8; Aepfel 10 bis 30; Birnen 10 bis 30; Pfirſiche 10 bis 35; Brombeeren 30; Hagebutten 25; Preißelbeeren 35: Zwetſchaen 9 bis 12: Zitronen. Stück 3 Wlann heimer Kleinviehmarkt vom 28. September: Zu⸗ fuhr und Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht bezw. Stück in Reichsmark: 104 Kälber 25 bis 42; 26 Schafe nicht notiert; 651 Schweine 44 bis 53; 810 Ferkel und Läufer, Ferkel bis ſechs Wochen 6 bis 8, über ſechs Wochen 10 bis 18, Läufer 13 bis 18 Mark.— Marktverlauf: Kälber, Schweine und Ferkel ruhig. „Denkt an die Stiftung für Opfer der Arbeit! Nie Ehe ist Wurzel des Deutſchtums⸗. Die naturgeſetzmäßige Grundlage ehelichen Glücks. Von Gertrud Reinſch. Die nationalſozialiſtiſche Regierung hat ſich die Förderung der Ehe beſonders angelegen ſein laſſen und Mittel und Wege gegeben, auch die finanzielle Grundlage für die Eheſchließung zu ſchaffen. Keineswegs darf aber daraus der Fehlſchluß ge⸗ zogen werden, daß im neuen Deutſchland die Meinung gelte, die Sicherheit der materiellen Seite einer Ehe ſei die Ehebaſis Die geringſchätzige Meinung von der Ehe während der Zeit des früheren Regimes war unhaltbar. Die Wiedererweckung und das Wiedererwachen des Innerlichkeitsbewußtſeins iſt un⸗ erläßlich. Das entſpricht voll und ganz der Vorſtellung der Germanen von der Heiligkeit der Ehe und ihrem beſonderen Wert für das ganze Volk. Einer ihrer Grund⸗ und Lehrſätze, der in ihrer Rita, ihrem Geſetz verankert war, lautet dahin, daß die„Ehe die Rauwurzel der Ariogermanen“ iſt. Man ſtellte ſich den Mann gewiſſermaßen als eine Ringhälfte, die Frau als die andere Hälfte vor. Erſt durch den ehehaften Bund werden beide zu einem Ganzen verſchmolzen; geſondert aber iſt jedes ein„Unding“(Guido von Liſt). Das heißt mit anderen Worten: illſt du vollwertig ſein, ſo verbinde ehehaft dich mit dem dir veſtimmten Weibe, und nur mit dieſem, und du haſt die Grundlage geſchaffen, um dein zeitliches Glück zu bauen. Dieſes wieder iſt eines der Mittel, um ewiges Glück erreichen zu können! Durchdenken wir dieſen weiſen und doch ſo ſchlichten Grund⸗ ſatz! Jeder Menſch iſt eine Zweiheit. Das Geiſtige im Men⸗ ſchen läßt ihn ſeine geiſtige Heimat ahnen; das Körperliche in ihm weiſt ihn zur Erde. Der Mann verliert die Steuerung im Leben, ſobald er auf ſich allein geſtellt iſt. Die Frau beſitzt eine verblüffende Sicherheit in den Ratſchlägen, die ſie erteilt, wenn ſie ein wahrhaftes Weib iſt und keine ſeelenloſe Zier⸗ puppe. Der Mann aber iſt glücklich, der dieſen Ratſchlägen einer klugen Frau folgt. Tacitus berichtet, daß der Germane der Frau eine gewiſſe Heiligkeit beimaß, daß er ihren Rat achtete und auf ihren Ausſpruch horchte. Erinnert ſei an Veleda, die weit und breit für ein göttliches Weſen gehalten wurde, an Albrung und andere Frauen. Das war weder Schmeichelei noch Vergötterung, betont er. Das Eheleben ſei ſtreng geweſen und das ſtellte er als achtenswerteſte Sitte hin. Selbſtverſtänd⸗ lich kannten die Germanen, wie Tacitus weiter berichtet, die Ein ehe. Beſonders hervorhebenswert iſt die Tatſache, daß die Ausſtattung nicht die Frau, ſondern der Mann mitbrachte. Die Morgengabe beſtand aus Rindern, einem ge⸗ äumten Roß und einem Schild mit Schwert und Speer. Auf er Hausſchwelle wurde ſie belehrt, daß ſie als Genoſſin ſeiner Arbeiten und Gefahren eintrete und nicht außerhalb ſeiner Gedankenwelt ſtehe. Gleiches ſollte ſie mit dem Manne im Frieden, gleiches mit ihm im Kriege tragen und wagen, und ſo ſollte ſie auch leben und ſterben dieſer Art! Da die ger⸗ Welch wunderbarer Zug liegt in maniſche Rita nun weiter nur ein„Du mußt!“ kennt, ſo kannten die Germanen weder ein„Er ſoll dein Herr ſein!“ noch ein„Sie ſoll deine Herrin ſein!“, am wenigſten aber ein „Er(oder ſie) ſoll dein Narr(Närrin) ſein!“ Beide Gatten gingen im gegenſeitigen Einanderanpaſſen ineinander auf, ver⸗ ſtanden ſich beide, waren ein Herz und ein Sinn. Die Rechte bedingten die Pflichten, der apolare Ausgleich hielt alſo die Waage in der Ehe, in dieſer harmoniſchen Zweieinheit, und begründeten das Glück. Denn erſt in der ehehaften Gemein⸗ ſchaft kann der Mann ganz Mann, Vollmann, und die Frau Vollweib werden. Sobald in der heiratsfähigen Jugend wieder voll und ganz das Natur⸗Urgeſetz der Innerlichkeit geweckt wird, das Inner⸗ lichkeitsbewußtſein, wird auch die Ehe wieder reſtlos zur Vollehe werden. Dieſe Baſis aber iſt zutiefſt im nordiſchen Menſchen verwurzelt, ſo daß ſie nicht reſtlos ausgerottet werden kann und wieder überall heraufdämmern wird. Die Ehen werden dann auch wieder reſtlos in größter Aufrichtigkeit ge⸗ ſchloſſen und nicht mehr aus materiellen Gründen. Das Geiſtig⸗Sexuelle bildet die naturgemäße Verbindungs⸗ urſache, und ſchließlich wird dieſe, auf dieſer Baſis aufgebaute Ehe dann wieder voll wertig Grundlage bzw. Wurzel des Deutſchtums ſein. Ache oder Selbſtſucht? Von Marie Gerbrandt. Ich kenne ein kleines Mädchen, ein ſtilles, zartes Ding, das von ſeiner Mutter herzlich geliebt wird. Aber die Frau hat einen barſchen Ton, ihre Befehle haben etwas Antreibendes, ihre Verbote ſind Drohungen, ſelbſt in ihre Zärtlichkeitsäuße⸗ rungen miſcht ſich etwas Strafendes. Wenn ſie ſagt:„Komm, gib mir einen Kuß!“— das klingt wie: diesmal will ich noch die Gnade haben.— Wenn ſie eine erbetene Erlaubnis, eine Gunſt gewährt, ſo ſagt allein ſchon ihre Sprechweiſe, daß ſie einen ganz unverdienten Vorzug erteile. Möglich, daß die Kleine von Natur aus überzart und ſchüchtern geweſen iſt; mög⸗ lich aber auch, daß die rauhe Art der Mutter ihr Selbſtvertrauen geknickt, ihr Seelchen wund gemacht hat. Dabei iſt die Frau herzensgut und würde ihr Kind, wenn es ſich in Gefahr be⸗ jände, wie eine Löwin verteidigen. Aber ſo weit geht ihre Selbſtzucht nicht, ſich auf die Natur des feinen Geſchöpfchens einzuſtellen. Wie denn— ſie iſt ja die Mutter; das Töchterchen hat ſich nach ihr zu richten. erkwürdig iſt, daß dieſelbe Frau zu fremden Kindern, die etwa zu Beſuch kommen, einen ſehr liebenswürdigen Ton anſchlägt. Sie weiß ſchon, daß ſie etwas barſch iſt, und nimmt ſich vor den Gäſten zuſammen. Da kann ſie auch anerkennen, ſtreicht gern die Vorzüge der fremden Kinder heraus, hält ſie dem ihren als Muſter vor. Das arme Weſen fühlt ſich dann ganz klein und häßlich. Eiferſucht brennt in ſeinem Herzchen. Sie iſt ein Fehler, aber man löſcht kein Feuer, indem man es ſchürt. Es müßte vielmehr heißen:„Sieh, in dem und dem Punkte ſind die fremden Kinder dir voraus, in dem und jenem machſt du es wieder beſſer. Nun ſorge, daß du ſie auch in erſter 5 e a Faſt immer iſt eine Form von Ichſucht im Spiel, wenn Liebe eiſert, anſtatt freundlich zu lettek⸗ n Eitel⸗ leit, Selbſtgerechtigkeit, Herrſchſueht. Da wird dann der Grund gelegt zu der Entfremdung, ja, Befehdung zwiſchen Eltern und Kindern, die die heutigen Dichter ſo gern als Thema ihrer Werke wählen. Da wächſt die Kluft zwiſchen Mann und Weib, die Strindberg den„Haß der Rähe, nennt. Dieſe Themen liegen in der Luft. Unſere Zeit, offener, kühner, rückſichts⸗ loſer denn je eine vorhergehende, ſpricht aus, was man früher mit dem Mantel der Pietät bedeckte. Mit ihrer freien Ent⸗ wicklung der Perſönlichkeit hat die Gegenwart den„Haß der Nähe“ auch mehr zu fürchten. Je ausgeprägter die Charaktere ſind, deſto weniger leicht paſſen ſie ſich einander an, wenn nicht eine hohe Kultur, durch Selbſtſucht und unabläſſiges Streben hervorgerufen, alle Ecken und Kanten mit Milde polſtert. Es iſt natürlich einfacher, fremde Eigenart vorübergehend zu er⸗ tragen als täglich. Die Nähe läßt alle Fehler deutlicher er⸗ kennen, die Häufigkeit der Zuſammenſtöße ſtumpft nicht ab, ſondern reizt doppelt. Wie ſehr werden wir von den Untugen⸗ den der Hausgenoſen in weitleidenſchaft gezogen! Da hüt dann nichts, als daß man ſich der eigenen Unzulänglichkeit be⸗ wußt bleibt, unter der die anderen auch leiden. Und daß man die Vorzüge des Wegkameraden nicht etwa als ſelbſtverſtänd⸗ lich hinnimmt— wozu Gewohnheit leicht verleitet—, ſondern ſie hell mit Dankbarkeit und Freude beſtrahlt, ſo daß auch die Schwächen davon vergoldet werden. 5 Her Veſuch. 5 Eben hat es geſchellt.„Lore geh doch einmal nachſehen!“ ruft Mutter aus der Küche. Nach einem Weilchen erſcheint Lore:„Mutter, ein Fräulein Martin iſt da!“ Mutter aber 18 35 mit halbem Ohr zu, ſo eifrig iſt ſie in ihre Arbeit ertieft. „Ein Fräulein Martin? Aber ich kenne doch kein Fräulein Martin! Was will ſie denn?“ ö „Das hat ſie nicht geſagt, Mutter“, meint Kleinlore,„ſie ſagt nur, du hätteſt ſie eingeladen!“ Jetzt läßt Mutter das Handtuch, mit dem ſie abgetrocknet hat, ſinken.„Eingeladen? Ich ſoll ſie eingeladen haben? Ja, wie ſieht ſie denn aus, Lore?“ Einen Augenblick beſinnt ſich das kleine Mädchen:„Weißt du, Mutti, das kann man nicht ſo beſchreiben. Sie ſieht ſo aus, wie die meiſten ausſehen. Sie iſt klein und blaß und trägt ein graues Kleid...“ Das letztere iſt ausſchlaggebend. Mit einem Male erinnert ſich Mutter Klein, blaß und ein graues Kleid! Ja, dann wird es wohl das ältliche Fräulein ſein, das ſie öfters im Stadtpark getroffen hat. Dann geht es ſo, wie es meiſtens geht: erſt grüßt man ſich nur, ſitzt vielleicht einmal auf der gleichen Bank und kommt dabei ins Geſpräch. Aus den flüchtigen Begegnungen erwächſt langſam eine Bekanntſchaft. „Daß ich daran aber auch nicht gleich gedacht habe!“ Nun trocknet ſich Mutter ſchnell die Hände ab. „Jetzt fällt eß mir auch ein: natürlich, ich habe ihr doch ge⸗ ſagt, ſie ſolle mich gelegentlich einmal beſuchen!“ Unterdeſſen ſitzt das kleine, graue Fräulein in der guten Stube und wartet. Oh, ſie iſt das Warten ja ſchon ſo ge⸗ wöhnt! Eigentlich hat ſie ihr ganzes Leben lang gewartet. Aber worauf, weiß ſie heute ſchon längſt nicht mehr Am liebſten hätte ſie ſich nun wieder ſtill aus dem Staube gemacht. Aber die Frau Ferber hatte ſie doch ſo freundlich ein⸗ geladen. ö „Alſo, nicht wahr, liebes Fräulein, Sie kommen einmal bei mir vorbei! Vormittags treffen Sie mich faſt immer daheim. Ich werde mich ſehr freuen!“ So hatte ſie geſagt. Ob ſie ſich auch wirklich freuen wird? Ach, wenn man nur nicht ſo einſam wäre! So allein in der Welt! Da klammert ſich ſo ein verlaſſenes Menſchenkind eben an jedes freundliche Wort, das ihm einer ſagt. 5 In dieſem Augenblick tritt, noch erhitzt von der Küchen⸗ arbeit, Frau Ferber ins Zimmer. Ihre Begrüßung fällt ein wenig zerſtreut aus. So, als ob ſie an etwas anderes dächte. Es iſt heute morgen noch vielerlei zu erledigen. „Ach, Sie ſind es, Fräulein Martin! Das iſt aber nett von Ihnen!“ Dann ſitzt man ſich gegenüber und redet über irgend etwas Gleichgültiges. Man redet ja eigentlich nur, um zu reden. Das ältliche, kleine Fräulein ſitzt wie auf glühenden Kohlen. Wenn ſie doch nur nicht hergekommen wäre! Denn ſie ſpürt deutlich, daß ſie ungelegen kommt. Darum will ſie auch dieſen Beſuch ſchnell beenden. „Uebrigens“, meint ſie und ein feines Rot ſteigt in ihre Wangen,„habe ich noch in der Stadt zu tun und nur wenig Zeit!“ Das iſt eine kleine Unwahrheit. Denn wenn ſie etwas hat, und zwar in Ueberfluß, dann iſt es gerade Zeit! Die andere aber atmet erleichtert auf:„Das tut mir aber leid. Fräulein Martin! Dann vielleicht ein anderes Mal!“ Nun ſteht das kleine Fräulein wieder auf der Straße. Es ſcheint noch ein wenig kleiner, grauer und verblaßter als ſonſt zu ſein. Warum hat ſie nur wieder einmal die dummen paar Worte:„Kommen Sie doch einmal bei mir vorbei!“, auch gleich ernſt genommen? Das ſagen ſie doch nur ſo, die glücklichen Frauen, die ein Heim und ein trauliches Familienleben haben! Das ſollte man doch wiſſen, daß ſie ſich weiter nichts dabei denken! Jedenfalls können ſie ſich nicht vorſtellen, was ſo eine Einladung im Leben eines einſamen Menſchen bedeutet. Das alte Fräulein ſeufzt. Dann fällt ihr wieder der blonde Lockenkopf des hübſchen, kleinen Mädchens ein, das ihr die Tür geöffnet hat. Wie ſchön muß es doch ſein, ſo ein junges, ſonniges Geſchöpf ſein eigen nennen zu können. Nun geht das lach Fräulein heim: da gibt es kein helles, frohes Kinder⸗ achen Die eifrige Hausfrau in der Küche aber hat den Beſuch ſchon längſt wieder vergeſſen. Da erkundigt ſich Lore:„Sag, Mutter, wer war denn das nette, alte Fräulein, das eben bei dir war?“ „Ach“, meint Mutter,„nur ſo eine flüchtige Bekanntſchaft! Uebrigens, Lore, wenn ſie wieder einmal kommen ſollte, ſo ſage, ich ſei nicht zu Hauſe! Man wird ja doch nur in ſeiner Arbeit geſtört!“ Aber ſie kann beruhigt ſein: das alte Fräulein wird ſie ſo leicht nicht wieder ſtören. Ihr erſter Beſuch wird auch ihr letzter ein J. Adams. Praltiſche Regeln bei Annahme von Dienſtbolen. 1. Miete niemals ein Dienſtmädchen, das ſich über ſeine letzte Herrſchaft tadelnd oder ſpottend ausſpricht. Eine ſolche Perſon hat eine böſe Zunge, ſie wird auch in deiner Familie und Haushaltung zu tadeln finden, ſtets Unannehmlichkeiten veranlaſſen und über euch gleichfalls bei anderen Leuten ſprechen. 2. Miete niemals eine Perſon, die alles zu verſtehen vor⸗ ſehe Sie wird wenig, wenn überhaupt etwas, ordentlich ver⸗ ſtehen. 3. Miete niemals eine ſolche, die vorher ausmachen will, was ſie zu tun und nicht zu tun habe. Alles, was du darüber ſagſt oder anhörſt, wird dir ſpäter Verdruß bereiten. 4. Miete niemals ein Mädchen, die viel davon ſpricht, wie die vorige Herrin dies oder jenes tat. Sage feſt, aber ruhig: Jede Hausfrau har ihre eigene Art und Weiſe, die Dinge zu tun, und ſie muß ſelbſt am beſten wiſſen, was für ihren Haus⸗ halt taugt oder nicht. Ar. 18 Die Kraut⸗Ernte Bei uns in Deutſchland iſt das Sauerkraut, das uns jetzt in neuer Ernte winkt, eines der volkstümlichſten Nah⸗ rungsmittel. Vom geſundheitlichen Standpunkt aus konnte Pfarrer Kneipp das Sauerkraut nicht genug loben. In Südbayern beſchäftigen ſich ganze Gemeinden mit dem An⸗ bau, dem Einmachen und dem Verkauf des Krautes, ſo Ismaning bei München, Weichs bei Regensburg u. a. Für die Schmackhaftigkeit und die Bekömmlichkeit des Sauer⸗ krautes iſt das richtige Einmachen von beſonderer Be⸗ deutung. Zunächſt werden die Krautköpfe von den äußeren Blät⸗ tern gereinigt, dann werden ſie auf dem Krauthobel geſchnit⸗ ten. Sodann geht es unter Beigabe von Salz, Wachholder⸗ beeren, Kümmel, vielleicht auch von grünen Weintrauben und von gelben Erbſen an das Einmachen. Die Gärung iſt nach einigen Wochen beendet, und nun ſpielt das„Kraut⸗ faßl“ für die Küche eine beſondere Rolle. Früher fehlte ein ſolches Krautfaßl in keinem Keller der Haushaltungen. Heute allerdings ziehen es die meiſten Hausfrauen vor, ſich je nach Bedarf im Kleinhandel mit Kraut zu verſorgen. Roß kaſtanien. Auf einer Hausſchwelle ſaß heute morgen ein kleiner Flachs⸗ kopf im Regen und ſang— ſang ſein Kauderwelſch und ſeine eigene Tondichtung und klapperte dazu einen ſcharfen Takt mit braunen, glänzenden Roßkaſtanien, die auf einer Kordel aufgereiht waren und wie Kaſtagnetten aneinanderſchlugen. Es klang nicht ſehr laut, aber es war luſtig. Und ſo wie der Bub daſaß und ſeinen vergnügten Lärm machte, war er ein kleines Titelbild vor fröhlichen Herbſtgeſchichten, aus denen es nach der Kelter, reifen Aepfeln, gelbem Laub im Regenwald und herabfallenden Baumfrüchten riecht. 5 Vor ein paar Tagen ſchien die Sonne noch auf die Gaſſen. Da gingen die. Buben und Mädels einſammeln, überall, wo die ſchönen Kaſtanienbäume im Frühjahr die erſten Blatthände ſpreiten und die roten und weißen Frühlingskerzen aufſtecken, im Sommer kühlen ſchwarzen Schatten aufs Pflaſter legen. Im Frühling und im Sommer gehören ſie den Erwachſenen, die ſie je nach ihrer Veranlagung mit lyriſchen Stimmungen oder vom ſachlich⸗nützlichen Standpunkt aus anſehen. Aber wenn ſich die dicken rotbraunen Früchte vom Aſt löſen und aus der ſtacheligen grünen Schale platzen, gehören ſie den Kindern, ganz allein den Kindern, die ein neues Spielzeug auf der Erde finden. Denn man kann die glänzenden, faſt kugeligen Dinger auf eine Kordel reihen und eine Pferdeleine daraus machen, man kann ſie ſich als Indianerſchmuck um den Hals hängen, man kann ſie ganz einfach in ein Säckchen tun und Reichtum fühlen, man kann mit ihnen— wie der Bub heute morgen— klappern und lärmen und, wenn man ein Meſſer hat, an ihnen herumſchnitzeln. Sie ſind ſo herrlich unnütz, die Kaſtanien. Sie ſind mitten im wichtigen Tag, der alles ver⸗ wenden möchte, ein kleines, glänzendes roſtbraunes Kinder⸗ märchen. Martha Werth. Koch⸗Rezepte f. Gedämpfte Schweinsſchnitzel. Schnitzel oder Koteletten werden geklopft, geſalzen, auf einer Seite in Mehl getaucht und auf dieſer Seite zuerſt gebraten, mit gehacktem Kümmel be⸗ ſtreut und dann auf der anderen Seite gebraten. Der Saft wird entfettet, mit Fleiſchbrühe aufgekocht und die Schnitzel darin fertig gedämpft. f. Nieren mit Gehirn. Drei Schweinsnieren werden fein⸗ blätterig geſchnitten, in 50 Gramm Fett, in dem man fein⸗ geſchnittene Zwiebeln anröſten ließ, raſch angebraten, ein ent⸗ häutetes und gehacktes Schweinsgehirn darunter gegeben und noch eine Weile mit geröſtet. Zuletzt würzt man mit Salz, Pfeffer und Majoran und umlegt mit ausgeſtochenen Brot⸗ kroutons. Eintopfgerichte. Wohlſchmeckendes Weißkohl⸗Eintopfgericht. Zutaten: 2 Pfund Weißkohl, gereinigt und feingeſchnitten, 1 Pfund geſchälte, in dünne Scheiben geſchnittene Kartoffeln, 50 g Butter, 1 gehackte Mittelzwiebel, 1 Würfel Maggi's Suppe (Reis, Reiß⸗Julienne, Gerſten oder Gries), etwas Salz, Pfeffer und Muskatnuß. Zubereitung: Schwitze die Zwiebel in der heißen Butter farblos an, gib den Kohl hinzu und dünſte eine Weile, gelegentlich umrührend, bei geſchloſſenem Geſchirr. Hierauf 1dreiviertel Liter Waſſer zugießen, ſalzen, pfeffern und ungefähr eine Stunde langſam ſieden laſſen. Jetzt die Kartoffeln beifügen, ebenſo die zerdrückte, mit einem viertel Liter Waſſer glattgerührte Maggi's Suppe; das Ganze nun unter zeitweiligem Durchrühren garkochen, nachher noch 15 bis 20 Minuten auf heißer Herdplatte ziehen laſſen. Wer das Gericht geſchmacklich verbeſſern will, verwende beim Anſchwitzen 1 bis 2 Eßlöffel würflig geſchnittenen, geräucherten Speck. Vauernfleiſch. Zutaten: 1 Pfund Schweine⸗ oder Kall fleiſch. 200 Gr. fetten, geräucherten Speck, 3 große gelbe Rüben, 2 Pfund Kartoffeln, 3 mittelgroße Zwiebeln, Salz, Pfeffer, dreiviertel Liter Fleiſchbrühe aus 2 Maggi's Fleiſchbrühwürfeln. Zubereitung: Das Fleiſch waſchen und in große Würſel, den Speck feinwürflig ſchneiden, ausbraten, die Fleiſchwürfel hineingeben, auch die in Scheiben geſchnittene Zwiebel, und alles zuſammen von allen Seiten gut an⸗ braten. Dann fügt man die geſchälten, gewaſchenen und in Scheiben geſchnittenen Karotten und Kartoffeln dazu, gießt die Fleiſchbrühe darüber, ſchmeckt nach Salz und Pfeffer ab, deckt feſt zu und läßt auf kleinem Feuer gardämpfem. elle 90/0 05 eit, 19.50 Zteilig wu en atratz wWollmatra 0 15 90/00 Jeg e. 2250 1208.5 e e,, ,, 7